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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

Phosgen

CBG Redaktion

Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Landesverband NRW
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Presse Information vom 13. Mai 2011

Erweiterung der Polycarbonat-Produktion bei BAYER Uerdingen:

„Jetzt auf phosgenfreie Verfahren setzen!“

Der BAYER-Konzern hat in der vergangenen Woche angekündigt, die Produktion von Polycarbonat im Werk Krefeld-Uerdingen von 330.000 Tonnen auf 400.000 Tonnen pro Jahr zu erweitern. Die Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW und Coordination gegen BAYER-Gefahren fordern das Unternehmen auf, dabei phosgenfreie Verfahren zur Anwendung zu bringen.

Phosgen wird von BAYER als Vorprodukt bei der Herstellung von Polycarbonat verwendet. Andere Polycarbonat-Hersteller hingegen, z.B. die Firma SABIC in Cartagena/Spanien, kommen seit über zehn Jahren ohne Phosgen aus. Die Chemikalie gehörte im 1. Weltkrieg unter dem Namen „Grünkreuz“ zur ersten Generation tödlicher Giftgase.

Angelika Horster vom BUND Krefeld: „Die Umweltverträglichkeitsrichtlinie der EU schreibt vor, dass Alternativen mit geringerem Risiko geprüft werden müssen - in diesem Fall phosgenfreie Verfahren. Die Landesregierung muss auf BAYER einwirken, in unserem dicht besiedelten Land solche weniger gefährlichen Verfahren einzusetzen!“.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: „Die Phosgen-Chemie gehört nach Atomkraftwerken zu den risikoreichsten Technologien in Deutschland. Fukushima zeigt, dass das Undenkbare möglich ist! Das Risiko, jährlich Hunderttausende Tonnen eines Giftgases zu produzieren, ist schlichtweg zu hoch - zumal es Alternativen gibt. Wir fordern, dass neue Werke nach dem neuesten Stand der Technik gebaut werden müssen.“

Über eine Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz hatten die Umweltverbände erfahren, dass sich in der Krefelder Anlage zu jedem Zeitpunkt rund 34 Tonnen Phosgen befinden - trotz einer angeblichen just in time-Produktion. Im Falle eines Erdbebens, eines Flugzeug-Absturzes oder einer produktionsbedingten Explosion, wie sie sich in der Kunststoff-Herstellung bei BAYER häufiger ereignet haben, ergäbe sich eine große Bedrohung für Mitarbeiter und Anwohner.

Schon vor acht Jahren war die Polycarbonat-Produktion in Uerdingen erweitert worden, damals um 100.000 Tonnen. BUND und Coordination gegen BAYER-Gefahren hatten erfolglos nach dem Stand der Sicherheitstechnik, Notfallplänen und den Gefahren bei Flugzeugabstürzen gefragt. Wegen der Größe der Anlage wären eigentlich eine Umweltverträglichkeitsprüfung und eine öffentliche Beteiligung vorgeschrieben. Beides unterblieb jedoch.

„Die Anlage liegt nur 500m von der Wohnbebauung entfernt. Die Abstandsvorschriften für Phosgen hingegen verlangen 1.500m. Die angeblichen organisatorischen und technischen Sicherheitsmaßnahmen, die BAYER anführt, sind kein Ersatz für den mangelnden Abstand, sondern Vorkehrungen, die ohnehin getroffen werden müssen“, so Angelika Horster weiter.

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[Österreich] Bienensterben

CBG Redaktion

11. Mai 2011, Nachrichten.at

Bienen sterben „wie die Fliegen“: Imker fordern Verbot der Maisbeize

Jetzt ist Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich am Zug: Österreichs Bienenzüchter fordern ihn in einem Schreiben auf, ein Beizmittel endlich aus dem Verkehr zu ziehen, dem in manchen Regionen heuer schon ein Drittel der Honigbienenvölker zum Opfer gefallen ist.

Der Killer heißt „Clothianidin“, ein Nervengift, 7700 Mal wirksamer als DDT. Es soll die Maispflanzen gegen einen Schädling immunisieren, der 1992 aus Amerika nach Europa eingeschleppt wurde und seit 2007 auch in Oberösterreich sein Unwesen treibt – den Maiswurzelbohrer. Fünf Millimeter ist dieser orange-schwarz gefärbte Verwandte des Kartoffelkäfers groß. Viel größer ist aber sein Appetit auf Maiswurzeln. Ganze Felder kann er zum Absterben bringen. Das Beizmittel macht ihm den Garaus.
Mit dem Gift werden die Maiskörner ummantelt. Doch diese Ummantelung kann sich in der Sämaschine lösen, gelangt pulverisiert in die Luft und wird vom Wind in die Umgebung geblasen, auf Raps-, Baum- und Wildstaudenblüten. „Die Bienen nehmen es auf und gehen binnen fünf Minuten ein“, sagt Maximilian Liedlbauer (64), Präsident des o.ö. Landesverbandes für Bienenzucht.

11. Mai 2011, Oe24.at

Grüne kritisieren Bienentod-Forschung

Pirklhuber: Chemische Industrie finanziell an Forschung beteiligt.

Schon seit Jahren wird in Österreich und Europa über den Zusammenhang zwischen Bienensterben und insektizidgebeiztem Saatgut (Neonicotinoide) diskutiert. Während die Mittel in Deutschland und Italien verboten wurden, dürfen sie in Österreich weiter verwendet werden - unter Auflagen und Beobachtung durch das Forschungsprojekt „Melissa“: Genau daran übten die Grünen am Mittwoch massive Kritik. 17 Prozent der Projektkosten würden von der chemischen Industrie finanziert, beanstandete Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber bei einer Pressekonferenz in Wien.

Pirklhuber: Keine unabhängige Forschung
Diese Zusammenarbeit sei in Zwischenberichten oder im Internet nicht offen vermerkt, so der Politiker weiter. Eine Anfragebeantwortung durch Umweltminister Niki Berlakovich (V) am 3. Mai habe ergeben, dass die Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs, Syngenta Agro, Bayer Austria und CropScience sowie BASF Österreich beteiligt seien. „Eine unabhängige Risikoforschung ist sicher nicht durch eine Querfinanzierung der Industrie herzustellen“, kritisierte Pirklhuber diese Kooperation. So würde die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) derzeit die Empfehlungen der Industrie übernehmen, anstatt diese in die Schranken zu weisen.

„Man biegt die Ergebnisse, wo man kann und wie man möchte“, meinte Pirklhuber diesbezüglich. „Man macht Anwendungsvorschriften, die nicht praxisgerecht sind.“ So dürften Landwirte nur gebeiztes Saatgut verwenden, wenn sich ihr Feld in Windrichtung nicht neben einem blühenden Wiesenstreifen befinde. „Selbst wenn ich bei Windstille anzubauen beginne, bläst der Wind, bis ich fertig bin“, bemerkte der Landwirtschaftssprecher dazu. Den Bauern werde nun die Schuld zugeschoben, indem man das Problem auf die Anwendung verlagere.

AGES vermutet Bruch der Bestimmungen
Die AGES betonte am Mittwoch in einer Aussendung die Transparenz und wissenschaftliche Basis ihrer Arbeit. Bei den Untersuchung 2011 sei aufgefallen, dass Bienenverluste in Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark und dem Burgenland in denselben Regionen wie in den Vorjahren auftraten, so die AGES. Erste Indizien würden daraufhindeuten, dass die Bestimmungen zur Aussaat - erlaubte Windgeschwindigkeit und Vermeidung der Staubabdrift in benachbarte blühende Pflanzenbestände - nicht lückenlos eingehalten wurden. Dies unterstreiche die Notwendigkeit von verstärkten Kontrollen. Für die Zulassungsbestimmung des Saatguts sei die Koexistenz von Landwirtschaft und Bienengesundheit die Prämisse.

„Berlakovich verweigert konkrete Antwort“
Ein weiteres Problem orteten die Grünen in der Informationspolitik: In der Anfragebeantwortung gebe es keine Angaben zum Ausmaß der Pestizid-Kontamination verendeter Bienen, so Pirklhuber. „Berlakovich verweigert uns konkrete Antwort.“ Den industriellen Beteiligten hingegen sei die Verfügbarkeit von Daten im Forschungsvertrag zugesichert, während die Öffentlichkeit auf noch ausständige Endberichte vertröstet werde. So gesehen stelle sich die Frage einer politischen Connection zwischen Bauernbund und der Chemieindustrie. Laut AGES sind alle Ergebnisse des vom Landwirtschaftsministerium beauftragten Projekts „Melissa“ für die Öffentlichkeit via Internet zugänglich. Der vierte Zwischenbericht soll im Sommer 2011, der Schlussbericht Anfang 2012 veröffentlicht werden.

Insektizid-Verbot gefordert
Laut den Grünen gibt es seit drei Jahren durch insektizidgebeiztes Saatgut Bienenschäden in intensiven Mais-, Kürbis- und Rapsanbaugebieten in Österreich. Im Jahr 2010 waren demnach 76 Imkerbetriebe und 98 Bienenstände betroffen. Bei 89 untersuchten Proben waren die Neonicotinoide Clothianidin zu 51 Prozent und Thiamethoxam zu 23 Prozent nachweisbar. Pirklhuber forderte am Mittwoch ein Verbot der Mittel, Transparenz bei der Forschungsfinanzierung und Entschädigungen für Imker.
Beizmittel werden vor allem gegen dem Maiswurzelbohrer eingesetzt. Die beste Methode dem Schädling beizukommen ist eine konsequente Fruchtfolge. Bei 41 Prozent der in Österreich für Maisanbau verwendeten Fläche - 298.180 Hektar - wird dies nicht befolgt und es darf gebeizt werden, so die Grünen. Für Fruchtfolgebetriebe ohne Mais als Vorfrucht gilt ein Beizverbot.

Auch SP will Beiz- und Spritzmittel verbieten
Ebenso zu Wort meldete sich die SPÖ. „In Österreich, Frankreich, Italien und Deutschland hat man längst die Konsequenzen gezogen. Österreich hinkt meilenweit hinterher“, ließ Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter am Mittwochnachmittag per Aussendung wissen. Auch er will Umweltminister Berlakovich in die Pflicht nehmen, um den Einsatz von Mitteln wie Clothianidin und Imidacloprid zu unterbinden. „Ohne Bienen keine Bestäubung“, sieht Kräuter die Zukunft der heimischen Landwirtschaft bedroht.

„Minister muss handeln“
Schon 2008 Jahr wurde das Beizmittel nach einem Bienensterben in Baden-Württemberg in Deutschland vom Markt genommen, Hersteller „Bayer“ zahlte den Imkern 200 Euro pro verendetem Volk. Auch in Italien und Slowenien kommt es nicht mehr zum Einsatz. „Wir verlangen vom Minister, dass er es in Österreich ab 2012 verbietet“, so Liedlbauer.
Nach den großen Schäden des Vorjahres (elf Bezirke in Oberösterreich) gilt heuer eine restriktivere Regelung: Auf neu mit Mais bepflanzten Flächen darf kein gebeiztes Saatgut ausgebracht werden. „Deflektoren“ an der Sämaschine sollen den Staub am Boden halten. Genützt hat es wenig, sagt Liedlbauer: Manche Imker klagten bereits über den Verlust eines Drittels ihrer Flugbienen: „Besonders arg war es bisher im Raum Perg.“ Allein in der Steiermark seien schon mehr als 50 Bienenvölker verendet.
Proben toter Bienen werden derzeit von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien gesammelt. Im Labor soll die Todesursache ermittelt werden. Sollte, wie angenommen, das Beizmittel schuld sein, liege der Verdacht nahe, „dass manche Landwirte die gesetzlichen Vorgaben bei der Aussaat nicht eingehalten haben.“

Schwierige Suche nach den Schuldigen
Bis Anfang Mai wurden der „Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit“ Bienensterben aus den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark gemeldet – meist aus Regionen, die auch schon in den Vorjahren betroffen waren. Für Schadenersatzforderungen fehlt den Bienenzüchtern fast immer ein „Schuldiger“. Denn im Schnitt befliegt ein Bienenvolk 2700 Hektar. Da ist es fast unmöglich, den Verursacher eines Beizmittel-GAUs zu finden.

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[Klage Duogynon] Primodos / Duogynon

CBG Redaktion

Presse Info vom 5. Mai 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Missbildungen durch Duogynon / Primodos:

Klage in England stattgegeben / Bundesregierung fordert Entgegenkommen von BAYER

Der britische TV-Sender Sky News berichtet heute, dass britische Gerichte einer Klage von Opfern des hormonalen Schwangerschafts-Tests Duogynon (in England: Primodos) stattgegeben haben. Da der Prozess Aussicht auf Erfolg habe, wurde den Betroffenen Prozesskostenhilfe gewährt. Zunächst sollen in dem Verfahren Dokumente geprüft werden, in denen Mitarbeiter der Firma Schering intern vor den Risiken des Präparats gewarnt hatten. Der Beitrag von Sky News ist online abrufbar.

So schrieb ein für Schering arbeitender Wissenschaftler am 13. November 1967 an die Firmenleitung: „Die offenkundige Korrelation zwischen der Zunahme geborener Missbildungen und dem Verkauf des Schwangerschaftstests erscheint ziemlich alarmierend.“ Bei der Anwendung des Präparats bei Schwangeren „müssen wir extrem vorsichtig sein“.

Heute wurde auch bekannt, dass Hubert Hüppe, Behindertenbeauftragter der Bundesregierung, einen engagierten Brief an BAYER gesandt hat, in dem er ein Entgegenkommen des Unternehmens fordert. Unter anderem heißt es in dem Schreiben: „Aus meiner Sicht wird nicht angemessen mit den betroffenen Menschen umgegangen, weil sie keine Möglichkeit haben, Einsicht in für die Aufklärung eventuell relevante Unterlagen zu erhalten. (....) Gleichwohl bin ich der Ansicht, dass es gute Gründe gibt, die Haltung Ihres Unternehmens in dieser Angelegenheit zu überdenken.(....) Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Ihr Unternehmen aktiv diesen Prozess initiieren und auf die betroffenen Menschen zugehen würde, anstatt sich nur auf eine formal korrekte Rechtsposition zu berufen.(…) Wenn am Ende eines – vermutlich längeren – Diskussionsprozesses das Ergebnis in der Bestätigung einer Kausalität liegt, bin ich mir sicher, dass sich Ihr Unternehmen der Verantwortung stellen wird – auch in finanzieller Hinsicht gegenüber den betroffenen Menschen “. Der Brief ist im vollen Wortlaut abrufbar.

In den 60er und 70er Jahren hatten Tausende von Kindern schwere Fehlbildungen durch hormonelle Schwangerschaftstests erlitten. Die von der heute zu BAYER gehörenden Firma Schering vertriebenen Präparate führten zu Herzfehlern, fehlenden Gliedmaßen, Gaumenspalten und Nierenschäden. Experten vergleichen den Fall mit den Fehlbildungen, die durch Contergan verursacht wurden. Bis heute steht eine Entschädigung der Betroffenen aus.

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Westfälische Rundschau, 3. Mai 2011

Hüppe fordert Transparenz

Dortmund. Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), hat sich in die öffentliche Debatte um den Schwangerschaftstest Duogynon eingeschaltet – jenes Hormonpräparat der Firma Schering, das eine Initiative mit rund 300 Geschädigten für Missbildungen an Organen und Gliedmaßen verantwortlich macht.

