Pressemitteilung vom 22. April 2016
Risiko Pille – Initiative Thrombose-Geschädigter (ITG)
Erste Klage gegen Bayer wird nun auch mündlich verhandelt / Geschädigte fordern weiterhin Verbot gefährlicher Antibaby-Pillen
Proteste auf der Bayer-Hauptversammlung am 29. April / 2,04 Milliarden Dollar Entschädigung in den USA / Klagen in ganz Europa
Antibaby-Pillen mit dem Wirkstoff Drospirenon haben ein deutlich höheres Risikopotenzial als ältere Präparate. Geschädigte Frauen, die ein Verbot der Produktgruppe fordern, kündigten heute Proteste zur Hauptversammlung der Bayer AG am 29. April in Köln an.
Die Antibaby-Pillen Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle mit dem Wirkstoff Drospirenon haben ein höheres Thromboserisiko als ältere Präparate der sogenannten 2. Generation mit dem Gestagen Levonorgestrel. Es entstehen häufiger Thrombosen, Lungenembolien und Schlaganfälle. Bayer zahlte bis Februar 2016 alleine für Vergleiche in den USA 2,04 Milliarden US-Dollar an 17.500 geschädigte Frauen. 2300 Klagen in den USA sind noch anhängig. In Kanada gibt es 13 Klagen, in Israel zwei.
In Europa klagen betroffene Frauen in Frankreich, Österreich, Italien, in der Schweiz und in Deutschland. Bayer rechnet mit weiteren Zahlungen und hat bereits bilanzielle Vorsorgemaßnahmen getroffen. In Frankreich werden die Kosten von Pillen der 3. und 4. Generation inzwischen nicht mehr von der Krankenkasse übernommen. In Großbritannien, den Benelux-Ländern, Dänemark und Norwegen warnen die Gesundheitsbehörden vor den erhöhten Risiken. Die Techniker Krankenkasse veröffentlichte im Oktober 2015 einen Pillenreport, in dem sie vor der Einnahme der Antibaby-Pillen der 3. und 4. Generation abrät.
Das Marketing der Hersteller Bayer bzw. der Bayer-Tochterfirma Jenapharm wendet sich speziell an Mädchen und junge Frauen. Geworben wird in erster Linie mit Versprechungen wie „Gewichtsabnahme“ und „wirkt gegen Akne“, auf die erhöhten Gefahren hingegen wird nicht eingegangen. Drospirenonhaltige Präparate galten lange als meistverkaufte Antibaby-Pillen der Welt. Bayer weigert sich aber weiterhin, in Europa Verantwortung für seine Antibaby-Pillen zu übernehmen.
In Deutschland haben wir Betroffene uns zu „Risiko Pille – Initiative Thrombose-Geschädigter“ (ehemals Selbsthilfegruppe Drospirenon-Geschädigter) zusammengeschlossen. Unser Ziel ist es, Frauen für die Risiken der Pille zu sensibilisieren, den Betroffenen ein Gesicht zu geben und endgültig mit dem Mythos aufzuräumen, als Geschädigte ein Einzelfall zu sein. Unsere Internetseite www.risiko-pille.de zeigt über 400 Erfahrungsberichte betroffener junger Frauen und Mädchen und informiert umfassend über die Risiken verschiedener Pillen-Präparate.
An der Versammlung in den Kölner Messehallen nehmen neben Vorstand und Aufsichtsrat rund 4.000 AktionärInnen teil. Wir sind vor Ort und informieren vor der Messehalle über unser Anliegen und werden auch mit einer Rede im Saal den Vorstand direkt mit den Fakten konfrontieren.
Im Dezember 2015 hat das Landgericht Waldshut-Tiengen die erste Klage gegen Bayer auf Schadenersatz und Schmerzensgeld verhandelt. Der Prozess läuft weiter. Die Klägerin Felicitas Rohrer ist Mitbegründerin der ITG.
weitere Informationen:
=> Website der ITG: www.risiko-pille.de
=> Kampagne der CBG: www.cbgnetwork.org/3113.html
=> Pillenreport der Techniker Krankenkasse: https://www.tk.de/tk/themen/studien-und-auswertungen/pillenreport-2015/770798