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Veröffentliche Beiträge in “BAYER HV 2011”

[Pipeline]

CBG Redaktion

Pressemitteilung, 27. April 2011

STOPP-CO-PIPELINE - Initiative bei der Bayer-Aktionärsversammlung

Am Freitag, den 29.April 2011 findet ab 10 Uhr die Bayer-Hauptversammlung in der Halle 1 der Messe Köln statt.

Wir sind wieder von Aktionären um Teilnahme an der Veranstaltung gebeten worden, um dort die Rede - und Stimmrechte nachhaltig und verantwortungsvoll wahrzunehmen. Zusätzlich werden wir vor dem Eingang der Messehalle 1 die ankommenden Aktionäre mit unseren Bannern und einem Aktionärsbrief auf das weiter aktuelle Problem der Bayer-CO-Pipeline informieren. Dieser Brief enthält aber nicht nur Informationen sondern auch eine Aufforderung an die Aktionärinnen und Aktionäre:

“Verehrte Besucherinnen und Besucher der heutigen Aktionärsversammlung, entlasten Sie sich, den Vorstand und die Geschäftsleitung des Konzerns mit Ihrer Aufforderung, dieses unsinnige, gefährliche Projekt zu stoppen.“

Wir gehen davon aus, dass wie in den vergangenen Jahren eine zunehmende Anzahl „kritischer Aktionäre“ dieser Aufforderung folgen werden und Vorstand und
Aufsichtrat zu deren Fehlleistungen zumindest die Gelbe Karte zeigen werden.

[BAYER HV 2011] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Protestaktion zur BAYER-Hauptversammlung am 29. April: Ein Video von der Kundgebung, Bilder von den Protesten der Imker, zwei Aktionsberichte, eine ausführliche Bilddokumentation sowie weitere Fotos

Medienecho

=> Kölner Stadt-Anzeiger: Heftige Proteste und hitzige Reden
=> ausführlicher Artikel zum Verlauf der Hauptversammlung
=> Wirtschaftswoche: Aktionäre streiten um Bayer
=> Rheinische Post: Peta und Imker demonstrieren gegen Bayer
=> erster Aktionsbericht
=> Artikel im Handelsblatt
=> Gegenwind für Marijn Dekkers
=> Kampf um die Wahrheit
=> BAYER: Gene, Gifte & Geschäfte

Presse Infos
=> Bienensterben: avaaz Übergibt 1,2 Mio Unterschriften
=> Protest von PETA gegen Tierversuche für BAYER-Produkte
=> Gefährliche Antibaby-Pillen: Betroffene protestieren in HV
=> BAYER zahlt erneut weniger Steuern
=> Imker kündigen Proteste zur BAYER-Hauptversammlung an
=> Kundgebung gegen Kohlenmonoxid-Pipeline

Gegenanträge
=> CBG reicht Gegenanträge zur Bayer Hauptversammlung ein
=> Gegenantrag zu Phosgen-Chemie und sinkenden Steuerzahlungen
=> Gefährliche Kontrazeptiva: Gegenantrag zur BAYER-HV
=> Gegenantrag zu Bienensterben durch BAYER-Pestizide
=> Grausame Tierversuche: Gegenanträge der People for the Ethical Treatment of Animals (Peta)
=> Duogynon-Opfer reichen Gegenantrag ein

[Chr. Koch] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Christoph Koch: Bienensterben durch Beizmittel nur ein Unfall? ein Zufall? oder ein erneuter Skandal?

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre,

mein Name ist Christoph Koch. Ich bin Berufsimker in Baden Württemberg und spreche zu ihnen im Namen des deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes. Bereits 2009 und 2010 war ich schon hier um Fragen zu stellen.
Heute feiert die BAYER AG ihre riesigen Geschäftserfolge. Doch dieser Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Eines dieser düsteren Kapitel dieses Konzernes, meine sehr verehrten Aktionären sind die Neonicotinuiede. Das ist die Wirkstoff-Gruppe mit der BAYER CROP SINCE so scheinbar gute Erfolge, vor allem im Bereich der Saatgutbeizung seit etwa Mitte der 90er macht. Hierzu gehören Wirkstoffe wie Imidacloprid und Clothianidin, oder besser bekannt als Gaucho, Poncho, Chinuck oder auch Elado.

Diese Stoffe meine Damen und Herrn Aktionäre schaden unseren Bienen.

Dem Konzern sind diese Vorwürfe nicht neu und auch nicht ganz fremd. Auch was da im Jahr 2008 geschah kam letztlich nicht ganz unerwartet. Das ganze lässt sich leider auch nicht in kurze Worten fassen.

Über 12500 Bienenvölker sind damals nachweislich durch das BAYER Saatgut Beizmittel Poncho bzw. Poncho Pro vergiftet worden, was letztlich auch dazu führte, dass nicht nur der Wirkstoff Clothianidin als Beizmittel am Mais die Zulassung bis heute verloren hat, sondern auch der Wirkstoff Imidacloprid sowie die ganze Gruppe der Neonicitinuiede als Beizmittel.

Diese Neonicotinuiede sind auch inzwischen in Italien verboten. Dort haben diese Nervengifte ingesamt über 50.000 Bienenvölker auf dem Gewissen. Auch in Slowenien gab es riesige Vergiftungen durch diese Neonics.

Ja meine Damen und Herren Aktionäre seit 1997 ist dem Konzern bekannt, dass diese Neonicotinuieden Beizmittel zusammen mit der pneumatischen Sähtechnik ein Problem für Bienen ergeben kann. Denn in Frankreich war so etwas, wie hier am Oberrhein in 2008 geschah, schon 1997 dokumentiert worden. Später in Bolognia nochmals, als 2002 das gleiche in Italien passierte. Was aber haben die Verantwortlichen in diesem Konzern bisher daraus gelernt?

Nichts, ja überhaupt nichts. Im Gegenteil, man konnte immer wieder gerade von Seiten der BAYER AG hören, dass Bienen-Krankheiten mit im Spiel sind und diese eventuell das Problem sind oder es gar verschärfen „bei Sachgerechter Anwendung gäbe keine Probleme“.

Nun gut, meine Damen und Herren Aktionäre wie kann es aber sein, dass ein legal zugelassenes Saatgutbeizmittel derart viele Bienen vergiften kann?
War das in 2008 nur ein kleiner Unfall? Ein zufälliger Unfall mit schlampig gebeiztem Saatgut? Wie es gerade von Seiten der BAYER AG so gerne hingestellt wird?

Und in Italien? Wurde da vor 2008 auch schlampig gebeizt?

Ja wenn dem so ist, dann sollten Sie liebe Anleger sich einmal fragen, warum der Konzern dieses Problem seit her nicht abstellte und wir 2009 und auch 2010 immer noch nachweislich vergiftete Bienenvölker durch Clothianidin gerade in Österreich haben?

Im Gegensatz zu Deutschland ist dort diese Art Saatgutbeizung immer noch erlaubt und dadurch eben diese Vergiftungen entstanden, alles bei Sachgerechter Anwendung?

In der Oberpfalz und auch in Italien haben Imker letztes Jahr (2010) während der Maissaat, durch festgestellte Vergiftungen, illegalen mit Clothianidin gebeizten Saatgut Einsatz aufdecken können. In der Oberpfalz in zwei Fällen und in Italien sogar in 6 Fällen. Also ist 2008 nun doch kein Unfall? Oder wie soll man das verstehen Herr Dr. Deckkers?

Ist es nicht so, dass dieser Vorfall in 2008 die Schwächen der Insektiziden Saatgutbeizung so deutlich offen gelegt hat, als es deutlicher nicht mehr geht?

Warum ruht die Zulassung denn hier in Deutschland immer noch, Herr Dr. Deckkers? Wie können Sie sich das denn eigentlich noch leisten oder besser gesagt verantworten, dass im Heimatmarkt dieses Konzernes die Zulassung ruht und dort wo diese Nervengifte heute noch eingesetzt werden die Bienen immer noch sterben müssen?
Warum Herr Dr. Dekkers gibt es erst seit 2008 das Thema der Deflektoren an den Sähmaschinen? Mit diesen Deflektoren will man erreichen, dass die vergiftete Abluft im Boden verschwinden soll.

Ist das nicht auch ein Eingeständnis dafür, dass diese Technik zuvor schon Bienenvergiftungen verursachen konnte?
Was hier in der Vergangenheit eigentlich nur gefehlt hatte, waren doch lediglich das Zusammenwirken verschiedener Ereignisse und deren Zusammenhang wiederum zu finden?

Wieso wird von den Zulassungsstellen seit 2008 ein sogenannter Heubach-Wert bei der Saatgutbeizqualität verlangt? Hat das nun was mit schlampigem beizen zu tun oder mit der Tatsache, dass die Sähmaschinen alles was nicht am Saatkorn haften bleibt, nach draußen blasen?

Ist nicht auch dies ein Zugeständnis, dass gerade dieses Vergiftungspotential schon lange vorher bekannt war?

Ja meine Damen und Herren Aktionäre diese Dinge sind dem Konzern eben seit genau 1997 bekannt.
Vorsorge bzw. Eindämmung der Expositionen durch die Sähtechnik hat BAYER bis 2008 nicht wesentlich vorangetrieben und das auch mit dem Bewusstsein, dieses Risiko voll in Kauf zunehmen. So hat man letztlich auch die Zulassung für Deutschland ganz bewusst aufs Spiel gesetzt.

Denn meine Damen und Herrn Aktionäre mit der Einführung der weit giftigeren neuen Neonics mit dem Wirkstoff Clothianidin und der breiteren Anwendung in der Fläche zu allem auch noch mit dem deutlich höher dosierten Poncho PRO musste es irgend wann zu diesem Gau kommen. 2008 war es dann so weit.

Die sehr späte Aussaat, nahezu flächiger Einsatz, viele blühende Kulturen neben den Maisäckern, starke gesunde Bienenvölker, schönes warmes Wetter und starker Wind waren für weit über 12500 Bienenvölker zum Verhängnis geworden. Das alles geschehen in der Bienendichtesten Zone von ganz Europa!

Nun wir Imker fragen uns natürlich schon, warum es die gleichen Probleme dann nochmal in 2009 und 2010 geben musste, wo es nun erneut zu großen nachweislichen Vergiftungen in Österreich und auch in der Schweiz gekommen ist. Einzig die Konstellationen wie in 2008 fehlten zu einem weiteren Gau!

Ihr ehemaliger Hauseigener Bienen-Experte Dr. Richard Schmuck sprach zur Frage der Ursachen nicht nur im Frühjahr 2008 den Imkern und Behörden gegenüber immer von Nosema-Krankheit als eine der möglichen in Frage kommenden Ursache für die festgestellten Schäden an den Bienen.

Diese Nosemaerkrankung ist ein Darmpilz der den erwachsenen Bienen im Frühjahr gelegentlich zu schaffen macht. Werner Wenning sagte ihnen sehr geehrte Aktionäre vor 3 Jahren es sei nicht ausgeschlossen, dass Bienen-Krankheiten mit im Spiel seinen bei den Bienen-Problemen da am Oberrhein in 2008 und verwies gleichzeitig auf die Varroa-Krankheit, eine Milbe, die den Bienen über die Brut eigentlich nur im Herbst und Winter zu schaffen machen kann, jedoch niemals im Frühjahr der Zeit der MAISSAAT.

Ich habe nachfragen müssen, was jetzt BAYER bzw. Wenning nun wirklich gemeint hat, oder ob hier Wenning etwas durcheinander gebracht hat?

Vielleicht aber auch, weil WENNING´s Verweis und auch ihrer Herr Dr. Dekkers auf die Varroa Krankheit doch so gut ins allgemeine Bild der Bienenprobleme passt?

Schmuck ist weg und Wenning auch!

Nun frage ich mich, kann es sein, dass BAYER hier bis heute versuchte die wirklichen Vergiftungsprobleme mit dem Verweis auf Bienen-Krankheiten zu legitimieren und die Aktionäre wie auch die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen?

Wir haben durch das Ruhen der Zulassung nun seit 2009 keine Neonicotinuieden Saatgutbeizungen mehr im Oberrheingraben am Mais und für Baden-Württemberg auch keine Clothianidin-haltigen Bodengranulate und wir können bis heute feststellen, dass es unseren Bienen in diesen Mais-Gebieten so gut geht wie seit Jahren nicht mehr. Wohl gemerkt trotz Varroa Milben. Genauer gesagt seit eben Mitte der 90er. Ganz genau dem Zeitraum seit dem Neonics als Maisbeizen bei uns eingeführt wurden.

All diese Vorgänge zeigen doch ganz eindeutig, dass man die Neonicotinuien Wirkstoffe am Saat-Maiskorn bis heute nicht im Griff hat und die viel gelobte Sicherheit den Bienen gegenüber, es vielleicht in den Laboren dieses Konzernes geben mag, aber draußen in der Praxis auf dem freien Feld gibt es diese absolut nicht.
Meine Damen und Herrn, ich habe hier ein Foto eines Maissaatkorns, welches vor wenigen Tagen auf das Feld ausgebracht wurde. Sie sehen auf diesem Bild, dass das Maissaatkorn weiße Flecken hat. An diesen Stellen ist das rote Beizmittel abgesplittert.
Meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre, genau dieser Abrieb dieses Absplittern aber ist der Grund für die immer noch stattfindenden Bienenvergiftungen und nicht nur ich habe sehr große berechtigte Zweifel, ob man dieses Problem je in den Griff bekommen kann.

Bei einem jüngsten Begleit-Monitoring zum Clothianidinhaltigen Bodengranulat SANTANA wurde übrigens Methiocarb, also der Wirkstoff dieser roten Maisbeize Namens Mesurol in den Versuchsvölkern nachgewiesen.

Wie meine sehr geehrten Damen und Herrn ist der da wohl hin gekommen?

Hat das mit Sachgerechter Anwendung zu tun oder ist das die Realität?

Clothianidin ist so extrem Bienengiftig, genauer gesagt 7700 mal giftiger als DDT. Da reichen nur Spuren dieses Wirkstoffes um diese Vergiftungen zu sehen.

Herr Dr. Dekkers sie werben für mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit!

Mit diese Neonics und den damit verbundenen Schäden an unseren Bienen erreichen Sie das nicht! Nehmen sie diese Stoffe schnellstens vom Markt, bevor der Konzern damit letztlich auch noch auf der Börse aufs übelste abgewatscht wird.

Meine Damen und Herrn ich bin sehr gespannt, wie der dritte Clothianidin Großversuch dieses Jahr in Österreich letztlich ausgeht. Die Maisaat ist dort gerade voll im Gang und dem Vernehmen nach gibt es bereits die ersten Vergiftungen.

Ich bin auch sehr gespannt, auf die Antworten des neuen Vorstandes und bedanke mich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.

Dekkers Antwort:

Vorne weg sie war nicht nur in meinen Augen sehr sehr spärlich und die Antworten auf Walter Häffekers Rede war noch spärlicher.

Aber hier im Detail:

Deckkers wies zunächst auf die Bedeutung der Biene und erklärte, dass die Bedeutung der Bestäubungsleistung der Bienen auch der BAYER AG wichtig ist. Auch erwähnte er den Weltweiten regionalen Bienenrückgang und verbindet das wie sein Vorgänger auch mit der Varroa Krankheit der Bienen und die vielen Studien die dieses größte Problem der Bienen auch alle belegen. Dekkers verweist dann aber auch darauf, dass seit kurzem die Populationen Weltweit nun auch wieder anwachsen würden.
Dann ging er auf 2008 ein und beschwerte sich, dass man dieses Ereignis, diese Fehlanwendung missbrauchen würde für die Bienenverluste. Auch im Abschluss Bericht der Landesregierung BADEN-WÜRTTEMBERG würde dies ganz deutlich so dargestellt, dass es sich letztlich um eine Fehlanwendung handle. Rückschlüsse in eine andere Richtung seinen schlicht weg falsch.
In der Folge hätte BAYER, so Dekkers ein umfangreiches Sicherheitskonzept entwickelt unter anderem ins besondere bei der Saatgutbeizung und Zertifizierung der damit beauftragten Unternehmen und Betriebe, um diesen Problemen noch deutlicher entgegen zu wirken und so erachtet Dekkers die BAYER Produkte auch weiterhin bei Sachgerechter Anwendung als Bienensicher.

Im Gegensatz zu Wenning hat Dekkers meine Vergleiche mit dem DDT nicht mehr gekontert, demnach frage ich mich ob jetzt BAYER diesen Vergleich nun doch akzeptiert, wenn dem auf der JH nicht deutlich widersprochen wurde?
Das in Folge von 2008 eingeführte umfangreiche Sicherheitskonzept bestätigt im Grunde doch die Schwachstellen dieser Saatgutbeizung, zu mindest für den Zeitraum vor 2008 und was bis dort alles an Vergiftungen schon geschah.

