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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

[Some of Us] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Sehr geehrter Vorsitzender des Vorstands, Herr Dr. Dekker, sehr geehrte Mitglieder der Konzernleitung und des Aufsichtsrats, sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

Mein Name ist Anne Isakowitsch und ich repräsentiere heute 4 Millionen Mitglieder der weltweiten Bewegung SumOfUs. SumOfUs ist ein Zusammenschluss von Aktionären, Verbrauchern und Arbeitnehmern, die sich für eine bessere und gerechtere Welt einsetzen.

Ich bin heute hier, um Ihnen eine Petition mit über 600,000 Unterschriften zu übergeben. Die Petition fordert Bayer auf die bienentötenden Pestizide vom Markt zu nehmen und die Klage gegen die Europäische Kommission zurückzuziehen.
Selbst wer nur ein rudimentäres Verständnis von Wirtschaft hat, weiß, dass ein Markt nur funktioniert, wenn Vertrauen zwischen Verkäufer und Konsumenten herrscht. Genau darüber möchte ich heute mit Ihnen sprechen: Vertrauen! Eine Pharmaziekonzern wie Bayer mit seiner langen und beeindruckenden Tradition in der Krankheitsbekämpfung ist sehr stark auf das Vertrauen seiner Kunden angewiesen. Wenn mein Kind krank ist, will ich natürlich sicher sein, dass ich dem Unternehmen trauen kann, dass die Medizin herstellt.

Jedoch ist es genau das Vertrauen seiner Kunden, das Bayer aufs Spiel setzt, indem der Konzern kurzfristige Profite über die Zukunft von uns allen stellt. Denn es gibt keine Zukunft ohne Bienen. Es ist wirklich sehr einfach -- jeder dritte Bissen Essen, den wir zu uns nehmen hängt von der Arbeit von Bienen ab. Das weltweite Bienensterben -- in manchen Gegenden bis zu 80% -- gefähredet unser Überleben und das unserer Kinder.

Wie können junge Eltern einem Konzern vertrauen, der so rücksichtslos mit der weltweiten Nahrungsmittelversorgung -- und damit auch unserer Zukunft -- umgeht?

Bayer möchte gern nachhaltig sein -- auf der Webseite steht. “Wir sind davon überzeugt, dass wir unternehmerisch auf Dauer nur erfolgreich sein können, wenn wir wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer und gesellschaftlicher Verantwortung in Einklang bringen”. Im Fall der bienentötenden Pestizide, scheint Profit ganz klar wichtiger zu sein als diese Prinzipien.

Wie können wir einer Firma vertrauen, die jeden Tag ihr eigenes Versprechen in punkto Nachhaltigkeit bricht?

Letztes Jahr hat die Europäische Union auf das weltweite Bienensterben reagiert und den Verkauf von Bayers Pestiziden verboten, nachdem mehrere unabhängige Studien die Bayer Pestizide für das weltweite Bienensterben verantwortlich machten.

Anstatt jedoch Alternativen zu entwickeln, betreibt Bayer aggressives Lobbying, um solche gerechtfertigten Verbote aufzuheben und die tödlichen Pestizide weiter verkaufen zu können. Der Konzern gibt Millionen von Geldern der Aktionäre und Investoren von Bayer aus, um politische Entscheidungen zu beeinflussen und politische Entscheidungsträger zu verklagen.

Wie können Aktinäre einem Konzern vertrauen, der Milliarden von Euro für Lobbyismus und Gerichtsverfahren verschwendet?

Ein neuer Bericht von Friends of the Earth zeigt, wie Bayer ähnliche Strategien wie die Tabakindustrie nutzt, um die Öffentlichkeit und Politiker von der Harmlosigkeit dieser toxischen Pestizide zu überzeugen. Auch Tabakfirmen haben jahrelang versucht Zigaretten als gesund darzustellen. Wie lange wird Bayer weiter behaupten, dass seine Pestizide nicht für das Bienensterben verantwortlich sind?

Sehr geehrter Vorstand - wieviel hat das Gerichtsverfahren die Aktionäre von Bayer schon gekostet? Wie viel mehr wird es kosten? Wieviele weitere Mililonen von Geldern werden für Lobbyismus ausgegeben, um das Verbot der EU anzufechten?

In seinem langjährigen Bestehen hat Bayer wiederholt Lösungen für schwierige - ja aussichtslose Krankheiten finden können. Bayer sollte sich auf diese lange Tradition besinnen und Alternativen zu den Pestiziden entwickeln anstatt unsere Zukunft und die unserer Kinder weiter zu gefährden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[Philipp Mimkes] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Philipp Mimkes, Coordination gegen BAYER-Gefahren

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,

der SPIEGEL meldete letzte Woche, dass der Fonds für HIV-geschädigte Bluter erneut zur Neige geht. Hepatitis-infizierte Bluter, deren Gesundheitszustand oft noch schlechter ist, gehen bislang ganz leer aus.
BAYER hat in diesen Fonds mehrfach eingezahlt, jedoch in vollkommen unzureichender Weise.

Zur Erinnerung: in den 80er Jahren wurde rund die Hälfte aller Bluter mit HIV und Hepatitis C infiziert. Die meisten durch Produkte von BAYER. Mehr als 2/3 der Betroffenen starben bislang an den Folgen.

Ein Bundestags-Untersuchungsausschuss kam zu Ergebnis: Die Mehrzahl der Infektionen hätte verhindert werden können, da Tests und Sterilisierungsverfahren rechtzeitig vorlagen.
Aus Profitgründen widersetzte sich BAYER damals der Umstellung der Produktion und der Vernichtung ungetesteter Präparate.

Im Oktober lief im ZDF der eindrucksvolle Film „Blutgeld“. U. a. wird darin gezeigt, wie Hersteller von Plasmaprodukten die Gefahren ungetesteter Präparate kannten, den Verkauf jedoch fortsetzten. Der Regisseur hat im Interview deutlich gemacht, dass es sich bei der dargestellten Firma um Bayer handelt.

Der Film hat vor wenigen Wochen den „Deutschen Hörfilmpreis“ erhalten. Hauptsponsor der Preisverleihung war ausgerechnet die BAYER AG.

Herr Dekkers, mir fehlen dazu fast die Worte: der Film thematisiert das Leid Tausender Hämophiler, deren Sterben BAYER größtenteils hätte verhindern können. Und Sie nutzen ausgerechnet diese Veranstaltung für Ihr sogenanntes „Social Marketing“??
Ich möchte Sie fragen: ob Sie solche makabren Werbekampagnen künftig unterlassen möchten?

Statt die BAYER-Opfer dergestalt zu verhöhnen, sollten Sie sich endlich bei den Geschädigten und den Hinterbliebenen entschuldigen. Außerdem fordern wir von Ihnen, dass Sie die Behandlungskosten der Opfer vollständig übernehmen und alle Infizierten nach japanischem Vorbild entschädigen.
In Japan erhielten die infizierten Bluter von BAYER rund eine halbe Mio Euro, lebenslange Rente + offizielle Entschuldigung.
+++++
Heute haben wir viele warme Worte zum Ausscheiden von Wolfgang Plischke aus dem Vorstand gehört. Damit der Abschied nicht zu rührselig ausfällt, möchte ich kurz an 2 Stationen aus der Karriere von Herrn Plischke erinnern:

Ich sprach eben davon, dass sich die japanische BAYER-Tochterfirma Bayer Yakuhin 1996 bei den Opfern von HIV-verseuchten Blutpräparaten entschuldigte.
Ich zitiere aus der damaligen Erklärung von BAYER: wir „fühlen uns für die Schäden der HIV-infizierten Bluterkranken tief verantwortlich” und wir „entschuldigen uns von Herzen, den Opfern sowohl physisch wie psychisch großen Schaden zugefügt zu haben.”

Und wie hieß nun der damalige Geschäftsführer von Bayer Yakuhin? Ganz richtig: Wolfgang Plischke

Gegenüber europäischen oder amerikanischen Opfern hat BAYER eine Entschuldigung hingegen stets abgelehnt. Ich kenne mehrere Infizierte persönlich und ich weiß, dass diese seit 30 Jahren auf eine solche Entschuldigung warten.

Herr Plischke: es würde von menschlicher Größe zeugen, wenn Sie Ihren heutigen Abschied dazu nutzen würden, für die Betroffenen hierzulande ähnliche Worte zu finden wie damals in Japan.

Bleiben wir noch kurz bei Herrn Plischke: nach seiner Station in Japan wurde er Leiter der US-amerikanischen Pharma-Sparte von BAYER. In den USA lagen BAYER ab 1999 zahlreiche Berichte über schwere Nebenwirkungen des Cholesterin-Senkers Lipobay vor. Insbesondere bewirkte Einnahme von Lipobay einen Muskelzerfall (sog. Rhabdomyolyse), die zu Nierenversagen führen kann. Hätte BAYER bereits nach dem Bekanntwerden der ersten Fälle gehandelt, wären über hundert Menschen am Leben geblieben.

BAYER verkaufte zu diesem Zeitpunkt Lipobay mit einer Konzentration von 0,3 mg pro Tablette. Obwohl die Nebenwirkungen schon mit dieser relativ niedrigen Konzentration weit gravierender waren als bei Konkurrenz-Präparaten, brachte Bayer in den USA zunächst Lipobay mit einer Konzentration von 0,4 mg und schließlich im Jahr 2000 sogar mit einer Dosis von 0,8 mg auf den Markt.

Sogar Wissenschaftler von BAYER warnten das Management wiederholt vor diesem Schritt. Die internen Papiere, die von US-Gerichten später veröffentlicht wurden, zeigen: der Geschäftsleitung unter Wolfgang Plischke waren diese Warnungen im Detail bekannt. Sie setzte sich jedoch bewusst darüber hinweg. Die Mehrzahl der Todesfälle erfolgte durch Tabletten dieser erhöhten Konzentration von 0,8 mg.

Der Ausgang dieses Skandals ist den meisten bekannt: im August 2001 wurde Lipobay vom Markt genommen; BAYER zahlte Entschädigungen von über einer Milliarde Euro. Das macht die Toten aber nicht wieder lebendig.

Insofern ist Lipobay eines von vielen Beispielen einer Vermarktung von Pharmazeutika, die notfalls über Leichen geht. Und einer der Protagonisten dieses Prinzips heißt Wolfgang Plischke.

Abschließend habe ich einige Fragen zum Gerinnungshemmer Xarelto. Wir befürchten, dass mit Xarelto das nächste überflüssige (und für viele Patienten gefährliche) Präparat auf den Markt gedrückt wird.

Im vergangenen Jahr gab es allein in Deutschland 133 Meldungen über „tödliche Verläufe“ nach Einnahme von Xarelto und 1400 Meldungen schwerer Nebenwirkungen (in der Regel Blutungen). Gleichzeitig hat sich der Xarelto-Umsatz im vergangenen Jahr verdreifacht. Parallel dazu gab es von BAYER geradezu ein Marketing-Feuerwerk: mit Werbe-Veranstaltungen, dem Versand von Gratis-Mustern, dem Sponsoring medizinischer Kongresse etc

Hierzu meine erste Frage: welchen Betrag haben Sie für das Marketing von Xarelto im vergangenen Jahr ausgegeben?

Grundsätzlich möchte ich klarstellen: verbesserte Gerinnungshemmer sind wünschenswert, da die bisherige Therapie mit Marcumar kompliziert und mit vielen Nebenwirkungen verbunden ist.

Nur: aktuell gibt es keine glaubhafte Studie, wonach der Einsatz von Xarelto insb. zur Behandlung des Vorhofflimmerns (und das ist genau die lukrative Indikation, für die Xarelto vermarktet wird!) sinnvoll ist.
Xarelto reduziert weder die Zahl der Schlaganfälle noch die Rate schwerer Blutungen. Zudem liegen keine Langzeit-Studien zu den Nebenwirkungen des Präparats vor
Und nebenbei: die Kosten einer Xarelto-Therapie liegen 20x höher als z.B. bei Marcumar, was jährlich zu Zusatzkosten von etwa 1.000 Euro pro Patient führt

Neben der Vermarktung für Patienten mit Vorhofflimmern plant BAYER zusätzlich, Xarelto zur Behandlung des Akuten Koronarsyndroms (ACS) einzusetzen. Für das Zulassungsverfahren hat BAYER nur eine einzige, vollkommen unzureichende Studie vorgelegt.

Die US-Aufsichtsbehörde FDA hat eine Zulassung für ACS wegen mangelhafter Daten 2x verweigert. Unter anderem kritisierte die FDA unvollständige Datensätze und den viel zu kurzen Beobachtungszeitraum. BAYER musste gegenüber der FDA sogar einräumen, dass bei über 10% der Probanden der Beobachtungszeitraum so knapp war, dass am Studienende nicht einmal bekannt war, ob der Patient noch lebt. Zudem wies FDA nach: BAYER hatte mehrere Todesfälle von Probanden unter den Tisch fallen lassen.

Herr Dekkers, Sie haben kürzlich geäußert: Xarelto soll mittelfristig Jahreserlös von 3,5 Milliarden Euro einfahren.
Ich frage Sie: wie kommen Sie auf diese Summe? Planen Sie Vermarktung für Behandlung des Akuten Koronarsystems?
Bitte schlüsseln Sie auf, für welche Indikation Sie welche Umsätze mit Xarelto anpeilen.

Ihr Konkurrent Boehringer hat im Februar eine Studie zum Gerinnungshemmer Dabigatran veröffentlicht. Die Studie zeigt: der Plasmaspiegel schwankt bis zu einem Faktor 5 und korrelliert signifikant mit schweren Blutungen und Schlaganfällen. Boehringer überlegt daher, eine Kontrolle des Plasmaspiegels einzuführen und ein Antidot zu entwickeln.

Es ist davon auszugehen, dass die Lage bei Xarelto ähnlich ist. Von daher meine Frage:
Gibt es ähnliche Untersuchungen zu Xarelto? Ist Bayer bekannt, ob der Plasmaspiegel von Xarelto in ähnlichem Umfang schwankt?

Bayer hat laut Aussage der EMA im Jahr 2011 einen Test entwickelt, mit dem Überdosierungen festgestellt werden können.
Plant Bayer die Vermarktung des Tests zur Gerinnungskontrolle?
Entwickelt Bayer ein Antidot für Xarelto? Wenn ja, wird dieses vermarktet?

Wir befürchten, dass Xarelto – nach Lipobay, Trasylol und Yasmin – der nächste Pharma GAU von BAYER wird. Wir fordern daher in einem ersten Schritt, die Vermarktung von Xarelto an Risiko-Patienten sowie an Personen >70 Jahre einzustellen und das aggressive Marketing für Xarelto zu unterbinden.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Anmerkung zu den Antworten:

Marijn Dekkers weigerte sich, Angaben zu den Marketing-Kosten von Xarelto zu machen. Nur die allgemeinem Ausgaben für Marketing und Vertrieb (25% vom Umsatz) würden angegeben.
Auch die Umsätze nach Indikationen würden nicht aufgeschlüsselt.

[Andre Sommer] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Andre Sommer und ich spreche zum Thema Duogynon. Ich möchte Sie kurz um Ihre Aufmerksamkeit bitten.

Seit nun fünf Jahren habe ich fast 7.000 Emails von 365 deutschen Familien bekommen die ähnliche Erfahrungen gemacht haben. Nach Einnahme der Tabletten kam es ungewöhnlich oft zu Schwierigkeiten in der Schwangerschaft, zu Aborten/Totgeburten oder eben zu einer Vielzahl an Missbildungen.

Duogynon war ein Scheringprodukt. Es wurde fast drei Jahrzehnte unter anderem als hormoneller Schwangerschaftstest eingesetzt. Die Wirkstoffe, die in zwei Tabletten Duogynon enthalten waren, entsprechen heute in etwa zwei bis drei Monatsrationen hormonbasierter Antibabypillen. Unter der Hand nahm man diese Pillen in Überdosierung auch zum gewollten Schwangerschaftsabbruch ein. Dies sage ich nur, dass Sie sehen zu was dieses Medikament fähig war. In Normaldosierung ein Schwangerschaftstest, in Überdosierung ein unerlaubtes Abbruchmittel. Absurd oder? Liegt es da nicht nahe, dass dieses Medikament auch zu Missbildungen fähig war?

Seit mehr als vier Jahren fordern wir Aufklärung von Bayer. Bayer mauert. Herr Dekkers wird ihnen nachher sagen, dass es medizinisch keinen Zusammenhang gibt und ich einen Prozess gegen Bayer verloren habe. Das stimmt, ich habe den Prozess verloren. Er wird Ihnen aber nicht sagen wie Bayer ihn gewonnen hat. Es ging rein um die Frage der Verjährung. Bayer hat die Einrede der Verjährung benutzt um den Prozess zu gewinnen. Es ging nicht um Studien, es ging nicht um einzelne Schicksale. Bayer hält, die mutmaßlich durch dieses Medikament verursachten Schäden, für verjährt. Das Landgericht Berlin hat mehrfach das Verhalten von BAYER gerügt und eine Mediation vorgeschlagen. Hr. Dekkers, Sie haben diese abgelehnt und verweigern bis heute alle Gespräche. Der Richter sagte weiterhin: „Es gibt einen Unterschied zwischen Moral und Recht. Ein Weltkonzern wie Bayer sollte den Dialog suchen, da kann ich sie nur ermahnen.“ Und sie machen nichts, gar nichts.

Ich selbst war letztes Jahr, wieder einmal, im Krankenhaus und hatte eine Bauch-OP. Fast zwei Monate lang hatte ich ununterbrochen heftigste Bauschmerzen und 15kg abgenommen. Verwachsungen, durch meine zahlreichen Bauch-OPs, schnürten meinen Darm ab und führten fast zu einem Darmverschluss. Glauben Sie, dass meine Grunderkrankung für mich jemals verjährt? Was für eine Unverschämtheit und wie respektlos ist es eine solche Meinung zu vertreten?
Herr Dekkers wird Ihnen auch nicht sagen, dass sich ehemalige Mitarbeiter gemeldet haben, die behaupteten, dass diese persönlich damals im Namen von Schering Mediziner bestochen haben. Diese Mediziner hätten dann Tierversuche „geschönigt“ und damals so um die 50.000 DM bekommen.