„Mich berührt das Schicksal dieser Menschen sehr, nicht nur deshalb, weil sie mit ihren Behinderungen leben müssen“, schreibt Hüppe in einem Brief an Andreas Fibig, den Vorstandsvorsitzenden des Schering-Nachfolgers Bayer Healthcare. „Aus meiner Sicht wird nicht angemessen mit den betroffenen Menschen umgegangen, weil sie keine Möglichkeit haben, Einsicht in für die Aufklärung eventuell relevante Unterlagen zu nehmen.“
Zwar seien ihm die Rechtslage und auch die Haltung des Unternehmens bekannt, wonach die Akteneinsicht verjährt sei und Bayer keinen kausalen Zusammenhang zwischen Duogynon und den Behinderungen sehe, gleichwohl gebe es seiner Meinung nach „gute Gründe, die Haltung Ihres Unternehmens in dieser Angelegenheit zu überdenken.“ Denn wenn Bayer tatsächlich festgestellt habe, dass Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf Menschen übertragbar seien und man keinen Zusammenhang zwischen Duogynon und den in Rede stehenden Behinderungen sähe, dann, so Hüppe, „wäre es aus meiner Sicht ein Akt der Transparenz, wenn Sie diese Dokumente zur Einsicht offenlegen würden und die unterschiedliche Deklarierung in Deutschland und Großbritannien erklärbar machten könnten.
„ Sollte am Ende jedoch die Bestätigung einer Kausalität liegen, sei er sich sicher, „dass sich Ihr Unternehmen der Verantwortung stellen wird – auch in finanzieller Hinsicht gegenüber den betroffenen Menschen.“ Für den Fall der Bestätigung der Bayer-Position sei er sich ebenfalls sicher, dass die betroffenen Menschen verantwortungsbewusst mit diesem Ergebnis umgehen könnten. Entscheidend sei, dass es „in einem von Vertrauen und Transparenz gekennzeichneten Prozess zustande gekommen ist, der es beiden Seiten ermöglicht, mit dem Ergebnis zu leben.“ Hüppe jedenfalls sei Fibig sehr verbunden, „wenn Ihr Unternehmen aktiv diesen Prozess initiieren und auf die betroffenen Menschen zugehen würde, anstatt sich nur auf eine formal korrekte Rechtsposition zu berufen.“
Bayer-Sprecher Oliver Renner wollte den Inhalt des Briefes am Dienstag nicht kommentieren. Wie in solchen Fällen üblich, werde man zunächst mit Herrn Hüppe Kontakt aufnehmen, bevor man sich öffentlich äußere. An der Faktenlage und der Rechtsauffassung von Bayer, so Renner, habe sich auch nach den Protesten der Initiative vor der Hauptversammlung am Freitag in Köln „nichts geändert.“ Katja Sponholz

Das hormonelle Schwangerschaftsmittel Duogynon des Berliner Pharmaunternehmens Schering wurde als Injektion bis Maerz 1978 und in Drageeform 1957 bis 1973 sowohl als Schwangerschaftstest als auch zur Behandlung ausbleibender Monatsblutungen eingesetzt. Eine Zivilkammer des Landgerichts Berlin befasste sich im November erstmals mit der Klage des Duogynon-Opfers Andre Sommer gegen Bayer-Schering. In dem Musterprozess wollte der von Geburt an schwerst behinderte Mann vom Pharmakonzern Auskunft über die Nebenwirkungen des Präparats und damit Einsichtnahme in sämtliche Unterlagen zu Duogynon erzwingen. Das Gericht gab jedoch dem Pharmakonzern Recht, der sich auf Verjährung berief. Sommer legte Berufung ein, ein neuer Prozess ist noch nicht terminiert.

Thailand

CBG Redaktion

Presse Information vom 4. Mai 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

umstrittenes Industriegebiet Map Ta Phut in Thailand:

Erneuter Störfall bei BAYER

Im thailändischen BAYER-Werk Map ta Phut kam es zu einem Störfall. Große Mengen der giftigen Chemikalie Phenol traten aus und kontaminierten das Abwasser. Teile der Fabrik wurden evakuiert. Ein BAYER-Mitarbeiter wurde verletzt und musste ärztlich behandelt werden. Auch außerhalb der Anlage wurde Phenol nachgewiesen.

BAYER ist in der 670 Hektar großen Industriezone, die direkt am thailändischen Golf gelegen ist, mit zwei Anlagen zur Produktion von Kunststoffen vertreten. Der Unfall ereignete sich am 30. März in der Polycarbonat-Fabrik, in der auch das hochgefährliche Phosgen – ein Kampfgas im 1. Weltkrieg – in großen Mengen als Vorprodukt verwendet wird.

In dem Industrie-Komplex kommt es regelmäßig zu Störfällen. Hunderte von Arbeiter wurden in den vergangenen Jahren vergiftet. Auch die Schadstoff-Belastung ist hoch - nicht weniger als 200 Schornstein blasen Schadstoffe in die Luft. „Map Ta Phut ist der wohl giftigste Ort von ganz Thailand“, so Tara Buakamsri von Greenpeace Thailand. „Das schnelle Wachstum der Industrie hat bedrohliche Umweltprobleme geschaffen - Luftverschmutzung, Verunreinigung von Gewässern, Verdampfung organischer Verbindungen und Wasserknappheit. Sie alle sind bis heute ungelöst“, so Buakamsri weiter.

Im Bereich der Chemie-Industrie gehört Map Ta Phut zu den zehn größten Standorten weltweit. Auf engstem Raum sind Öl-Raffinerien, die Kunststoff-Industrie, Pestizid-Hersteller, metallverarbeitende Betriebe, Müllverbrennungsanlagen und Kohlekraftwerke konzentriert. Die Krebsrate in der Provinz Rayong, in der sich die Industrieanlagen befinden, liegt weit höher als in jedem anderen Landesteil. Die Erträge der Fischer gingen drastisch zurück. Immer wieder kommt es daher zu Protesten und Demonstrationen. Ende 2009 wurde erstmals ein wichtiger juristischer Erfolg erzielt: das oberste thailändische Gericht ordnete an, dass alle Unternehmen in Map ta Phut Umweltverträglichkeitsprüfungen vorlegen müssen und sich bei den Emissionen an westliche Standards halten müssen. Zudem wurde ein Bau-Stopp für 67 neue Fabriken, darunter zwei des deutschen BAYER-Konzerns, verhängt. Dieser wurde auf Druck der Industrie unterdessen jedoch wieder aufgehoben.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert die Unternehmen in Map Ta Phut auf, die Sicherheitslage in Map Ta Phut zu verbessern und die Schadstoff-Emissionen drastisch einzuschränken. Die CBG hat eine Kampagne gestartet und kooperiert dabei mit Greenpeace Thailand sowie mit der auf Map ta Phut spezialisierten Initiative Ecological Alert and Recovery Thailand (EARTH). Auch in der BAYER-Hauptversammlung wurden die Probleme angesprochen.

. weitere Informationen zur Thailand-Kampagne
. Störfälle bei BAYER

[Duogynon] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Westfälische Rundschau, 29. April 2011

Duogynon-Opfer : Jahrelanger Kampf um die Wahrheit

Köln. Mehr als 30 Jahre sind vergangen, seit sich Carmen Scholz (58) aus Lüdenscheid mit dem Pharmakonzern Schering angelegt hat: Seit ihr Sohn Markus 1975 mit einem verkrüppelten Arm zur Welt kam – und sie jahrelang (aber vergebens) um Akteneinsicht kämpfte. Ihr damaliger Verdacht – und der von rund 300 anderen Eltern: Das Hormonpräparat Duogynon sei dafür verantwortlich, dass Kinder mit Missbildungen wie Verstümmelungen an Händen und Füßen, offenem Rücken, Wasserköpfen und Schäden im Blasen- und Genitaltrakt zur Welt kamen. Am Freitag nahm die 58-Jährige ihren Kampf wieder auf: Mit rund 40 anderen betroffenen Müttern, Vätern und Kindern verteilte sie vor der Hauptversammlung der Bayer AG, dem Rechtsnachfolger Scherings, Flugblätter, um die Aktionäre auf das Thema aufmerksam zu machen. Die jedoch brachten dafür kaum Interesse auf...

Schon früh am Morgen hatten die „Duogynon-Opfer“, wie sie selbst bezeichnen, Stellung bezogen vor der Köln-Messe. An ihrer Spitze: der 34-jährige Grundschullehrer Andre Sommer aus dem Allgäu, der mit einer Klage gegen den Pharmakonzern 2010 den Stein wieder ins Rollen gebracht hatte. „Es ist unglaublich, was seitdem passiert ist“, sagte er. „In zehn Monaten habe ich 3500 E-Mails und Briefe erhalten. “ Bis heute hätten sich 364 mutmaßliche Geschädigte bei ihm gemeldet. Und alle hätten nur einen Wunsch: „Wir wollen endlich Gewissheit haben. Wir wollen nur wissen, woher unsere Behinderung stammt.“ Deshalb hatte er Bayer bereits schriftlich angeboten, auf alle Schmerzensgeld- und Schadensersatzansprüche zu verzichten, wenn er Akteneinsicht erhalte. Auch das vergebens. Bayer ging auf keinen Vergleich ein – und siegte im Januar vor dem Landgericht Berlin. Begründung: Die Schadenersatzansprüche seien seit 2005 verjährt. Sommer legte Berufung ein, nun geht das Verfahren in die nächste Runde.
„Wir sind nicht verjährt“, stand auf den T-Shirts, die die Betroffenen gestern trugen. In Flugblättern warben sie um Stimmen für einen Gegenantrag, den Sommer und der Kleinwüchsige Wolf-Dietrich Molzow stellten: Vorstand und Aufsichtsrat sollten solange nicht entlastet werden, bis das Unternehmen Auskunft über die Nebenwirkungen von Duogynon gebe.
Doch immer wieder scheiterten die Opfer schon zuvor bei dem Versuch, für Verständnis zu werben. „Nur schnell weg, nur keinen anschauen, bloß nicht mit jemandem reden“, schienen Hunderte von ihnen zu denken, als die Demonstranten am Morgen den Weg zum Eingang säumten. Viele schüttelten nur den Kopf, als die Initiativler ihnen den Handzettel geben wollten. „Interessiert mich nicht“, hieß es. Andere nahmen das Blatt geradezu missmutig und gaben zu: „Fliegt gleich eh wieder in den Papierkorb.“

Wenig Interesse bei den Aktionären
Anita Crump (65), deren Tochter vor 36 Jahren mit Missbildung an Blase und Wirbelsäule und Klumpfuß zur Welt kam, war entsetzt. „Wenn ich sehe, wie die Menschen hier an uns vorbeigehen und so tun, als gehen die Probleme sie nichts an, das erschüttert mich“, gab sie zu.
Nur wenige der Aktionäre blieben stehen und ließen sich auf ein Gespräch ein. Und nur die allerwenigsten hatten Verständnis wie die Rheinländerin Ingrid Meding-Arnd (76), die selbst einmal bei dem Konzern gearbeitet hatte: „Ich bin schon der Meinung, dass Bayer Akten-Einsicht geben muss“, sagte sie. „Und ich finde es immer richtig, zu protestieren.“
Auch Peter Schröder, SPD-Vorsitzender in Uerdingen, ließ sich auf eine Diskussion ein - wenngleich ihm das Thema Kraftwerk und Investitionen wichtiger war. „Der Wohlstand, den wir haben, der hat doch auch etwas mit dieser Firma zu tun!“ betonte er. Der 60-jährigen Elke Fuchs, deren Sohn mit nur einem Auge zur Welt kam und motorische Störungen hat, verschlug es darauf fast die Sprache. „Ich habe keinen Wohlstand durch Bayer“, sagte sie, „ich habe ein behindertes Kind.“
Viele Frauen, die Duogynon zwischen 1950 und 1978 als Schwangerschaftstest oder zur Behandlung ausbleibender Monatsblutungen verschrieben bekommen hatten, haben sich ihr Leben lang Vorwürfe gemacht, die Tabletten genommen zu haben. Auch die Mutter von Andre Sommer. Wenn Bayer nichts zu verheimlichen habe, meint der 34-Jährige, könne man doch auch Einblick in die Unterlagen geben. „Lassen Sie uns die Akte Duogynon endlich schließen und das Thema beenden“, appellierte er bei der Hauptversammlung. „Geben Sie der Wahrheit eine Chance.“

Proteste gegen Pestizide und die Pille
Die „Duogynon-Opfer“ waren nicht die Einzigen, die sich am Freitagmorgen aus Anlass der Bayer-Hauptversammlung vor dem Kölner Messe-Eingang einfanden.
Demonstranten protestierten auch gegen Bayer-Pestizide, die verantwortlich für das Bienensterben seien, gegen Tierversuche, gegen die Kohlenmonoxid-Pipeline durch NRW, gegen gentechnische Kontaminationen von Bayer und gegen die Antibabypille Yasmin, die Ursache für schwere Lungenembolien sei. Katja Sponholz

[RP] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

29. April 2011 – Rheinische Post

Peta und Imker demonstrieren gegen Bayer

Die Bayer-Hauptversammlung in Köln ist am Freitagmorgen von Demonstrationen begleitet worden. Unter den etwa 150 Demonstranten befanden sich zum Beispiel Tierschützer und Imker.

Seit 8 Uhr hockt Anja Hägele in einem Käfig vor der Messehalle 7 in Köln - lediglich mit einem weißen Bikini bekleidet. Auf dem Kopf trägt sie einen Haarreif mit Hasenlöffeln. „Das ist ein beklemmendes Gefühl, aber es ist ja für einen guten Zweck“, erklärt sie. Die Käfigaktion geht auf das Konto der Tierrechtsorganisation Peta, die an diesem Vormittag gegen Tierversuche demonstriert. Hägele stellt dabei symbolisch das Versuchskaninchen da. Um den Käfig herum stehen weitere Peta-Mitglieder. Sie halten Schilder in der Hand mit der Aufschrift:„Bayer: Stoppt Tierversuche“.

Vor der Messehalle haben sich an diesem Vormittag außerdem etwa 50 Mitglieder vom Berufs- und Erwerbsverband der Imker eingefunden. Sie demonstrieren gegen das Beizmittel „Poncho“, das aus Sähmaschinen auf Felder gesprüht wird. Die Imker glauben, dass dadurch millonenfach Bienen sterben. Mit im Gepäck haben sie leere Honig-Fässer, auf die sie lautstark trommeln.

Neben Peta- und Imker-Demo sind an diesem Freitagmorgen zudem Betroffene des von Bayer in den 70er Jahren verkauften Schwangerschaftstestmittels Duogynon (Wirkstoff Norethisteron) zu einer Kundgebung zusammengekommen. Eine Klage eines Betroffenen gegen den Hersteller des Praeperates, das mit einer Vielzahl an fehlgebildeten Kindern in Verbindung gebracht wird, war im Januar 2011 wegen Verjaehrung abgewiesen worden. VON LUDMILLA HAUSER UND URS LAMM

[HV 2011] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

zwei Aktionsberichte zur BAYER-Hauptversammlung am 29. April 2011

BAYER-HV 2011 im Zeichen der Kritik

Vorstandsvorsitzender Dekkers eiskalt

Es war die erste Hauptversammlung der BAYER-AktionärInnen des neuen Vorstandsvorsitzenden Marijn Dekkers. Alles war toll geplant: Super Zahlen, sensationelle Gewinne, eine noch sensationellere Dividende, jubelnde AktipionärInnen.

Doch es kam alles anders. Bereits um 8 Uhr morgens machten vor den Toren der Kölner Messehallen lautstark DemonstrantInnen auf sich aufmerksam. Sie warfen dem Konzern und seinen AktionärInnen vor, seine Profite auf Kosten von Mensch und Umwelt zu erraffen. Es ging um Tierversuche, um BAYER-Gifte, um die tödliche CO-Pipeline, um Gentechnik, um Arbeitsplatzvernichtung:
> Etwa 100 Imker hatten Bienenstöcke und 1,2 Millionen Unterschriften mitgebracht. In ihren Materialien warnten sie, dass BAYER für das weltweite Bienensterben verantwortlich ist und forderten den sofortigen Stopp der bienentödlichen BAYER-Pestizide.
> TierversuchsgegnerInnen hatten einen übergroßen Käfig mitgebracht, in dem ein menschliches Kaninchen im Dienste der BAYER-„Wissenschaft“ gefoltert wird.
> Aus mehreren Ländern waren Opfer der BAYER/Schering-Schwangerschaftstests PRIMODOS (in Deutschland DUOGYNON) angereist und machten darauf aufmerksam, dass dieser Medizin-GAU weitaus mehr Opfer forderte als die CONTERGAN-Katastrophe.
> Ein Dutzend junge Frauen in brennend roten T-Shirts informierten darüber, dass sie nur knapp dem Tod entronnen waren und nun lebenslange schwere Gesundheitsschäden haben, nachdem sie die BAYER-Antibabypille Yasmin eingenommen hatten.

