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Beitrag veröffentlicht im Mai 2013

Pestizide

CBG Redaktion

31. Mai 2013, Dirk Zimmermann (Greenpeace)

Bienen zwischen allen Fronten – vom chemischen Krieg auf dem Acker

Die guten Nachrichten vorweg: Die Europäische Kommission hat am 24. Mai die Mehrheitsentscheidung der Mitgliedsstaaten bestätigt und ein zumindest vorübergehendes Verbot dreier Pestizide aus der Wirkstoffgruppe der sogenannten Neonicotinoide installiert, die für Bienen besonders gefährlich sind.

Ab Dezember sind die Gifte dann für zwei Jahre und bestimmte Kulturen verboten – ein überfälliger Schritt, auch wenn er deutlich zu kurz greift. Im Herbst ausgesäter Raps beispielsweise darf noch einmal mit den Insektiziden ausgerüstet werden, zudem sind die wissenschaftlichen Erkenntnisse eindeutig genug, um ein langfristiges Verbot zu rechtfertigen.

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigte mit der Veröffentlichung der Bewertung eines weiteren Wirkstoffs, Fipronil, am 27. Mai auch dessen Gefährlichkeit für Bienen. Das Insektizid Fipronil aus dem Hause BASF wird in Europa vor allem zur Behandlung von Mais-Saatgut eingesetzt. In Deutschland besteht zurzeit nur die vorübergehende Zulassung zum Einsatz im Kartoffel-Anbau.

Auch Greenpeace hatte das Gift als gefährlich für Bienen eingeschätzt und dessen umgehendes Verbot gefordert. Mit der erneut unerwarteten Unterstützung von Seiten der EFSA sollte Fipronil nun auch schnellstmöglich auf die Abschussliste der EU-Kommission wandern.

Auch dem Industrieverband Agrar (IVA), Sprachrohr der Industrie, ist die Entwicklung in Sachen Neonicotinoide und Giftverbote ein Dorn im Auge – doch wirklich weh tut das bevorstehende Verbot der Agrochemie-Industrie wohl nicht. Auch das geht aus den Presseinformationen des Verbandes hervor, in denen die stark wachsenden Umsätze mit Agrargiften und synthetischen Düngemitteln gefeiert werden.

Zwar geben die veröffentlichten Zahlen nur die Umsätze wieder, doch dürfte auch der mengenmäßige Einsatz von Chemie auf dem Acker erneut zugenommen haben. Ein trauriges Detail: Immer mehr Flächen in Deutschland werden mit Totalherbiziden behandelt, Unkrautvernichtungsmitteln also, die sämtliches pflanzliche Leben töten. Damit sorgen sie entweder für einen “reinen Tisch”, oder aber eine kontrollierte Abreife von z.B. Raps oder Getreide.

In Erwartung einer weiter steigenden Nachfrage haben sich nach Angaben des IVA zahlreiche Landwirte mit entsprechenden Produkten bevorratet. Unter ihnen dürfte “Roundup” von Monsanto das bekannteste sein, doch praktisch alle Agrochemie-Anbieter haben Glyphosat-haltige Mittel im Angebot.

Der ausufernde Einsatz von Glyphosat, in den USA vor allem im Zusammenhang mit Herbizid-resistenten Gen-Pflanzen, hat nicht nur im Mutterland der Agro-Gentechnik immer mehr Unkräuter resistent werden lassen. 50 Prozent der Anbaufläche ist von dem Problem betroffen, immer mehr Gift kommt zum Einsatz. Das Systemversagen hätte ein grundsätzliches Hinterfragen des Anbaus herbizidtoleranter Gen-Pflanzen herbeiführen müssen.

Das Gegenteil ist der Fall: Die Gentechnik-Multis haben längst Pflanzen mit Resistenzen gegen alternative Wirkstoffe vor der Marktreife und preisen deren zu erwartende Zulassungen als nachhaltige Lösungen an. Doch die Hoffnungen von Monsanto und Dow auf baldige Zulassung von Mais-, Soja- und Baumwoll-Gen-Sorten mit Resistenzen gegen die Wirkstoffe 2,4-D und Dicamba haben sich unlängst zerschlagen: Das amerikanische Landwirtschaftsministerium hat Bedenken hinsichtlich der ökologischen Unbedenklichkeit der Pflanzen und deshalb weitere Daten angefordert.

Frühestens 2015 wird ein Anbau der Varietäten möglich werden. Vielleicht reift bis dahin weitere Einsicht – die in Frage stehenden “Komplementärherbizide” haben jedenfalls eine noch längere und unrühmlichere Vergangenheit als das populäre Glyphosat.

Und noch ein Totalherbizid machte in den vergangenen Wochen Schlagzeilen: Glufosinat, das unter anderem im Zusammenhang mit dem Gen-Reis-Skandal von 2006 traurige Berühmtheit erlangte und dessen Gefährlichkeit unbestritten ist, steht schon lange auf der Abschussliste der EU. Die Zulassung wäre 2017 ausgelaufen, nun hat die EU-Kommission die Mitgliedsstaaten dazu aufgefordert, allen Pestiziden mit dem Wirkstoff bis November 2013 die Lizenz zu entziehen. Eine gute Nachricht also – das fortpflanzungsschädigende Glufosinat könnte damit schon bald aus der landwirtschaftlichen Praxis in Europa verschwunden sein.

