Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

TAUCCAMARCA

CBG Redaktion

23. Oktober 2000

Ein Jahr nach dem Tod von 24 Kindern in Tauccamarca/Peru:

BAYER nimmt hochgiftiges Pestizid vom Markt

Ein Jahr nach der tödlichen Pestizid-Vergiftung von 24 Kinder im peruanischen Tauccamarca hat das Leverkusener Unternehmen BAYER das Pestizid Folidol vom Markt des südamerikanischen Landes genommen. Am 13. Oktober hatten die zuständigen Behörden die Zulassung von Folidol und verwandten Pestiziden zurückgezogen.
Eine Vergiftung durch Folidol gilt als mögliche Ursache des Sterbens am 22. Oktober 1999. Staatliche Stellen legten bis heute keinen Bericht über den Verlauf der Tragödie vor - auch die genaue Todesursache der Kinder blieb unter Verschluss. Jährlich erleiden mindestens 6.000 Peruaner Pestizid-Vergiftungen.
Die Menschenrechtsorganisation Instituto de Defensa Legal hatte sich mit einem Offenen Brief an die Firma BAYER gewandt und einen Verkaufs-Stopp gefordert. Auch deutsche Organisationen wie die Informationsstelle Peru und kirchliche Initiativen beteiligten sich an der Kampagne. Trotz fehlender Ergebnisse der staatlichen Untersuchungen in Peru wies Bayer die Forderung bislang mit der Begründung zurück, dass die Ermittlungen keine Hinweise auf Folidol als Unglücksursache enthielten.
Das Instituto de Defensa Legal verlangt weiterhin eine unabhängige Untersuchung der Vergiftungen in Tauccamarca. Wenn sich der Verdacht bewahrheitet, dass Folidol die Ursache der Vergiftungen war, müsse Bayer die betroffenen Familien der Opfer entschädigen und die Behandlungskosten der Verletzten übernehmen. Andere gefährliche Pestizide deutscher Hersteller bleiben in Peru weiterhin im Handel, u.a. Tamaron von Bayer, Folque von BASF und Temik von Aventis.

USA

CBG Redaktion

18. Oktober 2000

Amerikanische Bluter stoppen Kooperation mit Pharmakonzern Bayer

Medikamente nur für Reiche?

Die amerikanische National Hemophilia Foundation (NHF), die die Interessen von 14.000 Blutern in den USA vertritt, beendet mit sofortiger Wirkung jegliche Zusammenarbeit mit dem Pharmaunternehmen Bayer. Alle Spenden des Leverkusener Konzerns an die Stiftung wurden zurück überwiesen, eine Delegation von Bayer zum anstehenden Jahrestag der NHF wurde ausgeladen.
„In Zukunft entscheidet die teuerste Versicherung darüber, wer eine Behandlung erhält“, protestiert Mark Skinner, Präsident der NHF, „für Bayer scheint die Profitrate wichtiger zu sein als die Hilfe für schwerkranke Menschen.“ Hintergrund des Zerwürfnisses: Bayer zieht das Medikament Kogenate FS aus dem freien Handel zurück. In Zukunft soll das Blutfaktor-Präparat nur noch an Direktabnehmer verkauft werden, die dem Unternehmen Alter, Krankheitsgeschichte und die Art ihrer Krankenversicherung mitteilen müssen. Bayer ist Alleinanbieter für diese Art von Gerinnungsfaktoren, die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem.
Die NHF kritisiert in einem Offenen Brief an Bayer den Besitz vertraulicher Patientendaten durch das Unternehmen und die Risiken für Notfall-Patienten, die in Krankenhäusern keine Blutgerinnungsmittel mehr erhalten können. Die Stiftung befürchtet zudem höhere Preise aufgrund der Monopolstellung des Anbieters - schon heute geben Hämophile jährlich bis zu 150.000 US$ für ihre Behandlung aus. Besonders ältere Betroffene, die auf die staatlichen Programme Medicare und Medicaid angewiesen sind, könnten in Zukunft leer ausgehen.
Jan Hamilton, Vorsitzende der zweiten großen Bluter-Vereinigung Hemophilia Federation of America: „Niemand von uns vertraut Bayer“. In den 80er Jahren hatte sich die große Mehrheit der amerikanischen Hämophilen mit Hepatitis C infiziert. 40% der Patienten wurden außerdem mit HIV angesteckt, obwohl Experten jahrelang auf die Risiken hingewiesen hatten. Schon damals war Bayer Weltmarktführer für Blutprodukte.

Demo

CBG Redaktion

31.08.2000

Für den Ausstieg aus der Risiko-Technologie:

Heute Proteste bei BAYER

Heute werden TeilnehmerInnen des Camps der Gentechnik-KritikerInnen gagatu in Köln-Poll einem der weltweit führenden Gentechnik-Unternehmen einen Besuch abstatten:
Donnerstag, 31.08.2000, 13 Uhr
Leverkusen BAYER-Werk
Fr.-Ebert-Str. (B8) Tor 1

Die DemonstrantInnen wenden sich mit dieser Aktion gegen die rücksichtslose Unterordnung der „Bausteine des Lebens“ unter die betriebswirtschaftliche Profitmaxime. Zugleich wollen sie mit ihren Protesten auf das unkalkulierbare Risko der Gentechnologie und der gentechnischen Produkte hinweisen. Axel Köhler-Schnura (Vorstand Coordination gegen BAYER-Gefahren): „Entgegen allen Heilsversprechen dient die Gentechnologie einzig den goldenen Bilanzen des BAYER-Konzerns.“

Archiv

CBG Redaktion

24. August 2000

Trotz Verpflichtung im neuen Stiftungsvertrag:

Bayer AG verweigert Zugang zu Konzern-Archiv

Die Leverkusener Bayer AG verweigert Kritikern des Unternehmens den Zugang zum Werksarchiv, in dem sich umfangreiches Material aus der Zeit des Dritten Reiches befindet. Mitarbeiter der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V. (CBG) wollen dort Unterlagen einsehen, die die „Arisierung“ eines jüdischen Friedhofs in Krefeld betreffen. Außerdem sollen Briefwechsel zwischen dem Leverkusener Bayer-Werk und dem KZ Auschwitz, in dem im Auftrag der IG Farben Menschenversuche durchgeführt wurden, eingesehen werden. Erst im vergangenen Jahr hatte die Bayer AG das Archiv der skandalträchtigen IG Farben AG in Liquidation übernommen.
Im Gegensatz zu anderen Firmen beauftragte Bayer bislang keine unabhängigen Historiker mit der Niederschrift einer Konzerngeschichte. Nun antwortete das Unternehmen: „...ergibt sich keine Verpflichtung, Ihrem Antrag nachzukommen. Wir möchten Sie bitten, von weiterer Korrespondenz in dieser Angelegenheit abzusehen.“
In den Vertrag der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“, die die Entschädigung ehemaliger Sklavenarbeiter regelt, wurde auf Drängen amerikanischer Anwälte die Öffnung der Werksarchive festgeschrieben. In der Vergangenheit war Journalisten und Unternehmenskritikern der Zutritt meist verweigert worden.
Die CBG begleitet das Unternehmen Bayer seit über zwanzig Jahren und ist Herausgeber des Buches „IG Farben - Von Anilin bis Zwangsarbeit“. Im Juni organisierte der Verein eine Demonstration in Uerdingen, um an den zerstörten jüdischen Friedhof zu erinnern. Auf dem Gelände des Friedhofs befindet sich heute der Eingang zum Bayer-Werk Uerdingen, ein Hinweisschild oder ein Denkmal sucht man vergeblich.

