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Beitrag veröffentlicht im “Tag: 11. August 2025

Harun Warui (Heinrich-Böll-Stiftung Kenia)

CBG Redaktion

The Chair, Members of the Management Board, Supervisory Board, fellow shareholders, and attendees, good afternoon

My name is Dr. Harun Warui, and I speak today as the Lead Coordinator for Agroecology and Food Rights at the Heinrich Böll Foundation, Nairobi Office. I am here as an authorised representative to address the topic:
“Highly Hazardous Pesticides in Africa – A Crisis of Responsibility.”  

Although this topical issue has been raised in the previous session here, I wish to bring to your attention that

As of December 31, 2024, Kenya has taken a landmark decision-withdrawing eight pesticide active ingredients officially classified as Highly Hazardous Pesticides (HHPs). This decision was driven by a parliamentary initiative and informed by scientific reviews conducted by Kenya’s Ministries of Agriculture and Health, alongside civil society engagement. It is a public health and environmental protection measure grounded in both evidence and experience-particularly the experiences of small-scale farmers, who make up the majority of Africa’s agricultural producers and who are disproportionately impacted by harmful agrochemicals.

Kenya’s move is not an isolated case - it is a forerunner of regional and global change. Across Africa, a rise of regulatory momentum is forming. Civil society, scientists, and government bodies are aligning to demand agricultural systems that nourish people, preserve ecosystems, and do no harm.

In this context, I ask:
What is Bayer’s vision for agriculture in the Global South, now that a shift away from HHPs is is at the horizon?

Among the active ingredients now banned in Kenya is Thiacloprid, sold by Bayer. It was withdrawn based on documented risks- that is reproductive toxicity, probable carcinogenicity, and severe ecological harm - particularly to bees, which are major pollinators in our food systems.

This brings me to a deeper question:

What does Bayer’s concept of “responsible innovation” truly represent, when it has profited from compounds like Thiacloprid - with global sales reaching approximately 3 billion Euros by 2014-and continues to market Imidacloprid and Glyphosate in Kenya, both of which are facing increasing restrictions and bans around the world due to their human health and environmental impacts?

Is this not the time for Bayer to lead in a different direction - toward products and systems that reflect the evolving global consensus on sustainability, equity and public safety?

  • Is Bayer actively investing in agroecological innovation, farmer-led solutions, and non-toxic alternatives that prioritize human and environmental health?

Bayer invokes the ideal of food security under the motto of Food for all - Hunger for none. But how secure is food when the people who grow it are exposed to chemicals that impact negatively on their health, contaminate their soils and environment, and compromise their future?

And finally:
What does “Science for a better life” mean if it only applies selectively— depending on geography, regulatory environment or the level of public scrutiny?

In closing, I urge shareholders to seriously consider the concerns raised here today when deciding whether to approve the actions of the Board of Management and Supervisory Board.
I respectfully call on you to instead support the counter-motions put forward by the Coordination Against Bayer Dangers.

Thank you for your attention.

Judith Düesberg (Gen-ethisches Netzwerk)

CBG Redaktion

Zukunftstaugliche Landwirtschaft statt Konzerninteressen

Ich bin Judith Düesberg und der von der Organisation Gen-ethisches Netzwerk, ich rede als Bevollmächtigte und möchte zum Thema „Biotechnologien in der Landwirtschaft“ sprechen.

Wir haben in Ihren Ausführungen und im Geschäftsbericht gesehen, wie Bayer weiterhin unter der Übernahme von Monsanto schwankt. Seit der Einführung von gentechnisch veränderten Pflanzen in der Landwirtschaft warnt eine kritische Öffentlichkeit – unter ihnen das das Gen-ethische Netzwerk –vor den Auswirkungen dieser Pflanzen. Unsere besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf dem Paket von gentechnisch verändertem Saatgut und den dazugehörigen Pestiziden. Im Fall Bayer ist dies das „RoundupReady“-Paket mit Glyphosat. Jahrzehnte nach der Einführung dieses Paketes in den USA und anderswo häufen sich die wissenschaftlichen Untersuchungen, die nun langjährige Daten haben und zu dem Schluss kommen, dass durch die Einführung die Menge an Pestiziden, an Kosten für die Bäuerinnen und Bauern und am CO2-Ausstoß in der Landwirtschaft gestiegen ist. Das Ziel von Bayer, Landwirtschaft nachhaltiger und zukunftsfähiger zu machen, ist auf lange Sicht nicht aufgegangen. Die aktuelle Situation mit den Klagen in Bezug zu Glyphosat zeigt, dass dieses Geschäfts nicht aufgegangen ist. Wir wollen Bayer hier auffordern, sich ihrer Verantwortung für die Folgen des Einsatzes von Glyphosat zu stellen und sich einer wirklich zukunftsfähigen Landwirtschaft zuzuwenden. 

Statt einer Abweichung von diesem Weg sehen wir allerdings, dass Bayer weiter auf Pestizide und Gentechnik setzt. So lobbyierte Bayer in der EU für eine Deregulierung der neuen Gentechniken wie CRISPR-Cas und setzt auch auf Gentechnik bei Mikroben, sogenannte Biologika.

Im Geschäftsbericht schreiben Sie, dass sie ihre Aktivitäten im Bereich von Biologika optimieren.

Hier möchte ich den Vorstand frage:

  • In welchem finanziellen Umfang hat der Bayer-Konzern im letzten Jahr an gentechnisch veränderten Mikroorganismen für die Landwirtschaft geforscht?
  • Welche Produkte sind hier in der Pipeline?

Außerdem erwähnen Sie die Anwendung von KI in den Biotechnologie.

Hier möchte ich den Vorstand fragen:

  • Setzen Sie KI in der Forschung an gentechnisch veränderten Organismen ein? Und wenn ja, wie gehen sie mit bekannten Problemen der KI wie Black-Box-Effekte und Datenverzehrung um?

Wie im Geschäftsbericht beschrieben hat Bayer ein neues Produkt. Die Technologie VT4PRO™ wird in einem gentechnisch veränderten Mais angewandt und in Kanada vermarktet. Ein Wirkmechanismus der Technologie ist die RNA-Interferenz. Durch sie kann die Genexpression gehemmt werden, wodurch bestimmte Proteine nicht mehr gebildet werden.  Der Einbau in Pflanzen ist nicht neu, aber Bayer ist auch an der Forschung von Pestiziden beteiligt, die auf dem Mechanismus der RNA- Interferenz beruhen. In den USA wurde 2024 ein erstes Produkt von einem anderen Unternehmen auf den Markt gebracht. In der Biotech-Industrie werden diese Mittel als Alternative zu chemischen Pestiziden gesehen, weil sie spezifisch auf Organismen wirken sollen. In neueren wissenschaftlichen Artikeln zum Thema werden jedoch vermehrt Zweifel laut, ob diese Spezifität tatsächlich zutrifft und über verschiedene Taxa hinaus ungewünschte Nebenwirkungen zu erwarten sind. Wir möchten deswegen hier betonen, wie absolut notwendig eine genaue und unabhängige Risikoprüfung von biotechnologischen Anwendungen für den Einsatz im freien Feld sind.

Ich möchte den Vorstand daher fragen, was die aktuellen Aktivitäten zum Thema RNAi-Pestizide von Bayer sind. 

  • In welchem finanziellen Umfang hat der Bayer-Konzern im letzten Jahr an der Technologie geforscht?
  • Wie war ihre Risikoforschung zu den RNAi-Pestiziden im Rechenschaftszeitraum 2024 konzipiert und aufgestellt?
  • Wie gehen Sie mit den offenen Fragen der Regulierung bezüglich RNAi-Anwendungen um?
  • Waren sie diesbezüglich im Rechenschaftszeitraum 2024 bei Behörden, Verbänden und/oder Regierungen beratend tätig? Wenn ja bei wem und in welcher Form?

Außerdem möchte ich deutlich machen, dass wir uns eine Hauptversammlung in Präsenz wünschen.

Darum möchte ich die Aktionär*innen auffordern, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten und stattdessen für die Gegenanträge der Coordination gegen BAYER-Gefahren zu stimmen!

Ich bedanke mich für ihre Aufmerksamkeit.

Alice Werner (Parents for Future/Leverkusen)

CBG Redaktion

Vielen Dank der Coordination gegen Bayer-Gefahren CBG, dass ich auch dieses Jahr wieder im Namen der Parents for Future Leverkusen hier sprechen darf. 

Mein Name ist Alice Werner.

Sehr geehrte Damen und Herren, trotz all der Errungenschaften unserer sog. Zivilisation, verdanken wir unsere Existenz, neben der Atmosphäre, die uns umgibt, nur noch der sehr dünnen Schicht Mutterboden unter unseren Füßen.

Die Atmosphäre besteht zu 78 % aus Stickstoff, 21 % aus Sauerstoff und 1% aus Edel- und Spurengasen. Die Pflanzen benötigen den Stickstoff ,während wir Menschen, wie alle anderenLebewesen auch, den Sauerstoff zum Atmen brauchen. Bestünde die Atmosphäre nur aus den beiden Hauptgasen Stickstoff und Sauerstoff, wäre unsere Erde eine Eiswüste. So beträgt die globale Jahresmitteltemperatur, also die über den gesamten Erdball und über ein Jahr gemittelte Temperatur milde 15°C PLUS. Ohne diesen winzigen Anteil der Spurengase wären es nur -18°C. Die Edel- und Spurengase machen also einen gewaltigen Unterschied und sind von enormer Bedeutung für alle Lebewesen auf dieser Erde. Für die Erde selbst ist es im Grunde völlig unerheblich, ob und in welcher Konzentration sie vorkommen.

Aber was macht die Edel- und Spurengase, bestehend aus Wasserdampf, Kohlendioxid (also CO2), Lachgas und Methan so besonders?

Dieses EINE Prozent sorgt für den natürlichen Treibhauseffekt, indem die ankommende Sonnenstrahlung durchgelassen wird. Die von der Erdoberfläche abgestrahlte Wärme wird zum Teil aufgenommen (also absorbiert) und sozusagen wieder zurückgesendet. So kommt an der Erdoberfläche mehr Energie an als ohne die Spurengase. Diesem natürlichen Treibhauseffekt – durch die "Treibhausgase" verdanken wir also die Erwärmung der Erdoberfläche und die lebensfreundlichen Temperaturen auf unserem Planeten in den letzten etwa 10.000 Jahren, in denen sich unsere Zivilisation so gut entfalten und entwickeln konnte.