Leider sieht Bayer CropScience, der Hersteller des Ackergifts, dies ganz anders: Nur gute drei Wochen nach der EU-Verordnung kündigte der Konzern den Bau einer Glufosinat-Fabrik in den USA an, die die weltweite Produktion des Wirkstoffs in Kürze verdoppeln könnte. Bayer begründet seine Unternehmensentscheidung unter anderem mit der immer dramatischeren Glyphosat-Resistenz-Problematik – und bezeichnet Glufosinat als eine nachhaltige Lösung. Das Wettrüsten auf dem Acker nimmt damit endgültig absurde Züge an. “Nachhaltig” dürften vorerst nur die Unternehmensgewinne sprudeln – Umwelt und Verbraucher bleiben auf der Strecke.

In dem Zusammenhang muss eine traurige Kuriosität genannt werden: Die US-Umweltbehörde EPA plant die Grenzwerte für Glyphosat in Lebens- und Futtermitteln ein weiteres Mal heraufzusetzen. Der immer weiter ausufernde Einsatz des Gifts in den Roundup-Ready-Kulturen auf Amerikas Gentechnik-Feldern macht diesen Schritt unausweichlich.

Der Konsumentenschutz muss sich einmal mehr der gängigen Praxis und den Konzerninteressen unterwerfen. Ähnliches hat auch schon in Europa stattgefunden. Es ist höchste Zeit, die komplette landwirtschaftliche Praxis nicht nur infrage zu stellen, sondern aus dem Pestizid-Spiel auszusteigen und echte Lösungen zu finden.

Ökologische Landwirtschaft nutzt natürliche Regelungsfunktionen, vermeidet und verhindert damit “Schädlings”befall – und kann daher auf Agrargifte verzichten. Die Beikrautregulierung erfolgt mechanisch oder über geschicktes Management, etwa den zeitlich überlappenden Anbau von Zwischenfrüchten mit der Hauptkultur.

Die Frage nach dem Umgang mit Pestizid-Rückständen erübrigt sich und gleichzeitig liefert der ökologische Landbau Antworten auf andere Fragen: Die Anbausysteme sind in jeder Hinsicht vielfältiger als agrarindustrielle Monokulturen. Auch das ist ein Geheimnis ihrer erhöhten Stabilität. Dadurch werden auch Bienen und wildlebende Bestäubungsinsekten nicht nur vor Agrargiften geschützt, es wird ihnen auch ein vielfältiges und ganzjähriges Nahrungsangebot bereitgestellt.

In weiten Teilen Deutschlands fehlt bereits nach der üppigen, aber wegen des hohen Gifteinsatzes auch gefährlichen Rapsblüte, die Nahrungsgrundlage der Bestäuber. Freigespritzte Maismonokulturen sind nicht nur für Bienen ökologische Wüsten. Von der Vielfalt ökologischer Landwirtschaft profitieren am Ende also fast alle Beteiligten – außer der agrarchemischen Industrie.

weitere Infos: „Glufosinat endlich vom Markt nehmen!“ und Kampagne Bienensterben

[DDR] Pharmastudien

CBG Redaktion

30. Mai 2013

Pharma-Versuche in der DDR

Test the East

Immer schon hat der Leverkusener Multi seine Pharma-Tests gern in solchen Ländern durchgeführt, die als „Standort-Vorteil“ ein unerschöpfliches Reservoir an ProbandInnen, unschlagbare Preise, schnelle Verfahren und eine mangelhafte Aufsicht bieten. Heute sind das vornehmlich Indien und andere Staaten der „Dritten Welt“. In den 1970er Jahren hatte es der Konzern da näher: Viele seiner klinischen Prüfungen fanden in der DDR statt. Dort erprobte er unter anderem das Antibiotikum CIPROBAY, das Diabetikum GLUCOBAY, das die Gehirn-Durchblutung fördernde Mittel NIMOTOP und das zur Blutstillung nach Bypass-Operationen zum Einsatz kommende TRASYLOL, das wegen seiner Risiken und Nebenwirkungen von 2007 bis Anfang 2012 verboten war. Das 2006 von BAYER aufgekaufte Unternehmen SCHERING ließ in der DDR Tests mit der Kontrastmittel-Substanz Echosan, dem durchblutungsfördernden Wirkstoff Iloprost und der zur Behandlung von Depressionen vorgesehenen Labor-Entwicklung Rolipram vornehmen. Bis zu 800.000 DM zahlten die Pharma-Riesen pro Studie. Nach Recherchen des Spiegels fanden im anderen Deutschland ca. 600 Arznei-Versuche mit ungefähr 50.000 ProbandInnen statt. Und den ethischen Standards, wie sie 1964 die „Deklaration von Helsinki“ festschrieb, genügten die Experimente kaum. So konnten die ProbandInnen nie selber von den Testreihen profitieren. Sie handelten „fremdnützig“: weder sie noch ihr Land kamen später in den „Genuss“ der Pharmazeutika. Oftmals hatten die MedizinerInnen die Menschen noch nicht einmal darüber informiert, dass sie gerade an einer Pillen-Erprobung teilnehmen. NIMOTOP testete BAYER sogar an Alkoholikern in akutem Delirium. „Ich bin psychisch absolut weggedampft“, berichtete ein früheres Versuchskaninchen. Und da hatte er noch Glück. „Es hätte auch Tote geben können“, meint der Mediziner Ulrich Moebius. Bei TRASYLOL, das der Pharma-Riese im Osten auch als Mittel zur Konservierung von Organen, die für eine Transplantation vorgesehen waren, erprobte, wies er den verantwortlichen Arzt Dr. Horpacsy an, Stillschweigen über negative Resultate zu bewahren. So verschwieg dieser in einem späteren Aufsatz den völligen Verlust der Vitalfunktionen der Nieren unter TRASYLOL. Er vermeldete lediglich, die Gabe des Pharmazeutikums hätte nicht zu einer Verbesserung des Transplantat-Überlebens geführt, dafür hätte der Stoff jedoch einen positiven Effekt auf die Enzym-Werte des Organs gehabt. Der Global Player streitet eine solche Praxis ab. „Alle klinischen Prüfungen wurden und werden bei BAYER nach global einheitlichen Standards durchgeführt“, erklärt der Konzern. „Sofern im Auftrag unseres Unternehmens klinische Studien in der ehemaligen DDR durchgeführt worden sind, gehen wir davon aus, dass diese entsprechend der Deklaration von Helsinki sowie den Vorschriften des Arzneimittel-Gesetzes der ehemaligen DDR erfolgte“, heißt es weiter.

