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Beitrag veröffentlicht im Februar 2012

TDI Dormagen

CBG Redaktion

22. Februar 2012

Vorgenehmigung für TDI-Anlage in Dormagen:

„Bedenken wurden nicht ausgeräumt“

Die Bezirksregierung Köln hat eine Vorgenehmigung für die umstrittene TDI-Anlage in Dormagen erteilt. Dies gab der BAYER-Konzern heute auf seiner website bekannt.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), die Dormagener Grünen sowie zahlreiche Einzelpersonen hatten Einwendungen gegen eine Genehmigung eingereicht. Wesentliche Kritikpunkte waren die Verwendung großer Mengen hochgefährlicher Chemikalien wie Phosgen, TDI und Kohlenmonoxid, das Fehlen von worst case-Szenarien sowie der hohe Energieverbrauch.

Philipp Mimkes von der CBG kommentiert: „Noch ist uns der Bescheid der Bezirksregierung nicht zugegangen. Offenkundig hat BAYER aber eine Genehmigung für eine Einhausung aus Blech erhalten. Eine Einhausung aus Beton, wie sie die BASF in ihrer TDI-Anlage in Ludwigshafen plant, würde jedoch einen besseren Schutz vor Feuer und Explosionen bieten. Nicht nur der GAU von Fukushima, sondern auch die schweren Störfälle bei BAYER oder auch der Großbrand bei INEOS zeigen, dass sich Unfälle nicht an vorhersehbare Abläufe halten. Daher muss auch für unwahrscheinliche Szenarien Vorsorge getroffen werden!“.

In der Anlage sollen jährlich 360.000 Tonnen Phosgen als Vorprodukt zum Einsatz kommen. Die Substanz, die bereits im Grammbereich tödlich wirken kann, wurde im 1. Weltkrieg als Kampfgas verwendet. Die geplante TDI-Anlage liegt 283 Meter von der nächsten Werksgrenze entfernt. Die Empfehlungen der Kommission für Anlagensicherheit legen für Phosgen jedoch einen Abstand von 1.500m zu bewohnten Gebieten fest.

ausführliche Informationen zur Kampagne

Die Westdeutsche Zeitung greift die Kritik an dem Projekt ausführlich auf:

Trotz Bedenken aus Monheim: Bau der TDI-Anlage beginnt

Bayer darf die Chemieanlage in Dormagen trotz Bedenken aus Monheim bauen. Die Inbetriebnahme ist sehr wahrscheinlich – aber noch nicht sicher.

23. Februar 2012 -- „Bayer erhält grünes Licht für neue TDI-Großanlage in Dormagen.“ Die Pressemitteilung erreichte Stadtplaner Thomas Waters per E-Mail. Seine Reaktion: „Ich war sehr überrascht.“ Denn gerade erst seien die Protokolle eines im Oktober stattgefundenen Erörterungstermins mit der Bezirksregierung an die jeweiligen Kommunen verschickt worden, die Einwände gegen den Bau der Chemieanlage auf der anderen Rheinseite geäußert hatten. Und Monheim hatte gleich mehrere Einwände vorgebracht, die es zu prüfen gebe. Die Bezirksregierung habe deshalb Prüfaufträge vergeben.

Bayer ist zuversichtlich und erwartet Betriebsgenehmigung im Frühjahr
Fest steht: Die Bezirksregierung Köln hat die Zulassung für den vorzeitigen Baubeginn erteilt. Damit können die umfangreichen Bauarbeiten nun zügig gestartet werden. „Das heißt aber nicht, dass es auch eine endgültige Betriebsgenehmigung geben muss“, sagt Christina Köntje, Sprecherin der Bezirksregierung Köln. Allerdings werde eine Baugenehmigung nur dann erteilt, wenn mit einer Entscheidung zugunsten des Antragstellers zu rechnen ist. Dementsprechend zuversichtlich gibt sich Bayer: Sie erwarten die endgültige Genehmigung im Frühjahr.
Insgesamt waren aus Monheim 60 Einwände gegen die Chemieanlage in Dormagen eingegangen. In der Anlage wird die klare Flüssigkeit Toluol-Diisocyanat (TDI) hergestellt, die gebraucht wird, um Weichschäume herzustellen. Bei der Herstellung von TDI werden neben Phosgen weitere Stoffe wie Chlor, Kohlenmonoxid oder Dichlorbenzol eingesetzt.
Die Stoffe sind als sehr giftig, giftig oder umweltgefährdend eingestuft. Der Bedarf an TDI sei weltweit steigend, erklärt Bayer. Im Juni wurden alle Unterlagen zu Sicherheit und Auswirkungen ausgelegt – unter anderem auch in Monheim. „Jeder soll sich seine Meinung bilden“, hieß es von Bayer. Und das hatte die Stadtverwaltung gemacht.

Prüfauftrag: Was ist im schlimmsten Fall zu erwarten?
Sie kritisierte unter anderem, dass sich in den Bayer-Unterlagen keine Untersuchung von möglichen, größeren Stör- oder Unfällen der Anlage finden, die großflächige Freisetzung von Schadstoffen zur Folge habe. Bayer müsse aufzeigen, welche Folgen im schlimmsten Fall zu erwarten sind – so laute auch ein Prüfauftrag der Bezirksregierung an Bayer.
Auch in Sachen Störfallvorsorge soll Bayer nachrüsten. Bayer werde aufgefordert, Hochleistungssirenen zu installieren, um die Monheimer Bevölkerung und die linksrheinischen Gemeinden im Falle eines Unfalls zu warnen. Laut der Kommission zur Anlagensicherheit (KAS) beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit soll zwischen der Anlage und bebauten Gebieten 1350 bis 1450 Meter Abstand gehalten werden.
Unter dieser Grenze sind erhebliche gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten. Hier hakte die Stadtverwaltung noch einmal nach: „Die Abstände werden im Rheinbogen erreicht. Zudem wurde in den standardisierten Berechungen nicht berücksichtigt, dass Monheim in der Hauptwindrichtung potenzieller Stoff-Freisetzungen liegt und so bei Störfällen besonders exponiert ist.“ Deshalb sei die Installation entsprechender Mess– und Warnsysteme im Rheinbogen zu fordern.
Die Einwände aus dem Monheimer Rathaus sollen nicht unberücksichtigt bleiben. Christina Köntje: „Die Einwände werden bei der abschließenden Genehmigung alle noch einmal rechtlich gewürdigt.“ Von Ines Arnold

[Duogynon] Duogynon / Primodos

CBG Redaktion

Presse Information vom 21. Februar 2012
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Duogynon-Opfer reichen Haftungsklage gegen BAYER ein

Tausende Geschädigte / historische Dokumente entdeckt: Schering kannte Risiken / Entdeckerin der Fehlbildungen unterstützt Kampagne

Andre Sommer hat am Landgericht Berlin eine Haftungsklage gegen die Firma BAYER eingereicht. Sommer gehört zur Gruppe der Geschädigten, die durch den Einsatz hormonaler Schwangerschaftstests in den 70er Jahren schwere Fehlbildungen erlitten.

„Es geht uns primär nicht um Geld, sondern um die Wahrheit. Welche Erkenntnisse hatte Schering wann? Warum wurde nicht frühzeitiger gehandelt? Warum werden auch jetzt noch Informationen zurückgehalten?“, so Andre Sommer, und weiter: „Das Landgericht Berlin hat ein Mediationsverfahren vorgeschlagen, womit wir einverstanden sind. Es wäre schade, wenn sich BAYER weiter allen Gesprächen verweigern und jegliche Aufklärung blockieren würde.„ Sommer fordert eine Einsichtnahme in alle Unterlagen der Firma, die seit 2006 zum Leverkusener BAYER-Konzern gehört, zu Duogynon.

Der Einsatz des Schwangerschaftstests führte in den 60er und 70er Jahren zu Tausenden von Herzfehlern, fehlenden Gliedmaßen, Gaumenspalten und Nierenschäden. Neu aufgetauchte Dokumente belegen, dass dem Unternehmen die Risiken des Präparats frühzeitig bekannt waren. Bis heute steht eine Entschädigung der Betroffenen jedoch aus.

