Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

[Junge Welt] Hauptversammlung 2003

CBG Redaktion

Junge Welt, 26.04.2003
Clemens Fobian

BigBrotherAward geht an Bayer

Reale Orwell-Welt: Konzern nötigt Bewerber zu Drogentest per Urinprobe

Der Dachverband der Kritischen Aktionäre hat es möglich gemacht: Auf seine Einladung hin konnte der Bayer AG während ihrer Hauptversamm-
lung am Freitag ein Preis überreicht werden, den die Konzernspitze eigentlich nicht haben will. Kein Wunder, denn mit dem BigBrotherAward werden alljährlich Unternehmen und Institutionen geehrt, die es mit dem Schutz der Privatsphäre und persönlicher Daten ihrer Mitarbeiter nicht so genau nehmen. Den Preis, dessen Name George Orwells Roman „1984“ über einen fiktiven Überwachungsstaat entnommen wurde („Big Brother is watching you“), gibt es bereits in 14 Ländern. In der Bundesrepublik wird er seit dem Jahr 2000 von dem Bielefelder Verein FoeBuD verliehen. Anders als andere Preisträger war von der Bayer AG niemand zur Preisverleihung am 25. Oktober 2002 erschienen.

Der Konzern hat den Preis bekommen, weil er Bewerber, die im Unternehmen eine Ausbildung machen wollen, zu einem Drogentest zwingt. Dafür müssen die Betroffenen eine Urinprobe abgeben. Formal können sie den Test ablehnen. Aber wer das tut, hat selbstredend schlechte Karten bei der Vergabe der Ausbildungsplätze. Die Betriebs- ärzte dürfen die Testergebnisse der Firmenleitung zwar nicht mitteilen, aber sie ziehen den Vermerk „Bewerber/in geeignet“ oder „nicht geeignet“ nach sich. „Urintests haben vor allem den Effekt, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzuschüchtern und ihnen die Macht des Unternehmens zu demonstrieren“, sagt Rena Tangens von der Brother-Award-Jury. Bei allen „Nebenwirkungen“ seien die Urintests zudem fachlich „ausgesprochen unzuverlässig“. Nach Alkohol, auf dessen Genuß jeder dritte bis vierte Arbeitsunfall zurückgehe, werde bei Bayer nicht gefragt. Bezeichnenderweise werden Drogenscreenings vor allem bei den unteren Lohnklassen durchgeführt. Ingenieuren, Programmierern und Managern wird diese Prozedur nicht zugemutet.

Mit der Preisvergabe fordert die Jury, daß Bayer die Drogenscreenings wieder abschafft. Oder man frage ersatzweise, „wann ein Test auf Alkohol und andere Drogen vor allen wichtigen Entscheidungen auch für die Geschäftsleitung der Bayer AG eingeführt wird“.

[Krefeld] Kohlekraftwerk Krefeld

CBG Redaktion

BAYER - Offener Dialog oder heiße Luft?

In der Ausgabe Nr.04/2007 des Bayer Magazins “BAYER direkt” wirbt das Unternehmen ein weiteres Mal für das geplante Kohlekraftwerk. Leider hat der BAYER Konzern versäumt einige Details etwas transparenter zu behandeln. Anbei also einige Hintergrundinformationen, die den Artikel erst so richtig interessant machen. Doch überzeugen Sie sich selbst….

zum Thema Arbeitsplätze:
BAYER: “Neben der wirtschaftlichen Bedeutung für die Seidenstadt - etwa 165 Arbeitsplätze werden in und um Krefeld gesichert oder neu geschaffen”.
NUV: Das geplante Kohlekraftwerk sichert nicht mehr oder weniger Arbeitsplätze als das von den Umweltorganisationen geforderte Gaskraftwerk. So birgt der Emissionshandel und befürchtete Verknappungen am Kohlemarkt mindestens die gleichen unternehmerischen Risiken wie Schwankungen beim Gaspreis. Ganz im Gegenteil: Ein modernes Gas- und Turbinenkraftwerk (GuD) steht z.B. nicht in Konflikt zu weiteren Ansiedlungen von Firmen, wie z.B. dem Projekt “Rheinblick”. Im Zuge der Modernisierung des alten Uerdinger Hafengebietes könnte neben hunderten Arbeitplätzen zudem noch Wohnflächen entstehen. ( voller Artikel, siehe Kommentar)
Offengelassen wird bei dem Statement von BAYER übrigens auch, ob diese Stellen bei BAYER selbst gesichert werden.

Zitat zum Umweltschutz:
BAYER: “Die gesamte Kohlelogisitk von der Entladung über den Bandtransport bis hin zur Lagerung erfolgt in einem geschlossenen System. Dadurch wird vermieden, Kohlestaub freizusetzen.”
NUV: Dieses Statement unterschlägt, daß mit Hilfe von zwei Kränen 1000t Kohle/Stunde im Hafen direkt in Güterwaggons verladen werden sollen. Die dabei eingesetzten Rutschen (also Trichter oberhalb der Waggons) können gar nicht oder nur sehr bedingt eingehaust werden. Allein bei diesem Schritt kann also das BAYER- Versprechen nicht eingehalten werden, da bei dieser Verladung auf jeden Fall erhebliche Mengen Kohlestaub freigesetzt werden. Diese Feintäube verschlechtern nachhaltig die bereits schlechte Feinstaubbilanz im Hafen und belasten damit die Bürger Uerdingens.
Weiterhin befürchtet der NUV, daß die von BAYER vorgeschlagene Route (auf dem Hauptgleis vorbei am Uerdinger Bahnhof) aufgrund der bereits vorhandenen Probleme nicht realisierbar ist. So treten schon heute häufig Verzögerungen beim öffentlichen Nahverkehr dadurch ein, daß Güterverkehr oder Fernzüge Vorrang haben. Diese Situation wird sich zukünftig durch den erheblichen Güterverkehr aufgrund des “Eisernen Rhein” zusätzlich weiter verschärfen. Sollte dann noch der Kohlezug die komplette Trasse zusätzlich 20x pro Tag queren, droht der entgültige Kollaps des Bahnverkehrs. Der NUV befürchtet daher, daß durch Reaktivierung der Gleise am Rheinufer der Uerdinger Stadteil zukünftig erheblichen Umweltbelastungen ausgesetzt ist. Zusätzlich zum “Eisernen Rhein” käme dann für Uerdingen auch noch der “Schwarze Rhein” .

zum Wirkungsgrad:
BAYER: “Ein besonderes Kennzeichen des geplanten Kraftwerks ist der hohe Wirkungsgrad. Im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen können wertvolle Rohstoffe eingespart und der Kohlendioxid-Ausstoß um jährliche bis zu 1,5 Mio. Tonnen reduziert werden.”
NUV: In Vergleich zu herkömmlichen Kohle-Kraftwerken mag das durchaus stimmen. Das von der NUV geforderte Gas- und Turbinenkraftwerk hat jedoch einen wesentlich höheren Wirkungsgrad und ist zudem wesentlich klimafreundlicher. Siehe unten

zum Klimaschutz:
BAYER: “Das neue Kohlekraftwerk trägt zum Klimaschutz bei.”
NUV: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat als Ziel vorgegeben, die Treibhausgase in Deutschland bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu senken. Das geplante Kohlekraftwerk hat einen CO2-Ausstoss von 4,4 Millionen Tonnen pro Jahr. Zum Vergleich: Die CO2-Emission für ganz Krefeld liegt zur Zeit bei 4,2 Millionen Tonnen.

zum Thema “alte Kohlekessel”:
BAYER: “Mitte des Jahrzents werden im Chemiepark zudem zwei ältere Kohlekessel abgeschaltet. Das spart jährlich weitere 530.000 Tonnen Kohlendioxid.”
NUV: Korrekt, die “alten” Kohlekessel emmitieren derzeit 530.000 Tonnen CO2. Das neue geplante Kohlekraftwerk setzt allerdings 4,4 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr frei. Ferner wird in dem Artikel verschwiegen, daß die alten Kohlekessel aus kartellrechtlichen Gründe gar nicht abgeschaltet werden können.

zum “Offener” Dialog:
BAYER: “Wir werden uns auch in Zukunft den Frage der interssierten Öffentlichkeit stellen und den Dialog bei Vorträgen und Informationsveranstaltungen fortsetzen.”
NUV: Bei zahlreichen Informationsveranstaltungen wurde Bayer und auch Trianel stets eingeladen. Die Einladungen von Umweltschutzverbänden und den Grünen wurden sowohl von Trianel und Bayer “aus terminlichen Gründen” nicht wahrgenommen. Komisch: Bei den Veranstaltungen von SPD und CDU waren beide Unternehmen stets verfügbar.
Im Anhang finden Sie den kompletten Artikel. So können Sie für sich selbst entscheiden, ob sie unserem Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD) zustimmen würden: “BAYER ist eines der besten Beispiele für ein Unternehmen in Deutschland, das wirtschaftlichen Erfolg mit sozialer Verantwortung und dem Schutz unserer Umwelt vereint.”
Quelle: Niederrheinischer Umweltverband (NUV)

[Internationaler Protest] Presse-Information CBG vom 10.04.20

CBG Redaktion

Trotz virtueller BAYER-Hauptversammlung

Internationale Proteste BAYER/MONSANTO stoppen!

Vor dem Hintergrund von 48.000 gegen den BAYER-Konzern laufenden Glyphosat-Prozessen in den USA und zahlreichen anderen Skandalen sowie auf Grund der Tatsache, dass einerseits der Vorstandsvorsitzende des BAYER-Konzerns, Werner Baumann, auf Antrag der Kritischen AktionärInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) im vergangenen Jahr auf der Hauptversammlung 2019 keine Entlastung bekam und der Aufsichtsratsvorsitzende, Werner Wenning, mit dieser Hauptversammlung 2020 seinen Platz räumen muss, flüchtete der Konzern mit der diesjährigen HV am 28. April ins Internet.
Doch die Coordination wird trotz Corona-Krise und virtueller Hauptversammlung die Kritik der vielen Hundert Kritischen AktionärInnen, die die CBG seit 1982 bereits mit ihrer Vertretung betrauen, in die HV tragen und mit Protestformen unter dem Motto „Stopp BAYER/MONSANTO!“ präsent sein. Alle Infos finden sich hier.
Geplant sind:
- Eine virtuelle internationale Podiumsdiskussion am Sonntag, dem 26. April
mit internationalen Gästen.
Thema: „Auch in Corona-Zeiten: BAYER/MONSANTO stoppen!“
- Während der Hauptversammlung parallel zum BAYER-HV-Stream ein Stream der Kritischen BAYER-AktionärInnen mit Fragen, Einschätzungen und Gegenstimmen. Er wird am Tag der HV in der Zeit von morgens 8 Uhr bis zum Ende der BAYER-HV online sein. Auch wird der Protest in die sozialen Medien des BAYER-Konzerns getragen.
- Vor der Konzern-Zentrale in Leverkusen wird vor dem Beginn der Hauptversammlung eine Corona-gerechte Protest-Kundgebung stattfinden: „Auch in Corona-Zeiten: BAYER/MONSANTO stoppen!“
Statt die Hauptversammlung zu verschieben, hatte BAYER wesentlich darauf gedrungen, dass ein „Pandemie-Notstandsgesetz“ gestaltet wird, dass eine Verlagerung der Hauptversammlung ins Internet ermöglicht. Schränkt das Gesetz schon die Rechte der KleinaktionärInnen massiv ein, so versucht BAYER mit weiteren extremen Fristeinschränkungen diese gänzlich auszuhebeln. So erhalten die AktionärInnen z.B. erst am 15. April ihre elektronischen Zugangsdaten und sollen binnen sechs Tagen, in denen auch noch ein Wochenende enthalten ist, alles form- und sachgerecht erledigt haben. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hat diese willkürlichen Beschneidungen der Aktionärsrechte in einem Offenen Brief an BAYER massiv kritisiert. Dieser ist hier zu finden.
CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann kommentiert die neuen Protestformen mit den Worten: „BAYER hat eine virtuelle Hauptversammlung einberufen, um KonzernkritikerInnen und KleinaktionärInnen mundtot zu machen. Auch eine Verschiebung der HV wäre möglich gewesen. So werden wir nun am Tag der HV selbst die Social Media Kanäle des Konzerns mit kritischen Tweets und Kommentaren fluten. Konzernkritischer Widerstand wird auch vor der Konzern-Zentrale real präsent sein!“
----
Pressekontakt:

Marius Stelzmann 0211/33 39 11
Alle Informationen zur HV auf
www.CBGnetwork.org

[Aktionsbericht] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Acht GegenrednerInnen belasten den Vorstand

BAYER nicht aus dem Schneider

Von Udo Hörster

Die BAYER-Hauptversammlung ist nach Ansicht des Konzern-Chefs Manfred Schneider nicht der Ort dafür, die Gründe für den Tod von über 100 LIPOBAY-PatientInnen zu erörtern. Sie ist für ihn aber sehr wohl der geeignete Ort, um die finanziellen Verluste des Pharma-GAUs bis zur letzten Zahl hinterm Komma zu beziffern und das Bilanz-schädigende Risiko von Schadensersatz-Klagen zu erwägen. Aber die acht auf Einladung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) sprechenden GegenrederInnen funktionierten die AktionärInnen-Versammlung kurzerhand zu einem Ort um, an dem über LIPOBAY und die anderen gesundheitlichen, ökologischen, und sozialen “Kollateralschäden” der zügellosen Profit-Jagd gesprochen werden konnte.

“Ich spreche hier im Namen von Tausenden Opfern, die durch LIPOBAY getötet oder gesundheitlich geschädigt worden sind”. So begann der US-amerikanische Rechtsanwalt Daniel Becnel seine Hauptversammlungsrede. Er bot dem Leverkusener Chemie-Multi an, die rechtlichen schwarzen Wolken zu vertreiben, die durch die 720 anhängigen Klagen den Himmel über der Konzern-Zentrale verdunkeln. “Ist BAYER bereit, unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen?”, fragte er. Der Pharma-Riese war nicht dazu bereit. Der Vorstandsvorsitzende Schneider antwortete ihm, dass “BAYER sich den Verfahren zur Wehr setzen” wird. Noch immer lehnt es der Konzern ab, die Verantwortung für die über 100 LIPOBAY-Toten zu übernehmen. Für den BAYER-Boss ist “nach wie vor unklar, ob überhaupt ein Zusammenhang besteht” zwischen dem Cholesterin-Senker und den Todesfällen.
Die fatalen Nebenwirkungen eines anderen BAYER-Medikamentes machte Peter Noquet zum Thema. Der Leverkusener Chemie-Multi wollte für sein Antibiotikum CIPROBAY, nach Operatiionen verabreicht, eine Zulassung auch in der oralen Dareichungsform erhalten. Die Tests an 800 Personen fielen allerdings negativ aus. Weil das Mittel nicht wirkte, starben sogar einige ProbandInnen an Infektionen. BAYER verschwieg dies den Behörden. Der an den Voruntersuchungen beteiligte britische Arzt Dr. Steven Karren hat deshalb unmittelbar nach der letzten Hauptversammlung eine Klage gegen BAYER eingereicht. Gegenüber der Kölner Staatsanwaltschaft mauert das Unternehmen allerdings munter weiter. Statt der Behörde Unterlagen über die Todesfälle zukommen zu lassen, stellte es ihr lediglich nichtssagende Dokumente zur Verfügung. Eine “Täuschung” nannte das Peter Noquet. Manfred Schneider stritt den Vorwurf natürlich ab - und schwieg weiter. Mit dem Hinweis auf das “schwebende Verfahren” verweigerte er alle Auskünfte.

Sowohl LIPOBAY als auch CIPROBAY wurden in den BAYER-Labors an Ratten getestet, bevor sie am Menschen ihre gesundheitsschädigende Wirkung entfalteten. Das sagt vieles über die Aussagekraft von Tierversuchen. Wissenschaftlich von zweifelhaftem Nutzen und tier-ethisch verwerflich - das veranlasste Melanie Bujok von SHAC (STOP HUNGINGDON ANIMAL CRUALITY zu bohrenden Fragen an die Adresse des Vorstandes. “Würde BAYER noch Tierversuche durchführen, wenn diese nicht länger gesetzlich vorgeschrieben wären?”, “Entwickelt BAYER Alternativ-Methoden?”, “Setzt BAYER sich für eine Verankerung des Tierschutzes in der Verfassung ein?”, wollte sie von den Konzern-Herren wissen. Schneider bekannte sich unverbindlich zu alternativen Test-Verfahren und wurde dann verbindlich beleidigt. Nicht geneigt, minimale moralische Standards im Umgang mit Lebewesen einzuhalten, wies er Bujoks Kritik als anmaßend zurück. Gegner zu Unrecht diffamieren “und sich selbst, weil man gegen Tierversuche ist, heilig (zu) sprechen”, warf der BAYER-Boss der SHAC-Aktivistin vor.

Wieviel Fische die BAYER-Chemikalie CLOPHEN vergiftet hat, interessierte den Vorstandsvorsitzenden an seinem letzten Arbeitstag in dieser Funktion deshalb auch nicht. Wie Tom Erik Ökland von NATURVERN, der norwegischen Sektion von FRIENDS OF THE EARTH, den AktionärInnen darlegte, haben die in Schiffsanstrichen verwendeten Polychlorierten Biphenyle (PCB) von BAYER das ganze Hafenbecken von Oslo verseucht. Auf 26 Mio. Euro beziffert die staatliche Umweltbehörde die Aufwendungen für die Reinigung. Konsequenterweise forderte Ökland den Konzern in seiner Rede auf, sich an den Kosten zu beteiligen und kündigte im Falle einer Verweigerung eine Klage an. Nach allen Erfahrungen dürfte nur eine entsprechende Verurteilung und die damit verbundene Anerkennung des Verursacher-Prinzips das Unternehmen dazu bringen, sich für die ökologischen Folgen seines Handelns zu interessieren.

