Die FTD geht heute auf unsere Kampagne zu gefährlichen Antibabypillen ein, Zitat: „Yasmin und Yaz haben auch schon bei Bayer-Hauptversammlungen eine Rolle gespielt. Eine Frau, die sich als Opfer sieht, beschrieb hochemotional die Langzeitfolgen für ihre Gesundheit. Eine Bayer-kritische Vereinigung wollte dem Vorstand die Entlastung verweigern, weil er das Produkt rücksichtslose vermarkte und die Risiken herunterspiele.“
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Financial Times, 6. Dezember 2011
Klagen gegen Pharmakonzern: Woche der Wahrheit für Bayers Pillen
Verhütungsmittel gehören zu den wichtigsten Umsatzträgern des Konzerns. Doch Kopien machen den Verkaufsschlagern Yaz und Yasmin Konkurrenz – und ein Urteil der US-Gesundheitsbehörde bedroht ihre Zukunft. von Klaus Max Smolka
Der Pharma- und Chemiekonzern Bayer muss mit einem Doppelschlag für eine seiner wichtigsten Produktgruppen zurechtkommen: die Verhütungspillen Yasmin und Yaz. Gerade erhielt der US-Konzern Watson von der Aufsichtsbehörde FDA die Genehmigung, eine Billigkopie von Yaz herzustellen. In dieser Woche nun steht eine noch folgenschwerere FDA-Entscheidung an. Zwei Beratergremien kommen am Donnerstag zusammen, um das mutmaßlich erhöhte Thromboserisiko dieser Pillenart zu bewerten – und damit über die Zukunft von Bayers zweitgrößtem Verkaufsschlager zu entscheiden.
Deutschlands größter Pharmakonzern ist inzwischen mit 10.400 US-Klagen wegen Yasmin und Yaz konfrontiert. Beides sind Versionen desselben Pillentyps. 2009 standen sie noch an der Spitze des Umsatzrankings in Bayers Pharmasparte. Voriges Jahr gingen die weltweiten Erlöse um knapp ein Sechstel auf 1,1 Mrd. Euro zurück – das lag auch daran, dass Nachahmerfirmen Patente für die Pillen anfochten. Der US-Konzern Barr – inzwischen von Teva aus Israel übernommen – hatte nach einem Rechtsstreit mit Bayer eine Kopie auf den Markt gebracht. Auch Watson droht nun auf den Markt zu drängen.
Zum anderen sind die Pillen in den USA in Verruf gekommen, weil ihnen ein erhöhtes Thromboserisiko im Vergleich mit älteren Verhütungspillen nachgesagt wird. Sie werden deshalb seltener verschrieben. Am Donnerstag beraten zwei Gremien der FDA gemeinsam über Konsequenzen: ein Komitee zu Verhütungsmitteln und eines, das allgemein Arzneirisiken bewertet.
Yasmin ist seit mehr als zehn Jahren auf dem Markt. Bayer hatte das Produkt mit dem Erwerb des Pharmakonzern Schering miteingekauft. Wie die meisten Verhütungspillen ist es ein Kombinationspräparat mit zwei Hormontypen: Östrogen und Gestagen. Yasmin enthält die neue Gestagenvariante Drospirenon, die unter anderem das weitverbreitete Brustspanngefühl lindern soll. Yaz enthält dagegen weniger Östrogen als Yasmin und wird 24 statt 21 Tage pro Monatszyklus eingenommen.
Thrombosen kommen bei Kombipillen als seltene Nebenwirkung schon immer vor. Dabei blockiert verklumptes Blut die Gefäße. Nachdem Studien ein erhöhtes Risiko für Drospirenon nahegelegt hatten, initiierte die FDA im Mai eine Untersuchung. Diese ist nun abgeschlossen. Vorläufige Resultate deuteten zunächst auf ein 1,5-mal so hohes Blutklumpenrisiko wie bei anderen Pillen.
Ende Oktober berichtete die FDA auf ihrer Website dann über eine Studie, wonach die Wahrscheinlichkeit noch etwas höher, nämlich 1,75-mal so hoch liegen könne. Im Auftrag der FDA waren die Patientendaten von mehr als 800.000 Amerikanerinnen analysiert worden. Bayer hält dagegen: Das Risiko sei vergleichbar mit jenem anderer Pillen.
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Bayer hält es für möglich, dass der bestehende Versicherungsschutz für Verteidigungskosten und Schadensersatz nicht ausreicht, wie es im Finanzbericht heißt. „Wir warten ab, wie die Kommissionen entscheiden“, sagte eine Sprecherin. Ob noch Rückstellungen für den Fall nötig würden, lässt der Leverkusener Konzern offen. Yasmin und Yaz haben auch schon bei Bayer-Hauptversammlungen eine Rolle gespielt. Eine Frau, die sich als Opfer sieht, beschrieb hochemotional die Langzeitfolgen für ihre Gesundheit. Eine Bayer-kritische Vereinigung wollte dem Vorstand die Entlastung verweigern, weil er das Produkt rücksichtslose vermarkte und die Risiken herunterspiele.