siehe auch: Tödliche Pharma-Studien in Indien

CNT

CBG Redaktion

29. Mai 2013; Südkurier

Keine Zukunft für Zukunftstechnologie

Laufenburg - Bayer Material Sciences beendet Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten zu Kohlenstoff-Nanoröhrchen. Die winzigen Baytubes werden seit 2006 bei H. C. Starck in Laufenburg produziert.

Voraussichtlich diesen Sommer kommt das Aus für eine „Zukunftstechnologie“ in Laufenburg. Erst vor knapp einem halben Jahr hatte das Regierungspräsidium Freiburg nach einem aufwendigen Verfahren H. C. Starck die Ausweitung der Carbon-Nanotube- (CNT-) Produktion genehmigt. Nun kündigt Bayer Material Sciences, in deren Auftrag H. C. Starck die winzigen Kohlenstoff-Nanoröhrchen fertigt, das Ende all seiner Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten in diesem Bereich an.
Seit 2006 stellt H. C. Starck in seinem Werk Enag für Bayer Kohlenstoff-Nanoröhrchen her. Die dafür verwendete Anlage gehört Bayer, das Produkt wurde als Baytubes vertrieben. Abnehmer sind Firmen, Institute und Universitäten weltweit. Die Nanotubes aus Laufenburg finden im Automobilbau, bei der Energiegewinnung und –speicherung oder bei der Herstellung von Sportartikeln Verwendung. Weil Kohlenstoff-Röhrchen herausragende Materialeigenschaften nachgesagt werden, zeigte sich zum Beispiel auch die Bundesregierung davon überzeugt, dass ihre Herstellung eine Zukunftstechnologie des 21. Jahrhunderts sei. Mit einer erlaubten Produktionskapazität von zuletzt 75 Tonnen im Jahr ist Laufenburg eine der weltweit größten Produktionsstätten.
Völlig überraschend verkündigte Bayer Material Science am 8. Mai das Ende seiner Nano-Projekte. Die möglichen Anwendungsbereiche für die winzigen Kohlenstoff-Röhrchen erschienen von technischer Seite vielversprechend, erklärte das Unternehmen gegenüber unserer Zeitung. Jedoch: „Bahnbrechende Anwendungen für den Massenmarkt und mithin eine umfangreiche Kommerzialisierung sind auf absehbare Zeit nicht in Sicht.“ Deshalb habe sich das Unternehmen entschlossen, bis zum Sommer all seine Aktivitäten in diesem Bereich abzuschließen. „Das betrifft auch die Herstellung der Baytubes.“
H. C. Starck wurde von dieser Mitteilung seiner ehemaligen Muttergesellschaft vollkommen kalt erwischt. „Wir wurden von Bayer bislang mündlich über diese Entscheidung informiert. In den nächsten Wochen prüfen wir mögliche Optionen zur zukünftigen Nutzung der CNT-Anlage in Laufenburg, in der derzeit drei Mitarbeiter beschäftigt sind“, reagiert Starck. Erst im November 2012 hatte es ein aufwendiges mehrmonatiges behördliches Genehmigungsverfahren zur Ausweitung der Baytube-Produktion und zur Genehmigung einer regulären Betriebserlaubnis erfolgreich zu Ende gebracht. 60 Einzelpersonen und Umweltverbände wie der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) hatten Einspruch erhoben. Die Herstellung von Nanotubes sei eine noch nicht beherrschbare ,,Risikotechnologie", bestimmte Nanotubes wiesen asbestähnliche Eigenschaften auf und seien gesundheitsschädlich, so ihre – vom Regierungspräsidium wie auch von Bayer und Starck als nicht stichhaltig zurückgewiesenen – Haupteinwände in dem Verfahren.
Nun könnte ausgerechnet Bayer mit einer unternehmerischen Entscheidung für die Erfüllung der Forderung der Nanotubes-Gegner sorgen. Zwar betont Bayer: „Zusammen mit unseren Entwicklungs- und Geschäftspartnern bemühen wir uns intensiv darum, die bestmögliche Verwendung für unser CNT-Portfolio und besonders das erworbene Spezialwissen sowie die Patente zu finden. Wir sondieren am Markt, inwieweit Interesse an diesem Portfolio besteht.“ Dass H. C. Starck die Nanotubes-Anlage erwerben und die Produktion fortsetzen könnte, gilt unter Insidern aber als unwahrscheinlich, gehörten die Kohlenstoffröhrchen doch nie zum Kerngeschäfte des Spezialchemie-Unternehmens. Von Markus Vonberg

