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Veröffentliche Beiträge in “Allgemein”

[BPA] Bisphenol A

CBG Redaktion

Tageszeitung, 26. November 2010

GESUNDHEITSSCHÄDLICHE WEICHMACHER

Hormone in Babyflaschen

Kehrtwende bei dem Plastikweichmacher Bisphenol A: Die EU-Kommission strebt endlich ein Verbot an. Der Stoff steht im Verdacht, unfruchtbar zu machen. VON REINHARD WOLFF

Innerhalb der EU sollen Babyflaschen, die die umstrittene Chemikalie Bisphenol A (BPA) enthalten, verboten werden. Wie die EU-Kommission am Donnerstag mitteilte, soll ab dem 1. März 2011 ein Herstellungsverbot gelten. Am 1. Juni sollen Verkauf und Import der Chemikalie ganz untersagt werden.
Damit macht die EU offenbar einen ersten Schritt, der BPA-Verbotslinie, die bereits Kanada, Australien und einige US-Bundesstaaten sowie in der EU Dänemark und Frankreich eingeschlagen haben, zu folgen. Auch Schweden und Österreich hatten den Erlass nationaler Verbote angekündigt, sofern die EU nicht aktiv werden sollte.

Noch Ende September hatte das Europäische Amt für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Entwarnung gegeben und BPA in der derzeit zugelassenen Dosis - diese hatte die EU vor zwei Jahren von 10 auf 50 Mikrogramm pro Kilo Körpergewicht erhöht - für unbedenklich erklärt. Worauf einerseits die Chemieindustrie Druck auf die EU-Länder mit nationalen Verboten machte, diese aufzuheben, andererseits schon länger geäußerte Kritik an der als industrienah geltenden EFSA wuchs. Von Unabhängigkeit könne bei diesem Amt keine Rede sein, erklärte der BUND.
Auch in der Kommission war man mit dem EFSA-Votum offenbar unzufrieden. Das EU-Parlament hatte sich bereits im Sommer für ein Verbot von BPA in Babyflaschen ausgesprochen. Im Oktober kündigte der EU-Kommissar für Gesundheits- und Verbraucherpolitik, John Dalli, überraschend Beratungen mit den Mitgliedsstaaten über ein entsprechendes Verbot an. Die nunmehrige Einigung in einem Expertenausschuss sei eine gute Nachricht für alle Eltern, erklärte er jetzt.

Der hormonell wirkende Stoff Bisphenol A steht im Verdacht, unfruchtbar zu machen. Er wird unter anderem auch mitverantwortlich für Diabetes, Brustkrebs, Schädigungen des zentralen Nervensystems und Fettleibigkeit gemacht. Der Stoff, der zu den weltweit meistproduzierten Chemikalien gehört, findet sich beispielsweise in Plastikprodukten, Lebensmittelverpackungen, Zahnfüllungen und dem Thermopapier von Faxpapieren und Quittungen.

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18. November 2010

Bisphenol A

Lebensmittelbehörde der EU soll mit der Industrie verbandelt sein

Das umstrittene Bisphenol A fließt vielfach in Kunststoffe ein. Der EU-Stelle für Lebensmittelsicherheit wird nun vorgeworfen, zu eng mit der Industrie verquickt zu sein.
Die Substanz ist im Alltag allgegenwärtig. Sie steckt in Lebensmittelverpackungen und Kunststoffgeschirr, in Kassenquittungen, Babyflaschen, CDs oder Zahnfüllungen. Bisphenol A, kurz BPA, ist der Grundstoff für Polycarbonat, einem der meist verwendeten Kunststoffe. Mehr als eine Million Tonnen der Chemikalie produzieren Europas Chemieunternehmen im Jahr. Aber trotz der weiten Verbreitung sind die gesundheitlichen Risiken, die mit der Verwendung von BPA einhergehen, bis heute nicht geklärt.
Zahlreiche Wissenschaftler warnen, der Stoff könne auch in kleinster Dosierung bei Babys und Kleinkindern die Hirnentwicklung beeinträchtigen und bei Erwachsenen Diabetes fördern oder die männliche Fruchtbarkeit schädigen. Die Industrie und die zuständige Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) halten dagegen die im Alltag aufgenommen Mengen für so gering, dass sie keine Gefahr sehen.

Dieser schon seit Jahren geführte Streit erhält nun neue Nahrung. Recherchen des MDR ergaben, dass Mitarbeiter der in Parma in Italien angesiedelte EFSA eng mit der interessierten Industrie verbunden sind und sogar direkt für deren Verbände arbeiten. Die EFSA, meint darum Sarah Häuser, Chemieexpertin der Umweltorganisation BUND, sei „regelrecht unterwandert“. Die im September noch einmal bestätigte Entscheidung der Behörde zur Unbedenklichkeit von BPA zeige „deutlich, dass die interessierte Industrie dort mehr Gehör findet als unabhängige Forscher.“ Diesen Eindruck bestätigt auch Andreas Gies, Fachmann für Umweltchemikalien beim Umweltbundesamt (UBA). Die EFSA stütze sich fast ausschließlich auf Studien, die von der Industrie bezahlt seien und „die Finanzierung bestimmt das Ergebnis“, klagt Gies.
Für fragwürdig halten die Kritiker insbesondere die Verbindung der EFSA mit dem International Life Sciences Institute (ILSI), das weltweit Studien über Umwelt und Gesundheit erstellen lässt. Die Organisation finanziert sich überwiegend aus Beiträgen von Unternehmen der Chemie- und Lebensmittelbranche, darunter auch die Hersteller von BPA wie Bayer oder der US-Konzern Dow Chemical. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schloss darum schon 2006 das ILSI bei der Festlegung von Normen für die Belastung von Wasser und Nahrung aus. Das sehen die Verantwortlichen bei der EFSA nicht so eng.
Umstritten ist etwa der Fall der ungarischen Wissenschaftlerin Diána Bánáti, die dem Verwaltungsrat der Behörde vorsteht. Dessen Hauptaufgabe ist die Besetzung der Expertengremien, deren Mitglieder die Empfehlungen für die Gesetzgebung ausarbeiten. Bánáti hat damit durchaus Einfluss auf deren Zusammensetzung. Das hinderte sie jedoch nicht, auch als Vorstandsmitglied beim Industrieinstitut ILSI zu arbeiten. Erst als der grüne EU-Abgeordnete José Bouvé jüngst diese Verquickung als unvereinbar mit der nötigen Unabhängigkeit der Behörde kritisierte, reichte Bánáti ihren Rücktritt ein – allerdings nicht bei der Behörde, sondern nur bei dem Lobbyverband. Daneben ist aber mit dem slowakischen Forscher Milan Kovac noch ein weiterer ILSI-Vorstand im Verwaltungsrat der EU-Behörde tätig.
Auch in den Expertengremien wirken Wissenschaftler mit, die parallel der Industrie zuarbeiten. So ist der britische Biochemiker Alan Raymon Boobis in führender Stellung bei ILSI tätig und bestimmt bei der EFSA mit über die Beurteilung von Pestizidrückständen. Und auch das Gremium, das über die Gefahren von BPA befindet, hat mit dem britischen Behördenexperten Laurence Castle ein Mitglied, das parallel für das Industrieinstitut tätig ist.
Ob derlei Verbindungen auch die Beurteilung von BPA beeinflusst haben, ist nicht zu belegen. Die EFSA und ihre Verwaltungsratschefin wollten dazu in dieser Woche keine Auskunft geben. Unabhängige Wissenschaftler wie der Toxikologe Gilbert Schönfelder von der Berliner Charité werfen ihren Kollegen bei der EFSA allerdings gravierende wissenschaftliche Fehler vor. BPA sei deshalb so problematisch, weil es ähnlich wirke wie das weibliche Hormon Östrogen und deshalb auch in winzigen Dosen Schaden anrichten könne, sagt Schönfelder. Insbesondere Babys und Kleinkinder seien gefährdet.

Im Tierversuch sei nachgewiesen, dass BPA die Fruchtbarkeit mindern und das Erbgut verändern könne. Darum sei es „nicht akzeptabel“, dass die EFSA-Experten mehr als 80 Studien über BPA-Funde im menschlichen Blut aus der Bewertung ausschließen und so die tatsächliche Belastung im Alltag unterschätzen, klagt er. Zur Begründung heißt es in den EFSA-Gutachten, die Messungen seien ungenau und mit den bekannten Aufnahmepfaden nicht erklärbar – nach Meinung von Schönfelder eine unhaltbare Argumentation. „Wenn die Daten der Hypothese widersprechen, dann muss die Hypothese zurückgewiesen werden, nicht die Daten“, forderten er und vier weitere Toxikologen.

Angesichts solcher Widersprüche hat die dänische Aufsichtsbehörde darum jüngst die Notbremse gezogen. Seit Juli sind in Dänemark BPA-haltige Materialien für Produkte verboten, die Kontakt mit der Nahrung für Kinder bis drei Jahren haben. Auch Schweden und Österreich haben Verbote angekündigt. Darum kündigte jetzt auch der zuständige EU-Kommissar John Dalli eine Verordnung an, die zumindest für Babyflaschen die Verwendung von BPA-haltigem Kunststoff europaweit verbieten soll.
Nach Meinung der Kritiker ist das jedoch nicht genug. Es sei nicht mehr auszuschließen, dass die Substanz auch in niedriger Dosierung Gesundheitsrisiken berge, mahnt UBA-Fachmann Gies. Darum gebiete es „das rechtlich vorgeschriebene Vorsorgeprinzip die Belastung insgesamt zu minimieren“. Aufgabe der EFSA wie auch der Bundesregierung sei es, dafür eine Strategie zu entwickeln. Dazu sei aber „der Meinungsbildungsprozess noch nicht abgeschlossen“, erklärte der Sprecher von Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU). Von Harald Schumann

30.11.2010

Überraschender Bann

EU verbietet die Chemikalie BPA in Babyflaschen
Brüssel hat sich nun doch für Vorsicht entschieden. Künftig darf die umstrittene Chemikalie Bisphenol A (BPA) in der EU nicht mehr für Babyflaschen verwendet werden, so die EU-Kommission. Demnach ist es ab März 2011 verboten, Fläschchen mit Hilfe der Chemikalie herzustellen, die hormonähnlich wirkt und Ratten in Versuchen unfruchtbar gemacht hat. Ab Juni 2011 soll dann auch ein Importverbot für solche Babyfläschchen gelten.
Offenbar hat sich die EU-Kommission nun doch gegen die Wissenschaftler des Europäischen Amts für Lebensmittelsicherheit (EFSA) durchgesetzt. Denn die EFSA hatte Ende September noch einmal bekräftigt, dass sie BPA in der zugelassenen Dosis für unbedenklich hält. Vor zwei Jahren hatte sie die tägliche Höchstgrenze sogar von 10 auf 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht erhöht, weil ihre Experten die Daten aus Tierversuchen für irrelevant hielten. Anders als bei Ratten werde BPA im menschlichen Körper schnell abgebaut, auch im Körper von Babys, hieß es. Allerdings zeigte sich jüngst, dass chinesische Fabrikarbeiter mit hohen BPA-Werten im Urin weniger vitale Spermien besaßen (Fertility and Sterility, online).
Längst haben einzelne europäische Länder wie Frankreich und Österreich nationale BPA-Verbote angestrengt. In Kanada, Australien und mancherorts in den USA ist die Substanz, welche die Grundlage für den ebenso harten wie kristallklaren Kunststoff Polycarbonat darstellt, bereits in Produkten für Babys untersagt. Auch das EU-Parlament hatte sich im Sommer für ein BPA-Verbot ausgesprochen. Nun erklärte der EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz, John Dalli, die aktuelle Einigung in einem EU-Expertenausschuss sei eine gute Nachricht für alle Eltern. Vom Markt ist BPA damit aber keineswegs. Es findet sich in zahlreichen weiteren Alltagsprodukten - in Lebensmittelverpackungen ebenso wie im Thermopapier der Kassenzettel.CHRISTINA BERNDT

Ärzte Zeitung, 26.11.2010

EU will Bisphenol A aus Babyfläschchen verbannen

Die Europäische Union will die umstrittene Kunststoff-Chemikalie Bisphenol A (BPA) in Babyfläschchen verbieten. Auf das Verbot ab Mitte des kommenden Jahres einigte sich am Donnerstagabend eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten im Lebensmittelausschuss.
„Die heutige Entscheidung ist eine gute Nachricht für europäische Eltern“, sagte EU-Gesundheitskommissar John Dalli. Eltern könnten nun sicher sein, dass Babyfläschchen aus Plastik ab Mitte 2011 kein BPA mehr beinhalten.
Dalli begründete die Entscheidung mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen. „Neue Studien haben gezeigt, dass BPA auf das Immunsystem und das Krebswachstum Einfluss nehmen könnte“, so Dalli.
Die EU-Staaten wollen die Produktion der Baby-Trinkfläschchen mit der Chemikalie ab März 2011 verbieten. Import und Vertrieb sollen dann vollständig ab Juni desselben Jahres verboten sein.
Bisphenol A ist hormonell wirksam. Es steht schon seit längerem in Verdacht, verschiedene Krankheiten, etwa KHK oder Diabetes, zu begünstigen. Die Chemikale wird in der Kunststoffchemie zur Herstellung von Polymerverbindungen genutzt.
Erst Mitte Oktober hatte Kanada den Stoff auf die Liste toxischer Substanzen gesetzt. Die Regierung reagierte damit auf neue Risikobewertungen. Damit soll die Verwendung von BPA in dem Land künftig strenger reglementiert werden können.

