Neues Deutschland, 26. Januar 2009
Giftiger Export
Im australischen Fluss Noosa werden zahlreiche deformierte Fische mit zwei Köpfen beobachtet. Nach dem Schlüpfen sterben die Fischlarven innerhalb von 48 Stunden, berichtet der auf Fische spezialisierte Veterinärmediziner Matt Landos. Eine Zuchtfarm allein verlor mehrere Millionen Larven.
Die Ursachenforschung für das Fischsterben führte zu Pestiziden, die der Bayer-Konzern im Sortiment führt. Dabei handelt es sich um das Insektizid Endosulfan und das Fungizid Carbendazim. Beide Pestizide sollen auf einer Plantage in der Nähe des Flusses versprüht worden sein.
Die Nichtregierungsorganisation »Rettet den Regenwald« und die »Coordination gegen BAYER-Gefahren« fordern einen sofortigen Verkaufsstopp für Endosulfan. Das Nervengift ist in mehr als 50 Ländern verboten. Auch in Deutschland besitzt Endosulfan seit 1991 keine Zulassung mehr. Der Bayer-Konzern produziert es jedoch weiterhin für den Export in Länder des globalen Südens. So waren circa 10 Tonnen Endosulfan an Bord der am 22. Juni 2008 während eines Sturms vor der philippinischen Insel Sibuyan gesunkenen Fähre »Princess of the Stars«. Vor allem die ärmsten Länder der Welt gehören zu den beliebten Zielen dieser hochgiftigen Stoffe. Schließlich gibt es dort häufig keine zivilgesellschaftlichen Organisationen, die sich gegen das Gift aus Europa zur Wehr setzen können. So rückte erst durch die verstärkte Piratentätigkeit auch hierzulande ins Bewusstsein, dass die somalische Küste in den letzten Jahren zum Tummelplatz von Schiffen aus europäischen Ländern wurde, die dort ihren Giftmüll entsorgen. Eine internationale Kooperation, wie sie jetzt im Falle des Fischsterbens in Australien gelungen ist, wäre auch in diesen Ländern dringend notwendig. Denn dass die reichen Länder Stoffe, die in Europa schon längst geächtet sind, einfach in den globalen Süden exportieren können, ist ein Beleg für den Fortbestand einer ungerechten Weltordnung. Erst wenn die afrikanischen und asiatischen Länder den Giftexport an die Absender zurück schicken können, würde sich daran etwas ändern.
Von Peter Nowak
Mutierte Fische: Umweltverbände fordern Verbot von Endosulfan