Dr. Jan Salzmann; MEZIS (Mein Essen zahl ich selber)
„Science for a better life“ Mit dieser Botschaft richtet sich Bayer an die Beteiligten im Gesundheitssystem. Bei genauerer Betrachtung der aktuellen Unternehmenspolitik sollte der Slogan eher „science for better profits „ heißen oder treffender „marketing for better profits“
Wir Ärzte erwarten von einem Pharmazieunternehmen, dass es Medikamente für die Erkrankungen entwickelt, an denen unsere PatientInnen leiden. Bayer macht es manchmal umgekehrt. Da werden Krankheiten für Medikamente entwickwickelt oder Indikationen ohne jede medizinische Rechtfertigung ausgeweitet. Zwei Beispiele:
Männer jenseits der 50 fühlen sich nicht mehr wie 20, wie die meisten hier Anwesenden vermutlich bestätigen würden. Antriebsmangel, Reizbarkeit, Muskelabbau, Erektionsstörungen, Schlafstörungen, innere Unruhe, Mattigkeit und noch weitere häufige Beschwerden werden zu dem Krankheitsbild „Wechseljahre des Mannes“ zusammengefasst, die Lösung „Testosteron“ gehört ja schon zum Sortiment von Bayer und dann wird eine Marketingfirma beauftragt, die frisch erfundene Diagnose an die Zielgruppen (Ärztinne und Ärzte sowie alternde Männer) zu bringen.
Konsens der endokrinologischen Fachgesellschaften ist, dass es keine Wechseljahre des Mannes gibt. Ab 40 fällt der Testosteronspiegel – bei allen Männern. Das ist normal und keine Krankheit. Nicht indikationsgerechter Gebrauch von Testosteron schädigt nicht nur den Geldbeutel der Patienten und das Budget der Krankenkassen, er ist auch gefährlich. Testosteron erhöht das Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden und fördert das Wachstum okkulten Prostatakrebses.
Xarelto, Blockbuster und Hemmer der Blutgerinnung, hochumstrittenen wegen gefährlichen unerwünschten Wirkungen wird in Ärztezeitschriften schon lange heftig beworben, neuerdings auch im Einsatz auf Intensivstationen. Dieses Medikament erhöht massiv das Blutungsrisiko, die Wirkung ist im Gegensatz zu anderen Medikamenten nicht aufzuheben und wer schon mal auf einer Intensivstation war, weiß, dass dort ständig Schläuche und Katheter in alle möglichen Körperstellen eingebracht werden. Xarelto in diesem Kontext ist nicht nur unsinnig sonder hochgefährlich.
Ich vertrete eine kritische Ärzteschaft, die nicht bereit ist, unethisches Verhalten der Arzneimittelhersteller mit zu tragen, egal ob es um Patente, Arzneimittelangebote in armen Ländern, Forschungsverlagerung unter schlechteren sozialen Bedingungen, mangelnde Forschung an vernachlässigten Krankheiten oder Patentpolitik geht.
Die aktuelle Unternehmenspolitik von Bayer sorgt für gute Umsätze und schlechte Presse. Patientinnen, Ärztinnen und Apotheker werden zukünftig immer mehr durch ein kritisches Konsumverhalten Einfluß nehmen und – bei vorhandener Alternative – Medikamente anderer Firmen kaufen, bzw verschreiben. Dann folgen schlechte Umsätze bei schlechter Presse. Ich hoffe, Sie erkennen die Zeichen der Zeit und ändern die Unternehmensausrichtung, dass der Slogan „Scienece for a better life“ nicht wie eine Farce klingt, sondern ein Markenzeichen wird.