Dr. Isabel Gal, deren Untersuchungen den Skandal Ende der 60er Jahre ins Rollen brachten, hat nun in einem Schreiben an die Betroffenen Unterstützung zugesagt. Wörtlich schreibt Dr. Gal: „Ich bin bis heute der Meinung, dass hohe Hormon-Gaben den Embryo in seiner Entwicklung schädigen können. Viele Studien bestätigen meine Ergebnisse, darunter zwei der britischen Aufsichtsbehörden. Ich möchte den Betroffenen meine Unterstützung in jeder möglichen Weise anbieten.“ Dr. Gal hatte 1967 in der Zeitschrift Nature eine Studie veröffentlicht, wonach Mütter missgebildeter Kinder zu einem überdurchschnittlich hohen Prozentsatz hormonelle Schwangerschaftstests eingenommen hatten. Gal erinnert auch daran, dass der damalige Forschungsleiter von Schering, Dr. Michael Briggs, seinen Posten später wegen gefälschter Studien verlor.

Selbst Mitarbeiter von Schering hatten frühzeitig vor den Risiken von Duogynon gewarnt. So schrieb ein für Schering arbeitender Wissenschaftler im November 1967 an die Firmenleitung: „Die offenkundige Korrelation zwischen der Zunahme geborener Missbildungen und dem Verkauf des Schwangerschaftstests erscheint ziemlich alarmierend.“ 1969 forderte die britische Behörde Committee on Safety of Drugs von Schering die Herausgabe der Labordaten bezüglich Duogynon. Nach Auswertung der Unterlagen wurde auf den Schachteln eine Warnung angebracht, wonach das Präparat wegen des Risikos von Fehlbildungen nicht in der Schwangerschaft eingenommen werden dürfe. Schering strich daraufhin in Großbritannien die Indikation Schwangerschaftstest, nicht jedoch in Deutschland. Bis heute beharrt BAYER darauf, dass die Behinderungen nicht von Duogynon herrühren.

Durch eine Recherche in Unterlagen der britischen Regierung, die nach Ablauf der Sperrfrist nun für die Öffentlichkeit zugänglich sind, fanden sich aktuell weitere Informationen:
=> ein Brief von Schering aus dem Jahr 1969 an die britische Behörde Committee on Safety of Drugs, in dem die vorläufigen Ergebnisse einer Studie verschiedener Schwangerschaftstests übermittelt werden. Bei Primodos wird ein hoher Anteil von Fehlgeburten genannt.
=> ein Brief aus dem Jahr 1967 des Leiters des staatlichen Committee on Safety of Drugs an Dr. Isabel Gal. Darin schreibt Dr. Inman bzgl. Duogynon: “I do not think they are sufficiently useful (...) to justify even the slightest risk of teratogenicity (Fehlbildungsrate)“.
=> ein Brief der französischen Firma Roussell von 1969. Darin wird eine Studie zu 9.822 Schwangerschaften beschrieben, die für hormonale Schwangerschafts-Tests eine „erhöhte Rate von Fehlgeburten“ ergab. Im selben Brief schreibt Roussell, dass die Firma ihr Präparat Amenorone – anders als Schering - freiwillig vom Markt genommen hat.

Wiederholt hatten Duogynon-Geschädigte auf Einladung der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hin in der BAYER-Hauptversammlung eine Entschuldigung des Konzerns gefordert. Der BAYER-Vorstand hatte dies vor rund 4000 Aktionären jedoch abgelehnt. Hierzu Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „BAYER trägt keine Schuld für die Schädigung tausender Kinder. Doch durch die Übernahme von Schering hat der Konzern die Verantwortung für den Skandal um hormonelle Schwangerschaftstests mit übernommen.“ Mimkes erinnert daran, dass Schering den betroffenen Eltern in den 70er Jahren ein Vergleichsangebot unterbreitete – unter der Bedingung, dass diese ihre öffentliche Kritik unterließen.

Schering ist seit vielen Jahren Weltmarktführer für Kontrazeptiva. Duogynon enthielt die selben Hormone, die heute in geringerer Konzentration als Antibaby-Pille verkauft werden. Kritiker vermuten, dass die Warnungen vor hormonellen Schwangerschaftstests seinerzeit in den Wind geschlagen wurden, um negative Publicity für Kontrazeptiva zu vermeiden.

weitere Informationen:
=> das Schreiben von Dr. Isabel Gal
=> alle Materialien zur Kampagne
=> die Seite der Betroffenen: http://www.duogynonopfer.de

Datenhandel

CBG Redaktion

Frankfurter Rundschau, 18. Februar 2012

Handel mit Rezeptdaten

Ein ehemaliger Mitarbeiter beschuldigt die Gesellschaft für Datenverarbeitung, mit den Daten von Millionen Rezepten einen illegalen Handel betrieben zu haben. Die Käufer: die Pharmaindustrie.
Von Dr. med. Bernd Hontschik

Die Konsultation ist abgeschlossen: Im Sprunggelenk des Patienten war nach einem Sportunfall eine Entzündung entstanden, er hat Schmerzen bei jedem Schritt. Ein Röntgenbild zeigt die Knochen unverletzt. Da hilft nur noch ein entzündungshemmendes Medikament.
Ich gehe zum Computer, rufe den Patienten auf, öffne die Rezeptmaske und trage das Medikament ein, klicke auf das Druckersymbol. Der Laserdrucker brummt los und schiebt das fertige Rezept heraus. Ich gebe es dem Patienten, zusammen mit einer Notiz über die Dosierung, wir vereinbaren einen Kontrolltermin in acht Tagen. Der Patient geht in eine Apotheke, holt sich sein Medikament, lässt das Rezept dort und nimmt seine Pillen brav ein.
Das war alles: nicht sehr komplizierte Untersuchung und Diagnostik, gut behandelbar, das wird wieder gut, der Fall ist abgeschlossen. Abgeschlossen? Das denkt man jedenfalls, als naiver Patient und als naiver Arzt. Aber haben Sie schon mal was von einer GFD gehört? Ein ehemaliger Mitarbeiter dieser Gesellschaft für Datenverarbeitung beschuldigt seinen früheren Arbeitgeber, mit den Daten von Millionen Rezepten einen groß angelegten, illegalen Handel betrieben zu haben.
Die Namen auf der Liste der Kunden der GFD sind keine unbekannten: Ratiopharm, Pfizer, Novartis, Sanofi-Aventis, Bayer, GlaxoSmithKline und viele andere. Unsere forschende Pharmaindustrie entpuppt sich einmal mehr als unsere marktforschende Pharmaindustrie.

Gläserne Patienten, gläserne Ärzte
Die Rezeptdaten seien von der GFD unverschlüsselt weitergegeben worden, behauptet der ehemalige Mitarbeiter. Das würde bedeuten, dass die Pharmakonzerne nicht nur gläserne Patienten mit all ihren Krankheiten und dem Verlauf vor sich liegen haben, sondern auch gläserne Ärzte, deren Verordnungsverhalten beobachtet und analysiert werden kann, um damit wiederum die Arbeit der 20 000 Pharmavertreter zu kontrollieren und zu optimieren.
Man kann es nicht mehr hören: Gibt es eigentlich einen Gesetzesverstoß, dessen die Pharmaindustrie sich noch nicht schuldig gemacht hat? In den USA haben die Pharmakonzerne innerhalb der letzten fünf Jahre fast 15 Milliarden Dollar Strafe für ihre Vergehen bezahlen müssen. Die Renditen haben dadurch jedenfalls keinen Schaden genommen.
Wahrscheinlich gibt es jetzt, wo Datenschützer mal wieder vom „größten Datenskandal im Medizinbereich“ sprechen, eine Strafzahlung für die Vergehen, aber der ehemalige Mitarbeiter wird kein Bundesverdienstkreuz erhalten, sondern bundesweites Berufsverbot. Schließlich sind ja auch seine Daten alle vernetzt.

13. Februar 2012

Verdacht auf Rezepthandel

Daten von Millionen Apotheken-Kunden verkauft?

Gab es illegalen Handel mit Millionen von Rezeptdaten? Laut einem ehemaligen Mitarbeiter der Gesellschaft für Datenverarbeitung haben verschiedene deutsche Rechenzentren Rezeptdaten an große Pharmakonzerne verkauft, die die Daten zur Marktforschung verwendeten.