Der anthropogene, also vom Menschen verursachte zusätzliche Treibhauseffekt aufgrund des vermehrten Ausstoßes verschiedener Treibhausgase – insbesondere CO2 und Methan – seit der Industrialisierung führt dazu, dass immer weniger Wärme ins All entweichen kann. Jede weitere Emission führt zu einem weiteren Anstieg der Temperatur. Solange, bis wir vollständig aufhören, fossile Energieträger zu verbrennen. Die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaschutzabkommens haben wir leider schon gerissen. Die Klimagase sammeln sich in der Atmosphäre derweil immer weiter an, denn der Abbau dauert zum Teil bis zu eintausend Jahre. Dabei ist die 1,5-Grad-Grenze nicht irgendeine willkürlich gesetzte Grenze, sondern sie markiert den Punkt, an dem für die Menschheit noch die besten Überlebenschancen bestehen. 

Bei Temperatursteigerungen jenseits der 1,5-Grad-Grenze steuern wir auf bestimmte Kipppunkte in der Natur zu, wie z. B. dem Zusammenbruch des wichtigsten Strömungsystems im Atlantik (der AMOC). Die AMOC (Atlantic meridional overtuning circulation) reguliert das Klima sehr stark. Wie ein Förderband transportiert sie warmes, salzhaltiges Wasser aus den Tropen bis nach Island und Spitzbergen hin. Nachdem das salzhaltige Wasser all seine Hitze abgegeben hat, sinkt es ab und kehrt als Tiefenstrom zurück in den Südatlantik.

Zwei Faktoren steuern also diese wunderbare Umwälzströmung: Salzgehalt und Temperatur. Schmelzwasser des Polkappen-Eises und des Gletschersterbens senken den Salzgehalt der Meere jedoch ab. Gleichzeitig erwärmen sich die Weltmeere drastisch. Das System kommt also aus dem Gleichgewicht. Es hat sich bereits stark verlangsamt und droht ganz zum Erliegen zu kommen. Durch die Eisschmelze wird der Meeresspiegel um einige Meter ansteigen. Bis Mitte dieses Jahrunderts werden weltweit Städte in Küstennähe unter dem Meeresspiegel liegen. Unter anderem sind auch Städte in Deutschland wie Hamburg oder Bremen bedroht. Wir müssen also mit Klimaflüchtlingen selbst innerhalb Deutschlands rechnen. Wer nicht in Küstennähe lebt, ist immer mehr durch Extremwetter bedroht. Lange Trockenperioden wechseln sich ab mit Starkregen-Ereignissen. Aufgrund der höheren Temperaturen führen die Wolken wesentlich mehr Wasser mit sich. Die Regenmassen treffen auf ausgetrocknete Böden, die das Wasser nicht aufnehmen können oder auf komplett versiegelte Flächen und auf eine Kanalisation, die den Wassermassen nicht gerecht werden kann.

In den Dürrezeiten werden Seen und Flüsse wie der Rhein oder der Bodensee Niedrigwasser führen. Die Temperaturen in den Städten werden dann noch bis zu über 10 Grad Celsius ansteigen. Wie stark die Extremwetter in Zukunft noch zunehmen werden, ist abhängig von den Entscheidungen, die heute in den Chefetagen der Unternehmen wie der Bayer AG, getroffen werden. Werden die planetaren Grenzen weiterhin negiert und nicht eingepreist, werden sich die Krisen in absehbarer Zukunft überschlagen. An Wirtschaftswachstum wird dann kaum noch zu denken sein. Weitere Probleme, die das Wirtschaften über die planetaren Grenzen hinaus mit sich bringen, ist die massive Ressourcenverschwendung und die exorbitanten Müllberge, die allein für die Produktion von Überfluss anfallen.

Vor dem Hintergrund dieser bedrohlichen Klimaveränderung frage ich Sie alle persönlich, auch die zuhörenden Aktionärinnen und Aktionäre:

⦁ Was tun Sie um so schnell wie möglich aus der fossilen Energiegewinnung auszusteigen?

⦁ Was unternehmen sie um die weitere Versiegelung hier in Leverkusen zu verhindern bzw. haben Sie sich bereits Gedanken gemacht, welche Flächen für eine Entsiegelung in Fragen kommen?

⦁ Im Rahmen der Autobahnausbauten von A1 und A3 hier in Leverkusen sollen alternative Parkflächen geschaffen werden. Können Sie sich vorstellen, stattdessen ein Konzept für einen Shuttle Service zu entwickeln, das auf die bereits vorhandenen Parkflächen im Umfeld zurückgreift. z. B. die Bayer-Parkplätze an der B8 oder auch Parkplätze der Einzelhandelsketten wie z. B. Aldi, Rewe, Lidl oder Kaufland an der Stixchestraße?

⦁ PFAS gelangen auch in Leverkusen in den Rhein. Wie weit sind die Forschungen, diese Ewigkeitschemikalien sowie Glyphosat und alle anderen giftigen Stoffe in naher Zukunft verzichtbar zu machen und damit die Überlebenschancen unserer Kinder und Enkelkinder zu verbessern?

⦁ Klimaschutz ist Schutz unserer Lebensgrundlagen. Sichert Klimaschutz nicht auch die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen?

⦁ Ist es nicht erstrebenswert in diesem Bereich die Marktführung zu erreichen?

⦁ Wir Menschen sind die einzige Spezies auf der Erde, die irgendwann angefangen hat, Müll zu produzieren. Mittlerweile vermüllen wir die Erde exzessiv. Wir verschwenden sogar wichtige Ressourcen allein für die Produktion von Waren für den Überfluss, die dann weltweit auf den Müllkippen – oder in den Weltmeeren – landen. Die Natur kennt das Konzept Müll nicht. Können Sie sich vorstellen, zugunsten unserer Kinder und Enkelkinder in naher Zukunft die Bayer AG auf das System Cradle to Cradle umzustellen – und damit weltweit die Marktführung einzunehmen und  Arbeitspätze zukunftsgerecht zu machen und zu sichern?

⦁ brauchen wir nicht einen ganzheitlichen, europaweiten Anreiz, um Müll zu vermeiden und somit den Betrieb bestehender Sondermüll- und Klärschlammverbrennungsanlagen zu reduzieren und den Bau weiterer Sondermüll- oder Klärschlammverbrennungsanlagen zu verhindern?

⦁ Im Januar 2023 wurde bekannt, dass im bayerischen Chemiedreieck Gendorf im Landkreis Altötting PFAS im Boden und im Grundwasser, in Tieren und im Blut der Menschen dort nachgewiesen werden konnten, obwohl der mutmaßlich krebserregende Stoff dort seit Jahren nicht mehr produziert wird. Auch hier in Leverkusen wurden PFAS-Chemikalien hergestellt. Gibt es     für unsere Region Untersuchungen des Wassers, der Böden, von Mensch und Tier, um unsere   Belastungen mit den nicht abbaubaren, gesundheitsgefährdenden Ewigkeitschemikalien zu ermitteln?

⦁ Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

⦁ Wenn nein: wann können wir als Betroffene (wie in Altötting) mit diesbezüglichen Untersuchungen rechnen?

⦁ Gibt es in der lokalen Chemieindustrie Rücklagen für die Reinigung der mit PFAS und anderen gesundheitsgefährdenden Produktionsrückständen belasteten Böden, des Wassers, und zur Gesundheitsfürsorge für Mensch und Tier?

⦁ Wenn ja: in welcher Höhe?

⦁ Wenn nicht: wieso nicht?

Ich fordere die Aktionärinnen und Aktionäre auf, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten und stattdessen für die Gegenanträge der Coordination gegen BAYER-Gefahren zu stimmen!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“

Hans Van Scharen (Corporate Europe Observatory)

CBG Redaktion


Dear ladies and gentlemen,

My name is Hans van Scharen, I am researcher for lobby watchdog Corporate Europe Observatory in Brussels, speaking as an authorised representative from Coordination against BAYER Dangers and would like to speak on the ongoing international debate on glyphosate , the US litigations and the undemocratic efforts by Bayer to change laws that protect people and planet.

But I would firstly like to give a voice to the past, far beyond quarterly results, because history influences who we are and how we act today. My grandfather Karel van Scharen was transported in 1942 from Antwerp/Belgium by the nazis to Auschwitz to do forced labor in the factories of IG Farben a company which consisted of 3 German chemical companies of which Bayer, and which was officially dissolved only 22 years ago. We have never seen a pay cheque yet. Which is of course a detail in view of the huge criminal crimes against humanity that IG Farben was involved in. My grandfather survived the War and his pay cheque was a lifelong trauma. IG Farben was among the major industrial players that from an early stage financed the rise of Hitler’s movement and played a fundamental role during the devastating WWII.

Tragic Historic events like this should allow us to learn and to prevent similar private and collective misjudgments and mistakes. It is not enough to put a statue for these forced laborers in front of Bayers headquarters, this history and lessons learned should be en-rooted deeply in the DNA of the company and imply a historic responsibility and have a lasting impact on corporate behavior. But unfortunately, today we see Bayer as a major European company kissing the ring of a new and shocking dictatorship in the making right in front of our eyes: the one of Donald Trump in Washington. You might find these comparisions not appropriate, but I’m not the only one. Vice-US president Al Gore did the same just yesterday.

Bayer's lobbying of governments everywhere in the world is oftentimes done in the most direct of ways, including in the US. Such as when former Bayer's Chief Executive Werner Baumann met and promised then president-elect Donald Trump an $8 billion investment, and 3,000 new US jobs, if Washington regulators gave the green light to Monsanto-Bayer merger, which proved to be devastating both for the company as for the agricultural world.

More recently, Mr Bill Anderson was the only CEO of a German DAX company to personally attend Trump's inauguration this year, accompanied by BAYER's US CEO Sebastian Guth. Mr Guth posted on social media: "Congratulations to President Trump and Vice President Vance on today's inauguration.” Guth reflected on one line in particular and I quote. "Theimpossible is what we do best. Nowhere is that more true than in science. Whether developing potential breakthrough treatments in Parkinson's disease or bringing life-saving medicines to help people live better, more fulfilling lives, it is about makingtheimpossiblepossible.” end of quote. Mr Guth then said he was “ready to do his part in working with the Trump administration to make the impossible possible for all Americans."

Apart from the open support for the Trump administration this reference to Parkinsons disease made my stomach turn.

My father developed Parkinsons disease, being exposed a lot during his life to pesticide use in the fields. The incidence of Parkinson’s disease (PD), the number of new cases diagnosed per year, is currently on a high in the western hemisphere. In the US it is 50% higher than previously estimated. With approximately 90,000 new cases diagnosed in the US per year.

