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Beiträge verschlagwortet als “Glyphosat”

[EPA] Presse-Information CBG vom 07.09.21

CBG Redaktion

Glyphosat – EPA räumt Fehler ein

Jetzt wird es eng für BAYER/MONSANTO

Die US-amerikanische EPA (Environment Protection Agency) räumte im Zuge eines Klage-Verfahrens gegen sie gravierende Fehler bei der Genehmigung des Pestizids Glyphosat im Januar 2020 ein. Die EPA beantragte deshalb vor Gericht, den Prozess vorerst auszusetzen, um ihre Entscheidung überprüfen zu können. Sie wolle die Gefahren detaillierter analysieren, die bei der Ausbringung des Herbizids durch Verwehungen auf teilweise weit entfernte Ackerflächen drohen.

Neben einschlägigen Gerichtsurteilen und jüngeren Studien aus eigenem Hause verwies die US-Umweltbehörde dabei auch auf eine Order von Präsident Joe Biden. Dieser hatte unmittelbar nach Amtsantritt im Januar 2021 mit einer „Executive Order on Protecting Public Health and the Environment and Restoring Science to Tackle the Climate Crisis“ unmissverständlich die politische Instrumentalisierung der EPA unter seinem Vorgänger Donald Trump öffentlich gemacht: „Heute unterschreibe ich ein präsidiales Memorandum, das klarstellt, dass wir unsere Weltklasse-Wissenschaftler vor politischer Einmischung schützen und sicherstellen werden, dass sie frei denken, forschen und sprechen können.“

Die EPA hatte nach dieser Intervention direkt interne Revisionen durchgeführt und im Mai erste Ergebnisse vorgelegt. Dabei hatte sie schwere Mängel bei der 2018 erfolgten Zulassung des Herbizids Dicamba eingeräumt: massive Einmischung in den Prüfprozess, Streichung ganzer Passagen aus Expertisen und direkte Anweisungen an WissenschaftlerInnen, sich bei ihrer Arbeit ausschließlich auf Daten von BAYER und anderen Herstellern zu stützen.

Den KlägerInnen gegen die EPA – unter anderem die Organisationen „Center for Food Safety“, „Farmworker Association of Florida“ und „Beyond Pesticides“ – geht die beklagte Umweltbehörde in ihrem Antrag allerdings nicht weit genug. Sie verlangen von ihr, sich nicht auf die Umweltgefahren zu beschränken, sondern auch die von der Glyphosat ausgehenden Gefährdungen für die menschliche Gesundheit nochmals genau in Augenschein zu nehmen. Dazu zitieren sie aus einer im Giftschrank verschwundenen EPA-internen Untersuchung, die „überzeugende Belege“ für einen Zusammenhang zwischen einer Exposition der Agro-Chemikalie und der Entstehung des Non-Hodgkin-Lymphoms, einer speziellen Art des Lymphdrüsen-Krebses, fand. Zudem fordern die Gruppen die US-Behörde auf, die Glyphosat-Zulassung für die Zeit der Neubewertung auszusetzen.

„Jetzt wird es auch in den USA eng für BAYER/MONSANTO. Ob die Umweltbehörde ihre vorläufige Zulassungsverlängerung für Glyphosat in eine dauerhaftere verwandeln wird, ist mehr als fraglich. Und als Kronzeuge in den noch ausstehenden zigtausenden Schadensersatz-Prozessen ist die EPA nur noch bedingt tauglich. Glyphosat war und ist eine Krebsgefahr, ein Klima-Risiko und ein Umweltgift. Glyphosat muss gestoppt werden. Weltweit. Jetzt! Und vor allem: Die Geschädigten in aller Welt und ihre Angehörigen müssen entschädigt werden! Die Umwelt muss saniert werden! Die Akten müssen geöffnet werden! Die Verantwortlichen bei BAYER/MONSANTO sowie ihre Handlanger in Politik und Behörden müssen bestraft werden!“, konstatiert Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)

Pressekontakt:

Marius Stelzmann 0211/33 39 11

Glyphosat

CBG Redaktion

auch BAYER bietet Glyphosat an. Zu den verkauften Mengen macht der Konzern auch auf Nachfrage der CBG keine Angaben

Taz, 23. März 2015

Umstrittenes Pestizid Glyphosat

„Verbietet es!“

Umweltschützer schlagen Alarm wegen Krebsverdacht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung bestreitet, sich zu sehr auf Industriestudien verlassen zu haben.

Nachdem Tumorforscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat als „wahrscheinlich krebserzeugend“ eingestuft haben, fordern Umweltschützer ein sofortiges Verbot der Chemikalie.
„Das Vorsorgeprinzip gebietet, dass die Behörden bereits dann tätig werden, wenn der letzte Beweis für die Gesundheitsschädlichkeit eines Stoffes noch nicht vorliegt“, sagte die zuständige Referentin des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND), Heike Moldenhauer, am Montag der taz. „Ein Verbot ist umso dringlicher, als Glyphosat das meisteingesetzte Spritzmittel der Welt ist und Menschen ihm nicht ausweichen können.“ Auch die Grünen verlangten, die Zulassung des Ackergifts auszusetzen.
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IACR) der WHO hatte das Pestizid vergangene Woche in die zweithöchste ihrer fünf Kategorien für Krebsrisiken eingruppiert. Es gebe „begrenzte Nachweise an Menschen“ und „ausreichende“ an Tieren für das krebserzeugende Potenzial von Glyphosat. Der Stoff ist zum Beispiel im Unkrautvernichter „Roundup“ des US-Chemiekonzerns Monsanto enthalten und wird in der Landwirtschaft, aber auch in Gärten oder Parks benutzt.
Sowohl der BUND als auch die Grünen kritisierten das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Die Behörde hatte erst kürzlich bekräftigt, dass von dem Pestizid keine Gesundheitsgefahr ausgehe. Es war erwartet worden, dass die EU auf Grundlage der BfR-Einschätzung demnächst Glyphosat erneut zulässt. „Das BfR hat sich zu sehr auf die von der Industrie vorgelegten Studien verlassen“, monierte Aktivistin Moldenhauer.

In Auftrag der Chemieindustrie
„In diesem Verfahren sind sämtliche Studien berücksichtigt, die überhaupt zugänglich sind“ – auch die von den WHO-Experten zitierten, konterte BfR-Präsident Andreas Hensel im Gespräch mit der taz. Tatsächlich würden viele Untersuchungen von den Chemieherstellern in Auftrag gegeben. Sonst müsste der Staat diese millionenschweren Kosten tragen. Aber die Studien würden von akkreditierten Labors und nach den Richtlinien der Industrieländerorganisation OECD erstellt.
Hensel wies darauf hin, dass das von der WHO und der UN-Agrarorganisation FAO zusammengestellte Expertengremium über Pestizidrückstände (JNPR) „zu einer anderen Einschätzung“ als die Krebsspezialisten des IACR gekommen sei. Der Behördenchef stellte in Frage, ob die Krebsexperten alle Studien zum Thema berücksichtigt hätten. Das BfR könne sich jedoch erst im Detail äußern, wenn der vollständige Bericht des IACR vorliege.
Monsanto argumentierte, dass das „IARC nicht gleich WHO“ sei. Die anderen drei WHO-Programme, die Glyphosat untersucht hätten, würden keine Krebsgefahr sehen, teilte ein Firmensprecher mit. BUND-Expertin Moldenhauer ficht das nicht an. Schließlich sei das IARC das „für Krebsforschung entscheidende Programm der WHO“.

[News&Infos] Pressespiegel NEWS und INFOS

CBG Redaktion

Rund um das Thema Monsanto, BAYER, deren anstehende Fusion,deren Produkte und Machenschaften werden hier Nachrichten/Videos/Dokumentationen gesammelt. Einen starken Magen beim Stöbern wünscht Ihr Team der CBG!


Aktuelle Entwicklungen:

Süddeutsche: So prüfen die Wettbewerbshüter in Brüssel die Übernahme von Monsanto

ARD: BAYER wirft Blick in MONSANTOs Bücher

Handelsblatt: BAYER prüft MONSANTO-Bücher


Infos:

Auf keinen Fall kaufen


Videos/Dokumentationen

Monsanto mit Gift und Genen

Chronisch vergiftet - Monsanto und Glyphosat (ARTE Doku)

Aspartam, das Gift aus dem Supermarkt

200.000 Selbstmorde in Indien: Die verheerenden Folgen durch Monsanto

[Glass] Redebeiträge HV 2017

CBG Redaktion

Verena Glass (brasilianische Kampagne gegen Agrar-Gifte) Pestizid-Gefahren

Rede von Verena Glass (Campanha Permanente Contra os Agrotóxicos e Pela Vida, Brasilien/Rosa-Luxemburg Stiftung São Paulo) auf der Jahreshauptversammlung der Bayer AG am 28. April 2017 in Bonn

ES GILT DAS GESPROCHENE WORT.

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Verena Glass, ich spreche heute hier im Namen der brasilianischen Kampagne gegen Agrargifte, eine Initiative, in der die hauptsächlichen Organisationen von Kleinbauern, Indigenen, Umweltschützern und Verbraucherverbänden gemeinsam organisiert sind.

Brasilien ist derzeit im achten Jahr in Folge Weltmeister im Verbrauch von Agrargiften. Dies hat natürlich mit der kompletten Verfestigung des Agrarmodells transgener Pflanzen zu tun, was auch bedeutet, dass es bei einigen Sorten im ganzen Land nahezu unmöglich ist, überhaupt an nicht-transgen modifiziertes Saatgut zu gelangen. Es ist vor allem der Verbrauch von Herbiziden, der sich mit der Hegemonie der GMO-Pflanzen verdreifacht hat.

