Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

Gen-Kampagne

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 3. Oktober 2003

geheimes Treffen / Kampagne unter Leitung der Werbeagentur MS&L

Metro, Bayer und Monsanto planen Gentech-Kampagne

Greenpeace ist ein brisantes internes Papier des Metro-Konzerns zugespielt worden. Aus dem Dokument geht hervor, dass das größte deutsche Handelsunternehmen gemeinsam mit den Gentechnik-Multis Monsanto und Bayer eine Kampagne für Gen-Nahrung plant. Bei dem Papier handelt es sich um das Protokoll eines Treffens vom 15. September zwischen Metro, Monsanto, Bayer, dem Lobbyverband
Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde sowie zwei Werbeagenturen.

Metro weigert sich, einen Verzicht auf gentechnisch veränderte Nahrungsmittel auszusprechen. Gemeinsam mit Bayer und Monsanto, den weltweit größten Anbietern von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen, sollen nun weitere Unternehmen für eine Kampagne gewonnen werden. Wörtlich heißt es in dem Protokoll: „Vor diesem Hintergrund besteht die Strategie darin, neben Tengelmann und Aldi einige namhafte Markenartikelunternehmen für ein gemeinsames Vorgehen zu gewinnen.“ Die in dem Lobbyverband Agricultural Biotechnology in Europe zusammengeschlossenen Gentech- Unternehmen wollen zudem „schnellstmöglich ein Konzept erarbeiten, wie zum gegenwärtigen Zeitpunkt eine zielführende Kommunikation zum Verbraucher aufgebaut werden kann“. In einem weiteren Schritt sollen große europäische Handelsunternehmen angesprochen werden.

„Metro macht sich zum Handlanger der Gen-Industrie und täuscht seine Kunden“, erklärt Alexander Hissting, Gentechnik-Experte von Greenpeace. „Wir fordern von der Geschäftsführung eine öffentliche Klarstellung mit einem klaren Nein zu Genfood.“ Noch im September hatte Metro verlautbart, der Konzern werde auch in seinen Eigenmarken, wie zum Beispiel Tip, „Gentechnik im Lebensmittelbereich nicht gegen den Verbraucher oder am Verbraucher vorbei durchsetzen“.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Mit Hilfe weltweit arbeitender Werbeagenturen plant die Gentechnik-Industrie eine Gehirnwäsche der Verbraucher.“ Mimkes fordert, dass die Bundesregierung den Anbau von gentechnisch verändertem Saatgut bis auf weiteres nicht zulässt. „Bis heute sind die langfristigen Risiken gentechnisch veränderter Nahrungsmittel vollkommen unerforscht. Die wirtschaftlichen Interessen einiger weniger Konzerne dürfen nicht über die Gesundheit von Millionen Verbrauchern gestellt werden.“

Der Bayer-Konzern ist seit der Übernahme der Aventis CropScience AG der größte europäische Anbieter gentechnisch veränderter Pflanzen. Das Unternehmen sitzt in den Startlöchern, um modifizierte Getreide-Sorten, Raps, Mais und Soja auf den Markt zu bringen. Monsanto ist der größte amerikanische Anbieter von Gen-Saatgut.

das Dokument senden wir gerne zu

[ICC] Pressemitteilung

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 26. September 2003

Internationaler Strafgerichtshof ermittelt gegen Firmen aus 29 Staaten

Geschäfte mit Bürgerkriegsparteien im Kongo / Klage gegen BAYER-Tochter H.C. STARCK gefordert / rund 3 Mio Tote

Der internationale Strafgerichtshof ermittelt gegen Unternehmen aus 29 Ländern, die den kongolesischen Bürgerkrieg durch Abnahme von Rohstoffen und Lieferungen von Waffen befördert haben. Chefankläger Luis Moreno-Ocampo spricht vom „wichtigsten Fall seit dem Zweiten Weltkrieg“ - dem Krieg fielen bislang zwischen 2,5 und 3 Millionen Menschen zum Opfer. Um welche Firmen es sich handelt, wurde zunächst nicht bekannt.

Zu den wichtigsten Abnehmern kongolesischer Rohstoffe gehörte jahrelang die Firma H.C. STARCK mit Sitz in Goslar. Die Tochterfirma des BAYER-Konzerns war zeitweise größter Abnehmer des Minerals Coltan, welches das wertvolle Metall Tantal enthält. Abgebaut wird das Mineral im Osten des Kongo, der von der mit Ruanda verbündeten Rebellenarmee RCD kontrolliert wird.

Die RCD hatte nach eigenen Angaben mit dem Export von Coltan mehr als 1 Million US$ monatllich eingenommen und mit den Erlösen Waffen gekauft und Soldaten rekrutiert. Das Worldwatch Institute schätzt, dass Ruanda allein im vergangenen Jahr durch die Coltanausbeute im Ostkongo 250 Millionen Dollar eingenommen hat - viel Geld in einer Region, in der eine Kalaschnikow für 30 Dollar erhältlich ist. H.C. STARCK hatte die Importe aus dem Kongo lange abgestritten und erst nach Recherchen der Vereinten Nationen sowie von Journalisten eingeräumt.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „H.C. STARCK trägt Mit-Verantwortung für die grauenhaften Kämpfe im Osten des Kongo, denen Hunderttausende Menschen zum Opfer fielen. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag muss auch gegen die Verantwortlichen bei STARCK ermitteln, damit die Verwicklung des Unternehmens in den Bürgerkrieg vollständig ans Licht kommt.“ Die CBG recherchiert seit drei Jahren zu dem Fall und hat dem Strafgerichtshof in Den Haag daher Unterlagen zur Rolle von STARCK im Kongo angeboten.

Kongo

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 26. September 2003

Internationaler Strafgerichtshof ermittelt gegen Firmen aus 29 Staaten

Geschäfte mit Bürgerkriegsparteien im Kongo / Klage gegen BAYER-Tochter H.C. STARCK gefordert / rund 3 Mio Tote

Der internationale Strafgerichtshof ermittelt gegen Unternehmen aus 29 Ländern, die den kongolesischen Bürgerkrieg durch Abnahme von Rohstoffen und Lieferungen von Waffen befördert haben. Chefankläger Luis Moreno-Ocampo spricht vom „wichtigsten Fall seit dem Zweiten Weltkrieg“ - dem Krieg fielen bislang zwischen 2,5 und 3 Millionen Menschen zum Opfer. Um welche Firmen es sich handelt, wurde zunächst nicht bekannt.

Zu den wichtigsten Abnehmern kongolesischer Rohstoffe gehörte jahrelang die Firma H.C. STARCK mit Sitz in Goslar. Die Tochterfirma des BAYER-Konzerns war zeitweise größter Abnehmer des Minerals Coltan, welches das wertvolle Metall Tantal enthält. Abgebaut wird das Mineral im Osten des Kongo, der von der mit Ruanda verbündeten Rebellenarmee RCD kontrolliert wird.

Die RCD hatte nach eigenen Angaben mit dem Export von Coltan mehr als 1 Million US$ monatllich eingenommen und mit den Erlösen Waffen gekauft und Soldaten rekrutiert. Das Worldwatch Institute schätzt, dass Ruanda allein im vergangenen Jahr durch die Coltanausbeute im Ostkongo 250 Millionen Dollar eingenommen hat - viel Geld in einer Region, in der eine Kalaschnikow für 30 Dollar erhältlich ist. H.C. STARCK hatte die Importe aus dem Kongo lange abgestritten und erst nach Recherchen der Vereinten Nationen sowie von Journalisten eingeräumt.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „H.C. STARCK trägt Mit-Verantwortung für die grauenhaften Kämpfe im Osten des Kongo, denen Hunderttausende Menschen zum Opfer fielen. Der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag muss auch gegen die Verantwortlichen bei STARCK ermitteln, damit die Verwicklung des Unternehmens in den Bürgerkrieg vollständig ans Licht kommt.“ Die CBG recherchiert seit drei Jahren zu dem Fall und hat dem Strafgerichtshof in Den Haag daher Unterlagen zur Rolle von STARCK im Kongo angeboten.

Pleite PPL

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 18. September 2003

Pleite der Gentech-Firma PPL

Tierrechtler protestieren gegen Tötung von 6.500 Schafen

Die schottische Gentechnik-Firma PPL Therapeutics hat Konkurs angemeldet. Die im Besitz der Firma befindlichen 6.500 zum Teil gentechnisch veränderten Schafe sollen nach Angaben der NY Times getötet werden. Ein Bündnis von Tierrechts- und Umweltverbänden verlangt die Übergabe der Tiere an Gnadenhöfe oder ähnliche Auffangstationen.

Das Unternehmen PPL Therapeutics wurde in den Achtziger Jahren als Ableger des schottischen Roslin-Instituts gegründet. Die Firma war nach eigenen Angaben führend in der Entwicklung von Klon-Verfahren und gentechnisch veränderten „Nutztieren“. Mit der im Auftrag des BAYER- Konzerns erfolgten Züchtung der Klon-Schafe „Tracy“ und „Dolly“ kam PPL weltweit in die Schlagzeilen. Nachdem BAYER die Unterstützung für PPL eingestellt hatte, stürzten die Aktien der Firma ab.

Der Bankrott wird 6.500 Schafen in Schottland und Neuseeland möglicherweise das Leben kosten. Gegen die geplante Tötung der zum Teil gentechnisch veränderten Tiere laufen Tierrechtler in aller Welt Sturm. In Deutschland haben sich der Bundesverband Menschen für Tierrechte, Ärzte gegen Tierversuche, die tierbefreier, SHAC Germany, Antivivisektion Rhein-Ruhr und die Coordination gegen Bayer-Gefahren zusammengeschlossen, um gegen die Tötung der Schafe zu protestieren. Sie fordern die Unterbringung auf Gnadenhöfen, da es ethisch nicht zu verantworten sei, die Schafe aufgrund der Pleite einer Firma durch Tötung zu „entsorgen“.