Die etwa 4.000 AktionärInnen, die so nach und nach bis zum Beginn der HV um 10 Uhr aus den Bussen quollen, wurden von ohrenbetäubendem Lärm und Dutzenden von Flugblättern empfangen. Noch meinten sie, sich den Protesten raschen Schrittes zum Eingang hin entziehen zu können. Doch sie hatten die Rechnung ohne die Kritischen AktionärInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) gemacht.

Wie in den 30 Jahren zuvor, trat die CBG, ausgestattet mit 40 Tsd. Stimmrechten von mehreren hundert AktionärInnen im Saal ans Mikrofon und versaute die von BAYER-Boss Dekkers und seinem Aufsichtsratsvorsitzenden Schneider beschworene Jubelstimmung kräftig. Von 32 RednerInnen in der Aussprache des Berichts gingen mehr als 20 mit dem Konzern und dem verantwortlichen Management mehr oder weniger hart ins Gericht. Neben den RednerInnen der CBG sprachen VertreterInnen von Greenpeace International, von Avaaz, von Peta, von den CO-Pipeline-GegnerInnen, von den Imkerverbänden sowie von anderen Organisationen. Es ging neben den bereits in den Flugblättern vor dem Saal erwähnten Themen um die Vernichtung von Arbeitsplätzen, um die Sicherheit in den Werken, um Unglücksfälle und Katastrophen, um die Diskriminierung der Frauen und viele andere mit den BAYER-Profiten verbundene Fragen und Probleme.

Besonders bewegend waren die Auftritte der Antibabypillen- und PRIMODOS-/DUGYNON-Opfer. Während zwei junge Frauen über ihr Schicksal nach der Einnahme von YASMIN berichteten, zogen ein weiteres halbes Dutzend junger Frauen und Angehöriger von YASMIN-Opfern durch die Reihen der AktionärInnen. Die Aufdrucke Ihrer T-Shirts gaben über die persönlichen Schicksale Auskunft.

Ebenso die PRIMODOS-/DUGYNON-Opfer. Während ihrer Rede bauten sie sich vor dem hoch oben auf seinem Podest über ihnen thronenden Vorstandsvorsitzenden auf und zeigten ihre erlittenen Missbildungen an Händen und Füßen. Fast eine Viertelstunde lang brachten sie so die Manager in Verlegenheit.

Einen Schlagabtausch der besonderen Art gab es, als der Gründer der CBG, Axel Köhler-Schnura ans Mikrofon trat. Seit 1983 ist er auf den HVs präsent. Bereits vier Vorstandsvorsitzende vor Dekkers mussten sich Jahr für Jahr seine beißende Kritik am Profitgeschäft des Konzerns anhören. Unnachgiebig enthüllte er das wahre Gesicht des Konzerns und legte faktenreich die Finger in die Wunden: Nicht um Umweltschutz und Erhöhung der weltweiten Gesundheit geht es dem Konzern, sondern einzig um immer neue Maximierung der Profite. Dabei sind Machtmissbrauch, Ausbeutung, Umweltzerstörung, Kriegstreiberei, Menschenrechtsverletzungen, Gefährdung menschlicher Gesundheit bis hin zum Tod die Regel. Das alles im großen Stil, das alles weltweit.

Dieses Jahr nahm Köhler-Schnura u.a. die Katastrophen der Kernschmelze in Fukushima und der Explosion der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko zum Anlass, um vor drohenden Desastern gleichen Kalibers bei BAYER zu warnen. „BAYER hat gleich mehrere vergleichbare Menschheitskatastrophen in der Pipeline .... Gemeint sind die Gentechnik und die Nanotechnologie. Und gemeint ist die gleich mehrfache Verantwortung des BAYER-Konzerns für das seit nunmehr fast zwei Jahrzehnte andauernde Bienensterben. .... Ohne Bienen können wir einpacken. ... Ohne Bienen keine Lebensmittel - so einfach ist das. Und wenn der kritische Punkt überschritten ist, dann haben die von BAYER verursachte Menschheitskatastrophe!“ Darauf gibt es laut Köhler-Schnura nur eine mögliche Antwort: Nicht-Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, „auch der Aufsichtsrat vertretenen GewerkschaftskollegInnen, die leider kein besseres Bild abgeben“ sowie Kürzung der Dividende „von 57 Prozent(!!) des Kapitalwertes der Aktien in Höhe 1,50 Euro auf 3,8 Prozent bzw. 0,10 Euro je Aktie“, wobei er betonte, dass er auch die vollständige Streichung zu Gunsten der Sicherung von Arbeitsplätzen, des Schutzes der Umwelt und der Entschädigung von Opfern fordern würde, dass das aber leider gesetzlich nicht möglich sei..

Der Vorstandsvorsitzende zeigte sich von allem unbeeindruckt. Jedwede Kritik prallte an ihm ab: BAYER hätte für nichts Verantwortung, alles sei bestens, die Vorwürfe seien durchweg haltlos. Und insbesondere den Opfern schrieb er mit Eiseskälte ins Stammbuch, dass YASMIN „sicher“ und irgendein Zusammenhang mit den Missbildungen durch PRIMODOS/DUOGYNON nicht bewiesen sei.

Eine Hauptversammlung ist eine hohe Messe des Kapitals. Fast eine Milliarde Aktien im Nennwert von 2,56 Euro –Kurzwert ca. 50 Euro - zirkulieren bei BAYER. 90 Prozent davon befinden sich in den Händen weniger GroßaktionärInnen. Die ca. 4 Tsd. angereisten KleinaktionärInnen haben keinerlei Bedeutung, sie geben mit den von ihnen zusammen gehaltenen vielleicht zwei Millionen Aktien das Feigenblatt für geschauspielerte Aktionärsdemokratie. Sämtliche Beschlüsse sind längst vor der HV mit den „Investoren“ geklärt. Für sämtliche Beschlussanträge hat der Vorstand sichere Mehrheiten von 90 Prozent dank der Konzentration der Aktien bei den Großaktionären im Sack. Grundlegende Gefahren für die Abstimmungen gibt es bei dieser Art von „Demokratie“ keine.

Doch um diese Diktatur des Kapitals nicht so offenkundig sichtbar werden zu lassen, wird Jahr für Jahr das Schauspiel einer Hautpversammlung aufgeführt. Um so ärgerlicher für die Konzernverantwortlichen, dass es bei BAYER seit Jahrzehnten bereits von den Kritischen AktionärInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren als das entlarvt wird, was es ist: Eine Farce, eine Verdummung der Bevölkerung.

Noch ärgerlicher diesmal, dass es dem Vorstandsvorsitzenden Dekkers noch nicht einmal gelang, die AktionärInnen im Saal bei der Stange zu halten. Da half es auch nicht, dass er – einigermaßen angeekelt - in den Raum schleuderte, „Herr Köhler-Schnura, Ihre pauschalen Vorwürfe zeigen, dass Sie etwas gegen soziale Marktwirtschaft, Pressefreiheit und Demokratie haben. Es zeigt ihre kommunistische Gesinnung, die sich grundsätzlich von unserer Haltung unterscheidet. ... Dass Sie BAYER in die Nähe von Atom-Katastrophen rücken, zeigt wie Sie die Realität verkennen.“ Ein Kleinaktionär, der seine Stimmrechte unmittelbar nach der Rede von Köhler-Schnura diesem übertrug, stellte fest: „Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wo Sie die demokratische Grundordnung verletzen.“

Und so kam es wie es kommen musste. Statt der bei Hauptversammlungen üblichen 99-prozentigen Zustimmung zu den Anträgen der Vorstände gab es bei BAYER auch dieses Mal wieder nicht nur Applaus für die kritischen Redebeiträge von Köhler-Schnura und den anderen kritischen AktionärInnen, sondern mehr als 3 Millionen Gegenstimmen. Der so schön geplante Antritts-HV des neuen BAYER-Bosses Dekkers war damit gründlich missraten, die Fassade der Aktionärsdemokratie bekam Risse, die Profit-Bestie hinter den Hochglanzberichten kam unübersehbar zum Vorschein. Von Chr. LeMaan, Coordination gegen BAYER-Gefahren

Bericht zur Demonstration der Imker im Rahmen der Hauptversammlung der Aktionäre der BAYER AG, sowie zum Verlauf der Hauptversammlung

Köln, den 29. April 2011
Bernhard Heuvel

Ankunft
Bereits beim Eintreffen vor den Messehallen der Köln-Messe fielen die mit hellem Imkerschleier und -anzug gekleideten Menschen auf, die fleißig beim Aufbau waren. Daneben hoben sich die dunkel gekleideten Leute des Sicherheitsdienstes ab, die im Vergleich zu ähnlichen Veranstaltungen in auffällig hoher Anzahl vertreten waren.
Vor dem Eingang der Köln-Messe ist ein U-förmiger Busbahnhof gelegen. Die Fassade der Köln-Messe ist hochmodern mit einer hohen Glasfront verkleidet. Die Glasfassade wurde mit dem BAYER-Schriftzug versehen und vor dem Gebäude die BAYER-Flaggen gehisst. Die Imker positionierten sich gegenüber des Einganges zur Hauptversammlung. Die Shuttle-Busse hielten rechts der Imker, die Aktionäre und Besucher der Hauptversammlung liefen an der Glasfront etwa 50 Meter bis zum Eingang. Die Glasfront war mit Absperrungen abgestellt, so daß die Aktionäre wie in einer Art Schlauch eingezwängt vor den Imkern liefen.
Die Imker hatten ein großes DIB-Honigglas aufgebaut, Transparente an den Fahnenmasten angebracht, sowie Holzschilder zum Hochhalten vorbereitet.Schilder zum Umhängen gab es ebenfalls. Mehrere Bienenvölker wurden aufgestellt, wobei vor einem Bienenvolk ein weißes Laken ausgebreitet wurde, auf dem ein ganzer Eimer toter Bienen ausgeschüttet wurde. Das Transparent zeigte dazu: BAYER – Gift für Bienen! Die Veranstaltung wurde vom Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund DBIB ausgerufen, dessen Vorstand in Person von Manfred Hederer und Christoph Koch vor Ort vertreten war. Ebenfalls vertreten war der Präsident des Europäischen Erwerbsimkerbundes (EPBA ) Walter Haefeker.

Verlauf der Demonstration
Von 8 Uhr bis etwa 10:30 Uhr reisten die Aktionäre und Besucher der Hauptversammlung hauptsächlich mit den zur Verfügung gestellten Shuttle-Bussen an. Die Busse hielten rechts der Demonstranten und wurden beim Aussteigen von der Organisation AVAAZ mit einem in deutscher und englischer Sprache verfassten Banner begrüßt. Insgesamt 1,2 Millionen Menschen weltweit haben für das Verbot der Neonicotinoide und dem Stopp des Bienensterbens gestimmt – das stand auf dem Plakat. Vor dem Plakat haben sich als Bienen verkleidete Aktivisten auf dem Boden gelegt und tote Bienen dargestellt. Die Imker haben sich in Imkerkleidung dazugestellt und damit die Forderung unterstrichen.
Die Aktionäre liefen dann durch einzelne Imker hindurch, die sich mit einem Rauchgerät entlang der Fassade stellten.
Die restlichen Imker positionierten sich gegenüber der Fassade am Busbahnhof. Die Imker verliehen mit drei leeren Ölfässern als Trommeln mächtig Gehör – mit lautem Wummern, das zudem von der Fassade zurückgeworfen wurde, gestaltete sich der Gang zum Eingang (etwa 50 Meter) als richtiger Spießrutenlauf. Die Trommeln wurden durch Trillerpfeifen und Trompeten unterstützt – ein Ignorieren und Vorbeischleichen war kaum möglich.
Daher blieben viele Aktionäre stehen und studierten die Forderungen auf den Bannern.
Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich – von aufmerksamen Interesse, von auf den Boden blicken bis hin zu bösartigen und starren Blicken war jede Reaktion vertreten.
Die Absperrungen waren massiv mit Sicherheitsleuten abgestellt. Sicherheitsleute haben sich auch innerhalb des Gebäudes an den Fenstern platziert, und beobachteten die Demonstranten mit größter Aufmerksamkeit.
Das Publikum entsprach vom Altersdurchschnitt her dem Altersdurchschnitt der Imker in Deutschland, also ein älteres Publikum. Die wenigsten trugen Anzüge, einige kamen sogar in Sandalen, so daß ich mich zum Teil dem Eindruck einer Kaffeefahrt nicht erwehren konnte.
Mit einigen der Besucher kamen wir ins Gespräch – auch hier waren die Fragen sehr unterschiedlich. Von „wir sollten uns schämen“, „ich wurde durch BAYER-Medikamente gerettet“ bis zu interessierten und aufrichtigen Nachfragen unseres Anliegens.
Im Takt von etwa fünf Minuten kamen Busse, die die etwa 3.500 Aktionäre und Besucher zur Versammlung brachten. Jeder Bus wurde mit einem Donnern der Trommeln begrüßt.
Den Pressevertretern in Form von Fotografen, Kameraleuten, Radio- und Zeitungsreportern erklärten die Vertreter des DBIB die Hintergründe zu Neonicotinoiden, Saatgutbeizung und dem Bienensterben.