Für die ökologischen Risiken der Gentechnik zu haften, braucht der Leverkusener Chemie-Multi vorerst nicht zu fürchten. Henry Mathews vom DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRE UND AKTIONÄRINNEN entlarvte in seinen Ausführungen am Redner-Pult das BAYER-Argument, die umstrittene Risiko-Technologie würde das Problem des Welthungers lösen, als reine Propaganda-Lüge. “Der Welthunger ist kein Mengen-Problem, sondern ein Verteilungsproblem!”, betonte er. Für die AktivistInnen, die ihre Besorgnis über die Gefahren der Gentechnik am Morgen auf eine etwas unkonventionelle Weise zum Ausdruck gebracht hatten, zeigte Mathews deshalb vollstes Verständnis. Keines hatte er dagegen für das brutale Vorgehen des Sicherheitsdienstes, die einer Gentechnik-KritikerInnen einfach roh den Mund zuhielten und einen anderen Protestler brutal über den Boden aus dem Saal schleiften. “Das hat mit der von Manfred Schneider bekundeten Respektierung Andersdenkender und der Meinungsfreiheit nichts zu tun”, kritisierte der Geschäftsführer der KRITISCHEN AKTIONÄRE. Aber für die reine Herren-Riege des Vorstands ist Gewalt offenbar ein probates Mittel. Frauen haben in dieser Hack-Ordnung dagegen keine Chance, bei BAYER eine Führungsposition zu erlangen, monierte Henry Mathews. “Schauen Sie nur hinter mich aufs Podium, und Sie wissen, wovon ich rede”, forderte er die AktionärInnen auf. In seiner Antwort auf den Beitrag von Henry Mathews sicherte Dr. Schneider zu, den Fragen-Katolog der KRITISCHEN AKTIONÄRE umgehend zu beantworten - die CBG wird nachhaken! Unbeeindruckt zeigte sich der Profit-Profi dagegen von Mathews’ Gentech-Kritik. Obwohl das Thema “Gentechnik” nach Ansicht Schneiders in der Öffentlichkeit noch zu “erheblicher Diskussion mit spektakulären Maßnahmen” führen wird, kündigte er an, unbeirrt an der Risiko-Technologie festhalten zu wollen.

Geld genug für Investitionen in diesem Bereich hat der Konzern jedenfalls. Er zahlte nämlich für 2001 keinen Pfennig Gewerbesteuer und bekam sogar noch Körperschaftssteuer zurückerstattet. Rainer Kau von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di wetterte gegen die ganz legalen Steuertricks des Chemie-Multis. Er rechnete vor, dass das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr 1 Mrd. Euro an Abgaben einsparte und nur noch auf eine Steuer-Quote von 15 Prozent kommt - “davon kann ein normal Beschäftigter nur träumen”, so Kau. In dramatischen Worten schilderte der Gewerkschaftler und PDS-Politiker der AktionärInnen-Versammlung die Situation am Konzern-Sitz Leverkusen. Die Stadt ist durch die ausbleibende BAYER-Gewerbesteuer zu arm geworden, um noch Zuschüsse vom Land Nordrhein-Westfalen anfordern zu können, weil die Kommune nicht über den dafür benötigten Eigenmittel-Anteil verfügt. “Wie wird das Unternehmen künftig zu den Kommunal-Finanzen beitragen?”, fragte er Dr. Schneider, der die Antwort wieder einmal schuldig blieb. Sein Nachfolger Werner Wenning sagte immerhin soviel, dass die neue Holding-Struktur den Stadtskassen keine noch negativeren Folgen bescheren wird, was schlechthin auch nicht möglich ist, denn weniger als nichts kann man nicht einnehmen. Trotzdem dürfte die Einschätzung von Investment-BankerInnen, die die Bundesrepublik als Paradies für Holdings betrachten, bei der Entscheidung keine geringe Rolle gespielt haben. Für die Belegschaft hat der Konzern-Umbau schon jetzt negative Folgen, wie Wolfgang Teuber von der DKP darstellte. Die Beschäftigten der neu gegründeten Service-Gesellschaften fallen nämlich aus der Betriebsvereinbarung heraus. In diesem Zusammenhang kritisierte Teuber die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE scharf, die den betreffenden Beschäftigten versichert hatte, die Betriebsvereinbarung würde für sie weiter gelten, um sich deren Zustimmung zur Umstrukturierung zu sichern.

Es war dann am CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes, den Negativ-Katalog seiner VorrednerInnen zu vervollständigen. Er erinnerte noch einmal an die unrühmliche Rolle, die der Konzern nach dem 11. September gespielt hatte, als er in “Kriegsprofitlertum” (VerbraucherInnen-Anwalt Ralph Nader) 1,80 Dollar für eine Tablette des Antibiotikums CIPROBAY herausschlagen wollte. Zudem forderte Mimkes den Konzern auf, endlich der Aufforderung von US-VerbraucherschützerInnen nachzukommen und den CIPROBAY-Wirkstoff nicht länger unter dem Namen BAYTRIL als Antibiotikum für die Massentierhaltung anzubieten, weil sich immer mehr Resistenzen ausbreiten. Für das Pestizid FENTHION, das TierschützerInnen für ein massenhaftes Vogelsterben verantwortlich machen, verlangte der CBG-Geschäftsführer ebenfalls eine Markt-Rücknahme. Als Versuch, sich solche Kritiken künftig vom Hals zu halten, wertete er das gerichtliche Vorgehen gegen die CBG wegen des Beitreiben einer dem Konzern nicht genehmen Web-Page. In Abwandlung des alten Schneider-Wortes, “Politiker kommen und gehen, BAYER bleibt”, gab Mimkes dem Ex-Verstandsvorsitzenden schließlich ein “BAYER-Chefs kommen und gehen, die COORDINATION bleibt” mit auf den Weg in den unverdienten Ruhestand.

[Monsantolisten] Presse-Information CBG vom 17. April 2020

CBG Redaktion

CBG stellt Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung am 28. April

MONSANTO-Listen: Keine Aufklärung, keine Entlastung

BAYER hat es versäumt, für eine Aufklärung des Skandals um die sogenannten MONSANTO-Listen zu sorgen. Darum reicht die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) zur Hauptversammlung des Konzerns am 28. April einen Gegenantrag ein, der die Nicht-Entlastung des Vorstands fordert.

Die jetzige BAYER-Tochter MONSANTO hat über viele Jahre hinweg eigenständig oder über Dienstleister wie FLEISHMAN HILLARD, PUBLICIS, HAKLUYT oder FTI hunderte PolitikerInnen, JournalistInnen, AktivistInnen, Behörden-MitarbeiterInnen und andere Personen ausspioniert. Das Unternehmen wollte dieses Wissen nutzen, um politische Entscheidungen wie diejenige über die Zulassungsverlängerung für Glyphosat in seinem Sinne zu beeinflussen. Teilweise gingen die Aktivitäten auch noch nach der Übernahme des Agro-Riesen durch den Leverkusener Multi weiter.

In den USA baute MONSANTO eine eigene Abteilung namens „fusion center“ auf, um die Operationen ausführen zu können. Besonders übel spielte der Agro-Riese dabei der REUTERS-Journalistin Carey Gillam mit, deren Berichterstattung über den Konzern ihm nicht behagte. Der „fusion center“ legte ein 50 Seiten starkes Dossier über Gillam an und entwarf einen „action plan“, um sie kaltzustellen. „Wir machen ihrem Arbeitgeber weiter Druck bei jeder Gelegenheit, die sich uns bietet“, hieß es in einer internen Mail beispielsweise. Als die Reporterin ihre Recherchen über Glyphosat dann in einem Buch bündelte, packte MONSANTO den ganzen Instrumenten-Kasten aus. Die Aktien-Gesellschaft betrieb Suchmaschinen-Manipulationen, die das „Whitewash“ betitelte und im Jahr 2018 mit dem „Rachel Carson Book Award“ prämierte Werk in schlechtem Licht zeigten und engagierte Trolle für Verrisse auf den AMAZON-Seiten.

„Die ans Licht gekommenen MONSANTO-Dokumente zeigen, dass das Unternehmen rund um den Globus Menschen ins Visier genommen hat, deren Arbeit seine Profite zu gefährden drohte“, konstatiert Carey Gillam. „Diese Art von Verhalten untergräbt den Zugang zu fakten-basierter Information und zu den Resultaten ehrlicher Wissenschaft, der zum Schutz der öffentlichen Gesundheit und der Umwelt dringend erforderlich ist. Obwohl der BAYER-Konzern versucht, sich von einem solchen Vorgehen zu distanzieren, endeten die Machenschaften in Wahrheit mit seiner MONSANTO-Übernahme nicht. BAYER muss jetzt sicherstellen, dass diese Angriffe gegen Wissenschaft, Journalismus und Transparenz für immer enden“, so Gillam.

Bisher hat der Leverkusener Multi nur wenig zur Aufklärung beigetragen. Er hat den Fall „Gillam“ ebenso wenig aufgearbeitet wie die Undercover-Unternehmungen, mit denen MONSANTO in den USA die Agenturen HAKLUYT und FTI beauftragt hatte. Nur in Sachen „FLEISHMAN HILLARD“ sah der Leverkusener Multi Handlungsbedarf, da der Skandal europa-weit Schlagzeilen machte. Aber er entledigte sich des Problems auf die einfachste Weise. Der Global Player delegierte die Erhellung des Dunkelfeldes an die Anwaltskanzlei SIDLEY AUSTIN, die er mit einem Untersuchungsbericht betraute.

Einen direkten Zugriff auf die Dokumente von FLEISHMAN HILLARD hatten die JuristInnen dabei nicht. Sie mussten sich allein auf das Material stützen, das die PR-Agentur BAYER für den Report zur Verfügung stellte. Auch beschäftigte die Kanzlei sich überhaupt nicht mit FLEISHMANs Subkontrator PUBLICIS, dem beim „Aktionsplan Glyphosat“ die Aufgabe zufiel, „Auskünfte und Informationen zu sammeln, die NICHT (Hervorhebung im Original) öffentlich zugänglich sind“, wie es in einem internen Memo hieß. So war es dann ein Leichtes, BAYER einen Persilschein auszustellen. „Kein Hinweis auf illegales Verhalten“, vermeldete der Konzern postwendend und schloss die Akte. Auch auf Aufforderung der Coordination gegen BAYER-Gefahren hin stellte das Unternehmen keine weiteren Nachforschungen an und beantwortete die von der CBG in einem Offenen Brief gestellten Fragen nicht. „Auf diese Weise verlief die Aufklärung im Sande“, hält der Gegenantrag der CBG fest und zieht die Konsequenz: „Die Verantwortung dafür trägt der Vorstand. Deshalb ist ihm die Entlastung zu verweigern.“

Am 28. April wird Carey Gillam den Vorstand mit Fragen zu ihrem Fall konfrontieren. Zudem beteiligt sie sich mit einem Beitrag an dem Live-Stream, mit dem die Coordination gegen BAYER-Gefahren im Netz Gegenöffentlichkeit zu BAYERs Online-Hauptversammlung herstellt.

Pressekontakt
Marius Stelzmann 0211/33 39 11

[Rede Rainer Kau] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Rede Rainer Kau, ver.di

Sehr geehrte Damen und Herren,

250 Millionen Euro der Dividende, die hier und
heute trotz des Lipobay-Desasters zur Verteilung
anstehen, stammen als Rückzahlung von Körper-
schaftssteuern des Landes NRW direkt aus
öffentlichen Kassen.

Sie werden als Folge der Steuerreform der rot-
grünen Bundesregierung aus den Steuergro-
schen der ArbeitnehmerInnen unseres Landes
und den von kleinen und mittleren Unternehmen,
die übrigens im Gegensatz zu Bayer Arbeits-
plätze schaffen und nicht abbauen, direkt in Ihre
Taschen umverteilt.

Dies ist ein sozialpolitischer Skandal erster Güte
und auch der Grund, warum ich als Gewerk-
schaftssekretär von ver.di im Rheinland und als
PDS-Bundestagskandidat hier die Proteste der
Kritischen Aktionäre unterstütze.

Die politische Verantwortung dafür, dass große Unternehmen immer weniger Ertragssteuern zahlen, liegt unmittelbar bei der Bundesregierung, und es ist ihr Recht, die politisch geschaffenen Steuerschlupflöcher weitestgehend auszunutzen. Zwischen dieser unsozialen Steuerpolitik und der Bayer AG gibt es jedoch eine enge Verbindung in der Person des Finanzstaatssekretärs Zitzelsberger, der vor seinem Eintritt in die Politik die Steuerabteilung von Bayer leitete. Vorstandsvorsitzender Schneider hat selbst Herrn Zitzelsberger als Bayers Beitrag zur Steuerpolitik bezeichnet, und es mag sein, dass sie meine erste Frage an den Vorstandsvorsitzenden als rhetorisch abtun werden.

Herr Schneider, ich möchte sie fragen, ob sie diesen Beitrag zur Steuerpolitik ernsthaft für vereinbar mit der im Grundgesetz festgeschriebenen Sozialpflichtigkeit des Eigentums halten.

150 Millionen Ertragssteuern bei einem Gewinn von über einer Milliarde Euro hat Bayer im vergangenen Jahr noch gezahlt, fast eine Milliarde Mark weniger als im Vorjahr. Und von einer

effektiven Steuerbelastung von 15 Prozent können die
Beschäftigten, die ich tagtäglich vertretenur träumen, denn
das Lohnsteueraufkommen ist stetig gestiegen, während
die Konzerne von rot-grün restlos aus der sozialen Verant-
wortung entlassen wurden.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass diese Steuer-
entlastungen in den Unternehmen für die Schaffung neuer
Arbeitsplätze verwandt werden. Auch im Namen der
Bundestagsabgeordneten Ulla Lötzer, die sehr bedauert,
ihnen wegen der Sitzungswoche des Bundestages diese
Frage nicht selbst stellen zu können, möchte ich sie fragen, Herr Schneider, ob sie dieses wirtschaftspolitische Kalkül
der Bundesregierung für zutreffend halten, und woran es
aus ihrer Sicht liegt, dass es nicht aufgeht, wie der Anstieg
der Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr zeigt. Weiter
möchte ich konkret wissen, wie viele neue Arbeitsplätze die Bayer AG mit den im Geschäftsjahr 2001 gesparten Steuern geschaffen hat,
beziehungsweise wie viele Arbeitsplätze im Konzern abgebaut wurden.

Weitere 45 Millionen Euro ihrer Dividende stammen ganz konkret aus Gewerbesteuerminderein-
nahmen im Haushalt der Stadt Leverkusen. 45 Millionen Euro, nicht einmal 5 % des Konzerngewinns, sind aus Sicht der Bayer AG vielleicht eher Peanuts, für die verschuldete Kommune ganz bestimmt nicht. Die Leverkusener Stadtkasse ist so leer, dass die Stadt, deren Infrastruktur und Dienstleistungs-
angebot nicht zuletzt auch der Bayer AG zu Gute kommt, nicht einmal mehr die für die Teilnahme an Landesprogrammen zur Verbesserung der bekannt desolaten Situation an den Schulen erforderlichen Eigenbeträge aufbringen kann.

Langfristig werden diese heute gesparten 45 Millionen jedoch auch die Bayer AG teuer zu stehen kommen, denn auch Bayer braucht gut qualifizierte Beschäftigte aus der Region. Solche Steuer-
vermeidungspolitik kommt kurzfristig ihren Bankkonten zu Gute, mittelfristig sägen sie, meine Damen und Herren, damit aber an dem Ast auf dem nicht nur sie selber sitzen. Denn ohne eine Kommune, die in Ausbildung und leistungsfähige Infrastruktur investieren kann, hat auch ihr Unternehmen keine Zukunft. Deshalb möchte ich sie abschliessend fragen, auf welche Weise sie künftig zum Erhalt und Ausbau der kommunalen Infrastruktur und des Bildungsangebotes beitragen wollen.

[Proteste Update] Presse-Information CBG vom 22.04.20

CBG Redaktion

Presseerklärung

Internationale Proteste zur BAYER-HV 2020

Online und auf der Straße

  • Stop BAYER/MONSANTO

Gemeinsam gegen Konzernverbrechen!

ACHTUNG

Diese eMail enthält in verschiedenen Blöcken alle Infos.
Auch für die Presse/Medien gibt es einen Block.

BAYER/MONSANTO hat sich mit einem „Pandemie-Notstandsgesetz“ ins Internet geflüchtet.
Die Proteste

  • Stop BAYER/MONSANTO werden dennoch stattfinden.


Virtuell im Internet. Und möglichst auch real in Leverkusen vor der BAYER-Konzern-Zentrale.

Alles auch auf
www.cbgnetwork.org/HV

Achtung Presse

Wir gehen während der Aktionen
vier Mal live auf Sendung mit
OnlineKeyMediaNews

Do 23. April / 17 Uhr
Webinar
von Misereor/INKOTA & RLS
Anmelden via luig@inkota.de

Freitag, 24 April
FFF online Protest
Fridays for Future: Netzstreik fürs Klima
https:fridaysforfuture.de/netzstreikfursklima/

Online / Basel / Schweiz
Sa 25. April / 17 Uhr
March against
BAYER & Syngenta
https:
www.marchagainstsyngenta.ch/infos-zur-demo/march-2020/
CBG-Proteste / Online


  • MyVoiceAgainstCorporateCrime


Online-Podiumsdiskussion im Livestream

So 26. April / 18 Uhr
Live International Panel
auf der CBG-Website
via Twitter, und via Facebook
TeilnehmerInnen
• Jeffrey Smith, USA
Institute for Responsible Technology
• Brad Harris, USA
Glyphosat-Betroffener
• Lena Luig
INKOTA
• Anna Schönberg
Aktion Unterholz
• Marius Stelzmann,
Coordination gegen BAYER-Gefahren
• Falko Schröder,
Fridays For Future Leverkusen
• Sarah Wiener, Österreich
TV-Köchin “für mündige Esser”

CBG-Proteste / Vor der Konzern-Zentrale

  • StopBayerMonsanto
Di 28. April / 09 Uhr Real Protest Action Wir planen eine Corona-sichere Kundgebung entsprechend aller Auflagen und Sicherheitsregeln vor der Konzernzentrale von BAYER in Leverkusen. Die entsprechenden Anträge sind gestellt, wir halten euch auf dem Laufenden.