Möglicher Skandal in der Pharmaindustrie: Laut einem ehemaligen Mitarbeiter der Firma pharmfakt/Gesellschaft für Datenverarbeitung (GFD) haben verschiedene deutsche Rechenzentren Rezeptdaten von Apotheken-Kunden an führende Pharmakonzerne verkauft. Der illegale Handel sei im großen Maßstab durchgeführt worden. So spricht der ehemalige Mitarbeiter gar von Millionen von Apothekenrezepten, die an die Konzerne verkauft wurden.
Zu den Abnehmern der Rezeptdaten gehörten große Pharmakonzerne. So sollen GlaxoSmithKline, Novartis, Bayer und Ratiopharm sowie Sanofi-Aventis zu den Abnehmern der Daten, die über mehrere Jahre verkauft wurden, gehört haben. Die Pharmakonzerne nutzten demnach die illegal erworbenen Kundendaten aus Rezepten, um für ihre Produkte Marktforschung zu betreiben.
Der Handel mit solchen Daten ist legal, solange die Daten verschlüsselt werden. Das war allerdings nicht der Fall, meint der Insider. Durch die unverschlüsselten Daten können Pharmaunternehmen nämlich nachvollziehen, welche Ärzte welche Medikamente verschreiben. Auch die Wirksamkeit von Pharmavertretern kann mit den illegal erworbenen Rezeptdaten überprüft werden.
Quelle: PCGames.de

Klimaschutz

CBG Redaktion

erneut spendet BAYER an sogenannte „Klima-Skeptiker“, siehe hierzu auch die Berichte über die Spenden an US-Abgeordnete, die den Klimawandel leugnen. Weitere Infos zur Klimakampagne finden sich hier.

16. Februar 2012, Klimaretter.info

Microsoft, Bayer und der Zweifel am Klimawandel

Interne Dokumente des Heartland-Instituts aus dem USA zeigen auf, welche Strategien die Organisation verfolgt, um die Klimawissenschaften zu diskreditieren. Das Institut wirbt Spenden aus der Industrie ein und finanziert damit unter anderem Blogs und scheinbar neutrale Organisationen, die Zweifel am Klimawandel streuen sollen. Zu den Spendern gehören unter anderem Bayer, Microsoft und General Motors.

Ein Insider des US-amerikanischen Heartland-Instituts hat dem DeSmogBlog interne Dokumente der konservativen Lobbyorganisation zugespielt. Darin finden sich umfangreiche Informationen über Spender und Strategien des Instituts, welches als eine der wichtigsten Stimmen sogenannter Klimaskeptiker in den Vereinigten Staaten gilt. Aus den Dokumenten wird deutlich, dass viele scheinbar unabhängige Stimmen in der Debatte über das Heartland-Institut mit Industriespenden versorgt werden.
Das Heartland-Institut gehört zu einer Reihe konservativer Institutionen, die in den USA „graswurzelarbeit“ von rechts betreiben. Es spielte eine wichtige Rolle bei der sogenannten Tea Party-Bewegung.
Zu den Spendern des Instituts gehören bekannte Klimaskeptiker wie die Koch-Brüder in den USA, aber auch viele unerwartete Firmen: Der Softwarekonzern Microsoft, der Telekommunikationskonzern AT&T oder der Medienkonzern Time Warner. Auch die deutsche Firma Bayer ist unter den Spendern aufgeführt, allerdings ging es bei dieser Spende mutmaßlich eher um die Kampagnen des Heartland-Instituts gegen die Einführung einer allgemeinen Krankenversicherung in den USA. Die größte Summe stammt von einem anonymen Spender, dessen Identität aus den Dokumenten nicht hervorgeht.
Zu den zentralen Strategien des Heartland-Instituts gehört es offenbar, diese Industriespenden an Personen weiterzuleiten, die scheinbar neutral und aus eigenem Antrieb den Konsens der Klimawissenschaften hinterfragen. Dazu gehört etwa ein Projekt des Bloggers Anthony Watts, der das im englischsprachigen Raum vielgelesene Klimaskeptiker-Blog Watts up with That schreibt, und die Organisation NIPCC (Nongovernmental International Panel on Climate Change) des amerikanischen Physikers Fred Singer, die sich als Gegenstimme zur UN-Wissenschaftsorganisation IPCC sieht, jedoch bei Klimawissenschaftlern als unwissenschaftlich gilt.
Im Jahr 2012 plant das Institut die Erstellung von Bildungsmaterialien für Schulen. Eine spezielle Kampagne soll für die umstrittene Fracking-Technologie zur Erdgasförderung werben.
In einem Dokument, das die Überschrift „2012 Heartland Climate Strategy“ trägt, wird davon gesprochen, dass das Streuen von Unsicherheiten ein geeignetes Mittel sei, Lehrer davon abzuhalten, Wissenschaft zu unterrichten. Allerdings wird das fragliche Dokument vom Heartland-Institut als Fake bezeichnet - über die Echtheit der anderen Dokumente könne man bislang keine genauen Angaben machen, so Heartland in einer Pressemitteilung.
Das Heartland-Institut bezeichnet sich selbst als libertärer Thinktank. In den 90er Jahren bekämpfte die Organisation vor allem Regelungen zum Schutz von Nichtrauchern. Finanziert vom Tabakkonzern Philipp Morris produzierte das Institut Studien, die einen Zusammenhang zwischen Passivrauchen und Lungenkrebs bezweifelten. Erst in den letzten Jahren fokussierte sich die Organisation immer stärker auf Fragen des Klimawandels. Von Hanno Böck

BAYER Dormagen

CBG Redaktion

Presse Information vom 16. Februar 2012
Coordination gegen BAYER-Gefahren

BAYER-Werk Dormagen:

Mengenangaben gelagerter Chemikalien veröffentlicht

Im Dormagener BAYER-Werk werden große Mengen „giftige“ und „sehr giftige“ Chemikalien gehandhabt, allein 50.000 Tonnen bei BAYER CropScience und 20.000 Tonnen bei BAYER MaterialScience. Darunter befinden sich Stoffe wie TDI, Phosgen, Acrylnitril und Propylenoxid. Hinzu kommen leichtentzündliche Stoffe (CropScience: 9.900 Tonnen, MaterialScience 2.070 Tonnen, Currenta: 1.140 Tonnen, INEOS: 120 Tonnen). Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) erhielt die Daten über eine Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz. Die Angaben sind aufgeschlüsselt nach den Teilfirmen BAYER CropScience und BAYER MaterialScience, der Tochterfirma Currenta (1) sowie der BAYER-Abspaltung Lanxess.

Prof. Jürgen Rochlitz, Mitglied der vom Bundes-Umweltministerium eingesetzten Kommission für Anlagensicherheit und Beiratsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren, kommentiert: „Die Aufstellung zeigt, dass bei BAYER weiterhin große Mengen hochgefährlicher Stoffe verwendet werden. Dementsprechend ist die Veröffentlichung der Daten ein Fortschritt in Sachen Transparenz, nicht aber in Richtung hin zu einer Substitution risikoreicher Chemikalien.“ Rochlitz fordert zum Schutz von Anwohnern und Belegschaft ein Höchstmaß an Sicherheitsmaßnahmen, z.B. Betonhüllen um phosgenführende Anlagen.

Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG ergänzt: „Die Öffentlichkeit hat ein Anrecht darauf zu erfahren, welche Risiken von chemischen Fabriken ausgehen. Hierzu gehört die Veröffentlichung des Schadstoff-Eintrags in Luft, Wasser und Böden sowie die Kenntnis von Art und Umfang der eingesetzten Gefahrstoffe“. Die CBG verlangt seit Jahrzehnten eine Veröffentlichung der Mengenangaben gefährlicher Stoffe in den BAYER-Werken. Wegen angeblicher Betriebsgeheimnisse hatte sich das Unternehmen jedoch stets geweigert, entsprechende Anfragen zu beantworten. Seit einigen Jahren informiert der Konzern auf seiner website zwar über die Art der gehandhabten Chemikalien, nicht jedoch über den Umfang.

Weitere Details zu den bei BAYER Dormagen gelagerten Chemikalien:

Sehr giftig:
Toluol-diisocyanat (TDI): 7765 Tonnen
Dimethylsulfat: 51 Tonnen
Phosgen: 36 Tonnen
Brom: 2 Tonnen

Giftig:
Hydrazin: 360 Tonnen
Chlor: 761 Tonnen
Propylenoxid: 6.400 Tonnen
Ethylenoxid: 66 Tonnen plus 505 Tonnen bei Currenta
Methanol: 951 Tonnen plus 470 Tonnen bei Currenta

Weitere giftige oder sehr giftige Stoffe, die im Werk Dormagen gelagert werden, sind Chlorameisensäuremethylester, Kohlenmonoxid, Ammoniak und Acrylnitril. Sollte Bayer MaterialScience eine Genehmigung zum Bau einer neuen TDI-Anlage erhalten, so würden die Mengenangaben für TDI, Phosgen, Kohlenmonoxid und Chlor noch deutlich steigen. Die CBG hat eine Einwendung gegen die Genehmigung eingereicht (weitere Infos hierzu).
(1) Currenta gehört zu 60% zu BAYER und zu 40% Lanxess

Weitere Informationen zu den Mengenangaben senden wir gerne zu

weitere Informationen:
· Betonhülle für TDI-Anlage gefordert
· Störfälle bei BAYER
· Phosgenproduktion bei BAYER

[Nexavar] Generika Indien

CBG Redaktion

15. Februar 2012

Patentstreit in Indien

Hintergrundinformationen zum Krebspräparat Nexavar

In Indien klagt der BAYER-Konzern gegen die Erteilung einer Lizenz für das Krebspräparat Nexavar (Wirkstoff: Sorafenib). Der Generika-Hersteller Natco Pharma hatte eine Zulassung beantragt und eine preisgünstige Versorgung mit dem Präparat angekündigt.

