Gene & Klone
BAYERs Gen-Soja entert die EU
Der BALANCE-Akt
Ende Juli 2016 hat die EU BAYERs Gensoja BALANCE eine Import-Genehmigung erteilt.
Von Jan Pehrke
Der Umweltausschuss der Europäischen Union hatte sich dagegen ausgesprochen, das Parlament in Straßburg lehnte es ab, und unter den Mitgliedsländern fanden sich auch nicht genügend Fürsprecher – aber es nützte alles nichts, die Europäische Kommission erteilte Ende Juli 2016 drei gen-manipulierten Soja-Sorten die Importgenehmigung. Somit dürfen BAYERs FG 72 sowie MONSANTOs Labor-Früchte MON 87708 x MON 89788 und MON 87705 x MON 89788 ihre Reise zum alten Kontinent antreten und als Rohstoffe in den Lebensmittel-Fabriken, vor allem aber in den Futtertrögen der Massentierhalter landen.
Der USSEC, der US-amerikanische Export-Verband für Soja, begrüßte den Beschluss überschwenglich, stellt doch der europäische Markt einen bedeutenden Faktor für die Händler dar. Rund 4,6 Millionen Tonnen gehen jährlich dorthin, und ohne die Brüsseler Lizenz zum Import hätten FG 72 & Co. einen ziemlich schlechten Stand im „corn belt“ des Mittleren Westens.
Auch für die kanadische Soja-Industrie spielt die Europäische Union als Absatz-Gebiet eine bedeutende Rolle. Entsprechend viel Lobby-Druck entfaltete die Lobby-Organisation „Soy Canada“, die unter anderem BAYER und MONSANTO zu ihren Mitgliedern zählt, im Vorfeld der Entscheidung. Dabei mahnte sie die EU auch, zu den im Rahmen des Handelsabkommens CETA getroffenen Vereinbarungen zu stehen. „Wir fordern von der EU-Kommission eine Erklärung dafür, warum die Genehmigung der drei Produkte sich so sehr verzögert und warum sie ihre Versprechungen, die sie bei den CETA-Verhandlungen gemacht hat, nicht einhält“, verlautete aus Ottowa.
Während sich „Soy Canada“ nun zu dem verspäteten Erfolg beglückwünschen kann, sehen die europäischen VerbraucherInnen neuen Gefahren entgegen. Die Pflanze des Leverkusener Multis mit dem Namen BALANCE gibt es für die LandwirtInnen nämlich nur im Kombi-Pack mit den beiden als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuften Antiunkraut-Wirkstoffen Glyphosat und Isoxaflutol. Und weisen die Substanzen schon für sich genommen genügend Gesundheitsgefahren auf, so potenzieren sich ihre unerwünschten Effekte im Zusammenspiel noch, denn das Gift-Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Diese Risiken und Nebenwirkungen hat die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA im Laufe des Genehmigungsverfahrens lieber erst gar nicht untersucht. Andere vermochte sie nicht zu prüfen. Aufgrund der dürftigen Datenlage sah die Einrichtung sich nicht imstande, das Gefährdungspotenzial einzuschätzen, das von den Pestizid-Rückständen in den Gen-Konstrukten ausgeht.
Überdies zeigt sich Glyphosat nur bei seinen Nebenwirkungen stabil, seine Hauptwirkungen lassen hingegen immer mehr zu wünschen übrig. Die Wildpflanzen stellen sich zunehmend auf den Stoff ein und bilden Resistenzen aus. Deshalb müssen die LandwirtInnen immer mehr Pestizide kaufen und nicht weniger, wie ihnen die Gentech-Multis versprochen hatten. So sind die Ausgaben der Soja-Bauern und -Bäuerinnen für die Agro-Chemikalien einer Studie der „South Dakota State University“ zufolge in den letzten sechs Jahren um 88 Prozent gestiegen.
All das focht die Europäische Kommission bei ihrer Entscheidung am 22. Juli jedoch nicht an. „Wieder einmal hat Brüssel nicht im Sinne des vorbeugenden Gesundheitsschutzes gehandelt, sondern im Sinne der großen Konzerne und ihrer Profit-Interessen“, hieß es aus diesen Gründen in der Presse-Erklärung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN zum EU-Votum.