24. März 2009
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Anmerkungen zur heutigen Verleihung des Bayer Climate Award
Die Arbeit von Prof. Jochem verdient jede Unterstützung. Indem Prof. Jochem jedoch den Bayer Climate Award aus den Händen des Bayer-Vorstandsvorsitzenden entgegennimmt, macht er sich – gewollt oder ungewollt – zum Teil des Marketings der Firma, mit dessen Hilfe Bayer umweltfeindliches Verhalten in anderen Bereichen überdecken will.
Das Unternehmen produziert eine Vielzahl gefährlicher Stoffe und ist weiterhin für hohe Schadstoff-Emissionen verantwortlich. Lobbyisten von Bayer bekämpfen seit Jahrzehnten fast alle Anstrengungen zum Umweltschutz – vom Kyoto-Protokoll über die EU-Chemikaliengesetzgebung bis hin zur neuen Pestizidgesetzgebung.
Bayer beteiligt sich zudem an energiepolitischen Weichenstellungen, die den Klimaschutz auf Jahrzehnte hinweg erschweren: So soll auf dem Bayer-Werksgelände in Krefeld-Uerdingen ein Steinkohlekraftwerk gebaut werden, das jährlich allein 4,4 Millionen Tonnen CO2 emittieren würde. In Brunsbüttel und Antwerpen sind ebenfalls neue Kohlekraftwerke zur Versorgung der Bayer-Werke geplant. Alle genannten Kraftwerke sollen mit Importkohle aus Übersee befeuert werden.
Noch 2007 hat Bayer behauptet, den Ausstoß klimaaktiver Gase in den vergangenen 15 Jahren um 70% reduziert zu haben. Dies war ein klarer Fall von Täuschung. In die Rechnung waren auch Unternehmensverkäufe und die Ausgliederung der Energieversorgung eingeflossen – also bilanzielle Umbuchungen, die nichts mit Klimaschutz zu tun haben. Sogar die Unternehmensberatung Arthur D. Little kritisierte diese Luftbuchungen. Erst nachdem die Coordination gegen BAYER-Gefahren eine Analyse der Emissionen des Konzerns veröffentlichte (http://www.cbgnetwork.de/1377.html), legte Bayer eine glaubwürdigere Bilanz vor.
Im vergangenen Jahr ließ der Konzern Journalisten aus aller Welt nach Leverkusen einfliegen, um das neue Bayer-Klimaprogramm vorzustellen. Werner Wenning mahnte zwar eine „Trendwende bei den CO2-Emissionen“ an und kündigte die Stiftung des nun vergebenen Klimaschutz-Preises sowie die Entwicklung klimaneutraler Bürogebäude an. Mit keinem Wort erwähnt wurden hingegen die o.g. Kraftwerks-Projekte, die alle Klima-Maßnahmen des Konzerns ad absurdum führen. Langfristige Emissionen in Höhe von rund 8 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr sind mit der Forderung des Weltklimarats, den Ausstoß bis Mitte des Jahrhunderts um 80% zu senken, unvereinbar.
Durch Kooperationen mit Umweltverbänden, der UN Umweltbehörde, Umweltmagazinen und Wissenschaftlern wie in diesem Fall Professor Jochem versucht das Unternehmen, sich einen grünen Anstrich zu geben. Reale Veränderungen der Geschäftspolitik resultieren aus diesen Projekten jedoch nicht. Wir möchten daher anregen, dass ein Teil des Preisgelds für Untersuchungen zur Klimabilanz deutscher Chemie-Unternehmen verwandt wird.