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Klimaretter

Klimaretter, 10. April 2016

Kritik an Bayers Kohlendioxid-Dream

Der Chemiekonzern Bayer will aus Kohlendioxid den Kunststoff Polyurethan herstellen. Eine Pilotanlage erprobt das Verfahren seit vier Jahren. Die Tochterfirma Covestro hat in Dormagen bei Köln inzwischen eine „Produktionsstraße“ errichtet, die im Sommer in Betrieb gehen soll – unter dem Namen „Dream Production“. Dagegen regt sich nun Widerstand.

Bislang werden Polyurethane aus Erdöl hergestellt. Der Kunststoff findet etwa in Abwaschschwämmen, bei der Gebäude-Dämmung, in Matratzen, der Automobilindustrie, als Klebstoff oder Anstrich Verwendung. Die Herstellung gehört zu den Kernprodukten des Bayer-Konzerns. Dass bei der „Dream Production“ Kunststoff auf CO2-Basis hergestellt wird, nennt Bayer einen „ganzheitlichen Ansatz zur Nachhaltigkeit“. Das Bundesforschungsministerium förderte das neun Millionen Euro teure Pilotprojekt mit vier Millionen Euro und sprach von einem wichtigen Schritt in eine „grüne Wirtschaft“. Auch das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium lobt die Bayer-Anlage als Vorreiter für den Klimaschutz.

Umweltschützer bezeichnen das Projekt jedoch als „Öko-Schwindel“. Der Energieaufwand für das Verfahren sei sehr hoch, es stelle deshalb keinen ökologischen Fortschritt dar. „Man kann sich kaum eine ökologisch katastrophalere Strategie ausdenken, als ausgerechnet das auf dem niedrigsten Energielevel ruhende Molekül CO2 zum Aufbau komplexer, energiereicher Verbindungen nutzen zu wollen“, sagte Hermann Fischer vom Naturschutzbund (Nabu). „Das ist Greenwashing, mit dem sich das Unternehmen ein grünes Mäntelchen umhängen möchte“, kritisierte der Chemiker Gerd Liebezeit.

Bayer betreibe „Öko-PR in eigener Sache“, warf Manuel Fernández vom BUND dem Chemiekonzern vor. „Es macht sich einfach gut, mit einem Verfahren zu prahlen, welches das ‚böse‘ CO2 in harmlose und nützliche Verbindungen umwandelt“, sagte Hermann Fischer. „PR-Strategen haben daher Kohlendioxid zum neuen Lieblings-Spielzeug der Chemie erwählt. Man baut darauf, dass die Öffentlichkeit den energetischen und verfahrenstechnischen Irrsinn hinter dieser Aktion nicht hinterfragt.“ Das Netzwerk Coordination gegen Bayer-Gefahren forderte, stattdessen solle der Kunststoffverbrauch insgesamt reduziert und „wirksame Schritte zur Vermeidung von Plastikmüll sowie die Förderung nachhaltiger Verfahren“ ergriffen werden.

die Stellungnahme der Coordination