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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

BAYER & Co. machen gut Wetter auf der COP30

CBG Redaktion

Presse-Information vom 10.11.25

Der BAYER-Konzern unternimmt enorme Lobby-Anstrengungen, um auf der heute beginnenden Klimakonferenz in Belém von seinem enormen Treibhausgas-Ausstoß abzulenken. Er tritt als „diamond sponsor“ der AgriZone auf, in der Big Agro „eine positive Botschaft über den Landwirtschaftssektor in der Klima-Agenda“ verkünden will. So heißt es einem Positionspapier des brasilianischen Agrarwirtschaftsverbands ABAG, die COP30 in Belém repräsentiere „eine hervorragende Gelegenheit, als Teil der Lösung für die Herausforderungen, die der Klimawandel darstellt, wahrgenommen zu werden“. Neben zahlreichen einheimischen Firmen und Organisationen haben auch BAYER, BASF, Bosch, Syngenta, Corteva, der Unternehmensverband Croplife, der Landmaschinen-Hersteller John Deere, der Düngemittel-Multi YARA, und der Nahrungsmittelrohstoff-Mogul Cargill Beiträge zu dem Papier geliefert. 

„160.000 Euro hat BAYER in die AgriZone investiert. Der Konzern versucht mit viel Geld, die COP zu kapern“, konstatiert Brigitte Hincha-Weisel von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). Mit den Vorbereitungen dazu hat der Leverkusener Multi schon frühzeitig begonnen. Zehn seiner ManagerInnen gehörten 2024 bereits der offiziellen brasilianischen COP29-Delegation an, die sich in Aserbaidschan für die COP im eigenen Land warmlief. Zudem trat der Global Player seine für Strategie und Nachhaltigkeit zuständige Direktorin Alessandra Fajardo an den „Unternehmensverband für nachhaltige Entwicklung“ (CEBDS) ab. Dort sollte Fajardo der Zeitung Estadão zufolge „gemeinsam mit den anderen Führungskräften die Mobilisierung von Unternehmen für die COP30 anführen“.

Ursprünglich standen nicht wenige VertreterInnen der Landwirtschaftsbranche der Klimakonferenz äußerst reserviert gegenüber. Ein Interessensverband plante sogar eine Art Gegengipfel und ließ erst nach einer Intervention staatlicher Stellen davon ab. Das Agro-Business trägt nämlich maßgeblich dazu bei, dass Brasilien mit einem Treibhausgas-Ausstoß von 2,1 Milliarden Tonnen in der aktuellen Rangliste der größten Klimasünder der Welt den 7. Platz einnimmt. Der Anteil der Landwirtschaft an diesen Emissionen betrug 29 Prozent und derjenige der – auch hauptsächlich von diesem Sektor betriebenen – Regenwald-Abholzungen 42 Prozent. 

Bei BAYER selbst produziert die Agrar-Sparte ebenfalls das Gros der jährlich rund drei Millionen Tonnen an Treibhaus-Gasen. Dafür sorgt vornehmlich Glyphosat, denn neben allem anderen ist das Herbizid auch noch ein veritabler Klima-Killer. Dessen Vorprodukt Phosphor lässt sich nämlich nur unter großer Hitze-Einwirkung aus Phosphorit gewinnen. Auf eine Temperatur von rund 1.500 Grad muss der Ofen am Standort Soda Springs dafür kommen und braucht entsprechend viel Energie.

Angesichts dieser Klima-Bilanz von BAYER & Co. sah die in Brasília ansässige staatliche Agrarforschungsgesellschaft Embrapa Handelsbedarf. Sie schuf den Landwirtschaftsmultis mit der AgriZone eine geeignete Plattform zur Selbstinszenierung als klima-bewusster Industrie-Zweig. 

„Nachhaltige Intensivierung“ heißt da das Zauberwort und „Regenerative Landwirtschaft“ das Zaubermittel. Nicht weniger als 27 Panels zu diesem Thema führt das Programm auf. Der BAYER-Konzern versteht unter regenerativer Landwirtschaft „ein ergebnis-orientiertes Produktionssystem mit dem Ziel, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern, die Einkommen der Landwirte und gleichzeitig die Klimaresilienz der Landwirtschaft und die Regeneration der Natur“. Ein bisschen mehr Boden- und Wasserschutz, Agroforst-Systeme und ein Rückgriff auf kohlenstoff-arme Technologien sollen es richten. Ein Verzicht auf Pestizide, Mineraldünger, Gentechnik und Massentierzucht sieht das Konzept nicht vor. Glyphosat kommt darin sogar noch als Klimaretter ins Spiel, weil es das CO2 freisetzende Pflügen unnötig macht. 

Die Initiative Grain nennt die Aktivitäten nicht zuletzt deshalb „eine monumentale Übung in Agro-Greenwashing“. Anna Cárcamo von Greenpeace Brasil kritisiert die AgriZone ebenfalls: „Diese Räume bestimmen zwar nicht allein die Ergebnisse der COP, aber der Einfluss der Lobby großer Wirtschaftssektoren ist unbestreitbar.“ Dementsprechend erwartet der brasilianische Pestizid-Gegner Alan Tygel von der „Permanenten Kampagne gegen Agrargifte und für das Leben“ nicht viel von der Klimakonferenz. „Wir dürfen uns keine Illusionen über die COP machen. Die durch das kapitalistische System verursachte Umweltkrise wird nicht von Regierungen gelöst werden, die von Unternehmen kontrolliert werden, die von der Ausbeutung der natürlichen Ressourcen profitieren. Die Finanzierung der ‚AgriZone für nachhaltige Landwirtschaft‘ durch Unternehmen wie Bayer und Nestlé und die Anwesenheit von Vertretern von Syngenta in der Schweizer Delegation sind ein Beweis für das Scheitern der COP. Entweder werden die Lösungen von den Menschen selbst entwickelt, oder es wird keine Lösung geben“, so Tygel. 

Die Menschen selbst werden nicht nur in Belém ihren Protest gegen diesen Schulterschluss artikulieren. Am 14. November findet der internationale Klimastreik zur COP30 statt, an dem die CBG in Düsseldorf teilnimmt, und einen Tag später schon der „Global Action Day“.

Die „Toxic Trade Tour“ macht Halt in Berlin

CBG Redaktion

Hoher Besuch vorm Bundeskanzleramt

Am 3. November machte die „Toxic Trade Tour“ gegen das geplante EU-Mercosur-Abkommen Halt in der Bundeshauptstadt. Von Wien, München und Warschau kommend, legte sie auf ihrem Weg nach Brüssel einen Zwischenstopp in Berlin ein. 

Da der forcierte Handel mit gesundheitsschädlichen Agrochemikalien zu den bekanntesten Risiken und Nebenwirkungen des Deals zählt, bauten die AktivistInnen vom Netzwerk Gerechter Welthandel vor dem Bundeskanzleramt eine riesige Pyramide aus Pestizid-Fässern auf und schenkten daneben an einer Bar Gift-Cocktails aus.

Der brasilianische Geologe Dr. Ronaldo Barros Sodré und Raimunda Francisca Vieira Paz vom Menschenrechtszentrum der Diözese Balsas-MA schilderten, welche verheerenden Auswirkungen die Gift-Frachten made in Germany vor Ort haben. Der Toxikologe Dr. Peter Clausing ging in seinem Rede-Beitrag noch einmal gesondert auf diejenigen Pestizide ein, die innerhalb der EU wegen ihrer Gefährlichkeit keine Zulassung (mehr) haben. 

Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren nahm sich dann mit dem BAYER-Konzern einen der Hauptproduzenten dieser und anderer Agro-Chemikalien vor, gehört der Leverkusener Multi doch zu den Hauptprofiteuren des Abkommens. Die darin festgelegte Abschaffung der Einfuhrzölle für Glyphosat & Co. sorgt nämlich für noch bessere Geschäftsaussichten. Aber auch das ganze agro-industrielle Modell mit seinen bekannten Risiken und Nebenwirkungen wie der Abholzung von Regenwald und der Vertreibung indigener Gemeinschaften erhält durch den nunmehr „Partnerschaftsabkommen“ titulierten Vertrag Auftrieb, warnte Pehrke. Dabei ist das brasilianische Agro-Business jetzt schon für den Hauptteil der Treibhausgas-Emissionen des Landes verantwortlich, hob er mit Blick auf die am 10. November beginnende Klima-Konferenz in Belém hervor.

