Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Beiträge verschlagwortet als “8. Mai”

CBG zur Erklärung deutscher Unternehmen zum 8. Mai

CBG Redaktion

Presse-Information vom 09.05.25

BAYER & Co. müssen sich an den Taten messen lassen!

Auf Initiative des BAYER-Konzerns haben 49 Firmen zum 80. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Faschismus eine Erklärung veröffentlicht, in der sie sich zu ihrer Mitschuld an der Terror-Herrschaft bekennen. „Deutsche Unternehmen trugen dazu bei, die Herrschaft der Nationalsozialisten zu festigen. Auf ihren eigenen Vorteil bedacht, waren viele Unternehmen und ihre damaligen Akteure verstrickt“, konstatieren die Firmen. Sie ziehen daraus die Lehre, „die Zerbrechlichkeit der Demokratie immer wieder zu erkennen“ und Errungenschaften wie Rechtsstaatlichkeit und Freiheit zu schützen.

„Die Coordination gegen BAYER-Gefahren begrüßt diese Stellungnahme. Allerdings betreibt gerade BAYER die Aufarbeitung nur halbherzig. Zudem zieht der Leverkusener Multi daraus keine Lehren für die Gegenwart“, erklärt Brigitte Hincha-Weisel vom Vorstand der Coordination.

So widmet der Agro-Riese der Zeit des Nationalsozialismus auf seiner Website in den Ausführungen zur Unternehmensgeschichte keinen eigenen Abschnitt. Stattdessen behandelt er sie als einen Abschnitt der Periode, die mit dem Jahr 1925 beginnt und 1945 endet. Zudem spielt der Konzern die aktive Rolle herunter, die die von ihm mitgegründete I. G. FARBEN in der Diktatur gespielt hat. Das Regime habe die I.G. „als einen der ‚kriegs- und lebenswichtigen‘ Betriebe der deutschen Wirtschaft“ eingestuft, steht da zu lesen. Dabei war es die Interessensgemeinschaft, die die Blaupause für den Vierjahresplan erarbeitete, mit dem Hitler & Co. die Wirtschaft wehrtüchtig machten. Auch weist die Darstellung viele Lücken auf: kein Wort zu den Wahlkampf-Spenden an die NSDAP, kein Wort zur Einbindung von I.G.-Managern in das NS-System, kein Wort zu Zyklon B und kein Wort zu den medizinischen Experimenten mit KZ-Häftlingen.

Mit der 1988 publizierten Firmen-Chronik „Meilensteine“ verhält es sich ähnlich. „Die Mobilisierung der Wirtschaft folgte den Plänen der Regierung“, heißt es dort etwa und „Die Behandlung der Zwangsarbeiter wurde durch staatliche Vorschriften bis ins Detail geregelt“. Auch mit deren Beschäftigung bei der Errichtung einer Produktionsanlage in unmittelbarer Nähe von Auschwitz hatte die I.G. FARBEN angeblich nicht viel zu tun: „Nachdem das Oberkommando der Wehrmacht den Plan für das I.G.-Werk genehmigt hatte, erteilte Göring Himmler den Auftrag, den Bau mit Häftlingen zu unterstützen.“ Und mit der Verurteilung von Fritz ter Meer zu sieben Jahren Haft bei den Nürnberger Nachfolge-Prozessen hadern die „Meilensteine“ ebenfalls: „In der Industrie war man bestürzt über dieses Urteil. Man wusste, dass ter Meer kein Nazi gewesen war.“ Alles nur „die Folge einer Zwangslage, in der die meisten nicht anders gehandelt hätten“.

Überdies tut sich BAYER schwer damit, „die Zerbrechlichkeit der Demokratie immer wieder zu erkennen“ und entsprechend zu handeln, wie Hans van Scharen vom „Corporate Europe Observatory“ dem Konzern vor zwei Wochen auf der Hauptversammlung in Bezug auf Trump vorwarf. Der Global Player unterstützte ihn nämlich im Wahlkampf massiv durch Spenden und sein Vorstandsvorsitzender nahm sogar als einziger Chef eines DAX-Unternehmens persönlich an der Amtseinführung teil. Dass der Politiker den Klimawandel leugnet, abfällig über Minderheiten spricht, Gerichtsurteile missachtet und an Kongress und Senat vorbeiregiert, stört den Agro-Riesen dabei nicht groß. Die Aktien-Gesellschaft ist nämlich wiederum „auf ihren eigenen Vorteil bedacht“. Sie erhofft sich nämlich unter den Republikanern bessere Chancen für ein Ende der juristischen Probleme mit Glyphosat als unter den Demokraten.