Nun frage ich mich wie die Probleme in 2009, 2010 und nun auch 2011 in Österreich zu erklären sind. Ich betone die Dokumentierten Probleme mit den Bienenvergiftungen durch die Maissaat.
Haben diese Probleme immer noch etwas mit Fehlanwendungen wie denen in 2008 zu tun?
Schon 2002 wurden Bienen in Italien durch die Neonics am Mais vergiftet und dokumentiert. Dies wird im Bericht der ICPBR vom September 2006 in Bolongnia erwähnt. Dort steht unter anderem, dass die pneumatischen Sämaschinen kontinuierlich Beizstaub aus ihren Maschinen in die Umwelt blasen. Auch dann, wenn bereits kein behandeltes Saatgut mehr eingesetzt wird, sind die Maschinen dennoch mit dem Beizmitel kontaminiert und auch später noch in der Lage diese Stoffe aus zu blasen. Der Beizstaub gelangt durch Wind und Abdrift auf blühende Kulturen in der Umgebung und die Bienen können sich dort vergiften.
Es wurde also bereits seit 2002 vor einer Katastrophe gewarnt und in 2006 so auch dokumentiert.

Es ist richtig, dass in 2008 etwas passierte, das nicht mit all dem was in den Jahren zuvor geschehen war, zu vergleichen ist.
Eine Fehlanwendung soll es also gewesen sein?
OK wer oder was war da der Fehler?
Schlampig gebeiztes Saatgut (Orginalton des damaligen Landwirtschaftsminister Peter Haug Baden-Württemberg)?
Wer waren diese angeblichen Schlamper?
Herr Dekkers ich hatte ihren Vorgänger schon gefragt, wer das gewesen sein soll. Und ich fragte auch, warum BAYER nicht gerichtlich gegen diese angeblichen Schlamper vorgeht. Warum der Konzern sich das gefallen lässt durch deren vermeintliche Schlamperei die Zulassung für Deutschland, Frankreich, Italien und Slowenien weg nehmen zu lassen.

Und Sie Herr Dekkers sprechen immer wieder nur von Sachgerechter Anwendung?
Herr Dekkers verstehen sie denn nicht, dass es ein sehr sehr großer Unterschied ist, zwischen dem was man in ihrem Labor und in den vorgegebenen Versuchen feststellen kann und dem was draußen in der Wirklichkeit dann letztlich passiert?

Wollen Sie etwa die dokumentierten Vergiftungen in Österreich nach 2008 immer noch abstreiten?

Und die aus Italien etwa auch?
Oder die aus Slowenien?

Wo auch immer auf der Welt ihre Neonics auftauchen, gibt es innerhalb kürzester Zeit doch Bienenprobleme!
Haben Sie das noch nicht bemerkt Herr Dekkers?

Macht ihnen das etwa keine Sorgen?

Oder sind Sie etwa darauf stolz so viele Bienen zu vergiften?

Die jüngsten Akten aus 2011 sagen, dass es trotz Zertifizierter Saatgutbeizung und eingehaltenem Heubach-Wert immer noch Vergiftungen in Österreich gibt.

Wollen sie Herr Dr. Deckkers sich jetzt immer noch hinter einer Fehlanwendung in 2008 verschanzen? Und was ist mit all den erdrückenden Fakten und Beweisen aus den Jahren nach 2008, die alle doch ganz klar belegen, dass es ihre sachgerechte Anwendung und diese scheinbare Bienensicherheit überhaupt nicht gibt?

Wollen sie das alles weiterhin abstreiten?
Wie lange soll das denn noch gehen?
Wann denken Sie um?
Was für Beweise brauchen Sie eigentlich noch?

Herr Dekkers, sie sagten in der JH, dass die Zulassungsstellen in den einzelnen Ländern im Zuge des Vorsorgeprinzips die Zulassungen haben Ruhen lassen.

Wir Imker fordern sie Herr Dr. Dekkers nun auf endlich ebenfalls in das Vorsorgeprinzip einzusteigen und aus den Neonics aus zusteigen bevor es ganz zu spät ist.

Machen sie endlich Schluss mit den Neonics je schneller desto besser, sonst wird man ihnen bald gar nichts mehr glauben!

Mit freundlichen Grüßen

Christoph Koch
Imkermeister

[Haefeker] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede von Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes EPBA (European Professional Beekeepers Association)

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre,

mein Name ist Walter Haefeker. Ich bin Berufsimker in Bayern und Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes EPBA.

Mit über 30 Milliarden Mitarbeiterinnen sind wir die größten Arbeitgeber in Europa. Mit einer weiblichen Führungskraft in jeder Produktionseinheit sieht es mit der Frauenquote in unserer Branche auch recht gut aus.

Ich selbst war einer der Imker, die Sie heute Morgen am Eingang begrüßt haben. Sie werden sich vielleicht gefragt haben, warum wir mitten in der Bienensaison nach Köln gekommen sind.

Wir möchten Sie, verehrte Aktionäre, auf unsere anhaltenden Probleme mit den Produkten von Bayer Crop Science aufmerksam machen.

Als Aktionäre erwarten Sie zurecht von der Bayer AG eine angemessene Rendite.
Als Aktionäre sind sich darüber hinaus bewusst, dass auch eine Verantwortung mit ihrer Anlageentscheidung verbunden ist.

Viele Anleger legen Wert darauf, dass nicht nur Rendite sondern auch Nachhaltigkeitskriterien erfüllt werden. Dazu ist es allerdings notwendig, dass das Management die Aktionäre nicht nur korrekt über die Finanzen informiert, sondern auch über die Auswirkungen der Geschäftstätigkeit auf die Umwelt.

Leider haben Sie Herr Dr. Dekkers, hier heute die Chance verpasst, die Aktionäre korrekt über die Auswirkungen ihrer Produkte auf die Bienen weltweit in Kenntnis zu setzen.

Sie machten heute Morgen die Aussage „Studien belegen, dass es keinen Zusammenhang zwischen der sachgerechten Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Bienenverlusten gibt.“

Sie verwiesen dann weiter auf die Schäden durch die Varroa Milbe. Das ist etwa so, als würde die Tabakindustrie die Gesundheitsschädlichkeit von Zigaretten mit der Aussage abtun, dass es ja auch Menschen gibt, die bei Autounfällen sterben.

Die Tatsache, dass es auch andere Faktoren gibt, die die Bienengesundheit beeinflussen, bedeutet nicht, dass Sie aus der Verantwortung für Ihre Produkte entlassen werden können.

Sie haben heute mehrfach in ihren Antworten Ergebnisse aus dem Deutschen Bienenmonitoring wiedergegeben. Dieses Projekt wurde im Wesentlichen von Bayer, BASF und Syngenta finanziert.

Wie eine unabhängige Arbeit Anfang dieses Jahres überzeugend dargestellt hat, ist die wissenschaftliche Qualität des Monitorings so schlecht, dass daraus keinesfalls eine Absolution für ihre Pflanzenschutzmittel folgen kann. Im Interesse Ihrer Aktionäre sollten Sie ihr Geld zurückverlangen.

Herr Dr. Dekkers, Sie haben den Stand der Wissenschaft leider nicht korrekt und sehr selektiv wiedergegeben.

Sie haben es auch unterlassen zu erwähnen, dass für verschiedene Anwendungen in mehreren EU-Mitgliedsstaaten die Zulassung ihrer Produkte ruht.

Ich gehe davon aus, dass ihnen bekannt ist, dass die dort zuständigen Behörden der von Ihnen hier heute vorgetragenen Argumentation nicht gefolgt sind.

Vielleicht hätte es ihre Aktionäre auch interessiert, dass gestern nach massiven Bienenverlusten ein befristetes Verbot von neonicotinoiden Beizmitteln durch die Slovenischen Regierung verhängt wurde.

Bitte erklären Sie ihren Aktionären, welche Produkte der Bayer Crop Science zur Zeit in welchen Ländern wegen ihrer Bienengefährlichkeit nicht angewendet werden dürfen.

Nachdem in Deutschland die Zulassung für Poncho als Beizmittel verboten wurde, versuchten Sie zu verhindern dass die Österreicher diesem Beispiel folgen.

Sie versprachen beste Beizqualität und versuchten Österreich zum Musterländle der sachgerechten Anwendung ihrer Produkte zu machen. In jedem Jahr gab es Bienenschäden und weitere Verbesserungen wurden in Aussicht gestellt. Das von Ihnen in ihrer Antwort auf die Frage von Herrn Koch angesprochene „Mehrstufige Sicherheitskonzept“ wurde dort umgesetzt.

Soeben erreichte mich ein Anruf des Präsidenten des Österreichischen Berufsimkerverbandes. Es gibt aktuell wieder Bienenschäden. Nun also bereits im dritten Jahr. Das zuständige Institut AGES hat dies in einer Mitteilung heute bestätigt.

Sehr geehrter Herr Dr. Dekkers, bitte nehmen Sie zur Kenntnis, dass diese Produkte nicht fachgerecht angewendet werden können. Clothianidin, der Wirkstoff in Poncho, ist über 7000 mal toxischer für Bienen als DDT.

Eine bienenungefährliche Anwendung dieser Produkte ist offensichtlich in der Praxis nicht möglich. Imkerverbände weltweit fordern Sie auf, diese Produkte endlich vom Markt zu nehmen.

Die Demonstration heute Morgen sollte ihnen anschaulich machen, dass überall auf der Welt die Imker auf den Barrikaden sind, weil sie die Bienenverluste durch ihre Produkte nicht länger hinzunehmen bereit sind.

Wenn Sie so weitermachen wie bisher, beschädigen sie nicht nur unsere Bienen sondern auch ihre Marke.

Ich danke für ihre Aufmerksamkeit

[Santiago] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede von John Santiago

Guten Tag!

Mein Name ist John Walmisley Santiago. Ich wurde 1968 in London geboren, bin also jetzt 43 Jahre alt. Ich bin eines der Opfer ihres Medikaments Primodos/Duogynon und habe Missbildungen durch das Mittel erlitten.

Wir haben überzeugende Beweise in der Hand, die von Ihnen selbst, von Bayer, stammen und die zeigen, dass Ihr Unternehmen fahrlässig gehandelt hat bei der Verschreibung dieses Präparats an schwangere Frauen. Das Mittel enthielt dieselben Bestandteile wie ihre heutigen Antibabypillen, aber in weit höherer Dosis.

Was ist aus diesen Babies geworben? Was glauben Sie? Tausende sind gestorben, und Tausende weitere wurden mit Missbildungen geboren. Die, die überlebt haben, sind heute erwachsen und müssen mit schrecklichen Missbildungen leben, ähnlich denen, die durch Thalidomid (Contergan) verursacht wurden.

Viele Regierungen haben Primodos verboten, Fachleute haben sie gewarnt, die Medien haben sie aufgefordert, den Verkauf zu beenden. Ihre eigenen Ärzte und Spezialisten haben empfohlen, die Medikamententests nicht fortzusetzen. Jetzt, 40 Jahre später, versuchen sie immer noch, ihre Verantwortung zu leugnen. Noch immer wollen sie keine Haftung übernehmen.

Glauben Sie, wir werden alle einfach verschwinden und still sein? Bei dem Gerichtsverfahren in Berlin vor ein paar Monaten hatten sie Gelegenheit, die Verantwortung zu übernehmen. Stattdessen fanden Ihre clevere Anwälte einen formalen Ausweg: Ansprüche müssen innerhalb von dreißig Jahren angemeldet werden, seien jetzt also verjährt. Diese Regel gilt aber nicht in England und auch nicht vor dem Europäischen Gerichtshof in Brüssel oder dem internationalen Gerichtshof für Menschenrechte.

Bayer hat einen Ruf zu verlieren und muss seine Aktionäre zufrieden stellen. Die Märkte verlangt Offenheit, Ehrlichkeit und Berechenbarkeit.

30 Jahre Leiden waren Zeit genug für Sie, reinen Tisch zu machen und den Opfern Ihrer Handlungen zu helfen. Wachen sie auf, Bayer. Helfen sie den Geschädigten!

Hat jemand eine Frage an mich? Ich beantworte sie gern.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

[Karl Murphy] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Sehr geehrte Aktionäre und Bayer-Angestellte!

Mein Name ist Karl Murphy, ich komme aus Liverpool in England. Einige von Ihnen werden mich von den Hauptversammlungen 2009 und 2010 kennen, wo ich über das Präparat Primodos bzw. Duogynon gesprochen habe.

Bayer hat immer geleugnet, dass dieses Medikament uns irgendeinen Schaden zugefügt hat. Sie sagen, dass sie in den Forschungsergebnissen keine Beweise dafür gefunden hätten. Bayer hat auch im Internet verlauten lassen, dieses Produkt sei nicht die Ursache unserer Missbildungen. Ich frage Bayer, warum wurde diese Aussage von Ihrer website gelöscht? Warum ist Bayer nicht bereit, den deutsche Geschädigten seine Akten offen zu legen?

Ich bitte die Aktionäre und den Vorstand, sich anzuschauen, was ich hier mitgebracht habe: Dies ist Scherings 300seitiger, vertraulicher Bericht über Primodos bzw. Duogynon. Darin sind Briefe unter Firmenbriefkopf, unterzeichnet von dem medizinischen Leiter, Professor Michael Briggs, von Dr. Lachnit, Dr. Laudahn, Dr. Laengner, Dr. Dietrich, Dr. Matern, Dr. Pitchford und Dr. Bye.

Alle diese Leute haben für Schering gearbeitet, alle haben diese Briefe mit unterzeichnet. Alle diese promovierten Fachleute waren sich der Schäden bewusst, die Primodos verursacht. Prof. Michael Briggs schreibt in einem vertraulichen Brief vom November 1967: „Wir haben es hier mit einem pharmazeutischen Produkt zu tun, das von Frauen eingenommen wird und das in der Lage sein könnte, die chemische Umgebung des Fötus zu verändern. Ich denke, wir werden besonders vorsichtig in dieser Angelegenheit sein müssen”. Dieser Brief zeigt, dass Ihrem medizinischen Direktor bekannt war, dass Primodos/Duogynon den Fötus schädigen kann.

Warum hat Bayer Schering die Auslieferung dieses Produktes nicht bis zur Durchführung weiterer Tests ausgesetzt? Warum wurde das Produkt von 1967 bis 1975 immer noch Frauen als Schwangerschaftstest verabreicht, obwohl seine schädlichen Auswirkungen bekannt waren?

Ein weiteres Schreiben vom Januar 1974, unterschrieben von Dr. Laengner und Dr. Dietrich, besagt: „Primodos enthält Norethisteron-Acetat, das eine geringe androgene Wirkung hat. Dieses Hormon sollte nicht eingesetzt werden, wenn eine Schwangerschaft besteht und die Verwendung in einer kritischen Phase der Organ-Entwicklung erfolgen könnte“. Ich habe nur aus zwei Briefen dieser umfangreichen Akte zitiert. Es gibt eine ganze Menge weiterer solcher Schreiben. Die Firma Schering wusste, welche Schäden sie all diesen Opfern zufügte.

Auch bei heutigen Produkten von Bayer steht in den Beipackzetteln, dass Norethisteron einen Fötus schädigen kann und daher Schwangeren nicht verabreicht werden darf. Die hohen Hormondosen in Primodos entsprechen 156 Verhütungspillen, die eine Frau innerhalb von 12 h einnehmen würde, um zu testen, ob sie schwanger ist.

In einem Brief vom 23. September 2009 an mich sagt Bayer: “Schering änderte die Beschriftung von Primodos im Jahr 1970. Danach war Primodos ausschließlich für sekundäre Amenorrhoe indiziert“. In einem weiterer Brief auf Firmenpapier hier in den Akten, datiert vom Januar 1974, unterzeichnet von Dr. Mater, heißt es: „Anbei der Text des neuen Beipackzettels für Primodos Oral. Dieser Text wird ab sofort allen Packungen dieses Präparates beigefügt.“ Darin wird die Indikation geändert. Ich frage Bayer: warum sagen sie in dem Brief, den sie mir geschickt haben, die Änderung der Beschriftung sei 1970 erfolgt, aber ihre eigenen Papiere bestätigen, dass dies erst 1974 geschah? In diesen vier Jahren hätten viele Missbildungen verhindert werden können.

Den Herren Steve Painter und Oliver Renner von Bayer liegt diese Akte zur Einsichtnahme vor. In den letzten acht Wochen ist trotz mehrmaliger Nachfrage keine Antwort von Ihnen eingegangen.

2009 sagte Herr Werner Wenning, der ehemalige Vorstandsvorsitzende, er unterstütze behinderte Menschen. Das trifft aber nicht für uns Menschen zu, für deren Behinderung Bayer Schering verantwortlich ist. Im vergangenen Jahr haben mehrere Primodos-Opfer an dem 10km-Lauf teilgenommen, den Bayer in Newbury in England ausgerichtet hat. Wir sind diese Distanz mit gelaufen und erreichten das Ziel wegen unserer Einschränkungen nach zwei Stunden. Bayer sorgte dafür, dass die Organisatoren mit den Aufräumarbeiten begannen, ohne auf den Zieleinlauf der behinderten Teilnehmer zu warten. Wenn Sie wollen, können Sie das auf unserer Facebook-Seite über Primodos/Duogynon nachlesen. In diesem Jahr werden wir wieder an dem Lauf teilnehmen und Informationsmaterial an das Publikum und die Medien verteilen.