Der Konkurs der Firma ist ein Indiz dafür, dass die gentechnische Manipulation von Tieren nicht den versprochenen schnellen medizinischen und wirtschaftlichen Erfolg bringe, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme. Durch Genveränderung würden Tiere ihrer Unversehrtheit, ihrer genetischen Identität und Integrität beraubt. Schmerzen, Leiden und Schäden seien vorprogrammiert, denn das Ziel sei häufig die Erzeugung kranker oder missgebildeter Tiere. Unabhängig davon sei der Nutzen für den Menschen mehr als fraglich, Risiken können dagegen nicht ausgeschlossen werden.

Auch die Klon-Techniken sind mit ernsten gesundheitlichen Problemen für die Tiere verbunden. So litt das Klon-Schaf ‚Dolly‘ an einer schmerzhaften Gelenkentzündung und wurde im Alter von nur sechs Jahren – Schafe können bis 18 Jahre alt werden - wegen einer nicht behandelbaren Lungenerkrankung getötet. „Es ist schlimm genug, dass für Gentechnik-Firmen wie PPL unzählige Tiere leiden und sterben müssen“, erklärte eine Sprecherin der Tierrechtler. In den letzten Jahren stiegen durch die biotechnologische Forschung die Tierversuchzahlen in Deutschland stark an – entgegen aller Versprechungen der Gentechnik- Befürworter. „Die jetzt übrig gebliebenen Schafe haben ein Recht auf Leben“, so die Sprecherin weiter, “der Konzern darf mit seinem wirtschaftlichen Aus nicht einfach den Tod für Tausende Schafe verbinden. Es ist seine Pflicht, den Tieren ein artgemäßes Leben zu ermöglichen."

Menschen für Tierrechte – Bundesverband der Tierversuchsgegner e.V.
Telefon: 0241-157214
info@tierrechte.de
www.tierrechte.de

Ärzte gegen Tierversuche e.V.
Telefon: 069-519411
info@aerzte-gegen-tierversuche
www.aerzte-gegen-tierversuche.de

die tierbefreier e.V.
Telefon: 040-28051946
bundesbuero@die-tierbefreier.de
www.die-tierbefreier.de

SHAC - Stop Huntingdon Animal Cruelty
info@shacgermany.net
www.shacgermany.net

Antivivisektion e.V.
53569 Unkel
Telefon: 02224-76207
Antivivisektion@tierversuchsgegner.org ·
www.tierversuchsgegner.org

Coordination gegen BAYER-Gefahren
Telefon 0211-333911
info@cbgnetwork.org
www.cbgnetwork.org

Schwarzbuch

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 17. September 2003

„Das neue Schwarzbuch Markenfirmen“:

BAYER-Konzern führt erneut die „Liste der Bösen“ an

Die Journalisten Klaus Werner und Hans Weiss haben das „Neue Schwarzbuch Markenfirmen - Machenschaften der Weltkonzerne“ veröffentlicht. Die erste Auflage wurde über 100.000 Mal verkauft - das Schwarzbuch ist damit das in Deutschland erfolgreichste Buch zum Thema Globalisierungskritik. Das überarbeitete Buch aktualisiert die Vorwürfe gegen 50 multinationale Unternehmen, die das politische und gesellschaftliche Geschehen in aller Welt wesentlich mitbestimmen.

In der Erstauflage führten die Unternehmen BAYER, TotalFinaElf und McDonalds die „Hitliste der Bösen“ an. BAYER wurde genannt wegen unerlaubter Medikamententests, des Verkaufs giftiger Chemikalien und Pestizide sowie wegen des Handels mit Rohstoffen aus dem Kongo, mit dem laut Angaben der UNO der mörderische Bürgerkrieg in Zentralafrika finanziert wird.

Auch in der Neuauflage bleibt BAYER unangefochten an der Spitze. „Nicht nur, weil dieser Konzern in allen Geschäftsfeldern - Chemie, Pharmazie, Agrobusiness und Rohstoffgewinnung - eine enorme destruktive Phantasie an den Tag legt, was die Missachtung ethischer Prinzipien betrifft“, so die Autoren, „sondern auch, weil BAYERs Kommunikationspolitik offenbar im 19. Jahrhundert stecken geblieben ist. Da wird vertuscht, dass einem die Haare zu Berge stehen.“

Die im Schwarzbuch aufgezeigten Mißstände bei BAYER recherchierten die Autoren in Kooperation mit der Coordination gegen BAYER- Gefahren (CBG). Die CBG überwacht den Leverkusener Konzern seit 25 Jahren. Der Verein arbeitet zu einer großen Bandbreite von Problemen, die aus der Geschäftstätigkeit des Konzerns resultieren: Umweltschäden, Pestizidvergiftungen, Risiken unbrauchbarer oder gefährlicher Medikamente, Einfluss auf Politik und Gesellschaft, Gefahren von Chemikalien, Störfälle, uvm.

Philipp Mimkes von der CBG: „Die im Schwarzbuch aufgeführten Beispiele zeigen, dass für große Konzerne Profitraten wichtiger sind als Umweltschutz und Menschenrechte. Abhilfe können nur aufgeklärte Verbraucher, strikte politische Vorgaben und unabhängige Kontrollen schaffen.“

Bestellung: Das „Neue Schwarzbuch Markenfirmen - Machenschaften der Weltkonzerne“ kann zum Preis von 19.90 Euro (+ 2,50 Euro Versand) beim Mensch+Umwelt-Versand bestellt werden. Einfach Adresse per email zusenden, das Buch kommt mit Rechnung

Chemiewaffen

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 13. September 2003

Stasi-Vorwürfe gegen Günter Wallraff:

„Chemiewaffen-Forschung bei BAYER kein Hirngespinst“

Günter Wallraff wird vorgeworfen, im Auftrag der Stasi die Bundes-
republik Deutschland verleumdet zu haben. So behaupten die „Stasi- Experten“ Hubertus Knabe und Prof. Manfred Wilke, Wallraff hätte Berichte über Chemiewaffen „herbeiphantasiert“, um den „Industriestandort Deutschland zu schwächen“.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V. (CBG) weist darauf hin, dass die von Wallraff kritisierte Firma BAYER jahrzehntelang Chemiewaffen-Forschung betrieben hat. Axel Köhler-Schnura, Vorstandsmitglied der CBG: „Die im Zusammenhang der Rufmord- Kampagne gegen Günter Wallraff in Frage gestellte Beteiligung des BAYER-Konzerns an Entwicklung und Herstellung chemischer Waffen ist weder ein Hirngespinst noch eine Erfindung der Stasi.“ Köhler-Schnura führt mehrere Beispiele an:

* BAYER war während des Vietnam-Kriegs an Entwicklung und Produktion von AGENT ORANGE beteiligt. Die Produktion des Giftstoffs erfolgte bei der gemeinsam von BAYER und MONSANTO gegründeten Firma MOBAY.
* Mehrere Firmen entwickelten in den 50-er Jahren Pestizide, die auch als sogenannte VX-Chemiewaffen eingesetzt werden können. BAYER hat 1957 unter der deutschen Patent Nr. 3014943 und 1961 unter der amerikanischen Patent Nr. 3014943 eine Substanzklasse schützen lassen, die bis heute von den US-Streitkräften als VX-Kampfgas verwendet wird.
* Nach Aussage des Toxikologen Prof. Max Daunderer verfügt BAYER über das weltweit größte Wissen über tödliche Wirkungen von Chemikalien.
* Jahrelang wurde die Bundesrepublik Deutschland bei den Genfer Verhandlungen zur Abschaffung von Chemiewaffen von dem BAYER-Direktor Prof. Hoffmann vertreten.
* BAYER hat im ersten und zweiten Weltkrieg intensiv an Chemiewaffen geforscht. Der Erfinder von chemischen Kampfstoffen auf Phosphorsäureester-Basis (SARIN, TABUN),
* Dr. Gerhard Schrader, leitete bis in die 60-er Jahre die BAYER-Pestizidabteilung.

Diese Vorwürfe wurden von der Coordination gegen BAYER-Gefahren auch auf der BAYER-Hauptversammlung vorgetragen.
Trotz ausdrücklicher Aufforderung hat das Unternehmen diese Aussagen nie gerichtlich angefochten.

e.velop

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 5. September 2003

Instrumentalisierung der Regierungspresse - oder einfach nur schlechter Journalismus?

Antwort auf „e.velop“ Nr. 11 vom Juli 2003, Schwerpunkt: Brasilien

In der 11ten Ausgabe des online-Entwicklungsmagazins „e.velop“ der Bundesregierung erschien ein Lobgesang auf das vorbildliche Verhalten des BAYER-Konzerns in Brasilien. Unter dem Titel „Gesellschaftliches und soziales Engagement eines deutschen Großunternehmens in Schwellen- und Entwicklungsländern“ wird das Bild einer deutschen Musterfirma und ihrer vorbildlichen Wirtschaftsweise in einem Land des Südens gezeichnet. Der Autor des Artikels, Günter Graichen vom Presseamt der Bundesregierung, bescheinigt dem BAYER-Konzern „nachhaltiges Handeln und gesellschaftliche Verantwortung“ und veranschaulicht dies anhand konkreter Projektbeispiele. Als Quelle für seine Recherche gibt Graichen treuherzig die BAYER-Pressestelle an - der Artikel liest sich denn auch wie Werbepropaganda und hat in seiner Unreflektiertheit mit journalistischer Arbeit kaum etwas zu tun.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V., die den BAYER-Konzern seit 25 Jahren kritisch begleitet, protestiert gegen diese einseitige Positionierung eines Presseorgans der Bundesregierung. Im Folgenden werden einige der im Artikel genannten Beispiele näher beleuchtet.

e.velop: BAYER fördert „Projekte gegen Kinderarbeit“
Kinderarbeit ist seit langem international geächtet. BAYER spendet regelmäßig an die brasilianische Abrinq-Stiftung, die sich für die Abschaffung von Kinderarbeit einsetzt. Eine genaue Bewertung dieser Spenden fällt schwer, da BAYER die Höhe der Aufwendungen nicht veröffentlicht. Zur Abschätzung der Summe muss man den Geschäftsbericht des Unternehmens zur Rate ziehen: hierin wird keine Spende erwähnt, die höher als eine Million Euro liegt.

