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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

[Rost] CO-Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Der BAYER-Konzern bestätigte gestern unsere Information, wonach das CO-Rohr unter dem Rhein verrostet ist. Nun soll flugs ein anderes (altes) Rohr verwendet werden weitere Infos

27. März 2014, Rheinische Post

Rost: Bayer wechselt CO-Transport-Rohr unterm Rhein

Leverkusen. Chemparkbetreiber Currenta und Bayer MaterialScience (BMS) hatten für Ende März die Überprüfung des Dükers, des ummantelten Rohrleitungsbündels unter dem Rhein, und der gesamten Versorgungspipeline zwischen Leverkusen und Dormagen angekündigt und sind bei der Untersuchung nun auf Rost gestoßen. Von Ludmilla Hauser
Es „wurde an der Kohlenmonoxid(CO)-Leitung innerhalb der Rheinunterquerung punktuell Korrosion identifiziert“, meldet BMS. „Diese entsteht durch Fehlstellen in der Isolierung, beeinträchtigt den sicheren und rechtmäßigen Betrieb der Leitung aber nicht.“ Flicken lassen sich die Schadstellen unter dem Rhein nicht so einfach. „Das ist einer der Gründe dafür, dass die Rheinunterquerung durch einen neuen Versorgungstunnel ersetzt werden soll“, erinnert BMS an das Projekt, das Chempark-Chef Ernst Grigat und Klaus Jaeger (BMS) im Januar vorstellten.
An Land musste im Kölner Uferbereich ein Zwölf-Meter-Stück der Pipeline ausgewechselt werden.
Bis der neue Düker gebaut ist, dauert es: Die Baugenehmigung soll laut Currenta im Sommer beantragt werden, mit dem Baustart wird vorsichtig für Anfang 2015 gerechnet. Currentas Wunschtermin zur Fertigstellung des neuen, größeren Tunnels (der jetzige ist 85 Zentimeter im Durchmesser, der neue soll 2,60 Meter haben): Ende 2015.
Bis dahin „wird im Bereich des Dükers der CO-Transport durch eine zuletzt für Erdgas genutzte Leitung erfolgen“, sagt BMS. In der nächsten Woche soll die Umleitung des Gases in die neue Röhre erfolgen. Das baugleiche ehemalige Erdgas-Rohr sei im August 2013 untersucht worden. Ein unabhängiger Sachverständiger habe keine Korrosion festgestellt und „damit eine intakte Isolierung“.
Das Thema Düker ist sensibel: Co-Pipeline-Gegner hatten zu Beginn des Jahres Akteneinsicht bei der Bezirksregierung verlangt. BMS versichert, es sei ein sicherer Betrieb auch in der bisherigen CO-Pipeline unter dem Rhein gegeben gewesen, „aus Gründen der äußersten Vorsorge“, werde aber unter dem Fluss die neue Leitung genutzt.

[PCB] Polychlorierte Biphenyle

CBG Redaktion

25. März 2014

PCB: Umweltschützer fordern Sanierung von Gebäuden auf Kosten der Hersteller

Der Deutschlandfunk berichtet heute über die Forderung von Umweltverbänden, die Hersteller Polychlorierter Biphenyle - kurz PCB – an den ungeheuren Sanierungs- und Gesundheitskosten zu beteiligen (der Beitrag findet sich unter http://www.deutschlandfunk.de/pcb-umweltschuetzer-fordern-zuegige-sanierung-von-gebaeuden.697.de.html?dram:article_id=281060).

Die PCB wirken auf das Nerven-, Hormon- und das Immunsystem. Andras Gies, Chemiefachmann im Umweltbundesamt sagt in dem Beitrag: „Das Problem bei denen ist, dass sie unendlich langlebig sind, ganz langsam sich in der Umwelt und im Körper abbauen. Also die PCBs, die Sie aufnehmen, wenn Ihre Mutter Sie stillt, finden wir noch beim 17- oder 20-jährigen Menschen.“

Vor allem in den 1960er- und 1970er-Jahren haben Chemiefirmen wie Monsanto in den USA und Bayer in Leverkusen mehr als eine Million Tonnen PCB hergestellt. Sie wurden als Kühlflüssigkeit in Transformatoren oder als Hydrauliköl im Bergbau eingesetzt, aber auch in Lacken, Harzen und Kunststoffen. Und Handwerker verwendeten Fugendichtungsmassen mit rund 20.000 Tonnen PCB in Schulen, Kindergärten und anderen öffentlichen Gebäuden in Deutschland. Helmut Röscheisen vom Deutschen Naturschutzring geht von mehr als 10.000 Tonnen PCB aus, die sich noch in diesen Gebäuden befinden: „Die Zeitbombe besteht darin, dass wir nicht genau wissen, in welchen Gebäuden diese PCB-haltigen Fugenverdichtungsmassen drin sind. Daher die Forderung: Wir brauchen eine Inventarisierung aller Gebäude in Deutschland, die belastet sind.“

Helmut Röscheisen setzt darauf, dass sich auch die Chemiefirma Bayer finanziell beteiligt. Das Unternehmen sagte jedoch gestern dem Deutschlandfunk, dass es sich dazu nicht verpflichtet fühlt. Es habe bereits verantwortlich gehandelt, als es 1983 - also sechs Jahre vor dem gesetzlichen Verbot in Deutschland - die Herstellung der polychlorierten Biphenyle einstellte. UBA-Mann Andreas Gies sieht dennoch eine moralische Pflicht. „Die Chemieindustrie steht ja auch dazu, dass sie Produktverantwortung hat und für die Sicherheit ihrer Produkte garantieren will. Dass es oft in der Vergangenheit nicht so war, ist natürlich eine schmerzliche Last für uns alle, ist aber auch, glaube ich, eine Verantwortung für die Hersteller.“

Hierzu Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Die Äußerung von BAYER ist ein Hohn. Die Hersteller kannten die Risiken der Substanzen spätestens seit den 60er Jahren – taten aber alles, diese zu verheimlichen, um die Umsätze nicht zu gefährden. Das weltweit erste Verbot „offener“ Anwendungen wurde bereits 1972 in Schweden verhängt. Deutschland folgte 1978. Der Einsatz in vorgeblich „geschlossenen“ Systemen wie Hydraulik-Ölen und Transformatoren blieb jedoch auf Druck der Industrie gestattet. Schlimmer noch: Als die USA, bis dahin größter Anbieter, 1977 die Herstellung und Verwendung von PCB vollständig verboten, sprang die BAYER AG in die Bresche und steigerte ihre jährliche Produktion von 6.000 auf 7.500 Tonnen. 1983 war BAYER die letzte westliche Firma, die die Herstellung beendete“.

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[ZEIT] Kohlenmonoxid Pipeline

CBG Redaktion

Die Zeit 35/2007

Volles Rohr

Von Jutta Hoffritz

In aller Stille hat das Land Nordrhein-Westfalen den Bau einer Giftgasleitung durch Wohngebiete genehmigt. Nun protestieren die Bürger.
Das Rohr hat den Durchmesser eines Esstellers, es soll eineinhalb Meter unter der Erde verlaufen und völlig unsichtbar sein - aber es sorgt für Aufregung in Nordrhein-Westfalen. Der Umweltausschuss des Landtages hat es gerade erörtert, eine Bürgerinitiative sammelt Unterschriften; Ende des Monats befasst sich das Verwaltungsgericht Düsseldorf mit dem Thema. Der Chemiekonzern Bayer plant den Bau eines 70 Kilometer langen Rohres, durch das ab Jahresende das giftige Gas Kohlenmonoxid aus einem Werk in Dormagen zur Weiterverarbeitung nach Uerdingen fließen soll.
Normalerweise wird Kohlenmonoxid nicht zwischen unterschiedlichen Produktionsstätten transportiert, sondern dort hergestellt, wo es benötigt wird. Doch für Bayer ist die Rohrleitung die billigere Alternative zum Ausbau von Produktionskapazitäten. Ziemlich lautlos haben Land und Bezirk das Projekt vor über einem Jahr genehmigt. Erst jetzt, da die Bagger anrücken und überall Rohrstücke bereitliegen, wird vielen Bürgern klar, dass die Leitung mit dem hochexplosiven Atemgift künftig direkt vor ihrer Haustür verläuft. Die Pipeline soll dicht besiedelte Wohngebiete der Gemeinden Monheim, Hilden, Langenfeld, Erkrath und Ratingen durchkreuzen. „Die Leute schauen in ihren Garten und fürchten sich vor dem tödlichen Gas“, sagt Dieter Donner von der Bürgerinitiative „Bau-Stopp der Bayer-Pipeline“.
Donner ärgert sich gleichermaßen über den Konzern wie über die Politik; sie habe die Brisanz des Themas unterschätzt und „wichtige Dinge in nichtöffentlichen Anhörungen“ verhandelt. Selbst die Feuerwehr werde jetzt erst einbezogen, um sich mit Bayer über Rettungsszenarien abzustimmen. „Ein Skandal“, findet Donner.
Würde die Gasleitung je undicht, wären einem Gutachten des betroffenen Kreises zufolge 500 Menschen in ernster Gefahr, bei einem Bruch des Rohres sogar etwa 140000 Menschen. Ein weiterer Gutachter, den die Stadt Monheim anheuerte, kritisiert besonders die Mängel bei der Erkennung von Lecks und den hohen Druck, für den die Pipeline genehmigt ist.
Bei Bayer lässt man diese Bedenken nicht gelten. Zugelassen seien die Rohre zwar für bis zu 40 Bar, entgegnet Konzernsprecher Christian Hartel. Im Normalfall fließe das Gas aber nur mit einem Druck von 13,5 Bar durch die Leitung. Und was mögliche Lecks angehe, sagt Hartel, so werde die Pipeline regelmäßig von Experten „mit Gasspürgeräten abgegangen“. Darüber hinaus überwache Bayer die ein- und ausströmenden Gasmengen.
Der Streit um die Sicherheit der Giftgasleitung kommt reichlich spät. Das dem Pipelinebau zugrunde liegende Gesetz wurde schon im Februar 2006 verabschiedet - mit Unterstützung aller Parteien. Damals ging es freilich vor allem um eine Rohrleitung, die den Transport des Gases Propylen von Amsterdam nach Deutschland per Lkw überflüssig machen sollte. „Dass Bayer die Trasse auf einem kurzen Stück für ein ganz anderes Produkt mitbenutzen wollte, haben wir nicht genügend berücksichtigt“, gesteht reumütig der umweltpolitische Sprecher der Grünen, Johannes Remmel.
Das ist umso ärgerlicher, als die Propylenleitung nun aus Kostengründen doch nicht gebaut wird. Aus heutiger Sicht würde der Bayer-Konzern seine beiden linksrheinischen Standorte also wohl besser direkt verbinden, als mit der Gasleitung zweimal den Fluss zu kreuzen und einen langen Umweg durch fünf Wohngemeinden zu nehmen. Doch bei Bayer denkt man gar nicht an eine Verkürzung und verweist auf die „Genehmigung, die nur für die geplante Streckenführung gilt“. Vermutlich ahnt man in Leverkusen, dass die Pipeline bei einem neuen Anlauf nicht mehr durchzusetzen wäre.
Doch auch so könnte das Projekt noch ins Wanken geraten. Thomas Dünchheim, Bürgermeister der Stadt Monheim und Experte für Öffentliches Recht mit Lehrauftrag an der Düsseldorfer Universität, hält das Pipeline-Gesetz für verfassungswidrig. Einerseits lasse es die Enteignung von Grundstücken zu, argumentiert Dünchheim - andererseits bleibe offen, inwiefern die Bayer-Pipeline „das Allgemeinwohl fördert“. Dass er mit seiner Klage einem örtlichen Arbeitgeber mit fast 2000 Angestellten in die Quere kommt, kümmert den Bürgermeister wenig. Er habe sich durch seinen „Amtseid verpflichtet, Schaden von den Bürgern abzuwenden“, sagt Dünchheim. Notfalls will er bis vor das Bundesverfassungsgericht ziehen.

[Pharma] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat heute Gegenanträge zu gefährlichen Pharmaprodukten zur BAYER-Hauptversammlung am 29. April in Köln eingereicht. Die Gegenanträge werden auch auf der website des Konzerns veröffentlicht.

Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet

Der BAYER-Konzern vermarktet eine Vielzahl gefährlicher Pharma-Produkte. Der Vorstand trägt hierfür die Verantwortung, weswegen ihm die Entlastung zu verweigern ist. Es folgt eine Auswahl aktueller Problemfälle.