Meine letzte Frage an Bayer: warum verwenden Sie den Namen Schering nicht mehr? Ist Ihnen der Name peinlich geworden wegen dieses Medikaments und seiner Auswirkungen auf uns Betroffene?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[Greenpeace] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Redebeitrag von Philipp Strohm, Gentechnik-Sprecher von Greenpeace, zur Jahresvollversammlung der Bayer AG am 29. April 2011 in Köln

Sehr geehrte Damen und Herren im Saal, Sehr geehrter Vorstand,

mein Name ist Philipp Strohm, ich bin Gentechnik-Experte und arbeite für Greenpeace. Meine Aufgabe ist es insbesondere, die Entwicklung der Gentechnik in der Landwirtschaft weltweit zu beobachten und sie mit Blick auf ihre Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen, auf die Natur und natürlich auch auf ihre ökonomischen Auswirkungen auf die Landwirtschaft zu analysieren.

Ich möchte heute über drei Punkte zu Ihnen sprechen, sehr geehrte Damen und Herren.

1. über die ökonomischen Verluste, die die Gentechnik der Bayer AG inzwischen beschert hat - und damit natürlich leider auch der Dividende Ihrer Aktie, sehr geehrte Damen und Herren und
2. über die Risiken, die diese Technologie für Mensch und Natur mit sich bringt und weshalb sie in vielen Punkten der Atomkraft sehr ähnlich ist.
3. über Alternativen zur Gentechnik in der Landwirtschaft und die Frage: brauchen wir Gentechnik überhaupt und wie könnte eine Landwirtschaft der Zukunft aussehen

Und zu diesen drei Punkten, sehr geehrter Vorstand, habe ich drei ganz konkrete Fragen an Sie.

Mein erster Punkt: Der vermeintliche Wunderreis von Bayer und was er bereits gekostet hat:

In den Jahren 1998 bis 2001 experimentierte Bayer in den USA auf Testfeldern mit einem Gentech-Reis. Zur Vermarktung kam es nie. Dennoch aber verunreinigte der Reis ganze 30% des Anbaus in den USA. Im Jahr 2006 tauchte er plötzlich in 24 Ländern der Erde auf und sogar bis heute, 2011, wird das Bayer-Konstrukt immer wieder in Reislieferungen gefunden, erst kürzlich in Polen. Der Reis ist also völlig außer Kontrolle geraten und Bayer-Führung muss heute zugeben, dass sie keine Macht darüber haben, wo ihre einmal produzierten Konstrukte später einmal landen. Gentechnik ist nicht rückholbar!

Nach den ersten Entdeckungen im Jahr 2006 sperrte Europa sofort die Grenzen für Reisimporte aus den USA - um die Bevölkerung zu schützen. Der Handel mit den USA kam zum völligen Stillstand. Die Reisbauern aus den USA, die mit Gentechnik nichts am Hut hatten, verloren ihr Einkommen. Die Lebensgrundlage von Bauern war auf einmal bedroht, weil Bayer die Kontrolle über seinen Gentech-Reis verloren hatte.

Schätzungen zufolge verursachte dieser Vorfall einen Gesamtschaden von bis zu 1,3 Milliarden US-Dollar.

Daraufhin zogen viele US-Bauern gegen Bayer vor Gericht. Seit meinem letzten Besuch vor zwei Jahren hier auf der Versammlung, sind inzwischen die ersten Urteile gefallen. Bayer hat sie bislang ALLE verloren und seither hageln fast monatlich Schadenersatzzahlungen auf Bayer ein.

Im Dezember 2009 musste Bayer an einen Bauern – 2 Mio. USD zahlen, im Februar 2010 an einen weiteren – 1,5 Mio. USD, im Juli 1 Mio. USD. Dann 48 Mio. und das letzte Urteil im März 2011 schlug mit 137 Mio. USD Schadenersatzzahlungen in der Bilanz von Bayer zu buche.

Und sehr geehrte Aktionäre, das war erst der Anfang. Noch knapp 6.000 weitere Kläger warten auf Schadenersatzzahlungen von Bayer. Momentan sieht es nicht danach aus, als würde die Bayer AG auch nur ein einziges gewinnen.

Und eine Versicherung hat Bayer für solche Vorfälle nicht, denn es gibt weltweit kein einziges Versicherungsunternehmen, welches Gentechnikanwender versichern würde. Und warum? Weil das Risiko unkalkulierbar ist!

Und nun meine Frage an den Vorstand:

Die Bayer AG ist eindeutig schuld an der Verunreinigung der weltweiten Reislieferungen mit Gentechnik und war in der Vergangenheit offensichtlich nicht in der Lage das zu verhindern. Welche Pläne haben Sie, damit die Gentechnik-Konstrukte, an denen Sie derzeit basteln, nicht wieder außer Kontrolle geraten und erneut ein enormer Schaden entsteht?

Nun zu meinem zweiten Punkt: die Risiken von Gentechnik-Pflanzen für Mensch und Umwelt und die Ähnlichkeit dieser Technologie mit der Atomkraft

Die Gentechnik hat in vielerlei Hinsicht Gemeinsamkeiten mit der Atomkraft. Die größte Gemeinsamkeit ist wohl, dass beide nicht wirklich kontrollierbar sind und das - wenn etwas schief geht - die Auswirkungen katastrophal und unumkehrbar sind.

Sehr geehrte Damen und Herren, ich möchte sie erinnern an die Katastrophe von Tschernobyl vor genau 25 Jahren. Wir noch heute kommen missgebildete Babies zur Welt. Und natürlich Fukushima in Japan. Die Kraftwerksbetreiber von Tepco mögen ihr Bestes versuchen, um die Katastrophe zumindest einzudämmen, doch in Wirklichkeit, sind sie völlig hilflos. Die Situation ist inzwischen völlig außer Kontrolle geraten.

Trotzdem gibt es Menschen die behaupten, die Atomkraft sei kontrollierbar und genauso gibt es Menschen, die behaupten, die Gentechnik sei kontrollierbar. Doch die Realität sieht anders aus. Auch die Gentechnik läuft bereits völlig aus dem Ruder. Verglichen mit der Atomkraft tut sie das allerdings unentdeckt von der Öffentlichkeit.

Wussten Sie, sehr geehrte Damen und Herren, dass sich in den USA, in jenem Land mit den weltweit größten Anbauflächen von Gentech-Pflanzen, bereits sogenannte Super-Unkräuter ausbreiten? Das sind Unkräuter, die die Resistenz gegen Unkrautgifte von den Gentechnisch veränderten Pflanzen übernommen haben. Das bedeutet, sie sind mit herkömmlichen Spritzmitteln nicht mehr zu bekämpfen. Die Folge ist ein steigender Einsatz von immer anderen und aggressiveren Unkrautvernichtern. Der Anbau von Gentechnik führt also dazu, dass inzwischen mehr und nicht weniger Spritzmittel zum Einsatz kommen. Alles chemische Stoffe, die in unserem Grundwasser und in unserer Nahrungsmittelkette landen.
Na dann, Mahlzeit!

Und wissen Sie, sehr geehrte Damen und Herren, weshalb Bayer seinen Gentech-Reis in Brasilien niemals vermarkten konnte? Weil die Bauern sich vor genau dieser Entwicklung, wie sie in den USA stattfindet, schützen wollen.

Und wussten Sie, sehr geehrte Damen und Herren, dass in Deutschland bereits fast 5% des beprobten Saatgutes Spuren von Verunreinigungen aufweist? Keiner weiß wo es herkommt, keiner weiß wie das geschehen konnte.

Ich kann Ihnen sagen wie es dazu kommen konnte, es ist nämlich ganz einfach: Menschen - machen - Fehler! Das ist normal und nichts Schlimmes. Wenn aber Menschen mit Risikotechnologien wie der Gentechnik oder der Atomkraft hantieren, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich ein kleiner Fehler in eine Katastrophe verwandelt.

Und wussten Sie, sehr geehrte Damen und Herren, dass es kaum unabhängige Studien über die gesundheitlichen Auswirkungen der Gentechnik auf den Menschen gibt? Der Grund ist, dass Biotechnologie-Unternehmen wie die Bayer AG sich über Patentrechte absichern lassen, dass kein unabhängiger Wissenschaftler die Möglichkeit hat, die Sicherheit von Gentech-Pflanzen zu überprüfen. Fast alles was wir heute über die Risiken der Gentechnik wissen, wissen wir von jenen Unternehmen, die selbst ein finanzielles Interesse an ihrer Vermarktung haben. Sehr geehrte Damen und Herren, das ist, als würden Sie sich selbst die TÜV-Plakette für ihr Auto ausstellen.

Und darum frage ich Sie, sehr geehrter Vorstand, wann ist es endlich so weit, dass sie ihre Konstrukte für unabhängige Studien frei geben? Wovor fürchten sie sich denn? Was wissen Sie, was die Öffentlichkeit nicht erfahren soll?

Und nun zu meinem dritten und letzten Punkt, der Frage: brauchen wir die Gentechnik überhaupt und wie kann eine Landwirtschaft der Zukunft aussehen?

Gentechnikbefürworter sagen gerne, wir bräuchten die Gentechnik, weil sie durch höhere Erträge den weltweiten Hunger bekämpfen könne. Sehr geehrte Damen und Herren: das ist ein Märchen!

In den USA, hat die normale Landwirtschaft in den letzten 13 Jahren eine jährliche Ertragssteigerung von 1% erzielen können. Die Gentechnik hingegen konnte das bei weitem nicht und hat teilweise sogar Ertragsverluste verursacht. Bislang gibt es weltweit keine einzige Gentech-Pflanze, die einen höheren Ertrag bringen würde.

Hinzu kommt, dass die Gentechnik vor allem in industrialisierten Ländern mit großen Monokulturen eingesetzt wird. Die meisten Hunger leidenden Menschen aber, leben in unterentwickelten Ländern mit einer kleinstrukturierten Landwirtschaft. Das heißt es gibt dort hauptsächlich Kleinbauern. Denen würde die Gentechnik überhaupt nicht helfen. Was sie brauchen ist vor allem politische und soziale Stabilität, Zugang zu Bildung und Zugang zu Märkten.

Außerdem werden weltweit 80% der gentechnisch veränderten Pflanzen für Futtermittel für Tiere angebaut. Gentechnik wird angebaut, um die Fleischproduktion billig zu halten.
Es ist naiv zu glauben, dass die Fleischproduktion der reichen Länder auch nur einem einzigen hunger leidenden Kind in Afrika oder sonst wo zugute kommt.

Wenn man sich also auch nur ein bisschen mit der globalen Landwirtschaft auskennt, erkennt man sofort, wie schrecklich zynisch das Argument von der Gentechnik als Heilsbringer für die Armen ist. Sehr geehrte Damen und Herren, ich sage es ganz konkret: Das Argument dem Hunger wird nur vorgeschoben, um weltweit die Gentechnik durchzusetzen und daraus Kapital zu schlagen.

Man könnte sich auch anders entscheiden.
Man könnte sich für eine Landwirtschaft entscheiden, die mit der Natur arbeitet und nicht gegen sie.
Man könnte sich für eine Landwirtschaft entscheiden die den Benachteiligten dieser Welt eine wirkliche Chance gibt und den Hunger endgültig beendet.
Man könnte

Doch, sehr geehrte Damen und Herren, der verantwortliche Vorstand der Bayer AG hat sich anders entschieden. Diese Herren hier oben auf dem Podest haben sich dazu entschieden der Welt ihre gentechnisch veränderten Konstrukte aufzudrücken, ohne Rücksicht auf Verluste.

Und das obwohl weltweit die Mehrheit der Menschen deutlich „Nein, zu Gentechnik!“, sagt.

Und daher ist meine letzte Frage an den Vorstand.

Sehr geehrter Vorstand, welcher Teil von „Nein zur Gentechnik!“ ist denn eigentlich so schwer zu verstehen?

[avaaz] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede von Stephanie Brancaforte, avaaz, zu Bienensterben

Sehr geehrter Vorsitzender des Vorstands, Herr Dr. Dekker, sehr geehrte Mitglieder der Konzernleitung und des Aufsichtsrats, hochgeachtete Damen und Herren Aktionäre des BAYER-Konzerns,

Mein Name ist Stephanie Brancaforte und ich repräsentiere heute 1.2 Millionen Mitglieder des weltweiten Kampagnen-Netzwerkes Avaaz.org, die seit Januar eine Petition unterzeichnet haben und Ihren Konzern auffordern, die für das weltweite Bienensterben mitverantwortlichen Pestizide vom Markt zu nehmen. Wir alle mögen und brauchen Bienen, denn sie spielen eine zentrale Rolle in der globalen Nahrungsmittelversorgung. Ein großer Anteil unserer Ernährung basiert auf Pflanzen, die von den fliegenden Arbeitern bestäubt werden.

Diese gewaltige Anzahl Unterschriften bringt das Ausmaß der öffentlichen Besorgnis - und gewiss auch der Empörung - zum Ausdruck. Entrüstung, vor allem über die Fortsetzung des Verkaufs von Pestiziden der Substanzklasse der Neonicotinoide, von denen Bayer einer der Hauptproduzenten ist.

Die UNO-Umweltbehörde UNEP bezeichnet die BAYER-Produkte „Poncho“, das Clothianidin enthält, und „Gaucho“, das Imidacloprid enthält, als ernsthafte Bedrohung für zahlreiche Tiere und Pollinatoren - und trotzdem verkauft BAYER weiterhin diese Produkte und profitiert von deren Umsatz. Eine Reihe von Studien belegen, dass das Bienensterben in den Gegenden stark zunimmt, wo Pestizide der Gruppe der Neonicotinoide eingesetzt werden. Es wird angenommen, dass diese Pestizide zu einer chronischen Vergiftung der Bienen führen und diese dadurch so stark schwächen, dass sie anfällig auf Krankheiten werden.

Heute steht das weltweite Kampagnen-Netzwerk Avaaz, mit seinen über 600.000 Mitgliedern in ganz Deutschland, Seite an Seite mit dem deutschen Imkerbund und übergibt diese 1.2 Millionen Unterschriften starke Petition für ein Verbot gefährlicher Pestizide, die das Leben von Milliarden von Bienen gefährden. Es sind solche weltweiten Proteste, die zu temporären Verboten von Pestiziden der Gruppe der Neonicotinoide geführt haben. Beispielsweise in Deutschland, Frankreich, Italien und Slowenien. Doch weshalb betreiben Konzerne wie Bayer aggressives Lobbying, um solche legitimen Verbote aufzuheben, um solche tödlichen Pestizide weiter verkaufen zu können?

Wenn Sie nach draußen schauen, sehen Sie wie Imker gemeinsam mit Avaaz-Mitgliedern in Bienenkostümen in einem symbolischen Akt das Bienensterben veranschaulichen. Unsere Botschaft ist ein Aufruf an Sie: Bitte stellen Sie die Interessen von Milliarden von Menschen - nicht nur die der Bienen - vor Ihren Konzerngewinn. Als Liebhaber der Natur, und noch viel wichtiger, als Nahrungsmittelkonsumenten, wissen Sie selber, dass der Verkauf und Einsatz dieser Pestizide nicht nur Ihre eigene Zukunft bedroht, sondern auch die Ihrer Familie.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit - Wir hoffen aufrichtig, dass Produkte wie Poncho und Gaucho - und alle anderen Produkte, die das Bienensterben vorantreiben  -- schon bald vom Markt verschwinden.

[Heuvel] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Wortmeldung von Bernhard Heuvel zu Bienensterben

Hintergrund:
Den Aktionären der BAYER AG wird auf der Hauptversammlung ein Rederecht für eine Wortmeldung erteilt. In fünf bis zehn Minuten kann der Aktionär sein Anliegen an den Vorstand vorbringen und Fragen stellen. Die Redebeiträge werden angemeldet und in Blöcken von bis zu zehn Wortmeldungen vorgetragen. Der Vorstand beantwortet im Anschluss auf die in den Redebeiträgen gestellten Fragen.