Wenn wir die insgesamt im Land je Jahr ausgebrachte Menge auf die Bevölkerung herunterrechnen, so kommen wir auf die erschreckende Menge von 7,3 Litern je brasilianischem Bürger. Um Ihnen die Brutalität dieser Realität anschaulich zu machen, werde ich mich in meiner Rede auf die Munizipien fokussieren, die die Rekordhalter bei der Produktion von Soja, Mais und Baumwolle sind, nämlich die im Bundesstaat Mato Grosso in Zentral-Brasilien. Reden wir also über Gemeinden wie Lucas do Rio Verde, Sorriso, Sapezal, Campos Novos dos Parecis und andere. Auf diese Region fokussieren auch die Universitätsstudien der Forscher der Bundesuniversität von Mato Grosso und der Stiftung Oswaldo Cruz des Gesundheitsministeriums. Die Studien untersuchen die Auswirkungen dieser Anbaugebiete und des Agrargiftverbrauchs vor Ort.

Zuerst müssen wir daran erinnern, dass laut offiziellen Zahlen der brasilianischen Regierung bei der Baumwolle alle transgenen Sorten bis auf eine von Bayer und Monsanto stammen. Diese zwei Firmen beherrschen auch den brasilianischen Markt bei transgenen Soja und transgenen Mais, was Sie – unserer Ansicht nach – mitverantwortlich macht für den Anstieg des Verbrauchs von Agrargiften im Lande.

Im Jahr 2012 wurden neun Millionen Liter Agrargifte im Munizip Sapezal zur Anwendung gebracht, sieben Millionen waren es in Campos de Júlio und vier Millionen in Campo Novo do Parecis, dies sind die letzten verfügbaren Daten des staatlichen Institut für Agrarsicherheit, Instituto de Defesa Agropecuária do Estado de Mato Grosso (Indea). Würde man diese Menge in olympische Schwimmbecken füllen, kämen wir auf acht bis oben mit Agrargiften gefüllte Becken. Um die Dramatik der Situation in
der genannten Region zu verdeutlichen: Rechnet man die Menge an Agrargift auf ganz Brasilien runter, kommen wir auf die erwähnten 7,3 Liter je Person. In Sapezal aber liegt dieser Wert 52 Mal höher: 393 Liter je Person, wenn wir als Basis die Bevölkerungszahl von 2016 nehmen.

Um dieses Panorama zu untersuchen, haben die Universität von Mato Grosso und die Fiocruz zwischen 2007 und 2014 in Lucas do Rio Verde eine Forschung mit den folgenden Ergebnissen durchgeführt:

- in der ländlichen Region fanden die Wissenschaftler in 88 % der
Blut- und Urinproben von untersuchten Lehrern auf dem Land
Rückstände von Agrargiften, vor allem Glyphosat und
Pyrethroide – also synthetische Insektizide;

- es wurden mehrere Agrargifte gefunden in 83 % der 12
Trinkwasserbrunnen, in 56 % der Proben des Regenwassers und
25 % der entnommenen Luftproben während der zweijährigen
Untersuchung;

- in 100 % der Proben der untersuchten Muttermilch von 62
stillenden Müttern wurden Rückstände von Agrargiften wie DDE,
Endosulfan, Deltamethrin und DDT gefunden;
Parallel dazu stellte die Studie der Bundesuni Mato Grosso 1.442
Fälle von Magenkrebs, Speiseröhren- und
Bauchspeicheldrüsenkrebs in 14 Munizipien fest, eben in denen
zwischen 1992 und 2014 Soja, Mais und Baumwolle angebaut
wurden. In dem Vergleichsmunizip, wo nichts dergleichen
angebaut wurde, lag der Wert der Krebsfälle bei 53.

Und was machen diese Agrargifte mit den Kindern? Die Todesrate
bei Kindern im Alter zwischen 0 und 19 Jahren hat sich von
2,97 % im Jahr 2000 auf 3,76 % im Jahr 2006 erhöht. Im Jahre
2006 wurde Krebs bei Kindern zur zweithäufigsten Todesursache,
8 % aller Todesfälle bei Kindern waren auf Krebs zurückzuführen.
Tendenz weiter steigend.

Wir können nicht im Einzelfall belegen, dass es die Gifte von
Bayer und Monsanto sind, die unsere Leute vergiften und töten.
Aber wir sind uns sicher, dass all diese Studien, die weltweit auf
diese schwerwiegenden Probleme hindeuten, Ihnen bei Bayer
bekannt sind. Ich frage Sie daher: wie gehen Sie als Verkäuferin
von Medikamenten für die Gesundheit mit diesen Vorwürfen um?
Und zum Schluss meine letzte Frage: in Anbetracht der
Möglichkeit von Prozessen um Entschädigung infolge von
Problemen mit dem Anbau von transgenen Pflanzen von Bayer
und Monsanto und angesichts der verwendeten Agrargifte frage
ich Sie nach Ihrer eigenen Risikoanalyse? Welche
diesbezüglichen Erkenntnisse haben Sie?

Ich danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

[NBFA] Gegen die Fusion von BAYER mit Monsanto

CBG Redaktion

National Black Farmers Association (NBFA) gegen die Bayer-Monsanto Fusion

Anbei veröffentlichen wir die Pressemitteilung der National Black Farmers Association (NBFA)

Farmers Ramp Up Campaign Against Bayer Takeover of Monsanto

The National Black Farmers Association (NBFA) last week said it plans to bring an injunction against Bayer to stop the German corporation’s $66 billion acquisition of Monsanto. The announcement comes as farmers and antitrust advocates across the country organize against the looming merger of the two agrochemical giants, which they say would have dire consequences for both conventional and organic farmers.

Dr. John Boyd, the president of the NBFA, has been a leading critic of the merger, one of a series of deals that would concentrate control of the seed and agrochemical industry into the hands of just three multinational companies. “These types of mergers take away all the innovation and competitiveness among companies,” he says. Many experts expect the merger will lead to higher prices for seeds and other inputs, which would especially harm smaller farmers.
African-American farmers are particularly vulnerable to the price hikes, Boyd says. “Monsanto and Bayer are clearly not treating black farmers with dignity and respect,” he says, noting that he hasn’t had meaningful dialogue with either company despite reaching out to both Bayer and Monsanto to discuss their relationship with African-American farmers and asking them to present at the NBFA’s national conference.

On July 26th, the National Farmers Union, Food & Water Watch, and the American Antitrust Institute submitted a letter to the Department of Justice Antitrust Division expressing concerns about the merger. The groups said the two corporations will help pay for the merger by cutting development of the “crop trait profiles that best meet the needs of farmers for specific growing regions and climates.”

Additionally, the groups argue that increased consolidation will reduce the incentive for innovation among the remaining seed and agrochemical companies, possibly resulting in lower quality products. The letter points out that recent research from the Department of Agriculture itself asserts that greater consolidation in this sector could “reduce the incentive to innovate.”
Central to many critics’ concerns about the merger is Monsanto and Bayer’s control of the cottonseed industry. Monsanto and Bayer are the two largest sellers of cottonseed, and together control nearly 60% of the U.S. cottonseed market. Monsanto already controls the genetic traits of 80% of corn and 90% of soybeans grown in the U.S.

But concerns extend beyond Monsanto and Bayer’s control of conventional commodity crops. On August 2nd, 24 farm, rural, and consumer groups submitted a joint letter urging the DOJ to block the merger. The broad coalition included supporters of organic farming, young farmers, and conventional farmers. The coalition estimates that a combined Monsanto/Bayer would control 43% of processed spinach, 33% of cantaloupe, 30% of lettuce, and 29% of carrot varieties.

For Kristina Hubbard, director of advocacy and communications for the Organic Seed Alliance, the merger presents a particular threat to organic farmers. She notes that the National Organic Program’s regulations on organic seeds generally dictate that growers must use organic seeds to grow their crops. But there is an exception granted for non-organic seed when “an equivalent organically produced variety is not commercially available.” Acceptable non-organic seeds are generally owned by the giant seed companies.

“That exemption is important because currently the supply (of organic seeds) isn’t sufficient to meet the diverse and regional needs of all organic farmers,” she says. With continued consolidation in the seed industry, she says farmers that rely on those non-organic seed options may find themselves faced with even fewer options as the merged companies cut down on research and development.
Apart from its pending deal with Bayer, Monsanto also came under fire in the New York Times on August 1st after evidence suggested that it may have ghostwritten articles and influenced research by academics to support its anchor pesticide, glyphosate. Glyphosate is sold commercially as Roundup, a pesticide used by farmers and home gardeners alike. Critics of glyphosate assert that it could have carcinogenic effects. However, extensive research has yet to find a connection between glyphosate consumption and cancer.

Antitrust regulators recently cleared two other mega-mergers in the seed and agrochemical sector. The Federal Trade Commission approved ChemChina’s acquisition of Syngenta in April, and the Justice Department in June cleared Dow’s merger with DuPont.

[online-Panel 26.4.] International Online Panel 26.4.

CBG Redaktion

Sonntag, 26. April, 18 Uhr: CBG Live International Panel

  • MyVoiceAgainstCorporateCrime

Online-Podiumsdiskussion im Livestream
hier auf unserer Website,
via Twitter,
und via Facebook

• Jeffrey Smith, USA, Institute for Responsible Technology
• Brad Harris, Betroffener von Glyphosat
• Lena Luig, INKOTA
• Anna Schönberg, AKTION UNTERHOLZ
• Marius Stelzmann, Coordination gegen BAYER-Gefahren
• Falko Schröder, Fridays For Future Leverkusen
• Sarah Wiener, Österreich, Abgeordnete im EP (Grüne), TV-Köchin “für mündige Esser”(Website)

[Glyphosat News] Bayer zieht sich von Plan zur Eindämmung künftiger Roundup-Krebsforderungen zurück

CBG Redaktion

Der Monsanto-Eigentümer Bayer AG zieht sich von einem Plan zur Eindämmung künftiger Roundup-Krebsklagen zurück, nachdem ein Bundesrichter klargestellt hatte, dass er dem Plan nicht zustimmen würde. Dieser hätte neue Prozesse verzögert und die Entscheidungsfindung der Geschworenen eingeschränkt.

von Carey Gillam

Der von Bayer und einer kleinen Gruppe von Anwälten ausgearbeitete Plan wurde im vergangenen Monat beim US-Bezirksgericht für den nördlichen Bezirk von Kalifornien eingereicht. Er ist Teil des Bestrebens von Bayer, einen umfassenden Rechtsstreit zu beenden, der bisher zu drei Verlusten in drei Geschworenenprozessen, gestaffelten Schadenersatzzahlungen und zur Unzufriedenheit der Aktionäre geführt hat. Mehr als 100.000 Menschen in den Vereinigten Staaten behaupten, dass die Exposition gegenüber Monsantos Glyphosat-basierten Roundup-Herbiziden dazu führte, dass sie an Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) erkrankten, und dass Monsanto die Krebsrisiken lange Zeit kannte und sie vertuschte.