Alltagsdrogen

CBG Redaktion

8. August 2000

Studie belegt: Pillen für den Alltag führen zu Suchtverhalten

Kritik an „Lifestyle-Medikamenten“

Heftige Kritik an neuen „Lifestyle-Medikamenten“ äußerten Pharmakritiker heute in Düsseldorf. Hubert Ostendorf von der Coordination gegen BAYER-Gefahren bemängelt, dass Pharmaunternehmen wie die Leverkusener Bayer AG die Forschung gegen Tropenkrankheiten eingestellt haben, gleichzeitig aber sinnlose Alltags-Pillen entwickeln. "Während jede Bagatelle zum profitträchtigen Makel erklärt wird, fordern Krankheiten wie Malaria und Bilharziose Millionen von Opfern. Die Pharmamultis arbeiten nicht gegen die Geißeln der Menschheit, sondern nur für ihre Dividende”, so Ostendorf.
Life-Style-Medikamente haben Konjunktur: La Roche bringt ein Präparat gegen Fettleibigkeit auf den Markt, MSD ein Mittel gegen Haarausfall. In den USA haben die Hersteller Lustpillen für Frauen und Wachstumsförderer für Kinder in der Pipeline, und seit kurzem gibt es die erste Anti-Raucher-Pille.
Die Bayer AG arbeitet an einem Konkurrenzprodukt für Viagra. Die Nebenwirkungen von Viagra führten bereits zu zahlreichen Todesfällen. Kritiker bezweifeln, dass der neue Lustförderer wie versprochen ”erheblich weniger Nebenwirkungen” haben wird.
Viele der neuen Alltags-Pillen haben ein hohes Suchtpotenzial und verwischen die Grenze zwischen Medikamenten und Drogen. Eine Studie der Universität Bielefeld belegt, dass ”normale” Medikamente den Einstieg zu Designerdrogen wie Speed und Ecstasy erleichtern. Befindlichkeitsstörungen werden zunehmend mit einer ”reflexartigen pharmakologischen Reaktion” beantwortet. Der Zugang zu Medikamenten, so die Bielefelder Untersuchung, sei durch immer mehr frei verkäufliche Mittel in den letzten zehn Jahren extrem erleichtert worden, was das Suchtverhalten bei den Betroffenen wie den Profit bei der Pharmaindustrie fördere.

[EBS] European Business Summit

CBG Redaktion

9. Juni 2000

Zum Auftakt des European Business Summit in Brüssel:

Protest gegen Verquickung von Wirtschaft und Politik

Organisationen aus ganz Europa kritisieren anlässlich des European Business Summit in Brüssel den wachsenden Einfluss der Industrie auf die Politik. Besonders bemängelt werden die mangelnde Transparenz politischer Entscheidungen auf europäischer Ebene und die Verquickung der EU Kommission mit Lobbyorganisationen der Wirtschaft.
Die EU Kommission mit Romano Prodi an ihrer Spitze und Vertreter des europäischen Parlaments treffen ab heute mit rund 1.000 Vertretern europäischer Unternehmen zusammen - Gewerkschaften und Verbraucher-Verbände sind zu dem Austausch nicht eingeladen. In insgesamt 10 workshops, geleitet jeweils von einem EU Kommissar und einem Konzern-Vertreter, werden Themen wie Privatisierungen, Steuersenkungen für Unternehmen und Handelsliberalisierungen diskutiert.
Erik Wesselius vom Amsterdamer Corporate Europe Observatory kritisiert den privilegierten Zugang der Wirtschaftslobbyisten zur EU Kommission und ihren Gremien: ”Der überdimensionale Einfluss der Industrie auf die Entscheidungen der EU ist eine Gefahr für die Demokratie.” Hubert Ostendorf von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: ”Wenn politische Entscheidungen allein nach Vorgaben der Industrie gefällt werden, geraten Umwelt- und Verbraucherschutz, die Rechte von ArbeitnehmerInnen und die sozialen Sicherungssysteme immer mehr unter die Räder.”
Der European Business Summit wird vom europäischen Arbeitgeberverband UNICE und vom exklusiven European Roundtable (ERT), dem die 47 größten Konzerne Europas angehören, organisiert. Der Leverkusener Bayer-Konzern ist in beiden Gremien vertreten – ebenso die Unternehmen Veba, Daimler Benz, Siemens, Bertelsmann und Krupp. Unter anderem gehen die europäische Wirtschaftsunion und das europäische Verkehrswegeprogramm wesentlich auf Vorgaben des ERT zurück.

Pharma-Tests

CBG Redaktion

31. Mai 2000

Londoner Sunday Times berichtet:

Bayer verschwieg Risiken von Pharma-Tests

Nach Angaben der Londoner Sunday Times verschwieg der Bayer-Konzern mögliche Unverträglichkeiten eines Antibiotikums und gefährdete damit 650 Patienten in englischen Krankenhäusern. In einer klinischen Studie in sechs Hospitälern war das Medikament Ciproxin bei Operationen eingesetzt worden, obwohl dem Unternehmen Untersuchungen vorlagen, nach denen Ciproxin im Zusammenspiel mit anderen Pharmazeutika seine Wirksamkeit verlieren kann. Hierdurch stieg die Gefahr von Infektionen. Den beteiligten Krankenhäuser wurden die Risiken vor Beginn der Studie nicht mitgeteilt.
“Obwohl ich zu Beginn der Tests auf die Probleme hingewiesen habe, wurde die Studie im ganzen Land unverändert weitergeführt” kritisiert der Chirurg Stephen Karran. “Ich glaube, dass Patienten gelitten haben. Daher ist eine unabhängige Untersuchung notwendig”. Karran gehört zu den Wissenschaftlern, die bereits 1989 im Auftrag von Bayer das Zusammenspiel des Wirkstoffs Ciprofloxacin mit Schmerzmitteln, die bei Operationen eingesetzt werden, untersuchten. Nach mehreren erfolglosen Beschwerden wandte sich der Arzt an die Presse.
Bislang wurden nur die Testergebnisse aus einer Klinik in Southampton bekannt. Nach Angaben der Sunday Times erlitt mindestens ein Teilnehmer der Studie eine lebensbedrohliche Infektion. Die Resultate der übrigen fünf Krankenhäuser will Bayer aus Geheimhaltungsgründen nicht offenlegen.
Ciproxin, in Deutschland unter dem Namen Ciprobay auf dem Markt, ist in England seit 1993 für bestimmte Operationen zugelassen. Bayer strebt die Zulassung für weitere Gebiete an. Das Unternehmen räumte ein, dass die Probleme mit Ciproxin vor Beginn der Studie bekannt waren und dass die Testunterlagen keinen entsprechenden Hinweis erhielten. Im Verlauf der Studie seien die Protokolle jedoch ergänzt worden. Der staatliche National Health Service kündigte eine Untersuchung an.

Wuppertal

CBG Redaktion

26. Mai 2000

wegen des Unfalls im Werk Wuppertal im Juni 1999:

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Bayer AG

Gutachten fordert Konsequenzen für Bayer-Vorstand

Die Staatsanwaltschaft Wuppertal hat wegen des Verdachts auf Luftverunreinigung Anklage gegen die Bayer AG erhoben und reagiert damit auf eine Strafanzeige des Vereins Coordination gegen BAYER-Gefahren. Die Umwelt-Initiative wirft dem Unternehmen ”schwere Gefährdung durch Freisetzung von Giften” und ”unerlaubten Umgang mit nicht zugelassenen Stoffen” vor. Das Verfahren wird am Amtsgericht Wuppertal vor einem Strafrichter geführt.
Axel Köhler-Schnura vom CBG-Vorstand: ”Es besteht der Verdacht, dass Bayer mit nicht zugelassenen und nicht dokumentierten Stoffen gearbeitet hat, für die nicht einmal Sicherheitsdatenblätter existieren. Wir sehen den dringenden Verdacht gegeben, dass dem Unfall ein strafbares Handeln zugrunde liegt.” Köhler-Schnura weiter: ”Der Konzern hat trotz der zahlreichen Unfälle in der Vergangenheit die Sicherheitslage nicht verbessert und erfüllt damit den Tatbestand der groben Fahrlässigkeit.”
Die CBG kritisiert, dass der Öffentlichkeit keine Katastrophenpläne bekannt waren, dass Menge und Zusammensetzung der ausgetretenen Stoffe nicht veröffentlicht wurden und dass die Unternehmenssprecher verharmlosend von einer ”Betriebsstörung mit Geruchsbelästigung” sprachen.
Bei der Explosion in Wuppertal waren am 8. Juni 1999 mehr als 100 Menschen verletzt worden. Eine systematische Untersuchung von Anwohnern und Verletzten wurde nicht vorgenommen, so dass eine Langzeiterfassung von Gesundheitsschäden nicht möglich ist. Ein offener Brief der Initiative an die Bayer AG blieb bis heute unbeantwortet. Zu einer Bürgerversammlung mit Bärbel Höhn schickte das Unternehmen keinen Vertreter – trotz einer Einladung der Umweltministerin.