Online

  • StopBayerMonsanto
Di 28. April / 9 bis 18 Uhr Live International Protest auf der CBG-Website via Twitter, und via Facebook Moderation • Marius Stelzmann • Christiane Schnura (Geschäftsführerin bei der Kampagne für Saubere Kleidung) TeilnehmerInnen • Hunderte AktionärInnen haben der Coordination gegen BAYER-Gefahren die Stimmrechte übertragen • Kritische AktionärInnen melden sich mit Fragen an den Vorstand zu Wort • Testimonials von Jutta Dithfurt, Nina Hagen Wilfried Schmickler Sarah wagenknecht Diane Wilson u.a. • Konstantin Wecker spielt und tritt live im Stream auf • Gerd Schinkel spielt und tritt live im Stream auf • Sarah Wiener, Österreich TV-Köchin “für mündige Esser” • Dokumentarfilm „Tödliche Agrikultur“ mit aktuellem Begleitwort zur BAYER-HV von der Filmemacherin Gaby Weber • Jane Zahn, Kabarettistin tritt Live auf • Expertenmeinungen • Dachverband der Kritischen Aktionäre • u.v.a.m.

Alle Programminfos detailliert
am Dienstag in der Moderation

Online

ACHTUNG

Für Presse & Medien
KeyMediaNews
Di 28. April
mit Jan Pehrke
verantwortlicher Redakteur
des Magazins Stichwort BAYER
09:30 Uhr
live-online-Statement der Coordination gegen BAYER-Gefahren/CBG und online-Auftakt-Kundgebung vor Beginn der BAYER-HV, mit: Dachverband der Kritische AktionärInnen, Block BAYER u.v.m. (genaues Programm folgt)
Infos zu Gegenanträgen, Stimmrechtsvollmachten etc.
12:30 Uhr
live-online Kommentar der Coordination gegen BAYER-Gefahren/CBG zu den Reden von Aufsichtsrat und Vorstand auf der zeitgleich stattfindenden BAYER-HV
16:00 Uhr
live-online Kommentar der Coordination gegen BAYER-Gefahren/CBG zu den Fragen der AktionärInnen und der Kritischen CBG-AktionärInnen sowie zu den Antworten des Konzerns
??? Uhr bitte Infos im Stream beachten
Sendezeit flexibel
live international online Statement des internationalen Protestbündnisses zum ganzen Tag incl. Ergebnisse Abstimmungen und Wahlen unter dem Motto

  • stopBayerMonsanto (Sendezeit richtet sich nach dem Ende der Abstimmungen).

  • StopBayerMonsanto

Mitmachen – dabei sein!
Meldet Euch zur Teilnahme an
den Online-Aktionen und der Real-Demo
mit kompletten Anschriften
per eMail an
info2@CBGnetwork.org

Werdet aktiv. Klinkt Euch ein.

Sorgt mit Share, Forward & Tweet dafür, dass die Online-Veranstaltung am 26.04 aus den Nähten platzt & dass am Tag der HV der Widerstand im Netz unübersehbar wird: auf eurer Seite, in euren Gruppen, im Messenger und bei BAYER selbst auf den Seiten des Konzerns und des Vorstands! Teilt uns mit, wenn ihr an der online-Protestwelle teilnehmen wollt und Hilfe braucht.
Bringt alle Eure Social Media und E-Mail-Kanäle an den Start. Auch Eure eventuellen Medien- und anderen MultiplikatorInnen-Kontakte, Eure FreundInnen, KollegInnen, Familien etc.

Der Protest wird auch vor den Werkstoren sichtbar sein. Teilt uns bitte mit, ob Ihr am 28.4. in Leverkusen bei unserer Protest-Aktion sein könnt:

info2@CBGnetwork.org

Über den Verlauf der Kundgebung, die Maßnahmen, die wir zum Schutz vor Corona ergreifen, und den Status der Anmeldung halten wir euch hier auf dem Laufenden!
Online / Hamburg / Deutschland

Sa 16. Mai

March against BAYER/MONSANTO
https://www.machbar-ev.de/mab2020/

Schickt eure Videos und Fotos bitte an
online-demo@machbar-ev.de

  • StopBayerMonsanto

Hotline
nur Di. 28. April
09 bis 18 Uhr
(0)211 - 22 95 09 11

info2@CBGnetwork.org

via Twitter und via Facebook

Kontakt
nur außerhalb
der Aktionen
Marius Stelzmann
Geschäftsführer
alle Fragen zur Organisation
info@CBGnetwork.org
0211 – 33 39 11

Hintergrund-Infos

BAYER-Maulkorb für Konzernkritik

Mittlerweile liegen uns exklusive Informationen von MdB Dr. Carsten Brodesser (CDU) vor, die belegen: Großkonzerne wie BAYER wollen die zunehmenden Proteste auf ihren HVen verboten sehen, mit dem Notstandsgesetz auch die „Regieführung“ zurückholen, demokratische Rechte von Minderheiten-AktionärInnen sind ihnen dabei ein Dorn im Auge.
Fachanwälte bestätigten gegenüber der CBG, dass der BAYER-Vorstand bei seiner HV-Neu-Einberufung vom 6. April die Rechte und Fristen für kleine AktionärInnen zudem „ungewöhnlich stark“ beschnitt und so das Notstandsgesetz „bis zum Maximum“ ausreizte.
Stelzmann dazu: „Dieser antidemokratische Maulkorb ist ja allein mit dem virtuellen Format gar nicht zu begründen. BAYER versucht vielmehr vor der wachsenden Anzahl seiner Kritiker zu fliehen und ihnen unter dem Deckmantel der Notstandsgesetze einen Maulkorb zu verpassen. Diesen ‚Schwindel mit dem Notstand‘ lassen wir aber nicht durchgehen. Es wird breiten Protest gegen den Grundrechteabbau geben, online und - coronagerecht - vor den Werkstoren!“

[Rede SHAC] Hauptversammlung 2003

CBG Redaktion

Rede und Fragen der Tierrechtsinitiative SHAC Deutschland an Bayer

(und die Antworten des Bayer-Vorstandschefs Dr. Manfred Schneider im Kursivdruck)

BAYER gab bei Europas größtem und seit Jahren aufs schärfste kritisierten und bekämpften Tierversuchsauftrags-
labor Huntingdon Life Sciences HLS mit anderen Unternehmen eine Studie in Auftrag, bei der Tiere 2 Jahre lang mit der Chemikalie Tri-n-butyl-Phosphat TBP in Versuchen vergiftet wurden.

Der Vorstand weiß, dass beim Tierversuchsauftragslabor Huntingdon Life Sciences HLS, das Labore in England und den USA hat,

- etwa 500 Tiere täglich in Versuchen gequält und umgebracht werden,

- etwa 70.000 Tiere, unter ihnen Hunde, Katzen, Affen, Nager, Fische, Rinder, in den Laboren von HLS gefangengehalten werden,

- HLS 5x Undercover-Recherchen unterzogen wurde, bei denen Beweismittel gesammelt und, z.B. vom britischen Fernsehsender Chanel Four, veröffentlicht wurden,

Der Vorstand weiß, dass dabei bekannt wurde, dass HLS Tiere in hohem Maße und absichtlich quält, z.B. erst ein paar Monate alte Hunde, um sie zu disziplinieren, schlägt, weshalb Mitarbeiter von Huntingdon Life Sciences von britischen Gerichten bereits mehrfach wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz rechtskräftig verurteilt wurden: HLS-Mitarbeiter gaben darüber hinaus selbst zu, Daten ungenau zu erfassen.

Ihnen ist weiter bekannt, dass bereits seit 1999 in England eine Tierrechtskampagne – Stop Huntingdon Animal Cruelty – kurz SHAC – gestartet wurde, um die Tierquälerei bei HLS zu beenden und HLS zu schließen. Auch wissen Sie, dass die Kunden und Geschäftspartner von HLS die Folter und Ermordung von Tieren bei HLS erst ermöglichten bzw. in Auftrag gaben und aus diesem Grund ebenfalls Ziel der SHAC-Kampagne waren und sind. Bayer zählt zu diesen Geschäftspartnern, ebenso einige Kooperationsfirmen von Bayer wie Aventis.

1. Welche Geschäftsbeziehungen hatte Bayer in der Vergangenheit zu HLS aufgebaut, konkreter:

1.1 welche Tierversuche gab Bayer dort in Auftrag?

1.2 an welchen Tieren wurden Versuche von HLS durchgeführt?

1.3 an wieviel Tieren wurden diese Versuche durchgeführt?

Schneider: „Wir haben ganz normale Geschäftsbeziehungen zu dem genannten Unternehmen HLS.“

2. Aus welchen Gründen wurde HLS beauftragt, wie kam es zu diesen Geschäftsbeziehungen?

3. Wer hat HLS beauftragt, die Bayer AG als Gesamtkonzern oder die Niederlassung in England oder eine dritte Stelle?

4. Wie sehen die derzeitigen Geschäftsbeziehungen zu HLS aus?

4.1 Gab Bayer im vergangenen Geschäftsjahr Tierversuche bei HLS in Auftrag? Bei welchen weiteren Firmen werden für Bayer Tierversuche durchgeführt?

4.2 Laufen derzeit Tierversuche bei HLS für Bayer

4.3 Beabsichtigt Bayer in Zukunft Tierversuche bei Huntingdon Life Sciences durchführen zu lassen?Wer wird diese Versuche dann in Auftrag geben, meint, welche Entscheidungsstelle bei Bayer?

5. Warum wurde die Bayer-Geschäftsstelle in London geschlossen?

5.1 Der Kölner Stadtanzeiger berichtet am 16.06. vergangenen Jahres, dass TierrechtlerInnen aus England in das Bayerwerk in Wuppertal eindrangen. Warum haben diese TierrechtlerInnen diese Aktion ihrer Meinung nach durchgeführt, d.h. welches Anliegen könnten sie gehabt haben?

Schneider: „Ich kann zu der Motivation der Tierschützer nichts sagen, da müssen Sie diese schon selbst fragen.“

5.2 Wie hoch lagen die Ausgaben bei Bayer für Krisen-bzw. Risikomanagement im vergangenen Geschäftsjahr, insbesondere für das Management von Krisen, die sich für Bayer aus der Kritik sog. Anspruchsgruppen, also Protestgruppen, ergaben? Zusatzfrage: Wäre es nicht ethisch geboten, sozial verträglicher und auch den AktionärInnen gegenüber verantwortungsbewusster, nicht Risikomanager zu finanzieren, die die negativen Folgen von bewusst herbeigeführten Krisen abwenden sollen, sondern Krisen, wie das Ziel von Kampagnen besorgter und sozial engagierter Menschen zu sein, gar nicht erst entstehen zu lassen, z.B. durch ein faires und emotional intelligentes Wirtschaftshandeln?

Schneider: „Selbstverständlich sind wir in der Lage und grundsätzlich verpflichtet, unsere eigenen Anlagen zu schützen, dort entstehen keine zusätzlichen Kosten.“

5.3 Ist Ihnen bekannt, dass auch Bayer-Aktionärinnen und –Aktionäre Ziel der SHAC-Kampagne sind, also mit Protestaktionen rechnen müssen, wenn Bayer noch oder wieder Tiere bei Huntingdon Life Sciences quälen lässt?

Welche Schutzmaßnahmen wurden bzw. werden von Bayer gegen die Shac-Kampagne getroffen?

Schneider: „Leider schrecken diese Leute zum Teil auch vor Drohungen und Gewaltanwendung nicht zurück, wie wir schon an einem unserer Standorte in Deutschland erfahren mussten.“

6. Bayer hat noch immer nicht den Missbrauch von Tieren zu Versuchszwecken eingestellt, statt dessen hält Bayer an einer rücksichtslosen Unternehmenspolitik, an systematischer Gewalt gegen Tiere fest.

6.1 An welchen Standorten Bayers werden Tierversuche durchgeführt?

6.2 In welchen einzelnen Bereichen und Abteilungen von Bayer werden Tierversuche durchgeführt?

6.3 An welchen Tieren werden Versuche durchgeführt und welche Versuche?

6.4 An wieviel Tieren jährlich werden Tierversuche durchgeführt?

Schneider: „Sie haben Tierversuche angesprochen, ein Thema, über das es viele emotionale Diskussionen gegeben hat und sicherlich auch noch geben wird. Ich möchte darauf nicht weiter eingehen, um keine weitere emotionale Diskussion auszulösen. Man sollte jedoch nicht alle verurteilen, die Tierversuche durchführen und sich selbst, nur weil man gegen Tierversuche ist, heilig sprechen.“

„Bayer selbst macht nur Tierversuche, die unumgänglich sind und vom Gesetz vorgeschrieben werden.“

„Ich weiß nicht, warum die Zahl der Versuchstiere so interessant ist.
140.000 Tiere wurden im Jahre 2001 in Versuchen verwendet, 90% davon waren übrigens Ratten und Mäuse und vor zehn Jahren war die Zahl noch doppelt so hoch.“

„Die Tierversuche werden auf Bayers eigenem Werksgelände durchgeführt.“

7. Als Grund für die Durchführung von Tierversuche führt die chemische und pharmazeutischen Industrie meist an, dass diese gesetzlich vorgeschrieben und somit für sie zwingen seien.

7.1 Wenn diese Gesetzeslage nicht bestünde, würde Bayer dann an Tierversuchen festhalten?

7.2 Welche Initiativen hat Bayer gestartet, um die Gesetzeslage dahingehend zu ändern, dass Tierversuche nicht mehr vorgeschrieben sind? Zusatzfrage: Wie hat sich Bayer im Zusammenhang mit der Diskussion um die Aufnahme des Tierschutzes ins Grundgesetz verhalten, über die im kommenden Mai im Bundestag abgestimmt wird und die dem Tierschutz bei ihrer Annahme die Chance einräumen würde, bei rechtlichen Abwägungen in Zukunft mit berücksichtigt zu werden?

7.3 Wie sieht das Engagement Bayers im vergangenen Geschäftsjahr bei der Entwicklung und dem Einsatz von in-vitro Methoden und von sog. Alternativmethoden im Allgemeinen aus?

Schneider: „Wir arbeiten natürlich auch an Alternativmethoden und setzen diese überall ein, wo es möglich ist.“

[Jan Pehrke] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist und gehöre dem Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren an. Ich habe hier vor zwei Jahren über das Thema „Medikamenten-Tests“ gesprochen und möchte es heute aus gegebenem Anlass wieder tun.

Damals hatte ich über die Praxis von BAYER berichtet, immer mehr Arznei-Tests in Länder der „Dritten Welt“ wie Indien auszulagern, weil dort die Kosten niedriger sind, ein großes Reservoir an Probanden lockt und kaum Kontrollen stattfinden. Ich frage dann den Vorstand, bei wie vielen Probanden es zu Schädigungen gekommen sei und um welche Schädigungen es sich handele? Ich erhielt zur Antwort, kein Mittel habe Schädigungen hervorgerufen, BAYER würde sich genau an die Auflagen halten und sogar eigenständige Qualitätskontrollen durchführen.

Das entsprach jedoch nicht der Wahrheit. Im letzten Jahr veröffentlichte die indische Regierung Zahlen, wonach zwischen 2007 und 2010 bei BAYER-Versuchen in dem Land 138 Menschen starben. Darum möchte ich den Vorstand jetzt fragen:

„Warum habe ich damals falsche Informationen erhalten?“
und:
„Welche Konsequenzen zieht der Vorstand daraus?“

Nach Bekanntwerden der Zahlen hat die Coordination gegen BAYER-Gefahren einen Offenen Brief an den Vorstand geschrieben und Aufklärung verlangt. Sie erhielt jedoch keine Antwort. Gegenüber der Presse behauptete der Konzern weiterhin:

Ich zitiere:

„Klinische Prüfungen werden bei BAYER nach global einheitlichen Standards durchgeführt“

und

„In Indien ist der Anteil an unerwünschten Ereignissen nicht höher als in anderen Ländern“

Das entspricht wiederum nicht den Tatsachen. Nach Angaben des Medizin-Journals „Current Science“ genügen gerade einmal 20 der 150 indischen Test-Agenturen, die für BAYER und andere Unternehmen Pillen-Prüfungen durchführen, den Anforderungen an eine gute Klinische Praxis. Oft fehlen Ethik-Kommissionen und haben die Versuchsteilnehmer keine „informierte Einwilligung“ abgegeben. Sie wissen also gar nicht wirklich, dass sie an einer Pillen-Prüfung teilnehmen. Der indische Arzt Dr. Chandra Gulhati kritisiert deshalb:

Ich zitiere
„Meines Wissens ist nicht einer der Versuche von A bis Z überwacht worden“

Und die Gesundheitsinitiative SAMA hält fest:

„Es gibt Verstöße gegen ethische Grundregeln auf jeder Ebene“

Auch BAYER hat gegen die ethischen Grundregeln verstoßen, wie die US-amerikanische Initiative „Public Citizen“ aufgedeckt hat. Sie stellte bei der Erprobung des Gerinnungshemmers XARELTO große Mängel fest. So bekamen die Tester des Vergleichspräparates Warfarin nicht die richtige Dosis, was die Schlaganfall-Gefahr erhöht. Besonders eklatant war das in Indien. Dort wurden nur 36 Prozent der Probanden optimal mit Warfarin versorgt.

Zudem kritisiert „Public Citizen“, dass die Test-Teilnehmer die ganze Tagesration XARELTO auf einmal nehmen mussten, was auch wieder die medizinischen Risiken steigert, und das nur, damit BAYER das Präparat später mit dem Werbe-Slogan „Eine Pille pro Tag genügt“ vermarkten kann.

Das alles blieb nicht ohne Folgen: Die meisten der Menschen, die 2010 in Indien bei BAYER-Tests starben, waren XARELTO-Probanden.

Dazu jetzt meine Frage: Hat BAYER das Studiendesign für die XARELTO-Erprobungen inzwischen geändert?