Neonicotinoide

CBG Redaktion

Presse Information vom 29. Oktober 2010
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Neues Buch zu den Ursachen von Bienen- und Vogelsterben in Europa

Hoher Pestizideinsatz führt zu Insektensterben / Autor fordert Verbot von Neonicotinoiden / meistverkaufte Bayer-Produkte betroffen

Titel: “A disaster in the making” (engl.)
Verkaufs-Start: 1. November 2010
Preis: € 29.95 plus Versand
Bestellung: www.disasterinthemaking.com
ISBN/EAN: 978-90-79627-06-6

Am 1. November erscheint das Buch „A disaster in the making“ des holländischen Toxikologen Dr. Henk Tennekes über die Ursachen des europaweiten Bienen- und Vogelsterbens. Das Buch wird mit ganzseitigen Bildern des Künstlers Ami-Bernard Zillweger illustriert. Dr. Tennekes legt darin dar, dass der drastische Rückgang zahlreicher Vogelpopulationen, unter anderem Spatzen Bachstelzen, Stare, Kiebitze oder Feldlerchen, mit der Dezimierung von Insekten in Zusammenhang steht. Käfer, Fliegen, Schmetterlinge und Motten, die den Vögeln als Nahrung, werden vor allem durch die Anwendung von Pestiziden, sogenannten Neonicotinoiden, reduziert.

Größter Hersteller von Neonicotinoiden, darunter die Wirkstoffe Imidacloprid, Thiacloprid und Clothianidin, ist die Firma Bayer CropScience. Imidacloprid gilt als meistverkauftes Pestizid weltweit, die Bayer AG erlöste damit allein im vergangenen Jahr 606 Millionen Euro. Das von Bayer produzierte Clothianidin hatte vor zwei Jahren das großflächige Bienensterben in Süddeutschland verursacht.

Dr. Tennekes fordert ein unverzügliches Verbot der Mittel: „Das Risiko von Pestiziden wie Imidacloprid und Thiacloprid wird enorm unterschätzt. Die Firma Bayer ist verantwortlich für eine drohende Umweltkatastrophe. Ein Verbot neonicotinoider Insektizide ist aus meiner Sicht dringend erforderlich, um weitere Bienen- und Vogelsterben abzuwenden“.

Eine von Dr. Tennekes kürzlich im Fachmagazin Toxicology veröffentlichte Studie hatte nachgewiesen, dass die Langzeitrisiken der Wirkstoffe weitaus größer sind als bislang angenommen. Die bislang gültigen Grenzwerte wurden jedoch weitgehend aus Kurzzeit-Tests abgeleitet, die zudem von der Industrie selbst durchgeführt wurden. Tennekes zeigt sich besonders besorgt über die hohe Belastung von Oberflächengewässern. So wiesen Messungen der niederländischen Umweltbehörde bis zu 320 Mikrogramm Imidacloprid pro Liter (µg/l) nach. Der EU-Grenzwert für Trinkwasser hingegen liegt bei 0,1 µg/l.

Auch die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert einen Verkaufs-Stopp für Imidacloprid und Clothianidin. Der Verband hatte vor zwei Jahren Strafanzeige gegen den damaligen Bayer-Vorstandsvorsitzenden Werner Wenning wegen der „Inkaufnahme der verheerenden Bienensterben in aller Welt“ gestellt. „In den hohen Umsatzzahlen ist der Grund zu sehen, weswegen sich das Unternehmen trotz der gravierenden Umweltschäden mit aller Macht gegen Anwendungsverbote wehrt“, so Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG.

Stimmen zum Buch:
=> „Ein überwältigendes Buch, sehr kraftvoll. Die Aufstellung jüngster Daten zur Belastung mit Neonicotinoiden und den daraus resultierenden Folgen ist sehr nützlich, die Abschätzung der Risiken ist überzeugend. Die Illustrationen sind wundervoll.“ Dr. Charles Benbrook, wissenschaftlicher Leiter des Organic Center (USA)
=> „eine exakt präsentierte, bedrohliche Botschaft, die wir alle beachten müssen“, Dr. Meg Sears, CHEO Research Institute, Kanada
=> „ich unterstütze das Buch inständig“, Kevin Hansen, Produzent des Films „Nicotine Bees“
=> „eine deprimierende und beunruhigende Lektüre“, Phil Chandler, www.biobees.com

weitere Informationen und Rezensionsexemplare:
· Kontakt Dr. Henk Tennekes: info(at)toxicology.nl, Tel. +31 575 545500
· Kampagne „Bienensterben stoppen“
· Hintergrund zur Strafanzeige gegen Bayer

[Pipeline] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Schon im Juni schrieb die CBG: „Rückenwind erhalten die Pipeline-Kritiker auch durch den geplanten Bau einer neuen Polyurethan-Anlage in Dormagen, die zu einem Engpass an Kohlenmonoxid führen wird. Statt das Krefelder Werk von Dormagen aus zu versorgen, könnte BAYER die sowieso benötigte neue CO-Produktionsanlage in Krefeld-Uerdingen bauen und auf die Pipeline vollständig verzichten.“

Rheinische Post, 28. Oktober 2010

Bayer hat zu wenig Kohlenmonoxid

Im Streit um die CO-Pipeline am Niederrhein hat der Bayer-Konzern am Mittwoch erstmals eingeräumt, schon bald zu wenig CO-Gas (Kohlenmonoxid) in Dormagen zur Verfügung zu haben. Damit wankt ein wichtiges Bayer-Argument für die Pipeline.
Denn bisher begründete der Konzern die umstrittene Leitung so: „Im Chemiepark Krefeld-Uerdingen reicht die Kapazität zur Herstellung der notwendigen Kohlenmonoxidmengen aus Koks nicht mehr aus. Dagegen steht am Standort Dormagen ausreichend CO-Kapazität zur Verfügung.“

Hintergrund für den CO-Mangel in Dormagen ist eine neue Großanlage zur Produktion des Schaumstoff-Rohstoffs TDI, die „nach derzeitiger Planung 2014 in Betrieb gehen“ soll, wie ein Bayer-Sprecher erklärte. Mit dieser Anlage werde sich der „CO-Bedarf in Dormagen in etwa vervierfachen“, sagte der Sprecher auf Anfrage weiter.

Deshalb soll sogar „eine zusätzliche CO-Produktion in Dormagen aufgebaut werden“. Unabhängig davon benötige Bayer aber weiterhin auch zusätzliches CO im Werk Krefeld. Eine neue CO-Produktion in Krefeld als Ersatz für die Pipeline lehnte der Sprecher ab: „Nur eine Vernetzung gewährleistet die Versorgungssicherheit der Standorte.“

Trotzdem diskutiert das Landesumweltministerium angesichts der neuen Lage in Dormagen jetzt intern, ob der Kompromiss zwischen Anwohnern der Pipeline und Bayer eben in einer solchen zusätzlichen CO-Produktion bestehen könnte.
Die Opposition kritisiert die öffentliche Zurückhaltung von Rot-Grün. FDP-Vize-Fraktionschef Dietmar Brockes mutmaßt, die Regierung wolle einen internen Streit geheim halten: „Das wird nicht funktionieren. Wir werden das Thema am 3. November im Wirtschaftsausschuss ansprechen.“ VON THOMAS REISENER

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[Pipeline] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Rheinische Post, 9. September 2010

Rückenwind für Pipeline-Gegner

Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90 / Grüne) strebt ein neues Genehmigungsverfahren zur umstrittenen CO-Pipeline zwischen Dormagen und Krefeld an. Derzeit ruht die Arbeit an der Trasse, weil Schäden an der Isolierung der Leitung festgestellt worden sind.

Die Betreiber der umstrittenen Bayer-Kohlenmonoxid-Pipeline von Dormagen nach Krefeld müssen mit einer weiteren Verzögerung der Inbetriebnahme rechnen. Der neue Umweltminister Johannes Remmel (Bündnis 90/Grüne) und die Bezirksregierung Düsseldorf streben ein neues Planfeststellungsverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit für sämtliche Abweichungen der Bauausführungen von den genehmigten Plänen an. Das gab Remmel gestern im Umweltausschuss des Landtags bekannt. Anwohner zwischen Dormagen und Krefeld befürchten im Falle eines Schadens an der Anlage eine Katastrophe durch das geruchlose tödliche Kohlenmonoxid.

Pipeline-Gegner, von denen sich viele gestern auf den Weg nach Düsseldorf gemacht haben, reagieren auf die Ankündigung Remmels mit Genugtuung. Dieter Donner, Sprecher der Bürgerinitiativen gegen die Pipeline, kommentiert die Ankündigung des Ministers so: „Wir freuen uns, dass die CO-Pipeline auf Jahre nicht in Betrieb genommen werden kann.“ Nach seiner Ansicht habe Remmel die Konsequenz aus einer Reihe von Mängeln, Versäumnissen und Schlampereien gezogen, die im Zuge des Pipeline-Baus bekanntgeworden waren. Anwohner Peter Buhlert (65) aus Monheim bemerkt trocken. „Remmel soll die Todes-Pipeline stoppen. Dafür haben wir ihn gewählt.“

Ein Bayer-Sprecher gibt sich dagegen gelassen: „Wir sind über die Ankündigung des Ministers nicht überrascht und begrüßen das Verfahren. Das gibt uns die Möglichkeit, Planungsanpassungen wie etwa die punktuelle Verlegung von Trassen zu erklären.“ Ob ein zweites Planfeststellungsverfahren auch zu Verzögerungen der Inbetriebnahme führe, lasse sich jetzt noch nicht abschätzen.

Trotzdem ist unverkennbar, dass Bayer der Wind ins Gesicht weht. Remmel war zu Oppositionszeiten einer der entschiedensten Pipeline-Gegner. Zudem sitzt in der Düsseldorfer Bezirksregierung in Anne Lütkes eine Parteifreundin Remmels auf dem Chef-Sessel. Ihre Behörde ist Herrin des Genehmigungsverfahrens. VON JÜRGEN STOCK

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Rheinische Post, 21. September 2010

CDU setzt auf Röttgen

Langenfeld/Monheim (RP) Während der Bundesumweltminister für seine kritischen Äußerungen zur CO-Pipeline Kritik einstecken muss, ist er für die Christdemokraten vor Ort ein neuer Hoffnungsträger. Auch die CDU-Landtagsfraktion müsse nun umdenken.

Die ablehnende Haltung von Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) zu der in der Region umstrittenen Kohlenmonoxid(CO)-Pipeline des Bayer-Konzerns (wir berichteten) nährt an der christdemokratischen Basis im Kreis Mettmann Hoffnungen auf einen Sinneswandel auch in der CDU-Landtagsfraktion.
„Ich hoffe, dass die Pipeline-kritischen Äußerungen eines Mitglieds des Bundeskabinetts auch in unserer Düsseldorfer Fraktion für ein Umdenken sorgen“, sagt Hans-Dieter Clauser, CDU-Landtagsabgeordneter für den Südkreis und Vorsitzender der Langenfelder CDU-Mittelstandsvereinigung (MIT).
Damit reagiert Clauser auf Äußerungen seines Vizefraktionschefs Lutz Lienenkämper. Der hatte am Sonntag betont, die CDU-Fraktion „steht zu diesem Projekt“. Bislang sind die vier Abgeordneten aus dem Kreis Mettmann die einzigen aus dem Unionslager, die sich offensiv gegen die 67 Kilometer lange Röhre zwischen den Bayer-Standorten Dormagen und Uerdingen wenden.
Genau wie Monheims CDU-Fraktionschef Tim Brühland hatte auch Clauser am Wochenende an der vorletzten Regionalkonferenz der Partei teilgenommen. Bekanntlich sollen diese Konferenzen beim Kampf um den CDU-Vorsitz in NRW eine Entscheidungshilfe bieten. Die beiden Christdemokraten sind sich als Augen- und Ohrenzeugen sicher: „Röttgen ist da nichts herausgerutscht. Er wollte Position beziehen.“ Vor allem im Unterschied zu Armin Laschet sei dies deutlich geworden. Laschet habe vorsichtiger agiert. „Er hat den bekannten Satz wiederholt, dass es nun vor allem auf die Entscheidung der Gerichte ankomme“, sagt Brühland.