Friedrich Merz fand leider keine Zeit, aus dem Bundeskanzleramt zu kommen und sich den Fragen der AktivistInnen zu stellen. Deshalb mussten die AktivistInnen mit einem Double vorliebnehmen. Aber die Antworten verleugneten den beunruhigenden Charakter der Übereinkunft völlig. Daher ergoß sich über dem Merz-Lookalike leider ein Teil der eigentlich für die Mercosur-Länder bestimmten Gift-Fässer vorzeitig, und Ursula Von der Leyen erging es im Anschluss nicht besser.

„Sehr deutlich haben Sie unsere Kritik an dem EU-Mercosur-Abkommen ignoriert“, fasste Hanni Gramann von ATTAC die unerquicklichen Interviews zusammen und stellte am Schluss noch einmal klar: „Es braucht ein Abkommen, das die ungleichen Handelsbeziehungen überwindet und die sozial-ökologischen Risiken minimiert.“

Die „Toxic Trade Tour“ kommt nach Berlin

CBG Redaktion

Proteste gegen das EU-Mercosur-Abkommen

Presse-Information vom 30.10.2025

Save the date: 3. November, 15:00 Uhr „Toxic Trade Tour“ in Berlin: Fotoaktion mit Giftfässern, giftigem Pestizidschleim sowie Doubles von Friedrich Merz und Ursula von der Leyen vor dem Bundeskanzleramt

Berlin, 29.10.: In den kommenden Wochen könnten entscheidende Weichen für das EU-Mercosur-Abkommen gestellt werden. Nach den Plänen der Europäischen Kommission soll bereits beim EU-Ratstreffen der Handelsminister*innen am 24. November über das Abkommen entschieden werden. Bundeskanzler Friedrich Merz erklärte in der letzten Woche, dass spätestens am 19. Dezember alle 27 Regierungschefs und -chefinnen der EU dem kontroversen Handelsabkommen zustimmen werden. Anschließend müsste noch das EU-Parlament über den Vertrag abstimmen.

Giftfässer symbolisieren die Gefahren des Abkommens

Mit einer europaweiten Protest-Tour, der „Toxic Trade Tour“, machen mehr als 45 Organisationen aus Lateinamerika und der EU auf die gefährlichen Folgen des Abkommens aufmerksam. Am 27. Oktober startete die einmonatige Reise eines mit Giftfässern beladenen Transporters in Wien. 

Am Montag, 3.11. um 15.00 wird dieser Gift-Transporter in Berlin vor dem Bundeskanzleramt erwartet. Im Rahmen einer Kundgebung ergießt sich der Inhalt der Fässer auf Bundeskanzler Friedrich Merz und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (Doubles). Mit dieser Aktion soll auf die Gefahren dieses toxischen Handelsabkommens für Mensch und Umwelt aufmerksam gemacht werden, die von den politischen Entscheidungsträger*innen entweder ignoriert oder offen verneint werden. Gleichzeitig tritt die Tour auch für ein Verbot der Ausfuhr solcher Pestizide von Bayer, BASF & Co. in die Mercosur-Länder ein, die in der EU wegen ihrer Gefährlichkeit keine Zulassung (mehr) haben. 

„Aber nicht nur diese Praxis der doppelten Standards fördert der toxische Deal. Auch andere Risiken und Nebenwirkungen des agro-industriellen Modells forciert der Handelsvertrag wie z. B. die Abholzung des Regenwalds und die Vertreibung der indigenen Gemeinschaften“, so Brigitte Hincha-Weisel von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). 

Die Organisationen fordern daher die EU-Entscheidungsträger*innen auf, gegen das EU-Mercosur-Abkommen zu stimmen.

Weitere Stationen der Protest-Tour sind unter anderem Paris, Madrid und Lissabon. Am 24. November erreicht die „Toxic-Trade-Tour“ ihre Endstation Brüssel, pünktlich zum EU-Ratstreffen der Handelsminister*innen.

Aktion im Rahmen der europaweiten „Toxic Trade Tour“ in Berlin

Montag, 03.11., 15:00 Uhr
Berlin, Bundeskanzleramt (vor dem Ehrenhof)

Bilder der Aktion zeitnah hier: https://www.picdrop.com/dieprojektoren/GdtrfzDfnL

Mehr Informationen unter: https://europeantradejustice.org/toxic-trade-tour/

UN-Sonderberichterstatter warnt: Konzernmacht gefährdet das Recht auf Nahrung

CBG Redaktion

Presse-Information vom 17.10.2025

Am heutigen 17. Oktober stellt der UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, Michael Fakhri, seinen aktuellen Bericht der 80. Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York vor. Der Report warnt vor der zunehmenden Konzentration von Marktmacht bei wenigen transnationalen Konzernen, die politisch immer größeren Einfluss haben und bestimmen, was an Lebensmitteln produziert und konsumiert wird. Er stellt klar, dass diese Machtfülle gravierende Folgen für Umwelt, Gesundheit und Menschenrechte hat und das Recht auf Nahrung systematisch untergräbt. „Die Macht der Unternehmen im Lebensmittelsektor ist stark konzentriert, sodass eine relativ kleine Gruppe von Menschen die Nahrungsmittelsysteme so gestalten kann, dass sie dem obersten Ziel der Gewinnmaximierung dienen und nicht dem Gemeinwohl“, heißt es in dem Dokument.

Es untermauert diesen Befund mit Zahlen: Gerade einmal 1 Prozent der industriellen Landwirtschaftsbetriebe verfügen inzwischen über 70 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Gleichzeitig kontrollieren vier Unternehmen mehr als die Hälfte des kommerziellen Saatgutmarktes und über 60 Prozent des Pestizidmarktes. Ähnlich dominant ist eine kleine Zahl von Anbietern bei Düngemitteln, Landmaschinen und Tierarzneien. Der Sonderberichterstatter sieht darin eine Hauptursache für Hunger und Mangelernährung. „Diese Oligopole treiben Preise nach oben, drücken Löhne nach unten und schaffen Abhängigkeiten, welche Kleinbäuer*innen und Verbraucher*innen weltweit gleichermaßen entrechten“, bestätigt Jan Pehrke von der Coordination gegen Bayer-Gefahren e. V.

Der Bericht erwähnt namentlich die beiden deutschen Konzerne BAYER und BASF, die gemeinsam mit Syngenta und Corteva den Saatgut- und Pestizid-Sektor dominieren. Die große Marktmacht des Geflügel-Multis EW und der hiesigen Supermärkte kritisiert er ebenfalls.

Der Report beschreibt außerdem die gesundheitlichen Auswirkungen des aktuellen Ernährungssystems, die auch in Deutschland spürbar sind. Hochverarbeitete Produkte verdrängen vielerorts frische Lebensmittel, fördern Überkonsum und erhöhen das Risiko für nicht-übertragbare Krankheiten wie Diabetes. „Besonders Kinder sind Ziel aggressiver Marketingstrategien, die ungesunde Ernährung fördern und langfristig zu gesundheitlichen Problemen führen“, sagt Jan Dreier von der Menschenrechtsorganisation FIAN Deutschland.

Der Sonderberichterstatter zeigt auch klare Handlungsbereiche auf: Monopole müssen reguliert und Wettbewerbsrechte konsequent durchgesetzt werden. Überdies mahnt er ein strengeres Unternehmensrecht an. „Das Unternehmensrecht fasst Unternehmen als juristische Personen mit einer übermäßigen Anzahl von Rechten und nur sehr wenigen verbindlichen Pflichten“, schreibt Fakhri. Zudem müssten kollektive Rechte an Land und Saatgut rechtlich abgesichert werden, damit Gemeinschaften nicht von Konzernen verdrängt werden. Öffentliche Gelder sollten gezielt in agrarökologische Programme fließen und ungesunde Lebensmittel höher besteuert werden, anstatt industrielle Großprojekte zu subventionieren. Auch städtische Ernährungspolitiken können so gestaltet werden, dass Verbraucher*innen Zugang zu gesunden und bezahlbaren Lebensmitteln erhalten.

