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Beiträge verschlagwortet als “BAYER HV 2019”

[Dr. Klaus Schepker] Redebeiträge BAYER HV 2019

CBG Redaktion

Redebeitrag Dr. Klaus Schepker

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Dr. Klaus Schepker, ich bin Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Ulm und beschäftige mich mit der Geschichte der Kinder- und Jugendpsychiatrie.
Ehemalige Heimkinder, einige von ihnen haben heute bereits zu Ihnen gesprochen, haben immer wieder berichtet, dass sie als Kinder und Jugendliche in den Anstalten und Heimen in den Fünfziger- bis Siebzigerjahren monatelang, teilweise über Jahre, Psychopharmaka erhielten.

Große psychiatrische Anstalten, wie das Landeskrankenhaus Schleswig, waren damals für die Bayer AG vor und nach Markteinführung ihrer Psychopharmaka von großem Nutzen. Vor der Markteinführung von Produkten diente das Landeskrankenhaus als Versuchsfeld, war eine sogenannte „Prüfstelle“. Eine Megaphen®-Studie 1956 und die „klinische Erprobung“ einer „Megaphen-Kombination“ 1958 sind belegt. Diese ethisch fraglichen Medikamentenversuche an Kindern und Jugendlichen waren Industrie und Ärzten nur möglich durch den sehr großen gesetzlichen Spielraum, den Politik und Gesundheitsbehörden den Pharmaunternehmen und Ärzten vor 1978 einräumten. Ein neues Produkt musste lediglich registriert werden.

Bayer hat die gesetzlichen Spielräume maximal ausgenutzt. So hat Bayer seine Psychopharmaka bei Markteintritt gezielt für „pädagogische“ Indikationen angeboten ohne dass die „pädagogische“ Wirksamkeit durch Studien belegt war. Der dämpfende, sedierende Charakter z.B. von Aolept® sollte genutzt werden, um den Anstaltsalltag damit „effektiver“ zu gestalten, oder wie es in der Aolept® Werbung von Bayer formuliert wurde, die Dauermedikation „erleichtert das Zusammenleben“: das Ziel waren Anpassung, Ruhe und Schulfähigkeit.
Aolept® wurde „zur ambulanten Behandlung von Verhaltensstörungen bei Kindern, Jugendlichen“ empfohlen (Rote Liste 1969, S. 74). Psychopharmaka wurden trotz noch nicht genau bekannter Wirkung und noch völlig unbekannten Langzeitwirkungen, besonders bei den heranwachsenden Kindern, gezielt für den Heimeinsatz auf den Markt gebracht und beworben. Die Produkte wurden von Bayer marktgerecht für die Zielkundschaft in sogenannten „Anstaltspackungen“ verkauft, die laut Roter Liste 1969 zwischen „250 und 1000 Dragees“ enthielten.

Gemäß Bayer-Werbung wirkt Aolept® „emotional und affektiv ausgleichend, vermindert Impulsivität und Aggressivität, unterdrückt destruktive und asoziale Tendenzen, fördert die Anpassungsfähigkeit an Familie und Gemeinschaft“. Nur ganz nebenbei wird als „weitere Aolept-Indikation“ die „Dauertherapie aller Schizophrenieformen“ erwähnt.

Der Verkauf von BAYER-Produkten für nicht-medizinische, pädagogische Indikationen, zur Sedierung ist ethisch fragwürdig und eine monate-, sogar jahrelange Dauermedikation als Kind, mit quasi ungetesteten Medikamenten im Anstalts- und Heimalltag, lässt Folgeschäden zumindest möglich erscheinen.

Mein Fazit: Bayer ist ethisch mitverantwortlich für die massenhafte Dauersedierung von Heimkindern in den 50er- bis 70er- Jahren. Bayer hat dabei viel Geld verdient.

Meine Fragen:

Wird Bayer, anders als im Geschäftsjahr 2018, die Aufklärung jetzt aktiv unterstützen?

Wird Bayer sich für die Dauersedierung von Heimkindern bei den Betroffenen entschuldigen?

Wird Bayer sich an der Entschädigung der von Dauersedierung Betroffenen beteiligen?

[Felicitas Rohrer] BAYER HV 2019

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Felicitas Rohrer, ich bin 34 Jahre alt und von Beruf Tierärztin und Journalistin.