Aber die Todesfälle beschränken sich nicht auf Indien und andere arme Länder. Auch in der Bundesrepublik gibt es Opfer. Laut Auskunft des „Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte“ kamen hierzulande im letzten Jahr sieben Menschen bei Tests von BAYER-Pharmazeutika um und im Jahr davor sogar 20. Deshalb möchte ich den Vorstand fragen:

„Wie viele Menschen starben im Geschäftsjahr 2011 weltweit während der BAYER-Tests?“

und

„Um welche Präparate handelte es sich dabei?“

In Indien hat der Konzern an die Hinterbliebenen jeweils 5.250 Dollar Entschädigung gezahlt. Der Kommentar eines Lesers der Zeitschrift moneylife dazu lautete: „Das Leben ist sehr billig in Indien“.

Dazu jetzt meine abschließende Fragen:

„Warum meint BAYER, dass es sich bei 5.250 Dollar um eine angemessene Summe handelt?“

„Hat BAYER auch die Hinterbliebenen in anderen Ländern entschädigt und wenn ja, mit welchen Summen?“

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

[IRT/CBG warnen] Presse-Information CBG vom 23.04.20

CBG Redaktion

IRT & CBG warnen BAYER:

Ändern Sie den Kurs oder stellen Sie sich einem möglichen Bankrott!

In ihrer Botschaft an die BAYER-Aktionärsversammlung 2020 am 28. April warnen das Institute for Responsible Technology (IRT) und der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) davor, dass neu entstehende Verbindlichkeiten das Unternehmen letztlich in den Bankrott treiben könnten, wenn es keine Maßnahmen ergreift, um aus der dunklen Vergangenheit von Monsanto - einem Unternehmen, das sie vor zwei Jahren gekauft haben - herauszukommen. Große Schadensersatz-Zusprechungen der Geschworenen für KlägerInnen, die Monsantos Herbizid Roundup verwendeten und an Non-Hodgkin-Lymphomen (NHL) litten, ließen den Aktienwert von BAYER um mehr als 35% fallen und könnten sie letztlich bis zu 12 Milliarden Dollar kosten. Doch Jeffrey Smith, der Gründer des IRT, kündigt an: „Dies ist nur das erste Kapitel“.

Smith, der Monsantos dunkle Seite seit einem Vierteljahrhundert thematisiert, warnte BAYER vor vier Jahren vor dem Kauf. In einem offenen Brief nannte er die Einstufung des Wirkstoffs von Roundup durch die WHO als „wahrscheinliches Karzinogen“ unter mehreren „beispiellosen Verbindlichkeiten“, die das Kerngeschäft von Monsanto zum Einsturz zu bringen drohten. In einem 2-minütigen Video, das für die BAYER-Jahreshauptversammlung 2020 vorbereitet wurde, erklärt Smith, dass Roundup bisher mit mehr als 30 Krankheiten in Verbindung gebracht wird. „Die Zahl der potenziellen Kläger mit anderen Roundup-bezogenen Krankheiten ist so groß“, sagt Smith, „wenn nur ein Bruchteil eine Auszahlung erhalten würde, die proportional zum erwarteten NHL-Vergleich ist, könnte das Unternehmen in den Konkurs gehen“.

Zwar bekennt sich BAYER „zu seiner sozialen und ethischen Verantwortung als Corporate Citizen“, doch Marius Stelzmann, Geschäftsführer der CBG, stellt diese Behauptung in Frage. „Es ist an der Zeit, die falsche Werbung zu stoppen, die krebserregende Wirkung von Glyphosat anzuerkennen und vor allem die Opfer zu entschädigen“.

Aufgrund weiterer potenzieller Klagen, so Smith, müssten das Unternehmen jedoch noch weiter gehen. „BAYER muss den Geschworenen zeigen, dass es alles getan hat, um ein guter Unternehmensbürger zu sein. Dies hat Monsanto abgelehnt.

Smith erhebt zwei Forderungen:

1. Wenn BAYER sich weigert, Roundup einzustellen, muss das Unternehmen unverzüglich unabhängige, umfassende, generationenübergreifende Studien über die vollständige Roundup-Formulierung finanzieren. Wenn sie die Sicherheit nachweisen, kann von zukünftigen Klagen abgesehen werden. Wenn Studien einen Schaden belegen, muss Bayer Roundup einstellen.

2.BAYER muss alle Beweise für das dunkle Verhalten von Monsanto veröffentlichen, sonst werden die Geschworenen Bayer die Schuld dafür geben, die Wahrheit zu verbergen, und hohe Strafen verhängen.

Der Strafschadenersatz, mit dem Monsanto für böswilliges Verhalten bestraft werden sollte, umfasste 95% der 2,424 Milliarden Dollar, die die Geschworenen nur vier Klägern zugesprochen hatten. Obwohl die Richter den Betrag reduzierten, war es die Wut der Geschworenen, die den Ausschlag gab. Anwälte legten überwältigende Beweise dafür vor, wie Monsanto Schäden vertuscht, Forschungen manipuliert, wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriert, Aufsichtsbehörden manipuliert, Studien geisterhaft geschrieben und unabhängige Wissenschaftler und Kritiker angegriffen hat.

Smith kommtentiert die Fälle: “BAYER muss reinen Tisch machen, oder sie werden Monsantos schlechtes Firmenkarma ernten..."

Die Koordination gegen BAYER-Gefahren wird live und online Protestaktionen gegen die jährliche BAYER-Hauptversammlung veranstalten:

Sonntag, 26. April, 18.00 Uhr
Internationales Live-Panel

RednerInnen:
- Jeffrey Smith, USA
Institut für verantwortungsvolle Technologie
- Brad Harris, USA
Glyphosat-Betroffener
- Lena Luig
INKOTA
- Anna Schönberg
Aktion Unterholz
- Marius Stelzmann,
Koordination gegen BAYER-Gefahren
- Falko Schröder,
Freitags für Zukunft Leverkusen
- Sarah Wiener, Österreich
Fernsehköchin, Mitglied des EU-Parlamentes

Dienstag, 28. April 9 Uhr morgens
Corona-sichere Protestaktion in der BAYER-Zentrale

  • StopBayerMonsanto
Dienstag, 28. April 9.00 - 18.00 Uhr Internationaler Protest live im Internet

Beide Veranstaltungen sind zum genannten Zeitpunkt über diese Links zu finden:
https:www.facebook.com/events/221445129119081/
http:
www.cbgnetwork.org/7604.html

Pressekontakt:
Marius Stelzmann: 0211/33 39 11
Info@cbgnetwork.org

Mike Burton (Institute for responsible technology): +1 540 250 0111
Mike@ResponsibleTechnology.org

[Rede Ökland] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Rede von Tom Ökland/Friends of the Earth auf der Bayer Hauptversammlung am 26. April

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Tom Erik Okland. Ich arbeite als Umweltexperte für die Norwegische Gesellschaft für Naturschutz, auch Friends of the Earth Norwegen genannt.

Eine Untersuchung der Stadt Oslo hat gezeigt, dass der Hafen von Oslo stark mit PCB verseucht ist. Mit Hilfe des sogenannten „chemischen Fingerabdrucks“ wurden PCB von insgesamt drei Herstellern nachgewiesen. Der größte Teil der untersuchten Gifte wurde von Bayer hergestellt.

Die in Oslo gefundenen PCB stammen von Schiffs-Anstrichen. Die norwegische Umweltbehörde hat nachgewiesen, dass PCB von Bayer in Schiffslacken verwendet wurden, die in Norwegen verkauft wurden. Etwa die Hälfte der gefundenen PCB gehören zu der Marke „Clophen“, die von Bayer hergestellt wurde.

Friends of the Earth Norwegen und die Stadt Oslo erwägen eine Klage gegen Bayer und andere PCB-Hersteller. Die Entgiftung des Hafens von Oslo wird etwa 26 Millionen Euro kosten. Wir fordern eine Beteiligung von Bayer an diesen Kosten!

Meine erste Frage lautet: ist Bayer bereit, einen Teil der Kosten für die Reinigung zu übernehmen?

In einem möglichen Gerichtsverfahren müsste zunächst geklärt werden, warum Bayer keine Informationen über die Giftigkeit und die Persistenz von PCB veröffentlicht hat. Denn bereits Mitte der sechziger Jahre war die Gefährdung für die Umwelt bekannt. Und die akute Giftigkeit und die Persistenz von PCB wurden noch früher entdeckt.

Trotzdem wurden PCB bis Mitte der siebziger Jahre an Hersteller von Schiffsfarben geliefert. Ohne Informationen über die Gefahren für die Umwelt und für die Gesundheit der Arbeiter!

Vor diesem Hintergrund frage ich:
Warum hat die Bayer AG nicht sofort reagiert, als die Gefahren von PCB entdeckt wurden? Warum wurden PCB nicht direkt aus dem Handel genommen?
Und warum wurden die Käufer von PCB nicht über die Risiken informiert? PCB sind völlig ungeeignet für das Anstreichen von Schiffen.

PCB wurden in Norwegen vor 20 Jahren vom Markt genommen, doch erst in den neunziger Jahren wurden alle Gefahren von PCB bekannt. Daher wird erst jetzt die Reinigung der norwegischen Häfen und Fjorde in Angriff genommen. Wenn die norwegischen Hersteller von Schiffsfarben früher Informationen über die Gefahren von PCB erhalten hätten, hätte die Kontaminierung weiter Teile der norwegischen Küste verhindert werden können!

Zusätzlich wurden durch das Sandstrahlen alter Schiffe zahlreiche Werften und Arbeiter vergiftet. Durch eine rechtzeitige Information der Kunden hätte auch diese Form von Vergiftung verhindert werden können. Dieser Verantwortung ist Bayer als Hersteller nicht gerecht geworden!

Daher frage ich:
Warum hat Bayer nach dem Produktions-Stopp keine Informationen über die Gefahren von PCB veröffentlicht?

Nach Meinung von Friends of the Earth Norwegen ist das Verursacherprinzip der beste Weg, um die Produktion und die Verbreitung von toxischen Substanzen zu stoppen oder zu vermeiden. Wir fordern, dass sich Bayer generell an das Verursacherprinzip hält. Daher muss sich Bayer auch an der Entgiftung des Hafens von Oslo beteiligen!

Meine letzte Frage lautet daher:
Wird die Bayer AG ihre Produktion an dem Verursacherprinzip orientieren? Wie verhindert Bayer künftige Vergiftungen von Mensch und Umwelt?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

[Artikel taz] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Bei Bayer ein Gefühl wie im Hochsicherheitstrakt

Auf der Hauptversammlung des Leverkusener Konzerns schlechtere Stimmung als gewohnt. Englische Proteste auf der Vorstandsbühne

KÖLN taz Ein wahres Seuchenjahr hat die Bayer AG hinter sich. Zunächst kam der Skandal um das Cholesterin senkende Medikament Lipobay, dann der Einbruch der Aktie und jetzt die Kürzung der Dividende. Die Aktionärsversammlung der Bayer AG in der Kölner Messehalle 6 hatte am vergangenen Freitag einiges zu besprechen. Doch zunächst mussten die etwa 8.000 AktionärInnen sich durch die Jahr für Jahr wachsende Zahl der Demonstranten gegen die Geschäftspraktiken des Chemie- und Pharmakonzerns kämpfen.

In diesem Jahr wurde vor allem gegen die grausamen Tierversuche und die Senkung der Unternehmenssteuern protestiert, die der ehemalige Bayer-Angestellte Heribert Zitzelsberger als jetziger Staatssekretär im Bundesfinanzministerium durchgesetzt hatte. Danach musste sich AktionärIn durch eine von zwanzig Sicherheitsschleusen quetschen, wie man sie von Flughäfen kennt. Derart strenge Kontrollen waren bisher nicht üblich. Doch die Sicherheitsvorkehrungen waren seltsam inkonsequent: Wer die Halle verließ, wurde bei der Rückkehr ohne Kontrolle durchgewunken. Samt Gepäck.

Der sonst so weltgewandte Vorstandsvorsitzende der Bayer AG, Dr. Manfred Schneider, wirkte wenig souverän, als er zum letzten Mal zum Geschäftsbericht ansetzte. Nach zehn Jahren Amtszeit wechselte der 63-Jährige mit Ablauf der HV in den Aufsichtsrat. Im vergangenen Jahr brach der Konzerngewinn um 47 Prozent auf 965 Millionen Euro ein. Die Dividende wird auf Vorschlag des Vorstands von 1,40 auf 0,90 Euro je Aktie gesenkt. Nur verhaltener Beifall aus den Reihen der anwesenden Bayer-Aktionäre ertönte nach Schneiders Rede. Doch er bekannte erleichtert, dass ihm das sehr gut tue. Nach dem enttäuschenden Geschäftsjahr hatte er wohl mit heftigeren Reaktionen seiner Aktionäre gerechnet. Der aus diesem Anlass verstärkte Werkschutz war aber nicht in der Lage, zu verhindern, dass englische Gegner von Genpflanzen-Freilandversuchen zur Bodyguard-geschützten Vorstandsbühne stürmten und sich einer von ihnen die Dekoration hinaufhangelte. Diesen zu entfernen, gelang erst, nachdem Aufsichtsratsvorsitzender Strenger dem Werkschutz wutentbrannt seine Hilfe angeboten hatte.

Über die Diskussion des Geschäftsberichts selbst dürfte der Vorstand wenig Freude gehabt haben. Außer den vom Dachverband der Kritischen Aktionäre und von der Coordination eingeladenen elf Konzernkritikern äußerten sich diesmal fast alle Redner kritisch; etliche beklagten natürlich den Dividendenrückgang, aber es gibt eine wachsende Zahl von Aktionären, die vom Vorstand ein an ethischen Grundsätzen orientiertes Handeln erwarten. Die Stimmung der Aktionäre drückte sich auch in einer deutlichen Abstrafung bei der Abstimmung über die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat aus; statt der üblichen 99 Prozent gab es diesmal nur 90 Prozent Zustimmung.

PAUL KRANEFELD-WIED Der Autor ist Mitglied der konzernkritischen Coordination gegen Bayer-Gefahren (www.cbgnetwork.org)
taz Nr. 6737 vom 29.4.2002

Rede Bundestag

CBG Redaktion

16.12.2005

Rede von Eva Bulling-Schröter (Linkspartei)in der Aktuellen Stunde des Bundestages zur europäischen Chemikalienpolitik

Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Von rund 30 000 relevanten chemischen Stoffen wurden bislang nur etwa 4 000 darauf geprüft, ob sie Gesundheit oder Ökosysteme schädigen. Mit dem Rest, den so genannten Altstoffen, die vor 1981 auf den Markt kamen, läuft faktisch ein Großversuch an Mensch und Umwelt. Allergien sowie Brustkrebs- und A-temwegserkrankungen haben drastisch zugenommen. Giftcocktails lassen sich sogar noch in der Muttermilch nachweisen, ebenso weitab der Chemiefabriken im Fettgewebe von Eisbären und Walen.

Die EU-Kommission wollte diesen unhaltbaren Zustand mit ihrem Entwurf einer REACH-Verordnung beenden. Für Alt- und Neustoffe ab einer Tonne Jahresproduktion sollte nun gleichermaßen gelten: keine Daten - kein Markt. Mengenabhängig hätten die Chemikalien getestet und registriert werden müssen. Vor allem aber sollten besonders gefährliche Stoffe identifiziert und schrittweise ersetzt werden; denn genau das muss der Kern einer verantwort-lichen Chemikalienpolitik sein.

Ein solches REACH wäre mit 0,1 Prozent des Branchenumsatzes - 0,1 Prozent, Frau Dött und Herr Kauch! - locker zu bezahlen gewesen. Allein die Ausgaben der Kranken- und Renten-kassen für chemikalienbedingte Erkrankungen und Todesfälle betragen ein Mehrfaches davon. Dazu habe ich von Ihnen heute noch gar nichts gehört. Mit gutem Willen hätte man da-bei auch - ich denke, das ist uns allen ein Anliegen - die Anzahl der Tierversuche auf das un-vermeidbare Minimum beschränken können. Auch das ist nicht passiert.
(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Doch dieser Kommissionsentwurf wurde vor vier Wochen vom EU-Parlament gnadenlos verwässert; das wurde hier schon gelobt. In dieser Form hat ihn der Ministerrat am Dienstag leider auch weitgehend bestätigt. Die Chemiekonzerne, die eine gewaltige Desinformations-kampagne losgetreten haben, können einen Etappensieg verbuchen: Nunmehr sind die Daten- und Testanforderungen drastisch gesunken. Von den 30 000 relevanten Chemikalien bleiben nur noch 12 000 übrig, die halbwegs vernünftig überprüft werden sollen. Es besteht zwar die Möglichkeit, von den Firmen Daten nachzufordern. Das wird jedoch enorm bürokratisch. So viel zum Thema Bürokratie. Zudem wandert die Beweislast wieder von den Herstellern zu den Behörden; genau das sollte durch REACH umgekehrt werden. Die gescheiterte Altstoff-verordnung, unter der in 24 Jahren gerade einmal 65 Stoffe bewertet wurden, lässt schon jetzt grüßen.