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Glufosinat

CBG Redaktion

Presse Information vom 16. Mai 2013

Coordination gegen BAYER-Gefahren
Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN)
Gen-ethisches Netzwerk e.V. (GeN)
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)

„Glufosinat endlich vom Markt nehmen!“

EU befürchtet Risiken für Säugetiere / BAYER erweitert Produktion in den USA

Die EU-Kommission hat in einer aktuellen Verordnung die Mitgliedsstaaten dazu verpflichtet, die Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln mit dem umstrittenen Herbizid Glufosinat bis zum November 2013 zu widerrufen oder einzuschränken. Wörtlich heißt es in der Verordnung, „dass ein hohes Risiko für Säugetiere und Nichtzielarthropoden nur durch Festlegung weiterer Einschränkungen ausgeschlossen werden kann“.

Das fortpflanzungsschädigende Glufosinat gehört zu der Gruppe besonders gefährlicher Pestizide, die laut EU-Pestizidgesetzgebung sukzessive aus dem Verkehr gezogen werden müssen. Für Glufosinat läuft die Genehmigung im September 2017 aus.

Trotz der seit Jahren bekannten Risiken und dem voraussehbaren Ende für den EU-Markt hat die Bayer CropScience AG gestern den Bau einer neuen Glufosinat-Produktionsanlage im US-Bundesstaat Alabama angekündigt. Hierdurch solle der weltweite Ausstoß verdoppelt werden, so das Unternehmen. Begründet wird der Schritt mit zunehmenden Unkrautresistenzen gegen das Herbizid Glyphosat von Monsanto.

Carina Weber, Geschäftsführerin vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) fordert: „Die EU-Mitgliedsstaaten, so auch Deutschland, sollten jetzt eine klare Entscheidung treffen und glufosinathaltige Mittel auf Grundlage der Verordnung vom Markt nehmen. Weiteres Herumdoktern mit Verwendungsbeschränkungen wäre aufgrund der hohen Risiken weder zu befürworten noch nachzuvollziehen.“ Betroffen wären in Deutschland die drei BAYER-Produkte BASTA, HYGANEX-flüssig und RA-200-flüssig, die u.a. beim Anbau von Spargel, Kartoffeln, Möhren und Feldsalat eingesetzt werden.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: „Die Firma BAYER handelt unverantwortlich, wenn sie im Ausland den Einsatz eines Pestizids forciert, das in Europa aus guten Gründen vom Markt genommen wird“. Mimkes erinnert daran, dass Umweltverbände vor der Einführung von genmanipuliertem Saatgut stets vor der Entstehung herbizidresistenter Wildkräuter gewarnt haben. „Weder der Einsatz von Glyphosat noch der von Glufosinat ist zu verantworten. Wir müssen endlich damit aufhören, immer mehr resistente Unkräuter mit Agrogiften zu erzeugen!“.

BAYER bietet das Herbizid auf dem globalen Markt in Kombination mit gentechnisch verändertem Saatgut an, u.a. Raps, Reis, Zuckerrüben, Mais, Soja und Baumwolle. Da die Pflanzen tolerant gegen den Wirkstoff sind, haben die Landwirt/innen die Möglichkeit, das Pestizid in großen Mengen zu verwenden, ohne die Nutzpflanze zu schädigen. Mit einem Weltmarktanteil von rund 20% ist Bayer CropScience der zweitgrößte Pestizidhersteller der Welt.

Glufosinat kann Missbildungen bei Föten verursachen und ist als reproduktionstoxisch klassifiziert. Studien zufolge beeinträchtigt der Wirkstoff zudem die Entwicklung des Gehirns und ruft Verhaltensstörungen hervor. Erst Anfang des Jahres hatte Bayer die Erweiterung der Glufosinat-Produktion auch in Deutschland angekündigt.

weitere Informationen:
=> BAYER erhöht Glufosinat-Produktion in Deutschland
=> EU-Verbot: Glufosinat jetzt vom Markt nehmen!

Bienensterben

CBG Redaktion

Profil, 13. Mai 2013

Honig ums Maul

Eine vom Landwirtschaftsminister in Auftrag gegebene Studie zum Bienensterben wurde von drei führenden Agrochemiekonzernen mitfinanziert.

Den Ruf als „Sumsi-Mörder“ wird Umweltminister Nikolaus Berlakovich wohl nicht mehr los. Jenen als Handlanger der chemischen Industrie auch nicht. Wie eng die drei weltweit führenden Pestizidhersteller Bayer, BASF und Syngenta mit dem Ministerium zusammenarbeiten, lässt sich nun erstmals belegen: Mit einer Finanzspritze von 115.000 Euro beteiligten sie sich an einer Studie der dem Ministerium unterstehenden Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES). Thema: Das Bienensterben in Österreich.