Der Preis für eine einmonatige Anwendung von Nexavar übersteigt das Jahreseinkommen der meisten Inder um ein Vielfaches. In Indien können – wie in vielen anderen Ländern – Zwangslizenzen ausgestellt werden, wenn die Kosten eine Behandlung für breite Bevölkerungsteile unmöglich machen. BAYER rechtfertigt den extrem hohen Preis mit den angeblich hohen Entwicklungskosten. Allerdings weigert sich der Konzern, eine detaillierte Aufstellung dieser Kosten vorzulegen.

James Love von der amerikanischen Organisation Knowledge Ecology International hat gegenüber den indischen Behörden nun eine Erklärung an Eides statt (Affidavit) abgegeben. Darin zeigt er, dass die Entwicklung des Präparats gemeinsam von BAYER und der Firma Onyx erfolgte (Punkt 28ff). Gemäß den Unterlagen, die Onyx bei der US-Börsenaufsicht eingereicht hat, lagen die Entwicklungskosten für mehrere Präparate bei maximal 275 Mio Dollar. Dem stehen Verkaufszahlen von 1,2 Milliarden Dollar innerhalb von nur drei Jahren entgegen. James Love arbeitet seit langem als Berater für WHO und WTO zu Pharma-Fragen.

Bei der Entwicklung gab es zudem umfangreiche staatliche Unterstützung: die Zulassung als „Orphan Drug“ (Medikament zu Behandlung seltener Krankheiten) führte zu deutlichen Steuernachlässen. Zudem finanzierte das US National Institute of Health (NIH) zahlreiche Studien zu Nexavar; diese führten auch zu der lukrativen Indikationsausweitung. Das Beharren von BAYER auf den extrem hohen Preisen ist daher nicht zu rechtfertigen.

Der BAYER-Konzern wollte mit mehreren Klagen vor indischen Gerichten die Zulassung von Nexavar verhindern. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren befürchtete einen Präzedenzfall, durch den die Zulassung von Generika generell behindert werden sollte, und startete gemeinsam mit indischen Initiativen eine Öffentlichkeitskampagne. Indien ist in weiten Teilen der Welt wichtigster Lieferant billiger Pharmazeutika.

Nexavar ist wegen seiner geringen Heilwirkung sehr umstritten und erhielt in mehreren Ländern keine Kassenzulassung. Bei Pharma-Tests mit Nexavar in Indien starben zahlreiche Probanden; ungeklärt ist bislang, ob es auch zu Todesfällen durch Nebenwirkungen des Präparats kam.

Weitere Informationen zur Kampagne

CO Pipeline

CBG Redaktion

15. Februar 2012

310 Ärzte fordern Stopp der CO Pipeline

Mehr als 300 Ärzte aller Fachrichtungen fordern von der NRW Landesregierung ein Ende der CO-Pipeline, die die BAYER-Werke Dormagen und Krefeld verbinden soll. Wir dokumentieren den Offenen Brief, der von dem Kinder- u. Jugendarzt Dr. Gottfried Arnold initiiert wurde. Ausführliche Informationen finden sich auf unserer Kampagnenseite.

An die Ministerpräsidentin von NRW,
an den Umweltminister von NRW,
an den Landtag von NRW,
an die Bezirksregierung Düsseldorf,
an die CO-Pipeline-Betreiber-Firma BAYER

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wenden uns gemeinsam als Ärzte im Bereich der CO-Pipeline der Fa. Bayer an Sie, weil wir die Auffassung vertreten, dass im Falle eines CO-Pipeline-Unfalls viele Tote und Verletzte mit Langzeitschäden zu beklagen sein werden und daher das CO Pipeline-Projekt nicht in Betrieb genommen werden darf.

Zur Verdeutlichung dieser Annahme beschreiben wir einige medizinische Fakten:

1. Wie für Radioaktivität gibt es kein menschliches Sinnesorgan, das CO wahrnehmen und damit eine Schutzreaktion in Gang setzen kann. Daher ist die Diagnose schwierig und es hat schon mancher Helfer beim Versuch, einen Bewusstlosen zu retten, selbst eine CO-Vergiftung erlitten.

2. Die Behandlung einer schweren CO-Vergiftung erfordert eine Sauerstoff-Überdrucktherapie, die in ganz NRW im 24-Std.-Dienst nur an der Uni Düsseldorf für 2 bettlägerige Patienten gleichzeitig möglich ist (1).

3. Bei einem Gesunden können bereits nach 3-minütiger Hypoxie (Sauerstoffmangel) irreversible Gehirnschäden auftreten. Noch empfindlicher reagieren chronisch Herz- u. Lungenkranke, Anämiker, Schwangere und kleine Kinder. Ebenso kann auch ein Herzinfarkt durch eine CO-Vergiftung ausgelöst werden, was dessen Erkennung und Versorgung noch erschwert. Je später die effektive Behandlung beginnt, je länger der Sauerstoffmangel besteht, desto größer sind die Folgeschäden. Diese können auch noch nach mehr als einem Jahr nach erfolgreicher Anfangsbehandlung einer CO-Vergiftung auftreten und sind bei schweren CO-Vergiftungen in mindestens der Hälfte der Fälle irreversibel (2,3). Dazu gehören u.a. Parkinson-Erkrankung, Persönlichkeitsveränderungen, dauerhafte und z.T. progrediente Hirnschäden (3-5).

4. Die Rettungsmöglichkeiten bei einem Massenunfall (7,8) sind völlig unzureichend:
a) die Feuerwehren dürfen ihr Personal mit umluftunabhängigen Atemschutzanzügen nur 10 Minuten in eine CO-Wolke hineinschicken, danach muß der Rückweg angetreten werden;
b) die örtlichen Feuerwehren der Städte z.B. im Kreis Mettmann verfügen etwa über 1 Notarzt- und 2 Krankenwagen, womit also nicht mehr als 3 Patienten mit Sauerstoff versorgt werden können. Längere Wartezeiten bis zum Eintreffen unterstützender Feuerwehren beim Massenanfall von Verletzten gehen mit einer Zunahme von bleibenden Hirnschäden und Todesfällen einher;
c) bei einer Intervall-Behandlung von 2 - 3 Std. mit hyperbarem Sauerstoff (HBO) in der einzigen Sauerstoff-Überdruckkammer in NRW mit 24-Std.- Dienst (s.o.) können also maximal nur 16 - 24 bettlägerige Patienten mit schwerer CO-Vergiftung behandelt werden;
d) in dem im TÜV-Gutachten (6) vorgelegten Scenario eines Massenunfalls bei Rohrbruch wohnen laut Angaben der Stadt Hilden (8) in der AEGL -2- Zone 930 Personen (potentiell CO-Vergiftete), in der AEGL-3-Zone 140 Menschen (potentiell Tote).

Aufgrund dieses menschenverachtenden Gefahrenpotentials appellieren wir nachdrücklich an die Firma Bayer, das CO-Pipeline-Projekt aufzugeben.