„Kein Opportunismus“
Dass Röttgen ausgerechnet auf der Düsseldorfer Regionalkonferenz sowie wenige Tage vor einem Auftritt in Ratingen (siehe Info) seine Skepsis gegenüber der weitgehend fertig gestellten, derzeit mit einem Baustopp belegten CO-Pipeline öffentlich machte, ist nach Einschätzung der hiesigen Christdemokraten „keineswegs Ausdruckvon Opportunismus oder gar Populismus“.
Vielmehr tue der Mann aus Merkels Kabinett das, was die Menschen immer wieder von Politikern forderten. „Er hört auf die Basis.“ Sorgen, dass die CDU bei einem landesweiten Schwenk gegen die Pipeline ihren industriepolitischen Markenkern verlieren könnte, hat Landespolitiker Clauser im Übrigen nicht. Versuche der Konzerne und Verbände, die Gegnerschaft zur Pipeline in eine Reihe mit anderen Projekten, wie den Kraftwerksneubauten in Datteln und Krefeld, zu stellen, hält er für „unredlich“.
Die nach Einschätzung vieler Experten und Bürger gefährliche Gasleitung, die nur wenige Meter von Einfamilienhäusern, Schulen und Kindergärten vorbeiführe, sei ein singulärer Fall. Clauser: „Ich bin Unternehmer und MIT-Boss, halte viel vom Chemiestandort Nordrhein-Westfalen und bin trotzdem gegen dieses unverantwortliche, von Pannen, Mängeln und Nachbesserungen durchsetzte Projekt.
Die rot-grüne Minderheitsregierung forderte er auf, Farbe zu bekennen. Am entscheidenden Punkt bleibe der Koalitionsvertrag schwammig. Clauser: “Stimmten SPD und Grüne tatsächlich geschlossen gegen die Leitung, könnten sie für eine Mehrheit im Landtag auf unsere vier CDU-Stimmen aus dem Kreis Mettmann rechnen." VON JÖRG JANSSEN

[Tierversuche] Undercover-Recherche von PETA USA: Auch Bayer ließ Produkte in Skandal-Versuchslabor testen

CBG Redaktion

Hunde, Katzen und Kaninchen für Anti-Flohmittel gequält

Gerlingen, 9. September 2010 – Eine neue Undercover-Recherche der weltweit größten Tierrechtsorganisation PETA USA (People for the Ethical Treatment of Animals) enthüllt, wie Hunde, Katzen und Kaninchen in einem Versuchslabor im amerikanischen North Carolina grausam misshandelt werden. Das auf Floh- und Zeckenmittel spezialisierte Labor „Professional Laboratory and Research Services, Inc.“ (kurz: PLRS) testet auch für die Hersteller der Floh- und Zeckenmittel „Advantage / Advantix“ (Bayer Konzern, Leverkusen), „Frontline” (Merial GmbH, Hallbergmoos) und „Exspot“ (Essex Pharma GmbH, München).

PETAs Videoaufnahmen zeigen, wie Labor-Mitarbeiter Hunde treten, hinter sich herschleifen und in eine Ecke werfen. Kaninchen werden an den Ohren und Hundewelpen an der Kehle hochgerissen. Katzen werden in Käfige regelrecht geknallt. Die Tiere werden in ihren eigenen Fäkalien zurückgelassen und obszön als „Arschloch“ und „Motherfucker“ beschimpft. Hunde werden mit einer Mischung von Wasser, Chlor und anderen gefährlichen Chemikalien besprüht. Verletzte und kranke Tiere werden über Jahre nicht tierärztlich versorgt. PETA fordert alle beteiligten Pharmaunternehmen auf, die Geschäftsbeziehungen zu diesem Labor sofort abzubrechen. Außerdem bittet die Organisation alle Heimtierhalter, bei den Herstellern der betreffenden Floh- und Zeckenmittel gegen die Tierversuche und die grausame Behandlung der Tiere zu protestieren. Einen entsprechenden Online-Aktionsaufruf und das Undercover-Video finden Sie auf www.peta.de/plrs.

„Das Leben der Tiere bei PLRS ist ein einziger Albtraum. Kein Hunde- oder Katzenhalter kann akzeptieren, dass Hunde und Katzen so schrecklich gequält werden. Die Verantwortlichen in den Pharmakonzernen müssen unverzüglich reagieren!“, so PETA-Tierärztin und Kampagnenleiterin Christine Esch.

Sendefähiges Videomaterial: http://petaav.com/4broadcast/product_testing_media_edit_peta_v1.htm

Endosulfan

CBG Redaktion

Presse Information vom 8. September 2010
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Brasilien: BAYER-Pestizid kontaminiert Soja

„Endosulfan sofort vom Markt nehmen“ / Entschädigung für Landwirte gefordert

Im Süden von Brasilien wird die Soja-Ernte von Biobauern durch das hochgefährliche Pestizid Endosulfan kontaminiert. Zu den Verkäufern des Giftstoffs gehört auch die deutsche Firma Bayer CropScience. Auf öffentlichen Druck hin kündigte Bayer zwar an, den Verkauf von Endosulfan bis zum Jahresende einzustellen – bis dahin sollen aber offenbar alle Restchargen abgesetzt werden.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Wir fordern das Unternehmen BAYER auf, den Verkauf von Endosulfan unverzüglich einzustellen. Zudem muss BAYER die Biobauern in Capanema entschädigen. Ein gefahrloser Umgang mit Giftstoffen wie Endosulfan ist schlichtweg unmöglich – daher muss der Hersteller für alle Folgen haften.“

In den letzten Jahren hat die Belastung mit Pestiziden rund um den Ort Capanema drastisch zugenommen. Schuld daran sind nicht die Biobauern, die ohne Agrochemikalien arbeiten, sondern der starke Einsatz von Endosulfan in benachbarten Plantagen. Große Mengen des Giftstoffs verdunsten und schlagen sich auf angrenzende Felder nieder. Wegen der strengen Bio-Standards ist die Ernte nun unverkäuflich. Die Landwirte stehen vor dem Ruin.

Die Kleinbauern aus Capanema fordern daher in einer Petition an die brasilianische Regierung ein sofortiges Verbot der Giftstoffe Endosulfan, Paraquat und Methamidophos. Im vergangenen Jahr hat Brasilien über 2000 Tonnen Endosulfan importiert. Allein in der Gemeinde Capanema wurden mehr als fünf Tonnen ausgebracht - doppelt so viel wie in den Vorjahren. „Brasilien wird zur Mülldeponie. Alle problematischen Pestizide, welche andernorts nicht mehr verkauft werden können, werden hierher gebracht“, kritisiert Rosany Bochner, Toxikologin am brasilianischen Institut Fiocruz.

Die Schweizer fairtrade-Firma gebana analysierte das biologisch produzierte Soja aus Capanema und fand rund 0.05 ppm Endosulfan pro Kilogramm. Das ist zwar deutlich unter dem gesetzlichen Grenzwert von 0.5 ppm, aber für Bioprodukte dennoch zu viel. Den Bauern, die ihre Felder mit Sorgfalt biologisch bewirtschaften, wird dadurch die Existenzgrundlage entzogen. Die gebana initiierte daher die Kampagne „chega!“ - übersetzt „Es reicht!“.

Endosulfan ist in sechzig Ländern verboten, in Deutschland seit fast zwanzig Jahren. BAYER exportiert das Pestizid jedoch weiterhin ins Ausland. Auch in Indien, China und Israel wird Endosulfan weiter produziert. Die Chemikalie greift Nervensystem, Blutkreislauf und Nieren an, immer wieder kommt es zu tödlichen Vergiftungen. 99% der Unfälle betreffen Landarbeiter und Landarbeiterinnen in der „Dritten Welt“, da diese weder über die nötige Schutzkleidung verfügen, noch die Warnhinweise auf dem Produkt verstehen. Sollte die Chemikalie im kommenden Jahr auf die Liste der Stockholm Konvention aufgenommen werden, käme dies einem weltweiten Verbot gleich.

Unter http://www.chega.org kann die Petition unterzeichnet werden. Außerdem findet man hier ausführliche Informationen zum Sojaanbau und die Gelegenheit zur Spende an die Kampagne „chega!“

update vom 05 Nov. 2010

CHEGA! hat 5800 Unterzeichnende! „Die betroffenen Biobauern können kaum glauben, dass sich Menschen weltweit mit ihnen solidarisieren“, erzählt Adrian Wiedmer. Er ist Geschäftsführer der Fairtrade Organisation gebana und arbeitet seit Jahren mit den Biobauern in Capanema zusammen. Im Oktober war er vor Ort um die weiteren Massnahmen im Zusammenhang mit dem Endosulfan-Problem sowie die Bio-Zertifizierung und die Vorfinanzierung der nächsten Ernte zu koordinieren.

Adrian Wiedmer berichtet über erste positive Entwicklungen: So hat Bayer wie angekündigt im August alle Restbestände von Endosulfan aus den Lagern in Capanema zurückgezogen. Ausserdem konnten die ersten zehn Container mit Soja nach Europa importiert werden. Diese Ware wird als Bio anerkannt, kann allerdings nur als Futtersoja verkauft werden, was mit grossen Verlusten verbunden ist.

In Südbrasilien steht die nächste Soja-Aussaat an. Obwohl Bayer ihr Produkt vom Markt genommen hat, werden andere Hersteller Endosulfan weiterhin verkaufen. Um die lokalen Anbieter unter Druck zu setzen, werden wir sie in einem Schreiben auf die Gefahren von Endosulfan und die gesetzlichen Bestimmungen für dessen Verkauf aufmerksam machen.

weitere Informationen:
· Aktionen gegen Bayer-Pestizid Endosulfan erfolgreich
· Umweltverbände fordern Verkaufs-Stopp von Endosulfan
· Klasse I-Pestizide von BAYER

Bio-Bauern wehren sich gegen Pestizid-Kontamination

Die Biobauern von Capanema haben die Nase voll. Sie kämpfen für ihr Recht biologisch produzieren zu dürfen und gegen die Verunreinigung ihrer Produktion mit Pestiziden. Campanema ist ein Dorf im Süden Brasiliens, ganz in der Nähe der berühmten Wasserfälle von Iguaçu und dem dortigen Nationalpark gelegen. Von seinen rund 20'000 Einwohnern leben rund die Hälfte von der Landwirtschaft. Sie bewirtschaften Höfe von durchschnittlich 10-20 Hektaren Grösse. Als italienische und deutsche Auswanderer sind sie vor etwa hundert Jahren nach Brasilien gekommen. Auf der Suche nach dem besseren Leben.

Capanema hat eine bewegte Geschichte. In den 50er Jahren verbreitete eine aggressive Holzfirma Angst und Schrecken in der Region, um die Bauern zu vertreiben. Das Land hatte die Regierung sowohl den Bauern als auch der Firma zugeteilt. Aber die Bauern wehrten sich. Sehr arm und kaum bewaffnet, schafften sie es, die Firma und ihre Desperados zu verjagen. Die Region um Capanema ist deshalb eine der wenigen Regionen in Brasilien, in der Kleinbauernwirtschaft überlebt hat.

Mit der Intensivierung der Landwirtschaft in den 80er Jahren kam es wegen der Anwendung von Pestiziden zu schlimmen Unfällen. Unerfahren und unvorsichtig im Umgang mit den Spritzmitteln, starben Bauern und Kinder durch den Kontakt mit den giftigen Substanzen. Eine Gruppe dieser Bauern entschied sich, fortan darauf zu verzichten und nach Alternativen zu suchen. Biologische Soja war eine der Alternativen, auch wenn man damals noch nicht wusste, dass dieser Anbau „biologisch“ heisst und dass es dafür ein besonderes Kundeninteresse gibt. In den 90er Jahren haben diese Bauern Schritt für Schritt ihren Markt aufgebaut, seit 1999 in Zusammenarbeit mit der Fairtrade-Pionierfirma gebana.

Die konventionell arbeitenden Bauern in der Umgebung verwendeten allerdings weiterhin Pestizide aller Art und liessen sich auf die Gentechnik ein. Mit intensiver Werbung und vielen Versprechen bringt die Agroindustrie gentechnisch verändertes Saatgut (GVO) und immer neue Spritzmittel an die Bauern.

Die Biobauern führen derweil eine schwierige Existenz. Sie werden ausgelacht, weil sie ihre Felder von Hand bearbeiten und ohne die Hilfe von Pestiziden mit Schädlingen zu kämpfen haben. Im Vergleich zu den konventionellen Bauern arbeiten sie nicht nur härter, sondern müssen erst noch immense Anstrengungen unternehmen, um ihre Soja von der GVO Soja der Nachbarn und vom Einfluss der Spritzmittel freizuhalten. Und die Kosten dafür tragen sie alleine. Es liegt an ihnen, Schutzhecken gegen Pestizid-Verunreinigungen um ihre ohnehin schon kleinen Anbauflächen herum zu erstellen. Mit einem Teil ihrer Ernte müssen sie die geliehenen Mähdrescher „reinigen“ und diesen Teil als konventionell verkaufen, um den anderen Teil der Ernte von GVO-Kontaminationen fern zu halten. Weiteres Geld und Mühsal fliesst in separate Warenflüsse, Probennahme und chemische Analysen.

Leider sind die Kunden der biologischen Soja oft nicht besonders daran interessiert, wie und wo ihre Soja angebaut wird. Sie denken nicht mehr an die Umwelt und an die sozialen Aspekte der Produktion. Im Vordergrund steht die „Reinheit“ des Konsumgutes. Deswegen ist die eindimensionale chemische Analyse der Produkte ins Zentrum gerückt und der nachhaltige Anbau zweitrangig geworden. Wie alle Kleinbauern weltweit besitzen auch die Kleinbauern in Capanema in diesem Spiel die schlechteren Karten. Ihre kleinen Felder sind den Einflüssen der Nachbarbauern stark ausgesetzt. Zusätzlich sind die vom Staat vernachlässigten peripheren und armen Regionen ein idealer Ort, um in Europa schon lange verbotene Spritzmittel loszuwerden und einen lukrativen Ausverkauf zu betreiben.