Das Landgericht Berlin hat sein Urteil im September 2012 gefällt. Der Vorwurf der Bestechung ist von Bayer nie bestritten worden. Hätte nicht die Einrede der Verjährung verhindert, dass sich das Landgericht Berlin inhaltlich mit der Thematik auseinandersetzen musste, gilt der Bestechungsvorwurf als von Bayer prozessual zugestanden. Ihre Rechtsvorgänger haben damals also Mediziner bestochen und so Hunderten von Familien Anfang der 80er Jahre die Möglichkeit genommen gerichtlich gegen Bayer, damals also Schering, vorzugehen. Heute aber sagen sie, dass dies verjährt sein soll. Sie sollten sich schämen. Mediziner zu bestechen und hier so zu tun als gäbe es keinen Zusammenhang. Zeigen Sie doch endlich alle Tierversuche! Was für ein Unternehmen sind sie? Welche Werte haben Sie heute wieder betont? Die BAYER AG will angemessen kommunizieren... ist das hier angemessen? Sie wollen ein Vorbild sein... verhalten sich so Vorbilder? Zeigen Sie endlich, dass es Ihnen ernst ist....

Wissen Sie warum kein Mitarbeiter öffentlich aussagt? Die ehemaligen Mitarbeiter behaupten, dass sie Angst vor der Streichung der Betriebsrente hätten. Sie seien von Bayer auch telefonisch deswegen benachrichtigt worden. Decken Sie doch diesen Skandal auf! Zeigen Sie mit der Öffnung aller Unterlagen dass dies nicht wahr ist, dass sie nichts zu verbergen haben?!
Herr Dekkers wird auch behaupten, dass es eine aussagekräftige Studie des Bundesinstitutes für Arzneimittel gibt. Aus dieser würde hervorgehen, dass es keinen Zusammenhang zwischen Duogynon und Missbildungen gibt. Er wird Ihnen aber nicht sagen, dass diese Studie fast ausschließlich aus Patientendaten hervorging, dass kein einziger Fall näher untersucht wurde, dass Bayer überhaupt keine Daten geliefert hat und dass es eine Arbeit eines Doktoranten war.

Das Bfarm selbst erklärte: „Basierend auf der Studie könne ein Kausalzusammenhang zwischen den berichteten Fehlbildungen und der Exposition mit Duogynon in der Schwangerschaft nicht bestätigt, aber auch nicht sicher ausgeschlossen werden“. Es gab insbesondere viele Fälle von Blasenekstrophien. Aber die Autoren stellten nur die Frage nach der statistischen Verzerrung und gingen auch in diesen Fällen nicht weiter nach. Die Studie ist für die betroffenen Familien eine Unverschämtheit.

Ich biete Ihnen hier an nur diese genannten Fälle von Blasenekstrophien zu untersuchen und einen einzigen anderen Fall. Es gibt nämlich einen Fall mit zweieiigen Zwillingen. Auch dies wurde nicht weiter untersucht, obwohl ich darauf hingewiesen hatte. Diese Zwillinge hatten exakt dieselbe Missbildung. Das ist der entscheidende Punkt. Dies kommt in der Natur so nicht vor. Es muss äußere Einflüsse dafür gegeben haben. Die Mutter hatte in der Frühschwangerschaft Duogynon in Tablettenform eingenommen. Dies wird nun das Bundesinstitut für Arzneimittel untersuchen.

Stellen Sie sich endlich Gesprächen. Lassen Sie uns das Thema endlich beenden!
In England soll es Vergleichsgespräche geben. Den betroffenen britischen Geschädigten soll als Voraussetzung hierfür ein Maulkorb verpasst worden sein. Aus diesem Grund sind dieses Jahr wohl auch die Betroffenen aus England nicht hier. Bayer-Deutschland bestreitet jegliche Vergleichsgespräche und auch die Absicht, Vergleiche wegen Duogynon oder Primodos zu schließen. Wissen das die englischen Betroffenen schon? Und verhandelt nicht vielleicht doch ein Bayer-Tochterunternehmen mit den Anwälten der Geschädigten? Herr Dekkers, Sie haben jetzt die einmalige Gelegenheit öffentlich zu verkünden, dass die Bayer-Unternehmen zu keinem Zeitpunkt mit den Anwälten der Betroffenen in England verhandelt haben und dass die Bayer-Unternehmen unter keinen Umständen einen Vergleich mit den britischen Primodos-Opfern schließen werden. Sagen Sie bitte etwas dazu!
Auch wir sind gesprächsbereit! Wir sind behindert, aber diese Behinderungen verjähren doch für Niemanden. Geben Sie den Menschen endlich Gewissheit und erweisen Sie den vielen behinderten Menschen, die Aufklärung verlangen, endlich den nötigen Respekt. Bewegen Sie sich!
Ich bedanke mich für Ihr Interesse!

A. Sommer

[Greenpeace] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Rede von Dr. Dirk Zimmermann, Greenpeace

Sehr geehrter Herr Dr. Dekkers, geehrte Mitglieder von Konzernleitung und Aufsichtsrat, liebe Damen und Herren Aktionäre von Bayer,

mein Name ist Dirk Zimmermann und eigentlich hatte ich Ihnen heute im Namen von Greenpeace zum Gewinn des „Public Eye Awards 2014“ gratulieren wollen, für den unter anderem Bayer als Anbieter maßgeblich am Bienensterben beteiligter Pestizide zur Wahl stand. Die starke Konkurrenz durch Gazprom verwies Bayer auf den zweiten Platz, von „zweitem Sieger“ oder „Vizekusen“ zu sprechen verbietet sich wohl. Zweifellos hätten Sie den Schmähpreis mindestens genauso verdient gehabt – genau wie Gazprom setzen Sie unersetzliche Ökosysteme fahrlässig aufs Spiel. Es ist außerordentlich bedauerlich, dass Sie auch in den vergangenen Monaten alles daran gesetzt haben, erneut nominiert zu werden. Ich möchte Sie jetzt und hier darum bitten, keinen falschen sportlichen Ehrgeiz zu entwickeln, und stattdessen endlich Ihr Motto „Science for a better life“ auch auf das Leben und Überleben von Bienen und einer zukunftsfähigen, nachhaltigen Landwirtschaft zu beziehen.
Im vergangenen Jahr hat die Europäische Kommission 4 Bienen-gefährliche Pestizide mit Teilverboten belegt, mit Clothianidin und Imidacloprid sind 2 Wirkstoffe von Bayer betroffen. Es war dies ein dringend notwendiger und dennoch nur winzig kleiner Schritt in die richtige Richtung. Clothianidin hat erst vor wenigen Wochen seine Giftigkeit bedauerlicherweise spektakulär unter Beweis gestellt und zahlreiche Bienenvölker in direkter Nachbarschaft zum Bayer-Werk getötet. Die subtilen, nicht direkt tödlichen Wirkungen der auch von Ihnen vertriebenen Gifte sind aber mit Sicherheit mindestens genauso gefährlich, und entscheidend mit für das Bienensterben verantwortlich. Neben wissenschaftlichen Erkenntnissen, die ein Verbot akut nahelegen, sind es aber auch die erheblichen Wissenslücken, die einen Einsatzverzicht erforderlich machen. Wissenslücken, die neben den genauen Wirkungen einzelner Chemikalien vor allem auch die von Pestizid-Cocktails betreffen, ebenso wie die konkreten Wege, über die Bienen und andere Insekten mit Giften in Berührung kommen.

Wir, Greenpeace, haben Untersuchungen durchgeführt, um zumindest einen vagen Eindruck vom Ausmaß der möglichen Gefährdung von Bienen durch Pestizide zu bekommen – und der Eindruck ist gruselig. Vor 2 Wochen haben wir die Veröffentlichung von Testergebnissen zum Anlass genommen um vor Ihrer Firmenzentrale in Leverkusen zu protestieren. Auf einem Banner haben wir die von Ihnen geschädigten Bienen selbst ihre Forderung „Stop Killing us“ vorbringen lassen. Und das aus gutem Grund: Wir haben festgestellt dass Pollen, der Bienen und ihrer Brut direkt als Nahrung dient, zum Teil mit bedenklichen Pestizid-Cocktails belastet war. Gleiches gilt für in Baumärkten und Gartencentern erhältliche Pflanzen: wir haben quer durch Europa bis zu 17 verschiedene Agrargifte in einer einzelnen Pflanze gefunden. In allen Fällen waren Bayer-Pestizide prominent vertreten. Die entsprechenden Reports sind online verfügbar. Ich empfehle sie Ihnen allen zur Lektüre.
Die verhängten Teilverbote für bienengefährliche Pestizide gingen maßgeblich auf Empfehlungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA zurück. Die EFSA ist alles andere als bekannt dafür, politisch motiviert zu handeln, sie wird im Gegenteil immer wieder für ihre Nähe zur Industrie kritisiert. In diesem Fall war die Sachlage aber zu eindeutig. Unlängst hat sich die EFSA erneut in die Debatte eingeschaltet und sich zu der Gefährdung von Bienen durch kombinierte Stressfaktoren geäußert – soweit dies denn möglich war. Erneut machen Datenlücken eine Bewertung der Gefährlichkeit von zum Beispiel Pestizid-Cocktails so gut wie unmöglich. Die wenigen existierenden Befunde sind aber erschreckend, mit Sicherheit heben sich Gifte in ihrer Wirkung nicht gegenseitig auf – sondern verstärken sich vielmehr. Umso bedenklicher sind die Ergebnisse unserer Untersuchungen – und umso wichtiger ist es, Wirkstoffe, für die schon die Einzelbetrachtung indiskutable Gefährdungen für Bienen zeigt, aus der Praxis dauerhaft und umfassend zu verbannen.

2 Jahre Teilverbot mit viel zu vielen Ausnahmen, für erwiesenermaßen bienengefährliche Agrargifte, sind ein Anfang, aber dennoch nur ein schlechter Witz. Dafür, dass Bayer nun gegen diese Verbote klagt, fehlt mir jeglicher Humor – und es fällt schwer die richtigen Worte zu finden. Arroganz? Ignoranz? Borniertheit? Überheblichkeit?

Wenn Ihnen tatsächlich etwas an Wissenschaft, Bienen und Vielfalt liegt, wie diverse Werbebotschaften von Ihnen glauben machen wollen, dann kann das nur eines heißen: ziehen Sie die Klage gegen die Europäische Kommission zurück und nehmen sie Ihre gefährlichsten Bienenkiller vom Markt – ich kann mir nicht vorstellen dass irgendjemand von Ihnen den Eintrag „Bienensterben“ in der Skandalchronik von Bayer verantworten möchte.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

[Köhler-Schnura] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Großdeutsche Konzernarroganz!

Meine Damen und Herren,

mein Name ist Axel Köhler-Schnura. Ich spreche in eigenem Namen, vertrete aber auch die Coordination gegen BAYER-Gefahren und den Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Meine Damen und Herren,
bevor ich zu meinem eigentlichen Thema komme, ein Wort zu dem Stil, wie Herr Dekkers hier heute die Konzerninteressen vertritt. Es ist einfach würdelos, mit welch stereotypen und zynischen Sätzen Herr Dekkers das Leid der Opfer von BAYER-Produkten, die von ihm angerichteten Schäden an der Umwelt, das soziale Elend im Konzern abhandelt. Ist das die Leistung, die für die Millionengehälter der Vorstände zu erbringen ist?

Und noch etwas vorab: Was wir vorhin erleben mussten, als Herr Wenning RednerInnen aus Australien das Mikrofon abstellte und eine junge Frau, deren Vater durch ein BAYER-Medikament zu Tode kam, vom Werkschutz aus dem Saal werfenlassen wollte, nur weil „bei einem deutschen Konzern deutsch gesprochen“ wird, das war Konzernarroganz pur. Und zwar großdeutsche Konzernarroganz.
Bedauerlicher wurde das von einigen AktionärInnen hier im Saal beklatscht. Das ist dem „Dorf Global“ unwürdig.

Herr Dekkers,
Ihre Amtszeit geht zu Ende. Vielleicht erneuern Sie den Code of Conduct der Hauptversammlung und hinterlassen dem BAYER-Konzern endlich ein wenig Weltoffenheit.

Meine Damen und Herren,
nun aber zu meinem heutigen Anliegen. Wir hören und lesen in den Medien derzeit viel zum 100-jährigen Jubiläum des Ersten Weltkriegs. Nur vom BAYER-Konzern, der gerade mit enormem Lärm und Multimillionenaufwand seinen 150. Geburtstag feierte, hören wir nichts dazu. Gar nichts. Hier ist es still. Verdächtig still.

Meine Damen und Herren,
es geht beim Ersten Weltkrieg um Verbrechen. Es geht um Konzern-Verbrechen. BAYER trägt entscheidend Verantwortung für Kriegstreiberei, Massensterben und Kriegsgräuel.
Ich kann hier die Rolle und Verantwortung des BAYER-Konzerns bei weitem nicht umfassend darstellen, dazu reichen die paar Minuten Redezeit nicht, doch auf einige Beispiele, wie ich sie auch in meinem Gegenantrag dargestellt habe, möchte ich schon eingehen. Immerhin trug der Erste Weltkrieg entscheidend dazu bei, dass aus den alten „Farbenfabriken BAYER“ einer der berüchtigtsten Chemie-Konzerne der Welt wurde: Die Zehntausenden von Kriegsverletzten ließen BAYERs chemische Pharmaproduktion explodieren; die Chemiewaffen legten den Grundstein für die BAYER-Pestizidproduktion; die fehlenden Importe auf Grund des Kriegsembargos erzwangen synthetische BAYER-Lösungen aller Art.
Der damalige BAYER-Generaldirektor Carl Duisberg jubelte im Juli 1915: „Sähen Sie jetzt einmal, (...) wie wir fast nichts mehr als Kriegslieferungen ausführen (...), so würden Sie Ihre helle Freude haben.“

Meine Damen und Herren,
wenn im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg von Kampfgasen die Rede ist, dann müssen Sie wissen: Es geht um BAYER, Es war auch hier BAYER-Chef Carl Duisberg persönlich, der die Produktion und den Einsatz von für Menschen tödlichen Abfallstoffen durchsetzte. Er nahm dabei den Verstoß gegen die Haager Landkriegsordnung wissentlich in Kauf, die den militärischen Einsatz von Giftgas seit 1907 verbot.
Selbst bei Giftgasversuchen war Carl Duisberg persönlich anwesend, er pries dabei den chemischen Tod begeistert: „Die Gegner merken gar nicht, wenn Gelände damit bespritzt ist, in welcher Gefahr sie sich befinden und bleiben ruhig liegen, bis die Folgen eintreten.“ Ohne jeden Skrupel trieb Duisberg bei ausschließlich der Profit. Er forderte den Einsatz auch der giftigsten Stoffe.

Meine Damen und Herren,
insgesamt geht die historische Forschung von 60.000 Toten des von Deutschland auf Initiative von BAYER begonnenen Gaskrieges aus.

Meine Damen und Herren,
doch nicht genug: BAYER steht im Zusammenhang mit dem Ersten Weltkrieg auch für die Erfindung der Zwangsarbeit. Es war erneut der BAYER-Vorstandschef Carl Duisberg, der dafür sorgte, dass rund 60.000 Belgier deportiert und zu Zwangsarbeit eingesetzt wurden. Was übrigens unmittelbar zu großen internationalen Protesten führte. Was aber wiederum Carl Duisberg nicht anfocht. Er plädierte dafür, die Arbeitsmöglichkeiten und die Lebensmittel in Belgien zu rationieren, um die „Arbeitslust“ der Belgier in Deutschland zu steigern.
Und so ging es weiter. Bis 1918 mischte sich die Führung von BAYER in alle kriegswichtigen Belange ein. Carl Duisberg trat für den unbeschränkten U-Boot-Krieg, die völkerrechtswidrige Bombardierung Englands sowie die Annexion von Belgien und Nordfrankreich ein. Auch forderte er „deutschen Lebensraum“ in Polen und Russland.
Als die Reichsregierung mit zunehmender Kriegsdauer begriff, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war und dass Friedensverhandlungen aufgenommen werden sollten, fürchtete man bei BAYER nichts als ein Ende der Kriegsprofite. Zusammen mit der militärischen Führung forderte Carl Duisberg daher im Februar 1917 die Entlassung von Reichskanzler Theobald von Bethmann: „Wenn es zum Gegensatz käme, entweder Hindenburg oder Bethmann, die Beseitigung Bethmanns wäre sicher (...). Wir sind ganz auf Krieg und Gewalt eingestellt, und das Beste wäre, wenn diese Sachlage auch äußerlich zum Ausdruck käme, dass der Marschall auch Kanzler wäre (...). Denn jetzt ist Politik gleich Krieg und Krieg gleich Politik.“ Wenig später wurde der Reichskanzler tatsächlich entlassen. Friedensverhandlungen fanden nicht statt.

Meine Damen und Herren,
bei all diesen und noch mehr Kriegsverbrechen war es kein Wunder, dass sich BAYER-Chef Carl Duisberg nach dem furchtbaren Untergang der Welteroberungspläne der Konzerne auf den Auslieferungslisten der Alliierten wiederfand und eine Anklage als Kriegsverbrecher fürchten musste. Im Ergebnis wurden in den USA die Tochterfirmen von BAYER enteignet. Dem Konzern wurde in weiten Teilen der Welt das BAYER-Kreuz als Markenzeichen entzogen. Erst 1994 konnte BAYER bekanntlich seine Marke in den USA wieder zurückkaufen.

Herr Dekkers,
wann endlich öffnen Sie die Archive für die konzernunabhängige Forschung? Seit 36 Jahren, seit 1978 bereits. Wenn über Umsätze und Gewinne gesprochen wird, muss auch über die Kehrseiten dieser Gewinne gesprochen werden.

Herr Dekkers,
der Beginn des Ersten Weltkrieges jährt sich zum 100. Mal. Weshalb entzieht sich BAYER der Auseinandersetzung seiner Verantwortung in diesem Zusammenhang? In immer mehr Städten wird beispielsweise der Name Carl Duisbergs von den Straßenschildern getilgt. In immer mehr Fällen distanzieren sich Schulen und andere Institutionen von Carl Duisberg. Wann arbeitet BAYER die Verbrechen dieses BAYER-Konzernchefs endlich auf.