FIAN und die Coordination gegen BAYER-Gefahren haben eine gemeinsame Eingabe für den Bericht gemacht. 

Weitere Informationen:
Bericht des UN-Sonderberichterstatters
Gemeinsame Einreichung
FIAN-Studie mit Daten zu Landungleichheit

Vorstellung des Berichts vor der UN-Generalversammlung: 17. Oktober 2025, drittes Komitee der Generalversammlung, vormittags New Yorker Zeit

CBG-beteiligt sich an EU-Konsultation

CBG Redaktion

Die EU will im Zuge ihrer Deregulierungsanstrengungen auch Hand an die Bestimmungen zu Pestiziden, Bioziden, Futtermitteln und Lebensmitteln legen und plant ein entsprechendes Omnibus-Vereinfachungspaket. Bei solchen Vorhaben ist immer auch eine öffentliche Beteiligung vorgesehen. Das hat die Coordination gegen BAYER-Gefahren auch genutzt und sich in ihrem Statement vehement gegen eine Aufweichung der Vorschriften ausgesprochen.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) spricht sich gegen das Omnibus-Vereinfachungspaket für den Sektor „Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit“ aus. 

Die EU darf die Profit-Interessen des Agro-Business‘ nicht über den Gesundheitsschutz der BürgerInnen stellen. Insbesondere die Bestrebungen zur Aufweichung der Bestimmungen, die die Pestizid-Regulierung betreffen, sieht die CBG kritisch. 

Aktuelle Defizite bei der Umsetzung der Vorschriften zur Zulassung und Zulassungsverlängerung von Ackergiften können kein Grund dafür sein, die Vorschriften selbst in Frage zu stellen. Strafgesetze werden ja auch nicht einfach mit dem Verweis darauf gelockert, dass die Verfolgung und Ahndung von Straftaten Polizei und Justiz oftmals belastet und nicht immer zur vollen Zufriedenheit verläuft. Die vorhandenen Vollzugsdefizite vor allem bei den Zulassungsverlängerungen von Agro-Chemikalien müssten der EU vielmehr ein Ansporn sein, die Mängel zu beheben. Die zunehmende Anzahl von Pestiziden, die sich nur aufgrund von „technischen Verlängerungen“ – also ohne Risiko-Prüfungen auf der Basis der neuesten wissenschaftlichen Studien – noch am Markt halten, ist ein Skandal.

Die CBG drängt jedoch nicht nur auf die Einhaltung der geltenden Pestizid-Regularien. Sie identifiziert darüber hinaus viele Bereiche, die eher nach Verschärfung denn nach „Vereinfachung“ verlangen. Nach Ansicht der CBG besteht beispielsweise akuter Handlungsbedarf bei denjenigen Pestiziden, die zur Gruppe der PFAS gehören, denn innerhalb der EU gelangen jährlich nicht weniger als 5.500 Tonnen dieser extrem gesundheitsschädlichen Ewigkeitschemikalien auf die Felder. 

Dementsprechend finden sich in fast allen Gewässern Rückstände der Mittel. Als besonders problematisch erweist sich hierbei TFA, unter anderem Abbau-Produkt der BAYER-Pestizide Flufenacet und Fluopyram. „Derzeit sind die TFA-Konzentrationen um Größenordnungen höher als die von anderen PFAS – und um Größenordnungen höher als die von anderen Pestiziden und Pestizid-Metaboliten“, konstatieren Hans Peter H. Arp und seine MitautorInnen in der Studie „The Global Threat from the irreversible Accumulation of Trifluoroacetic Acid (TFA)“.

Auch weist der Schutz von Berufsgruppen, die professionell mit Pestiziden umgehen, eklatante Schwächen auf. So haben, seitdem „Parkinson durch Pestizide“ in Deutschland bei LandwirtInnen als Berufskrankheit anerkannt ist, schon über tausend Bauern und Bäuerinnen einen entsprechenden Antrag gestellt. Darum gilt es nach Meinung der CBG, den möglichen neurotoxischen Effekten von Pestiziden im Genehmigungsprozess mehr Beachtung zu schenken und von den Herstellern mehr Daten dazu einzufordern.

Der Begriff „Vereinfachung“ ist in den Augen der CBG ein Euphemismus. Es geht vielmehr um Deregulierungen auf Verlangen der Wirtschaft, die mit ihrem routinierten Lamento über „Bürokratie-Monster“ mal wieder durchzudringen droht. Die Coordination betrachtet „Regulation“ hingegen als etwas Positives im Sinne des „Climate Action Network“: „Regulierung ist ein demokratisches Instrument, um Menschen und den Planeten vor der Macht der Konzerne zu schützen.

CBG bei Antikriegsdemo in Berlin

CBG Redaktion

Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) gehörte mit zu den über 500 Gruppen, die den Aufruf „Nie wieder kriegstüchtig. Stehen wir auf für den Frieden“ mitunterzeichnet haben. „Wir fordern statt Eskalation Diplomatie und Entspannungspolitik und fordern die Bundesregierung auf, sich für ein schnelles Ende der Kriege in Europa, im Nahen und Mittleren Osten einzusetzen“, hieß es darin unter anderem. Am 3. Oktober 2025 gingen in Deutschland rund 35.000 Menschen dafür auf die Straße. Die CBG beteiligte sich an der Demonstration in Berlin.

CBG verlangt Aufklärung über Pestizid-Einleitungen

CBG Redaktion

Presse-Information vom 24.09.25

Die Bezirksregierung darf nicht mauern!

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) kritisiert die Informationspolitik der Bezirksregierung Köln zu den Pestizid-Rückständen, die vom Leverkusener Chem„park“ der Currenta aus in den Rhein gelangen. So hat die Behörde in ihrer Antwort auf eine Anfrage des BUND NRW nur die Quellen für die Verunreinigungen mit dem PFAS-Stoff PFBS genannt. Zur Herkunft der Ackergifte Cyproconazol, Prothioconazol und Imidacloprid verweigert sie hingegen die Auskunft und begründet das mit Betriebs- und Geschäftsgeheimnissen der Hersteller.

„Das Bekanntwerden der Information würde das Geschäftsmodell des Betreibers zum Erliegen bringen und somit einen irreversiblen wirtschaftlichen Schaden für diesen verursachen“, schreibt die Bezirksregierung. Sie sieht diese Position durch die Rechtslage gestützt und verweist dazu seitenlang auf entsprechende Gerichtsurteile und EU-Verordnungen.

„Der Schutz von Unternehmen geht der Bezirksregierung offensichtlich über den Schutz von Mensch, Tier und Umwelt“, kritisiert Brigitte Hincha-Weisel von der CBG. Das wiegt nach Ansicht der Coordination um so schwerer, da es sich bei zweien der drei Agrochemikalien – Cyproconazol und Imidacloprid – um solche handelt, denen die EU wegen ihres Gefährdungspotenzials die Genehmigung entzogen hat.

Aber nicht nur Geschäftsgeheimnisse stehen dem Aufklärungsinteresse entgegen. „Des Weiteren befinden wir uns zum Ursprung des Imidacloprids noch in der Ermittlungsphase“, erklärt die Bezirksregierung. „Das erscheint unglaubwürdig, denn wer die Substanz entwickelt hat, ist kein Geheimnis: Er war der BAYER-Konzern. Und außer ihm produziert in den Chem„parks“ von Dormagen und Leverkusen nur noch Lanxess Pestizide“, hält Hincha-Weisel fest. 

Noch aus einem anderen Grund dürften die Ermittlungen eigentlich kein Problem sein. Nach der verheerenden Chem„park“-Explosion vom 27. Juli 2021, die sieben Menschenleben kostete, hatte die Currenta nämlich zugesichert, künftig über alle im Entsorgungszentrum eingehenden Produktionsrückstände genau Buch zu führen – gerade um eine Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten. „Entweder hält sich das Unternehmen nicht daran oder die Bezirksregierung will nur einfach keine Namen nennen. Beides ist nicht zu akzeptieren“, so Hincha-Weisel.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert die Bezirksregierung Köln auf, sich zu mehr Transparenz der Öffentlichkeit gegenüber zu bekennen und mehr Anstrengungen zu unternehmen, um die von den Chem„parks“ des Landes ausgehenden Umweltbelastungen in den Griff zu bekommen.