Ich spreche hier für die „Risiko Pille – Initiative Thrombose-Geschädigter“. Manche von Ihnen werden mich schon kennen. Ich erlitt vor fast zehn Jahren eine beidseitige Lungenembolie mit Atem- und Herzstillstand aufgrund der Einnahme der Antibabypille Yasminelle von Bayer. Eine Antibabypille, die ein höheres Thromboserisiko als andere Pillen hat. Wovon Bayer wusste. Was Sie aber elf Jahre lang nicht in den Beipackzettel geschrieben haben.

Alleine in Deutschland wurden dem BfArM durch Pillen der 3. und 4. Generation 53 Todesfälle und 1463 thromboembolische Vorfälle gemeldet. Wir schätzen die Dunkelziffer weitaus höher, da oft kein kausaler Zusammenhang vermutet wird.

Wie viele Todesopfer sind Bayer aufgrund Antibabypillen der 3. und 4. Generation in Deutschland bekannt?

Wie viele weltweit?

Wie viele Erkrankungs-Opfer thromboembolischer Ereignisse gibt es in Deutschland und weltweit?

Bayer zahlte bis Februar 2016 alleine für außergerichtliche Vergleiche in den USA für drospirenon-geschädigte Frauen 2,1 Milliarden Dollar an 17.500 Klägerinnen.

Wie viel wurde bis zum heutigen Tag in den USA an außergerichtlichen Entschädigungszahlungen an wie viele Frauen wegen Ihrer drospirenonhaltiger Pillen geleistet?

Wie viele Klagen sind in den USA und weltweit noch anhängig?

Meine Klage in Deutschland ist kürzlich in die nächste Instanz an ein Oberlandesgericht gegangen.

Wie viele Klagen auf Schadensersatz und/oder Schmerzensgeld sind derzeit in Deutschland gegen Bayer wegen Ihrer Antibabypillen anhängig? Und wie viele Klagen wurden abgewiesen, allerdings nicht aufgrund von Formfehlern, sondern durch ein Gerichtsurteil?

Wie viel Geld hat Bayer in diesem Geschäftsjahr für Entschädigungszahlungen zurückgestellt?

Und was ist an dem Gerücht dran, dass Bayer seine Gynäkologiesparte abstoßen möchte, weil hier bald nur noch negative Zahlen zu erwarten sind?

Geehrter Vorstand, Sie weigern sich weiterhin, in Deutschland und Europa Verantwortung für Ihre Antibaby-Pillen zu übernehmen. Sie werden uns aber nicht los, wir sind immer noch da, das Thema wird immer bekannter. Und weil wir eigentlich schon Wort für Wort Ihre Antwort auf diese Rede vorhersagen können, haben wir eine Bitte, die mit Sicherheit ungehört bleiben wird:

Geben Sie sich ausnahmsweise mal Mühe und kommen Sie nicht wieder mit den gleichen Antworten. Und bitte unterlassen Sie den ewig gleichen Hinweis auf das positive Risiko-Nutzen-Profil Ihrer Pillen oder auf Ihre eigenfinanzierte Studie. Wir können es nicht mehr hören. Kommen Sie mal in der Wirklichkeit an und akzeptieren Sie die aktuelle Studienlage. Sie haben nicht nur durch die Fusion mit Monsanto riesige Probleme. Die Einführung dieser risikoreicheren Antibabypillen war ein Fehler, der Sie enorm viel Geld kosten wird. Wollen Sie warten, bis die Entschädigungszahlungen, die Klagen und der öffentliche Druck zu groß werden?

Sehr geehrte Aktionäre, ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das wollen. Ich bitte Sie daher abschließend, diesen Vorstand nicht zu entlasten.

[Christophe Mailliet ] BAYER HV 2019

CBG Redaktion

Guten Tag sehr geehrte Damen und Herren,

sehr geehrter Herr Baumann und sehr geehrter Herr Wenning,

mein Name ist Christophe Mailliet. Ich bin Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt in Berlin. Wir sind eine entwicklungspolitische Organisation und unterstützen in fünf afrikanischen Ländern, Brasilien und Indien kleine Initiativprojekte. Mit unseren Partner*innen vor Ort arbeiten wir zu den Schwerpunkten Menschenrechte und Frauenrechte im Besonderen, aber auch im landwirtschaftlichen Bereich. So unterstützen wir beispielsweise seit Jahrzehnten KleinbäuerInnen weltweit.