Am Montag erließ Richter Vince Chhabria eine Verfügung, die für den 24. Juli eine Anhörung in dieser Angelegenheit vorsah und deutlich machte, dass er den Vergleichsplan nicht genehmigen würde. Er sei „skeptisch hinsichtlich der Korrektheit und Fairness des vorgeschlagenen Vergleichs“, schrieb Chhabria in der Verfügung.

Vor der Anordnung des Richters legten mehrere Parteien Einspruch gegen den Bayer-Plan ein, wobei sie „erhebliche Abweichungen von der üblichen Praxis“ anführten, die in dem vorgeschlagenen Vergleich gefordert wurden.
Als Antwort darauf reichte die Gruppe von Anwälten, die den Vergleich mit Bayer strukturiert hatte, am Mittwoch eine Mitteilung über die Rücknahme ihres Plans ein.

Der vorgeschlagene Vergleichsplan für zukünftige Sammelklagen war getrennt von der Vergleichsvereinbarung, die Bayer mit den Anwälten der bereits klagenden Kläger getroffen hat. Sie soll Bayer helfen, die zukünftige Haftung einzudämmen und zu bewältigen. Gemäß der von Bayer und einer kleinen Gruppe von Anwälten der Kläger zusammengestellten Struktur hätte der Vergleich für alle von Roundup betroffenen Personen gegolten, die bis zum 24. Juni 2020 keine Klage eingereicht oder einen Anwalt beauftragt hatten. Dies gilt auch unabhängig davon, ob bei dieser Person bereits Krebserkrankungen diagnostiziert worden waren, von denen sie glauben, dass sie auf Roundup zurückzuführen sind.

Der Plan hätte die Einreichung neuer Fälle um vier Jahre verzögert und die Einsetzung eines fünfköpfigen „Wissenschaftsgremiums“ bewirkt, das alle künftigen Erkenntnisse über Krebsklagen aus den Händen der Geschworenen nehmen würde. Stattdessen würde ein „Class Science Panel“ eingerichtet, um zu bestimmen, ob Roundup ein Non-Hodgkin-Lymphom verursachen kann, und wenn ja, bei welchen minimalen Expositionswerten. Bayer hätte die Möglichkeit, zwei der fünf Mitglieder des Gremiums zu ernennen. Sollte das Gremium feststellen, dass es keinen kausalen Zusammenhang zwischen Roundup und dem Non-Hodgkin-Lymphom gibt, wären die Mitglieder der Klägergruppe von zukünftigen Klagen ausgeschlossen.
Richter Chhabria war mit der Idee eines wissenschaftlichen Gremiums nicht einverstanden.

In seiner Verfügung schrieb der Richter:

„Wie kann es in einem Bereich, in dem sich die Wissenschaft möglicherweise weiterentwickelt, angemessen sein, eine Entscheidung eines wissenschaftlichen Gremiums für alle künftigen Fälle zu verhängen? Stellen Sie sich vor, das Gremium entscheidet 2023, dass Roundup nicht in der Lage ist, Krebs zu verursachen. Stellen Sie sich dann vor, dass 2028 eine neue, zuverlässige Studie veröffentlicht wird, die die Schlussfolgerung des Gremiums stark untergräbt. Wenn bei einem Roundup-Anwender im Jahr 2030 NHL diagnostiziert wird, ist es dann angemessen, ihm zu sagen, dass er an die Entscheidung des Panels im Jahr 2023 gebunden ist, weil er sich nicht gegen eine Einigung im Jahr 2020 entschieden hat?“

Bayer sagte, dass das Unternehmen 1,25 Milliarden Dollar für die Vereinbarung zur Verfügung stellen würde. Das Geld würde u.a. dazu verwendet werden, Mitglieder der Sammelklägergruppe, bei denen NHL diagnostiziert wurde, für die “Auswirkungen der Verzögerung" im Rechtsstreit zu entschädigen und die Forschung zur Diagnose und Behandlung von NHL zu finanzieren.

Die Anwälte der Kläger, die den Plan zusammen mit Bayer ausgearbeitet haben, sollten mehr als 150 Millionen US-Dollar an Honoraren an Bayer zahlen. Es handelt sich dabei nicht um dieselben Anwaltskanzleien, die den Rechtsstreit bisher geführt haben. Zu dieser Gruppe von Anwaltskanzleien gehören Lieff Cabraser Heimann & Bernstein; Audet & Partners; The Dugan Law Firm; und Rechtsanwalt Samuel Issacharoff, Reiss-Professor für Verfassungsrecht an der New York University School of Law.

Mehrere Mitglieder der führenden Anwaltskanzleien, die die drei Roundup-Krebsverfahren gewonnen haben, lehnen den vorgeschlagenen Plan zur Beilegung von Sammelklagen ab, mit der Begründung, er würde künftigen Klägern ihre Rechte vorenthalten und gleichzeitig jene anderen Anwälte bereichern, die bisher nicht an der Spitze des Roundup-Prozesses standen.

Es ist nicht klar, wie sich die Rücknahme dieses vorgeschlagenen Vergleichsplans für Sammelklagen auf die umfassendere Beilegung bestehender Ansprüche auswirken könnte. Bayer sagte im vergangenen Monat, dass das Unternehmen bis zu 9,6 Milliarden US-Dollar zahlen werde, um etwa 75 Prozent der gegenwärtigen Ansprüche zu regeln, und dass es weiterhin an der Beilegung der restlichen Ansprüche arbeiten werde. Dieser Vergleich bedarf keiner gerichtlichen Genehmigung.

Bayer gab am Mittwoch eine Erklärung ab, in der es erklärte, dass es sich weiterhin stark für eine Lösung einsetzt, die sowohl die gegenwärtigen Rechtsstreitigkeiten zu vernünftigen Bedingungen als auch eine praktikable Lösung zur Handhabung und Beilegung möglicher zukünftiger Rechtsstreitigkeiten berücksichtigt.

[Bericht] Pestizide, Umwelt, Menschenleben

CBG Redaktion

Die CBG-Tagung 2020: Ein Bericht

Trotz der Corona-Pandemie hat die Jahrestagung stattgefunden- unter der Einbeziehung aller erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen. Wir blicken auf einen erfolgreichen und informativen Tag zurück und danken allen ReferentInnen, ehrenamtlichen HelferInnen, FörderInnen und natürlich unseren BesucherInnen.

Ende Juli 2020 startete die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) ihre „Glyphosat-Stopp jetzt!“-Kampagne. Da lag es nahe, dass die Coordination auch ihre alljährliche Jahrestagung dem Total-Herbizid und den anderen Ackergiften BAYERs widmete. „Pestizide, Umwelt, Menschenleben“ lautete deshalb am 10. Oktober in Düsseldorf das Thema.

Zum Auftakt sprach die Köchin und derzeit als Parteilose für die österreichischen Grünen im EU-Parlament sitzende Sarah Wiener – live per Internet zugeschaltet – ein Grußwort. „Pestizide allgemein haben in unserer Umwelt nichts verloren“, stellte sie gleich zu Beginn klar. Dann berichtete Wiener vom Stand der Dinge bei dem Versuch Österreichs, Glyphosat zu verbieten, und gab Einblick in ihre Parlamentsarbeit. Sie klagte über die Landwirtschaftspolitik, die Millionen an Subventionen in die alten agro-industriellen Strukturen pumpt, sah allerdings auch Hoffnungsschimmer wie die avisierte neue Chemikalien-Politik. Der allerdings droht Ungemach durch das Extrem-Lobbying von BAYER & Co. Umso mehr baute Sarah Wiener deshalb auf Druck von außen: „Ich finde es toll, dass ihr so engagiert seid und uns den Rücken stärkt.“

Ihr folgte der Imker Bernhard Heuvel, der über das von Pestiziden mitverursachte Insektensterben im Allgemeinen und Bienensterben im Besonderen sprach. Dabei legte er den perfiden Wirk-Mechanismus der neueren Insektizide bloß. So bringt etwa BAYERs PREMISE mit dem zu Gruppe der Neonicotinoide zählenden Inhaltsstoff Imidacloprid Termiten nicht etwa via chemischer Keule sofort zur Strecke. Das Mittel setzt vielmehr auf Hilfskräfte. „PREMISE erlaubt es der Natur, zu übernehmen und die Termiten zu zerstören“, hält das Unternehmen fest.

Das Produkt selber führt bei den Tieren „nur“ zu Verhaltensstörungen. Auf einmal pflegen sich die Insekten nicht mehr und unterstützen sich auch nicht mehr gegenseitig, so dass sie für Mikroorganismen wie etwa Boden-Pilze ein leichtes Opfer werden. Praktischer Nebeneffekt: Der Tatbeweis ist nur schwer zu erbringen. Nach der Mittagspause nahm sich Susan Haffmanns vom PESTIZID AKTIONS-NETZWERK (PAN), per Skype aus Hamburg ins Stadtteilzentrum Bilk flimmernd, Deutschlands Exporte von besonders gefährlichen Ackergiften in Länder der sogenannten Dritten Welt vor.

