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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

[Klage US] Diskriminierung

CBG Redaktion

26. Mai 2011, n-tv

„Vielen Dank für diese Bluse“

Mitarbeiterinnen verklagen Bayer

Die Welle teurer Diskriminierungsklagen in den USA trifft auch Bayer. Sechs Frauen bezichtigen die US-Tochter des deutschen Pharmakonzerns, Männer bei der Bezahlung und Beförderung zu bevorzugen. Außerdem werfen sie männlichen Kollegen sexuelle Belästigung vor. Einige der Klägerinnen haben Führungspositionen inne.

In den USA gehen zwei weitere Mitarbeiterinnen wegen angeblicher Diskriminierung gegen Deutschlands größten Pharmakonzern Bayer vor. Damit steige die Anzahl ehemaliger und derzeitiger Beschäftigter, die Bayer verklagen, auf insgesamt acht, teilte die Anwaltskanzlei der Frauen mit.
Die Klägerinnen werfen dem Pharma- und Chemieunternehmen in einer Sammelklage unter anderem vor, sie bei der Bezahlung und Beförderungen benachteiligt zu haben und überdies Schwangere und Mütter unter Druck zu setzen. Die Frauen fordern 100 Mio. Dollar Schadenersatz. Die Klage wurde am Bundesgericht von New Jersey eingereicht.
„Bayer benachteiligt seine weiblichen Angestellten systematisch - besonders die mit familiären Verpflichtungen“, sagte Anwältin Katherine Kimpel. Bayer wies die Anschuldigungen zurück und kündigte an, sich mit allen Mitteln gegen die Vorwürfe zu wehren.

„Bist du dumm?“
Die Anwaltskanzlei Sanford Wittels & Heisler ist keine Unbekannte in Diskriminierungsklagen. In einem ähnlichen Fall hatte sie dem Schweizer Pharmakonzern Novartis vor knapp einem Jahr in einem Vergleich 175 Mio. Dollar abgetrotzt.
Das Gericht wird sich im Bayer-Fall wohl auch über verbale Anzüglichkeiten gegenüber den Mitarbeiterinnen ein Urteil bilden müssen. Eine Frau erklärte, ihr Vorgesetzter habe sie „schwierig“ genannt und auf Fragen bei der Arbeit geantwortet: „Bist du dumm?“ Eine andere Mitarbeiterin berichtete, ihr Chef habe wiederholt anstößige Bemerkungen gemacht, etwa: „Vielen Dank, dass Sie heute diese Bluse angezogen haben.“
Nach Angaben der Anwaltskanzlei sind die Klägerinnen ehemalige Beschäftigte oder arbeiten noch bei Bayer in den USA in Führungspositionen. Der Konzern mit Sitz in Leverkusen beschäftigt in Nordamerika nach eigenen Angaben insgesamt 16.400 Menschen an mehreren Standorten.

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[CO Pipeline] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Presse Information vom 25. Mai 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

„Unseliges Projekt jetzt beerdigen!“

Verwaltungsgericht stoppt CO-Pipeline von BAYER

Das Verwaltungsgericht Düsseldorf entschied heute, dass die Genehmigung der Kohlenmonoxid-Pipeline zwischen Dormagen und Krefeld rechtswidrig ist, weil die Erdbebensicherheit des Projekts nicht ausreichend geprüft wurde. Die Pipeline darf somit nicht in Betrieb genommen werden. Ein Gutachten des Kreises Mettmann war zu dem Ergebnis gekommen, dass mehr als 140.000 Menschen durch einen Bruch der Leitung gefährdet sind.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), die die Bürgerproteste Anfang 2006 initiiert hatte, fordert nun ein Ende des Projekts: „Wir beglückwünschen die Kläger und die Bürgerinitiativen zu diesem großen Erfolg! Nun ist der Moment gekommen, dieses unselige Vorhaben zu beerdigen. Statt das Krefelder Werk von Dormagen aus zu versorgen, kann BAYER die sowieso benötigte neue CO-Produktionsanlage in Krefeld bauen und auf die Pipeline verzichten“, so Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG.

Die Inbetriebnahme der Leitung ist seit Jahren ausgesetzt, da das Oberverwaltungsgericht Münster schon im Dezember 2007 erhebliche Zweifel an der Gemeinnützigkeit des Projekts geäußert hatte. Durch den heutigen Gerichtsbeschluss wird sich das Genehmigungsverfahren weiter verzögern. Von Mitarbeitern des Unternehmens war in jüngster Zeit zu hören, dass der BAYER-Vorstand im Fall einer erneuten gerichtlichen Schlappe neu über das Projekt befinden will. Gegen die Pipeline liegen mehr als 40 zusätzliche Klagen vor.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte zur Pipeline mehrfach Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung eingereicht. Zudem wurden von den Bürgerinitiativen entlang der Trasse mehr als 110.000 Unterschriften gesammelt. Die Feuerwehren haben wiederholt darauf hingewiesen, dass sie der Bevölkerung im Fall eines Leitungsbruchs nicht helfen könnten.

Die ursprüngliche Planung von BAYER sah vor, das giftige Gas über 67 km durch dichtbesiedeltes Gebiet zu leiten – ein gefährlicher Präzedenzfall. Die Aussage des Konzerns, wonach „Pipelines sowohl unter Sicherheits- als auch unter Umweltaspekten das beste Transportmittel“ sind, suggeriert, dass durch die Pipeline andere Transporte - z.B. per Schiff oder Lkw - überflüssig werden. Dies wurde auch wiederholt im Landtag oder von Vertretern der IG BCE geäußert. Tatsächlich finden jedoch keine nennenswerten CO-Transporte statt. Nach Auffassung der Coordination gegen BAYER-Gefahren muss das bislang geltende Prinzip, wonach Gefahrstoffe nur am Ort ihrer Verwendung produziert werden, unbedingt erhalten bleiben.

Schon im Dezember 2004 hatte BAYER mit der Firma Linde einen Vertrag über die langfristige Lieferung von CO geschlossen. Die Vereinbarung galt auch für die Belieferung des Krefelder Werks, obwohl zu diesem Zeitpunkt weder das Gesetz im Landtag zum Bau einer Pipeline, geschweige denn eine Genehmigung vorlag. Durch den jüngst angekündigten Bau neuer Kunststoff-Produktionsanlagen in Dormagen fällt dort kein überschüssiges Kohlenmonoxid mehr an, weswegen so oder so eine neue CO-Anlage benötigt wird.

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Pressemitteilung der Stopp Bayer- CO- Pipeline Initiativen
Hilden, 25. Mai 2011

Weiterer Etappensieg zum Stopp der CO - Pipeline

Initiative geht gestärkt in die nächsten Runden

Der Vorsitzende der 3. Kammer des Verwaltungsgericht Düsseldorf Dr. Schwerdtfeger verkündete zunächst die Kostenentscheidung und diese fiel schon deutlich zu Lasten der beklagten Bezirksregierung und der Beigeladenen Bayer aus.

Dass der Planfeststellungsbeschluss als rechtswidrig und nichtvollziehbar beurteilt wurde, bedeutet:

* Baustopp an der gesamten CO – Pipeline; die technische Fertigstellung muss warten und Bilder der vor sich hinrottenden Rohre auf enteignetem Boden werden weiter am Image von Bayer kratzen.
* Der damalige Regierungspräsident Büssow, Bayer als Bauherr und der begutachtende TÜV haben sich bis auf die Knochen blamiert und sind bloßgestellt. Wer es nicht schafft europaweit anerkannte Regeln zur Erdbebensicherheit anzuwenden und zwingend vorgegebene Überprüfungen des Bodens und der oberirdischen Teile - wie Rohrbrücken - für unnötig erachtet und dann in seinen Verlautbarungen noch von einer „sicheren Pipeline“ faselt, hat jegliche Glaubwürdigkeit verspielt.

In anderen Punkten ist das Gericht bei seiner Auffassung aus dem Jahr 2007 geblieben und hat die Klagen zurückgewiesen:

* Das Rohrleitungsgesetz (Enteignungsgesetz) und in der Planbegründung sah es sich durchaus im Gegensatz zu der Auffassung des Oberverwaltungsgerichtes und wollte doch die Enteignungen nicht als rechtwidrig ansehen.

* Auch die fehlende Prüfung von Alternativtrassen spielte keine Rolle genauso wie
* Rost und Mängel an den Rohrleitungen, die von dem Gutachter für unwichtig erklärt wurden. Zitat:“ „Denken Sie daran, wie rostig die Stahlstreben sind, die in Stahlbeton eingebaut werden. Das ändert an der Sicherheit des so entstandenen Gebäude gar nichts.“

Der Vorsitzende wies selbst klar und deutlich auf die unterschiedlichen Rechtsauf-fassungen zu dem nächst instanzlichen Oberverwaltungsgericht hin. Die rechtlichen Prüfungen belassen wir als Initiative weiter vertrauensvoll in den Händen der Kläger und deren hervorragenden Anwälten.

Wir freuen uns, dass wir nun gestärkt in die nächsten Runden im Kampf um Gesundheit, Leben und bürgerliche Rechte der betroffenen Anwohner dieser Giftröhre gehen.
Deshalb verweisen wir auf unser jüngst eingeweihtes Mahnmahl, den Knoten, der sich immer enger um die Giftröhre schließen soll.

Thailand

CBG Redaktion

Auswärtiges Amt
Bundesminister Guido Westerwelle
11013 Berlin
cc: BMZ

24. Mai 2011

Industriegebiet Map Ta Phut / Thailand

Sehr geehrter Herr Westerwelle,

in der Gewerbezone von Map Ta Phut (Thailand) sind auf engstem Raum Öl-Raffinerien, die Kunststoff-Industrie, Pestizid-Hersteller, metallverarbeitende Betriebe, Müllverbrennungs-Anlagen und allein acht Kohlekraftwerke konzentriert. Viele westliche Unternehmen haben dort Fabriken aufgebaut.

Die Umweltprobleme in der Region, vor allem die Luft- und Wasserverschmutzung sowie die Wasserknappheit, sind enorm. Hunderte von Arbeiter wurden vergiftet. In der angrenzenden Provinz Rayong atmen die Menschen einen Cocktail aus giftigen und krebserregenden Chemikalien ein, dessen Konzentration die in westlichen Industrieländern gültigen Grenzwerte um teilweise das 1.000-fache überschreitet. Die Krebsrate liegt weit höher als in jedem anderen Landesteil.

Ende 2009 wurde erstmals ein wichtiger juristischer Erfolg erzielt: das oberste thailändische Gericht ordnete an, dass alle Unternehmen in Map ta Phut Umweltverträglichkeitsprüfungen vorlegen müssen und sich bei den Emissionen an westliche Standards halten müssen. Zudem wurde ein Bau-Stopp für 67 neue Fabriken, darunter zwei der deutschen Firma BAYER, verhängt.

Westliche Unternehmen, auch BAYER, setzten das Land daraufhin mit der Ankündigung unter Druck, künftige Investitionen nach China zu verlagern, wenn die verschärften Umwelt-Bestimmungen nicht gestoppt würden. Ende letzten Jahres wurde der Bau-Stopp dann auf Geheiß der thailändischen Regierung für die meisten Projekte tatsächlich aufgehoben. Aktuell steht nur noch die Genehmigung der zwei giftigsten Fabriken in Frage.

Die Situation vor Ort hat sich jedoch kaum verbessert. Die Emissionen sind weiterhin hoch. Im BAYER-Werk kam es Ende März zu einem Störfall, bei dem große Mengen der giftigen Chemikalie Phenol austraten. Die Fabrik wurde größtenteils geräumt. Auch außerhalb des Werksgeländes wurde Phenol nachgewiesen.

Wir kooperieren vor Ort mit Greenpeace Thailand sowie mit der Initiative Ecological Alert and Recovery Thailand (EARTH), die speziell zur Verseuchung von Map ta Phut arbeitet. Unsere Partner haben uns gebeten, Druck auf die beteiligten Unternehmen auszuüben, den Schadstoff-Ausstoß zu senken. Wir haben daher eine Kampagne gestartet und u.a. in der Hauptversammlung der BAYER AG zum Thema gesprochen sowie die Medien informiert.

Wir möchten Sie in diesem Zusammenhang fragen:

· Ist Ihnen die Umweltproblematik von Map ta Phut bekannt? Stehen Sie hierzu in Kontakt mit der thailändischen Regierung?
· Wie bewerten Sie die Rücknahme des Bau-Stopps von 67 Fabriken mit erhöhtem Schadstoff-Ausstoß?
· Ist die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit oder eine andere deutsche Institution der Entwicklungszusammenarbeit in Map ta Phut tätig?
· Ist die Bundesregierung auf die in Map ta Phut ansässigen deutschen Firmen herangetreten, um eine Verringerung der Emissionen zu erreichen?

Mit herzlichen Grüßen
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

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[Prozess] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Presse Information vom 23. Mai 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Prozess-Auftakt am Verwaltungsgericht Düsseldorf

CO-Pipeline: „Unseliges Projekt jetzt beerdigen!“

Heute beginnt am Düsseldorfer Verwaltungsgericht der Prozess von Anwohnern der Kohlenmonoxid-Pipeline gegen die Genehmigung des Projekts und die damit verbundenen Enteignungen. Die Inbetriebnahme der Giftröhre zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen ist seit Jahren ausgesetzt, da das Oberverwaltungsgericht Münster Ende 2007 erhebliche Zweifel an der Gemeinnützigkeit des Projekts äußerte.

„Nun ist der Moment gekommen, dieses unselige Projekt zu beerdigen. Die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren grundlegend geändert: durch den angekündigten Bau neuer Kunststoff-Produktionsanlagen in Dormagen fällt dort kein überschüssiges Kohlenmonoxid mehr an - im Gegenteil. Statt das Krefelder Werk von Dormagen aus zu versorgen, kann BAYER die sowieso benötigte neue CO-Produktionsanlage in Krefeld bauen und auf die Pipeline vollständig verzichten“, so Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG).

Kohlenmonoxid ist ein tödliches Atemgift, das bislang – wie alle giftigen Gase – nur am Ort seines Verbrauchs produziert werden darf. Im Gefahrenkorridor entlang der Pipeline leben mehr als 140.000 Personen. Die Feuerwehren haben wiederholt darauf hingewiesen, dass sie der Bevölkerung im Fall eines Leitungsbruchs nicht helfen könnten. Nach Auffassung der CBG muss das bislang geltende Prinzip, wonach Gefahrstoffe nur am Ort ihrer Verwendung produziert werden, unbedingt erhalten bleiben.