Fußball

CBG Redaktion

20. Mai 2000

Zum heutigen Finale der Fußball-Meisterschaft:

Leverkusener Erfolg verdeckt Kehrseiten des Bayer-Konzerns

Anlässlich des Finales der Fußball Bundesliga äußern Kritiker des Unternehmens Bayer die Befürchtung, dass die Leverkusener Erfolge die vom Chemie-Konzern verursachten Probleme überdecken. Das sportliche Engagement drängt die Berichterstattung über Störfallrisiken, Umweltverschmutzung und giftige Produkte in den Hintergrund.
Hubert Ostendorf vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): ”Bayer betreibt das Sport-Sponsoring lediglich aus Werbegründen. Kein Verein in Deutschland forciert die Kommerzialisierung des Sports so rücksichtslos wie Bayer 04 – der Verein wurde mittlerweile sogar in eine GmbH umgewandelt”. Die Spieler der Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH kicken laut Eintrag im Handelsregister zum Zweck des Einsatzes als Werbeträger für die Bayer AG. Hierzu Ostendorf: ”Deutlicher kann man die Degradierung des Sports zum Imagefaktor nicht in Worte fassen.”
Die Unterstützung des Breitensports hat Bayer in den letzten Jahren deutlich eingeschränkt. Ab der kommenden Saison wird der Verein Trikotwerbung für die RWE-Tochter avanza betreiben und dann am Tropf der beiden größten Konzerne Nordrhein-Westfalens hängen. Ostendorf fordert die Offenlegung der finanziellen Unterstützung durch den Chemie-Multi sowie ein Verbot des Besitzes von Mannschaften durch Konzerne. Zahlreiche Initiativen werden am heutigen Samstag in der Leverkusener Innenstadt gegen die teilweise skrupellose Geschäftspolitik von Bayer demonstrieren.
Die CBG dokumentiert seit über 20 Jahren Probleme, die vom Bayer-Konzern in aller Welt verursacht werden. Zentrale Themen der Vereinsarbeit sind die Gefahren von Bayer-Pestiziden, Sicherheitsbedingungen in Bayer-Werken in der Dritten Welt, die Verschmutzung von Wasser und Luft sowie die bis heute ausgebliebene Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter durch die Chemische Industrie.

Demo Leverkusen

CBG Redaktion

18. Mai 2000

Für Entschädigung von Zwangsarbeitern und Abschaffung der Todesstrafe:

Demonstration in Leverkusen

Zahlreiche Organisationen aus Leverkusen und Köln rufen zu einer Demonstration am 20. Mai in der Leverkusener Innenstadt auf. Die Initiativen verlangen vom Bayer-Konzern, ehemalige Zwangsarbeiter und deren Hinterbliebenen individuell und unverzüglich zu entschädigen. Außerdem wird das Unternehmen aufgefordert, sich weltweit für die Abschaffung der Todesstrafe einzusetzen. Der Protestzug startet um 11 Uhr am Rathausvorplatz und wird zum Hauptgebäude der Bayer AG ziehen.
Philipp Mimkes, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren: “Bayer investiert bedenkenlos in China und anderen Ländern, die die Menschenrechte mit den Füßen treten. Das Unternehmen sollte seinen großen politischen Einfluss darauf verwenden, Demokratie und Grundrechte weltweit zu stärken.” Besonders in der Kritik steht die enge Kooperation des Unternehmens mit Thomas Ridge, Gouverneur von Pennsylvania/USA, der für die drohende Hinrichtung des Bürgerrechtlers Mumia Abu-Jamal verantwortlich ist. In Pennsylvania befindet sich die amerikanische Zentrale von Bayer. Ridge war im vergangenen Herbst vom Bayer-Vorstand in Leverkusen empfangen worden.
Die Veranstalter wollen das große öffentliche Interesse nutzen, das aufgrund der möglichen DFB-Meisterschaft von Bayer 04 Leverkusen auf die Stadt gerichtet ist. Durch die Demonstration soll verhindert werden, dass die sportlichen Erfolge die Probleme in den Hintergrund drängen, die von dem Unternehmen Bayer verursacht werden. Zu den Organisatoren der Demonstration gehören neben der CBG die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes, antifaschistische Gruppen, die PdS und die DKP.

Ozon-Killer

CBG Redaktion

10. Mai 2000

Herstellung verbotener FCKW in die USA verlagert:

BAYER produziert Ozon-Killer trotz Verbots in Deutschland

Das Leverkusener Unternehmen Bayer produziert in den USA Chemikalien, die in Deutschland seit fast 10 Jahren verboten sind. Im texanischen Werk Baytown stellt der Konzern große Mengen Dichlordifluormethan (R12) und Trichlorfluormethan (R11) her, obwohl beide Stoffe zu den gefährlichsten FCKW gehören und die Ozon-Schicht schädigen. Seit dem Abkommen von Montreal ist die Herstellung von R11 und R12 international streng begrenzt. In Deutschland wurde die Produktion durch die FCKW-Halon-Verbotsverordnung von 1991 untersagt.
Prof. Dr. Jürgen Rochlitz, Chemiker an der FH Mannheim und Beirat der Coordination gegen BAYER-Gefahren: ”Die Herstellung von R11 und R12 durch das Unternehmen Bayer ist ein ungeheuerlicher Anschlag auf Umwelt und Gesundheit. Bayer missachtet bedenkenlos die von der Chemischen Industrie selbst gesetzten Regeln des responsible care. Wie verträgt sich dieses Verhalten mit der immer wiederkehrenden Behauptung, im Ausland würden keine Stoffe produziert, die in Deutschland verboten sind?” Rochlitz war Abgeordneter im Deutschen Bundestag und Mitglied der Enquète Kommission Schutz des Menschen und der Umwelt.
Im aktuellen Geschäftsbericht des Konzerns heißt es: ”In allen Ländern und Erdteilen gelten für Bayer die gleichen Maßstäbe”. Die Herstellung von R11 und R12 wurde bekannt, da in den USA strengere Regeln für die Offenlegung von Produktionskennzahlen gelten als in Deutschland. Die aktuellsten Daten betreffen das Jahr 1997. Das Unternehmen verweigert bislang Auskunft darüber, ob und in welchem Umfang R11 und R12 auch im laufenden Geschäftsjahr hergestellt werden und womit der Verstoß gegen die eigenen Grundsätze begründet wird.

[BAYER HV 2000] Hauptversammlung 2000

CBG Redaktion
Tod durch Pestizide: Skelette empfangen Aktionäre DIE ZEIT: Die Macht der Multis provoziert Widerstand. Besuche bei Konzerngegnern Kritische Aktionäre kündigen Protest an

