Brief an den Regierungspräsident Jürgen Büssow vom 5.2.07
Sehr geehrter Herr Büssow,
sehr viele Dormagener machen sich Sorgen über die ständig steigende Menge an Giftmüll, die in der Bayer Verbrennungsanlage in Dormagen verbrannt werden.
Gestern war dort ein Tag der offenen Tür.
Nach der Besichtigung sowie zahlreichen Gesprächen mit Beschäftigen der Bayer Industry Services sowie auch Herrn Dr. Leidinger sind mein Mann und ich beunruhigter als vorher und vor allem fassungslos, was hier offensichtlich alles ohne staatliche Kontrolle gemacht werden darf:
Es wird immer mehr Müll, vor allem Sonder- und Giftmüll aus allen Teilen der Welt dort verbrannt, ohne die Folgen für die Umwelt und für die Gesundheit zu berücksichtigen. Die Anlage wurde auch noch ohne Genehmigung vergrößert, die Genehmigung nachträglich eingeholt!
Es kann doch nicht angehen, dass Müllimporte nur dann verhindert werden können, wenn keine Kapazitäten mehr vorhanden sind! Was ist mit unserer Gesundheit, unserem höchsten Gut, das man mit Geld und auch mit Millionen aus Müllgeschäften nicht bezahlen kann?
Natürlich sind die Zusammenhänge zwischen der Dauerberieselung durch Emissionen und Gesundheitsschäden sehr schwer und vor allem nicht zeitnah nachzuweisen. In Dormagen gibt es bereits jetzt eine Häufung an Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs, MS, Allergien, Hautkrankheiten und wahrscheinlich noch anderen Krankheiten.
Es kann doch nicht sein, dass jedes Jahr mehr Giftmüll hierher importiert und hier verbrannt wird.
Wir haben Angst vor dem Weg, den Bayer einschlägt, nämlich dass dieses Millionen-Müllgeschäft nur der Anfang für noch viel größere Giftmüllgeschäfte auf Kosten unserer Gesundheit und unserer Umwelt darstellt. Für uns ist es eine Zeitbombe, wenn Bayer einen der besten Öfen auf der Welt hat und deshalb ungehindert ständig steigende (Gift-)Müllmengen hier verbrennen darf.
Wir fordern Sie auf, den Import des Giftmülls von Orica/Australien zu stoppen.
Wer kontrolliert eigentlich, was genau alles und in welcher Menge/Zusammensetzung hier verbrannt wird?
Wir machen uns Sorgen um unsere und die Gesundheit unserer Kinder. Meine beiden Kinder haben Asthma. Mein älterer Sohn hat Neurodermitis. Mein Mann hat seit 2 Jahren plötzlich Heuschnupfen.
Viele Familien, die wie wir hier ein Haus gekauft haben, können aus finanziellen Gründen jetzt nicht einfach hier wegziehen. Wir wären niemals hierhergezogen, wenn wir von dieser Entwicklung gewusst hätten. Es darf nicht immer nur um die Profite gehen. Wir bitten um Stellungnahme.
Mit freundlichen Grüßen
A.B.
H.K.
Hermann und Ute Kienle,
Offener Brief an Herrn Dr. Leidinger, Bayer Industry Services
Sehr geehrter Herr Dr. Leidinger,
vielen Dank für Ihr Informationsschreiben vom 25.01.2007. Ihre Argumente für eine Verbrennung des australischen Giftmülls in Dormagen konnten uns nicht überzeugen. Anscheinend zählt für Sie nur die wirtschaftliche Seite. Als verantwortlicher Werksleiter kommt uns in Ihrem Handeln die soziale, menschliche Seite zu kurz. Trotz aller Sicherheitsvorkehrungen und Versicherungen werden Prozentanteile bei der Verbrennung in die Atmosphäre gelangen. Da wir bereits in einem äußerst belasteten Ballungsgebiet wohnen – angefangen von der Erdölchemie, Braunkohlewerke bis hin nach Alu Norf – sollten keine weiteren Umweltbelastungen hinzukommen. Wo bleibt bei Ihnen die Gesundheitsvorsorge für die Menschen die hier wohnen? Was nützen die schwarzen Zahlen, wenn die Menschen mittelfristig erkranken. Sie können letztlich nicht ausschließen, dass die Verbrennung des hochgiftigen Giftes aus Australien nicht schädlich ist. Ich erinnere nur an verschiedene Bayer Medikamente, die zunächst als vollkommen verträglich verkauft wurden, und nach einigen Jahren stellten sich die hochgradigen Gesundheitsschäden ein. Intuitiv fühlen die Menschen in unserer Region, dass es nicht in Ordnung ist, wenn Sie aus rein wirtschaftlichen Erwägungen den Giftmüll aus Australien hier verbrennen wollen. Insofern haben die Bewohner in Australien die Manager überzeugen können, welche Gefahren von Hexachlorbenzol ausgehen.
Der Hinweis, dass es in Australien noch nicht die hochwertige Verbrennungstechnik gibt, kann letztlich nicht zum Schaden der heimischen Bevölkerung heran gezogen werden. Was in Australien für die Menschen gilt, sollte hier genauso verantwortungsbewusst wahrgenommen werden. Wir schlagen vor, dass die moderne Verbrennungstechnik in Australien ebenfalls gebaut wird. Solange muss der Giftmüll weiter in Australien zwischengelagert werden. Es ist einfach ein Unding, wenn der Giftmüll rund 16.000 KM um die halbe Welt auf Schiffen nach Deutschland transportiert werden soll.
Wir appellieren an Ihr menschliches Gewissen, denken sie in erster Linie verantwortungsvoll an die Menschen die hier Leben! Stoppen Sie die Verhandlungen für den Giftmülltransport von Australien nach Dormagen.
Mit freundlichen Grüßen
Hermann und Ute Kienle