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Beitrag veröffentlicht im “Tag: 10. Juli 2013

Xarelto

CBG Redaktion

10. Juli 2013

neuer Gerinnungshemmer Xarelto

Akutes Koronarsyndrom: arznei-telegramm rät von Verordnung ab

Die unabhängige Fachzeitschrift arznei-telegramm rät in ihrer aktuellen Ausgabe von einer Verordnung des Gerinnungshemmers Xarelto (Wirkstoff Rivaroxaban) bei akutem Koronarsyndrom (ACS) ab. Nach Auswertung der vorliegenden Studien hätte das Präparat „allenfalls einen marginalen Nutzen“. Gleichzeitig werde das Blutungsrisiko mehr als verdoppelt.

Die Europäische Aufsichtsbehörde (EMA) hat Xarelto im Mai zur Behandlung von ACS-Patienten zugelassen. Die US-Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration (FDA) hingegen hatte im vergangenen Jahr schwerwiegende Mängel der von der Firma BAYER vorgelegten Daten festgestellt und bereits zweimal eine Zulassung verweigert. Nach Aussage des arznei-telegramms hätte auch die EMA keine Zulassung für die Behandlung akuter Koronarsyndrome erteilen dürfen, wenn sie ihren eigenen Empfehlungen gefolgt wäre.

Die FDA äußerte zahlreiche Kritikpunkte an der von BAYER finanzierten Studie namens ATLAS ACS: Unvollständigkeit und mangelnde Qualität der Primärdaten; fehlende Bestätigung der Ergebnisse durch andere Studiendaten; divergente Effekte verschiedener Dosierungen auf Herzinfarktrate und Gesamtmortalität; zu geringes Signifikanzniveau.

Die ATLAS ACS war die einzige Studie, die eine (und auch nur sehr geringfügige) Verbesserung der Überlebensrate von ACS-Patienten festgestellt hatte. Einzel-Studien werden jedoch für eine Zulassung in der Regel nur dann verwendet, wenn die vorliegenden Daten von hoher Güte sind. Dies war im vorliegenden Fall in keiner Weise gegeben: das Unternehmen musste gegenüber der FDA einräumen, dass bei über 10% der Patienten das Follow-Up unvollständig war und nicht einmal der Vitalstatus am Studienende bekannt ist. Die Rate fehlender Daten ist damit deutlich höher als die Differenz der Ereignisrate zwischen Xarelto und Plazebo. Zudem ergab eine stichprobenartige Überprüfung der Primärdaten, dass mehrere Todesfälle unter Xarelto nicht erfasst wurden. Darüber hinaus wurden die Daten von drei indischen Zentren – mit ungünstigen Ergebnissen für Xarelto – ohne Begründung von der Analyse ausgeschlossen.

Hinzu kommt, dass das Ergebnis durch Ausschluss unerwünschter Daten - offenbar bewusst - verzerrt wurde: in der von BAYER vorgelegten Studie werden Patienten bei vorzeitigem Studienabbruch nur bis 30 Tage nach Studienbehandlung beobachtet. Da Studienabbrüche aufgrund von Blutungen unter Xarelto häufiger sind als unter Plazebo und da kardiovaskuläre Ereignisse verstärkt nach Blutungen auftreten, führt die Analyse zu einer Überschätzung der angeblich positiven Wirkung.

Das arznei-telegramm kommt zu dem Schluss: „Wie die Zulassungsentscheidung durch die EMA (Europäische Medikamentenaufsicht) zustande kommen konnte, bleibt unklar. Im europäischen Beurteilungsbericht EPAR werden die Bedenken völlig unzureichend berücksichtigt. Nach eigenen Empfehlungen der EMA sollten Zulassungen auf Basis einer Einzelstudie nur dann erfolgen, wenn diese gewisse Minimalanforderungen erfüllt. (…) Bei neuen Behandlungsprinzipien und vorherigen Negativstudien im Therapiegebiet werden explizit mehrere Studien empfohlen. Diesen Anforderungen genügt die ATLAS ACS-Studie in unseren Augen nicht.“ Nach derzeitigem Kenntnisstand sei von einer Verordnung nach Akutem Koronarsyndrom abzuraten.

