BAYER verkauft CURRENTA-Anteile
Es droht Arbeitsplatz-Vernichtung
Gestern veräußerte BAYER gemeinsam mit LANXESS das Unternehmen CURRENTA. Der Chemie„park“-Betreiber, an dem BAYER 60 Prozent und LANXESS 40 Prozent der Anteile hielt, ging für 3,5 Milliarden Euro an MIRA, den Infrastruktur-Fonds der australischen Investmentbank MACQUARIE. Angesichts der millionen-schweren Schadensersatz-Prozess in Sachen „Glyphosat“ hatte der Leverkusener Multi im letzten Herbst auf Druck seiner Großinvestoren ein Rationalisierungsprogramm angekündigt, das neben der Vernichtung von 12.000 Arbeitsplätzen auch die Trennung von Unternehmensteilen umfasst. Die Sonnenschutz-Mittel der COPPERTONE-Reihe und die Fußpflege-Präparaten der Marke DR. SCHOLL’S stieß die Aktien-Gesellschaft bereits ab.
„Wir freuen uns, mit MIRA als dem weltweit führenden Infrastruktur-Betreiber den richtigen Partner gefunden zu haben, der die CURRENTA mit seiner internationalen Expertis erfolgreich weiterentwickeln kann“, sagte BAYER-Vorstandsmitglied Dr. Hartmut Klusik zu dem Geschäftsabschluss. Die rund 3.200 CURRENTA-Beschäftigten dürften sich da kaum mitfreuen, denn sie blicken einer unsicheren Zukunft entgegen. Bestandsgarantien mochte MACQUARIE INFRASTRUCTURE AND REAL ASSETS nämlich nur für die nächsten drei Jahre geben. „Wir haben uns verpflichtet, in den ersten drei Jahren keine Unternehmensteile zu verkaufen“, so MIRAs Deutschland-Chef Hilko Schomerus. Nur für diesen Zeitraum bleiben auch die geltenden betrieblichen und tariflichen Regelungen bestehen.
Und weit über den Horizont von drei Jahren hinaus plant die MACQUARIE-Tochter nicht. „Wir gehen von einer Haltedauer von zehn bis zwölf Jahren aus“, erläuterte Schomerus. Spätestens dann muss sich das Investment für den Fonds ausgezahlt haben, der auf seiner Website damit wirbt, „realen und nachhaltigen Wert für unsere Kunden und die Menschen, denen unsere Anlagen dienen“ zu schaffen.
„BAYER opfert Arbeitsplätze auf dem Altar von BLACKROCK & Co. und liefert die Beschäftigten einem Fonds aus, den nur das Wohl und Wehe seiner InvestorInnen antreibt. Den Leverkusener Multi interessiert nichts weiter, als schnell Kasse zu machen“, kritisiert Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG).
Um die Rendite-Ziele zu erreichen, bedient sich die MIRA-Mutter MACQUARIE überdies nicht immer nur legaler Methoden. So ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft zurzeit gegen die Bank. Das Geldhaus steht in Verdacht, in den Cum-Ex-Skandal verwickelt zu sein und rund um fällige Dividenden-Zahlungen Aktien zwischen einzelnen Niederlassungen hin- und hergeschoben zu haben. Damit firmierte sie gleich zwei Mal an einem Tag als Besitzer der entsprechenden Papiere – und konnte auf diese Weise doppelt von den Kapitalertragssteuer-Rückzahlungen der Finanzämter profitieren.