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Beiträge verschlagwortet als “BAYER HV 2019”

[Marius Stelzmann] BAYER HV 2019

CBG Redaktion

Rede Marius Stelzmann (Geschäftsführer CBG)

Sehr geehrte AktionärInnen,

Mein Name ist Marius Stelzmann. Ich bin Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren.

Der BAYER-Konzern hat Ende November 2018 den Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen bekannt gegeben. Mehr als jede zehnte Stelle will er streichen. Das ist mehr als jedes andere bundesdeutsche Unternehmen im letzten Jahr. Im globalen Maßstab kommt die Gesellschaft damit auf den sechsten Rang. Kürzlich wurde die geplante Streichung von 4500 Arbeitsplätzen in Deutschland veröffentlicht. Ich frage den Vorstand, ob es bei den bisherigen Stellenstreichungen bleiben wird, oder ob noch mehr Stellen gestrichen werden?

Im Zuge der Übernahme hatte der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann noch versprochen: „BAYER wird nach Abschluss der Integration mehrere Tausend Stellen in den USA schaffen" und entsprechende Zusagen auch für die europäischen Standorte gemacht. Gehegt werden sollte die Illusion eines Trickle-Down Effekts, die Vorstellung, dass der erwirtschaftete Profit auch den einfachen ArbeitnehmerInnen zu Gute kommen würde. Ein Jahr nach der Monsanto Übernahme sieht die Realität aber genau gegenteilig aus. Bereits elf Tage nach Vollzug der Transaktion begann der Schadensersatz-Prozess von DeWayne Johnson. Dieser Prozess hat für BAYER, wie sie alle wissen, mit einer Verurteilung zu einer Strafe in zweistelliger Millionenhöhe geendet. Sofort stürzte die BAYER-Aktie ab. Nach dem zweiten verlorenen Glyphosat-Prozess ist sie nochmals in ihrem Wert gefallen. Trotz all dieser Katastrophen beharrt der Vorstand darauf, dass Glyphosat unschädlich ist und der Kauf von Monsanto eine gute Idee war. Zwei Gerichtsurteile belegen mittlerweile das Gegenteil. Die Urteile haben in den USA landesweite Signalwirkung, weil sie Präzedenzfälle sind.

Diese Woche gaben Großaktionäre wie Black Rock und Deka Investment bekannt, das sie den Vorstand nicht entlasten wollen. Der Kurs des Vorstands, mit einer Fusion den maximalen Profit herauszuschlagen, ist offensichtlich gescheitert. Es steht daher zu befürchten, dass dieser Kurs nun zugunsten eines Kurses geändert wird, der noch unsozialer für die Beschäftigten ist: Die Zerschlagung des Konzerns und deren Aufkauf durch andere Global Player. Es wäre in diesem Fall mit weiterem Stellenabbau und der Schließung ganzer Standorte zu rechnen. Ist dem Vorstand bekannt, ob Großaktionäre des Konzerns eine Aufspaltung vorantreiben wollen?

Doch die Problematik beginnt nicht mit der Übernahme von Monsanto. Um nur ein Beispiel zu nennen: BAYER hat von 1955 bis zur gesetzlichen Regelung des Zulassungsverfahrens im Jahre 1978 Arzneien in Kinderheimen und jugendpsychiatrischen Einrichtungen testen lassen. Nach der Markteinführung dieser Wirkstoffe hat BAYER diese Produkte für nicht getestete, nicht-medizinische Indikationen in großem Umfang an Heime und Anstalten verkauft. Dazu sprechen heute mehrere direkt von dieser Konzernpolitik Betroffene. Wie gedenkt der Vorstand, mit den Betroffenen zu kooperieren, um ihnen eine angemessene Entschädigung zukommen zu lassen?

Aus den genannten Gründen bzw. auf Grund der erläuterten Sachverhalte stelle ich die Anträge, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten und bitte alle AktionärInnen bei den entsprechenden Tagesordnungspunkten mit NEIN zu stimmen. Bei vorzeitigem Verlassen der HV übertragen Sie bitte Ihre Stimmen den VertreterInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren, die Sie vorne links im Saal finden. Danke.

[Dr. Peter Clausing] BAYER HV 2019

CBG Redaktion

Sehr geehrter Damen und Herren Aktionäre, Aufsichtsratsmitglieder und Vorstände. Mein Name ist Peter Clausing und ich bin vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany).