Medikamente nur für Reiche
Der BAYER-Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers äußerte sich im Dezember zur Einführung des Krebsmittels NEXAVAR wie folgt: „Wir haben dieses Medikament nicht für den indischen Markt entwickelt, um ehrlich zu sein. Wir haben es für Patienten im Westen entwickelt, die es sich auch leisten können.“
Die Aussage von Herrn Dekkers bietet einen aufschlussreichen und zugleich erschreckenden Blick in das Innenleben der Pharmaindustrie: nicht medizinische Notwendigkeiten sind entscheidend bei der Entwicklung neuer Präparate, sondern allein der Profit. BAYER geht es nicht darum, dass viele Menschen von einem Medikament profitieren. Vielmehr wird die Forschungs- und Verkaufspolitik gezielt so gestaltet, dass die höchsten Preise erzielt werden können - unabhängig davon, wie vielen Menschen dadurch der Zugang zu Medikamenten verwehrt bleibt.
Da die Pharmaindustrie für das Marketing weit mehr ausgibt als für die Forschung, zielt auch das Argument ins Leere, wonach die hohen Preise für die Entwicklung neuer Präparate notwendig wären. BAYER gibt für Vertrieb und Marketing über zehn Milliarden Euro aus - etwa das Dreifache der Forschungsausgaben.

Risiken von XARELTO
Weiterhin drückt BAYER mit allen Mitteln den neuen Gerinnungshemmer XARELTO in den Markt – auch für Indikationen, bei denen eine Wirksamkeit nicht belegt ist.
So gibt es bislang keine Studien, die bei der Behandlung von Vorhofflimmern einen Vorteil von XARELTO gegenüber gut eingestellten Marcumar-Patienten nachweisen. Das unabhängige arznei-telegramm rät von einer Verordnung daher generell ab. XARELTO reduziere weder Schlaganfälle plus systemische Embolien noch die Rate relevanter Blutungen. Dass das Medikament unter den neuen Gerinnungshemmern die höchsten Verschreibungszahlen aufweist, sei nur durch das exorbitante Marketing und durch Einflussnahme auf medizinische Fachgesellschaften erklärbar.
Auch zur Behandlung des Akuten Koronarsyndroms (ACS) ist XARELTO nicht zu empfehlen. Die US-Behörde FDA verweigerte wegen der mangelhaften Qualität der von BAYER vorgelegten Studien hierfür gar die Zulassung. Bei über 10% der Patien-ten war der Beobachtungszeitraum so knapp bemessen, dass am Studien-Ende nicht einmal bekannt war, ob der Patient noch lebt. Zudem ergab eine stichprobenartige Überprüfung der Primärdaten, dass mehrere Todesfälle unter XARELTO unter den Tisch gefallen waren. Hinzu kommt, dass das Ergebnis durch Ausschluss uner-wünschter Daten - offenbar bewusst - verzerrt wurde.
Derweil explodiert die Zahl der gemeldeten Nebenwirkungen. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurden im vergangenen Jahr für XARELTO 133 tödliche Verläufe und 1400 schwere Nebenwirkungen registriert.
Es darf nicht sein, dass BAYER aus Profit-Gründen ein Medikament vermarktet, an dessen Sicherheit es erhebliche Zweifel gibt. Der Konzern sollte aus den Skandalen mit LIPOBAY, TRASYLOL und YASMIN gelernt haben. Präparate, die gegenüber älteren Mitteln keinen Vorteil bieten, sollten grundsätzlich nicht zugelassen werden.

Gefährliche Antibaby-Pillen
Antibabypillen mit dem Wirkstoff Drospirenon haben gegenüber älteren Pillen ein zwei- bis dreifach erhöhtes Thrombose- und Embolierisiko. Allein in Deutschland lie-ßen sich pro Jahr rund 250 schwere Embolien vermeiden, wenn alle Frauen mit Kontrazeptiva der 2. Generation verhüten würden.
Obwohl BAYER alles tut, um den vielen Tausend Opfern (darunter hunderte von To-desfällen) die Entschädigung zu verweigern, hat der Konzern inzwischen 1,7 Milliarden Dollar an über 8.000 betroffene Frauen gezahlt. Trotzdem verweigert der Konzern eine Entschuldigung und hält an der Vermarktung fest. Zynischerweise gehört BAYER sogar zu den Sponsoren des „Weltthrombosetags“, der auf die Risiken von Thromboembolien aufmerksam machen soll.

Antibiotika in der Tierzucht
Zwar ist die Menge der in der Tierzucht eingesetzten Antibiotika leicht rückgängig. Weiterhin werden jedoch in der Intensiv-Tierhaltung rund sieben Mal so viele Bakterizide eingesetzt wie in der Humanmedizin. Und ausgerechnet die Verwendung des von BAYER vertriebenen Präparats BAYTRIL aus der Klasse der Fluorchinolone wächst: die jüngsten verfügbaren Zahlen zeigen in Deutschland einen Anstieg um 25% gegenüber dem Vorjahr.
BAYTRIL ist eng verwandt mit den in der Humanmedizin verwendeten Reserve-Antibiotika Ciprofloxacin und Moxifloxacin. Durch den massenhaften Einsatz in der Tiermast bilden sich immer mehr resistente Keime, so dass die Präparate ihre Wirk-samkeit verlieren. Die WHO fordert seit Jahren ein Verbot des massenhaften Einsat-zes von Antibiotika in der Tierzucht. Dies dürfte ein Grund dafür sein, dass BAYER den Umsatz von BAYTRIL im aktuellen Geschäftsbericht verheimlicht.

[Gegenanträge] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat heute Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung am 29. April in Köln eingereicht. Die Gegenanträge werden auch auf der website des Konzerns veröffentlicht.

Gegenantrag zu TOP 3: Der Aufsichtsrat wird nicht entlastet

Der Aufsichtsrat kommt seiner Kontrollfunktion ungenügend nach und soll daher nicht entlastet werden. Es folgen Beispiele einer verantwortungslosen Konzernpolitik, die vom Aufsichtsrat mitgetragen wird:

Bienensterben
Um die großflächigen Bienenvolksterben einzudämmen, hat die EU am 1. Dezember die Verwendung der von BAYER verkauften Pestizide Imidacloprid und Clothianidin weitgehend verboten. Die Wirkstoffe schädigen schon in geringsten Konzentrationen das Nervensystem von Insekten und können zu chronischen Vergiftungen führen. Der Rückgang der Bienen-Populationen gefährdet die Bestäubung wichtiger Kulturpflanzen und damit die Ernährungssicherheit. Auch Vögel sind betroffen, da sie wegen der rückläufigen Zahl wildlebender Insekten nicht genügend Nahrung finden.
Trotz des Nachweises der Schädlichkeit durch Dutzende unabhängiger Studien klagen BAYER und SYNGENTA gegen das EU-Verbot. Auch geht der Verkauf außerhalb der EU weiter. Einmal mehr ist für BAYER der kurzfristige Profit wichtiger als der Schutz von Flora und Fauna.

HIV-Infektion von Blutern
Der „Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband“ hat jüngst den Deutschen Hörfilmpreis an die ZDF-Produktion „Blutgeld“ vergeben. Einer der drei Hauptsponsoren war ausgerechnet die BAYER AG.
„Blutgeld“ erzählt die wahre Geschichte dreier Brüder, die durch Gerinnungspräparate mit HIV infiziert wurden. Hintergrund der Handlung: bis Mitte der 80er Jahre wurden tausende Bluter mit HIV und Hepatitis-C infiziert, hauptsächlich durch Produkte von BAYER. Firmeninterne Memos hatten die Gefahren für Bluter frühzeitig benannt, ohne dass das Unternehmen daraus Konsequenzen zog. Der Bundestag kam zu dem Ergebnis, dass die Mehrzahl der Infektionen hätte verhindert werden können, da Tests und Inaktivierungsverfahren rechtzeitig vorlagen. Aus Profitgründen widersetzte sich BAYER jedoch einer Umstellung der Produktion und der Vernichtung ungetesteter Präparate.
Bis heute verweigert BAYER den Opfern eine gerechte Entschädigung. Trotzdem konnten in harten Kämpfen Zahlungen von mehreren hundert Millionen Euro erzwungen werden. Das Sponsoring der Preisverleihung an „Blutgeld“ durch BAYER stellt eine Verhöhnung der infizierten Bluter dar. Die Opfer werden dazu missbraucht, dem Konzern mittels „mildtätiger Gaben“ ein menschliches Antlitz zu verleihen.

Gesundheitsschäden durch Bisphenol A
Die Zähne von rund 10% aller Kinder besitzen wegen unzureichender Mineralisation nicht genügend Festigkeit und zersetzen sich daher. Als Auslöser steht die Chemikalie Bisphenol A (BPA) in Verdacht. Im Tierversuch beeinträchtigt Bisphenol A die Mineralisation von Rattenzähnen.
BAYER ist einer der größten BPA-Produzenten weltweit. Die Chemikalie kommt u. a. in Plastik-Flaschen, Konservendosen und Lebensmittel-Verpackungen zum Einsatz. Dutzende von Studien bringen BPA mit Übergewicht, Unfruchtbarkeit, Krebs, Diabetes und Herzerkrankungen in Verbindung. Dr. Norbert Krämer von der Gießener Poliklinik für Kinder-Zahnheilkunde rät daher, keine Trinkflaschen aus Plastik zu verwenden und auf Lebensmittel zu verzichten, deren Verpackung BPA enthält.
Bereits 2008 hatte Kanada Bisphenol A als „gefährliche Substanz“ deklariert und eine Verwendung in Babyflaschen untersagt. 2011 folgte das EU-Verbot in Babyflaschen. Einige EU-Länder verhängten zusätzliche Verbote für Lebensmittelverpackungen und Trinkflaschen. Trotzdem stellt BAYER den Verkauf von Bisphenol A für risikoreiche Anwendungen nicht ein.
Vor wenigen Wochen kündigte die EU an, den Grenzwert für die BPA-Aufnahme drastisch zu verschärfen. Die Obergrenze soll von 50 µg pro Kilogramm Körpergewicht auf 5 µg gesenkt werden. Dies reicht jedoch nicht aus. Hormonaktive Chemikalien müssen aus allen Produkten des täglichen Verbrauchs verschwinden. Zudem benötigen wir dringend eine Umkehrung der Beweislast: Chemikalien, die im Verdacht stehen, gesundheitsschädlich zu wirken, müssen verboten werden - es sei denn, die Produzenten können diesen Verdacht nachweislich entkräften. Sonst vergehen weiterhin Jahrzehnte zwischen den ersten Hinweisen auf eine Schädigung bis zum Verbot einer Substanz.

Asbest
Ein Arbeitsgericht im nordspanischen Mieres hat BAYER zu einer Entschädigung von 71.800 € an die Hinterbliebenen eines langjährigen Mitarbeiters verurteilt. Der Arbeiter war an den Folgen seiner jahrzehntelangen Asbest-Belastung im Werk Langreo (Asturien) gestorben. Nach Ansicht des Gerichts hatte BAYER die Risiken ignoriert und es versäumt, die Arbeiter angemessen zu schützen.
Insgesamt wurde rund ein Fünftel des weltweit verbrauchten Asbests in der Chemie-Industrie eingesetzt. Die Gefahr für Leib und Leben war BAYER über Jahrzehnte hinweg bekannt. Durch gekaufte Gutachten und Zuwendungen an das damals zuständige „Institut für Wasser-, Boden- und Luft-Hygiene“ konnte die Industrie das Verbot um etwa 25 Jahre verzögern. Tausende Arbeiter/innen bezahlen dies mit ihrem Leben.
Bis heute hat BAYER kein Nachsorge-Programm eingerichtet, das alle Betroffenen erfasst und ihnen medizinische Betreuung anbietet.

EINWENDUNG

CBG Redaktion

26. September 2012

Bezirksregierung Düsseldorf
Dezernat 54
Cecilienallee 2
40474 Düsseldorf

Änderungsverfahren für die Errichtung und den Betrieb einer Pipeline zum Transport von Kohlenmonoxid von Köln-Worringen nach Krefeld-Uerdingen

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit erheben wir Einwendungen gegen das o.g. Vorhaben. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren vertritt rund 1.000 Mitglieder. Viele davon leben in Dormagen, Krefeld, Monheim, Duisburg und Krefeld und sind von dem Bau der Rohrleitung direkt betroffen.