Auftakt der Kampagne gegen den EU-Mercosur-Vertrag

CBG Redaktion

Weg mit dem toxischen Deal!

Am heutigen Dienstag beginnt die Kampagne gegen den EU-Mercosur-Vertrag. Anfang September hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nämlich mit dem Ratifizierungsprozess die finale Phase zu dessen Abschluss eingeläutet. Als einen „wichtigen Meilenstein für die wirtschaftliche Zukunft der EU“, bezeichnete sie den Deal. Auch die Wirtschaft zeigte sich erfreut. Von „Europas historischer und zugleich letzter Chance, im südamerikanischen Markt als gleichberechtigter Partner aufzutreten“, sprach Dirk Jandura vom „Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA). „Wir sollten diese Chance nutzen, bevor andere Mächte die Region vollständig unter sich aufteilen“, mahnte er. 

Neben der Auto-Branche profitiert vor allem die Chemie-Industrie von dem Handelsvertrag. Die von den Mercosur-Ländern vorgesehene Abschaffung der Import-Zölle für mehr als 90 Prozent aller Waren verschafft BAYER & Co. bessere Absatz-Möglichkeiten für ihre Waren, denn bisher beliefen sich die Sätze für Chemikalien auf bis zu 18 Prozent und für Pharmazeutika und Pestizide auf bis zu 14 Prozent. Damit nicht genug, verspricht sich der Leverkusener Multi auch von den Vergünstigungen für die Einfuhr von Agrar-Rohstoffen, die Brüssel im Gegenzug gewährt, so einiges. Es ist nämlich ein höherer Genpflanzen- und Pestizid-Absatz zu erwarten, wenn insbesondere das brasilianische und das argentinische Agro-Business besseren Geschäften auf dem alten Kontinent entgegensieht. Der EU-Forschungsdienst hat dafür bereits Zahlen vorgelegt. Er rechnet mit einer Steigerung des Anteils der Mercosur-Staaten an den Lebensmittel-Importen der Europäischen Union von derzeit 17 auf 25 Prozent.

Die Monokulturen dürften sich dadurch noch weiter in die Regenwälder reinfressen und zu Vertreibungen von Indigenen führen. Zudem verstärkt die Übereinkunft die bestehenden Ungleichgewichte im Handel zwischen Lateinamerika und Europa, weil sie die Rolle der Staaten des Kontinents als Lieferanten billiger Rohstoffe ohne großen Wertschöpfungsanteil verfestigt und die wegfallenden Handelsbarrieren für veredelte Güter aus Europa es den MERCOSUR-Industrien noch schwerer machen, die Rückstände aufzuholen.

Allerdings kann das Abkommen erst in Kraft treten, wenn das Europäische Parlament und die Mitgliedsländer ihr Ja-Wort geben. Aber dagegen formiert sich Widerstand. Ein Bündnis aus Initiativen dies- und jenseits des Atlantischen Ozeans wendet sich gegen den „toxischen Deal“ und hat zum Kampagnen-Auftakt ein Video produziert.

https://www.youtube.com/watch?v=NgUisCe6xr4

CBG-Jahrestagung 2025

CBG Redaktion

BAYERs prekäre Lieferketten – Welt im Würgegriff

Zeit: 11.10.2025, 10:00 – ca.17:00

Ort:  Bürgerhaus; Stadtteilzentrum Bilk; Bachstraße 145; 40217 Düsseldorf

Die Lieferketten von BAYER & Co. umspannen den gesamten Erdball. Vor allem bei den ersten Gliedern, die sich vorzugsweise in den Ländern des globalen Südens befinden, kommt es dabei immer wieder zu schwerwiegenden Verletzungen ethischer, sozialer und/oder ökologischer Standards. Bei den Zulieferern von BAYER handelt es sich dabei unter anderem um Kinderarbeit, Arbeitsschutz-Verletzungen und Behinderung gewerkschaftlicher Betätigung.

Paragrafen-Werke wie das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichten-Gesetz oder die Lieferketten-Richtlinie, die das Schlimmste verhindern sollten, geraten derweil als „Bürokratie-Monster“ zunehmend unter Druck. 

Unbill droht den Konzernen jedoch von einer anderen Seite. Seit Corona laufen die Lieferketten nicht mehr wie geschmiert. Die „One World“ des Kapitals zeigt Brüche. Von „Deglobalisierung“, „multipolarer Weltordnung“ und einem „neuen Merkantilismus“ ist zunehmend die Rede.

Als das möchte die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) an dem Tag erörtern.

Programm

– Änderungen vorbehalten – 

ab 9.30 Uhr  Einlass & Registrierung

10.00 Uhr  Begrüßung/Einführung

10.15 Uhr  Lieferkettengesetz in Gefahr

                  Tilman Massa (Dachverband Kritische Aktionärinnen und Aktionäre)

11.00 Uhr   Nachfragen und Diskussion

11.30 Uhr BAYERs prekäre Lieferketten

                 Jan Pehrke (Coordination gegen BAYER-Gefahren)

12.15 Uhr Nachfragen und Diskussion

12.45 Uhr Mittagspause

14.00 Uhr    Ist die Globalisierung am Ende?

                    Werner Rätz (ATTAC)

14.45 Uhr Nachfragen und Diskussion

15.15 Pause

15.30 Uhr Aktiv in der CBG

                 Vorstellung neuer Kampagnen

Offenes Ende

In Kooperation mit:

CBG-Jahrestagung 2025

CBG Redaktion

BAYERs prekäre Lieferketten – Welt im Würgegriff

Zeit: 11.10.2025, 10:00 – ca.17:00

Ort:  Bürgerhaus; Stadtteilzentrum Bilk; Bachstraße 145; 40217 Düsseldorf

Die Lieferketten von BAYER & Co. umspannen den gesamten Erdball. Vor allem bei den ersten Gliedern, die sich vorzugsweise in den Ländern des globalen Südens befinden, kommt es dabei immer wieder zu schwerwiegenden Verletzungen ethischer, sozialer und/oder ökologischer Standards. Bei den Zulieferern von BAYER handelt es sich dabei unter anderem um Kinderarbeit, Arbeitsschutz-Verletzungen und Behinderung gewerkschaftlicher Betätigung.

Paragrafen-Werke wie das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichten-Gesetz oder die Lieferketten-Richtlinie, die das Schlimmste verhindern sollten, geraten derweil als „Bürokratie-Monster“ zunehmend unter Druck. 

Unbill droht den Konzernen jedoch von einer anderen Seite. Seit Corona laufen die Lieferketten nicht mehr wie geschmiert. Die „One World“ des Kapitals zeigt Brüche. Von „Deglobalisierung“, „multipolarer Weltordnung“ und einem „neuen Merkantilismus“ ist zunehmend die Rede.

Als das möchte die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) an dem Tag erörtern.

Referent*innen:

Tilman Massa (Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre): Lieferkettengesetz in Gefahr: Politisches Ringen um verbindliche Regeln für Konzernverantwortung in entscheidender Phase

Jan Pehrke (CBG): BAYERs prekäre Lieferketten – Welt im Würgegriff

Werner Rätz (ATTAC): Ist die Globalisierung am Ende?

In Kooperation mit:

Schwarz-Rot schleift das Lieferketten-Gesetz

CBG Redaktion

Ein Kniefall vor den Konzernen

Presse-Information vom 04.09.25

Das Bundeskabinett hat am Mittwoch eine Aushöhlung des Lieferketten-Gesetzes beschlossen. CDU und SPD kündigten an, die Berichtspflichten abzuschaffen und Sanktionen nur noch bei schwerwiegenden Verstößen gegen die Menschenrechte zu verhängen. So wollen die Koalitionspartner „Bürokratie zurückbauen“ und „die deutsche Volkswirtschaft stärken“. Damit nicht genug, unterstützt die Bundesregierung auch noch Forderungen nach „ambitioniertem Rückbau“ der EU-Lieferkettenrichtlinie.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) kritisiert das scharf. „Die Menschenrechte sind kein Bürokratie-Monster. Zudem hatten es die Konzerne lange selbst in der Hand, über die Einhaltung von ethischen Standards bei ihren Zulieferern zu wachen. Aber die freiwillige Selbstverpflichtung führte zu nichts. Nur darum wurde der lange geduldige Gesetzgeber schließlich doch aktiv und erließ das Lieferkettensorgfaltspflichten-Gesetz. Doch kaum nach dessen Einführung im Jahr 2023 beginnen schon wieder die Abwrack-Arbeiten. Das ist ein Skandal“, konstatiert Brigitte Hincha-Weisel vom Vorstand der CBG.