Risiken der BAYER-Produkte und Planungsdefizite

Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Bernhard Heuvel. Ich komme vom Niederrhein nördlich von Köln und bin als Landnutzer über die Landwirtschaft, der Jagd und der Imkerei mit der Landschaft dort verbunden. Ich spreche für mich selbst und den Naturhaushalt.
Ursprünglich wollte ich mit Ihnen über die Risiken der Pflanzenschutzmittel sprechen. Ich muss jedoch aufgrund der Schilderungen meiner Vorredner feststellen, daß die Gefahren und Risiken der Produkte von Bayer im Allgemeinen von der Firma BAYER falsch bewertet und eingeschätzt werden.
Grundsätzlich gehen haben alle BAYER-Produkte Chancen und Risiken, wobei die Pflanzenschutzmittel das Potential besitzen, den Naturhaushalt zu schädigen. Die pharmakologischen Produkte besitzen das Potential, dem Menschen direkt einen Schaden zuzufügen.
Meine erste Frage an den Vorstand betrifft die bis 2012 geplanten Zulassungen der sechs neuen Wirkstoffe im Bereich des Pflanzenschutzes. Wie ist der Stand?
Die Bewertung der Risiken der BAYER-Produkte durch die Behörden können durchaus unterschiedlich zur Bewertung durch die Firma BAYER ausfallen. Haben Sie für den Fall Vorsorge getroffen, daß eine der drei Säulen des Kerngeschäftes durch Nichterteilung der Zulassung wegfällt? Was ist, wenn Sie die Bewertung der Wirkungen der Produkte zu optimistisch sehen und dies von den Behörden anders bewertet wird?
Wie die vielen in den Vorreden vorgestellten Fälle von menschlichem Leid zeigen, scheint hier auch ein allgemeines Problem mit der Risikobewertung vorzuliegen. Meines Erachtens ist es für Mensch und Naturhaushalt besser, wenn Sie nicht erst ein Produkt erfinden, um erst danach das Risiko zu bewerten. Sondern, daß die Firma BAYER schon bei der Planung der Produkte die Ökoeffizienz und die Umweltwirkungen berücksichtigt. Eine gute Planung ist die halbe Miete. Gut geplant lässt sich all das hier geschilderten Leid vermeiden. Planen Sie ihre Produkte und berücksichtigen Sie schon bei der Planung die Umweltwirkungen.
In diesem Zusammenhang frage ich Sie, ob Ihnen das Konzept „cradle to cradle“ etwas sagt und ob Sie die Arbeiten von Professor Braungart kennen? Gut, ich sehe zumindest
bei einem Vorstandsmitglied ein Lächeln, woraus ich schließe, daß zumindest einem von ihnen zumindest der Name etwas sagt. Professor Braungart ist die treibende Kraft hinter dem Konzept „cradle to cradle“ und er lehrt an der Universität Rotterdam. Das Konzept setzt bei der Planung und Entwurf von Produkten an und sorgt dafür, daß Ökoeffizienz und Umweltwirkungen von Anfang an Berücksichtigung finden. Daher frage und bitte ich Sie, Herr Dekkers, daß Sie sich mit Herrn Braungart in Verbindung setzen und sich das Konzept vorstellen lassen? Professor Braungart ist von Haus aus Chemiker, was ihnen sympathisch sein müsste, da Sie die gleiche Sprache sprechen. Herr Braungart berät bereits andere Konzerne und Firmen, wie zum Beispiel Volkswagen, Nike und Trigema.
Bitte setzen Sie sich mit Herrn Braungart in Verbindung und studieren Sie das Konzept. Wenn Sie ihre Produkte von Anfang an unter Berücksichtigung der Ökoeffizienz und Umweltwirkungen planen, vermeiden und verringern Sie das Leid von Mensch und Naturhaushalt, das die Produkte zurzeit offensichtlich erzeugen.
Ich bedanke mich für die Möglichkeit einer Wortmeldung.

[Philipp Mimkes] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede Philipp Mimkes, Bayer HV 2011 (z.T. Stichpunkte)

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,

mein Name ist Philipp Mimkes, ich bin von Beruf Physiker, und ich spreche zu den Gegenanträgen der Coordination gegen BAYER-Gefahren;

Ich beginne mit einem Thema, das viele von uns bewegt:

Atomkraft
Ich möchte daran erinnern: der BAYER-Konzern war schon in 50er Jahren eine der treibenden Kräften bei der Einführung der Kernenergie in Deutschland.
U.a. war BAYER im Präsidium des Deutschen Atomforums vertreten. Plan des Atomforums: bis zu 500 Reaktoren in Deutschland => dies blieb uns zum Glück erspart

· Dieser Tradition blieb Werner Wenning treu: im August unterzeichnete Wenning den Aufruf an Bundesregierung für längere Laufzeiten.
· Vor allem aufgrund des Drucks der Industrie wurden die Laufzeiten deutscher Kernkraftwerke drastisch verlängert.

Wir alle wissen: Laufzeitverlängerung war Fehler
BAYER trägt hierfür Mitverantwortung => auch deswegen lehnen wir die Entlastung des Vorstands ab

Liebe Aktionäre,
Fukushima zeigt: das Undenkbare ist (leider) möglich
Wir haben es häufig an dieser Stelle betont: auch hierzulande kann es Katastrophen geben: Erdbeben, Flugzeugabstürze oder Anschläge.

ð Daher fordern wir: Bayer muss aus der Phosgen-Chemie aussteigen.
ð Das Risiko, jährlich hunderttausende Tonnen eines Giftgases zu produzieren, ist schlichtweg zu hoch.
ð zur Erinnerung: Phosgen war im 1. Weltkrieg Kampfgas;
ð Insbesondere darf BAYER bei der geplanten Erweiterung der Produktion von MDI und TDI in Dormagen bzw. Brunsbüttel nicht auf Phosgen-Technik setzen

Zu jedem Zeitpunkt der Produktion befinden sich Dutzende Tonnen Phosgen in der Anlage

In der Kunststoff-Produktion bei Bayer gab es mehrfach schwere Explosionen, zuletzt 2x in Baytown/Texas

Der TÜV Rheinland kam in einem worst case Szenario zu dem Ergebnis: Falls derartige Explosion zu Austritt des gesamten Phosgens in einer Anlage führt => das Leben Tausender Anwohner und Mitarbeiter in Gefahr

Herr Dekkers: Sie sind Chemiker. Sie wissen: Kunststoffe lassen sich ohne Phosgen produzieren.

Konkurrent SABIC macht es vor: Polycarbonate werden mit phosgenfreien Verfahren hergestellt.
Das kann und muss Bayer auch hinkriegen!

Fukushima zeigt: wir müssen Risiken minimieren, wo es möglich ist
ð Polycarbonat ó phosgenfreie Herstellung schon jetzt möglich
ð Dies gilt natürlich auch für die Kohlenmonoxid-Pipeline (diese ist überflüssig – Steam Reformer lässt sich auch in Krefeld bauen)
ð Gilt auch für Polyurethan: Umstellung schwieriger, aber im Labormaßstab bereits möglich

Anfang März hat BAYER angekündigt, in Dormagen ein Polyurethan-Forschungslabor zu bauen.

Wir fordern Sie auf, alle Anstrengungen darauf zu konzentrieren, eine phosgenfreie Produktion von Kunststoffen zur Serienreife zu bringen.
Vorher sollten keine neuen Anlagen gebaut werden

Produktion Institute / West Virginia

Institute ist das einzige Werk in USA, in dem neben Phosgen auch große Mengen des Bhopal-Gas MIC gelagert werden
ð worst case Szenario der Behörden: im Falle eines GAUs in einem Umkreis von mehreren Kilometern tödliche Vergiftungen
unsere langjährige Forderung: in Institute auf Phosgen- und MIC-freie Verfahren umstellen.

Herr Dekkers,
Ihr Vorgänger, Herr Wenning, hat mir an dieser Stelle mehrfach entgegnet: die Produktion in Institute ist vollkommen sicher; die Verwendung von MIC und Phosgen problemlos.
Vor zwei Jahren: schwerer Störfall im Werk mit Todesopfern.

US-Aufsichtsbehörde Chemical Safety Board (CSB) hat im Januar den Untersuchungsbericht veröffentlicht:
ð demnach führten gravierende Sicherheitsmängel zu der Explosion.
ð Dr. Moure-Eraso, Vorsitzender der CSB: „Ein Austritt signifikanter Mengen MIC hätte tödliche Folgen haben können. Diese Sorge wurde von den Anwohnern legitimer Weise seit Jahrzehnten geäußert.“ Und weiter: „Der Tod der Arbeiter ist umso tragischer, als er hätte vermieden werden können.“

so falsch kann unsere Forderung also nicht gewesen sein, wenn sich nun auch US Kongress und das Chemical Safety Board unserer Bewertung anschließen.

vor einem Monat hat BAYER eine Kehrtwende bekannt gegeben: die Produktion von MIC und Phosgen in Institute wird beendet.
ð Herr Dekkers: ich beglückwünsche Sie zu dieser richtigen Entscheidung
ð Zugleich fordere ich Sie auf, den rund 200 betroffenen Mitarbeitern Ersatz-Arbeitsplätze anzubieten

Bayer ist hochprofitabel => die Arbeiter dürfen nicht die Fehler des Managements ausbaden!

Werk Krefeld

In Krefeld halten Sie an Ihren Plänen fest, ein gigantisches Kohlekraftwerk zu bauen.

Ethik-Kommission „Sichere Energieversorgung“ hingegen kommt zu dem Ergebnis: Gas ist der einzige fossile Energieträger, der als Übergangstechnologie in das regenerative Zeitalter taugt: Verhältnismäßig geringer CO2-Ausstoß + weniger Schadstoffe als andere fossile Energieträger

Hingegen: das in Krefeld geplante Kohlekraftwerk ist ein wahrer Klimakiller: 4,4 Mio Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr; hohe Emission von Schadstoffen wie Schwefeldioxid, Stickoxiden, Schwermetallen und Feinstaub.

Gaskraftwerk in Krefeld: Umsetzung wäre vergleichsweise schnell möglich,
Umweltverbände und Bürgerinitiativen würden zustimmen, sofern
ð Kraftwärmekopplung und
ð unter der Bedingung, daß alle alten Kohlekessel (z.T. länger als 50 Jahre in Betrieb) abgestellt werden.

Gaskraftwerk deutlich schneller zu bauen und deutlich günstiger.
Herr Dekkers: Unterstützen Sie eine solche umweltfreundlichere Planung?

Krefeld: Müllverbrennung
Schon jetzt: Bayer-Tochter Currenta verbrennt Müll in bestehenden Kohlekesseln
ð billige Müllentsorgung -- Kohlekraftwerke niedrigere Emissions-Standards als MVA
ð nun soll Müll-Anteil verdoppelt werden; bis zu 25% des Brennstoffs Gewerbemüll

Billig-Müllverbrennung führt zu erhöhtem Schadstoffausstoß und ist daher abzulehnen.
Herr Dekkers: wir fordern Sie auf, die Emissionen zu reduzieren und auf weitere Müllverbrennung zu verzichten

Fragen zu Entsorgung von PCB
Skandal um Firma „Envio“ in Dortmund: hunderte Arbeiter mit PCB kontaminiert

ehem. Envio-Mitarbeiter haben uns mitgeteilt: PCB-belastetes Öl wurde bei Bayer verbrannt
Ist dies zutreffend? Welche Mengen?

Wie viele Fremdfirmen haben im vergangenen Jahr welche Mengen Giftmüll an Bayer geliefert?
Welche Mengen Sondermüll wurden bei Bayer insgesamt verbrannt?

Klasse I Pestizide

Herr Dekkers
Ihr VorVorgänger Manfred Schneider, der heute neben Ihnen sitzt, hat 1995 versprochen, die gefährlichsten Pestizide (WHO-Gefahrenklasse I: extrem gefährlich) bis 2000 vom Markt nehmen
Das Versprechen wurde leider gebrochen.

Immerhin hat BAYER Ende 2010 den Verkauf von Endosulfan eingestellt => eine der gefährlichsten Agrochemikalien überhaupt. Besonders in Ländern des Südens beinahe täglich Todesfälle durch Endosulfan

Ebenfalls Ende 2010: BAYER hat Vertrieb der Uralt-Pestizide Nemacur und Mocap eingestellt
Beide: WHO-Gefahrenklasse I; In Deutschland seit langem verboten.

An dieser Stelle möchte ich daran erinnern: Nemacur ist die wahrscheinliche Ursache des sog. „toxischen Öl-Syndroms“ in Spanien, das Anfang 80er Jahre mindestens 300 Menschenleben forderte

Leider: Produktion von Nemacur und Mocap wurde nicht beendet. Die Anlagen wurden an die US-Firma Amvac verkauft.

Einzig verantwortliche Lösung => BAYER hätte die Produktion bedingungslos einstellen müssen, statt diese Ultragifte jetzt noch profitabel zu verkaufen.

Frage: welche Klasse I-Wirkstoffe sind bei Bayer weltweit noch im Sortiment?
Wann wird der Vertrieb endgültig eingestellt (bitte einzeln für jeden Wirkstoff)?

Forderung: Stellen Sie die Produktion aller Klasse I Pestide ein!
Anlagen schließen, nicht verkaufen!

Marketing-Kosten
Der BAYER-Geschäftsbericht ist an manchen Stellen sehr ausführlich, woanders erstaunlich knapp
Bsp. Seite 187, wo wir ganze acht Zeilen für den Posten „Vertriebskosten“ finden.

Immerhin handelt es sich um Kosten in Höhe von fast neun Milliarden Euro!
U.a. 2 Mrd Euro für Werbung und Kundenberatung, 4 Milliarden Euro für Innen- und Außendienst, eine Milliarde für Distribution.

25% Ihrer gesamten Kosten: auf acht Zeilen abgehandelt; nirgendwo im Geschäftsbericht werden diese Summen weiter aufgeschlüsselt!

in solch schwammigen Posten versteckt sich der gesamte Graubereich des Marketings, insb. im Pharmabereich:
· Kosten für Pharmareferenten;
· Anwendungs-Studien (deren Ergebnisse meist in der Schublade verschwinden);
· Zuwendungen an medizinische Fachgesellschaften und Selbsthilfegruppen.
· Medikamentenproben,
· Finanzierung von Ärzte-Kongressen, usw.

Ich möchte Sie daher – wie im Vorjahr - um eine detaillierte Aufstellung des Postens „Vertriebskosten“ bitten.
Alle Einzel-Posten oberhalb von 10 Millionen Euro offen legen; insbesondere
o Kosten von TV-Werbung,
o Werbung in Printmedien,
o Höhe der Spenden an Fachgesellschaften,
o Die eben genannten Posten: Medikamentenproben, Fortbildungen, Anwendungs-Studien, etc.

In diesem Zusammenhang: Nennen Sie uns alle Lobbyorganisationen, in denen Bayer weltweit Mitglied ist

Da es sich um umfangreiche Infos handelt, können diese auch nachgereicht werden

Herr Wenning hat die Angaben zu Marketingkosten im Vorjahr verweigert - wegen angeblicher Geschäftsgeheimnisse!

Herr Dekkers: Appell - Tun Sie es Ihrem Vorgänger nicht nach!
Andernfalls: Beschlüsse der HV anfechten lassen

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre
Wegen der Vielzahl von Missständen (nur einen kleinen Ausschnitt habe ich angesprochen), fordere ich Sie auf, gegen Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu stimmen

Falls Sie die HV vorzeitig verlassen:
Sie finden uns vorne links im Saal, wenn Sie Stimmrechte übergeben möchten
Gerne stehen wir für Rückfragen zu Verfügung

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Antworten von Dr. Dekkers

Die wenigsten Fragen wurden beantwortet. Da insbesondere eine detaillierte Aufstellung der Marketing-Kosten verweigert wurde, hat Philipp Mimkes nach der Versammlung Widerspruch zu Protokoll gegeben, um die Beschlüsse der Hauptversammlung ggfs. anfechten zu lassen.

Einige weitere Antworten:

Phosgen sei notwendig für die Produktion von Isocyanaten, die Produktion ist sicher, Phosgen wird vor Ort verbraucht und nicht gelagert.

Zum Kraftwerk: Bayer ist nicht der Betreiber (das stimmt nicht!! Betrieben werden soll das Kraftwerk von der Bayer-Tochter Currenta!). wir sollen uns mit den Fragen an den Investor Trianel wenden.

Dekkers bestätigt, dass Bayer/Currenta Giftmüll von rund 200 Kunden „entsorgt“, im vergangenen Jahr rund 35-40.000 Tonnen Sondermüll. Darunter hätte sich „in geringem Umfang“ Giftmüll von Envio befunden.

Die Frage nach den Lobbygruppen in aller Welt (dies wären wahrscheinlich mehrere Tausend) wird nicht beantwortet. Genannt wird nur eine Handvoll: VCI, BDI, VFA

[Antibabypille] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede Felicitas Rohrer, Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter

Mein Name ist Felicitas Rohrer und ich möchte über ein wichtiges Thema sprechen: Die Folgen und Nebenwirkungen drospirenonhaltiger Antibabypillen.

Antibabypillen der neusten Generation aus dem Hause BAYER wie etwa Yasmin, Yasminelle, Yaz und Petibelle enthalten den Wirkstoff Drospirenon. Drospirenon wurde ursprünglich als Diuretikum entwickelt, d.h. als Ausschwemmmittel, das Wasser aus dem Organismus ausschleusen soll. Erst später wurde entdeckt, dass der Wirkstoff auch Hormon-Eigenschaften hat und gelangte so in die Antibabypillen der neuesten Generation. Doch gerade diese Wirkungsweise von Drospirenon stellt auch dessen größtes Problem dar. Der Wirkstoff entzieht dem Körper besonders viel Wasser, wodurch sich das Blut verdickt und das Thromboserisiko der Anwenderinnen enorm erhöht wird. Eine solch gesteigerte Thrombosegefahr im Vergleich zu älteren Präparaten haben zahlreiche Studien unabhängiger Wissenschaftler nachgewiesen und belegt: So wurde etwa in einer niederländischen Studie aus dem Jahr 2009 ein bis zu fünffach erhöhtes Thromboserisiko und in einer dänischen Studie aus demselben Jahr ein doppeltes Risiko im Vergleich zu Präparaten ohne Drospirenon festgestellt. Auch zwei erst kürzlich erschienene neue medizinische Studien weisen auf ein erhöhtes Risiko von Blutgerinnseln hin. Untersuchungen auf der Grundlage von britischen und amerikanischen Daten ergaben hier ein bis zu dreifach erhöhtes Risiko gegenüber älteren Pillen.

Die Verwendung von Drospirenon in der Yasmin-Produktfamilie ermöglichte es Bayer jedoch, die Pillen als Schlankmacher zu bewerben, die dem ganzen Körper gut tun und über einen „Feel-Good-Effekt“ verfügen. Profitgierig hat BAYER damit Millionen junger Mädchen geködert und sie so einer erheblich größeren Gesundheitsgefahr ausgesetzt. Doch ist eine solche Unternehmenspraxis zu Lasten derer, die Ihnen ihr Vertrauen aussprechen, indem Sie ihre Produkte kaufen, tatsächlich zu rechtfertigen, Herr Dr. Dekkers?