Aus unserer Sicht sprechen die folgenden Gründe dagegen, dem Antrag von Bayer MaterialScience zuzustimmen:

fehlendes Allgemeinwohl
Dem Bau der hochgefährlichen Leitung liegen ausschließlich privatwirtschaftliche Interessen zu Grunde, nämlich die geringeren Kosten der Pipeline gegenüber dem Bau eines neuen steam reformers in Krefeld. Enteignungen lassen sich aber nicht durch geringere Kosten für ein Unternehmen rechtfertigen, sondern allenfalls durch Vorteile für das Allgemeinwohl. Damit ist die Rechtmäßigkeit der Enteignungen hinfällig.

gefährlicher Präzedenzfall
Die Aussage von BMS, wonach „Pipelines sowohl unter Sicherheits- als auch unter Umweltaspekten das beste Transportmittel“ sind, suggeriert, dass durch die Pipeline andere Transporte - z.B. per Schiff oder Lkw - überflüssig werden. Dies wurde nicht nur von Projektleiter Werner Breuer, sondern auch im Landtag und von Vertretern der IG BCE geäußert. Tatsächlich finden wegen der hohen Sicherheits-Anforderungen jedoch keine nennenswerten CO-Transporte statt. Das bislang geltende Prinzip, wonach Gefahrstoffe nur am Ort ihrer Verwendung produziert werden, muss erhalten bleiben. Es droht ein gefährlicher Präzedenzfall.

mangelnde Planrechtfertigung
Die CO-Pipeline wird nicht benötigt. Der von BMS behauptete CO-Überschuss in Dormagen existiert nicht mehr. Im Gegenteil: Die Errichtung einer TDI-Großanlage am Standort Dormagen führt dazu, dass dort ein weiterer steam-reformer zur Erzeugung von CO errichtet werden muss. Der neue steam-reformer könnte jedoch auch in Uerdingen errichtet werden. Zu befürchten ist, dass die Pipeline in erster Linie als Gas-Speicher verwendet werden soll, mit dem Kapazitäts-Schwankungen aufgefangen werden sollen.
Das Unternehmen behauptet in diesem Zusammenhang, dass „am Standort in Krefeld-Uerdingen im Rahmen der dortigen chemischen Produktionsprozesse kein Kohlendioxid in den für die CO-Herstellung erforderlichen Mengen anfällt“. Laut europäischem Schadstoffregister EPER emittiert der Konzern BAYER in Krefeld jedoch mehr als eine Million Tonnen Kohlendioxid. Dies ist rund 20x so viel, wie für die CO-Produktion benötigt würde. BAYER-Vertreter argumentieren, das in Krefeld anfallende CO2 habe nicht die notwendige Reinheit. Tatsächlich ist eine CO2-„Waschung“ aber technisch kein Problem.

Risiken für Anwohner/innen
Das Vorhaben der BMS AG bedroht die Gesundheit der Anwohner/innen. Die Feuerwehren haben wiederholt darauf hingewiesen, dass sie der Bevölkerung im Fall eines Leitungsbruchs nicht helfen könnten. Selbst nach einer im Einzelfall möglichen Bergung aus der Gefahrenzone ist eine wirkungsvolle medizinische Behandlung nicht gesichert, da es in NRW weniger als zehn Behandlungsplätze für CO-Vergiftungen gibt.

verfrühte Verträge
Der Vertrag zwischen den Firmen BAYER und LINDE zur Versorgung des Krefelder Werks von Dormagen aus wurde bereits im Dezember 2004 geschlossen – also ein Jahr bevor das entsprechende Gesetz zum Bau der Pipeline beschlossen wurde und mehr als zwei Jahre vor Erteilung der Baugenehmigung. Der Aufbau von CO-Produktionskapazitäten in Dormagen ohne vorherige Genehmigung der Pipeline kann nun nicht nachträglich als Argument für die Pipeline verwendet werden.

Erdbeben- und Kampfmittel-Gefahren
Rechtliche Voraussetzungen für den Baubeginn wie der Nachweis der Kampfmittelfreiheit und der Erdbebensicherheit wurden widerrechtlich nicht erbracht und liegen bis heute nicht vollständig vor. Ich fordere, dass diese Nachweise erbracht und mit in dieses öffentliche Verfahren einbezogen werden. Zu berücksichtigen ist insbesondere, dass die Leitung durch ein Gebiet verläuft, in dem ein erhöhtes Erdbebenrisiko besteht.

verringertes Sicherheitsniveau
Das von Bayer jetzt beantragte Geogrid 2 verfehlt den in der Planfeststellung geforderten und zugesicherten Schutz durch Bagger und andere Maschinen. Gerade in besonders gefährdeten Kreuzungsbereichen soll es nicht verlegt werden. Damit entfällt dort die nachträglich behauptete Warnwirkung. Die Matte kann zudem nur bei Grabungen oberhalb der Leitung warnen. Sie verfehlt jedoch jede Warnwirkung, wenn die Leitung angebohrt wird, wie beispielsweise bei einer Sauerstoffpipeline im August 2008 in Köln geschehen. Statt des Einbaus des GeoGrid-2 fordern wir den Einbau von Betonreitern oder Stahlplatten, mit denen derartige Unfälle wirkungsvoll verhindert werden können.
Auch die Verwendung schwächerer und dünnerer Rohre als ursprünglich vorgesehen sowie der Verzicht auf Mantelrohre darf nicht genehmigt werden, da hierdurch das Sicherheitsniveau der Leitung gesenkt wird. Es kann nicht sein, dass wegen einem übereilten Baubeginn Abstriche bei der Sicherheit gemacht werden.
Bei nachträglichen Ausbesserungen wurden zudem Leitungsabschnitte an Schieberstationen und an Isolationsfehlerstellen verändert. Der zuvor durchgeführte Drucktest taugt damit nicht mehr als Beweis für die Sicherheit der Leitung.

alternative Trassenführung
Die jetzt nachträglich beantragten Trassenänderungen zeigen, dass alternative Trassenplanungen und Abwägungen vernachlässigt wurden. Schwerwiegende Fehler bei der Festlegung des Trassenverlaufs werden in diesem Verfahren völlig ausgeblendet. So ist nicht nachvollziehbar, dass die Leitung unter Missachtung der Technischen Regel für Rohrfernleitungen dicht an oder direkt durch Wohnsiedlungen geführt wird.
Im November 2011 hat das OVG Lüneburg entschieden, dass bei der Trassierung einer Gasleitung die Sicherheitsinteressen vieler Menschen falsch bewertet worden seien, da die Behörde Abstände zu bebauten Gebäuden nicht für erforderlich gehalten und lediglich einen zehn Meter breiten Schutzstreifen vorgesehen hatte. Angemessen sei jedoch ein weitaus größerer Gefährdungsradius. Ich fordere, die aktuelle Rechtsprechung auch in diesem Verfahren zu berücksichtigen.

gemeinsame Trassenführung
Ich erhebe Einspruch gegen den Antrag, die CO- und die Wingas-Leitung, statt im planfestgestellten Abstand von 2m, jetzt dichter nebeneinander zu verlegen. Für diese dichtere Verlegung wird keine plausible Begründung gegeben. Durch den verringerten Abstand steigt das Risiko von Unfällen bei Bauarbeiten oder Reparaturen an einer der Leitungen.

Änderungen vor Genehmigung
Ich erhebe Einspruch gegen das Verfahren, weil ein Großteil der beantragten Änderungen bereits umgesetzt wurden. So sind z. B. das geänderte Rohrmaterial und die geänderten Mantelrohre bereits eingebaut worden. Auch die zur Genehmigung gestellten Trassenverschiebungen wurden faktisch bereits realisiert. Damit hat die Bezirksregierung nicht die notwendige Abwägungsoffenheit für ihre Entscheidung. Die Rechtswidrigkeit des Planänderungsbeschlusses ist damit vorprogrammiert.

Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

Pestizide

CBG Redaktion

Wichtiger Beitrag des WDR: BASF und BAYER wollen über den Umweg des Freihandelsabkommens mit den USA die Grenzwerte für Pestizide lockern. Sogar verbotene Agrogifte sollen wieder zugelassen werden

Markt, 31. März 2014, 21.00 - 21.45 Uhr

Freihandelsabkommen: Riskante Pestizide durch die Hintertür?

Verbraucher sind verunsichert: Wird das geplante Freihandelsabkommen mit den USA den Verbraucherschutz schmälern? Derzeit sind manche Pestizide in Europa verboten, andere könnten in Zukunft nur noch in geringerem Maße eingesetzt werden. Doch wenn Brüssel die Vorsorgestandards verschärft, bedeutet das für deutsche Chemie-Unternehmen vor allem eins: Geschäftsverlust. Beeinflussen also deren Lobbyisten die Verhandlungen um das Abkommen, um ihre Produkte doch noch auf den Markt zu bringen?

[Rede Axel] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Rede von Axel Köhler-Schnura (gekürzte Fassung)

Meine Damen und Herren, guten Tag,

mein Name ist Axel Köhler-Schnura. Ich bin ehrenamtlich im Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren und Gründungsmitglied des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Heute stehe ich seit 30 Jahren an diesem Mikrofon und nehme meine Rechte als Aktionär wahr.

Sicher nicht zur Erbauung der GroßaktionärInnen und auch nicht zur Freude der Verantwortlichen im Konzern, das ist wohl wahr. Ich beleuchte die Geschäftstätigkeit eher kritisch, rücke die Kehrseiten der BAYER-Profite ins Rampenlicht.

Doch Vorwürfe, wie sie von Herrn Dekkers kommen, und dann auch noch mit exakt den gleichen Worten, wie bei Herrn Wenning, Herrn Schneider, Herrn Strenger und den anderen Vorsitzenden vor ihm, dass wir kritischen AktionärInnen das Mikrofon als Polit-Bühne missbrauchen würden, muss ich doch mit aller Entschiedenheit zurückweisen. Solche Behauptungen sind nichts als der hilflose Versuch, die von mir und anderen kritischen AktionärInnen vorgetragene Kritik an der Arbeit des Konzerns in Zweifel zu ziehen bzw. unglaubwürdig zu machen.

Meine Damen und Herren,
wir sprechen hier stets völlig korrekt zur Sache, zur aktuellen Geschäftstätigkeit des Konzerns. Ich kann nichts dafür, dass all die Skandale, Vergehen und auch Verbrechen, die wir vortragen, mit eben dieser Geschäftstätigkeit verbunden sind. Dafür sind die Vorstände und Aufsichtsräte verantwortlich und nicht wir, die wir das kritisieren.

Meine Damen und Herren,
heute leitet Herr Schneider zum letzten Mal die Hauptversammlung. Ich möchte es mir nicht nehmen lassen, dazu auch etwas zu sagen. Immerhin wird Ihr Name, Herr Schneider, laut der Biografie auf der BAYER-Internetseite „mit einer der größten strukturellen Veränderungen in der Geschichte des BAYER-Konzerns verbunden.“

Herr Schneider, immer wieder haben Sie anlässlich meiner Redebeiträge in den vergangenen zwanzig Jahren festgestellt, dass wir beide „wohl keine Freunde werden“. Das ist sicher auch heute nicht anders. Und: Sie haben Sie recht damit.
Offen gelassen haben Sie jedoch immer, weshalb das so ist?

Meine Damen und Herren,
ich sage es Ihnen: Herr Schneider und ich, wir stehen auf verschiedenen Seiten, wir spielen in verschiedenen Mannschaften.

Sie, Herr Schneider, sagen (ich zitiere): „Wir sind auf Profit aus. Das ist unser Job.“

Ich sage, um in Ihrer Wortwahl zu bleiben: „Ich bin auf demokratische Konzern-Kontrolle aus. Das ist mein Job.“
Da trennen uns in der Tat Welten.

Das wiederum brachte der neue Aufsichtsratsvorsitzende, Herr Wenning , im Klartext auf den Punkt, als er im Jahr 2010 meinte, dass meine Forderung nach demokratischer Kontrolle doch „tief blicken“ ließe und ein „fragwürdiges Verständnis für Demokratie zum Ausdruck“ bringe.

Damit machte Herr Wenning deutlich, dass die Verantwortlichen bei BAYER, ein gebrochenes Verhältnis zur Demokratie haben. Sie missachten das Grundgesetz und die Verfassung von NRW, die beide die Pflicht zum Gemeinwohl vorschreiben und eben demokratische Kontrolle vorsehen. Sie outen sich als Feinde der Demokratie, indem Sie den Profit über das Gemeinwohl stellen. Sie praktizieren die offene Diktatur des Profits.

Herr Schneider, Sie wurden journalistisch als „König der Deutschland AG“ tituliert und vom Handelsblatt zum „Topverdiener des Landes“ gekürt. Damit tragen Sie maßgeblich Verantwortung für das Klima der Ausbeutung und der sozialen Kälte in unserem Land. Da kann es in der Tat keine Freundschaft geben.
Entsprechend das Abschiedsgeschenk der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Dieses Geschenk entspringt den unsäglichen Umwelt-, sozialen und anderen Verbrechen, die Sie, Herr Schneider, in Ihrer Amtszeit zu verantworten haben und an die ich mit einigen ausgewählten Beispielen erinnern möchte:

- Da sind die vielen Opfer, die Lipobay nicht überlebt haben oder noch heute mit Gesundheitsschäden kämpfe.
- Da ist die würdelose und beschämende Abwehr der Entschädigungen für die IG-Farben-Opfer durch Ihre hinter dem Rücken der Öffentlichkeit eingefädelte Winkeladvokatsstiftung.
- Da ist die Ausrichtung des Konzerns auf eine einzige Maxime: Gewinn und Profit. In der bereits erwähnten BAYER-Biografie über Sie wird das als „Ausrichtung auf das Kerngeschäft“ gefeiert.
- Tatsächlich damit verbunden die Vernichtung tausender Arbeitsplätze, die unmenschliche Verdichtung der Arbeit und gigantischer Sozial- und Lohnraub.
- Da ist der verfassungsfeindliche Piratenakt, mit dem Sie Ihren Finanzchef Zitzelsberger in das Finanzministerium hievten, nur um die Steuern für Konzernprofite abzusenken und sich sogar noch aus der Steuerkasse in Milliardenhöhe zu bedienen.
- Und schließlich ist da der gewissenlose Bruch des von Ihnen, Herr Schneider, im Jahr 1995 gegenüber der Weltöffentlichkeit gegebenen Versprechens, mit dem Sie zugesagt hatten, bis zum Jahr 2000 sämtliche hochgefährlichen BAYER-Pestizide der Klasse I von den globalen Märkten zu nehmen. Bis heute ist dieses Versprechen nicht eingelöst.