Dr. med. Gottfried Arnold
Kinderarzt im Ruhestand

(1) Internetauftritt der Überdruckkammer des Universitätsklinikums Düsseldorf.
Verfügbar unter: www.uniklinik-duesseldorf.de->Institute->Hyperbare
Sauerstoff-therapie (HBO).
(2) www.medizin.uni-halle.de/kai/media/ELearning/Kohlenmonoxid.pdf
(3) Gillespie ND et al., Severe parkinsonism secondary to carbon monoxide
poisoning. J R Soc Med 1999; 92(10): 529-530
(4) Gallerani M et al., Parkinsonian syndrome after acute carbon monoxide
poisoning. Am J Emerg Med 2000; 18(7): 833-834
(5) Min SK, A brain syndrome associated with delayed neuropsychiatric sequelae
following acute CO intoxication. Acta Psychiatr Scand 1986; 73(1): 80
(6) TÜV Nord (2005): Betrachtung der Auswirkung von Lecks und einem Vollbruch
in der Kohlenmonoxidleitung von Köln-Worringen nach Krefeld-Uerdingen
der Bayer Industry Services GmbH&Co.OHG, Gutachten, Essen
(7) von Mühlendahl,KE et al., Risikowahrnehmung und -kommunikation bei
Planung und Bau einer CO-Pipeline am Niederrhein. Umweltmed Forsch
Prax 16 (1) 21-27 (2011)
(8) persönliche Mitteilung Stadtverwaltung Hilden am 13.4.2011

Antibabypillen

CBG Redaktion

Die Berliner Zeitung und die Frankfurter Rundschau greifen heute in einem ausführlichen Artikel unsere Kampagne zu gefährlichen Kontrazeptiva auf. Ausführliche Informationen, unter anderem die Reden von Felicitas, Susan und Nana in der BAYER-Hauptversammlung, finden sich hier.

Antibabypillen riskant

Verhüten wie vor vierzig Jahren

Experten empfehlen Frauen, wieder öfter auf altbewährte Antibabypillen zurückzugreifen. Denn moderne Präparate sind vielfach riskanter

10. Februar 2012 -- Felicitas war 23 Jahre alt, als sie eine Lungenembolie erlitt und ihr Herz vorübergehend stillstand. Bei Susan entdeckten die Ärzte mit 29 Jahren die gefährlichen Blutgerinnsel in der Lunge. Auch Nana war noch keine 30, als eine Thrombose in der linken Beckenvene den Verschluss einer Lungenarterie zur Folge hatte.
Die drei Frauen haben auch sonst vieles gemeinsam: Sie haben nie geraucht, Sport getrieben – und mit einer Antibabypille verhütet, die den Wirkstoff Drospirenon enthält. Nachzulesen sind ihre Schicksale im Internet, auf den Seiten der Selbsthilfegruppe Drospirenon-Geschädigter. Vor einem erhöhten Thromboserisiko und der Gefahr einer Lungenembolie hatten ihre Frauenärzte sie offenbar nie gewarnt.
Dabei ist das Risiko gefährlicher Blutgerinnsel von Pillen wie Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle, die alle den Wirkstoff Drospirenon enthalten, schon länger bekannt. Bereits im Jahr 2000, als die ersten Pillen dieser sogenannten vierten Generation (siehe Kasten) auf den Markt kamen, bemängelte das pharmakritische Arznei-Telegramm, dass die Hersteller – damals noch Schering sowie die Bayer-Tochter Jenapharm – keine Studien vorgelegt hätten, die sich mit dem Thromboserisiko befassen.
In den darauffolgenden Jahren verdichteten sich die Hinweise, dass Drospirenon-haltige Pillen vermehrt zu Blutgerinnseln und deren lebensbedrohlichen Folgen führen. Im Frühjahr 2010 musste der Hersteller Bayer, der Schering vier Jahre zuvor übernommen hatte, auf Druck der Arzneimittelbehörden in allen Staaten der Europäischen Union das erhöhte Thromboserisiko in seine Beipackzettel mit aufnehmen.
Auslöser der Debatte war der Tod mehrerer junger Mädchen gewesen, die mit einer Pille der Yasmin-Familie verhütet und kurze Zeit später eine Lungenembolie erlitten hatten. Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) sind in Deutschland seit der Markteinführung von Yasmin zwölf solcher Todesfälle bekanntgeworden. In den USA starben nach Angaben der dortigen Arzneimittelbehörde FDA gar 190 Frauen an einer Lungenembolie, die zuvor eine Drospirenon-haltige Pille eingenommen hatten.
Bayer bestreitet zwar nach wie vor, dass es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen seinen Verhütungspillen und dem Tod der Frauen gibt. Doch inzwischen empfiehlt auch das Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukten in seinem aktuellen Bulletin zur Arzneimittelsicherheit, bei der Wahl einer geeigneten Antibabypille das Thromboserisiko stärker zu berücksichtigen – wie es in vielen anderen Ländern der EU bereits gang und gäbe sei.

Hang zum Bagatellisieren
In der Publikation sind unter anderem konkrete Zahlen nachzulesen. Demnach erleiden von 100 000 Frauen, die ein Jahr lang eine Pille mit dem Wirkstoff Drospirenon einnehmen, etwa 40 eine Thrombose. Ähnlich hoch ist das Risiko bei Pillen der dritten Generation. Bei den Pillen der zweiten Generation erkranken im gleichen Zeitraum nur 20 Frauen. Zum Vergleich: Wenn 100 000 Frauen ohne Hormone oder gar nicht verhüten, diagnostizieren die Ärzte innerhalb eines Jahres nur 5 bis 10 Thrombosen.
Die Hersteller der Antibabypillen weisen zwar gerne daraufhin, dass das Thromboserisiko ihrer Präparate deutlich geringer sei als bei einer Schwangerschaft – immerhin erkranken von 100 000 schwangeren Frauen 60 an einer Thrombose. Doch genau diesen Hang zum Bagatellisieren machen ihnen viele Fachleute zum Vorwurf. „Es geht hier ja nicht um kranke Menschen, die gezwungen sind, ein Medikament einzunehmen“, sagt der Pharmazeut Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen. „Sondern es handelt sich um junge, gesunde Frauen – da kann das Risiko gefährlicher Nebenwirkungen gar nicht klein genug sein.“ Glaeske will den Frauen gar nicht generell von der Einnahme der Pille abraten. „Es ist das sicherste Verhütungsmittel, das wir haben, und seine Risiken sind zumindest überschaubar“, sagt er.
Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung nehmen hierzulande 55 Prozent der 20- bis 44-jährigen Frauen die Pille. Bei den 20- bis 29-jährigen sind es sogar 72 Prozent. Weltweit verhüten geschätzt mehr als 100 Millionen Frauen mit hormonellen Tabletten.
Und tatsächlich kann es im Hinblick auf die Zuverlässigkeit keine andere Verhütungsmethode – sieht man einmal von operativen Maßnahmen ab – mit der Pille aufnehmen. Der Pearl-Index (PI), der angibt, wie viele von hundert Frauen im statistischen Mittel schwanger werden, wenn sie ein Jahr lang mit einer bestimmten Methode verhüten, liegt bei der Pille zwischen 0,1 und 0,9. Kondome haben je nach Erhebung einen PI von 2 bis 14. Und auch andere hormonelle Verhütungsmittel wie Vaginalring oder Hormonpflaster erreichen nicht die Spitzenwerte der Pille.
Was den Pharmazeuten Glaeske ärgert, ist die Tatsache, dass die Hersteller ihre Präparate oft nicht als ein Medikament darstellen, sondern als Kosmetikum oder gar Schlankheitsmittel. Glaeske: „Sie heben die positive Wirkung auf Haut und Haare hervor, werben mit einer Gewichtsabnahme durch die Pille und versuchen so, vor allem junge Mädchen an ihre Präparate zu binden.“ Dabei hätten mehrere unabhängige Studien gezeigt, dass gerade bei Teenagern das Risiko gefährlicher Nebenwirkungen durch Drospirenon besonders hoch sei.
Glaeske fordert daher die Gynäkologen dazu auf, einer Frau, die die Pille nehmen möchte, zunächst einmal ein Präparat der zweiten Generation zu verordnen. „Wenn sie dieses dann nicht gut verträgt, kann man es immer noch mit einem anderen Produkt versuchen.“
Auch Marion Kiechle, Direktorin der Frauenklinik am Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, kritisiert, dass sich viele Frauenärzte dazu hätten verleiten lassen, gerade jungen Frauen Drospirenon-haltige Pillen zu verschreiben. „Die Mädchen haben Angst, von der Pille dick zu werden, und die Ärzte beruhigen sie, indem sie ihnen Yasmin oder ein vergleichbares Präparat verordnen“, sagt sie. Tatsächlich zählen die Pillen der Yasmin-Familie für Bayer seit Jahren zu den umsatzstärksten Medikamenten. Im Jahr 2010 erzielte der Konzern mit ihnen einen Umsatz von mehr als 1,1 Milliarden Euro. Und Yasmin ist die meistverkaufte Verhütungspille der Welt.
Dabei ist inzwischen längst bekannt, dass auch Pillen der vierten Generation kein Fett schmelzen lassen, sondern dem Körper lediglich Wasser entziehen – was sich natürlich auch auf der Waage bemerkbar macht. Gerade diese Wirkung auf den Wasserhaushalt aber kann zur Folge haben, dass das Blut dickflüssiger wird und somit leichter verklumpt.
Wie leicht es passieren kann, dass Gynäkologen sich bei der Empfehlung eines Präparats von den Herstellern und deren Versprechen beeinflussen lassen, zeigt auch ein Blick in die USA, wo derzeit rund 10 000 Pillen-Anwenderinnen gegen Bayer klagen.