Gegen die Inbetriebnahme der Pipeline wurden von den Bürgerinitiativen entlang der Trasse mehr als 110.000 Unterschriften gesammelt. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte die Bürgerproteste gegen die Pipeline Anfang 2006 initiiert und hierzu mehrfach Gegenanträge in der BAYER-Hauptversammlung eingereicht.

Unabhängig vom Ausgang des bis Freitag laufenden Verfahrens erhält BAYER weiterhin keine Betriebsgenehmigung, da zunächst das Oberverwaltungsgericht endgültig entscheiden muss. Von Mitarbeitern des Unternehmens ist zu hören, dass der Vorstand des Konzerns bei einer erneuten gerichtlichen Schlappe neu über das Projekt befinden will.

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[AStA Köln] Pharmaforschung

CBG Redaktion

19. Mai 2011

AStA unterstützt Klage zur Offenlegung der Verträge zwischen Bayer und der Uniklinik

Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Uni Köln unterstützt die eingereichte Klage der Coordination gegen Bayergefahren (CBG) zur Einsichtnahme in den Kooperationsvertrag zwischen der Universität zu Köln und der Bayer HealthCare AG beim Verwaltungsgericht Köln. Beide Vertragspartner weigern sich bislang, eine Offenlegung der Verträge zu ermöglichen. AStA und CBG sehen in diesem Verhalten einen Verstoß gegen das geltende Informationsfreiheitsgesetz. Diese Sichtweise wurde auch von dem Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit in NRW geteilt.

„Durch private Förderung, die einer Geheimhaltung unterliegt, sehen wir die freie Forschungsarbeit, unter anderem der Grundlagenforschung, der Uniklinik gefährdet. Was für die Uniklinik gilt, ist auf die gesamte Universität übertragbar. Deswegen fordern wir die Offenlegung sämtlicher Drittmittelverträge an der Uni“, sagt Jonas Thiele 1. AStA Vorsitzender der Uni Köln.

„Immer häufiger werden pharmakologische Studien vom Design, über die Auswertung bis hin zur Publikation von der Industrie kontrolliert. Um den wirtschaftlichen Erfolg eines Medikamentes nicht zu gefährden, verschwinden negative Studienergebnisse regelmäßig in der Schublade. Wir halten die Klage für grundsätzlich wichtig, damit Ärzte und Pharmakologen auch künftig unabhängig forschen können„, so Philipp Mimkes aus dem Vorstand der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG). Weiter: „Eine aus Steuergeldern finanzierte Einrichtung muss der öffentlichen Kontrolle unterliegen - zumal in einem so sensiblen Bereich wie der Pharmaforschung. Eine solche Kontrolle ist nur mit Kenntnis der Vertragsbedingungen möglich. Wir müssen verhindern, dass die universitäre Forschung vollkommen den wirtschaftlichen Interessen großer Konzerne untergeordnet wird.“

Thomas Heise, Gesundheitsökonomiestudent und AStA Referent, ergänzt hierzu: “In unserem universitären Studium wird vermittelt, dass Fragestellungen und Ergebnisse klinischer Studien durch Nichtveröffentlichungen und Einfluss von Sponsoren negativ beeinflusst und verzerrt werden können. Dass nun bei der eigenen Uniklinik keine Aussage mehr darüber gemacht werden kann, ob alle Forschungsinhalte und -ergebnisse korrekt oder überhaupt publiziert werden, obwohl eine öffentliche Finanzierung dies garantieren sollte, ist unverständlich."

Seitens der Uniklinik gibt es bislang noch keine offizielle Stellungnahme zu der Klage.

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[Denkmal] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

19. Mai 2011

Ein kunstvoller Knoten verschließt die CO-Pipeline

Als weiterer Meilenstein im Kampf gegen die lebensbedrohende CO-Pipeline von BAYER wurde in Monheim/Rheinland ein „standfestes, langlebiges und kunstvolles Mahnmal“ der Öffentlichkeit übergeben. Nach der Idee des Pipeline-Kritikers Erwin Schumacher wurde das Giftrohr mit einem gekonnten Knoten symbolisch verschlossen.

Alle Kommunen an der Trasse von Monheim bis Duisburg hatten sich in politischen Stellungnahmen und in Rechtsverfahren seit Jahren gegen das Hochrisiko-Projekt gestellt. Diese Kommunen repräsentieren mehr als 1,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger.

Zahlreiche Aktive der Initiativen begrüßen, dass fast alle Kommunalpolitiker auf ihrer Seite stehen. Zugleich wird jedoch beobachtet, dass die Rot-Grüne-Landesregierung nicht aktiv wird, obwohl sie eine Mehrheit gegen die Pipeline im Landtag von NRW hätte. Offensichtlich ist der Einfluss der BAYER-Chefetage so groß, dass sich die Landesregierung nicht gegen den Konzern stellen will.

Viele Mitbürger fühlen sich verraten, zumal die Grünen vor der Landtagswahl mit zahlreichen Anträgen gegen die Pipeline brillierten, jetzt aber im Interesse des Koalitionsfriedens keinen einzigen ihrer alten Anträge wieder aus der Tasche ziehen. Bei der Einweihung des imposanten Denkmal wurde in Monheim deutlich: Verlässlich ist nur der außerparlamentarische Widerstand gegen die CO-Pipeline.

[Uni Köln] Uni-Kooperationen der BAYER AG

CBG Redaktion

Presse Information vom 17. Mai 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

geheime Forschungskooperation von Uni Köln und Bayer HealthCare AG:

Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hat wegen der anhaltenden Weigerung der Universität Köln, eine Einsichtnahme in den Kooperationsvertrag mit der Bayer HealthCare AG zu gewähren, Klage beim Verwaltungsgericht Köln eingereicht. Die Universität Köln und die Bayer AG hatten sich zuvor über das Votum des NRW Landesbeauftragten für Informationsfreiheit, der einen Auskunftsanspruch feststellte, hinweggesetzt und auf einer Geheimhaltung beharrt.

Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Eine aus Steuergeldern finanzierte Einrichtung muss der öffentlichen Kontrolle unterliegen - zumal in einem so sensiblen Bereich wie der Pharmaforschung. Eine solche Kontrolle ist nur mit Kenntnis der Vertragsbedingungen möglich. Wir müssen verhindern, dass die universitäre Forschung vollkommen den wirtschaftlichen Interessen großer Konzerne untergeordnet wird.“ Axel Köhler-Schnura (CBG) ergänzt: „In zunehmenden Maße vereinnahmen multinationale Konzerne die Universitäten als preiswerte Forschungseinrichtungen und missbrauchen öffentliche Gelder für privatwirtschaftliche Profite. Der Grundsatz der Freiheit von Forschung und Lehre wird dadurch pervertiert“.

Die Forderung nach einer Veröffentlichung des Vertrags wird von zahlreichen Organisationen unterstützt, unter anderem Transparency International, den Ärzte-Verbänden IPPNW und Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte, dem Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie medico international. Die Initiativen hatten der Universität einen Fragenkatalog zur Kooperation mit Bayer vorgelegt, der mit dem Hinweis auf angebliche „Geschäftsgeheimnisse“ jedoch unbeantwortet geblieben war.

Das Kölner Universitätsklinikum hatte mit dem Bayer-Konzern vor drei Jahren eine Forschungskooperation in den Bereichen Onkologie, Neurologie und Kardiologie vereinbart. Die Vertragsbedingungen blieben geheim. So ist ungeklärt, wie die Universität an den Ergebnissen gemeinsamer Projekte partizipiert, wer künftige Forschungsbereiche auswählt, ob auch Medikamente für ökonomisch uninteressante Krankheiten untersucht werden und wie die Publikationsfreiheit sichergestellt wird.

„Immer häufiger werden pharmakologische Studien vom Design, über die Auswertung bis hin zur Publikation von der Industrie kontrolliert. Um den wirtschaftlichen Erfolg eines Medikamentes nicht zu gefährden, verschwinden negative Studienergebnisse regelmäßig in der Schublade. Wir halten die Klage für grundsätzlich wichtig, damit Ärzte und Pharmakologen auch künftig unabhängig forschen können“, so Philipp Mimkes weiter.

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Phosgen

CBG Redaktion

Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Landesverband NRW
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Presse Information vom 13. Mai 2011

Erweiterung der Polycarbonat-Produktion bei BAYER Uerdingen:

„Jetzt auf phosgenfreie Verfahren setzen!“

Der BAYER-Konzern hat in der vergangenen Woche angekündigt, die Produktion von Polycarbonat im Werk Krefeld-Uerdingen von 330.000 Tonnen auf 400.000 Tonnen pro Jahr zu erweitern. Die Umweltverbände Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW und Coordination gegen BAYER-Gefahren fordern das Unternehmen auf, dabei phosgenfreie Verfahren zur Anwendung zu bringen.

Phosgen wird von BAYER als Vorprodukt bei der Herstellung von Polycarbonat verwendet. Andere Polycarbonat-Hersteller hingegen, z.B. die Firma SABIC in Cartagena/Spanien, kommen seit über zehn Jahren ohne Phosgen aus. Die Chemikalie gehörte im 1. Weltkrieg unter dem Namen „Grünkreuz“ zur ersten Generation tödlicher Giftgase.

Angelika Horster vom BUND Krefeld: „Die Umweltverträglichkeitsrichtlinie der EU schreibt vor, dass Alternativen mit geringerem Risiko geprüft werden müssen - in diesem Fall phosgenfreie Verfahren. Die Landesregierung muss auf BAYER einwirken, in unserem dicht besiedelten Land solche weniger gefährlichen Verfahren einzusetzen!“.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: „Die Phosgen-Chemie gehört nach Atomkraftwerken zu den risikoreichsten Technologien in Deutschland. Fukushima zeigt, dass das Undenkbare möglich ist! Das Risiko, jährlich Hunderttausende Tonnen eines Giftgases zu produzieren, ist schlichtweg zu hoch - zumal es Alternativen gibt. Wir fordern, dass neue Werke nach dem neuesten Stand der Technik gebaut werden müssen.“

Über eine Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz hatten die Umweltverbände erfahren, dass sich in der Krefelder Anlage zu jedem Zeitpunkt rund 34 Tonnen Phosgen befinden - trotz einer angeblichen just in time-Produktion. Im Falle eines Erdbebens, eines Flugzeug-Absturzes oder einer produktionsbedingten Explosion, wie sie sich in der Kunststoff-Herstellung bei BAYER häufiger ereignet haben, ergäbe sich eine große Bedrohung für Mitarbeiter und Anwohner.

Schon vor acht Jahren war die Polycarbonat-Produktion in Uerdingen erweitert worden, damals um 100.000 Tonnen. BUND und Coordination gegen BAYER-Gefahren hatten erfolglos nach dem Stand der Sicherheitstechnik, Notfallplänen und den Gefahren bei Flugzeugabstürzen gefragt. Wegen der Größe der Anlage wären eigentlich eine Umweltverträglichkeitsprüfung und eine öffentliche Beteiligung vorgeschrieben. Beides unterblieb jedoch.

„Die Anlage liegt nur 500m von der Wohnbebauung entfernt. Die Abstandsvorschriften für Phosgen hingegen verlangen 1.500m. Die angeblichen organisatorischen und technischen Sicherheitsmaßnahmen, die BAYER anführt, sind kein Ersatz für den mangelnden Abstand, sondern Vorkehrungen, die ohnehin getroffen werden müssen“, so Angelika Horster weiter.

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[Österreich] Bienensterben

CBG Redaktion

11. Mai 2011, Nachrichten.at

Bienen sterben „wie die Fliegen“: Imker fordern Verbot der Maisbeize

Jetzt ist Landwirtschaftsminister Niki Berlakovich am Zug: Österreichs Bienenzüchter fordern ihn in einem Schreiben auf, ein Beizmittel endlich aus dem Verkehr zu ziehen, dem in manchen Regionen heuer schon ein Drittel der Honigbienenvölker zum Opfer gefallen ist.

Der Killer heißt „Clothianidin“, ein Nervengift, 7700 Mal wirksamer als DDT. Es soll die Maispflanzen gegen einen Schädling immunisieren, der 1992 aus Amerika nach Europa eingeschleppt wurde und seit 2007 auch in Oberösterreich sein Unwesen treibt – den Maiswurzelbohrer. Fünf Millimeter ist dieser orange-schwarz gefärbte Verwandte des Kartoffelkäfers groß. Viel größer ist aber sein Appetit auf Maiswurzeln. Ganze Felder kann er zum Absterben bringen. Das Beizmittel macht ihm den Garaus.
Mit dem Gift werden die Maiskörner ummantelt. Doch diese Ummantelung kann sich in der Sämaschine lösen, gelangt pulverisiert in die Luft und wird vom Wind in die Umgebung geblasen, auf Raps-, Baum- und Wildstaudenblüten. „Die Bienen nehmen es auf und gehen binnen fünf Minuten ein“, sagt Maximilian Liedlbauer (64), Präsident des o.ö. Landesverbandes für Bienenzucht.

11. Mai 2011, Oe24.at

Grüne kritisieren Bienentod-Forschung

Pirklhuber: Chemische Industrie finanziell an Forschung beteiligt.

Schon seit Jahren wird in Österreich und Europa über den Zusammenhang zwischen Bienensterben und insektizidgebeiztem Saatgut (Neonicotinoide) diskutiert. Während die Mittel in Deutschland und Italien verboten wurden, dürfen sie in Österreich weiter verwendet werden - unter Auflagen und Beobachtung durch das Forschungsprojekt „Melissa“: Genau daran übten die Grünen am Mittwoch massive Kritik. 17 Prozent der Projektkosten würden von der chemischen Industrie finanziert, beanstandete Landwirtschaftssprecher Wolfgang Pirklhuber bei einer Pressekonferenz in Wien.

Pirklhuber: Keine unabhängige Forschung
Diese Zusammenarbeit sei in Zwischenberichten oder im Internet nicht offen vermerkt, so der Politiker weiter. Eine Anfragebeantwortung durch Umweltminister Niki Berlakovich (V) am 3. Mai habe ergeben, dass die Vereinigung der Pflanzenzüchter und Saatgutkaufleute Österreichs, Syngenta Agro, Bayer Austria und CropScience sowie BASF Österreich beteiligt seien. „Eine unabhängige Risikoforschung ist sicher nicht durch eine Querfinanzierung der Industrie herzustellen“, kritisierte Pirklhuber diese Kooperation. So würde die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) derzeit die Empfehlungen der Industrie übernehmen, anstatt diese in die Schranken zu weisen.