Totentanz und das große Fressen

Aktionärinnen und Aktionäre gehen über „Leichen“

von Karl Henning Zwei in Skelettanzügen gekleidete Gestalten torkeln zwischen zehn symbolischen Gräbern. Auf den ”Grabsteinen” vor schwarzen Holzkreuzen steht in roten Lettern: ”BAYER-Pestizide töten Menschen”. Grablichter flackern im Wind. Die beiden Skelette vollführen einen gespenstischen Totentanz, versprühen symbolisch Ackergifte aus einer Spritze. Direkt vor den Toren der Köln- Deutzer Messehallen fallen sie wie tot zu Boden. Verendet im Giftnebel: Was als Auftakt der BAYER-Hauptversammlung am 28.4. von KritikerInnen szenisch umgesetzt wurde, ist in unzähligen Ländern insbesondere der ”Dritten Welt” trauriger Alltag. Nach Schätzungen der Weltgesund- heitsorganisation (WHO) sterben Jahr für Jahr über zwei Millionen Menschen an Pestiziden. Aktuelles Beispiel ist ein Fall aus den Philippinen. Hier erlagen mindestens 14 Menschen dem BAYER-Gift NEMACUR. Doch solche Zahlen interessieren viele der in Bussen angekarrten (Belegschafts-) AktionärInnen und BankenvertreterInnen nicht. Nicht einmal die Presse kommt ihrer berufsmäßig verordneten Neugier nach, der Verdacht auf Gleichschaltung drängt sich unweigerlich auf. Beide, Salonschreiber und Couponschneider, sind vielmehr an Bilanzen und Kursen interessiert. Entsprechend zielstrebig eilen sie in den Versammlungsraum, über die symbolischen Leichen hinweg, wo BAYER-Vorstands- chef Manfred Schneider sie mit angenehmeren Daten beglückt: ”Wir freuen uns, dass wir Ihnen für das Jahr 1999 einen guten Abschluss vorlegen können”, trägt er mit gewohnt monotoner Stimme vor. Der BAYER-Konzern habe seinen Gewinn um 24 % auf 2.002 Mio. Euro steigern können. Dies, obwohl oder gerade weil im letzten Geschäftsjahr 25.000 Arbeitsplätze ausgelagert bzw. vernichtet wurden. Trotz guter Geschäfte konnte sich der Chemieriese ”durch Bilanztricksereien” wie Erhöhung der Rückstellungen und verschärfte Abschreibungen erstmalig in seiner Geschichte an der Gewerbesteuer vorbeimogeln, wie die Bundestagsabgeordnete Ulla Lötzer (PDS) später in Ihrer Rede kritisierte. Auf ihre Frage, wann der BAYER-Konzern sich wieder an der Finanzierung kommunaler Aufgaben zu beteiligen gedenke, erhielt sie keine hinreichende Antwort. So erging es auch den anderen elf RednerInnen für die Coordination gegen BAYER- Gefahren, die nunmehr seit 18 Jahren den ”geordneten Ablauf der Hauptversammlung” mit ihren kritischen Beiträgen stören. Ihre zwei Dutzend Gegen- anträge wiegelte Schneider routiniert als ”unbegründet” ab, ihre Fragen beantwortete er ausweichend bis diffamierend. Die Rede von CBG-Gründungsmitglied Axel Köhler- Schnura etwa quittierte Schneider mit dem Hinweis: ”Ich will Ihre Ansichten nicht kommentieren, denn sie dienen ja lediglich der Selbstdartstellung.” Dabei hatte Köhler-Schnura erneut auf den fortwährenden Skandal nicht entschädigter NS-Zwangs- arbeiterInnen hingewiesen und BAYER-Chef Schneider in einer bewegenden Rede - wie im vergangenen Jahr - erneut aufgefordert, sich im Namen des Konzerns für zugefügtes Leid zu entschuldigen. Vergebens. Als CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes sich wenig später des Themas erneut annahm, stellte Aufsichtsrats- vorsitzender Hermann-Josef Strenger in seiner Funktion als Versammlungsleiter für kurze Zeit sogar das Mikrofon ab. Keine Spur von ”Chemie im Dialog”, wie in großspurigen Anzeigen immer wieder versprochen. Stattdessen gab es Brot und Spiele - eine Verpflegung, die für lange Schlangen an den Ausgabetheken sorgte und nach dem großen Fressen zu einer erheblichen Abwande- rung von Butterfahrts-AktionärInnen führte sowie dumpfbackige Speichelleckvorträge mit einem gewissen Unterhaltungswert von bestellten RednerInnen. So lobhudelte beispielsweise der Betriebsratsvorsitzende von Wuppertal über die ausgezeichnete Geschäfts- und Standortspolitik von BAYER und wetterte gegen die Reden der Kritischen AktionärInnen in einem Tonfall, den Vorstandschef Schneider sich auf diesem Niveau vermutlich nicht hervorzubringen getraut hätte. Doch auch dieser sparte nicht mit unsachlichen Ausfällen und persönlicher Herabsetzung seiner Gegner. Auf die Rede von CBG-Vorstandsmitglied Hubert Ostendorf, der die tausendfache Hepatitis-C-Infizierung von Blutern durch BAYER-Produkte sowie Bestechung von ÄrztInnen geißelte, entgegnete Schneider aus sicherer Entfernung vom hell erleuchteten Podium: ”Sie erwecken in Ihrem Vortrag den Eindruck, dass Sie Schwierigkeiten haben, das Thema richtig darzustellen.” Ähnlich reagierte er auf den Beitrag der niederländischen Milchbäuerin Aarlte Dijkstra, die den Tod Tausender Kühe durch einen BAYER-Impfstoff beklagte. Die Hauptversammlung sei nicht der Ort, derartige Dinge zu thematisieren. Im übrigen, so Schneider, sei BAYER in den Fällen, in denen ein Zusammenhang zwischen dem Tod der Kühe und dem Impfstoff nachgewiesen worden sei, der ”Schadensersatzpflicht nachgekommen.” Aarltje Dijkstra fühlt sich durch diese Darstellung der Dinge schlichtweg hinters Licht geführt. Nachdem die ersten Kühe gestorben seien, habe BAYER noch unbürokratisch entschädigt. Doch als dann offenbar wurde, dass die ganze Branche von der Katastrophe betroffen sei, habe der Konzern durch Untersuchungen feststellen lasen, dass in den meisten Fällen ”ein Zusammenhang nicht besteht” und die Zahlungen verweigert. Im übrigen, so die rebellische Bäuerin, stimme auch nicht, was Schneider als Kommentar zu ihrem Gegenantrag gesagt hätte. Ihre ”Aktionskampagne” sei keineswegs, wie behauptet, ”durch ein niederländisches Gericht untersagt” worden. Lediglich der Slogan ”Tot durch BAYER” wurde verboten, nicht aber der Hinweis ”Krank durch BAYER”. Was Schneider selbst nicht schaffte, erledigte zum Teil das Publikum. Zar gab es immer wieder Beifall für die Reden der Kritischen, aber auch gezielte Zwischenrufe vereinzelter aufgebrachter AnteilseignerInnen, die Aufsichtsratschef Strenger unverhohlen unterstützte und ermutigte: ”Ich habe volles Verständnis für Ihre Zwischenrufe.” Unter dem Eindruck dieser Verhöhnung betrat Christiane Niesel das Podium und fragte sichtlich erregt, wie man in Anbetracht ”unzähliger Toter durch die BAYER-Geschäfte zur Tagesordung übergehen kann”. Erneute Buhrufe aus dem Publikum, Zwischenkommentare von Strenger. Christiane Niesel wurde derart irritiert, dass sie frustriert auf die Beendigung ihrer sorgfältig vorbereiteten Ausführungen verzichtete. Henry Mathews vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre dagegen ergriff gleich mehrfach das Wort. Er beschwerte sich über die Diskriminierung seiner KollegInnen und kritisierte den hemmungslosen Antibiotika-Einsatz in der Tiermast. Und: Weil er mit der Antwort von BAYER-Chef Schneider nicht zufrieden war, ging er gleich wieder, und nach einer erneut unzureichenden Antwort zum dritten Mal zum Mikrofon. Die Hauptversammlung endete formal mit einem Abstimmungserfolg für den Vorstand und den Aufsichtsrat. Lediglich 0,1 % bzw. 285.000 Aktien entfielen auf die Anträge der KritikerInnen, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten und die Dividende für die Wiedegutmachung der durch BAYER angerichteten Schäden zu verwenden - bei einer fast 100%igen Kapitalkonzentration auf Banken und Versicherungen kein Wunder. ”Wenn wir einen Durchschnittsbesitz von 150 Aktien bei KleinaktionärInnen unterstellen, dann entspricht das einer Unterstützung von fast 2.000 Menschen”, rechnet CBG-Sprecher Köhler-Schnura vor. ”Angesichts von 6.000 TeilnehmerInnen gar kein so schlechter Erfolg”, sagt er und schmunzelt. Rede von Lars Neumeister (Pestizid Aktions-Netzwerk) auf der BAYER Aktionärsversammlung am 28. April 2000 Sehr geehrte Damen und Herren, am Anfang meiner Rede möchte ich aus dem Geschäftsbericht der BAYER AG aus dem Jahre 1995 zitieren. Im Abschnitt Arbeitsgebiet Landwirtschaft heißt es dort unter anderem: „Mit einem „Drei Punkte Programm“ haben wir uns hinsichtlich Forschung, Entwicklung und Vertrieb der Pflanzenschutz-Produkte klare Ziele für die kommenden fünf Jahre gesetzt, um wichtige Aspekte wie Umweltschutz und Produktsicherheit noch weiter voranzubringen. So werden wir die eingesetzte Produktmenge je Anwendung noch weiter reduzieren und Produkte der WHO-Toxizitätsklasse 1 schrittweise durch Präparate mit geringerer Giftigkeit ersetzen.“ An dieser Stelle möchte ich den Vorstand fragen, wie weit die Ziele des 3 Punkte Programms im Jahr 1999 umgesetzt wurden. Denn 5 Jahre später sind diese Wirkstoffe immer noch auf dem Markt und tragen zur Vergiftung von Mensch und Umwelt bei. Ein besonders schockierendes Beispiel wurde uns durch das Pestizid Aktions-Netzwerk in den Philippinen bekannt. Menschen und die Umwelt wurden dort durch Pestizide vergiftet. Unter anderem wurden dort die BAYER Wirkstoffe Fenamiphos und Carbofuran ausgebracht. Beide Wirkstoffe gehören zur höchsten Giftigkeitsklasse der Weltgesundheitsorganisation. Im Dorf Kamukhaan, das seit 19 Jahren von Bananen-Plantagen umgeben ist, klagen die BewohnerInnen über akute Vergiftungserscheinungen sowie chro-nische Krankheiten wie Krebs, Asthma und Anämie. Pestizide werden dort nach der Ausbringung oft direkt durch die Luft ins Dorf eingetragen. Die Flüsse und das Grundwasser sind verschmutzt und die wenigen verbliebenen Fische kontaminiert. Allein im Juli 1999 starben neun Menschen an den Folgen von Pestizidvergiftungen. Im Dorf geborene Kinder kommen häufig mit körperlichen Missbildungen und geistigen Behinderungen auf die Welt. Viele sterben während oder kurz nach der Geburt. Nicht nur die direkten Einwirkungen durch Pestizide schädigen die Bewohner des Dorfes. Alle wirtschaftlichen Grundlagen des Dorfes sind durch den Chemikalieneinsatz auf den Plantagen beeinträchtigt. Die Kokospalmen trugen keine Früchte mehr und mussten gefällt werden. In den Flüssen befinden sich kaum noch Fische. Auf den durch Agrochemikalien unfruchtbar gewordenen Böden ist es sehr schwierig geworden, Marktfrüchte anzubauen oder die Selbstversorgung zu sichern. Vieh und Geflügel zu erzeugen, ist fast unmöglich, weil die Tiere immer wieder durch die Pestizideinwirkung getötet werden. Durch die Vermarktung von Pestiziden der Giftigkeitsklassen „extrem gefährlich“ und „hoch gefährlich“ der Weltgesundheitsorganisation sind Produzenten wie die BAYER AG mit verantwortlich für die Gesundheits- und Umweltschäden in den Philippinen. Die Vorkommnisse in den Philippinen widersprechen den klaren Zielsetzungen BAYERs und ich frage Sie, ob Sie dazu Stellung nehmen können? Zum Abschluss meiner Rede möchte ich aus dem Geschäftsbericht der BAYER AG aus dem Jahr 1999 zitieren. In der Einleitung heißt es: „Die technische und wirtschaftliche Kompetenz des Unternehmens ist für uns mit der Verantwortung verbunden, zum Nutzen der Menschen zu arbeiten und unseren Beitrag für eine dauerhafte und umweltgerechte Entwicklung zu leisten.“ Wir stellen nun die Frage an den Vorstand: Wird BAYER dieser Verantwortung gerecht und das Ziel aus dem Jahr 1995, die „...Produkte der WHO- Toxizitätsklasse 1 schrittweise durch Präparate mit geringerer Giftigkeit ersetzen“ im Jahr 2000 erreichen? - Vielen Dank. Auf die Rede von Lars Neumeister (PAN Germany) äußerte der BAYER-Vorstand, das „Drei Punkte Programm“ verlaufe planmäßig, über die Vorkommnisse in den Philippinen sei ihnen nichts bekannt, man werde sich darüber aber informieren. [gallery]