Interessenkonflikt der Ärzte
Im Dezember war dort ein Beratergremium der FDA zusammengekommen, um über die Risiken und die Zukunft der Drospirenon-haltigen Verhütungsmittel abzustimmen. Das Ergebnis fiel denkbar knapp aus: Mit 15 zu 11 Stimmen kamen die Experten zu dem Schluss, dass die Vorteile der Medikamente höher einzuschätzen seien als die Risiken.
Kurz darauf wurde allerdings bekannt, dass drei der Ärztinnen, die sich positiv zu Yasmin und den anderen Pillen geäußert hatten, in der Vergangenheit forschend oder beratend für Bayer tätig gewesen waren. Wegen möglicher Interessenkonflikte hat eine Nichtregierungsorganisation die FDA jetzt aufgefordert, die Abstimmung mit unabhängigen Experten zu wiederholen.
Sollten Frauenärzte künftig also besser keine Pillen mit Drospirenon mehr verschreiben? Die Gynäkologin Marion Kiechle sieht das nicht ganz so rigoros. „Ich würde die Entscheidung immer vom Einzelfall abhängig machen“, sagt sie. Einer Profitänzerin, die auf keinen Fall zunehmen und deshalb mit Yasmin verhüten wolle, würde sie das Präparat durchaus weiter verschreiben. Einer Frau, die unter starker Akne leide, würde sie hingegen lieber eine Pille mit dem Gestagen Cyproteronacetat verordnen, da dieses für seine positive Wirkung auf Haut und Haare bekannt sei.
Anders sieht es aus, wenn eine Frau bereits Risikofaktoren für eine Thrombose mitbringt. „Einer übergewichtigen Frau oder einer, bei der es in der Familie bereits Thrombosefälle gibt, würde ich, wenn überhaupt, eine Pille der zweiten Generation empfehlen“, sagt Kiechle. „Zum Beispiel dann, wenn die Frau mit der Pille nicht nur verhüten will, sondern sich auch eine Linderung ihrer Regelschmerzen erhofft.“ Nur in einem Punkt ist die Gynäkologin streng: „Rauchen und die Pille schlucken, das geht gar nicht.“
Wichtig sei zudem, dass die Frauen auf Warnsignale achten: „Wer Schmerzen in den Beinen hat, sollte sich fragen, ob das wirklich ein Muskelkater sein kann“, sagt sie. Und beim leisesten Zweifel solle die Frau zum Arzt gehen – etwa zu einem Gefäßspezialisten. Von Anke Brodmerkel

Eine Frage der Generation
Moderne Antibabypillen enthalten meist zwei weibliche Geschlechtshormone: Östrogen und Gestagen.
Als Östrogen wird für fast alle Pillen die synthetisch hergestellte Substanz Ethinylestradiol verwendet. Seit drei Jahren auf dem Markt ist Estradiolvalerat.
Das Gestagen entscheidet meist darüber, wie verträglich die Pille ist und welchen Zusatznutzen sie bietet.
Gestagene der ersten und zweiten Generation sind seit den 60er- beziehungsweise 70er-Jahren auf dem Markt. Zur ersten Generation zählen Norethisteron und Lynestrenol, zur zweiten Levonorgestrel und Norgestimat.
Gestagene der dritten Generation – Gestoden und Desogestrel – wurden in den 80er-Jahren eingeführt. Sie gerieten jedoch in die Schlagzeilen, da sie das Thromboserisiko erhöhen. Auch das im Jahr 2000 zugelassene Gestagen Drospirenon besitzt diese Nebenwirkung.
Darüber hinaus gibt es Gestagene, die nicht in diese vier Gruppen eingeteilt werden. Zu ihnen gehören Chlormadinonacetat, Cyproteronacetat und Dienogest, die sich günstig auf Haut und Haare auswirken sollen.

Rohstoffe

CBG Redaktion

ein Kommentar zur geplanten „Rohstoff-Partnerschaft“ von 12 deutschen Konzernen, darunter BAYER

Februar 8, 2012, me-Magazine

Rohstoffe statt Menschenrechte

In Kasachstan sind Menschenrechtsverletzungen noch immer an der Tagesordnung. Der kasachische autoritäre Präsident Nursultan Nasarbajew beherrscht seit 20 Jahren mit seiner Familie das Land mit harter Hand.
Auf der von der Menschenrechtsorganisation „Reporter ohne Grenzen“ jährlich veröffentlichten Rangliste der Pressefreiheit weltweit befindet sich Kasachstan stets auf den hinteren Plätzen. Aktuell steht das Land an 142. Stelle, direkt hinter Äthiopien und Algerien und vor Swasiland und dem Irak. Oppositionszeitungen werden immer wieder mit Verleumdungsklagen und Strafzahlungen überzogen, mal wird ihre Gesamtausgabe beschlagnahmt, mal werden sie ganz geschlossen. Trotzdem geben die die Oppositionsjournalisten nicht auf, die Zeitungen erscheinen innerhalb kürzester Zeit unter neuem Namen wieder.
Es gibt nach wie vor zahlreiche Berichte über Folter und andere Misshandlungen, obwohl die Regierung zugesichert hatte, mit einer „Null-Toleranz-Politik“ dagegen vorgehen zu wollen. Derartige Menschenrechtsverletzungen bleiben allerdings weiterhin straflos.
Im Mai letzten Jahres beschloss das Parlament eine Verfassungsänderung, die Präsident Nursultan Nasarbajew zum „Führer der Nation“ erklärte und ihm und seiner engeren Familie permanente Immunität vor strafrechtlicher Verfolgung gewährte. Die Verfassungsänderung räumte ihm ebenfalls das lebenslang geltende Recht ein, endgültige Entscheidungen über Angelegenheiten der Außen- und Sicherheitspolitik zu treffen. Entstellende Bilder des „Führers der Nation“ und Verfälschungen seiner Biografie wurden zu Straftaten erklärt. Im September 2011 deutete Staatspräsident Nasarbajew an, dass er im Jahr 2012 für eine neue Amtsperiode kandidieren werde.
Da es schon bei der letzten Wahl massive Manipulationen gab, ist mit einer Wiederwahl des Präsidenten zu rechnen. Normalerweise reden demokratische Regierungen mit solchen Despoten nicht; zumindest werden sie nicht offen hofiert. Normalerweise. Es sei denn, das Land ist sehr rohstoffreich. Im Falle Kasachstan trifft das zu.
In den 1990er Jahren wurden im Norden des Kaspischen Meeres und in der kasachischen Steppe die größten Erdölreserven der letzten 30 Jahre gefunden. Experten schätzen sie auf rund neun Milliarden Barrel. Kasachstan besitzt außerdem reiche Reserven an Zinn, Uran, Blei, Zink, Bauxit, Eisen, Gold, Silber, Phosphor, Mangan, Kupfer und vor allem an seltenen Erden.
Deshalb traf sich im Juli letzen Jahres schon Kasachstans Außenminister Jerschan Kasychanow in Berlin mit seinem deutschen Amtskollegen Guido Westerwelle. Mit den Deutschen wollte Astana eine „strategische Rohstoffpartnerschaft“ eingehen, ein entsprechendes Memorandum hatte Wirtschaftsminister Philipp Rösler bereits im Mai unterzeichnet. Es geht um die gemeinsame Ausbeutung von Seltenen Erden, die Produktion von Lithium und anderen Rohstoffen.
Jetzt empfing die deutsche Kanzlerin Angela Merkel den kasachischen Präsidenten Nasarbajew in Berlin. Zwar erklärte Merkel, sie sie habe auch die Menschenrechtslage in Kasachstan und die Einhaltung demokratischer Prinzipien angesprochen, doch eigentlich ging es nur um wirtschaftliche Interessen. Im Beisein von Merkel und Nasarbajew unterzeichneten beide Regierungen am Mittwoch in Berlin eine Rohstoff-Partnerschaft. Außerdem unterschrieben Unternehmen beider Länder im Wirtschaftsministerium rund 50 Verträge mit einem Wert von rund drei Milliarden Euro. Insbesondere die seltenen Erden lösen ungeahnte Begehrlichkeiten aus; die deutschen Unternehmen wollten die Versorgungssicherheit an diesen Rohstoffen vergrößern. Anfang Januar verkündete der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) die Gründung einer „Allianz zur Rohstoffsicherung“. Das ist ein Gemeinschaftsunternehmen, finanziert von zwölf Unternehmen, darunter BASF, Bayer, BMW, Daimler, Evonik Industries, Bosch und ThyssenKrupp. „Der Fokus des Unternehmens wird auf Rohstoffen liegen, bei denen ausgeprägte Versorgungsrisiken für die deutsche Industrie bestehen“, sagte BDI-Vizepräsident Ulrich Grillo. Auch Kasachstan soll etwas von dem Deal haben; die deutschen Unternehmen verpflichten sich im Gegenzug einen Beitrag zur Industrialisierung des Landes zu leisten.
Hintergrund des Hypes um die seltenen Erden ist die Verknappung, die China vorgenommen hat. Das Reich im fernen Osten versorgt den Weltmarkt zu 97 Prozent mit diesen Rohstoffen. Westliche Unternehmen wollen sich unabhängiger von Peking machen, denn wenn China weniger davon auf den Weltmarkt wirft, steigen die Preise dramatisch.
Wie immer, wenn wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen, spielen Menschenrechtsverletzungen keine Rolle. Wenn doch, dann nur am Rande. Deshalb erinnerte die Organisation Reporter ohne Grenzen an die widrigen Bedingungen, unter denen Journalisten in dem zentralasiatischen Land arbeiten. Die autoritäre Regierung in Almaty hat den Druck auf unabhängige Medien nach gewalttätigen Zusammenstößen bei Ölarbeiterstreiks im Dezember 2011 erheblich verstärkt.
Die jüngsten Angriffe der kasachischen Behörden richteten sich gegen die wichtigsten unabhängigen Zeitungen des Landes, Golos Respubliki und Wsgljad. Anfang Februar lud der kasachische Geheimdienst die stellvertretende Chefredakteurin von Golos Respubliki, Oksana Makuschina, mehrmals zum Verhör. Die Redaktionsräume der Zeitung wurden durchsucht und Computer beschlagnahmt. Wenige Tage zuvor hatte Makuschina eine Pressekonferenz geleitet, auf der sie sich für den inhaftierten Journalisten Igor Winjawski einsetzte.
Igor Winjawski, Herausgeber der Zeitung Wsgljad, wurde am 23. Januar festgenommen und sitzt seither in Untersuchungshaft. Er wird beschuldigt, zum Sturz des kasachischen Präsidenten aufgerufen zu haben; Menschenrechtsorganisationen halten die Vorwürfe jedoch für politisch motiviert. Wsgljad kann nicht mehr erscheinen, weil bei der Festnahme Winjawskis die gesamte Redaktionstechnik sowie dessen persönlicher Computer konfiziert wurden.
Leider ist nicht zu erwarten, dass die neue „Rohstoffpartnerschaft“ zu Verbesserungen der Menschenrechte führen wird. Immerhin ist Deutschland der sechstgrößte Außenhandelspartner Kasachstans. Mit einem Umfang von 5,218 Mrd. Euro hat sich der Warenaustausch 2010 positiv entwickelt.
Die kasachischen Lieferungen (3,839 Mrd. €) umfassen Erdöl, Eisen/ Stahlerzeugnisse und chemische Produkte. Die deutschen Lieferungen (1,379 Mrd. €) setzen sich aus Maschinen, Datenverarbeitung und elektrischen Ausrüstungen, chemischen Produkten, KfZ, KfZ–Teilen und pharmazeutischen Erzeugnissen zusammen.
Das Auswärtige Amt befindet, dass sich „die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Kasachstan gut entwickeln“. Gabriele Fiege