Meine Damen und Herren,
es ließen sich noch viele Fragen im Zusammenhang mit dem Geschäftsbericht stellen, allein die auf 5 Minuten begrenzte Redezeit erlaubt es nicht.
Deshalb komme ich jetzt zu unseren Gegenanträgen. Die Anträge stellen zusammen mit mir die Coordination gegen BAYER-Gefahren, der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre sowie viele EinzelaktionärInnen, die uns persönlich dazu beauftragt haben.
Zunächst zum Gewinnantrag:
Wir beantragen die Kürzung der Dividende auf 10 Cent je Aktie. Die frei werdenden Gelder sollen verwendet werden
- für Erhalt und Schaffung sicherer Arbeitsplätze und für die Zahlung sozial gerechter Löhne;
- für einen Fonds zum angemessenen Ausgleich von Schäden, die infolge der Geschäftstätigkeit an Mensch und Umwelt eingetreten sind;
- für den umfassenden ökologischen und sozialen Umbau des Konzerns ohne doppelte Standards.
- und schließlich für die Zahlung von Wiedergutmachungen für die Verbrechen von BAYER und des von BAYER mitbetriebenen IG FARBEN-Zusammenschlusses an die Opfer bzw. deren Angehörige und Nachkommen.
Es sei wie jedes Jahr angemerkt, daß wir durchaus auch den völligen Verzicht auf jede Dividendenausschüttung im Sinne der erläuterten Sozial-, Menschenrechts- und Ökologie-Leistungen beantragen würden, doch nach der Lage der Gesetze ist das nicht möglich.

Meine Damen und Herren,
wir stellen weiterhin die Anträge, den Vorstand nicht zu entlasten und auch dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Wir begründen diese Nicht-Entlastungen damit, dass beide Gremien ihrer Verantwortung im dargelegten Sinne in keiner Weise gerecht wurden und uns zudem hier im Saal in die Irre führen.
Und schließlich haben wir mit Christiane Schnura, eine der GründerInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren und eine angesehene Aktivistin für Arbeitsrechte, eine Gegenkandidatin zu den Kandidaten des Vorstands aufgestellt.

Meine Damen und Herren,
bitte lassen Sie sich nicht von Geld und Dividende leiten. Sie tragen als AktionärInnen Verantwortung für die gesellschaftlichen und ökologischen Folgen der Tätigkeit dieses Konzerns. Stimmen Sie deshalb bitte mit uns bei ALLEN Anträgen mit NEIN. Stärken Sie so mit ihren Aktien das wichtige Signal für soziale Sicherung, Umweltschutz und Menschenrechte.
Sollten Sie die HV vorzeitig verlassen, aber dennoch mit uns stimmen wollen, so lassen Sie bitte Ihre Aktien nicht von BAYER unten am Ausgang vertreten, sondern von uns. Lassen Sie sich auch nicht von BAYER-Mitarbeitern bedrängen, die Ihnen die Stimmrechte abfordern, wenn Sie den Saal verlassen. Es ist Ihr gutes Recht, uns Ihre Stimmrechte zu übertragen. Sie finden uns hier vorne, von Ihnen aus gesehen links.
Vielen Dank.

[Mirena] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

hier auch auf YouTube

Sehr geehrter Herr Dr. Dekkers, sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre,

Lächelnd, schön und gesund – so sehen die Frauen auf den Broschüren zur Hormonspirale Mirena aus. Titel:
„Informationen zur Empfängnisverhütung mit der Hormonspirale“
herausgegeben von der bayer Vital GmbH.
Die Broschüre gratuliert Anwenderinnen zu ihrer guten Entscheidung und verwendet Slogans wie „Kopf frei mit Mirena“ und „Mirena kann das Leben und die Liebe für jede Frau leichter machen“. Vor allem wird die außergewöhnliche Verträglichkeit gelobt.
In dieser Broschüre steht zwölf mal, daß die Mirena nur „lokal“ wirke, also NUR in der Gebärmutter. Meine Damen und Herren: DAS ist anatomisch überhaupt nicht möglich. Tatsächlich ist der Wirkstoff bereits eine Stunde nach Einlage im Blut nachweisbar.
Daß die Mirena angeblich sehr niedrig dosiert ist, stimmt auch nicht, da täglich soviel Wirkstoff wie in zwei Minipillen freigesetzt wird.
Hier handelt es sich um gezielte Falschinformation.
Die Nebenwirkungen – beschönigend „Begleiterscheinungen“ genannt - werden zum großen Teil verschwiegen oder verharmlost.
Die Realität steht im krassen Gegensatz zu dieser Hochglanzbroschüre. Laut einer Studie aus England ließen sich 46 % der Anwenderinnen die Hormonspirale aufgrund der gravierenden Nebenwirkungen nach spätestens 3 Jahren entfernen. Vorgesehen sind 5 Jahre.

Frauen, die mit der Entscheidung für die Mirena sehr unzufrieden sind haben weltweit tausende von Erfahrungsberichten im Internet verfaßt, die sich erstaunlich ähneln. Die meisten klagen über Haarausfall, Akne, Zysten, Gewichtszunahme, Libidoverlust, Depression und Panikattacken.
Gemeinsam ist vielen dieser Mirena-Betroffenen, daß sie jahrelang unter vielen Nebenwirkungen gelitten und einen regelrechten Ärzte-Marathon hinter sich gebracht haben. Dabei hieß die Ursache ihrer Beschwerden ganz einfach: Mirena.
Herr Dr. Dekkers, was sagen Sie diesen Frauen? Daß sie einfach Pech hatten?
Was sagen Sie zu den 70.000 Beschwerden über die Mirena in den USA seit dem Jahr 2000? Zu den zahlreichen Fällen gefährlicher Gebärmutter-Durchstoßung? Sind das zu akzeptierende Kollateralschäden?

Die psychischen Nebenwirkungen wie Herzrasen, Panikattacken, Ängste und Depressionen werden regelmäßig von den Frauenärzten geleugnet.
Warum glauben Frauenärzte mehr Ihrer Werbebroschüre als den Patientinnen? Kann es sein, daß die Ärzte einfach viel zu gut an dieser Hormonspirale verdienen?

„babs73“ schreibt im November 2011 auf hormonspirale-forum.de :
„Ich habe seit einigen Monaten das Forum beobachtet, weil ich eine Antwort gesucht habe auf meine vielen nicht nachvollziehbaren Beschwerden. Ich bin selber Aerztin und habe mir selber immer vorgemacht, dass da nichts dran ist mit diesen Nebenwirkungen. (...) Am schlimmsten war für mich diese dauernde Traurigkeit und diese Stimmungsschwankungen. Ich fühlte mich wie in mir selber gefangen, konnte mich nicht mehr spüren, wusste nicht mehr, wer oder was ich war....
Heute muss ich sagen (und ich sage das bewusst auch als Aerztin): ich bin ziemlich überzeugt, dass wir Frauen Opfer der Pharmaindustrie und der finanziellen Interessen geworden sind!
Letzthin habe ich gelesen, dass die Pille für den Mann wohl nie auf den Markt kommt, da fast 10% der Männer depressive Verstimmungen als Nebenwirkung zeigten.... Keine Ahnung, wieviele Frauen diese NW seit Jahren haben und es interessiert niemanden....“ Zitat Ende

B. Q. schreibt im September 2011 auf hormonspirale-forum.de :
“Seit einem halben Jahr geht es mir so elendig schlecht, dass ich auf aktive Ursachensuche gegangen bin. Meine Psyche dreht völlig durch. Ich habe massives Herzrasen, Angst, bin sehr launisch, traurig, nicht belastbar, habe Schwindel. Blutuntersuchungen ergaben mal wieder nichts, ich wurde von Arzt zu Arzt geschickt. Und mein Frauenarzt schüttelte weiterhin pikiert den Kopf, wenn ich nach einem Zusammenhang mit Mirena fragte.„ Zitat Ende

Im Gegensatz zur Packungsbeilage, die behauptet, die meisten Nebenwirkungen würden nach kurzer Zeit, nach der “Eingewöhnungsphase„ wieder abklingen scheint es eher so zu sein, daß sich die Nebenwirkungen mit den Jahren EINSCHLEICHEN und ZUNEHMEN. Ein Zusammenhang zur Mirena wird oft nicht gesehen, da die Beschwerden theoretisch auch andere Ursachen haben könnten. Wie sich aber allzu oft herausstellt lassen die Nebenwirkungen nach Entfernen der Mirena nach.

Nun hat die Bayer-Tocher Jenapharm eine neue Hormonspirale auf den Markt geworfen. Die “Jaydess„ wird verniedlichend “Verhütungsschirmchen„ genannt und wirkt angeblich auch nur “lokal" (!)

Herr Dr. Dekkers, Sie haben drei Töchter. Würden Sie diesen – nach allem, was Sie wissen - ebenfalls die Mirena als außergewöhnlich verträgliches Verhütungsmittel anpreisen? Würden Sie bei Ihren Töchtern auch Nebenwirkungen wie Depressionen und Panikattacken leugnen, weil die Mirena doch angeblich eine der besten und verträglichsten Verhütungsmethoden ist?

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

[Bienensterben] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Bienensterben nur durch die Varroa?
oder eine gezielte Ablenkung?

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre,

mein Name ist Christoph Koch und ich spreche zu ihnen im Namen des deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes und der EU-weiten Imkervertretung dem EPBA.
Nun stehe ich hier schon das 6te mal vor ihnen, um über eines der traurigsten Kapitel in Sachen Bienenschutz Fragen an den Vorstand zurichten.
Fragen zu den sogenannten Neonics!
Sie finden alle meine Fragen auch im Internet!
Herr Dekkers, BAYER war früher immer stolz die Umsätze der Neonics im Geschäftsbericht separat auszuweisen. Warum machen Sie das nicht mehr?
Wie viel Umsatz haben die Neonics 2013 insgesamt gemacht?
Und wie viel im ersten Quartal 14?
Ich hätte aber auch gerne die Umsatz-Zahlen von Imidacloprid und Clothianidin jeweils separat!

Meine Damen und Herren Aktionäre,

nicht neu ist, dass der Vorstand bisher mit großer Beharrlichkeit erklärt, dass die Neonic-haltigen BAYER Produkte bei sachgerechter Anwendung Bienensicher seien und ganz andere Dinge die wirklichen Ursachen für die großen Bienenprobleme sind.

OK

Seit letzten Dezember ist es jetzt anders, meine Damen und Herren Aktionäre! Denn diese Neonics sind inzwischen für etliche Anwendungen im ganzen EU Raum verboten. Das kommt nicht überraschend, war der Vorstand sich noch letztes Jahr sehr sicher, dass sein Einfluss ein EU Verbot verhindern könne!

Es ist „nur“ für 2 Jahre, werden sie jetzt beruhigen Herr Dekkers und inzwischen haben Sie und SYNGENTA ja auch Klage bei der EU Kommission eingereicht!

Was wollen Sie damit bezwecken? Haben Sie sich schon mal überlegt, ob nicht am Ende der Schuss nicht nach hinten losgehen könnte?
Wenn das Verbot nach 2 Jahren nicht mehr aufgehoben wird?

Spekulieren Sie auf „Gefahr im Verzug-Zulassungen“

Meine Damen und Herren Aktionäre ihr Vorstand spielt hier ganz schön mit dem Feuer!
Greenpeace sorgt für ein Bienen-Killer-Image!
Das EU Verbot ist gekommen und jetzt diese Klage!
Ich kann Ihnen versichern, meine Damen und Herren Aktionäre, das wird ein Nachspiel geben von einer Dimension, wie es der Konzern in Fragen des Bienenschutz noch nicht erlebt hat!

Sie meinen ich übertreibe?

Nein bei Leibe nicht. War es bisher eher eine emotional geprägte Auseinandersetzung, so liegen jetzt eine Vielzahl an Studien vor, welche die Behauptungen von BAYER, dass die Neonics bei sachgerechter Anwendung Bienensicher seien, klar wiederlegen. Ich erspare ihnen hier die Details, das sprengt den Zeitrahmen. Sie finden alles auf der Internet Seite der EFFSA. Also nix geheimes.

Herr Dekkers letztes Jahr fragte ich es schon, und heute interessiert es bestimmt auch einige Aktionäre, warum findet man das DeBiMo dort nicht?

Zumal hierfür in der Vergangenheit nicht unerhebliche BAYER Gelder geflossen sind.
Bitte klären Sie uns mit Ihrer Antwort auf und nenne Sie uns doch bitte die Zahl der Studien, welche bei der EFAS wegen des Neonics-Verbotes vorliegen!
Sind es mehr als 30?

Das Vorsorgeprinzip der EU zum Bienenschutz kann nach unserer Ansicht unter dieser jetzt schon vorhandenen Beweislast nicht mehr in Frage gestellt werden.
Die Imker aus der ganzen Welt werden das Gerichts Verfahren aufmerksam verfolgen!

Und was das z.B. für den US Amerikanischen Markt heißt, meine Damen und Herren Aktionäre, das brauche ich kleiner Imker ihnen hier nicht erklären.

Schadensersatzklagen werden kommen.

Haben sie schon eine gut gefüllte Kriegskasse für den „Fall dass“ Herr Deckers?
Das habe ich übrigens schon letztes Jahr gefragt!
Ohne klare Antwort
Offensichtlich gehen Sie hier auf volles Risiko?

Meine Damen und Herrn Aktionäre ihnen ist schon klar, dass der Vorstand seit 2008 hier Sand in ihre Augen streut und extrem gefährlich mit dem Feuer spielt. Mit dem Bee Care Center sowie alten inzwischen auch unwirksamen BAYER Wirkstoffen in den Varroaziden, sowie billigen Rechentricks und eindeutig falschen Rückschlüssen will man die ahnungslose Welt da draußen täuschen und in die Irre führen!

dazu habe ich Fragen:

Stimmt es, dass es inzwischen Resistenzen auf die Wirkstoffe Coumaphos und
Flumetrin bei der Varroa-Milbe gibt?
Wenn ja, seit wann weiß dies BAYER?
Ich möchte hier bitte genaue Jahreszahlen, getrennt nach den Wirkstoffen und seit wann diese beiden Wirkstoffe eine Zulassung zur Bekämpfung der Varrose in Deutschland haben mit genauen Angaben des Datums!
Gibt es z.Z. noch weitere zugelassene Wirkstoffe aus dem Hause BAYER?
Etwa in anderen Ländern, Herr Dekkers?
BAYER hat einen Wettbewerb ausgeschrieben und sucht nun den Imker mit den Besten Überwinterungsergebnissen.

In welchen Ländern gibt es diesen BAYER Wettbewerb noch Herr Dekkes?

Für Deutschland wurden andere Preisgelder als für Österreich angesetzt. Warum?

Muss BAYER jetzt so arg sparen?

Sie haben auch einen Frage-Bogen zu PSM und Rapsblüte erarbeitet und ins Netzt gestellt. Herr Dekkers, wer soll diesen Frage-Bogen auswerten? Etwa der ADAC?

Meine Damen und Herren Aktionäre, ihnen ist schon klar wie lächerlich das alles ist?

Was glauben Sie, wie das alles nachwirkt, wenn BAYER die Klage gegen die Kommission verliert?

Meine Damen und Herrn Aktionäre der Vorstand wird ihnen auch jetzt wieder sagen, dass BAYER eine ganze Reihe an Aktionen für das Wohl der Bienen unternimmt, dass dem Konzern der Bienenschutz sehr am Herzen liegt usw.
Wir kennen das nun schon seit 6 Jahren!
Ja und es stimmt auch in der Tat!

Ein Beispiel nur:
Mit einen wunderschön aufwendigen Werbefilm für ihre Varroazide. In diesem Film sollten ganz bestimmte Persönlichkeiten auftreten! z.B. der Präsident des DIB Herr Peter Maske. Stimmt es, dass in diesem Werbefilm auch Reklame gemacht wird für ein Varroabekämpfungsmittel, für dessen Anwendungsart und Wirkstoff in Deutschland z.Z. überhaupt keine Zulassung besteht?

Stimmt es auch, dass aus diesem Grund Peter Maske seinen Auftritt wiederrufen musste? und aus der ersten Version wieder entfernt wurde?
Oder haben Sie da eine andere Version, Herr Dekkers?

Stimmt es, dass Ende März auch Bienenvölker des BEE-CARE-Center durch Clothianidin vergiftet wurden?
Wie geht es den BAYER Bienen heute?
Fallen dort auch täglich 50-100 tote jeden Morgen aus dem Flugloch?
Wie bei all den andern Imkern in Hitdorf und Umgebung?

Meine Damen u. Herrn Aktionäre merken Sie, wie der Vorstand verzweifelt versucht sein Bienen-Killer-Image auf zu polieren und von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt?

Wenn BAYER bisher immerzu felsenfest behauptete, dass die großen Bienenproblem vor allem auf Krankheiten aber auch Nahrungsmangel usw. zurück führen und die Neonics damit überhaupt nichts zu tun haben, dann meine Damen und Herrn Aktionäre spielt der Vorstand nicht nur mit den Feuer sondern mit Napallm!

Vielleicht ist das alles auch der Grund gewesen, warum Sandra Petersen so schnell wieder das Weite gesucht hat?
Man sagt ja Frauen etwas mehr Gespür für brenzlige Situationen zu, als Männern.
Ein Bienenvolk besteht Phasenweise nur aus weiblichen Wesen!

Wir Imker sind nach wie vor der Überzeugung, dass es die Neonics sind, die hier einen erheblichen, wenn nicht sogar der Hauptgrund für das große Bienensterben liefern und somit auch der BAYER Konzern eine Mitverantwortung an diesem Desaster hat!
2008 war kein Unfall oder Fehlanwendung wie BAYER immerzu sagt, meine Damen und Herrn Aktionäre 2008 war die Wende!
Die Zahl der Zweifler, wird von Tag zu Tag größer!

Heute wird immer noch MESUROL im Frühjahrs-Pollen der Bienen gefunden, gleichfalls ein Beizmittel von BAYER am Mais!

Herr Dekkers wie erklären Sie sich das?
Auch so ein UNFALL?
Sorry FEHLANWENDUNG!

Die Schlinge wird enger und enger und Sie meine Damen und Herrn Aktionäre werden die Zeche zu zahlen haben. Bedenken sie das!
Ziehen Sie daher die Notbremse und zeigen Sie dem Vorstand die Rote Karte!
Das DeBiMo war reine Geldverschwendung, mit dem einzigen Ziel die Öffentlichkeit zu blenden und wie Sie gesehen haben meine Damen und Herren Aktionäre, ohne jeden Erfolg!

Mit Beizmittel wird Pflanzenschutz im Voraus betrieben, schon beim Bestellen des Saatgutes. Das ist ein prima Geschäftsmodel. Doch wenn das die Bienen killt, dann hat der ganze Spaß ein Ende!
Daher appelliere ich an Sie als Aktionär, nehmen Sie den Bienenschutz ernst und setzen Sie diesen in Ihrer Entscheidung auch um. Bedenken Sie auch, dass diese Neonics inzwischen im Grundwasser zu finden sind und, dass es erste Studien gibt, welche auch Effekte auf den Menschen belegen.
Meine Damen und Herrn ich will sie nicht mehr weiter belästigen. Ich bedanke mich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit und fordere Sie auf den Vorstand nicht zu entlasten, so lange dieser weiterhin an diesen fraglichen Neonics fest hält!