Ihr Haus war im vergangenen Jahr und auch auf der Hauptversammlung 2010, bei der ich ebenfalls hier zu Ihnen gesprochen habe, stets darum bemüht, weiterhin am positiven Risiko-Nutzen-Profil der Yasmin-Pillen festzuhalten. Stets wurde auf die von Bayer selbst initiierten und finanzierten Studien hingewiesen, die von einem vergleichbaren Risiko drospirenonhaltiger Pillen mit den Pillen älterer Generationen ausgehen. Betroffene wurden als bedauerliche Einzelfälle abgetan. Ich möchte gerne von Ihnen wissen, Herr Dr. Dekkers: Sind 12 tote Frauen in Deutschland und rund 200 tote Frauen in den USA nach der Einnahme einer Pille aus der Yasmin-Familie wirklich als Einzelfälle zu bewerten?

Und auch ich bin heute hier nicht allein – ich bin kein anonymer Einzelfall: Ich bin Felicitas, 26 Jahre und erlitt vor eineinhalb Jahren durch die Einnahme der Antibabypille Yasminelle eine doppelte Lungenembolie mit akutem Herzstillstand und einer Überlebenschance von 3%. Ich war für 20 min klinisch tot. Mit mir sind hier: Nana, Lungenembolie mit 30 nach Einnahme der Yaz. Susan, Lungenembolie mit 29 nach Einnahme der Yasminelle. Britta, beidseitige Lungenembolie mit Rechtsherzinsuffizienz mit 32 nach Einnahme der Yasminelle. Antonia, sieben Lungenembolien ab dem Alter von 16 Jahren nach der Einnahme der Yasmin. Und es sind Angehörige und Freunde von jungen Frauen hier, auch von Frauen, die nicht mehr selbst kommen konnten. Weil sie tot sind. Oder schwerst behindert. Auch die Mutter von Celine, der jungen Schweizerin, die im Alter von 16 Jahren die Yaz einnahm und seither spastisch gelähmt ist, nicht mehr sprechen oder laufen kann und künstlich ernährt werden muss, auch ihre Mutter wäre heute gerne gekommen. Sie ist verhindert, weil sie erfreulicherweise gerade in der Schweiz einen Prozess gegen BAYER führt! Auch ein Mann aus Österreich wäre heute gerne hier, der mich eines Mittwochabends anrief und sagte, dass er gerade die Beerdigung seiner 21-jährigen Tochter vorbereitet. Sie nahm ebenfalls eine Antibabypille aus der Yasmin-Familie. Kathrin Weigele, die im vergangenen Jahr hier ebenfalls zu Ihnen gesprochen hatte und die mich beim Verfassen dieser Rede unterstützt hat, wäre heute auch gerne hier. Sie erlitt im Alter von 24 Jahren nach der Einnahme der Yasmin eine schwere beidseitige Lungenembolie mit einer Überlebenschance von 5%. Aufgrund dringend notwendiger Reha-Maßnahmen kann sie heute leider nicht hier sein. Die Liste der Namen ließe sich beliebig weiterführen. Seit Kathrin Weigele und ich an die Öffentlichkeit getreten sind, haben sich zahlreiche betroffene Mädchen und Frauen sowie deren Familien an uns gewandt.
Herr Dr. Dekkers, wie können Sie angesichts der stetig steigenden Anzahl an Geschädigten immer noch von Einzelfällen sprechen? Wie können Sie weiterhin ein positives Sicherheitsprofil der von Ihnen vertriebenen Antibabypillen propagieren? Wie viele Opfer und Todesfälle gibt es wirklich? Warum werden Angaben zur Häufigkeit von schweren Nebenwirkungen und sogar Todesfällen vom Bayer-Konzern weiterhin verschwiegen? Wann legen Sie endlich alle Ihnen gemeldeten Nebenwirkungen und Anwendungsstudien offen?
Wir stehen hier als Betroffene oder als Angehörige im Namen unzähliger Frauen, die durch Ihre drospirenonhaltigen Pillen das Leben verloren haben oder schwer geschädigt wurden. Wir stehen hier - Reagieren Sie endlich auf uns!

Als Marktführer auf dem Gebiet der Antibabypillen tragen Sie mit die Verantwortung für etwa 100 Millionen Frauen, die weltweit mit der Pille verhüten. Auch auf der Homepage der Bayer-Healthcare, einem Ihrer Tochterunternehmen, ist zu lesen: “Wir arbeiten nachhaltig und stellen uns unserer Verantwortung als sozial und ethisch handelndes Unternehmen.“ Gehört zu einer solchen Verantwortung nicht auch die ehrliche und umfassende Aufklärung über die Risiken Ihrer Produkte? Im März 2010 wurden Sie von verschiedenen europäischen Arzneimittelbehörden, darunter auch dem deutschen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, dazu aufgefordert, den Beipackzettel der Yasminprodukte zu ändern. Sie wurden dazu aufgefordert, diesen um Risikohinweise zu ergänzen und auf die erhöhte Thrombosegefahr unter Drospirenon hinzuweisen. Meine Frage an den Vorstand: Warum ist bis heute nichts passiert? Der „aktuelle“ Beipackzettel und die Fachinformation sind auf dem Stand von Mai 2009! Gibt es eine Frist zur Umsetzung der Änderungen? Wenn ja, wann endet diese? Bisher sind Sie Ihrer viel zitierten Verantwortung in keinster Weise nachgekommen. Stattdessen streichen Sie munter weiter Gewinne ein und gefährden weiterhin das Leben junger Frauen.

Ihre Untätigkeit ist allumfassend. Warum werden Studien und Hinweise unabhängiger Wissenschaftler weiterhin nicht ernst genommen? Warum werden Aufforderungen der Behörden einfach übergangen? Auf der letzten Hauptversammlung kündigten Sie an, dass Sie in Zusammenarbeit mit dänischen Wissenschaftlern der vorhin genannten Studie eine weitere Überprüfung des Thromboserisikos anstreben. Doch was ist daraus geworden? Liegen Ihnen da schon Ergebnisse vor?

Herr Dr. Dekkers, Sie sind seit Oktober Vorstandsvorsitzender. Warum haben Sie immer noch nicht gehandelt? Vielleicht etwa weil die Pillen der Yasmin-Gruppe zu Ihren umsatzstärksten Medizinprodukten gehören? Sie machen mit diesen Pillen jährlich einen Umsatz von über 1 Milliarde Euro! Ist das etwa der Grund, warum Sie nicht handeln wollen und lieber den Tod weiterer Mädchen im vergangenen Jahr in Kauf genommen haben? Rechtfertigen Umsatzsteigerungen etwa, dass man Frauen ohne ausführliche und umfassende Aufklärung einer erhöhten Thrombosegefahr und somit auch einer konkreten Lebensgefahr aussetzt?

Wir haben Ihnen vergangenes Jahr ein Gesprächsangebot unterbreitet, haben Sie und Ihr Unternehmen auf der letzten Hauptversammlung dazu aufgefordert, sich dem Thema endlich anzunehmen und auf die Betroffenen zuzugehen. Sie haben nicht reagiert. Wenn Sie so von der Ungefährlichkeit Ihres Produkts überzeugt sind, warum können Sie dann nicht mit uns reden? Und sollte es nicht in Ihrem Interesse sein, die Nebenwirkungen der Pille zu erforschen? Und wer könnte besser über die Nebenwirkungen Auskunft geben als wir Überlebende? Sie schweigen uns tot, im wahrsten Sinne des Wortes, stoßen nach der Aktionärsversammlung mit einem Glas Champagner auf Ihr Unternehmen an und hoffen, dass Gras über solche „Störfälle“ wie uns wächst. Aber da haben Sie sich getäuscht. Sie würden uns Betroffene gerne in die Ecke stellen, dass man uns nicht ernst nehmen kann. Aber wir werden nicht aufgeben, bis BAYER endlich Verantwortung übernimmt. In den USA gibt es meines Wissens mehr als 6000 Klagen gegen BAYER, in Kanada sind es acht. Und in der Schweiz hat der Prozess gerade begonnen. Ich möchte nun von Ihnen wissen, wie viele Klagen Ihnen weltweit bekannt sind, wie viele Vergleiche bereits geschlossen wurden und ob es bereits rechtskräftige Urteile gibt.
Dass sich das Thema nicht einfach mehr unter den Tisch kehren lässt, wie Sie es gerne hätten, zeigt auch ein Urteil aus der Schweiz. Dort haben Sie einen Fernsehsender verklagt, der über das Schicksal von Celine berichtet und somit die Diskussion um das erhöhte Thromboserisiko drosperinonhaltiger Pillen eröffnet hat. Sie warfen dem Sender vor, „manipulativ“ gearbeitet zu haben und sind grandios vor dem Bundesgericht gescheitert. Warum stellen Sie sich nicht einfach den Fakten, sondern versuchen kritische Stimmen mundtot zu machen? Die Frage ist nun, wer hier manipulativ arbeitet...

Wir Betroffenen hier standen allesamt mitten im Leben, hatten gerade das Studium beendet oder waren schon fest im Berufsleben verankert. Wir sind keine unwissenden, naiven Mädchen, die denken, dass die Pillen Süßigkeiten sind. Wir sind Tierärztinnen, Journalistinnen, Juristinnen, Architektinnen, die darauf vertraut haben, dass die Pille ihnen nicht schaden würde, weil wir nicht die Risikofaktoren erfüllen. BAYER hat uns unserer körperlichen Unversehrtheit beraubt, manchen sogar das Leben. Keine von uns wird je wieder ganz gesund. Sie haben unser Leben und das unserer Familien komplizierter und anstrengender gemacht. Sie haben uns schreckliche Qualen durchleiden lassen, uns die Unbeschwertheit geraubt und uns zurückgelassen mit der Angst, dass wieder was passieren kann, fremdbestimmt durch Medikamente und Arztbesuche. Sie haben uns ein gesundes, selbstbestimmtes Leben unmöglich gemacht. Wir müssen nun blutverdünnende Medikamente nehmen, mit denen wir nicht schwanger werden dürfen. Wir sind junge Frauen Mitte/Ende 20 und dürfen keine Kinder bekommen. Die Antibabypille hat in diesem Fall wirklich ganze Arbeit geleistet. Herr Dr. Dekkers, Sie haben selbst drei Töchter. Würden Sie ihnen eine Pille der Yasmin-Gruppe empfehlen?

Ich zitiere: „Ziel von Bayer HealthCare ist es, Produkte zu erforschen, zu entwickeln, zu produzieren und zu vertreiben, um die Gesundheit von Mensch und Tier weltweit zu verbessern.“ Das lässt sich so zumindest Ihrer Homepage entnehmen. Lebensbedrohliche Erkrankungen, lebenslängliche Behinderungen, Medikamenteneinnahme, lebenslange Folgeschäden und sogar Todesfälle. Verstehen Sie DAS unter „Science for a better life?“

Wir werden solange kämpfen, bis Sie die drospirenonhaltigen Pillen vom Markt genommen haben. Wir waren letztes Jahr hier, wir sind dieses Jahr hier und wir werden wieder kommen. Übernehmen Sie endlich Verantwortung!

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[PETA] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede von Christine Esch, PETA, zu Tierversuchen

Guten Tag, meine Damen und Herren, werte Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates.

Mein Name ist Christine Esch, ich bin Tierärztin und Kampagnenleiterin im Bereich Tierversuche bei PETA Deutschland e.V. PETA Deutschland ist eine Schwesterorganisation von PETA USA, der mit über zwei Millionen Unterstützern weltweit größten Tierrechtsorganisation. Ich möchte zum Thema Tierversuche sprechen. Herr Dekkers hat ja heute Mittag schon Stellung zu unseren Gegenanträgen genommen, darauf werde ich ebenfalls kurz eingehen.

PETA USA hat im letzten Jahr eine Undercover-Recherche in einem Auftragslabor für Tierversuche in den USA durchgeführt. Während des Zeitraumes der Ermittlung wurde in dem Labor unter anderem eine dreimonatige Studie an Hunden durchgeführt, deren Auftraggeber BAYER war. Der Zeitraum, in dem diese Studie stattfand, war November 2009 – Januar 2010. Die PETA-Recherche war im Sommer 2010 beendet, im September 2010 wurden die Ergebnisse veröffentlicht, also über ein halbes Jahr, nachdem die BAYER-Studie abgeschlossen war. Es ist deshalb sehr nett, dass Herr Dekkers sagt, man habe sofort nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe die Zusammenarbeit mit dem Labor abgebrochen, entspricht aber nicht ganz den tatsächlichen Verhältnissen, denn zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war die von BAYER beauftragte Studie bereits beendet.

Die Bayer-Grundsätze zu Tierschutz und Tierversuchen besagen explizit, dass Tiere, die von dem Unternehmen für Experimente verwendet werden, unter Einhaltung von „allen nationalen, zwischenstaatlichen und lokalen Gesetzen und Bestimmungen“ „unter fachgemäßen Bedingungen“ gehalten und „respektvoll“ behandelt werden. Die Grundsätze bestätigen weiterhin: „Es wird nur ausgebildetes und qualifiziertes Personal zur Pflege und Behandlung der
Versuchstiere eingesetzt.“ In dem Absatz zu externen Laboren legen die Bayer-
Grundsätze zu Tierschutz und Tierversuchen fest: „Mit Tierversuchen, die wir
nicht selbst durchführen, beauftragen wir nur solche externen Vertragslabors, deren Arbeit mit unseren Grundsätzen in Einklang steht.“

Dennoch zeigt das Dokumentations- und Videomaterial von der PETA-Recherche in dem betreffenden amerikanischen Labor eindeutige Verstöße gegen die Grundsätze von Bayer, ich kann jedem nur empfehlen, sich auf www.peta.de/plrs selbst ein Bild von der Situation der Tiere in diesem Labor zu machen. Es konnte unter anderem dokumentiert werden, dass:

- kranken und verletzten Tieren regelmäßig tierärztliche Versorgung
verweigert wurde
- einem unzureichend anästhetisierten Hund von einem ungelernten Mitarbeiter mit einer Zange ein Zahn gezogen wurde, woraufhin der Hund heftig strampelte
- Katzen regelmäßig brutal in Käfige geworfen und geschleudert wurden
- Katzen und Hunde mit Hochdruckreinigern abgespritzt wurden, die unter anderem Bleichmittel enthielten
- Mitarbeiter die Tiere obszön beschimpften und anschrien
- Mitarbeiter die Tiere umherzerrten, schmissen und traten
- ein Angestellter mehrmals versuchte, die Krallen einer Katze herauszureißen, indem er die Katze gegen einen Gitterzaun drückte, so dass die Katze sich an die Abzäunung krallte, und er die Katze dann von der Abzäunung riss
- die Räume, in denen die Tiere untergebracht waren, verdreckt und ohrenbetäubend laut waren.

Ein erster Ermittlungsbericht, der vom US-Landwirtschaftsministerium erstellt wurde – das ist die zuständige Behörde für die Einhaltung von Mindesttierschutzstandards in den USA – bestätigt ernsthafte Gesundheitsprobleme bei den Tieren und unterdurchschnittlich schlechte Haltungsbedingungen in dem betreffenden Labor; eine umfassende Untersuchung läuft zur Zeit noch, das Labor hat mittlerweile geschlossen.

Ich möchte Sie dazu fragen:

Warum hat BAYER nicht dafür gesorgt, dass keines dieser Tiere unter mangelnder tierärztlicher Versorgung, schlechter Haltung oder sogar ausgesprochener Misshandlung leidet?

Warum hat BAYER die konzerneigenen Richtlinien und Selbstverpflichtungen nicht umgesetzt und eingehalten?

Warum wurde nicht dafür Sorge getragen, dass zumindest die gesetzlich vorgeschriebenen Mindesttierschutzstandards eingehalten wurden?

Und um auf Ihre Stellungnahme von vorhin einzugehen, Herr Dekkers: Wenn Sie – wie Sie sagen – Ihre Vertragslabore kontrollieren, wie kann es dann sein, dass Sie keine Informationen über die Zustände bei PLRS hatten? Ich möchte Sie erneut ermuntern, sich die Recherchevideos auf www.peta.de/plrs anzuschauen, dass man wirklich kein Experte sein muss, um den Tiermissbrauch und die Missstände im PLRS-Labor zu erkennen.

Und um den Bogen schließlich noch weiter zu spannen:

Wann wird BAYER endlich eine globale Selbstverpflichtung aussprechen, die
Verwendung veralteter Tierversuche zumindest für die Fälle, wo validierte tierfreie Alternativen bereits vorhanden sind, gänzlich auslaufen zu lassen?

Dutzende moderne tierfreie Testmethoden wurden von zuständigen Behörden in den USA, der Europäischen Union, Japan, Kanada und andernorts auf der Welt validiert.
Diese Methoden werden als vollständiger Ersatz für traditionelle, tier-basierte
Toxizitätstests anerkannt. Sie sind im Allgemeinen schneller, sensitiver, sicherer für den Verbraucher und günstiger als die traditionellen Tierversuche. In den EU-Ländern, in denen Bayer tätig ist, sind Unternehmen vom Gesetz her verpflichtet, diese Alternativ-Testmethoden anstelle von Tierversuchen zu
verwenden.