Insgesamt ist das Rollback in der europäischen Chemikalienpolitik nicht nur ein dreister Fron-talangriff auf die Gesundheit der Menschen. Das Ganze ist außerdem ökonomischer Unsinn. Schließlich verleiht eine saubere Registrierung und Bewertung den Firmen Rechtssicherheit in Haftungsfragen, was sehr wichtig ist.
(Beifall bei der LINKEN sowie des Abg. Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Alt- und Neuchemikalien könnten zudem in einen gerechten Wettbewerb miteinander treten - und die Schaffung von Wettbewerb ist doch immer Ihr Anliegen. Nun aber werden Intranspa-renz und Ungleichbehandlung fortgeführt. Innovationsfeindlicher geht es kaum.
In seiner ersten Lesung vor vier Wochen hat sich das EU-Parlament wenigstens dafür ausge-sprochen, gefährliche Chemikalien nur für fünf Jahre befristet zuzulassen. Danach hätten sie von den Unternehmen ersetzt werden müssen, sofern dann unbedenkliche Alternativen exis-tieren. Genau darum geht es doch; wir wollen doch Stoffe, die unbedenklich sind.
(Beifall bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)

Aber selbst diese einzige positive Veränderung am Kommissionsentwurf wurde vom Rat kas-siert. Insgesamt stellt sich damit die Frage, ob ein solches Chemikalienrecht nicht hinter das bisherige zurückfällt. Schließlich gelten die weich gespülten Registrierungs- und Zulassungs-kriterien nun ebenfalls für die Neustoffe und diese unterliegen gegenwärtig noch einem vor-bildlichen Registrierungsverfahren.
Der BUND hat in dieser Woche analysiert, wer in Europa die Interessen der Chemiekonzerne gegen den Verbraucherschutz besonders eifrig vertreten hat. Das Papier ist wirklich lesenswert: Die deutschen Abgeordneten im Europaparlament haben - mit Ausnahme der Linken und der Grünen - bei allen Änderungsanträgen mehrheitlich für einen Abbau des Gesundheitsschutzes gestimmt.
(Dr. Reinhard Loske BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das ist die bittere Wahrheit!)

Im Falle von SPD und FDP geschah das sogar gegen die jeweilige eigene Fraktion im Euro-paparlament. Aufgrund der Abgeordnetenanzahl haben deutsche EU-Parlamentarier somit ein fortschrittliches europäisches Chemikalienrecht verhindert. Dass die Bundesregierung im Rat und in der EU-Kommission als Repräsentantin des VCI auftrat, weiß inzwischen ganz Brüs-sel. Kommissionsvizepräsidentin Margot Wallström hat öffentlich gegen einen besonders dreisten Vorstoß Günter Verheugens protestiert. Auch das ist bekannt. REACH ist aus unserer Sicht ein trauriges Beispiel dafür, wie Konzerne die Gesetzgebung nach ihren Profitinteressen zurechtbiegen können, wenn sie dafür nur mächtig und frech genug sind.
(Zuruf von der CDU/CSU: Jetzt kommt es wieder! - Zuruf von der FDP: Der Sozialismus!)

Dies geschieht leider mithilfe von Politikern aus der Bundesrepublik Deutschland, einem Land, welches sich so gern als Weltmeister im Umweltschutz ausgibt. Noch ein Wort zu den Grünen:
Vizepräsident Wolfgang Thierse: Frau Kollegin, Sie müssen zum Schluss kommen, Sie sind weit über Ihre Redezeit hinaus.
Eva Bulling-Schröter (DIE LINKE): Ja, mein letzter Satz: Ein grüner Baum wächst nur auf rotem Grund.
(Beifall bei der LINKEN)

[Klimastreik 2020] Presse-Information CBG vom 24.04.20

CBG Redaktion

CBG unterstützt den internationalen Klimastreik

CBG fordert Nicht-Entlastung wegen 29 Prozent mehr CO2-Emissionen

BAYERs Kohlendioxid-Emissionen stiegen im Geschäftsjahr 2019 massiv an. Von 2,88 Millionen Tonnen auf 3,71 Millionen erhöhten sich die Werte. Darum reicht die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) zur Hauptversammlung des Konzerns am 28. April einen Gegenantrag ein, der die Nicht-Entlastung des Vorstands fordert.

Axel Köhler-Schnura/Gründungsvorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Der BAYER-Konzern ist und bleibt einer der weltweit großen Klima-Killer. Deshalb unterstützen wir nicht nur den weltweiten Klimastreik am 24. April, sondern fordern auch mit einem Klima-Gegenantrag zur Hauptversdammlung des BAYER-Konzerns am 28. April die Nicht-Entlastung des Vorstands.“

Natürlich zeigt die CBG auch Präsenz im Klimastreik und bei den Aktionen zur BAYER-Hauptversammlung sind Klima-AktivistInnen präsent.

Einen maßgeblichen Anteil an dem CO2-Zuwachs hat wie bereits 2018 die Glyphosat-Produktion am US-amerikanischen BAYER-Standort Soda Springs. Neben allem anderen ist das Pestizid nämlich auch ein veritabler Klima-Killer, denn die Gewinnung des Glyphosat-Vorprodukts Phosphor aus Phosporit erfordert einen enorm hohen Energie-Einsatz. Im jüngsten Geschäftsbericht heißt es dazu verklausuliert: „Mit dem akquirierten Agrargeschäft haben wir neben Standorten für die Saatgutproduktion u. a. auch eine Rohstoffgewinnung für die Herstellung von Pflanzenschutzmittel-Vorprodukten übernommen, mit der energie-intensive Auf- und Weiterverarbeitungen verbunden sind.“ Die CBG hat schon auf der letzten Hauptversammlung Maßnahmen in Soda Springs angemahnt, das Management unternahm jedoch nichts.

Und während der BAYER-Konzern das Klima durch seine Geschäftstätigkeit zunehmend schädigt, gibt er immer weniger Informationen darüber preis. So finden sich in seiner Umweltberichterstattung beispielsweise keinerlei Angaben mehr zu dem Anteil, den fossile Energie-Träger wie Kohle an seinem Strom-Mix haben.

„Als einen ‚Meilenstein des vergangenen Jahres bei BAYER’ hat der Vorstandsvorsitzende Werner Baumann das ‚Thema Nachhaltigkeit’ bezeichnet. Angesichts der vorgelegten Zahlen wirken diese Worte wie blanker Hohn“, konstatiert CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann.

Damit nicht genug, sieht sich der Leverkusener Multi auch noch mit einer Klage konfrontiert. Er steht in Verdacht, die Umlagen, die das Erneuerbare-Energien-Gesetz vorsieht, nicht ordnungsgemäß entrichtet und dem Staat so dringend zur Finanzierung der Energie-Wende benötigte Geld-Mittel vorenthalten zu haben. Netzbetreiber wie AMPRION werfen BAYER und anderen Unternehmen konkret vor, mit dem windigen Trick des „Scheibenpacht-Modells“ den Besitz eigener Kraftwerke vorgetäuscht zu haben, um widerrechtlich in den Genuss des Eigenstrom-Privilegs zu kommen. Im Windschatten von Corona versucht der „Verband der Chemischen Industrie“ gerade, die Firmen vor Rückzahlungen in Milliarden-Höhe zu bewahren und hat dafür laut Spiegel sogar schon einen Gesetz-Entwurf erarbeitet.

„Das alles zeigt, dass BAYERs Klima-Politik unter der Ägide des jetzigen Vorstandes unverantwortlich ist. Darum ist ihm am kommenden Dienstag die Entlastung zu verweigern“, so Stelzmann abschließend.

Pressekontakt
Jan Pehrke 0211/30 58 49

[MoPo] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Hamburger Morgenpost

Hauptversammlung mit Handgemenge

Protest gegen Gen-Saat / Harte Zeiten für die Bayer AG

KÖLN - Eine Gruppe britischer
Demonstranten hat gestern die
Hauptversammlung der Bayer AG zu Beginn
unterbrochen. Sie protestierten gegen die
Einführung von genetisch manipuliertem
Saatgut in Großbritannien. „Nieder mit
Bayer“, schrie ein Demonstrant, der etwa
fünf Meter an einer Wand am Rande des
Podiums hochgeklettert war. Die Aktionäre
des Bayer-Konzerns dürften ebenfalls
schlechter Stimmung gewesen sein. Denn
der scheidende Vorstandschef Manfred
Schneider verkündete überwiegend negative
Nachrichten. Die Konjunkturflaute und
Umsatzausfälle durch die Rücknahme des
Medikaments Lipobay machen dem Chemie-
und Pharmakonzern auch 2002 zu schaffen.

In allen vier Geschäftsbereichen –
Gesundheit, Pflanzenschutz, Polymere und
Chemie – brach im ersten Quartal der
Gewinn ein. Der Konzernumsatz im
fortzuführenden Geschäft blieb mit sieben
Milliarden Euro um sechs Prozent unter dem
Vorjahreswert. Das operative Ergebnis vor
Sonderposten verringerte sich sogar um 46
Prozent auf 493 Millionen Euro.

Schneider, der nach zehn Jahren auf dem
Bayer-Chefsessel auf den Posten des
Aufsichtsratsvorsitzenden wechseln will,
dürfte es schwer fallen, gerade jetzt die
Zügel aus der Hand zu geben. Acht Mal
hintereinander hatte der Vorstandschef die
Aktionäre mit Rekordergebnissen verwöhnt.
Schneider holte nach fast 75 Jahren für
Bayer die Rechte am eigenen Namen in den
USA zurück. Er brachte die Bayer-Aktie an
die Wall Street und sorgte dafür, dass sich
der Unternehmenswert verdreifachte.

Doch ausgerechnet im letzten Jahr seiner
Verantwortung ging fast alles schief. Zwar
gelang Schneider gerade noch, das Ruder
rumzureißen, doch für Nachfolger Werner
Wenning bleibt noch eine Menge zu tun. Ihm
dürfte helfen, dass er den Konzern in- und
auswendig kennt: Wenning, 55 Jahre alt,
begann am 1. April 1966 als Lehrling im
Hause Bayer. (AP/dpa)

[Umweltzentrum] Wegbeschreibung zum Umweltzentrum Düsseldorf (ehem. Straßenbahn-Depot)

CBG Redaktion

Merowingerstrasse 88, Düsseldorf-Bilk
http://www.umwelt-zentrum.de

Mit dem Zug
Vom Hbf eine Station mit der S-Bahn zur Haltestelle „Volksgarten“ (z.B. mit der S-Bahnlinie 6). Die S-Bahn fährt von Gleis 11 ab. Am „Volksgarten“ geradeaus gehen und die Treppe runter, dann rechts 50m zur Straßenbahn-Haltestelle. Mit der Linie 706 bis zur Endhaltestelle „Am Steinberg“ (vier Haltestellen). Geradeaus in die Straße „Am Steinberg“ gehen, nach 200m rechts in die Merowingerstraße. Nach 50m rechts auf einen großen Parkplatz gehen, hinten rechts befindet sich das Umweltzentrum. Dauer: 30 min

Mit dem Auto
A46 aus Wuppertal oder Neuss bis Ausfahrt „Düsseldorf-Bilk“, Richtung Bilk. Man kommt automatisch auf die L52. Nach ca. 500m kurz vor der ersten Ampel scharf rechts auf die Merowingerstraße abbiegen. Nach wenigen Metern biegt die Straße rechts ab, man fährt dann schräg links auf einen großen Parkplatz. Auf dem Parkplatz kommt nach ca. 100m rechts das Umweltzentrum.

[Donner] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
Guten Tag Herr Dr. Schneider und danke für die Einladung,
Goedendag mijnheer Deckers,

Die Hauptversammlung soll eigentlich der Tag der Aktionäre sein und deshalb hat auch eine langjährig, treue Aktionärsfamilie mich gebeten, hier zu Ihnen zu sprechen, was ich auch gerne tue.

Gehen wir doch gleich mal auf Aussagen des Geschäftsberichts ein. Dort fand ich unter Punkt 9.3 Umweltschutz... eine von Bayer entwickelte Methode den „Ressourcen-effizienz-Check“. Dieser wurde wohl auch bei BayerMaterialScience aber ganz offensichtlich gerade nicht hinsichtlich des wohl schlimmsten „Pleiten, Pech und Pannen - Projektes“ der CO-Pipeline angewendet.
Jeder Außenstehende und auch jeder Aktionär kann in diesem Projekt Geld - und Ressourcenverschwendung höchsten Ausmaßes entdecken. Einen Nutzen hat dieses Projekt bisher nicht hervorgebracht, im Gegenteil es hat das Image von Bayer als „hochtechnologisch und wissenschaftlich arbeitender Konzern“ schwer beschädigt.

Wenn Sie dann im gleichen Kapitel behaupten der Schutz unserer Umwelt habe für Bayer höchste Priorität, dann gilt das nicht einmal im Ansatz für dieses Projekt und das seit mindestens 6 Jahren. Jedenfalls mussten das hundertausende Bürgerinnen und Bürger entlang der Trasse von Uerdingen bis Monheim direkt vor Ort erleiden und Millionen Menschen an Fernsehern, Rundfunkgeräten und in den Printmedien haben das miterlebt.

Im Jahr 2010 haben sich zunächst über 170 Kinder- und Jugendärzte mahnend zu Wort gemeldet. Ihre Informationsveranstaltung, zu der sie diese Ärzte eingeladen haben und die nur spärlichst besucht war, hatte statt Beruhigung genau die gegenteilige Wirkung; denn kürzlich am 14.Februar zum 5.Jahrestag des Planfeststellungsbeschlusses haben sich nun sogar mehr als 400 Ärzte aller Fachrichtungen gegen die Bayer-CO-Pipeline in der Nähe von Wohngebieten ausgesprochen. Mit ausschlaggebend war die von Bayer selbst in Auftrag gegebene TÜV - Untersuchung, die zu einer schrecklichen Schlussfolgerung kam: Bei einem Leck der CO-Pipeline wäre mit bis zu 790 Verletzten innerhalb der Ausbreitungskeule zu rechnen; und das hatte der TÜV am Beispiel nur einer kleinen Wohnsiedlung in Hilden-Süd so ermittelt.

Die unzureichenden medizinischen Rettungsmöglichkeiten bei einer CO-Vergiftung und da für ganz NRW in Düsseldorf ständig nur zwei Betten für die Rettung und medizinische Behandlung von CO-Vergifteten vorhanden sind, lassen die Ausmaße einer solchen Katastrophe gerade für Ärzte als Fachleute für Gesundheit deutlich werden. Und immer wieder gerät Bayer mit der CO-Pipeline in den Fokus, wenn über CO-Unfälle - wie Anfang des Jahres - berichet wird.

Und das will Bayer als Pharma und Life-Science-Unternehmen wirklich noch länger in Kauf nehmen?

Nachdem in 2010 schon die neue Bezirksregierung in Düsseldorf einen sofortigen Baustopp verhängt hatte, kam in dem öffentlichen, gerichtlichen Prozess im Mai 2011 gegen Bayer vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf der nächste juristische Rückschlag.
Das Gericht beurteilte den Planfeststellungsbeschluss als „rechtswidrig und nicht vollziehbar“.
Verwunderlich aber ist: in dem Geschäftsbericht findet man unter dem Punkt 32. Rechtliche Risiken von all diesen Risiken nichts, nicht ein Wort und schon gar keine Einschätzung der finanziellen Auswirkungen.

Auch die Tatsache, dass die in ihren Businessplänen eigentlich schon für Ende 2007 geplante Inbetriebnahme der Pipeline weiterhin und auf lange Zeit nicht in Sicht ist: kein Hinweis dazu.
Und jetzt auch noch der Fakt, dass mit dem geplanten TDI-Ausbau in Dormagen mit dem vierfachen Bedarf der Rohstoff CO dort knapp wird und nicht etwa als Überschuss nach Uerdingen geschoben werden kann. Ganz schön peinlich, dass auch dieser Trick aufgeflogen ist.

Wie in den letzten drei Jahren haben Sie, liebe Aktionäre auch heute wieder Aktionen verschiedener Bürgerinitiativen gegen die CO-Pipeline und weitere Probleme gesehen. In unserem Flyer haben wir die Stationen des Bayer-Skandal-Projektes in aller Kürze nur an Hand von Fakten nachgezeichnet.
Wir waren die Bayer-CO-Pipeline Rating - Agentur und mussten - leider für Sie liebe Aktionäre - 3 Mal Minus vergeben.

Die seit nunmehr fünf Jahren andauernden Bürgerproteste entlang der Pipelinetrasse haben die Verantwortlichen bisher wohl etwas in die Resignation getrieben, aber noch nicht zu dem gebracht, was Manager eigentlich tun sollen; nämlich Probleme zu bereinigen und sich nicht von Ihnen gefangen halten lassen. Mehr als 110 000 Bürgerinnen und Bürger haben sich mit ihrer Unterschrift gegen die Pipeline ausgesprochen. In den Trassenkommunen mit ihren
1,5 Millionen Einwohnern hat sich die Lokalpolitik eindeutig gegen dieses Projekt ausgesprochen und Bayer wird sich weiter mit ca. 40 Klagen herumschlagen müssen.
Die anhaltende, negative Berichterstattung über das Fehlverhalten hat dem Image des Bayer-Konzerns und nicht nur der Kunststoffsparte BMS schon erheblich geschadet.

Wenn jetzt ein „alter CO-Hase“ mit Werner Wenning den Aufsichtsratsvorsitz übernehmen soll, müssen Vorstand und Aktionäre sorgfältig darauf achten, dass dort das Problem CO-Pipeline gelöst wird und nicht weiter quälend lange das sonst erfolgreiche Geschäft belastet.

Machen Sie das den Verantwortlichen mit einem Beifall jetzt und später bei Ihrer Stimmabgabe deutlich:
Änderung und Konsequenz ist Fortschritt und Festhalten an Verlorenem bedeutet Stillstand - Also schicken Sie die CO-Pipeline in die Wüste!
Ich verabschiede mich mit einem Danke für ihre Aufmerksamkeit und gerne von Ihnen Minheer Dekkers mit:
Tot ziens! und auf ein hoffentlich weiter erfolgreiches Unternehmen Bayer!

[8.Mai] Tag der Befreiung

CBG Redaktion

8.Mai: Tag der Befreiung

Heute vor 75 Jahren befreiten die Alliierten Deutschland vom Faschismus. Die von BAYER mitgegründete IG FARBEN war ein wesentlicher Bestandteil des NS-Systems. Darum stand die Zerschlagung des Konzerns zunächst ganz oben auf der Agenda der Kriegskoalition. „Wenn es die Politik der Alliierten ist, dass ‚Deutschland nie wieder seine Nachbarn oder den Frieden der Welt bedrohen wird’, dann müssen die IG FARBEN zusammen mit ihren kriegswichtigen Anlagen zerstört werden“, hieß es in einem Bericht des US-Finanzministeriums. Aber es sollte anders kommen. Die westlichen Besatzungsmächte beließen es bei einer groben Entflechtung, die BAYER, BASF und HOECHST unbeschadet überstanden. Und 20 Jahre später waren die einstigen IG-Teile alleine größer als das damalige Ganze.