Klarerweise ist das Interesse der Agrarunternehmen groß, die als Gefahr für Bienen ausgemachten Nicotinoide, die in Pflanzenschutzmitteln enthalten sind, als unverdächtig darzustellen. Umweltminister Nikolaus Berlakovich sieht darin kein Problem: „Das war eine Bund-Länder-Kooperation. Die Wirtschaft war genauso Partner wie die Imker“, sagt sein Sprecher Wolfgang Wisek. Geld steuerten die Imker freilich keines bei.

Als die Agrarkonzerne 2011 als Finanzierungspartner einstiegen, lief die Untersuchung bereits seit zwei Jahren. Die zuvor erhobenen Zwischenergebnisse hatten eindeutig gezeigt, dass Bienen durch Neonicotinoide Schaden nehmen. Das Resümee der AGES-Studie von 2012 liest sich aus Sicht von Bayer, BASF und Syngenta trotzdem sehr angenehm: „2011 Steigerung von Bienenschäden welche mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht durch insektizide Beizmittel verursacht waren.“ Im Kapitel „Maßnahmen für die Zukunft“ empfiehlt die AGES weiterhin die „Zulassung neonicotinoider Wirkstoffe“.

FPÖ-Landwirtschaftssprecher Harald Jannach zweifelt an der Unabhängigkeit der AGES und stellt nun eine parlamentarische Anfrage an das Umweltministerium: „Es geht um alle mit Pflanzenschutz und Saatgut befassten Arbeiten der AGES. Wir wollen wissen, in welchem Ausmaß die Agentur von diesen Chemiekonzernen finanziert wird.“

Ende April hatte Berlakovich in Brüssel gegen ein Verbot der Neonicotinoide gestimmt. Das war vor allem ein Zugeständnis an den Bauernbund, der ihn 2008 ins Ministeramt gehievt hatte. Die bienenschädlichen Beizmittel werden hauptsächlich gegen den Maiswurzelbohrer eingesetzt, der großen Maisbauern die Ernte vernichtet. Zwar wäre der Schädling auch durch Fruchtfolge einzudämmen, was hieße, nicht jedes Jahr auf demselben Feld Mais anzubauen. Das würde aber auch weniger Ertrag für die Landwirte bedeuten.

Bauernbund und Agrarlobby
Der Minister kämpfte an allen Fronten für die Beizmittel. Als im September vergangenen Jahres der Landwirtschaftsunterausschuss zum Thema Pestizide tagte, lud er den Syngenta-Lobbyisten Theo Jachmann als Experten ein. Der Inhalt des Vortrags ähnelte jenem der AGES-Studie: Neonicotinoide seien nur dann tödlich für Bienen, wenn die Bauern die Beizmittel falsch verwendeten.

Auch der Bauernbund ist mit der Agrarlobby eng verbunden. Wie Wolfgang Pirklhuber, Landwirtschaftssprecher der Grünen, herausfand, hat dieser über Inserate der Chemiekonzerne in der „Bauernzeitung“ vergangenes Jahr 400.000 Euro kassiert.

In Brüssel liefen die Lobbyisten während der Verhandlungen zum Bienenschutz zur Höchstform auf – und bedienten sich ähnlicher Methoden wie in Österreich. So hatte der Agrarausschuss des Europaparlaments Anfang des Jahres zu einer Informationsveranstaltung geladen. Die italienische Universität Cattolica del Sacro Cuore stellte dabei ihre Studie „Bienengesundheit in Europa – Zahlen und Fakten 2013“ vor. Ergebnis: Das europaweite Sterben der Honigbiene stehe nicht in Zusammenhang mit Pestiziden. Das machte die SPÖ-Europaabgeordnete Karin Kadenbach stutzig, hatten doch die Untersuchungen der Europäischen Lebensmittelbehörde EFSA gerade das Gegenteil bewiesen. Eine nähere Recherche Kadenbachs machte klar, dass sich die Abgeordneten auf einer verdeckten Lobbyingveranstaltung befanden. Die italienische Studie hatte prominente Unterstützer: Bayer, BASF, Syngenta und den US-Agrarkonzern Dow.

Geholfen hat es ihnen – diesmal – nichts. Die EU-Kommission will noch im Mai ein Verbot dreier Nicotionide für Mais, Sonnenblumen, Raps und Baumwolle beschließen. Es soll bis 2015 gelten. Spätestens dann geht es für die Lobbyisten also in die nächste Runde. Von Franziska Dzugan

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[Störfall Texas] Störfälle

CBG Redaktion

Presse Info vom 10. Mai 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Unfall im BAYER-Werk Lubbock (Texas)

Anwohner nach Austritt von Salzsäuregas evakuiert

In einer Pestizidfabrik des BAYER-Konzerns im texanischen Lubbock ist giftiger Chlorwasserstoff (Salzsäuregas) ausgetreten. Mehrere hundert Anwohner/innen mussten vorübergehend evakuiert werden. Der beschädigte Tank, in dem sich rund 1,5 Tonnen der ätzenden Chemikalie befanden, stand unter Druck. Chlorwasserstoff kann mit der Feuchtigkeit der Luft zu Salzsäure reagieren.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Der Unfall zeigt einmal mehr, wie risikoreich die Chemieproduktion ist. Umso wichtiger ist ein ausreichender Sicherheitsabstand zwischen gefährlichen Produktionsanlagen und der Wohnbevölkerung. Gefahrstoffe wie Phosgen, Chlor oder Kohlenmonoxid sollten – wenn überhaupt – nur in einem Abstand von mindestens 1000 Metern zur Bevölkerung verarbeitet werden.“

BAYER CropScience verwendet Chlorwasserstoff zur Behandlung von Baumwoll-Saatgut. Bislang ist unklar, in welchem Umfang die Chemikalie ausgetreten ist. Von der Evakuierung waren rund 200 Familien betroffen, eine benachbarte Grundschule blieb gestern geschlossen. Das Rote Kreuz errichtete eine Notunterkunft.