Nun dürfte von dem, was dem damals für das Paragrafen-Werk mitverantwortlichen Minister Gerd Müller (CSU) als ein „Meilenstein zur Bekämpfung moderner Sklaverei und der Ausbeutung von Kindern“ galt, nicht mehr viel übrig bleiben. Bloß durch die Berichte kann die Öffentlichkeit nämlich erfahren, was sich entlang der weltumspannenden Lieferketten der Unternehmen so tut. Und das ist mitunter eine ganze Menge. 

BAYER beispielsweise weist für das vergangene Jahr 63 Fälle von „Missachtung von Arbeitsschutz und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren“, fünf Verstöße gegen das „Verbot der Ungleichbehandlung von Beschäftigten“ und elf Verstöße gegen das „Verbot des Vorenthaltens eines angemessenen Lohns“ aus. 2023 kam es sogar zu Kinderarbeit und zur Behinderung gewerkschaftlicher Betätigung.

Die Coordination hatte diese Vergehen auf die Tagesordnung der letzten Hauptversammlung im April gesetzt und vom Vorstand Erklärungen verlangt. Überdies reichte sie dazu einen Gegenantrag ein. Die Verantwortlichen anderer Aktien-Gesellschaften mussten sich auf ihren AktionärInnen-Treffen ebenfalls kritischen Fragen zu diesem Komplex stellen.

„Das entkernte Lieferketten-Gesetz wird nicht so einfach seinen parlamentarischen Gang gehen. Das werden Proteste zu verhindern wissen“, so Hincha-Weisel abschließend.

Gegenantrag Aufsichtsratswahl

CBG Redaktion

Hiermit zeigen wir an, dass wir zum Punkt 4 der Tagesordnung den Vor­schlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widersprechen und dieAktionärInnen veranlassen wollen, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen: 

Gegenantrag zu TOP 4: Wahlen zum Aufsichtsrat 

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren spricht sich dagegen aus, das Aufsichtsratsmandat von Alberto Weisser zu verlängern. Sie schlägt stattdessen vor, mit Wirkung ab Beendigung der ordentlichen Hauptversammlung 2025 bis zur Beendigung der Hauptversammlung, die über seine Entlastung für das Geschäftsjahr 2028 beschließen wird, zu wählen:

Axel Köhler-Schnura, Düsseldorf (Diplom-Kaufmann und Ehrenvorstand der CBG)

Gegenantrag Online-Hauptversammlungen

CBG Redaktion

Hiermit zeigen wir an, dass wir zum Punkt 8 der Tagesordnung den Vor­schlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widersprechen und dieAktionärInnen veranlassen wollen, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen: 

Gegenantrag zu TOP 8: 

Erneute Berechtigung zu virtuellen Hauptversammlungen

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren spricht sich dagegen aus, den Vorstand weiter zur Abhaltung von virtuellen Hauptversammlungen zu berechtigen, weil dieses Format die AktionärInnen-Demokratie einschränkt.

Schon lange vor der Corona-Pandemie hat BAYER damit geliebäugelt, seine Hauptversammlungen künftig nur noch online abzuhalten. Das erspart es dem Unternehmen nämlich, sich direkt mit der Konzern-Kritik konfrontieren zu müssen. 

Die Auseinandersetzung mit Geschädigten von BAYER-Produkten und anderen RednerInnen möchte sich BAYER nämlich lieber ersparen. 

Auch von den AktionärInnen will er die Konzern-KritikerInnen lieber fernhalten, zeigten sich diese doch in der Vergangenheit nicht selten beeindruckt von den Beiträgen und suchten den Dialog. Manche haben der Coordination im Anschluss sogar ihre Stimmrechte übertragen. 

Diese Art der Kommunikation ist nun nicht mehr möglich. Auch können die AktivistInnen die AktionärInnen nicht mehr mit Flugblättern, Transparenten, kleinen Aktionen oder sonstigen Akten der politischen Kommunikation über ihre Anliegen informieren. 

Solange die Hauptversammlung lediglich online im virtuellen Raum stattfindet, ist sie kein Ort des wirklichen Austausches zwischen AktionärInnen und Management mehr. Darum lehnt die Coordination gegen BAYER-Gefahren es ab, den Vorstand weiter zur Abhaltung von Hauptversammlungen im Internet zu berechtigen. Sie fordert stattdessen eine Rückkehr zum Präsenz-Format.

Gegenantrag V-Fluence

CBG Redaktion

Hiermit zeige ich an, dass ich in meiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren zum Punkt 2 der Tagesordnung den Vor­schlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widerspreche und die AktionärInnen veranlassen will, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen: 

Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet

BAYERs Jagd nach dem größtmöglichen Profit geht Hand in Hand mit der Bekämpfung von Kritik an den eigenen fragwürdigen Geschäftspraktiken. Die Zusammenarbeit des Konzerns mit dem „Public-relations“-Unternehmen V-Fluence, das AktivistInnen bespitzelte und Listen mit Informationen über deren Privatleben erstellte, ist nur ein Ausdruck davon. Die Verantwortung für diese Kooperation liegt beim Vorstand, Darum ist ihm die Entlastung zu verweigern. 

Jay Byrne, seines Zeichens ehemaliger Kommunikationschef der jetzigen BAYER-Tochter Monsanto gründete das Unternehmen V-Fluence und das ihm angeschlossene Netzwerk-Portal „Bonus Eventus“ mit dem Ziel, eine Plattform für Big Agro zu schaffen, über die ein koordiniertes Vorgehen gegen KritikerInnen ermöglicht wird. 

Im Jahr 2018 erregte der Versuch Aufsehen, vermittels „Bonus Eventus“ eine Konferenz des „World Food Preservation Center“ in Kenia zu verhindern, weil auf der Veranstaltung auch Gentechnik- und PestizidgegnerInnen sprechen sollten. Jimmy Kiberu, für BAYER CROPSCIENCE in Kenia als PR-Manager tätig, schrieb in diesem Kontext über die OrganisatorInnen und ReferentInnen: „Obgleich wir vielleicht nicht ihre langfristigen Pläne und Strategien kennen, dürfen wir nicht ihre Fähigkeit unterschätzen, Unruhe zu stiften und Zweifel zu säen, was in diesen schwierigen Zeiten Auswirkungen auf einflussreiche Personen und die Politik haben könnte.“ Darum schlug er umgehend ein Treffen zur Planung von Gegenstrategien vor. Auch Regierungsstellen in den USA wollten Kiberu & Co. dabei einbinden.

Aber nicht nur bei solchen Aktionen erwies sich V-Fluence als nützlich für die Agro-Riesen. So organisierte die Firma etwa eine Zusammenkunft von BAYER-ManagerInnen und anderen VertreterInnen der Branche mit US-amerikanischen Handelsbeauftragten, „um die Pestizid-Handelspolitik für das Jahr 2018 zu erörtern“.

Der im Jahr 2018 von BAYER übernommene Monsanto-Konzern arbeitete ebenfalls mit V-Fluence zusammen. Der 2014 zwischen den beiden Partnern geschlossene Vertrag vermittelt einen plastischen Eindruck davon, wie Unternehmen versuchen, sich in der Öffentlichkeit ein positiveres Image zu geben. So heißt es wörtlich im Anhang I des Vertrags unter dem Titel „Work Plan“: „V-FLUENCE wird mit bestehenden akademischen und verwandten NGO-Netzwerken zusammenarbeiten, um ein hochrangiges, glaubwürdiges akademisches öffentliches Engagement in wissenschaftlichen Fragen zu fördern, um ein besseres Verständnis für die Landwirtschaft und genetisch veränderte (transgene) Nutzpflanzen zu erreichen.“

Auch Kommunikationstrainings standen auf dem Programm, um eine „effektive Zusammenarbeit mit der Presse, bei öffentlichen Veranstaltungen und über soziale Medienkanäle zu fördern“. So wollte die Agentur Monsanto schließlich „ermöglichen, sich in den entsprechenden öffentlichen Dialogen stärker zu engagieren, sichtbar zu werden und Einfluss zu nehmen“.

