WDR, 13.09.2004
Kongress für Agrar-Gentechnik in Köln
Einer der weltweit größten Fachkongresse für Biotechnologie im Agrarwesen hat erstmals in Europa am Montag (13.09.04) seine Pforten geöffnet. Bis Mittwoch diskutieren rund 700 Wissenschaftler, Politiker und Unternehmer in Köln auf der „ABIC“ über die wirtschaftliche und wissenschaftliche Bedeutung von gentechnisch veränderten Pflanzen. Zu Konferenzbeginn hatte Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Harald Schartau (SPD) zu einer Versachlichung der Diskussion über die Gentechnik aufgefordert. Kritiker und Befürworter sollten aufeinander zugehen. „Auch wenn wir nicht alle Erkenntnisse der Forschung selber nutzen, wir dürfen nicht zulassen, dass Know-How woanders hingeht“, sagte Schartau.
Kritiker warnen vor gentechnisch veränderten Pflanzen
Kritisch meldete sich die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) zu Wort. „Die Konzerne versprechen auf der ABIC das Blaue vom Himmel: Die Gentechnik soll das Welthungerproblem lösen und den Verbrauch von Agrogiften verhindern“, sagte CBG-Vorstand Axel Köhler-Schnura. Dabei sei Hunger ein reines Verteilungsproblem, das durch teures Gentech-Saatgut und Monokulturen weiter verschärft werde. Darüber hinaus benötigten gentechnisch veränderte Pflanzen auf lange Sicht sogar mehr Pestizide.
Am Wochenende hatte sich auch NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn (Grüne) kritisch zur Pflanzen-Gentechnik geäußert. Die Aussaat gentechnisch veränderter Pflanzen komme einem nicht zu kontrollierenden Freilandversuch gleich. Außerdem gerieten Bauern mit der Technologie in eine stärkere Abhängigkeit.
In der Vergangenheit trafen sich die Teilnehmer alle zwei Jahre in Kanada auf der ABIC. Für 2006 ist der Kongress in Australien geplant.