AGROPOLY

CBG Redaktion

Das Forum Umwelt und Entwicklung hat eine sehr empfehlenswerte Broschüre zum Konzentrationsprozess in der Saatgut- und Pestizid-Industrie veröffentlicht. Zu den untersuchten Konzernen gehört auch BAYER.

Die Broschüre findet sich online: http://www.forumue.de/fileadmin/userupload/publikationen/EvB_Agropoly_D_1-12_v02.pdf

Hier die Ankündigung des Forum U&E:

Agropoly - Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion

Die Weltbevölkerung und ihr Nahrungsmittelkonsum wachsen - wächst damit auch die Anzahl der im Nahrungsmittelbereich tätigen Firmen? Das Gegenteil ist der Fall: Konzerne kaufen kleinere Firmen und steigern so Marktanteile und Macht. Firmen können damit die Preise, Geschäftsbedingungen und zunehmend auch die politischen Rahmenbedingungen diktieren. Vieles, was wir im Norden verbrauchen, wird billig im globalen Süden produziert.

Die Gewinne erzielen wenige überwiegend im Norden beheimatete Unternehmen. Die großen Verlierer sind die Plantagenarbeiter und Kleinbauern im Süden als schwächste Glieder der „Wertschöpfungskette“. In keiner anderen Bevölkerungsgruppe ist Hunger so verbreitet. Die Ökosysteme werden mehr und mehr zerstört.

Agropoly. Wenige Konzerne beherrschen die weltweite Lebensmittelproduktion.
Herausgegeben von der Erklärung von Bern (EvB) und dem Forum Umwelt und Entwicklung.
Zürich/Berlin, Januar 2012, 18 Seiten, kostenlos

[Mirena] Hormonspirale Mirena

CBG Redaktion

Leserbrief, 7. Februar 2012

Artikel „Wie gut ist die Hormonspirale?“ in der Februar-Ausgabe der Zeitschrift „Eltern“

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit 30 Jahren beschäftigen wir uns mit den Risiken und Nebenwirkungen von Medikamenten, die der Leverkusener BAYER-Konzern vertreibt.

In den letzten Jahren wandten sich verstärkt Frauen an uns, die unter schweren Nebenwirkungen der Hormonspirale „Mirena“ leiden. Etwa jede zehnte Anwenderin leidet unter Depressionen, Zyklusstörungen, Gewichtszunahme, Zysten, Akne, Hautkrankheiten oder Kopfschmerzen. Zudem besteht der Verdacht auf Erhöhung des Brustkrebsrisikos. Rund 60% aller MIRENA-Benutzerinnen brechen daher die Anwendung vorzeitig ab. Allein 1700 Frauen unterstützten im letzten Jahr eine Petition, in der die Veröffentlichung aller Risiken der Mirena gefordert wird.

Wir begrüßen es daher, dass Sie sich mit diesem wichtigen Thema befassen. Allerdings wundert es uns, dass Sie ausgerechnet den Frauenarzt Michael Ludwig als Verteidiger der Mirena zitieren. Ludwig ist keinesfalls unabhängig. Er steht seit Jahren in Diensten der Firma BAYER und ist wiederholt auf Werbe-Veranstaltungen des Unternehmens aufgetreten. Diese Abhängigkeiten hätten in dem Artikel unbedingt genannt werden müssen. Besser noch wäre es gewesen, ausschließlich unabhängige Frauenärzte zu befragen.

Mit freundlichen Grüßen,

Philipp Mimkes
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

=> „Tupper-Partys“ für Hormonspirale Mirena verboten
=> Gefährliche Verhütungsmittel

[TU Berlin] Uni Kooperationen

CBG Redaktion

3. Februar 2012

Geheime Forschungskooperationen

Der in Berlin erscheinende Tagesspiegel berichtet heute über die Kooperation der TU Berlin mit der BASF AG. Die Unileitung hat hierüber erst im Nachhinein berichtet. Sowohl dem AStA als auch einem Kuratoriumsmitglied wurde eine Einsichtnahme in den Kooperationsvertrag verweigert – nach Angaben des Uni Präsidenten „auf Wunsch von BASF“.