Monsanto nahm darüber hinaus noch die Dienste weiterer PR-Agenturen in Anspruch. Bereits 2019 wurden die sogenannten Monsanto-Papers geleakt, die sehr an die aktuellen Enthüllungen gemahnen. Die Firma Fleishman Hillard erstellte für die jetzige BAYER-Tochter ausführliche politische Lagebilder über bestimmte Länder. Allein das Dossier für Frankreich enthielt Namen von 200 JournalistInnen, PolitikerInnen, Verbands- und NGO-VertreterInnen sowie WissenschaftlerInnen mitsamt Kontakt-Daten und Hobbys. Minutiös verzeichnete Fleishman Hillard die Haltung der Betreffenden zu Themen wie „Landwirtschaft“, „Ernährung“, „Umwelt“, „Gentechnik“, „Gesundheit“ und „Pestizide“. Die Glaubwürdigkeit der Personen, ihren Einfluss und ihre Haltung zu Monsanto bewertete die Agentur dabei mit Noten von „0“ bis „5“. Diese detaillierten Profile dienten dann als Ansatzpunkte, um passgenau „Vertrauen zu Monsanto aufzubauen“. 

Der Leverkusener Multi entschuldigte sich damals nach der Aufdeckung des Skandals bei den Betroffenen und erklärte: „Dies ist nicht die Art, wie BAYER den Dialog mit unterschiedlichen Interessensgruppen und der Gesellschaft suchen würde.“ Offenbar aber doch, wie jetzt der V-Fluence-Skandal zeigt.

Der Vorstand trägt für dieses Verhalten die Verantwortung. Deshalb ist ihm die Entlastung zu verweigern.

Gegenantrag Kapitalerhöhung

CBG Redaktion

Der BAYER-Konzern will sich „mit Blick auf mögliche zukünftige Vergleichsvereinbarungen mit Klägern in den USA oder andere Maßnahmen im Zusammenhang mit einer weitgehenden Eindämmung von Klage-Verfahren in den USA“ von der Hauptversammlung die Zustimmung zu einer Kapital-Erhöhung geben lassen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) lehnt das ab. Für sie besteht die einzige Möglichkeit, den Fall „Glyphosat“ zu beenden, darin, die Vermarktung des Mittels zu beenden, das die Weltgesundheitsorganisation als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ einstuft. 

Insbesonders wendet sich die CBG gegen die „Möglichkeit zum Ausschluss des Bezugsrechts“, dient das doch bloß dazu, die neuen Aktien über die Köpfe der KleinaktionärInnen hinweg exklusiv den GroßinvestorInnen anbieten zu können. Ohne diese Option müssten Blackrock & Co. nämlich tatenlos zusehen, dass ihr Aktien-Anteil – und damit ihr Einfluss auf das Unternehmen – verwässert. 

Auch der avisierte Verwendungszweck der Mittel ist der CBG suspekt, denn bei den bisher in Sachen „Glyphosat“ unternommenen „Maßnahmen“ handelt es sich teilweise um äußerst fragwürdige Praktiken. So versucht der BAYER-Konzern in den USA ein Gesetz zu lancieren, das Glyphosat schon allein deshalb, weil es zugelassen ist, Straffreiheit gewährt. Dazu investiert der Global Player auf bundesstaatlicher und zentralstaatlicher Ebene Unmengen von Geld in PolitikerInnen. Noch dazu verteilt er dieses keinesfalls gleich. Für die „Lex BAYER“ rechnet er sich bei den Republikanern bessere Chancen aus. Nicht umsonst war Bill Anderson der einzige Vorstandsvorsitzende eines DAX-Unternehmens, der im Januar an Donald Trumps feierlicher Amtseinführung teilnahm. 

Gegenantrag Arzneitests

CBG Redaktion

Gegenantrag zu TOP 3: Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats

Von den 1950er Jahren bis in die 1970er Jahre hinein hat der BAYER-Konzern Psychopharmaka und andere Medikamente an Heimkindern testen lassen, ohne dass Einverständnis-Erklärungen zu den Erprobungen vorlagen. An den Folgen leiden die Betroffenen teilweise immer noch. Bis heute zeigt das Unternehmen sich nicht zu einem Schuld-Eingeständnis bereit und verweigert sich Entschädigungslösungen. Der Aufsichtsrat lässt das zu. Deshalb ist ihm die Entlastung zu verweigern.

„Da hat dich einer festgehalten, wenn er kräftig genug war, wurde die Nase zugehalten, Mund auf, und weg ist das Zeug“, so plastisch erinnert sich der heute 52-jährige Franz Wagle noch an das Prozedere bei den Arznei-Tests bzw. -Gaben in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Landeskrankenhauses Schleswig-Hesterberg. Ab den 1950er Jahren erprobten BAYER und andere Pharma-Firmen dort lange Zeit ihre neuen Medikamente – bevorzugt Neuroleptika – und bestückten die Einrichtungen nach der erfolgten Zulassung postwendend mit mega-großen „Anstaltspackungen“. Pharmazeutika wie MEGAPHEN (Wirkstoff: Chlorpromazin) oder AOLEPT (Periciazin) kamen dort unter anderem zum Einsatz, aber auch Antidepressiva wie AGEDAL (Noxiptilin) oder Schlafmittel wie LUMINAL (Phenobarbital). Rund 1.000 Kindern applizierten die MedizinerInnen dort die Präparate. Darüber hinaus ließen die Konzerne die Mittel auch noch in anderen Einrichtungen testen.

Die Medikation hinterließ bei vielen Kindern tiefe Spuren und verbaute ihnen Lebenschancen. Die Bundesländer und die Kirchen haben als Träger der Einrichtungen dafür inzwischen die Verantwortung übernommen. Nicht aber BAYER und die anderen Pharma-Riesen. So weigerten sie sich, eine Stiftung mitzutragen, die die schleswig-holsteinische Landesregierung einrichten wollte. Damit platzte das Projekt, denn eine Stiftung macht nach Meinung des verantwortlichen Sozialministeriums nur Sinn, „wenn die neben dem Land weiteren Verantwortungsträger bereit wären, ebenfalls finanzielle Mittel einzubringen“. „Angesichts des aktuell nicht erkennbaren Interesses der übrigen Verantwortungsträger an einer finanziellen Beteiligung an weiteren Unterstützungs-leistungen“ will die Landesregierung sich jetzt auf „Möglichkeiten innerhalb des Landeshaushalts“ konzentrieren.

Zu der Veranstaltung „Anerkennen, Aufarbeiten, Zukunft gestalten“ Mitte März diesen Jahres im Plenarsaal des Landtags erhielten BAYER & Co. dann erst gar nicht erst mehr Einladungen, wie eine Anfrage der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergab. „Wir haben in der letzten Legislaturperiode das Gesprächsformat ‚Gespräch der Verantwortungsträger‘ ein- bzw. durchgeführt, bei dem wir unermüdlich versucht haben, die Pharmaverbände mit an den Tisch zu bekommen“, antwortete das Sozialministerium der CBG: „Wir haben hier ganz überwiegend die Resonanz bekommen, dass die Übernahme von Verantwortung durchgängig negiert wurde. Insofern wurden diejenigen Verantwortungsträger angefragt, mit denen wir in Gesprächen sind und die sich ihrer Verantwortung stellen.“ 

Weil der Aufsichtsrat nichts gegen diese Verweigerungshaltung unternimmt, fordere ich die AktionärInnen auf, gegen seine Entlastung zu stimmen.