Bevor man jedoch das BAYER-Engagement gegen Kinderarbeit preist, sollte man die Situation bei Zulieferbetrieben des Konzerns betrachten: so bezieht die indische BAYER-Tochter Proagro Saatgut von südindischen Farmbetrieben, die nach jüngsten Untersuchungen rund 2.000 Kinder im Alter zwischen sechs und vierzehn Jahren beschäftigen. Diese Kinder befinden sich zum Teil in Schuldknechtschaft und arbeiten bis zu dreizehn Stunden täglich. Die Verwendung von Kindern als billige „Arbeitssklaven“ liegt in den geringen Abnahmepreisen, die die BAYER-Tochter an die Zulieferer zahlt, begründet. Dem Unternehmen ist die massenhafte Verwendung von Kindern bei seinen Zulieferern seit langem bekannt, trotzdem blieben bislang Initiativen aus, die eine Verwendung erwachsener Arbeitskräfte und einen Schulbesuch der Kinder ermöglichen würden.
(ausführliche Infos: http:www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Kampagnen/Kinderarbeit/kinderarbeit.html)

e.velop: BAYER organisiert „Maßnahmen zur gesundheitlichen Aufklärung“
Für ebenso löblich wie die Kinderarbeitskampagne kann man Maßnahmen zur gesundheitlichen Aufklärung von Landarbeitern im Süden Brasiliens erachten (Programm „Agrovida“). Allerdings nur, wenn man außer Acht lässt, dass BAYER nach dem von der FAO initiierten „Kodex zum Verkauf von Agrogiften“ verpflichtet ist, Pestizide der Gefahrenklasse I („extrem gefährlich“ bzw. „hoch gefährlich“) nur an „trainierte und zertifizierte Personen“ zu verkaufen, die bei der Anwendung einen Ganzkörperschutz tragen. Falls diese Bedingung nicht gewährleistet werden kann, so ist BAYER laut Kodex verpflichtet, das entsprechende Mittel vom Markt zu nehmen.

Diesem Kodex wird BAYER als weltweit zweitgrößter Pestizidhersteller in keinster Weise gerecht. Recherchen aus Lateinamerika und Asien belegen, dass der Konzern gefährliche Agrogifte ohne Hinweis auf die hohen Gesundheitsrisiken frei verkauft. Im Rahmen des Programms „Agrovida“ konnten nach Angaben von BAYER rund 25.000 Kleinbauern erreicht werden. Dies kann jedoch nicht mal als Tropfen auf den heißen Stein bewertet werden - nach Schätzungen der Weltgesundheits-
organisation WHO werden jährlich mindestens zwei Millionen Landarbeiter mit Pestiziden vergiftet, wobei mindestens 20.000 sterben. Ein großer Teil der Vergiftungen geschieht durch BAYER-Produkte.

Abgesehen von der Frage, ob der Einsatz von Pestiziden als nachhaltige Landwirtschaft bezeichnet werden darf, bleiben weitere Probleme völlig unbeachtet:

* Schutzbekleidung ist nur für wenige Kleinbauern und insbesondere nicht für Plantagenarbeiter finanzierbar, außerdem in tropischen Temperaturen nicht anwendbar;
* oftmals resultiert die mangelnde Vorsorge auch aus der verharmlosenden Werbung und unzureichenden Kennzeichnung durch BAYER; hochgiftige Pestizide finden mitunter sogar Verwendung als Düngemittel;
* Nummer 1 auf dem brasilianischen Pestizid-Markt ist das BAYER-Produkt Baysiston. Der Konzern vermarktet Baysiston trotz zahlreicher Vergiftungsfälle und Ermittlungen der Staatsanwalt-
schaft in aggressiver Art und Weise.
(weitere Infos: http:
www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Zeitschrift_SWB/SWB_1999/SWB01_99/Kaffee_-_Brasilien/kaffee_-_brasilien.html)

e.velop: Unternehmenseigene Stiftungen gewähren „Geld-und Sachspenden“ / BAYER stellt der WHO das Medikament Germanin kostenlos zur Verfügung
Als weiteres Beispiel für engagiertes Handeln erwähnt Autor Günter Graichen, dass BAYER Sach- und Geldspenden leistet und der WHO dringend notwendige Medikamente gegen die afrikanische Schlafkrankheit zur Verfügung stellt.

Dass der Leverkusener Chemie-, Pharma- und Gentechnik-Riese, der jährlich rund 28 Milliarden Euro umsetzt, dadurch nicht verarmt, dafür sorgt er an anderer Stelle. So betrog BAYER das US-amerikanische Programm „Medicaid“ zur Arznei-Versorgung sozial Schwacher durch falsche Preisangaben um mehr als 100 Millionen Dollar. Auch spielte der Konzern nach den Anthrax-Anschlägen in den USA seine Monopol-
stellung bei CIPROBAY, dem einzig zugelassenen Medikament gegen Milzbranderreger, so gewissenlos aus, dass nur die Androhung der Regierungen Kanadas und der USA, den Patentschutz aufzuheben, BAYER dazu bewegen konnten, das Antibiotikum zu bezahlbaren Preisen anzubieten.
(weitere Infos: http:www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Zeitschrift_SWB/SWB_2001/SWB_04_01/Ciprobay_04_01/ciprobay_04_01.html)

Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass BAYER seine Abteilung „Tropenforschung“ bereits in den 80er Jahren geschlossen hat, obwohl Tropenkrankheiten weltweit mehr Todesopfer fordern als Herzinfarkt und Schlaganfall zusammen. Doch entscheidend für das Unternehmen ist, ob sich ein Medikament teuer verkaufen lässt, nicht ob es Menschen hilft.
Auch ist es instruktiv, den Wert der von BAYER geleisteten Spenden mit den durch das Unternehmen gezahlten bzw. nicht gezahlten Steuern zu vergleichen: Lagen die weltweiten Unternehmenssteuern von BAYER im Jahr 2000 noch bei rund 1,15 Milliarden Euro, so wurden diese im Jahr 2001 bereits um fast 90% reduziert: gerade noch 150 Millionen Euro überwies der Konzern an Bund und Länder. Im vergangenen Jahr gab es dann dank der von Heribert Zitzelsberger, seinerzeit Eichels Staatssekretär und zuvor Leiter der Steuer-Abteilung bei BAYER, eingeführten Unternehmensteuerreform eine saftige Steuerrückerstattung von 107 Mio Euro.

Somit machen sämtliche „wohltätigen“ Gaben von BAYER maximal einige Prozent der eingesparten Steuern aus. Die Öffentlichkeit wäre mit angemessenen Steuern auf den Unternehmensgewinn, deren Einsatz planbar und frei verfügbar wäre, weit besser bedient als mit einzelnen, willkürlich verteilten Almosen.

BAYER will der „wachsenden Bedrohung durch Bakterien entgegenwirken, die schnell Resistenzen gegen die heutigen Antibiotika entwickeln“
Ein weiteres BAYER-Prestigeprojekt ist die Förderung der Initiative „Libra“, die Forschung zu Antibiotikaresistenzen durchführt. Libra will auf den WHO-Bericht über Infektionskrankheiten aus dem Jahr 2000 reagieren, der Antibiotikaresistenzen zu den größten medizinischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zählt. Laut WHO ist es notwendig, alle Vorkehrungen zu treffen, die die Ursachen von Antibiotikaresistenzen beseitigen.

Einer der Hauptgründe für die Ausbreitung von Resistenzen ist der massenhafte Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht - in manchen Ländern landen mehr als die Hälfte aller Antibiotika im Tierstall. Dadurch entstehen resistente Bakterienstämme, etwa von Salmonellen, die über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen und unbehandelbare Infektionen auslösen können.

BAYER gehört weltweit zu den größten Herstellern von Antibiotika und ist zudem drittgrößter Hersteller von Veterinärprodukten. Die Substanz-
klasse der Fluoquinolone vermarktet der Konzern sowohl für Menschen („Ciprobay“) als auch für Tiere („Baytril“). In Deutschland ist Baytril seit 1995 zugelassen und wird in großem Umfang zur Behandlung von Schweinen verwendet. In den USA wird das Präparat massenhaft Hühnern, Truthähnen und Rindern verabreicht. Nach einer Untersuchung des Wissenschaftlers S. A. Anderson ist das Bakterium Campylobacter jejuni resistent gegen Fluochinolone geworden. Die US-Gesundheits-
behörde CDC hat BAYER bereits vor drei Jahren aufgefordert, Baytril zur Behandlung von Geflügel vom Markt zu nehmen. Anderson zufolge machen die massenhaften Verordnungen von Ciprobay ebenfalls immer mehr Keime immun gegen Fluochinolone.