Dabei konzentrierte sie sich aus gegebenem Anlass besonders auf Kreationen des Leverkusener Multis. An Jan Pehrke von der Coordination war es dann, einen allgemeineren Blick auf die Agro-Chemikalien des Konzerns zu werfen. Nach einem Schnelldurchlauf durch die Geschichte der Sparte setzte er die drei Schwerpunkte „Doppelte Standards bei der Pestizid-Vermarktung“, „Bienensterben durch GAUCHO & Co.“ und „Glyphosat“, weil es viele Aktivitäten der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN dazu gab und gibt.

Einzelheiten zur aktuellen „Glyphosat-Stopp jetzt!“-Kampagne lieferte gleich im Anschluss CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann. Er ging dazu noch mal an ihren Ausgangspunkt zurück – BAYERs Versuch, einen juristischen Schlussstrich in Sachen „Glyphosat-Klagen“ zu ziehen – und legte ihre zentralen Forderungen dar. Stelzmann ordnete sie jedoch zugleich in den Gesamtzusammenhang der bisherigen CBG-Kampagnen ein und strich dabei das verbindende Element heraus, als da wäre: ins Herz der Bestie vorzustoßen und am Profit-System anzusetzen.

Mit diesem Beitrag endete dann eine Jahrestagung, die anders verlief als alle bisherigen. Die Corona-Pandemie zwang zu Vorsichtsmaßnahmen wie dem Masken-Tragen und dem Sitzen in weiten Abständen zueinander und sorgte für zwei nur virtuell anwesende RednerInnen. Aber die rund 30 TeilnehmerInnen nahmen all das wacker auf sich, weil es mit der Konzern-Kritik ein übergeordnetes politisches Interesse gab, und bereuten es auch nicht.

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[Einigungsvorschlag] Presse-Information CBG vom 4.2.2021

CBG Redaktion

Glyphosat-Stopp jetzt! Gerechte Entschädigung der Opfer!

Einigungsvorschlag von BAYER vollkommen ungenügend

Am 3. Februar 2021 hat BAYER einen neuen Einigungsvorschlag für die in den USA laufenden Glyphosat-Klagen vorgelegt („Class action settlement agreement“). Doch es bleibt dabei: Der Konzern versucht auch weiterhin, Klagende abzuwehren und ruhigzustellen, anstatt sie angemessen zu entschädigen.

Das Abkommen zieht enge Grenzen zur Regelung kommender Schadensersatz-Ansprüche. Der Fonds für zukünftige Geschädigte hat nur eine Laufzeit von vier Jahren und ist auf auf 1,3 Mrd. Dollar limitiert. Betroffene können lediglich eine Zahlung in der Höhe zwischen 10.000 und 200.000 Dollar erhalten.

Dieser Entschädigungsrahmen liegt nicht nur sehr deutlich unter dem aller bisher bekannt gewordenen Urteile, die BAYER Dutzende Millionen US-Dollar Schadensersatz auferlegten, sondern ist grundsätzlich absolut unzureichend. Immerhin geht es in der Regel um immense Kosten für medizinische Krebs-Behandlungen, welche die Opfer von Glyphosat aufbringen mussten, da sie in den USA über keinerlei oder nur eine unzureichende Krankenversicherung verfügten. Dabei ist für die Betroffenen große Eile geboten: Sie müssen sich spätestens 180 Tage nach dem Erhalt einer Diagnose von Lymphdrüsenkrebs bei der Verwaltung des Schadenersatz-Fonds melden. Völlig unklar bleibt bei allem, wie es in über die bereits anhängigen Schadensersatzforderungen hinaus mit zukünftigen Leistungen aus dem Fonds weitergehen soll. Klar hingegen ist, dass alle Betroffenen, wollen sie in den Genuss von Entschädigungen kommen, eine Schweigeverpflichtung gegenüber dem Konzern abgeben müssen. Bei unkalkulierbaren Erkrankungen mit Langzeitfolgen für die Betroffenen und ihre Angehörigen ist das ein Unding.

Insgesamt meint Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „BAYER will das Pestizid unbegrenzt weiter vermarkten, die Aufwendungen für die dann zu erwartenden Forderungen von neuen Geschädigten aber begrenzen und die öffentliche und interne Kritik ruhigstellen. Angesichts der Opferzahlen sowie der massiven lebenslangen Schädigungen und der verringerten Lebenszeiten ist das menschenverachtend.“

Den ersten Vorschlag zur Regelung zukünftiger Schadensersatz-Ansprüche hatte der zuständige Richter Vince Chhabria abgelehnt. Nach den Vorstellungen des Leverkusener Multis sollte über die Kompensationsberechtigungen kein Gericht mehr befinden, sondern ein „unabhängiges Wissenschaftsgremium (Class Science Panel)“. Dieses sollte dann klären, ob das von der Aktien-Gesellschaft unter dem Namen ROUNDUP vermarktete Pestizid Lymphdrüsen-Krebs verursachen kann. Chhabria lehnte es aber ab, neuen Geschädigten den Rechtsweg zu verbauen.

Nun stuft BAYER den Einfluss des Gremiums zurück. Aber an einem „wissenschaftlichen Beratungsgremium, dessen Erkenntnisse zwar nicht mehr rechtlich bindend wären, in künftigen Gerichtsverhandlungen mit Klägern dieser Gruppe aber als Beweismittel einfließen können“, hält der Global Player fest. Darüber hinaus beabsichtigt das Unternehmen, auf Glyphosat-Etiketten einen Link zu Untersuchungen und Informationen rund um das Herbizid zu setzen.

„Immer noch will BAYER mit seinen ‚ExpertInnen‘ in Gerichtsverfahren intervenieren. Und immer noch will der Konzern seine Glyphosat-Risiken deckeln, um das Vertrauen der Finanzmärkte wiederzugewinnen. Darüber hinaus sollen Glyphosat-Packungen nun Werbeträger für Entlastungsstudien sein. In unserer „Glyphosat-Stopp jetzt!“-Kampagne fordern wir gerechte Entschädigung aller Betroffenen, vollständige Transparenz über die Gefahren von Glyphosat, Sanierung der Umweltschäden, Bestrafung der Verantwortlichen bei BAYER/MONSANTO sowie den sofortigen Stopp der Glyphosat-Produktion.

Was BAYER mit seinen Vorschlägen bezweckt, unterläuft diese Forderungen. Die Betroffenen sollen ruhiggestellt oder am besten gleich ausgeschlossen werden.“, so Stelzmann abschließend.

Pressekontakt:
Marius Stelzmann 0211/33 39 11

[Glyphosatproduktion] Presse-Information CBG vom 12.05.21

CBG Redaktion

BAYERs Glyphosat-Produktion in der Kritik

Klage gegen Betriebsgenehmigung für Phosphorit-Mine

Mehrere US-amerikanische Umweltverbände fechten die Genehmigung zum Abbau von Phosphat-Erz ein, die BAYERs Minen-Gesellschaft P4 PRODUCTIONS im Jahr 2019 erhielt. Das „Center for Biological Diversity“, das „Western Watersheds Project“ und die „WildEarth Guardians“ werfen dem „Bureau of Land Management“ vor, bei der Prüfung des Antrages Umweltrichtlinien missachtet zu haben, und reichten Klage ein.

Die Gewinnung von Phosphat-Erz im Tagebau aus der Caldwell Canyon Mine setzt nach Einschätzung der Initiativen zahlreiche gefährliche Substanzen frei. So gelangen etwa Schwermetalle und radioaktive Stoffe wie Uran, Radom, Radium und Selen in die Umwelt. Besonders das Selen stellt den Organisationen zufolge eine Bedrohung dar. „Zwischen 1996 und 2012 starben in der Nähe der Phosphorit-Minen im Südosten von Idaho über 600 Stück Vieh an Selen-Vergiftung“, hält die Klageschrift fest. Die Gewässer verseucht das Halbmetall ebenfalls. „Die Selen-Konzentration im Blackfoot-Fluss entspricht schon jetzt nicht mehr den Wasserqualitätsstandards von Idaho. Mehr Selen in fragilen Ökosystemen ist das Letzte, was die Region braucht“, so Chris Krupp von den WildEarth Guardians.

Erst Anfang März musste der Leverkusener Multi für Schäden, welche die Phosphorit-Förderung während der 1950er und 1960er Jahre in der inzwischen stillgelegten Ballard-Mine verursachte, eine hohe Summe zahlen. Der Prozess, den die US-amerikanische Umweltbehörde EPA, der Bundesstaat Idaho und eine Gruppe von Indigenen angestrengt hatten, endete mit einem Vergleich, der den Konzern fast 2,5 Millionen Dollar kostete. Ähnliche Verfahren gegen P4 PRODUCTIONS gab es in den Jahren 2011 und 2015.

Nach Ansicht der Verbände sorgt aber auch die Weiterverarbeitung des Phosphat-Erzes zum Glyphosat-Vorprodukt Phosphor in der nahegelegenen BAYER-Fabrik kurz vor der Stadtgrenze von Soda Springs für einen großen Schadstoff-Output. „Die Anlage wurde 1990 auf die nationale Prioritätenliste gesetzt, weil man befürchtete, dass mit Selen, Cadmium, Sulfaten und Fluorid kontaminiertes Grundwasser vom Firmen-Gelände weg nach Süden in Richtung Soda Springs fließt. Nachfolgende Untersuchungen ergaben auch eine mögliche Exposition von Mitarbeitern und Gemeinde-Mitgliedern durch Radionuklide und Metalle“, heißt es in der Klage.