Eines dieser Gifte ist Endosulfan, welches zu den umstrittensten Pestiziden gehört. Es baut sich in der Umwelt nur sehr langsam ab und ist bereits in der Anwendung potentiell tödlich. Seit 1991 in Deutschland verboten, verkauft unter anderen Bayer CropScience in der Region Capanema Endosulfan bis heute unter mehreren Marken. Der Verkauf wird offenbar sogar forciert und hat sich von 2008 auf 2009 mindestens verdoppelt. Geht es darum, vor einem weltweiten Verbot nochmals richtig abzusahnen? Oder sollen die Lager bei den Kleinbauern von Capanema entsorgt werden? Sicher ist, dass die Biobauern in ihrer diesjährigen Soja soviel Endosulfan haben, dass sie wohl nicht mehr als Bio verkauft werden kann. Die gebana analysiert die biologische Soja auf die verschiedensten Pestizidrückstände und hat in ihnen Werte von rund 0,05 ppm Endosulfan gefunden. Das ist zwar immer noch zehnmal unter dem gesetzlichen Grenzwert von 0,5 ppm, aber für Bioprodukte zu viel. Mit dem Beizug von Experten und aufwändigen Analysen und Abklärungen mit der Kontrollstelle konnte nachgewiesen werden, dass die Bauern keine Schuld trifft. Das Endosulfan stammt von den Feldern der konventionellen Bauern. Trotzdem ist die Soja unverkäuflich! Die Behörden haben die Importe vorläufig blockiert und die wichtigsten Kunden haben die diesjährige Ernte zurückgewiesen.

Den Bauern wird die Existenzgrundlage entzogen. Sie haben mit Sorgfalt ihre Felder biologisch bewirtschaftet und haben dennoch Spuren eines Pestizids in der Soja, welches von einer deutschen Firma verkauft wird, obwohl dieses Pestizid in Deutschland seit bald zwanzig Jahren verboten ist. Die Bauern von Capanema finden das nicht korrekt. Sie wehren sich. Sie haben schon gegen die Holzfirma revoltiert und sie sehen nicht ein, warum nun Gift „legal“ bei ihnen entsorgt werden soll, ihre Bio-Soja damit verunreinigt wird und die Kunden schliesslich diese Soja nicht mehr kaufen wollen. Die gebana unterstützt sie dabei mit der Kampagne „chega!“.

In ihrem Überlebenskampf bitten die Bauern und die gebana nun die KundInnen um Unterstützung. Zunächst geht es darum, die Ungerechtigkeit bekannt zu machen und eine von möglichst vielen Menschen unterschriebene Petition an die brasilianischen Behörden und Botschaften zu schicken. Die Foderung: das sofortige Verbot von Endosulfan. Der Zeitpunkt dafür ist günstig, ANVISA - die Zulassungsbehörde in Brasilien - revidiert im Moment die Zulassung von Endosulfan und diverser anderer in den meisten Ländern schon lange geächteter Pestizide. Eine mächtige Lobby aus industrieller Landwirtschaft und den Herstellern der Pestizide versucht, diesen Prozess mit allen Mitteln zu torpedieren. ANVISA wurde bereits kontaktiert und hat signalisiert, kurz vor einem Entscheid zu stehen. Es ist deshalb der richtige Zeitpunkt, um Einfluss zu nehmen.

Kinderarbeit

CBG Redaktion

2. September 2010
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Kinderarbeit im indischen Saatgut-Anbau

Kampagne erfolgreich

Seit Jahren führt die Coordination gegen BAYER-Gefahren eine Kampagne zu Kinderarbeit bei indischen Zulieferern von BAYER, MONSANTO und anderen Agro-Konzernen. Über Jahre hinweg arbeiteten Tausende von Kindern, teilweise nicht älter als sechs Jahre, bei Zuliefer-Betrieben, die für die Multis Baumwoll-Saatgut produzierten. Die Kinder brechen für die Arbeit ihre Schulausbildung ab. Viele befinden sich in Schuld-Knechtschaft, um Darlehen abzuarbeiten. Ihr Tageslohn für eine 12 Stunden-Schicht liegt bei rund 50 Cent.

Die Kampagne zeigt nun deutliche Erfolge. Nachdem BAYER und MONSANTO jahrelang nur Lippenbekenntnisse von sich gaben, die Situation bei den indischen Zulieferern jedoch unverändert blieb, hat sich der Zustand seit etwa drei Jahren deutlich verbessert. Die Löhne sind gestiegen, und der Anteil von Kindern (zumindest solcher unter 14 Jahren) ist deutlich gesunken. Dies zeigt auch eine neue Studie unserer Kooperationspartner in Indien.

Nach Aussage unserer indischen Partner war dieser Erfolg nur durch Druck von außen zu erreichen. In Indien war das Problem seit langem bekannt gewesen, aber erst die Schlagzeilen in Deutschland und den USA brachten ein Einlenken bei BAYER. Die erfolgreiche Zusammenarbeit von Gruppen aus vier Ländern ist ein gelungenes Beispiel einer „Globalisierung von unten“.

Allerdings versucht BAYER weiterhin, die Aktivitäten als freiwillig hinzustellen. So enthält ein aktueller Bericht der Firma eine Reihe falscher Behauptungen, z.B. „progress that has been made without any public pressure“ oder „Bayer CropScience started up the program after discovering that some subcontractors in the production of cotton seed in India were using child labor“. Seit Jahren versucht BAYER den Eindruck zu erwecken, von sich aus aktiv geworden zu sein. Tatsächlich war es aber eine Studie, die die Coordination gegen BAYER-Gefahren im Jahr 2003 gemeinsam mit indischen Partnern veröffentlicht hatte, die zu zahlreichen Medienberichten führte, aufgrund derer Bayer aktiv wurde. Auch zuvor war dem Unternehmen die Kinderarbeits-Problematik aufgrund der kontinuierlichen Feldbesuche bekannt, es geschah jedoch nichts.

[CO Pipeline] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

1. September 2010

CO-Pipeline: Bezirksregierung lässt Bauarbeiten ruhen

Die Bezirksregierung Düsseldorf hat heute die Firma Bayer Material Science AG (BMS) darauf hingewiesen, dass im Baulos 1 Bauarbeiten an der CO-Pipeline erst fortgesetzt werden dürfen, wenn alle in diesem Bereich noch zu klärenden Sachverhalte erledigt sind. Im Rahmen der Bauüberwachung wurde der Bezirksregierung mitgeteilt, dass an fünf Stellen technische Probleme bei der Verlegung der Rohre aufgetreten sind. Die Bezirksregierung geht davon aus, dass BMS die ihr gestellten Fragen zeitnah beantworten wird.

alle Infos zur Kampagne

Rheinische Post, 02.September 2010

Streit um CO-Pipeline

Langenfeld/Monheim (RP) Die Düsseldorfer Bezirksregierung hat die aktuellen Bauarbeiten (wir berichteten) an der in der Region umstrittenen CO-Pipeline des Bayer-Konzerns vorübergehend gestoppt. Wie die Behörde gestern mitteilte, muss Bayer Material Science (BMS) als künftiger Betreiber erst einen Katalog mit 25 Fragen abarbeiten, bevor die von dem Konzern als völlig unspektakulär eingestuften Nachbesserungsarbeiten fortgesetzt werden können. Bei diesen Arbeiten geht es nach Angaben des Unternehmens vor allem um Nachbesserungen an der dem Korrosionsschutz dienenden Kunststoff-Ummantelung einiger weniger Rohre. Mindestens drei kurze Abschnitte im südlichen Kreis Mettmann sollen betroffen sein.

Nach Auffassung der Gegner bestätigt die aktuelle Entwicklung eine nunmehr seit drei Jahren zu beobachtende „Unzuverlässigkeit“ beim Umgang mit der Leitung. Wieder einmal müsse Bayer Mängel an der Röhre zugeben. Bissig fragt Dieter Donner, Koordinator der Initiativen im Kreis Mettmann: „Arbeiten Bayer und die von Bayer beauftragten Firmen immer so dilettantisch oder nur an der CO-Pipeline, wo künftig extrem giftiges Gas nur wenige Meter an Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und an den Gärten von Bürgern entlang strömen soll?“

Donner stellt auch die immer wieder propagierte Offenheit beim Umgang mit dem Thema in Frage: So soll in Langenfeld ein Sicherheitsingenieur versucht haben, Fotografen der Anti-Pipeline-Initiative zu behindern. Es sei unter anderem mit der Bahnpolizei gedroht worden. Donner: „Offene Information und Kommunikation sieht anders aus.“

Rheinsche Post, 2. September 2010

Feuerwehr beinahe hilflos

Sollte es an der CO-Pipeline durch Erkrath einen Unfall mit Gasaustritt geben, könnten die Feuerwehrleute höchstens 30 bis 40 Minuten arbeiten. Länger reicht ihre Atemluft nicht. Spezielle CO-Masken lehnt der Kreisbrandmeister ab.

Noch fließt kein einziger Kubikmeter Kohlenmonoxid durch die Pipeline zwischen den beiden Bayer-Werken Uerdingen und Dormagen. Wenn die Gerichte die Leitung erlauben sollten, muss die Feuerwehr im Falle eines Lecks auf den möglichen Austritt des farb- und geruchlosen Gases vorbereitet sein. Große Teile der Erkrather Bevölkerung wären in Gefahr, denn die Leitung verläuft aus Unterfeldhaus kommend parallel zur A3 und verlässt die Stadt etwa unter der Neandertalbrücke in Richtung Norden. Für Menschen in der Nähe einer Unglücksstelle könnte beim Einatmen Lebensgefahr bestehen. „Für die Feuerwehrleute, die sie retten sollen aber auch“, sagte Kreisbrandmeister Friedrich-Ernst Martin.

Streit um den Alarmplan
Im Erkrather Planungsausschuss berichtete er über den aktuellen Stand der Pipeline aus Sicht der Feuerwehren im Kreis Mettmann. Ob durch Baggerschaufel, Erdbeben oder ein Unglück – zumindest rein theoretisch könnte das Gas in größerer Menge austreten. Wie soll die Feuerwehr dann an die Unglücksstelle kommen und Menschenleben retten? „Mit den herkömmlichen Atemluftgeräten reicht der Sauerstoff höchstens 30 bis 45 Minuten“, sagte Martin. Aber nur unter optimalen Bedingungen.
Sollten Menschen etwa verschüttet sein, würde diese Zeit nicht mal reichen, um zu ihnen vorzudringen. Von Seiten des Betreibers werde laut Martin offenbar angeregt, dass die Feuerwehr auch sogenannte CO-Masken tragen könne. So werde die Luft aber lediglich gefiltert. Der Kreisbrandmeister lehnt aber das Tragen dieser Masken für Feuerwehrleute kategorisch ab. „Das ist nicht verantwortbar, dass Feuerwehrleute selbst in Gefahr geraten“, sagte Martin. Dazu müsste außerdem eine Richtlinie der Feuerwehr extra geändert werden.
Bei farb- und geruchlosem Gas sei das Tragen der Masken bislang nicht erlaubt, so Martin. Er könne sich aber nicht vorstellen, dass diese Richtlinie geändert werde. Nach wie vor strittig ist aus Martins Sicht, der Allgemeine Gefahren- und Abwehrplan (AGAP). Darin wird geregelt, was im Falle eines Schadens passieren wird, wer zuerst alarmiert wird, welche Schritte erfolgen sollen. Während Bayer immer wieder betont, alle Beteiligten hätten zugestimmt, beharrt Martin darauf, dass aus seiner Sicht keine der beteiligten Städte zwischen Duisburg, Köln und Krefeld zugestimmt habe. Der Planfeststellungsbeschluss der CO-Pipeline verlangt allerdings kein „Einvernehmen“ der Beteiligten, sondern lediglich eine Abstimmung. Und die hat der Bezirksregierung zufolge stattgefunden, indem Feuerwehren und Bayer den Plan erörtert haben. VON OLIVER WIEGAND

Trasylol

CBG Redaktion

APOTHEKE ADHOC, 18. August 2010

Bayer zahlt Millionen wegen Trasylol

Berlin - Der Pharmakonzern Bayer hat einem Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg zufolge im Rechtsstreit um sein umstrittenes Herzmedikament Trasylol (Aprotinin) in den USA einen Vergleich geschlossen. Der Konzern zahlt demnach mindestens 60 Millionen US-Dollar an 150 Kläger.

Die Einigung sieht eine durchschnittliche Auszahlung von 400.000 Dollar pro Patient vor. Bayer hatte den Vertrieb von Trasylol Ende 2007 eingestellt. Im Mai 2008 wurden dann alle Bestände aus Arztpraxen und Kliniken eingezogen. Zuvor hatten Studien herausgefunden, dass die Sterberate bei Trasylol-Patienten mehr als 50 Prozent höher lag als bei Herzkranken, die andere Mittel bekamen.