Parallele Demonstrationen
Die PETA demonstrierte gegen die in den Labors der Firma BAYER durchgeführten Tierversuche, wobei vor allem die unnötige Anwendung von Grausamkeiten gegenüber des Tieres im Fokus stand. Aktivisten haben entsprechende Videos in den Laboren gedreht, die auf der Homepage der Organisation zu sehen sind. Des Weiteren verwies PETA auf die heute zur Verfügung stehenden Alternativen zu Tierversuchen, die zudem aussagekräftiger sind und Risiken besser darstellen.
Die Organisation AVAAZ.org unterstützte die Imker durch ihre Darstellung toter Bienen und der Unterschriftensammlung von 1,2 Millionen Stimmen, die später BAYER-Vertretern überreicht wurde.
Die Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter (SDG) demonstrierte gegen die Wirkungen der drospirenonhaltigen Pillen Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle des Herstellers Bayer- Schering. Diese verursachen neuen Studien zufolge ein bis zu doppelt so hohes Embolie- und Thromboserisiko im Vergleich zu älteren Präparate. Nach Angaben der US-Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration starben allein in den USA 190 Frauen nach Einnahme von Yasmin oder Yaz. In Deutschland erlitten mindestens zwölf junge Frauen tödliche Embolien. http:www.risiko-pille.de
Die Gruppe der Duogynon-Opfer werfen der Firma BAYER vor, Unterlagen zur Aufklärung zurückzuhalten, die aufklären, ob der hormonelle Schwangerschaftstest Duogynon bei Föten Missbildungen hervorruft.
Robin Blood ist eine Selbsthilfegruppe der in den 70er- und 80er-Jahren Gruppe von Blutern (4.500 Menschen), die durch verunreinigte Blutpräparate mit Hepatitis-C Viren infiziert wurden.
Die Initiative „Stopp-Bayer-CO-Pipeline kämpft gegen den Bau der CO-Pipeline in Dormagen und Umgebung, die für alle Einwohner ein nichtkalkulierbares Risiko darstellt.
Die Organisation Coordination gegen Bayergefahren unterstützte alle Demonstranten bei ihren Anliegen. http:
cbgnetwork.com

Hauptversammlung
Zur Hauptversammlung der BAYER AG ist jeder zugelassen, der Aktionär der BAYER AG ist, wobei die Anzahl der gehaltenen Aktien keine Rolle spielt. Bereits mit einer einzigen Aktie ist der Status des Aktionärs erfüllt und der Zutritt wird gewährt. Dieser Umstand ermöglichte es den Abgeordneten aller protestierenden Organisationen, an der Versammlung teilzunehmen.
Von Seiten der Imker nahmen etwa fünf Leute an der Versammlung teil. Drei dieser Imker haben die Möglichkeit einer Wortmeldung wahrgenommen: Christoph Koch als Vertreter des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes (DBIB), Walter Haefeker als Vertreter des Europäischen Erwerbsimkerbundes (EPBA). und meine Person für mich selbst als „einfacher Imker“.
Der Zugang wurde in der Vergangenheit nicht mit Imkerkleidung gewährt, weswegen wir uns umzogen und mit Hemd und Kragen ging es in die Absperrung und zum Spießrutenlauf. Die Sicherheitsleute waren etwas verwirrt, als wir an Ihnen vorbeiliefen und schwankten, ob Sie uns aufhalten sollten oder nicht. Sie haben sich augenscheinlich unsere Gesichter eingeprägt. Doch wir hatten Zugangskarten und wurden durchgelassen. Einige der Imker jedoch haben uns nicht erkannt und riefen uns zu: BAYER vergiftet Bienen! So haben wir am eigenen Leib erfahren, wie sich der Spießrutenlauf zum Eingang der Hauptsammlung anfühlte.
Ich drückte die Eingangstür auf und betrat den riesigen Vorraum der Messehallen. Sobald die Tür sich schloss, umfasste einem die wohltuende Stille und wohltemperierte Umgebung. Rechts in etwa dreißig Meter Entfernung ein Informationstresen mit zwei Empfangsdamen. Links ging es zum Zugangsbereich. Die Messehallen haben die Größe und gefühlte Atmosphäre eines Großflughafens. Um zu den Hallen zu gelangen, mussten wir durch einen Metallscanner hindurchgehen und die am Körper getragenen Metallgegenstände zusammen mit Rucksack und Handtasche auf ein Band des Scanners stellen. Nach dem Durchschreiten des Scanners wurden wir durch das Sicherheitspersonal mit einem Handscanner abermals abgescannt. Wie in einem Flughafen gab es ein Dutzend Eingänge und Röntgengeräte.
Über Lautsprecher wurde gerade die Rede von Dr. Dekkers, dem Vorstandsvorsitzenden der BAYER AG übertragen. Die Stimme hallte omnipräsent aus allen Ecken, denn überall waren Lautsprecher aufgestellt.
Wir holten uns an einem Terminal die Stimmkarten ab (inklusive Werbegeschenke) und um mehrere Ecken und Hallen, gelangten wir zum „Aktionärsbistro“. Das war eine Messehalle, die an zwei Seiten der Halle mit mehreren Bistro-Ständen ausgestattet war. Dort konnte man sich kostenlos mit Getränken (Wasser, Cola, etc.) und kleinen Happen (Brezel, Laugenbrötchen) versorgen – das Angebot wurde fleißig angenommen und der Raum war gut gefüllt, obwohl gerade die Rede des Vorsitzenden gehalten wurde.
Überall waren Sicherheitsleute – an den Eingängen, an den Ausgängen, an den Ecken des Flures – überall. Das war schon sehr auffällig. Ich war schon auf vielen Großveranstaltungen und habe noch nie so ein Sicherheitsbedürfnis erlebt. Auch in Flughäfen habe ich noch nie so viele Sicherheitsleute gesehen – mich hat das sehr nachdenklich gestimmt und ich habe mich gefragt, warum eine Firma sich so sehr Sorgen um die eigene Sicherheit machen muss.
Die Hauptversammlung hatte schon begonnen. Die als Veranstaltungsraum genutzte Messehalle mit einer geschätzten Kapazität für viertausend Besucher war abgedunkelt. Über die gesamte Breite der Messehalle war das Podium des Vorstandes und des Aufsichtsrates aufgebaut. Die gesamte Breite der Front war Fläche für die Projektion – links und rechts war das Nahbild des Redners zu sehen und in der Mitte die Präsentationsfolien.
Die Rede des Vorstandsvorsitzen Dr. Dekkers war gespickt mit den Vokabeln „hervorragend“, „optimistisch“, „tolle Produkte“, „gutes Wachstum“ und so weiter. Wortreich wurde die Fassade eines gut funktionierenden Konzerns gemalt und die saubere Arbeit des Vorstandes, sowie des Aufsichtsrates hervorgehoben. Die stellenweise ziemlich verdrehte Wortwahl, erinnerte mich an das „Neusprech“aus dem Roman von George Orwell. Der Applaus des Publikums wurde jedoch stets brav geleistet.
Nach der Rede von Dr. Dekkers, die etwa gegen 11:00 Uhr zu Ende war, kamen die Wortmeldungen an die Reihe. Sicherheitshalber wurden die kritischen Wortmeldungen in den späten Nachmittag verlegt. Am Vormittag und dem frühen Nachmittag kamen zunächst die Aktionärsvertreter zu Wort. Diese waren sehr redegewandt, überschütteten Herrn Dekkers mit Lob zum Antritt als Vorstandsvorsitzender (Herr Dekkers ist im Herbst 2010 angetreten und hat den ehemaligen Konzernchef Herrn Wenning abgelöst). Nach dem Lob folgte aber auch Tadel. Vor allem wurden bestimmte Aktivitäten des BAYER-Vorstandes in Frage gestellt. Darunter war auch die Kritik, daß der Bericht des Aufsichtsrates mit vier Seiten in Relation zum Gesamtbericht sehr dünn wäre. Durch die Blume wurde auch moniert, daß der Aufsichtsrat und der Vorstand Vetternwirtschaft betreiben. Kritisch wurden die Klagen gesehen, die der Firma BAYER zurzeit wegen Wirkungen der Verhütungsmittel YASMIN und YAZ, sowie den Klagen zur weltweiten Kontamination der Lagerbestände an Reis mit dem „Genreis“ der Firma BAYER anhängig sind.
Das im Bereich Pharma umsatzstärkste Mittel YASMIN/YAZ hat allein in den USA 7.000 Klagen ausgelöst. Den Opfern und deren Angehörigen nach, löst das Mittel auch bei Nichtrisikoanwendern Lungenembolien aus und es ist zu Todesfällen gekommen.
Der „Genreis“ wurde von BAYER in den USA im großen Stil zu Testzwecken angebaut. Dabei wurde 30% der gesamten Reisernte der USA mit dem Genreis kontaminiert. Daraufhin wurde der Import des US-Reis in viele Länder gestoppt und verboten. Das hat der amerikanischen Reiswirtschaft einen großen Schaden zugefügt. Heute wurde der Genreis von BAYER in 25 Ländern gefunden.
Die Aktionärsverbände befürchten, daß die Schadensersatzforderungen und Klagen große Summen verschlingen und den Konzern Schaden zufügen. Die entsprechenden Rückstellungen war auch Bestandteil der Kritik, insbesondere, ob die Rückstellungen groß genug bemessen wurden und welche weiteren Klagen zu erwarten sind.
Auch wurde seitens der Aktionärsverbände hervorgehoben, daß die angehobene Dividende mit einigen Tricks erkauft worden sind und die Anhebung der Dividenden zur Berechtigung der Anhebung der eigenen Gehälter des Vorstandes und der Aufsichtsratsmitglieder dienen soll. Es wurde seitens der Verbände wohl bemerkt, daß weiter Personal auf Kosten des Konzerns abgebaut wird.
Die gestellten Fragen wurden von Herrn Dekkers nach dem Sammeln der Fragen beantwortet, wobei einige Aspekte relativiert wurden, andere weit von sich gewiesen (Gehälter des Vorstandes und des Aufsichtsrates). Bei der Transparenz der Arbeit des Aufsichtsrates gelobte man Besserung.
Am Nachmittag dann kamen die ersten für BAYER kritischen Stimmen zu Wort. Unter anderem ein Sprecher der CBG (Coordination gegen Bayergefahren). Die CBG fordert, daß die Aktionäre gegen die Entlastung des Vorstandes stimmten.
Interessanterweise traten mehrmals nach kritischen Beiträgen Mitarbeiter der Firma BAYER an den Rednerpult. Zum Beispiel sprach nach dem ersten Beitrag der CBG eine Mitarbeiterin – sie brachte einige Kleinigkeiten vor – um dann mit der Forderung zu schließen, daß der Vorstand zu entlasten ist. Das wirkte auf mich sehr konzertiert. Ohnehin hatten die meisten Aktionäre die Versammlung zu diesem Zeitpunkt verlassen (etwa die Hälfte). Die Meisten hatten wohl die Speisen und Getränke, sowie die Werbegeschenke eingesackt, um danach nach Hause zu fahren. (Kaffeefahrt.)
Danach folgten die Reden der kritischen Organisationen.
Die Antworten des Vorstandes zu fast allen Wortmeldungen waren sehr ähnlich gelagert. Zusammenhänge der geschilderten Schäden durch BAYER-Produkte seien wissenschaftlich nicht erwiesen. Die Verantwortung wurde von sich gewiesen. Zum Teil waren die Antworten sehr persönlich. Einer Person wurde zum Beispiel vorgeworfen, „kommunistischer Gesinnung“ zu sein. Die Antworten waren alle recht kurz und knapp gehalten. Meist wurden die Vorwürfe weggewischt. Auffällig war auch, daß viele Fragen einfach nicht beantwortet und damit übergangen wurden. Viele Argumente, die durchaus stichhaltig waren, wurden stumpf mit dem Kommentar weggewischt, daß es altbekannte Vorwürfe seien und die Sachlage sich seither nicht verändert hat.
Eine Chance zur Nachfrage gab es für den Fragesteller nur unter erschwerten Umständen (müßte sich erneut in die Liste der Wortmeldungen eintragen und hinten anstellen).
Zu Anfang der Reihe der Wortmeldung waren es 31 Reden, die angemeldet wurden.
Im Laufe des Tages kamen aber einige Reden hinzu, so daß die Anmeldung um 16 Uhr geschlossen und keine weiteren Meldungen mehr zugelassen wurden.
Die letzten Wortmeldungen endeten um circa 17:30 Uhr.
Die gestellten Gegenanträge wurden als gegenstandslos weggewischt.

Reden im Wortlaut
•Felicitas Rohrer, Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter: http:cbgnetwork.com/3818.html
•Karl Murphy,Liverpool in England, Primodos/Duogynon: http:
cbgnetwork.com/3849.html
•John Santiago, Primodos/Duogynon: http:cbgnetwork.com/3847.html
•Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes EPBA: http:
cbgnetwork.com/3845.html
•Christoph Koch, Deutscher Erwerbs- und Berufsimkerbund: http:cbgnetwork.com/3841.html
•Dieter Donner, Stopp-Bayer-CO-Pipeline: http:
cbgnetwork.com/3829.html
•Axel Köhler-Schnura, CBG: http:cbgnetwork.com/3827.html
•Jan Pehrke, CBG: http:
cbgnetwork.com/3825.html
•Andreas Bemeleit, Robin Blood: http:cbgnetwork.com/3822.html
•Andre Sommer, Duogynon: http:
cbgnetwork.com/3820.html
•Stephanie Brancaforte, avaaz, Bienensterben: http://cbgnetwork.com/3854.html

Persönlicher Eindruck
Die Rede von Christoph Koch war im ersten Block und relativ früh. Walter Haefeker sprach am Nachmittag. Meine Rede war etwa um 17:30 Uhr - obwohl ich mich zeitgleich mit Walter angemeldet habe. Meine Rede war die drittletzte der Veranstaltung. Die Leute von Avaaz.org und die Coordination gegen Bayergefahren haben ebenfalls das Bienensterben durch Neonicotinoide thematisiert.
Ehrlich gesagt war ich schockiert und bin immer noch erschüttert. Bei den Bienenthemen bin ich ja mittlerweile das Leugnen der Schäden gewohnt. Zu weit weg, zu schwer zu zeigen. Auf der Veranstaltung waren jedoch auch viele Menschen, die offensichtlich durch BAYER-Produkte geschädigt wurden. Unter anderem waren viele junge Frauen anwesend, die durch die Anwendung der Antibabypille YASMIN von der Firma Bayer eine Lungenembolie bekamen. Die Rednerin der Gruppe war aufgrund der Embolie für mehrere Minuten klinisch tot - durch Herzversagen. Sie konnte wiederbelebt werden. Andere Frauen nicht. Sichtlich bewegt, erzählte sie, daß die jungen Frauen keine Kinder mehr bekommen könnten und ihr Leben fremdbestimmt durch Ärzte und Medikamenten ist.
Aus England reisten Menschen an, die Verkrüppelungen und Behinderungen durch BAYER-Produkte davontrugen. Sie hatten den Mut, ihre geschädigten Arme und Beine zu zeigen. Und viele weitere Geschädigte meldeten sich zu Wort. Sie forderten, daß die Firma BAYER endlich mit Ihnen redet - es geht nicht nur um Schadensersatz, sondern auch um Gewissheit. BAYER hält die Akten unter Verschluss und ignoriert Gesprächsangebote.
Mir standen bei diesen Berichten über das Leid dieser Menschen die Tränen in den Augen.
All diesen jungen Menschen, deren Leben zerstört ist und deren körperliche Unversehrtheit durch BAYER verletzt wurde - all diesen jungen Menschen sagt so ein Konzernchef ins Gesicht, daß es Einzelfälle sind. Unfälle! Das wissenschaftliche Studien belegen, daß kein Zusammenhang zu den BAYER-Produkten bestünde.
Daß Bienen nicht aufgrund der BAYER-Pflanzenschutzmittel, sondern durch die Varroamilbe sterben. Das werde „von Wissenschaftlern weltweit so gesehen“.
Alles wurde vom Vorstand geleugnet und jegliche Verantwortung abgewiesen.
Ich weiß nicht, ob ihr das nachvollziehen könnt, aber wenn Menschen von Angesicht zu Angesicht von ihrem Leiden erzählen und das einfach weggewischt wird - ich habe das als unmenschlich empfunden. Ich konnte es menschlich nicht nachvollziehen und das schockt mich.

Disclaimer
Dieser Bericht gibt meine persönlichen Erfahrungen wieder und beansprucht weder Vollständigkeit noch die absolute Wahrheit. Wer die Angaben überprüfen und sich selbst ein Bild machen will, der sollte einfach zur Jahreshauptversammlung der BAYER AG im nächsten Jahr kommen.

[WiWo] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Wirtschaftwoche, 28. April 2011

Aktionäre streiten um Bayer

Der Holländer Marijn Dekkers erlebt seine erste Bayer-Hauptversammlung als Vorstandschef. Bei dem Aktionärstreffen dürfte es zeitweise hoch her gehen. Es geht unter anderem um Stellenabbau, mutmaßliche Medikamenten-Schäden und die Gewinnaussichten.