Seien Sie mutig!

Vielen Dank

Christoph Koch
3.Vorsitzender im Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund
Landesgeschäftsführer für Baden-Württemberg
Karl-Friedrichstraße 15
D 77728 OPPENAU
Tel.: +49 7804 3589
E-Mail: vorstand@berufsimker.de
www.berufsimker.de

[Röscheisen] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich darf mich und meine Organisation kurz vorstellen:
Helmut Röscheisen, Generalsekretär Deutscher Naturschutzring (DNR), das ist der Dachverband von nahezu 100 Natur- und Umweltschutzverbänden, denen über 5,5 Millionen Einzelmitglieder angehören. Nach dem DGB ist der DNR viertgrößter Dachverband in Deutschland.

Zu unseren derzeitigen Aufgabenschwerpunkten gehören die Auseinandersetzung um die sichere Lagerung von Atommüll, einschließlich der Kommission Endlager sowie eine weitere Altlast, PCB.

Damit komme ich zu unserer heutigen Veranstaltung. Es sollte Vorstand, Aufsichtsrat, MitarbeiterInnen und Aktionäre der Bayer AG sowie die anwesenden Medienvertreter und Gäste dieser Hauptversammlung interessieren, welche Rolle die Bayer AG bei der PCB-Problematik spielt und was sie tun muss, um ihrer Verantwortung gerecht zu werden.

Polychlorierte Biphenyle (PCB) wurden seit 1929 in großem Umfang industriell erzeugt. Die Bayer AG war einer der großen Produzenten. Heute ist PCB auf allen Kontinenten, in allen Meeren und selbst in der Antarktis verbreitet. PCB lässt sich im menschlichen Fettgewebe nachweisen und wird über die Muttermilch an Neugeborene weitergegeben. Irreparable neurologische Schäden können verursacht werden. Eine PCB-Belastung im Mutterleib kann zu einem verringerten Intelligenzquotient und zu Verhaltensstörungen führen und wird mit ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung) und Autismus in Verbindung gebracht. PCB schädigen das Nerven-, Immun-, Hormonsystem sowie die Haut und sind krebserzeugend beim Menschen.

1989 wurden die Herstellung, das Inverkehrbringen und die Verwendung von PCB in Deutschland verboten. PCB gehört zum „Dreckigen Dutzend“ persistenter organischer Schadstoffe, deren Herstellung nach dem Stockholmer Übereinkommen von 2004 weltweit unterbunden werden soll.

Im Jahre 2011 wurde der sogenannte EU-Auslösewert bei dioxinähnlichem PCB, der eine Warnfunktion hat, in Deutschland bei Rindfleisch in 188 von 220 Proben um das Doppelte überschritten. Anstelle nach den Quellen der PCB-Belastung zu suchen, wurde dieser Wert auch auf Drängen des damaligen Umweltministers Röttgen einfach verdoppelt.

Inzwischen haben wir nach der Auswertung aktueller Studien und unserer hochrangigen Fachtagung im vergangenen Jahr wesentliche Ursachen der heutigen, viel zu hohen PCB-Belastung ermittelt. Dazu gehört der Baubereich.

Die Bayer AG hat etwa 20.000 Tonnen PCB für Fugenverdichtungsmassen hergestellt. Sie wurden in den 60er und 70er Jahren in Zweckbauten wie Schulen, Kindergärten, Universitäten, aber auch Schwimmbädern verbaut. Der größte Teil dieser PCB-haltigen Stoffe befindet sich noch heute in den Gebäuden. Durch Ausdünstung gelangen schätzungsweise jährlich 10 t in die Umwelt. Hinzu kommt in manchen Gebäuden durch die Ausgasung eine große Innenraumbelastung. Der Vorsorgewert von 300 ng PCB/m3 wird öfters überschritten. Statt der in der PCB-Richtlinie für diese Gebäude empfohlenen regelmäßigen Lüftung der Räume, müssen die PCB-haltigen Materialien fachgerecht entfernt werden.

Wir wissen bis heute nicht, welche Gebäude betroffen sind. Beispielsweise wurde im Dezember 2013 im Kölner Unicenter eine zu hohe PCB-Belastung festgestellt. Bisher gibt es keine Inventarisierungs- und Beseitigungspflicht für PCB in offener Anwendung wie bei Fugen. Schweden könnte als Beispiel dienen, das ein derartiges Inventar aufgebaut hat.

Meine Frage lautet daher: Ist die Bayer AG bereit, für eine Inventarisierung und Beseitigung der PCB-Belastungen im Baubereich finanzielle Mittel bereit zu stellen?

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[Philipp Frisch] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Philipp Frisch (Ärzte ohne Grenzen) kritisiert Konzern-Chef Dekkers und fordert Umdenken bei Forschung und Entwicklung

Am 29. April fand in Köln die Hauptversammlung des Pharmakonzerns Bayer statt. Auch Philipp Frisch, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland, nahm teil und sprach. Anlässlich der von Konzern-Chef Marijn Dekkers zum Jahreswechsel gemachten Äußerung, Bayer habe das Krebsmittel Nexavar „nicht für den indischen Markt entwickelt, sondern für Patienten im Westen, die es sich leisten können“ forderte Frisch ein grundsätzliches Umdenken und eine neue Prioritätensetzung in der globalen Gesundheitspolitik:

„Dekkers‘ Zitat fasst alles zusammen, was heute im globalen Gesundheitsbereich falsch läuft: Medikamente nur für Reiche, Forschung soll durch Monopolversprechen und Patente angereizt werden. Dabei wissen wir längst, dass das nicht funktioniert. Und auch, dass es nicht so sein muss. Längst gibt es alternative Forschungsanreize wie Prämien, öffentliche Forschung und Produktentwicklungspartnerschaften, die ganz ohne Patentmonopole auskommen.
Doch über Leben und Tod, Gesundheit und Krankheit entscheidet heute noch immer millionenfach das Portemonnaie. Medikamente sind oft entweder unerschwinglich teuer - oder es gibt erst gar keine wirksame und sichere Therapie.

Das heutige Patentsystem versagt auf ganzer Linie
Unsere Mitarbeiter behandeln weltweit in mehr als 60 Ländern jährlich 285.000 HIV/Aids-Patienten mit antiretroviralen Medikamenten, über 30.000 Tuberkulose-Fälle sowie 1,6 Millionen Malaria-Patienten. Für Pharmaunternehmen sind diese Menschen als Abnehmer nicht interessant, daher findet für sie auch kaum Forschung statt.
Das heutige Patentsystem versagt auf ganzer Linie. Private Konzerne forschen primär nicht an den Krankheiten, die das größte Leid verursachen, sondern an denen, die den größten Gewinn versprechen. Von den 2000 bis 2011 neu zugelassenen 336 Wirkstoffen waren nur 4 wirksam gegen vernachlässigte Krankheiten – und das obwohl weltweit bis zu einer Milliarde Menschen an diesen leiden. Außerdem sorgen Marktmonopole, die Unternehmen durch Patente gewinnen, dafür, dass lebensnotwendige Medikamente für Millionen von Menschen unerschwinglich sind.
Wir brauchen endlich eine andere Prioritätensetzung in der Gesundheitspolitik. Im Rahmen der Weltgesundheitsorganisation wird schon seit Jahren über innovative Anreizmechanismen gesprochen, die ganz ohne Patentmonopole auskommen. Nicht zuletzt die Lobbymacht der Pharmaunternehmen und die Interessen der reichen Industrieländer, in denen diese ihren Sitz haben, verhindern bislang aber mutige Schritte.“

[Störfälle] Gegenanträge BAYER HV

CBG Redaktion

Gegenantrag zur Hauptversammlung am 12. Mai 2009

Hiermit zeige ich an, dass ich zu Punkt 2 der Tagesordnung den Vorschlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widerspreche und die anderen Aktionäre veranlassen werde, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen.

Gegenantrag zu TOP 3: Der Aufsichtsrat wird nicht entlastet

Die Sicherheitslage im BAYER-Werk in Institute/USA ist weiterhin kritisch. Nirgendwo in den USA werden größere Mengen der tödlichen Chemikalie Methyl Isocyanat (MIC) produziert und gelagert. Regelmäßig kommt es zu schweren Unfällen. Die Risiken für Belegschaft und Bevölkerung sind hoch. Anwohner fordern seit Jahrzehnten, die gefährlichen Phosgen- und MIC-Tanks abzubauen.
In der letztjährigen Hauptversammlung wies BAYER-Chef Werner Wenning jeglichen Handlungsbedarf zurück. Die Anlagen entsprächen laut Wenning den „neuesten Sicherheitsstandards“ und hätten eine „ausgezeichnete Störfallbilanz“.
Trotz solcher Beschwichtigungen kam es vier Monate später, am 28. August 2008, in dem Werk zum nächsten schweren Unfall. In der Pestizidproduktion explodierte ein Vorratsbehälter, über der Anlage stieg ein Dutzende Meter hoher Feuerball auf. Zwei Arbeiter verloren das Leben. Tausende Anwohner durften über Stunden ihre Häuser nicht verlassen. Die Erschütterungen waren in einem Umkreis von mehr als 15 Kilometer zu spüren, Augenzeugen sprachen von „Schockwellen wie bei einem Erdbeben“. Eine nahe gelegene Autobahn wurde geschlossen.
Die Arbeitsschutzbehörde OSHA bemängelte nach einer Untersuchung des Störfalls “mangelhafte Sicherheits-Systeme, signifikante Mängel der Notfall-Abläufe und eine fehlerhafte Schulung der Mitarbeiter“. Insgesamt stellte die OSHA 13 schwere Verstöße gegen Sicherheitsbestimmungen fest und verhängte eine Strafe von $143.000.
Kent Carper, Präsident des zuständigen Verwaltungsbezirks Kanawha County, hatte noch in der Unglücksnacht scharfe Kritik an BAYER geübt: „Wir bekommen aus dem Werk vollkommen wertlose Informationen.“ Über Stunden hinweg hatten die Sicherheitskräfte versucht, Informationen zu den entwichenen Stoffen zu erhalten, waren jedoch vom Pförtner (!) abgewimmelt worden. In einem Brief an die staatliche Aufsichtsbehörde Chemical Safety Board kritisierten die Rettungskräfte, dass den Anwohnern im Falle eines Austritts von MIC oder Phosgen nicht hätte geholfen werden können. Der Gouverneur des Bundesstaats West Virginia erließ eigens wegen des Unfalls einen Erlass, wonach schwere Störfälle den Behörden innerhalb von 15 Minuten gemeldet werden müssen.
BAYER-Sprecher wiegelten nach der Explosion ab und behaupteten, dass die großen MIC-Tanks in einem anderen Teil der Fabrik untergebracht seien. Erst Wochen später stellte sich heraus, dass sich weniger als 20 Meter vom Explosionsort entfernt ein überirdischer MIC-Behälter befindet, der bis zu 20 Tonnen des tödlichen Gases enthält. Im Fall seiner Beschädigung wäre das Leben weiterer Arbeiter und der Anwohner in höchster Gefahr gewesen. Zwar entschuldigte sich die Werksleitung unterdessen für die Kommunikationspannen. Grundsätzliche Konsequenzen zieht das Unternehmen allerdings nicht. Die Produktion auf MIC- und Phosgen-Basis soll bestehen bleiben.
BAYER widersetzt sich derweil einer rückhaltlosen Aufklärung des Unglücks und hat hierfür eigens eine PR-Beratung und ein Heer von Anwälten engagiert. Eine für Mitte März angesetzte öffentliche Anhörung der Aufsichtsbehörde Chemical Safety Board wurde nach Drohungen von BAYER abgeblasen. Anwälte von BAYER beriefen sich dabei ausgerechnet auf das nach dem 11. September erlassene Gesetz Maritime Transportation Security Act zum Schutz von Häfen und Schiffen – obwohl sich das Werk rund 500km vom Meer entfernt befindet. Augenscheinlich soll mit juristischen Tricks verhindert werden, dass die Sicherheitsprobleme in der Öffentlichkeit diskutiert werden. John Bresland, Vorsitzender des Chemical Safety Board hatte angekündigt, insbesondere die Sicherheit der MIC-Tanks zu diskutieren.
Hochgefährliche Stoffe wie Phosgen oder MIC haben in der Massenproduktion nichts verloren – schon gar nicht in der Nähe der Wohnbevölkerung. Die Praxis des Konzerns, eine öffentliche Diskussion mit juristischen Schlupflöchern zu verhindern, ist zu verurteilen.
Seit der Gründung des Konzerns ist zu beobachten, dass BAYER mit Druck und Drohungen versucht, Information und - noch mehr - Kritik zu unterbinden. Die wirtschaftliche Macht wird rücksichtslos eingesetzt, um die Profite zu schützen. Die Wahrheit und die Interessen von Mensch und Umwelt bleiben dabei auf der Strecke.
Vorstand und Aufsichtsrat haben keine Schritte zur substantiellen Verbesserung der Sicherheitslage in Institute und zur Aufklärung der Öffentlichkeit unternommen und sollen daher nicht entlastet werden.

[Briefwechsel] Konzernkritik

CBG Redaktion

Der vollständige Briefwechsel zwischen Herbert Heitmann (BAYER) und Coordination gegen BAYER-Gefahren

Vorstellung
Date: 09.12.2013

Sehr geehrte Damen und Herren der CBG,

mein Name ist Herbert Heitmann und ich bin seit dem 1.9.2013 für die weltweite Kommunikation, die Beziehungen zu Regierungen und Nicht-Regierungsorganisationen sowie die Unternehmensmarke der Bayer AG zuständig. Mit Interesse habe ich ihre Webseiten und Publikationen gelesen und würde mich gerne mit Ihnen austauschen. Dabei ist mir besonders daran gelegen, zu erfahren, was ihre Ziele sind und ob bzw. wie wir gegebenenfalls zusammenarbeiten können. Wenn ihrerseits an einem solchen Gespräch Interesse besteht, würde ich mich über einen Terminvorschlag freuen.

Mit freundlichen Grüßen

Herbert Heitmann
Corporate Communications, Brand & Government Relations

Re: Vorstellung
Date: 28.01.2014

Sehr geehrter Herr Heitmann,

>> Mit Interesse habe ich ihre Webseiten und Publikationen gelesen und würde mich gerne mit Ihnen austauschen

soso, Sie finden also unsere Arbeit interessant..... ;)
Es ehrt uns, dass wir Gegenstand einer ihrer ersten Amtshandlungen geworden sind.

Doch Spaß beiseite. Natürlich stehen wir für Gespräche zu Verfügung. Daran hat sich nie etwas geändert, nachdem 1979 der erste - im WDR ausgestrahlte - Austausch dazu führte, dass die Firma BAYER den öffentlichen Diskurs mit uns einstellte und seitdem nur noch über Dritte mit uns kommuniziert.

Allerdings führen wir keine Kamin- und Hinterzimmergespräche. Das Wirken von BAYER steht im Fokus des öffentlichen Interesses. Deshalb werden wir Gespräche stets aufzeichnen, unsere Vertreter frei besetzen und einen Journalisten unserer Wahl mitbringen. Alternativ wäre für uns auch eine Podiumsdiskussion denkbar.

Die Teilnehmerzahl sollte paritätisch sein. Auch sollten wir vorab zwei oder drei Sachthemen festlegen. Zum Beispiel könnten die Bereiche Antibabypillen, CO-Pipeline, Emissionen von Treibhausgasen, das BAYER-Jubiläum oder auch der Umgang Ihres Unternehmens mit KritikerInnen gewählt werden.

Direkte Gespräche - so wie Sie es vorschlagen - machen nur Sinn, wenn auf der Seite von BAYER Sach- und Entscheidungskompetenz am Tisch sitzt und vorher abgeklärt wird, welche Konsequenzen ein Gespräch hat. Wieso sollten wir z. B. über das Thrombose-Risiko von Antibabypillen sprechen, wenn für den Vorstand sowieso feststeht, dass an den Produkten aus der Yasmin-Reihe festgehalten wird? Auch sollten wir für das Gespräch einen Zeitrahmen festlegen und einen neutralen Treffpunkt wählen.

Mit freundlichen Grüßen,

Axel Köhler-Schnura
Philipp Mimkes
Jan Pehrke
Uwe Friedrich
Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)

AW: Re: Vorstellung
Date: 02.02.2014

Sehr geehrte Herren,

Vielen Dank für ihre Antwort. Ich interessiere mich in erster Linie für ihre Motivation. Wollen Sie helfen, Bayer besser zu machen oder reicht es ihnen, Bayer schlecht zu machen. Mein Auftrag ist es, die Kommunikation von Bayer weiter zu verbessern und dazu gehört als erster Schritt, die verschiedenen Interessengruppen kennenzulernen und ihnen zuzuhören, sie zu verstehen. Im zweiten Schritt geht es dann darum, die oftmals bestehende Lücke zwischen interner und externer Wahrnehmung und Wirklichkeit zu schließen. Dazu bediene auch ich mich dann gerne der Unterstützung von Experten. In meinem ersten Gesprächsangebot ging es mir allerdings um das Kennenlernen und da ich in Sachen Kommunikation auch eine Art „Experte“ bin, könnten wir hier sogar beim ersten Treffen auch in „medias res“ gehen. Und da ich zu dem stehe, was ich sage, gibt es auch keinen Grund, dies im Stillen oder Geheimen zu tun, weshalb sie zu einem solchen ersten Kennenlernen gerne andere hinzuladen können und das Gespräch auch aufzeichnen können. Allerdings lasse ich mich nicht gerne vor den Karren anderer spannen und mir auch nicht das Wort im Munde umdrehen, weshalb ich, wenn aufgezeichnet wird, Wert darauf lege, dass das gesamte Gespräch zugänglich ist und nicht nur Auszüge. Nach wie vor denke ich, ein erstes Kennenlernen, so wie ich es mit Journalisten, Politikern und NGO-Vertretern gemacht habe, um weitere Aktivitäten zu sondieren und vorzubesprechen, macht Sinn.