„Nicht genug damit, dass Glyphosat als fertiges Produkt Mensch, Tier und Umwelt massiv gefährdet. Die Probleme fangen schon bei der Gewinnung von Rohstoffen für das Herbizid an und ziehen sich weiter über den ganzen Herstellungsprozess. Dieser hinterlässt nicht nur giftige Rückstände en masse, sondern ist obendrein auch noch sehr energie-intensiv und produziert so entsprechend viel klima-schädliches Kohlendioxid. Es existiert auf der ganzen Welt wohl kein einziges Pestizid mit so weitreichenden negativen Auswirkungen“, resümiert Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren.

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[Klimastreik] Presse-Information CBG vom 20.09.21

CBG Redaktion

CBG beteiligt sich am Klima-Streik

Klima-Killer BAYER

Aus gegebenem Anlass schließt sich die Coordination gegen BAYER-Gefahren am kommenden Freitag dem Klimastreik an: Der BAYER-Konzern stößt enorm viel klima-schädigendes Kohlendioxid aus. Im Geschäftsjahr 2020 emitierte er 3,58 Millionen Tonnen CO2. Für einen Großteil der Emissionen sorgt die Pestizid-Produktion im Allgemeinen und die Glyphosat-Herstellung im Besonderen. Neben allem anderen ist das Herbizid nämlich auch noch ein veritabler Klima-Killer. Um das Glyphosat-Vorprodukt Phosphor aus dem Sediment-Gestein Phosphorit zu gewinnen, muss der Ofen am US-amerikanischen BAYER-Standort Soda Springs auf eine Betriebstemperatur von 1500° Grad kommen. Und dafür benötigt er Energie en masse.

Seit Langem fordert die CBG eine Umrüstung der dortigen Fertigung ein. Dazu zeigt sich der Global Player aber ebenso wenig bereit wie zur Sanierung oder Ersetzung anderer Dreckschleudern. Und mit einer solchen Haltung steht er im Unternehmer-Lager nicht allein da. „Die Industrien schieben Neuinvestitionen bereits seit mehr als einem Jahrzehnt auf“, hält die im Auftrag der Grünen erstellte Studie „Wie kann Nordrhein-Westfalen auf den 1,5-Grad-Pfad kommen“ fest. Die Expertise, welche Agora Energiewende in Tateinheit mit BAYER, BASF, BP, SIEMENS und anderen Firmen erstellt hat, drückt das ein wenig vornehmer aus und spricht von „Investitionsattentismus“. Offenbar hat es der immer wieder als marktwirtschaftliches Instrument für mehr Klimaschutz gefeierte Emissionshandel es nicht vermocht, genug Anreize für das Bauen saubererer Anlagen zu schaffen. Für die Multis kam es billiger, CO2-Verschmutzungsrechte zu kaufen, als sauberere Fabriken zu errichten.

„Es bedarf daher staatlicher Anreize und Förderungen“, lautet die Schlussforderung der Agora-Publikation, die dann auch ganz unbescheiden „Klimaneutralität 2050 – Was die Industrie jetzt von der Politik braucht“ betitelt ist. Das Mittel der Wahl in den Augen von BAYER & Co.: Klimaschutz-Verträge, sogenannte „Contracts for Difference“. Ein Pilot-Projekt dazu hat das Bundeswirtschaftsministerium schon auf den Weg gebracht, und selbst die Grünen begrüßen solche Vereinbarungen.

Nach den Vorstellungen des „Verbandes der Chemischen Industrie“ (VCI) müssen diese Instrumente zumindest in der Anfangsphase die vollständigen Differenz-Kosten zwischen neuer und alter Technologie ohne Berücksichtigung eines CO2-Preises kompensieren. Einen Finanzierungsvorschlag hat der VCI auch schon: „Diese Haushaltsmittel könnten durch Einsparungen in anderen Bereichen aufgebracht werden.“

„Was soll das alles? Hier will BAYER nur wieder Geld kassieren. Und dabei munter weiter das Klima ruinieren. Es muss gehandelt werden. Jetzt! Direkt! Sofort! So müssen etwa alle klimaschädlichen Stoffe auf Null reduziert werden – wie es Astrid Kiendler-Scharr, eine der AutorInnen des Welt-Klimaberichts, fordert. Jetzt! Direkt! Sofort! Und auch bei BAYER! Dieser Konzern hat das Klima über Jahrzehnte hinweg zerstört. Jetzt will er in die Staatskasse greifen und sich klima-schonendere Herstellungsverfahren finanzieren zu lassen“, so CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren wird beim Klima-Streik ihre Kritik am Konzern einbringen. Sie schließt sich am 24.09. ab 16.00 Uhr den Aktionen von „Parents For Future“ vor dem Rathaus in Wiesdorf und in der Opladener und Schlebuscher Fußgängerzone an.

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[Kurzinfo] BAYER/MONSANTO Fusion

CBG Redaktion

BAYER/MONSANTO Fusion

Mit einem offiziellen Angebot von rund 55 Milliarden Euro will der Bayer-Konzern den US-Agrarriesen Monsanto übernehmen. Die Zusicherung eines Kredites an Bayer für die Übernahme von bis zu 75 Mrd. Dollar durch Credit Suisse, Bank of America, Goldman Sachs, HSBC und JPMorgan unterstreicht die Ernsthaftigkeit der Fusionspläne. Es droht eine nie dagewesene Monopolisierung des Saatgut-Sektors: Zusammen würden beide Konzerne 90% des weltweiten Gen-Saatguts und 30% des Pestizidmarktes kontrollieren. Einher gehen würden gesteigerte Gefahren für Landwirte, Verbraucher und Umwelt nach dem Vorbild der weltweit berüchtigten Unternehmenspolitik des Konzerns Monsanoto.
Bereits seit einigen Jahren baut sich der Bayer-Konzern zu einem „Life-Science“ Unternehmen um: Im Windschatten des US-Multis ist die Firma BAYER zu einem der größten Agro-Konzerne der Welt aufgestiegen. Bei Pestiziden und Saatgut gehört der Leverkusener Multi bereits zu den führenden Anbietern.
Durch die vereinigte Macht beider Konzerne würde die weltweite Gentechnik-Pestizid Spirale weiter beschleunigt und Lobbyimus für Glyphosat, Gentechnik und TTIP würde weiter zunehmen.

Wir fordern:
Stopp der Fusion von BAYER / MONSANTO!
Stopp der Umweltzerstörung und Vergiftung durch Gentechnik und Pestizide!

Forderung unterstützen

[Tribunal] Redebeiträge HV 2017

CBG Redaktion

René Lehnherr (MONSANTO-Tribunal) Die Folgen des Tribunal-Votums für BAYER

Sehr geehrter Herr Baumann, sehr geehrter Vorstand, sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

Ich werde mich kurz vorstellen: Mein Name ist René Lehnherr und ich bin Mitglied des Organisationskomitees des Monsanto-Tribunals. Ich bin Schweizer und seit 20 Jahren wohnhaft in Amsterdam. Sohn eines Bergbauern. Vater von 3 Kindern, und das ist auch meine Motivation für dieses Engagement, meinen Kindern und den folgenden Generationen einen gesunden und intakten Planeten zu hinterlassen. Beruf: IT-Spezialist.

Ich habe vier Fragen an Herrn Werner Baumann:

Erste Frage:
Am 15. und 16. Oktober 2017 fand in Den Haag das internationale Monsanto-Tribunal statt. Fünf renommierte, aktive Richter aus Kanada, Mexico, Belgien, Senegal und Argentinien befragten 30 Zeugen und Experten aus fünf Kontinenten zu den Vergehen von Monsanto. Präsidiert wurde das fünfköpfige Gremium von Richterin Françoise Tulkens, ehemalige Vizepräsidentin des europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte.
Dabei ging es darum zu klären, ob Monsanto auf den folgenden 6 Gebieten gegen Recht verstossen hat: Recht auf eine gesunde Umwelt, Recht auf Gesundheit, Recht auf Nahrung, freie Meinungsäusserung und wissenschaftliche Forschungsfreiheit, Tatbestand des Ökozids, also Verbrechen gegen die Natur und Beihilfe zu Kriegsverbrechen
Dabei haben sich die Richter streng an die Regeln für internationale Gerichtsverfahren gehalten. Dazu stützten sie sich unter anderem auf die UNO-Leitprinzipen für Wirtschaft und Menschenrechte von 2011 und auf das Römische Statut zur Errichtung des Internationalen Strafgerichtshofs (ISG).
Die Fülle des auszuwertenden Materials war so umfangreich das die Richter ihr Gutachten erst 6 Monate danach am 18. April 2017 in Den Haag der Öffentlichkeit vorstellen konnten. Dabei kamen sie zum Schluss, dass Monsanto auf 5 Gebieten bestehendes Recht verletzt hat. Wäre der Strafbestand des Ökozids schon in den Gesetzgebungen verankert, könnte Monsanto ausserdem auch wegen Kriegsverbrechen strafrechtlich verfolgt werden. Das 50-seitige Gutachten der Richter, dass für tausende von Anwälten weltweit in Zukunft ein wichtiges und effizientes juristisches Instrument sein wird, um diese Art Verbrechen zu ahnden, kann in verschieden Sprachen auf der Webseite: www.monsanto-tribunal.org eingesehen werden.

Frage:
Wir hatten Sie Herr Baumann schriftlich eingeladen, dem Tribunal beizuwohnen, um ein Bild davon zu bekommen, was Sie sich mit Monsanto höchstproblematisch einkaufen. Haben sie die Einladung deswegen ignoriert, weil Sie sich der Vergehen von Mansonto schon bewusst waren und deshalb auch Glyphosat in den Medien als vollkommen harmlos darstellen?