„Man biegt die Ergebnisse, wo man kann und wie man möchte“, meinte Pirklhuber diesbezüglich. „Man macht Anwendungsvorschriften, die nicht praxisgerecht sind.“ So dürften Landwirte nur gebeiztes Saatgut verwenden, wenn sich ihr Feld in Windrichtung nicht neben einem blühenden Wiesenstreifen befinde. „Selbst wenn ich bei Windstille anzubauen beginne, bläst der Wind, bis ich fertig bin“, bemerkte der Landwirtschaftssprecher dazu. Den Bauern werde nun die Schuld zugeschoben, indem man das Problem auf die Anwendung verlagere.

AGES vermutet Bruch der Bestimmungen
Die AGES betonte am Mittwoch in einer Aussendung die Transparenz und wissenschaftliche Basis ihrer Arbeit. Bei den Untersuchung 2011 sei aufgefallen, dass Bienenverluste in Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark und dem Burgenland in denselben Regionen wie in den Vorjahren auftraten, so die AGES. Erste Indizien würden daraufhindeuten, dass die Bestimmungen zur Aussaat - erlaubte Windgeschwindigkeit und Vermeidung der Staubabdrift in benachbarte blühende Pflanzenbestände - nicht lückenlos eingehalten wurden. Dies unterstreiche die Notwendigkeit von verstärkten Kontrollen. Für die Zulassungsbestimmung des Saatguts sei die Koexistenz von Landwirtschaft und Bienengesundheit die Prämisse.

„Berlakovich verweigert konkrete Antwort“
Ein weiteres Problem orteten die Grünen in der Informationspolitik: In der Anfragebeantwortung gebe es keine Angaben zum Ausmaß der Pestizid-Kontamination verendeter Bienen, so Pirklhuber. „Berlakovich verweigert uns konkrete Antwort.“ Den industriellen Beteiligten hingegen sei die Verfügbarkeit von Daten im Forschungsvertrag zugesichert, während die Öffentlichkeit auf noch ausständige Endberichte vertröstet werde. So gesehen stelle sich die Frage einer politischen Connection zwischen Bauernbund und der Chemieindustrie. Laut AGES sind alle Ergebnisse des vom Landwirtschaftsministerium beauftragten Projekts „Melissa“ für die Öffentlichkeit via Internet zugänglich. Der vierte Zwischenbericht soll im Sommer 2011, der Schlussbericht Anfang 2012 veröffentlicht werden.

Insektizid-Verbot gefordert
Laut den Grünen gibt es seit drei Jahren durch insektizidgebeiztes Saatgut Bienenschäden in intensiven Mais-, Kürbis- und Rapsanbaugebieten in Österreich. Im Jahr 2010 waren demnach 76 Imkerbetriebe und 98 Bienenstände betroffen. Bei 89 untersuchten Proben waren die Neonicotinoide Clothianidin zu 51 Prozent und Thiamethoxam zu 23 Prozent nachweisbar. Pirklhuber forderte am Mittwoch ein Verbot der Mittel, Transparenz bei der Forschungsfinanzierung und Entschädigungen für Imker.
Beizmittel werden vor allem gegen dem Maiswurzelbohrer eingesetzt. Die beste Methode dem Schädling beizukommen ist eine konsequente Fruchtfolge. Bei 41 Prozent der in Österreich für Maisanbau verwendeten Fläche - 298.180 Hektar - wird dies nicht befolgt und es darf gebeizt werden, so die Grünen. Für Fruchtfolgebetriebe ohne Mais als Vorfrucht gilt ein Beizverbot.

Auch SP will Beiz- und Spritzmittel verbieten
Ebenso zu Wort meldete sich die SPÖ. „In Österreich, Frankreich, Italien und Deutschland hat man längst die Konsequenzen gezogen. Österreich hinkt meilenweit hinterher“, ließ Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter am Mittwochnachmittag per Aussendung wissen. Auch er will Umweltminister Berlakovich in die Pflicht nehmen, um den Einsatz von Mitteln wie Clothianidin und Imidacloprid zu unterbinden. „Ohne Bienen keine Bestäubung“, sieht Kräuter die Zukunft der heimischen Landwirtschaft bedroht.

„Minister muss handeln“
Schon 2008 Jahr wurde das Beizmittel nach einem Bienensterben in Baden-Württemberg in Deutschland vom Markt genommen, Hersteller „Bayer“ zahlte den Imkern 200 Euro pro verendetem Volk. Auch in Italien und Slowenien kommt es nicht mehr zum Einsatz. „Wir verlangen vom Minister, dass er es in Österreich ab 2012 verbietet“, so Liedlbauer.
Nach den großen Schäden des Vorjahres (elf Bezirke in Oberösterreich) gilt heuer eine restriktivere Regelung: Auf neu mit Mais bepflanzten Flächen darf kein gebeiztes Saatgut ausgebracht werden. „Deflektoren“ an der Sämaschine sollen den Staub am Boden halten. Genützt hat es wenig, sagt Liedlbauer: Manche Imker klagten bereits über den Verlust eines Drittels ihrer Flugbienen: „Besonders arg war es bisher im Raum Perg.“ Allein in der Steiermark seien schon mehr als 50 Bienenvölker verendet.
Proben toter Bienen werden derzeit von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien gesammelt. Im Labor soll die Todesursache ermittelt werden. Sollte, wie angenommen, das Beizmittel schuld sein, liege der Verdacht nahe, „dass manche Landwirte die gesetzlichen Vorgaben bei der Aussaat nicht eingehalten haben.“

Schwierige Suche nach den Schuldigen
Bis Anfang Mai wurden der „Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit“ Bienensterben aus den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark gemeldet – meist aus Regionen, die auch schon in den Vorjahren betroffen waren. Für Schadenersatzforderungen fehlt den Bienenzüchtern fast immer ein „Schuldiger“. Denn im Schnitt befliegt ein Bienenvolk 2700 Hektar. Da ist es fast unmöglich, den Verursacher eines Beizmittel-GAUs zu finden.

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[Klage Duogynon] Primodos / Duogynon

CBG Redaktion

Presse Info vom 5. Mai 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Missbildungen durch Duogynon / Primodos:

Klage in England stattgegeben / Bundesregierung fordert Entgegenkommen von BAYER

Der britische TV-Sender Sky News berichtet heute, dass britische Gerichte einer Klage von Opfern des hormonalen Schwangerschafts-Tests Duogynon (in England: Primodos) stattgegeben haben. Da der Prozess Aussicht auf Erfolg habe, wurde den Betroffenen Prozesskostenhilfe gewährt. Zunächst sollen in dem Verfahren Dokumente geprüft werden, in denen Mitarbeiter der Firma Schering intern vor den Risiken des Präparats gewarnt hatten. Der Beitrag von Sky News ist online abrufbar.

So schrieb ein für Schering arbeitender Wissenschaftler am 13. November 1967 an die Firmenleitung: „Die offenkundige Korrelation zwischen der Zunahme geborener Missbildungen und dem Verkauf des Schwangerschaftstests erscheint ziemlich alarmierend.“ Bei der Anwendung des Präparats bei Schwangeren „müssen wir extrem vorsichtig sein“.

Heute wurde auch bekannt, dass Hubert Hüppe, Behindertenbeauftragter der Bundesregierung, einen engagierten Brief an BAYER gesandt hat, in dem er ein Entgegenkommen des Unternehmens fordert. Unter anderem heißt es in dem Schreiben: „Aus meiner Sicht wird nicht angemessen mit den betroffenen Menschen umgegangen, weil sie keine Möglichkeit haben, Einsicht in für die Aufklärung eventuell relevante Unterlagen zu erhalten. (....) Gleichwohl bin ich der Ansicht, dass es gute Gründe gibt, die Haltung Ihres Unternehmens in dieser Angelegenheit zu überdenken.(....) Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Ihr Unternehmen aktiv diesen Prozess initiieren und auf die betroffenen Menschen zugehen würde, anstatt sich nur auf eine formal korrekte Rechtsposition zu berufen.(…) Wenn am Ende eines – vermutlich längeren – Diskussionsprozesses das Ergebnis in der Bestätigung einer Kausalität liegt, bin ich mir sicher, dass sich Ihr Unternehmen der Verantwortung stellen wird – auch in finanzieller Hinsicht gegenüber den betroffenen Menschen “. Der Brief ist im vollen Wortlaut abrufbar.

In den 60er und 70er Jahren hatten Tausende von Kindern schwere Fehlbildungen durch hormonelle Schwangerschaftstests erlitten. Die von der heute zu BAYER gehörenden Firma Schering vertriebenen Präparate führten zu Herzfehlern, fehlenden Gliedmaßen, Gaumenspalten und Nierenschäden. Experten vergleichen den Fall mit den Fehlbildungen, die durch Contergan verursacht wurden. Bis heute steht eine Entschädigung der Betroffenen aus.

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Westfälische Rundschau, 3. Mai 2011

Hüppe fordert Transparenz

Dortmund. Der Behindertenbeauftragte der Bundesregierung, Hubert Hüppe (CDU), hat sich in die öffentliche Debatte um den Schwangerschaftstest Duogynon eingeschaltet – jenes Hormonpräparat der Firma Schering, das eine Initiative mit rund 300 Geschädigten für Missbildungen an Organen und Gliedmaßen verantwortlich macht.

„Mich berührt das Schicksal dieser Menschen sehr, nicht nur deshalb, weil sie mit ihren Behinderungen leben müssen“, schreibt Hüppe in einem Brief an Andreas Fibig, den Vorstandsvorsitzenden des Schering-Nachfolgers Bayer Healthcare. „Aus meiner Sicht wird nicht angemessen mit den betroffenen Menschen umgegangen, weil sie keine Möglichkeit haben, Einsicht in für die Aufklärung eventuell relevante Unterlagen zu nehmen.“
Zwar seien ihm die Rechtslage und auch die Haltung des Unternehmens bekannt, wonach die Akteneinsicht verjährt sei und Bayer keinen kausalen Zusammenhang zwischen Duogynon und den Behinderungen sehe, gleichwohl gebe es seiner Meinung nach „gute Gründe, die Haltung Ihres Unternehmens in dieser Angelegenheit zu überdenken.“ Denn wenn Bayer tatsächlich festgestellt habe, dass Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf Menschen übertragbar seien und man keinen Zusammenhang zwischen Duogynon und den in Rede stehenden Behinderungen sähe, dann, so Hüppe, „wäre es aus meiner Sicht ein Akt der Transparenz, wenn Sie diese Dokumente zur Einsicht offenlegen würden und die unterschiedliche Deklarierung in Deutschland und Großbritannien erklärbar machten könnten.
„ Sollte am Ende jedoch die Bestätigung einer Kausalität liegen, sei er sich sicher, „dass sich Ihr Unternehmen der Verantwortung stellen wird – auch in finanzieller Hinsicht gegenüber den betroffenen Menschen.“ Für den Fall der Bestätigung der Bayer-Position sei er sich ebenfalls sicher, dass die betroffenen Menschen verantwortungsbewusst mit diesem Ergebnis umgehen könnten. Entscheidend sei, dass es „in einem von Vertrauen und Transparenz gekennzeichneten Prozess zustande gekommen ist, der es beiden Seiten ermöglicht, mit dem Ergebnis zu leben.“ Hüppe jedenfalls sei Fibig sehr verbunden, „wenn Ihr Unternehmen aktiv diesen Prozess initiieren und auf die betroffenen Menschen zugehen würde, anstatt sich nur auf eine formal korrekte Rechtsposition zu berufen.“
Bayer-Sprecher Oliver Renner wollte den Inhalt des Briefes am Dienstag nicht kommentieren. Wie in solchen Fällen üblich, werde man zunächst mit Herrn Hüppe Kontakt aufnehmen, bevor man sich öffentlich äußere. An der Faktenlage und der Rechtsauffassung von Bayer, so Renner, habe sich auch nach den Protesten der Initiative vor der Hauptversammlung am Freitag in Köln „nichts geändert.“ Katja Sponholz

Das hormonelle Schwangerschaftsmittel Duogynon des Berliner Pharmaunternehmens Schering wurde als Injektion bis Maerz 1978 und in Drageeform 1957 bis 1973 sowohl als Schwangerschaftstest als auch zur Behandlung ausbleibender Monatsblutungen eingesetzt. Eine Zivilkammer des Landgerichts Berlin befasste sich im November erstmals mit der Klage des Duogynon-Opfers Andre Sommer gegen Bayer-Schering. In dem Musterprozess wollte der von Geburt an schwerst behinderte Mann vom Pharmakonzern Auskunft über die Nebenwirkungen des Präparats und damit Einsichtnahme in sämtliche Unterlagen zu Duogynon erzwingen. Das Gericht gab jedoch dem Pharmakonzern Recht, der sich auf Verjährung berief. Sommer legte Berufung ein, ein neuer Prozess ist noch nicht terminiert.

Thailand

CBG Redaktion

Presse Information vom 4. Mai 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

umstrittenes Industriegebiet Map Ta Phut in Thailand:

Erneuter Störfall bei BAYER

Im thailändischen BAYER-Werk Map ta Phut kam es zu einem Störfall. Große Mengen der giftigen Chemikalie Phenol traten aus und kontaminierten das Abwasser. Teile der Fabrik wurden evakuiert. Ein BAYER-Mitarbeiter wurde verletzt und musste ärztlich behandelt werden. Auch außerhalb der Anlage wurde Phenol nachgewiesen.

BAYER ist in der 670 Hektar großen Industriezone, die direkt am thailändischen Golf gelegen ist, mit zwei Anlagen zur Produktion von Kunststoffen vertreten. Der Unfall ereignete sich am 30. März in der Polycarbonat-Fabrik, in der auch das hochgefährliche Phosgen – ein Kampfgas im 1. Weltkrieg – in großen Mengen als Vorprodukt verwendet wird.