Gegenantrag Arbeitsplatzvernichtung

CBG Redaktion

Gegenantrag zur Hauptversammlung des BAYER-Konzerns am 25. April 2025

Hiermit zeige ich an, dass ich in meiner Eigenschaft als Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren zum Punkt 3 der Tagesordnung den Vor­schlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widerspreche und die AktionärInnen veranlassen will, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen: 

Gegenantrag zu TOP 3: Der Aufsichtsrat wird nicht entlastet

BAYER gefällt sich in der Selbstdarstellung als gütiger Sozialpartner, doch zeigt sich einmal mehr, dass es in Krisenzeiten vor allem die Beschäftigten sind, die dran glauben müssen, während Vorstand und Aufsichtsräte Boni einstreichen. 

Das äußert sich das nicht nur in der niedrigen Tarifbindungsquote der BAYER-Gesellschaften, die sich im Jahr 2024 auf lediglich 53 Prozent belief, sondern auch in dem neuen Organisationsmodell „Dynamic Shared Ownership“ (DSO) - letztlich nichts als ein hübscher Name für Arbeitsplatzvernichtung. Das DSO will „Entscheidungsprozesse beschleunigen“, „Strukturen verschlanken“, „Bürokratie beseitigen“, doch beseitigt werden vor allem die Arbeitsplätze. Mittlerweile sind es 7.000 Beschäftigte, die BAYER für die Tür gesetzt hat. Und Arbeitsdirektorin Heike Prinz feiert das auch noch und verbucht das Ganze unter „Fortschritte bei der Transformation von BAYER". 

Entsprechend schlecht ist das Betriebsklima, wie der Journalist Jürgen Salz in der „Wirtschaftswoche“ darlegte. „In vertraulichen Gesprächen berichten fast alle Mitarbeiter von großer Unsicherheit“, hält er in seiner Reportage fest.

Zwar hat der Konzern letztes Jahr mit dem Betriebsrat noch die „Standortsicherungsvereinbarung“ verlängert, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2026 ausschließt, doch ab da seien diese „theoretisch möglich – aber weiterhin nur als letztes Mittel“, sagte Prinz der „Rheinischen Post“. Das „letzte Mittel“ glauben ihr wohl nur diejenigen, die ihr auch glauben, dass „viele Kolleginnen und Kollegen […] diese Veränderung auch als Chance begreifen. Denn wir bieten durchaus attraktive Abfindungen.“ Na dann. 

Damit nicht genug, findet die Managerin in dem Interview auch noch die Gelegenheit, sich gegen Erleichterungen für die Beschäftigen auszusprechen. „Der Staat sollte aus meiner Sicht die telefonische Krankmeldung wieder kippen, so Prinz. „Auch Ideen wie die Vier-Tage-Woche oder bezahlte Null-Bock-Tage führen angesichts der wirtschaftlichen Lage in die falsche Richtung“, meint sie. 

Die Personalvorständin plädiert also für ein strengeres Arbeitsregime. Dabei haben BAYERs angespannte wirtschaftliche Situation einzig und allein die Vorstände und Aufsichtsräte zu verantworten, nicht die Beschäftigten, die den Bankrottkurs des Managements ausbaden dürfen! 

Es waren nicht die Beschäftigten, die entschieden haben, Glyphosat weiter zu produzieren. Und es sind nicht die Beschäftigten, die keine gütliche und faire Einigung mit den Glyphosatgeschädigten wollen, deren Leid einzig und allein die Chefetage zu verantworten hat!

Kurzum: Es baden mal wieder die Belegschaftsangehörigen die Misere aus, in die die Chefetage den Konzern geritten hat. 

Es wäre die Aufgabe des Aufsichtsrats gewesen, den Vorstand zu kontrollieren und solche Arbeitsplatzvernichtungsprogramme zu verhindern. Das hat er jedoch nicht getan. Tausende von Beschäftigten, die täglich ihre Arbeit gut und ehrlich machen, werden im Zuge des „Dynamic Shared Ownership“-Programms gefeuert. Das ist ganz offensichtlich weder gerecht noch verantwortungsvoll, weswegen ich hiermit fordere, dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. 

Gegenantrag PFAS

CBG Redaktion

Hiermit zeige ich an, dass ich zum Punkt 2 der Tagesordnung den Vorschlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widerspreche und die AktionärInnen veranlassen möchte, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen:

Gegenantrag zu TOP 2: Entlastung der Mitglieder des Vorstands

Der BAYER-Konzern gehört zu den zwölf größten Produzenten von PFAS-Stoffen. Diese zählen zu den gefährlichsten Substanzen überhaupt. Trotzdem hält das Unternehmen an ihnen fest und macht gegen Regulierungsbestrebungen mobil. Der Vorstand trägt für dieses Vorgehen die Verantwortung. Darum ist ihm die Entlastung zu verweigern.

Bei BAYER kommen per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) in Pestiziden, Pharma-Verpackungen sowie als Zwischenprodukt in der Fertigung zur Anwendung. Sie erfreuen sich so großer Beliebtheit, weil sie chemisch extrem stabil sind und über viele nützliche Eigenschaften verfügen. Gerade das aber bereitet auch die Probleme. Der menschliche Organismus kriegt die Substanzen kaum klein, und auch in der Umwelt halten sie sich lange – „Ewigkeitschemikalien“ werden die PFAS deshalb genannt. Die US-amerikanische Umweltbehörde „Environmental Protection Agency“ (EPA) stuft die Erzeugnisse schon in geringsten Mengen als extrem gefährlich ein: „Die EPA hält jeden PFAS-Gehalt für potenziell toxikologisch signifikant.“

Zahlreiche Gesundheitsrisiken sind durch Studien belegt, z. B. Fettleibigkeit, Diabetes, Schäden an Embryonen, Entwicklungs-störungen bei Heranwachsenden, Schwächung des Immunsystems, Schäden an Schilddrüse, Leber und Niere, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs an Brust, Nieren, Hoden und Fruchtbarkeitsstörungen. 

Wegen des nicht zu leugnenden Gefährdungspotenzials hat die Europäische Union inzwischen eine PFAS-Klasse, die PFOS, verboten sowie Restriktionen für sechs weitere Klassen beschlossen. Darüber hinaus plant sie weitere Einschränkungen.

Das ist eigentlich auch kein großes Problem, denn bei vielen Anwendungen können PFAS schon heute ersetzt werden. Der BAYER-Konzern aber sieht durch diese Situation nicht im Sinne von „Science for a better life“ oder im Sinne von echter Innovationskraft seinen Ehrgeiz geweckt, sich auf die Suche nach Alternativen zu machen. 

Stattdessen betreibt er Extrem-Lobbyismus. So beteiligte das Unternehmen sich an einem Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz mit der Forderung, bei der Regulierung „Einzelfall-Prüfungen“ auf der Basis eines „risiko-basierten Ansatzes“ vorzunehmen.

Einzelfallprüfungen sind jedoch nicht durchführbar bei mehr als 12.000 Substanzen. Und der „risiko-basierte Ansatz“ verkennt, dass sich lebende Organismen nicht an Grenzwerte halten. Sie können aufgrund extrem komplexer Stoffwechsel- und Immunprozesse auch an Dosen unterhalb der Grenzwerte Schaden nehmen. Im Unterschied dazu bewertet der bisher genutzte gefahren-orientierte Ansatz objektive Eigenschaften einer Substanz. Da diese nicht durch Grenzwerte einhegbar sind, führt dieser Ansatz eher zu Verboten und ist deshalb bei der Industrie entsprechend unbeliebt.

In Brüssel gehört BAYER der Lobby-Initiative „Fluoro-Products and PFAS for Europe“ (FFP4EU)an. Diese fordert „zeitlich unbegrenzte Ausnahmeregelungen für PFAS, die in der Industrie verwendet werden“, verbunden mit der Drohung der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Es wird verlangt, dass bei der Erwägung von Verboten neben den wissenschaftlich erwiesenen Risiken für Mensch und Umwelt auch die sozioökonomischen Auswirkungen Berücksichtigung finden. 

Weniger Gesundheit für mehr Profite – diese Rechnung machen BAYER & Co. auf. Ohne Rücksicht auf Verluste wollen sie Gewinne machen. Das ist unethisch. Ein Vorstand, der diese Praxis mitträgt, handelt verantwortungslos. Deshalb ist ihm die Entlastung zu verweigern.