Mit engagierten Redebeiträgen werden sich sowohl Kapitalvertreter als auch kritische Aktionäre, die sich Themen wie Umweltschutz und Arzneimittelsicherheit auf die Fahnen geschrieben haben, in der Messehalle im Kölner Stadtteil Deutz zu Wort melden Dekkers erste Bayer-Bilanz für 2010 fiel eher durchwachsen aus. Zwar steigerte Bayer seinen Umsatz um 12,6 Prozent auf 35 Milliarden Euro; der Konzerngewinn schrumpfte um vier Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Die Geschäften in den Segmenten Gesundheit und Pflanzenschutz liefen eher mau. Nur das Chemie- und Kunststoffgeschäft läuft richtig gut. Mit seiner Ankündigung, konzernweit 4500 Stellen (davon 1700 in Deutschland) abzubauen und den Namen Schering – Bayer hatte den einstigen Konkurrenten 2006 übernommen – zu streichen, hat der neu Bayer-Chef viel Kritik auf sich gezogen. Auch die Kursentwicklung der Aktie ließ zu wünschen übrig.
Umsatz und Gewinn sind gestiegen
Für das erste Quartal fielen die Zahlen besser aus: Zwischen Januar und März konnte Bayer den Umsatz gegenüber Vorjahr um 13 Prozent und den Gewinn um acht Prozent steigern. Vor allem im Pflanzenschutzgeschäft läuft es deutlich besser. Dekkers hob deswegen die Umsatz- und Ergebnisprognose für 2011 an. Der Umsatz soll jetzt um fünf bis sieben Prozent (bisher: vier bis sechs Prozent), der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf über 7,5 Milliarden Euro (bisher: in Richtung 7,5 Milliarden Euro) steigen.
Während sich die Vertreter der Privatanleger und der Banken auf der Hauptversammlung am Bayer-Zahlenwerk abarbeiten werden, ergreifen dann erfahrungsgemäß im weiteren Verlauf der Hauptversammlung kritische Aktionäre mit gesellschaftspolitischen Anliegen das Wort. Ihnen geht es um Gentechnik in Bayer-Produkten, Bienensterben, eine Kohlenmonoxid-Pipeline, die zwei Bayer-Werke verbinden soll – und um mutmaßliche Schäden durch Bayer-Medikamente. Entsprechende Gegenanträge sind bereits angekündigt.
Pille von Bayer im Fokus von Klagen
Zahlreiche junge Frauen machen etwa Bayer-Verhütungspillen für schwere Gesundheitsschäden wie Lungenembolien verantwortlich. Die 25-jährige Badenerin Felicitas Rohrer leidet bis heute unter den Folgen. Sie war 20 Minuten lang klinisch tot – für die junge Frau, die nie geraucht hat, ist klar, dass ein Bayer-Präparat die Ursache ihrer Gesundheitsschäden ist. Konkret geht es um die Verhütungspillen aus der Yasmin-Produktfamilie. Sie heißen Yasmin, Yaz oder Yasminelle – und sie sind nicht nur in Deutschland in die Kritik geraten. In den USA sind bereits etwa 7000 Klagen gegen die Pillen anhängig – wegen der Nebenwirkungen. Gemeinsam mit gleichgesinnten Frauen hat die frühere Bayer-Anwenderin Rohrer vor wenigen Tagen eine Internetseite gestartet.
Andre Sommer, ein Grundschullehrer aus dem Allgäu, hat ebenfalls Widerstand angekündigt. Duogynon, ein früherer Schwangerschaftstest aus dem Hause Schering, soll bei neugeborenen Kindern Fehlbildungen verursacht haben. Bei Sommer war etwa die Blase betroffen, die außen am Körper lag. Der Mittdreißiger hat zahlreiche Operationen über sich ergehen lassen müssen und muss nun wohl dauerhaft mit einem künstlichen Ausgang klarkommen. Sommer hat bislang erfolglos gegen Bayer geklagt.
Ein weiteres Thema, das auf der Hauptversammlung für Diskussionsstoff sorgen wird: Der Konzern will eine Kohlenmonoxid-Pipeline zwischen seinen nordrhein-westfälischen Werken Dormagen und Krefeld-Uerdingen bauen. Das Kohlenmonoxid wird für die Produktion in Uerdingen benötigt. Es ist ein farb- und geruchloses Gas, das schnell zum Erstickungstod führen kann. Kritiker und Bürgerinitiativen weisen seit Jahren auf die Risiken hin, falls das Gas austreten sollte – und sorgen sich etwa um Kindergärten und Schulen, die an der Strecke liegen. Noch im Mai soll ein Gericht entscheiden, ob Bayer die bereits gebaute Pipeline in Betrieb nehmen darf.
Bei so vielen Themen zieht sich die Bayer-Hauptversammlung erfahrungsgemäß lange hin. Auch wenn die meisten Aktionäre die Veranstaltung vorher verlassen. Das offizielle Ende wird Versammlungsleiter Manfred Schneider, der Bayer-Aufsichtsratschef, voraussichtlich nicht vor 20 Uhr bekannt geben können. Jürgen Salz (Düsseldorf)

[avaaz] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

28. April 2011

Kampf gegen Bienen-Killer: Avaaz übergibt 1 Million Petitionsunterschriften und demonstriert bei der Bayer AG in Köln

Der Chemie-Gigant profitiert vom Verkauf von Pestiziden, die Milliarden von Bienen weltweit das Leben kosten. Bei einem Treffen mit dem Bayer-Vorstand am Freitag übergibt Avaaz eine von enormer öffentlicher Unterstützung getragene Petition, die ein Verbot dieser Pestizide fordert.

Berlin – Heute übergibt das weltgrößte Online-Kampagnennetzwerk, Avaaz, zusammen mit deutschen Imkern eine 1,2 Millionen Unterschriften starke Petition, die ein Verbot dieser gefährlichen Pestizide fordert, die Milliarden von Bienen Schaden zufügen. Die Aktivisten versammeln sich bei Bayer in Köln und fordern dringend ein Ende des Einsatzes der Neonicotinoid-Pestizide, die unabhängigen Studien zufolge weltweit katastrophale Auswirkungen auf den Bienenbestand haben.

Stephanie Brancaforte, Avaaz Kampagnen-Leiterin sagte: „Sehr viele Menschen sind besorgt über das Elend unserer Bienen, die eine wichtige Rolle bei der Produktion der Nahrung spielen, die wir täglich zu uns nehmen. Bayer muss jetzt handeln.“

Die Neonicotinoid-Pestizide stehen im Verdacht, die Bienen unmittelbar zu töten, oder sie so stark zu schwächen, dass sie erheblich anfälliger für Krankheiten sind. Da Bienen eine entscheidende Rolle beim Bestäuben von Kulturpflanzen spielen, ist die Nahrungskette in weiten Teilen der Welt bedroht. Von den 100 Pflanzenarten, die 90% des weltweiten Nahrungsbedarfs decken, werden mehr als 70 von Bienen bestäubt. Der weltweite Protest von Avaaz hat teilweise bereits Verbote des Einsatzes von Neonicotinoid-Pestiziden in Frankreich, Italien und Slowenien bewirkt. Doch die Chemiekonzerne setzen sich stark dafür ein, dass die Killer-Pestizide am Markt bleiben.

Die deutsche Bayer AG ist einer der Haupthersteller diese Pestizide. Ihre Produkte “Poncho” (enthält Clothianidin) und “Gaucho” (bestehend aus Imidacloprid) wurden von der UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, als schwere Bedrohung für Bestäuber und andere Tierarten eingestuft. Bayer vertreibt die Produkte “Poncho” und “Gaucho” jedoch weiterhin.

Da der Chemie-Gigant am Freitag in Köln seine Jahreshauptversammlung abhält, unterstützt Avaaz die deutschen Imker bei einer Aktion vor der Kölner Messe, wo die Bayer-Versammlung stattfindet. Avaaz unterstützt die Imker vor der Messe von 8 bis 12 Uhr. Anschließend hält Avaaz einen kurzen Vortrag und übergibt eine Petition, die bislang von mehr als 1,2 Millionen Menschen unterzeichnet wurde, allein 166.000 mal in Deutschland. Parallel dazu veranstalten Avaaz-Mitglieder aus Köln ein “Die-in”, bei dem sie Bienenkostüme tragen. Die Veranstaltung in Köln ist Teil einer Reihe weltweiter Aktionen gegen den Einsatz von Neonicotinoid-Pestiziden.

Avaaz ist ein Kampagnen-Netzwerk mit mehr als 600.000 Mitgliedern in Deutschland und über 8,2 Millionen Mitgliedern weltweit.

Die Petition gegen die Neonicotinoid-Pestizide ist online zu finden unter
http:www.avaaz.org/de/save_the_bees

Avaaz-Mitarbeiter stehen in Köln, und anderenorts, für Interviews zu Verfügung.

27. April 2011, avaaz

Protest gegen Bienensterben

Am kommenden Freitag, den 29.4 in Köln findet die jährliche Hauptversammlung des Chemiekonzerns BAYER statt, einer der Hauptproduzenten der für das weltweite Bienensterben verantwortlichen Pestizide.

In den letzten Monaten haben über 1.2 Millionen Menschen für ein Verbot dieser tödlichen Pestizide unterschrieben und Avaaz wird die Petition am Freitag direkt an die BAYER-Geschäftsleitung übergeben und die eintreffenden Aktionäre und Journalisten mit einem medienwirksamen Bienenschwarm am Eingang empfangen.

Können Sie am nächsten Freitag auf dem Kölner Messegelände mithelfen den Stimmen von über 1.2 Millionen Unterzeichnern Gehör zu verschaffen und ein deutliches Signal gegen die giftigen Pestizide zu senden? Wir suchen einige motivierte Helfer, die Lust haben bei der Durchführung der Aktion zu helfen und sich am Bienenschwarm zu beteiligen - klicken Sie den Link zum Mitmachen:

http:www.avaaz.org/de/bayer_koeln/?vl

Hier die genauen Informationen für den Freitag:

Datum: Freitag, den 29.4.2011
Zeit: 8-12 Uhr (weniger Zeit hilft auch)
Ort: Messegelände Köln-Deutz, Eingang Nord, Messehalle 7, Deutz-Mülheimer-Straße 111, 50679 Köln
Anreise: U-Bahn/S-Bahn Köln Messe

Bienenexperten warnen schon länger davor, dass die Pestizide Imidacloprid und Clothianidin für Bienensterben in aller Welt mitverantwortlich sind. Obwohl sie in verschiedenen Ländern verboten sind, stellt Bayer den Verkauf nicht ein. Ein von der UN-Umweltbehörde UNEP Anfang März veröffentlichter Bericht zum Bienensterben in aller Welt bezeichnet die BAYER-Pestizide Poncho (Clothianidin) und Gaucho (Imidacloprid) aus der Substanzklasse der Neonicotinoide als Bedrohung für Pollinatoren und zahlreiche andere Tiere.

Über 1.2 Millionen Menschen weltweit haben für ein Verbot der Neonicotinoide unterzeichnet -- helfen Sie nun die Stimmen der Unterzeichner am kommenden Freitag auf dem Messegelände in Köln Gehör zu verschaffen und nehmen Sie an unserer bunten Petitionsübergabe am Freitag teil. Gemeinsam senden wir dem Hauptproduzenten BAYER ein eindeutiges Signal für ein Verbot dieser giftigen Pestizide.

alle Infos zur Hauptversammlung

[Tierversuche] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

People for the Ethical Treatment of Animals (PETA), 27. April 2011

BAYER Hauptversammlung, 29. April:

Gruselige PETA-Aktion gegen Tierversuche für BAYER-Produkte

Eine junge Frau im Bikini, mit Hasen-Ohren als „Versuchskaninchen“ kostümiert, in einen engen Käfig gesperrt. Daneben ein Mann im weißen Arztkittel, der das Kaninchen mit einer überdimensionalen Spritze bedroht. Vom Band sind Tierschreie zu hören. Weitere Tierschützer halten Poster mit den Slogans „BAYER: Stoppt Tierversuche!“ und „Unter dem Deckmantel der Wissenschaft bleibt Mord ungestraft“ und verteilen Infomaterial an Passanten. Mit dieser außergewöhnlichen Aktion protestiert die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e. V. am Freitag vor der BAYER-Hauptversammlung auf dem Messegelände Köln-Deutz. Denn was wie eine Szene aus einem Albtraum klingt, ist für Tausende Tiere grausame Realität in Tierversuchslaboren. Allein in Deutschland werden jährlich knapp 2,7 Millionen Wirbeltiere in schmerzhaften Versuchen gequält und getötet, darunter Kaninchen, Ratten und Affen.

Im Anschluss an die Aktion wird PETA-Tierärztin Christine Esch auf der Hauptversammlung der BAYER Aktiengesellschaft sprechen und die Gegenanträge von PETA vorstellen. PETA Deutschland e. V. hat fristgerecht jeweils einen Gegenantrag zur Entlastung des Vorstandes und zur Entlastung des Aufsichtsrates eingereicht.

Wann & Wo?
PETA-Aktion: Freitag, 29. April / um 8:30 Uhr; Messegelände Köln-Deutz, Eingang Nord, Deutz-Mülheimer-Straße 111, 50679 Köln
PETAs Rede auf der BAYER-Hauptversammlung: Freitag, 29. April / Beginn der Veranstaltung um 10 Uhr; Messegelände Köln-Deutz, Messehalle 7, Deutz-Mülheimer-Straße 111, 50679 Köln
Kontakt vor Ort: Kampagnenleiterin Christine Esch, Mobil 0162 / 6878867

Weitere Informationen:
Dem BAYER-Aufsichtsrat wirft PETA vor, keine globale Selbstverpflichtung ausgesprochen zu haben, die Verwendung veralteter Tierversuche für Fälle, wo validierte tierfreie Alternativen vorhanden sind, gänzlich auslaufen zu lassen. Bei BAYERs oralen Toxizitätstests werden Hunde, Mäuse und Ratten dazu gezwungen, gewaltige Mengen einer Testchemikalie zu schlucken. Die Tiere können akute Bauchschmerzen, Durchfall, Krämpfe, Anfälle, Lähmungen und Blutungen aus Nase, Mund und Genitalien durchleiden, bevor sie letztendlich sterben.
Akkurate, humane, tierfreie Methoden stehen zur Verfügung, um diese Tests zu ersetzen. Der Aufsichtsrat hat keine ausreichenden Schritte unternommen, den gewaltigen Einsatz von Tieren in schmerzvollen und antiquierten Versuchen durch das Unternehmen zu vermindern, weshalb PETA fordert, ihm die Entlastung zu verweigern.
Der BAYER-Vorstand ist laut PETA mitverantwortlich für schwere Tierquälereien in einem Tierversuchslabor in den USA. Aufgrund der Undercover-Recherche und Strafanzeige von PETA USA ist das Labor (Professional Laboratory and Research Services, Inc.) inzwischen geschlossen, weiterführende Ermittlungen gegen die Laborbetreiber laufen noch. BAYER war im Zeitraum von PETAs Recherche einer der Auftraggeber des Labors. Seinen Verpflichtungen, dafür zu sorgen, dass keines der Tiere unter mangelnder tierärztlicher Versorgung, schlechter Haltung oder ausgesprochener Misshandlung leidet, ist der BAYER-Vorstand nicht nachgekommen und soll daher nicht entlastet werden.

PETAs Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung können Sie hier downloaden (Seite 12-14 der PDF-Datei): http://www.hv2011.bayer.de/de/gegenantraege.aspx

PETA Deutschland e. V. ist eine Schwesterorganisation von PETA USA, der mit über zwei Millionen Unterstützern weltweit größten Tierrechtsorganisation. Ziel der Organisation ist es, durch Aufdecken von Tierquälerei, Aufklärung der Öffentlichkeit und Veränderung der Lebensweise jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen.

alle Infos zu den Protesten in der HV

[Pipeline]

CBG Redaktion

Pressemitteilung, 27. April 2011

STOPP-CO-PIPELINE - Initiative bei der Bayer-Aktionärsversammlung

Am Freitag, den 29.April 2011 findet ab 10 Uhr die Bayer-Hauptversammlung in der Halle 1 der Messe Köln statt.

Wir sind wieder von Aktionären um Teilnahme an der Veranstaltung gebeten worden, um dort die Rede - und Stimmrechte nachhaltig und verantwortungsvoll wahrzunehmen. Zusätzlich werden wir vor dem Eingang der Messehalle 1 die ankommenden Aktionäre mit unseren Bannern und einem Aktionärsbrief auf das weiter aktuelle Problem der Bayer-CO-Pipeline informieren. Dieser Brief enthält aber nicht nur Informationen sondern auch eine Aufforderung an die Aktionärinnen und Aktionäre:

“Verehrte Besucherinnen und Besucher der heutigen Aktionärsversammlung, entlasten Sie sich, den Vorstand und die Geschäftsleitung des Konzerns mit Ihrer Aufforderung, dieses unsinnige, gefährliche Projekt zu stoppen.“

Wir gehen davon aus, dass wie in den vergangenen Jahren eine zunehmende Anzahl „kritischer Aktionäre“ dieser Aufforderung folgen werden und Vorstand und
Aufsichtrat zu deren Fehlleistungen zumindest die Gelbe Karte zeigen werden.