Zweite Frage:
Im Juni 2016 erklärten Sie in den Medien, dass Sie nicht nur den Dialog mit den Aktionären suchen, sondern auch mit kritischen NGOs. Daraufhin haben wir Ihnen einen Brief geschrieben mit einigen Fragen zur geplanten Fusion Bayer-Monsanto und haben Sie um ein Gespräch gebeten, in der Annahme, dass Sie wirklich den Dialog suchen. Allerdings bekamen wir in Form eines nichtssagenden Standardbriefes eine Absage von Ihnen. Gesprächspartner wären zum Beispiel der Schweizer Biologe Dr. Hans Rudolf Herren, Träger der alternativen Nobelpreises und Koautor des Weltagrarberichtes von 2008, der von der Weltbank in Auftrag gegeben wurde gewesen und Renate Künast, ehemalige Landwirtschaftsministerin ihres Landes.

Frage:
Gehen wir recht in der Annahme, dass ihre in den Medien geäusserte Dialogbereitschaft nur eine PR – Aktion von Ihnen war, um die Öffentlichkeit „ruhigzustellen“?

Dritte Frage:
Sie mögen ja den Dialog mit den Aktionären gesucht haben, aber von der Kaufentscheidung wurden Aktionäre und Grossaktionäre zu ihrem Unmut ausgeschlossen.

Frage:
Hatten Sie Bedenken, das weitsichtige Grossaktionäre zu einer anderen Lageeinschätzung gekommen wären, Ihnen die Gefolgschaft verweigert hätten, weil sie sich kein trojanisches Pferd ins Haus holen wollten und Sie diese Entscheidung deshalb putschartig konzern-intern fällen mussten.

Vierte Frage:
Die umfassende Dokumentation der durch Monsanto hervorgerufenen Umweltschäden, die im Rahmen des Monsanto-Tribunals entstanden ist, wird in den kommenden Monaten Teil einer noch breiteren weltweiten Studie zur Erfassung und Evaluation der durch Monsanto entstandenen Schäden in den letzten 60 Jahren sein. Dabei sollen vor allem auch die Langzeitschäden an Gesundheit und Natur berücksichtigt werden. Diese Sammelstudie wird anschliessend von einem Komitee renommierter Ökonomen bilanziert und als globale Schadensumme bekanntgegeben. Schon heute haben einige konsultierte Experten geschätzt, dass die Summe der Schäden den Fusionspreis bei weitem übersteigen könnte. Diese Studie könnte dann im Anschluss als Basis dienen, um weitere Sammelklagen gegen Monsanto einzuleiten.

Frage: Denken Sie Herr Baumann, sie können ihren Aktionären zumuten, neben dem hohen Kaufpreis für Monsanto zusätzliche Rückstellungen für Schadensersatzforderungen in zwei bis dreistelliger Milliardenhöhe bereitzustellen?

Oder hoffen Sie darauf, dass dasselbe passiert wie bei der Katastrophe von Bhopal? Damals, 1984, sind im indischen Bhopal tausende von Menschen bei einer Giftgaskatastrophe gestorben, hunderttausende wurden schwer verletzt. Wegen wechselnder Besitzverhältnisse durch eine Fusion waren die Haftungsverhältnisse unklar und keines der beteiligten Unternehmen konnte zur Rechenschaft gezogen werden.

Sehr geehrter Herr Baumann, sehr geehrter Vorstand, sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre, ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit

[BaySanto] MONSANTO-Übernahme

CBG Redaktion

MONSANTO-Übernahme – Gesundheit spielt keine Rolle

Die EU genehmigte BAYERs MONSANTO-Übernahme vorerst nicht. Stattdessen kündigte die Kommission am 22. August wie erwartet eine vertiefte Prüfung an. Allzu tief dürfte die jedoch nicht gehen. Die Generaldirektion Wettbewerb will nämlich nur Wettbewerbsfragen klären. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN und andere Initiativen hatten dagegen in zahlreichen Offenen Briefen gefordert, in dem Verfahren auch andere Risiken und Nebenwirkungen des Deals zu berücksichtigen. Dem erteilte die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager allerdings eine Absage. „Auch wenn diese Bedenken sehr wichtig sind, bilden sie nicht die Grundlage für ein Fusionskontrollverfahren“, antwortete sie den Organisationen. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen vielmehr die Auswirkungen auf Preise, Qualität, Auswahl und Innovation. Dies macht einmal mehr deutlich, dass die EU-Instanzen nicht im Interesse der BürgerInnen arbeiten, sondern lediglich im Interesse von Konzernen.

Tatsächlich stellt die Übernahme eine immense Bedrohung für Mensch und Umwelt dar. BAYER würde zum größten Player in den Bereichen „Saatgut“ und „Pestiziden“ aufsteigen. Dies birgt zwei große Gefahren in sich. Erstens würde BAYER den Markt der Pestizide dominieren. Der Konzern könnte so die Preise bestimmen und den LandwirtInnen überdies die Auswahl erschweren. Dabei stehen Pestizide immer wieder im Verdacht, verheerende Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Tierwelt auszuüben. Glyphosat etwa wird von vielen unabhängigen Studien als krebserregend eingestuft. Bauern und Bäuerinnen in Argentinien berichten überdies darüber, dass die Pflanzen, die mit Glyphosat besprüht wurden, immer mehr von dem Pestizid benötigen, weil sich die Unkräuter zunehmend auf die Chemikalie einstellen. Am Ende stehen zerstörte Böden und eine zerstörte Fauna.
Die zweite Bedrohung stellt genmanipuliertes Saatgut dar. Wenn künftig der größte Gentech-Konzern der Welt in Europa seinen Stammsitz hat, steigt der Druck auf Brüssel, mehr Anbau-Genehmigungen zu erteilen. Für die entsprechenden Produkteinführungskampagnen bemüht der Vorstandsvorsitzende der BAYER AG zynischer Weise das Schreckgespenst der zunehmenden Weltbevölkerung. „Das Unternehmen kann einen Beitrag dazu leisten, die Ernährung der Menschheit zu sichern.“ Zerstörte Böden, Insektensterben, Vertreibung von Kleinbauern und -bäuerinnen in der Dritten Welt sprechen eine andere Sprache. Dem Konzern geht es um die Monopolstellung und die dadurch möglichen Extra-Renditen für die Großaktionäre.

Eine andere Frage, die in der Öffentlichkeit fast gar keine Berücksichtigung findet, ist diejenige, wie es mit den Angestellten der Konzerne weitergeht. In der Vergangenheit hatten Übernahmen immer zu Arbeitsplatz-Vernichtungen geführt. Welche Folgen kommen also auf die Beschäftigten von BAYER und Monsanto zu? Auch diese Frage hat sich die EU zu stellen.

Es steht also zu befürchten, dass die Übernahme durchgeht, da die Interessen der Menschen nicht im Mittelpunkt der EU-Kommissarin stehen. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hält es aus diesem Grund für unerlässlich, dass Konzerne wie BAYER unter gesellschaftliche Kontrolle gestellt werden, damit ein Schutz von Mensch, Tier und Umwelt gewährleistet werden kann.

Wenn die EU auch nur ansatzweise die Interessen der in Europa lebenden Menschen ernst nehmen würde, dann müsste sie unserer Forderung folgen.

(Zitate stammen aus der Ausgabe des Kölner Stadt Anzeigers vom 24.08.17, Seite 13)

[Marius Stelzmann] BAYER HV 2019

CBG Redaktion

Rede Marius Stelzmann (Geschäftsführer CBG)

Sehr geehrte AktionärInnen,

Mein Name ist Marius Stelzmann. Ich bin Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren.

Der BAYER-Konzern hat Ende November 2018 den Abbau von 12.000 Arbeitsplätzen bekannt gegeben. Mehr als jede zehnte Stelle will er streichen. Das ist mehr als jedes andere bundesdeutsche Unternehmen im letzten Jahr. Im globalen Maßstab kommt die Gesellschaft damit auf den sechsten Rang. Kürzlich wurde die geplante Streichung von 4500 Arbeitsplätzen in Deutschland veröffentlicht. Ich frage den Vorstand, ob es bei den bisherigen Stellenstreichungen bleiben wird, oder ob noch mehr Stellen gestrichen werden?

Im Zuge der Übernahme hatte der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann noch versprochen: „BAYER wird nach Abschluss der Integration mehrere Tausend Stellen in den USA schaffen" und entsprechende Zusagen auch für die europäischen Standorte gemacht. Gehegt werden sollte die Illusion eines Trickle-Down Effekts, die Vorstellung, dass der erwirtschaftete Profit auch den einfachen ArbeitnehmerInnen zu Gute kommen würde. Ein Jahr nach der Monsanto Übernahme sieht die Realität aber genau gegenteilig aus. Bereits elf Tage nach Vollzug der Transaktion begann der Schadensersatz-Prozess von DeWayne Johnson. Dieser Prozess hat für BAYER, wie sie alle wissen, mit einer Verurteilung zu einer Strafe in zweistelliger Millionenhöhe geendet. Sofort stürzte die BAYER-Aktie ab. Nach dem zweiten verlorenen Glyphosat-Prozess ist sie nochmals in ihrem Wert gefallen. Trotz all dieser Katastrophen beharrt der Vorstand darauf, dass Glyphosat unschädlich ist und der Kauf von Monsanto eine gute Idee war. Zwei Gerichtsurteile belegen mittlerweile das Gegenteil. Die Urteile haben in den USA landesweite Signalwirkung, weil sie Präzedenzfälle sind.

Diese Woche gaben Großaktionäre wie Black Rock und Deka Investment bekannt, das sie den Vorstand nicht entlasten wollen. Der Kurs des Vorstands, mit einer Fusion den maximalen Profit herauszuschlagen, ist offensichtlich gescheitert. Es steht daher zu befürchten, dass dieser Kurs nun zugunsten eines Kurses geändert wird, der noch unsozialer für die Beschäftigten ist: Die Zerschlagung des Konzerns und deren Aufkauf durch andere Global Player. Es wäre in diesem Fall mit weiterem Stellenabbau und der Schließung ganzer Standorte zu rechnen. Ist dem Vorstand bekannt, ob Großaktionäre des Konzerns eine Aufspaltung vorantreiben wollen?