Sehr geehrter Herr Baumann, da unsere Ansichten über Glyphosat diametral auseinandergehen, wende ich mich einem unstrittigen Bayer-Wirkstoff zu – dem insektiziden Wirkstoff Thiacloprid.

Ich gehe davon aus, dass Ihnen bekannt ist, dass Thiacloprid in der EU als wahrscheinlich fortpflanzungsschädigend beim Menschen eingestuft ist, also als reproduktionstoxischer Stoff der Kategorie 1B. Das heißt, Thiacloprid steht im Verdacht, beim Menschen Schäden des ungeborenen Lebens bzw.
Fortpflanzungsstörungen bei Erwachsenen hervorzurufen. Diese Einschätzung wurde von jenen Behörden getroffen, deren Urteil Sie im Fall von Glyphosat so schätzen. Am Rande sei bemerkt, das Thiacloprid in der EU außerdem als krebserregender Wirkstoff der Kategorie 2 eingestuft ist.

Die EU-Verordnung 1107/2009 sieht vor, dass reproduktionstoxische Stoffe der Kategorie 1B nicht vermarktet werden dürfen, es sei denn die Rückstände des betreffenden Wirkstoffs in Nahrungs- und Futtermitteln übersteigen nicht den in der EU festgelegten Grenzwert. Nun ist es aber so, dass allein in Deutschland im Rahmen der offiziellen nationalen Rückstandsüberwachung zwischen 2009 und 2017 alljährlich Hunderte Lebensmittelproben mit Thiacloprid belastet waren, und die festgelegten Höchstwerte jedes Jahr mehrfach überschritten wurden. Von einer vernachlässigbaren Exposition des Menschen kann also keine Rede sein, sondern eher von einer Nachlässigkeit der Behörden, die für Thiacloprid weiterhin eine Vermarktungsgenehmigung erteilt haben.

Deshalb habe ich folgende Fragen:

1. Wie hoch ist der jährliche globale Umsatz von Thiacloprid sowohl wertmäßig (absolut und in Prozent des Gesamtumsatzes) als auch bezüglich der Tonnage?

2. Wäre die Unternehmensleitung bereit, Thiacloprid in der Europäischen Union freiwillig vom Markt zu nehmen? Wenn ja, wann? Wenn nein, was ist die ethische Begründung der Unternehmensleitung, das nicht zu tun?

3. Wäre die Unternehmensleitung bereit, eine solche freiwillige Rücknahme von Thiacloprid weltweit vorzunehmen?

Gestatten Sie mir den Hinweis, dass das Unternehmen bereits früher eine freiwillige Verpflichtung zu einem Vermarktungsverzicht übernahm. Am 13.6.2013 unterschrieben Vertreter von Syngenta, BASF und Bayer Cropscience ein Protokoll, in dem sie sich bis Ende 2013 zur Entfernung von hochgiftigen Pestiziden aus der Produktpalette verpflichteten. Für Bayer Cropscience wurde diese Vereinbarung von Herrn Dr. Michael Schneider unterschrieben.

Bei den hochgiftigen Pestiziden ging es um Wirkstoffe der WHO Klassen 1a und 1b. Dazu zählt der Wirkstoff Methiocarb, der nach aktuellem Kenntnisstand weiterhin vermarktet wird.

Auf eine schriftliche Anfrage antwortete Herr Dr. Schneider am 28. Juli 2015 – Bayer hat, ich zitiere, „auch im Fall Methiocarb sein Ausstiegsversprechen wahr gemacht, so dass es heute keine Methiocarb haltigen Handelspräparate der WHO-Klassen 1a/1b im landwirtschaftlichen Portfolio des Unternehmens gibt“ – Zitat Ende.