In den traditionellen Tierversuchen, von denen Bayer außerhalb der EU noch immer Gebrauch macht, werden Ratten, Meerschweinchen und Kaninchen rasiert, fixiert und reizende Chemikalien werden auf ihre nackte Haut aufgetragen.

Bei einem anderen Versuch werden Kaninchen in speziellen Vorrichtungen fixiert und ihnen werden Chemikalien injiziert. Sie können Auswirkungen von Fieber über Atembeschwerden bis zu Kreislauf- und Organversagen – und sogar einen tödlichen Schock – erleiden.

Bei Bayers oralen Toxizitätstests werden Hunde, Mäuse und Ratten dazu gezwungen,
gewaltige Mengen einer Testchemikalie zu schlucken. Die Tiere können akute
Bauchschmerzen, Durchfall, Krämpfe, Anfälle, Lähmungen und Blutungen aus Nase, Mund und Genitalien durchleiden, bevor sie letztendlich sterben.

Akkurate, humane, tierfreie Methoden stehen zur Verfügung, um diese Tests zu
ersetzen. Die globale Einführung von tierfreien Testmethoden, die wissenschaftlich validiert wurden und als für die menschliche Gesundheit relevant erachtet werden, in allen Bayer-Anlagen und Vertragslaboren würde dem Unternehmen dabei helfen, die Verwendung von Mäusen, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen und anderen Tieren in schmerzhaften, veralteten Versuchen zu reduzieren und gleichzeitig die Sicherheit von Bayer-Produkten zu gewährleisten.

Ich frage Sie:

Wann wird BAYER endlich ausreichende Schritte unternehmen, den gewaltigen
Einsatz von Tieren in schmerzvollen und antiquierten Versuchen durch das
Unternehmen zu stoppen? Damit würden auch die Medikamente aus dem Hause BAYER möglicherweise endlich sicher, denn wir kennen ja – und haben heute verschiedene aufrüttelnde Beiträge dazu gehört – leider sehr viele Beispiele von Medikamenten, die aufgrund von Tierversuchen zugelassen wurden, beim Menschen aber schreckliche Nebenwirkungen verursachen.

Meine letzte Frage also an Sie:

Sperren Ihre Kinder ihre Kaninchen und Meerschweinchen eigentlich weg, wenn Sie nach Hause kommen, Herr Dekkers?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[Andre Sommer] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede von Andre Sommer zu Geburtsschäden durch hormonale Schwangerschafts-Tests

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Andre Sommer und ich spreche zum Thema Duogynon. Ich möchte Sie bitten mir die nächsten fünf Minuten zuzuhören. Es ist mir wichtig Ihnen unsere Sicht der Dinge zum Thema Duogynon aufzuzeigen.
Duogynon war ein Scheringprodukt. Es wurde fast drei Jahrzehnte unter anderem als hormoneller Schwangerschaftstest eingesetzt. Die Wirkstoffe, die in zwei Tabletten Duogynon enthalten waren, entsprechen heute in etwa zwei bis drei Monatsrationen hormonbasierter Antibabypillen. Die zwei Dragees sollten die Regel einleiten, war dies nicht der Fall, sollte man schwanger sein. Unter der Hand nahm man diese Pillen auch zum gewollten Schwangerschaftsabbruch ein. Dazu musste man dann sechs Tabletten einnehmen. Dies sage ich nur, dass Sie sehen zu was dieses Medikament fähig war. In Normaldosierung (also zwei Tabletten) ein Schwangerschaftstest, in Überdosierung (fünf bis sechs Tabletten) ein unerlaubtes Abbruchmittel. Absurd oder? Liegt es da nicht nahe, dass dieses Medikament auch zu Missbildungen fähig war?
Vor nunmehr 1 ½ Jahren haben wir bei der Bayer AG angefragt, ob wir Auskunft über Duogynon und Informationen über den Verdacht von Missbildungen bekommen. Dies wurde abgelehnt. Erst danach wurde eine Auskunftsklage eingereicht. Aus welchem Grund verweigert Bayer-Schering die Auskunft über Duogynon?
In den mehr als 3.500 Emails und Briefen die mich seit nun zehn Monaten erreichten sprachen sehr viele Frauen über dieselben Symptome: entsetzliche Krämpfe, Bauchschmerzen, Ausfluss....ungewollte Schwangerschaftsabbrüche kurz nach der Einnahme; Totgeburten,.....
Viele Kinder, deren Mütter Duogynon einnahmen, kamen mit schweren Missbildungen zur Welt, wie offenem Rücken, Wasserköpfen, Verstümmelungen an den Gliedmaßen und urogenitale Schäden, wie Nierenschäden, Harnleiterfehlbildungen oder Blasenekstrophien.
Es waren schreckliche Schilderungen:
- Mütter schrieben, dass ihr Kinder nach entsetzlichem Leid aufgrund von Wasserköpfen oder offenem Rücken nach wenigen Tagen oder Wochen starben....
- Die Kinder leiden bis heute unter den Missbildungen. Sie können kein selbstbestimmtes oder glückliches Leben führen, sind auf Hilfe anderer angewiesen und Leben am Rande der Gesellschaft....
à Eines ist aber bei allen Menschen, die uns anschrieben gleich. Sie alle beschäftigt dieses Thema seit über 30 Jahren. Sie leben tagtäglich mit dem Trauma und denken wenn nicht täglich, dann immer wieder daran und stellen sich die Frage nach dem Warum? Warum wurde mein Kind schwer geschädigt oder starb?
Die Menschen wollen nur endlich Gewissheit haben, ob Duogynon schuld an Missbildungen hatte oder nicht. Wie kommt Bayer darauf, dass so etwas jemals für diese Menschen verjährt? Wie kann sich ein deutsches Vorzeigeunternehmen auf die Verjährung berufen? Begreifen Sie nicht was es für die mutmaßlichen Opfer bedeutet, wenn Sie sagen dass dies verjährt sein soll? Das hat juristisch in der ersten Instanz geklappt, aber wenn man es rein menschlich betrachtet, dann ist ein solches Verhalten einfach nur unverständlich, um nicht zu sagen abstoßend. Wo sind denn hier ihre Bayer- LIFE Werte die sie heute morgen vorgestellt haben? Wo sind sie? Wo ist die Integrität? Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung Herr Hüppe hat sich vorige Woche persönlich an den Vorstand der Bayer AG gewandt. Wörtlich heißt es : „Aus meiner Sicht wird nicht angemessen mit den betroffenen Menschen umgegangen, weil sie keine Möglichkeit haben, Einsicht in für die Aufklärung eventuell relevante Unterlagen zu erhalten.... Gleichwohl bin ich der Ansicht, dass es gute Gründe gibt, die Haltung Ihres Unternehmens in dieser Angelegenheit zu überdenken..... Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Ihr Unternehmen aktiv diesen Prozess initiieren und auf die betroffenen Menschen zugehen würde, anstatt sich nur auf eine formal korrekte Rechtsposition zu berufen".
Warum sprechen Sie nicht mit uns? Sie haben sogar einen Vergleichsvorschlag abgelehnt, bei dem ich auf alle Schadensersatzansprüche verzichtet hatte, nur um dann die Einblick in die Unterlagen zu bekommen. Wo ist dort die Fairness und die Transparenz, die Sie auf Ihren Firmenseiten propagieren?
Uns liegen unabhängige Tierversuche und Dissertationen vor, die Fragen aufwerfen. Ihre Tierversuche sollen keine eindeutigen Zusammenhänge aufzeigen. Wie hat Schering dieses Medikament geprüft? Zu welchen internen Schlüssen kam man? Wo kann ich die Tierversuche einsehen?
Innerhalb von nur zehn Monaten haben sich 325 deutsche mutmaßlich Geschädigte gemeldet. Zahlreiche Medien wie Spiegel, Stern, Stern TV, Frontal 21, Tagesthemen, heute journal, Br, SWR, RBB und viele mehr... haben darüber berichtet und es werden noch einige folgen....
Immer wieder wurde gefragt, wie Bayer die unterschiedliche Vorgehensweise in England und Deutschland erklärt? Es handelte es sich doch um dasselbe Unternehmen: In England wurde 1970 ein äußerlich gut lesbarer Warnhinweis auf den Packungen angebracht, dass Duogynon (Primodos) nicht während der Schwangerschaft eingenommen werden darf. In Deutschland erfolgte erst 1978 ein dezenter Hinweis in den Packungsbeilagen. Warum wurde erst so viel später in Deutschland davor gewarnt?
Das Kammergericht Berlin wird sich nun mit dem Fall beschäftigen und es kann sich noch zu einem jahrelangem Rechtsstreit vor dem Bundesgerichtshof entwickeln. Es wird sich zeigen was vor Gericht passiert und wie sich die Sache dort entwickelt. Wir bieten Ihnen jeder Zeit Gespräche an. Sprechen Sie mit uns und lassen Sie uns den Fall endgültig klären.
Nutzen Sie die Chance und geben Sie den Menschen endlich Gewissheit. Wenn Sie Ihren Weg weiter gehen, dann besteht die Möglichkeit, dass alle Medien in Deutschland in naher Zukunft über den größten Medikamentskandal nach Contergan berichten werden.... Wollen Sie das? Soll Bayer mit so was in Verbindung gebracht werden oder wäre es nicht besser, wenn man miteinander spricht zu einer fairen Lösung kommt?
Wir wollen einfach nur Gewissheit und Antworten. Sollte sich keine Schuld an Missbildungen in allen Unterlagen nachweisen lassen, dann höre ich sofort auf. Sollten dem Unternehmen aber Unterlagen bekannt sein, die auf Zusammenhänge schließen lassen, so muss es eine angemessene Stiftungslösung für alle Geschädigten geben!
Es ist nicht meine Lebensaufgabe hier zu stehen und gegen Bayer vorzugehen. Es gibt gewisse Werte die auch Bayer einhalten sollte! Die auf ihrer Homepage genannt werden... Fairness, Respekt, als eine Richtschnur für das Handeln, Verantwortung übernehmen für Aufgaben und Ergebnisse, Erfolge und Misserfolge.....halten Sie sich daran und reden Sie mit uns!
Wenn Bayer öffentlich die Auffassung vertritt, dass erwiesen sei, dass Duogynon nicht fruchtschädigend gewirkt habe, aus welchem Grund wird denn dann die Auskunft nicht erteilt? Dies ist der Öffentlichkeit nicht vermittelbar und schadet dem Unternehmen. Lassen Sie uns die Diskussion nun gemeinsam beenden.
Nun bitte ich Sie um Ihre Unterstützung! Stimmen Sie für unseren Gegenantrag. Es geht uns um Gewissheit und eine endgültige Antwort. Lassen Sie uns die Akte Duogynon endlich schließen und das Thema beenden. Geben Sie der Wahrheit eine Chance.
Vielen Dank fürs Zuhören und ich wünsche Ihnen noch einen guten Heimweg und ein schönes Wochenende.
Danke.
A. Sommer

Antwort des Vorstandes Herr Dekker

Jeder von ihnen hat uns von seinem Schicksal und dies in Verbindung mit dem Medikament von Schering erzählt. Wir haben im Rahmen von früheren Hauptversammlung unter meinem Vorgänger Herr Wenning schon mehrfach betont, dass wir das Schicksal von Menschen mit Behinderungen bedauern, auch hat er unterstrichen, dass wir die Suche nach den Ursachen der Behinderungen verstehen. Ich kann das nur wiederholen.
Wiederholen kann ich allerdings auch, dass sich nichts an den Fakten geändert hat. Sie sprechen eindeutig gegen ihr Anliegen. Es gibt keinen Nachweis für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen Duogynon bzw. Primodos und den diskutierten embryonalen Missbildungen. Das haben umfangreiche medizinische und toxikologische Untersuchungen und Gutachten ergeben, die auch Gegenstand juristischer Auseinandersetzungen waren. Namhafte Experten machten diese Untersuchungen, unter anderem aus Deutschland, Finnland und den USA.
Zu diesem Ergebnis kommt auch der High Court in England im Jahre 1982 und die Staatsanwaltschaft Berlin im Jahre 1980. Es sind keine neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse bekannt die die Gültigkeit der damaligen Bewertung in Frage stellt.
Gemeinsam mit Herrn Wilke (der Redner nach Hr Sommer, der unseren Gegenantrag unterstütze) haben sie auch das Thema Einsichtnahme in Akten in Duogynon angesprochen. Das Landgericht Berlin hat hierzu erst kürzlich eine Entscheidung getroffen und die entsprechende Klage von Herrn Sommer abgewiesen. Noch einmal, aus unserer Sicht ist weder ein Kausalzusammenhang, noch ein verbrecherisches Verhalten von Bayer oder eines seiner Töchtergesellschaften festzustellen. An dieser Überzeugung halten wir fest.

Unsere Rede fand um ca. 16.50 Uhr statt; als ca. 27 Redner von insgesamt 32 (Dauer 5-6min). Die Antwort des Vorstandes gab es um ca. 17.30 Uhr. Die Antwort dauerte 2,40min.

[DJB] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede von Ingeborg Heinze, Deutscher Juristinnenbund e.V.

Frage 1
Welchen Grund gibt es , dass Ihr Ziel für die angemessene Beteiligung von Frauen im Aufsichtsrat bei nur 20% liegt und damit weit unter der vom djb geforderten 40 % Quote ?

Selbst von europäischer Ebene kommt die Forderung von 30 % bis 2015 und 40 % bis 2020. Sollten Sie da Ihre Ziele nicht etwas ehrgeiziger stecken, damit Sie auch in Bezug auf Frauen mit Ihrem Slogan „Bayer – operativ auf Kurs“ werben können ?

Was sind Ihre Kriterien für die Angemessenheit ?

Welche Eignungskriterien hat der Nominierungsausschuss für die Aufsichtsratsposition ?

Welche Überlegungen liegen den zeitliche Vorgaben zugrunde ?

Wie wollen Sie bei dieser Zeitvorgabe eine angemessene Beteiligung von Frauen in absehbarer Zeit erreichen, d.h. gibt es Zwischenschritte ?

Welche Maßnahmen haben Sie konkret ergriffen, um ihr Ziel zu erreichen ?

Frage 2
Der Corporate Governance Kodex sieht auch Diversity bei der Besetzung des Vorstands und bei der Besetzung von Führungspositionen vor. Das bedeutet, es soll insbesondere auch eine angemessene Berücksichtigung von Frauen angestrebt werden.

Sie haben eine uneingeschränkte Entsprechenserklärung abgegeben. Wie werden Sie diese Empfehlung umsetzen ?

Welche quantitativen Vorgaben haben Sie für Vorstand gewählt – bisher findet sich noch keine Frau im Vorstand. Für weitere Führungspositionen haben Sie die Zielgröße von 30 % konzernweit bis 2015 gewählt. Das begrüßen wir sehr und werden die Entwicklung beobachten.

Aus welchem Grund halten Sie nicht zumindest eine Beteiligung von 40 % für beide Geschlechter im Vorstand und weiteren Führungspositionen für angemessen?

Frage 3
Ist die Erhöhung des Frauenanteils in Führungspositionen ein Bestandteil der Zielvereinbarung für die Vorstandsvergütung im Rahmen der Bonuszahlung?

Frage 4
Wie haben sie sichergestellt, dass in den Besetzungsgremien auch Frauen vertreten sind? Werden Besetzungsentscheidungen für die Ebenen unterhalb des Vorstandes transparent gemacht? Wie geschieht dies ?

Frage 5
Wie hoch war der Frauenanteil auf den einzelnen Führungsebenen unter dem Vorstand in Deutschland 2010?

Ich finde in Ihrem Lagebericht Zahlen zu Frauen im Konzernführungskreis, außertariflich Beschäftigte und Fachkräfte. Sind das Ihre Führungsebenen oder wie viel Führungsebenen haben Sie ? Gibt es messbare Veränderungen gegenüber dem Vorjahr ?

Frage 6
Haben Sie im letzten Jahr neue Frauenförderprogramme eingeführt oder bestehende ausgeweitet ? Gibt es spezielle Frauenförderprogramme für weibliche Führungskräfte ?

Frage 7
Haben Sie flankierende Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Familie/Privatleben und Beruf gegenüber dem Vorjahr ausgeweitet/verändert ? Wenn ja, wie ?
Wie viele Frauen und wie viel Männer in Führungspositionen haben 2010 Elternzeit genommen ? Wie viele Monate durchschnittlich? Ist eine Veränderung gegenüber dem Vorjahr festzustellen ?

Frage 8
Wie hoch ist die Entgeltdifferenz zwischen Männern und Frauen in Ihrem Unternehmen ? Haben Sie in Ihrem Unternehmen bereits einmal ein Entgeltscreening, d.h. eine Untersuchung zur Entgeltdifferenz durchgeführt ?

[Bluter] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Andreas Bemeleit, Robin Blood

Guten Tag, verehrte Damen und Herren,

Mein Name ist Bettina Schneider. Ich verlese eine Rede von Andreas Bemeleit, der aus gesundheitlichen Gründen nicht anreisen kann.

Mein Name ist Andreas Bemeleit, ich bin 49 Jahre alt und wäre da nicht diese alte Geschichte, dann würde nicht Frau Schneider hier stehen und meine Rede für mich vorlesen. Dann säße ich vielleicht neben Ihnen auf dem Stuhl. Ich bin Diplom-Informatiker und war in meinem Beruf sehr erfolgreich. Das ist mehr als 20 Jahre her.