Die Feuerwehr füllte den Inhalt des defekten Tanks in einen Bergungstank um. Die Umgebung des Werks blieb bis heute abgeriegelt, Privathäuser sind davon jedoch nicht mehr betroffen.

Im Jahr 2008 war es im BAYER-Werk Institute zu einer folgenschweren Explosion gekommen. In der Fabrik kam das Ultragift Methyl Isocyanat zum Einsatz. Der US-Kongress kam in einer Untersuchung zu dem Ergebnis, dass der Störfall das „Desaster von Bhopal hätte in den Schatten stellen können“. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte vor der Explosion vergeblich vor den Gefahren der Anlage in Institute gewarnt.

weitere Informationen:
=> Lubbock Avalanche-Journal: Residents return after chemical leak evacuation
=> Explosion im Werk Institute
=> Aufstellung “Störfälle bei BAYER”

Nanotubes

CBG Redaktion

9. Mai 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

BAYER beendet Geschäft mit Kohlenstoff-Nanoröhrchen

gesundheitliche Risiken weiterhin unklar / Anlage in Laufenburg erst kürzlich erweitert / Millionen-Subventionen des Forschungsministeriums

Der BAYER-Teilkonzern MaterialScience stellt die Vermarktung von Kohlenstoff-Nanoröhrchen ein. Die Arbeiten rund um Carbon Nanotubes (CNT) sollen laut BAYER „zum Abschluss gebracht werden„, für das Know-how werde ein Käufer gesucht. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren, der BUND und andere Umweltverbände hatten seit Jahren wegen möglicher Gesundheitsgefahren vor einer großtechnischen CNT-Produktion gewarnt.

Nanotubes sind winzige Röhrchen aus Kohlenstoff, die u.a. in Lacken, elektronischen Bauteilen und Sportartikeln eingesetzt werden sollen. Die Partikel können über die Atemwege, den Magen-Darm-Trakt und die Haut aufgenommen werden. Tierversuche zeigen, dass bestimmte CNT die Entstehung von Krebs ähnlich wie Asbestfasern begünstigen können. Selbst der BAYER-Konzern warnte in einem Sicherheitsdatenblatt: „Toxikologische Untersuchungen am Produkt liegen nicht vor.“

Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren kommentiert: „Potentiell gefährliche Produkte sollten nur auf den Markt gebracht werden dürfen, wenn deren Ungefährlichkeit bewiesen ist - dies war bei Nanotubes nicht der Fall. Die von BAYER empfohlenen Grenzwerte, die von den Behörden übernommen wurden, müssen angesichts des Fehlens epidemiologischer Daten als willkürlich angesehen werden. Daher begrüßen wir den Verzicht auf eine großtechnische Produktion von CNT, auch wenn die Entscheidung auf rein kommerziellen Erwägungen beruht.“

Claudia Baitinger vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW ergänzt: „Der Hype um Nanotubes entpuppt sich offensichtlich - wie so manches andere zweifelhafte Forschungsprojekt - als eine Fata Morgana, die aber zuvor reichlich öffentliche Fördergelder in die Kassen spülen durfte.“ Für die Entwicklungskosten hatte BAYER vom Bundesforschungsministerium mehrere Millionen Euro Unterstützung erhalten.

Im Januar 2010 hatte BAYER in Leverkusen die nach eigenen Angaben „weltgrößte Produktionsanlage für Carbon Nanotubes“ eingeweiht. Geplant war eine jährliche Produktion von 200 Tonnen, der reguläre Betrieb wurde jedoch nie aufgenommen. Erst vor wenigen Monaten hatte die Firma H.C. Starck in Laufenburg eine Erweiterung der dortigen CNT-Produktion erwirkt. Starck stellt die Röhrchen im Auftrag von BAYER her. Die Zukunft der Laufenburger Anlage ist unklar, offenbar wurde die Werksleitung von der Entwicklung überrascht.

Laut der gestrigen Stellungnahme von BAYER seien die möglichen Anwendungsbereiche “sehr fragmentiert„, eine umfangreiche Kommerzialisierung sei derzeit nicht in Sicht. Zum Produktionsstart hatte dies noch ganz anders geklungen: „Baytubes bieten nahezu unendliche Möglichkeiten“, hieß es zum Beispiel in einer BAYER-Werbebroschüre. Joachim Wolff vom Vorstand der BAYER Material Science AG jubelte damals gar: „Aktuelle Prognosen sagen für Carbon Nanotubes ein jährliches Wachstum von 25 Prozent und innerhalb von zehn Jahren ein Marktvolumen von zwei Milliarden US-Dollar voraus“.

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Badische Zeitung, 10. Mai 2013

Baytubes ohne Bayer?