Herr Schneider, alleine die Verweigerung der Einlösung Ihres persönlichen Versprechens hatte zigtausende von Toten und Vergifteten zur Folge. Sie kennen die Zahlen besser als ich. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO spricht von jährlich 2,5 bis 5,0 Mio. Vergifteten und 40 Tsd. Toten. Der BAYER-Konzern ist Marktführer, die Klasse I Pestizide von BAYER sind verantwortlich für den Löwenanteil an diesen Opferzahlen.

Was ist nun unser Geschenk? Nein, nicht ein Fläschchen Dioxin-verseuchtes Blut eines BAYER-Opfers, wie es einer Ihrer Vorgänger von uns bekam . Ich überreiche Ihnen zum Abschied stellvertretend für alles, was Sie in Ihrer aktiven Zeit bei BAYER zu verantworten haben, ein etwas anderes BAYER-Kreuz. Es ist eines der Kreuze, das wir in den letzten 35 Jahren bei vielen unserer Protest-Aktionen zum Gedenken an die zahllosen Opfer der BAYER-Produkte und der Vernichtung der tausenden von Arbeitsplätzen bei BAYER eingesetzt haben. Möge es Ihnen Erinnerung und Mahnung zugleich sein.
Vielen Dank.

Antwort

des Vorstandsvorsitzenden des BAYER-Konzerns, Dr. Marijn Dekkers, auf die Rede von Axel Köhler-Schnura (auszugsweise, zitiert nach Erinnerung)
Herr Köhler-Schnura, zunächst möchte ich Ihnen gratulieren, dass Sie seit 30 Jahren hier sprechen. Doch muss ich sagen: Wir spielen nicht nur in unterschiedlichen Mannschaften, wir sind auch in unterschiedlichen Ligen. Wir stehen unverbrüchlich zur parlamentarischen Demokratie und zur sozialen Marktwirtschaft. Wir wissen, dass Sie da ganz andere Ansichten haben, Sie missbrauchen ja auch das christliche Symbol des Kreuzes. Nachweislich haben Sie sich lustig gemacht über einen Evangelischen Kirchentag. Da erübrigt sich jede weitere Antwort zu Ihrem Beitrag.“

Anmerkungen
1 Herr Dekkers ist Vorstandsvorsitzender seit 2010. Vor ihm war Herr Wenning Vorsitzender von 2002 bis 2010. Davor war Herr Schneider Vorsitzender von 1992 bis 2002. Und da davor Herr Strenger von 1984 bis 1992. Sie alle verwendeten ähnliche oder gleiche Formulierungen.

2 Dr. Manfred Schneider (Jg. 1938) war Vorsitzender des Vorstands von 1992 bis 2002 und Vorsitzender des Aufsichtsrates von 2002 bis 2012. Er bündelte auch darüber hinaus durch zahlreiche Mandate Macht in seinen Händen. Er galt zeitweise als „mächtigster Mann Deutschlands“ und ist auch heute noch einer der einflussreichsten Wirtschaftsbosse.

3 Werner Wenning war Vorstandsvorsitzender des BAYER-Konzerns von 2002 bis 2010. Da die öffentliche Debatte um die Macht der Konzernherren es mit sich brachte, dass der direkte Wechsel vom Vorstandsvorsitz in den Aufsichtsratsvorsitz durch eine Neufassung des Aktiengesetzes unterbunden wurde (Karenzzeit), wurde er zwei Jahre „geparkt“ und rückt nun in den Aufsichtsratsvorsitz ein.

4 Dr. Manfred Schneider enthält für seine Tätigkeit als Vorsitzender des BAYER-Aufsichtsrats eine Vergütung von ausgewiesenen 270 Tsd. Euro. Darüber hinaus war Schneider in weiteren vier Aufsichtsräten vertreten (DAIMLER (bis April 2011), LINDE (Vorsitzender des AR), RWE (Vorsitzender des AR) und TUI (bis Februar 2011). Bei Linde erhielt er 417 Tsd. Euro (ausgewiesen), bei RWE waren es 350 Tsd. Euro (ausgewiesen).

[Krefeld] Kohlekraftwerk Krefeld

CBG Redaktion

BAYER - Offener Dialog oder heiße Luft?

In der Ausgabe Nr.04/2007 des Bayer Magazins “BAYER direkt” wirbt das Unternehmen ein weiteres Mal für das geplante Kohlekraftwerk. Leider hat der BAYER Konzern versäumt einige Details etwas transparenter zu behandeln. Anbei also einige Hintergrundinformationen, die den Artikel erst so richtig interessant machen. Doch überzeugen Sie sich selbst….

zum Thema Arbeitsplätze:
BAYER: “Neben der wirtschaftlichen Bedeutung für die Seidenstadt - etwa 165 Arbeitsplätze werden in und um Krefeld gesichert oder neu geschaffen”.
NUV: Das geplante Kohlekraftwerk sichert nicht mehr oder weniger Arbeitsplätze als das von den Umweltorganisationen geforderte Gaskraftwerk. So birgt der Emissionshandel und befürchtete Verknappungen am Kohlemarkt mindestens die gleichen unternehmerischen Risiken wie Schwankungen beim Gaspreis. Ganz im Gegenteil: Ein modernes Gas- und Turbinenkraftwerk (GuD) steht z.B. nicht in Konflikt zu weiteren Ansiedlungen von Firmen, wie z.B. dem Projekt “Rheinblick”. Im Zuge der Modernisierung des alten Uerdinger Hafengebietes könnte neben hunderten Arbeitplätzen zudem noch Wohnflächen entstehen. ( voller Artikel, siehe Kommentar)
Offengelassen wird bei dem Statement von BAYER übrigens auch, ob diese Stellen bei BAYER selbst gesichert werden.

Zitat zum Umweltschutz:
BAYER: “Die gesamte Kohlelogisitk von der Entladung über den Bandtransport bis hin zur Lagerung erfolgt in einem geschlossenen System. Dadurch wird vermieden, Kohlestaub freizusetzen.”
NUV: Dieses Statement unterschlägt, daß mit Hilfe von zwei Kränen 1000t Kohle/Stunde im Hafen direkt in Güterwaggons verladen werden sollen. Die dabei eingesetzten Rutschen (also Trichter oberhalb der Waggons) können gar nicht oder nur sehr bedingt eingehaust werden. Allein bei diesem Schritt kann also das BAYER- Versprechen nicht eingehalten werden, da bei dieser Verladung auf jeden Fall erhebliche Mengen Kohlestaub freigesetzt werden. Diese Feintäube verschlechtern nachhaltig die bereits schlechte Feinstaubbilanz im Hafen und belasten damit die Bürger Uerdingens.
Weiterhin befürchtet der NUV, daß die von BAYER vorgeschlagene Route (auf dem Hauptgleis vorbei am Uerdinger Bahnhof) aufgrund der bereits vorhandenen Probleme nicht realisierbar ist. So treten schon heute häufig Verzögerungen beim öffentlichen Nahverkehr dadurch ein, daß Güterverkehr oder Fernzüge Vorrang haben. Diese Situation wird sich zukünftig durch den erheblichen Güterverkehr aufgrund des “Eisernen Rhein” zusätzlich weiter verschärfen. Sollte dann noch der Kohlezug die komplette Trasse zusätzlich 20x pro Tag queren, droht der entgültige Kollaps des Bahnverkehrs. Der NUV befürchtet daher, daß durch Reaktivierung der Gleise am Rheinufer der Uerdinger Stadteil zukünftig erheblichen Umweltbelastungen ausgesetzt ist. Zusätzlich zum “Eisernen Rhein” käme dann für Uerdingen auch noch der “Schwarze Rhein” .

zum Wirkungsgrad:
BAYER: “Ein besonderes Kennzeichen des geplanten Kraftwerks ist der hohe Wirkungsgrad. Im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen können wertvolle Rohstoffe eingespart und der Kohlendioxid-Ausstoß um jährliche bis zu 1,5 Mio. Tonnen reduziert werden.”
NUV: In Vergleich zu herkömmlichen Kohle-Kraftwerken mag das durchaus stimmen. Das von der NUV geforderte Gas- und Turbinenkraftwerk hat jedoch einen wesentlich höheren Wirkungsgrad und ist zudem wesentlich klimafreundlicher. Siehe unten

zum Klimaschutz:
BAYER: “Das neue Kohlekraftwerk trägt zum Klimaschutz bei.”
NUV: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat als Ziel vorgegeben, die Treibhausgase in Deutschland bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu senken. Das geplante Kohlekraftwerk hat einen CO2-Ausstoss von 4,4 Millionen Tonnen pro Jahr. Zum Vergleich: Die CO2-Emission für ganz Krefeld liegt zur Zeit bei 4,2 Millionen Tonnen.

zum Thema “alte Kohlekessel”:
BAYER: “Mitte des Jahrzents werden im Chemiepark zudem zwei ältere Kohlekessel abgeschaltet. Das spart jährlich weitere 530.000 Tonnen Kohlendioxid.”
NUV: Korrekt, die “alten” Kohlekessel emmitieren derzeit 530.000 Tonnen CO2. Das neue geplante Kohlekraftwerk setzt allerdings 4,4 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr frei. Ferner wird in dem Artikel verschwiegen, daß die alten Kohlekessel aus kartellrechtlichen Gründe gar nicht abgeschaltet werden können.

zum “Offener” Dialog:
BAYER: “Wir werden uns auch in Zukunft den Frage der interssierten Öffentlichkeit stellen und den Dialog bei Vorträgen und Informationsveranstaltungen fortsetzen.”
NUV: Bei zahlreichen Informationsveranstaltungen wurde Bayer und auch Trianel stets eingeladen. Die Einladungen von Umweltschutzverbänden und den Grünen wurden sowohl von Trianel und Bayer “aus terminlichen Gründen” nicht wahrgenommen. Komisch: Bei den Veranstaltungen von SPD und CDU waren beide Unternehmen stets verfügbar.
Im Anhang finden Sie den kompletten Artikel. So können Sie für sich selbst entscheiden, ob sie unserem Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) zustimmen würden: “BAYER ist eines der besten Beispiele für ein Unternehmen in Deutschland, das wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung und dem Schutz unserer Umwelt vereint.”
Quelle: Niederrheinischer Umweltverband (NUV)

[Aktionsbericht] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Acht GegenrednerInnen belasten den Vorstand

BAYER nicht aus dem Schneider

Von Udo Hörster

Die BAYER-Hauptversammlung ist nach Ansicht des Konzern-Chefs Manfred Schneider nicht der Ort dafür, die Gründe für den Tod von über 100 LIPOBAY-PatientInnen zu erörtern. Sie ist für ihn aber sehr wohl der geeignete Ort, um die finanziellen Verluste des Pharma-GAUs bis zur letzten Zahl hinterm Komma zu beziffern und das Bilanz-schädigende Risiko von Schadensersatz-Klagen zu erwägen. Aber die acht auf Einladung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) sprechenden GegenrederInnen funktionierten die AktionärInnen-Versammlung kurzerhand zu einem Ort um, an dem über LIPOBAY und die anderen gesundheitlichen, ökologischen, und sozialen “Kollateralschäden” der zügellosen Profit-Jagd gesprochen werden konnte.

“Ich spreche hier im Namen von Tausenden Opfern, die durch LIPOBAY getötet oder gesundheitlich geschädigt worden sind”. So begann der US-amerikanische Rechtsanwalt Daniel Becnel seine Hauptversammlungsrede. Er bot dem Leverkusener Chemie-Multi an, die rechtlichen schwarzen Wolken zu vertreiben, die durch die 720 anhängigen Klagen den Himmel über der Konzern-Zentrale verdunkeln. “Ist BAYER bereit, unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen?”, fragte er. Der Pharma-Riese war nicht dazu bereit. Der Vorstandsvorsitzende Schneider antwortete ihm, dass “BAYER sich den Verfahren zur Wehr setzen” wird. Noch immer lehnt es der Konzern ab, die Verantwortung für die über 100 LIPOBAY-Toten zu übernehmen. Für den BAYER-Boss ist “nach wie vor unklar, ob überhaupt ein Zusammenhang besteht” zwischen dem Cholesterin-Senker und den Todesfällen.
Die fatalen Nebenwirkungen eines anderen BAYER-Medikamentes machte Peter Noquet zum Thema. Der Leverkusener Chemie-Multi wollte für sein Antibiotikum CIPROBAY, nach Operatiionen verabreicht, eine Zulassung auch in der oralen Dareichungsform erhalten. Die Tests an 800 Personen fielen allerdings negativ aus. Weil das Mittel nicht wirkte, starben sogar einige ProbandInnen an Infektionen. BAYER verschwieg dies den Behörden. Der an den Voruntersuchungen beteiligte britische Arzt Dr. Steven Karren hat deshalb unmittelbar nach der letzten Hauptversammlung eine Klage gegen BAYER eingereicht. Gegenüber der Kölner Staatsanwaltschaft mauert das Unternehmen allerdings munter weiter. Statt der Behörde Unterlagen über die Todesfälle zukommen zu lassen, stellte es ihr lediglich nichtssagende Dokumente zur Verfügung. Eine “Täuschung” nannte das Peter Noquet. Manfred Schneider stritt den Vorwurf natürlich ab - und schwieg weiter. Mit dem Hinweis auf das “schwebende Verfahren” verweigerte er alle Auskünfte.