Auch hier zunächst meine Frage: Wie hoch ist der jährliche globale Umsatz von Methiocarb sowohl wertmäßig als auch bezüglich der Tonnage?
Darüber hinaus habe ich folgende Fragen:

1. Herr Dr. Schneider spricht in seinem Schreiben vom 28. Juli 2015 von einer ausnahmsweisen Anwendung von Methiocarb zur Bekämpfung von Thripsen und zur Beizung von Saatgut. Bitte erklären Sie mir, wieso dann auf der Website von Bayer Cropscience Jordanien, das Methiocarb-Produkt Mesurol-50WP zur Bekämpfung von Zwergzikaden, Blattläusen und anderen Insekten angeboten wird

2. Mesurol-50WP hat bei Anwendung der WHO-Kriterien eine akute Toxizität von 40 mg/kg und fällt mithin als Präparat in die WHO-Klasse 1b. Erklären Sie mir deshalb bitte, wieso Bayer auf der jordanischen Website das Präparat als „mäßig toxisch“ (Klasse II) beschreibt?

Ich stelle den Antrag, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten und bitte alle Aktionäre bei den entsprechenden Tagesordnungspunkten mit NEIN zu stimmen.

[Dr. Klaus Schepker] Redebeiträge BAYER HV 2019

CBG Redaktion

Redebeitrag Dr. Klaus Schepker

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Dr. Klaus Schepker, ich bin Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Ulm und beschäftige mich mit der Geschichte der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Ehemalige Heimkinder, einige von ihnen haben heute bereits zu Ihnen gesprochen, haben immer wieder berichtet, dass sie als Kinder und Jugendliche in den Anstalten und Heimen in den Fünfziger- bis Siebzigerjahren monatelang, teilweise über Jahre, Psychopharmaka erhielten.

Große psychiatrische Anstalten, wie das Landeskrankenhaus Schleswig, waren damals für die Bayer AG vor und nach Markteinführung ihrer Psychopharmaka von großem Nutzen. Vor der Markteinführung von Produkten diente das Landeskrankenhaus als Versuchsfeld, war eine sogenannte „Prüfstelle“. Eine Megaphen®-Studie 1956 und die „klinische Erprobung“ einer „Megaphen-Kombination“ 1958 sind belegt. Diese ethisch fraglichen Medikamentenversuche an Kindern und Jugendlichen waren Industrie und Ärzten nur möglich durch den sehr großen gesetzlichen Spielraum, den Politik und Gesundheitsbehörden den Pharmaunternehmen und Ärzten vor 1978 einräumten. Ein neues Produkt musste lediglich registriert werden.

Bayer hat die gesetzlichen Spielräume maximal ausgenutzt. So hat Bayer seine Psychopharmaka bei Markteintritt gezielt für „pädagogische“ Indikationen angeboten ohne dass die „pädagogische“ Wirksamkeit durch Studien belegt war. Der dämpfende, sedierende Charakter z.B. von Aolept® sollte genutzt werden, um den Anstaltsalltag damit „effektiver“ zu gestalten, oder wie es in der Aolept® Werbung von Bayer formuliert wurde, die Dauermedikation „erleichtert das Zusammenleben“: das Ziel waren Anpassung, Ruhe und Schulfähigkeit.
Aolept® wurde „zur ambulanten Behandlung von Verhaltensstörungen bei Kindern, Jugendlichen“ empfohlen (Rote Liste 1969, S. 74). Psychopharmaka wurden trotz noch nicht genau bekannter Wirkung und noch völlig unbekannten Langzeitwirkungen, besonders bei den heranwachsenden Kindern, gezielt für den Heimeinsatz auf den Markt gebracht und beworben. Die Produkte wurden von Bayer marktgerecht für die Zielkundschaft in sogenannten „Anstaltspackungen“ verkauft, die laut Roter Liste 1969 zwischen „250 und 1000 Dragees“ enthielten.

Gemäß Bayer-Werbung wirkt Aolept® „emotional und affektiv ausgleichend, vermindert Impulsivität und Aggressivität, unterdrückt destruktive und asoziale Tendenzen, fördert die Anpassungsfähigkeit an Familie und Gemeinschaft“. Nur ganz nebenbei wird als „weitere Aolept-Indikation“ die „Dauertherapie aller Schizophrenieformen“ erwähnt.

Der Verkauf von BAYER-Produkten für nicht-medizinische, pädagogische Indikationen, zur Sedierung ist ethisch fragwürdig und eine monate-, sogar jahrelange Dauermedikation als Kind, mit quasi ungetesteten Medikamenten im Anstalts- und Heimalltag, lässt Folgeschäden zumindest möglich erscheinen.

Mein Fazit: Bayer ist ethisch mitverantwortlich für die massenhafte Dauersedierung von Heimkindern in den 50er- bis 70er- Jahren. Bayer hat dabei viel Geld verdient.