Der Tagesspiegel zitiert auch unsere Kritik an der Kooperation von BAYER und Uni Köln: „An der Kölner Universität wird über die Offenlegung eines Kooperationsvertrags mit dem Pharmaunternehmen Bayer gestritten. Auch dort befürchten Kritiker, Bayer könne über die Veröffentlichung von Forschungsergebnissen entscheiden. Sie haben beim Verwaltungsgericht geklagt.“

Im Folgenden dokumentieren wir die Kritik des AStA:

Erneut Kooperationsvertrag mit Privatwirtschaft – BASF drängt auf Geheimhaltung

Di, 31/01/2012 - 12:42
An der Technischen Universität Berlin ist erneut ein Kooperationsvertrag mit einem der größten deutschen Unternehmen - der BASF-SE - abgeschlossen worden. Anlass zum Unmut von Seiten der Studierendenschaft gab dabei nicht nur die erneute Investition in Wirtschaftspartnerschaften und Elitenbildung. Auch die Art und Weise, auf die der Vertrag zu Stande, kam erntete Kritik und offenbarte die Bedeutungslosigkeit der „demokratischen“ universitären Gremien. (1)
Denn dort gab es lediglich eine kurze Information über den bereits erfolgten Abschluss. Eine Abstimmung fand nicht statt und sei, so Präsident Steinbach, auch nicht nötig, wenn die Vereinbarung keine Stiftungsprofessuren beinhaltet. Darüber hinaus wurde die Einsicht in den Vertrag sowohl dem AStA, als auch dem Kuratoriumsmitglied Erik Marquardt, auf Nachfrage verwehrt. Präsident Steinbach betonte, dass die Geheimhaltung ausschließlich auf Wunsch der BASF geschehe und eine Zuwiderhandlung einem Vertragsbruch gleichkäme.

Angesichts des nicht allzulang zurückliegenden Skandals um den Vertrag mit der Deutschen Bank, zum „Kauf“ eines TU- Instituts für Finanz-Wirtschaft (2), sorgt diese Geheimniskrämerei für Misstrauen, nicht nur auf Seiten der Studierendenschaft der TU. „Die Abhängigkeit der Lehre und Forschung vom Bedarf privater Unternehmen und des deutschen Wirtschaftsstandortes wird immer unmittelbarer. Kritische Wissenschaft hat deshalb an der TU kaum mehr einen Platz.“, so Elena Gußmann, Referentin für Wissenschafts- und Technikkritik. Eine Einschätzung, die auch einige Lehrende der Hochschule teilen.
Auch im Hinblick auf die aktuellen Geschehnisse an der Uni Köln (3), fordert der AStA klare Richtlinien für den Abschluss von Kooperationsverträgen zwischen Hochschulen und Unternehmen, sowie eine Pflicht zur Offenlegung und Abstimmung über Verträge derartiger Größenordnung.
Jana Küchler, Referentin für Bildungspolitik meint: „Die Uni tritt mit den Verträgen die Flucht ins Privatrecht an, um sich und die Unternehmen vor kritischen Fragen zu schützen. Allerdings müssen für beide Seiten Regeln gelten: Es kann nicht sein, dass sich die Hochschule jedweder Forderungen der Unternehmen beugen muss um Drittmittel zu erhalten.“
Rico Clauß, ebenfalls vom Referat für Wissenschafts- und Technikkritik, ergänzt: „Insofern Universitäten noch öffentliche Einrichtungen sind, sollten sie auch rechenschaftspflichtig sein gegenüber der Gesellschaft, in deren Auftrag sie ja eigentlich arbeiten sollen. Ansonsten werden die fortwährenden Privatisierungsprozesse jeder Kritik entzogen.“
Die Erarbeitung einer verbindlichen Regelung von Vertragsabschlüssen an der TU wurde jüngst auch vom Kuratorium beschlossen – ob sie den Forderungen der Studierendenschaft nachkommen wird, bleibt fraglich.

(1)Offener Brief von AStA und Fachschaftsinitiativen anlässlich des Kooperationsvertrages: http:astatu.blogsport.de/author/witek/
(2) http:
www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,766535,00.html
http:www.taz.de/!71442/
(3) http:
www.bdwi.de/bdwi/nachrichten/4795500.html
http://www.taz.de/!85219/

Antibabypillen

CBG Redaktion

Presse Information vom 2. Februar 2012
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Antibaby-Pillen: „BAYER muss endlich auf Geschädigte zugehen!“

Vergleichs-Gespräche in den USA gestartet / schwere Gesundheitsschäden und Todesfälle / mehr als 10.000 Klagen

Der BAYER-Konzern hat in den USA eine Verschiebung der Prozesse um gefährliche Antibaby-Pillen beantragt und einen Vergleich in Aussicht gestellt. Der zuständige Richter setzte die Verfahren daraufhin für drei Monate aus. In Deutschland hingegen lehnt BAYER weiterhin jegliche Entschädigung ab.

Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Es ist nicht hinnehmbar, dass BAYER mit zweierlei Maß misst. Die durch Yaz und Yasmin geschädigten Frauen müssen in allen Ländern rasch entschädigt werden. Zudem fordern wir, dass Antibaby-Pillen mit erhöhtem Risikoprofil vom Markt genommen werden!“. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren startete 2009 eine Kampagne zur Unterstützung betroffener Frauen und brachte hierzu mehrfach Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung ein.

Inzwischen haben auch deutsche Betroffene Klage gegen BAYER eingereicht. Kathrin Weigele von der Selbsthilfegruppe Drospirenon-Geschädigter: „Uns entstehen hohe Kosten durch Reha-Maßnahmen, Medikamente und Verdienst-Ausfälle. Wir verlangen von BAYER, dass diese Kosten übernommen werden. Außerdem fordern wir, dass drospirenon-haltige Pillen vom Markt genommen werden. Anderen Frauen muss mein Schicksal erspart bleiben!“. Kathrin Weigele hatte nach Einnahme der Pille Yasmin eine schwere Lungenembolie erlitten.

Ursprünglich hatten im Januar an mehreren US-Gerichten Prozesse gegen BAYER beginnen sollen. Auf Antrag des Unternehmens waren diese verschoben worden, um Vergleichsgespräche zu ermöglichen. David Herndon, zuständiger Richter am Gerichtshof von East St. Louis, bestellte daraufhin den an der George Washington University lehrenden Juristen Stephen Saltzburg als Vermittler. Saltzburg hat bereits in Verfahren gegen AstraZeneca, die zu Zahlungen in Höhe von mehreren hundert Millionen Dollar führten, als Mediator gewirkt. Sollten die nun aufgenommenen Verhandlungen scheitern, werden die Prozesse am 30. April beginnen. Allein in den USA sind mehr als 10.000 Klagen anhängig.

Die Pillen Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle von BAYER, die das Hormon Drospirenon enthalten, verursachen neuen Studien zufolge ein bis zu dreifach erhöhtes Embolie- und Thromboserisiko. Nach Angaben der Aufsichtsbehörde FDA starben mindestens 190 Frauen nach der Einnahme von Yaz. Im Dezember hatte ein von der FDA einberufenes Experten-Komitee knapp für eine weitere Zulassung der Präparate votiert; kurz darauf wurde bekannt, dass vier Mitglieder des Komitees enge Verbindungen zu BAYER besitzen.

Die BAYER AG machte im Jahr 2010 einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro mit drospirenonhaltigen Antibabypillen. Yaz und Yasmin sind damit die zweitmeistverkaufte Produktgruppe des Konzerns.

alle Infos zur Kampagne

January 4, 2012 — FiercePharma | By Tracy Staton

Judge calls off Yaz trial , orders suits into mediation

The first Yaz trial won‚t open as scheduled. A federal judge delayed the bellwether patient lawsuit, set for trial next week, and appointed a special master to mediate instead. And this special master is well versed in pharma liability litigation: It‘s George Washington law professor Stephen Saltzburg, who handled mediation in 26,000 Seroquel lawsuits.
Judge David Herndon, who‚s overseeing litigation over Bayer‘s birth control pills, had promised in the fall to press for settlements after the bellwether trials wrapped up. But in an order filed Dec. 31, Herndon abandoned his previous plan in favor of mediation, saying this alternative will „better serve“ plaintiffs and defendants in these cases. Herndon ordered both sides to meet with Saltzburg „without delay“ and negotiate in good faith.
The order not only put the first Yaz trial—Kerry Sims v. Bayer—on hold, but also put the rest of the bellwether trials in limbo. Herndon is presiding over thousands of suits claiming Bayer contraceptives Yaz and Yasmin caused dangerous blood clots, and the drugmaker didn‚t adequately warn patients of the risks. Bayer maintains the pills are safe and effective when used as directed.
Lawyers aren‘t the only ones debating the drugs‚ safety. A range of studies have turned in conflicting results on their safety risks, with some highlighting substantial increase in clotting risks and others finding no increase. In December, an FDA advisory panel reviewed the data, and the group recommended labeling changes to clarify the potential risk of blood clots. The committee backed the drugs‘ risk-benefit profile, however, with a 15-11 vote.