So kam es, dass wir 2017 zusammen mit einer unserer Partnerorganisationen in Südindien herausfanden, dass Monsanto – damals noch nicht von Bayer aufgekauft – illegal die Glyphosat-tolerante neue Gen-Baumwollsorte Roundup Ready Flex Bt Cotton verkaufte. Das Ziel war klar: Durch den illegalen Vertrieb dieser Bauwollsorte sollte ein noch höherer Umsatz von Glyphosat erreicht werden. Und dass, obwohl die IARC das Mittel als „wahrscheinlich krebserregend“ bereits eingestuft hatte.

Die vielen tausend Klagen gegen Ihren Konzern allein in den USA und die bisher erwirkten Urteile gegen Sie zeigen, wie gefährlich der Einsatz von Glyphosat ist. Dieses Pestizid ist nicht zum Einsatz in der Landwirtschaft geeignet, da in den allermeisten Ländern eine sog. „sachgerechte Anwendung“ nicht möglich ist. Es geht aber nicht nur um die krebserregende Wirkung von Glyphosat, sondern auch um Auslaugung der Böden, dem Verlust an Biodiversität, und die Bildung von hochgradigen Resistenzen. Dennoch haben Sie mit Monsanto den Verkauf von überteuertem modifiziertem Saatgut und damit den Einsatz der Giftmittel in Indien auf alle Bundesstaaten ausgeweitet. Der versprochene Ertragszuwachs für die Kleinbäuerinnen und Bauern bleibt aber aus. Unter falschen Versprechen werden diese wissentlich in den Ruin getrieben. In Indien nehmen sich jedes Jahr über 10.000 Bauern das Leben, weil sie auch dadurch dramatisch überschuldet sind. Sie tun das oft, indem sie Pestizide trinken.

Die Indische Regierung hat reagiert. Mittlerweile gibt es verschiedene staatliche Initiativen, unterstützt von NGO`s wie uns, die eine ökologische vertretbare Landwirtschaft in Indien vorantreiben. Der Bundesstaat Sikkim ist bereits pestizidfrei, und der Bundestaat Andra Pradesh mit knapp 50 Millionen Einwohnern wird es bis 2025 sein. Nun zu unseren Fragen, an denen sich auch entsprechende Forderungen anschließen:

1.Wie wollen Sie sicherstellen, dass der illegale Vertrieb von pestizidresistentem und genmodifiziertem Saatgut in Indien und anderswo unterbunden wird?
2.Sind sie bereit, den Vertrieb von Glyphosat und anderen Ackergiften zu stoppen, solange nicht zweifelsfrei erwiesen ist, dass diese nicht gesundheitsgefährdend sind?

3.Sind Sie bereit, die Verharmlosung des Einsatzes eines laut IARC krebserregenden Mittels - indem sie beispielsweise immer wieder auf eine Nicht-Gefährlichkeit bei „sachgemäßer Verwendung“, die in den meisten Ländern aufgrund von fehlender Schutzkleidung und Atemschutz unmöglich ist, verweisen - zu beenden?

Unsere Forderungen werden von über 4500 Personen unterstützt, deren Unterschriften in dieser Petition aufgeführt sind, und die ich Ihnen heute überreichen möchte. Wir alle möchten unseren indischen Partner*innen den Rücken stärken und wünschen uns von Ihnen, dass Sie Ihre Verantwortung für Menschen und das Leben an sich als großes international agierendes Unternehmen wahrnehmen.
Solange das nicht geschehen ist, fordern wir alle Aktionäre auf, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten.

Vielen Dank!

[Sarah Schneider] BAYER HV 2019

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre, sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats,

ich bin Sarah Schneider, Referentin für Landwirtschaft und Welternährung bei MISEREOR, dem Hilfswerk der katholischen Kirche. Misereor setzt sich seit 60 Jahren gegen Armut und den Hunger in der Welt ein und arbeitet dafür mit Organisationen in Afrika, Asien und Lateinamerika zusammen. Viele unserer Partnerorganisationen berichten von Gesundheits- und Umweltschäden durch Pestizide, vom Verlust bäuerlicher Saatgutsorten durch die Ausbreitung von genmanipuliertem Saatgut, und vom politischen Druck der Agrarkonzerne auf die Regierungen im Globalen Süden. Insbesondere Monsanto war in vielen Ländern für sein Geschäftsmodell berüchtigt.