Doch die Problematik beginnt nicht mit der Übernahme von Monsanto. Um nur ein Beispiel zu nennen: BAYER hat von 1955 bis zur gesetzlichen Regelung des Zulassungsverfahrens im Jahre 1978 Arzneien in Kinderheimen und jugendpsychiatrischen Einrichtungen testen lassen. Nach der Markteinführung dieser Wirkstoffe hat BAYER diese Produkte für nicht getestete, nicht-medizinische Indikationen in großem Umfang an Heime und Anstalten verkauft. Dazu sprechen heute mehrere direkt von dieser Konzernpolitik Betroffene. Wie gedenkt der Vorstand, mit den Betroffenen zu kooperieren, um ihnen eine angemessene Entschädigung zukommen zu lassen?

Aus den genannten Gründen bzw. auf Grund der erläuterten Sachverhalte stelle ich die Anträge, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten und bitte alle AktionärInnen bei den entsprechenden Tagesordnungspunkten mit NEIN zu stimmen. Bei vorzeitigem Verlassen der HV übertragen Sie bitte Ihre Stimmen den VertreterInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren, die Sie vorne links im Saal finden. Danke.

[Mercosur-Abkommen] BAYER profitiert gleich zweifach

CBG Redaktion

Das MERCOSUR-Abkommen

Öffentlichkeitswirksam gaben die EU und die MERCOSUR-Staaten Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay auf dem G20-Treffen, das Ende Juni 2019 im japanischen Osaka stattfand, den Abschluss ihrer Verhandlungen um ein Freihandelsabkommen bekannt. Die Vereinbarungen sehen vor, dass die südamerikanischen Nationen Zoll-Senkungen für europäische Industrie-Produkte gewähren und im Gegenzug einen erleichterten Zugang zum EU-Markt für ihre Agrar-Güter erhalten. Brüssel erwartet bei den Sätzen, die bisher für Autos 35 Prozent des Warenwerts, für Chemikalien bis zu 18 Prozent und für Pharmazeutika bis zu 14 Prozent betrugen, eine Reduktion im Umfang von rund vier Milliarden Euro. Parallel dazu rechnet der EU-Forschungsdienst durch die dem MERCOSUR gewährten Einfuhr-Erleichterungen mit einer Steigerung von dessen Anteilen an den Lebensmittel-Importen der Europäischen Union von derzeit 17 auf 25 Prozent bis zum Jahr 2025. BAYER profitiert von beidem. Einerseits haben chemische Erzeugnisse einen großen Anteil an den Exporten in die MERCOSUR-Mitgliedsländer – sie kommen auf 26 Prozent, mit 42 Prozent erreichen nur Maschinen und Transportmittel mehr – und andererseits ist ein höherer Pestizid-Absatz zu erwarten, wenn die brasilianische und argentinische Agrar-Industrie besseren Geschäften auf dem alten Kontinent entgegensieht. Da diese dafür ihre Anbau-Gebiete ausweiten muss, fressen sich dann die Soja-Plantagen noch weiter in den für das Klima so wichtigen Regenwald hinein und gefährden damit auch die Lebensgrundlage der indigenen Völker. Europas Tierställen hingegen droht noch mehr mit Glyphosat-Rückständen behaftetes Futter, wie KritikerInnen des Vertrags zu Bedenken geben. Zu den GegnerInnen der Übereinkunft gehören dem Web-Portal amerika21 zufolge auch die lateinamerikanischen Gewerkschaften. In einer gemeinsamen Erklärung warnten Beschäftigten-VertreterInnen nicht nur aus den MERCOSUR-Ländern, sondern auch aus Chile und Bolivien „vor den katastrophalen Auswirkungen“ des Deals. Nach Ansicht der GewerkschaftlerInnen verstärkt er die bestehenden Ungleichgewichte im Handel zwischen Lateinamerika und Europa, weil er die Rolle der Staaten des Kontinents als Lieferanten billiger Rohstoffe ohne großen Wertschöpfungsanteil verfestigt und die wegfallenden Handelsbarrieren für veredelte Güter aus Europa es den MERCOSUR-Industrien noch schwerer machen, die Rückstände aufzuholen. Aber noch ist nicht alles unter Dach und Fach. In Osaka haben nur die UnterhändlerInnen die Arbeit beendet. Damit das Vertragswerk in Kraft tritt, müssen noch das EU-Parlament und die Volksvertretungen in Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay zustimmen.

[Nachhaltigkeit] Presse-Information CBG 11.12.19

CBG Redaktion

BAYERs neue „Nachhaltigkeitsstrategie“

Ein Flickenteppich mit Nebenwirkungen

Am gestrigen Dienstag hat der BAYER-Konzern seine neue Nachhaltigkeitsstrategie verkündet. Dabei handelt es sich um einen Flickenteppich aus vagen Ankündigungen, als Entwicklungshilfe getarnten Absatz-Strategien, Business as usual und teilweise hoch problematischen Elementen.

Beim Thema „Klimawandel“ belässt es der Leverkusener Multi bei Absichtserklärungen. So will er seinen Strombedarf ab dem Jahr 2030 zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien decken. Wie der Global Player dieses zu erreichen gedenkt, erläutert er nicht. Das würde aber schon interessieren, denn das Unternehmen startet bei Null: Im aktuellen Energie-Mix spielen die Erneuerbaren neben Kohle, Gas, Flüssigbrennstoffen und Abfall überhaupt keine Rolle. Auch andere konkrete Angaben vermisst die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): Wann steigt die Aktien-Gesellschaft aus der Braunkohle aus? Wann kommt der Steinkohle-Reduktionsplan? Warum schließt BAYER die Glyphosat-Fabrik im US-amerikanischen Soda Springs nicht, die jährlich weit über eine Million Tonnen Kohlendioxid ausstößt?

Antworten auf diese und viele andere klimarelevante Fragen hatte die Coordination in einem Offenen Brief an den BAYER-Vorstand erbeten, der beim Klima-Streik am 29. November überreicht wurde. Die Antworten fehlen bis heute. Und werden auch durch die verkündete „Nachhaltigkeitsstrategie“ nicht gegeben.

Lediglich einer Forderung scheint BAYER zu entsprechen, der Bindung der variablen Vergütung des Vorstands an Nachhaltigkeitsziele. Aber selbst bei diesem Punkt stellt sich noch die Frage, wie konkret die Vorgaben am Ende ausfallen werden.

Sehr überraschend hingegen ist, dass die schon lang geübte und von der CBG fast ebenso lang kritisierte Praxis, mit Hilfe von Verhütungsmitteln eine Bevölkerungspolitik in den Ländern des Südens zu betreiben, sich nun in der neuen Nachhaltigkeitsstrategie wiederfindet. Ein Grund ist sicher, dass dies Pharmaprofite beschert und damit die Konzernbilanz poliert. Aber offenbar teilt BAYER auch die Ansicht des ehemaligen US-Präsidenten Lyndon B. Johnson: „Fünf gegen das Wachstum der Bevölkerung investierte Dollar sind wirksamer als hundert für das Wirtschaftswachstum investierte Dollar.“ Die Coordination jedenfalls bewertet den Einsatz des Präparates JADELLE, das BAYERs „Public Affairs“-Manager Matthias Berninger in der Telefon-Konferenz mit den Investor*innen als Beispiel nannte, als hoch problematisch. Bei dem Implantat handelt es sich um ein Langzeit-Kontrazeptivum, das starke Nebenwirkungen hat. Noch dazu kommt es nach Angaben vom „Population Council“ bei den Eingriffen zum Entfernen des Produktes in 7,5 Prozent der Fälle zu Problemen. Und damit nicht genug, die Verwendung des Mittels zeugt von einer paternalistischen Haltung, ist es doch „provider controlled“, also von den Nutzerinnen nicht selbstbestimmt ein- und absetzbar. Nicht umsonst bietet der Leverkusener Multi JADELLE in den Industrieländern gar nicht erst an.

Auch die annoncierte Unterstützung von Kleinbauern und -bäuerinnen erscheint fragwürdig. BAYER stellt dabei nur auf solche ab, die markt-orientiert arbeiten. Landwirt*innen „mit geringem und mittlerem Einkommen“, die eine Fläche von bis zu 10 Hektar bewirtschaften, stehen im Fokus. Diese machen jedoch nur 10 bis 25 Prozent der kleinbäuerlichen Erzeuger*innen aus. Und mit was will der Agro-Riese diese Gruppe beglücken? Mit „quality inputs and good agricultural practices“, also mit Glyphosat & Co. Was es damit wirklich auf sich hat, geht aus einer gerade erschienenen Studie des PESTIZID AKTIONS-NETZWERKS (PAN) hervor. Demnach vertreibt der Leverkusener Multi in Ländern der „Dritten Welt“ 22 hoch gefährliche Agro-Chemikalien, von denen sechs in Deutschland keine Zulassung haben.

Schließlich möchte das Unternehmen noch unterversorgte Regionen mit seinen nicht rezeptpflichtigen Präparaten beglücken. Und auch das nur als Versuch zu verstehen, sich „low-income markets“ zu erschließen.

Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der CBG bringt es wie folgt auf den Punkt: „Die von BAYER vollmundig als ‚Nachhaltigkeitsstrategie‘ bezeichnete Propaganda ist angesichts der Dramatik der Lage ein Verbrechen! Die Antwort des Konzerns auf die Klimakatastrophe ist nichts als leere Propaganda. BAYER macht weiter wie gehabt, ruiniert weiterhin das Klima mit Millionen Tonnen klimaschädlicher Stoffe, vergiftet weiterhin Mensch und Umwelt im großen Stil und hat nichts als seine Profite im Blick.“

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[Berufungsverfahren] Presse-Information CBG vom 21.07.20

CBG Redaktion

In Sachen „Glyphosat“

BAYER verliert Berufungsverfahren

Auch die zweite Runde des Schadensersatz-Verfahrens in Sachen „Glyphosat“, das der krebskranke US-Amerikaner Dewayne Johnson angestrengt hatte, geht für den Leverkusener Multi verloren. Erst-instanzlich hatte der ehemalige Schul-Hausmeister im August 2018 gewonnen. Das hauptsächlich unter dem Label „Roundup“ vermarktete Pestizid habe bei ihm das Non-Hodgkin-Lymphom verursacht, urteilten die Geschworenen einstimmig und sprachen ihm eine Entschädigung zu.