Antibabypillen

CBG Redaktion

Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter (SDG)
Pressemitteilung vom 26. April 2011

Verbot gefährlicher Antibaby-Pillen gefordert

neue website http://www.risiko-pille.de geht heute online / betroffene Frauen sprechen am Freitag in der Hauptversammlung der Bayer AG

Neuartige Antibaby-Pillen mit dem Wirkstoff Drospirenon haben ein erhöhtes Risikopotential gegenüber älteren Präparaten. Betroffene Frauen haben nun die Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter (SDG) gegründet und Proteste in der Hauptversammlung der Bayer AG am Freitag angekündigt. Zudem wurde heute die website www.risiko-pille.de freigeschaltet.

Kathrin Weigele, Mitgründerin der Selbsthilfegruppe, fordert: „Wir möchten eine ehrlichere und umfassendere Aufklärung über die Risiken drospirenonhaltiger Pillen im Beipackzettel und durch Gynäkologen erreichen. Unser Ziel ist es, Frauen für die Risiken der Pille zu sensibilisieren, den betroffenen Frauen ein Gesicht zu geben und endgültig mit dem Mythos aufzuräumen, als Geschädigte ein Einzelfall zu sein. Unsere website soll Betroffenen zudem die Möglichkeit zur Selbsthilfe bieten“. Kathrin Weigele hatte nach Einnahme der Pille Yasmin eine schwere Lungenembolie erlitten.

Die drospirenonhaltigen Pillen Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle des Herstellers Bayer Schering verursachen neuen Studien zufolge ein bis zu doppelt so hohes Embolie- und Thromboserisiko im Vergleich zu älteren Präparate. Nach Angaben der US-Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration starben allein in den USA 190 Frauen nach Einnahme von Yasmin oder Yaz. In Deutschland erlitten mindestens zwölf junge Frauen tödliche Embolien. Gegen Bayer sind rund 7.000 Klagen anhängig.

Die Bayer AG machte im vergangenen Geschäftsjahr mit der Produktgruppe einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Das Präparat gilt damit als meistverkaufte Antibaby-Pille der Welt. In den Kampagnen des Konzerns wird in erster Linie mit Versprechen wie „Gewichtsabnahme“ und „wirkt gegen Akne“ geworben. Auf die erhöhten Gefahren wird hingegen nicht eingegangen.

Mit ihrem Erscheinen in der Hauptversammlung wollen die geschädigten Frauen die Einstellung verharmlosender Werbung für Antibaby-Pillen sowie ein Verbot von Pillen mit erhöhtem Risikopotenzial erreichen. Zu der Versammlung in den Kölner Messehallen, in der neben dem Vorstand auch rund 4.000 Aktionäre teilnehmen, wurde auch ein Gegenantrag eingereicht, der eine Nicht-Entlastung des Vorstands fordert.

Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter (SDG)
Kontakt: info@risiko-pille.de
Website: www.risiko-pille.de

Wir sagen Nein!
zu Pillen mit erhöhter Thrombosegefahr

[Yasmin] Antibabypillen

CBG Redaktion

Ärzteblatt, 26. April 2011

Kontrazeptiva: Drospirenon mit höherem Thromboembolierisiko

die beiden Studien im Volltext

Boston – Zwei eingebettete Fall-Kontrollstudien im Britischen Ärzteblatt (BMJ) erneuern den Verdacht, dass orale Kontrazeptiva mit dem synthetischen Gestagen Drospirenon mit einem höheren thromboembolischen Risiko behaftet sind als Präparate mit dem älteren Gestagen Levonorgestrel.

Die Gefahr von tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass die Dosis der Östrogene und Gestagene in den oralen Kontrazeptiva deutlich gesenkt wurde.

In den 90er Jahren erkannte man, dass nicht nur die Konzentration der Hormone, sondern auch die Wahl des Gestagens von Bedeutung ist. Die Bedenken betrafen anfangs die Kontrazeptiva der 3. Generation mit Desogestrel oder Gestoden, deren Anwenderinnen nach heutigem Konsens ein im Vergleich zu anderen Kontrazeptiva erhöhtes thromboembolischen Risiko haben.
Die Epidemiologin Susan Jick von der Boston University School of Medicine hatte in einer Analyse der UK General Practice Research Database das relatives venöse Thromboembolie-Risiko gegenüber Levonorgestrel mit 1,9 (in einer Kohorten-Analyse) und 2,3 in einer Fall-Kontroll-Studie beziffert (BMJ 2000; 321: 1190-5).

Jetzt legt die Autorin zwei Analysen zu den um 2000 eingeführten drospirenonhaltigen sogenannten Mikropillen Petibelle® und Yasmin® vor, die das synthetische Gestagen Drospirenon enthalten. Inzwischen gibt es weitere Präparate wie YAZ® und aida®.

Auch die Kombination mit Drospirenon geriet bald in die Diskussion. Nach den ersten Studien schien das Risiko um etwa 60 bis 70 Prozent höher zu sein als unter der Pille mit Levonorgestrel. Zwei vom Hersteller gesponserte Studien (EURAS und Ingenix) konnten dagegen kein gegenüber anderen Präparaten erhöhtes Risiko feststellen.

Alle vier Studien sind nach Ansicht von Jick jedoch mit einem Makel behaftet: Patientinnen mit thromboembolischen Ereignissen aus anderen erklärbaren (“non-idiopathischen”) Gründen wie schweren Verletzungen der unteren Extremität, schweres Trauma, größeren Operationen oder Schwangerschaft seien nicht sorgfältig genug ausgeschlossen worden, schreibt die Epidemiologin. Sie legt jetzt zwei Datenbankanalysen vor, in denen sie diesen Faktor berücksichtigt hat.

Die erste Analyse beruht auf den elektronischen Krankenakten britischer Hausärzte (General Practice Research Database, GPRD): 61 Fälle einer idiopathischen venösen Thromboembolie wurden 215 Kontrollen aus der gleichen Datenbank (deshalb “eingebettete” Fallkontroll-Studie) gegenübergestellt.

Jick ermittelte eine Odds Ratio von 3,3 ( 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,4-7,6), also ein mehr als dreifach erhöhtes Risiko, das etlichen Subgruppen-Analysen standhielt, in denen nach anderen Gründen für die Assoziation gesucht wurde. Nach den Berechnungen der Epidemiologin kommen auf 100.000 Frauen, die ein drospirenonhaltiges orales Kontrazeptivum anwenden pro Jahr 23 nicht tödliche venöse Thromboembolien. Unter den Anwenderinnen der Levonorgestrel-Pille wären es 9,1 Ereignisse auf 100.000 Patientenjahre (BMJ 2011; 342: d2139).

Die zweite Analyse basiert auf Abrechnungsdaten von US-Patienten, die die Firma PharMetrics zusammengetragen hat. In dieser Studie wurden 186 neue idiopathische Fälle 681 Kontrollen gegenüber gestellt. Die Odds Ratio fiel mit 2,3 (1,6-3,2) etwas niedriger aus als in der ersten Studie. Die Inzidenzrate einer nicht tödlichen venösen Thromboembolie steigt gegenüber Anwenderinnen von Levonogestrel-haltigen Kontrazeptiva von 12,5 auf 30,8 pro 100.000 Anwenderinnenjahre an (BMJ 2011; 342: d2151).

Jick schließt aus diesen Ergebnissen, dass eine Levonorgestrel-Pille die bessere erste Wahl sei. Der Hersteller mag sich dieser Einstellung natürlich nicht anschließen. Bayer HealthCare verweist in seiner Pressemitteilung noch einmal auf die Daten der EURAS- und Ingenix-Studie, deren Protokolle mit den Arzneibehörden in den USA und Europa abgestimmt seien und die von Experten als die umfassendsten und besten Studien ihrer Art betrachtet würden.

Nach Ansicht von Bayer HealthCare besteht bei allen Antibabypillen ein gewisses Risiko von thromboembolischen Ereignissen, das durch die Beachtung der Kontraindikationen wie Rauchen oder ein Alter über 35 Jahre minimiert werden könne. Bei drospirenonhaltigen Kontrazeptiva kommen noch Erkrankungen von Leber, Niere und Nebenniere hinzu, die sich teilweise aus der strukturellen Verwandtschaft des Drospirenon-Moleküls mit Aldosteron-Antagonisten ergeben.

Laut Meldungen aus der Wirtschaftspresse liegen in den USA 6.850 Schadenersatzklagen gegen Bayer HealthCare oder den Generikahersteller Teva vor. In Kanada sollen 13 Sammelklagen eingereicht worden sein. Bayer HealthCare erwartet laut dem letzten Wirtschaftsjahresbericht weitere Klagen.

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Die Welt, 28. April 2011

Pille mit Nebenwirkungen

Auf Hersteller warten US-Sammelklagen

Kurz vor Bayers Hauptversammlung liefern Studien neue Beweise zur Thrombose-Gefahr

Was als Fortbildung angekündigt war, ähnelt eher einer Bunga-Bunga-Party: Gestandene Gynäkologen singen laut „Nuva-Ring, Ring, Ring“, dazu schwenken leicht bekleidete Tänzerinnen große Plastikringe. Das Video hat in Estland einen Skandal ausgelöst, sollten die Gynäkologen im estnischen Tallinn doch nicht feiern - sondern über die Risiken des hormonbasierten Verhütungsmittels Nuvaring des US-Herstellers Merck & Co. aufgeklärt werden. Auch in Kanada sind Gynäkologen der nationalen gynäkologischen Gesellschaft den Versuchungen der Pharmabranche erlegen: Beim Verfassen von Aufklärungsmaterial über die Verhütungspillen der neuesten Generation schrieben sie teils wortgenau Werbematerial des Herstellers Bayer ab, priesen die Pille als Mittel gegen Migräne und Akne.
Beide Fälle werfen ein Schlaglicht auf die Kontrazeptiva-Marketingkampagnen der Pharma-Riesen. Die Hersteller lassen fast nichts unversucht, um die Verhütungsmittel als Lifestyle-Medikamente anzupreisen, und dabei Bedenken von Patientinnen wie Gynäkologen über mögliche Nebenwirkungen der Pillen der neuesten Generation zu zerstreuen.
6800 Klagen von betroffenen Patientinnen liegen aktuell in Sammelklagen gebündelt vor Gerichten in den USA, 190 Todesfälle assoziiert die US-Aufsichtsbehörde FDA bislang mit den Pillen von Bayer und zwei weiteren Herstellern. Doch bislang verneinen Bayer wie Merck den Verdacht, dass Yasmin und Nuvaring risikoreicher sind als andere, ältere Verhütungsmittel. Nun droht Bayer kurz vor der Hauptversammlung am Freitag in Köln ein Rückschlag, denn Mediziner aus den USA und Neuseeland haben zwei Studien veröffentlicht, in denen erstmals gesammelte Daten der britischen Gesundheitsbehörden untersucht wurden. Das Ergebnis der Forscher: Verhütungspillen der neuesten Generation, die das künstliche Gestagen-Hormon Drospirenon enthalten, bringen ein um bis zu dreimal höheres Risiko von Thrombosen mit sich als vergleichbare, ältere Pillen. Besonders fatal für Bayers Verteidigung vor Gericht: Die Forscher der angesehenen Boston University haben in ihrer Studie ausdrücklich Frauen mit Vorerkrankungen oder Risikofaktoren wie Übergewicht ausgeschlossen, um eine Verfälschung der Daten zu vermeiden. Benedikt Fuest

Antibabypillen

CBG Redaktion

21. April 2011, Aargauer Zeitung

Keine Rüge für Schweizer Fernsehen

Beschwerde gegen Sendungen um «Yasmin»-Pille abgewiesen

Das SF-Nachrichtenmagazin «10vor10» hat mit seinen Berichten über mögliche Nebenwirkungen der Antibabypille «Yasmin» das Sachgerechtigkeitsgebot nicht verletzt. Mit dieser Feststellung stützt das Bundesgericht einen Entscheid der Unabhängigen Beschwerdeinstanz (UBI).

Die UBI hatte letzten Sommer eine Beschwerde der «Yasmin»- Herstellerin Bayer (Schweiz) AG gegen die Berichterstattung in der Sendung «10vor10» abgelehnt. Damit mochte sich das Pharmaunternehmen aber nicht abfinden, und es zog den Fall vors Bundesgericht.
Auch hier blitzte die Bayer (Schweiz) AG ab, soweit das Bundesgericht auf die Beschwerde eintrat. Nach dem am Donnerstag veröffentlichten Urteil muss die Firma die Gerichtskosten in Höhe von 3000 Franken übernehmen.
Im Mai 2009 hatte «10vor10» des Schweizer Fernsehens über ein damals 16-jähriges Mädchen berichtet, das nach der Einnahme von «Yasmin» eine Lungenembolie erlitt und seither schwer behindert ist. Von diesem Fall ausgehend, machte das Nachrichtenmagazin in zwei weiteren Sendungen mögliche Nebenwirkungen von Verhütungsmitteln zum Thema.

«Manipulative» Berichte
Bayer (Schweiz) AG kritisierte in der Folge, dass die «manipulativen» Berichte fälschlicherweise den Eindruck erweckten, «Yasmin» sei besonders gefährlich. Das gesetzlich verankerte Sachgerechtigkeitsgebot sei deshalb verletzt worden. Wie die UBI kam das Bundesgericht nun aber zum Schluss, dass dies nicht der Fall war.
In den Sendungen sei nicht behauptet worden, dass «Yasmin» gefährlicher sei als andere Verhütungspillen. Vielmehr sei die Frage aufgeworfen worden, ob dies der Fall sei. Die Beschwerdeführerin habe wiederholt die Gelegenheit gehabt, sich zu den Vorwürfen zu äussern, befanden die Bundesrichter. Im Übrigen habe «10vor10» darauf hingewiesen, dass auch andere Antibabypillen Nebenwirkungen verursachen könnten.

Kritischer Standpunkt erkennbar
Die Bundesrichter räumen zwar ein, dass «10vor10» einzelne Elemente auf tendenziöse Weise hinterfragt habe. Doch auch in diesem Fall sei für das Publikum der anwaltschaftliche, kritische Standpunkt der Sendungen erkennbar gewesen.
«Zusammengefasst ergibt sich, dass die umstrittenen Beiträge als Gesamtes in einzelnen Punkten allenfalls anders und möglicherweise auch besser hätten gestaltet werden können», heisst es in der Urteilsbegründung. Dies genüge jedoch nicht, um ein aufsichtsrechtliches Einschreiten der UBI zu rechtfertigen.

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[Biopiraterie] STICHWORT BAYER 02/2011

CBG Redaktion

Biopirat BAYER: Naturstoffe als billige Ressource

Die Fanggründe des BAYER-Konzerns reichen von China über Kenia und Madagaskar bis in die Untiefen der Weltmeere. Als Beute fährt der Multi hauptsächlich Rohstoffe zur Produktion von Pharmazeutika und Kosmetika ein.

„Unser Plan: Weltweit als Spezialist für natürliche Inhaltsstoffe aus tropischen Pflanzen zu gelten, die in Arzneien, Kosmetika und Beauty-Produkten Anwendung finden“ - diese Unternehmensphilosophie verkündet die französische BAYER-Tochter SERDEX auf ihrer Homepage. Um den Plan zu erfüllen, hat die Firma bereits 2.000 Tropen-Pflanzen gesammelt, analysiert und ihrer Substanz-Bibliothek zugeführt. Als „das Resultat vieler Jahre Forschungsarbeit in Ostafrika und besonders Madagaskar“ bezeichnet der Betrieb seine „Ethno-Botanik“-Kollektion stolz.