[HV 2000] Hauptversammlung 2000

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 28. April 2000

Proteste vor BAYER-Hauptversammlung:

Skelette empfangen Aktionäre

Auf der heutigen Hauptversammlung des Chemie-Riesen Bayer äußern Kritiker lautstarke Proteste gegen gefährliche Produkte des Unternehmens. Die Aktionäre werden vor den Kölner Messehallen von Skeletten mit Sprühgeräten und einem symbolischen Gräberfeld empfangen. Hierdurch wird darauf aufmerksam gemacht, dass jährlich mindestens 40.000 Menschen an Pestizid-Vergiftungen sterben.
Bayer gehört zu den sechs größten Pestizid-Herstellern weltweit. Der Konzern hatte vor vier Jahren angekündigt, die gefährlichsten Gifte vom Markt zu nehmen - das Versprechen wurde bis heute nicht eingelöst. Philipp Mimkes, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Das Unternehmen muss seiner Verantwortung gerecht werden und den Verkauf dieser hochgiftigen Agrochemikalien einstellen.“

Insgesamt zwölf Vertreter von BUND, Pestizid Aktions-Netzwerk, CBG, Dachverband Kritischer Aktionäre und AntiGen sprechen in der Versammlung zu folgenden Themen:

Hepatitis-Infektionen durch Blutpräparate von Bayer, Groß-Störfall im Wuppertaler Bayer-Werk im Juni 1999, Risiken gentechnisch hergestellter Produkte und Einsatz von Antibiotika in der Tiermast. Bundestagsabgeordnete der PdS kritisieren die Haltung des Unternehmens bei der Entschädigung ehemaliger Sklavenarbeiter.
Vertreter des holländischen Verbands LTO, der mehr als 100.000 Bauern vertritt, verlangen in Köln finanzielle Unterstützung für geschädigte Landwirte. Bayer hatte vor zwei Jahren einen Impfstoff geliefert, mit dem der gesamte holländische Rinder-Bestand gegen Grippe geimpft wurde. Ein Drittel der 3,4 Millionen Impf-Chargen war mit einem Durchfall-Erreger infiziert - tausende Tiere starben. Ein Komitee betroffener Bauern hatte im Januar das Bayer-Werk im holländischen Mijdrecht besetzt und eine Demonstration vor der Niederlassung in Antwerpen organisiert. An der Autobahn Amsterdam-Den Haag wurden Plakatwände mit der Abbildung toter Kühe und der Unterzeile „Tod durch Bayer. Es könnte auch Ihr Kind sein“ aufgestellt.

Rindersterben

CBG Redaktion

Presseinformation vom 28. April 2000

Impfstoff Bayovac lässt 2.000 Rinder verenden

Bauern-Proteste gegen Bayer

7.000 holländische Landwirte sind in Rage: Durch einen verunreinigten Bayer-Impfstoff starben 2.000 ihrer Rinder. Zudem verursachte das Mittel bei Hunderten von Tieren Euter-Entzündungen, Durchfälle und Fruchtbarkeitsstörungen. Der Chemie-Multi weigert sich, für das Rindersterben die Verantwortung zu übernehmen und Schadensersatz zu zahlen. Deshalb wurden die Bauern aktiv. Sie gründeten die Initiative ”Krank durch Bayer” und versuchen seither, ihr Recht durch immer neue Protest-Aktionen zu erzwingen.