Am gestrigen Montag bestätigte ein Gericht in San Francisco nun dieses Urteil gegen die BAYER-Tochter MONSANTO. Es senkte lediglich den Schuldbetrag von 78 Millionen Dollar auf 20,5 Millionen Dollar. Dabei sieht der „Court of Appeal of the State of California“ 10,25 Millionen Dollar als Schmerzensgeld für Johnson vor und 10,25 Millionen Dollar als Strafe – „punitive damages“ – für den Leverkusener Multi.

„Unserer Ansicht nach hat Johnson ausgiebige – und substanzielle – Beweise dafür vorlegt, dass Glyphosat zusammen mit den anderen Inhaltsstoffen in Roundup-Produkten zu seinem Krebs geführt hat“, konstatierten die RichterInnen. „Experte um Experte lieferte Belege dafür, dass Roundup-Produkte grundsätzlich das Non-Hodgkin-Lymphom auslösen können (...) und speziell auch Johnsons Krebs ausgelöst haben“, schreiben sie in der Begründung ihres Votums. Das Ansinnen der BAYER-AnwältInnen, solche Einschätzungen als „Minderheiten-Meinungen“ abzutun, wiesen die JuristInnen zurück.

An den „punitive damages“, die das US-amerikanische Rechtssystem in Fällen mit erwiesener schwerer Schuld erhebt, hielt das Gericht ebenfalls fest. MONSANTO habe „vorsätzlich und bewusst die Sicherheit anderer missachtet“, befindet es.

„Dieses Urteil ist eine schallende Ohrfeige für BAYER. Der Konzern muss jetzt endlich die Konsequenz ziehen und Glyphosat vom Markt nehmen, ehe das Mittel noch weiteres Unheil anrichtet“, fordert Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG).

In Stelzmanns Augen lässt die Entscheidung des Court of Appeal die Zweifel an BAYERs jüngst unterbreitetem Vergleichsvorschlag für die zahlreichen noch anhängigen Glyphosat-Klagen noch einmal wachsen. „Die Geschädigten mit kleinen Summen abzuspeisen, ihnen den Rechtsweg zu verbauen und von WissenschaftlerInnen erst noch einmal klären zu lassen, ob Glyphosat wirklich gesundheitsschädlich ist – all das dürfte dem Konzern jetzt noch schwerer fallen“, prophezeit der CBG-Geschäftsführer.

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[Regulierungen] Presse-Information CBG vom 15.10.20

CBG Redaktion

Jetzt muss die EU-Chemiepolitik BAYER & Co. trotzen!

Brüssel kündigt strengere Regulierungen von Pestiziden und anderen Stoffen an

Am gestrigen Mittwoch hat die Europäische Union ihre Chemikalien-Strategie für Nachhaltigkeit vorgestellt. Diese versteht sich als Teil des „Green Deals“ und beabsichtigt, „den Schutz von Mensch und Umwelt vor gefährlichen Chemikalien zu erhöhen“. Darum will die EU-Kommission diese Substanzen strenger regulieren. So kündigt sie beispielsweise neue Maßnahmen zur Eindämmung von Gefahren an, die hormon-ähnlich wirkende Produkte –sogenannte endokrine Disruptoren – hervorrufen, zu denen unter anderem Pestizide wie BAYERs Glyphosat gehören. Bei schwer abbaubaren Stoffen sieht die EU ebenfalls Handlungsbedarf. Zudem plant sie, die Gefährdungen, die von Kombinationswirkungen der Industrie-Erzeugnisse ausgehen, zu minimieren.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) begrüßt dieses Vorhaben. „Diese Chemikalien-Strategie war überfällig. Jahr für Jahr kommen mehr Chemikalien auf den Markt, die immer mehr Menschen krank machen“, hält CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann fest. Stelzmann verweist dazu auf Angaben der Vereinten Nationen, wonach sich die Produktionskapazitäten der Branche zwischen den Jahren 2000 und 2017 verdoppelt haben. Und von 2017 bis 2030 erwartet die UN bei den Verkäufen chemischer Produkte wiederum fast eine Verdoppelung. Dabei beziffert die Weltgesundheitsorganisation die Zahl der Todesfälle durch Kontakt mit chemischen Substanzen schon jetzt auf 1,6 Millionen jährlich.

Obwohl die Europäische Union ihre Chemie-Politik zweifellos ehrgeizigen Zielen unterstellt, lässt das Vorhaben Fragen offen, und das nicht nur, weil die gestern veröffentlichten Dokumente kaum eine Gelegenheit auslassen, die große Bedeutung der chemischen Industrie für das Gedeihen Europas herauszustellen. Bereits im Vorfeld hatte es nämlich immense Lobby-Anstrengungen von BAYER & Co. gegeben, die in Teilen der Kommission auch verfingen. So intervenierten die Generaldirektion Industrie und die Generaldirektion Gesundheit vor der Verabschiedung der Strategie zugunsten der Konzerne und plädierten für schwächere Bestimmungen. „Jetzt muss die EU den Worten Taten folgen lassen und darf sich dem Druck der LobbyistInnen nicht beugen“, fordert Stelzmann deshalb.

Die Reaktionen der Chemie-Verbände auf die Verkündung der Chemikalien-Strategie stimmen schon mal auf eine beschwerliche Umsetzung ein. Der „Verband der Chemischen Industrie“ (VCI) streicht beispielsweise besonders die geplante Einrichtung eines Runden Tisches heraus, an dem die Global Player gedenken, ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, „bevor konkrete Vorschläge zur Änderung von Vorschriften gemacht werden“. Und der CEFIC, das VCI-Pendant auf europäischer Ebene, vermeint sogar schon Stimmen aus den Reihen der Kommission vernommen haben, die versichern, „dass es nur eine sehr zielgerichtete Revision der bisherigen Regulierungen geben wird.“

„BAYER & Co. bringen sich bereits jetzt in Stellung, um eine Chemie-Wende zu verhindern. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren ist darauf jedoch vorbereitet und wird ihrerseits alles tun, es dazu nicht kommen zu lassen“, konstatiert Stelzmann abschließend.

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[Agrar Lobby] Presse-Information CBG vom 11.02.21

CBG Redaktion

Lasche Neuregelungen zu Glyphosat und anderen Pestiziden

Agrar-Lobby setzt sich durch

Die Bundesregierung hat am gestrigen Mittwoch völlig unzureichende Gesetze zum Umgang mit Glyphosat und anderen Pestiziden auf den Weg gebracht. So setzt sie Mensch, Tier und Umwelt weiterhin großen Risiken aus.

Gegen einen Glyphosat-Stopp vor dem Auslaufen der EU-Zulassung Ende 2023 hatte die Große Koalition sich schon im September 2019 entschieden. Darum verkündete sie jetzt lediglich eine Minderungsstrategie. Diese reicht jedoch nicht aus, um den Gebrauch des von der Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuften Herbizids spürbar zu senken.

Ein Verbot beschlossen CDU und SPD nur für die Anwendung im Privat-Bereich und auf öffentlichen Grünflächen, die mengenmäßig kaum ins Gewicht fällt. Für das Ausbringen auf Äckern lassen die Parteien hingegen zahlreiche Ausnahmen zu. So darf das Mittel gegen bestimmte Wildkräuter nach wie vor zum Einsatz kommen. Auch wenn das Pflügen, die Wahl einer geeigneten Fruchtfolge oder eines geeigneten Aussaat-Zeitpunkts nicht möglich ist, bleibt Glyphosat erlaubt. Und die Länder dürften im Bundesrat noch zusätzliche Aufweichungen durchsetzen. „Dieser Beschluss reicht nicht aus. Wir fordern einen sofortigen Glyphosat-Stopp, denn das Pestizid stellt eine immense Gesundheitsgefahr dar. Allein in den USA muss BAYER weit über 100.000 Lymphdrüsenkrebs-Kranken eine Entschädigung zahlen“, so Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren.

Die anderen Regelungen zur Handhabung der Ackergifte weisen ebenfalls starke Mängel auf. Sie beschränken sich auf Maßnahmen zur Eindämmung des Insektensterbens in bestimmten Schutzgebieten. Überdies gibt es wieder viele Ausnahme-Tatbestände. Und Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner erdreistet sich sogar noch, diese als Erfolge zu feiern. „Zudem seien wichtige Ausnahmen zum Beispiel beim Obst- und Gemüseanbau erreicht worden“, heißt es in ihrer Presseerklärung zu den Entscheidungen.

Den Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag, in denen sich CDU, CSU und SPD einer „Landwirtschaft, die gesunde Lebensmittel nachhaltig produziert“ verschrieben haben, entsprechen die vorgelegten Gesetzes-Entwürfe nicht. Um das formulierte Ziel zu erreichen, hätte es eines breiteren Ansatzes zur Pestizid-Reduktion bedurft, der alle landwirtschaftlich genutzte Flächen und nicht nur die 4,9 Prozent in Vogelschutz-Gebieten und anderen Sonder-Territoirien gelegenen Areale umfasst. „Schon allein um die Vorgaben des Green Deals der Europäischen Union zu erfüllen, die eine Verringerung des Ackergifte-Verbrauchs um 50 Prozent bis zum Jahr 2030 vorsehen, wäre das erforderlich gewesen, aber die Bundesregierung hat sich dem Lobby-Druck von BAYER & Co. gebeugt“, so Stelzmann abschließend.

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