In Deutschland ruht die Zulassung für das Antifibrinolytikum. Der Bescheid des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) gilt bis März 2011. Letztendlich muss die Europäische Kommission über die Zulassung entscheiden.

weitere Infos:
=> Interview „Massive Nebenwirkungen von TRASYLOL lange bekannt“
=> TRASYLOL-Studie verheimlicht
=> BAYERs neuer Pharma-GAU
=> Unter tödlichem Verdacht - Bayer und sein „Wundermittel“ Trasylol

Bienensterben

CBG Redaktion

Presse Information vom 28. Juli 2010
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Langzeitrisiken von Imidacloprid unterschätzt

Neue Studie zu BAYER-Pestiziden veröffentlicht / Oberflächengewässer belastet / weltweit meistverkauftes Insektizid / Bienensterben auch in Deutschland

Der niederländische Toxikologe Dr. Henk Tennekes weist in einer aktuellen Untersuchung nach, dass die Langzeitrisiken der Insektizide Imidacloprid und Thiacloprid weitaus größer sind, als bislang angenommen. Dies könne eine der Ursachen für die Bienenvolksterben in aller Welt sein. Die Studie The toxicity of neonicotinoid insecticides to arthropods is reinforced by exposure time erschien am 23. Juli in dem Fachmagazin Toxicology (online).

Dr. Henk Tennekes zu seinen Ergebnissen: "Das Risiko von Pestiziden wie Imidacloprid und Thiacloprid wird wahrscheinlich enorm unterschätzt, besonders für Wasserlebewesen und Bodenorganismen. Die bislang gültigen Grenzwerte wurden weitgehend aus Kurzzeit-Tests abgeleitet. Würde man Langzeit-Versuche durchführen, könnten schon bei wesentlich geringeren Konzentrationen verheerende Schäden auftreten. Damit kann erklärt werden, wieso schon geringe Mengen Imidacloprid längerfristig Bienensterben verursachen können“. Tennekes zeigt sich besorgt über die hohe Belastung von Oberflächengewässern mit schwer abbaubaren Agrochemikalien. So wiesen Messungen der niederländischen Umweltbehörde bis zu 320 Mikrogramm Imidacloprid pro Liter (µg/l) nach. Der EU-Grenzwert für Trinkwasser hingegen liegt bei 0,1 µg/l.

Imidacloprid wird unter den Handelsnamen Gaucho, Provado und Admire angeboten, der Wirkstoff gilt als meistverkauftes Pestizid weltweit. Thiacloprid wird unter den Namen Biscaya, Proteus und Calypso vertrieben. Beide Wirkstoffe gehören zur umstrittenen Wirkstoffklasse der Neonicotinoide, die u.a. zur Behandlung von Saatgut verwendet wird. Hersteller ist die Bayer CropScience AG, die im vergangenen Jahr allein mit Imidacloprid 606 Millionen Euro erlöste. Saatgutbehandlungsmittel von Bayer hatten vor zwei Jahren das großflächige Bienensterben in Süddeutschland verursacht.

Neonicotinoide können wegen ihrer hohen Persistenz mehrere Jahren im Boden verbleiben. Selbst unbehandelte Pflanzen, auf deren Feldern in den Vorjahren Imidacloprid oder Clothianidin eingesetzt wurde, können den im Boden befindlichen Giftstoff über die Wurzeln aufnehmen und eine für Bienen gefährliche Konzentration enthalten. Ähnlich wie Dr. Tennekes hatte die kanadische Zulassungsbehörde Pest Management Regulatory Agency wegen der mehrjährigen Verweildauer im Boden ein Risiko für Bienen befürchtet; die von Bayer vorgelegten Studien hatte die Behörde als mangelhaft („deficient“) bezeichnet. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert wegen der Risiken für Bienen einen Verkaufs-Stopp für Neonicotinoide. Der Verband hatte vor zwei Jahren Strafanzeige gegen den Bayer-Vorstandsvorsitzenden Werner Wenning wegen der „Inkaufnahme der verheerenden Bienensterben in aller Welt“ gestellt.

Auch die vor sechs Wochen von italienischen Wissenschaftlern veröffentlichte Studie The puzzle of honey bee losses: a brief review kommt zu dem Schluss, dass der Einfluss von Pestiziden für das weltweite Bienensterben unterschätzt wird. Schon im Jahr 2003 hatte ein im Auftrag des französischen Landwirtschaftsministerium erstellter Untersuchungsbericht festgestellt, dass die Verwendung von Imidacloprid für den Tod Hunderttausender Bienenvölker mitverantwortlich ist.

Da der Patentschutz von Imidacloprid in den meisten Ländern abgelaufen ist, brachte Bayer im Jahr 2003 das chemisch verwandte Nachfolgeprodukt Clothianidin auf den Markt. Seit dem Bienensterben in Deutschland vor zwei Jahren sind Imidacloprid und Clothianidin für die Behandlung von Mais-Saatgut verboten. Auch Italien, Frankreich und Slowenien verhängten Verbote bzw. verweigerten eine Zulassung.

weitere Informationen:
· Kontakt Dr. Henk Tennekes: info(at)toxicology.nl, Tel. +31 575 545500
· Kampagne „Bienensterben stoppen“

Artensterben

CBG Redaktion

Presse Information vom 13. Juli 2010
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

UN-Studie: Großkonzerne betreiben Raubbau an der Natur

Artensterben durch Pestizide und Agrosprit / „UN-Kooperation mit BAYER endlich beenden!“

Die Vereinten Nationen werfen den großen Konzernen der Welt schwere Versäumnisse beim Umweltschutz vor. Allein die 3.000 wichtigsten Unternehmen sollen Umweltschäden von jährlich knapp zwei Billionen Euro verursachen. Das Artensterben sei 100-mal schneller, als es die Evolution vorgibt. Achim Steiner, Leiter des UN-Umweltprogramms UNEP, äußerte heute gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Der Raubbau an der Natur durch die Wirtschaft setzt sich seit Jahren ungebremst fort. Das natürliche Kapital der Welt wird im großen Stil vernichtet“, und weiter: „In vielen Konzernen gilt noch immer die Devise: Natürliche Ressourcen sind unerschöpflich. Dabei müssen wir längst schmerzhaft spüren, dass das nicht mehr stimmt“.

Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Wir begrüßen die unmissverständlichen Aussagen von Achim Steiner zur mangelnden Verantwortung multinationaler Unternehmen. Die UNEP muss hieraus Konsequenzen ziehen und endlich die unselige Kooperation mit dem BAYER-Konzern beenden. BAYER als einer der größten Hersteller von Pestiziden und gentechnisch verändertem Saatgut gehört zu den Verursachern des Artensterbens. Die Kooperation mit einem Umweltsünder wie BAYER beschädigt die Glaubwürdigkeit der UNEP.“ Der Leverkusener Konzern spendet jährlich 1,2 Millionen Euro für das Jugendumweltprogramm der UNEP und darf sich hierfür als Partner der Vereinten Nationen präsentieren. „Unternehmen verfolgen Gewinn-Interessen, diese treten zwangsläufig mit dem Allgemeinwohl in Konflikt. Es ist daher grundsätzlich nicht hinnehmbar, dass die Vereinten Nationen einen Konzern als gleichberechtigten Partner behandeln“, so Mimkes weiter.

Der Weltagrar-Rat hatte vor zwei Jahren die durch Pestizide geschädigten Ackerflächen sowie den Anbau von Agrardiesel als wesentliche Ursachen der Ernährungskrise und des Artensterbens bezeichnet. Die 400 Wissenschaftler des Weltagrar-Rats drängen auf radikale ökologische Reformen in der Landwirtschaft und auf eine Rückkehr zu traditionellen Anbaumethoden. BAYER hingegen forciert neben dem Einsatz von Pestiziden und Gen-Saatgut auch den Anbau von Energiepflanzen, welcher großflächige Monokulturen und einen hohen Einsatz von Düngemitteln, Wasser und Pestiziden erfordert.

Zudem will BAYER gentechnisch veränderte Pflanzen wie Raps, Zuckerrüben, Soja und Mais in den Markt drücken. Aktuell entscheidet die EU über eine Importzulassung für herbizidresistenten Reis des Konzerns. Dieser sogenannte Liberty Link-Reis war für den bislang größten Kontaminations-Skandal verantwortlich, als im Jahr 2006 die herbizidresistente Sorte LL601 weltweit in den Handel kam. Eine europäische Zulassung von Gen-Reis hätte besonders in Asien dramatische Konsequenzen: Der großflächige Anbau würde unweigerlich zur Kontamination und Verdrängung traditioneller Reis-Sorten führen. Hierdurch würde langfristig die Ernährungssicherheit gefährdet.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren kritisiert auch den geplanten Bau mehrerer Kohlekraftwerke in BAYER-Werken sowie den hohen Ressourcenverbrauch des Konzerns.

Weitere Informationen:
· BAYER und die Biodiversität
· Die Kooperation von BAYER und der UNEP

[CO Pipeline] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Rheinische Post, 06. Juli 2010

Kinderärzte contra CO Leitung

106 Mediziner und Kinder- und Jugendpsychiater entlang der Trasse rufen die Politiker und Bayer auf, das Projekt zu stoppen. Bei einem größeren Unfall gebe es tatsächlich keine Rettungsmöglichkeiten.

Dr. Gottfried Arnold, Kinderarzt aus Hilden, und Dr. Martin Terhardt aus Ratingen, Obmann der Kinderärzte für den Kreis Mettmann im Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte, haben den Offenen Brief initiiert.

Ein Projekt mit einem „weltweit so einmalig hohen Risiko“ dürfe nicht in Betrieb gehen, appellieren die Mediziner an den Ministerpräsidenten, den Landtag NRW, die Bezirksregierung und den Betreiber der Kohlenmonoxidleitung, die Firma Bayer. Bisher sei die chemische Industrie verpflichtet gewesen, CO nur dort zu produzieren, wo es verbraucht werde.

„Ablenkungsmanöver“
106 Kinder- und Jugendärzte sowie Kinder- und Jugendpsychiater haben den Offenen Brief unterzeichnet. Nach Angaben von Arnold sind das – bis auf eine Ausnahme – sämtliche Kinderärzte aus dem Kreis Mettmann, Düsseldorf, Duisburg, Meerbusch, Krefeld, Leverkusen, Neuss und Solingen.

Warum jetzt diese Aktion? Bereits vor zwei Jahren hätten sich die Kinderärzte aus dem Kreis Mettmann mit einem Offenen Brief an die Politik und Bayer gewandt, erläuterte Arnold gestern auf einer Pressekonferenz in Hilden – ohne Resonanz.

„Die Politiker haben beschwichtigt, dem Gesetz werde genüge getan“, ergänzte Terhardt. Der mit den lokalen Feuerwehren abgestimmte „Allgemeine Gefahren-Abwehr-Plan“ wird von den Medizinern als „formaljuristisches Ablenkungsmanöver“ empfunden. „Bei einem größeren CO-Unfall gibt es tatsächlich keine Rettungsmöglichkeiten“, betonte Arnold: „Deshalb müssen wir präventiv tätig werden und die CO-Leitung verhindern.“

Wachsame Pipeline-Gegner
Man könne nicht erwarten, dass keine Unfälle mit der CO-Leitung passieren, erläuterte Terhardt. Bei einem größeren Leck sollen die lokalen Feuerwehren helfen. Bei Gefahr für Leib und Leben dürften die Einsatzleiter ihre Helfer gar nicht in die Todeszone schicken. Das wüssten auch Bayer und die Politiker.

Nur zwei Behandlungsplätze
Selbst bei einem kleinen Leck sei die Diagnose einer CO-Vergiftung so schwierig, dass oft bei Rettungsversuchen die Zahl der Verletzten erheblich ansteige. Bei einem – wie sich später herausstellte – CO-Unfall auf einem Campingplatz bei Preetz seien am 26. März 2009 zunächst drei Bewusstlose gemeldet worden. Durch die Rettungsversuche hätten schließlich 15 Verletzte – inklusive Notarzt – stationär behandelt werden müssen. Für ganz NRW gebe es an der Uni-Klinik Düsseldorf nur zwei stationäre Behandlungsplätze für Bewusstlose in der Sauerstoffüberdruckkammer mit 24-Stunden-Dienst.

Die Gabe von Sauerstoff helfe nur bei einer leichten CO-Vergiftung, erklärte Arnold, weil Kohlenmonoxid 200 Mal stärker als Sauerstoff im Blut gebunden werde. Zwischen Diagnose und Therapie gebe es nur ein kleines Zeitfenster. Je länger der Erstickungszustand bei einer CO-Vergiftung anhalte, um so wahrscheinlicher seien unumkehrbare Dauerschäden des Gehirns. Diese könnten auch noch nach mehr als einem Jahr nach der Behandlung auftreten. Über 110 000 Bürger haben bislang gegen die CO-Leitung protestiert. Dieter Donner, Pressekoordinator der Stopp-Bayer-CO-Pipeline-Initiativen, bedankte sich gestern für die Unterstützung der Mediziner: „Das ist ein Signal.“ VON CHRISTOPH SCHMIDT

5. Juli 2010

Offener Brief von mehr als 103 Kinder- u. Jugendärzten und Kinder- u. Jugend-Psychiatern entlang der CO-Pipeline

An die/den
Ministerpräsident/in NRW,
an den Landtag von NRW
an die Bezirksregierung Düsseldorf,
an die CO-Pipeline -Betreiber-Firma BAYER
Frau Ministerpräsidentin in spe Hannelore Kraft,
Frau Sylvia Löhrmann,
Herrn Dr. Jürgen Rüttgers, amtierender Ministerpräsident NRW,
Damen u Herren Abgeordnete des Landes NRW,
Herrn Regierungspräsident Jürgen Büssow,
Herrn Werner Wenning u Herrn Dr. Marijn Dekkers, Firma Bayer

Sehr geehrte Damen und Herren Verantwortliche,
nach 3 Jahren öffentlicher Diskussion ist unser Vertrauen in Ihr Projekt „CO-Pipeline von Dormagen nach Krefeld“ vollends zerstört: das Gerede von Sicherheit trotz lückenhafter Bauaufsicht, Unterschreitung der Sicherheitsvorgaben wie Rohrwanddicke, nachträgliche teilweise Kampfmittelbeseitigung sind nur einige Beispiele.