Doch da ist die ungeklärte Geschichte. Ich möchte Sie Ihnen kurz erzählen:

In den 70er und 80er Jahren wurde ich, wie auch 4.500 weitere Bluter durch verunreinigte Blutpräparaten mit Hepatitis-C Viren infiziert. In den vergangenen Jahren sind viele von uns gestorben. Haupttodesursache bei infizierten Blutern ist Leberzirrhose bzw. Leberkrebs.

Wir Bluter hatten darauf vertraut, dass wir mit sicheren Medikamenten versorgt werden. Doch die Konzerne benutzten für die Herstellung der Gerinnungspräparate vor allem preiswertes Blut von Hochrisikogruppen wie Gefängnis-Insassen. Weltmarktführer war zu diesem Zeitpunkt die BAYER-Tochter Cutter.

Die einzige Behandlungsmöglichkeit der Hepatitis-C Infektion ist eine einjährige Interferontherapie. Diese Therapie hat schwerwiegende Nebenwirkungen und führt nur bei einem geringen Anteil der Betroffenen zu einer Heilung. Die letzte Möglichkeit ist eine Lebertransplantation mit ihren hohen Risiken.

Bis heute warte ich gemeinsam mit 3000 noch lebenden Blutern auf eine angemessene Entschädigungsregelung. 2009 gründete ich daher das Netzwerk Robin Blood. Das Netzwerk hat sich dem vorrangigen Ziel verschrieben, die durch HIV oder Hepatitis-C Infizierten zu unterstützen.

Die BAYER AG hat vor wenigen Monaten zusammen mit anderen Pharmaunternehmen einen kleinen Anteil der Infizierten aus 22 Ländern im Rahmen einer Sammelklage in den USA entschädigt. In der Presse war zu lesen, dass die Entschädigungssumme bei rund 50 Millionen Dollar lag.

Ich frage den Vorstand in diesem Zusammenhang:

Wie hoch war der Anteil, den BAYER geleistet hat? An wie viele Betroffene in wie vielen Ländern hat BAYER Zahlungen geleistet?

Warum wird diese Summe nicht im Geschäftsbericht für 2010 erwähnt?

Warum schließt diese wichtige Regelung den größten Teil der betroffenen Bluter in Deutschland aus ?

Für viele der Betroffenen ist es mittlerweile schwer oder unmöglich, sich und ihre Familien zu versorgen. Die Wenigsten von uns sind in der Lage, arbeiten zu gehen, Geld zu verdienen.

Die Sorgen und Ängste der Betroffenen betreffen grundlegende Lebensbereiche.
Im folgenden einige Worte von Infizierten:

„Die „HCV Infektion wurde bei mir am 1985 festgestellt und ich spüre, wie sich meine Lebensqualität ganz langsam aber sicher verschlechtert. Alles was ich mir wünsche, ist wenigstens halbwegs sorgenfrei und in Ruhe zu leben....“

Ein anderer Betroffener formuliert es mit diesen Worten: „Ich vergleiche meinen Körper gerne mit einem Akku. Es gab sehr oft Zeiten, in denen mein Akku nahezu ausgebrannt war. Und auch zur Zeit ist solch ein Zeitpunkt gekommen, an dem mein Akku sich dem Ende zuneigt. Ich brauche Ruhe und Frieden und einen klaren Kopf, um ihn wieder aufzuladen.“

Wir leben ein Leben mit ungewollter Krankheit, damit einhergehender Berufsunfähigkeit, und in großer Armut. Es bleibt uns die Aussicht auf frühzeitigen Tod infolge der Infektion. Der Weg bis zum Ende ist elend.

Ist sich der Vorstand bewusst, dass der Ausschluss von der Entschädigungszahlung für einen Großteil der infizierten Bluter folgendes bedeutet:

- Den Betroffenen droht Leberkrebs welcher eine Lebertransplantation notwendig macht.
- Sie sind aufgrund der schon seit mehr als 20 Jahren anhaltenden Erkrankung körperlich stark geschwächt.
- Sie sind nicht mehr in der Lage einen Beruf auszuüben, um sich und ihre Familien zu versorgen. Ohne eine gesicherte Entschädigungsregelung werden sie verarmen.

Die BAYER Tochter Cutter war damals der Hauptverursacher von Tausenden Hepatitis und AIDS-Erkrankungen. Warum will die BAYER AG dennoch, obwohl die monatlichen Zahlungen für die Betroffenen mit zunehmenden Alter überlebenswichtig werden, aus der langfristigen Finanzierung des HIV-Hilfe Fonds aussteigen ?

Bei Robin Blood haben sich infizierte Hämophile, Angehörige und Unterstützer zusammengeschlossen. 63 Menschen auch aus der Schweiz und Spanien haben sich mit ihrem Namen für die gerechte Entschädigung der mit HCV infizierten Hämophilen solidarisch erklärt. Ihnen gebührt unser Dank!

Uns geht es darum, die Menschen zu unterstützen, die durch defizitäre gesundheitliche Versorgung in diesen Zustand geraten sind. Unser Ziel ist es, gegen die profitorientierte Missachtung der Gesundheit der Anwender von Medikamenten angehen zu können.

Viele Geschädigte scheuen sich, öffentlich aufzutreten. Sie kommunizieren daher auf allen heute möglichen Wegen, über das Internet und soziale Netze, dass sie an Hepatitits-C und AIDS erkrankt sind. Sie nennen die Verursacher wie BAYER und mahnen eine Entschädigungsregelung an.

Liebe Aktionäre der Bayer AG, Sie haben immer gute Dividende erhalten. Ein kleiner Teil dieser Dividende wäre ein großer Schritt für uns, Frieden zu finden.

Wäre es für die Außenwirkung der BAYER AG nicht von Vorteil, sich als verantwortungsvolles Unternehmen darzustellen, indem eine für alle Beteiligten annehmbare Regelung vereinbart? Anstatt den Eindruck zu erwecken, sich aus der Verantwortung zu stehlen, indem sie auf den baldigen Tod der Betroffenen spekuliert? Ich appelliere an Ihr Gewissen, diese alte Geschichte zu klären und uns eine Zukunft in Würde zu geben.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit

[Pehrke] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist, gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an und möchte zu BAYERs letztem Nachhaltigkeitsbericht sprechen.

In der Vorbemerkung zum Nachhaltigkeitsbericht heißt es, ich zitiere:

Wir bekennen uns zu den Prinzipien des Sustainable Development und zur Rolle eines sozial und ethisch verantwortlich handelnden ‚Corporate Citizen‘“

Die Zahlen des Nachhaltigkeitsberichts geben das jedoch nicht her. So stößt BAYER 8,1 Millionen Tonnen klimaschädigendes Kohlendioxid aus. Und der Konzern will das auch nicht ändern. Geplant ist laut Nachhaltigkeitsbericht vielmehr das Einfrieren der Treibhausgas-Emissionen auf dem Stand von 2007 bis zum Jahr 2020 geplant und keine Reduzierung. Dazu meine Frage:

Warum arbeitet BAYER nicht daran, die CO2-Emissionen zu reduzieren?

Aber auch die Werte für andere klima-schädigende Substanzen stiegen. Sie betrugen 17,5 Tonnen. Als Grund dafür nennt der Nachhaltigkeitsbericht neben der Produktion im Chemie-„Park“ Dormagen das Werk im indischen Vapi. Dort kam es zu einem erhöhten Ausstoß von Tetrachlorkohlenstoff, der noch dazu auch noch krebserregend ist. Im Nachhaltigkeitsbericht 2008 war dieses Werk sogar ganz allein für den größten Teil der Zunahme ozon-abbauender Substanzen verantwortlich. Damit trägt BAYER nicht wenig dazu bei, das die Industrie-Zone von Vapi mit ihren 1.500 Fabriken längst traurige Berühmtheit erlangt hat. Das indische Umweltministerium erklärte die Gegend um Vapi jüngst zur zweit-verseuchtesten Region im ganzen Land.

Dazu jetzt meine Frage:

Warum will BAYER sich trotzdem bis 2015 Zeit lassen, um die Umweltstandards des Werkes in Vapi auf ein halbwegs erträgliches Niveau zu heben und was ist bisher geschehen?

Aber auch in den westlichen Industriestaaten verschmutzt BAYER die Luft. Im letzten April erkor ein Institut aus Massachusetts BAYER zum „Top-Luftverschmutzer“ in den USA. Den Ausschlag dafür gab ein Schadstoff-Ausstoß von über 326 Tonnen und eine Giftstoff-Verbrennung in Höhe von über 4.000 Tonnen, darunter mehr als 1.000 Tonnen des krebserregenden Stoffes TDA im Werk Baytown.

Hierzu meine Fragen:

1.Wie hoch war die Menge des im Werk Baytown verbrannten TDA im letzten Jahr?

2. Plant BAYER eine Reduzierung dieses Volumens?

Auch insgesamt stieg die Menge der gefährlichen Produktionsrückstände. 375.000 Tonnen waren es weltweit. BAYER räumt selbst ein, es nicht geschafft zu haben, diese Menge zu reduzieren. Im Nachhaltigkeitsbericht heißt es, ich zitiere:

Von unserem selbstgesteckten Ziel, die Menge der gefährlichen Produktionsabfälle unter 2,5 Prozent pro Verkaufsprodukt zu senken, haben wir uns weiter entfernt.

Dazu meine Frage:

Was wollen Sie in Zukunft unternehmen, um das selbstgesteckte Ziel doch noch zu erreichen?

Es gibt jedoch nicht nur diese „ganz normale“ Schadstoff-Produktion, es gibt auch die unvorhergesehene. Wir sagen „Störfälle“ dazu, der Nachhaltigkeitsbericht nennt das „Umweltereignisse“. 13 solcher Umweltereignisse zählt der Bericht auf, vier mehr als 2008. In Baytown trat beispielsweise Kohlenmonoxid und Monochlorbenzol aus, im indischen Thane brannte ein Pestizid-Zwischenlager, in Bergkamen explodierte Aluminium-Alkyl und in Dormagen musste gleich zweimal eine Ammoniak-Dampfwand einen Phosgen-Austritt verhindern.

Dazu möchte ich wissen:

1.Wie kam es zu dieser Steigerung?

2. Was will BAYER in Zukunft tun, um die Störfälle zu reduzieren. Allein mit einem veränderten Management-Ansatz, wie ihn der Nachhaltigkeitsbericht ankündigt, ist es offensichtlich nicht getan, denn auch im letzten Jahr gab es wieder eine ganze Menge „Umweltereignisse“, darunter sogar eines mit tödlichem Ausgang - nicht ganz zufällig wieder in Indien?

Es ist jedoch nicht nur kritikwürdig, was im Nachhaltigkeitsbericht steht. Es ist auch kritikwürdig, was im Nachhaltigkeitsbericht nicht steht oder nicht mehr steht, denn das ist eine ganze Menge.

So gibt es im Gegensatz zu früher im Nachhaltigkeitsbericht keine Angaben mehr zu den gefährlichen Quecksilber-Emissionen. Es gibt nur ganz allgemein eine Angabe zu den Schwermetall-Emissionen ins Wasser. 9 Kilogramm betragen sie. Zu den Schwermetall-Emissionen und denm Anteil der Quecksilber-Emssionen daran gibt es keinerlei Informationen. Auch schweigt sich der Bericht darüber aus, was bei der Umstellung der Chlorproduktion in Krefeld auf Quecksilber-freie Verfahren mit den Quecksilber-Rückständen geschieht, obwohl es sich dabei um mehrere hundert Tonnen handelt.

Dazu jetzt meine Fragen:

1. Wie hoch waren im Berichtszeitraum die Quecksilber-Emissionen in die Luft und ins Wasser?

2. Wie geht BAYER beim Umbau des Krefelder Werkes vor und wie wird das Quecksilber entsorgt?

3. Was unternimmt BAYER zum Schutz der beteiligten Beschäftigten?

Generell setzen sich die Beschäftigten in der Chemie-Industrie einem hohen Gesundheitsrisiko aus. Trotzdem gibt es in den letzten Nachhaltigkeitsberichten keinerlei Informationen über die Berufskrankheiten mehr. Die letzten Zahlen zu den anerkannten Berufskrankheiten stammen aus dem Nachhaltigkeitsbericht vom Jahr 2000. Damals führte BAYER 130 anerkannte Berufskrankheiten von ehemaligen Beschäftigten an. Auslöser waren vor allem Asbest und Lärm. Heutzutage findet man solche Informationen nur noch im Geschäftsbericht. Unter der Rubrik „rechtliche Risiken“ erwähnt er etwa Klagen von Beschäftigten, die an Asbestose erkrankt sind und von BAYER Schadensersatz wg. der Vernachlässigung der Sorgfaltspflicht verlangen. Und in diesem Jahr haben fünf Beschäftigte von BAYER CROPSCIENCE Klage eingereicht, weil sie durch ihre Arbeit an Speiseröhrenkrebs erkrankt sind.

Hierzu jetzt meine abschließenden Fragen:

1. Warum fehlen Angaben zu den Berufskrankheiten im Nachhaltigkeitsbericht?

2. Wieviel Berufskrankheiten von BAYER-Beschäftigten haben die Berufsgenossenschaften 2010 anerkannt und wieviele Anträge gab es insgesamt?

Das Fazit lautet also: Die Nachhaltigkeitsberichte werden immer bunter und umfangreicher, aber paradoxerweise auch immer lückenhafter. Und eines dokumentieren sie sicherlich nicht: Dass BAYER ein sozial, ethisch und ökologisch verantwortungsvoll handelndes Unternehmen ist. Darum möchte ich die Anwesenden bitten, mit der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN gegen die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu stimmen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[Axel] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede von Axel Köhler-Schnura

Meine Damen und Herren, guten Tag,

mein Name ist Axel Köhler-Schnura. Ich bin ehrenamtlich im Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Auch bin ich Gründungsmitglied des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Ich spreche für eigene und ca. 40 Tsd. von uns vertretene Aktien.
Wie diejenigen AktionärInnen unter Ihnen wissen, die schon länger an diesen HVs teilnehmen, stehe ich nun seit fast 30 Jahren als Kritischer Aktionär hier an diesem Mikrofon und thematisiere die politischen, sozialen, ökologischen und anderen Kehrseiten der BAYER-Geschäftstätigkeit. Sicher nicht zur Erbauung der GroßaktionärInnen und der Verantwortlichen im Konzern, die all das lieber unerwähnt lassen wollen.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass der neue Vorstandsvorsitzende, Herr Dekkers, heute vormittag versucht hat, die von uns gestellten kritischen Gegenanträge abzuqualifizieren. Was mich jedoch wundert, das ist, dass er für seine Stellungnahme noch nicht einmal eigene Worte gefunden hat, sondern Buchstabe für Buchstabe die gleichen polemischen Leerformeln seiner Vorgänger in den letzten 10 Jahren benutzt hat. Damit ist Ihr Versuch, Herr Dekkers, die faktengestützten Gegenanträge zu entkräften, kläglich gescheitert. (Die Gegenanträge der Coordination gegen BAYER-Gefahren zur BAYER-Hauptversammlung, finden sich auf der Homepage des BAYER-Konzerns unter http://www.hv2011.bayer.de/de/gegenantraege.aspx /Download).

Meine Damen und Herren,
Sie werden auch heute wieder auf Grund der zahlreichen Redebeiträge hier sehen, dass die von Kritischen AktionärInnen und auch von mir gestellten Gegenanträge sehr wohl begründet sind und Gewicht haben.

Meine Damen und Herren,
im vergangenen Jahr habe ich von dieser Stelle aus gewarnt, dass Herr Dekkers „den Umbau des BAYER-Konzerns hin zu einer der großen internationalen Profit-Maschinen noch brachialer voran treiben wird als das bis dahin bereits der Fall war.“ Und heute, ein Jahr danach sehen wir, wie richtig diese Warnung war:
> Bereits unmittelbar nach der Amtsübernahme als Vorstandsvorsitzender haben Herr Dekkers den sozialen Kahlschlag eingeleitet: 4.500 Arbeitsplätze sollen an den alten BAYER-Standorten vernichtet werden.
> Zugleich fährt der Konzern in geradezu asozialer Weise seine Steuer-Verpflichtungen gegenüber der Gesellschaft - bei steigenden Gewinnen wohlgemerkt - auf ein kaum noch erwähnenswertes Minimum herunter.

111 Tsd. Beschäftigte hat BAYER zur Zeit. Vor 20 Jahren waren es mit 171 Tsd. noch fast 60 Prozent mehr. Und nun soll die Beschäftigtenzahl nochmals um 4 Prozent sinken. Selbst sicherheitsrelevante Bereiche werden von den ständigen Stellenstreichungen nicht ausgespart. Und in den USA und anderswo werden bevorzugt Fabriken mit organisierter Arbeiterschaft geschlossen. Lag zugleich der Umsatz 1990 bei 21 Milliarden Euro so hat er sich bis heute um fast 70 Prozent auf 35 Milliarden Euro gesteigert. Das alles geht auf die Knochen der Beschäftigten.