Vor der Übernahme von Monsanto haben wir Sie bereits auf der HV im Jahr 2017 gewarnt. Uns war von Anfang an klar, dass Bayer mit Monsanto an Bord seiner menschenrechtlichen Verantwortung nicht nachkommen werde und die Nachhaltigkeitsversprechen heiße Luft bleiben. Bayer hat nicht nur Monsantos Produkte übernommen, sondern auch Monsantos Argumentation was beispielsweise die vehemente Verteidigung von Glyphosat angeht Ich habe Sie bereits 2017 gefragt, wie sich Bayer darauf vorbereitet, mit der Übernahme auch die Verantwortung für mögliche Klagefälle gegen Monsanto zu übernehmen. Es ist nicht nachvollziehbar, dass sich Bayer angesichts der bevorstehenden Glyphosat-Klagewelle zur Übernahme entschlossen hat.

Daher habe ich folgende Fragen:

-Welches waren die zentralen Argumente, die Sie tortz des Ihnen bereits damals bekannten Klagerisikos dazu bewogen haben, Monsanto zu kaufen?
-Was hat der im Vorfeld der Übernahme angefertigte Due Diligence Report hinsichtlich der bevorstehenden Glyphosat-Klagen ergeben?
-Wie plant Bayer die Übernahmekosten von 66 Mrd. US-$ sowie die Schadensersatzzahlungen und die Gerichtskosten zu refinanzieren?
Ich habe den Verlauf der Übernahme und die Entscheidungen der Wettbewerbsbehörden in den verschiedenen Ländern mitverfolgt. Auch in Argentinien, einem großen Agrarland mit relevantem Pestizid- und Saatgutmarkt, stand eine Prüfung der Übernahme durch die nationale Wettbewerbsbehörde aus. Die Entscheidung aus Argentinien wurde für das Frühjahr 2018 erwartet. Dennoch lag im Juni 2018, als Bayer die Übernahme als final bekannt gab, noch keine Entscheidung aus Argentinien vor. Laut argentinischen Medien würden die beiden Unternehmen in ARG weiterhin getrennt operieren, bis die Genehmigung vorliege.
Da in den argentinischen Medien keine weitere Information verfügbar ist, wende ich mich an Sie mit der Frage, ob die argentinische Wettbewerbsbehörde der Fusion mittlerweile zugestimmt hat, und wenn ja, zu welchem Datum? Bitte nennen Sie mir auch die Registernummer der Veröffentlichung im argentinischen Amtsblatt.

Ein Thema, das Misereor mit Sorge verfolgt, ist Bayers Export von hochgiftigen Pestiziden in den globalen Süden. Bayer vertreibt dort Pestizide, die auf dem europäischen Markt aufgrund nachgewiesener Gefahren verboten sind. Die sichere Anwendung von Pestiziden ist in vielen Fällen nicht Realität. Einem aktuellen Bericht der Vereinten Nationen zufolge sterben 200.000 Menschen jährlich an akuten Pestizidvergiftungen. 99 Prozent dieser Todesfälle ereignen sich in Entwicklungsländern.

Anlässlich dieser Problematik und Ihrer menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht als international tätiges Unternehmen frage ich Sie:

-Ist Bayer aufgrund der gegebenen Gefahren bereit, der Verkauf von hochgefährlichen Pestiziden (HHP) zu verzichten und den Verkauf von Wirkstoffen, die in der EU nicht zugelassen sind, in Drittländer freiwillig einzustellen?
-Welche Möglichkeiten bietet Bayer den Betroffenen in Ländern des globalen Südens, um Schadensfälle zu melden und entschädigt zu werden? Welche konkreten Beschwerde-Mechanismen sind lokal zugänglich?

Aufgrund der erläuterten Sachverhalte stelle ich die Anträge, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten und bitte alle Aktionäre und Aktionärinnen bei den entsprechenden Tagesordnungspunkten mit NEIN zu stimmen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.