Liebe Freundinnen und Freunde!
Seit mehr als 40 Jahren ist die Coordination gegen BAYER-Gefahren nun schon auf BAYER-Hauptversammlungen aktiv. Immer haben sie und ihre Kooperationspartner die Aktionäre mit Flugblättern empfangen und anschließend im Saal konzern-kritische Reden gehalten.
Aber mit Corona hat der BAYER-Konzern die ungünstige Gelegenheit ergriffen und die Hauptversammlung zu einer geschlossenen Online-Gesellschaft gemacht. So braucht er sich nicht mehr direkt mit der Konzern-Kritik zu konfrontieren und kann auch die Redner von seinen Aktionären fernhalten. Nicht selten in der Vergangenheit nämlich haben Redner, besonders wenn es sich Geschädigte von BAYER-Produkten handelte, die Aktionäre nicht unberührt gelassen. Manche von ihnen haben dann sogar der CBG ihre Stimmrechte überlassen und so für mehr Nein-Stimmen bei der Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat gesorgt.
Die CBG aber lässt sich mit ihrem Protest nicht so einfach in den virtuellen Raum abschieben. Sie will weiter Protest in Präsenz zeigen und hat deshalb zeitgleich zum Beginn von BAYERs Online-Hauptversammlung diese Kundgebung organisiert.
Ein Schwerpunkt-Thema der CBG bei der diesjährigen HV sind BAYERs prekäre Lieferketten. Der Lieferketten-Bericht des Konzerns führt nämlich über 100 Verstöße gegen Menschenrechte, Sozial-, Gesundheits-, Arbeitsschutz- und Arbeitsrechte-Standards auf.
Am gravierendsten ist Kinderarbeit, und das nicht zum ersten Mal. Bereits im Jahr 2003 machte die CBG flächendeckende Kinderarbeit in der indischen Saatgut-Lieferkette von BAYER öffentlich. Konkret handelte es sich um die Produktion von hybridem, also nicht fortpflanzungsfähigen Baumwoll-Saaten. Die ist nämlich besonders arbeitsintensiv. Bei jedem Keim muss der eigene Samen entfernt und der fremde Samen aufgetragen werden. Um Kosten zu sparen, griffen die Farm-Betriebe deshalb bevorzugt auf Kinder, zumeist Mädchen im Alter von 6-14 Jahren, zurück.
Bei den anderen Verstößen handelte es sich um Behinderung gewerkschaftlicher Tätigkeit, gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen, Arbeitsschutz-Verletzungen, die Vorenthaltung eines gerechten Lohns und Diskriminierung am Arbeitsplatz.
Umweltschutz-Verstöße fehlen in der Aufstellung, das aber auch nur, weil das deutsche Lieferketten-Sorgfaltspflichten-Gesetz die Berichtspflicht hier auf unbedeutende Teilbereiche beschränkt hat. Die CBG und andere Organisationen haben deshalb Nachbesserungen gefordert, aber die Politik geht den umgekehrten Weg. Die EU hat eine sogenannte Vereinfachung der Lieferketten-Richtlinie angedroht, und die neue Bundesregierung greift noch strenger durch. Sie verkündet im Koalitionsvertrag: „Darüber hinaus schaffen wir das nationale Lieferkettensorgfaltspflichten-Gesetz ab (…) Die Berichtspflicht wird unmittelbar abgeschafft und entfällt komplett.“
Natürlich waren BAYER & Co. daran nicht ganz unschuldig. Sie haben alle ihre Lobby-Mittel gegen das angebliche „Bürokratie-Monster“ mobilisiert. Dazu wird der BAYER-Vorstand heute in der Hauptversammlung Rede und Antwort stehen müssen, wie auch zu den anderen Themen, über die wir gleich noch etwas hören werden wie PFAS, die neuen Gentechniken und die Pestizid-Nebenwirkung „Parkinson“ – wie auch noch zu zahlreichen weiteren. Unter anderem wird es Beiträge vom Umweltinstitut München, dem Pestizid Aktions-Netzwerk, dem Gen-ethischen Netzwerk, der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, den Parents for Future Leverkusen, Foodwatch und dem Corporate Europe Observatory geben. Es wird also kein ganz einfacher Tag für BAYER werden!