In dem Industrie-Komplex kommt es regelmäßig zu Störfällen. Hunderte von Arbeiter wurden in den vergangenen Jahren vergiftet. Auch die Schadstoff-Belastung ist hoch - nicht weniger als 200 Schornstein blasen Schadstoffe in die Luft. „Map Ta Phut ist der wohl giftigste Ort von ganz Thailand“, so Tara Buakamsri von Greenpeace Thailand. „Das schnelle Wachstum der Industrie hat bedrohliche Umweltprobleme geschaffen - Luftverschmutzung, Verunreinigung von Gewässern, Verdampfung organischer Verbindungen und Wasserknappheit. Sie alle sind bis heute ungelöst“, so Buakamsri weiter.

Im Bereich der Chemie-Industrie gehört Map Ta Phut zu den zehn größten Standorten weltweit. Auf engstem Raum sind Öl-Raffinerien, die Kunststoff-Industrie, Pestizid-Hersteller, metallverarbeitende Betriebe, Müllverbrennungsanlagen und Kohlekraftwerke konzentriert. Die Krebsrate in der Provinz Rayong, in der sich die Industrieanlagen befinden, liegt weit höher als in jedem anderen Landesteil. Die Erträge der Fischer gingen drastisch zurück. Immer wieder kommt es daher zu Protesten und Demonstrationen. Ende 2009 wurde erstmals ein wichtiger juristischer Erfolg erzielt: das oberste thailändische Gericht ordnete an, dass alle Unternehmen in Map ta Phut Umweltverträglichkeitsprüfungen vorlegen müssen und sich bei den Emissionen an westliche Standards halten müssen. Zudem wurde ein Bau-Stopp für 67 neue Fabriken, darunter zwei des deutschen BAYER-Konzerns, verhängt. Dieser wurde auf Druck der Industrie unterdessen jedoch wieder aufgehoben.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert die Unternehmen in Map Ta Phut auf, die Sicherheitslage in Map Ta Phut zu verbessern und die Schadstoff-Emissionen drastisch einzuschränken. Die CBG hat eine Kampagne gestartet und kooperiert dabei mit Greenpeace Thailand sowie mit der auf Map ta Phut spezialisierten Initiative Ecological Alert and Recovery Thailand (EARTH). Auch in der BAYER-Hauptversammlung wurden die Probleme angesprochen.

. weitere Informationen zur Thailand-Kampagne
. Störfälle bei BAYER

[Duogynon] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Westfälische Rundschau, 29. April 2011

Duogynon-Opfer : Jahrelanger Kampf um die Wahrheit

Köln. Mehr als 30 Jahre sind vergangen, seit sich Carmen Scholz (58) aus Lüdenscheid mit dem Pharmakonzern Schering angelegt hat: Seit ihr Sohn Markus 1975 mit einem verkrüppelten Arm zur Welt kam – und sie jahrelang (aber vergebens) um Akteneinsicht kämpfte. Ihr damaliger Verdacht – und der von rund 300 anderen Eltern: Das Hormonpräparat Duogynon sei dafür verantwortlich, dass Kinder mit Missbildungen wie Verstümmelungen an Händen und Füßen, offenem Rücken, Wasserköpfen und Schäden im Blasen- und Genitaltrakt zur Welt kamen. Am Freitag nahm die 58-Jährige ihren Kampf wieder auf: Mit rund 40 anderen betroffenen Müttern, Vätern und Kindern verteilte sie vor der Hauptversammlung der Bayer AG, dem Rechtsnachfolger Scherings, Flugblätter, um die Aktionäre auf das Thema aufmerksam zu machen. Die jedoch brachten dafür kaum Interesse auf...

Schon früh am Morgen hatten die „Duogynon-Opfer“, wie sie selbst bezeichnen, Stellung bezogen vor der Köln-Messe. An ihrer Spitze: der 34-jährige Grundschullehrer Andre Sommer aus dem Allgäu, der mit einer Klage gegen den Pharmakonzern 2010 den Stein wieder ins Rollen gebracht hatte. „Es ist unglaublich, was seitdem passiert ist“, sagte er. „In zehn Monaten habe ich 3500 E-Mails und Briefe erhalten. “ Bis heute hätten sich 364 mutmaßliche Geschädigte bei ihm gemeldet. Und alle hätten nur einen Wunsch: „Wir wollen endlich Gewissheit haben. Wir wollen nur wissen, woher unsere Behinderung stammt.“ Deshalb hatte er Bayer bereits schriftlich angeboten, auf alle Schmerzensgeld- und Schadensersatzansprüche zu verzichten, wenn er Akteneinsicht erhalte. Auch das vergebens. Bayer ging auf keinen Vergleich ein – und siegte im Januar vor dem Landgericht Berlin. Begründung: Die Schadenersatzansprüche seien seit 2005 verjährt. Sommer legte Berufung ein, nun geht das Verfahren in die nächste Runde.
„Wir sind nicht verjährt“, stand auf den T-Shirts, die die Betroffenen gestern trugen. In Flugblättern warben sie um Stimmen für einen Gegenantrag, den Sommer und der Kleinwüchsige Wolf-Dietrich Molzow stellten: Vorstand und Aufsichtsrat sollten solange nicht entlastet werden, bis das Unternehmen Auskunft über die Nebenwirkungen von Duogynon gebe.
Doch immer wieder scheiterten die Opfer schon zuvor bei dem Versuch, für Verständnis zu werben. „Nur schnell weg, nur keinen anschauen, bloß nicht mit jemandem reden“, schienen Hunderte von ihnen zu denken, als die Demonstranten am Morgen den Weg zum Eingang säumten. Viele schüttelten nur den Kopf, als die Initiativler ihnen den Handzettel geben wollten. „Interessiert mich nicht“, hieß es. Andere nahmen das Blatt geradezu missmutig und gaben zu: „Fliegt gleich eh wieder in den Papierkorb.“

Wenig Interesse bei den Aktionären
Anita Crump (65), deren Tochter vor 36 Jahren mit Missbildung an Blase und Wirbelsäule und Klumpfuß zur Welt kam, war entsetzt. „Wenn ich sehe, wie die Menschen hier an uns vorbeigehen und so tun, als gehen die Probleme sie nichts an, das erschüttert mich“, gab sie zu.
Nur wenige der Aktionäre blieben stehen und ließen sich auf ein Gespräch ein. Und nur die allerwenigsten hatten Verständnis wie die Rheinländerin Ingrid Meding-Arnd (76), die selbst einmal bei dem Konzern gearbeitet hatte: „Ich bin schon der Meinung, dass Bayer Akten-Einsicht geben muss“, sagte sie. „Und ich finde es immer richtig, zu protestieren.“
Auch Peter Schröder, SPD-Vorsitzender in Uerdingen, ließ sich auf eine Diskussion ein - wenngleich ihm das Thema Kraftwerk und Investitionen wichtiger war. „Der Wohlstand, den wir haben, der hat doch auch etwas mit dieser Firma zu tun!“ betonte er. Der 60-jährigen Elke Fuchs, deren Sohn mit nur einem Auge zur Welt kam und motorische Störungen hat, verschlug es darauf fast die Sprache. „Ich habe keinen Wohlstand durch Bayer“, sagte sie, „ich habe ein behindertes Kind.“
Viele Frauen, die Duogynon zwischen 1950 und 1978 als Schwangerschaftstest oder zur Behandlung ausbleibender Monatsblutungen verschrieben bekommen hatten, haben sich ihr Leben lang Vorwürfe gemacht, die Tabletten genommen zu haben. Auch die Mutter von Andre Sommer. Wenn Bayer nichts zu verheimlichen habe, meint der 34-Jährige, könne man doch auch Einblick in die Unterlagen geben. „Lassen Sie uns die Akte Duogynon endlich schließen und das Thema beenden“, appellierte er bei der Hauptversammlung. „Geben Sie der Wahrheit eine Chance.“

Proteste gegen Pestizide und die Pille
Die „Duogynon-Opfer“ waren nicht die Einzigen, die sich am Freitagmorgen aus Anlass der Bayer-Hauptversammlung vor dem Kölner Messe-Eingang einfanden.
Demonstranten protestierten auch gegen Bayer-Pestizide, die verantwortlich für das Bienensterben seien, gegen Tierversuche, gegen die Kohlenmonoxid-Pipeline durch NRW, gegen gentechnische Kontaminationen von Bayer und gegen die Antibabypille Yasmin, die Ursache für schwere Lungenembolien sei. Katja Sponholz

[RP] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

29. April 2011 – Rheinische Post

Peta und Imker demonstrieren gegen Bayer

Die Bayer-Hauptversammlung in Köln ist am Freitagmorgen von Demonstrationen begleitet worden. Unter den etwa 150 Demonstranten befanden sich zum Beispiel Tierschützer und Imker.

Seit 8 Uhr hockt Anja Hägele in einem Käfig vor der Messehalle 7 in Köln - lediglich mit einem weißen Bikini bekleidet. Auf dem Kopf trägt sie einen Haarreif mit Hasenlöffeln. „Das ist ein beklemmendes Gefühl, aber es ist ja für einen guten Zweck“, erklärt sie. Die Käfigaktion geht auf das Konto der Tierrechtsorganisation Peta, die an diesem Vormittag gegen Tierversuche demonstriert. Hägele stellt dabei symbolisch das Versuchskaninchen da. Um den Käfig herum stehen weitere Peta-Mitglieder. Sie halten Schilder in der Hand mit der Aufschrift:„Bayer: Stoppt Tierversuche“.

Vor der Messehalle haben sich an diesem Vormittag außerdem etwa 50 Mitglieder vom Berufs- und Erwerbsverband der Imker eingefunden. Sie demonstrieren gegen das Beizmittel „Poncho“, das aus Sähmaschinen auf Felder gesprüht wird. Die Imker glauben, dass dadurch millonenfach Bienen sterben. Mit im Gepäck haben sie leere Honig-Fässer, auf die sie lautstark trommeln.

Neben Peta- und Imker-Demo sind an diesem Freitagmorgen zudem Betroffene des von Bayer in den 70er Jahren verkauften Schwangerschaftstestmittels Duogynon (Wirkstoff Norethisteron) zu einer Kundgebung zusammengekommen. Eine Klage eines Betroffenen gegen den Hersteller des Praeperates, das mit einer Vielzahl an fehlgebildeten Kindern in Verbindung gebracht wird, war im Januar 2011 wegen Verjaehrung abgewiesen worden. VON LUDMILLA HAUSER UND URS LAMM

[HV 2011] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

zwei Aktionsberichte zur BAYER-Hauptversammlung am 29. April 2011

BAYER-HV 2011 im Zeichen der Kritik

Vorstandsvorsitzender Dekkers eiskalt

Es war die erste Hauptversammlung der BAYER-AktionärInnen des neuen Vorstandsvorsitzenden Marijn Dekkers. Alles war toll geplant: Super Zahlen, sensationelle Gewinne, eine noch sensationellere Dividende, jubelnde AktipionärInnen.

Doch es kam alles anders. Bereits um 8 Uhr morgens machten vor den Toren der Kölner Messehallen lautstark DemonstrantInnen auf sich aufmerksam. Sie warfen dem Konzern und seinen AktionärInnen vor, seine Profite auf Kosten von Mensch und Umwelt zu erraffen. Es ging um Tierversuche, um BAYER-Gifte, um die tödliche CO-Pipeline, um Gentechnik, um Arbeitsplatzvernichtung:
> Etwa 100 Imker hatten Bienenstöcke und 1,2 Millionen Unterschriften mitgebracht. In ihren Materialien warnten sie, dass BAYER für das weltweite Bienensterben verantwortlich ist und forderten den sofortigen Stopp der bienentödlichen BAYER-Pestizide.
> TierversuchsgegnerInnen hatten einen übergroßen Käfig mitgebracht, in dem ein menschliches Kaninchen im Dienste der BAYER-„Wissenschaft“ gefoltert wird.
> Aus mehreren Ländern waren Opfer der BAYER/Schering-Schwangerschaftstests PRIMODOS (in Deutschland DUOGYNON) angereist und machten darauf aufmerksam, dass dieser Medizin-GAU weitaus mehr Opfer forderte als die CONTERGAN-Katastrophe.
> Ein Dutzend junge Frauen in brennend roten T-Shirts informierten darüber, dass sie nur knapp dem Tod entronnen waren und nun lebenslange schwere Gesundheitsschäden haben, nachdem sie die BAYER-Antibabypille Yasmin eingenommen hatten.

Die etwa 4.000 AktionärInnen, die so nach und nach bis zum Beginn der HV um 10 Uhr aus den Bussen quollen, wurden von ohrenbetäubendem Lärm und Dutzenden von Flugblättern empfangen. Noch meinten sie, sich den Protesten raschen Schrittes zum Eingang hin entziehen zu können. Doch sie hatten die Rechnung ohne die Kritischen AktionärInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) gemacht.

Wie in den 30 Jahren zuvor, trat die CBG, ausgestattet mit 40 Tsd. Stimmrechten von mehreren hundert AktionärInnen im Saal ans Mikrofon und versaute die von BAYER-Boss Dekkers und seinem Aufsichtsratsvorsitzenden Schneider beschworene Jubelstimmung kräftig. Von 32 RednerInnen in der Aussprache des Berichts gingen mehr als 20 mit dem Konzern und dem verantwortlichen Management mehr oder weniger hart ins Gericht. Neben den RednerInnen der CBG sprachen VertreterInnen von Greenpeace International, von Avaaz, von Peta, von den CO-Pipeline-GegnerInnen, von den Imkerverbänden sowie von anderen Organisationen. Es ging neben den bereits in den Flugblättern vor dem Saal erwähnten Themen um die Vernichtung von Arbeitsplätzen, um die Sicherheit in den Werken, um Unglücksfälle und Katastrophen, um die Diskriminierung der Frauen und viele andere mit den BAYER-Profiten verbundene Fragen und Probleme.

Besonders bewegend waren die Auftritte der Antibabypillen- und PRIMODOS-/DUGYNON-Opfer. Während zwei junge Frauen über ihr Schicksal nach der Einnahme von YASMIN berichteten, zogen ein weiteres halbes Dutzend junger Frauen und Angehöriger von YASMIN-Opfern durch die Reihen der AktionärInnen. Die Aufdrucke Ihrer T-Shirts gaben über die persönlichen Schicksale Auskunft.

Ebenso die PRIMODOS-/DUGYNON-Opfer. Während ihrer Rede bauten sie sich vor dem hoch oben auf seinem Podest über ihnen thronenden Vorstandsvorsitzenden auf und zeigten ihre erlittenen Missbildungen an Händen und Füßen. Fast eine Viertelstunde lang brachten sie so die Manager in Verlegenheit.