Die Wirtschaftspraxis des BAYER-Konzernes ist also maßgeblich für die Entstehung von Resistenzen verantwortlich. Es kommt einer Gehirnwäsche gleich, wenn sich der Konzern mit der Verhinderung von Resistenzen im Rahmen der Initiative Libra brüstet. BAYER sollte die Forderung erfüllen, keine Antibiotika in der Tierzucht zu vermarktet, die auch Anwendung in der Humanmedizin finden, um somit die Gesundheit von Mensch und Tier zu gewährleisten. Ein diesbezüglicher Offener Brief an BAYER wurde in den USA von mehr als 20.000 Gesundheitsorgani-
sationen und Ärzten unterschrieben.

(der Offene Brief findet sich unter: www.KeepAntibioticsWorking.com)

e.velop: BAYER-Werk in Belford Roxo verfügt über eine vorbildliche Infrastruktur von Umwelteinrichtungen
Das Magazin der Bundesregierung bescheinigt BAYER in seinem brasilianischen Werk Belford Roxo „moderne Umwelttechnologie“ sowie „umwelt- und ressourcenschonende Produktionsabläufe“ und „nachhaltigen Produktergebnisse“. Untersuchungen von Greenpeace in der Umgebung des in den 60er Jahren gebauten Werks, in dem u.a. Pestizide, Kunststoffe und Farben produziert werden, zeigen jedoch ein anderes Bild. Bei Messungen rund um das Werk stießen Greenpeace- Wissenschaftler auf extrem hohe Schadstoff-Werte. So wiesen sie rund um das zentrale Werksabwasser-Rohr massive Schwermetall-Belastun-
gen nach - diese lagen um das bis zu 30fache über der für diese Stoffe üblichen Hintergrundbelastung. Der Wert für Quecksilber überschritt diese sogar um das 800fache. Noch höher fielen die Messdaten für Schwermetalle in der Nähe der Müll-Deponie aus.

Bei den anderen in den Proben nachgewiesenen Stoffen war besonders der hohe Anteil von Chlorchemikalien Besorgnis erregend. 38 chlorhaltige Substanzen wie DDT, HCH oder PCB fanden sich in den verschiedensten Zusammensetzungen an der Einleitungsstelle der BAYER-Abwässer. Für die Wissenschaftler ließ dies nur einen Schluss zu: „Die Resulate zeigen, dass das Schadstoff-Management des Werkes nicht effizient ist und eine Ursache der Verschmutzung des Sarapui- Flusses darstellt.“

Eine weitere hochgiftige, Krebs erregende und das Erbgut schädigende Stoffgruppe, die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe, stellten die größte Belastung im Umfeld der BAYER-Mülldeponie dar. Naphthaline, Anthracene, Pyrene und Phenanthrene bestimmte Greenpeace auch in den Erd- und Wasserproben stromaufwärts des Sarapui und an der Einleitungsstelle.
(weitere Infos: http:
www.cbgnetwork.org/Ubersicht/Zeitschrift_SWB/SWB_2001/SWB_02_01/Bayer_Brasilien/bayer_brasilien.html)

„Nachhaltiges Handeln und gesellschaftliche Verantwortung als Gütesiegel für die Zukunft“
Wenige Begriffe werden wohl so sehr missbraucht, wie der Begriff der Nachhaltigkeit. Folgt man der Argumentation von „e.velop“, so wird Nachhaltigkeit über (preiswerte) Musterprojekte hergestellt. Es wird nicht hinterfragt, nach welchen Kriterien die Projekte ausgewählt werden und in welcher Form BAYER als Geldgeber den Inhalt der Projekte bestimmt. Es wird nicht diskutiert, dass soziale Projekte somit in erster Linie für ein positives Firmenimage sorgen sollen und diesbezügliche Aufwendungen schlicht als Werbeausgaben anzusehen sind. Vollkommen unter den Tisch gekehrt wird, dass BAYER maßgeblich an der Entstehung vieler Probleme beteiligt ist, die durch die geförderten Projekte gelindert werden sollen (laut „Schwarzbuch Markenfirmen“ liegt BAYER unter den Top Drei der umweltzerstörenden Konzerne; BAYER befindet sich zudem auf der Liste der „10 übelsten Unternehmen des Jahres 2001“ der amerikanischen Fachzeitschrift Multinational Monitor).

In diesem Zusammenhang wundert es nicht, dass Kritiker des Konzerns von e.velop nicht kontaktiert wurden. Günter Graichens unkritischer und konzernfreundlicher Artikel ist im Hinblick auf eine Verbesserung von nachprüfbaren Umwelt- und Sozialstandards kontraproduktiv und erschwert es, die soziale Verantwortung von Großkonzernen wie BAYER einzufordern. Der Text trägt dazu bei, von Konzernen ausgehende Probleme zu negieren und die Öffentlichkeit zu desinformieren. Insgesamt handelt es sich um Verbreitung von Werbepropaganda unter dem Missbrauch einer staatlichen Institution.

[BMZ] Kampagne gegen Kinderarbeit

CBG Redaktion

An Heidemarie Wieczorek-Zeul
Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
Friedrich Ebert Allee 40
53113 Bonn

3. September 2003

Kinderarbeit im indischen Baumwoll-Anbau / Verantwortung multinationaler Saatgut-Hersteller

Sehr geehrte Frau Wieczorek-Zeul,

gemeinsam mit dem Global March Against Child Labour haben wir Anfang August die deutschsprachige Übersetzung der Studie CHILD LABOUR AND TRANS-NATIONAL SEED COMPANIES IN HYBRID COTTONSEED PRODUCTION des indischen Arbeitswissenschaftlers Dr. Davuluri Venkateswarlu veröffentlicht (s. Anlage). Darin werden die Produktionsbedingungen im indischen Baumwollanbau, der Rückgriff auf Kinderarbeit sowie die Verbindungen zwischen transnationalen Saatgut- Konzernen und lokalen Produzenten untersucht.

Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass Zehntausende Kinder - überwiegend Mädchen zwischen 6 und 14 Jahren - in kleinen Zuliefer-
betrieben beschäftigt sind, die für multinationale Unternehmen Baumwoll- Saatgut produzieren. Viele Kinder befinden sich in Schuldknechtschaft und arbeiten über Jahre hinweg auf den selben Feldern, um Darlehen und Zinszahlungen abzuarbeiten. Vom Schulbesuch sind sie ausgeschlossen - damit haben sie keine Chance, jemals aus dem Armutskreislauf ausbrechen zu können. Insgesamt sind nach den Berechnungen von Dr. Venkateswarlu bis zu 450.000 Kinder in der indischen Baumwollsaat- Herstellung beschäftigt. Diese Zahlen übertreffen alle anderen Bereiche der indischen Wirtschaft, in denen Kinderarbeit auftritt (Teppich-
herstellung, Diamanten schleifen, Verarbeitung von Kalkstein, etc).

Rund ein Viertel des mit Hilfe von Kinderarbeit produzierten Saatguts wird von Tochterfirmen sechs multinationaler Unternehmen aufgekauft. Hierzu gehört neben dem US-amerikanischen Konzern Monsanto, der Schweizer Syngenta AG und dem holländischen Unternehmen Unilever auch der deutsche Bayer-Konzern.

Die lokalen Farm-Betriebe arbeiten zwar nominell unabhängig, sind jedoch durch Qualitäts- und Preisvorgaben sowie durch langfristige Lieferverträge vollständig an die Abnehmer gebunden. Vertreter der Konzerne geben die Dauer der Pflanzperiode, den Einsatz von Pestiziden, die Häufigkeit von Bewässerung und die Qualität der Ernte detailliert vor und nehmen auf den Farmen regelmäßige Kontrollen vor. Mit dem massenhaften Einsatz von Kindern sind die Multis daher gut vertraut. Auf Anfrage räumen die Unternehmen denn auch „Probleme mit Kinderarbeit“ ein, schieben jedoch die Verantwortung auf die Zulieferer. Die Farm-Betreiber hingegen verweisen auf die niedrigen Abnahme-
preise für das Saatgut, die eine rentable Produktion nur mit Hilfe von Kinderarbeit ermöglichen.

Gemeinsam mit dem Global March Against Child Labour und anderen NGOs haben wir die verantwortlichen Unternehmen aufgefordert, keine Produkte aus Kinderarbeit zu vertreiben, angemessene Abnahmepreise für Saatgut zu zahlen, die eine Produktion mit Hilfe erwachsener Arbeitskräfte ermöglichen würde, strikte Kontrollen bei allen Zulieferern durchzuführen und allen Kindern, die in den vergangenen Jahren für ihre Zulieferer gearbeitet haben, eine Schulausbildung zu finanzieren. Zwar gab es vor Ort erste Gespräche (u.a. mit den indischen Kinderarbeits- Aktivisten der M.V. Foundation), substantielle Schritte sind bislang jedoch ausgeblieben (gerade auch beim Bayer-Konzern).

In diesem Zusammenhang haben wir die folgenden Fragen an Sie:

Ist dem BMZ die Problematik bewusst?
Unterstützt das BMZ unsere Forderungen an die genannten Unternehmen?
Steht das BMZ mit den beteiligten Unternehmen (inbesondere der deutschen Firma Bayer) diesbezüglich im Gespräch?
Vier der sechs internationalen Unternehmen, die für die Situation verantwortlich sind, stammen aus Europa (Syngenta, Bayer, Advanta, Unilever). Gibt es auf europäischer Ebene Ansatzpunkte, Druck auf die Firmen auszuüben?
Die beigelegte Studie ist aus Geldmangel bislang nur an ausgewählte Pressekontakte versandt worden. Kann das BMZ bei der weiteren Streuung der Studie finanziell behilflich sein?