Parkinson’s disease has more than doubled globally over the past 20 years, and is expected to double again in the next 20. It is now one of the fastest-growing neurological disorders in the world, outpacing stroke and multiple sclerosis. The disease causes the progressive death of dopamine- producing neurons and gradually robs people of movement, speech and, eventually, cognition. There is no cure.

Scientific study reveal that pesticide exposure may significantly increase the possibility of developing Parkinson’s disease. As renowned Dutch scientist and neurologist Mr Bas Bloem recently said in Politico and I quote: Parkinson’s isn’t just bad luck, It can be caused! Parkinson’s is a man-made disease; And the tragedy is that we’re not even trying to prevent it.” end of quote. In a 2024 paper co-authored with U.S. neurologist Ray Dorsey, Mr Bloem wrote that Parkinson’s is “predominantly an environmental disease” — a condition shaped less by genetics and more by prolonged exposure to toxicants like air pollution, industrial solvents and, above all, pesticides. Bas Bloem said : “Parkinson’s was a very rare disease until the early 20th century. Then with the agricultural revolution, chemical revolution, and the explosion of pesticide use, rates started to climb.”

Bayer simply denies any link between glyphosate and development of Parkinsons just as with cancer. But it is impossible to make such statements because it is simply not being tested. The regulatory tests in the EU isolate individual chemicals, rarely examining how they interact in the real world. A 2020 study in Japan showed how dangerous Bayer’s assumption may be, because it showed that glyphosate in combination with other chemicals, the cocktail effect caused dramatically more brain cell loss than either substance alone.I am here today to use my voice to hold Bayer accountable.

For me Bayer is more and more like the famous novel character that had two faces from Dr Jekyll and Mr Hyde: one character - the agro-chemical side - that makes people and planet sick by poisoning them, while the other side - the pharmaceutical one - claims to work hard to make ill people better.

A cynical mind would say: that sounds like a perfect business model! Now I’m sure that most shareholders consider Bayer as a responsible company that considers the world and societies in which it operates. I’m sure that the members board consider themselves as people doing good for their company and for the world.

But I’m also sure that by living on a daily basis with the short term vision and the high pressure of delivering on shareholders value, by the quarterly reporting, the irrational movements on stock exchange, the merciless global competition stripped of any morality that it is very easy to lose track of what is right and what is wrong.

And what is simply wrong from a moral and democratic perspective is that Bayer is trying to strip American citizen from their legal right to file a legal complaint when they claim to develop cancer from Roundup.

Yesterday over 100 civil society organisations from both sides of the Atlantic Ocean and beyond, published an Open Letter to Bayer’s shareholder regarding the company’s ongoing very costly lobbying activities, in particular those deployed in the US at the expense of US citizens’ rights. In our view, these activities do not live up to Bayer’s own Code of Conduct, nor to general principles of corporate responsibility, such as the International Code of Conduct on Pesticide Management and the basic principles of the UN Global Compact.

In 2024, Mr Bill Anderson stated that in “building a company, (…) a shared sense of integrity and a strong ethical code are absolutely essential” and called upon “everyone in Team Bayer (…) to ensure we’re acting with integrity”.

However, for at least the past two years and till today, Bayer is waging an intensive lobbying campaign in the US which goes far beyond merely “communicating a person’s or organisation’s interests to politicians and institutions that create policies and regulatory frameworks” as Mr Anderson described it.

Over the past decade, 181,000 US plaintiffs have filed lawsuits against Bayer, arguing they were not informed of the dangers of using glyphosate-based Roundup. Bayer is responding by lobbying federal and state authorities to block citizens from taking producers to court when they sufferdamage to their health after using their toxic products. As reported in the Washington Post, a draft of the US Farm Bill contained a section, “drafted with the aid of Bayer”, that would prevent state and local authorities from setting their own standards on pesticide safety warnings. This cannot be regarded as “ethical and responsible” behaviour. This is simply eroding fundamental democratic rights.

Then on the science: Bayer does not and should not own science! US Court documents show that Bayer and Monsanto have long and aggressively fought the science on glyphosate and glyphosate- based herbicides such as Roundup. In an open letter of April last year, Bayer called scientific studies brought forward in the litigations against Roundup “junk science”. This includes studies by scientists working independently of pesticide companies, which were reviewed by the International Agency for Research on Cancer (IARC) and led it to classify glyphosate as a probable human carcinogen.

As recently as December 2023, a US National Institutes of Health study reported new evidence that glyphosate exposure is associated with oxidative stress in humans, which is known to lead to many diseases, including cancer. In response, an American coalition of farm workers, public health and environmental advocates filed a legal petition with the US Environmental Protection Agency (EPA) demanding they immediately suspend authorization for glyphosate.

On this side of the Atlantic Bayer and Syngenta have faced EU political criticism for failing to share brain toxicity studies with EU authorities in the past — data they had disclosed to U.S. regulators. The European Commission and the EU’s food and chemical agencies have called this a clear breach of EU Law. Scientists Bas Bloem said it very clear and I quote: “Why should we assume these companies are the best stewards of public health? As They’re making billions off these chemicals.”

Bayer indeed remains the global top seller of glyphosate — achieving an estimated €2.6 billion in glyphosate-related sales in 2024. You should shift gear and stop telling the fairy tale that the world needs glyphosate to produce enough food. Firstly there are many alternatives available – of course not for the RoundUp Ready patented GMO seeds for commodity crops like soy and maiz ; But for producing healthy nutritious food there is no need of a constant shower of a cocktail of pesticides. On the contrary: thousands of scientists have stated when Bayer and others were campaigning against EU Green Deal to reduce pesticide use, under the EU Green Deal, that the over-consumption of pesticides puts in danger future food production , due to biodiversity loss and soil health degradation.Simply put: Bayer’s miscalculation of its 53 billion euro purchase of Monsanto in 2018 is coming at the expense of consumers, farmers, shareholders and now also democracy, with short term commercial interests blatantly overruling public health and environmental concerns. So I urge you to stop using your clear blackmailing and scaremongering strategy, by putting up agriculture communities and policy makers against societies and putting people’s health in danger.

In view of the above, we, the 100+ organisations, consumers, farmers, academics, human rights defenders, environmental activists -from the US, Europe, and beyond, urge you to support the following demands to Bayer:

• Cease promoting and pushing Bayers’ legal immunity bills in the US

• Refrain from any further lobbying efforts that are damaging to the public interest

• Stop undermining scientific integrity by attacking independent science and instead, respect the Precautionary Principle as enshrined in EU Law.

Finally I would like to call on the shareholders not to approve the actions of the Board of Management and Supervisory Board and instead to vote in favor of the counter-motions of the Coordination against BAYER Dangers!'

'Thank you for your attention!'

Gottfried Arnold (CBG)

CBG Redaktion

Mein Name ist Dr. Gottfried Arnold, ich bin Kinderarzt im Ruhestand und Mitglied der CBG, Coordination gegen Bayer-Gefahren.

Ich spreche heute über die negativen Effekte Ihrer sog. „Pflanzenschutzmittel“, weil sie den Menschen schwere Schäden zufügen können.

In der täglichen Werbung fordern Sie dazu auf, Ihren Arzt nach Nebenwirkungen Ihrer Produkte zu fragen.

„Pflanzenschutzmittel“ – ich verwende hier die kürzere Form Pestizide als Oberbegriff.

 Pestizide wirken nicht nur völlig ungezielt, sondern sie schaden      

         1. der Bodenfruchtbarkeit

         2. der Biodiversität (stören das biologische Gleichgewicht)

         3. Welche Schäden fügen sie den Menschen zu?

2013 stellt Roberts in der angesehenen kinderärztlichen Fachzeitschrift „Pediatrics“ fest, dass 

 zu den möglichen chronischen Folgen der Anwendung von Pestiziden[1] neben einer geistigen Beeinträchtigung auch die häufigsten Krebserkrankungen bei Kindern zählen:

1. Blutkrebs wie z. B. die akute lymphatische Leukämie, meist bei Kleinkindern von unter einem Jahr bis zu sechs Jahren

2. Hirn-Tumore

3. Knochenkrebs

Bereits 2016[2] haben amerikanische Epidemiologen bzw. Kinderkrebsärzte darauf hingewiesen, dass sie die Kinderleukämie als eine „verhinderbare“ Erkrankung ansehen. 

Wie solche Krebserkrankungen bei Kindern entstehen können, erkläre ich hier :

1. Durch Aufstellen von Passiv-Sammler-Platten in Wohnräumen sowie durch Blut- und Haar-Analysen haben Wissenschaftler festgestellt, dass Pestizide wirklich überall verteilt sind, z. B.

a) in der Raumluft – denken Sie etwa an die Behandlung von Flöhen bei Haustieren – können sich Pestizide lange halten und so auch zu einer Anreicherung im Körper von schwangeren Frauen führen, die sie dann zum Teil an ihre ungeborenen Kinder weitergeben.


b) in den USA wurden Menschen auf 44 Pestizide untersucht → bei den meisten wurden 29 verschiedene in ihrem Körper gefunden! (Roberts 2012)

c) in Luxemburg: alle untersuchten Kinder waren mit Pestiziden belastet, viele mit Pestiziden ganz unterschiedlicher Wirkgruppen!

Im Prinzip sind also praktisch alle Menschen chronisch Pestiziden ausgesetzt.

Die erste Pestizid-Dosis, die ungeborene Kinder in dieser frühen und empfindlichen Entwicklungphase abbekommen, nennen Kinderkrebs-Ärzte den „1. Schlag“ bei der Entstehung von Blutkrebs bei Kleinkindern.

Der zweite Schlag kommt dann, wenn diese Kinder in der Raumluft und im Hausstaub die nächsten Pestizid-Mengen zu sich nehmen. Das Risiko steigt natürlich in ländlicher Umgebung und wenn Pestizide zu Hause bei Hunden oder Katzen angewendet werden. So stellt man sich im Prinzip die Entstehung dieser Krebs-Erkrankungen im frühen Kindesalter vor und schlägt folgerichtig diese Vorbeugungsmaßmahmen, die das Krebsrisiko für Kinder vermindern sollen, vor:

1. Vermeidung der Pestizid-Aufnahme über Lebensmittel,

2. die sorgfältige Beseitigung der Pestizide im Hausstaub durch häufiges feuchtes Aufwischen usw. 3. das Verbot von Pestiziden in der Nähe von Schulen und

4. Unkrautentfernung ggf. maschinell 

Meine Frage: 

1. Wie können Sie bei dieser allgemeinen Verteilung von Pestiziden noch davon reden, man könne sich durch sachgemäße Anwendung vor den Folgen einer chronischen Pestizidvergiftung schützen?