Einen Schlagabtausch der besonderen Art gab es, als der Gründer der CBG, Axel Köhler-Schnura ans Mikrofon trat. Seit 1983 ist er auf den HVs präsent. Bereits vier Vorstandsvorsitzende vor Dekkers mussten sich Jahr für Jahr seine beißende Kritik am Profitgeschäft des Konzerns anhören. Unnachgiebig enthüllte er das wahre Gesicht des Konzerns und legte faktenreich die Finger in die Wunden: Nicht um Umweltschutz und Erhöhung der weltweiten Gesundheit geht es dem Konzern, sondern einzig um immer neue Maximierung der Profite. Dabei sind Machtmissbrauch, Ausbeutung, Umweltzerstörung, Kriegstreiberei, Menschenrechtsverletzungen, Gefährdung menschlicher Gesundheit bis hin zum Tod die Regel. Das alles im großen Stil, das alles weltweit.

Dieses Jahr nahm Köhler-Schnura u.a. die Katastrophen der Kernschmelze in Fukushima und der Explosion der Deepwater Horizon im Golf von Mexiko zum Anlass, um vor drohenden Desastern gleichen Kalibers bei BAYER zu warnen. „BAYER hat gleich mehrere vergleichbare Menschheitskatastrophen in der Pipeline .... Gemeint sind die Gentechnik und die Nanotechnologie. Und gemeint ist die gleich mehrfache Verantwortung des BAYER-Konzerns für das seit nunmehr fast zwei Jahrzehnte andauernde Bienensterben. .... Ohne Bienen können wir einpacken. ... Ohne Bienen keine Lebensmittel - so einfach ist das. Und wenn der kritische Punkt überschritten ist, dann haben die von BAYER verursachte Menschheitskatastrophe!“ Darauf gibt es laut Köhler-Schnura nur eine mögliche Antwort: Nicht-Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat, „auch der Aufsichtsrat vertretenen GewerkschaftskollegInnen, die leider kein besseres Bild abgeben“ sowie Kürzung der Dividende „von 57 Prozent(!!) des Kapitalwertes der Aktien in Höhe 1,50 Euro auf 3,8 Prozent bzw. 0,10 Euro je Aktie“, wobei er betonte, dass er auch die vollständige Streichung zu Gunsten der Sicherung von Arbeitsplätzen, des Schutzes der Umwelt und der Entschädigung von Opfern fordern würde, dass das aber leider gesetzlich nicht möglich sei..

Der Vorstandsvorsitzende zeigte sich von allem unbeeindruckt. Jedwede Kritik prallte an ihm ab: BAYER hätte für nichts Verantwortung, alles sei bestens, die Vorwürfe seien durchweg haltlos. Und insbesondere den Opfern schrieb er mit Eiseskälte ins Stammbuch, dass YASMIN „sicher“ und irgendein Zusammenhang mit den Missbildungen durch PRIMODOS/DUOGYNON nicht bewiesen sei.

Eine Hauptversammlung ist eine hohe Messe des Kapitals. Fast eine Milliarde Aktien im Nennwert von 2,56 Euro –Kurzwert ca. 50 Euro - zirkulieren bei BAYER. 90 Prozent davon befinden sich in den Händen weniger GroßaktionärInnen. Die ca. 4 Tsd. angereisten KleinaktionärInnen haben keinerlei Bedeutung, sie geben mit den von ihnen zusammen gehaltenen vielleicht zwei Millionen Aktien das Feigenblatt für geschauspielerte Aktionärsdemokratie. Sämtliche Beschlüsse sind längst vor der HV mit den „Investoren“ geklärt. Für sämtliche Beschlussanträge hat der Vorstand sichere Mehrheiten von 90 Prozent dank der Konzentration der Aktien bei den Großaktionären im Sack. Grundlegende Gefahren für die Abstimmungen gibt es bei dieser Art von „Demokratie“ keine.

Doch um diese Diktatur des Kapitals nicht so offenkundig sichtbar werden zu lassen, wird Jahr für Jahr das Schauspiel einer Hautpversammlung aufgeführt. Um so ärgerlicher für die Konzernverantwortlichen, dass es bei BAYER seit Jahrzehnten bereits von den Kritischen AktionärInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren als das entlarvt wird, was es ist: Eine Farce, eine Verdummung der Bevölkerung.

Noch ärgerlicher diesmal, dass es dem Vorstandsvorsitzenden Dekkers noch nicht einmal gelang, die AktionärInnen im Saal bei der Stange zu halten. Da half es auch nicht, dass er – einigermaßen angeekelt - in den Raum schleuderte, „Herr Köhler-Schnura, Ihre pauschalen Vorwürfe zeigen, dass Sie etwas gegen soziale Marktwirtschaft, Pressefreiheit und Demokratie haben. Es zeigt ihre kommunistische Gesinnung, die sich grundsätzlich von unserer Haltung unterscheidet. ... Dass Sie BAYER in die Nähe von Atom-Katastrophen rücken, zeigt wie Sie die Realität verkennen.“ Ein Kleinaktionär, der seine Stimmrechte unmittelbar nach der Rede von Köhler-Schnura diesem übertrug, stellte fest: „Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, wo Sie die demokratische Grundordnung verletzen.“

Und so kam es wie es kommen musste. Statt der bei Hauptversammlungen üblichen 99-prozentigen Zustimmung zu den Anträgen der Vorstände gab es bei BAYER auch dieses Mal wieder nicht nur Applaus für die kritischen Redebeiträge von Köhler-Schnura und den anderen kritischen AktionärInnen, sondern mehr als 3 Millionen Gegenstimmen. Der so schön geplante Antritts-HV des neuen BAYER-Bosses Dekkers war damit gründlich missraten, die Fassade der Aktionärsdemokratie bekam Risse, die Profit-Bestie hinter den Hochglanzberichten kam unübersehbar zum Vorschein. Von Chr. LeMaan, Coordination gegen BAYER-Gefahren

Bericht zur Demonstration der Imker im Rahmen der Hauptversammlung der Aktionäre der BAYER AG, sowie zum Verlauf der Hauptversammlung

Köln, den 29. April 2011
Bernhard Heuvel

Ankunft
Bereits beim Eintreffen vor den Messehallen der Köln-Messe fielen die mit hellem Imkerschleier und -anzug gekleideten Menschen auf, die fleißig beim Aufbau waren. Daneben hoben sich die dunkel gekleideten Leute des Sicherheitsdienstes ab, die im Vergleich zu ähnlichen Veranstaltungen in auffällig hoher Anzahl vertreten waren.
Vor dem Eingang der Köln-Messe ist ein U-förmiger Busbahnhof gelegen. Die Fassade der Köln-Messe ist hochmodern mit einer hohen Glasfront verkleidet. Die Glasfassade wurde mit dem BAYER-Schriftzug versehen und vor dem Gebäude die BAYER-Flaggen gehisst. Die Imker positionierten sich gegenüber des Einganges zur Hauptversammlung. Die Shuttle-Busse hielten rechts der Imker, die Aktionäre und Besucher der Hauptversammlung liefen an der Glasfront etwa 50 Meter bis zum Eingang. Die Glasfront war mit Absperrungen abgestellt, so daß die Aktionäre wie in einer Art Schlauch eingezwängt vor den Imkern liefen.
Die Imker hatten ein großes DIB-Honigglas aufgebaut, Transparente an den Fahnenmasten angebracht, sowie Holzschilder zum Hochhalten vorbereitet.Schilder zum Umhängen gab es ebenfalls. Mehrere Bienenvölker wurden aufgestellt, wobei vor einem Bienenvolk ein weißes Laken ausgebreitet wurde, auf dem ein ganzer Eimer toter Bienen ausgeschüttet wurde. Das Transparent zeigte dazu: BAYER – Gift für Bienen! Die Veranstaltung wurde vom Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund DBIB ausgerufen, dessen Vorstand in Person von Manfred Hederer und Christoph Koch vor Ort vertreten war. Ebenfalls vertreten war der Präsident des Europäischen Erwerbsimkerbundes (EPBA ) Walter Haefeker.

Verlauf der Demonstration
Von 8 Uhr bis etwa 10:30 Uhr reisten die Aktionäre und Besucher der Hauptversammlung hauptsächlich mit den zur Verfügung gestellten Shuttle-Bussen an. Die Busse hielten rechts der Demonstranten und wurden beim Aussteigen von der Organisation AVAAZ mit einem in deutscher und englischer Sprache verfassten Banner begrüßt. Insgesamt 1,2 Millionen Menschen weltweit haben für das Verbot der Neonicotinoide und dem Stopp des Bienensterbens gestimmt – das stand auf dem Plakat. Vor dem Plakat haben sich als Bienen verkleidete Aktivisten auf dem Boden gelegt und tote Bienen dargestellt. Die Imker haben sich in Imkerkleidung dazugestellt und damit die Forderung unterstrichen.
Die Aktionäre liefen dann durch einzelne Imker hindurch, die sich mit einem Rauchgerät entlang der Fassade stellten.
Die restlichen Imker positionierten sich gegenüber der Fassade am Busbahnhof. Die Imker verliehen mit drei leeren Ölfässern als Trommeln mächtig Gehör – mit lautem Wummern, das zudem von der Fassade zurückgeworfen wurde, gestaltete sich der Gang zum Eingang (etwa 50 Meter) als richtiger Spießrutenlauf. Die Trommeln wurden durch Trillerpfeifen und Trompeten unterstützt – ein Ignorieren und Vorbeischleichen war kaum möglich.
Daher blieben viele Aktionäre stehen und studierten die Forderungen auf den Bannern.
Die Reaktionen waren sehr unterschiedlich – von aufmerksamen Interesse, von auf den Boden blicken bis hin zu bösartigen und starren Blicken war jede Reaktion vertreten.
Die Absperrungen waren massiv mit Sicherheitsleuten abgestellt. Sicherheitsleute haben sich auch innerhalb des Gebäudes an den Fenstern platziert, und beobachteten die Demonstranten mit größter Aufmerksamkeit.
Das Publikum entsprach vom Altersdurchschnitt her dem Altersdurchschnitt der Imker in Deutschland, also ein älteres Publikum. Die wenigsten trugen Anzüge, einige kamen sogar in Sandalen, so daß ich mich zum Teil dem Eindruck einer Kaffeefahrt nicht erwehren konnte.
Mit einigen der Besucher kamen wir ins Gespräch – auch hier waren die Fragen sehr unterschiedlich. Von „wir sollten uns schämen“, „ich wurde durch BAYER-Medikamente gerettet“ bis zu interessierten und aufrichtigen Nachfragen unseres Anliegens.
Im Takt von etwa fünf Minuten kamen Busse, die die etwa 3.500 Aktionäre und Besucher zur Versammlung brachten. Jeder Bus wurde mit einem Donnern der Trommeln begrüßt.
Den Pressevertretern in Form von Fotografen, Kameraleuten, Radio- und Zeitungsreportern erklärten die Vertreter des DBIB die Hintergründe zu Neonicotinoiden, Saatgutbeizung und dem Bienensterben.

Parallele Demonstrationen
Die PETA demonstrierte gegen die in den Labors der Firma BAYER durchgeführten Tierversuche, wobei vor allem die unnötige Anwendung von Grausamkeiten gegenüber des Tieres im Fokus stand. Aktivisten haben entsprechende Videos in den Laboren gedreht, die auf der Homepage der Organisation zu sehen sind. Des Weiteren verwies PETA auf die heute zur Verfügung stehenden Alternativen zu Tierversuchen, die zudem aussagekräftiger sind und Risiken besser darstellen.
Die Organisation AVAAZ.org unterstützte die Imker durch ihre Darstellung toter Bienen und der Unterschriftensammlung von 1,2 Millionen Stimmen, die später BAYER-Vertretern überreicht wurde.
Die Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter (SDG) demonstrierte gegen die Wirkungen der drospirenonhaltigen Pillen Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle des Herstellers Bayer- Schering. Diese verursachen neuen Studien zufolge ein bis zu doppelt so hohes Embolie- und Thromboserisiko im Vergleich zu älteren Präparate. Nach Angaben der US-Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration starben allein in den USA 190 Frauen nach Einnahme von Yasmin oder Yaz. In Deutschland erlitten mindestens zwölf junge Frauen tödliche Embolien. http:www.risiko-pille.de
Die Gruppe der Duogynon-Opfer werfen der Firma BAYER vor, Unterlagen zur Aufklärung zurückzuhalten, die aufklären, ob der hormonelle Schwangerschaftstest Duogynon bei Föten Missbildungen hervorruft.
Robin Blood ist eine Selbsthilfegruppe der in den 70er- und 80er-Jahren Gruppe von Blutern (4.500 Menschen), die durch verunreinigte Blutpräparate mit Hepatitis-C Viren infiziert wurden.
Die Initiative „Stopp-Bayer-CO-Pipeline kämpft gegen den Bau der CO-Pipeline in Dormagen und Umgebung, die für alle Einwohner ein nichtkalkulierbares Risiko darstellt.
Die Organisation Coordination gegen Bayergefahren unterstützte alle Demonstranten bei ihren Anliegen. http:
cbgnetwork.com

