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Beiträge verschlagwortet als “BAYER HV 2006”

[BAYER HV 2006] Hauptversammlung 2006

CBG Redaktion

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren stellte am Tag der Hauptversammlung Strafanzeige gegen den BAYER-Vorstand wegen illegaler Kartell-Absprachen. Lesen Sie hierzu die Strafanzeige im Wortlaut, einen Artikel aus der Frankfurter Rundschau, einen Artikel aus der taz und unsere Presse-Info

Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über die Gegenaktionen

Die Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung 2006

Kritische Redebeiträge in der BAYER-Hauptversammlung

Die „taz“ berichtet über Kritische Aktionäre bei Bayer, Daimler und Co.

Die Rede des kritischen Aktionärs Axel Köhler-Schnura

Kinderarbeit

CBG Redaktion

Presse-Mitteilung des Eine Welt Netz NRW zur Bayer Hauptversammlung

Kritischer Bericht zu Kinderarbeit bei Bayer-Zulieferern in Indien

Köln, 28.04.2006 Das Eine Welt Netz NRW protestiert auf der heutigen Jahreshauptversammlung von Bayer dagegen, dass auch in der letzten Erntesaison indische Kinder im Alter von 8 bis 14 Jahren auf Baumwoll-Farmen arbeiten mussten, die für die BAYER-Tochter ProAgro Saatgut produzieren. Bayer hatte im Vorfeld der Jahreshauptversammlung 2005 versprochen, mit einem Aktionsplan dafür zu sorgen, dass keine Kinder mehr auf besagten Baumwoll-Farmen arbeiten müssen. Dies wurde noch nicht zufriedenstellend umgesetzt, wie der Wissenschaftler Dr. Davuluri Venkateswarlu vom Glocal Research Institut in Hyderabad bestätigte. Nach der aktuellen Erhebung vom Januar 2006 arbeiten noch 450-500 Kinder auf den Feldern. Sie müssen bis zu 12 Stunden am Tag in der Sonne arbeiten und dürfen selbst dann nicht vom Feld gehen, wenn giftige Pestizide versprüht werden.
Das Thema BAYER und Kinderarbeit zieht immer weitere Kreise: Einige Finanzinstitute wie Ethix und SAM, zuständig für den Dow Jones Sustainability Index, mehrere kirchliche Investoren, wie die Schwedische Kirche, sowie der Norwegian Government Petroleum Fund, der nach eigenen Angaben 0,77% der BAYER-Aktien hält, wandten sich mit kritischen Nachfragen zum Thema Kinderarbeit an Nichtregierungsorganisationen, einige auch direkt an BAYER. Eine Beschwerde gegen BAYER wegen Verletzung der OECD-Leitlinien für multinationale Konzerne im Fall Kinderarbeit wird zur Zeit beim Bundeswirtschaftsministerium bearbeitet.
Das Eine Welt Netz NRW steht seit längerem zum Thema Kinderarbeit mit BAYER im Dialog. „Nach unseren Erfahrungen ist das Engagement der Konzerne umso ernsthafter, je mehr sich die Öffentlichkeit für die Lebenssituation der Produzenten und Zulieferer in fernen Ländern interessiert“, sagt Jens Elmer vom Eine Welt Netz NRW. „Die bereits erfolgte Reduzierung der Kinderarbeit bei Bayer-Zulieferern ist auf den Druck von Nichtregierungsorgnisationen aus Deutschland zurückzuführen“ so Dr. Davuluri Venkateswarlu.
Eine Studie von Dr. Davuluri Venkateswarlu und der Universität Oxford vom Oktober 2005 untersucht den Zusammenhang von Kinderarbeit und Abnahmepreisen, die Bayer den Farmern zahlt: BAYER ist bereit, 5 Prozent mehr zu zahlen. Doch eine Steigerung der Abnahmepreise um 37 Prozent wäre nötig, damit Farmer Erwachsene einstellen und den Arbeitern Mindestlöhne zahlen könnten. Recherchen der Studie zufolge ließen die hohen Gewinnmargen in der Branche diese Steigerung auch zu. BAYER lehnt eine weitere Erhöhung der Abnahmepreise mit dem Argument ab, es gebe keinen Zusammenhang zwischen Abnahmepreisen und der Abschaffung der Kinderarbeit. Die Studie dagegen sieht in den niedrigen Abnahmepreisen den Hauptgrund für die Kinderarbeit. Ohne die Zahlung höherer Abnahmepreise bestehe die Gefahr, dass weitere Maßnahmen des Aktionsplanes wie Aufklärungsarbeit und unangemeldete Kontrollen wirkunglos seien.