2. Wann werden Sie Produkte entwickeln, die natur- und menschenverträglich sind?


[1]     Roberts et al., Pesticide Exposure in Children, 2012, https://doi.org/10.1542/peds.2012-2758

[2]     Metayer et al., Childhood Leukemia: A Preventable Disease, 2016, http://pediatrics.aappublications.org/content/pediatrics/138/Supplement_1/S45.full.pdf

Jan Pehrke (CBG)

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist und gehöre dem Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren an.

Zunächst einmal möchte ich mein Unverständnis darüber zum Ausdruck bringen, dass diese Hauptversammlung wieder nur online stattfindet. Trotzdem gibt es heute nicht nur vom Computer aus Konzern-Kritik, sondern auch Protest in Präsenz. Heute Morgen fand vor der BAYER-Zentrale in Leverkusen eine Kundgebung der Coordination gegen BAYER-Gefahren statt, an der Landwirte, Gentechnik-Gegner und Pestizid-Kritiker teilnahmen. Und einige Themen, die die Aktivisten auf die Tagesordnung setzten, möchte auch ich jetzt ansprechen wie z. B.  BAYERs prekäre Lieferketten.

BAYERs Lieferketten-Bericht für das Jahr 2023 weist zahlreiche Verstöße gegen Menschenrechte, Sozial-, Gesundheits- und Arbeitsschutz-Standards aus. Dem Handelsblatt zufolge kommt kein deutsches Unternehmen auf so viele Vergehen. Das mag allerdings auch daran liegen, dass BAYER nur genauer hingeschaut und sich ehrlicher gemacht hat als die anderen Unternehmen, was wir begrüßen würden.

Aber Transparenz ist nicht alles, dafür sind die Verstöße zu gravierend. Im Einzelnen handelt es sich um Kinderarbeit, Behinderung gewerkschaftlicher Tätigkeit, gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen, Vorenthaltung eines gerechten Lohns, Arbeitsschutz-Verletzungen und Diskriminierung am Arbeitsplatz. 

Dazu jetzt meine Fragen:

Wo kam es zu der Kinderarbeit, und wie viele Kinder waren betroffen?

Der Lieferketten-Bericht nennt als besonderen Risiko-Faktor für Kinderarbeit die Saatgut-Lieferkette. Deshalb möchte ich wissen: Mit wie vielen Saatgut-Erzeugern ist BAYER Liefer-Verträge eingegangen?

In diesem Monat nahm BAYER eine Maissaatgut-Anlage in Sambia in Betrieb. Die Zulieferer von BAYER beschäftigen rund 15.000 Saisonkräfte, die für die BAYER-Anlage das Saatgut vermehren

Wie will BAYER sicherstellen, dass es nicht zu Kinderarbeit kommt?

Dann hätte ich gerne auch gewusst, wo genau in der Lieferkette es zu einer Behinderung gewerkschaftlicher Tätigkeit, zu Arbeitsschutz-Verletzungen, zu Lohnraub und zu Diskriminierung am Arbeitsplatz kam und wo gesundheitsgefährdende Arbeitsbedingungen herrschten? Auch würde mich interessieren, um was es für Vorfälle es dabei genau ging.

Und dann hätte ich gerne noch erfahren, wie es 2024 mit den Lieferketten aussieht warum noch kein neuer Lieferkettenbericht vorliegt?

Die neue Bundesregierung will das Lieferketten-Gesetz abschaffen und die EU kündigte eine sogenannte „Vereinfachung“ an. Zu eben diesem Thema „Vereinfachung“ hatten BAYER-Vertreter laut europäischem Lobbyregister ein Gespräch mit einem Vertreter des EU-Wirtschaftskommissars. Worum ging es bei diesem Gespräch genau?

Ein weiteres Thema bei der Kundgebung war die Pestizid-Nebenwirkung „Parkinson“. Die wurde bei LandwirtInnen gerade als Berufskrankheit anerkannt. Damit ist einmal mehr amtlich, dass Pestizide krank machen. Nach einer aktuellen Studie können rund 20 Prozent aller Pestizide Parkinson auslösen, darunter natürlich auch Glyphosat. 

Die Sozialversicherung der Landwirte rechnet durch die Anerkennung von „Parkinson durch Pestizide“ als Berufskrankheit mit zusätzlichen Kosten von 270 Millionen Euro pro Jahr. 270 Millionen Euro! Das ist ein konkretes Beispiel dafür, welche Kosten BAYER und die anderen Hersteller der Gesellschaft durch ihre Pestizide aufbürden. Darum hier meine Frage:

Ist BAYER bereit, sich an diesen Kosten zu beteiligen?

Glyphosat, bzw. seine juristischen Nebenwirkungen, ist auch der Hauptgrund für BAYERs umfangreiche politische Aktivitäten in den USA. So war Bill Anderson der einzige Vorstandsvorsitzende eines deutschen DAX-Unternehmens, der an Donald Trumps Amtseinführung im Januar teilnahm. Begleitet wurde er dabei von BAYERs USA-Chef Sebastian Guth. Der berichtete danach auf dem Portal LinkedIn:

„Während der Ansprache von Präsident Trump habe ich vor allem über eine Zeile nachgedacht. ‚Das Unmögliche ist das, was wir am besten können‘“.

Das inspirierte ihn dazu – ich zitiere: „meinen Teil dazu beizutragen, mit der Trump-Administration zusammenzuarbeiten, um das Unmögliche für alle Amerikaner möglich zu machen“.

Dazu meine Frage: 

Wie genau will BAYER mit der Trump-Administration zusammenarbeiten, „um das Unmögliche für alle Amerikaner möglich zu machen“?

Dieser Beitrag von Sebastian Guth auf LinkedIn löste empörte Reaktionen aus – ich zitiere: 

„Wie kann ein politisch ungebundenes Unternehmen die Wahl eines Präsidenten feiern, der in vielerlei Hinsicht wirklich schlecht für alle Nationen ist (…) Ehrlich gesagt sollte sich BAYER schämen, wenn ein hochrangiger Unternehmensvertreter solche Aussagen macht“, 

Und ein ehemaliger BAYER-Beschäftigter machte sich vor allem Sorgen um die Belegschaftsangehörigen, die Minderheiten angehören – ich zitierte: 

„Ich frage mich, wie sich all dies auf die Kollegen aus der LGBTQ-Gemeinschaft, die Einwanderer und all die Communities auswirkt, die Präsident Trump ins Visier nimmt. Bitte unterstützen Sie sie“, bat er Guth. 

Der Hintergrund ist, dass Trump auf die Firmen Druck ausübt, ihre Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Diversität einzustellen. Darum meine Frage:

Wie sieht es bei BAYER aus, wird BAYER sich dem fügen? Es gibt dazu bisher die vage Äußerung: Wir unternehmen die erforderlichen Schritte, um weiterhin geschäftlich erfolgreich zu sein und gleichzeitig unseren Werten treu bleiben zu können.

In einer Frage ist BAYER schon eingeknickt. Der Konzern wollte heute eigentlich seinen Klimaplan präsentieren und zur Abstimmung stellen, tut das aber nicht. Einige Großinvestoren haben nämlich davon abgeraten, weil das nicht mehr in eine Zeit passt, in der der Präsident der USA den Klimawandel leugnet. 

Ich hätte jetzt gerne die Namen der Großinvestoren erfahren, die ihr Veto eingelegt haben

Die Trump-Regierung leugnet nicht nur den Klimawandel, sie bedroht Minderheiten, missachtet Gerichtsurteile, regiert am Kongress und Senat vorbei, erhebt Gebietsansprüche auf Kanada und Grönland und sorgt mit seiner Zollpolitik für Erschütterungen der Weltwirtschaft. Trotzdem unterstützt der Konzern nach den neuesten Daten der US-amerikanischen „Federal Election Commission“ für März die Republikaner weiterhin mit hohen Geldbeträgen. Dazu jetzt meine letzte Frage:

„Gibt es für BAYER politisch eine rote Linie, was die Unterstützung der Trump-Administration angeht, wo BAYER sagt: ‚Bis hierher und nicht weiter?‘“

Die Themen-Komplexe, die ich und die anderen Konzern-Kritiker bisher angesprochen haben, zeigen, dass BAYER ohne Rücksicht auf Verluste für Mensch, Tier und Umwelt den Profiten nachjagt. Um dem in Zukunft Einhalt zu gebieten, muss der Konzern unter gesellschaftliche Kontrolle gestellt werden. Die Geschäftspolitik kann so nicht weitergehen. Darum forderte ich die Aktionäre auf, Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern und stattdessen für die Gegenanträge der Coordination gegen BAYER-Gefahren zu stimmen.

Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

Günter Wulf (Verein ehemaliger Heimkinder Schleswig-Holstein)

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich heiße Günter Wulf, habe als unehelich geborenes Kind von Geburt an bis zum 18. Lebensjahr in Heimen und Psychiatrien verbringen müssen, wofür ich für bildungsunfähig erklärt wurde, um diese Einweisung rechtfertigen zu können!

Bei jahrelangen Misshandlungen und unter 8-jähriger Dauermedikation, bei der die Pharma-Unternehmen unvorstellbar hohe Gewinne einstreichen konnten, da ihnen ja "günstige Probanden" für ihre Medikamententests zur Verfügung standen, nämlich wir Heim- und Psychiatrie-Kinder, bin ich heute dankbar dafür, dass ich diese medikamentöse Vergewaltigung, die überhaupt keinen therapeutischen Nutzen hatte, tatsächlich überstanden habe, wenngleich Nervenschäden nicht ausblieben.

Meine Medikation, die gegen meinen Willen und den meiner Mutter erfolgte, begann am 13. Mai 1964 und wurde erst ab dem 08.09.1972 stufenweise von meinem Stationsarzt auf Anweisung des Anstaltsdirektors runtergefahren und nach der Entwöhnung Anfang November 1972 ganz eingestellt.

Nun meine Frage: Wann erklärt sich z. B. auch die Bayer AG dazu bereit, für diese an uns begangene gefährliche Körperverletzung, die auch ein Verstoß gegen den "Nürnberger Kodex" vom 20.08.1947 darstellt (der übrigens heute noch bindend ist!), einzustehen und dafür aufzukommen?

Wie lautet Ihre Antwort?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Nicole van Gemert (Foodwatch NL)

CBG Redaktion

Meine Damen und Herren.

I am Nicole van Gemert from the organisation Foodwatch, speaking as an authorised representative and would like to speak on the ethical and political dilemmas regarding Bayer.

I’ll get straight to the point. At Foodwatch, based in several countries including Germany, we fight for safe and healthy food for all.