Hauptversammlung
Zur Hauptversammlung der BAYER AG ist jeder zugelassen, der Aktionär der BAYER AG ist, wobei die Anzahl der gehaltenen Aktien keine Rolle spielt. Bereits mit einer einzigen Aktie ist der Status des Aktionärs erfüllt und der Zutritt wird gewährt. Dieser Umstand ermöglichte es den Abgeordneten aller protestierenden Organisationen, an der Versammlung teilzunehmen.
Von Seiten der Imker nahmen etwa fünf Leute an der Versammlung teil. Drei dieser Imker haben die Möglichkeit einer Wortmeldung wahrgenommen: Christoph Koch als Vertreter des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes (DBIB), Walter Haefeker als Vertreter des Europäischen Erwerbsimkerbundes (EPBA). und meine Person für mich selbst als „einfacher Imker“.
Der Zugang wurde in der Vergangenheit nicht mit Imkerkleidung gewährt, weswegen wir uns umzogen und mit Hemd und Kragen ging es in die Absperrung und zum Spießrutenlauf. Die Sicherheitsleute waren etwas verwirrt, als wir an Ihnen vorbeiliefen und schwankten, ob Sie uns aufhalten sollten oder nicht. Sie haben sich augenscheinlich unsere Gesichter eingeprägt. Doch wir hatten Zugangskarten und wurden durchgelassen. Einige der Imker jedoch haben uns nicht erkannt und riefen uns zu: BAYER vergiftet Bienen! So haben wir am eigenen Leib erfahren, wie sich der Spießrutenlauf zum Eingang der Hauptsammlung anfühlte.
Ich drückte die Eingangstür auf und betrat den riesigen Vorraum der Messehallen. Sobald die Tür sich schloss, umfasste einem die wohltuende Stille und wohltemperierte Umgebung. Rechts in etwa dreißig Meter Entfernung ein Informationstresen mit zwei Empfangsdamen. Links ging es zum Zugangsbereich. Die Messehallen haben die Größe und gefühlte Atmosphäre eines Großflughafens. Um zu den Hallen zu gelangen, mussten wir durch einen Metallscanner hindurchgehen und die am Körper getragenen Metallgegenstände zusammen mit Rucksack und Handtasche auf ein Band des Scanners stellen. Nach dem Durchschreiten des Scanners wurden wir durch das Sicherheitspersonal mit einem Handscanner abermals abgescannt. Wie in einem Flughafen gab es ein Dutzend Eingänge und Röntgengeräte.
Über Lautsprecher wurde gerade die Rede von Dr. Dekkers, dem Vorstandsvorsitzenden der BAYER AG übertragen. Die Stimme hallte omnipräsent aus allen Ecken, denn überall waren Lautsprecher aufgestellt.
Wir holten uns an einem Terminal die Stimmkarten ab (inklusive Werbegeschenke) und um mehrere Ecken und Hallen, gelangten wir zum „Aktionärsbistro“. Das war eine Messehalle, die an zwei Seiten der Halle mit mehreren Bistro-Ständen ausgestattet war. Dort konnte man sich kostenlos mit Getränken (Wasser, Cola, etc.) und kleinen Happen (Brezel, Laugenbrötchen) versorgen – das Angebot wurde fleißig angenommen und der Raum war gut gefüllt, obwohl gerade die Rede des Vorsitzenden gehalten wurde.
Überall waren Sicherheitsleute – an den Eingängen, an den Ausgängen, an den Ecken des Flures – überall. Das war schon sehr auffällig. Ich war schon auf vielen Großveranstaltungen und habe noch nie so ein Sicherheitsbedürfnis erlebt. Auch in Flughäfen habe ich noch nie so viele Sicherheitsleute gesehen – mich hat das sehr nachdenklich gestimmt und ich habe mich gefragt, warum eine Firma sich so sehr Sorgen um die eigene Sicherheit machen muss.
Die Hauptversammlung hatte schon begonnen. Die als Veranstaltungsraum genutzte Messehalle mit einer geschätzten Kapazität für viertausend Besucher war abgedunkelt. Über die gesamte Breite der Messehalle war das Podium des Vorstandes und des Aufsichtsrates aufgebaut. Die gesamte Breite der Front war Fläche für die Projektion – links und rechts war das Nahbild des Redners zu sehen und in der Mitte die Präsentationsfolien.
Die Rede des Vorstandsvorsitzen Dr. Dekkers war gespickt mit den Vokabeln „hervorragend“, „optimistisch“, „tolle Produkte“, „gutes Wachstum“ und so weiter. Wortreich wurde die Fassade eines gut funktionierenden Konzerns gemalt und die saubere Arbeit des Vorstandes, sowie des Aufsichtsrates hervorgehoben. Die stellenweise ziemlich verdrehte Wortwahl, erinnerte mich an das „Neusprech“aus dem Roman von George Orwell. Der Applaus des Publikums wurde jedoch stets brav geleistet.
Nach der Rede von Dr. Dekkers, die etwa gegen 11:00 Uhr zu Ende war, kamen die Wortmeldungen an die Reihe. Sicherheitshalber wurden die kritischen Wortmeldungen in den späten Nachmittag verlegt. Am Vormittag und dem frühen Nachmittag kamen zunächst die Aktionärsvertreter zu Wort. Diese waren sehr redegewandt, überschütteten Herrn Dekkers mit Lob zum Antritt als Vorstandsvorsitzender (Herr Dekkers ist im Herbst 2010 angetreten und hat den ehemaligen Konzernchef Herrn Wenning abgelöst). Nach dem Lob folgte aber auch Tadel. Vor allem wurden bestimmte Aktivitäten des BAYER-Vorstandes in Frage gestellt. Darunter war auch die Kritik, daß der Bericht des Aufsichtsrates mit vier Seiten in Relation zum Gesamtbericht sehr dünn wäre. Durch die Blume wurde auch moniert, daß der Aufsichtsrat und der Vorstand Vetternwirtschaft betreiben. Kritisch wurden die Klagen gesehen, die der Firma BAYER zurzeit wegen Wirkungen der Verhütungsmittel YASMIN und YAZ, sowie den Klagen zur weltweiten Kontamination der Lagerbestände an Reis mit dem „Genreis“ der Firma BAYER anhängig sind.
Das im Bereich Pharma umsatzstärkste Mittel YASMIN/YAZ hat allein in den USA 7.000 Klagen ausgelöst. Den Opfern und deren Angehörigen nach, löst das Mittel auch bei Nichtrisikoanwendern Lungenembolien aus und es ist zu Todesfällen gekommen.
Der „Genreis“ wurde von BAYER in den USA im großen Stil zu Testzwecken angebaut. Dabei wurde 30% der gesamten Reisernte der USA mit dem Genreis kontaminiert. Daraufhin wurde der Import des US-Reis in viele Länder gestoppt und verboten. Das hat der amerikanischen Reiswirtschaft einen großen Schaden zugefügt. Heute wurde der Genreis von BAYER in 25 Ländern gefunden.
Die Aktionärsverbände befürchten, daß die Schadensersatzforderungen und Klagen große Summen verschlingen und den Konzern Schaden zufügen. Die entsprechenden Rückstellungen war auch Bestandteil der Kritik, insbesondere, ob die Rückstellungen groß genug bemessen wurden und welche weiteren Klagen zu erwarten sind.
Auch wurde seitens der Aktionärsverbände hervorgehoben, daß die angehobene Dividende mit einigen Tricks erkauft worden sind und die Anhebung der Dividenden zur Berechtigung der Anhebung der eigenen Gehälter des Vorstandes und der Aufsichtsratsmitglieder dienen soll. Es wurde seitens der Verbände wohl bemerkt, daß weiter Personal auf Kosten des Konzerns abgebaut wird.
Die gestellten Fragen wurden von Herrn Dekkers nach dem Sammeln der Fragen beantwortet, wobei einige Aspekte relativiert wurden, andere weit von sich gewiesen (Gehälter des Vorstandes und des Aufsichtsrates). Bei der Transparenz der Arbeit des Aufsichtsrates gelobte man Besserung.
Am Nachmittag dann kamen die ersten für BAYER kritischen Stimmen zu Wort. Unter anderem ein Sprecher der CBG (Coordination gegen Bayergefahren). Die CBG fordert, daß die Aktionäre gegen die Entlastung des Vorstandes stimmten.
Interessanterweise traten mehrmals nach kritischen Beiträgen Mitarbeiter der Firma BAYER an den Rednerpult. Zum Beispiel sprach nach dem ersten Beitrag der CBG eine Mitarbeiterin – sie brachte einige Kleinigkeiten vor – um dann mit der Forderung zu schließen, daß der Vorstand zu entlasten ist. Das wirkte auf mich sehr konzertiert. Ohnehin hatten die meisten Aktionäre die Versammlung zu diesem Zeitpunkt verlassen (etwa die Hälfte). Die Meisten hatten wohl die Speisen und Getränke, sowie die Werbegeschenke eingesackt, um danach nach Hause zu fahren. (Kaffeefahrt.)
Danach folgten die Reden der kritischen Organisationen.
Die Antworten des Vorstandes zu fast allen Wortmeldungen waren sehr ähnlich gelagert. Zusammenhänge der geschilderten Schäden durch BAYER-Produkte seien wissenschaftlich nicht erwiesen. Die Verantwortung wurde von sich gewiesen. Zum Teil waren die Antworten sehr persönlich. Einer Person wurde zum Beispiel vorgeworfen, „kommunistischer Gesinnung“ zu sein. Die Antworten waren alle recht kurz und knapp gehalten. Meist wurden die Vorwürfe weggewischt. Auffällig war auch, daß viele Fragen einfach nicht beantwortet und damit übergangen wurden. Viele Argumente, die durchaus stichhaltig waren, wurden stumpf mit dem Kommentar weggewischt, daß es altbekannte Vorwürfe seien und die Sachlage sich seither nicht verändert hat.
Eine Chance zur Nachfrage gab es für den Fragesteller nur unter erschwerten Umständen (müßte sich erneut in die Liste der Wortmeldungen eintragen und hinten anstellen).
Zu Anfang der Reihe der Wortmeldung waren es 31 Reden, die angemeldet wurden.
Im Laufe des Tages kamen aber einige Reden hinzu, so daß die Anmeldung um 16 Uhr geschlossen und keine weiteren Meldungen mehr zugelassen wurden.
Die letzten Wortmeldungen endeten um circa 17:30 Uhr.
Die gestellten Gegenanträge wurden als gegenstandslos weggewischt.

Reden im Wortlaut
•Felicitas Rohrer, Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter: http:cbgnetwork.com/3818.html
•Karl Murphy,Liverpool in England, Primodos/Duogynon: http:
cbgnetwork.com/3849.html
•John Santiago, Primodos/Duogynon: http:cbgnetwork.com/3847.html
•Walter Haefeker, Präsident des Europäischen Berufsimkerverbandes EPBA: http:
cbgnetwork.com/3845.html
•Christoph Koch, Deutscher Erwerbs- und Berufsimkerbund: http:cbgnetwork.com/3841.html
•Dieter Donner, Stopp-Bayer-CO-Pipeline: http:
cbgnetwork.com/3829.html
•Axel Köhler-Schnura, CBG: http:cbgnetwork.com/3827.html
•Jan Pehrke, CBG: http:
cbgnetwork.com/3825.html
•Andreas Bemeleit, Robin Blood: http:cbgnetwork.com/3822.html
•Andre Sommer, Duogynon: http:
cbgnetwork.com/3820.html
•Stephanie Brancaforte, avaaz, Bienensterben: http://cbgnetwork.com/3854.html

Persönlicher Eindruck
Die Rede von Christoph Koch war im ersten Block und relativ früh. Walter Haefeker sprach am Nachmittag. Meine Rede war etwa um 17:30 Uhr - obwohl ich mich zeitgleich mit Walter angemeldet habe. Meine Rede war die drittletzte der Veranstaltung. Die Leute von Avaaz.org und die Coordination gegen Bayergefahren haben ebenfalls das Bienensterben durch Neonicotinoide thematisiert.
Ehrlich gesagt war ich schockiert und bin immer noch erschüttert. Bei den Bienenthemen bin ich ja mittlerweile das Leugnen der Schäden gewohnt. Zu weit weg, zu schwer zu zeigen. Auf der Veranstaltung waren jedoch auch viele Menschen, die offensichtlich durch BAYER-Produkte geschädigt wurden. Unter anderem waren viele junge Frauen anwesend, die durch die Anwendung der Antibabypille YASMIN von der Firma Bayer eine Lungenembolie bekamen. Die Rednerin der Gruppe war aufgrund der Embolie für mehrere Minuten klinisch tot - durch Herzversagen. Sie konnte wiederbelebt werden. Andere Frauen nicht. Sichtlich bewegt, erzählte sie, daß die jungen Frauen keine Kinder mehr bekommen könnten und ihr Leben fremdbestimmt durch Ärzte und Medikamenten ist.
Aus England reisten Menschen an, die Verkrüppelungen und Behinderungen durch BAYER-Produkte davontrugen. Sie hatten den Mut, ihre geschädigten Arme und Beine zu zeigen. Und viele weitere Geschädigte meldeten sich zu Wort. Sie forderten, daß die Firma BAYER endlich mit Ihnen redet - es geht nicht nur um Schadensersatz, sondern auch um Gewissheit. BAYER hält die Akten unter Verschluss und ignoriert Gesprächsangebote.
Mir standen bei diesen Berichten über das Leid dieser Menschen die Tränen in den Augen.
All diesen jungen Menschen, deren Leben zerstört ist und deren körperliche Unversehrtheit durch BAYER verletzt wurde - all diesen jungen Menschen sagt so ein Konzernchef ins Gesicht, daß es Einzelfälle sind. Unfälle! Das wissenschaftliche Studien belegen, daß kein Zusammenhang zu den BAYER-Produkten bestünde.
Daß Bienen nicht aufgrund der BAYER-Pflanzenschutzmittel, sondern durch die Varroamilbe sterben. Das werde „von Wissenschaftlern weltweit so gesehen“.
Alles wurde vom Vorstand geleugnet und jegliche Verantwortung abgewiesen.
Ich weiß nicht, ob ihr das nachvollziehen könnt, aber wenn Menschen von Angesicht zu Angesicht von ihrem Leiden erzählen und das einfach weggewischt wird - ich habe das als unmenschlich empfunden. Ich konnte es menschlich nicht nachvollziehen und das schockt mich.

Disclaimer
Dieser Bericht gibt meine persönlichen Erfahrungen wieder und beansprucht weder Vollständigkeit noch die absolute Wahrheit. Wer die Angaben überprüfen und sich selbst ein Bild machen will, der sollte einfach zur Jahreshauptversammlung der BAYER AG im nächsten Jahr kommen.

[WiWo] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Wirtschaftwoche, 28. April 2011

Aktionäre streiten um Bayer

Der Holländer Marijn Dekkers erlebt seine erste Bayer-Hauptversammlung als Vorstandschef. Bei dem Aktionärstreffen dürfte es zeitweise hoch her gehen. Es geht unter anderem um Stellenabbau, mutmaßliche Medikamenten-Schäden und die Gewinnaussichten.