”Ich bin 60. Neu anfangen kann ich nicht mehr”, sagt der Landwirt H. Haversteeg aus Zevenhuisen. 34 Tiere hat er durch den verunreinigten Bayovac-Impfstoff verloren. Wenn Bayer nicht schnell Schadensersatz leistet, ist die Existenz seines Hofes gefährdet. Deshalb fand er sich Mitte Januar gemeinsam mit 400 weiteren Betroffenen aus ganz Holland zu einer Protest-Aktion vor der Mijdrechter Bayer-Niederlassung ein. Die Bauern verriegelten alle fünf Zugänge und erklärten das gesamte Firmen-Gelände zur Gefahrenzone, da hier der todbringende Impfstoff produziert wurde. ”Verseuchtes Gebiet - Kein Zugang” steht auf ihren Plakaten. Die zur Arbeit eintreffenden Belegschaftsangehörigen musste die Geschäftsleitung kurzfristig in einem nahe gelegenen Veranstaltungszentrum unterbringen. ”Viele Höfe gehen durch den entstandenen Schaden kaputt.”, erklärt Aaltje Dijkstra von der Initiative ”Krank durch Bayer”. Und ihr Kollege Jan Adams erklärt: ”Das Aktionskomitee verlangt lediglich, dass Bayer den Schaden begleicht, der den Bauern durch den Impfstoff von Bayer entstanden ist. Nicht mehr und nicht weniger.”
1998 lieferte Bayer/Mijdrecht 3,4 Millionen Impf-Einheiten Bayovac IBR-Marker Vivum aus. In einer der Chargen befand sich der äußerst aggressive Typ II des Durchfall-Erregers ”Bovine Virus Diarrhea” (BVD), in sieben Chargen der weniger gefährliche BVD-Typ I-Bazillus. Insgesamt war ein Drittel der Impfstoff-Menge verseucht. So wurde, was eigentlich der Rindergrippe vorbeugen sollte, selbst zum Auslöser einer - oft tödlichen - Krankheit. Als die Landwirte die ersten Todesfälle meldeten, entzog die zuständige Behörde Bayovac sofort die Zulassung. Bayer zeigte sich zunächst schuldbewusst und zahlte 11 Betrieben eine Entschädigung. Dann aber nahm das Rindersterben immer größere Ausmaße an, und der Leverkusener Chemie-Multi sah Forderungen in Höhe von mehreren Millionen Gulden auf sich zukommen. Darum änderte er seine Strategie. Jan Van Diest, Leiter des holländischen Tiergesundheitsbereichs von Bayer, erklärte plötzlich, dass es keine kausale Verbindung zwischen den toten Tieren und dem Bayer-Impfstoff gäbe. Die entsprechende Entlastungsuntersuchung zauberte er auch gleich aus dem Hut. Trotzdem signalisierte man weiterhin Gesprächsbereitschaft. Aber die Bauern, die keine Zeit zu verlieren haben, gingen auf das Hinhalte-Spiel nicht ein. Ein Treffen mit Van Diest brachen sie nach einer halben Stunde ab, da er keine definitive Zusage über Schadensersatz-Zahlungen machte. Statt hinter verschlossenen Türen zu verhandeln, beschloss die Initiative ”Krank durch Bayer”, mittels Protest-Aktionen den öffentlichen Druck auf das Chemie-Unternehmen zu erhöhen.
Am 2. Februar platzten 150 holländische Landwirte in die Antwerpener Jubelfeiern zu ”100 Jahre Bayer in Belgien” hinein. Beim Gala-Konzert sorgten sie durch das Verteilen von gar nicht festlichen Flugblättern für gehörige Misstöne. Auf der Vorderseite war die Abbildung einer toten Kuh und darunter das Foto eines leblosen Kälber-Fötus zu sehen. Zwischen den beiden Bildern nur eine einzige kurze Text-Zeile: ”Tod durch Bayer” Anfang März bauten die Bauern entlang der Autobahn Amsterdam-Den Haag große Stelltafeln auf, die verendete Tiere zeigten. Dem Satz ”Tod durch Bayer folgte noch ein zweiter: ”Es hätte auch ihr Kind treffen können”. Diese düstere Prophezeiung wäre nämlich eingetreten, wenn ein für den Einsatz in der Human-Medizin bestimmter Impfstoff verseucht gewesen wäre.
Der Leverkusener Chemie-Multi reagierte harsch auf die Anschuldigungen. Er zog vor Gericht und erwirkte eine einstweilige Verfügung gegen das Aktionskomitee. Die Bauern mussten die Plakat-Wände demontieren. Überdies wurde ihnen per Gerichtsbeschluss untersagt, zu verbreiten, der Bayer-Impfstoff Bayovac sei für das Rindersterben verantwortlich. Nur den Slogan ”Krank durch Bayer” durften die Bauern weiterhin verwenden. Bei einem Verstoß gegen die Anordnung drohten die Richter mit Strafen in Höhe von bis zu 100.000 Gulden. Doch Bauern-Aktivist Jan Adams ließ sich durch die ”Lex Bayer” nicht einschüchtern: ”Der Bayer-Konzern will uns mundtot machen, indem er uns Kritik an seinem Treiben verbietet. Aber hier geht es um die Freiheit der Meinungsäußerung.”
Die holländische Landwirtschafts- und Gartenbau-Organisation LTO, die 110.000 Mitglieder vertritt, will Bayer ihrerseits vor Gericht zerren, um auf diese Weise Kompensationszahlungen zu erstreiten. Sie wird dabei nicht nur die Ansprüche der Bauern vertreten, denn der Impf-GAU hat der gesamten niederländischen Landwirtschaft schweren Schaden zugefügt. Der Molkerei-Wirtschaft wurde der Rohstoff Milch knapp, die Fleisch-Produktion sank, die Behandlung der kranken Tiere kostete Unsummen, und zudem musste das Impf-Programm zur Rindergrippe-Prophylaxe abgebrochen werden. Und noch ein zweites Verfahren steht an. Die nach dem Rindersterben gegründete Bauern-Organisation SIS (Stiftung IBR/BVD Schaden) prozessiert, um Einblick in die Art und Weise zu erlangen, wie Veterinär-Impfstoffe produziert werden. So hofft sie, den Schlampereien nicht länger hilflos ausgeliefert zu sein.
Nächster Schauplatz des Bauernaufstandes gegen Bayer war die Hauptversammlung des Konzerns am 28. April in Köln. Auf Einladung der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V. konfrontierten sie Öffentlichkeit und AktionärInnen mit dem Skandal, der sich hinter den wieder einmal glänzenden Zahlen der Sparte ”Tiergesundheit” verbirgt, und stellten Bayer-Chef Manfred Schneider zur Rede. Es wird nicht die letzte Station im Kampf um ihre Rechte gewesen sein.

AUSZÜGE DER REDE VON JAN ADAMS AUF DER BAYER-HAUPTVERSAMMLUNG AM 28.4.00

Am 11.11. und nochmals am 15.12.98 sind alle Kühe auf meinem Hof gegen IBR, also Rindergrippe, geimpft worden. Zwei Wochen später traten die ersten Probleme auf. Als erstes bekam eine Kuh Lungenentzündung. Das Tier reagierte nicht auf die ärztliche Behandlung und verendete. Kurz danach ging es genauso mit einer zweiten Kuh. Anfang 1999 hatten alle Kühe plötzlich Durchfall. Glücklicherweise hörte das nach ein paar Tagen wieder auf. Doch kurz darauf hatte eine Kuh nach der anderen wieder Gesundheitsprobleme. Die eine hatte Euter-Entzündung, andere hatten Klauen-Probleme, Nasenbluten, Blutungen an den Eutern oder brachten tote Kälber zur Welt. Im Laufe des Jahres konnten wir dann Bilanz ziehen: 22 tote Tiere. (...)
In 60 Jahren haben meine Eltern mit unseren Tieren noch nie ein solches Drama erlebt. (...) Mein Tierarzt hat erklärt, dass er felsenfest davon überzeugt ist, dass die Krankheiten auf meinem Hof verursacht worden sind durch das Vakzin, auf dem ”Bayer” stand. Mitte letzten Jahres habe ich Bayer als Hersteller des IBR-Vakzins angeschrieben mit der Bitte, auf meinen Hof zu kommen. (...) Bayer ist auch gekommen. Aber weiter ist nichts geschehen. Nichts und gar nichts. (...) Tausende Viehhalter haben dann praktisch zur gleichen Zeit mehr oder weniger das gleiche Theater erlebt wie ich (...)
Wir bitten Sie daher hier als Bayer-Aktionäre, Ihren ganzen Einfluss zu verwenden, damit Bayer mit den niederländischen Rinderhaltern den angerichteten Schaden regelt.

VSR

CBG Redaktion

Pressemitteilung des Vereins zum Schutze des Rheins und seiner Nebenflüsse

2. April 2000

Pestizidrückstände im Abwasser des Bayerwerks Dormagen - ein Betriebsgeheimnis !

Pestizidrückstände stellte das Landesumweltamt NRW bis zum Januar 1998 im Abwasser des Bayerwerks Dormagen fest. Danach wurden dann keine weiteren Daten mehr veröffentlicht. Um zu überprüfen, ob Bayer inzwischen seine Abwasserbehandlung saniert hat, beantragte der Verein zum Schutze des Rheins und seinen Nebenflüssen (VSR) Ende 1998 Einsicht in die Meßwerte der amtlichen Einleiterüberwachung. Das seit 1994 in der Bundesrepublik Deutschland geltende Umweltinformationsgesetz macht dies möglich. Mit diesem Gesetz soll der freie Zugang zu den bei den Behörden vorhandenen Informationen über die Umwelt ermöglicht werden. 1994 wurde damit einer zu intensiven und unkontrollierten Zusammenarbeit zwischen den zu überwachenden Betrieben und den Überwachungsbehörden ein Riegel vorgeschoben. So die Theorie - die Realität sieht anders aus. Das zuständige Staatliche Umweltamt Köln darf die erbetenen Informationen über die Belastungen im Abwasser von Bayerwerk Dormagen nicht weitergeben. Bayer hat das Abwasser zum Betriebsgeheimnis erklärt und behauptet, dass aus den Daten auf die innerbetriebliche Produktionsverfahren geschlossen werden kann. »In der Regel ist dies ausgeschlossen. Außer es liegt eine derart mangelhafte Abwasserreinigung vor, dass einzelne produzierte Stoffe wie z.B. Pestizide oder deren Abbauprodukte im Abwasser zu finden sind. Diese ließen sich dann direkt der Produktion zuordnen,« so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende des VSR.