Fragen bei H. C. Starck

LAUFENBURG (-di). Um die erst im Herbst 2012 genehmigte dauerhafte Produktion von Kohlenstoffnanoröhrchen bei H. C. Starck in Laufenburg ranken sich neue Fragezeichen. Bayer Material Science, in dessen Auftrag im Werk Enag die Baytubes hergestellt werden, hat am Mittwoch angekündigt, die Nano- Projekte “zum Abschluss bringen„ und seine Entwicklungsaktivitäten auf andere Felder konzentrieren zu wollen. Wie sich dies auf den Produktionsstandort Laufenburg auswirkt, scheint völlig ungewiss zu sein. Die Kommunikationsdirektorin von H. C. Starck, Ulrike Reich, konnte dazu am Donnerstag noch nichts sagen. Nach Angaben von Bayer Material Science soll “zeitnah festgelegt werden„, wie die Forschungsergebnisse und das Know-how für die Herstellung und Verwendung der Kohlenstoffnanoröhrchen “konkret weiter genutzt werden können".

Ziel war eine Produktion von 75 Tonnen pro Jahr
Nach einem zähen Verfahren, in dem viele Einwendungen – etwa wegen gesundheitlicher Bedenken – zu würdigen waren, hatte das Regierungspräsidium Ende November die immissionsschutzrechtliche Genehmigung zur Produktion von Baytubes bei H. C. Starck erteilt. Das Unternehmen hatte die mehrwandigen Nanoröhrchen bis dahin nur versuchsweise und zeitlich begrenzt herstellen dürfen und plante fortan im Dauerbetrieb eine Produktion von 75 Tonnen pro Jahr.

ein Kommentar der CBG zum Ausstieg aus der CNT-Produktion

Ausstieg aus der Nano-Technik

Mit großen Worten pries das „Erfinder-Unternehmen“ BAYER 2003 die Nano-Technik. „Wenn wir lernen, Materialien bis in die atomare Ebene hinein zu verändern, dann können wir neue Wirkungen erzielen, Eigenschaften optimieren und dadurch völlig neue Möglichkeiten für alle Geschäftsfelder unseres Unternehmen eröffnen“, frohlockte der damalige Forschungsvorstand Udo Oels. Schon bis 2010 rechnete der Multi mit einem Marktvolumen von 200 Milliarden Euro für Nano-Produkte. Und die Bundesregierung steckte der Konzern mit seiner Begeisterung an. Mit neun Millionen Euro unterstützte diese den Global Player bei der Entwicklung von Carbon Nanotubes (CNT), Kohlenstoff-Röhrchen aus Nano-Materialien. Ungeachtet der Risiken – die winzigen Teilchen können beispielsweise ähnlich wie Asbest-Fasern die schützende Blut-/Hirnschranke überwinden – machte sich der Global Player ans Werk. Im Laufenberger Werk seiner ehemaligen Tochtergesellschaft HC STARCK oder in der Leverkusener Pilotanlage entwickelte er BAYTUBES-Prototypen zur Verwendung in Duftkapseln, Folien, Flüsterschotter, Eishockeyschlägern, Kathedern, Schläuchen, Windrad-Flügeln und Akkus. Allerdings begann es bald zu hapern. Das Leverkusener Technikum kam nicht richtig ans Laufen, und Abnehmer für sein neues Produkt fand BAYER auch nicht in genügender Zahl. So antwortete die Bezirksregierung 2011 der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN, die BAYER verdächtigte, bereits ohne Genehmigung BAYTUBES für den kommerziellen Gebrauch herzustellen und deshalb um Aufklärung bat: „Anfragen bei potenziellen Kunden haben inzwischen gezeigt, dass der Markt CNT-Material mit anderen Eigenschaften benötigt.“ BAYER habe „wegen der unzureichenden Nachfrage auf dem Markt“ nicht beantragt, Teile der Produktion zu verkaufen. Obwohl das Unternehmen in Tateinheit mit HC STARCK weiter den Ausbau des Laufenburger Nano-Werks betrieb und eine Produktionserweiterung beantragte, klangen seine Verlautbarungen zum Thema „Nano“ bald schon gedämpfter. „Es ist jedoch eine fatale Fehlinterpretation, dass wir diese Labor-Ergebnisse einfach in Produkte und Anwendungen übertragen können, die man morgen bei ALDI kaufen kann“, ruderte der Nano-Beauftragte Péter Krüger beim letzten „Inno.CNT“-Kongress zurück, wo sich selbst ForscherInnen vom Fraunhofer-Institute auf Durchhalte-Parolen beschränkten: „Wir dürfen mit den CNTs nicht zu früh aufgeben.“ Das hat der Leverkusener Multi ein paar Wochen später dann aber doch getan. Er hatte offenbar die Hoffnung verloren, gleichzeitig imstande zu sein, die komplexen Herstellungsprozesse zu beherrschen und einflussreiche Branchen für die neuen Materialien zu gewinnen. Erst verkaufte er sein Geschäft mit Nano-Silbertinten, dann verkündete er das Aus für den ganzen Zweig. „Bahnbrechende Anwendungen für den Massenmarkt“ seien nicht in Sicht, so BAYER-Manager Patrick Thomas zum Ausstieg aus der „Zukunftstechnologie“

Universität Köln

CBG Redaktion

8. Mai 2013

Kleine Anfrage der Piratenpartei NRW an die Landesregierung

Umstände der Kooperation von Bayer AG und Uni Köln weiter intransparent

Die Inhalte des Kooperationsvertrags zwischen der Universität Köln und der Bayer HealthCare AG liegen weiter im Dunkeln. Die Landtagsfraktion der Piratenpartei hat daher zwei Anfragen an die Landesregierung NRW gestellt. Die Antwort auf die 1. Anfrage wurde nun veröffentlicht: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-2444.pdf. Der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit (LDI) hatte nach Prüfung des Vertrags eine Offenlegung befürwortet. Die Landesregierung sieht sich in ihrer Antwort jedoch außerstande, „die Empfehlung gegenüber dem Universitätsklinikum durchzusetzen“.