Mit engagierten Redebeiträgen werden sich sowohl Kapitalvertreter als auch kritische Aktionäre, die sich Themen wie Umweltschutz und Arzneimittelsicherheit auf die Fahnen geschrieben haben, in der Messehalle im Kölner Stadtteil Deutz zu Wort melden Dekkers erste Bayer-Bilanz für 2010 fiel eher durchwachsen aus. Zwar steigerte Bayer seinen Umsatz um 12,6 Prozent auf 35 Milliarden Euro; der Konzerngewinn schrumpfte um vier Prozent auf 1,3 Milliarden Euro. Die Geschäften in den Segmenten Gesundheit und Pflanzenschutz liefen eher mau. Nur das Chemie- und Kunststoffgeschäft läuft richtig gut. Mit seiner Ankündigung, konzernweit 4500 Stellen (davon 1700 in Deutschland) abzubauen und den Namen Schering – Bayer hatte den einstigen Konkurrenten 2006 übernommen – zu streichen, hat der neu Bayer-Chef viel Kritik auf sich gezogen. Auch die Kursentwicklung der Aktie ließ zu wünschen übrig.
Umsatz und Gewinn sind gestiegen
Für das erste Quartal fielen die Zahlen besser aus: Zwischen Januar und März konnte Bayer den Umsatz gegenüber Vorjahr um 13 Prozent und den Gewinn um acht Prozent steigern. Vor allem im Pflanzenschutzgeschäft läuft es deutlich besser. Dekkers hob deswegen die Umsatz- und Ergebnisprognose für 2011 an. Der Umsatz soll jetzt um fünf bis sieben Prozent (bisher: vier bis sechs Prozent), der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf über 7,5 Milliarden Euro (bisher: in Richtung 7,5 Milliarden Euro) steigen.
Während sich die Vertreter der Privatanleger und der Banken auf der Hauptversammlung am Bayer-Zahlenwerk abarbeiten werden, ergreifen dann erfahrungsgemäß im weiteren Verlauf der Hauptversammlung kritische Aktionäre mit gesellschaftspolitischen Anliegen das Wort. Ihnen geht es um Gentechnik in Bayer-Produkten, Bienensterben, eine Kohlenmonoxid-Pipeline, die zwei Bayer-Werke verbinden soll – und um mutmaßliche Schäden durch Bayer-Medikamente. Entsprechende Gegenanträge sind bereits angekündigt.
Pille von Bayer im Fokus von Klagen
Zahlreiche junge Frauen machen etwa Bayer-Verhütungspillen für schwere Gesundheitsschäden wie Lungenembolien verantwortlich. Die 25-jährige Badenerin Felicitas Rohrer leidet bis heute unter den Folgen. Sie war 20 Minuten lang klinisch tot – für die junge Frau, die nie geraucht hat, ist klar, dass ein Bayer-Präparat die Ursache ihrer Gesundheitsschäden ist. Konkret geht es um die Verhütungspillen aus der Yasmin-Produktfamilie. Sie heißen Yasmin, Yaz oder Yasminelle – und sie sind nicht nur in Deutschland in die Kritik geraten. In den USA sind bereits etwa 7000 Klagen gegen die Pillen anhängig – wegen der Nebenwirkungen. Gemeinsam mit gleichgesinnten Frauen hat die frühere Bayer-Anwenderin Rohrer vor wenigen Tagen eine Internetseite gestartet.
Andre Sommer, ein Grundschullehrer aus dem Allgäu, hat ebenfalls Widerstand angekündigt. Duogynon, ein früherer Schwangerschaftstest aus dem Hause Schering, soll bei neugeborenen Kindern Fehlbildungen verursacht haben. Bei Sommer war etwa die Blase betroffen, die außen am Körper lag. Der Mittdreißiger hat zahlreiche Operationen über sich ergehen lassen müssen und muss nun wohl dauerhaft mit einem künstlichen Ausgang klarkommen. Sommer hat bislang erfolglos gegen Bayer geklagt.
Ein weiteres Thema, das auf der Hauptversammlung für Diskussionsstoff sorgen wird: Der Konzern will eine Kohlenmonoxid-Pipeline zwischen seinen nordrhein-westfälischen Werken Dormagen und Krefeld-Uerdingen bauen. Das Kohlenmonoxid wird für die Produktion in Uerdingen benötigt. Es ist ein farb- und geruchloses Gas, das schnell zum Erstickungstod führen kann. Kritiker und Bürgerinitiativen weisen seit Jahren auf die Risiken hin, falls das Gas austreten sollte – und sorgen sich etwa um Kindergärten und Schulen, die an der Strecke liegen. Noch im Mai soll ein Gericht entscheiden, ob Bayer die bereits gebaute Pipeline in Betrieb nehmen darf.
Bei so vielen Themen zieht sich die Bayer-Hauptversammlung erfahrungsgemäß lange hin. Auch wenn die meisten Aktionäre die Veranstaltung vorher verlassen. Das offizielle Ende wird Versammlungsleiter Manfred Schneider, der Bayer-Aufsichtsratschef, voraussichtlich nicht vor 20 Uhr bekannt geben können. Jürgen Salz (Düsseldorf)

[avaaz] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

28. April 2011

Kampf gegen Bienen-Killer: Avaaz übergibt 1 Million Petitionsunterschriften und demonstriert bei der Bayer AG in Köln

Der Chemie-Gigant profitiert vom Verkauf von Pestiziden, die Milliarden von Bienen weltweit das Leben kosten. Bei einem Treffen mit dem Bayer-Vorstand am Freitag übergibt Avaaz eine von enormer öffentlicher Unterstützung getragene Petition, die ein Verbot dieser Pestizide fordert.

Berlin – Heute übergibt das weltgrößte Online-Kampagnennetzwerk, Avaaz, zusammen mit deutschen Imkern eine 1,2 Millionen Unterschriften starke Petition, die ein Verbot dieser gefährlichen Pestizide fordert, die Milliarden von Bienen Schaden zufügen. Die Aktivisten versammeln sich bei Bayer in Köln und fordern dringend ein Ende des Einsatzes der Neonicotinoid-Pestizide, die unabhängigen Studien zufolge weltweit katastrophale Auswirkungen auf den Bienenbestand haben.

Stephanie Brancaforte, Avaaz Kampagnen-Leiterin sagte: „Sehr viele Menschen sind besorgt über das Elend unserer Bienen, die eine wichtige Rolle bei der Produktion der Nahrung spielen, die wir täglich zu uns nehmen. Bayer muss jetzt handeln.“

Die Neonicotinoid-Pestizide stehen im Verdacht, die Bienen unmittelbar zu töten, oder sie so stark zu schwächen, dass sie erheblich anfälliger für Krankheiten sind. Da Bienen eine entscheidende Rolle beim Bestäuben von Kulturpflanzen spielen, ist die Nahrungskette in weiten Teilen der Welt bedroht. Von den 100 Pflanzenarten, die 90% des weltweiten Nahrungsbedarfs decken, werden mehr als 70 von Bienen bestäubt. Der weltweite Protest von Avaaz hat teilweise bereits Verbote des Einsatzes von Neonicotinoid-Pestiziden in Frankreich, Italien und Slowenien bewirkt. Doch die Chemiekonzerne setzen sich stark dafür ein, dass die Killer-Pestizide am Markt bleiben.

Die deutsche Bayer AG ist einer der Haupthersteller diese Pestizide. Ihre Produkte “Poncho” (enthält Clothianidin) und “Gaucho” (bestehend aus Imidacloprid) wurden von der UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen, als schwere Bedrohung für Bestäuber und andere Tierarten eingestuft. Bayer vertreibt die Produkte “Poncho” und “Gaucho” jedoch weiterhin.

Da der Chemie-Gigant am Freitag in Köln seine Jahreshauptversammlung abhält, unterstützt Avaaz die deutschen Imker bei einer Aktion vor der Kölner Messe, wo die Bayer-Versammlung stattfindet. Avaaz unterstützt die Imker vor der Messe von 8 bis 12 Uhr. Anschließend hält Avaaz einen kurzen Vortrag und übergibt eine Petition, die bislang von mehr als 1,2 Millionen Menschen unterzeichnet wurde, allein 166.000 mal in Deutschland. Parallel dazu veranstalten Avaaz-Mitglieder aus Köln ein “Die-in”, bei dem sie Bienenkostüme tragen. Die Veranstaltung in Köln ist Teil einer Reihe weltweiter Aktionen gegen den Einsatz von Neonicotinoid-Pestiziden.

Avaaz ist ein Kampagnen-Netzwerk mit mehr als 600.000 Mitgliedern in Deutschland und über 8,2 Millionen Mitgliedern weltweit.

Die Petition gegen die Neonicotinoid-Pestizide ist online zu finden unter
http:www.avaaz.org/de/save_the_bees

Avaaz-Mitarbeiter stehen in Köln, und anderenorts, für Interviews zu Verfügung.

27. April 2011, avaaz

Protest gegen Bienensterben

Am kommenden Freitag, den 29.4 in Köln findet die jährliche Hauptversammlung des Chemiekonzerns BAYER statt, einer der Hauptproduzenten der für das weltweite Bienensterben verantwortlichen Pestizide.

In den letzten Monaten haben über 1.2 Millionen Menschen für ein Verbot dieser tödlichen Pestizide unterschrieben und Avaaz wird die Petition am Freitag direkt an die BAYER-Geschäftsleitung übergeben und die eintreffenden Aktionäre und Journalisten mit einem medienwirksamen Bienenschwarm am Eingang empfangen.

Können Sie am nächsten Freitag auf dem Kölner Messegelände mithelfen den Stimmen von über 1.2 Millionen Unterzeichnern Gehör zu verschaffen und ein deutliches Signal gegen die giftigen Pestizide zu senden? Wir suchen einige motivierte Helfer, die Lust haben bei der Durchführung der Aktion zu helfen und sich am Bienenschwarm zu beteiligen - klicken Sie den Link zum Mitmachen:

http:www.avaaz.org/de/bayer_koeln/?vl

Hier die genauen Informationen für den Freitag:

Datum: Freitag, den 29.4.2011
Zeit: 8-12 Uhr (weniger Zeit hilft auch)
Ort: Messegelände Köln-Deutz, Eingang Nord, Messehalle 7, Deutz-Mülheimer-Straße 111, 50679 Köln
Anreise: U-Bahn/S-Bahn Köln Messe

Bienenexperten warnen schon länger davor, dass die Pestizide Imidacloprid und Clothianidin für Bienensterben in aller Welt mitverantwortlich sind. Obwohl sie in verschiedenen Ländern verboten sind, stellt Bayer den Verkauf nicht ein. Ein von der UN-Umweltbehörde UNEP Anfang März veröffentlichter Bericht zum Bienensterben in aller Welt bezeichnet die BAYER-Pestizide Poncho (Clothianidin) und Gaucho (Imidacloprid) aus der Substanzklasse der Neonicotinoide als Bedrohung für Pollinatoren und zahlreiche andere Tiere.

Über 1.2 Millionen Menschen weltweit haben für ein Verbot der Neonicotinoide unterzeichnet -- helfen Sie nun die Stimmen der Unterzeichner am kommenden Freitag auf dem Messegelände in Köln Gehör zu verschaffen und nehmen Sie an unserer bunten Petitionsübergabe am Freitag teil. Gemeinsam senden wir dem Hauptproduzenten BAYER ein eindeutiges Signal für ein Verbot dieser giftigen Pestizide.

alle Infos zur Hauptversammlung

[Tierversuche] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

People for the Ethical Treatment of Animals (PETA), 27. April 2011

BAYER Hauptversammlung, 29. April:

Gruselige PETA-Aktion gegen Tierversuche für BAYER-Produkte

Eine junge Frau im Bikini, mit Hasen-Ohren als „Versuchskaninchen“ kostümiert, in einen engen Käfig gesperrt. Daneben ein Mann im weißen Arztkittel, der das Kaninchen mit einer überdimensionalen Spritze bedroht. Vom Band sind Tierschreie zu hören. Weitere Tierschützer halten Poster mit den Slogans „BAYER: Stoppt Tierversuche!“ und „Unter dem Deckmantel der Wissenschaft bleibt Mord ungestraft“ und verteilen Infomaterial an Passanten. Mit dieser außergewöhnlichen Aktion protestiert die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e. V. am Freitag vor der BAYER-Hauptversammlung auf dem Messegelände Köln-Deutz. Denn was wie eine Szene aus einem Albtraum klingt, ist für Tausende Tiere grausame Realität in Tierversuchslaboren. Allein in Deutschland werden jährlich knapp 2,7 Millionen Wirbeltiere in schmerzhaften Versuchen gequält und getötet, darunter Kaninchen, Ratten und Affen.

Im Anschluss an die Aktion wird PETA-Tierärztin Christine Esch auf der Hauptversammlung der BAYER Aktiengesellschaft sprechen und die Gegenanträge von PETA vorstellen. PETA Deutschland e. V. hat fristgerecht jeweils einen Gegenantrag zur Entlastung des Vorstandes und zur Entlastung des Aufsichtsrates eingereicht.

Wann & Wo?
PETA-Aktion: Freitag, 29. April / um 8:30 Uhr; Messegelände Köln-Deutz, Eingang Nord, Deutz-Mülheimer-Straße 111, 50679 Köln
PETAs Rede auf der BAYER-Hauptversammlung: Freitag, 29. April / Beginn der Veranstaltung um 10 Uhr; Messegelände Köln-Deutz, Messehalle 7, Deutz-Mülheimer-Straße 111, 50679 Köln
Kontakt vor Ort: Kampagnenleiterin Christine Esch, Mobil 0162 / 6878867

Weitere Informationen:
Dem BAYER-Aufsichtsrat wirft PETA vor, keine globale Selbstverpflichtung ausgesprochen zu haben, die Verwendung veralteter Tierversuche für Fälle, wo validierte tierfreie Alternativen vorhanden sind, gänzlich auslaufen zu lassen. Bei BAYERs oralen Toxizitätstests werden Hunde, Mäuse und Ratten dazu gezwungen, gewaltige Mengen einer Testchemikalie zu schlucken. Die Tiere können akute Bauchschmerzen, Durchfall, Krämpfe, Anfälle, Lähmungen und Blutungen aus Nase, Mund und Genitalien durchleiden, bevor sie letztendlich sterben.
Akkurate, humane, tierfreie Methoden stehen zur Verfügung, um diese Tests zu ersetzen. Der Aufsichtsrat hat keine ausreichenden Schritte unternommen, den gewaltigen Einsatz von Tieren in schmerzvollen und antiquierten Versuchen durch das Unternehmen zu vermindern, weshalb PETA fordert, ihm die Entlastung zu verweigern.
Der BAYER-Vorstand ist laut PETA mitverantwortlich für schwere Tierquälereien in einem Tierversuchslabor in den USA. Aufgrund der Undercover-Recherche und Strafanzeige von PETA USA ist das Labor (Professional Laboratory and Research Services, Inc.) inzwischen geschlossen, weiterführende Ermittlungen gegen die Laborbetreiber laufen noch. BAYER war im Zeitraum von PETAs Recherche einer der Auftraggeber des Labors. Seinen Verpflichtungen, dafür zu sorgen, dass keines der Tiere unter mangelnder tierärztlicher Versorgung, schlechter Haltung oder ausgesprochener Misshandlung leidet, ist der BAYER-Vorstand nicht nachgekommen und soll daher nicht entlastet werden.

