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Alice Werner (Parents for Future/Leverkusen)

CBG Redaktion

Vielen Dank der Coordination gegen Bayer-Gefahren CBG, dass ich auch dieses Jahr wieder im Namen der Parents for Future Leverkusen hier sprechen darf. 

Mein Name ist Alice Werner.

Sehr geehrte Damen und Herren, trotz all der Errungenschaften unserer sog. Zivilisation, verdanken wir unsere Existenz, neben der Atmosphäre, die uns umgibt, nur noch der sehr dünnen Schicht Mutterboden unter unseren Füßen.

Die Atmosphäre besteht zu 78 % aus Stickstoff, 21 % aus Sauerstoff und 1% aus Edel- und Spurengasen. Die Pflanzen benötigen den Stickstoff ,während wir Menschen, wie alle anderenLebewesen auch, den Sauerstoff zum Atmen brauchen. Bestünde die Atmosphäre nur aus den beiden Hauptgasen Stickstoff und Sauerstoff, wäre unsere Erde eine Eiswüste. So beträgt die globale Jahresmitteltemperatur, also die über den gesamten Erdball und über ein Jahr gemittelte Temperatur milde 15°C PLUS. Ohne diesen winzigen Anteil der Spurengase wären es nur -18°C. Die Edel- und Spurengase machen also einen gewaltigen Unterschied und sind von enormer Bedeutung für alle Lebewesen auf dieser Erde. Für die Erde selbst ist es im Grunde völlig unerheblich, ob und in welcher Konzentration sie vorkommen.

Aber was macht die Edel- und Spurengase, bestehend aus Wasserdampf, Kohlendioxid (also CO2), Lachgas und Methan so besonders?

Dieses EINE Prozent sorgt für den natürlichen Treibhauseffekt, indem die ankommende Sonnenstrahlung durchgelassen wird. Die von der Erdoberfläche abgestrahlte Wärme wird zum Teil aufgenommen (also absorbiert) und sozusagen wieder zurückgesendet. So kommt an der Erdoberfläche mehr Energie an als ohne die Spurengase. Diesem natürlichen Treibhauseffekt – durch die „Treibhausgase“ verdanken wir also die Erwärmung der Erdoberfläche und die lebensfreundlichen Temperaturen auf unserem Planeten in den letzten etwa 10.000 Jahren, in denen sich unsere Zivilisation so gut entfalten und entwickeln konnte.

Der anthropogene, also vom Menschen verursachte zusätzliche Treibhauseffekt aufgrund des vermehrten Ausstoßes verschiedener Treibhausgase – insbesondere CO2 und Methan – seit der Industrialisierung führt dazu, dass immer weniger Wärme ins All entweichen kann. Jede weitere Emission führt zu einem weiteren Anstieg der Temperatur. Solange, bis wir vollständig aufhören, fossile Energieträger zu verbrennen. Die 1,5-Grad-Grenze des Pariser Klimaschutzabkommens haben wir leider schon gerissen. Die Klimagase sammeln sich in der Atmosphäre derweil immer weiter an, denn der Abbau dauert zum Teil bis zu eintausend Jahre. Dabei ist die 1,5-Grad-Grenze nicht irgendeine willkürlich gesetzte Grenze, sondern sie markiert den Punkt, an dem für die Menschheit noch die besten Überlebenschancen bestehen. 

Bei Temperatursteigerungen jenseits der 1,5-Grad-Grenze steuern wir auf bestimmte Kipppunkte in der Natur zu, wie z. B. dem Zusammenbruch des wichtigsten Strömungsystems im Atlantik (der AMOC). Die AMOC (Atlantic meridional overtuning circulation) reguliert das Klima sehr stark. Wie ein Förderband transportiert sie warmes, salzhaltiges Wasser aus den Tropen bis nach Island und Spitzbergen hin. Nachdem das salzhaltige Wasser all seine Hitze abgegeben hat, sinkt es ab und kehrt als Tiefenstrom zurück in den Südatlantik.

Zwei Faktoren steuern also diese wunderbare Umwälzströmung: Salzgehalt und Temperatur. Schmelzwasser des Polkappen-Eises und des Gletschersterbens senken den Salzgehalt der Meere jedoch ab. Gleichzeitig erwärmen sich die Weltmeere drastisch. Das System kommt also aus dem Gleichgewicht. Es hat sich bereits stark verlangsamt und droht ganz zum Erliegen zu kommen. Durch die Eisschmelze wird der Meeresspiegel um einige Meter ansteigen. Bis Mitte dieses Jahrunderts werden weltweit Städte in Küstennähe unter dem Meeresspiegel liegen. Unter anderem sind auch Städte in Deutschland wie Hamburg oder Bremen bedroht. Wir müssen also mit Klimaflüchtlingen selbst innerhalb Deutschlands rechnen. Wer nicht in Küstennähe lebt, ist immer mehr durch Extremwetter bedroht. Lange Trockenperioden wechseln sich ab mit Starkregen-Ereignissen. Aufgrund der höheren Temperaturen führen die Wolken wesentlich mehr Wasser mit sich. Die Regenmassen treffen auf ausgetrocknete Böden, die das Wasser nicht aufnehmen können oder auf komplett versiegelte Flächen und auf eine Kanalisation, die den Wassermassen nicht gerecht werden kann.