Meine Fragen:

Wird Bayer, anders als im Geschäftsjahr 2018, die Aufklärung jetzt aktiv unterstützen?

Wird Bayer sich für die Dauersedierung von Heimkindern bei den Betroffenen entschuldigen?

Wird Bayer sich an der Entschädigung der von Dauersedierung Betroffenen beteiligen?

[Felicitas Rohrer] BAYER HV 2019

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Felicitas Rohrer, ich bin 34 Jahre alt und von Beruf Tierärztin und Journalistin.

Ich spreche hier für die „Risiko Pille – Initiative Thrombose-Geschädigter“. Manche von Ihnen werden mich schon kennen. Ich erlitt vor fast zehn Jahren eine beidseitige Lungenembolie mit Atem- und Herzstillstand aufgrund der Einnahme der Antibabypille Yasminelle von Bayer. Eine Antibabypille, die ein höheres Thromboserisiko als andere Pillen hat. Wovon Bayer wusste. Was Sie aber elf Jahre lang nicht in den Beipackzettel geschrieben haben.

Alleine in Deutschland wurden dem BfArM durch Pillen der 3. und 4. Generation 53 Todesfälle und 1463 thromboembolische Vorfälle gemeldet. Wir schätzen die Dunkelziffer weitaus höher, da oft kein kausaler Zusammenhang vermutet wird.

Wie viele Todesopfer sind Bayer aufgrund Antibabypillen der 3. und 4. Generation in Deutschland bekannt?

Wie viele weltweit?

Wie viele Erkrankungs-Opfer thromboembolischer Ereignisse gibt es in Deutschland und weltweit?

Bayer zahlte bis Februar 2016 alleine für außergerichtliche Vergleiche in den USA für drospirenon-geschädigte Frauen 2,1 Milliarden Dollar an 17.500 Klägerinnen.

Wie viel wurde bis zum heutigen Tag in den USA an außergerichtlichen Entschädigungszahlungen an wie viele Frauen wegen Ihrer drospirenonhaltiger Pillen geleistet?

Wie viele Klagen sind in den USA und weltweit noch anhängig?

Meine Klage in Deutschland ist kürzlich in die nächste Instanz an ein Oberlandesgericht gegangen.

Wie viele Klagen auf Schadensersatz und/oder Schmerzensgeld sind derzeit in Deutschland gegen Bayer wegen Ihrer Antibabypillen anhängig? Und wie viele Klagen wurden abgewiesen, allerdings nicht aufgrund von Formfehlern, sondern durch ein Gerichtsurteil?

Wie viel Geld hat Bayer in diesem Geschäftsjahr für Entschädigungszahlungen zurückgestellt?

Und was ist an dem Gerücht dran, dass Bayer seine Gynäkologiesparte abstoßen möchte, weil hier bald nur noch negative Zahlen zu erwarten sind?

Geehrter Vorstand, Sie weigern sich weiterhin, in Deutschland und Europa Verantwortung für Ihre Antibaby-Pillen zu übernehmen. Sie werden uns aber nicht los, wir sind immer noch da, das Thema wird immer bekannter. Und weil wir eigentlich schon Wort für Wort Ihre Antwort auf diese Rede vorhersagen können, haben wir eine Bitte, die mit Sicherheit ungehört bleiben wird:

Geben Sie sich ausnahmsweise mal Mühe und kommen Sie nicht wieder mit den gleichen Antworten. Und bitte unterlassen Sie den ewig gleichen Hinweis auf das positive Risiko-Nutzen-Profil Ihrer Pillen oder auf Ihre eigenfinanzierte Studie. Wir können es nicht mehr hören. Kommen Sie mal in der Wirklichkeit an und akzeptieren Sie die aktuelle Studienlage. Sie haben nicht nur durch die Fusion mit Monsanto riesige Probleme. Die Einführung dieser risikoreicheren Antibabypillen war ein Fehler, der Sie enorm viel Geld kosten wird. Wollen Sie warten, bis die Entschädigungszahlungen, die Klagen und der öffentliche Druck zu groß werden?

Sehr geehrte Aktionäre, ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das wollen. Ich bitte Sie daher abschließend, diesen Vorstand nicht zu entlasten.