Nicht nur durch die Anwendung der Pestizide in der Landwirtschaft, im Gartenbau etc. , sondern auch durch das Abwasser der Produktionsanlagen wie z.B. bei Bayer Dormagen, werden Pestizide in den Rhein eingetragen und belasten so Fische, Kleintiere und das Trinkwasser, welches über Uferfiltrate aus dem Rhein gewonnen wird. Nach Daten des Landesumweltamtes NRW wurden vom September 1995 bis Januar 1998 drei Pestizidwirkstoffe ständig im Abwasser des Bayerwerkes Dormagen nachgewiesen. Ein Wirkstoff wie das Herbizid Metabenzthiazuron, das in Deutschland nicht in Pflanzenschutzmitteln zugelassen ist, wurde zeitweise in hoher Konzentration gefunden. Vom Totalherbizid Diuron wurde dagegen stetig ungefähr 100 g und vom Fungizid Triadimefon sogar ½ kg pro Tag in den Rhein eingeleitet. Auch in einem so großen Fluß wie dem Rhein kommt es durch solche großen Mengen zu einer Erhöhung der Pestizidfracht.

Die direkte Wirkungen der Pestizidbelastung aus den Werken des Konzerns Bayer wurden an der Wupper beobachtet. Unterhalb der Abwassereinleitung von Bayer-Wuppertal waren die aquatischen Lebensgemeinschaften der Wupper lange Zeit extrem beeinträchtigt. Die sich in den letzten Jahren verbesserte Abwasserqualität des Werkes in Bayer resultiert zum Teil aus der Produktionsverlagerung zu anderen Standorten des Konzerns. Die Umweltschützer des VSR wollten daher anhand der Abwasserdaten sehen, ob es dadurch zu einer größeren Abwasserbelastung des direkt in den Rhein einleitenden Dormagener Betriebes kam.

Neben den Pestiziden wurden 1997 gentoxische Stoffe wie beim Abwasser vom Bayerwerk Wuppertal-Elberfeld auch in Dormagen festgestellt. Die Belastungen im Abwasser von Dormagen mit diesen Stoffen waren zwar wesentlich geringer, aber trotzdem nicht zu vernachlässigen. Auch wenn bis Mitte 1999 vom Landesumweltamt kein weiteres gentoxisches Potential mehr festgestellt wurde, werden die Spezialisten des VSR diese Belastung weiter verfolgen.

Die Meßdaten hatte der VSR vom Landesumweltamt NRW auf Grund des Umweltinformationsgesetzes erhalten. Die Routineüberwachung des Abwassers wird aber durch das Staatliche Umweltamt Köln durchgeführt. Dieses Amt verfügt daher über wesentlich mehr Daten über die Abwassereinleitung als das Landesumweltamt, das nur spezielle Untersuchungen ausführt. Aus der ständigen Überwachung des Kölner Amtes kann man daher wesentlich mehr Informationen über den Zustand der Abwasserreinigung bei Bayer-Dormagen gewinnen. Doch dem Staatlichen Umweltamt Köln wurde durch Bayer die Herausgabe der Meßwerte bis heute untersagt.

Die Bedeutung der Einsichtnahme in die bei den Behörden vorhandenen Meßwerte, zeigt die Aufdeckung der gentoxischen Belastung im Abwasser des Bayerwerkes Wuppertal-Elberfeld durch den VSR. Im letzten Sommer wurden mehrmals GEU-Werte von 768 nachgewiesen. Gentoxische Stoffe können krebserregend, fruchtschädigend und erbgutverändernd wirken. Das gentoxische Potential beim umu-Test wird in diesen GEU-Werten gemessen. Bereits bei einem GEU-Wert von größer als 1,5 werden die untersuchten Wasserproben als gentoxisch bewertet. Die Werte im Abwasser des Bayerwerkes sind aber wesentlich höher. Lagen 1997 und 1998 nur jeweils 17% der durchgeführten Messungen bei einem GEU-Wert von 384 oder höher, so stieg diese Zahl 1999 auf fast 50%. Dies zeigte das Umweltrisiko durch die Abwasserbelastung des Bayerwerkes in Wuppertal. Welche Belastungen gehen von den anderen Abwassereinleitungen aus? Sie könnten durch die neutrale Durchsicht der vorhandenen Abwasserdaten durch die Umweltschützer aufgedeckt werden.

Da die Verantwortlichen bei Bayer die Einsichtnahme blockieren, ist anzunehmen, dass eine öffentliche Diskussion über die Umweltbelastungen durch diesen Konzern unterbunden werden soll. »Chemie im Dialog« - ein Begriff der jedes Jahr erneut in der Presseverlautbarungen von Bayer zu lesen ist, bekommt daher einen neuen Sinn. Aus Dialog wird Monolog - und auch nur über die Themen, die dem Konzern Bayer genehm sind. Während andere Firmen wie Degussa-Hüls die Daten ihrer Abwassereinleitungen bisher nicht zum Betriebsgeheimnis erklärt haben, muß Bayer gewichtige Gründe für dieses Vorgehen besitzen.

Dipl.-Phys. Harald Gülzow
Mitglied im Vorstand

VSR
Egmondstraße 5
47608 Geldern
Tel. 02831-980281 (Geschäftsstelle)
0177-3561237 (Projektleitung)
Fax 02831-980290

Corporate Crime

CBG Redaktion

17. Februar 2000

Amerikanische Zeitschrift veröffentlicht Top 100:

Haarmann & Reimer weit oben in Liste krimineller Unternehmen

Die amerikanische Zeitschrift Multinational Monitor hat eine Liste der 100 größten Wirtschaftsverbrecher der 90er Jahre veröffentlicht. Das Holzmindener Unternehmen Haarmann & Reimer, eine Tochter des Bayer-Konzerns, wird darin auf Platz 10 eingestuft. Als Kriterium für die Rangliste gilt die Höhe von Geldstrafen, zu denen die Unternehmen wegen krimineller Machenschaften verurteilt wurden. Haarmann & Reimer hatte mit Konkurrenten jahrelang Preise und Produktionsmengen für Zitronensäure abgesprochen, ein amerikanisches Gericht verurteilte das Unternehmen zu einer Strafe von 50 Millionen US$ sowie zu Schadensersatz-Zahlungen in gleicher Höhe.
Philipp Mimkes, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren: “Die Medien schüren das Bild des Gewaltverbrechers, der unsere Gesellschaft bedroht. In Wahrheit gehen von Unternehmen, die Steuern hinterziehen, Politiker kaufen und gefährliche Produkte auf den Markt bringen, weit größere Gefahren aus.”
Nach Angaben der amerikanischen Kartellbehörde umfaßte der geheime Trust sechs Firmen aus drei Kontinenten. Vertreter der Unternehmen trafen sich regelmäßig, bestimmten den Endpreis für die Säure und legten Verkaufsquoten fest – auf ein Zehntel Prozent genau. Haarmann & Reimer hat während der Existenzphase des Kartells allein in den USA Zitronensäure für 400 Mio US-$ verkauft. Wettbewerbswächter gehen davon aus, daß es illegale Kartelle auch in vielen anderen Bereichen gibt.
H & R ist weltweit der größte Produzent von Aromastoffen und Lebensmittelzusätzen. Die Anlagen zur Herstellung von Zitronensäure wurden in Folge des Skandals an die englische Firma Tate & Lyle verkauft und größtenteils geschlossen – allein im amerikanischen Elkhart gingen 280 Arbeitsplätze verloren.

