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WZ

CBG Redaktion

Westdeutsche Zeitung, 02.02.2007

Entsorgung: Angst vor Rauch bei Bayer

Ab Mitte des Jahres verbrennt Bayer Industry Services Giftmüll aus Australien.

Kreis Mettmann/Dormagen. Mit Sorge blicken nicht nur Umweltschützer im Südkreis über den Rhein nach Dormagen, wenn der Wind in Richtung Kreis Mettmann steht. Auch Monheims Bürgermeister Thomas Dünchheim lassen Pläne des Chemieparkbetreibers Bayer Industry Services (BIS) in Dormagen nicht ganz unberührt. Ab Mitte des Jahres sollen dort 4500 Tonnen Hexachlorbenzol (HCB) entsorgen werden. Dabei handelt es sich um ein giftiges und umweltgefährliches Pulver (siehe Kasten). „Wir werden uns genau erkundigen, was da los ist“, kündigt er an.
Die Sonderabfälle stammen aus einer ehemaligen Produktionsstätte des australischen Chemieunternehmens Orica. Bayer Industry Services hat mit der Firma einen Entsorgungsvertrag abgeschlossen. „Der Vertrag wurde für die nächsten zwei Jahre geschlossen. Die Entsorgung von Altlasten dieser Art ist Teil einer internationalen Konvention, die zum Ziel hat, bestimmte Sonderabfälle wie HCB aus dem Stoffkreislauf zu entfernen“, erläutert Christian Zöller, Pressesprecher von Bayer Industry Services.
Das Unternehmen habe weltweit nach einer geeigneten Verbrennungsanlage gesucht und sei in Deutschland nun fündig geworden. BIS hat eine Genehmigung zur Entsorgung des Hexachlorbenzol. „Die sichere und umweltgerechte Entsorgung von Sonderabfällen dieser Art gehören zu unseren Kernaufgaben. Modernste Technik und langjährige Erfahrung sorgen für hohe Sicherheits- und Umweltstandards“, sagt Walter Leidinger, Leiter der Umweltdienste bei Bayer Industry Services. Jährlich würden in den Anlagen rund 270 000 Tonnen Sonderabfälle verbrannt, die aus dem Ausland angeliefert werden. Das Umweltgift soll per Schiff nach Brunsbüttel gebracht und von dort aus per Bahn oder Lkw zu den Entsorgungszentren in Leverkusen und Dormagen transportiert werden. Ein Antrag für die Transportwege der Sonderabfall-Lieferung liege den zuständigen Bezirksregierungen vor.
„Chemikalien wie Hexachlorbenzol werden bei Verbrennungstemperaturen von über 1000 Grad Celsius vollständig verbrannt. Danach sorgen eine aufwändige Rauchgasreinigung sowie ein katalytisches Verfahren dafür, dass die Abgase die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte deutlich unterschreiten“, erläutert Zöller.
Der NRW-Landesverband des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert einen Stopp des Imports und der Verbrennung australischen Giftmülls. „Sollte es zu einem Störfall kommen, dann drohen den Anwohnern unkalkulierbare gesundheitliche Risiken“, warnt die BUND-Abfallexpertin Claudia Baitinger. Der BUND hat in einem Brief an den Umweltminister Eckhard Uhlenberg gefordert, die Giftmülltransporte zu überprüfen. Die Verbrennung des hochgiftigen Hexachlorbenzols sei für stark besiedelte Gebiete nicht zu vertreten.
Grundsätzlich wehrt sich Uhlenberg gegen diese Art von Mülltourismus, gibt aber zu bedenken, dass der Import in diesem Fall wohl nicht mehr aufzuhalten sei.