Mit freundlichen Grüßen
Herbert Heitmann

AW: Re: Vorstellung
Date: 07.03.2014

Sehr geehrter Herr Heitmann,

vielen Dank für Ihre Rückmeldung. Als Termin schlagen wir Mittwoch, den 14. Mai von 16 – 18 Uhr vor. Für dieses Datum haben wir einen neutralen Ort reserviert, den „Säulenraum“ in der Alten Feuerwache (Südtrakt), Melchiorstr. 3 in Köln. Wie bereits besprochen, werden wir das Gespräch aufzeichnen und einige Journalisten mitbringen.

Gerne werden wir im Gespräch die Positionen und Forderungen unseres Netzwerks erläutern. Von Ihnen würden wir gerne erfahren, was BAYER zu tun gedenkt, um Frauen vor den Risiken von Antibaby-Pillen der Yasmin-Reihe zu schützen. Auch interessiert uns, wie Ihr Unternehmen einen sachlichen und konstruktiven Umgang mit Kritiker/innen gewährleisten will. Wir gehen davon aus, dass die Diskussion über Sachfragen den Schwerpunkt des Gesprächs bilden wird. Für das Kennenlernen im Rahmen der Vorstellungsrunde sollten 20 Minuten ausreichen. Persönliche Motivationen werden wir nicht diskutieren.

Zurückweisen möchten wir die Unterstellung, unser Ziel könnte es sein, „BAYER schlecht zu machen“. Für negative Schlagzeilen aufgrund von Umweltschäden oder gefährlichen Produkten – oftmals mit Schäden für die menschliche Gesundheit oder gar tödlichen Folgen – sind nicht wir verantwortlich. Uns interessiert zu erfahren, was Sie unternehmen, um gegebene Probleme abzustellen.

Wir bitten um eine kurze Bestätigung des Termins.

Mit freundlichen Grüßen,

Philipp Mimkes
Axel Köhler-Schnura
Jan Pehrke
Uwe Friedrich
Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)

AW: Re: Vorstellung
Date: 28.03.2014

Sehr geehrte Herren,

entschuldigen Sie meine späte Antwort. Ich freue mich über den Terminvorschlag, doch möchte ich bei unserem ersten Gespräch auf die Begleitung durch Journalisten auf Ihrer wie meiner Seite verzichten. Der Aufzeichnung des Gesprächs steht nichts im Wege, wenn wir uns darauf verständigen, diese Aufzeichnung nicht zu schneiden, sondern wenn, dann als Ganzes zu verwenden. Der Grund für diese Einschränkungen liegt in meiner persönlichen Erfahrung mit dem ersten Mail-Austausch und der aus der Weiterleitung entstandenen Medienresonanz. Dies ist für mich keine PR-Aktion und ich habe sie auch nicht publik gemacht! Schlagzeilen wie „Glasnost bei Bayer“ oder „Ende des Kalten Kriegs“ als Resultat einer einfachen Vorstellungsmail mit persönlichem Gesprächsangebot sind einfach vollkommen überzogen. Lassen Sie uns erst die Inhalte schaffen, bevor wir dem Ganzen bombastische Überschriften verschaffen. Ich möchte ein Gespräch mit Ihnen, dass nicht auf Zitate und Schlagzeilen abzielt, sondern uns Gelegenheit gibt, bei der Diskussion von Sachthemen, einander näher kennenzulernen. Da unser erstes Treffen nun nach der Hauptversammlung stattfindet, hätte das auch den Vorteil, dass zu vielen ihrer Fragen, Sie ja dann die Antworten bereits kennen und wir das nicht wiederholen müssen.
Wenn wir fünf uns also am 14.05.2014 (mit Rekorder) im Säulenraum der Feuerwache treffen können und mit den Inhalten wie besprochen umgehen können, dann sage ich den Termin gerne zu.

Schönes Wochenende
Herbert Heitmann

Re: AW: Vorstellung
Date: 11.04.2014

Sehr geehrter Herr Heitmann,

vielen Dank für Ihre Nachricht. Weiterhin sind wir gerne bereit, im persönlichen Austausch die Positionen unseres Netzwerks zu erläutern.

Auch wir betrachten das Treffen nicht als PR-Termin. Da aber die Geschäftstätigkeit von BAYER Auswirkungen für die Allgemeinheit hat, ist Transparenz für uns unabdingbar. Insofern gelten für uns weiterhin die im ersten Schreiben genannten Voraussetzungen, wonach wir das Gespräch aufzeichnen (und gerne nur ungeschnitten weitergeben), unsere Vertreter frei bestimmen und Journalisten unserer Wahl mitbringen. Diese Kriterien wurden von unserer Mitgliederversammlung schon in den 80er Jahren beschlossen, weswegen sie für uns bindend sind. Die Voraussetzungen entsprechen der Praxis vieler NGOs im Umgang mit Konzernen, und Sie hatten diese in Ihrem Schreiben vom 2. Februar ja auch bestätigt.

Insofern halten wir uns den Termin am 14. Mai weiterhin frei. Über eine Rückmeldung würden wir uns freuen.

Mit freundlichen Grüßen,

Jan Pehrke
Axel Köhler-Schnura
Philipp Mimkes
Uwe Friedrich
Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG)

eine Antwort stand bis zum 14. Mai aus, weswegen das Treffen nicht zustande kam

[Xarelto] Pharma

CBG Redaktion

US-Gesundheitsbehörde hat Sicherheitsbedenken bei Bayers Xarelto

Washington, 17. Mär - Der Leverkusener Pharmakonzern Bayer kann wohl nicht auf eine schnelle Zulassung seines Hoffnungsträgers Xarelto in den USA setzen. Die US-Gesundheitsbehörde FDA erklärte am Dienstag, sie benötige Langzeitdaten, um das Risiko von Leberschäden durch das Thrombose-Mittel zu beurteilen. Xarelto sei wirksam bei Operationen, bei denen Patienten künstliche Hüft- und Kniegelenke erhielten. Bei größeren orthopädischen Eingriffen haben Patienten ein hohes Risiko für Thromboembolien, da die großen Beinvenen geschädigt werden.

Der Bayer-Gerinnungshemmer verursache auch mehr Blutungen als andere Behandlungen, beschrieb die FDA weitere Sicherheitsbedenken. Die Bayer-Aktie baute ihre Verluste nach der FDA-Mitteilung aus und lag am Nachmittag vier Prozent im Minus bei 35 Euro.

Xarelto ist für die Leverkusener neben dem Krebsmittel Nexavar das wichtigste neue Medikament. Bayer-Chef Werner Wenning traut der Pille weltweit Jahresumsätze von mehr als zwei Milliarden Euro zu. Bayer kooperiert bei Xarelto mit dem US-Pharmakonzern Johnson & Johnson, der in den USA den Zulassungsantrag federführend betreibt.

[Climate Award] Klimaschutz

CBG Redaktion

24. März 2009
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Anmerkungen zur heutigen Verleihung des Bayer Climate Award

Die Arbeit von Prof. Jochem verdient jede Unterstützung. Indem Prof. Jochem jedoch den Bayer Climate Award aus den Händen des Bayer-Vorstandsvorsitzenden entgegennimmt, macht er sich – gewollt oder ungewollt - zum Teil des Marketings der Firma, mit dessen Hilfe Bayer umweltfeindliches Verhalten in anderen Bereichen überdecken will.

Das Unternehmen produziert eine Vielzahl gefährlicher Stoffe und ist weiterhin für hohe Schadstoff-Emissionen verantwortlich. Lobbyisten von Bayer bekämpfen seit Jahrzehnten fast alle Anstrengungen zum Umweltschutz - vom Kyoto-Protokoll über die EU-Chemikaliengesetzgebung bis hin zur neuen Pestizidgesetzgebung.

Bayer beteiligt sich zudem an energiepolitischen Weichenstellungen, die den Klimaschutz auf Jahrzehnte hinweg erschweren: So soll auf dem Bayer-Werksgelände in Krefeld-Uerdingen ein Steinkohlekraftwerk gebaut werden, das jährlich allein 4,4 Millionen Tonnen CO2 emittieren würde. In Brunsbüttel und Antwerpen sind ebenfalls neue Kohlekraftwerke zur Versorgung der Bayer-Werke geplant. Alle genannten Kraftwerke sollen mit Importkohle aus Übersee befeuert werden.

Noch 2007 hat Bayer behauptet, den Ausstoß klimaaktiver Gase in den vergangenen 15 Jahren um 70% reduziert zu haben. Dies war ein klarer Fall von Täuschung. In die Rechnung waren auch Unternehmensverkäufe und die Ausgliederung der Energieversorgung eingeflossen – also bilanzielle Umbuchungen, die nichts mit Klimaschutz zu tun haben. Sogar die Unternehmensberatung Arthur D. Little kritisierte diese Luftbuchungen. Erst nachdem die Coordination gegen BAYER-Gefahren eine Analyse der Emissionen des Konzerns veröffentlichte (http://www.cbgnetwork.de/1377.html), legte Bayer eine glaubwürdigere Bilanz vor.

Im vergangenen Jahr ließ der Konzern Journalisten aus aller Welt nach Leverkusen einfliegen, um das neue Bayer-Klimaprogramm vorzustellen. Werner Wenning mahnte zwar eine „Trendwende bei den CO2-Emissionen“ an und kündigte die Stiftung des nun vergebenen Klimaschutz-Preises sowie die Entwicklung klimaneutraler Bürogebäude an. Mit keinem Wort erwähnt wurden hingegen die o.g. Kraftwerks-Projekte, die alle Klima-Maßnahmen des Konzerns ad absurdum führen. Langfristige Emissionen in Höhe von rund 8 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr sind mit der Forderung des Weltklimarats, den Ausstoß bis Mitte des Jahrhunderts um 80% zu senken, unvereinbar.

Durch Kooperationen mit Umweltverbänden, der UN Umweltbehörde, Umweltmagazinen und Wissenschaftlern wie in diesem Fall Professor Jochem versucht das Unternehmen, sich einen grünen Anstrich zu geben. Reale Veränderungen der Geschäftspolitik resultieren aus diesen Projekten jedoch nicht. Wir möchten daher anregen, dass ein Teil des Preisgelds für Untersuchungen zur Klimabilanz deutscher Chemie-Unternehmen verwandt wird.

[Noquet] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Bayer Hauptversammlung Koeln, 29.04.2014

Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren,

Mein Name ist Peter Noquet.
Es geht hier um das Bayer Schering Praeparat Primodos/Duogynon.
Sie haben in Ihren Leitlinien festgeschrieben “Responsible Care”.
Was verstehen Sie konkret darunter?

Wo faengt Responsible Care an und wo hoert Responsible Care auf?
Muesste es nicht so sein, dass es schon mit der Uebernahme der Firma Schering durch die Bayer AG beginnt? Die Bayer AG muss mit der Uebernahme des Pharmaherstellers Schering Chemicals auch die Verantwortung uebernehmen. Weiss Bayer eigentlich, was Verantwortung bedeutet?

Wo hoert Responsible Care auf?
Sie kann niemals aufhoeren, solange es betroffene Meschen gibt .
Es gibt betroffene Menschen, die mit dem Bayer Schering Produkt Primodos/Duogynon geschaedigt wurden.
Geschaedigt sind naemlich Muetter, Kinder und Kindeskinder.

Meine dringende Frage an den Vorstand:
Wann handeln Sie nach Ihren eigenen Leitlinien?
Wann wollen Sie die Verantwortung endlich annehmen?
Wenn Responsible Care bedeutet, seine Kompetenzen zum Nutzen der Menschen einzusetzen,- dieser Nutzen aber verfehlt wurde - bedeutet Responsible Care dann nicht, fuer den Menschen da zu sein und ihm die noetige Hilfe und Unterstuetzung zu geben?
Wie sieht die die noetige Unterstuetzung aus?

Konkrete Hilfe bedeutet, dass in den kommenden zwoelf Monaten, jede Betroffene bekommt die Hilfe, die sie braucht (ohne dass staendige Gutachten und Gegengutachen erstellt werden). Nach meiner Ansicht soll Bayer Schering dabei auf das Prinzip der Beweisumkehr ganz verzichten. Eine rasche Schadensregelung darf nicht mit einer Vertraulichkeitsklausel (“Maulkorb”) verbunden werden.

Zum Schluss: ich hoffe, dass Bayer Schering endlich diese traurige menschenverachtende Situation zugunsten der Geschaedigten regelt.

Danke fuer Ihre Aufmerksamkeit.

Antwort Uni Köln

CBG Redaktion

Universität zu Köln
Stabsstelle 02.1, Justitiariat
Herr Alexander May LL.M.
a.may@verw.uni-koeln.de

Ihr Antrag gemäß IFG NRW vom 18.11.2008

Sehr geehrter Herr Mimkes,
entschuldigen Sie bitte zunächst, dass ich auf Ihre Anfrage erst jetzt antworte. Im Zusammenhang mit dem IFG NRW sind noch etliche Rechtsfragen offen, insbesondere im Hinblick auf dessen Anwendbarkeit auf Hochschulen, soweit Forschung und Lehre betroffen sind. Wie Sie wissen befindet sich die Universität zu Köln zu Ihrer Anfrage gerade im Diskurs mit der Landesbeauftragen für Datenschutz und Informationsfreiheit NRW.
Nach hier vertretener Ansicht besteht für Hochschulen in den Bereichen Forschung und Lehre keine Auskunftspflicht. Dies ergibt sich aus § 2 Abs. 3 IFG NRW:

„Für Forschungseinrichtungen, Hochschulen und Prüfungseinrichtungen gilt dieses Gesetz nur, soweit sie nicht im Bereich von Forschung, Lehre, Leistungsbeurteilungen und Prüfungen tätig werden.„

Die von Ihnen genannte Kooperationsvereinbarung der Universität zu Köln und der Bayer HealthCare AG fällt genau in diesen Bereich.
Da der Abschluss der Kooperationsvereinbarung mediale und öffentliche Beachtung gefunden hat, ist die Universität zu Köln dennoch gerne bereit, detailliertere Auskunft zu der Kooperation zu geben.
Zur Kooperationsvereinbarung kann ich Ihnen nach Rücksprache mit der federführenden Medizinischen Fakultät folgendes mitteilen:

In der deutschen Hochschulmedizin wird schon seit geraumer Zeit nach neuen Möglichkeiten gesucht, die in den letzten Jahren und Jahrzehnten im internationalen Vergleich deutlich ins Hintertreffen geratene klinische Forschung wieder nachhaltig zu stärken. Zahlreiche Verlautbarungen und Empfehlungen etwa des Wissenschaftsrates oder der Deutschen Forschungsgemeinschaft sowie auch der für die Entwicklung und Förderung der Hochschulmedizin auf Bundes- und Länderebene zuständigen Ministerien beschäftigen sich mit dieser Zielsetzung und haben dabei auch immer wieder die Nutzung der großen Entwicklungspotentiale in der forschungsaktiv international operierenden deutschen Arzneimittelindustrie für die anwendungsbezogene, patientenorientierte Forschung an den Universitätsklinika gefordert. In den modellhaften Vorschlägen dieser öffentlichen Institutionen für die Gestaltung derartiger “Entwicklungspartnerschaften„, “Forschungspakte„ oder “strategischer Allianzen„ wird natürlich durchweg auch größter Wert auf die Wahrung der Unabhängigkeit der universitären klinischen Forschung von Privatwirtschaft liehe n Interessenslagen durch entsprechende formaljuristische Absicherungen gelegt.
Die Rahmenvereinbarung zwischen dem Klinikum der Universität zu Köln
und der Bayer HealthCare AG zur Schaffung der Voraussetzungen für eine
„präferierte Partnerschaft“ im Bereich der Forschung und Entwicklung
innovativer Therapien dient nun genau im Sinne der angesprochenen
bundesweiten Zielsetzung in der deutschen Hochschulmedizin der
Stärkung klinischer Forschung am Standort und bietet ein neuartiges,
erfolgversprechendes und zukunftsträchtiges Modell, das den Partnern die
wechselseitige Nutzung ihrer Entwicklungspotentiale erlaubt und dabei
sogleich die Unabhängigkeit der öffentlichen universitären und der privaten
Wirtschaftlichen Forschungsinteressen voneinander vollkommen
sicherstellt. „Bevorzugte Partnerschaft„ bedeutet nämlich in dieser
Rahmenvereinbarung, dass man auf Seiten des Unternehmens bei der
anstehenden klinischen Testung neuer Substanzen und umgekehrt auf der
Seite des Universitätsklinikums bei der Verfolgung neuer aus der
Grundlagenwissenschaft stammender Entwicklungsvorhaben
möglicherweise therapeutisch wirksamer Substanzen immer zuerst prüft,
ob sich nicht die hierfür erforderlichen Forschungsarbeiten
erfolgversprechend in Zusammenarbeit mit dem jeweiligen Partner
durchführen lassen, bevor andere sich anbietende
Kooperationsbeziehungen für die Verwirklichung der Projekte gesucht und
eingegangen werden.
Inhaltlich soll sich beim derzeitigen Stand der beidseitigen klinischen Forschungs- und Entwicklungsvorhaben die diesbezüglich Kooperation in erster Linie auf die Gebiete der Kardiologie, der Onkologie, der Augenheilkunde, der Neurologie und Psychiatrie sowie der Kinderheilkunde erstrecken. Ein gemeinsamer Lenkungsausschuss („Steering Committee“) mit paritätischer Besetzung durch hochrangige Experten und Verantwortungsträger von Seiten beider Partner trifft die Auswahl unter den in Frage kommenden Einzelprojekten, erstellt den Forschungsplan und kontrolliert in einem geregelten Verfahren die planungsadäquate Umsetzung der Projekte. Die organisatorische Vorbereitung und Sicherstellung aller hierfür erforderlichen Verfahrensschritte obliegt dem Geschäftsführer des Lenkungsausschusses („Liaison Officer„). Diese für die Umsetzung der Kooperationsvereinbarung zentrale Funktion übernimmt in unserem Kölner Modell der „präferierten Partnerschaft“ nicht ein Vertreter der Bayer HealthCare AG, sondern der an den interessensneutralen Gütekriterien klinischer Forschung orientierte und hinsichtlich ihrer Umsetzung bestens ausgewiesene Leiter des Zentrums für klinische Studien der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln.
Als neue und bislang in Deutschland wohl einmalige partnerschaftlich konzipierte und organisierte Struktur schließt das Kooperationsabkommen ein Graduiertenkolleg für „Pharmakologie und Therapieforschung„ mit ein. Darin werden Graduierten der Fächer Medizin, Chemie, Biologie, Biochemie und Pharmazie zwei- und dreijährige Promotionspfade an der Medizinischen sowie an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät mit der dazugehörigen Betreuung durch ausgewiesene Wissenschaftler und Mentoren sowie einem auf die Thematik des Kollegs zugeschnittenen Unterrichts- und Praktikumsprogramm zur Verfügung gestellt. Inhaltlich sollen Doktorarbeiten aus den Forschungsgebieten der Toxikologie, Tiermodell-Entwicklung und Identifikation von Biomarkern bei internistischen und neurologischen Erkrankungen im Vordergrund stehen. Die Einrichtung des Kollegs erfolgt nach bereits etablierten Strukturvorgaben und Gütekriterien unter dem Dach der „Graduate School of Biological Science“ der Universität zu Köln, so dass auch für diesen Bestandteil der Kooperation die Unabhängigkeit von rein wirtschaftlichen Interessen sichergestellt ist.