Für Rückfragen stehen wir natürlich gerne zu Verfügung. In der Anlage erhalten Sie zudem Artikel der tageszeitung sowie der Schweizer Zeitung Blick, in denen über die Veröffentlichung der Studie berichtet wird.
Mit freundlichen Grüßen,

Philipp Mimkes
Geschäftsführer CBG

Axel Köhler-Schnura
Vorstandsmitglied CBG

Wirtschaftswoche

CBG Redaktion

12. August 2003

Bayer droht neue Klage in den USA

Dem Leverkusener Chemie- und Pharmakonzern Bayer steht im Zusammenhang mit Blutermedikamenten in den USA möglicherweise eine Klage ins Haus.

Das „Wall Street Journal Europe“ berichtete am Montag, Anwälte, die sieben Bürger aus Taiwan repräsentierten, hätten bei einem kalifornischen Gericht Klage gegen die US-Tochter von Bayer und weitere Unternehmen wegen angeblich mit dem HIV-Virus verseuchter Gerinnungsmedikamente für so genannte Bluterkranke in den achtziger Jahren eingereicht. Zahlreiche Menschen sollen damals in Folge der Behandlung mit solchen Mittel an Aids erkrankt sein. Ein Bayer-Sprecher sagte dazu: „Bayer hat bislang noch nichts erhalten, aber nach Eingang werden wir die Anschuldigungen überprüfen und uns entschieden verteidigen.“

Nach Angaben der Zeitung wurde in den USA 1984 ein für Bluterkranke dringend benötigtes Gerinnungspräparat genehmigt, welches zur Abtötung von HIV-Viren hitzevorbehandelt wird. Laut Klage sollen Bayer und andere Firmen aber noch mehr als ein Jahr danach eine unbehandelte Form des Mittels in Taiwan und anderen Märkten weiter verkauft haben, hieß es in dem Zeitungsartikel. Neben Bayer richte sich die Klage auch gegen Baxter Healthcare, Armour Pharmaceutical Co, Alpha Therapeutic sowie die Tochter Aventis Behring des französisch- deutschen Aventis-Konzerns.

Die Zeitung berichtete, 53 Personen in Taiwan seien an Aids erkrankt, nachdem sie das unbehandelte Blutmedikament „Faktor VIII“ verabreicht bekommen hätten. Das Mittel wird zur Behandlung der Bluterkrankheit eingesetzt - eine angeborene Störung der Blutgerinnung. In den USA waren 1997 nach der Einrichtung eines Fonds durch mehrere Pharmafirmen für geschädigte Bluterpatienten bereits Klagen von mehr als 6000 Geschädigten beigelegt worden. Insgesamt hatten die Firmen 600 Mill. Dollar gezahlt, der Anteil von Bayer betrug damals früheren Firmenangaben zufolge schon 290 Mill. Dollar.

aus der „Wirtschaftswoche“

[SWR] Kampagne gegen Kinderarbeit

CBG Redaktion

Beitrag SWR 1 - Sonntagmorgen, 10.08.2003

von Silke Arning

Anmoderation:
Die Zahl ist unvorstellbar: 450 000 Kinder arbeiten in Indien im Baumwollanbau - das belegt eine Studie indischer Wissenschaftler, die jetzt veröffentlicht wurde. Die Kinder werden vor allem bei der Herstellung des Saatguts eingesetzt. Und dieses Saatgut wiederum wird von internationalen Firmen bestellt. Auf der Anklagebank sitzen Konzerne wie Monsanto, Unilever, Advanta, Syngenta und auch der deutsche Bayer Konzern.

12 Jahre erst ist Narsamma alt und doch ist sie schon eine ganz routinierte Arbeiterin. Seit drei Jahren schuftet sie in den Baumwollsaatfeldern im Süden Indiens. 19 Euro verdient sie im Monat. Narsamma ist ein typischer Fall, so die Studie der indischen Wissenschaftler aus Hyderabad. Es sind fast nur Mädchen im Alter zwischen 6 und 14 Jahren, die auf den kleinen Betrieben beschäftigt werden. Kinder armer Bauern berichtet Rainer Kruse von der deutschen Sektion des global March gegen Kinderarbeit. Global March und die Coordination gegen Bayer Gefahren haben die Studie über die Kinderarbeit in Deutschland herausgegeben:

Rainer Kruse:
„Und um diese Kinder zu gewinnen, gibt es sogenannte seed-organizer, also Saatgut- Organisierer und Werber, die dann in die Dörfer der Umgebung gehen. Meistens in der Sommerzeit, wenn es wenig Arbeit gibt und es den armen Familien ziemlich dreckig geht. Dann bieten sie Vorschüsse an mit der Garantie ,dass die Kinder anschließend in die Produktionsgebiete kommen und dort über mehrere Monate hinweg arbeiten.“

Schuldknechtschaft nennt Rainer Kruse dieses Arbeitsverhältnis. Morgens um Fünf beginnt der Arbeitstag: Um das begehrte hochwertige Saatgut zu gewinnen, müssen die Mädchen zwei unterschiedliche Baumwollpflanzen miteinander kreuzen. Ein aufwendiges Verfahren, das nur in Handarbeit funktioniert. Damit sind sie bis Abends sechs, sieben Uhr beschäftigt. Zwei Pausen verteilt auf anderthalb Stunden sind erlaubt. Um verlässliche Erntearbeiter zu bekommen, sind die Farmen daran interessiert, die Kinder durch langjährige Verträge zu binden. Ein geregelter Schulbesuch ist unter diesen Umständen nicht drin. Kinder ohne Zukunftsperspektiven.

Rainer Kruse:
„Für uns ist ein besonderes Problem, dass im Baumwollbereich Pestizide massivst eingesetzt werden, denen sind die Kinder massiv ausgesetzt. Tagsüber, wenn sie in Feldern stehen bis über die Schultern in den Baumwollsträuchern und diese verschiedenen Pflanzengifte aufnehmen über die Haut und die Atemwege, die das Nervensystem beeinflussen. Wir wollen sehen, dass wir auch eine Gesundheitsstudie auf den Tisch bekommen.“

Keine gute Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Unternehmen, für die das Saatgut bestimmt ist. „Wir beschäftigen keine Kinder“, lautet die Auskunft des deutschen Bayer-Konzerns. Zu weiteren Auskünften ist man dort nicht bereit. Tatsache ist: Die Firmen haben keine direkten Verträge mit den Saatgutfarmen, sie beziehen die Ware über Zwischenhändler zu Preisen, die sie vor der Saison bereits festgelegt haben. Konditionen, die den Farmern wiederum kaum einen Spielraum lassen. Für sie sind daher die billigsten Arbeitskräfte die besten. Und das sind die Kinder. Das wissen auch die großen Unternehmen sagt Rainer Kruse.

Rainer Kruse:
„Sie wissen darüber und haben zum Teil in ihren Verträgen einen Passus drin, dass Kinderarbeit nicht zugelassen ist. Aber sie fühlen sich offenbar nicht sehr verantwortlich dafür, das durchzusetzen. Es müssen ganz konkret Kontrollen durchgeführt und darauf geachtet werden, dass Erwachsene den Arbeitsplatz bekommen. Jedes arbeitende Kind nimmt einem Erwachsenen den Job. Das halte ich auch für sehr wichtig bei der großen Massenarbeitslosigkeit in Indien. Weil auch immer wieder gesagt wird, dass sei ja gar nicht so schlimm, wenn die Kinder arbeiteten und sie müssten eben mitarbeiten.“

[Presseerklärung] Kampagne gegen Kinderarbeit

CBG Redaktion

Presseerklärung vom 31. Juli 2003

Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
Global March Against Child Labour (deutsche Sektion)
India Committee of the Netherlands

Kinderarbeit im indischen Saatgut-Anbau

Bayer, Monsanto und Unilever in der Kritik

Die heute veröffentlichte Studie „Kinderarbeit im indischen Baumwollanbau - die Rolle multinationaler Saatgut-Konzerne“ enthüllt, wie internationale Saatgutfirmen von Kinderarbeit in ihrer schlimmsten Form profitieren. Auf der Anklagebank sitzen die Konzerne Monsanto, Unilever, Advanta und Syngenta sowie der deutsche Bayer-Konzern.

Der sehr arbeitsintensive Anbau von Baumwoll-Saatgut in Südindien erfolgt in kleinen Zuliefer-Betrieben, die zwar nominell unabhängig, jedoch durch Qualitäts- und Preisvorgaben sowie durch langfristige Lieferverträge an die Konzerne gebunden sind. Die hauptsächlich in Andhra Pradesh gelegenen Farmbetriebe beschäftigen Zehntausende Kinder - überwiegend Mädchen zwischen 6 und 14 Jahren.

Von Werbeagenten werden sie ihren Eltern in Notzeiten für einen Vorschuss gezielt abgeworben und gehen dann in den Frondienst - auf oft bis zu 100 km entfernt gelegenen Saatgutfarmen. Viele sind über Jahre auf den selben Feldern tätig, um immer wieder neue Vorschüsse abzuarbeiten. Für eine 12 - Stunden-Schicht erhalten sie unter 50 Cent. Giftigen Pestiziden ausgesetzt ist ihre Gesundheit im besonderen Maße gefährdet - ein schlimmer Verstoß gegen die Konvention 182 der ILO. Vom Schulbesuch sind sie ausgeschlossen, damit ist jede Chance verbaut, aus dem Armutskreis ausbrechen zu können.