In Madagaskar fanden Konzern-Beschäftigte auch den asiatischen Wassernabel, lateinisch: Centella Asiatica, der seit langem in der traditionellen chinesischen und indischen Medizin zum Einsatz kommt. SERDEX hat es allerdings mehr auf die ebenfalls altbekannten hautpflegerischen Wirkungen abgesehen. Und diese entfaltet die Pflanze wie die heilende Effekte nur „in der freien Wildbahn“, weil sie dort ihr Überleben sichern. Eine Nachzucht ist nicht möglich. Darum hat die BAYER-Tochter eine eigene Niederlassung in Morarano. Dort beauftragt sie Subunternehmer mit dem Sammeln des Wassernabels. Anschließend presst SERDEX die Blätter aus und gewinnt aus 140 Kilogramm ein Kilogramm verwertbaren Extraktes. Nach einem Reinigungsprozess und weiteren Bearbeitungsschritten entsteht dann das Endprodukt.

Das trägt zwar noch den Namen des natürlichen Inhaltsstoffs Madecassoside, gehört nun aber offiziell SERDEX. Die Firma hat sich nämlich gleich fünf hautpflegerische Wirkungen der Substanz patentieren lassen und kann sie deshalb entsprechend teuer an Kosmetik-Konzerne wie L‘OREAL verkaufen. Auch auf Ambiaty, ein Extrakt aus der vom Aussterben bedrohten madagassischen Vernonia-Pflanze, hat der BAYER-Ableger Eigentumsrechte geltend gemacht.

Diese privatwirtschaftliche Aneignung des natürlichen Reichtums der Erde bereitet dem Konzern keinerlei Probleme. SERDEX zahle den „marktüblichen Preis“ für die Pflanze, verlautet aus der Zentrale. Damit nicht genug, betätigt sich das Unternehmen nach eigenen Angaben auch noch als Wohltäter und unterstützt vor Ort ein Schulprojekt. Vollmundig bekennt es sich zu „Fair Trade“ und zur „Nachhaltigen Entwicklung“ und ist überzeugt vom positiven Effekt seiner wirtschaftlichen Aktivitäten auf die Umwelt und die Lebensbedingungen der Menschen in Morarano.

Der „African Center for Biosafety“ (ACB) beurteilt das Wirken der Gesellschaft anders. Die Organisation wirft SERDEX vor, einfach eine lang bekannte afrikanische Praxis mit einem Patent belegt zu haben. „Patente können nur für neue Ideen und Innovationen vergeben werden. Uraltes traditionelles Wissen kann niemals patentiert werden. Um der Patent-Gesetzgebung zu genügen, musste das traditionelle Wissen erst arglistig in einen wissenschaftlichen Jargon überführt werden, der es dann als Innovation ausweist“, erklärt die ACB-Leiterin Mariam Mayet. Zudem kritisierte sie die wundersame Preissteigerung von Ambiaty auf dem Weg „out of Africa and back again“. Ein ganzes Jahresgehalt müssten die MadagassInnen für ein bisschen Ambiaty-Creme aufbringen.

Aber nicht nur mit Ambiaty und Madecassoside macht SERDEX gute Geschäfte. Neben der Herstellung von freiverkäuflichen Arzneien vermarktet das Unternehmen zusätzlich noch Substrate aus einer chinesischen Ginseng-Pflanze für kosmetische und medizinische Zwecke. Und die Mutter-Gesellschaft selber betätigt sich ebenfalls mit großem Erfolg als Biopirat. So produziert der Pharma-Riese sein Diabetes-Mittel GLUCOBAY mit Hilfe des Bakterium-Stammes Actinoplanes SE50, den er aus dem kenianischen Ruiru-See gefischt hat. Zu einem Umsatz von 315 Millionen Euro verhalfen die fleißigen Bakterien dem Präparat im Geschäftsjahr 2009.

Der Leverkusener Multi bricht jedoch nicht nur in Afrika zu Expeditionen auf. In China beauftragte er BotanikerInnen vom Kunming-Institut damit, die heimischen Wälder nach verwertbaren Naturstoffen zu durchforsten. Zweimal sind sie schon fündig geworden - die Substanzen befinden sich bereits in der klinischen Erprobung. Und auf der Suche nach kostbaren Rohstoffen begibt sich der Konzern sogar auf Tauchstation: Gemeinsam mit dem Unternehmen MAGELLAN BIOSCIENCE GRUPPE INC. schaut er sich in den Weltmeeren nach Mikroorganismen um, deren Abwehrstoffe sich zur Herstellung neuer Pestizide eignen.

Der Handel mit solchen Substanzen aus genetischen Ressourcen hat eine große wirtschaftliche Bedeutung. 2005 betrug allein der globale Umsatz mit Medikamenten, die aus der Natur-Apotheke stammen, 37,2 Milliarden Dollar. China als das Land mit den reichhaltigsten Vorkommen führte von 1991 bis 2003 jedes Jahr durchschnittlich eine Menge von 150.600 Tonnen an pflanzlichen Rohstoffen für Arzneien aus; der Wert dieser Phytopharmaka-Exporte betrug 266 Millionen Dollar.

Völlig unreguliert dürfen diese Geschäfte seit einiger Zeit nicht mehr ablaufen. Die 1992 auf dem Umweltgipfel von Rio verabschiedete Biodiversitäts-Konvention der UN hat Bestimmungen für den Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Menschheit erlassen. „Die Ziele dieses Übereinkommens (...) sind die Erhaltung der biologischen Vielfalt, die nachhaltige Nutzung ihrer Bestandteile und die ausgewogene und gerechte Aufteilung der sich aus der Nutzung der genetischen Ressourcen ergebenden Vorteile“, heißt es in dem Papier. Eine solche „ausgewogene und gerechte Aufteilung“ hat der Leverkusener Multi nie vorgenommen. In dem Patent, das er 1995 auf das GLUCOBAY-Fertigungsverfahren angemeldet hat, hielt er es nicht einmal für nötig, auf die kenianische Herkunft des Actinoplanes-Stammes zu verweisen. Darum werfen Mariam Majet und die weiteren Verfasser der Studie „Out of Africa: Mysteries of Access and Benefit Sharing“ dem Pillen-Hersteller und den anderen Plünderern vor, gegen das Artenschutz-Abkommen verstoßen und „eine totale Respektlosigkeit gegenüber afrikanischen Ressourcen“ an den Tag gelegt zu haben. BAYER weist die Anschuldigungen zurück. „Das Original wird nicht genutzt. Was patentiert wurde, ist das Biotechnologie-Produkt“, erklärte die Unternehmenssprecherin Christina Sehnert.

Hier eine Klärung herbeizuführen, ist die UN-Deklaration wenig geeignet. Sie verfügt nämlich über kein Instrumentarium, um die Einhaltung der Richtlinien zu kontrollieren und gegebenenfalls Sanktionen zu verhängen. Und Big Pharma tut alles dafür, dass das auch so bleibt. Während ihr US-Verband PhRMA sogar tatkräftig dabei mithalf, den damaligen US-Präsidenten George Bush sen. von der Ratifizierung des Abkommens abzuhalten, bekennt sich der von BAYER gegründete „Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller“ hierzulande zwar zur Konvention, versucht aber mit allen Mitteln, ihren unverbindlichen Charakter zu erhalten. Die verschiedenen Bundesregierungen haben BAYER & Co. dabei stets tatkräftig unterstützt. Rot-Grün schickte 2001 sogar einen BAYER-Mann als ihren Experten zu einer Sitzung der Konvention über die biologische Vielfalt. Dort wandte sich der Manager dann strikt gegen eindeutige Regularien, die den Zugang zu den Naturstoffen und die finanziellen Ansprüche der Herkunftsländer festlegen. Das stünde der unternehmerischen Freiheit entgegen, so der Konzern-Vertreter in offizieller Mission, der stattdessen freiwillige Vereinbarungen mit den Staaten als Mittel der Wahl empfahl.

Auf der 10. Rio-Nachfolgekonferenz, die letzten Herbst im japanischen Nagoya stattfand, haben sich dann wieder Vertreter aus Philipp Röslers Gesundheitsministerium und aus der EU-Verwaltung als Sachwalter der Industrie-Interessen betätigt. Sie arbeiteten eifrig daran, den Geltungsbereich des Abkommens zu beschränken. Unter der zahlungspflichtigen „Nutzung von genetischen Ressourcen“ wollten die Unterhändler nur den Gebrauch des kompletten Erbgutes verstanden wissen, nicht aber denjenigen einzelner Moleküle oder anderer Bestandteile, damit BAYER weiterhin sagen kann: „Wir haben das Original nicht genutzt“. Und Krankheitserreger, die sich zur Produktion von Impfstoffen eignen, sollten nach Ansicht dieser Emissäre ebenfalls nicht unter die Nutzungsbestimmungen fallen. Die bundesdeutschen Gesundheitsministranten setzten sich so hartnäckig für eine solche Ausnahme-Regelung ein, dass die gesamten Verhandlungen zu scheitern drohten. Das FORUM UMWELT & ENTWICKLUNG sah sich deshalb sogar zu einem Offenen Brief an Minister Rösler gezwungen. „Hören Sie auf, als Anwalt der Pharma-Industrie den internationalen Umweltschutz zu gefährden! Geben Sie die extreme Definition von Ausnahmefällen für Pathogene in den Nagoya-Verhandlungen auf, mit denen Ihr Ministerium Deutschland und Europa international isoliert hat“, mit diesen Worten forderte das Forum den FDP-Politiker zur Umkehr auf.

Der Appell hat schließlich Wirkung gezeigt. Auch mit der engen Definition von genetischen Ressourcen konnten sich die reichen Staaten nicht durchsetzen. Zudem mussten sie eine Verschärfung des Passus‘ zum finanziellen Ausgleich akzeptieren. Trotzdem ziehen Michael Frein, Mitglied des Forum-Leitungskreises und Referent beim evangelischen Entwicklungsdienst, und der Biodiversitätsexperte Hartmut Meyer keine positive Bilanz. „Die Entwicklungsländer stehen nicht ganz mit leeren Händen dar, das Ergebnis ist jedoch weit von ihren Zielen entfernt und spiegelt sehr viel deutlicher die Interessen der Industrieländer“, schreiben die beiden im Rundbrief des Forums. Das Abschluss-Dokument enthalte zwar einige gute Ansätze, betonte Michael Frein gegenüber Stichwort BAYER, aber ob es wirklich gegen Biopiraterie wirke, sei „abhängig von der Umsetzung“. Und da zeigte sich Frein eher skeptisch, weil Nagoya die Implementierung der Beschlüsse ins Belieben der Unterzeichner-Nationen gestellt hat. BAYERs Beutezüge dürften also einstweilen weitergehen.

Die Biopiraterie-Kampagne wird von der Stiftung Umverteilen! unterstützt

[Carbendazim] Pestizide

CBG Redaktion

taz - 15. April 2011

EU erlaubt gefährliches Ackergift

LANDWIRTSCHAFT Nach den künftigen Regeln der EU darf Carbendazim nicht zugelassen werden. Deshalb genehmigen es die Behörden nun - bevor das neue Recht in Kraft tritt

VON JOST MAURIN

„Giftig für Wasserorganismen“, „Kann das Kind im Mutterleib schädigen“, „Kann vererbbare Schäden verursachen“ - die Warnhinweise des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit zu Pestiziden mit dem Wirkstoff Carbendazim klingen beunruhigend. Trotz dieser Gefahren haben die EU-Agrarminister am Donnerstag den Weg dafür frei gemacht, die Chemikalie für weitere dreieinhalb Jahre als Pflanzenschutzmittel zu erlauben.

Die Ressortchefs konnten bei einem Treffen in Luxemburg weder für noch gegen die Zulassung eine genügende Mehrheit erreichen, wie ein EU-Diplomat sagte. Nun muss die Europäische Kommission entscheiden, die sich für die Genehmigung ausgesprochen hatte. Die neue Lizenz für Carbendazim wird voraussichtlich am 1. Juni in Kraft treten.

Dabei gehört die Chemikalie dem Verein Pestizid-Aktionsnetzwerk (PAN) zufolge zu den rund 25 besonders gefährlichen Stoffen, die nach den ab 14. Juni gültigen Regeln der EU keine Genehmigung erhalten dürften - eben weil diese Chemikalien laut Kommission das Erbgut verändern und die Fortpflanzungsfähigkeit beeinträchtigen können.

„Um sich vor den strengeren Regeln zu drücken, schaffen Industrie und Behörden jetzt schnell Tatsachen“, kritisierte PAN-Sprecherin Susanne Smolka. Und Carbendazim könnte nur der Anfang sein: Smolka befürchtet, dass die EU weitere Ausnahmegenehmigungen erteilt, die das neue Recht aushöhlen. Die EU-Kommission bestreitet solche Vorwürfe. In einem Entwurf für die neue Carbendazim-Genehmigung schreibt sie, dass sowohl Deutschland als auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit „annehmbare Anwendungen“ für den Stoff sähen. Um zu diesem Schluss zu kommen, hätten sie Studien der Chemiebranche ausgewertet.

Allerdings will die Kommission den Einsatz von Carbendazim wie bisher darauf beschränken, Pilzkrankheiten in Getreide, Mais, Rapssamen, Zucker- und Futterrüben zu bekämpfen. Denn nur bei diesen Pflanzen hätten die Behörden die Wirkung untersucht. Die Chemikalie solle auch nicht aus der Luft oder aus tragbaren Spritzen aufs Feld gesprüht werden dürfen. Und Bauern müssten bei der Anwendung Schutzkleidung tragen. Außerdem sollten die EU-Staaten verbieten, Carbendazim-haltige Pestizide in der Nähe etwa von Flüssen oder Seen auszubringen.

Umweltschützer weisen jedoch darauf hin, dass solche Vorschriften in der Praxis immer wieder verletzt werden. PAN-Expertin Smolka hält es auch nicht für nötig, Risiken durch das Pestizid einzugehen. „Es gibt Alternativen“, sagt sie. Die Biolandwirtschaft komme schließlich völlig ohne chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel aus. Vielen Landwirten seien jedoch die Erträge im Ökolandbau zu gering.

Dass es vor allem um Geld geht, bestätigt auch Henning Götzke, Marketingleiter des Pestizidherstellers Stähler. Das niedersächsische Unternehmen kauft Carbendazim von Chemikonzernen wie DuPont oder Bayer als Zutat für Pflanzenschutzmittel.

Auf die Frage, warum seine Firma trotz der vergleichsweise großen Gefährlichkeit an dem Stoff festhalte, antwortet er: „Carbendazim hat einfach eine gute Leistung.“ Pro Hektar seien nur wenige Milliliter nötig. „Das ist ja auch gut für die Umwelt“, sagt Götzke - und billig für die Landwirte.

[Duogynon] Gegenanträge Bayer HV

CBG Redaktion

12. April 2011

Duogynon-Opfer reichen Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung ein

Die Opfer des hormonalen Schwangerschaftstests Duogynon haben einen Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung eingereicht. Wörtlich heißt es darin:

Bereits in den 80er Jahren wurde durch Tierversuche nachgewiesen, dass Duogynon fruchtschädigend wirkt. Schering soll laut Auskunft ehemaliger Mitarbeiter selbst entsprechende Tierversuche durchgeführt haben. Die Ergebnisse dieser Tierversuche werden jedoch offensichtlich unter Verschluss gehalten. Die Existenz dieser Tierversuche wurde von Bayer – bisher jedenfalls – nicht bestritten. Über den Pressesprecher des Unternehmens wurde stets verkündet, dass ein Zusammenhang zwischen den Missbildungen der Föten und der Duogynon®-Einnahme der Mütter nicht positiv habe festgestellt werden können. Vor diesem Hintergrund kann man es den betroffenen Geschädigten aber auch der gesamten Öffentlichkeit nicht plausibel machen, warum denn dann das Unternehmen die Akten nicht offenlegt. Es ist bekannt, dass die Frage der Offenlegung der Akten zu Duogynon auch unternehmensintern kontrovers diskutiert wird.

