Coordination gegen BAYER-Gefahren
Presse-Mitteilung vom 8. Juni 2006
Kinderarbeit bei indischen Saatgut-Zulieferern: „BAYER muss Versprechen halten“
Rund 500 Kinder zwischen 8 und 14 Jahren arbeiteten im vergangenen Jahr bei indischen Saatgut-Zulieferern des BAYER-Konzerns. Die Kinder stehen bis zu 13 Stunden täglich auf den Feldern, verdienen weniger als 50 Cent am Tag und tragen wegen der hohen Pestizidbelastung oftmals Gesundheitsschäden davon. In wenigen Wochen beginnt die etwa sechsmonatige Pflanz-Saison.
Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Der BAYER-Konzern muss in der nun startenden Pflanz-Saison sicherstellen, dass bei seinen Zulieferern keine Kinder mehr ausgebeutet werden. Alle ehemaligen Kinderarbeiter müssen auf Kosten des Unternehmens eine Schulbildung erhalten.“ Wegen der höheren Löhne, die an Erwachsene gezahlt werden, würden diese Maßnahmen in den betroffenen Regionen auch zu einer Verbesserung der sozialen Lage führen.
Nach internationalen Protesten hatte BAYER im vergangenen Jahr einen Aktionsplan gestartet, das Ziel der Eliminierung von Kinderarbeit bei seinen Zulieferern jedoch verfehlt. Die CBG fordert BAYER nun auf darzulegen, welche Konsequenzen aus den Fehlern des Vorjahres gezogen wurden. „BAYER hat zwar im Frühjahr 2005 unter dem zynischen Titel „Harvest of Happiness“ („glückliche Ernte“) eine breit angelegte Medienkampagne gestartet, jedoch erst im Juli die Zulieferer darauf hingewiesen, dass sie ohne Kinderarbeit produzieren sollten. Zu diesem Zeitpunkt waren aber die Arbeitsverträge bereits unterschrieben, die meisten Zulieferer konnten die Belegschaft nicht mehr austauschen“, so Mimkes weiter.
Die CBG hatte die Problematik vor drei Jahren in Deutschland öffentlich gemacht und eine Kampagne gestartet, der sich inzwischen zahlreiche Verbände angeschlossen haben. Gemeinsam mit dem Global March against Child Labour und Germanwatch reichte der Verein bei der OECD eine Beschwerde wegen Verletzung der Leitlinien für Multinationale Konzerne ein.
„Die im letzten Jahr erfolgte Reduzierung der Kinderarbeit bei Zulieferern von BAYER ist auf den Druck von Nichtregierungsorganisationen aus Deutschland zurückzuführen“ erläutert Dr. Davuluri Venkateswarlu vom Glocal Research and Consultancy Service in Hyderabad. Dr. Venkatesvarlu, dessen Untersuchungen die Kampagne ins Rollen gebracht hatten, fordert weitere Aktionen am Stammsitz von BAYER. „Es war ganz eindeutig, dass die Firma nur aufgrund des Drucks von europäischen Gruppen zu Diskussionen mit uns bereit war“, so Venkatesvarlu. Der Arbeitswissenschaftler kennt die Zustände auf den Feldern aus persönlicher Betroffenheit: seine acht Geschwister arbeiteten als Kinder auf Baumwoll-Feldern, er allein erhielt eine Schulbildung.
Wie schon bei früheren Streitthemen bleibt der Konzern bei der Strategie, seine Kritiker in „gut“ und „böse“ aufzuteilen. Während große Verbände zu Gesprächen eingeladen werden, ließ das Unternehmen ein im Bundeswirtschaftsministerium geplantes Gespräch platzen. Grund für die Absage: die Teilnahme der Coordination gegen BAYER-Gefahren, die angeblich „ideologisch motivierte Kampagnen“ gegen BAYER führe. Dabei hatten die Veröffentlichungen des Vereins die Kampagne in Deutschland überhaupt erst ins Rollen gebracht….
Weitere Informationen finden Sie auf unserer Kampagnen-Seite
Die Kampagne wird von der Stiftung Menschenwürde + Arbeitswelt, der Stiftung Umverteilen und der Aktion Selbstbesteuerung unterstützt