PETAs Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung können Sie hier downloaden (Seite 12-14 der PDF-Datei): http://www.hv2011.bayer.de/de/gegenantraege.aspx

PETA Deutschland e. V. ist eine Schwesterorganisation von PETA USA, der mit über zwei Millionen Unterstützern weltweit größten Tierrechtsorganisation. Ziel der Organisation ist es, durch Aufdecken von Tierquälerei, Aufklärung der Öffentlichkeit und Veränderung der Lebensweise jedem Tier zu einem besseren Leben zu verhelfen.

alle Infos zu den Protesten in der HV

[Pipeline]

CBG Redaktion

Pressemitteilung, 27. April 2011

STOPP-CO-PIPELINE - Initiative bei der Bayer-Aktionärsversammlung

Am Freitag, den 29.April 2011 findet ab 10 Uhr die Bayer-Hauptversammlung in der Halle 1 der Messe Köln statt.

Wir sind wieder von Aktionären um Teilnahme an der Veranstaltung gebeten worden, um dort die Rede - und Stimmrechte nachhaltig und verantwortungsvoll wahrzunehmen. Zusätzlich werden wir vor dem Eingang der Messehalle 1 die ankommenden Aktionäre mit unseren Bannern und einem Aktionärsbrief auf das weiter aktuelle Problem der Bayer-CO-Pipeline informieren. Dieser Brief enthält aber nicht nur Informationen sondern auch eine Aufforderung an die Aktionärinnen und Aktionäre:

“Verehrte Besucherinnen und Besucher der heutigen Aktionärsversammlung, entlasten Sie sich, den Vorstand und die Geschäftsleitung des Konzerns mit Ihrer Aufforderung, dieses unsinnige, gefährliche Projekt zu stoppen.“

Wir gehen davon aus, dass wie in den vergangenen Jahren eine zunehmende Anzahl „kritischer Aktionäre“ dieser Aufforderung folgen werden und Vorstand und
Aufsichtrat zu deren Fehlleistungen zumindest die Gelbe Karte zeigen werden.

Antibabypillen

CBG Redaktion

Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter (SDG)
Pressemitteilung vom 26. April 2011

Verbot gefährlicher Antibaby-Pillen gefordert

neue website http://www.risiko-pille.de geht heute online / betroffene Frauen sprechen am Freitag in der Hauptversammlung der Bayer AG

Neuartige Antibaby-Pillen mit dem Wirkstoff Drospirenon haben ein erhöhtes Risikopotential gegenüber älteren Präparaten. Betroffene Frauen haben nun die Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter (SDG) gegründet und Proteste in der Hauptversammlung der Bayer AG am Freitag angekündigt. Zudem wurde heute die website www.risiko-pille.de freigeschaltet.

Kathrin Weigele, Mitgründerin der Selbsthilfegruppe, fordert: „Wir möchten eine ehrlichere und umfassendere Aufklärung über die Risiken drospirenonhaltiger Pillen im Beipackzettel und durch Gynäkologen erreichen. Unser Ziel ist es, Frauen für die Risiken der Pille zu sensibilisieren, den betroffenen Frauen ein Gesicht zu geben und endgültig mit dem Mythos aufzuräumen, als Geschädigte ein Einzelfall zu sein. Unsere website soll Betroffenen zudem die Möglichkeit zur Selbsthilfe bieten“. Kathrin Weigele hatte nach Einnahme der Pille Yasmin eine schwere Lungenembolie erlitten.

Die drospirenonhaltigen Pillen Yasmin, Yasminelle, Yaz, Aida und Petibelle des Herstellers Bayer Schering verursachen neuen Studien zufolge ein bis zu doppelt so hohes Embolie- und Thromboserisiko im Vergleich zu älteren Präparate. Nach Angaben der US-Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration starben allein in den USA 190 Frauen nach Einnahme von Yasmin oder Yaz. In Deutschland erlitten mindestens zwölf junge Frauen tödliche Embolien. Gegen Bayer sind rund 7.000 Klagen anhängig.

Die Bayer AG machte im vergangenen Geschäftsjahr mit der Produktgruppe einen Umsatz von 1,1 Milliarden Euro. Das Präparat gilt damit als meistverkaufte Antibaby-Pille der Welt. In den Kampagnen des Konzerns wird in erster Linie mit Versprechen wie „Gewichtsabnahme“ und „wirkt gegen Akne“ geworben. Auf die erhöhten Gefahren wird hingegen nicht eingegangen.

Mit ihrem Erscheinen in der Hauptversammlung wollen die geschädigten Frauen die Einstellung verharmlosender Werbung für Antibaby-Pillen sowie ein Verbot von Pillen mit erhöhtem Risikopotenzial erreichen. Zu der Versammlung in den Kölner Messehallen, in der neben dem Vorstand auch rund 4.000 Aktionäre teilnehmen, wurde auch ein Gegenantrag eingereicht, der eine Nicht-Entlastung des Vorstands fordert.

Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter (SDG)
Kontakt: info@risiko-pille.de
Website: www.risiko-pille.de

Wir sagen Nein!
zu Pillen mit erhöhter Thrombosegefahr

[Yasmin] Antibabypillen

CBG Redaktion

Ärzteblatt, 26. April 2011

Kontrazeptiva: Drospirenon mit höherem Thromboembolierisiko

die beiden Studien im Volltext

Boston – Zwei eingebettete Fall-Kontrollstudien im Britischen Ärzteblatt (BMJ) erneuern den Verdacht, dass orale Kontrazeptiva mit dem synthetischen Gestagen Drospirenon mit einem höheren thromboembolischen Risiko behaftet sind als Präparate mit dem älteren Gestagen Levonorgestrel.

Die Gefahr von tiefen Venenthrombosen und Lungenembolien hat in den letzten Jahrzehnten dazu geführt, dass die Dosis der Östrogene und Gestagene in den oralen Kontrazeptiva deutlich gesenkt wurde.

In den 90er Jahren erkannte man, dass nicht nur die Konzentration der Hormone, sondern auch die Wahl des Gestagens von Bedeutung ist. Die Bedenken betrafen anfangs die Kontrazeptiva der 3. Generation mit Desogestrel oder Gestoden, deren Anwenderinnen nach heutigem Konsens ein im Vergleich zu anderen Kontrazeptiva erhöhtes thromboembolischen Risiko haben.
Die Epidemiologin Susan Jick von der Boston University School of Medicine hatte in einer Analyse der UK General Practice Research Database das relatives venöse Thromboembolie-Risiko gegenüber Levonorgestrel mit 1,9 (in einer Kohorten-Analyse) und 2,3 in einer Fall-Kontroll-Studie beziffert (BMJ 2000; 321: 1190-5).

Jetzt legt die Autorin zwei Analysen zu den um 2000 eingeführten drospirenonhaltigen sogenannten Mikropillen Petibelle® und Yasmin® vor, die das synthetische Gestagen Drospirenon enthalten. Inzwischen gibt es weitere Präparate wie YAZ® und aida®.

Auch die Kombination mit Drospirenon geriet bald in die Diskussion. Nach den ersten Studien schien das Risiko um etwa 60 bis 70 Prozent höher zu sein als unter der Pille mit Levonorgestrel. Zwei vom Hersteller gesponserte Studien (EURAS und Ingenix) konnten dagegen kein gegenüber anderen Präparaten erhöhtes Risiko feststellen.

Alle vier Studien sind nach Ansicht von Jick jedoch mit einem Makel behaftet: Patientinnen mit thromboembolischen Ereignissen aus anderen erklärbaren (“non-idiopathischen”) Gründen wie schweren Verletzungen der unteren Extremität, schweres Trauma, größeren Operationen oder Schwangerschaft seien nicht sorgfältig genug ausgeschlossen worden, schreibt die Epidemiologin. Sie legt jetzt zwei Datenbankanalysen vor, in denen sie diesen Faktor berücksichtigt hat.

Die erste Analyse beruht auf den elektronischen Krankenakten britischer Hausärzte (General Practice Research Database, GPRD): 61 Fälle einer idiopathischen venösen Thromboembolie wurden 215 Kontrollen aus der gleichen Datenbank (deshalb “eingebettete” Fallkontroll-Studie) gegenübergestellt.

Jick ermittelte eine Odds Ratio von 3,3 ( 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,4-7,6), also ein mehr als dreifach erhöhtes Risiko, das etlichen Subgruppen-Analysen standhielt, in denen nach anderen Gründen für die Assoziation gesucht wurde. Nach den Berechnungen der Epidemiologin kommen auf 100.000 Frauen, die ein drospirenonhaltiges orales Kontrazeptivum anwenden pro Jahr 23 nicht tödliche venöse Thromboembolien. Unter den Anwenderinnen der Levonorgestrel-Pille wären es 9,1 Ereignisse auf 100.000 Patientenjahre (BMJ 2011; 342: d2139).

Die zweite Analyse basiert auf Abrechnungsdaten von US-Patienten, die die Firma PharMetrics zusammengetragen hat. In dieser Studie wurden 186 neue idiopathische Fälle 681 Kontrollen gegenüber gestellt. Die Odds Ratio fiel mit 2,3 (1,6-3,2) etwas niedriger aus als in der ersten Studie. Die Inzidenzrate einer nicht tödlichen venösen Thromboembolie steigt gegenüber Anwenderinnen von Levonogestrel-haltigen Kontrazeptiva von 12,5 auf 30,8 pro 100.000 Anwenderinnenjahre an (BMJ 2011; 342: d2151).

Jick schließt aus diesen Ergebnissen, dass eine Levonorgestrel-Pille die bessere erste Wahl sei. Der Hersteller mag sich dieser Einstellung natürlich nicht anschließen. Bayer HealthCare verweist in seiner Pressemitteilung noch einmal auf die Daten der EURAS- und Ingenix-Studie, deren Protokolle mit den Arzneibehörden in den USA und Europa abgestimmt seien und die von Experten als die umfassendsten und besten Studien ihrer Art betrachtet würden.

Nach Ansicht von Bayer HealthCare besteht bei allen Antibabypillen ein gewisses Risiko von thromboembolischen Ereignissen, das durch die Beachtung der Kontraindikationen wie Rauchen oder ein Alter über 35 Jahre minimiert werden könne. Bei drospirenonhaltigen Kontrazeptiva kommen noch Erkrankungen von Leber, Niere und Nebenniere hinzu, die sich teilweise aus der strukturellen Verwandtschaft des Drospirenon-Moleküls mit Aldosteron-Antagonisten ergeben.

Laut Meldungen aus der Wirtschaftspresse liegen in den USA 6.850 Schadenersatzklagen gegen Bayer HealthCare oder den Generikahersteller Teva vor. In Kanada sollen 13 Sammelklagen eingereicht worden sein. Bayer HealthCare erwartet laut dem letzten Wirtschaftsjahresbericht weitere Klagen.

alle Infos zur Kampagne

Die Welt, 28. April 2011

Pille mit Nebenwirkungen

Auf Hersteller warten US-Sammelklagen

Kurz vor Bayers Hauptversammlung liefern Studien neue Beweise zur Thrombose-Gefahr

Was als Fortbildung angekündigt war, ähnelt eher einer Bunga-Bunga-Party: Gestandene Gynäkologen singen laut „Nuva-Ring, Ring, Ring“, dazu schwenken leicht bekleidete Tänzerinnen große Plastikringe. Das Video hat in Estland einen Skandal ausgelöst, sollten die Gynäkologen im estnischen Tallinn doch nicht feiern - sondern über die Risiken des hormonbasierten Verhütungsmittels Nuvaring des US-Herstellers Merck & Co. aufgeklärt werden. Auch in Kanada sind Gynäkologen der nationalen gynäkologischen Gesellschaft den Versuchungen der Pharmabranche erlegen: Beim Verfassen von Aufklärungsmaterial über die Verhütungspillen der neuesten Generation schrieben sie teils wortgenau Werbematerial des Herstellers Bayer ab, priesen die Pille als Mittel gegen Migräne und Akne.
Beide Fälle werfen ein Schlaglicht auf die Kontrazeptiva-Marketingkampagnen der Pharma-Riesen. Die Hersteller lassen fast nichts unversucht, um die Verhütungsmittel als Lifestyle-Medikamente anzupreisen, und dabei Bedenken von Patientinnen wie Gynäkologen über mögliche Nebenwirkungen der Pillen der neuesten Generation zu zerstreuen.
6800 Klagen von betroffenen Patientinnen liegen aktuell in Sammelklagen gebündelt vor Gerichten in den USA, 190 Todesfälle assoziiert die US-Aufsichtsbehörde FDA bislang mit den Pillen von Bayer und zwei weiteren Herstellern. Doch bislang verneinen Bayer wie Merck den Verdacht, dass Yasmin und Nuvaring risikoreicher sind als andere, ältere Verhütungsmittel. Nun droht Bayer kurz vor der Hauptversammlung am Freitag in Köln ein Rückschlag, denn Mediziner aus den USA und Neuseeland haben zwei Studien veröffentlicht, in denen erstmals gesammelte Daten der britischen Gesundheitsbehörden untersucht wurden. Das Ergebnis der Forscher: Verhütungspillen der neuesten Generation, die das künstliche Gestagen-Hormon Drospirenon enthalten, bringen ein um bis zu dreimal höheres Risiko von Thrombosen mit sich als vergleichbare, ältere Pillen. Besonders fatal für Bayers Verteidigung vor Gericht: Die Forscher der angesehenen Boston University haben in ihrer Studie ausdrücklich Frauen mit Vorerkrankungen oder Risikofaktoren wie Übergewicht ausgeschlossen, um eine Verfälschung der Daten zu vermeiden. Benedikt Fuest