Nachfolgend Einzelheiten zu spezifischen Aspekten der Kooperation:
Die Vereinbarung geht, wie dargestellt, zwar über die klinische Erprobung neuer Medikamente als letzte Stufe des Zulassungsverfahrens hinaus und schließt auch Entwicklungsvorhaben von neuen Medikamenten sowie das skizzierte Graduiertenkolleg mit ein. Dabei stellt aber das gewählte Modell der bevorzugten und nicht etwa zwingenden Zusammenarbeit mit diesem einen industriellen Partner sicher, dass die Entscheidungen über die Aufnahme von innovativen Vorhaben oder Dissertationsprojekten frei nach den jeweiligen Entwicklungsperspektiven der universitären klinischen Forschung sowie Doktorandenausbildung erfolgen und weder direkt noch indirekt durch wirtschaftliche Interessen beeinflusst werden können.
Die Vereinbarung enthält keinerlei Bedingungen, die der für Drittmittelforschung üblichen Publikationsverpflichtungen gemäß § 71 Hochschulgesetz NRW entgegen stehen.

Aus der Rahmenvereinbarung ergeben sich keine Einschränkungen des freien akademischen Austausches im Allgemeinen und der negativen Publikationsfreiheit im Besonderem. Entscheidungen über Publikationen, die den Gegenstand und die Ergebnisse der Zusammenarbeit betreffen, werden nach wechselseitiger Unterrichtung, gemeinsamer Diskussion sowie der Überprüfung einer möglichen Schutzrechtsfähigkeit neuer Forschungs- und Entwicklungsmodelle sowie der sich daraus ergebenden Anmeldungskonsequenzen im Lenkungsausschuss herbeigeführt.
Die Eigentumsverhältnisse hinsichtlich sämtlicher schutzrechtsfähiger und nicht schutzrechtsfähiger Ergebnisse richten sich nach der Sponsoreneigenschaft im Sinne von § 4 Absatz 24 des Arzneimittelgesetzes (AMG), die entweder auf Seiten der Universität zu Köln oder auf Seiten der Bayer HealthCare AG liegt. Sollten gemeinsame Entwicklungserfolge zur Vermarktung von patentrechtlich geschützten Produkten aufgrund von Patenten führen, die im Rahmen der Kooperationsvereinbarung angemeldet und erteilt wurden, erhalten die jeweils Beteiligten auf Seiten der Institute und Kliniken der Universität zu Köln ab Vermarktungsbeginn und für die Laufzeit der betreffenden Patente eine angemessene Vergütung nach den Vorgaben des Arbeitnehmererfindergesetzes.
Der Umgang mit Informationen aus der Forschungs- und Entwicklungskooperation unterliegt naheliegender Weise Geheimhaltungs- und Nichtverwendungsverpflichtungen, die beide Partner zur wechselseitigen Absicherung der in ihrer bevorzugten Partnerschaft miteinander verfolgten Interessen eingegangen sind. Unabhängige, etwa durch öffentliche Drittmittelgeber finanzierte Studien könnten, wenn sie sich auf die Entwicklungsvorhaben innerhalb der Partnerschaft beziehen und diese mit dem Ziel einer kritischen Überprüfung ihre Ergebnisse begleiten sollen, dementsprechend nur auf der Grundlage besonderer diesbezüglicher Beschlussfassungen innerhalb des Lenkungsausschusses durchgeführt werden.
Industrielle Drittmittel für die Entwicklung und Erprobung neuer
Medikamente werden in der Regel nur dann in Anspruch genommen,
wenn die betreffenden klinischen Studien mit den Zielsetzungen der
fünf an der Medizinischen Fakultät und dem Klinikum der Universität
zu Köln etablierten und von unabhängigen wissenschaftlichen
Expertenkommissionen fortlaufend evaluierten
Forschungsschwerpunkten zusammenstimmen. Für diesen
Vorrang der Orientierung an den fakultätseigenen
Forschungsinteressen sorgt allein schon die Zielvereinbarung der
Universität zu Köln mit dem zuständigen Landesministerium, in der
die Entwicklungsaufgaben des Universitätsklinikums jeweils
festgeschrieben sind. Mitglieder des Universitätsklinikums, die
überwiegend Auftragsforschung für die Arzneimittelindustrie
außerhalb dieser Zielgebiete betrieben, würden sich Nachteile bei der leistungsorientierten Mittelvergabe des Landeszuschusses und vielen anderen Strukturierungsmaßnahmen der Medizinischen Fakultät einhandeln. Die Einwerbung öffentlicher Drittmittel vor allem von Seiten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und der europäischen Kommission stellt ein ungleich höherwertiges Gütekriterium für die leistungsorientierte Mittelvergabe sowohl durch das Land als auch durch die Fakultät dar und lässt sich inzwischen auch wieder mehr für klinische Studien nutzen und in den betreffenden Förderprogrammen projektbezogen mit der Einwerbung industrieller Drittmitte! verbinden. Sowohl bei den selbst iniziierten als auch bei den konzeptionell durch industrielle Drittmittelgeber schon festgelegten klinischen Studien erfolgt vor der Einleitung der Projekte eine Überprüfung durch die Ethikkommission der Medizinischen Fakultät. Zudem wird jedes Vorhaben auch methodologisch nach forschungsimmanenten Gesichtspunkten sorgfältig analysiert und insbesondere bei größer angelegten Projekten, die unter das Arzneimittelgesetz fallen, eine Betreuung durch das an der Medizinischen Fakultät schon seit Jahren etablierte und erfolgreich arbeitende Zentrum für klinische Studien mit der Wahrnehmung der Sponsoreigenschaft durch die Universität zu Köln angestrebt Prüfung und Abschluss aller Verträge erfolgen nach der Meldung der jeweiligen Kooperationen an das Rektorat durch die Drittmittelverwaltung der Universität zu Köln, die auch die Geschäftsbeziehungen mit den industriellen Partnern überwacht. Insgesamt haben also die Universität zu Köln und ihre Forschungseinrichtungen sehr weitgehend sichergestellt, dass eigene Entwicklungsgesichtspunkte und Gütekriterien in forschungslogischer, methodologischer, ethischer sowie juristischer Hinsicht zur Geltung kommen und dementsprechend sowohl Konzeption als auch Auswertung der mit industriellen Drittmitteln geförderten Arzneimittelforschung nicht einseitig von wirtschaftlichen Interessen bestimmt werden können.

Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag
May

[SPIEGEL] Duogynon

CBG Redaktion

DER SPIEGEL 43/1977 vom 17.10.1977, Seite 271

Gefährlicher Test

Ein langjähriger Verdacht wurde von britischen Wissenschaftlern nunmehr erhärtet: Hormonpillen, zum Schwangerschaftsnachweis verordnet, verursachen bei Neugeborenen schwere Mißbildungen.

Rasche Gewißheit sollte der billige und einfache Test den Frauen verschaffen. Er versprach, nach zwei Pillen oder Injektionen, die frühzeitige und vermeintlich sichere Auskunft über eine womöglich beginnende Schwangerschaft.
Doch die Frühdiagnose mittels Hormongaben im Wert von zwei oder drei Schachteln Zigaretten kam am Ende viele Mütter teuer zu stehen: Sie gebaren Kinder mit schweren Herzfehlern, Nervenstörungen, gespaltenem Gaumen oder deformierten Genitalien. Manche werden zeitlebens Krüppel, andere jahrelang in den Kliniken bleiben, wo die Ärzte, oft in Serien von Operationen, die Mißbildungen zu behandeln versuchen.
Wie viele Opfer das jüngste Pharma-Desaster, diesmal in Großbritannien, gekostet hat, läßt sich noch nicht absehen; insgesamt kommen dort jährlich rund 13 000 mißgebildete Kinder zur Welt. Doch eine Untersuchung der britischen Gesundheitsbehörden hat jetzt ergeben, daß von 836 Müttern solcher Kinder 93 mit dem seit Jahren in Praxen und Kliniken vielbenutzten Hormon-Test traktiert worden waren -- ein Ergebnis, so die Wissenschaftler, das eindeutig „den Zusammenhang zwischen der Anwendung des hormonalen Schwangerschaftstests und der nachfolgenden Geburt eines mißgebildeten Babys“ bestätige.
Nach Ansicht der Londoner Gynäkologin Dr. Isabel Gal erlaubt der Bericht, soeben erschienen in der Fachzeitschrift „British Medical Journal“ durchaus die Vermutung, es könne sich bei den Mißbildungen um ein Massenunglück „im Ausmaß der deutschen Contergan-Katastrophe handeln“ -- ein Vergleich von düsterer Ironie.
Denn der unheilvolle Schwangerschaftstest stammt aus der Bundesrepublik. Entwickelt wurden die nun inkriminierten Hormon-Pillen und -Ampullen von der West-Berliner Schering AG, die sie 1950 unter dem Markennamen „Duogynon“ in Westdeutschland und 1958 unter der Bezeichnung „Primodos“ in Großbritannien auf den Markt brachte.
Als Mittel gegen Unregelmäßigkeiten im Menstruationszyklus, vor allem aber als Schnell-Indikator bei Schwangerschaftsverdacht machten die Hormon-Präparate bald Karriere. Ihre Wirkungsweise: Innerhalb einer Woche nach der Einnahme lösen sie im Normalfall eine Blutung aus -- die jedoch unterbleibt, wenn die Schwangerschaft schon begonnen hat.
Es erschien zunächst als Vorteil, daß auf diese Weise die erfolgte Befruchtung schon unmittelbar nach dem ersten Ausbleiben der Regelblutung konstatiert werden konnte; gängige Schwangerschaftsnachweise, per Urin-Analyse, bringen erst Wochen später zuverlässige Ergebnisse.
Doch der Verdacht, dieser Fortschritt sei womöglich zu teuer erkauft worden, kam schon 1967 auf. Damals publizierte die Exil-Ungarin Dr. Isabel Gal die ersten Hinweise auf die Verbindung zwischen Primodos-Tests und Mißbildungen bei Neugeborenen.
Die Reaktion kam, wie fast stets im Pharma-Geschäft, mit zeitlupenhafter Verzögerung. Erst 1969, zwei Jahre darauf, stoppte Schering die „Primodos“-Werbung; nach weiteren zwei Jahren druckte die Firma dann den Warnhinweis auf die Packungen, „Primodos“ möglichst nicht während der Schwangerschaft zu verordnen.
1975 veröffentlichten schließlich auch die britischen Gesundheitsbehörden eine offizielle „Gelbe Warnung“ vor den hormonellen Schwangerschaftstests. Erst jetzt aber, nach der jüngsten Bestätigung der Risiken im „British Medical Journal“, forderte der Unterhausabgeordnete Jack Ashley eine gründliche Untersuchung der Pharma-Affäre, die auf ein Verbot der Hormon-Präparate hinauslaufen könnte.
Dabei hätten die Schering-Produkte, die sowohl in Westdeutschland wie in Großbritannien immer noch vielfach als Schwangerschafts-Indikatoren verordnet werden, längst ersatzlos vom Markt verschwinden können -- weil sie nicht nur gefährlich, sondern obendrein auch weitgehend überflüssig sind.
Denn auch bei der Behandlung von Zyklusstörungen, so urteilt der Hamburger Gynäkologe Dr. Harald Bräutigam, könne auf „Primodos“ und „Duogynon“ getrost verzichtet werden. Das westdeutsche „Duogynon“, das 1976 im Apothekenverkauf einen Umsatz von 3,3 Millionen Mark erzielte, wird laut Bräutigam „wohl oft nur verschrieben, weil die Patientinnen von ihrem Doktor halt irgendein Medikament erwarten“ -- der therapeutische Nutzen sei jedenfalls gering.
Dagegen sei bei Frauen, denen das Mittel nur zur Behebung von Zyklus-Unregelmäßigkeiten verabreicht werde, eine bis dahin unerkannte Schwangerschaft häufig nicht auszuschließen -- und mithin auch nicht die Gefahr, daß die Leibesfrucht geschädigt werde.
Die Schering AG allerdings verweist darauf, daß sie für die Schwangerschaftsbestimmung und die Behandlung werdender Mütter nur noch „Primodos“ und „Duogynon“ in Ampullenform empfehle; die Spritzlösung des Hormonmittels ist gegenüber der Pillen-Version inzwischen chemisch variiert und so angeblich unschädlich gemacht worden.
Der Gedanke, daß die gefährlichen Hormon-Dragees spätestens damit entbehrlich geworden sind, ist den Schering-Managern bislang nicht gekommen. Die Firma, von der Britin Valerie Williams auf Schadenersatz für ihren mißgebildeten Sohn verklagt, legt das verbleibende Pillen-Risiko in die Hände der Ärzte: Wer Schwangeren „Duogynon“ oder „Primodos“ verabreiche, so Schering, begehe einen ärztlichen „Kunstfehler“.
Experten wie der Hamburger Genetiker Thomas von Kreybig wissen, daß diese Erkenntnis den Schering-Chemikern schon vor Jahren hätte kommen können. Kreybig: „Daß Hormongaben, gleich welcher Art, in der Frühphase der Schwangerschaft für die Leibesfrucht ein hohes Risiko darstellen -- darüber gibt es seit langem nicht mehr den geringsten Zweifel.“
DER SPIEGEL 43/1977

[Übersichtsartikel] Duogynon

CBG Redaktion

CUMORIT/DUOGYNON - Wie teilbar ist die Sicherheit ?

Das Verhalten der Firma SCHERING im Fall DUOGYNON/CUMORIT ist ein mahnendes Beispiel für die gravierenden Unterschiede in den Sicherheitsstandards der verschiedenen Länder der I, und 3. Welt und das Ausnutzen dieser Unterschiede durch SCHERING.

Chronologie der Ereignisse
1950 brachte SCHERING unter dem Warnen DUOGYNON die Kombination der weiblichen Sexualhormone Progesteron und Östradiol in den Handel. Das Präparat war im Anfang nur in der Injektionsform erhältlich. Indikation war das Ausbleiben der Regelblutung, die sogenannte sekundäre Amenorrhöe; durch die Gabe von DUOGYNON ließ sich eine Blutung auslösen. Ein Ausbleiben der Blutung nach DUOGYNON-gabe deutete mit einiger Zuverlässigkeit auf eine bestehende Schwangerschaft. Diese Wirkung machte man sich in einer Zeit, in der es keine anderen zuverlässigen Schwangerschaftstests gab, in großem Umfang zu Nutze. Im Jahr 1957 wurden DUOGYNON-Dragees eingeführt .lm Gegensatz zur Injektionsform, die die natürlichen Hormone enthielt, bestanden die Dragees aus den synthetischen Sexualhormonen Norethisteronacetat und Äthinylöstradiol. Diese Änderung gegenüber der Injektionsform war deswegen notwendig geworden, weil die natürlichen Hormone Progesteron und, östradiol nach Aufnahme aus dem Magen-Darm-Trakt sehr schnell verstoffwechselt werden und damit keine 'Wirkung entfalten können.
1958 führte SCHERING das Präparat unter dem Namen PRIMODOS in England, ein ( 1).
1960 wurden erste Untersuchungen bekannt, denen zufolge DUOGYNON trotz vorliegender Schwangerschaft zu Blutungen führen kann (2).
1967 wurde in England eine Studie veröffentlicht, in der ein Zusammenhang zwischen hormonellen Sehwangerschaftstests und Missbildungen des Zentralnervensystems postuliert wurde (3). In den folgenden Jahren erschienen noch viele Arbeiten zu diesem Problemkreis. In einigen Arbeiten wurden Zusammenhänge zwischen Östrogen/Gestagen Kombinationen einerseits und kardiovaskulären Mißbildungen (4,5) und anderen Mißbildungssyndromen (5) andererseits hergestellt. Etliche große Studien kamen hingegen zu dem Ergebnis, daß diese Zusammenhänge statistisch nicht signifikant sind. (6,7,8).
1970 strich SCHERING die Indikation Schwangerschaftstest in England (9), nicht aber in der Bundesrepublik, SCHERING führt damit zum erster Mal im DUQGYNON/CUMORIT Fall einen doppelten Informations- und Sicherheitsstandard ein. Wie die folgende Entwicklung zeigen wird, wird dies leider kein Einzelfall bleiben, sondern eher die Regel werden.
Ein Jahr später warnt der kritische Arzneimittelinformationsdienst
„arznei-telegramm“ das erste Mal in der Bundesrepublik vor der Anwendung von Gestagen-Östrogen-Kombinationen in der Frühschwangerschaft (10).

1972 wird das erste Mal darauf hingewiesen, dass Duogynon (....) wird wiederholt auf den Missbrauch hingewiesen (12,13).

Erst im November 1972 streicht SCHERING in der Bundesrepublik die Indikation Schwangerschaftstest für die DUOGYNON-Dragees (9). Drei Jahre (!) nachdem diese Maßnahme in England erfolgte, wird sie erst in der Bundesrepublik durchgeführt.

Mit der Entwicklung der heute noch gebräuchlichen immunologischen
Schwangerschaftstests stand Anfang der 70er Jahre endlich eine völlig risikolose Alternative zu den hormonellen Schwangerschaftstests zur Verfügung. Abgesehen davon, dass die neuen immunologischen Tests eine größere Zuverlässigkeit hatten, spricht für ihre alleinige Anwendung die Tatsache, daß sie außerhalb des Körpers durchgeführt werden. Eine Verwendung von hormonellen Schwangerschaftstests war von diesem Zeitpunkt medizinsch nicht mehr begründbar, dennoch wurden die Injektionsformen von DUOGYNON bis März 1978 mit der Indikation Schwangerschaftstest vertrieben (14).
1975 versieht SCHERING in England das Präparat mit dem Warnhinweis, das Präparat nicht als Schwangerschaftstest zu verwenden (9), wieder läßt die vergleichbare Maßnahme in der Bundesrepublik auf sich warten.