It goes without saying that we are committed to pesticide-free agriculture. Our crop-by-crop approach for a toxic-free Europe proves that this is possible. I understand that the missions of foodwatch and Bayer are miles apart, but as far as we are concerned, we should find common ground in stopping the export of pesticides, that are life-threatening to humans and the environment to countries in the Global South. Pesticides, that we have banned here in Germany and Europe are being exported to farmers that are completely dependent on them. I ask the Management Board to listen to numerous members of civil society to stop this toxic boomerang.

And if you don’t mind the consequences outside Europe, perhaps our recent study is convincing, that detected the presence of 140 banned pesticides in products such as bananas, mangoes and herbs sold in Germany.

Stopping this export would not have a significant impact on the European economy, but would protect the health of European citizens and that of the population of Soutern countries, thereby preventing, among other things, irreversible damage to the environment.

Speaking of ethics, I appreciate the efforts Bayer does to find a cure for Parkinsons, but couldn’t you save that money, if you would stop the production of glyphosate? Isn’t it time to acknowledge that parkinsons disease is also caused by this herbicide?  

Wouldn’t Bayer, in these financial difficult times, stop their costly efforts that make it impossible for people to seek justice when they are ill? Now in the United States, soon perhaps here in Europe?

Not a word today about the scientifically proven harmfulness of glyphosate and other pesticides. I find it bizarre that the speech of Mister Anderson is dominated by Bayer's attempts to control the damage. Damage control for damage that has been caused knowingly and deliberately by Bayer.

I am asking the shareholders today: can you look at yourself in the mirror, if The US Supreme Court will accept the petition filed by Bayer, regarding glyphosate litigation?

I am asking today, to stop producing glyphosate.

I would therefore like to call on the shareholders not to approve the Board of Management and the Supervisory Board and instead to vote in favour of the counter-motions of the Coordination against BAYER Dangers.

Danke

Peter Clausing (Pestizid Aktions-Netzwerk e. V. )

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und Aufsichtsrats.

Mein Name ist Peter Clausing vom Pestizid Aktions-Netzwerk e. V. und ich spreche als Bevollmächtigter der Coordination gegen Bayer-Gefahren. Ich bin promovierter Toxikologe und bin vertraut mit den Eigenschaften jenes Abbauprodukts von Pestiziden, über das ich heute sprechen werde. Es geht um Triflouracetat, oder kurz TFA, ein Abbauprodukt sogenannter PFAS-Pestizide, von denen Bayer Präparate von insgesamt 7 Wirkstoffen in seinem Portfolio hat. Konkret geht es um Diflufenican, Flufenacet, Fluopicolid, Fluopyram, Isoxaflutol, Tembotrion und Trifloxystrobin. 

TFA ist eine so genannte Ewigkeitschemikalie und zugleich ein Stoff, der eine Gefahr für das ungeborene Leben darstellt, wobei laut Behördenunterlagen Augenmissbildungen im Vordergrund stehen. Beim zurzeit laufenden REACH-Verfahren wurde TFA von den Behörden als reproduktionstoxische Substanz der Kategorie 1B vorgeschlagen. 

Auch wenn es noch andere Emissionsquellen für TFA gibt, sind PFAS-Pestizide die vorherrschende Quelle für die Kontamination von Grund- und Trinkwasser mit TFA. Laut Europäischer Chemikalien-Agentur werden in der EU pro Jahr knapp 5.500 Tonnen PFAS-Pestizide ausgebracht. Und aus dem Bericht des Umweltbundesamts von 2023 geht hervor, dass in Deutschland das Potenzial besteht, dass durch die ausgebrachten PFAS-Pestizide jährlich bis zu 521 Tonnen TFA gebildet werden. TFA ist, wie gesagt, eine so genannte Ewigkeitschemikalie. Mit anderen Worten, jedes Jahr gelangen in Deutschland bis zu 521 weitere Tonnen TFA in die Umwelt. Das erklärt den steilen Anstieg der Belastung, der über die letzten 15 Jahre zum Beispiel in Wein festgestellt wurde, denn TFA in Wein ist nichts anderes als ein Abbild der beim Anbau herrschenden Umweltbelastung. Um dieser flächendeckenden Kontamination von Oberflächen- und Grundwasser einzudämmen, sollten PFAS-Pestizide umgehend aus dem Verkehr gezogen werden. 

Ich habe deshalb folgende Fragen:

  1. Wie hoch ist der Anteil des Bayer-Konzerns an den nach offizieller Schätzung knapp 5.500 Tonnen PFAS-Wirkstoffen, die jährlich in der EU ausgebracht werden?
  2. Für welche dieser Wirkstoffe – also für Diflufenican, Flufenacet, Fluopicolid, Fluopyram, Isoxaflutol, Tembotrion und Trifloxystrobin – hat die Unternehmensleitung die Absicht auf einen Antrag auf Wiedergenehmigung zu verzichten?
  3. Im positiven Fall, d. h. bei Verzicht auf Wiedergenehmigung: Ist das Unternehmen auch bereit, auf den Export von Präparaten mit diesen Wirkstoffen bzw. von diesen Wirkstoffen selbst zu verzichten? Wenn ja, welche und ab wann?

Vor diesem Hintergrund fordere ich die Aktionär:innen auf, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten und stattdessen für die Gegenanträge der Coordination gegen BAYER-Gefahren zu stimmen!“

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Der Doppelpack

CBG Redaktion

Auch im Jahr 2025 sah sich BAYER auf der Hauptversammlung wieder mit Konzernkritik im virtuellen und im realen Raum konfrontiert.

Von Peer Clausen

Am 25. April fand die Aktionärsversammlung des BAYER-Konzerns statt – wiederum virtuell. Dieses digitale Format, das im Windschatten der Corona-Pandemie eingeführt und einfach beibehalten wurde, stößt auf massive Ablehnung. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) und der DACHVERBAND KRITISCHE AKTIONÄRINNEN UND AKTIONÄRE sehen in ihm einen bequemen Weg, sich nicht länger direkt mit Konzern-Kritik konfrontieren zu müssen. Aber auch unorganisierte AktionärInnen stoßen sich an den Online-Hauptversammlungen. Sie geißeln diese als undemokratisches Kosteneinsparungsmodell und stellen auch die hohen technischen Hürden heraus, die gerade ältere Personen oft nicht überwinden könnten.

Die Kundgebung

Die CBG aber hielt dagegen und organisierte Protest in Präsenz. Ab 9 Uhr morgens standen Aktivistinnen und Aktivisten vor der BAYER-Zentrale auf der Kaiser-Wilhelm-Allee in Leverkusen, während AnzugträgerInnen auffällig unauffällig Fotos von ihnen machten. Von derart billigen Einschüchterungsstrategien ließen die ProtestlerInnen sich jedoch nicht einschüchtern, sie kennen die Chose ja schon einige Jahre.

Die KonzernkritikerInnen nahmen den ganzen Vorplatz in Beschlag – Belagerungszustand. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) war mit zwei Treckern vorgefahren, deren Schaufeln sie zu Transparenthaltern umfunktioniert hatten. „Patente und Gentechnik stoppen“ und „Unser Saatgut ist in Gefahr – Neue Gentechnik und Patente stoppen“ war darauf zu lesen. Die beiden Banner der Coordination thematisierten die Risiken und Nebenwirkungen von Pestiziden und globalem Handel. „Parkinson für die Bauern – Profite für BAYER & Co. und „Welt in (Liefer-)ketten – BAYER muss haften!“ stand auf ihnen. Sogar Dreidimensionales bot die CBG auf: eine riesige Weltkugel im Würgegriff des Global Players.

All das und noch viel mehr fand sich auch in den Wortbeiträgen wieder, die Sibylle Arians und ihre Schwester Maria musikalisch umrahmten. Annemarie Volling von der AbL referierte über die Saatgutstrategie des Agro-Riesen und die Patentierungen, die Kleinbauern und -bäuerinnen in dessen Abhängigkeit treiben. „Vor allem die großen Konzerne wie BAYER oder CORTEVA sind die Treiber und melden immer mehr Patente auf Pflanzen und Tiere an“, erläuterte sie und malte ein beängstigendes Bild von der Macht des Agro-Business. „2018 hat BAYER MONSANTO für 60 Mrd. US-Dollar aufgekauft und ist damit zum größten Saatgutkonzern geworden. Die AbL war die einzige landwirtschaftliche Organisation, die bei dieser Mega-Fusion Widerspruch eingelegt hat.“, machte sie noch mal auf die relativ singuläre Position der AbL unter den landwirtschaftlichen Vertretungen aufmerksam. 

Brigitte Hincha-Weisel, Vorstandsmitglied der CBG, zeigte am Beispiel der Frage der Lieferketten, die ein thematischer Schwerpunkt der diesjährigen CBG-Aktivitäten zur HV waren, dass BAYER für die Steigerung der Profite die systematische Verletzung von Menschenrechten, Sozial-, Gesundheits- und Arbeitsschutzstandards in Kauf zu nehmen bereit ist. Lars-Ulla Krajewski von der CBG sprach zu Parkinson als Berufskrankheit bei LandwirtInnen und Uwe Friedrichs zu PFAS-Pestiziden. Rolf Brombach nahm sich in einem Schnelldurchlauf BAYER im Ganzen vor und Bernward Geier sorgte für das nötige Kontrastprogramm: Er widmete sich der ökologischen Landwirtschaft als Alternative zum von BAYER & Co. forcierten agro-industriellen Modell.

Die virtuelle HV

Jan Pehrke von der Coordination verlängerte den Protest dann in die Online-Hauptversammlung hinein, die bis zu 2.600 Menschen an ihren Monitoren verfolgten. „Heute Morgen fand vor der BAYER-Zentrale in Leverkusen eine Kundgebung der Coordination gegen BAYER-Gefahren statt, an der Landwirte, Gentechnik-Gegner und Pestizid-Kritiker teilnahmen. Und einige Themen, die die Aktivisten auf die Tagesordnung setzten, möchte auch ich jetzt ansprechen wie z. B. BAYERs prekäre Lieferketten“, sagte er. So verwies Pehrke auf eine Saatgutanlage in Sambia, deren Zuliefer-Betriebe 15.000 SaisonarbeiterInnen beschäftigen. „Wie will BAYER bei diesen 15.000 beschäftigten Saisonarbeitern sicherstellen, dass da keine Kinder dabei sind?“, fragte er.