Katastrophal ist die Tatsache, dass bei einem Leck in der CO-Leitung die Fa. Bayer entscheiden kann, ob und wann die Öffentlichkeit informiert wird oder nicht.
Menschenverachtend empfinden wir das formal-juristisch korrekte Vorgehen, nach Erstellen eines sog. Allgemeinen Gefahren-Abwehr-Planes (AGAP), der praktisch nur eine Telefonkette darstellt, bei einem größeren Leck die Rettung den lokalen Feuerwehren zu überlassen: zwar können später Tote geborgen werden, aber eine Rettung ist nicht möglich! Denn sowohl Bayer und die Politiker als auch die Feuerwehren wissen, dass bei einem Rohrbruch die Einsatzleiter ihre Retter bei Gefahr für Leib und Leben nicht in die Todeszone schicken dürfen.

Dieses Spiel mit Leben und Tod werden wir als Kinderärzte nicht dulden!

Selbst bei einem kleinen Leck ist die Diagnose einer CO-Vergiftung so schwierig, dass oft bei Rettungsversuchen die Zahl der Verletzten erheblich ansteigt: am 26.3.2009 auf einem Campingplatz bei Preetz waren 3 Bewusstlose gemeldet; durch die Rettungsversuche mussten schließlich 15 Verletzte, incl. Notarzt stationär behandelt werden. Wie Sie wissen, gibt es bei den aktuellen Sparmaßnahmen nur 2
stationäre Behandlungsplätze für Bewusstlose in der Sauerstoffüberdruckkammer mit 24-Std-Dienst (nur Uni Düsseldorf in NRW!). Für die übrigen bewusstlosen CO-Vergifteten werden bewusst und billigend mehrere Transportstunden unter Sauerstoffmangel in Kauf genommen: das bedeutet Dauerschäden des Gehirns, die irreversibel sind.

Wer von Ihnen wird bei einem tatsächlichen CO-Unfall oder einer CO-Katastrophe die persönliche Verantwortung übernehmen? Herr Wenning? Herr Dekkers? Herr Rüttgers? Frau Kraft? Frau Löhrmann? Welcher Politiker will sich von seinen Kindern oder Enkelkindern nach einer Mitschuld fragen lassen wollen?

Diese Entscheidung für eine CO-Pipeline kann nur jemand treffen, der systematisch seine Verantwortung auf andere abschiebt: der Industrielle auf die Techniker und seine gesamte Firma, der Ministerpräsident auf sein Parlament und den Rechtsstaat, der Politiker an den Techniker, der Techniker an den Kranführer, der nicht mehr wusste, wo einmal die CO-Leitung verlegt wurde, die er versehentlich mit seiner Baggerschaufel getroffen hat.

Der Umgang mit Worten, Wahrheit und Verantwortung hat auch unser Vertrauen in die Pharmasparte von Bayer zerstört.

Die Volksvertreter bitten wir dringend, angesichts der nicht mehr unbekannten Gefährlichkeit des Giftgases CO und der ablehnenden Haltung der betroffenen Bevölkerung (ca.110.000 Unterschriften gegen das Projekt), die gesetzlichen Grundlagen für die CO-Pipeline zu korrigieren: ein Projekt mit einem weltweit so einmalig hohen Risiko darf nicht in Betrieb gehen. Bisher war die chemische Industrie verpflichtet, CO nur dort zu produzieren, wo es verbraucht wird!

Namen der Kinder- u. Jugendärzte u. Kinder- u. Jugendpsychiater, aufgelistet nach Städten/Tätigkeitsorten entlang der Pipeline:

Düsseldorf: Dr. Albert Fuchs, Irina Gelmann, Dr. Willem Geraets, Dr. Axel
Hofmann, Dr. Siegfried Joel, Barbara Jusinska-Kanczuk, Dr. H. Josef
Kahl, Dr. Teresa Kraus, Dr. Rainer Kroschinski, Dr. Petra Lankisch,
Gabriele Lucassen, Kinder-u Jgdl.psychotherap.,Dr. Gerald Schieber,
Dr. Sylvia Schuster, Dr. Hans Stannigel, Dr. Ute Steindor, Dr. Robert
Wiskandt, Dr. Martina Zuckmantel,
Duisburg: Dr. Mike Amoah, Dr. Anja Eisenberger, Christiane Emmig, Dr. Christoph
Fangmann, Leo Gamermann, Dr. Barbara Herbrand, Dr. Harald
Kral, Dr. Hana Laioun, Dr. Jens Niklas, Dr. Abdul-Karim Noureddine,
Dr. Maria Philipps, Dr. Liliana Pohl, Ellen Rohs, Dr. Uwe Roschlau,
Dr. Gudrun Sommers, Dr. Hans-Jochen Teuber, Oleg Witkowski,
Dr. Sofija Zafari,
Erkrath: Dr. Klaus Dahl, Dr. Sandra Dahl,
Haan: Dr. Gabriela Warbanow, Dr. Rolf-Peter Zaß,
Heiligenhaus: Dr. Heidemarie Pankow-Culot, Dr. Georg Paulus, Ulrike Paulus,
Hilden: Dr. Gottfried Arnold, Dr. Ulrich Geisler, Dr. Helma Gölz, Priv-Doz.Dr.
Sabine Preis, Gudrun Rotenberger, Dr. Christian Steinhagen,
Krefeld: Dr. Andreas Christaras, Prof.Dr. Tim Niehues,
Langenfeld: Dr. Barbara Gripp, Dr. Holger Muscheid, Sabine Muscheid, Dr. Andrea
Nemecek, Dieter Siegmund, Dr. Fritz Verfuß,
Leverkusen:Bernhard Bartmann, Dr. Dieter Ladwig,
Meerbusch: Dr. Isabella Martinez-Gadow,
Mettmann: Dr. Gisela Arcari-von Dessien, Dr. Brigitte Biggemann, Dr. Marketa
Groeger, Norbert Hilbert, Dr. Claudia Niederer,
Monheim: Dr. Paula Menczel, Dr. Ursula Wargalla-Plate, Dr. Ewa Toporowski,
Neuss: u.a. Michael Fleischer, Dr. Michael Gerigk, Cornelia Grosse, Miriam
Guzman, Prof. Dr. Peter Gonne Kühl, Anke Sandquist, Nina Schnieder,
Svitlana Lisovets, Dr. Norbert Veiser, Rüdiger Wentzell,
Ratingen: Milan Adler, Bernd Appolt, Dr. Ulrike Düx-Waniek, Angela Grager,
Claudia Kämmerer-Müller, Dr. Stefan Richter, Dr. Ali Tarhan, Dr. Martin
Terhardt, Dr. Rudolf Werntges,
Solingen: u.a. Dr. Karl Heinz Jacobs,
Velbert: Dr. Mark David Arhelger, Sabine Backendorf, Judith Hess, Dr. Birgit
Jansen, Dr. Nicola Kappenhagen, Dr. Oliver Keull, Jutta Lampson-
Lempken, Heike Nicolai, Dr. Alexander Nordhues, Markus Prisett, Dr.
Dagmar Schaumann, Renata von Schnering-Mhadmi, Dr. Erdmuth
Schubert,
Wülfrath: Christa Meiwald-Schirra.

v. i. S. d. P. Dr. Gottfried Arnold, Hilden
Dr. Martin Terhardt, Ratingen, Obmann der Kinder- u. Jugendärzte des
Kreises Mettmann

alle Infos zur Kampagne

Bisphenol A

CBG Redaktion

Jährlich werden rund vier Millionen Tonnen Bisphenol A hergestellt. Der BAYER-Konzern gehört neben den US-Firmen Dow Chemicals und Hexion sowie den taiwanesischen Unternehmen Nan Ya Plastics und Chang Chun Plastics zu den größten Herstellern weltweit. BAYER produziert Bisphenol A in Krefeld, Antwerpen, Baytown/Texas, Map Ta Phut/Thailand und Shanghai/China.

die tageszeitung, 30. Juni 2010

Bisphenol-A-haltige Produkte

Gift in kleinen Dosen

Bisphenol-A (BPA) ist eine Chemikalie, die in vielem steckt. So auch in Babyflaschen und Nuckeln. Wie gefährlich ist sie? Die EU prüft, die deutschen Behörden warten so lange ab. VON H. HOLDINGHAUSEN & R. WOLFF

Es wird eng für die europäischen Kunststoffhersteller: Immer mehr EU-Staaten verbieten Babyflaschen oder andere Produkte, die mit Nahrungsmitteln für Kleinkinder in Kontakt kommen, wenn sie die Chemikalie Bisphenol A (BPA) enthalten. Jüngstes Beispiel: Dänemark. Die liberal-konservative Regierung verbietet entsprechende Plastikprodukte mit dem Inhaltsstoff. Ab 1. Juli werden sie aus dem Handel verschwinden. BPA wirkt ähnlich wie das weibliche Hormon Östrogen und steht unter Verdacht, schwere Krankheiten auszulösen oder zu verstärken. Jahrelang hatten dänische Wissenschaftler die Regierung zu einem Verbot der massenhaft hergestellten Chemikalie gedrängt, die sich in zahlreichen Kunststoffprodukten wiederfindet.
Dänemarks Initiative schließt sich nun auch das Nachbarland Schweden an. Umweltminister Andreas Carlgren teilte mit, man werde ein entsprechendes nationales Verbot erlassen, falls es zu keinem EU-weiten Verbot komme. Dem ging ein Appell zahlreicher WissenschaftlerInnen und der staatlichen Chemiebehörde „Kemikalieinspektionen“ voraus. Behördenchefin Ethel Forsberg kritisierte, die EU berücksichtige bei ihrer Risikobewertung äußerst wichtige und von renommierten Wissenschaftlern gemachte Studien nicht ausreichend. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hatte zuletzt 2008 ein Verbot von BPA abgelehnt und den Stoff als unbedenklich eingestuft. Die in der EU geltenden Grenzwerte seien ausreichend .
Die französische Regierung folgte lieber der kritischen Bewertung ihrer nationalen Agentur für Lebensmittelsicherheit und untersagte im Frühjahr Herstellung, Aus- und Einfuhr sowie den Verkauf von BPA-haltigen Babyflaschen. Schon vor zwei Jahren hatte Kanada mit einem solchen Verbot von Babytrinkflaschen und anderen Produkten zur Aufbewahrung von Kleinkindnahrung den Anfang gemacht.

Unklares Zusammenspiel
Auch in Deutschland wurde wegen BPA seither Alarm geschlagen. In seinem Kinder-Umwelt-Survey fand das Umweltbundesamt vor einigen Jahren bei 99 Prozent der 1.790 untersuchten Kinder Bisphenol A im Urin. Andere Studien hätten BPA im Blut, Fruchtwasser und in Gebärmuttergewebe entdeckt, sagt Sarah Häuser, Chemikalienexpertin des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland, BUND. Weil sich BPA im Körper nicht anreichert, sondern binnen weniger Stunden abgebaut wird, wiesen die gefundenen Belastungen darauf hin, dass Menschen dem Stoff ständig ausgesetzt seien, sagt Silvia Pleschka von der Frauenrechtsorganisation WECF.
Ob die Massenchemikalie BPA gefährlich ist, darüber streiten die Experten. Und für jede Position gibt es die passende Studie. Klar ist: BPA wirkt im Körper ähnlich dem weiblichen Hormon Östrogen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sagt, die Substanz wandle sich im menschlichen Körper schnell in ein Stoffwechselprodukt um, das keine östrogene Wirkung mehr habe und über die Nieren ausgeschieden werde. Zudem existierten für die Verwendung im Lebensmittelbereich Grenzwerte für BPA. Menschen seien also nicht gefährdet.
Stopp, ruft da die Gegenseite. Es gebe ausreichend Studien über die gesundheitsschädliche Wirkung von Bisphenol A. Die Chemikalie könne die Fruchtbarkeit verringern, Brust- und Prostatakrebs auslösen und die Gehirnentwicklung stören. Außerdem steht sie im Verdacht, Diabetes und Fettleibigkeit auszulösen.
Die Bedeutung sehr geringer Mengen der Substanz sei zumindest „unklar“, sagt Natalie von Götz vom Institut für Chemie und Bioingenieurwissenschaft der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Zum Zusammenspiel der Hormone im Körper und zu hormonwirksamen Substanzen gebe es noch viele offene Fragen und einen hohen Forschungsbedarf.
Auch das Umweltbundesamt (UBA) in Dessau sieht zur Wirkung des Stoffes noch „Datenlücken“. Doch die „vorliegenden Kenntnisse sollten ausreichen, die Verwendung bestimmter Bisphenol-A-haltiger Produkte aus Vorsorgegründen zu beschränken“, warnt das UBA in einem Hintergrundpapier und fordert, Bisphenol A durch gesundheits- und umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen. Den Zeitpunkt für seine Warnung hatte das UBA genau berechnet: Anfang Juli wird, angeregt durch die Verbotsserie europäischer Staaten, eine Stellungnahme der EU-Lebensmittelbehörde Efsa zu der Chemikalie erwartet.