Die Piratenpartei hat vorgestern eine 2. Anfrage eingereicht: http://www.landtag.nrw.de/portal/WWW/dokumentenarchiv/Dokument/MMD16-2875.pdf.

Die CBG hat unterdessen Berufung eingereicht, der Prozess wird nun am OVG Münster verhandelt.

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[LDI] Universität Köln

CBG Redaktion

der Informationsfreiheitsbeauftragte NRW bestätigt unsere Sichtweise, wonach Kooperationsverträge zwischen Industrie und Universitäten offengelegt werden sollten

7. Mai 2013

Einundzwanzigster Datenschutz- und Informationsfreiheitsbericht für die Jahre 2011 und 2012

des Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen, Ulrich Lepper

Auszug S. 160/161

Mehr Transparenz bei der Wissenschaft – Offenlegung von Kooperationsverträgen

Die Kooperation zwischen Wissenschaft und Wirtschaft hat eine lange Tradition. Dies gilt für gemeinsame Institute ebenso wie für Stiftungsprofessuren und sonstige Formen der Zusammenarbeit.

Unternehmensfinanzierte Forschung nimmt einen immer größeren Anteil an der Wissenschaft ein. Deutschlandweit sollen inzwischen 660 Lehrstühle direkt oder indirekt von Unternehmen finanziert sein. Oft sind Motivation und Umfang der Förderung für Außenstehende nicht erkennbar. Für eine Beurteilung der Forschungsergebnisse und deren Bewertung ist die Kenntnis dieser Hintergründe jedoch Voraussetzung. Die Freiheit von Forschung und Wissenschaft lebt von einer offenen Diskussion; Geheimhaltung engt diese Freiheiten ein.

Einer verborgenen Einflussnahme auf Forschungsgegenstände, Forschungsergebnisse und auf deren Veröffentlichung kann nur durch eine konsequente Politik der Offenheit begegnet werden. Kooperationsverträge zwischen Wissenschaft und Unternehmen sind grundsätzlich offen zu legen.

Eine solche Veröffentlichungspflicht sollte mindestens die Identität der Drittmittelgeber, die Laufzeit der Projekte, den Förderumfang und die Einflussmöglichkeiten der Drittmittelgeber auf Forschungsziele und -ergebnisse umfassen. Die Pflicht zur Veröffentlichung der Verträge darf nur zurücktreten, soweit und solange die Bekanntgabe gesetzlich geschützte Interessen beeinträchtigt.

Die regelmäßige Offenlegung der Finanzierung von Forschungsprojekten ist nach Auffassung der Informationsfreiheitsbeauftragten ein geeignetes Instrument, um die Freiheit der Forschung zu schützen, indem einseitige Abhängigkeiten oder auch nur deren Anschein vermieden wird. Eine reine Selbstverpflichtung der Universitäten und Forschungseinrichtungen ist hierfür nicht ausreichend. Es bedarf vielmehr konsequenter Regelungen in den Informationsfreiheitsgesetzen des Bundes und der Länder.

Quelle: https://www.ldi.nrw.de/mainmenu_Service/submenu_Berichte/Inhalt/21_DIB/DIB_2013.pdf

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[BAYER HV 2013] Hauptversammlung 2013

CBG Redaktion
Am 26. April 2013 fand in den Kölner Messehallen die Hauptversammlung der BAYER AG statt. Hier finden Sie die Reden der Kritischen Aktionäre, einen Aktionsbericht sowie Fotos von den Protesten Presseberichte => Süddeutsche Zeitung: „Die Bayer-Rebellen“ => Wirtschaftswoche: Der Bayer-Chef und die Anti-Baby-Pille => Der Tagesspiegel: Bayers dunkles Kapitel => Kölner Stadt-Anzeiger: Einsicht in Vertrag gefordert => Neues Deutschland: Gestörte Jubelfeier bei Bayer => die tageszeitung: Interview mit Philipp Mimkes, CBG => Kölner Stadt-Anzeiger: Bienen-Attacke auf Bayer Gegenanträge => 150 Jahre BAYER: Firmen-Historie weißgewaschen => Gegenantrag zu genmanipuliertem Reis => Gegenanträge zu gefährlichen Pharmaprodukten => Gegenanträge zu Import-Kohle, Tierantibiotika und Wahlkampfspenden => Gegenanträge zu Tierversuchen, Pharma-Marketing, Gentechnik und tödlichen Pharmastudien Pressemitteilungen => Transparency und CBG fordern Offenlegung des Kooperationsvertrags mit Uni Köln => Protest von Pillen-Opfern / Frankreich: Klägerin spricht in HV => BAYER muss CO2-Ausstoß drastisch senken! => Keine Zulassung für GenReis! / Gegenantrag eingereicht => Protestaktion und Vorbereitungstreffen zur BAYER HV => Kritiker fordern tierversuchfreie Pharma-Tests => Bayer HV: Protest gegen CO-Pipeline => Greenpeace: Bayer-Pestizide töten Bienen [gallery]