IG FARBEN & heute

Hans van Scharen vom Corporate Europe Observatory sprach über den Extrem-Lobbyismus des Global Players in den USA für Gesetze, die Glyphosat Straffreiheit gewähren (inklusive der Teilnahme an der Amtseinführung Donald Trumps). Er holte dafür aber weiter aus: „Doch ich möchte zunächst der Vergangenheit eine Stimme geben, weit über Ihre Quartalszahlen hinausgehend, weil die Geschichte beeinflusst, wer wir sind und wie wir heute handeln. Mein Großvater Karel van Scharen wurde 1942 von den Nazis aus Antwerpen, Belgien, nach Auschwitz deportiert, um dort Zwangsarbeit in den Fabriken der IG FARBEN zu verrichten, einem Konzern, der aus drei deutschen Chemieunternehmen bestand, einer davon BAYER, und der offiziell erst vor 22 Jahren aufgelöst wurde.“ 

Aus solchen historischen Ereignissen gelte es zu lernen, aber eben diese Prüfung hat der Leverkusener Multi van Scharen zufolge nicht bestanden. „Leider sehen wir heute, wie BAYER als großes europäisches Unternehmen sich einer neuen und schockierenden Diktatur anbiedert, die sich direkt vor unseren Augen entwickelt: der von Donald Trump in Washington. Sie mögen diese Vergleiche vielleicht für unangemessen halten, aber ich bin nicht der Einzige. Der Vizepräsident der USA, Al Gore, hat gestern dasselbe getan“, so van Scharen.

Um die „undemokratischen Bemühungen von BAYER, Gesetze abzuändern, die dazu bestimmt waren, die Völker und den Planeten schützen“ zu konterkarieren, hat das Corporate Europe Observatory einen offenen Brief initiiert, den über 100 Organisationen aus der ganzen Welt unterzeichnet haben. Klar ist: Unterschriften allein werden den Kurs des BAYER-Konzerns nicht ändern, doch sind sie ein wichtiges Zeichen für Widerstand gegen die rücksichtslose Durchsetzung seiner Profitinteressen. 

Immer wieder Pestizide 

Einen Schwerpunkt der weiteren Beiträge bildete das Pestizid-Geschäft des Chemieriesen. Dabei gelang es der CBG sogar, den AktionärInnen eine Stimme aus dem fernen Afrika zu Gehör zu bringen. Harun Warui von der Heinrich-Böll-Stiftung in Nairobi kritisierte den Export von innerhalb der EU wegen ihres Gefährdungspotenzials nicht (mehr) zugelassenen Ackergiften. Seit Neuestem geht Kenia gegen diese doppelten Standards vor. So hat das Land laut Warui Ende des letzten Jahres acht als „Highly Hazardous Pesticides“ (HHPs) klassifizierte Ackergifte – darunter auch BAYERs Thiacloprid – aus dem Verkehr gezogen. Diesen Schritt begrüßte er als Maßnahme zur Unterstützung der Kleinbauern und -bäuerinnen, die den Großteil der afrikanischen landwirtschaftlichen ErzeugerInnen stellen. Damit gehe Kenia einen Schritt, den bereits zahlreiche andere Staaten gegangen seien, was Ausdruck einer grundsätzlichen Umkehr sei. Angesichts der mit zweierlei Maß messenden Geschäftspraxis stellte er BAYERs Leitmaxime in Frage: „Was bedeutet ‚Science For A Better Life‘, wenn es nur selektiv Anwendung findet, abhängig von der Geografie, dem regulatorischen Umfeld und dem Wachsamkeitsgrad der Öffentlichkeit?“ 

Gleich mehrere RednerInnen sprachen zu „Parkinson durch Pestizide“, das bei LandwirtInnen seit dem letzten Jahr als Berufskrankheit anerkannt ist. „Mit bestem Wissen und Gewissen haben die Bäuerinnen und Bauern die betreffenden Pestizide entsprechend der Angaben der Hersteller und Zulassungsbehörden zur gesundheitlichen Sicherheit angewendet. Ein Hinweis auf mögliche Gefahren für eine Parkinson-Krankheit hat es nicht gegeben, und heute findet man diesen immer noch nicht“, warf AbL-Vizegeschäftsführer Bernd Schmitz dem Agro-Riesen vor. Die Berufsgenossenschaft der LandwirtInnen belasten die erwarteten Behandlungskosten enorm, weshalb sie die Beträge drastisch erhöht hat. Für Schmitz ein unhaltbarer Zustand: „Bauern und Bäuerinnen kommen heute allein für die Kosten von Parkinson als Berufskrankheit mit ihren Beiträgen zur Berufsgenossenschaft auf. Pharma-Konzerne haben ihre Gewinne eingestrichen, entziehen sich aber jetzt ihrer Verantwortung für die Folgen. Ich fordere BAYER hiermit auf, sich mit einem Fonds an den Folge-Kosten für eine berufliche Pestizid-Exposition und der Entstehung der Parkinson-Erkrankung zu beteiligen.“

Jan Pehrke verlangte angesichts des von der „Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau“ geschätzten Parkinson-Mehrbedarfs von 270 Millionen Euro pro Jahr ebenfalls eine Kostenbeteiligung. Hans van Scharen befasste sich indessen grundsätzlicher mit dem Nervenleiden, das sich rasant ausbreitet. In den letzten 20 Jahren haben sich die Parkinson-Zahlen mehr als verdoppelt und übertreffen damit Schlaganfälle und Multiple Sklerose, so der CEO-Aktivist. Zur Erklärung der Ursachen dafür zitierte er den Wissenschaftler und Neurologen Bas Bloem: „Parkinson war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts eine sehr seltene Krankheit. Mit der landwirtschaftlichen Revolution, der chemischen Revolution und dem explosionsartigen Anstieg des Pestizideinsatzes begannen die Erkrankungsraten zu steigen.” Angesichts dessen konnte van Scharen es nur als zynisch empfinden, dass der Leverkusener Multi sich auch noch als Heilsbringer in der Sache inszeniert, weil seine Pharma-Abteilung an Behandlungsmethoden für Parkinson forscht. 

Nicole van Gemert von der niederländischen FOODWATCH-Sektion machte da gleich einen praktischen Therapie-Vorschlag: „Ich schätze die Bemühungen von BAYER, ein Heilmittel für Parkinson zu finden, aber könnten Sie dieses Geld nicht einsparen, wenn Sie die Produktion von Glyphosat einstellen würden?“ Aus der Perspektive einer Organisation, die für ein gesundes Essen streitet, widmete sie sich den Pestiziden im Allgemeinen und den doppelten Standards im Besonderen, landen die hierzulande nicht (mehr) genehmigten, in ferne Länder exportierten Ackergifte über Lebensmittelimporte doch wieder auf den hiesigen Tellern. 

Dr. Gottfried Arnold sprach von der Warte eines ehemaligen Kinderarztes aus und schilderte die Gefahren, die ErdenbürgerInnen in spe schon im Mutterleib drohen. „Die erste Pestizid-Dosis, die ungeborene Kinder in dieser frühen und empfindlichen Phase abbekommen, nennen Kinderkrebs-Ärzte den ‚1. Schlag‘“, erläuterte er. Der 2. Schlag folge dann draußen in der Welt durch die Schadstoff-Expositionen in der Luft, so Arnold. Am häufigsten entwickeln die Neugeborenen ihm zufolge eine Leukämie. Dazu zitierte er eine Studie von WissenschaftlerInnen, die in diesem Zusammenhang von einer „vermeidbaren Erkrankung“ sprechen, weil die Entstehungsgeschichte so klar vor Augen liegt und Handlungsoptionen eröffnet.

Peter Clausing, promovierter Toxikologe vom PESTIZID AKTIONS-NETZWERK (PAN), beschäftigte sich mit denjenigen Pestiziden, die Mensch, Tier und Umwelt besonders zusetzen, weil sie zu den Ewigkeitschemikalien zählen. Allein sieben, die bei ihrer Zersetzung den PFAS-Stoff Tetraflouracetat (TFA) bilden, hat BAYER im Programm. „Auch wenn es noch andere Emissionsquellen für TFA gibt, sind PFAS-Pestizide die vorherrschende Quelle für die Kontamination von Grund- und Trinkwasser mit TFA. Laut Europäischer Chemikalien-Agentur werden in der EU pro Jahr knapp 5.500 Tonnen PFAS-Pestizide ausgebracht. Und aus dem Bericht des Umweltbundesamts von 2023 geht hervor, dass in Deutschland das Potenzial besteht, dass durch die ausgebrachten PFAS-Pestizide jährlich bis zu 521 Tonnen TFA gebildet werden“, führte er aus. „Wie hoch ist der Anteil des BAYER-Konzerns an den nach offizieller Schätzung knapp 5.000 Tonnen PFAS-Wirkstoffen, die jährlich in der EU ausgebracht werden?“, wollte er unter anderem vom Vorstand wissen.

Gentechnik & Co.

Judith Düesberg vom Gen-ethischen Netzwerk widmete sich der neuesten Schöpfung aus den BAYER-Laboren: einem Hybrid aus Pestizid und Gentechnik auf der Basis von doppelsträngiger Ribonukleinsäure (dsRNA). Damit bestückt, sollen die Mittel dem Maiswurzelbohrer zu Leibe rücken.  Die Molekül-Kette zieht nämlich Enzyme im Magen des Insekts an und spaltet diese in siRNA auf, was dann ein für das Tier überlebenswichtiges Protein blockiert. Als Alternative zur Agro-Chemie preisen die Konzerne diese Entwicklung an, Düesberg aber äußerte Zweifel am Sicherheitsprofil der Technologie, die in einem Gen-Mais des Global Players bereits zur Anwendung kommt. Zu einem anderen erst jüngst erschlossenen Anwendungsgebiet der Gentechnik, der Kreation von Boden-Bakterien, stellten sich ihr ebenfalls drängende Fragen. Das nicht zuletzt deshalb, weil sich die Versprechungen, die BAYER & Co. bei der Einführung der ersten Gentech-Pflanzen gemacht haben – wie zum Beispiel eine Reduktion der Giftspritzereien auf den Feldern durch passgenau auf die Ackerfrüchte abgestimmte Pestizide – nicht erfüllt haben. 

Damit blieb an diesem Tag keine Gentech-Hervorbringung BAYERs unter dem Radar der AktivistInnen, denn zuvor schon hatte Bernd Schmitz sich in seiner Rede der Gentechnik 2.0 angenommen und den Umgang des Leverkusener Multis mit dieser Risiko-Technologie scharf kritisiert. „[I]n der Debatte um die Anwendung der neuen Gentechnik CRISPR-Cas bei Saatgut lehnt BAYER jede Haftung und Verantwortung ab. Auch eine Rückverfolgbarkeit und eine durchgehende Kennzeichnung in der Lebensmittel-Kette wird von Ihrem Konzern bekämpft. Das ist alles andere, als Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen!“, konstatierte er.