Rückzugsgefechte
1978 wurde das Medikament unter dem Druck der englischen Gesundheitsbehörde vom Markt zurückgezogen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sich dort 580 Eltern betroffener Kinder zusammengeschlossen, um gemeinsam gegen SCHERING Anklage zu erheben (15).
Daraufhin interessierte sich auch in der Bundesrepublik die überregionale Presse für dieses Thema (9,16).
AM 1.9.78 benannte SCHERING das Präparat DUOGYNON um, es hieß nun CUMORIT. Damit sollten nach Angaben des Herstellers die Ärzte zur Überprüfung ihrer Verschreibungsgewohnheiten angehalten werden, insbesondere die Kontraindikation Schwangerschaftstest sollte zur Kenntnis genommen werden. Als ausschließliche Indikation blieb die nicht schwangerschaftsbedingte sekundäre Amenorrhöe übrig (17). Nach der Umbenennung in CUMORIT wurde das Präparat weiterhin als Schwangerschaftstest verschrieben (10).
Im Oktober 1980 führt SCHERING unter dem Warenzeichen ÖSTRO-PRIMOLUT eine veränderte östrogen/Gestagen Kombination zur Therapie der sekundären Amenorrhöe ein, der Anteil des Norethisteronacetates beträgt in diesen Dragees 4 mg (19) statt 10 mg im CUMORIT. Als Begründung für diese Neueinführung wurde angegeben, daß die Patientinnen auf diese östrogen/Gestagen Kombination, die über 12 Tage gegeben wird und damit eher dem physiologischen Zustand entspricht, besser reagieren als auf eine kurzdauernde, hochdosierte Steroidgabe (CUMORIT) ( 2 0 ).
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hätte SCHERING CUMORIT/DUOGYNON weltweit zurückziehen müssen, denn in der gleichen Informationsschrift die ÖSTRO-PRIMOLUT anpreist, zieht SCHERING seine Empfehlung für CUMORIT als Therapeutikum der sekundären Amenorrhöe zurück, weil diese Form der Hormon-Therapie als medizinisch überholt angesehen wird (19). Damit war die letzte Indikation ersatzlos entfallen, dennoch wurde die Apothekerschaft gebeten, von CUMORlT-Rücksendungen abzusehen, da mit weiteren Cumorit Verordnungnungen der Ärzte noch zu rechnen sei ! (21)
Das Beharren der Firma SCHERING auf dm weiteren Vertrieb von Cumorit lässt sich nur als verantwortungslos bezeichnen, denn das Präparat war ohne jeden therapeutischen Nutzen, dem ein gewaltiges Schadenspotential gegenüberstand. Schering verzichtete aber auf einen Rückzug, weil dies in der Öffentlichkeit nach einem Schuldeingeständnis ausgesehen hätte.
Der weitere Vertrieb dieses Präparates i der Bundesrepublik zeigte, welche Mängel der Verbraucherschutz hierzulande hat; in England und anderen europäischen Staaten war das Präparat inzwischen längst verboten.
Erst im Frühjahr 1981 zog SCHERING CUMORIT in der Bundesrepublik aus dem Handel und kam damit der Veröffentlichung belastender Pakten im Fernsehmagazin „Monitor“ zuvor (15)

Die Situation in der 3. Welt
Dieses therapeutisch völlig nutzlose Präparat wurde nach dem Rückzug in der BRD noch bis Ende März 1987 ( l ) in Afrika, Kolumbien, Mexiko, den Philippinen und Zentralamerika vertrieben. Indikation war die sekundäre Ämenorrhöe, obwohl SCHERING selbst vor mehr als sechs Jahren mitgeteilt hatte, dass diese Indikation medizinisch überholt ist (19), dies galt offensichtlich nur für die Bundesrepublik Deutschland. Der Mißbrauch als Schwangerschaftstest und Abortivum war aus diesen Ländern ebenfalls lange bekannt (2,13).
Nach heftiger Kritik auf der Äktionärsversammlung 1986 sagte der Vorstand zu, die Produktion von CUMORIT einzustellen, um im Laufe des Jahres 1987 das Präparat weltweit zurückzuziehen (3). Diese Zusicherungen sind mit großer Zurückhaltung aufzunehmen, denn schon einmal hat SCHERING zugesagt, die Produktion von CUMORIT einzuste1len, nämlich im 0ktober 1980 (15).

Zusammenfassung
Dieser Rückblick auf annähernd 40 Jahre CUMORIT/DUOGYNON Vermarktung zeigt, wie SCHERING Risiken und erwiesenen Mißbrauch dieses Präparates so lange wie möglich ignorierte. Ein Rückzug erfolgte immer erst dann, wenn entweder die jeweilige Gesundheitsbehörde Maßnahmen ergriff - in England zum Beispiel - oder der Druck der Öffentlichkeit so stark wurde, daß nach mehreren Teilrückzügen das Präparat nicht mehr zu halten war. In den Ländern der 3.Welt hingegen, wo die Arzneimittelkontrolle im Großen und Ganzen immer noch ungenügend ist und in den wenigsten Ländern unzensierte, kritische Medien existieren, ließ sich mit CUMORIT nach wie vor ein gutes Geschäft wachen (22),
Der Menschen verachtenden Praxis der Pharmafirmen, bedenkliche und überflüssige Arzneimittel soweit und solange wie möglich zu vermarkten, muß auf das Entschiedenste entgegen getreten werden.
Es darf In diesem Bereich, nicht mehrere verschiedene Sicherheitsmaßstäbe geben. Die 3.Welt darf nicht der Mülleimer für die in der l. Welt verbotenen Arzneimittel bleiben.
THOMAS SCHULZ, BERLIN

Quellen
(1) Der Spiegel 43/1977
(2) Higgins et al, Practitioner 185 (1960), 677 zitiert nach (11)
(3) Gal et al, Nature 216 (1967), 83
(6) Deutsche Forschungsgemeinschaft (Hrsg), Schwangerschaftsverlauf und Kindesentwicklung, Boppard 1977, S 57
(7) Rothmann arid Louik, MfEngl J Med 299 (1978), 522 zitiert nach Sehardein, Chemicaliy induced toirth defects, New York, 1985
(8) Gou-jard and Rumeau-Rouquette, Lancet I (1977), 482
(9) Die Zelt vom 4.8.1978
(10) arznei-telegramm 6/1971
(11) Gal, Nature 240 (1972), 241
(12) Hardon, Fact Sheet, Ort The Use Of El. P. D rüg s In An Ürban-Poor Ccmiittunity, Pharmaceutical Research Projeet, Manila 1986
(13) Singer, Brief an SCHERING, Dezember 1984
(14) SCHERING, Wichtige Mitteilung zu Präparaten DUOGYNOW,
GRAVIBINON, PROLÜTON und PROLUTON DEPOT, Berlin, Marx 1970
(15) Bittner, Jäckle, Scholz, unter Umständen, über den Umgang mit Medikamenten in der Schwangerschaft, köln ,. 1982 (?)
(16) Stern 33/1978
(17) SCHERING AG, Wichtige Mitteilung zu DUOC5YNON, Berlin August 1970
(18) Simon, Brief an die Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker vom 15.11.1979 (liegt den Verfassern vor)
(19) SCHERING AG, Information zur Behandlung der sekundären Amenorrhöe
Berlin, September 1980
(70) Bettendorf, Deutsch,. Ärzteblatt 77" 20: 1318-1324 zitiert nach (19) V.J.) SCHERING, Information für Apotheker, Berlin, September 1980
(22) Cumor.it Umsatz im Jahr 1985 34 Mill. DM weltweit, Auskunft des Vorstandes auf der Aktionärsversammlung vom 19.6.1986
(23) Brief von SCHERING an R. Hartog

[Pehrke] Rede Jan Pehrke

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist, gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an und möchte zur Kooperation BAYERs mit der Kölner Universität sprechen.

Im letzten Jahr hat BAYER mit der Kölner Universitätsklinik eine Kooperation vereinbart. Sie umfasst Arznei-Forschungen zu Krebs, Herz/Kreislauf-Erkrankungen und Störungen des Zentralen Nervensystems mitsamt Erprobung im hochschul-eigenen „Zentrum für Klinische Studien“ und die Einrichtung eines Graduierten-Kollegs.

NRW-Forschungsminister Andreas Pinkwart hat diese Kooperation als „die weitreichenste, die eine nordrhein-westfälische Universitätsklinik bislang eingegangen ist“ bezeichnet. Wie weitreichend diese ist, darüber gibt es allerdings keine Informationen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren forderte deshalb die Hochschule gemeinsam mit Studierenden der Universität und anderen Initiativen auf, der Öffentlichkeit den Vertrag zugänglich zu machen. Dem hat sich die Universität verweigert. Das nährt den Verdacht, dass Grund zur Geheimhaltung besteht.

Deshalb möchte ich Sie heute fragen:

Ist BAYER bereit, den Vertrag zu veröffentlichen?

Wie berechtigt dieser Verdacht ist, hat eine Veranstaltung des Düsseldorfer „Zentrums für Gewerblichen Rechtsschutz“ zum Thema „Forschungskooperationen“ gezeigt, an der auch BAYER-Manager teilnahmen. Die Universitätsmitarbeiter sprachen bei der Tagung von „diktierten Verträgen“ und Knebelparagraphen, die den Hochschulen das Recht bestritten, über fehlgeschlagene Forschungen zu berichten. Der BAYER-Vertreter Dr. Elmar Bramer-Weger verlangte von den Universitäten ganz offen eine Verausabtretung der Patent-Rechte an den Entwicklungen. Nicht einmal eine „Bestseller-Klausel“ in den Verträgen wollte er den Universitäten zubilligen, also Sonderzahlungen im Falle eines besonders erfolgreichen Produkts. Unter Kooperation stelle ich mir etwas anderes vor.

Deshalb hierzu vier Fragen:

1. Hat auch BAYER der Universität einen ausgearbeiteten Vertrag zur Unterschrift vorgelegt?

2. Räumt BAYER den Kölner Forschern das Recht ein, über fehlgeschlagene Forschungen zu berichten?

3. Verlangt BAYER von der Kölner Universität eine Vorausabtretung aller Rechte an den Entwicklungen?

4. Gewährt BAYER der Universität eine „Bestseller-Klausel“?

Die Kooperation BAYERs mit der Kölner Uni-Klinik stellt eine große Gefahr für die Forschungsfreiheit dar. Dies ist umso bedrohlicher, als es sich um die lebenswichtige Arzneimittel-Forschung handelt. Schon vor der „weitreichensten Kooperation, die eine nordrhein-westfälische Universität bislang eingegangen ist“, klagte der Kölner Herzspezialist Dr.Erland Erdmann in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über den großen Einfluss der Pharma-Industrie auf die Wissenschaft.

Die Zeitung gibt seine Worte so wieder:

„Bevor man als Wissenschaftler die Ergebnisse einer solchen Studie veröffentlichen könne, müsse man den zur Publikation vorgesehenen Bericht in der Regel erst dem Sponsor vorlegen. Marktschädliche Äußerungen könnten dabei dem Rotstift zum Opfer fallen“.

Und hier in der BAYER-Hauptsammlung hat der britische Chirurg Stephen Karran im Jahr 2001 plastisch dargestellt, welche unheilvolle Rolle BAYER schon bei Arzneimittel-Tests gespielt hat. Entgegen ärztlichem Rat hatte BAYER die Probanden nicht darauf aufmerksam gemacht, dass das getestete Antibiotikum im Zusammenspiel mit anderen Arzneien seine Wirksamkeit verlieren kann. Die Folge: Es kam bei mindestens einem Patienten zu einer lebensgefährlichen Infektion. Dr. Karran konnte das damals nicht verhindern.

Ich zitiere ihn: „Obwohl ich zu Beginn der Tests auf die Probleme hingewiesen habe, wurde die Studie im ganzen Land unverändert durchgeführt“.

Genau wegen solcher Vorkommnisse fordern Fachleute wie Thomas Lönngren von der Europäischen Arzneimittelbehörde mehr industrie-unabhängige Studien, die aus öffentlichen Mitteln gefördert sind.

Zu diesem Komplex 2 Fragen:

Billigt der Vertrag BAYER zu, marktschädliche Aussagen aus Veröffentlichungen zu entfernen?

Ist in dem Vertrag sichergestellt, dass Mediziner der Kölner Universität das Recht haben, Versuche abzubrechen, wenn sie die Gesundheit der Probanden gefährdet sehen?

Die Kooperation BAYERs mit der Universität Köln stellt kein Einzelfall dar. Über 800 solcher Allianzen mit Hochschulen und anderen Forschungseinrichtungen hat BAYER geschmiedet. Nach den Worten des Forschungsvorstandes Wolfgang Plischke dienen sie dazu, dem Konzern „breiten Zugang zu Wissen“ zu eröffnen. Offensichtlich sucht BAYER diesen Zugang zu Wissen zunehmend außer Haus. Die eigene Forschung vernachlässigt BAYER dagegen. Die Zahlen des Geschäftsberichts sprechen da eine beredte Sprache. 11.900 Beschäftigten in der Forschung stehen 38.000 im Marketing gegenüber.

Hierzu meine abschließende Frage:

Will BAYER dieses Missverhältnis beibehalten oder ist ein Kurswechsel geplant?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[Axel] Rede Axel Köhler-Schnura

CBG Redaktion

Meine Damen und Herren, guten Tag,

mein Name ist Axel Köhler-Schnura. Ich bin selbstständig und ehrenamtlich im Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Auch bin ich Gründungsmitglied des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Meine Damen und Herren,
Sie erinnern sich, heute Vormittag hat Herr Wenning behauptet, die Vorwürfe von der Coordination gegen BAYER-Gefahren und auch von mir seien nicht stichhaltig. Ich stehe jetzt seit 1983 hier an diesem Pult und Sie werden ahnen, was ich Jahr für Jahr hier höre: Unsere Argumente seien nicht stichhaltig.
Meine Damen und Herren,
jedoch, wenn das alles so wenig stichhaltig wäre, was wir hier vortragen, wie Herr Wenning und seine Vorstandskollegen der Öffentlichkeit weiszumachen versuchen, dann frage ich mich, wie es sein kann, dass beispielsweise im Hinblick auf die CO-Pipeline jede Menge Sachverstand der unterschiedlichsten Sparten, der Wissenschaft, der Ärzteschaft, des Katastrophenschutzes, ja selbst der Polizei und der Verwaltungen sich vehement gegen die Pipeline ausprechen?
Weshalb es ein Oberwaltungsgerichtsurteil gibt, dass die Inbetriebnahme der Pipeline untersagt?
Weshalb es quer durch ALLE Parteien einstimmig gefasste Beschlüsse von fast einem Dutzend Kommunen entlang dieser Pipeline gibt, darunter übrigens auch von der Stadt, in der wir heute tagen, der Landeshauptstadt Düsseldorf, die allesamt die Pipeline wegen ihrer Gefahren für die Bevölkerung und die Umwelt ablehnen?
Und schließlich frage ich mich, wie es kommen kann, dass mehr als 100.000 BürgerInnen alleine aus Nordrhein-Westfalen den Protest gegen die Pipeline persönlich unterschrieben haben, wenn das alles „nicht stichhaltig“ sein soll?

Meine Damen und Herren,
es mangelt nicht an Stichhaltigkeit unserer Argumente, sondern es ist so, dass Herr Wenning hier eine sehr einseitige Wahrnehmung wiedergibt. Es sind nicht wir, die wir hier ohne Substanz argumentieren, es ist die Konzernleitung, die die Wahrheiten verdreht, Fakten unterschlägt und wahrheitswidrig berichtet.
Ein kleines Beispiel, Herr Wenning, dafür, wie Sie einfach die Hälfte der Wahrheit weglassen: Sie haben sich heute morgen dafür beklatschen lassen, dass Sie 800 Auszubildende einstellen. Unterschlagen haben Sie aber, wie viele – oder besser – wie wenige Sie von diesen nach Abschluss der Ausbildung in eine Festanstellung übernehmen?