Sowohl LIPOBAY als auch CIPROBAY wurden in den BAYER-Labors an Ratten getestet, bevor sie am Menschen ihre gesundheitsschädigende Wirkung entfalteten. Das sagt vieles über die Aussagekraft von Tierversuchen. Wissenschaftlich von zweifelhaftem Nutzen und tier-ethisch verwerflich - das veranlasste Melanie Bujok von SHAC (STOP HUNGINGDON ANIMAL CRUALITY zu bohrenden Fragen an die Adresse des Vorstandes. “Würde BAYER noch Tierversuche durchführen, wenn diese nicht länger gesetzlich vorgeschrieben wären?”, “Entwickelt BAYER Alternativ-Methoden?”, “Setzt BAYER sich für eine Verankerung des Tierschutzes in der Verfassung ein?”, wollte sie von den Konzern-Herren wissen. Schneider bekannte sich unverbindlich zu alternativen Test-Verfahren und wurde dann verbindlich beleidigt. Nicht geneigt, minimale moralische Standards im Umgang mit Lebewesen einzuhalten, wies er Bujoks Kritik als anmaßend zurück. Gegner zu Unrecht diffamieren “und sich selbst, weil man gegen Tierversuche ist, heilig (zu) sprechen”, warf der BAYER-Boss der SHAC-Aktivistin vor.

Wieviel Fische die BAYER-Chemikalie CLOPHEN vergiftet hat, interessierte den Vorstandsvorsitzenden an seinem letzten Arbeitstag in dieser Funktion deshalb auch nicht. Wie Tom Erik Ökland von NATURVERN, der norwegischen Sektion von FRIENDS OF THE EARTH, den AktionärInnen darlegte, haben die in Schiffsanstrichen verwendeten Polychlorierten Biphenyle (PCB) von BAYER das ganze Hafenbecken von Oslo verseucht. Auf 26 Mio. Euro beziffert die staatliche Umweltbehörde die Aufwendungen für die Reinigung. Konsequenterweise forderte Ökland den Konzern in seiner Rede auf, sich an den Kosten zu beteiligen und kündigte im Falle einer Verweigerung eine Klage an. Nach allen Erfahrungen dürfte nur eine entsprechende Verurteilung und die damit verbundene Anerkennung des Verursacher-Prinzips das Unternehmen dazu bringen, sich für die ökologischen Folgen seines Handelns zu interessieren.

Für die ökologischen Risiken der Gentechnik zu haften, braucht der Leverkusener Chemie-Multi vorerst nicht zu fürchten. Henry Mathews vom DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRE UND AKTIONÄRINNEN entlarvte in seinen Ausführungen am Redner-Pult das BAYER-Argument, die umstrittene Risiko-Technologie würde das Problem des Welthungers lösen, als reine Propaganda-Lüge. “Der Welthunger ist kein Mengen-Problem, sondern ein Verteilungsproblem!”, betonte er. Für die AktivistInnen, die ihre Besorgnis über die Gefahren der Gentechnik am Morgen auf eine etwas unkonventionelle Weise zum Ausdruck gebracht hatten, zeigte Mathews deshalb vollstes Verständnis. Keines hatte er dagegen für das brutale Vorgehen des Sicherheitsdienstes, die einer Gentechnik-KritikerInnen einfach roh den Mund zuhielten und einen anderen Protestler brutal über den Boden aus dem Saal schleiften. “Das hat mit der von Manfred Schneider bekundeten Respektierung Andersdenkender und der Meinungsfreiheit nichts zu tun”, kritisierte der Geschäftsführer der KRITISCHEN AKTIONÄRE. Aber für die reine Herren-Riege des Vorstands ist Gewalt offenbar ein probates Mittel. Frauen haben in dieser Hack-Ordnung dagegen keine Chance, bei BAYER eine Führungsposition zu erlangen, monierte Henry Mathews. “Schauen Sie nur hinter mich aufs Podium, und Sie wissen, wovon ich rede”, forderte er die AktionärInnen auf. In seiner Antwort auf den Beitrag von Henry Mathews sicherte Dr. Schneider zu, den Fragen-Katolog der KRITISCHEN AKTIONÄRE umgehend zu beantworten - die CBG wird nachhaken! Unbeeindruckt zeigte sich der Profit-Profi dagegen von Mathews’ Gentech-Kritik. Obwohl das Thema “Gentechnik” nach Ansicht Schneiders in der Öffentlichkeit noch zu “erheblicher Diskussion mit spektakulären Maßnahmen” führen wird, kündigte er an, unbeirrt an der Risiko-Technologie festhalten zu wollen.

Geld genug für Investitionen in diesem Bereich hat der Konzern jedenfalls. Er zahlte nämlich für 2001 keinen Pfennig Gewerbesteuer und bekam sogar noch Körperschaftssteuer zurückerstattet. Rainer Kau von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di wetterte gegen die ganz legalen Steuertricks des Chemie-Multis. Er rechnete vor, dass das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr 1 Mrd. Euro an Abgaben einsparte und nur noch auf eine Steuer-Quote von 15 Prozent kommt - “davon kann ein normal Beschäftigter nur träumen”, so Kau. In dramatischen Worten schilderte der Gewerkschaftler und PDS-Politiker der AktionärInnen-Versammlung die Situation am Konzern-Sitz Leverkusen. Die Stadt ist durch die ausbleibende BAYER-Gewerbesteuer zu arm geworden, um noch Zuschüsse vom Land Nordrhein-Westfalen anfordern zu können, weil die Kommune nicht über den dafür benötigten Eigenmittel-Anteil verfügt. “Wie wird das Unternehmen künftig zu den Kommunal-Finanzen beitragen?”, fragte er Dr. Schneider, der die Antwort wieder einmal schuldig blieb. Sein Nachfolger Werner Wenning sagte immerhin soviel, dass die neue Holding-Struktur den Stadtskassen keine noch negativeren Folgen bescheren wird, was schlechthin auch nicht möglich ist, denn weniger als nichts kann man nicht einnehmen. Trotzdem dürfte die Einschätzung von Investment-BankerInnen, die die Bundesrepublik als Paradies für Holdings betrachten, bei der Entscheidung keine geringe Rolle gespielt haben. Für die Belegschaft hat der Konzern-Umbau schon jetzt negative Folgen, wie Wolfgang Teuber von der DKP darstellte. Die Beschäftigten der neu gegründeten Service-Gesellschaften fallen nämlich aus der Betriebsvereinbarung heraus. In diesem Zusammenhang kritisierte Teuber die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE scharf, die den betreffenden Beschäftigten versichert hatte, die Betriebsvereinbarung würde für sie weiter gelten, um sich deren Zustimmung zur Umstrukturierung zu sichern.

Es war dann am CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes, den Negativ-Katalog seiner VorrednerInnen zu vervollständigen. Er erinnerte noch einmal an die unrühmliche Rolle, die der Konzern nach dem 11. September gespielt hatte, als er in “Kriegsprofitlertum” (VerbraucherInnen-Anwalt Ralph Nader) 1,80 Dollar für eine Tablette des Antibiotikums CIPROBAY herausschlagen wollte. Zudem forderte Mimkes den Konzern auf, endlich der Aufforderung von US-VerbraucherschützerInnen nachzukommen und den CIPROBAY-Wirkstoff nicht länger unter dem Namen BAYTRIL als Antibiotikum für die Massentierhaltung anzubieten, weil sich immer mehr Resistenzen ausbreiten. Für das Pestizid FENTHION, das TierschützerInnen für ein massenhaftes Vogelsterben verantwortlich machen, verlangte der CBG-Geschäftsführer ebenfalls eine Markt-Rücknahme. Als Versuch, sich solche Kritiken künftig vom Hals zu halten, wertete er das gerichtliche Vorgehen gegen die CBG wegen des Beitreiben einer dem Konzern nicht genehmen Web-Page. In Abwandlung des alten Schneider-Wortes, “Politiker kommen und gehen, BAYER bleibt”, gab Mimkes dem Ex-Verstandsvorsitzenden schließlich ein “BAYER-Chefs kommen und gehen, die COORDINATION bleibt” mit auf den Weg in den unverdienten Ruhestand.

[Rede Rainer Kau] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Rede Rainer Kau, ver.di

Sehr geehrte Damen und Herren,

250 Millionen Euro der Dividende, die hier und
heute trotz des Lipobay-Desasters zur Verteilung
anstehen, stammen als Rückzahlung von Körper-
schaftssteuern des Landes NRW direkt aus
öffentlichen Kassen.

Sie werden als Folge der Steuerreform der rot-
grünen Bundesregierung aus den Steuergro-
schen der ArbeitnehmerInnen unseres Landes
und den von kleinen und mittleren Unternehmen,
die übrigens im Gegensatz zu Bayer Arbeits-
plätze schaffen und nicht abbauen, direkt in Ihre
Taschen umverteilt.

Dies ist ein sozialpolitischer Skandal erster Güte
und auch der Grund, warum ich als Gewerk-
schaftssekretär von ver.di im Rheinland und als
PDS-Bundestagskandidat hier die Proteste der
Kritischen Aktionäre unterstütze.

Die politische Verantwortung dafür, dass große Unternehmen immer weniger Ertragssteuern zahlen, liegt unmittelbar bei der Bundesregierung, und es ist ihr Recht, die politisch geschaffenen Steuerschlupflöcher weitestgehend auszunutzen. Zwischen dieser unsozialen Steuerpolitik und der Bayer AG gibt es jedoch eine enge Verbindung in der Person des Finanzstaatssekretärs Zitzelsberger, der vor seinem Eintritt in die Politik die Steuerabteilung von Bayer leitete. Vorstandsvorsitzender Schneider hat selbst Herrn Zitzelsberger als Bayers Beitrag zur Steuerpolitik bezeichnet, und es mag sein, dass sie meine erste Frage an den Vorstandsvorsitzenden als rhetorisch abtun werden.

Herr Schneider, ich möchte sie fragen, ob sie diesen Beitrag zur Steuerpolitik ernsthaft für vereinbar mit der im Grundgesetz festgeschriebenen Sozialpflichtigkeit des Eigentums halten.

150 Millionen Ertragssteuern bei einem Gewinn von über einer Milliarde Euro hat Bayer im vergangenen Jahr noch gezahlt, fast eine Milliarde Mark weniger als im Vorjahr. Und von einer

effektiven Steuerbelastung von 15 Prozent können die
Beschäftigten, die ich tagtäglich vertretenur träumen, denn
das Lohnsteueraufkommen ist stetig gestiegen, während
die Konzerne von rot-grün restlos aus der sozialen Verant-
wortung entlassen wurden.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass diese Steuer-
entlastungen in den Unternehmen für die Schaffung neuer
Arbeitsplätze verwandt werden. Auch im Namen der
Bundestagsabgeordneten Ulla Lötzer, die sehr bedauert,
ihnen wegen der Sitzungswoche des Bundestages diese
Frage nicht selbst stellen zu können, möchte ich sie fragen, Herr Schneider, ob sie dieses wirtschaftspolitische Kalkül
der Bundesregierung für zutreffend halten, und woran es
aus ihrer Sicht liegt, dass es nicht aufgeht, wie der Anstieg
der Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr zeigt. Weiter
möchte ich konkret wissen, wie viele neue Arbeitsplätze die Bayer AG mit den im Geschäftsjahr 2001 gesparten Steuern geschaffen hat,
beziehungsweise wie viele Arbeitsplätze im Konzern abgebaut wurden.

Weitere 45 Millionen Euro ihrer Dividende stammen ganz konkret aus Gewerbesteuerminderein-
nahmen im Haushalt der Stadt Leverkusen. 45 Millionen Euro, nicht einmal 5 % des Konzerngewinns, sind aus Sicht der Bayer AG vielleicht eher Peanuts, für die verschuldete Kommune ganz bestimmt nicht. Die Leverkusener Stadtkasse ist so leer, dass die Stadt, deren Infrastruktur und Dienstleistungs-
angebot nicht zuletzt auch der Bayer AG zu Gute kommt, nicht einmal mehr die für die Teilnahme an Landesprogrammen zur Verbesserung der bekannt desolaten Situation an den Schulen erforderlichen Eigenbeträge aufbringen kann.