Gegenantrag „Parkinson durch Pestizide“

CBG Redaktion

Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung am 25. April 2025

Hiermit zeigen wir an, dass wir zum Punkt 3 der Tagesordnung den Vor­schlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widersprechen und dieAktionärInnen veranlassen wollen, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen: 

Gegenantrag zu TOP 3: Der Aufsichtsrat wird nicht entlastet

Im letzten Jahr hat Deutschland „Parkinson durch Pestizide“ bei LandwirtInnen als Berufskrankheit anerkannt. Der BAYER-Konzern schließt Ackergifte als Auslöser dieses Nervenleidens jedoch weiterhin aus und lehnt es ab, sich an den immensen Behandlungskosten zu beteiligen. Der Aufsichtsrat stützt diese Haltung. Daher ist ihm die Entlastung zu verweigern.

Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) hat aktuell 8.000 Parkinson-PatientInnen unter ihren Mitgliedern. Sie rechnet durch die Aufnahme von „Parkinson durch Pestizide“ in den Katalog der Berufs-krankheiten mit zusätzlichen Behandlungskosten von 270 Millionen Euro pro Jahr. 

Nicht zuletzt um das zu schultern, hat die Berufsgenossenschaft der LandwirtInnen ihre Beiträge um 17 Prozent erhöht. 

Die Gefährdeten selbst sollen also die Belastungen tragen statt die Gefährder. Dagegen erhebt sich allerdings Protest. „Parkinson als Berufskrankheit anzuerkennen, ist richtig. Die Kosten dafür aber auf alle Bäuerinnen und Bauern umzulegen, ist unfair (…) Hier muss das Verursacher-Prinzip gelten und [müssen] die Hersteller der Pflanzenschutzmittel oder die Zulassungsbehörden zur Kasse gebeten werden!“, fordert etwa die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft(AbL).

BAYER und die anderen im Industrieverband Agrar (IVA) organisierten Pestizid-Produzenten weigern sich aber, ihren Obolus zu leisten. Sie leugnen sogar den Tatbestand. „Die Entstehung von Parkinson ist komplex und in der Medizin nicht vollständig geklärt“, behauptet der IVA. Die vorliegenden Studien würden zwar „statistische Zusammenhänge abbilden (Korrelation), aber die Ursache nicht erklären (Kausalität)“, so der Lobby-Verband. Ansonsten schiebt er in altbekannter Manier alles auf eine möglicherweise nicht sachgerechte Anwendung der Mittel.

Dabei belegten erste wissenschaftliche Studien bereits in den 1980er Jahren den Zusammenhang zwischen Pestizid-Exposition und Parkinson. Und im Jahr 2023 forderten MedizinerInnen in der Fachzeitschrift „The Lancet Planetary Health“ ausdrücklich mit Verweis auf die Nebenwirkung „Parkinson“, den BAYER-Antrag auf eine Verlängerung der Glyphosat-Genehmigung abzulehnen. „Eindringlich appellieren wir an die Regierungen und Politiker der Europäischen Union, gegen die Verlängerung der Marktzulassung von Glyphosat um weitere zehn Jahre zu stimmen“, schrieben sie.

Dementsprechend begrüßt die „Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)die Anerkennung als Berufskrankheit. „Für viele Pestizide ist ein direkter toxischer Effekt auf das Nervensystem nachgewiesen. So auch für Glyphosat, welches zu Veränderungen der Neurotransmitter(Überträgerstoff-)Konzentrationen im Nervensystem und zu einem zellschädigenden Milieu beiträgt. Parkinson-Erkrankungen werden sowohl nach akuter (…) wie auch nach chronischer (…) Glyphosat-Exposition beobachtet“, konstatiert die DGN. 

Und die ungeheuren finanziellen Belastungen, mit denen die Sozialversicherung der LandwirtInnen rechnet, zeigen einmal mehr, welche enorme Folgekosten BAYER und andere Hersteller von Ackergiften der Gesellschaft aufbürden.

Der Aufsichtsrat steht hinter dieser Praxis. Deshalb ist ihm die Entlastung zu verweigern.

Gegenantrag Lieferketten

CBG Redaktion

Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung am 25. April 2025

Hiermit zeigen wir an, dass wir zum Punkt 2 der Tagesordnung den Vor­schlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widersprechen und dieAktionärInnen veranlassen wollen, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen: 

Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet

BAYERs aktueller Lieferkettenbericht dokumentiert massenweise Verstöße gegen ethische Standards. Der Vorstand trägt die Verantwortung für das supply chain management. Daher ist ihm die Entlastung zu verweigern.

Der Report listet zahlreiche Verletzungen von Menschenrechten, Arbeitsrechten und Gesundheitsrechten auf. Dazu zählen Kinderarbeit, Behinderung gewerkschaftlicher Tätigkeit, gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen, mangelnder Arbeitschutz, Lohnraub und Diskriminierung am Arbeitsplatz. 61 Beschwerden über die Missachtung von Arbeitsschutz und über arbeitsbedingte Gesundheitsgefahren betrafen dabei Zulieferer; 64 galten BAYERs eigenen Produktionsstätten. 

Besonders gravierend ist ein Fall von Kinderarbeit in der Saatgut-Lieferkette. Hier hat der Konzern offensichtlich nichts aus der Vergangenheit gelernt. Bereits im Jahr 2003 machte die Coordination gegen BAYER-Gefahren gemeinsam mit dem „Global March against Child Labour“ flächendeckende Kinderarbeit bei BAYERs indischen Zulieferern von hybridem Baumwoll-Saatgut öffentlich. Dessen Produktion ist nämlich sehr arbeitsintensiv. Bei jedem Keim muss der eigene Samen entfernt und der fremde aufgetragen werden. Und weil BAYER und die anderen Agro-Riesen den Farm-Betrieben dafür keine angemessenen Preise zahlten, griffen die Anbieter auf Kinder – vor allem Mädchen im Alter von 6 bis 14 Jahren – zurück.

Damit nicht genug, führt der Lieferkettenbericht längst nicht alle Verfehlungen auf, denn die vom deutschen Lieferketten-Gesetz vorgeschriebenen Berichtspflichten umfassen nur sehr wenige Umweltschädigungen. Nicht darunter fallen beispielsweise die skandalösen Zustände bei den ersten Gliedern von BAYERs Pharma-Lieferketten, die die CBG im Jahr 2017 aufdeckte. Im indischen Hyderabad etwa leiten viele Firmen, die Grund- oder Zwischenstoffe für Big Pharma herstellen, ihre Produktionsrückstände ungereinigt oder nur marginal aufbereitet in die Gewässer ein. Darum türmen sich auf manchen Flüssen weiße Schäume bis zu einer Höhe von neun Metern auf. Andere Arznei-Rückstände aus den Fabriken verfärben das Wasser gelb, rot oder braun. Und am Grund mancher Seen setzt sich tiefschwarzes, teeriges Sediment ab.

Als besonders gesundheitsgefährdend erweisen sich dabei die Antibiotika-Reste. Durch die hohen Dosen von Ciprofloxacin (Wirksubstanz von BAYERs CIPROBAY) und anderen Substanzen gewöhnen sich die Krankheitserreger nämlich an die Stoffe und bilden Resistenzen heraus. Und das alles bleibt nicht ohne Folgen: 2013 starben in Indien 58.000 Babys, weil sie mit solchen Keimen infiziert waren.

Eigentlich also bräuchte es auf nationaler und europäischer Ebene schärfere Lieferketten-Bestimmungen. BAYER aber setzt die Politik unter Druck, um unter dem Deckmantel des Bürokratie-Abbaus „Vereinfachungen“ bei den Berichtspflichten zu erreichen. Dazu haben VertreterInnen des Konzerns im Dezember 2024 sogar persönlich beim Kabinett-Chef von EU-Wirtschaftskommissar Valdis Dombrovskis vorgesprochen, wie aus dem Transparenz-Register der Europäischen Union hervorgeht.

All dies hat der Vorstand mitgetragen. Darum ist ihm die Entlastung zu verweigern.