CO2 & Co.

Auch der Klimawandel kam zur Sprache, trägt der Leverkusener Multi doch mit einem Treibhausgas-Ausstoß von rund drei Millionen Tonnen pro Jahr nicht unwesentlich dazu bei. „Wie stark die Extremwetter in Zukunft noch zunehmen werden, ist abhängig von den Entscheidungen, die heute in den Chefetagen der Unternehmen wie der BAYER AG getroffen werden. Werden die planetaren Grenzen weiterhin negiert und nicht eingepreist, werden sich die Krisen in absehbarer Zukunft überschlagen“, prophezeite Alice Werner von den Leverkusener PARENTS FOR FUTURE. Darum erkundigte sie sich danach, was der Global Player tut, um so schnell wie möglich aus der fossilen Energie-Gewinnung auszusteigen. Auch zu weiteren Maßnahmen zur Eindämmung der Erderwärmung erbat sie Informationen. Eigentlich wollte sich die Aktiengesellschaft auf der Hauptversammlung dazu groß in Szene setzen und ihren Klimaplan zur Abstimmung stellen. Aber das verschwand schnell wieder von der Tagesordnung – Mächtige AktionärInnen hatten interveniert. „Ich hätte jetzt gerne die Namen der Großinvestoren erfahren, die ihr Veto eingelegt haben“, bat Jan Pehrke deshalb. 

Mit Günter Wulf ergriff schließlich ein ehemaliges Heimkind das Wort, das in Kinder- und Jugendpsychiatrien als Versuchskaninchen für Arzneien von BAYER und anderen Firmen herhalten musste. „Bei jahrelangen Misshandlungen und unter 8-jähriger Dauermedikation, bei der die Pharma-Unternehmen unvorstellbar hohe Gewinne einstreichen konnten, da ihnen ja ‚günstige Probanden‘ für ihre Medikamententests zur Verfügung standen, nämlich wir Heim- und Psychiatrie-Kinder, bin ich heute dankbar dafür, dass ich diese medikamentöse Vergewaltigung, die überhaupt keinen therapeutischen Nutzen hatte, tatsächlich überstanden habe, wenngleich Nervenschäden nicht ausblieben“, berichtete er.

Von 1964 bis 1972 war Wulf dieser Tortur ausgesetzt. Erst mit dem neuen Direktor der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Schleswig-Hesterberg – Hermann Meyerhoff, der Vater des bekannten Schauspielers und Autors Joachim Meyerhoff – endeten seine Qualen. Darum forderte Günter Wulf den Leverkusener Multi auf, Verantwortung zu übernehmen.

Nur Ausflüchte von BAYER

Das lehnte das Unternehmen jedoch ab. „Herr Wulf – Sie hatten gefragt, wann sich die BAYER AG dazu bereiterklärt, für die an Heimkindern angeblich begangene Körperverletzung einzustehen“, hob Pharma-Chef Stefan Oelrich in seiner Antwort an, um Günter Wulf dann zu bescheiden: „Die Forderung nach einer finanziellen Beteiligung lehnen wir ab, da wir weder für die Zustände in den damaligen Heimen noch für die Handlungen der Mitarbeiter Verantwortung übernehmen können.“ Die Untersuchungen selbst wurden damals „auf der Grundlage der damals geltenden rechtlichen und ethischen Rahmenbedingungen und unter den Voraussetzungen der entsprechenden Indikationsstellung durchgeführt“, behauptete Oelrich. Und überdies wurden Kinder und Jugendliche nur „in geringem Umfang eingebunden“ und das auch nur, „wenn der medizinische Bedarf oder die Indikationsstellung gegeben war“, wiegelte er weiter ab.

Auch wollte das Unternehmen nicht damit rausrücken, welche Großinvestoren genau darauf gedrungen hatten, den Klimaplan nicht zur Abstimmung zu stellen. BAYER-Chef Anderson äußerte sich nur ganz allgemein dazu. „Die Entscheidung, die Abstimmung über ein ‚Say on Climate‘ nicht zur Abstimmung zu stellen, wurde auf der Basis einer gründlichen Analyse der Erwartungen unserer Investoren getroffen“, erläuterte er. Diese hätten dem Vorstand „aufgrund ihrer internen Diskussionen signalisiert, dass der momentane Zeitpunkt für einen ‚Say on Climate‘ nicht der richtige ist“, so der Ober-BAYER weiter. Aber heute ist nicht alle Tage. „Wir prüfen das Thema weiterhin“, versuchte Anderson Trost zu spenden.

Judith Düesberg erhielt ebenfalls keine Antwort auf ihre Frage, wie viel Geld BAYER in die Entwicklung von gentechnisch veränderten Mikroorganismen steckt – Geschäftsgeheimnis. Auch zur Erforschung der Risiken von RNAI-Pestiziden hielt sich das Unternehmen bedeckt. Nur Lobby-Aktivitäten bezüglich deren Regulierung räumte es ein, prägen doch „Gesetzgebung und Politik die Rahmenbedingungen unseres Geschäfts“. „Als global agierendes Unternehmen haben wir die gesamtgesellschaftliche Verantwortung, aktiv unsere Fähigkeiten und Kenntnisse zur Verfügung zu stellen und politische Entscheidungsprozesse zu begleiten“, meinte BAYERs Agrar-Chef Rodrigo Santos. „Deshalb haben wir zu diesem Themen-Komplex zahlreiche Gespräche unter anderem mit der EU-Kommission und dem europäischen Parlament geführt“, führte er aus. Und natürlich pflegt der Global Player die politische Landschaft nicht nur in Brüssel. „Selbstverständlich tauschen wir uns auch mit der US-Regierung über den Nutzen unserer Produkte aus“, erklärte Finanz-Vorstand Wolfgang Nickl: „Tragfähige Beziehungen zu Regierungen überall sind für uns sehr wichtig, das ist unabhängig von bestimmten Personen.“ 

Am Vorstandsvorsitzenden Bill Anderson war es dann dieses Mal, die Wahlkampf-Spenden des Konzerns an Trump herunterzuspielen und als reine Privatangelegenheiten der Beschäftigten darzustellen. Er bekannte sich bei der Gelegenheit beherzt zu den Geschäften in den USA, trotz der Schadensersatz-Prozesse in Sachen „Glyphosat“ und „PCB“. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, diese Hindernisse aus dem Weg zu räumen und BAYER wieder auf einen profitablen Wachstumskurs zu bringen. Dabei machen wir sehr gute Fortschritte, es ist aber auch noch sehr viel zu tun.“ 

Auf die Zollpolitik der Trump-Admini-stration versucht sich der Agro-Riese derweil einzustellen. „Wir beobachten die Entwicklungen in den USA fortwährend genau und analysieren die potenziellen Auswirkungen auf unsere Lieferketten, Kunden und auch unsere Geschäftsbeziehungen“, sagte Finanz-Vorstand Wolfgang Nickl. Ein ganzes Netzwerk von ExpertInnen-Teams hat der Leverkusener Multi darauf angesetzt. „Diese Aktivitäten verstärken unsere ohnehin bestehende kontinuierliche Arbeit, die geopolitische Widerstandsfähigkeit unserer Gesellschaft und unserer Geschäfte zu stärken z. B. durch ein vielfältiges Beschaffungsnetzwerk oder das Management von Lagerbeständen“, so Nickl. 

Genauere Angaben darüber, wie BAYER mit dem Druck von Trump & Co. auf die Konzerne umgeht, ihre Programme für Vielfalt, Gleichberechtigung und Diversität einzustellen, machte die Vorstandsriege nicht. Unter anderem Jan Pehrke hatte darüber Auskünfte verlangt. Er zitierte dazu Statements von ehemaligen Beschäftigten, die sich um Angehörige von Minderheiten innerhalb der Belegschaft sorgten und aus dieser Perspektive die Teilnahme Bill Anderson und BAYERs US-Chef Sebastian Guth an der Amtseinführung Trumps kritisiert hatten. Personalvorständin Heike Prinz flüchtete sich zunächst in Allgemeinplätze. „Wir setzen uns weiterhin für Vielfalt ein“, bekundete sie. Die konkreteren Ausführungen ließen daran jedoch großen Zweifel aufkommen. „Dieses Versprechen setzen wir unter Einhaltung aller jeweils geltenden staatlichen Gesetze und Vorschriften um“, erläuterte Prinz. Die rechtliche Situation in den USA sei weiterhin in Bewegung und BAYER in Habacht-Stellung. „Wir beobachten die sich in den USA entwickelnde Situation sehr aufmerksam, um die möglichen Auswirkungen auf unser Geschäft besser einschätzen zu können. Dabei handeln wir proaktiv, um unser Unternehmen voranzubringen und gleichzeitig unseren Werten treu zu bleiben“, so die Managerin.

Wie schlecht es um diese Werte bestellt ist, zeigte der von Jan Pehrke zur Sprache gebrachte Lieferkettenbericht, der zahlreiche Verstöße gegen soziale und ethische Standards ausweist. Genauere Auskunft zum dort dokumentierten Fall von Kinderarbeit verweigerte der Leverkusener Multi. Ein neues Einfallstor für die Ausbeutung von Minderjährigen könnte BAYERs neue Maissaatgut-Anlage in Sambia darstellen, denn nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen ist die Landwirtschaft ein Hot Spot von Kinderarbeit. Und bei der Fertigungsstätte in Kabwe ist das Risiko besonders groß. Die Vertragsfirmen, die für diese Fabrik das Saatgut vermehren, beschäftigen nämlich nicht weniger als 15.000 Saisonkräfte. Der Agro-Riese aber sieht da keine Gefahr. Die Zulieferer wären an BAYERs Human Rights Policy gebunden, die sich wiederum an den allgemeinen Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen der Vereinten Nationen orientiert, versicherte Rodrigo Santos Jan Pehrke: „Zudem gelten die arbeitsrechtlichen Bedingungen in Sambia“. Etwas konkreter fielen die anderen Antworten zu diesem Thema aus. Die Behinderungen gewerkschaftlicher Betätigung fanden in Mexiko und in Indien statt. In dem lateinamerikanischen Land verzögerte sich die Umsetzung von Bestimmungen zur Versammlungsfreiheit, und in dem südostasiatischen Land behinderte eine Vertragsfirma von BAYER die Gründung eines Betriebsrats. Der Lohnraub wiederum ereignete sich in China, Indien und Saudi-Arabien. Es handelte sich in allen elf Fällen um verspätete Bezahlung, erklärte Aufsichtsratschef Norbert Winkeljohann.