Langfristig werden diese heute gesparten 45 Millionen jedoch auch die Bayer AG teuer zu stehen kommen, denn auch Bayer braucht gut qualifizierte Beschäftigte aus der Region. Solche Steuer-
vermeidungspolitik kommt kurzfristig ihren Bankkonten zu Gute, mittelfristig sägen sie, meine Damen und Herren, damit aber an dem Ast auf dem nicht nur sie selber sitzen. Denn ohne eine Kommune, die in Ausbildung und leistungsfähige Infrastruktur investieren kann, hat auch ihr Unternehmen keine Zukunft. Deshalb möchte ich sie abschliessend fragen, auf welche Weise sie künftig zum Erhalt und Ausbau der kommunalen Infrastruktur und des Bildungsangebotes beitragen wollen.

[Rede SHAC] Hauptversammlung 2003

CBG Redaktion

Rede und Fragen der Tierrechtsinitiative SHAC Deutschland an Bayer

(und die Antworten des Bayer-Vorstandschefs Dr. Manfred Schneider im Kursivdruck)

BAYER gab bei Europas größtem und seit Jahren aufs schärfste kritisierten und bekämpften Tierversuchsauftrags-
labor Huntingdon Life Sciences HLS mit anderen Unternehmen eine Studie in Auftrag, bei der Tiere 2 Jahre lang mit der Chemikalie Tri-n-butyl-Phosphat TBP in Versuchen vergiftet wurden.

Der Vorstand weiß, dass beim Tierversuchsauftragslabor Huntingdon Life Sciences HLS, das Labore in England und den USA hat,

- etwa 500 Tiere täglich in Versuchen gequält und umgebracht werden,

- etwa 70.000 Tiere, unter ihnen Hunde, Katzen, Affen, Nager, Fische, Rinder, in den Laboren von HLS gefangengehalten werden,

- HLS 5x Undercover-Recherchen unterzogen wurde, bei denen Beweismittel gesammelt und, z.B. vom britischen Fernsehsender Chanel Four, veröffentlicht wurden,

Der Vorstand weiß, dass dabei bekannt wurde, dass HLS Tiere in hohem Maße und absichtlich quält, z.B. erst ein paar Monate alte Hunde, um sie zu disziplinieren, schlägt, weshalb Mitarbeiter von Huntingdon Life Sciences von britischen Gerichten bereits mehrfach wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz rechtskräftig verurteilt wurden: HLS-Mitarbeiter gaben darüber hinaus selbst zu, Daten ungenau zu erfassen.

Ihnen ist weiter bekannt, dass bereits seit 1999 in England eine Tierrechtskampagne – Stop Huntingdon Animal Cruelty – kurz SHAC – gestartet wurde, um die Tierquälerei bei HLS zu beenden und HLS zu schließen. Auch wissen Sie, dass die Kunden und Geschäftspartner von HLS die Folter und Ermordung von Tieren bei HLS erst ermöglichten bzw. in Auftrag gaben und aus diesem Grund ebenfalls Ziel der SHAC-Kampagne waren und sind. Bayer zählt zu diesen Geschäftspartnern, ebenso einige Kooperationsfirmen von Bayer wie Aventis.

1. Welche Geschäftsbeziehungen hatte Bayer in der Vergangenheit zu HLS aufgebaut, konkreter:

1.1 welche Tierversuche gab Bayer dort in Auftrag?

1.2 an welchen Tieren wurden Versuche von HLS durchgeführt?

1.3 an wieviel Tieren wurden diese Versuche durchgeführt?

Schneider: „Wir haben ganz normale Geschäftsbeziehungen zu dem genannten Unternehmen HLS.“

2. Aus welchen Gründen wurde HLS beauftragt, wie kam es zu diesen Geschäftsbeziehungen?

3. Wer hat HLS beauftragt, die Bayer AG als Gesamtkonzern oder die Niederlassung in England oder eine dritte Stelle?

4. Wie sehen die derzeitigen Geschäftsbeziehungen zu HLS aus?

4.1 Gab Bayer im vergangenen Geschäftsjahr Tierversuche bei HLS in Auftrag? Bei welchen weiteren Firmen werden für Bayer Tierversuche durchgeführt?

4.2 Laufen derzeit Tierversuche bei HLS für Bayer

4.3 Beabsichtigt Bayer in Zukunft Tierversuche bei Huntingdon Life Sciences durchführen zu lassen?Wer wird diese Versuche dann in Auftrag geben, meint, welche Entscheidungsstelle bei Bayer?

5. Warum wurde die Bayer-Geschäftsstelle in London geschlossen?

5.1 Der Kölner Stadtanzeiger berichtet am 16.06. vergangenen Jahres, dass TierrechtlerInnen aus England in das Bayerwerk in Wuppertal eindrangen. Warum haben diese TierrechtlerInnen diese Aktion ihrer Meinung nach durchgeführt, d.h. welches Anliegen könnten sie gehabt haben?

Schneider: „Ich kann zu der Motivation der Tierschützer nichts sagen, da müssen Sie diese schon selbst fragen.“

5.2 Wie hoch lagen die Ausgaben bei Bayer für Krisen-bzw. Risikomanagement im vergangenen Geschäftsjahr, insbesondere für das Management von Krisen, die sich für Bayer aus der Kritik sog. Anspruchsgruppen, also Protestgruppen, ergaben? Zusatzfrage: Wäre es nicht ethisch geboten, sozial verträglicher und auch den AktionärInnen gegenüber verantwortungsbewusster, nicht Risikomanager zu finanzieren, die die negativen Folgen von bewusst herbeigeführten Krisen abwenden sollen, sondern Krisen, wie das Ziel von Kampagnen besorgter und sozial engagierter Menschen zu sein, gar nicht erst entstehen zu lassen, z.B. durch ein faires und emotional intelligentes Wirtschaftshandeln?

Schneider: „Selbstverständlich sind wir in der Lage und grundsätzlich verpflichtet, unsere eigenen Anlagen zu schützen, dort entstehen keine zusätzlichen Kosten.“

5.3 Ist Ihnen bekannt, dass auch Bayer-Aktionärinnen und –Aktionäre Ziel der SHAC-Kampagne sind, also mit Protestaktionen rechnen müssen, wenn Bayer noch oder wieder Tiere bei Huntingdon Life Sciences quälen lässt?

Welche Schutzmaßnahmen wurden bzw. werden von Bayer gegen die Shac-Kampagne getroffen?

Schneider: „Leider schrecken diese Leute zum Teil auch vor Drohungen und Gewaltanwendung nicht zurück, wie wir schon an einem unserer Standorte in Deutschland erfahren mussten.“

6. Bayer hat noch immer nicht den Missbrauch von Tieren zu Versuchszwecken eingestellt, statt dessen hält Bayer an einer rücksichtslosen Unternehmenspolitik, an systematischer Gewalt gegen Tiere fest.

6.1 An welchen Standorten Bayers werden Tierversuche durchgeführt?

6.2 In welchen einzelnen Bereichen und Abteilungen von Bayer werden Tierversuche durchgeführt?

6.3 An welchen Tieren werden Versuche durchgeführt und welche Versuche?

6.4 An wieviel Tieren jährlich werden Tierversuche durchgeführt?

Schneider: „Sie haben Tierversuche angesprochen, ein Thema, über das es viele emotionale Diskussionen gegeben hat und sicherlich auch noch geben wird. Ich möchte darauf nicht weiter eingehen, um keine weitere emotionale Diskussion auszulösen. Man sollte jedoch nicht alle verurteilen, die Tierversuche durchführen und sich selbst, nur weil man gegen Tierversuche ist, heilig sprechen.“

„Bayer selbst macht nur Tierversuche, die unumgänglich sind und vom Gesetz vorgeschrieben werden.“

„Ich weiß nicht, warum die Zahl der Versuchstiere so interessant ist.
140.000 Tiere wurden im Jahre 2001 in Versuchen verwendet, 90% davon waren übrigens Ratten und Mäuse und vor zehn Jahren war die Zahl noch doppelt so hoch.“

„Die Tierversuche werden auf Bayers eigenem Werksgelände durchgeführt.“

7. Als Grund für die Durchführung von Tierversuche führt die chemische und pharmazeutischen Industrie meist an, dass diese gesetzlich vorgeschrieben und somit für sie zwingen seien.

7.1 Wenn diese Gesetzeslage nicht bestünde, würde Bayer dann an Tierversuchen festhalten?

7.2 Welche Initiativen hat Bayer gestartet, um die Gesetzeslage dahingehend zu ändern, dass Tierversuche nicht mehr vorgeschrieben sind? Zusatzfrage: Wie hat sich Bayer im Zusammenhang mit der Diskussion um die Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz verhalten, über die im kommenden Mai im Bundestag abgestimmt wird und die dem Tierschutz bei ihrer Annahme die Chance einräumen würde, bei rechtlichen Abwägungen in Zukunft mit berücksichtigt zu werden?

7.3 Wie sieht das Engagement Bayers im vergangenen Geschäftsjahr bei der Entwicklung und dem Einsatz von in-vitro Methoden und von sog. Alternativmethoden im Allgemeinen aus?

Schneider: „Wir arbeiten natürlich auch an Alternativmethoden und setzen diese überall ein, wo es möglich ist.“

[Jan Pehrke] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist und gehöre dem Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren an. Ich habe hier vor zwei Jahren über das Thema „Medikamenten-Tests“ gesprochen und möchte es heute aus gegebenem Anlass wieder tun.

Damals hatte ich über die Praxis von BAYER berichtet, immer mehr Arznei-Tests in Länder der „Dritten Welt“ wie Indien auszulagern, weil dort die Kosten niedriger sind, ein großes Reservoir an Probanden lockt und kaum Kontrollen stattfinden. Ich frage dann den Vorstand, bei wie vielen Probanden es zu Schädigungen gekommen sei und um welche Schädigungen es sich handele? Ich erhielt zur Antwort, kein Mittel habe Schädigungen hervorgerufen, BAYER würde sich genau an die Auflagen halten und sogar eigenständige Qualitätskontrollen durchführen.

Das entsprach jedoch nicht der Wahrheit. Im letzten Jahr veröffentlichte die indische Regierung Zahlen, wonach zwischen 2007 und 2010 bei BAYER-Versuchen in dem Land 138 Menschen starben. Darum möchte ich den Vorstand jetzt fragen:

„Warum habe ich damals falsche Informationen erhalten?“
und:
„Welche Konsequenzen zieht der Vorstand daraus?“

Nach Bekanntwerden der Zahlen hat die Coordination gegen BAYER-Gefahren einen Offenen Brief an den Vorstand geschrieben und Aufklärung verlangt. Sie erhielt jedoch keine Antwort. Gegenüber der Presse behauptete der Konzern weiterhin:

Ich zitiere:

„Klinische Prüfungen werden bei BAYER nach global einheitlichen Standards durchgeführt“

und

„In Indien ist der Anteil an unerwünschten Ereignissen nicht höher als in anderen Ländern“

Das entspricht wiederum nicht den Tatsachen. Nach Angaben des Medizin-Journals „Current Science“ genügen gerade einmal 20 der 150 indischen Test-Agenturen, die für BAYER und andere Unternehmen Pillen-Prüfungen durchführen, den Anforderungen an eine gute Klinische Praxis. Oft fehlen Ethik-Kommissionen und haben die Versuchsteilnehmer keine „informierte Einwilligung“ abgegeben. Sie wissen also gar nicht wirklich, dass sie an einer Pillen-Prüfung teilnehmen. Der indische Arzt Dr. Chandra Gulhati kritisiert deshalb:

Ich zitiere
„Meines Wissens ist nicht einer der Versuche von A bis Z überwacht worden“

Und die Gesundheitsinitiative SAMA hält fest:

„Es gibt Verstöße gegen ethische Grundregeln auf jeder Ebene“

Auch BAYER hat gegen die ethischen Grundregeln verstoßen, wie die US-amerikanische Initiative „Public Citizen“ aufgedeckt hat. Sie stellte bei der Erprobung des Gerinnungshemmers XARELTO große Mängel fest. So bekamen die Tester des Vergleichspräparates Warfarin nicht die richtige Dosis, was die Schlaganfall-Gefahr erhöht. Besonders eklatant war das in Indien. Dort wurden nur 36 Prozent der Probanden optimal mit Warfarin versorgt.

Zudem kritisiert „Public Citizen“, dass die Test-Teilnehmer die ganze Tagesration XARELTO auf einmal nehmen mussten, was auch wieder die medizinischen Risiken steigert, und das nur, damit BAYER das Präparat später mit dem Werbe-Slogan „Eine Pille pro Tag genügt“ vermarkten kann.