Das Stichwort BAYER hat sich im Jahr 2013 genauer mit der Stunde Null, die keiner war, befasst. Im Folgenden dokumentieren wir den Artikel.

IG FARBEN & heute

1945 keine Zäsur

BAYERs Wiedergeburt

1945 sah es schlecht für BAYER und andere deutsche Großunternehmen aus. Die Alliierten betrachteten die Industrie nämlich als willigen Helfer der Nazis. Und „härter als alle anderen trat die IG FARBEN auf“, urteilten sie über den vom Leverkusener Multi mitgegründeten Mörder-Konzern. Im Potsdamer Abkommen verständigte sich die Anti-Hitler-Koalition deshalb auf „die totale Zerstörung der gesamten deutschen Rüstungsindustrie und die Beseitigung oder Zerstörung sonstiger Schlüsselindustrien, die die Grundlage der Wehrkraft sind“. Aber es sollte anders kommen: Für den BAYER-Konzern schlug keine Stunde Null, bald schon wieder galt „Business as usual“.

Von Jan Pehrke

1945 kam die nationalsozialistische Diktatur zu ihrem Ende. Und das hätte eigentlich auch das Ende für BAYER und die anderen Konzerne bedeuten müssen, die 1925 die IG FARBEN gegründet hatten. Diese Gesellschaft bildete nämlich das industrielle Rückgrat des deutschen Faschismus. So erstellte sie die Blaupause für den Vierjahresplan, mit dem Hitler & Co. die Wirtschaft wehrtüchtig machten. Als es dann 1939 soweit war, konnte das Unternehmen die Armee fast alleine ausstatten. Zudem betätigten sich Beschäftigte der Auslandsniederlassungen als Spione und fertigten Karten-Material für Bombenangriffe an. An der Vernichtungspolitik wirkte die IG FARBEN ebenfalls mit. Sie errichtete in unmittelbarer Nähe zu Auschwitz ein eigenes Werk, um Zugriff auf ZwangsarbeiterInnen zu haben, während ihre Tochter-Firma DEGESCH den FaschistInnen mit dem Zyklon B die Mordwaffe bereitstellte. „Sollte es zu Wirtschaftsklagen kommen, würde das Material den Verteidigern den Schlaf rauben“, schwante deshalb dem IG-Vorstandsmitglied Georg von Schnitzler1.

Economic warfare

Die USA haben solches Material über die IG FARBEN schon seit Anfang der 1940er-Jahre gesammelt, wie Bernd Greiner in seinem Buch „Die Morgenthau-Legende“ darlegt. BeamtInnen des Finanz- und des Justizministeriums ermittelten über 500 Firmen-Beteiligungen und 2.000 Kartellverträge mit anderen Unternehmen und machten den Konzern als Hauptlieferanten der Vernichtungsfeldzüge aus. 95 Prozent der Giftgase und 84 Prozent der Sprengstoffe stammten aus IG-Fabriken. Zudem gehörten Brandbomben, Handgranaten, Maschinengewehre und kriegswichtige Rohstoffe wie Benzin, Schmieröle, Magnesium, Nickel und Methanol zur Produkt-Palette. Nach dem Sieg über die Nazis setzten die Emissäre des US-Finanzministers Henry Morgenthau mit ihren „field teams“ die Recherche-Arbeit auf deutschem Boden fort. 14 prall gefüllte Bände mit Dokumenten trugen die Mannen des „Secretary of the Treasury“ zusammen, obwohl die IG viele Akten vernichtet hatte. „Wenn es die Politik der Alliierten ist, dass ‚Deutschland nie wieder seine Nachbarn oder den Frieden der Welt bedrohen wird’, dann müssen die IG FARBEN zusammen mit ihren kriegswichtigen Anlagen zerstört werden“, lautete ihre Empfehlung zum Umgang mit dem Unternehmen, dessen Maschinenpark den Krieg zu 87 Prozent heil überstanden hatte2. Sie bestätigten damit die Analyse Thurman Arnolds von der Anti-Trust-Division des Justizministeriums. „Dies ist ein Kampf zwischen den Armeen der Industrie, nicht zwischen den Armeen der Militärs“, hatte dieser während des Krieges konstatiert3. Von „economic warfare“, industrieller Kriegführung, sprachen die US-amerikanischen PolitikerInnen und vermochten nicht einmal zu sagen, ob die Großkonzerne im Tausendjährigen Reich Koch oder Kellner waren. „Manchmal frage ich mich, ob diese Leute im Dienst der Nazis standen oder ob die Nazis nicht umgekehrt ihnen zu Diensten waren“, bemerkte etwa der Senator Harley Kilgore.

Die Bündnispartner Nordamerikas maßen dem „economic warfare“ ebenfalls eine zentrale Bedeutung zu. Darum einigten sich die Alliierten auf weitgehende Strukturreformen. „Die totale Zerstörung der gesamten deutschen Rüstungsindustrie und die Beseitigung oder Zerstörung sonstiger Schlüsselindustrien, die die Grundlage der Wehrkraft sind“ beschloss die Anti-Hitler-Koalition im Potsdamer Abkommen. Im Zuge des „industrial disarmament“, der industriellen Entwaffnung, verboten die Besatzungsmächte die Produktion von Flugzeugen, Schiffen und Waffen. Chemie-, Eisen- und Stahlwerke wollten sie „rigide kontrollieren“ und nach den Maßstäben einer „zivilen Friedenswirtschaft“ umgestalten. „Bei der Organisation der deutschen Wirtschaft soll die Betonung vor allem auf der Entwicklung der Landwirtschaft und der auf Frieden ausgerichteten einheimischen Industrie liegen“, hieß es in dem Dokument.

Eine konkrete Vorlage dazu hatte Morgenthau bereits während des Krieges angefertigt. Diese sah unter anderem eine Deindustrialisierung des Ruhrgebietes und des Rheinlandes vor sowie eine Unterstellung des Gebietes unter das Mandat der UN. Der „Morgenthau-Plan“ und die nachfolgenden Konzeptionen zielten dabei – anders als in der Öffentlichkeit oftmals dargestellt – nicht darauf ab, aus Deutschland wieder Ackerland zu machen. Sie wollten zwar tatsächlich die Kriegswirtschaft bis in ihre Grundfeste zerstören und auch im Sinne einer gerechten Strafe wirken, setzten jedoch nicht zuletzt ganz pragmatisch bei einem realen Grundproblem der deutschen Wirtschaft an: dem Ungleichgewicht zwischen der Schwer- und Chemie-Industrie auf der einen und der Konsumgüter- und Bauindustrie sowie der Landwirtschaft auf der anderen Seite. Darum strebten die mit den Umstrukturierungen betrauten US-StrategInnen unter anderem eine „neue Balance zwischen Schwer- und Leichtindustrien“ an.

Diese Balance störte das machtvolle Konglomarat der IG FARBEN ganz erheblich. Darum befasste sich das Gesetz Nr. 9 des Alliierten Kontrollrates auch explizit mit dem Multi. Es wollte dazu beitragen, „dass Deutschland nie mehr zu einer Bedrohung für seine Nachbarn oder den Weltfrieden werden kann (...) unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die IG FARBEN wissentlich und an führender Stelle am Aufbau und der Produktion des deutschen Rüstungspotenzials beteiligt war“7. Darum ordnete das Paragraphen-Werk eine Beschlagnahme des Firmen-Vermögens und eine weitreichende Parzellierung an.

Paradigmenwechsel

Zu all diesen Maßnahmen sollte es jedoch nicht kommen. Das hatte vornehmlich drei Gründe. Zum Ersten änderten sich in den USA die politischen Kräfteverhältnisse, so dass die New-Deal-SympathisantInnen unter den DemokratInnen immer mehr an Rückhalt verloren. Zum Zweiten unterhielt die US-Industrie umfangreiche Geschäftsbeziehungen zu deutschen Konzernen und verlangte von der Regierung, ihre Absatzgebiete zu sichern statt eine „Tabula rasa“-Strategie umzusetzen. Zum Dritten schließlich spaltete sich die Anti-Hitler-Koalition, und im Kalten Krieg war wieder ein starkes Deutschland gefragt, das als „Frontstaat“ agieren konnte.

Der Konsens über den von Franklin D. Roosevelt ins Leben gerufenen „New Deal“ brach bereits 1934 auf. Ab 1939 kamen die Reformen zum Erliegen, und AnhängerInnen des Programms wie Henry Morgenthau gerieten in die Defensive. Nicht einmal vor Antisemitismus schreckten die GegnerInnen zurück – vom „Jew Deal“ kündete die Propaganda. Morgenthau selber unterstellte man rein persönliche Motive für seine Politik und wollte „den Eifer des jüdisch-amerikanischen Staatsmannes besiegen, der nach Rache dürstet“8. Nach dem Tode seines Mentors Roosevelt büßte der Politiker entscheidend an Einfluss ein und trat bald zurück; seinen alten Weggefährten ging es unter Harry S. Truman nicht besser.

Zu den größten Opponenten von Morgenthau & Co. gehörte die heimische Industrie, denn es gab viele ökonomische Verflechtungen zwischen den USA und Deutschland. US-Kompanien hielten Beteiligungen an 278 deutschen Betrieben im Wert von insgesamt 420 Millionen Dollar, während sich das im Land der unbegrenzten Möglichkeiten investierte Kapital von AEG, IG FARBEN & Co. auf 450 Millionen Dollar belief. Zudem existierten zahlreiche Handelsbeziehungen und Kartell-Verträge. Allein die IG FARBEN hatte 63 nach US-Recht illegale Geschäftsvereinbarungen mit ihren transatlantischen Partnern geschlossen.
Besonders intensiv kooperierte die IG mit STANDARD OIL. So bezog sie etwa das für die Vierjahresplan-Erfüllung unabdingbare Flugbenzin von dem Unternehmen. Bereits 1929 hatten die beiden Multis gegenseitig ihre Claims abgesteckt. Die IG FARBEN sah davon ab, in den USA Treibstoffe, Öle und Schmiermittel zu verkaufen, und die US-amerikanische Firma ließ dafür die IG-Patente zur Herstellung von Benzin und anderen Stoffen in der Schublade. Zu Kriegszeiten konnte STANDARD OIL wegen solcher und anderer Deals Aufträgen der US-Luftwaffe nicht mehr nachkommen. Dann „müssten wir unsere Abmachungen mit unseren Partnern im In- und Ausland verletzen und das in uns gesetzte Vertrauen missbrauchen“, hieß es in dem abschlägigen Bescheid9. Als sich GOODRICH und GOODYEAR über die Schutztitel hinwegsetzten, reichte STANDARD OIL – vergeblich – Klage ein. Auch sonst verwendete sich die Gesellschaft als Hüterin des geistigen Eigentums der IG. Im September 1939 einigte sie sich mit FARBEN-Managern darauf, 2.000 Patente auf ihren eigenen Namen zu überschreiben, damit sie vor dem Zugriff der Behörden geschützt waren, was sich letztlich ebenfalls als vergebliche Maßnahme erwies. Das Nazi-Reich honorierte jedoch diese Freundschaftsdienste und erteilte den U-Boot-Kommandanten Weisung, Schiffe des Chemie-Riesen vor Angriffen zu verschonen.

Zu FORD hatte die IG ebenfalls ein ausgezeichnetes Verhältnis. Mit Carl Krauch saß beispielsweise einer der ihren im Aufsichtsrat der deutschen FORD AG und sicherte deren Unabhängigkeit, indem er persönlich bei Göring vorsprach, um die Eingliederung des Auto-Produzenten in die Hermann-Göring-Werke zu verhindern. Auch mit AMERICAN ROHM & HAAS trieb der Mogul Handel. Darum versicherte deren Management dem IG-Vorstand: „Wir werden zum Status quo ante zurückkehren, sobald wieder normale Bedingungen eingekehrt sind.“10 Ähnliches versprachen DUPONT und zahlreiche weitere US-Unternehmen ihren deutschen Partnern.

In der Nachkriegszeit standen die Zeichen dafür bald schon wieder gut. Statt der braunen machten die Westmächte nun nämlich eine rote Gefahr aus. Zunächst hatte Lucius D. Clay als Militär-Gouverneur der US-amerikanischen Besatzungszone, in der das Hauptquartier der IG FARBEN lag, noch einen harten Kurs gegenüber dem Unternehmen befürwortet. Er stand dem „economic disarmament“ eigentlich kritisch gegenüber, wollte aber nicht zuletzt der Sowjetunion entgegenkommen und die Anti-Hitler-Koalition auf keinen Fall wegen der IG auseinanderbrechen lassen. In seinen Augen wäre das „vielleicht der größte Schritt zu einem Dritten Weltkrieg“11. Dieses Risiko nahmen die Westmächte dann jedoch in Kauf: Auf den heißen Krieg folgte ein kalter. „Nicht Deutschland ist unser Problem, sondern Russland“, lautete nun die Devise.

All diese drei Faktoren – die veränderte politische Konstellation in den USA, die Verflechtungen zwischen deutschen und US-amerikanischen Konzernen und der beginnende Ost/West-Konflikt – führten zu einer Besatzungspolitik, die sich von den Bestimmungen des Potsdamer Abkommens mehr und mehr entfernte. Mit dazu bei trug auch das wachsende Bewusstsein über die strategischen Möglichkeiten der Atombombe. Der qualitative Sprung in der Waffentechnik machte nicht nur ein allzu strenges Vorgehen gegen die industriellen Rüstungsschmieden alter Schule auf deutschem Boden obsolet, er sorgte auch für ein gesteigertes Selbstbewusstsein im Auftreten gegenüber der Sowjetunion. Ein Übriges zum Verzicht auf „die totale Zerstörung der gesamten deutschen Rüstungsindustrie und die Beseitigung oder Zerstörung sonstiger Schlüsselindustrien, die die Grundlage der Wehrkraft sind“ trug die Befürchtung bei, ein in seiner Wirtschaftskraft eingeschränktes Deutschland auf Dauer alimentieren zu müssen.

Nur noch Entflechtung

Und so wandelte sich die Einstellung gegenüber dem Land, das den Kontinent mit einem beispiellosen Vernichtungsfeldzug heimgesucht hatte. Statt einem „industrial disarmament“ stand jetzt nur noch eine Entflechtung der Wirtschaft auf dem Programm, und selbst diese führten die Alliierten nur halbherzig durch. Die erste Weiche zu der neuen Strategie wurde schon früh gestellt. Nach dem Tod Roosevelts verlor Morgenthau den Rückhalt in der Regierung. Dem Nachfolger Truman war die Außenpolitik des Finanzministers suspekt, weshalb er ihn aus dem Amt drängte. Auch dessen „treasury boys“ konnten sich nicht allzu lange halten. Bernhard Bernstein, der als Abgesandter des Finanzministeriums das alliierte Oberkommando in Geldangelegenheiten beriet und mit seinen „field teams“ Belastungsmaterial in Sachen „IG FARBEN“ zusammengestellt hatte, stieß auf immer mehr Widerstände. Kurz nach Vorlage des IG-Berichts löste der Militärgouverneur Lucius D. Clay Bernsteins Abteilung auf und schlug sie der „Finance Division“ zu. Clay betraute den Juristen stattdessen mit der Leitung eines Bereichs zur Untersuchung von Kartellen und Auslandsvermögen. Diese DICEA hatte allerdings kaum Kompetenzen. Als einen „Meilenstein in dem Bemühen, die einzige zusammenhängende und schlagkräftige Gruppe aufzulösen, die es in Deutschland darauf abgesehen hatte, die Deutschen hart anzupacken“, bezeichnete Bernsteins Mitstreiter Russell Nixon die Umstrukturierung deshalb14. Bernstein kämpfte in Washington noch darum, die DICEA direkt dem Finanzministerium unterstellen zu lassen, scheiterte aber und trat schließlich zurück. Nixon rückte nach, bis er die Amtsgeschäfte an James Stewart Martin weiterreichte, der aber – ebenso frustriert über den zunehmenden Machtverlust gegenüber der von William Draper geleiteten „Economic Division“ wie sein Vorgänger – auch schnell wieder aufgab.
Draper kam von der Wall Street, und in seinem Stab fanden sich viele Emissäre von Unternehmen wie DUPONT, STANDARD OIL, GENERAL MOTORS oder AT & T, denen an einer Normalisierung der Wirtschaftsbeziehungen gelegen war. Vor Ort erhielten diese Unterstützung für ihre Interessenspolitik von US-Wirtschaftsdelegationen, die Deutschland besuchten und befanden: „Von einem kriegerischen Potenzial in der Industrie geht nur wenig Gefahr aus“15. Nicht zuletzt wegen ihres eigenen kriegerischen Potenzials, das ihnen bei ungünstigen politischen Entwicklungen vielleicht auch einmal zum Verhängnis werden könnte, gaben sie Entwarnung. Daheim kam indessen Flankenschutz von Banken, die gegen einen dem besiegten Dritten Reich angeblich zuviel abverlangenden Karthago-Frieden wetterten.

Die US-amerikanische Besatzungsdirektive JCS 1067, die es den Militärgouverneuren untersagten, Schritte zu unternehmen, „die (...) zum wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands führen könnten oder (...) geeignet sind, die deutsche Wirtschaft zu erhalten oder zu stärken“ ignorierte die „Economic Division“ deshalb nach Kräften. Das räumte Draper später auch selber ein: „Wir haben JSC 1067 nicht soviel Beachtung geschenkt, wie wir es vom Standpunkt militärischer Disziplin vielleicht hätten tun sollen.“16 Dass dies ohne Konsequenzen blieb, hatte der Banker nur seiner Protektion durch General Clay zu verdanken. Ab Juli 1947 jedoch konnte er unbeschwert seines Amtes walten. Die Direktive JCS 1779 trat an die Stelle der alten und erteilte der wirtschaftlichen Gesundung Deutschlands die höchste Priorität. „Diese Direktive ist ein Schritt weg von Potsdam und den Kriegsjahren, als man einen deutschen Agrarstaat und einen Karthago-Frieden im Auge hatte, jubilierte der ehemalige Bank-Manager.