Deutsche warten ab
Von der deutschen Bundesregierung wird ein Verbot derzeit noch nicht erwogen. „Wir warten die Stellungnahme der Efsa ab“, sagt Robert Schaller, Sprecher des Verbraucherministeriums in Berlin. Bislang orientiere man sich an der Einschätzung des Bundesinstituts für Risikobewertung, dass die Aufnahme von BPA über die Nahrung „zu keiner gesundheitlichen Schädigung führt“, so Schaller. Die europäische Lobbyorganisation der Kunststoffhersteller, Plastics Europe, verweist auf die „überaus umfangreiche Datenlage“ zu Bisphenol A, die eine gute Risikoabschätzung des Stoffes erlaube. Experten der zuständigen Behörden seien auf Basis dieser Daten zu dem Schluss gekommen, dass weitere Schutzmaßnahmen nicht nötig seien.
Verschiedene Umwelt- und Verbraucherorganisationen forderten die Efsa auf, unabhängige Studien zu berücksichtigen. „Eine vorurteilsfreie und umfassende Kenntnisnahme der wissenschaftlichen Literatur“ müsse zu der Erkenntnis führen, dass der Ausstoß von Bisphenol A gesenkt werden muss, vor allem für Hochrisiko-Gruppen wie Kleinkinder und Schwangere, heißt es in einem offenen Brief zahlreicher Organisationen und Wissenschaftler aus Europa und den Vereinigten Staaten an den Vorsitzenden des zuständigen Efsa-Gremiums.
Silvia Pleschka vom WECF betont, die Chemikalie verstecke sich in zahlreichen Alltagsprodukten. „Grenzwerte sind kein Ersatz für ein generelles Verbot“, so Pleschka. „Es gibt keinen Grenzwert, bis zu dem Bisphenol A sicher ist.“

[CO Pipeline] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Rheinische Post, 29. Juni 2010

Schutzkleidung mangelhaft

Mettmann (RP) Im Fall eines Lecks an der CO-Pipeline wäre die Feuerwehr im Kreis Mettmann schlecht ausgerüstet. Der Sauerstoff reicht nur für 30 bis 45 Minuten. Viel zu wenig Zeit, um Verletzte zu bergen.

Der Kreis Mettmann wehrt sich weiter mit Händen und Füßen gegen die CO-Pipeline. Nach wie vor strittig ist der Alarm- und Gefahrenabwehrplan (AGAP), der im Fall eines Lecks an der 67 Kilometer langen Gasleitung zwischen den Bayer-Werken Dormagen und Uerdingen in Kraft treten soll.

Landrat contra Büssow
In der gestrigen Sitzung desKreisausschusses beharrte Rechtsdezernent Nils Hanheide auf seiner Auffassung, keiner der Beteiligten habe dem AGAP von Bayer zugestimmt. Es habe lediglich einige Arbeitsgruppensitzungen gegeben. „Abstimmen heißt aber nicht zustimmen“, sagte Hanheide. Damit stellt sich Hanheide, wie auch Landrat Thomas Hendele in der vergangenen Woche, gegen die Auffassung des Düsseldorfer Regierungspräsidenten Jürgen Büssow. Büssow sagte, der Plan sei zwischen dem Betreiber Bayer MaterialScience AG und den betroffenen Kommunen abgestimmt. Nach wie vor nicht geklärt ist für den Kreis, was im Fall eines Lecks passiert, wenn sich das tödliche, farb- und geruchlose Gas ausbreitet.
Bayer ginge offenbar davon aus, dass Kohlenmonoxid „senkrecht in die Luft steige und der Wind kaum eine Rolle spielt“, so Hanheide. Ein Problem habe der Kreis auch mit den „Entspannungsszenarien“. Offenbar möchte Bayer im Fall eines Lecks, dass noch in der Pipeline befindliche CO mit einer Betriebsfackel am Standort Dormagen in der Luft verbrennen. Nicht geklärt ist nach wie vor, ob die Bevölkerung mit Sirenen entlang der Pipeline vor Lecks gewarnt wird. Bayer arbeite daran, betreibe das Sirenenprojekt aber nicht weiter, weil die Pipeline noch vor Gericht verhandelt wird.
Erhebliche Bedenken, was die Ausstattung der Feuerwehr betrifft, äußerte Kreisbrandmeister Friedrich-Ernst Martin. Die Sauerstoff-Vorräte der eingesetzten Feuerwehrleute reichten maximal 45 Minuten. Bei einem größeren Leck mit vielen Verletzten in Wohnhäusern viel zu wenig Zeit, um alle Menschenleben zu retten, so Martin. Die Feuerwehr brauche darüber hinaus Spezial-Fahrzeuge, um überhaupt gefahrlos in die Nähe eines Lecks zu fahren. Nach wie vor strittig bleibt auch die Alarmierung. Im Fall eines Lecks, das Bayer selbst erkennt, wird zunächst die Werksfeuerwehr und dann erst die Feuerwehr informiert.

Sonderschutzplan nötig
„Die Bezirksregierung handelt ohne Rücksicht auf Verluste“, sagte Klaus-Dieter Völker (CDU). Da sei offenbar eine mächtige Bayer-Lobby aktiv, so Völker weiter. Im Kreis könne man immer nur staunen, was da alles durchgesetzt werde.
Der Kreis Mettmann geht nun offenbar davon aus, dass sich die Bezirksregierung nicht weiter einmischen möchte. Statt dessen sei der Kreis nun angehalten, auf eigene Kappe so genannte Sonderschutzpläne zu erstellen. VON OLIVER WIEGAND

alle Infos zur Kampagne

[Rot-Grün] Rot-Grüne Koalition

CBG Redaktion

Presse Information vom 25. Juni 2010
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Rot-Grüne Koalitionsverhandlungen:

„CO-Pipeline und neue Kohlekraftwerke jetzt stoppen!“

Anlässlich der rot-grünen Koalitionsverhandlungen fordert die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) einen endgültigen Stopp der gefährlichen CO-Pipeline quer durch NRW sowie einen Verzicht auf alle neuen Kohlekraftwerke.

Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „Die Bevölkerung lehnt die unnötige und gefährliche CO-Pipeline ab. Gleichzeitig würde der Bau von Kohlekraftwerken den Status von NRW als Europas Klimakiller Nummer eins über Jahrzehnte hinweg zementieren. Die neue Landesregierung muss dem Wohl von Bürgern und Umwelt Vorrang gegenüber den Interessen der Industrie einräumen - hierfür wird sich die SPD jedoch aus der Umklammerung der IG BCE befreien müssen.“ Jan Pehrke, ebenfalls im CBG-Vorstand, ergänzt: „Wir hoffen, dass die Grünen nicht zugunsten einer Macht-Perspektive von ihrer grundsätzlichen Ablehnung von Gentechnik, CO-Pipeline und Kohleverstromung abrücken. Wir benötigen deutliche Akzente für einen ökologischen Umbau der Wirtschaft!“

Die Feuerwehren haben wiederholt darauf hingewiesen, dass sie der Bevölkerung im Fall eines Bruchs der Pipeline nicht helfen könnte. Nach Ansicht der Coordination gegen BAYER-Gefahren muss daher das Prinzip, giftige Gase nur am Ort ihrer Weiterverarbeitung zu produzieren, dringend bestehen bleiben. Die Kampagne gegen die Leitung wird von mehr als 100.000 Menschen unterstützt.

Die SPD hatte im August 2007 auf einem Landesparteitag beschlossen, dass die Produktion von Kohlenmonoxid am Ort der Weiterverarbeitung erfolgen muss. Die Chemie-Gewerkschaft IG BCE hatte sich jedoch in den vergangenen Jahren stets in den Dienst der BAYER-Geschäftsleitung gestellt und industriepolitische Entscheidungen der SPD-Spitze maßgeblich beeinflusst. IG BCE-Chef Michael Vassiliadis verstieg sich kürzlich gar zu der Falschaussage, ein Verzicht auf die Pipeline würde zu Transporten von giftigem Gas über die Straße führen.

Das Oberverwaltungsgericht Münster und das Verwaltungsgericht Düsseldorf hatten erhebliche Mängel in den Planungsunterlagen dokumentiert und die Inbetriebnahme daher bislang auf Eis gelegt. Rückenwind erhalten die Pipeline-Kritiker auch durch den geplanten Bau einer neuen Polyurethan-Anlage in Dormagen, die zu einem Engpass an Kohlenmonoxid führen wird. Statt das Krefelder Werk von Dormagen aus zu versorgen, könnte BAYER die sowieso benötigte neue CO-Produktionsanlage in Krefeld-Uerdingen bauen und auf die Pipeline vollständig verzichten.

Noch bis zum Wochenende sammeln Umweltverbände zudem Einwendungen gegen den Bau des Kohlekraftwerks im BAYER-Werk Krefeld. Diese werden der zuständigen Bezirksregierung am kommenden Montag übergeben. Zur BAYER-Hauptversammlung am 30. April hatte die CBG Gegenanträge zum Bau der Pipeline und dem Krefelder Kraftwerk eingereicht.

Informationen zur Kampagne gegen die Pipeline
Informationen Kohlekraftwerken

Bienensterben

CBG Redaktion

21. Juni 2010

Italienische Forscher haben eine neue Studie zu den Ursachen der weltweiten Bienensterben veröffentlicht: The puzzle of honey bee losses: a brief review

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass der Einfluss von Pestiziden dabei oftmals unterschätzt wird, bzw dass Forscher, die von der Chemie-Industrie finanziert werden, diesen oftmals bewußt ignorieren.

Die Untersuchung findet sich online unter http://www.bulletinofinsectology.org/pdfarticles/vol63-2010-153-160maini.pdf

alle Unterlagen zur Kampagne der Coordination gegen BAYER-Gefahren

Bisphenol A

CBG Redaktion

9. Juni 2010

Das Umweltbundesamt äußert sich heute deutlich zu den Risiken von Bisphenol A („...die vorliegenden Kenntnisse sollten ausreichen, die Verwendung bestimmter Bisphenol A-haltiger Produkte aus Vorsorgegründen zu beschränken“). Die Bayer AG gehört zu den größten Herstellern weltweit.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert seit langem ein Verbot risikoreicher Anwendungen wie Lebensmittel-Verpackungen, Babyflaschen und Kinderspielzeug, siehe hierzu die jüngste Stellungnahme Bisphenol A: Risikoreiche Anwendungen jetzt verbieten!.

Umweltbundesamt (UBA)

Bisphenol A - Massenchemikalie mit unerwünschten Nebenwirkungen

Umweltbundesamt liefert aktuellen Hintergrundbericht

Berichten die Medien über gefährliche Chemikalien, fällt häufig der Name Bisphenol A. Immer wieder verunsichern Meldungen über diese Substanz Verbraucherinnen und Verbraucher. Was ist das für ein Stoff, wo kommt er vor, und wie hoch sind die Risiken für Mensch und Umwelt? In einem aktuellen Hintergrundpapier erläutert das Umweltbundesamt (UBA) die Risiken von Bisphenol A und zeigt Handlungsoptionen für die Zukunft auf. UBA-Präsident Jochen Flasbarth empfiehlt Herstellern und Nutzern der Chemikalie, vorsorglich schon heute alternative Stoffe einzusetzen und so Mensch und Umwelt zu schützen.
Bisphenol A steckt in vielen Alltagsgegenständen: Konservendosen, DVDs, Thermopapier, Lebensmittelverpackungen und Babyflaschen. Aus diesen Produkten kann sich der Stoff lösen und dann auch von Menschen aufgenommen werden. Herstellung, Weiterverarbeitung und Recycling kann Flüsse und Seen mit Bisphenol A belasten. Der Ausgangsstoff für Polykarbonat-Kunststoffe und Epoxidharze gehört mit 3,8 Millionen Tonnen pro Jahr zu den am meisten produzierten Chemikalien weltweit.
Bisphenol A wirkt ähnlich wie das weibliche Sexualhormon Östrogen. Das zeigen zahlreiche Studien an Säugern oder Fischen. Die Chemikalie ist zwar weniger potent als das natürliche Sexualhormon, stört aber nachweislich bei einigen Organismen die Fortpflanzung.
Das Altstoffchemikalien-Programm der EU und die europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA bewerten Produkte auf Bisphenol A-Basis für Verbraucherinnen und Verbraucher derzeit als unbedenklich. Kanada, Dänemark und Frankreich dagegen haben aus Vorsorgegründen Bisphenol A-haltige Babyflaschen und andere Produkte für Kinder verboten. Jochen Flasbarth: „Aus Sicht des Umweltbundesamtes bestehen zwar noch Datenlücken; doch die vorliegenden Kenntnisse sollten ausreichen, die Verwendung bestimmter Bisphenol A-haltiger Produkte aus Vorsorgegründen zu beschränken.“
Die europäische Chemikalienverordnung REACH (Registration, Evaluation and Authorisation of Chemicals) stärkt die Eigenverantwortung der Chemieindustrie. Unternehmen, die Bisphenol A herstellen oder verwenden sind verantwortlich, die Risiken von Bisphenol A über den gesamten Lebenszyklus zu bewerten und eventuelle Risiken zu mindern. Das Ergebnis müssen Sie den europäischen Behörden in einem Registrierungsdossier bis zum 30.11.2010 darlegen. Das UBA wird dieses Dossier genau prüfen und dann entscheiden, welche zusätzlichen Maßnahmen zum Schutz von Mensch und Umwelt möglich und notwendig sind.
Vorsorglich empfiehlt das UBA den Herstellern, Importeuren und Verwendern von Bisphenol A bereits heute Verwendungen die Mensch und Umwelt belasten durch gesundheits- und umweltfreundliche Alternativen zu ersetzen - als Beitrag zum vorsorglichen Schutz von Mensch und Umwelt.
Das neue Hintergrundpapier „Bisphenol A - Massenchemikalie mit unerwünschten Nebenwirkungen“ steht unter http://www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3782.pdf kostenlos zum Download bereit.