Die Saatgut-Konzerne nehmen auf den Farmen mehrmals pro Jahr Kontrollen vor und räumen „Probleme mit Kinderarbeit“ ein, schieben jedoch die Verantwortung auf die Zulieferer. Die Farm-Betreiber hingegen verweisen auf die niedrigen Abnahmepreise für das Saatgut, die eine rentable Produktion nur mit Hilfe von Kinderarbeit ermöglichen.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Es wäre für die Firmen ein Leichtes, durch die Zahlung höherer Abnahmepreise sowie ein vertragliches Verbot von Kinderarbeit und diesbezüglichen Kontrollen das Problem zu lösen. Es ist beschämend, dass reiche Konzerne wie Bayer von der Ausbeutung von Kindern profitieren.“

Rainer Kruse von der deutschen Sektion des Global March Against Child Labour : „Das Beispiel macht sehr deutlich, dass Kinderarbeit, weil sie so billig zu haben ist, den Erwachsenen die Arbeitplätze nimmt. Der deutsche Bayer-Konzern könnte eine Vorreiterrolle bei der Befreiung der Kinder aus der Fron übernehmen, indem er den Farmern angemessene Abnahmepreise zahlt - geknüpft an die Bedingung, “unverzüglich Erwachsene auf Mindestlohnbasis einzustellen„. Der beachtliche Erfolg bei der Bekämpfung der Kinderarbeit in der Teppichindustrie durch die Einführung des Warenzeichens Rugmark zeigt, dass Bayer die Leiden der Kinder in seinem Bereich beenden könnte.“

Die Untersuchung wurde vom indischen Forschungsinstitut Glocal Research and Consultancy Services durchgeführt und wird von der deutschen Sektion des Global March Against Child Labour, der Coordination gegen BAYER-Gefahren und dem India Committee of Netherlands gemeinsam herausgegeben.

Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
www.CBGnetwork.org
info@cbgnetwork.org
Tel: 0211 - 333 911

Global March Against Child Labour (deutsche Sektion)
www.globalmarch.org
kruserainer@surfeu.de
Tel/Fax: 0711 - 467381

India Committee of the Netherlands
www.indianet.nl
g.oonk@antenna.nl

[taz] Kampagne gegen Kinderarbeit

CBG Redaktion

Die tageszeitung vom 31. Juli 2003

Kinderarbeit für Wucherzinsen

Wie das 12-jährige Mädchen Narsamma arbeiten in Indien nach Schätzungen 450.000 Kinder in Schuldknechtschaft, um für transnationale Konzerne Baumwollsaat herzustellen. Von fünf Global Playern stellen sich nur zwei ihrer Verantwortung

von KATHARINA KOUFEN

Als der Regen ausblieb und die Ernte verdorrte, liehen sich Narsammas Eltern von einem Arbeitsvermittler 2.000 indische Rupien - das sind etwa 50 Euro. Das war 1998. Seitdem muss Narsamma auf einem Baumwollsaatfeld arbeiten, um den Kredit zu tilgen. Umgerechnet 19 Euro im Monat verdient die 12-Jährige inzwischen, am Anfang war es nur die Hälfte.

Wie Narsamma arbeiten in Indien rund 450.000 Kinder in der Baumwollsaatindustrie, hat eine Studie des Instituts Glocal Research and Consultancy Services (GRCS) aus Hyderabad ergeben. 95 Prozent von ihnen in Schuldknechtschaft: Ihre Eltern, meist arme Bauern aus den niederen Kasten, leihen sich Geld bei so genannten Arbeitsvermittlern und verleihen im Gegenzug ihre Kinder. Und weil die Gläubiger Wucherzinsen verlangen - 165 Prozent im Jahr oder 20 Prozent pro Woche sind keine Seltenheit - sind die 6- bis 14-Jährigen, zum größten Teil Mädchen, auf Jahre hin dem Arbeitsvermittler oder dem Besitzer des Saatgutbetriebs ausgeliefert.

Der Saatgutbetrieb, in dem Narsamma arbeitet, produziert auf einem Hektar die Baumwollsorte „Brahma“. Dieses hybride Saatgut entsteht durch die Kreuzung zweier Pflanzen mit unterschiedlichen Erbanlagen. Das Ergebnis ist ein Saatgut, das ertragreicher ist, aber steril. Das heißt: Anstatt aus dem Eigenanbau Saatgut für die nächste Aussaat zu gewinnen, müssen die Bauern jede Saison neue Ware beim Hersteller kaufen. Im Fall von Narsamma ist das die holländisch-britische Firma Unilever. Für sie produziert der Farmer, bei dem Narsamma arbeitet, Saatgut.

„Brahma“ wird von der indischen Unilever-Tochter Hindustan Lever Limited (HLL) für das Vierfache dessen verkauft, was die Zulieferer erhielten. „Aufgrund der geringen Erzeugerpreise ist der Einsatz von Kindern fast vorprogrammiert“, so die Studie. „Die Verwendung erwachsener und damit teurerer Arbeiter würde den Gewinn des lokalen Betriebs praktisch auf null senken.“

Die Herstellung von hybridem Saatgut ist arbeitsintensiv: Bei jedem Keim muss der eigene Samen entfernt und der fremde Samen aufgetragen werden. Die Kinder müssen sich dicht über die Pflanzen beugen, um die Blüten für die Kreuzung auszuwählen. Dabei, so die Studie, „nehmen sie über die Haut und die Atemwege große Mengen Agrogifte auf“. Auf den Baumwollfeldern werden besonders viele Pestizide eingesetzt. Auch während die Pflanzen gespritzt werden, müssten die Kinder weiterarbeiten, berichten die Autoren.

Sie arbeiten den ganzen Tag - laut der Studie im Sommer rund neun, im Winter elf bis zwölf Stunden täglich. Kinder, die von auswärts kommen und auf der Farm oft in leer stehenden Ställen untergebracht sind, arbeiten bis zu 13 Stunden am Tag.

Im Zuge der Recherche besuchten die Verfasser der Studie im Frühjahr letzten Jahres 22 kleine Zulieferbetriebe im Süden Indiens. Sie fanden heraus, dass dort Saatgut für fünf transnationale Konzerne und deren indische Tochterfirmen hergestellt wird: für Unilever, die amerikanische Firma Monsanto, die Schweizer Syngenta AG, die niederländische Advanta - und für den deutschen Bayer-Konzern.

Konfrontiert mit dem Vorwurf der Kinderarbeit, reagierten die Unternehmen unterschiedlich. Die Unilever Tochter HLL wies darauf hin, dass sie keinen direkten Kontakt zu den Saatgutfarmern habe. Die Lieferverträge würden von Zwischenhändlern ausgehandelt. Auch Advanta und Monsanto wiesen die Verantwortung für Kinderarbeit von sich.

Syngenta hingegen ging in die Offensive: „Wir möchten uns der Verantwortung stellen“, sagte Shantu Shataram, bei Syngenta für die Beziehung zu den Aktionären zuständig. In der laufenden Anbausaison hat die Schweizer Firma daher wie nach eigenen Angaben auch Bayer einen Passus in die Verträge mit den Zwischenhändlern aufgenommen, nach dem „keine Kinder beim Anbau des Saatguts eingesetzt werden“.

taz Nr. 7118 vom 31.7.2003, Seite 8, 132 Zeilen (TAZ-Bericht), KATHARINA KOUFEN
http:www.taz.de/pt/2003/07/31/a0083.nf/text.ges,1

Baumwolle in Indien

In Indien befinden sich 21 Prozent der weltweit mit Baumwolle bepflanzten Fläche. Die Produktion für Saatgut ist in dem südindischen Bundesstaat Andhra Pradesh konzentriert. Indien war 1970 das erste Land, das hybrides -also aus der Kreuzung zweier Sorten entstandenes, steriles -Baumwoll-Saatgut großflächig herstellte. Heute wird auf 9 Mio. Hektar Land Baumwolle angebaut - fast die Hälfte mit Hybrid-Saatgut. Nur noch 20 Prozent der Sorten sind lizenzfrei - für die anderen 80 Prozent müssen die Bauern bei jeder Aussaat Gebühren bezahlen.
Studie: www.cbgnetwork.de

Bayer: Absichten besser als Wirklichkeit

Eine Studie indischer Wissenschaftler wirft dem Saatguthersteller vor, für Kinderarbeit verantwortlich zu sein.

BERLIN taz Auf seiner Internetseite weist der Bayer-Konzern darauf hin, dass er sich für Menschenrechte, Arbeitsstandards, Umweltschutz einsetzt - und gegen Kinderarbeit. Doch genau diesem Vorwurf müssen sich der Saatgutproduzent Bayer und vier andere Konzerne jetzt stellen. Das indische Institut Glocal Research and Consultancy Services (GRCS) stellt heute in Deutschland eine Studie zum Thema Kinderarbeit auf indischen Saatgutfeldern vor.

Rund 450.000 Kinder arbeiten in der Produktion von indischem Hybridsaatgut, so die Studie. Sie arbeiten für Bauern, die an die Firmen Bayer, Unilever, Monsanto, Syngenta und Advanta verkaufen. Der Autor der Studie und GRCS-Direktor, Davuluri Venkateswarlu, wirft den großen Saatgutfirmen in Europa und Nordamerika vor, „den Einsatz von Kinderarbeit nicht nur zu dulden, sondern auch dafür verantwortlich zu sein“. Die Preise, die die Saatgutkonzerne an ihre indischen Lieferanten zahlten, seien so gering, dass diese nicht an Kinderarbeit vorbeikämen.
Bayer wies die Vorwürfe zurück: „Weder wir noch unsere indische Tochterfirma beschäftigen Kinder, das passt nicht zum Bayer-Image“, sagte ein Konzernsprecher der taz. In die Verträge mit den Zulieferern seien mittlerweile ebenfalls „Richtlinien gegen Kinderarbeit“ aufgenommen worden. "KK

http:www.taz.de/pt/2003/07/31/a0011.nf/text

Kinderarbeit

CBG Redaktion

Presseerklärung vom 31. Juli 2003

Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
Global March Against Child Labour (deutsche Sektion)
India Committee of the Netherlands

Kinderarbeit im indischen Saatgut-Anbau

Bayer, Monsanto und Unilever in der Kritik

Die heute veröffentlichte Studie „Kinderarbeit im indischen Baumwollanbau - die Rolle multinationaler Saatgut-Konzerne“ enthüllt, wie internationale Saatgutfirmen von Kinderarbeit in ihrer schlimmsten Form profitieren. Auf der Anklagebank sitzen die Konzerne Monsanto, Unilever, Advanta und Syngenta sowie der deutsche Bayer-Konzern.