Meine Damen und Herren,
wir müssen uns hier über Eines im Klaren sein. Es geht hier nicht um irgendwelche Bagatellen. So groß dieser Konzern ist, so groß sind auch die Probleme. Es geht hier immer wieder um Probleme, die uns alle betreffen. Die Sie und mich, Ihre Familien, Ihre Kinder und Enkel betreffen.
Wenn wir beispielsweise über die Vernichtung von Arbeitsplätzen sprechen, dann geht nicht um einige hundert vernichtete Arbeitsplätze, es geht um zehntausende. Im aktuellen Berichtsjahr gibt es bei BAYER 70.000 Arbeitsplätze weniger als 1983, das sind immer 40 Prozent der damaligen Arbeitsplätze, die weg sind.
Und das nicht, weil die Umsätze sich entsprechend reduziert hätten. Nein, die Umsätze haben sich im Berichtsjahr gegenüber damals von 14 Mrd. Euro auf 33 Mrd. Euro mehr als verdoppelt.
Damit verbunden hat sich die Arbeitshetze und die Belastung der Beschäftigten enorm erhöht. Jeder Beschäftigte muss heute 276 Prozent mehr Umsatz bringen als damals. Das ist fast eine Verdreifachung!
Selbst wenn wir die Inflationsrate abziehen und wenn wir berücksichtigen, dass durch den Einsatz von Maschinen die Produktivität gestiegen ist, wird mehr als deutlich, dass die Ausbeutung, dass Arbeitshetze und Arbeitsdruck im Konzern unerträglich gestiegen sind.
Oder nehmen wir die Umwelt. Nach wie vor beispielsweise hält BAYER an dem neuen Kohlekraftwerk in Krefeld fest. Dieses Kraftwerk wird die Klima-Bilanz mit 4,4 Millionen Tonnen jährlich zusätzlich belasten. Meine Damen und Herren, das entspricht der Ladung von mehr als 40.000 Eisenbahnwaggons, das ist mehr als die gesamte Bevölkerung Krefeld in die Luft bläst. Und das vor dem Hintergrund, dass es keinen einzigen verantwortungsbewussten Wissenschaftler mehr auf diesem Planeten gibt, der nicht in der höchsten ihm möglichen Eindringlichkeit vor der Klimakatastrophe warnt und die sofortige drastische Reduzierung der klimaschädlichen Stoffe anmahnt.
Oder nehmen wir die Sicherheit! Herr Wenning, Sie sprachen heute morgen über das BAYER-Werk in Institute in USA. Natürlich in der Ihnen eigenen verharmlosenden und uns diffamierenden Manier. Doch die Wahrheit ist, dass das, was Sie einen „Unfall“ nennen, eine „Katastrophe“ war. Und vollständig verschwiegen haben Sie, dass wir es waren, die im vergangenen Jahr von dieser Stelle aus wegen der verheerenden Sicherheitsmängel die Schließung des BAYER-Werkes in Institute/USA gefordert haben. Sie haben damals uns und auch alle anderen Aktionärinnen und Aktionäre damit abgespeist, dass unsere Befürchtungen „nicht stichhaltig wäre.
Aber heute ist die Anlage in die Luft geflogen. Und verschwiegen haben Sie, dass um Haaresbreite die Katastrophe die Belegschaft und die gesamte Region ausgelöscht hätte.
Und da ist der Vergleich zur Produktionskatastrophe im Chemiewerk in Bhopal/Indien mit gleicher Produktionsstruktur wie in Institute eben doch nicht nur legitim, sondern durchaus auch stichhaltig. Immerhin wurden in Bhopal weit mehr als 20.000 Menschen getötet und Hunderttausende gesundheitlich geschädigt. Ausschließlich wegen einiger glücklicher Umstände blieb das der Bevölkerung in Institute erspart. Ein Millimeter weiter und Institute wäre als schreckliches BAYER-Chemie-Fanal in die Menschheitsgeschichte eingegangen.
Und was Sie auch verschwiegen haben, Herr Wenning, dass ist die Tatsache, dass sich Ihr Unternehmen derzeit vor dem US-Senat und den Sicherheitsbehörden der USA verantworten muss für Ihre Verantwortungs- und Rücksichtslosigkeit gegenüber den Beschäftigten und der Gesellschaft. Und Sie verschweigen auch, dass die Coordination gegen BAYER-Gefahren offizieller Berichterstatter in der Beweisaufnahme des Chemical Safety Board in den USA ist.
Meine Damen und Herren,
soviel zur Stichhaltigkeit unserer Argumente. Interessant ist allerdings die Frage, weshalb die Vorstandsvorsitzenden hier ständig irreführen, verschleiern und vernebeln. Es gibt nur einen Grund: Weil der Profit die Großaktionäre und die Manager leitet, weil sie deshalb ohne Moral und ohne Ethik handeln.
Und das lässt sich auch belegen. Beispielsweise mit einer Aussage von dem ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Prof. Grünewald. Er distanzierte sich auf einer Hauptversammlung in den 80er Jahren regelrecht von Moral und Ethik und bekannte sich einzig zum Profit. Er sagte mit unverständlicher Klarheit (ich zitiere): „Für die Moral ist die Kirche zuständig, für die Ethik gibt es Kommissionen - wir sind für den Profit zuständig.“
Einer seiner Nachfolger, nämlich Sie Herr Schneider, der Sie heute als Aufsichtsratsvorsitzender dort oben sitzen, brachte das Credo dann auf die kurze Formel (ich zitiere): „Unser Job ist der Profit!“
Die Krone aber hat dem Ganzen Herr Wenning im Geschäftsjahr, um das es hier geht, aufgesetzt. Er ging im November im Spiegel einen Schritt weiter, indem er feststellte (ich zitiere): „.. ein wenig ‚gesunde’ Gier ist sogar ganz nützlich und natürlich.“
Nun, meine Damen und Herren, Sie sehen, es geht hier nicht nur um Profit als Leitlinie des Handelns, es geht auch um Gier. Wenn Herr Wenning sich dann heute morgen dagegen verwahrt, dass die „Unmoral der Manager“ angeprangert wird, so erweist sich das angesichts dieser Faktenanlage als purer Zynismus.
Meine Damen und Herren,
es muss uns klar sein, denn genau das hat die verheerende Krise, die wir erleben bereits jetzt offen gelegt, dass es gemeingefährlich ist, wenn die Perversion menschlichen Strebens, die Gier, zur Leitlinie ihres Handelns gemacht wird! Und genau dafür plädiert Herr Wenning. Offen und unverblümt.
Auch wenn wir hier keinen Grundkurs in Philosophie haben, möchte ich Sie doch darauf aufmerksam machen, dass Herr Wenning in seinem kurzen Satz von der „gesunden Gier, die nützlich und natürlich“ sei, gleich drei faustdicke Lügen verpackt hat:
Erstens gibt es keine gesunde Gier! Gier ist immer ungesund. Gier ist hochgradig krankhaft.
Zweitens kann Gier niemals nützlich sein. Gier ist nicht einmal nur unnütz. Gier ist einzig gefährlich.
Und drittens ist Gier auch niemals natürlich. Natürlich sind Gierbremsen, wie sie jeder Mensch besitzt und die er bewusst ausschalten muss, um sich der Gier hinzugeben. Und diese Bremsen auszuschalten, ist hochgradig unnatürlich.
Herr Wenning, ich wiederhole es, Gier zu kultivieren, ist gemeingefährlich. Und ich weiß mich mit dieser Meinung in bester Gesellschaft. Beispielsweise mit unserem Bundespräsidenten, der Ihre Gier und die Gier Ihrer Kollegen in ebenso klaren Worten, wie ich es tue, benannt und kritisiert hat. Gier ist und bleibt ein menschlicher Charakterfehler, darüber sind sich Ethik und Philosophie der Menschheitsgeschichte einig.
Mahatma Ghandi machte einmal in leicht verständlichen Worten klar, worum es geht und weshalb alles getan werden muss, die Perversion der Gier zu bekämpfen. Er sagte (ich zitiere): „Zur Befriedigung der Gier des Menschen wird der gesamte Reichtum der Erde nicht ausreichen.“
Und genau das ist der Punkt. Wenn bei BAYER der Profit Handlungsmaxime ist und „gesunde Gier“ sich breit macht, dann muss uns allen hier im Saal bei der Größe und der Bedeutung dieser Firma klar sein, dass es um unser Leben, um unsere Gesundheit, um unsere soziale Sicherheit, um unsere Demokratie – kurzum um unseren Planeten geht. Das alles wird durch Profit und Gier rücksichtslos auf das Spiel gesetzt.
Deshalb bleibe ich dabei, was ich schon öfter an dieser Stelle feststellte: Konzerne wie BAYER gehören auf den Müllhaufen der Geschichte. Im Interesse von uns allen, im Interesse unserer Kinder, im Interesse unserer Enkel, im Interesse der Umwelt und des Klimas.
Meine Damen und Herren,
damit komme ich zu meinen Anträgen. Diese Anträge stellen mit mir die Coordination gegen BAYER-Gefahren und mehrere hundert AktionärInnen, die uns beauftragt haben.
Zunächst zum Gewinnantrag:
Wir beantragen die Kürzung der Dividende von 1,40 Euro auf 10 Cent je Aktie. Die frei werdenden Gewinn-Milliarden sollen verwendet werden
- für Erhalt und Schaffung sicherer Arbeitsplätze und für die Zahlung sozial gerechter Löhne;
- für einen Fonds zum angemessenen Ausgleich von Schäden, die infolge der Geschäftstätigkeit an Mensch und Umwelt eingetreten sind;
- für den umfassenden ökologischen und sozialen Umbau des Konzerns ohne doppelte Standards.
- und schließlich für die Zahlung von Wiedergutmachungen für die Verbrechen von BAYER und des von BAYER mitbetriebenen IG FARBEN-Zusammenschlusses an die Opfer bzw. deren Angehörige und Nachkommen.
Es sei wie jedes Jahr angemerkt, daß wir durchaus auch den völligen Verzicht auf jede Dividendenausschüttung im Sinne der erläuterten Sozial-, Menschenrechts- und Ökologie-Leistungen beantragen würden, doch nach der Lage der Gesetze ist das nicht möglich.
Meine Damen und Herren,
wir stellen weiterhin die Anträge, den Vorstand nicht zu entlasten und auch dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Wir begründen diese Nicht-Entlastungen damit, dass beide Gremien ihrer Verantwortung im dargelegten Sinne in keiner Weise gerecht wurden und uns zudem hier im Saal in die Irre führen.
Meine Damen und Herren Kleinaktionäre und Kleinaktionärinnen,
seit Jahren zeigen Sie sehr zum Ärger der Großaktionäre, Vorstände und Aufsichtsräte, Zivilcourage. Wer bereits öfter hier war, weiß, dass bis zu mehreren Millionen Aktien regelmäßig mit uns gegen die Anträge des Vorstands stimmen.
Allerdings fällt immer wieder auf, dass viele AktionärInnen zwar mit uns gegen die Entlastungen stimmen, dies aber bei dem Gewinnantrag in weitaus geringerem Umfang tun. Ich möchte Sie ausdrücklich ermuntern, auch bei den Gewinnen ein deutliches Signal für die dringend gebotene Umverteilung der Gewinne im Sinne unseres Gegenantrages zu setzen. Natürlich ist uns klar, dass die Großaktionäre und Banken mit ihren Multi-Millionen-Paketen nicht mit uns stimmen werden; aber Sie, die KleinaktionärInnen sind nur ihrem Gewissen verpflichtet, stimmen Sie mit „Nein“.
Sollten Sie die HV vorzeitig verlassen, aber dennoch mit uns stimmen wollen, so lassen Sie Ihre Aktien nicht von BAYER unten am Ausgang vertreten, sondern von uns. Sie finden uns hier vorne, von Ihnen aus gesehen links.
Stärken Sie mit ihren Aktien das wichtige Signal für soziale Sicherung, Umweltschutz und Menschenrechte. Stimmen Sie bei ALLEN Tagesordnungspunkten als Ausdruck Ihres Einsatzes für Umwelt, soziale Sicherheit und Frieden mit NEIN!
Vielen Dank.

[Dachverband] Antje Kleine-Wiskott

CBG Redaktion

Antje Kleine-Wiskott: Rede auf der Bayer-Hauptversammlung 2009

Sehr geehrter Herr Wenning, sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre!

Mein Name ist Antje Kleine-Wiskott, ich bin vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. In diesem Jahr haben wir den Schwerpunkt auf das Thema „verantwortungsvolle Unternehmensführung“ gelegt und setzen uns für „Spielregeln für Global Players“ ein. Dazu stellen wir bei allen von uns besuchten Hauptversammlungen eine Reihe von Fragen. Herr Wenning, Sie kennen die meisten Fragen ja schon, da Sie bei E.ON im Aufsichtsrat sitzen und ich sie dort letzte Woche auch gestellt habe! E.ON plante im letzten Jahr auf dem Bayergelände in Antwerpen ein Steinkohlekraftwerk zu bauen, welches 6 Mio. Tonnen CO2 pro Jahr emittieren würde. Ist dieses Projekt noch aktuell? Auf der letzten HV hatte Herr Wenning auf jeden Fall meine Frage, ob er keinen Interessenkonflikt darin sehe, dass er bei E.ON im Aufsichtsrat sitzt, verneint. WIR sehen darin einen Interessenkonflikt. Nun zu meinen weiteren heutigen Fragen.

1. Einführung gesetzlicher Regelungen zur Unternehmensverantwortung
Befürwortet Bayer die Einführung gesetzlicher Regelungen zur Unternehmensverantwortung?

2. Verbot eines direkten Wechsels von Vorständen in den Aufsichtsrat
Bei Bayer ist seit Jahrzehnten die Praxis gang und gäbe, dass der ehemalige Vorstandsvorsitzende zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt wird. Wir sind der Auffassung, dass Aufsichtsratsmitglieder, die vorher Vorstände waren, nicht unabhängig sind und den Vorstand deshalb nicht kontrollieren können. Befürwortet Bayer gesetzliche Regelungen, die für Vorstände einen Wechsel in den Aufsichtsrat des eigenen Unternehmens erst nach zwei Jahren erlauben?

3. Begrenzung auf zwei Aufsichtsratsmandate je Vorstand
Aufsichtsräte tragen ein hohes Maß an Verantwortung. Sie müssen die Vorstandsmitglieder auswählen, die Vorstandsarbeit überwachen und wichtige strategische Entscheidungen treffen. Diese anspruchsvolle Tätigkeit erlaubt es dem Vorstand eines Unternehmens nicht, eine große Anzahl dieser Mandate nebenbei wahrzunehmen. Befürwortet Bayer eine Begrenzung der Aufsichtsratsmandate auf höchstens zwei je Vorstand?

4. Begrenzung der Gehälter von Vorständen in Aktiengesellschaften
Die Vorstandsgehälter in manchen Unternehmen betragen mehr als das Hundertfache der Durchschnittslöhne. Angesichts der Finanzmarktkrise muss es geradezu obszön wirken, wenn die Einkommensschere derart weit auseinanderklafft. Ist Bayer bereit, das Gehalt eines Vorstands inclusive Boni auf das 20-fache des Lohns eines durchschnittlichen Beschäftigten im Unternehmen zu begrenzen?

5. Verbot des „Goldenen Handschlags“
Vorstände, die ihrem Unternehmen nachweislich geschadet haben, wurden in der Vergangenheit häufig per „Goldenem Handschlag“ verabschiedet. Bei Bayer sind Vorstandsvorsitzende immer regulär verabschiedet worden. Würden Sie, falls dies mal nicht der Fall wäre, auf einen „Goldenen Handschlag“ verzichten? Gab es den „Goldenen Handschlag“ auf der Ebene unter dem Vorstand (Sie haben ja verschiedene Geschäftsbereiche!)? Wie sieht die Vertragslaufzeit derzeit für Vorstandsmitglieder und direkt an Vorstandsmitglieder berichtende Topmanager aus? Welche Leistungen seitens des Unternehmens fallen bei vorzeitiger Vertragsbeendigung an, ausschließlich fixe oder auch variable Gehaltsbestandteile? Befürwortet die Verwaltung den Vorschlag, mit Topmanagern keine befristeten Verträge mehr abzuschließen, sondern Verträge mit maximal einjähriger Kündigungsfrist, so dass bei Vertragsbeendigung maximal noch ein Jahresgehalt seitens des Unternehmens zu leisten ist? Sie geben auf Ihrer Website an, dass Sie dem Deutschen Corporate Governance Kodex zu 100% folgen. Ich habe auch gelesen, dass der Aufsichtsrat beschlossen hat, der im Sommer 2008 geänderten Empfehlung dieses Kodex zur Begrenzung von Abfindungszahlungen bei neuen Vertragsabschlüssen zu folgen. Gilt dies auch für davor abgeschlossene Verträge? Wenn nicht, werden Sie, die Vorstandsmitglieder von Bayer, dieser Empfehlung trotzdem FREIWILLIG folgen, so wie manche Vortandsmitglieder anderer Konzerne es gemacht haben? Falls nicht, mit welcher Begründung?

6. Persönliche Haftung für Vorstände
Bayer wurde in der Vergangenheit einer Vielzahl von Fällen des Kartell-Betrugs überführt. Die Mehrzahl solcher Absprachen bleibt vermutlich unentdeckt. Die Zeche zahlen Verbraucher und Steuerzahler.
Im Allgemeinen waren bisher Vorstände, die durch grob fahrlässiges Verhalten ihrem Unternehmen schadeten, zwar schadensersatzpflichtig. Doch in der Praxis haben die Unternehmen die Regressversicherungen (D&O-Versicherungen) für ihre Vorstände bezahlt. Ist unser Unternehmen bereit, zukünftig eine solche Leistung nicht mehr zu erbringen und auf einem angemessenen Selbstbehalt in Höhe von zwei Jahresgehältern zu bestehen?

7. Stärkere Berücksichtigung von Stakeholdern
Nicht nur die Shareholder, also die Aktionäre, haben Ansprüche an ein Unternehmen, auch die Stakeholder haben berechtigte Interessen. Dazu zählen wir die Kunden, die Arbeiter und Angestellten, die den Gewinn eines Unternehmens erwirtschaften, und alle, die von den Auswirkungen der Produktion betroffen sind. Ist Bayer bereit, Gremien einzurichten, in denen Stakeholder ihre Anliegen zum Ausdruck bringen können?

8. Regelungen zum Schutz von Whistleblowern
Whistleblower sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Hinweise auf illegales Handeln, Korruption und sonstiges Fehlverhalten in ihrem Unternehmen geben.
Fragen: Gibt es in unserem Unternehmen spezielle Regelungen für Whistleblowing bzw. zum Whistleblowerschutz? In wieweit genügt deren Ausgestaltung international anerkannter „Best Practice„, wie sie sich z.B. im Code of practice „Whistlelbowing arrangements“ (PAS 1998:2008) der British Standards Institution widerspiegelt?

9. Konflikt zwischen öffentlichen, Aktionärs- und Vorstandsinteressen
Wie ist sichergestellt, dass Hinweisen von Whistleblowern auf Risiken, Missstände und Gesetzesverstöße aller Art in unserem Unternehmen auch dann umfassend und bis zur Abhilfe nachgegangen wird, wenn es dabei um den Schutz von langfristigen Aktionärsinteressen oder öffentlichen Interessen geht und hierbei ein Interessenskonflikt mit den kurzfristigen Interessen der aktuellen Unternehmensleitung besteht?

10. Informationspolitik zum Whistleblowing
Erläutern Sie bitte die gegenwärtige Informationspolitik unseres Unternehmens bezüglich tatsächlich vorkommender Fälle von Whistleblowing.
Wir begreifen Whistleblowing als wichtiges Element der Risikovorsorge und Compliance. Ist in unserem Unternehmen die Informationspolitik intern und extern ausreichend, um bei potenziellen Whistleblowern und auch bei Aktionären, die diese Anschauung teilen, eine tragfähige Vertrauensbasis herzustellen?

Sie schreiben in Ihrem Geschäftsbericht: „Alle Bayer-Mitarbeiter sind verpflichtet, Verletzungen der Compliance Policy unverzüglich mitzuteilen. Die Anzeigen können auch anonym erfolgen; dazu sind in allen Ländern spezielle Hotlines eingerichtet, die ganz überwiegend zu von uns beauftragten spezialisierten Rechtsanwaltskanzleien führen.“

Was genau meinen Sie mit „ganz überwiegend“? Wer sind diese Anwälte? In welcher Beziehung stehen sie ansonsten zum Unternehmen? Was genau sind ihre Aufgaben? Gehören dazu auch unternehmensberatende Tätigkeiten oder gar Ermittlungen gegen Whistleblower, wie sie derzeit über Bahn-Ombudsleute berichtet werden? Könnten Sie sich vor diesem Hintergrund eine Einbeziehung wirklich Unabhängiger vorstellen?

Vielen Dank!