JCS 1779 schuf die rechtliche Basis für den Marshall-Plan. Auch wenn sein Schöpfer George Marshall vor Harvard-StudentInnen erklärte: „Unsere Politik richtet sich nicht gegen irgendein Land oder eine Doktrin, sondern gegen Hunger, Armut, Verzweiflung und Chaos“18, war sein „European Recovery Program“ ein Kind des sich anbahnenden Kalten Krieges. „Die Politik der Russen (...) zwingt uns unweigerlich, in enger Abstimmung mit den Briten die Wirtschaft in Westdeutschland in Schuss zu halten“, stellte Kriegsminister Henry Stimson fest19. Die Besatzer fürchteten, ein allzu rigides Durchgreifen würde Deutschland der Sowjetunion in die Arme treiben und setzten sich deshalb daran, das Land zu einem ökonomisch florierenden Frontstaat mit Ausstrahlung auf den ganzen Kontinent aufzubauen. 13 Milliarden Dollar wendete die USA dafür zwischen 1948 und 1952 auf. Knapp 30 Prozent davon erhielt Deutschland. Dieser Verteilungsschlüssel stieß auf Protest, denn die ökonomische Lage in den 15 anderen Staaten, die auf der Liste des Programms standen, hätte dort ein größeres finanzielles Engagement verlangt. „Die Erinnerung an die Nazis ist in Europa (...) noch nicht so verblasst, wie das (aus verständlichen Gründen) jenseits des Atlantiks der Fall ist. Die Welt wird in jedem Fall alle ihre Weisheit aufbieten müssen, um Europa zur Einheit zu überreden. Aber wenn hinter dieser Einheit die Möglichkeit lauert, dass ein wiederbelebtes Deutschland in Zukunft Europa beherrscht, dann ist der Plan zum Scheitern verurteilt, bevor er geboren ist“, kommentierte The Economist mit viel Weitblick die spätere Rolle der Bundesrepublik in der EU betreffend.

Grundlegende ökonomische Veränderungen standen da nicht mehr auf der Agenda. An die Stelle des „economic disarmament“ war eine bloße Entflechtungspolitik getreten, und selbst diese hatte einen schweren Stand. Deshalb forderte Martin als Leiter der „Decartelization Branch“ im August 1946 von Clay mehr Rückendeckung gegenüber Draper. Sich der Tatsache bewusst, „dass mehr und mehr Schritte unternommen werden, um das Dekartellisierungsprogramm ins Leere laufen zu lassen“21, sicherte der Militärgouverneur Martin auch Unterstützung zu und veranlasste die Regierung in Washington, ein Entflechtungsgesetz vorzubereiten. Dazu kam es allerdings nie, denn bei den Zwischenwahlen im November 1946 verloren die Demokraten ihre Mehrheiten im Repräsentantenhaus und im Senat. „Damit ging der ganze Entflechtungskram über Bord“, kommentierte ein US-amerikanischer Botschaftsangehöriger22. US-Amerikaner und Briten strebten auf ihrem zur Bizone vereinigten Besatzungsgebiet mit dem „Law 56“ und der „Ordinance 78“ nunmehr nur noch „ein Verbot der übermäßigen Konzentration deutscher Wirtschaftskraft“ an. Zunehmend entnervt, unternahm Martin im Frühjahr 1947 letzte vergebliche Versuche, der US-Administration ein eindeutiges Bekenntnis zur Zerschlagung von IG FARBEN & Co. abzuringen. „Daraus schloss ich, dass die Entflechtung keine Zukunft mehr hatte“, erklärte er und stellte im Mai 1947 seinen Posten zur Verfügung23. Zehn Monate später erschien schon ein Vorgehen gegen eine „übermäßige Konzentration“ übermäßig – das „Law 56“ fiel. 19 MitarbeiterInnen der „Decartelization Branch“ legten dagegen Protest ein, ohne etwas zu erreichen. Stattdessen wanderte ihre Sektion von der „Economics Division“ zur „Property Division“ und musste sich fortan den Anweisungen des „Bipartite Control Office“ fügen.

Zu allem Überfluss konnten die Manager der IG FARBEN und anderer Unternehmen fleißig mitentflechten. Im „Bizonal IG FARBEN Dispersal Panel“ (FARDIP)“ fungierte unter anderem der ehemalige IG-FARBEN-Direktor Oskar Löhr als Berater des „Bipartite IG FARBEN Control Office“ (BIFCO). Die Adenauer-Regierung ersetzte das Panel 1951 dann durch ein Gremium, dem Hermann Gross, Leiter des Wiener Büros der „Volkswirtschaftlichen Abteilung“ der IG FARBEN, IG-Aufsichtsrat Hermann Josef Abs und der Vierjahresplan-Ministerialdirektor Helmuth Wohlthat angehörten. Und auch die beiden in Ludwig Erhards Wirtschaftsministerium mit dem Konzern befassten Experten hatten eine IG-Vergangenheit.

Keine Stunde Null

Den Einflüsterungen dieser Ehemaligen erlagen die USA, Großbritannien und Frankreich schließlich. Von den ursprünglich geplanten 50 „independent units“ blieben in einem ersten Schritt noch zwölf IG-Nachfolger und dann mit BAYER, BASF, HOECHST und CASELLA gar nur noch vier übrig. Damit unterschied sich die Lösung nicht mehr allzu sehr von den Nachkriegsplänen der IG selber, welche vorsahen, den Zentralismus abzubauen und mehr auf Regionalisierungen zu setzen. Das Quartett konnte großzügigerweise mit fast dem gesamten Kapital der in den westlichen Besatzungszonen gelegenen IG-Niederlassungen operieren, das Vermögen der 24 in der Sowjetzone gelegenen Firmen-Sitze musste es hingegen abschreiben. Die Westmächte behielten jedoch bloß zehn Prozent des Grundvermögens der IG FARBEN ein; Reparationen verlangten die Länder nicht. BAYER bekam von dem schmutzigen Geld im Mai 1952 mit 387 Millionen D-Mark den höchsten Betrag. Dann folgten die BASF mit 340 Millionen und HOECHST mit 285 Millionen. CASSELLA hatte sich mit 34 Millionen zu begnügen.

Für die BAYER-Werke, die größtenteils unter das Mandat Großbritanniens fielen, hatte es sich schon vorher recht gut angelassen. „Die britischen Militärbehörden verfuhren pragmatisch und ließen die Betriebsgemeinschaft Niederrhein intakt“, hält die zum 125. Jahrestag der Firmengründung erschienene Jubelschrift „Meilensteine“ fest26. Nicht einmal auf den Standort Dormagen brauchte der Verbund zu verzichten, und selbst die Umsiedelung der AGFA aus dem roten Wolfen nach Leverkusen gelang. Geschafft hatte das Ulrich Haberland, der IG-Leiter der Betriebsgemeinschaft Niederrhein, durch seine „hartnäckigen Verhandlungen“. Seine Kollegen von den Betriebsgemeinschaften in den anderen Zonen durften so etwas nicht mehr vollbringen, denn die Militärgouverneure duldeten sie nicht mehr im Amt. „Britischer Pragmatismus“ hingegen verschonte Haberland, obwohl Bernstein viel Aktenmaterial – unter anderem über seine Versuche, IG-Manager nach 1945 wieder zu Posten zu verhelfen – gesammelt hatte.

Die Beschlagnahmung des ganzen Besitzes der IG FARBEN und die Aufteilung in kleine Unternehmen, wie es das Gesetz Nr. 9 wegen der wehrwirtschaftlichen Bedeutung des Mörder-Konzerns vorschrieb, „erwies sich in der Praxis als undurchführbar“, befanden die „Meilensteine“ mit Verweis auf die große Not in der Nachkriegszeit. Überhaupt hätten die IG-Oberen ja nur „angeblich Hitlers Angriffskriege mit geplant und vorbereitet“28. Damit nicht genug, geht die Unternehmenschronik sogar so weit, den „passiven Widerstand“ derjenigen Beschäftigten zu feiern, die Militärs Auskünfte über bestimmte Produktionsverfahren verweigerten und sogar gezielte Desinformationen streuten.
Schon im Juni 1945 hatten die Briten die Erlaubnis für das Anlaufen bestimmter Fertigungsreihen erteilt. So verließen bald schon wieder Chlor, Arzneien, Wurmmittel und Kunststoff-Borsten für Bürsten die Anlagen. Dementsprechend stieg die Beschäftigten-Zahl. „Schneller, als sich jemand in der ‚Stunde Null’ hätte vorstellen können, wuchsen Belegschaft und Produktion am Niederrhein wieder an, konstatierten die „Meilensteine“ zufrieden29. Von 1.730 ArbeiterInnen im April 45 auf fast 11.000 im April 46 erhöhte sich der Personalstand. Später stießen auch alte IGler wie der in Nürnberg als Kriegsverbrecher verurteilte Fritz ter Meer wieder hinzu und sorgten mit für florierende Geschäfte. Bei der BASF und bei HOECHST entwickelten sich die Dinge in ähnlicher Weise. „Mit den Franzosen kam es zu keinen Reibungen und keinen Spannungen“, vermeldete etwa der IGler und spätere BASF-Vorstandsvorsitzende Bernhard Timm30. Unter anderem ließ sich die französische Kommandatur von dem IG-Vorständler Otto Ambros in Sachen „Export-Förderung“ beraten. Und so waren sowohl BAYER als auch HOECHST und BASF kaum 20 Jahre nach ihrem Neustart bereits alleine so groß wie die IG FARBEN zu ihren besten Zeiten.

Anmerkungen

1 Bernd Greiner, Die Morgenthau-Legende; Hamburg 1995; S. 219
2 zit. n. Greiner; S. 243
3 zit. n. Greiner; S. 34
4 zit. n. Greiner; S. 42
5 zit. n. Greiner; S. 231
6 zit. n. Greiner; S. 284
7 zit. n. Dietrich Eichholtz, Abwicklung unerwünscht; junge welt vom 27.11.2010
8 zit. n. Greiner; S. 208
9 zit. n. Greiner; S. 33
10 zit. n. Greiner; S. 43
11 zit. n. Greiner; S. 257
12 zit. n. Greiner; S. 205
13 zit. n. Greiner; S. 171f
14 zit. n. Greiner; S. 248
15 zit. n. Greiner; S. 323
16 zit. n. Greiner; S. 263
17 zit. n. Greiner; S. 328
18 zit. n. Greiner; S. 327
19 zit. n. Greiner; S. 239
20 zit. n. Greiner; S. 329
21 zit. n. Greiner; S. 297f
22 zit. n. Greiner; S. 303
23 zit. n. Greiner; S. 338
24 Peer Heinelt, Die Entflechtung und Nachkriegsgeschichte der IG FARBEN-INDUSTRIE AG; S. 13
25 Heinelt; S. 16
26 Meilensteine, Hrsg: BAYER, Leverkusen 1988; S. 304
27 Meilensteine; S. 304
28 Meilensteine; S. 314
29 Meilensteine; S. 303
30 zit. n. Heinelt; S. 8

[Chr. Koch] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Christoph Koch: Bienensterben durch Beizmittel nur ein Unfall? ein Zufall? oder ein erneuter Skandal?

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre,

mein Name ist Christoph Koch. Ich bin Berufsimker in Baden Württemberg und spreche zu ihnen im Namen des deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes. Bereits 2009 und 2010 war ich schon hier um Fragen zu stellen.
Heute feiert die BAYER AG ihre riesigen Geschäftserfolge. Doch dieser Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Eines dieser düsteren Kapitel dieses Konzernes, meine sehr verehrten Aktionären sind die Neonicotinuiede. Das ist die Wirkstoff-Gruppe mit der BAYER CROP SINCE so scheinbar gute Erfolge, vor allem im Bereich der Saatgutbeizung seit etwa Mitte der 90er macht. Hierzu gehören Wirkstoffe wie Imidacloprid und Clothianidin, oder besser bekannt als Gaucho, Poncho, Chinuck oder auch Elado.

Diese Stoffe meine Damen und Herrn Aktionäre schaden unseren Bienen.

Dem Konzern sind diese Vorwürfe nicht neu und auch nicht ganz fremd. Auch was da im Jahr 2008 geschah kam letztlich nicht ganz unerwartet. Das ganze lässt sich leider auch nicht in kurze Worten fassen.

Über 12500 Bienenvölker sind damals nachweislich durch das BAYER Saatgut Beizmittel Poncho bzw. Poncho Pro vergiftet worden, was letztlich auch dazu führte, dass nicht nur der Wirkstoff Clothianidin als Beizmittel am Mais die Zulassung bis heute verloren hat, sondern auch der Wirkstoff Imidacloprid sowie die ganze Gruppe der Neonicitinuiede als Beizmittel.

Diese Neonicotinuiede sind auch inzwischen in Italien verboten. Dort haben diese Nervengifte ingesamt über 50.000 Bienenvölker auf dem Gewissen. Auch in Slowenien gab es riesige Vergiftungen durch diese Neonics.

Ja meine Damen und Herren Aktionäre seit 1997 ist dem Konzern bekannt, dass diese Neonicotinuieden Beizmittel zusammen mit der pneumatischen Sähtechnik ein Problem für Bienen ergeben kann. Denn in Frankreich war so etwas, wie hier am Oberrhein in 2008 geschah, schon 1997 dokumentiert worden. Später in Bolognia nochmals, als 2002 das gleiche in Italien passierte. Was aber haben die Verantwortlichen in diesem Konzern bisher daraus gelernt?

Nichts, ja überhaupt nichts. Im Gegenteil, man konnte immer wieder gerade von Seiten der BAYER AG hören, dass Bienen-Krankheiten mit im Spiel sind und diese eventuell das Problem sind oder es gar verschärfen „bei Sachgerechter Anwendung gäbe keine Probleme“.

Nun gut, meine Damen und Herren Aktionäre wie kann es aber sein, dass ein legal zugelassenes Saatgutbeizmittel derart viele Bienen vergiften kann?
War das in 2008 nur ein kleiner Unfall? Ein zufälliger Unfall mit schlampig gebeiztem Saatgut? Wie es gerade von Seiten der BAYER AG so gerne hingestellt wird?

Und in Italien? Wurde da vor 2008 auch schlampig gebeizt?

Ja wenn dem so ist, dann sollten Sie liebe Anleger sich einmal fragen, warum der Konzern dieses Problem seit her nicht abstellte und wir 2009 und auch 2010 immer noch nachweislich vergiftete Bienenvölker durch Clothianidin gerade in Österreich haben?

Im Gegensatz zu Deutschland ist dort diese Art Saatgutbeizung immer noch erlaubt und dadurch eben diese Vergiftungen entstanden, alles bei Sachgerechter Anwendung?

In der Oberpfalz und auch in Italien haben Imker letztes Jahr (2010) während der Maissaat, durch festgestellte Vergiftungen, illegalen mit Clothianidin gebeizten Saatgut Einsatz aufdecken können. In der Oberpfalz in zwei Fällen und in Italien sogar in 6 Fällen. Also ist 2008 nun doch kein Unfall? Oder wie soll man das verstehen Herr Dr. Deckkers?

Ist es nicht so, dass dieser Vorfall in 2008 die Schwächen der Insektiziden Saatgutbeizung so deutlich offen gelegt hat, als es deutlicher nicht mehr geht?

Warum ruht die Zulassung denn hier in Deutschland immer noch, Herr Dr. Deckkers? Wie können Sie sich das denn eigentlich noch leisten oder besser gesagt verantworten, dass im Heimatmarkt dieses Konzernes die Zulassung ruht und dort wo diese Nervengifte heute noch eingesetzt werden die Bienen immer noch sterben müssen?
Warum Herr Dr. Dekkers gibt es erst seit 2008 das Thema der Deflektoren an den Sähmaschinen? Mit diesen Deflektoren will man erreichen, dass die vergiftete Abluft im Boden verschwinden soll.

Ist das nicht auch ein Eingeständnis dafür, dass diese Technik zuvor schon Bienenvergiftungen verursachen konnte?
Was hier in der Vergangenheit eigentlich nur gefehlt hatte, waren doch lediglich das Zusammenwirken verschiedener Ereignisse und deren Zusammenhang wiederum zu finden?

Wieso wird von den Zulassungsstellen seit 2008 ein sogenannter Heubach-Wert bei der Saatgutbeizqualität verlangt? Hat das nun was mit schlampigem beizen zu tun oder mit der Tatsache, dass die Sähmaschinen alles was nicht am Saatkorn haften bleibt, nach draußen blasen?

Ist nicht auch dies ein Zugeständnis, dass gerade dieses Vergiftungspotential schon lange vorher bekannt war?

Ja meine Damen und Herren Aktionäre diese Dinge sind dem Konzern eben seit genau 1997 bekannt.
Vorsorge bzw. Eindämmung der Expositionen durch die Sähtechnik hat BAYER bis 2008 nicht wesentlich vorangetrieben und das auch mit dem Bewusstsein, dieses Risiko voll in Kauf zunehmen. So hat man letztlich auch die Zulassung für Deutschland ganz bewusst aufs Spiel gesetzt.

Denn meine Damen und Herrn Aktionäre mit der Einführung der weit giftigeren neuen Neonics mit dem Wirkstoff Clothianidin und der breiteren Anwendung in der Fläche zu allem auch noch mit dem deutlich höher dosierten Poncho PRO musste es irgend wann zu diesem Gau kommen. 2008 war es dann so weit.

Die sehr späte Aussaat, nahezu flächiger Einsatz, viele blühende Kulturen neben den Maisäckern, starke gesunde Bienenvölker, schönes warmes Wetter und starker Wind waren für weit über 12500 Bienenvölker zum Verhängnis geworden. Das alles geschehen in der Bienendichtesten Zone von ganz Europa!