Der sehr arbeitsintensive Anbau von Baumwoll-Saatgut in Südindien erfolgt in kleinen Zuliefer-Betrieben, die zwar nominell unabhängig, jedoch durch Qualitäts- und Preisvorgaben sowie durch langfristige Lieferverträge an die Konzerne gebunden sind. Die hauptsächlich in Andhra Pradesh gelegenen Farmbetriebe beschäftigen Zehntausende Kinder - überwiegend Mädchen zwischen 6 und 14 Jahren.

Von Werbeagenten werden sie ihren Eltern in Notzeiten für einen Vorschuss gezielt abgeworben und gehen dann in den Frondienst - auf oft bis zu 100 km entfernt gelegenen Saatgutfarmen. Viele sind über Jahre auf den selben Feldern tätig, um immer wieder neue Vorschüsse abzuarbeiten. Für eine 12 - Stunden-Schicht erhalten sie unter 50 Cent. Giftigen Pestiziden ausgesetzt ist ihre Gesundheit im besonderen Maße gefährdet - ein schlimmer Verstoß gegen die Konvention 182 der ILO. Vom Schulbesuch sind sie ausgeschlossen, damit ist jede Chance verbaut, aus dem Armutskreis ausbrechen zu können.

Die Saatgut-Konzerne nehmen auf den Farmen mehrmals pro Jahr Kontrollen vor und räumen „Probleme mit Kinderarbeit“ ein, schieben jedoch die Verantwortung auf die Zulieferer. Die Farm-Betreiber hingegen verweisen auf die niedrigen Abnahmepreise für das Saatgut, die eine rentable Produktion nur mit Hilfe von Kinderarbeit ermöglichen.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Es wäre für die Firmen ein Leichtes, durch die Zahlung höherer Abnahmepreise sowie ein vertragliches Verbot von Kinderarbeit und diesbezüglichen Kontrollen das Problem zu lösen. Es ist beschämend, dass reiche Konzerne wie Bayer von der Ausbeutung von Kindern profitieren.“

Rainer Kruse von der deutschen Sektion des Global March Against Child Labour : „Das Beispiel macht sehr deutlich, dass Kinderarbeit, weil sie so billig zu haben ist, den Erwachsenen die Arbeitplätze nimmt. Der deutsche Bayer-Konzern könnte eine Vorreiterrolle bei der Befreiung der Kinder aus der Fron übernehmen, indem er den Farmern angemessene Abnahmepreise zahlt - geknüpft an die Bedingung, “unverzüglich Erwachsene auf Mindestlohnbasis einzustellen„. Der beachtliche Erfolg bei der Bekämpfung der Kinderarbeit in der Teppichindustrie durch die Einführung des Warenzeichens Rugmark zeigt, dass Bayer die Leiden der Kinder in seinem Bereich beenden könnte.“

Die Untersuchung wurde vom indischen Forschungsinstitut Glocal Research and Consultancy Services durchgeführt und wird von der deutschen Sektion des Global March Against Child Labour, der Coordination gegen BAYER-Gefahren und dem India Committee of Netherlands gemeinsam herausgegeben.

Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
www.CBGnetwork.org
info@cbgnetwork.org
Tel: 0211 - 333 911

Global March Against Child Labour (deutsche Sektion)
www.globalmarch.org
kruserainer@surfeu.de
Tel/Fax: 0711 - 467381

India Committee of the Netherlands
www.indianet.nl
g.oonk@antenna.nl

Positivliste

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 22. Juli 2003

Nach dem Aus von „Positivliste“ und „Institut für Qualitätssicherung“

Kniefall vor Pharma-Konzernen

Scharfe Kritik übten Vertreter der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) an der geplanten Gesundheitsreform. Der auf Druck der CDU erfolgte Verzicht auf „Positivliste“ und „Institut für Qualitätssicherung in der Medizin“ bedeuteten einen „Kniefall vor der Pharma-Lobby“ und würden zu weiteren Kostensteigerungen im Gesundheitssystem führen. Besonders die Positivliste hätte die Möglichkeit erbracht, nutzlose und risikoreiche Medikamente aus dem Leistungskatalog zu streichen. Hierdurch wären eine Verbesserung der Versorgung und Einsparungen in Milliardenhöhe zu erreichen.

Philipp Mimkes von der CBG: „Vor zehn Jahren versuchte Horst Seehofer, damals noch Gesundheitsminister, selbst eine Positivliste aufzustellen. Wider besseren Wissens beendete er damals auf Druck der Pharmakonzerne das Projekt. Heute lässt sich die Union erneut zum Lakaien der Pharmalobby machen.“ Mimkes erinnert an die Demuts-
geste, mit der Seehofer das Projekt seinerzeit kassiert hatte: beim Geburtstag des Verbandspräsidenten der Pharmaindustrie, Hans- Rüdiger Vogel, übergab der Staatssekretär des Gesundheitsministers, Baldur Wagner, die Positivliste in zerschreddertem Zustand. „Wirkungslose Präparate wie das Diabetes-Mittel Glucobay von BAYER werden die Kassen weiterhin mit hunderten Millionen von Euro pro Jahr belasten“, so Mimkes weiter.

Über 40.000 Präparate tummeln sich auf dem deutschen Markt, skandinavische Länder oder Großbritanien kommen mit wenigen Tausend aus. „Kein Arzt kann bei dieser Pillenflut die Übersicht behalten. Verschrieben wird daher auch in Zukunft nicht das effektivste Präparat, sondern das, was am intensivsten beworben wird“, so Jan Pehrke von der CBG. Pehrke entkräftet auch das Argument der Lobbyisten, eine Reglementierung des Pharmamarkts würde die Forschung gefährden. „Für Marketing geben die Konzerne doppelt so viel Geld aus wie für die Forschung“, kritisiert Pehrke.

Der Kampf gegen die Positivliste wird heute vor allem vom Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller (VFA) geführt. Der VFA wurde 1994 auf Initiative des BAYER-Konzerns gegründet und wird von Cornelia Yzer, früher Justitiarin bei BAYER, geleitet. Alle vorherigen Versuche zur Aufstellung einer Positivliste durch Krankenkassen und Ärztekammern verhinderte der VFA durch Millionenklagen – wegen angeblicher Wettbewerbsverzerrung. Ellis Huber, damaliger Präsident der Berliner Ärztekammer, musste den Versuch aufgeben, Licht in den Pharma- Dschungel zu bringen: „Ich kapituliere vor der wirtschaftlichen Übermacht der Pharmakonzerne“, so Huber angesichts sechsstelliger Prozesskosten.

Cornelia Yzer war nach dem ersten Scheitern der Positivliste als Staatssekretärin ins Gesundheitsministerium gewechselt und hatte dort die Wünsche ihres Arbeitgebers BAYER direkt umgesetzt. Ein weiterer Versuch zur Aufstellung der Positivliste, die auch Bestandteil des Koalitionsvertrags zwischen SPD und Grünen ist, wurde SPD-intern gekippt: Wolfgang Clement, damals noch NRW-Ministerpräsident, verhinderte das Projekt im Bundesrat - nach einer entsprechenden Intervention von BAYER. „Es ist beschämend zu sehen, dass die Gesundheit der Bevölkerung einen niedrigeren Stellenwert besitzt als die Profitinteressen der Pharmaindustrie“, so Philipp Mimkes von der CBG.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren kontrolliert seit 25 Jahren die Geschäftspolitik des BAYER-Konzerns. Der Verein arbeitet u.a. zu den Bereichen Produktrisiken, Gentechnik, Störfallgefahren und Lobbyismus.

Australien

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 10. Juli 2003

Australien: Bayer verweigert Haftung für Genpflanzen

„Konzerne müssen volle Verantwortung übernehmen“

Das australische Network of Concerned Farmers (NFC) fordert in einem Offenen Brief an die Firma Bayer CropScience die Übernahme aller Folgekosten, die sich aus dem Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen ergeben. Gentechnisch veränderte Nahrungsmittel sind in der australischen Landwirtschaft bislang verboten, die Firma Bayer drängt aber auf die Zulassung von modifiziertem Raps. Australien würde hierdurch seinen Status als „Gentechnik-frei“ verlieren - Landwirte, die weiterhin Gentechnik-frei produzieren möchten, wären gezwungen, die Reinheit ihrer Produkte mit aufwendigen Testverfahren zu belegen. In einer Stellungnahme weigerte sich das Unternehmen Bayer, der Forderung nachzukommen.