=> Bitte lesen Sie hier den vollständigen Gegenantrag
=> alle Infos zur Hauptversammlung

[Tierversuche] Tierversuche bei BAYER

CBG Redaktion

11. April 2011

Gegenanträge der People for the Ethical Treatment of Animals (Peta) zur Hauptversammlung am 29. April 2011

BAYER Aktiengesellschaft
Gebäude Q 26 (Rechtsabteilung)
Kaiser-Wilhelm-Allee
51368 Leverkusen

Hiermit zeige ich an, dass ich zu den Punkten 2 und 3 der Tagesordnung den Vorschlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widerspreche und die anderen Aktionäre veranlassen werde, für die folgenden Gegenanträge zu stimmen. Um Mitteilung dieser Gegenanträge sowie der Begründungen darf ich gemäß §§ 125, 126 AktG bitten.

Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet

Begründung: In der Folge einer kürzlich erfolgten Undercover-Recherche in dem in den USA ansässigen Vertragslabor Professional Laboratory and Research Services, Inc. (PLRS), wo Tiere schwer misshandelt wurden und weit über das Maß der beauftragten Tests hinaus litten, gab Bayer zu, PLRS beauftragt zu haben, eine dreimonatige Studie an Hunden während des Zeitraumes der Ermittlung durchzuführen. In einer vom 15. September 2010 datierenden E-Mail schrieben die Vorsitzenden von Bayer Liam Condon1 und Helmut Schäfers2 an eine besorgte Person: „In dem im Video genannten Zeitraum wurde von November 2009 bis Februar 2010 eine drei-monatige Studie an Hunden durchgeführt.“

Die Bayer-Grundsätze zu Tierschutz und Tierversuchen besagen explizit, dass Tiere, die von dem Unternehmen für Experimente verwendet werden, unter Einhaltung von „allen nationalen, zwischenstaatlichen und lokalen Gesetzen und Bestimmungen“3 „unter fachgemäßen Bedingungen“4 gehalten und „respektvoll“5 behandelt werden. Die Grundsätze bestätigen weiterhin: „Es wird nur ausgebildetes und qualifiziertes Personal zur Pflege und Behandlung der Versuchstiere eingesetzt.“6 In dem Absatz zu externen Labors legen die Bayer-Grundsätze zu Tierschutz und Tierversuchen fest: „Mit Tierversuchen, die wir nicht selbst durchführen, beauftragen wir nur solche externen Vertragslabors, deren Arbeit mit unseren Grundsätzen in Einklang steht.“7

Dennoch zeigte Dokumentations- und Videomaterial8 von der Recherche bei PLRS als eindeutige Verstöße gegen die Grundsätze von Bayer, dass:

· kranken und verletzten Tieren regelmäßig tierärztliche Versorgung verweigert wurde;
· ein unzureichend anästhetisierter Hund strampelte, während ein ungelernter Mitarbeiter ihm mit einer Zange einen Zahn zog;
· Katzen in Käfige geworfen wurden;
· Katzen und Hunde mit Hochdruckreinigern, die Bleichmittel, Seife und Wasser enthielten, abgespritzt wurden;
· Mitarbeiter die Tiere obszön beschimpften, während sie die Tiere umherzerrten, schmissen und traten;
· ein Angestellter mehrmals versuchte, die Krallen einer Katze herauszureißen, indem er die Katze gegen einen Gitterzaun drückte, so dass die Katze sich an die Abzäunung krallte, und er die Katze dann von der Abzäunung riss;
· die Räume, in denen die Tiere untergebracht waren, verdreckt und ohrenbetäubend laut waren.

Ein erster Ermittlungsbericht9, der vom US-Landwirtschaftsministerium (USDA) – jener Regierungsbehörde, die dafür zuständig ist, sicherzustellen, dass Mindesttierschutzstandards in US-Laboren eingehalten werden – eingereicht wurde, bestätigt ernsthafte Gesundheitsprobleme bei den Tieren und unterdurchschnittlich schlechte Haltungsbedingungen bei PLRS; eine umfassende Untersuchung läuft zur Zeit noch, das Labor hat mittlerweile geschlossen.

Bayer hat die Möglichkeiten und die Verpflichtung, dafür zu sorgen, dass kein Tier unter mangelnder tierärztlicher Versorgung, schlechter Haltung oder ausgesprochener Misshandlung leidet. Zudem hat Bayer eine ethische und finanzielle Verpflichtung, zu gewährleisten, dass eine minimale Anzahl an Tieren verwendet wird und die bestmögliche Forschung in der Produktentwicklung angewendet wird.4

Der Vorstand trägt die Verantwortung für die oben beschriebenen Missstände und soll daher nicht entlastet werden. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der People for the Ethical Treatment of Animals unter www.peta.de.

Gegenantrag zu TOP 3: Der Aufsichtsrat wird nicht entlastet

Begründung: Bayer hat keine globale Selbstverpflichtung ausgesprochen, die Verwendung veralteter Tierversuche für Fälle, wo validierte tierfreie Alternativen vorhanden sind, gänzlich auslaufen zu lassen.

Dutzende moderne tierfreie Testmethoden wurden von zuständigen Behörden in den USA, der Europäischen Union, Japan, Kanada und andernorts auf der Welt validiert. Diese Methoden werden als vollständiger Ersatz für traditionelle, tier-basierte Toxizitätstests anerkannt. Diese Alternativen sind im Allgemeinen schneller, sensitiver, sicherer für den Verbraucher und günstiger als die traditionellen Tierversuche. In den EU-Ländern, in denen Bayer tätig ist, sind Unternehmen vom Gesetz her verpflichtet, diese Alternativ-Testmethoden anstelle von Tierversuchen zu verwenden.

In den traditionellen Tierversuchen, von denen Bayer Gebrauch macht, werden Ratten, Meerschweinchen und Kaninchen rasiert, fixiert und reizende Chemikalien werden auf ihre nackte Haut aufgetragen. Bei einem anderen Versuch werden Kaninchen in speziellen Vorrichtungen fixiert und ihnen werden Chemikalien injiziert. Sie können Auswirkungen von Fieber über Atembeschwerden bis zu Kreislauf- und Organversagen – und sogar einen tödlichen Schock – erleiden. Bei Bayers oralen Toxizitätstests werden Hunde, Mäuse und Ratten dazu gezwungen, gewaltige Mengen einer Testchemikalie zu schlucken. Die Tiere können akute Bauchschmerzen, Durchfall, Krämpfe, Anfälle, Lähmungen und Blutungen aus Nase, Mund und Genitalien durchleiden, bevor sie letztendlich sterben.

Akkurate, humane, tierfreie Methoden stehen zur Verfügung, um diese Tests zu ersetzen. Die globale Einführung von tierfreien Testmethoden, die wissenschaftlich validiert wurden und als für die menschliche Gesundheit relevant erachtet werden, in allen Bayer-Anlagen und Vertragslaboren wird dem Unternehmen dabei helfen, die Verwendung von Mäusen, Ratten, Meerschweinchen, Kaninchen und anderen Tieren in schmerzhaften, veralteten Versuchen zu reduzieren und gleichzeitig die Sicherheit von Bayer-Produkten zu gewährleisten.

Der Aufsichtsrat hat keine ausreichenden Schritte unternommen, den gewaltigen Einsatz von Tieren in schmerzvollen und antiquierten Versuchen durch das Unternehmen zu vermindern, weshalb ihm die Entlastung zu verweigern ist.

Harald Ullmann
PETA Deutschland e.V., Benzstraße 1, 70839 Gerlingen

Fußnoten:
1 Geschäftsführer Bayer Vita GmbH
2 Leiter Unternehmenskommunikation
3 http:www.tierversuche.bayer.de/de/bayer-grundsaetze.aspx
4 Ibid.
5 Ibid.
6 Ibid.
7 Ibid.
8 http:
www.peta.de/plrsstoptierversuche
9 http://acissearch.aphis.usda.gov/LPASearch/faces/pdfpage.jspx?custid=827

Bienensterben

CBG Redaktion

Aufruf und Einladung zur

Imker-Demo in Köln

a n d e r H a u p t v e r s a m m l u n g d e r B A Y E R A G

F r e i t a g 2 9. A p r i l 2 0 1 1

8 bis 12 Uhr · Eingang Nord / Köln-Messe · Mülheimer Straße

BAYER - Gift für Bienen
ist das Motto der Demonstration. Bienen und deren Probleme:
Dem Vorstand der BAYER AG und aber auch den Aktionären, wollen wir ein Zeichen setzen. Das weltweite Bienensterben fördert den Ruf dieses Konzerns nicht. Deshalb sollen die Proteste der Imker das verstärken. Den Aktionären wollen wir deutlich machen – die Verantwortung und Moral kann man nicht am Bankschalter abgeben.

Stopp dem Bienensterben. Systemische Gifte gehören nicht in unser Lebensumfeld.
Wer zahlt den Schaden der Imker und an der Umwelt?

Viele Imker machen bitte mit.
Bitte sendet uns per Email – wer teilnimmt – an: info@berufsimker.de

Bei der Mitgliederversammlung im Januar 2011 in Soltau, haben die Mitglieder des DBIB eine Demonstration in Köln beschlossen. Schluss mit dem Bienensterben. An der Jahresversammlung 2011 der BAYER AG werden die Imker intensiv protestieren.

Imker kommt bitte - in weißer Imker-Kleidung - und Zubehör.

Manfred Hederer, Präsident, DBIB

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Veranstalter: Deutscher Berufs und Erwerbs Imker Bund e.V. (gegr.1928 in Soltau)
Hofstattstrasse 22a • 86919 Utting · info@berufsimker.de   www.berufsimker.de
Fon +49 8806 924 509 · Handy +49 (0) 172 820 64 59 · Fax +49 (0) 88 06 924 972
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Bitte - an alle Freunde der Bienen – kommt zu uns und unterstützt die Imker.

[Bienensterben] Gegenanträge Bayer HV

CBG Redaktion

Presse Info vom 7. April 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

BAYER-Hauptversammlung am 29. April:

Gegenantrag zu Bienensterben durch BAYER-Pestizide

Die von BAYER hergestellten Pestizide Imidacloprid und Clothianidin sind für Bienensterben in aller Welt mitverantwortlich. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren weist bereits seit den 90er Jahren darauf hin, dass Agrargifte eine große Gefahr für Bienen und Wildinsekten darstellen. Obwohl die Pestizide in mehreren Ländern verboten wurden, stellt BAYER den Verkauf nicht ein. Wegen der verringerten Bestäubung gerät die Ernährungssicherheit weltweit in Gefahr.
Anfang März veröffentlichte die UN-Umweltbehörde UNEP einen Bericht zu Bienensterben in aller Welt. Die BAYER-Pestizide Poncho (Clothianidin) und Gaucho (Imidacloprid) aus der Substanzklasse der Neonicotinoide werden darin als Bedrohung zahlreicher Tiere bezeichnet. Wörtlich heißt es in der Untersuchung: „Systemische Insektizide, die zur Behandlung von Saatgut verwendet werden, wandern von den Wurzeln in die gesamte Pflanze und in die Blüten. Dadurch können bestäubende Insekten chronisch vergiftet werden. Eine Reihe von Studien belegen die hohe Toxizität von Wirkstoffen wie Imidacloprid, Clothianidin und Thiamethoxam für Tiere wie Katzen, Fische, Hasen, Vögel und Regenwürmer. Laboruntersuchungen zeigen, dass diese Chemikalien zu einem Verlust des Orientierungssinnes, einer Beeinträchtigung von Gedächtnis und Gehirnleistung sowie einer erhöhten Sterblichkeit führen“.

Die Wirkung von Clothianidin zeigte sich besonders eindringlich im Frühjahr 2008: Das Insektizid bewirkte in Süddeutschland das größte Bienensterben der vergangenen Jahrzehnte. Die Vergiftung erfolgte über behandeltes Mais-Saatgut und Verwehungen des staubförmigen Wirkstoffes auf benachbarte Äcker. Dennoch werden Poncho und Gaucho in der Landwirtschaft und im Gartenbau weiterhin eingesetzt. In Deutschland gingen dadurch im letzten Jahr etwa ein Viertel bis ein Drittel der Bienenvölker verloren. Zeitgleich verschwanden in vielen Regionen Wildbienen, Schmetterlinge und sonstige Nutzinsekten.
Im vergangenen Herbst gelangte eine interne Bewertung der US-Umweltbehörde EPA in die Öffentlichkeit. Darin werden die von BAYER vorgelegten Studien, die eine Ungefährlichkeit von Clothianidin belegen sollen, als „unzureichend“ bezeichnet. Dem EPA-Memorandum zufolge besteht besonders für Honigbienen ein großes Risiko. Da die in den USA bislang gültige vorläufige Zulassung auf eben diesen Studien beruht, haben amerikanische Umwelt- und Imkerverbände einen Entzug der Zulassung gefordert. Um diese Forderung zu untermauern, wurden 1,2 Millionen Unterschriften gesammelt.

Jüngste Forschungsergebnisse des Toxikologen Dr. Henk Tennekes belegen die Kritik. In dem Buch A disaster in the making weist Dr. Tennekes nach, dass die Langzeitrisiken von Neonicotinoiden weitaus größer sind, als bislang angenommen. Tennekes wörtlich: "Das Risiko von Pestiziden wie Imidacloprid und Thiacloprid wird wahrscheinlich enorm unterschätzt. Die bislang gültigen Grenzwerte wurden weitgehend aus Kurzzeit-Tests abgeleitet, die zudem von der Industrie selbst durchgeführt wurden. Würde man Langzeit-Versuche durchführen, könnten schon bei wesentlich geringeren Konzentrationen verheerende Schäden auftreten. Damit kann erklärt werden, wieso schon geringe Mengen Imidacloprid längerfristig Bienensterben verursachen können“.

Dr. Tennekes fordert ein unverzügliches Verbot der Mittel: „Die Firma BAYER ist verantwortlich für eine drohende Umweltkatastrophe. Ein Verbot neonicotinoider Insektizide ist aus meiner Sicht dringend erforderlich, um weitere Bienen- und Vogelsterben abzuwenden“.

Auch die im vergangenen Sommer von italienischen Wissenschaftlern veröffentlichte Studie The puzzle of honey bee losses kommt zu dem Schluss, dass der Einfluss von Pestiziden für das weltweite Bienensterben unterschätzt wird und dass Forscher, die von der Chemie-Industrie finanziert werden, die Risiken oftmals bewusst ignorieren.

Neonicotinoide können wegen ihrer hohen Persistenz mehrere Jahren im Boden verbleiben. Selbst unbehandelte Pflanzen, auf deren Feldern die Substanzen in den Vorjahren eingesetzt wurden, können die im Boden befindlichen Giftstoffe über die Wurzeln aufnehmen und eine für Bienen gefährliche Konzentration enthalten.

Das Sterben der Bienen hat weitreichende Folgen für die weltweite Ökologie, aber auch für die Welternährungsgrundlagen. Bienen haben zentrale Bedeutung für die Bestäubung zahlreicher Pflanzen. Obwohl BAYER seit vielen Jahren auf die Ursachen hingewiesen wird und weltweit die Proteste Jahr für Jahr zunehmen, handelt der Konzern aus reinen Profitgründen nicht, sondern versucht immer wieder, von seiner Verantwortung abzulenken.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert wegen der Risiken für Bienen einen Verkaufs-Stopp für Gaucho und Poncho. In den hohen Umsatzzahlen von rund 800 Mio Euro ist der Grund zu sehen, weswegen sich BAYER trotz der gravierenden Umweltschäden mit Händen und Füßen gegen weitere Anwendungsverbote wehrt. Der Aufsichtsrat trägt hierfür eine Mitverantwortung.

Weitere Informationen zu Bienensterben