Das alles blieb nicht ohne Folgen: Die meisten der Menschen, die 2010 in Indien bei BAYER-Tests starben, waren XARELTO-Probanden.

Dazu jetzt meine Frage: Hat BAYER das Studiendesign für die XARELTO-Erprobungen inzwischen geändert?

Aber die Todesfälle beschränken sich nicht auf Indien und andere arme Länder. Auch in der Bundesrepublik gibt es Opfer. Laut Auskunft des „Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte“ kamen hierzulande im letzten Jahr sieben Menschen bei Tests von BAYER-Pharmazeutika um und im Jahr davor sogar 20. Deshalb möchte ich den Vorstand fragen:

„Wie viele Menschen starben im Geschäftsjahr 2011 weltweit während der BAYER-Tests?“

und

„Um welche Präparate handelte es sich dabei?“

In Indien hat der Konzern an die Hinterbliebenen jeweils 5.250 Dollar Entschädigung gezahlt. Der Kommentar eines Lesers der Zeitschrift moneylife dazu lautete: „Das Leben ist sehr billig in Indien“.

Dazu jetzt meine abschließende Fragen:

„Warum meint BAYER, dass es sich bei 5.250 Dollar um eine angemessene Summe handelt?“

„Hat BAYER auch die Hinterbliebenen in anderen Ländern entschädigt und wenn ja, mit welchen Summen?“

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

[Rede Ökland] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Rede von Tom Ökland/Friends of the Earth auf der Bayer Hauptversammlung am 26. April

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Tom Erik Okland. Ich arbeite als Umweltexperte für die Norwegische Gesellschaft für Naturschutz, auch Friends of the Earth Norwegen genannt.

Eine Untersuchung der Stadt Oslo hat gezeigt, dass der Hafen von Oslo stark mit PCB verseucht ist. Mit Hilfe des sogenannten „chemischen Fingerabdrucks“ wurden PCB von insgesamt drei Herstellern nachgewiesen. Der größte Teil der untersuchten Gifte wurde von Bayer hergestellt.

Die in Oslo gefundenen PCB stammen von Schiffs-Anstrichen. Die norwegische Umweltbehörde hat nachgewiesen, dass PCB von Bayer in Schiffslacken verwendet wurden, die in Norwegen verkauft wurden. Etwa die Hälfte der gefundenen PCB gehören zu der Marke „Clophen“, die von Bayer hergestellt wurde.

Friends of the Earth Norwegen und die Stadt Oslo erwägen eine Klage gegen Bayer und andere PCB-Hersteller. Die Entgiftung des Hafens von Oslo wird etwa 26 Millionen Euro kosten. Wir fordern eine Beteiligung von Bayer an diesen Kosten!

Meine erste Frage lautet: ist Bayer bereit, einen Teil der Kosten für die Reinigung zu übernehmen?

In einem möglichen Gerichtsverfahren müsste zunächst geklärt werden, warum Bayer keine Informationen über die Giftigkeit und die Persistenz von PCB veröffentlicht hat. Denn bereits Mitte der sechziger Jahre war die Gefährdung für die Umwelt bekannt. Und die akute Giftigkeit und die Persistenz von PCB wurden noch früher entdeckt.

Trotzdem wurden PCB bis Mitte der siebziger Jahre an Hersteller von Schiffsfarben geliefert. Ohne Informationen über die Gefahren für die Umwelt und für die Gesundheit der Arbeiter!

Vor diesem Hintergrund frage ich:
Warum hat die Bayer AG nicht sofort reagiert, als die Gefahren von PCB entdeckt wurden? Warum wurden PCB nicht direkt aus dem Handel genommen?
Und warum wurden die Käufer von PCB nicht über die Risiken informiert? PCB sind völlig ungeeignet für das Anstreichen von Schiffen.

PCB wurden in Norwegen vor 20 Jahren vom Markt genommen, doch erst in den neunziger Jahren wurden alle Gefahren von PCB bekannt. Daher wird erst jetzt die Reinigung der norwegischen Häfen und Fjorde in Angriff genommen. Wenn die norwegischen Hersteller von Schiffsfarben früher Informationen über die Gefahren von PCB erhalten hätten, hätte die Kontaminierung weiter Teile der norwegischen Küste verhindert werden können!

Zusätzlich wurden durch das Sandstrahlen alter Schiffe zahlreiche Werften und Arbeiter vergiftet. Durch eine rechtzeitige Information der Kunden hätte auch diese Form von Vergiftung verhindert werden können. Dieser Verantwortung ist Bayer als Hersteller nicht gerecht geworden!

Daher frage ich:
Warum hat Bayer nach dem Produktions-Stopp keine Informationen über die Gefahren von PCB veröffentlicht?

Nach Meinung von Friends of the Earth Norwegen ist das Verursacherprinzip der beste Weg, um die Produktion und die Verbreitung von toxischen Substanzen zu stoppen oder zu vermeiden. Wir fordern, dass sich Bayer generell an das Verursacherprinzip hält. Daher muss sich Bayer auch an der Entgiftung des Hafens von Oslo beteiligen!

Meine letzte Frage lautet daher:
Wird die Bayer AG ihre Produktion an dem Verursacherprinzip orientieren? Wie verhindert Bayer künftige Vergiftungen von Mensch und Umwelt?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

[Artikel taz] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Bei Bayer ein Gefühl wie im Hochsicherheitstrakt

Auf der Hauptversammlung des Leverkusener Konzerns schlechtere Stimmung als gewohnt. Englische Proteste auf der Vorstandsbühne

KÖLN taz Ein wahres Seuchenjahr hat die Bayer AG hinter sich. Zunächst kam der Skandal um das Cholesterin senkende Medikament Lipobay, dann der Einbruch der Aktie und jetzt die Kürzung der Dividende. Die Aktionärsversammlung der Bayer AG in der Kölner Messehalle 6 hatte am vergangenen Freitag einiges zu besprechen. Doch zunächst mussten die etwa 8.000 AktionärInnen sich durch die Jahr für Jahr wachsende Zahl der Demonstranten gegen die Geschäftspraktiken des Chemie- und Pharmakonzerns kämpfen.

In diesem Jahr wurde vor allem gegen die grausamen Tierversuche und die Senkung der Unternehmenssteuern protestiert, die der ehemalige Bayer-Angestellte Heribert Zitzelsberger als jetziger Staatssekretär im Bundesfinanzministerium durchgesetzt hatte. Danach musste sich AktionärIn durch eine von zwanzig Sicherheitsschleusen quetschen, wie man sie von Flughäfen kennt. Derart strenge Kontrollen waren bisher nicht üblich. Doch die Sicherheitsvorkehrungen waren seltsam inkonsequent: Wer die Halle verließ, wurde bei der Rückkehr ohne Kontrolle durchgewunken. Samt Gepäck.

Der sonst so weltgewandte Vorstandsvorsitzende der Bayer AG, Dr. Manfred Schneider, wirkte wenig souverän, als er zum letzten Mal zum Geschäftsbericht ansetzte. Nach zehn Jahren Amtszeit wechselte der 63-Jährige mit Ablauf der HV in den Aufsichtsrat. Im vergangenen Jahr brach der Konzerngewinn um 47 Prozent auf 965 Millionen Euro ein. Die Dividende wird auf Vorschlag des Vorstands von 1,40 auf 0,90 Euro je Aktie gesenkt. Nur verhaltener Beifall aus den Reihen der anwesenden Bayer-Aktionäre ertönte nach Schneiders Rede. Doch er bekannte erleichtert, dass ihm das sehr gut tue. Nach dem enttäuschenden Geschäftsjahr hatte er wohl mit heftigeren Reaktionen seiner Aktionäre gerechnet. Der aus diesem Anlass verstärkte Werkschutz war aber nicht in der Lage, zu verhindern, dass englische Gegner von Genpflanzen-Freilandversuchen zur Bodyguard-geschützten Vorstandsbühne stürmten und sich einer von ihnen die Dekoration hinaufhangelte. Diesen zu entfernen, gelang erst, nachdem Aufsichtsratsvorsitzender Strenger dem Werkschutz wutentbrannt seine Hilfe angeboten hatte.

Über die Diskussion des Geschäftsberichts selbst dürfte der Vorstand wenig Freude gehabt haben. Außer den vom Dachverband der Kritischen Aktionäre und von der Coordination eingeladenen elf Konzernkritikern äußerten sich diesmal fast alle Redner kritisch; etliche beklagten natürlich den Dividendenrückgang, aber es gibt eine wachsende Zahl von Aktionären, die vom Vorstand ein an ethischen Grundsätzen orientiertes Handeln erwarten. Die Stimmung der Aktionäre drückte sich auch in einer deutlichen Abstrafung bei der Abstimmung über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat aus; statt der üblichen 99 Prozent gab es diesmal nur 90 Prozent Zustimmung.

PAUL KRANEFELD-WIED Der Autor ist Mitglied der konzernkritischen Coordination gegen Bayer-Gefahren (www.cbgnetwork.org)
taz Nr. 6737 vom 29.4.2002

Rede Bundestag

CBG Redaktion

16.12.2005

Rede von Eva Bulling-Schröter (Linkspartei)in der Aktuellen Stunde des Bundestages zur europäischen Chemikalienpolitik

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Von rund 30 000 relevanten chemischen Stoffen wurden bislang nur etwa 4 000 darauf geprüft, ob sie Gesundheit oder Ökosysteme schädigen. Mit dem Rest, den so genannten Altstoffen, die vor 1981 auf den Markt kamen, läuft faktisch ein Großversuch an Mensch und Umwelt. Allergien sowie Brustkrebs- und A-temwegserkrankungen haben drastisch zugenommen. Giftcocktails lassen sich sogar noch in der Muttermilch nachweisen, ebenso weitab der Chemiefabriken im Fettgewebe von Eisbären und Walen.

Die EU-Kommission wollte diesen unhaltbaren Zustand mit ihrem Entwurf einer REACH-Verordnung beenden. Für Alt- und Neustoffe ab einer Tonne Jahresproduktion sollte nun gleichermaßen gelten: keine Daten - kein Markt. Mengenabhängig hätten die Chemikalien getestet und registriert werden müssen. Vor allem aber sollten besonders gefährliche Stoffe identifiziert und schrittweise ersetzt werden; denn genau das muss der Kern einer verantwort-lichen Chemikalienpolitik sein.

Ein solches REACH wäre mit 0,1 Prozent des Branchenumsatzes - 0,1 Prozent, Frau Dött und Herr Kauch! - locker zu bezahlen gewesen. Allein die Ausgaben der Kranken- und Renten-kassen für chemikalienbedingte Erkrankungen und Todesfälle betragen ein Mehrfaches davon. Dazu habe ich von Ihnen heute noch gar nichts gehört. Mit gutem Willen hätte man da-bei auch - ich denke, das ist uns allen ein Anliegen - die Anzahl der Tierversuche auf das un-vermeidbare Minimum beschränken können. Auch das ist nicht passiert.
(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Doch dieser Kommissionsentwurf wurde vor vier Wochen vom EU-Parlament gnadenlos verwässert; das wurde hier schon gelobt. In dieser Form hat ihn der Ministerrat am Dienstag leider auch weitgehend bestätigt. Die Chemiekonzerne, die eine gewaltige Desinformations-kampagne losgetreten haben, können einen Etappensieg verbuchen: Nunmehr sind die Daten- und Testanforderungen drastisch gesunken. Von den 30 000 relevanten Chemikalien bleiben nur noch 12 000 übrig, die halbwegs vernünftig überprüft werden sollen. Es besteht zwar die Möglichkeit, von den Firmen Daten nachzufordern. Das wird jedoch enorm bürokratisch. So viel zum Thema Bürokratie. Zudem wandert die Beweislast wieder von den Herstellern zu den Behörden; genau das sollte durch REACH umgekehrt werden. Die gescheiterte Altstoff-verordnung, unter der in 24 Jahren gerade einmal 65 Stoffe bewertet wurden, lässt schon jetzt grüßen.

Insgesamt ist das Rollback in der europäischen Chemikalienpolitik nicht nur ein dreister Fron-talangriff auf die Gesundheit der Menschen. Das Ganze ist außerdem ökonomischer Unsinn. Schließlich verleiht eine saubere Registrierung und Bewertung den Firmen Rechtssicherheit in Haftungsfragen, was sehr wichtig ist.
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Alt- und Neuchemikalien könnten zudem in einen gerechten Wettbewerb miteinander treten - und die Schaffung von Wettbewerb ist doch immer Ihr Anliegen. Nun aber werden Intranspa-renz und Ungleichbehandlung fortgeführt. Innovationsfeindlicher geht es kaum.
In seiner ersten Lesung vor vier Wochen hat sich das EU-Parlament wenigstens dafür ausge-sprochen, gefährliche Chemikalien nur für fünf Jahre befristet zuzulassen. Danach hätten sie von den Unternehmen ersetzt werden müssen, sofern dann unbedenkliche Alternativen exis-tieren. Genau darum geht es doch; wir wollen doch Stoffe, die unbedenklich sind.
(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Aber selbst diese einzige positive Veränderung am Kommissionsentwurf wurde vom Rat kas-siert. Insgesamt stellt sich damit die Frage, ob ein solches Chemikalienrecht nicht hinter das bisherige zurückfällt. Schließlich gelten die weich gespülten Registrierungs- und Zulassungs-kriterien nun ebenfalls für die Neustoffe und diese unterliegen gegenwärtig noch einem vor-bildlichen Registrierungsverfahren.
Der BUND hat in dieser Woche analysiert, wer in Europa die Interessen der Chemiekonzerne gegen den Verbraucherschutz besonders eifrig vertreten hat. Das Papier ist wirklich lesenswert: Die deutschen Abgeordneten im Europaparlament haben - mit Ausnahme der Linken und der Grünen - bei allen Änderungsanträgen mehrheitlich für einen Abbau des Gesundheitsschutzes gestimmt.
(Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist die bittere Wahrheit!)