„Wenn die Verantwortlichen bei Bayer sicher sind, dass der Anbau von Gen-Raps keine Probleme verursacht, dann sollen sie auch die Haftung und alle Folgekosten übernehmen“, so Julie Newman, Sprecherin der NFC. „Die Konzerne planen offenbar, die Kosten, die sich bei der Inverkehrbringung gentechnisch veränderter Pflanzen ergeben, den Gentechnik-frei arbeitenden Landwirten aufzubürden. Diese sind aber nicht bereit und nicht in der Lage, Unternehmen wie Bayer und Monsanto zu subventionieren. Die Firmen müssen die volle Verantwortung für Ihre Produkte übernehmen“. Die Kosten Gentechnik-frei arbeitender Landwirte für Tests und Aussortierung gentechnischer Verunreinigungen lägen bei 10-20% des Verkaufspreises.

In dem Brief an Bayer CropScience schreibt die NFC: „Wie Ihnen bekannt ist, gibt es in Bezug auf den kommerziellen Anbau von gentechnisch verändertem Raps viele ungelöste Probleme. Als ein Netzwerk Gentechnik-frei arbeitender Landwirte weigern wir uns, jegliche Kosten zu übernehmen, die durch die Kontamination Gentechnik-freier Felder durch benachbarte Gentechnik-Pflanzen entstehen. Wir bestehen darauf, dass Bayer CropScience alle Kosten für die Kontrolle seiner Produkte übernimmt.“

Die NFC weist darauf hin, dass wichtige Importeure wie China und die EU nur Gentechnik-freien Raps abnehmen und diese Märkte verloren gehen werden. Untersuchungen in Kanada hatten ergeben, dass 95% des von Öko-Bauern angebauten Raps mit Fremdgenen kontaminiert waren.

der Offene Brief und weitere Infos der NFC finden sich unter:
www.non-gm-farmers.com

England

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 23. Juni 2003

Kurz vor der Entscheidung über Zulassung kommerzieller Gen-Pflanzen:

Gentechnik-Industrie stürzt britischen Umweltminister Michael Meacher

Nach Angaben der britischen Zeitschrift Daily Telegraph erfolgte der Sturz des britischen Umweltministers Michael Meacher in der vergangenen Woche auf Druck der Gentechnik-Industrie, insbesondere des BAYER-Konzerns. Meacher ist als profunder Kritiker genveränderter Nahrungsmittel bekannt und war den Biotechnik-Firmen seit langem ein Dorn im Auge.

Dr Paul Rylott, Vorsitzender der einflussreichen Industrie-Vereinigung Agricultural Biotechnology Council (ABC) und Leiter der BAYER- Tochterfirma BioScience, hatte den Minister nur wenige Tage vor seiner Entlassung heftig kritisiert. Daraufhin war in der englischen Presse offen über einen Sturz Meachers spekuliert worden. Regierungs-Chef Tony Blair gilt als uneingeschränkter Befürworter der Gentechnik.

Erst Anfang Juni hatte die britische Regierung einen „Gentechnik-Dialog“ initiiert - dieser soll bereits in drei Monaten darüber entscheiden, ob Großbritannien das erste europäische Land wird, in dem gentechnisch veränderte Pflanzen kommerziell angebaut werden. Der Dialog wird von einem 11-köpfigen Komitee geleitet, dem BAYER-Lobbyist Paul Rylott ebenfalls angehört. Auch der Agriculture and Environment Biotechnology Commission, die die britische Regierung über Risiken der Gentechnik beraten soll, gehört Multifunktionär Rylott an.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Es ist kein Zufall, dass der Gentechnik-Kritiker Meacher just in dem Moment geschasst wird, in dem die Zukunft gentechnisch veränderter Lebensmittel in England und in ganz Europa entschieden wird. Es ist erschreckend, dass die Macht des BAYER-Konzerns auch in England groß genug ist, um unliebsame Politiker auszubooten.“ Mimkes kritisiert, dass Industrievertreter wie Paul Rylott in staatlichen Kommissionen sitzen, die über die Zukunft strittiger Probleme entscheiden.

Der BAYER-Konzern ist seit der Übernahme der Aventis CropScience AG der größte europäische Anbieter gentechnisch veränderter Pflanzen. Das Unternehmen sitzt in den Startlöchern, um modifizierte Getreide- Sorten, Raps, Mais und Soja auf den Markt zu bringen. Die Mehrheit der europäischen Bevölkerung lehnt Gentechnik in Nahrungsmitteln ab.

[Kirchentag] Coordination gegen BAYER-Gefahren auf ökumen. Kirchentag in Berlin

CBG Redaktion

Sa. 31. Mai, 15 Uhr: Veranstaltung mit Klaus Werner (Autor „Schwarzbuch Markenfirmen“)

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) präsentiert ihre Arbeit auf dem ökumenischen Kirchentag in Berlin. Das Motto des gemeinsam mit der Solidarischen Kirche konzipierten Stands lautet: „Der Globalisierung der Konzerne widerstehen - Kritik am Beispiel BAYER“.

Auf dem Stand werden zwei Themen dargestellt:

1. Vergiftungen mit BAYER-Pestiziden in philippinischen Bananen- Plantagen. Hintergrund: der Konzern ist zweitgrößter Hersteller von Agrogiften und verantwortlich für die Vergiftung zehntausender Landarbeiter in aller Welt

2. BAYER und der Bürgerkrieg in Zentralafrika. Die Tochterfirma H.C. Starck hat über Jahre hinweg das Mineral Coltan aus dem Osten des Kongo bezogen und hierdurch Millionenbeträge in die mörderische Kriegswirtschaft im Kongo gepumpt. Zum Thema Coltan findet auf dem Stand der Coordination am Samstag, den 31.5. um 15 Uhr eine Informationsveranstaltung statt. Referent ist Klaus Werner, Autor des Bestsellers „Schwarzbuch Markenfirmen“.

Die CBG fordert einen Verkaufs-Stopp hochgefährlicher Pestizide und ein überprüfbares Ende von Coltan-Importen aus dem Kongo, solange diese den Kriegsparteien dienen. Für beide Forderungen werden auf dem Kirchentag Unterschriften gesammelt.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren dokumentiert seit 25 Jahren Gefahren und Mißstände, die von dem Chemie- und Pharmamulti BAYER ausgehen: Holzschutzmittel, gefährliche Pestizide, unbrauchbare Medikamente, risikoreiche Produktionsbedingungen in Entwicklungs-
ländern, die IG Farben-Geschichte, aidsverseuchte Bluterpräparate, Einflussnahme auf Politik und Gesellschaft, Gentechnik, Emissionen in Luft und Wasser, etc. In der CBG haben sich Betroffene, Anwohner, Journalisten und Wissenschaftler zusammengeschlossen, um dem mächtigen Konzern Paroli zu bieten.
Sie finden uns vom 28. - 31. Mai in der:
Messe Berlin, Halle 3.2., Stand F 27

REACH

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 12. Mai 2003

„Auslichten im Chemie-Dschungel dringend erforderlich“

Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert Verbot risikoreicher Chemikalien

Die EU-Kommission hat in der vergangenen Woche neue Richtlinien für die Zulassung von Chemikalien vorgelegt. Der ursprünglich ambitionierte Entwurf wurde jedoch auf Druck der Industrie entscheidend geschwächt: die Beweislast für die Sicherheit der Produkte wird nicht auf die Hersteller übertragen, sondern bleibt bei Behörden und Umwelt- verbänden. Auch das ursprüngliche Vorhaben, risikoreiche Chemikalien nur dann zuzulassen, wenn keine sicheren Alternativen existieren, wurde fallen gelassen. Lediglich das Ziel, 30.000 häufig verwendete Substanzen erstmals auf Gesundheitsrisiken hin zu untersuchen, bleibt bestehen.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Der von der EU-Kommission vorgelegte Entwurf erlaubt der Industrie auch künftig, Tausende gefährlicher Chemikalien zu verkaufen. Dabei wäre ein Auslichten im Chemie-Dschungel dringen erforderlich.“ Europaweit haben von rund 100 000 produzierten Chemikalien erst 2.700 ein Prüfverfahren durchlaufen. Selbst für großtechnisch hergestellte Stoffe liegen den Behörden in den meisten Fällen keinerlei Informationen über mögliche Umweltrisiken vor. „Die Profitinteressen der Industrie werden auch künftig höher bewertet als die Sicherheit der Verbraucher“, so Mimkes weiter.

Bundeskanzler Schröder und Wirtschaftsminister Clement waren auf Druck der Chemie-Konzerne mehrmals in Brüssel vorstellig geworden, um der Reform die Zähne zu ziehen – offenbar mit Erfolg. Die Industrie drohte mit der Vernichtung hunderttausender Arbeitsplätze, sollten die Pläne vollständig umgesetzt werden. EU-Umweltkommissarin Margot Wallström hatte daraufhin die deutsche Chemie-Wirtschaft der Lüge bezichtigt: wenn durch das Regelwerk tatsächlich Arbeitsplätze verloren gingen, gestehe die Industrie ein, dass tatsächlich zahlreiche Substanzen wegen ihrer Gefährlichkeit aus dem Verkehr gezogen werden müssten. Dies hätte sie aber immer bestritten. „Ich mag insbesondere die Panikmache der deutschen Chemie-Industrie nicht“, so die EU-Kommissarin in Brüssel.

Der BAYER-Konzern produziert eine lange Liste hochgefährlicher Chemikalien: Weichmacher, Chlororganika, das hormonaktive Bisphenol A und hunderte von Pestiziden. In der Vergangenheit mussten zahlreiche BAYER-Produkte wegen der Vergiftung Tausender Menschen vom Markt genommen werden: PCBs, Holzschutzmittel, Pentachlorphenol, etc. Philipp Mimkes weiter: „Nur eine Beweislastumkehr, nach der die Industrie die Ungefährlichkeit der von ihr verkauften Produkte beweisen muss, könnte künftige Chemie-Skandale verhindern.“