In den Dürrezeiten werden Seen und Flüsse wie der Rhein oder der Bodensee Niedrigwasser führen. Die Temperaturen in den Städten werden dann noch bis zu über 10 Grad Celsius ansteigen. Wie stark die Extremwetter in Zukunft noch zunehmen werden, ist abhängig von den Entscheidungen, die heute in den Chefetagen der Unternehmen wie der Bayer AG, getroffen werden. Werden die planetaren Grenzen weiterhin negiert und nicht eingepreist, werden sich die Krisen in absehbarer Zukunft überschlagen. An Wirtschaftswachstum wird dann kaum noch zu denken sein. Weitere Probleme, die das Wirtschaften über die planetaren Grenzen hinaus mit sich bringen, ist die massive Ressourcenverschwendung und die exorbitanten Müllberge, die allein für die Produktion von Überfluss anfallen.

Vor dem Hintergrund dieser bedrohlichen Klimaveränderung frage ich Sie alle persönlich, auch die zuhörenden Aktionärinnen und Aktionäre:

⦁ Was tun Sie um so schnell wie möglich aus der fossilen Energiegewinnung auszusteigen?

⦁ Was unternehmen sie um die weitere Versiegelung hier in Leverkusen zu verhindern bzw. haben Sie sich bereits Gedanken gemacht, welche Flächen für eine Entsiegelung in Fragen kommen?

⦁ Im Rahmen der Autobahnausbauten von A1 und A3 hier in Leverkusen sollen alternative Parkflächen geschaffen werden. Können Sie sich vorstellen, stattdessen ein Konzept für einen Shuttle Service zu entwickeln, das auf die bereits vorhandenen Parkflächen im Umfeld zurückgreift. z. B. die Bayer-Parkplätze an der B8 oder auch Parkplätze der Einzelhandelsketten wie z. B. Aldi, Rewe, Lidl oder Kaufland an der Stixchestraße?

⦁ PFAS gelangen auch in Leverkusen in den Rhein. Wie weit sind die Forschungen, diese Ewigkeitschemikalien sowie Glyphosat und alle anderen giftigen Stoffe in naher Zukunft verzichtbar zu machen und damit die Überlebenschancen unserer Kinder und Enkelkinder zu verbessern?

⦁ Klimaschutz ist Schutz unserer Lebensgrundlagen. Sichert Klimaschutz nicht auch die Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg der Unternehmen?

⦁ Ist es nicht erstrebenswert in diesem Bereich die Marktführung zu erreichen?

⦁ Wir Menschen sind die einzige Spezies auf der Erde, die irgendwann angefangen hat, Müll zu produzieren. Mittlerweile vermüllen wir die Erde exzessiv. Wir verschwenden sogar wichtige Ressourcen allein für die Produktion von Waren für den Überfluss, die dann weltweit auf den Müllkippen – oder in den Weltmeeren – landen. Die Natur kennt das Konzept Müll nicht. Können Sie sich vorstellen, zugunsten unserer Kinder und Enkelkinder in naher Zukunft die Bayer AG auf das System Cradle to Cradle umzustellen – und damit weltweit die Marktführung einzunehmen und  Arbeitspätze zukunftsgerecht zu machen und zu sichern?

⦁ brauchen wir nicht einen ganzheitlichen, europaweiten Anreiz, um Müll zu vermeiden und somit den Betrieb bestehender Sondermüll- und Klärschlammverbrennungsanlagen zu reduzieren und den Bau weiterer Sondermüll- oder Klärschlammverbrennungsanlagen zu verhindern?

⦁ Im Januar 2023 wurde bekannt, dass im bayerischen Chemiedreieck Gendorf im Landkreis Altötting PFAS im Boden und im Grundwasser, in Tieren und im Blut der Menschen dort nachgewiesen werden konnten, obwohl der mutmaßlich krebserregende Stoff dort seit Jahren nicht mehr produziert wird. Auch hier in Leverkusen wurden PFAS-Chemikalien hergestellt. Gibt es     für unsere Region Untersuchungen des Wassers, der Böden, von Mensch und Tier, um unsere   Belastungen mit den nicht abbaubaren, gesundheitsgefährdenden Ewigkeitschemikalien zu ermitteln?

⦁ Wenn ja, mit welchem Ergebnis?

⦁ Wenn nein: wann können wir als Betroffene (wie in Altötting) mit diesbezüglichen Untersuchungen rechnen?

⦁ Gibt es in der lokalen Chemieindustrie Rücklagen für die Reinigung der mit PFAS und anderen gesundheitsgefährdenden Produktionsrückständen belasteten Böden, des Wassers, und zur Gesundheitsfürsorge für Mensch und Tier?

⦁ Wenn ja: in welcher Höhe?

⦁ Wenn nicht: wieso nicht?

Ich fordere die Aktionärinnen und Aktionäre auf, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten und stattdessen für die Gegenanträge der Coordination gegen BAYER-Gefahren zu stimmen!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!“

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