Hiermit zeige ich an, dass ich zum Punkt 2 der Tagesordnung den Vorschlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widerspreche und die AktionärInnen veranlassen möchte, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen:
Gegenantrag zu TOP 2: Entlastung der Mitglieder des Vorstands
Der BAYER-Konzern gehört zu den zwölf größten Produzenten von PFAS-Stoffen. Diese zählen zu den gefährlichsten Substanzen überhaupt. Trotzdem hält das Unternehmen an ihnen fest und macht gegen Regulierungsbestrebungen mobil. Der Vorstand trägt für dieses Vorgehen die Verantwortung. Darum ist ihm die Entlastung zu verweigern.
Bei BAYER kommen per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) in Pestiziden, Pharma-Verpackungen sowie als Zwischenprodukt in der Fertigung zur Anwendung. Sie erfreuen sich so großer Beliebtheit, weil sie chemisch extrem stabil sind und über viele nützliche Eigenschaften verfügen. Gerade das aber bereitet auch die Probleme. Der menschliche Organismus kriegt die Substanzen kaum klein, und auch in der Umwelt halten sie sich lange – „Ewigkeitschemikalien“ werden die PFAS deshalb genannt. Die US-amerikanische Umweltbehörde „Environmental Protection Agency“ (EPA) stuft die Erzeugnisse schon in geringsten Mengen als extrem gefährlich ein: „Die EPA hält jeden PFAS-Gehalt für potenziell toxikologisch signifikant.“
Zahlreiche Gesundheitsrisiken sind durch Studien belegt, z. B. Fettleibigkeit, Diabetes, Schäden an Embryonen, Entwicklungs-störungen bei Heranwachsenden, Schwächung des Immunsystems, Schäden an Schilddrüse, Leber und Niere, Herz-Kreislauferkrankungen, Krebs an Brust, Nieren, Hoden und Fruchtbarkeitsstörungen.
Wegen des nicht zu leugnenden Gefährdungspotenzials hat die Europäische Union inzwischen eine PFAS-Klasse, die PFOS, verboten sowie Restriktionen für sechs weitere Klassen beschlossen. Darüber hinaus plant sie weitere Einschränkungen.
Das ist eigentlich auch kein großes Problem, denn bei vielen Anwendungen können PFAS schon heute ersetzt werden. Der BAYER-Konzern aber sieht durch diese Situation nicht im Sinne von „Science for a better life“ oder im Sinne von echter Innovationskraft seinen Ehrgeiz geweckt, sich auf die Suche nach Alternativen zu machen.
Stattdessen betreibt er Extrem-Lobbyismus. So beteiligte das Unternehmen sich an einem Brandbrief an Bundeskanzler Olaf Scholz mit der Forderung, bei der Regulierung „Einzelfall-Prüfungen“ auf der Basis eines „risiko-basierten Ansatzes“ vorzunehmen.
Einzelfallprüfungen sind jedoch nicht durchführbar bei mehr als 12.000 Substanzen. Und der „risiko-basierte Ansatz“ verkennt, dass sich lebende Organismen nicht an Grenzwerte halten. Sie können aufgrund extrem komplexer Stoffwechsel- und Immunprozesse auch an Dosen unterhalb der Grenzwerte Schaden nehmen. Im Unterschied dazu bewertet der bisher genutzte gefahren-orientierte Ansatz objektive Eigenschaften einer Substanz. Da diese nicht durch Grenzwerte einhegbar sind, führt dieser Ansatz eher zu Verboten und ist deshalb bei der Industrie entsprechend unbeliebt.
In Brüssel gehört BAYER der Lobby-Initiative „Fluoro-Products and PFAS for Europe“ (FFP4EU)an. Diese fordert „zeitlich unbegrenzte Ausnahmeregelungen für PFAS, die in der Industrie verwendet werden“, verbunden mit der Drohung der Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland. Es wird verlangt, dass bei der Erwägung von Verboten neben den wissenschaftlich erwiesenen Risiken für Mensch und Umwelt auch die sozioökonomischen Auswirkungen Berücksichtigung finden.
Weniger Gesundheit für mehr Profite – diese Rechnung machen BAYER & Co. auf. Ohne Rücksicht auf Verluste wollen sie Gewinne machen. Das ist unethisch. Ein Vorstand, der diese Praxis mitträgt, handelt verantwortungslos. Deshalb ist ihm die Entlastung zu verweigern.