Davos

CBG Redaktion

28. Januar 2000

Protest gegen Weltwirtschaftsforum in Davos:

Unabhängigkeit der UN bewahren

Zu Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos kritisieren Nichtregierungsorganisationen den wachsenden Einfluss großer Unternehmen auf die Vereinten Nationen. 50 Initiativen aus aller Welt veröffentlichten eine Erklärung, nach der sich die Politik mehr an den Problemen der breiten Bevölkerung orientieren soll. Dem Lobbyismus der Industrie müssten Grenzen gesetzt werden. Gemeinsame Programme von UN und multinationalen Konzernen, wie z.B. das Entwicklungsprogramm Global Sustainable Development Facility, werden in der gemeinsamen Erklärung energisch abgelehnt.
“Das Weltwirtschaftsforum ist ein Beispiel für die unkontrollierte Macht der Konzerne. Genau dagegen richteten sich die Proteste von Seattle,” sagt Olivier Hoedeman vom Corporate Europe Observatory in Amsterdam. “Die UN muss die großen Unternehmen überwachen und für Schäden haftbar machen.”
Der aus Deutschland stammende Forums-Präsident Klaus Schwab erklärte vor dem Beginn des Treffens, in einer komplexen Welt gehe es darum, flexible Netzwerke zu errichten, die eine engere Zusammenarbeit zwischen Regierungen, internationalen Organisationen und Unternehmen ermöglichten. Vor exakt einem Jahr hatte UN Generalsekretär Kofi Annan eine Partnerschaft von UN und großen Unternehmen angekündigt. Daraufhin wurden Kooperationen mit McDonald´s, Disney, BP, Chevron und der Internationalen Handelskammer ICC gestartet.
Hierzu Philipp Mimkes, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren: “Die Interessen der Bevölkerung werden von den Vereinten Nationen vertreten – nicht von der WTO, dem Weltwirtschaftsforum oder industriellen Lobbyverbänden. Wir protestieren gegen die Verquickung von Regierungen, UN und multinationalen Unternehmen.”

Toxikologie

CBG Redaktion

20. Januar 2000

Nachfolge des Toxikologen Prof. Wassermann

Offener Brief an Heide Simonis

Zahlreiche Umwelt-Initiativen wenden sich gegen die Schwächung des Instituts für Toxikologe der Universität Kiel. In einem Offenen Brief an Ministerpräsidentin Heide Simonis fordert die Coordination gegen BAYER-Gefahren die Unabhängigkeit des Instituts, die Beibehaltung des C4-Lehrstuhls für Toxikologie und die Suche eines adäquaten Nachfolgers für Prof. Otmar Wassermann.
Prof. Wassermann wird in diesem Jahr emeritieren. Die Landesregierung plant, seinen Lehrstuhl künftig der Pharmakologie unterzuordnen und die zentralen Arbeitskreise Umwelttoxikologie und Umweltmedizin dem umstrittenen Hygiene-Institut zuzuschlagen.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), die von mehr als 1000 Unterstützern getragen wird, fordert angemessene Ausstattung und politische Rückendeckung für das Institut. Die CBG setzt sich seit 20 Jahren für eine von Giften freie Umwelt ein, häufig greift der Verein dabei die Ergebnisse kritischer Toxikologen und Chemiker auf.
Philipp Mimkes, Geschäftsführer der CBG: “Täglich werden wir mit neuen Chemikalien konfrontiert. Dabei sind Tausende von Stoffen nie auf ihre Toxizität hin untersucht worden.” Mimkes beklagt die Abhängigkeit der meisten deutschen Experten von Aufträgen der Chemischen Industrie. Das Institut für Toxikologie der Uni Kiel gehöre bislang zu den löblichen Ausnahmen. “Nur eine gut ausgerüstete und unabhängige Forschung kann sich für die Gesundheit der Bevölkerung einsetzen.”
Während andere europäische Länder die Toxikologie deutlich aufwerten, wurden in Deutschland in den letzten Jahren 7 von 17 Lehrstühlen geschlossen. Experten befürchten eine Verschlechterung der Sicherheit von Medikamenten und einen verringerten Arbeitsschutz.

Postkartenaktion

CBG Redaktion

12. Januar 2000

gemeinsame Aktion deutscher und amerik. Initiativen:

Protest-Postkarten an Bayer AG

In den vergangenen Tagen haben deutsche und amerikanische Initiativen mehrere Tausend Protest-Postkarten an den Chemie-Konzern Bayer gesandt. Darin fordern sie das Unternehmen auf, den Beitrag für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter drastisch zu erhöhen und sofort auszuzahlen. Außerdem soll sich der Konzern bei den Überlebenden entschuldigen und seine Archive allen Interessierten öffnen. B´nai B´rith, die weltweit größte jüdische Interessenvertretung, und mehrere amerikanische Zeitungen unterstützen die Aktion.
Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren: ”Die in der Stiftungs-Initiative zugesagten Beträge – ein bis zwei Promill eines Jahresumsatzes – sind beschämend. Die Unternehmen verzögern weiterhin die Auszahlung, täglich sterben Betroffene.” Köhler-Schnura weist auf den großen Erfolg der Basisgruppen hin: ”Ohne die unermüdliche Arbeit kleiner Initiativen wäre es den Konzernen gelungen, das Problem für immer zu leugnen.”
Seit mehreren Jahren üben deutsche und amerikanische Organisationen gemeinsam Druck auf den Bayer-Konzern aus. Im letzten Frühjahr protestierten Mitglieder der jüdischen Gemeinde Pittsburgh auf der Hauptversammlung des Unternehmens gegen die jahrzehntelange Blockadehaltung des Konzerns. Pittsburgh ist Stammsitz der amerikanischen Bayer-Tochter.
Die CBG dokumentiert seit 15 Jahren die Geschichte der Chemischen Industrie im Dritten Reich und hat zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema vorgelegt. Der Verein setzt sich auch für eine Auflösung der IG Farben in Liquidation ein. Vertreter der Gruppe kamen kürzlich in den USA mit Betroffenen und ihren Anwälten zusammen.

WCM

CBG Redaktion

10. Januar 2000

Schützende Hand über den IG Farben dank Millionenspenden?

Im Zuge der CDU-Spendenaffäre wird jetzt die Rolle der IG Farben in Liquidation und ihres ehemaligen Mehrheitsaktionärs Karl Ehlerding untersucht. Der Hamburger Milliardär, Besitzer der Immobiliengesellschaft WCM, war lange Zeit Mitglied des Aufsichtsrats der IG Farben. Kurz vor Weihnachten war bekannt geworden, dass Ehlerding 1998 mehr als drei Millionen Mark an die CDU gespendet hat.
Die IG Farben i.L. widersetzt sich seit 50 Jahren ihrer Auflösung – trotz ihrer Verurteilung im Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess. Axel Köhler Schnura von der Kampagne Nie wieder: “Es ist zu vermuten, dass der fehlende politische Druck auf die Gesellschaft auf üppige Parteispenden durch Ehlerding zurückzuführen ist.” Die WCM übernahm die IG Farben, da sie auf das ehemalige “Ostvermögen” des berüchtigten Chemie-Kartells spekulierte. Nachdem IG Farben alle Prozesse zur Rückerlangung ihres Grundbesitzes verloren hatte, trennte sich die WCM von der Beteiligung.
Karl Ehlerding gehören zwei Drittel der Immobiliengesellschaft WCM, in deren Besitz sich über 100.000 Wohnungen befinden. Der Börsenwert der WCM beträgt 7 Mrd DM, das Unternehmen soll als erste Immobilienfirma in den DAX aufgenommen werden. 1998 erhielt die WCM überraschenderweise von der Bundesregierung den Zuschlag für den Kauf von 31.000 Eisenbahnerwohnungen, obwohl ein um 1 Milliarde DM höheres Angebot aus dem Ausland vorlag. Kritiker sehen einen Zusammenhang mit den Spenden an die CDU.
Ebenfalls umstritten war die Übernahme von 800 städtischen Wohnungen in Hilden durch eine WCM-Tochterfirma. Ohne Ausschreibung und Wertgutachten wurde der Kauf innerhalb weniger Tage vom damaligen CDU-Stadtdirektor durchgesetzt. Nach nur einem halben Jahr wurden die Immobilien mit einem Gewinn von 20 Mio DM weiterveräußert. Hildener Ratsangehörige befürchten, dass der überhastete Verkauf mit geheimen Spenden zusammenhängt.