Nun wir Imker fragen uns natürlich schon, warum es die gleichen Probleme dann nochmal in 2009 und 2010 geben musste, wo es nun erneut zu großen nachweislichen Vergiftungen in Österreich und auch in der Schweiz gekommen ist. Einzig die Konstellationen wie in 2008 fehlten zu einem weiteren Gau!

Ihr ehemaliger Hauseigener Bienen-Experte Dr. Richard Schmuck sprach zur Frage der Ursachen nicht nur im Frühjahr 2008 den Imkern und Behörden gegenüber immer von Nosema-Krankheit als eine der möglichen in Frage kommenden Ursache für die festgestellten Schäden an den Bienen.

Diese Nosemaerkrankung ist ein Darmpilz der den erwachsenen Bienen im Frühjahr gelegentlich zu schaffen macht. Werner Wenning sagte ihnen sehr geehrte Aktionäre vor 3 Jahren es sei nicht ausgeschlossen, dass Bienen-Krankheiten mit im Spiel seinen bei den Bienen-Problemen da am Oberrhein in 2008 und verwies gleichzeitig auf die Varroa-Krankheit, eine Milbe, die den Bienen über die Brut eigentlich nur im Herbst und Winter zu schaffen machen kann, jedoch niemals im Frühjahr der Zeit der MAISSAAT.

Ich habe nachfragen müssen, was jetzt BAYER bzw. Wenning nun wirklich gemeint hat, oder ob hier Wenning etwas durcheinander gebracht hat?

Vielleicht aber auch, weil WENNING´s Verweis und auch ihrer Herr Dr. Dekkers auf die Varroa Krankheit doch so gut ins allgemeine Bild der Bienenprobleme passt?

Schmuck ist weg und Wenning auch!

Nun frage ich mich, kann es sein, dass BAYER hier bis heute versuchte die wirklichen Vergiftungsprobleme mit dem Verweis auf Bienen-Krankheiten zu legitimieren und die Aktionäre wie auch die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen?

Wir haben durch das Ruhen der Zulassung nun seit 2009 keine Neonicotinuieden Saatgutbeizungen mehr im Oberrheingraben am Mais und für Baden-Württemberg auch keine Clothianidin-haltigen Bodengranulate und wir können bis heute feststellen, dass es unseren Bienen in diesen Mais-Gebieten so gut geht wie seit Jahren nicht mehr. Wohl gemerkt trotz Varroa Milben. Genauer gesagt seit eben Mitte der 90er. Ganz genau dem Zeitraum seit dem Neonics als Maisbeizen bei uns eingeführt wurden.

All diese Vorgänge zeigen doch ganz eindeutig, dass man die Neonicotinuien Wirkstoffe am Saat-Maiskorn bis heute nicht im Griff hat und die viel gelobte Sicherheit den Bienen gegenüber, es vielleicht in den Laboren dieses Konzernes geben mag, aber draußen in der Praxis auf dem freien Feld gibt es diese absolut nicht.
Meine Damen und Herrn, ich habe hier ein Foto eines Maissaatkorns, welches vor wenigen Tagen auf das Feld ausgebracht wurde. Sie sehen auf diesem Bild, dass das Maissaatkorn weiße Flecken hat. An diesen Stellen ist das rote Beizmittel abgesplittert.
Meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre, genau dieser Abrieb dieses Absplittern aber ist der Grund für die immer noch stattfindenden Bienenvergiftungen und nicht nur ich habe sehr große berechtigte Zweifel, ob man dieses Problem je in den Griff bekommen kann.

Bei einem jüngsten Begleit-Monitoring zum Clothianidinhaltigen Bodengranulat SANTANA wurde übrigens Methiocarb, also der Wirkstoff dieser roten Maisbeize Namens Mesurol in den Versuchsvölkern nachgewiesen.

Wie meine sehr geehrten Damen und Herrn ist der da wohl hin gekommen?

Hat das mit Sachgerechter Anwendung zu tun oder ist das die Realität?

Clothianidin ist so extrem Bienengiftig, genauer gesagt 7700 mal giftiger als DDT. Da reichen nur Spuren dieses Wirkstoffes um diese Vergiftungen zu sehen.

Herr Dr. Dekkers sie werben für mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit!

Mit diese Neonics und den damit verbundenen Schäden an unseren Bienen erreichen Sie das nicht! Nehmen sie diese Stoffe schnellstens vom Markt, bevor der Konzern damit letztlich auch noch auf der Börse aufs übelste abgewatscht wird.

Meine Damen und Herrn ich bin sehr gespannt, wie der dritte Clothianidin Großversuch dieses Jahr in Österreich letztlich ausgeht. Die Maisaat ist dort gerade voll im Gang und dem Vernehmen nach gibt es bereits die ersten Vergiftungen.

Ich bin auch sehr gespannt, auf die Antworten des neuen Vorstandes und bedanke mich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.

Dekkers Antwort:

Vorne weg sie war nicht nur in meinen Augen sehr sehr spärlich und die Antworten auf Walter Häffekers Rede war noch spärlicher.

Aber hier im Detail:

Deckkers wies zunächst auf die Bedeutung der Biene und erklärte, dass die Bedeutung der Bestäubungsleistung der Bienen auch der BAYER AG wichtig ist. Auch erwähnte er den Weltweiten regionalen Bienenrückgang und verbindet das wie sein Vorgänger auch mit der Varroa Krankheit der Bienen und die vielen Studien die dieses größte Problem der Bienen auch alle belegen. Dekkers verweist dann aber auch darauf, dass seit kurzem die Populationen Weltweit nun auch wieder anwachsen würden.
Dann ging er auf 2008 ein und beschwerte sich, dass man dieses Ereignis, diese Fehlanwendung missbrauchen würde für die Bienenverluste. Auch im Abschluss Bericht der Landesregierung BADEN-WÜRTTEMBERG würde dies ganz deutlich so dargestellt, dass es sich letztlich um eine Fehlanwendung handle. Rückschlüsse in eine andere Richtung seinen schlicht weg falsch.
In der Folge hätte BAYER, so Dekkers ein umfangreiches Sicherheitskonzept entwickelt unter anderem ins besondere bei der Saatgutbeizung und Zertifizierung der damit beauftragten Unternehmen und Betriebe, um diesen Problemen noch deutlicher entgegen zu wirken und so erachtet Dekkers die BAYER Produkte auch weiterhin bei Sachgerechter Anwendung als Bienensicher.

Im Gegensatz zu Wenning hat Dekkers meine Vergleiche mit dem DDT nicht mehr gekontert, demnach frage ich mich ob jetzt BAYER diesen Vergleich nun doch akzeptiert, wenn dem auf der JH nicht deutlich widersprochen wurde?
Das in Folge von 2008 eingeführte umfangreiche Sicherheitskonzept bestätigt im Grunde doch die Schwachstellen dieser Saatgutbeizung, zu mindest für den Zeitraum vor 2008 und was bis dort alles an Vergiftungen schon geschah.

Nun frage ich mich wie die Probleme in 2009, 2010 und nun auch 2011 in Österreich zu erklären sind. Ich betone die Dokumentierten Probleme mit den Bienenvergiftungen durch die Maissaat.
Haben diese Probleme immer noch etwas mit Fehlanwendungen wie denen in 2008 zu tun?
Schon 2002 wurden Bienen in Italien durch die Neonics am Mais vergiftet und dokumentiert. Dies wird im Bericht der ICPBR vom September 2006 in Bolongnia erwähnt. Dort steht unter anderem, dass die pneumatischen Sämaschinen kontinuierlich Beizstaub aus ihren Maschinen in die Umwelt blasen. Auch dann, wenn bereits kein behandeltes Saatgut mehr eingesetzt wird, sind die Maschinen dennoch mit dem Beizmitel kontaminiert und auch später noch in der Lage diese Stoffe aus zu blasen. Der Beizstaub gelangt durch Wind und Abdrift auf blühende Kulturen in der Umgebung und die Bienen können sich dort vergiften.
Es wurde also bereits seit 2002 vor einer Katastrophe gewarnt und in 2006 so auch dokumentiert.

Es ist richtig, dass in 2008 etwas passierte, das nicht mit all dem was in den Jahren zuvor geschehen war, zu vergleichen ist.
Eine Fehlanwendung soll es also gewesen sein?
OK wer oder was war da der Fehler?
Schlampig gebeiztes Saatgut (Orginalton des damaligen Landwirtschaftsminister Peter Haug Baden-Württemberg)?
Wer waren diese angeblichen Schlamper?
Herr Dekkers ich hatte ihren Vorgänger schon gefragt, wer das gewesen sein soll. Und ich fragte auch, warum BAYER nicht gerichtlich gegen diese angeblichen Schlamper vorgeht. Warum der Konzern sich das gefallen lässt durch deren vermeintliche Schlamperei die Zulassung für Deutschland, Frankreich, Italien und Slowenien weg nehmen zu lassen.

Und Sie Herr Dekkers sprechen immer wieder nur von Sachgerechter Anwendung?
Herr Dekkers verstehen sie denn nicht, dass es ein sehr sehr großer Unterschied ist, zwischen dem was man in ihrem Labor und in den vorgegebenen Versuchen feststellen kann und dem was draußen in der Wirklichkeit dann letztlich passiert?

Wollen Sie etwa die dokumentierten Vergiftungen in Österreich nach 2008 immer noch abstreiten?

Und die aus Italien etwa auch?
Oder die aus Slowenien?

Wo auch immer auf der Welt ihre Neonics auftauchen, gibt es innerhalb kürzester Zeit doch Bienenprobleme!
Haben Sie das noch nicht bemerkt Herr Dekkers?

Macht ihnen das etwa keine Sorgen?

Oder sind Sie etwa darauf stolz so viele Bienen zu vergiften?

Die jüngsten Akten aus 2011 sagen, dass es trotz Zertifizierter Saatgutbeizung und eingehaltenem Heubach-Wert immer noch Vergiftungen in Österreich gibt.

Wollen sie Herr Dr. Deckkers sich jetzt immer noch hinter einer Fehlanwendung in 2008 verschanzen? Und was ist mit all den erdrückenden Fakten und Beweisen aus den Jahren nach 2008, die alle doch ganz klar belegen, dass es ihre sachgerechte Anwendung und diese scheinbare Bienensicherheit überhaupt nicht gibt?

Wollen sie das alles weiterhin abstreiten?
Wie lange soll das denn noch gehen?
Wann denken Sie um?
Was für Beweise brauchen Sie eigentlich noch?

Herr Dekkers, sie sagten in der JH, dass die Zulassungsstellen in den einzelnen Ländern im Zuge des Vorsorgeprinzips die Zulassungen haben Ruhen lassen.

Wir Imker fordern sie Herr Dr. Dekkers nun auf endlich ebenfalls in das Vorsorgeprinzip einzusteigen und aus den Neonics aus zusteigen bevor es ganz zu spät ist.

Machen sie endlich Schluss mit den Neonics je schneller desto besser, sonst wird man ihnen bald gar nichts mehr glauben!

Mit freundlichen Grüßen

Christoph Koch
Imkermeister

[Dr Arnold] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Sehr geehrter Herr Dekkers, Herr Wenning, Herr Van Osselaer, Herr Hinderer, Herr Breuer als Verantwortliche für das Kohlenmonoxid-Pipeline-Projekt,

sehr geehrte Damen u Herren Aktionäre,

mein Name ist Gottfried Arnold, ich bin Kinderarzt im Ruhestand und stehe vor Ihnen stellvertretend für über 400 Ärzte, die sich mit ihrer Unterschrift gegen die COPipeline ausgesprochen haben. Ich möchte Ihnen erklären, warum.

Wir alle wissen, daß eine CO-Pipeline in den Städten zwischen Dormagen und Krefeld ein hohes Risiko birgt. Mehr als 110 000 Menschen haben mit ihrer Unterschrift dagegen protestiert. Denn bei einem Leck oder gar Bruch der Leitung entsteht ein Bereich von mehreren hundert bis über viele tausend Quadratmetern mit einer tödlichen CO-Konzentration. So beschreibt es das TÜV-Gutachten. Sie alle wissen ebenso: CO ist extrem giftig, farblos, geruchlos, geschmacklos und kann mit Luft ein hochexplosives Gemisch bilden. Die Trasse verläuft durch Wohngebiete, sogar an Schulen und Kindergärten vorbei, auch durch Gärten entsetzter Bürgerinnen und Bürger. Und das alles im dichtest besiedelten Landkreis Deutschlands.

Dieses Risiko besteht selbst bei sorgfältiger Verlegung und Betrieb der Leitung. Denn 50 % aller Pipeline-Unfälle entstehen durch äußere Einwirkung, wie von Baggern, Bohrmaschinen usw. Und gerade bei diesen Unfällen kommt es zu großen Lecks und dem Bruch der Leitungen.

Erst vor kurzem ist uns allen durch CO-Unfälle in Hamm und Dortmund ins Bewußtsein gerufen worden, wie gefährlich ein nicht wahrnehmbares Gas wie CO ist: neben den ursprünglich CO-Vergifteten wurde eine Vielzahl von Polizisten, Feuerwehrleuten, Rettungsanitätern und Ärzten zu bewußtlosen oder vergifteten Sekundär-Opfern. Neben den Akutfolgen wie zB. Herzinfarkt entstehen durch den CO-bedingten Sauerstoffmangel oft bleibende Hirnschädigungen mit Persönlichkeitsveränderungen, Bewegungsstörungen und Krampfanfällen. Selbst bei optimaler Behandlung halten diese Dauerschäden bei schweren CO-Vergiftungen in 50 % der Fälle ein Leben lang an. Von allen Vergiftungen führt eine CO-Vergiftung am häufigsten zum Tode.

Die konkreten Behandlungsmöglichkeiten für CO-Vergiftete sind aber erschreckend gering: die einzige fachgerechte Behandlung besteht in einer Sauerstoff-Überdruckbeatmung. Dies ist in NRW nur an der Uni-Klinik Düsseldorf im 24-Std-Dienst möglich.

In ganz Deutschland leisten 5 Druckkammern intensivmedizinischen Notdienst. In eine solche Druckkammer passen 2 Betten: also Platz für 10 Patienten, wenn alle Plätze frei wären in Deutschland. Sowohl die Vorsitzende der Rettungsärzte NRW alsauch 1 Ärzte-Sprecher der Gesellschaft für Tauch- u. Überdruckmedizin beklagen seit Jahren einen Mangel an solchen Behandlungseinrichtungen. Auch auf der „Boot“-Messe in Düsseldorf wurde im Jan 2012 daher eine Unterschriften-Aktion gestartet. Diese Mangelversorgung führte in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen, dass selbst die CO-Vergifteten von Hausbränden in der näheren Umgebung wegen kompletter Belegung nicht in Düsseldorf behandelt werden konnten. Einige mussten sterben.

Seit Jahren machen die Feuerwehren vor Ort auf die Problematik eines Einsatzes zur Rettung bei einem großen CO-Unglück aufmerksam. Denn bei einem schwerwiegenden Pipeline-Leck dürfen die Feuerwehren ihr Personal wegen Gefahr für Leib und Leben nicht in eine CO-Wolke unbekannter Größe schicken. Aber selbst wenn eine größere Anzahl von Menschen aus der Gefahrenzone lebend geborgen werden könnte, gibt es für sie keine adäquate Behandlungsmöglichkeit in der Nähe.

Und für den Transport von CO-Vergifteten gilt wie für jeden anderen Sauerstoffmangel, dass jede weitere Transport-Minute die Dauerschäden und Todesfolgen massiv ansteigen läßt.

Wenn es zu einem Rohrbruch kommt, weist das TÜV-Gutachten eine wahrscheinliche Todeszone(AEGL3) von 590 m Länge aus. Im Hildener Zentrum bedeutet das, dass ein Schulzentrum mit zeitweise > 3600 Schülern und Lehrern betroffen wäre und zusätzlich die Risikogruppe der Kranken im Hildener Josefs Krankenhaus.

Dies alles ist uns als Ärzten nur zu bewußt und wir sehen daher die CO-Pipeline als unverantwortliches Hochrisiko-Projekt an.

Sie betonen immer wieder Ihre hohen und übererfüllten Sicherheitsstandards. Die von Ihnen genannte angebliche Störfallwahrscheinlichkeit von 10-6 pro Jahr und Kilometer bedeutet bei einer Betriebszeit von nur 30 Jahren eine Wahrscheinlichkeit von immerhin 1:497 für einen Unfall irgendwo an der Pipeline. Und dabei sind die Gefahren durch ein Erdbeben oder eine explodierende Bombe aus dem 2. Weltkrieg wegen mangelhafter Überprüfung auf Kampfmittelfreiheit noch nicht berücksichtigt .

Denn Tatsache ist, dass Sie am 24.Febr.2010 im Landtag zugeben mußten, trotz Ihrer Sicherheitsbeteuerungen und entgegen dem Planfeststellungsverfahren überhaupt nicht auf Kampfmittel geprüft zu haben! Sie, Herr Hinderer mussten damals öffentlich zugeben, den Landtag und damit die Bevölkerung belogen zu haben.

Dies weckt tiefgehende Zweifel, wie es um den Wahrheitsgehalt bei Informationen zB zu Medikamenten steht, die neu auf den Markt gebracht werden sollen. Und es erzeugt Zweifel am Menschenbild der Firma Bayer, deren Präparate wir zur Heilung und zum Nutzen von Menschen einsetzten. Die Giftgas-Leitung steht für ein anderes Menschenbild: Sie räumen Ihrem Profit einen höheren Stellenwert ein als dem Leben von Menschen!

Zum Schluß: die Begründung für die CO-Pipeline, die Sie 2007 angegeben haben, ist längst entfallen: in Dormagen gibt es inzwischen keinen Überschuss sondern einen Mangel an CO.
&

  • 61485;


Fragen :
1. Daher meine Frage, Herr Dekkers, warum wollen Sie das Projekt fortführen, das für Bayer einen so starken Vertrauensverlust bedeutet ?
2. Sagen Sie uns heute bitte: wann machen Sie einen zukunftsweisenden Schritt und geben das Pipelineprojekt auf, bevor Sie von den Gerichten dazu gezwungen werden ?