Herr Dekkers, wie sieht es mit der Arbeitsverdichtung aus? Bitte erzählen Sie uns etwas zu den Überstunden? Und zur „Arbeitsproduktivität“. Wie entwickelt sich diese pro Beschäftigten und pro Arbeitsstunde etwa im Zehnjahresvergleich?
Im Geschäftsbericht verkündet BAYER für das aktuelle Jahr einen Gewinn von sage und schreibe 20,2 Prozent des Umsatzes. Entsprechend der auf 7,5 Mrd. Euro gestiegenen Gewinne sollen den AktionärInnen heute 1,2 Mrd. Euro ausgeschüttet werden. Dazu muss man wissen: Die AktionräInnen halten zusammen ein Kapital von 2,1 Mrd. Euro. Damit beträgt die Ausschüttung 57 Prozent. Das ist nicht anders als unanständig zu bezeichnen.
Insbesondere, wenn zugleich die von BAYER gezahlten Steuern auf ein lächerliches Minimum sinken: Lagen die Ertragssteuern und damit der Beitrag zum Gemeinwohl zwischen 1997 und 2000 noch bei umgerechnet rund einer Milliarde Euro jährlich, so fielen sie 2009 auf 511 Millionen Euro und wurden nun weiter auf 411 Millionen Euro reduziert. Das ist gerade einmal ein Drittel der Dividendensumme! Der Konzern entzieht sich derart gezielt seiner Verantwortung für die Allgemeinheit. Zu Lasten der arbeitenden Bevölkerung, die über steigende Steuern und Abgaben die Zeche zahlen muss. Steuern von 411 Mio. Euro decken – das wird auf den ersten Blick deutlich - noch nicht einmal die durch den Konzern hervorgerufenen gesellschaftlichen Kosten der Infrastruktur, Verwaltung, Kontrolle etc..
Nun sagten Sie Herr Dekkers heute morgen in Ihrer Stellungnahme zu unseren Gegenanträgen: Steuern würden nicht von Ihnen, sondern vom Gesetzgeber beschlossen.

Herr Dekkers, das ist lächerlich! - Und ich sage Ihnen auch wieso: Wir alle hier im Saal erinnern uns noch allzu gut daran, wie vor einigen Jahren bekannt wurde, dass der BAYER-Finanz-Experte Heribert Zitzelberger im Bundesfinanzministerium die Steuergesetze geschrieben hat, die nicht nur BAYER goldene Bilanzen bescherten. Und im übrigen, Herr Dekkers, ist es doch für jedes Kleinkind inzwischen klar, dass Steuergesetze von den Konzernen gemacht werden und nicht vom „Gesetzgeber“.
Meine Fragen also: Wann beenden Sie diese geradezu asoziale Bereicherung der AktionärInnen zu Lasten der Allgemeinheit?

Meine Damen und Herren,
wir erlebten seit der letzten BAYER-Hauptversammlung neben vielen verheerenden Desastern und schrecklichen Unfällen aller Art zwei Menschheitskatastrophen, die den Planeten in wirklich dramatischer Weise weiter an den Rand des Kollaps getrieben haben: Die Explosion der Deepwater Horizon und die Kernschmelze in Fukushima. Beides geschah in Verantwortung zweier großer Konzerne, alles geschah vor dem Hintergrund von Shareholder Value, Konzernprofiten und Goldenen Bilanzen.
Ich weiß, dass ich hier an einem BAYER-Mikrofon stehe und die genannten Katastrophen von anderen Konzernen zu verantworten sind. Aber was hier angesprochen werden muss, das ist, dass BAYER gleich mehrere durchaus vergleichbare Menschheitskatastrophen „in der Pipeline“ hat - wie es so schön in Konzerndenglisch heißt; und dass, wenn kein Kurwechsel vollzogen wird, es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie in gleicher Weise über die Welt hereinbrechen wie Fukushima und Deepwater Horizon. Gemeint sind die Gentechnik und die Nanotechnologie. Und gemeint ist die gleich mehrfache Verantwortung des BAYER-Konzerns für das seit nunmehr fast zwei Jahrzehnte andauernde Bienensterben.

Herr Dekkers, auch zum Bienensterben haben Sie heute morgen Stellung genommen. Und ich muss sagen, in ausgesprochen verantwortungsloser Weise. Denn Sie haben die Verantwortung des Konzerns schlichtweg geleugnet.
Ich möchte mit Ihnen, Herr Dekkers, nicht in einen müsigenWissenschaftsstreit eintreten. Gleichwohl möchte ich die Vereinten Nationen als hoffentlich auch von Ihnen unumstritten anerkannte Autorität zitieren. Die UN nennen drei Gründe für das bedrohliche Bienensterben: Pestizide, Industrialisierung der Landwirtschaft und Parasiten. Und nun kommt es: Auf allen drei Gebieten trägt der Konzern die maßgebliche Verantwortung:
> Als Weltmarktführer übergießt BAYER die Welt seit rund hundert Jahren mit jährlich Millionen und Abermillionen Tonnen von Pestiziden.
> Als führender Agro-Konzern treibt BAYER die Industrialisierung der Landwirtschaft seit der gleichen Zeit in brutalstmöglicher Weise bis in den hintersten Winkel des Planeten voran.
> Und schließlich hat BAYER mit Pestiziden und industrialisierter Landwirtschaft dafür gesorgt, dass die Bienen derart vergiftet und geschwächt sind, dass sie den ökologisch ganz normalen Parasiten nicht mehr standhalten können.

Und so sterben die Bienenvölker von Asien und Afrika bis nach Europa, von Amerika bis nach Australien. Immer rascher, immer umfangreicher.
Wobei BAYER sich trotz aller weltweiten und massiven Proteste in beispielloser Unverschämtheit weigert - im Namen der Profite natürlich - die unmittelbar ursächlichen Pestizide wie Gaucho und Poncho vom Markt zu nehmen und seine Agrarstrategie endlich zu ökologisieren. Sie Herr Dekkers, haben da heute wieder ein beschämendes Beispiel dafür gegeben.

Meine Damen und Herren,
auch wenn die Bienen nur kleine Mitbewohner unseres Planeten sind - ohne sie können wir einpacken. Sie sind nämlich maßgeblich verantwortlich für die Bestäubung der Pflanzenwelt und damit für die weltweite Lebensmittelproduktion. Ohne Bienen keine Lebensmittel - so einfach ist das. Und wenn der kritische Punkt überschritten ist, dann haben wir eine BAYER-verursachte Menschheitskatastrophe!
Deshalb meine Fragen:
Herr Dekkers, wann nehmen sie die von Ihnen produzierten und vertriebenen Bienengifte vom Markt? Wann ökologisieren Sie ihren agrarwirtschaftlichen Bereich?
Meine Damen und Herren,
ich könnte hier noch sehr viel über Ihre Verantwortung als AktionärInnen und verantwortliche Manager dieses Konzerns für Umweltzerstörung, Ruin menschlicher Gesundheit bis hin zum Tod, Ausbeutung, Krieg usw. sprechen - allein die Regularien dieser Versammlung erlauben es nicht.
Und so komme ich zu meinen bzw. unseren Anträgen. Die folgenden Gegenanträge zu den Anträgen des Vorstands stellen mit mir die Coordination gegen BAYER-Gefahren, der Dachverband der Kritischen AktionärInnen und viele AktionärInnen, die mich bzw. uns beauftragt haben.

Zunächst zum Gewinnantrag:
Wir beantragen die Kürzung der Dividende von 1,50 Euro auf 10 Cent je Aktie. Die frei werdenden Milliarden sollen verwendet werden
> für Erhalt und Schaffung sicherer Arbeitsplätze und für die Zahlung sozial gerechter Löhne;
> für einen Fonds zum angemessenen Ausgleich von Schäden, die infolge der Geschäftstätigkeit an Mensch und Umwelt eingetreten sind;
> für den umfassenden ökologischen und sozialen Umbau des Konzerns ohne doppelte Standards.
> und schließlich für die Zahlung von Wiedergutmachungen für die Verbrechen von BAYER und des von BAYER mitbetriebenen IG FARBEN-Zusammenschlusses an die Opfer bzw. deren Angehörige und Nachkommen.
Es sei wie jedes Jahr angemerkt, daß wir durchaus auch den völligen Verzicht auf jede Dividendenausschüttung im Sinne der erläuterten Sozial-, Menschenrechts- und Ökologie-Leistungen beantragen würden, doch nach der Lage der Gesetze ist das nicht möglich.

Meine Damen und Herren,
wir stellen weiterhin die Anträge, den Vorstand nicht zu entlasten und auch dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Wir begründen diese Nicht-Entlastungen damit, dass beide Gremien ihrer Verantwortung im dargelegten Sinne in keiner Weise gerecht wurden und uns zudem hier im Saal in die Irre führen. Ich bedauere es sehr, dass auch die GewerkschaftsvertreterInnen im Aufsichtsrat kein besseres Bild abgeben. Noch nicht einmal hinsichtlich des Schutzes und der Sicherung angemessener Arbeitsbedingungen.
Und an dieser Stelle noch drei letzte Fragen: Weshalb wird eigentlich die Dokumentation der Abstimmungsergebnisse von HV zu HV immer kürzer? Weshalb werden die Enthaltungen nicht sauber dokumentiert? Weshalb werden auf der Internetseite nicht die Abstimmungsergebnisse mindestens für die letzten beiden Dekaden mitgeteilt?

Meine Damen und Herren,
ich wende mich zuvorderst an die Kleinaktionäre und Kleinaktionärinnen hier im Saal. Wenngleich ich weiß, dass wir immer wieder auch von größeren und sogar veritablen GroßaktionärInnen unterstützt werden.

Meine Damen und Herren,
bitte lassen Sie sich nicht von Geld und Dividende leiten. Sie tragen als AktionärInnen Verantwortung für die gesellschaftlichen Folgen der Tätigkeit dieses Konzerns. Stimmen Sie deshalb bitte mit uns bei ALLEN Anträgen mit NEIN. Stärken Sie so mit ihren Aktien das wichtige Signal für soziale Sicherung, Umweltschutz und Menschenrechte.

Meine Damen und Herren,
sollten Sie die HV vorzeitig verlassen, aber dennoch mit uns stimmen wollen, so lassen Sie bitte Ihre Aktien nicht von BAYER unten am Ausgang vertreten, sondern von uns. Lassen Sie sich auch nicht von BAYER-Mitarbeitern bedrängen, die Ihnen die Stimmrechte abfordern, wenn Sie den Saal verlassen. Es ist Ihr gutes Recht, uns Ihre Stimmrechte zu übertragen. Sie finden uns hier vorne, von Ihnen aus gesehen links.
Vielen Dank.

Antwort des Vorstandsvorsitzenden

(auszugsweise, zitiert nach Erinnerung)

Herr Köhler-Schnura, Ihre pauschalen Vorwürfe zeigen, dass Sie etwas gegen soziale Marktwirtschaft, Pressefreiheit und Demokratie haben. Es zeigt ihre kommunistische Gesinnung, die sich grundsätzlich von unserer Haltung unterscheidet. Zudem habe ich mir sagen lassen, ich bin neu im Unternehmen und war bei vorherigen Hauptversammlungen nicht dabei, dass Sie Ihre Vorwürfe schon oft vorgetragen haben. Im übrigen wiederhole ich: Steuergesetzgebung wird nicht von uns, sondern vom Gesetzgeber gemacht. Dass Sie BAYER in die Nähe von Atom-Katastrophen rücken, zeigt wie Sie die Realität verkennen.

[Dieter Donner] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Dieter Donner, Stopp-Bayer-CO-Pipeline

1. Auch dieses Jahr haben langjährige, treue Bayer-Aktionäre und bürgerliche Unterstützer der „Stopp-Bayer-CO-Pipeline- Initiative“ mir das Vertrauen geschenkt und die Möglichkeit gegeben, hier in ihrem Sinne zu ihren Mitaktionären zu sprechen.
Lassen Sie mich zunächst an Sie Herr Deckers und auch an den Aufsichtsratsvorsitzenden Schneider eine Frage stellen: „Was würden Sie als verantwortliche Führungskraft einem Qualitäts-kontrolleur antworten, der Ihnen auf das Ergebnis seiner Kontrollen sagt, er habe mit dem Anlagenführer zusammen alles richtig gemacht; nur das Ergebnis sei eben nicht so wie vorgegeben. Allerdings erwarte er dennoch, dass dieses Produkt vom Kunden akzeptiert werde, da es ihm gleichwertig erscheine?“
Sagen Sie bitte jetzt nicht, das sei eine Frage, die sich bei Bayer nicht stelle. Denn genau dies haben die Verwaltungsgerichte und neuerdings auch die Bezirksregierung an der von Ihnen zu verantwortenden CO-Pipeline vielfach festgestellt.

2. Das Gas Kohlenmonoxid , das Sie durch diese Pipeline leiten wollen, ist extrem heimtückisch und im Falle einer Leckage in seiner Wirkung durchaus Auswirkungen eines Atomunglücks vergleichbar. Von Ihrem „Projektleiter“ stammt die Bestätigung, dass im Falle einer Havarie noch in etwa 800 Meter Entfernung von der Leitung die Menschen gesundheitlich schwerwiegend und sogar tödlich betroffen werden.
Was besonders erschreckend daran ist: die Menschen werden überhaupt nicht gewarnt, weil dieses Gas nicht wahrnehmbar ist . Es ist farblos, geschmacklos und es gaukelt den betroffenen Menschen sogar vor, ausreichend mit Sauerstoff versorgt zu sein. Letztlich ersticken die Menschen, ohne sich noch wehren oder gerettet werden zu können.
Das ist der CO-Super-Gau; zum einen in der Wirkung auf Bayers Image nicht nur in Bezug auf die CO-Pipeline, im Besonderen aber gegen Gesundheit und Leben der Menschen entlang der Bayer – CO -Röhre.

3. Eine gerade jüngst gefällte Entscheidung des VG Stuttgart zu einem Baustopp einer Ethylen-Pipeline, wie heute in der Bild-Zeitung zu lesen, sollte Ihnen Herr Deckers und den Aktionären zu denken geben. Dort war der Grund für den Baustopp der zu geringe Abstand zur Wohnung der Kläger. Bei der strittigen Distanz geht es um weniger als 350 Meter. Die Richter fanden diese Entfernung als Orientierungswert in einem Forschungsbericht der Bundesanstalt für Materialforschung und - prüfung aus dem Jahr 2009 über „Risiken des Transports flüssiger und gasförmiger Energieträger in Pipelines“.

Da die CO-Pipeline ohne Rücksicht auf diese Gefährdung in unmittelbarer Nähe sogar zu Schulen, Kindergärten und zu Wohnungen, teilweise sogar durch die Gärten, geplant und durchgedrückt wurde, machte sich Bayer schuldig und handelte dazu noch extrem schludrig in der Bauausführung, wie schon dargestellt.

4. Die zuständigen Feuerwehren und Rettungskräfte entlang der Pipeline weisen seit 2007 darauf hin, dass sie Verletzte aus dem CO-vergifteten Gebiet nicht retten können. Bayer vereinbarte mit der vorhergehenden Bezirksregierung in Düsseldorf lediglich einen Gefahrenabwehrplan, der sich einzig auf den Leitungsschaden, nicht aber auf die Rettung von betroffenen Menschen bezieht.

Der Bayer-Konzern hat zur Kenntnis genommen, dass ca. 170 Kinder- und Jugendärzte bzw. Kinder- und Jugendpsychiater auf die Gefahren und die unzureichenden medizinischen Rettungsmöglichkeiten bei einer CO-Vergiftung hinweisen.
Für ganz NRW gibt es ständig nur zwei Betten für die Rettung und medizinische Behandlung von CO-Vergifteten. Somit sind für den schlimmsten anzunehmenden Unfall mit Hunderten von Verletzten nur zwei Behandlungsplätze vorhanden.

5. Leider zieht Bayer aus all diesem Versagen bisher keine geschäftlich und gesellschaftlich verantwortlichen Schlüsse:
Dabei hat sich der ursprüngliche Überschuss von CO in Dormagen, als Grund für den Bau der CO-Pipeline angegeben, mittlerweile in eine Fehlmenge umgekehrt. Für die neue TDI-Anlage in Dormagen muss nun zusätzlich CO erzeugt werden.
Durch den Protest der Bürger schon in 2007 sah Bayer sich veranlasst, damals die CO-Fertigung in Uerdingen zu modernisieren und war dann im Aufschwung des Jahres 2010 in der Lage die Zusatzmengen Polycarbonat an den boomenden Markt zu bringen. Das hat auch die Dividende der Aktionäre verbessert.

6. Im Bayer-Konzern wird mittlerweile über eine anderweitige Nutzung der Pipeline nachgedacht, allerdings traut man sich offensichtlich noch immer nicht, sich von diesem finanziellen und
Image-Risiko Giftgas-Pipeline zu verabschieden.

Seien Sie sicher; in dieser Frage werden Sie so nur Negatives erreichen! Wir werden mit den 110.000 Unterstützern unserer Forderung weiter kämpfen und die neuen Verfahren werden das Risiko für Bayer immer weiter steigen lassen.

Die uns beauftragenden Aktionäre und auch wir von der Stopp-Bayer-CO-Pipeline Initiative haben nichts gegen Bayer, sondern wünschen uns Bayer als gesellschaftlich verantwortungsvoll agierendes erfolgreiches Chemieunternehmen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!