Schon bei den Genehmigungsprozessen zu den Indikationen „Thrombose-Prophylaxe nach dem Einsetzen künstlicher Hüft- oder Kniegelenke“ und „Schlaganfall- und Embolie-Prophylaxe bei PatientInnen mit Vorhofflimmern“ hatte es in den Vereinigten Staaten Probleme gegeben. Die Aufsichtsbehörden warfen dem Konzern unter anderem vor, die Proband/innen, die in der Vergleichsgruppe das Präparat Warfarin einnahmen (verwandt mit Marcumar), nicht richtig mit dem Medikament eingestellt zu haben.

Wie berechtigt diese Skepsis ist, zeigen die Daten des „Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM), die die Coordination gegen BAYER-Gefahren auf Anfrage erhielt: die Behörde registrierte demnach allein im vorigen Jahr 58 Meldungen über „tödliche Verläufe“ nach der Einnahme von Xarelto und 750 über schwere Nebenwirkungen wie Blutungen.

weitere Informationen zu Xarelto

[Yasmin] Antibaby-Pillen

CBG Redaktion

10. Juli 2013, Ruhr Nachrichten

Thrombose-Gefahr

Krank durch Anti-Babypille - Frau klagt gegen Bayer

Hersteller neuerer Anti-Baby-Pillen geraten wegen möglicher Nebenwirkungen ihrer Präparate in Europa unter Druck. Experten sollen klären, ob die sogenannten Pillen der dritten und vierten Generation nur in Ausnahmefällen verkauft werden dürfen. In Deutschland hat nun eine erste Frau gegen den Bayer-Konzern und deren risikoreicheren Pillen geklagt.
Von Mirjam Stöckel

Noch bis morgen tagt ein Gremium der Europäischen Arzneimittelagentur EMA, das klären soll, ob Ärzte die so genannten Pillen der dritten und vierten Generation künftig nur noch als zweite Wahl – nach älteren Pillen – verschreiben sollen.

Das könnte für massive Umsatzrückgänge sorgen. Die endgültige Entscheidung, ob die Verordnungsempfehlung eingeschränkt wird, dürfte die EU-Kommission im Herbst fällen.Unterdessen hat eine erste junge Frau in Deutschland gegen Bayer geklagt. Sie ist überzeugt, dass eine Pille des Leverkusener Pharmakonzerns bei ihr zu einer lebensbedrohlichen Lungenembolie mit schweren Langzeitfolgen geführt hat.

Außergerichtliche Vergleiche in den USA
Auch in der Schweiz läuft eine Klage wegen Pillen-Nebenwirkungen, an der sich eine der größten Krankenkassen des Landes beteiligt. In den USA hat Bayer – ohne eine Haftung anzuerkennen – bereits außergerichtliche Vergleiche in Höhe von insgesamt 1,18 Milliarden US-Dollar mit rund 5700 Frauen geschlossen. Sie hatten Thrombosen oder Lungenembolien erlitten und diese auf die Anti-Baby-Pille zurückgeführt.

Zu den Pillen der dritten und vierten Generation gehören Präparate, die die Substanzen Desogestrel, Gestoden oder Drospirenon enthalten. Zu ihren Herstellern zählen neben Bayer und dessen Tochterunternehmen Jenapharm beispielsweise Hexal, Grünenthal, Ratiopharm und Pfizer.

Verdoppeltes Thromboserisiko
Das deutsche Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinsicherheit weist seit 2011 darauf hin, dass Pillen mit diesen Wirkstoffen das Thrombose-Risiko im Vergleich zu älteren Präparaten verdoppeln. Auch bei Drospirenon-haltige Pillen wie Yasminelle, die für reine Haut sorgen und daher bei jungen Mädchen besonders beliebt sind, ist das Risiko erhöht.

Ältere Pillen ohne diese Wirkstoffe haben ein geringeres Thromboserisiko, verhüten aber genauso gut wie die neuen Präparate.

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