Bayer will Protestler abdrängen
HAUPTVERSAMMLUNG
Platz vor der Halle in Bonn wird abgeriegelt
Kölner Stadtanzeiger, 7. April 2017
VON THOMAS KÄDING
Leverkusen/Bonn | KStA Bayers nächste Hauptversammlung – diesmal in Bonn – sorgt schon jetzt für Streit.
Gegner des Konzerns sehen ihr Demonstrationsrecht unterlaufen: Denn Bayer hat für den 28. April nicht nur das World Conference Center angemietet, sondern auch den Platz der Vereinten Nationen davor, stellt ein Zelt darauf und riegelt ihn mit Zäunen ab.
Die Folge: Für eine Demo ist kein Platz mehr, Kritiker sollen sich an der nächsten Straßenecke versammeln. Simon Ernst, Organisator der Kundgebung, die wegen der Monsanto-Übernahme größer ausfallen soll als üblich, sieht sich ausmanövriert: Am 1. März habe die „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ eine Kundgebung vor dem WCCB bei der Polizei angemeldet.
Doch erst am Donnerstag, 23. März, wurde er zu einem Kooperationsgespräch gebeten. Das war drei Tage, nachdem Bayer den Ort der Demo besetzt hatte: Am 20. März genehmigte die Stadt Bonn dem Unternehmen, den Platz der Vereinten Nationen zu belegen. Begründet wird der Zeltbau mit Platzmangel: Das Foyer des WCCB sei zu klein, um die Aktionäre komfortabel durch die Sicherheitsschleusen zu lotsen. Von Anfang an sei das Zelt geplant gewesen. „Der Vorwurf, Bayer hebele das Demonstrationsrecht aus, ist absurd“, so ein Sprecher.
In der Bonner Stadtverwaltung sei nichts von einer Demonstration bekanntgewesen, hieß es dort. Ein Sprecher der Bonner Polizei betonte, dass es noch Verhandlungs- spielraum gebe. Die Genehmigung der Stadt für Bayers Zeltbau stehe „unter Vorbehalt“.
Es ist nicht das erste Mal, dass Bayer versucht, Protestler fernzuhalten: 2014 wollte der Konzern den Platz vor den Nordhallen der Kölner Messe abriegeln. Das Verwaltungsgericht verhinderte das.