Im Falle von SPD und FDP geschah das sogar gegen die jeweilige eigene Fraktion im Euro-paparlament. Aufgrund der Abgeordnetenanzahl haben deutsche EU-Parlamentarier somit ein fortschrittliches europäisches Chemikalienrecht verhindert. Dass die Bundesregierung im Rat und in der EU-Kommission als Repräsentantin des VCI auftrat, weiß inzwischen ganz Brüs-sel. Kommissionsvizepräsidentin Margot Wallström hat öffentlich gegen einen besonders dreisten Vorstoß Günter Verheugens protestiert. Auch das ist bekannt. REACH ist aus unserer Sicht ein trauriges Beispiel dafür, wie Konzerne die Gesetzgebung nach ihren Profitinteressen zurechtbiegen können, wenn sie dafür nur mächtig und frech genug sind.
(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kommt es wieder! - Zuruf von der FDP: Der Sozialismus!)

Dies geschieht leider mithilfe von Politikern aus der Bundesrepublik Deutschland, einem Land, welches sich so gern als Weltmeister im Umweltschutz ausgibt. Noch ein Wort zu den Grünen:
Vizepräsident Wolfgang Thierse: Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen, Sie sind weit über Ihre Redezeit hinaus.
Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE): Ja, mein letzter Satz: Ein grüner Baum wächst nur auf rotem Grund.
(Beifall bei der LINKEN)

[MoPo] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Hamburger Morgenpost

Hauptversammlung mit Handgemenge

Protest gegen Gen-Saat / Harte Zeiten für die Bayer AG

KÖLN - Eine Gruppe britischer
Demonstranten hat gestern die
Hauptversammlung der Bayer AG zu Beginn
unterbrochen. Sie protestierten gegen die
Einführung von genetisch manipuliertem
Saatgut in Großbritannien. „Nieder mit
Bayer“, schrie ein Demonstrant, der etwa
fünf Meter an einer Wand am Rande des
Podiums hochgeklettert war. Die Aktionäre
des Bayer-Konzerns dürften ebenfalls
schlechter Stimmung gewesen sein. Denn
der scheidende Vorstandschef Manfred
Schneider verkündete überwiegend negative
Nachrichten. Die Konjunkturflaute und
Umsatzausfälle durch die Rücknahme des
Medikaments Lipobay machen dem Chemie-
und Pharmakonzern auch 2002 zu schaffen.

In allen vier Geschäftsbereichen –
Gesundheit, Pflanzenschutz, Polymere und
Chemie – brach im ersten Quartal der
Gewinn ein. Der Konzernumsatz im
fortzuführenden Geschäft blieb mit sieben
Milliarden Euro um sechs Prozent unter dem
Vorjahreswert. Das operative Ergebnis vor
Sonderposten verringerte sich sogar um 46
Prozent auf 493 Millionen Euro.

Schneider, der nach zehn Jahren auf dem
Bayer-Chefsessel auf den Posten des
Aufsichtsratsvorsitzenden wechseln will,
dürfte es schwer fallen, gerade jetzt die
Zügel aus der Hand zu geben. Acht Mal
hintereinander hatte der Vorstandschef die
Aktionäre mit Rekordergebnissen verwöhnt.
Schneider holte nach fast 75 Jahren für
Bayer die Rechte am eigenen Namen in den
USA zurück. Er brachte die Bayer-Aktie an
die Wall Street und sorgte dafür, dass sich
der Unternehmenswert verdreifachte.

Doch ausgerechnet im letzten Jahr seiner
Verantwortung ging fast alles schief. Zwar
gelang Schneider gerade noch, das Ruder
rumzureißen, doch für Nachfolger Werner
Wenning bleibt noch eine Menge zu tun. Ihm
dürfte helfen, dass er den Konzern in- und
auswendig kennt: Wenning, 55 Jahre alt,
begann am 1. April 1966 als Lehrling im
Hause Bayer. (AP/dpa)

[Umweltzentrum] Wegbeschreibung zum Umweltzentrum Düsseldorf (ehem. Straßenbahn-Depot)

CBG Redaktion

Merowingerstrasse 88, Düsseldorf-Bilk
http://www.umwelt-zentrum.de

Mit dem Zug
Vom Hbf eine Station mit der S-Bahn zur Haltestelle „Volksgarten“ (z.B. mit der S-Bahnlinie 6). Die S-Bahn fährt von Gleis 11 ab. Am „Volksgarten“ geradeaus gehen und die Treppe runter, dann rechts 50m zur Straßenbahn-Haltestelle. Mit der Linie 706 bis zur Endhaltestelle „Am Steinberg“ (vier Haltestellen). Geradeaus in die Straße „Am Steinberg“ gehen, nach 200m rechts in die Merowingerstraße. Nach 50m rechts auf einen großen Parkplatz gehen, hinten rechts befindet sich das Umweltzentrum. Dauer: 30 min

Mit dem Auto
A46 aus Wuppertal oder Neuss bis Ausfahrt „Düsseldorf-Bilk“, Richtung Bilk. Man kommt automatisch auf die L52. Nach ca. 500m kurz vor der ersten Ampel scharf rechts auf die Merowingerstraße abbiegen. Nach wenigen Metern biegt die Straße rechts ab, man fährt dann schräg links auf einen großen Parkplatz. Auf dem Parkplatz kommt nach ca. 100m rechts das Umweltzentrum.

[Donner] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
Guten Tag Herr Dr. Schneider und danke für die Einladung,
Goedendag mijnheer Deckers,

Die Hauptversammlung soll eigentlich der Tag der Aktionäre sein und deshalb hat auch eine langjährig, treue Aktionärsfamilie mich gebeten, hier zu Ihnen zu sprechen, was ich auch gerne tue.

Gehen wir doch gleich mal auf Aussagen des Geschäftsberichts ein. Dort fand ich unter Punkt 9.3 Umweltschutz... eine von Bayer entwickelte Methode den „Ressourcen-effizienz-Check“. Dieser wurde wohl auch bei BayerMaterialScience aber ganz offensichtlich gerade nicht hinsichtlich des wohl schlimmsten „Pleiten, Pech und Pannen - Projektes“ der CO-Pipeline angewendet.
Jeder Außenstehende und auch jeder Aktionär kann in diesem Projekt Geld - und Ressourcenverschwendung höchsten Ausmaßes entdecken. Einen Nutzen hat dieses Projekt bisher nicht hervorgebracht, im Gegenteil es hat das Image von Bayer als „hochtechnologisch und wissenschaftlich arbeitender Konzern“ schwer beschädigt.

Wenn Sie dann im gleichen Kapitel behaupten der Schutz unserer Umwelt habe für Bayer höchste Priorität, dann gilt das nicht einmal im Ansatz für dieses Projekt und das seit mindestens 6 Jahren. Jedenfalls mussten das hundertausende Bürgerinnen und Bürger entlang der Trasse von Uerdingen bis Monheim direkt vor Ort erleiden und Millionen Menschen an Fernsehern, Rundfunkgeräten und in den Printmedien haben das miterlebt.

Im Jahr 2010 haben sich zunächst über 170 Kinder- und Jugendärzte mahnend zu Wort gemeldet. Ihre Informationsveranstaltung, zu der sie diese Ärzte eingeladen haben und die nur spärlichst besucht war, hatte statt Beruhigung genau die gegenteilige Wirkung; denn kürzlich am 14.Februar zum 5.Jahrestag des Planfeststellungsbeschlusses haben sich nun sogar mehr als 400 Ärzte aller Fachrichtungen gegen die Bayer-CO-Pipeline in der Nähe von Wohngebieten ausgesprochen. Mit ausschlaggebend war die von Bayer selbst in Auftrag gegebene TÜV - Untersuchung, die zu einer schrecklichen Schlussfolgerung kam: Bei einem Leck der CO-Pipeline wäre mit bis zu 790 Verletzten innerhalb der Ausbreitungskeule zu rechnen; und das hatte der TÜV am Beispiel nur einer kleinen Wohnsiedlung in Hilden-Süd so ermittelt.

Die unzureichenden medizinischen Rettungsmöglichkeiten bei einer CO-Vergiftung und da für ganz NRW in Düsseldorf ständig nur zwei Betten für die Rettung und medizinische Behandlung von CO-Vergifteten vorhanden sind, lassen die Ausmaße einer solchen Katastrophe gerade für Ärzte als Fachleute für Gesundheit deutlich werden. Und immer wieder gerät Bayer mit der CO-Pipeline in den Fokus, wenn über CO-Unfälle - wie Anfang des Jahres - berichet wird.

Und das will Bayer als Pharma und Life-Science-Unternehmen wirklich noch länger in Kauf nehmen?

Nachdem in 2010 schon die neue Bezirksregierung in Düsseldorf einen sofortigen Baustopp verhängt hatte, kam in dem öffentlichen, gerichtlichen Prozess im Mai 2011 gegen Bayer vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf der nächste juristische Rückschlag.
Das Gericht beurteilte den Planfeststellungsbeschluss als „rechtswidrig und nicht vollziehbar“.
Verwunderlich aber ist: in dem Geschäftsbericht findet man unter dem Punkt 32. Rechtliche Risiken von all diesen Risiken nichts, nicht ein Wort und schon gar keine Einschätzung der finanziellen Auswirkungen.

Auch die Tatsache, dass die in ihren Businessplänen eigentlich schon für Ende 2007 geplante Inbetriebnahme der Pipeline weiterhin und auf lange Zeit nicht in Sicht ist: kein Hinweis dazu.
Und jetzt auch noch der Fakt, dass mit dem geplanten TDI-Ausbau in Dormagen mit dem vierfachen Bedarf der Rohstoff CO dort knapp wird und nicht etwa als Überschuss nach Uerdingen geschoben werden kann. Ganz schön peinlich, dass auch dieser Trick aufgeflogen ist.

Wie in den letzten drei Jahren haben Sie, liebe Aktionäre auch heute wieder Aktionen verschiedener Bürgerinitiativen gegen die CO-Pipeline und weitere Probleme gesehen. In unserem Flyer haben wir die Stationen des Bayer-Skandal-Projektes in aller Kürze nur an Hand von Fakten nachgezeichnet.
Wir waren die Bayer-CO-Pipeline Rating - Agentur und mussten - leider für Sie liebe Aktionäre - 3 Mal Minus vergeben.

Die seit nunmehr fünf Jahren andauernden Bürgerproteste entlang der Pipelinetrasse haben die Verantwortlichen bisher wohl etwas in die Resignation getrieben, aber noch nicht zu dem gebracht, was Manager eigentlich tun sollen; nämlich Probleme zu bereinigen und sich nicht von Ihnen gefangen halten lassen. Mehr als 110 000 Bürgerinnen und Bürger haben sich mit ihrer Unterschrift gegen die Pipeline ausgesprochen. In den Trassenkommunen mit ihren
1,5 Millionen Einwohnern hat sich die Lokalpolitik eindeutig gegen dieses Projekt ausgesprochen und Bayer wird sich weiter mit ca. 40 Klagen herumschlagen müssen.
Die anhaltende, negative Berichterstattung über das Fehlverhalten hat dem Image des Bayer-Konzerns und nicht nur der Kunststoffsparte BMS schon erheblich geschadet.

Wenn jetzt ein „alter CO-Hase“ mit Werner Wenning den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen soll, müssen Vorstand und Aktionäre sorgfältig darauf achten, dass dort das Problem CO-Pipeline gelöst wird und nicht weiter quälend lange das sonst erfolgreiche Geschäft belastet.

Machen Sie das den Verantwortlichen mit einem Beifall jetzt und später bei Ihrer Stimmabgabe deutlich:
Änderung und Konsequenz ist Fortschritt und Festhalten an Verlorenem bedeutet Stillstand - Also schicken Sie die CO-Pipeline in die Wüste!
Ich verabschiede mich mit einem Danke für ihre Aufmerksamkeit und gerne von Ihnen Minheer Dekkers mit:
Tot ziens! und auf ein hoffentlich weiter erfolgreiches Unternehmen Bayer!