Der Pestizid-Komplex

Die Risiken und Nebenwirkungen der BAYER-Pestizide verleugnete Agrar-Chef Rodrigo Santos samt und sonders. Die Ewigkeitschemikalie TFA als Abbau-Stoff von Ackergiften – kein Problem! „Nach den Ergebnissen der jüngsten wissenschaftlichen Studien zu TFA – einschließlich relevanter Überwachungsdaten – ist es wichtig zu sagen: Es gibt keine Hinweise für ein Risiko für die menschliche Gesundheit oder die Umwelt, das mit der ordnungsgemäßen Verwendung unserer Produkte verbunden ist“, meinte er. Für Parkinson gilt das ihm zufolge natürlich auch. „Die Entstehung des Parkinson-Syndroms ist komplex und in der medizinischen Forschung nicht vollständig geklärt“, eröffnete er Bernd Schmitz von der AbL, klar ist nur das: „Im Rahmen der Zulassungs- und Wiederzulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel überprüfen und bewerten die Zulassungsbehörden umfangreiche Daten aus Studien (…) Keine Zulassungsprüfung kam jemals zu dem Schluss, dass die Verwendung eines unserer registrierten Produkte oder Wirkstoffe mit der Parkinson-Krankheit in Zusammenhang steht.“ 

Selbst innerhalb der Europäischen Union nicht (mehr) zugelassenen, von BAYER aber weiter in andere Länder exportierte Mitteln stellte der Brasilianer eine Unbedenklichkeitserklärung aus, die der Konzern in ganz ähnlicher Form bereits bei der Hauptversammlung von 2023 zur Anwendung brachte. „Allein die Tatsache, dass ein Pflanzenschutzmittel nicht in der EU zugelassen ist, sagt nichts über seine Sicherheit aus. Auch viele andere Zulassungsbehörden aus der ganzen Welt verfügen über robuste und hochentwickelte Regulierungssysteme zum Schutz der menschlichen Gesundheit und der Umwelt“, erklärte der Agrar-Manager. BAYER hat sich da kurzerhand ganz eigene Regeln zugelegt. Nach „Das Unternehmen vertreibt keine Pestizide, die nicht in mindestens einem OECD-Staat eine Genehmigung haben“ ein Komma setzen und schreiben: „und meint damit den Gleichbehandlungsansprüchen zu genügen.“ Seinen Leit-Slogan „Science For A Better Life“ wollte es dann auch keineswegs nur selektiv verstanden wissen. „Unsere Strategie bezüglich der Landwirte steht im Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen und wird in unsere regionale Wirtschaftsstrategie eingegliedert“, versicherte Santos Harun Warui. Aber es gebe nun einmal spezifische lokale Bedürfnisse, meinte er nach der Devise „andere Länder, andere Sitten“.

Die Antworten fielen also wieder einmal dürftig aus. Es gab von Seiten des Managements kein ernsthaftes Interesse, sich mit den von den AktivistInnen vorgebrachten Problematiken auseinanderzusetzen. Darum lautete das Resümee des CBG-Vorstandsmitglieds Jan Pehrke: „Die Themen-Komplexe, die ich und die anderen Konzern-Kritiker bisher angesprochen haben, zeigen, dass BAYER ohne Rücksicht auf Verluste für Mensch, Tier und Umwelt den Profiten nachjagt. Um dem in Zukunft Einhalt zu gebieten, muss der Konzern unter gesellschaftliche Kontrolle gestellt werden.“ ⎜

Die Reden

CBG Redaktion

=> Peter Clausing (Pestizid Aktions-Netzwerk) zum Thema „PFAS“

=> Nicole van Gemert (Foodwatch Holland) zum Thema „Pestizide“

=> Günter Wulf (Verein ehemaliger Heimkinder Schleswig-Holstein) zum Thema „Medikamentenversuche“

=> Jan Pehrke (CBG) zu den Themen „Lieferketten“, „Parkinson“ und „Trump“

=> Gottfried Arnold (CBG) zum Thema „Pestizide“

=> Hans Van Scharen (Corporate Europe Observatory) zum Thema „Glyphosat-Lobbying in den USA“

=> Alice Werner (Parents for Future/Leverkusen) zum Thema „Klimawandel“

=> Judith Düesberg (Gen-ethisches Netzwerk) zum Thema „Biotechnologien in der Landwirtschaft

=> Harun Warui (Heinrich-Böll-Stiftung Kenia) zum Thema „Doppelte Pestizid-Standards“

Pressestimmen

CBG Redaktion

Ein Glyphosat-Rückzug wäre wohl im Sinne des Vereins Coordination gegen BAYER-Gefahren, der mit Gegenanträgen zur Hauptversammlung die Kapitalerhöhung und weitere Beschlüsse verhindern will. So ist die CBG etwa gegen ein neues Mandat, auch künftig virtuelle Hauptversammlungen durchzuführen.

ftd.de

Die Hauptversammlung fand in diesem Jahr erneut digital statt. Dafür musste sich das Unternehmen deutliche Kritik von den Aktionären anhören. Die Unternehmensspitze ziehe sich in den „bequemen Elfenbeinturm“ zurück und verschanze sich im virtuellen Raum, hieß es.

tagesschau.de

ISS (Stimmrechtberater Anm. SWB) indes empfiehlt, sich gegen die Möglichkeit zur Abhaltung rein virtueller Hauptversammlungen auszusprechen. Den diversen Gegenanträgen dürfte dagegen keine Bedeutung zukommen.

Börsen-Zeitung

Die Hauptversammlung wird auch von über 100 NGOs angeheizt, die BAYER vorwerfen, Lobbyarbeit zu betreiben, um das Recht der Amerikaner, Pestizidhersteller zu verklagen, einzuschränken und die Kampagne als „Strategie der verbrannten Erde” brandmarken.

Politico

Draußen hatten sich Kritiker postiert, viele aus dem Netzwerk der „Coordination gegen BAYER-Gefahren“, deren Vertreter später das Wort ergriffen. Auf der Straße ging es um Glyphosat und viele andere Themen, die mit BAYER in Verbindung stehen. Ein aufgepumpter Globus machte deutlich, dass der Konzern weltweit arbeitet – und weltweit Verantwortung trägt.

Kölner Stadt-Anzeiger

Es ist ein Ritual: Die meisten der Gegenanträge, mit denen sich die Aktionäre am kommenden Freitag auseinander- setzen müssen, stammen von der „Coordination gegen BAYER-Gefahren“ (…) Die Gegenanträge der „Coordination“ zeigten „die etwas andere BAYER-Bilanz“, sagt Brigitte Hincha-Weisel aus dem CBG-Vorstand. Themen sind zum Beispiel die prekären Lieferketten, die Pestizid-Nebenwirkung „Parkinson“ und das besondere Gefährdungspotenzial von PFAS-haltigen Ackergiften. Auch den Plan einer Kapital-Erhöhung, mit dem sich der Bayer-Vorstand ein Polster für die Glyphosat-Entschädigungsverfahren und „andere Maßnahmen im Zusammenhang mit einer weitgehenden Eindämmung von Klage-Verfahren in den USA“ verschaffen will, lehnen die organisierten BAYER-Kritiker ab. Ihrer Ansicht nach gibt es nur eine Möglichkeit, die Rechtsstreitigkeiten in Sachen Glyphosat zu beenden: die Vermarktung des Herbizids zu beenden. Ein weiterer Gegenantrag thematisiert BAYER s Weigerung, Verantwortung für die bis in die 1970er Jahre hinein an Heimkindern durchgeführten Arznei-Tests zu übernehmen.

Kölner Stadt-Anzeiger

Vor der kommenden Hauptversammlung will außerdem die Organisation Corporate Europe Observatory einen offenen Brief an die Anteilseigner veröffentlichen. Darin werden die Bestrebungen des Konzerns angeprangert, in den USA Gesetze zu lancieren, die Glyphosat Straffreiheit verschaffen sollen. 

Kölner Stadt-Anzeiger

Vor der BAYER-Zentrale in Leverkusen formiert sich heute ein Protest, der auf die Online-Hauptversammlung des Unternehmens aufmerksam machen soll. Die Organisatoren fordern unter anderem die Einstellung der Produktion von umstrittenen Pestiziden wie Glyphosat.

it boltwise

Vor der BAYER-Zentrale in Leverkusen ist heute eine Kundgebung geplant, denn: BAYER hat heute seine Hauptversammlung. Diese findet zwar online statt, der Protest soll aber für Aufmerksamkeit sorgen. Unter anderem sollen Trecker vor der Hauptzentrale neben dem BAYER-Casino für Aufmerksamkeit sorgen.

Radio Leverkusen

Gegen eine Entlastung stimmten zahlreiche VertreterInnen kritischer Aktionäre und zivilgesellschaftlicher Gruppen. Sie thematisierten in ihren Beiträgen auf der Hauptversammlung den Abbau von 7.000 Arbeitsplätzen ebenso wie die Pestizid-Nebenwirkung Parkinson und das besondere Gefährdungspotenzial von Ackergiften, deren Abbauprodukte zu den fluorhaltigen Ewigkeitschemikalien (PFAS) gehören. Denn auch die produziert BAYER, etwa das Fungizid Fluopyram. Die ARBEITSGEMEINSCHAFT BÄUERLICHE LANDWIRTSCHAFT forderte für mit neuen gentechnischen Verfahren (NGT) veränderte Pflanzen, an denen auch BAYER arbeitet, „einen Haftungsfonds, aus dem dann für Schäden bei Gesundheit, Umwelt oder wirtschaftlichen Schäden gezahlt wird, entsprechend des Verursacherprinzips“.

Informationsdienst Gentechnik

Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hat das Thema Parkinson und damit die Verantwortung von BAYER als einem der größten Hersteller von Pestiziden weltweit bei der BAYER-Hauptversammlung vorgebracht. AbL-Geschäftsführer Bernd Schmitz konnte als Vertreter für die kritischen Aktionäre dort sprechen.

unabhängige bauernstimme

Die BAYER-Hauptversammlung 2025

CBG Redaktion

Am 25. April fand die BAYER-Hauptversammlung statt. Obwohl der Global Player wieder ohne Not das Online-Format wählte, fand Konzern-Kritik nicht nur im virtuellen Raum, sondern auch im realen Raum statt: Die Coordination gegen BAYER-Gefahren zog vor die Unternehmenszentrale in Leverkusen, um dort eine Kundgebung abzuhalten.

=> Die Presseerklärungen

=> Die Kundgebung

=> der offene Brief

=> Die Online-Hauptversammlung

=> Die Reden

=> Die Gegenanträge

=> Das Pressecho

Die Stiftung GEKKO und die Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt unterstützten die Aktionen.