Bisphenol A

CBG Redaktion

Presse Information vom 25. Mai 2010
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Bisphenol A: Risikoreiche Anwendungen jetzt verbieten!

Schäden besonders bei Kleinkindern befürchtet / Dänemark und Frankreich beschließen Verbote / BAYER AG größter deutscher Produzent

Mehrere europäische Länder planen Verbote von Bisphenol A in risikoreichen Anwendungen. Besonders umstritten ist die Verwendung der Chemikalie in Lebensmittel-Verpackungen, Babyflaschen und Kinderspielzeug. Dänemark und Frankreich beschlossen Verbote für alle Produkte, die mit Kindernahrung in Berührung kommen, das dänische Verbot gilt ab Anfang Juli. Auch Schweden kündigte Einschränkungen an. Schon 2008 hatte Kanada Bisphenol A als „gefährliche Substanz“ deklariert und als erstes Land eine Verwendung in Babyflaschen untersagt.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert die Bundesregierung auf, dem Vorbild der Nachbarländer zu folgen: „Bisphenol A muss nun endlich aus Trinkflaschen, Spielzeug und Lebensmittel-Verpackungen verschwinden. Die Leugnung der Risiken durch BAYER, Dow und Co. darf nicht weiter zur Gefährdung der Verbraucher führen. Hormonaktive Substanzen haben in Produkten des täglichen Bedarfs absolut nichts verloren“, so Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG.

Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Bisphenol A im Körper hormonaktiv wirkt. Schon geringste Dosen können das Nervensystem schädigen und bei Säuglingen zu Entwicklungs-Störungen führen. Zahlreiche Studien bringen die Chemikalie mit Übergewicht, Unfruchtbarkeit, Diabetes sowie Herz- und Lebererkrankungen in Verbindung. Das Umweltbundesamt fordert seit Jahren, die Verwendung von Bisphenol A einzuschränken - konnte sich bislang jedoch nicht gegen die Interessen der Industrie durchsetzen.

„Die europäische Aufsichtsbehörde EFSA hat den Grenzwert für Bisphenol A noch vor zwei Jahren gelockert. Dabei berief sich die Behörde skandalöserweise auf eine einzige, von der Industrie finanzierte Studie, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal publiziert war. Die Vielzahl von unabhängigen Studien, die zum größten Teil ein Gefährdungspotential fanden, wurde dabei bewusst ignoriert“, so Mimkes weiter. Mehrere europäische Regierungen forderten daher eine Überprüfung der Position der EFSA. Eine ursprünglich für Ende Mai geplante Stellungnahme soll nun im Juli veröffentlicht werden.

Bisphenol A wird bei der Herstellung von Plastikflaschen, der Innenbeschichtung von Konservendosen sowie in Lebensmittel-Verpackungen, Spielzeug und Zahnfüllungen eingesetzt. Jährlich werden rund vier Millionen Tonnen der Chemikalie hergestellt. Der BAYER-Konzern gehört neben den US-Firmen Dow Chemicals und Hexion sowie den taiwanesischen Unternehmen Nan Ya Plastics und Chang Chun Plastics zu den größten Herstellern weltweit. BAYER produziert Bisphenol A in Krefeld, Antwerpen, Baytown/Texas, Map Ta Phut/Thailand und Shanghai/China.

weitere Informationen:
· Süddeutsche Zeitung “Hormone in Babyflaschen”
· Bisphenol A in Kanada als „gefährliche Substanz“ eingestuft

25. Mai 2010; KunststoffWeb

BPA: Franzosen verbieten BPA in Babyflaschen

Neuer Zündstoff in der kontroversen Diskussion um das Polycarbonat-Vorprodukt Bisphenol A (BPA): Nach Dänemark hat jetzt auch Frankreich den Gebrauch von BPA für Babytrinkflaschen untersagt. Mit der Verabschiedung des Unweltschutzgesetzes „Grenelle II“ verbot die französische Nationalversammlung die Herstellung, die Aus- und Einfuhr sowie den Verkauf von Babyflaschen aus Produkten, die auf BPA basieren.

Dabei stützten sich die Gesetzgeber auf die kritische Einschätzung der französischen Agentur für Lebensmittelsicherheit AFSSA (Agence Française de Sécurité Sanitaire des Aliments) hinsichtlich der Exposition von BPA bei Neugeborenen und schwangeren Frauen. Als erstes Land hatte Kanada bereits 2008 die Verwendung von BPA in Babyflaschen als Gesundheit gefährdend eingestuft.

[Pipeline] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Rheinische Post, 3. Mai 2010

CO-Pipeline: Feuerwehr kritisiert Bayer

Das von Bayer MaterialScience am Schieber in Ratingen-Breitscheid vorgestellte Sicherheitskonzept stößt unverändert auf Kritik.

Wolfgang Cüppers, Anti-Pipeline-Aktivist und Vorsitzender der Interessengemeinschaft Erkrath, verweist darauf, dass es bis heute keinen gültigen Alarm- und Gefahrenabwehr-Plan gebe. Die fünf Schieberstationen würden nicht automatisch schließen: Auch wenn sie dicht seien, dauere es bis zu fünf Stunden, bis die Pipeline entleert sei.
René Schubert, Chef der Feuerwehr in Ratingen, forderte neben dem Alarm- und Gefahrenabwehr-Plan eine bessere Ausrüstung und kritisierte die jüngsten Ausbreitungs-Simulationen von Bayer: Sie stellten nicht den schlimmsten möglichen Fall dar. Bei der Wehr wurden die Simulationen nachgerechnet: Man kam zu ganz anderen Ergebnissen. Werner Breuer, Projektleiter bei Bayer, hatte von einem neuartigen Gasfilter für Atemschutzmaske gesprochen, mit denen Feuerwehrleute bis zu einer Stunde im hochgiftigen CO-Gas arbeiten könnten. Solche Filter seien bei der Feuerwehr gar nicht zugelassen, sagte Schubert. Die Feuerwehrdienstverordnung lasse keine Filter zu, wenn „Filterdurchbrüche“ nicht gerochen oder geschmeckt werden können. Im Klartext: Irgendwann sind die das CO absorbierenden Chemikalien in solchen Filtern aufgebraucht, doch beim geruch- und geschmacklosen CO-Gas merkt der Feuerwehrmann nichts davon. Er fällt schlimmstenfalls einfach um.
Viel zu wenig Zeit
Schubert vermutet, dass Bayer versucht, eine Ausnahmegenehmigung zu erwirken. Nach Feuerwehrdienstvorschrift dürfe in solchen Gasen nur mit Pressluftatemgeräten oder geschlossenen Kreislaufatemgeräten gearbeitet werden. Die üblichen Pressluftatmer reichen für etwa 30 Minuten. Weil aber für den Rückweg von der Einsatzstelle aus Sicherheitsgründen die doppelte Zeit des Anmarschweges angesetzt werden müsse, ergebe sich beispielsweise bei einer Anrückzeit von fünf Minuten nur eine Arbeitszeit vor Ort von 15 Minuten. Viel zu wenig, um in einer großflächigen Gaswolke wirklich helfen zu können, ahnt auch der Laie.
Seit einem Tunnelbau verfügt die Ratinger als einzige Wehr im Kreis über zehn Kreislaufgeräte, die bis zu vier Stunden Einsatzzeit gewähren. Doch auch diese Ausrüstung, die im Übrigen sehr wartungs- und trainingsintensiv sei, reiche gerade mal für den Erstangriff von drei Trupps: Man sei im Ernstfall dringend auf den gemeinsamen kreisweiten Einsatz und Unterstützung anderer Städte angewiesen, so Schubert. In Ratingen verfüge zwar jeder Löschzug über ein CO-Messgerät, doch im Einsatz an einer Pipeline müsse jeder Trupp ein Gerät dabei haben. Auch eine Windmesseinrichtung gebe es nur auf der Wache, ansonsten setze man auf den Wetterdienst, so Schubert. Bayer selbst hat sich auf den Schieberstationen die preiswerten Windmessanlagen gespart.
Größere Gas-Keulen denkbar
Schubert kritisierte die „realistischen Worst-Case-Simulationen“ (worst case = schlimmster Unfall) von Bayer. Sie seien nachgerechnet worden. Die VDI-Richtlinien für solche Gas-Simulationen seien nicht eingehalten worden. Schubert möchte sich lieber am „realen“ Worst-Case orientieren. So würden beispielsweise seltenere, aber extreme Inversionswetterlagen für größere „Keulen“ am Boden sorgen, als Bayer sie mit 800 Metern Länge berechnet habe. Bayer gehe von Sperrschichten in der Luft nicht unter 100 Metern aus, Schubert rechnet lieber mit 20 Metern entsprechend VDI-Richtlinie. Solche niedrigen Sperrschichten könne man im Kreis Mettmann in Form von Nebelbänken im Morgengrauen beobachten. Eine gar nicht so seltene Wetterlage. VON JOACHIM PREUSS

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Bienensterben

CBG Redaktion

3. Mai 2010
Presse Info des Deutschen Berufs- und Erwerbs Imkerbund (DBIB)

Imker-Protest zur Bayer-Hauptversammlung

Anlässlich der Hauptversammlung des Bayer-Konzerns am vergangenen Freitag gab der Deutsche Berufs- und Erwerbs Imkerbund folgende Presseerklärung ab:

Nach der Katastrophe von 2008 und der erneuten Vergiftungen in 2009 nicht nur in Österreich und der Schweiz, durch das BAYER Produkt Poncho, ist behaupteteBienensicherheit offensichtlich nicht gegeben. Daran ändern auch die ständigen Versuche seitens der BAYER AG nichts, durch den Verweis auf Bienenkrankheiten die Öffentlichkeit von der Gefährlichkeit dieser Insektizide abzulenken.

Diese erneuten Vergiftungen nehmen wir nun auch zum Anlass festzustellen, dass die bei der Zulassung vorgelegten Studien nicht den Praxisbedingungen entsprechen und die BAYER AG möglicherweise bewusst interne Erkenntnisse zurückgehalten hat, um trotzdem eine Zulassung dieser Wirkstoffe zu erreichen.

So war Mitarbeitern von BAYER nachweislich bereits seit 1997 bekannt, dass insektizidhaltige Beizmittel bei der Ausbringung durch pneumatischen Sämaschinen zu Bienenvergiftungen führen. Aber durch die permanenten Verweise in Richtung Bienenkrankheiten sollten weltweit Imker und Zulassungsbehörden auf eine falsche Fährte gesetzt werden. Die im DBIB organisierten Berufsimker betrachten nach dem heutigen Stand diese Technik in Zusammenhang mit insektizidhaltigen Beizungen als äußerst gefährlich und fordern ein sofortiges weltweites Ende dieses Anwendungsverfahrens. Dies gilt ebenfalls für die Ausbringung dieser Wirkstoffe als Granulat, da es auch hier sehr häufig zu einer hohen Staubentwicklung kommt. Wir fordern zudem die BAYER AG auf im Sinne des Vorsorgeprinzips, diese neonicotinoidhaltigen Beizmittel wie Poncho etc. sofort vom Markt zu nehmen.

Die auch dieses Jahr immer noch zahlreich gefundenen offen herumliegenden Maiskörner zeigen uns Imkern außerdem ganz deutlich, dass auch die aktuell angewendete Sätechnik nicht in der Lage ist, das gebeizte Saatgut vollständig im Boden zu platzieren. Die behauptete Bienensicherheit dieser Produkte beruht jedoch auf der Annahme, dass die Bienen mit dem Wirkstoff nicht in Kontakt kommen können, weil der Wirkstoff vollständig im Boden verschwindet. An diesen offen herum liegenden Saatkörnern können sich die Bienen, die ihren Wasserbedarf an den Pfützen in den Fahrspuren und Gräben decken, weiterhin vergiften. Wir stellen zwar fest, dass es 2010 schon deutlich weniger Saatkörner an der Oberfläche gibt, dennoch geben wir zu bedenken, dass ein einziges mit Clothianidin gebeiztes Saatkorn aufgelöst in 2,5 Liter Wasser für Bienen sofort tödlich ist. Bei Starkregenereignissen kommt es ebenfalls zum Ausschwemmen des Saatguts.

Im Übrigen stellten diese Wirkstoffe auch bei fachgerechter Aussaat eine Gefahr für die Bienen dar, da der Wirkstoff über Guttationswasser, Nektar und Pollen später von der gebeizten Nutzpflanze und Beikräutern wieder an die Oberfläche und in Kontakt mit den Bienen gebracht wird. (DIB)

Die Reden in der BAYER-Haupversammlung
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