Von Scharens Großvater Karel musste in Auschwitz auf der I.G.-Baustelle Zwangsarbeit leisten, ohne dafür je eine Entschädigung erhalten zu haben. „Aus tragischen historischen Ereignissen wie diesem sollten wir lernen und ähnliche private und kollektive Fehleinschätzungen und Fehler vermeiden“, resümierte Hans van Scharen. Aber gerade das vermisste er beim Leverkusener Multi.  „Doch leider sehen wir heute, wie BAYER als großes europäisches Unternehmen den Ring einer neuen und schockierenden Diktatur küsst, die direkt vor unseren Augen im Entstehen begriffen ist: die Diktatur von Donald Trump in Washington. Sie mögen diese Vergleiche unpassend finden, aber ich bin nicht der Einzige. Der einstige stellvertretende Präsident der USA, Al Gore, hat gerade gestern dasselbe getan“, so der Belgier. 

Die CBG zum Tag der Befreiung

CBG Redaktion

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Die Alliierten hatten Deutschland vom Faschismus befreit. Die 1925 von BAYER und anderen Chemie-Gesellschaften gegründete I.G. FARBEN hatte den Nazis durch üppige Parteispenden an die NSDAP mit zur Macht verholfen. Fortan bildete sie das industrielle Rückgrat des Hitler-Regimes und stellte ihm auch wichtiges Personal wie etwa Wehrwirtschaftsführer. Unter anderem arbeitete die Interessensgemeinschaft die Blaupause für den Vierjahresplan aus, mit dem Hitler & Co. die Wirtschaft wehrtüchtig machten. Als es dann 1939 soweit war, konnte das Unternehmen die Armee fast alleine ausstatten. Im Schlepptau der Raubzüge nahm es sofort die chemischen Anlagen der überfallenden Länder in Beschlag. Zudem betätigten sich Beschäftigte der Auslandsniederlassungen als Spione und fertigten Karten-Material für Bombenangriffe an. 

An der Vernichtungspolitik wirkte die I.G. FARBEN ebenfalls mit. Ihre Tochterfirma DEGESCH lieferte den Nazis mit Zyklon B die Mordwaffe. Zudem errichtete der Konzern in unmittelbarer Nähe zu Auschwitz ein eigenes Werk, um beim Bau auf ZwangsarbeiterInnen zugreifen zu können. Später unterhielt er in der Nähe der Baustelle sogar ein firmen-eigenes KZ. Damit nicht genug, dienten die Häftlinge der I.G. auch noch als Versuchskaninchen für medizinische Experimente. 

„Sollte es zu Wirtschaftsklagen kommen, würde das Material den Verteidigern den Schlaf rauben“, schwante deshalb dem I.G.-Vorstandsmitglied Georg von Schnitzler. Und zunächst sah es auch ganz danach aus. Aber es kam anders. Die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse widmeten der I.G. FARBEN zwar einen eigenen Verfahrensstrang, und von den 23 angeklagten Managern landeten auch 13 im Gefängnis, sie mussten ihre Haftstrafen allerdings nicht voll abbüßen. Die Zeiten hatten sich nämlich geändert. Im Zuge des Kalten Krieges baute der Westen wieder auf Deutschland. Deshalb erfolgte auch nicht wie ursprünglich vorgesehen eine radikale Zerschlagung des Mörder-Kombinats. Es blieb bei einer Entflechtung, die die tragenden Säulen BAYER, BASF und HOECHST unangetastet ließ. Resultat: Kaum 20 Jahre nach dem Neustart erreichten die drei Gesellschaften für sich allein eine Größe, die derjenigen der I.G. FARBEN in ihren besten Zeiten entsprach.