Weitere Informationen: Jens Elmer: 0163 / 588 26 38, Udo Schlüter: 0251 / 28 46 69-11

[WECF] Chemikaliensicherheit

CBG Redaktion

Women in Europe for a Common Future, Daniela Rosche

Bayer Jahreshauptversammlung, 28 Mai 2006

Fragen und Ansprache an den Bayer Vorstand

Sehr geehrter Vorstand, liebe Aktionäre,

im Namen von Women in Europe, freue ich mich, erneut das Wort an sie zu richten. Bereits im letzten Jahr hatte ich mich an sie gewandt. Damals mit der Aufforderung, den Vorschlag fuer eine neue europäische Chemikalienverordnung, REACH genannt, zu unterstützen. Als internationales Netzwerk von Frauenorganisationen sind wir sehr besorgt ueber den Anstieg von Atemwegkrankheiten, Allergien, Unfruchtbarkeit und Krebs der mit Umweltverschmutzung und Bloßstellung an gefährliche Chemikalien verbunden ist.

Im letzten Jahr hoffte ich, sie mit meiner Rede überzeugen zu können, daß eine effektive Neuordnung der europäischen Chemikaliengesetzgebung auch zu ihrem Vorteil ist. Denn REACH würde die alltäglichsten Konsumentenprodukte, vom Haarshampoo zum MP3 Spieler, sicherer machen. Sichere Produkte, so unsere Ansicht, würden nicht nur Ihren Umsatz erhöhen, sondern nebenbei auch die Gesundheit von Frauen, Kindern und natuerlich auch die Umwelt schützen.

Inzwischen ist REACH einen Schritt weiter im Gesetzgebungsverfahren. Nach der ersten Lesung des Vorschlages durch das Europaparlament und die EU-Mitgliedstaaten im Rat ist ist eine historische Chance verspielt worden. So wie REACH im Moment steht, kann es den ursprünglichen Zielen, nämlich ein hohes Mass an Schutz von Gesundheit und Umwelt zu gewährleisten, nicht gerecht werden. Ein Grund dafür ist, dass 20.000 REACH-Stoffe nicht ausreichend untersucht werden müssen. Auch ist unklar, was in der Frage der Substitution gefährlicher Stoffe beschlossen wird.

Bisfenol-A ist ein solcher gefährlicher Stoff, und er wird von Bayer produziert, denn er ist ein Grundbaustein von Polycarbonat. Wie eine Vielzahl von verlässlichen wissenschaftlichen Studien zeigt, ist Bisfenol- A eine giftige Chemikalie. Zunächst ist die Chemikalie aufgrund seiner stofflichen Eigenschaften giftig für das Immunsystem, das Nervensystem und die menschliche Fortpflanzung gemäss des europäischen Klassifizierunssystems für Gefahrenstoffe. Konkret gesagt kann Bisfenol-A die Gehirnentwicklung von Ungeborenen und Kindern stören und Fehlgeburten verursachen. Darüber hinaus wirkt Bisfenol-A bereits in sehr niedrigen Dosen, wie durch Tests bewiesen wurden. Die Tatsache, dass dieser gefährliche Stoff in den menschlichen Koerper gelangt, ist durch Urinproben, Blutproben und selbst Nabelschnurproben nachgewiesen worden.

Ein weiterer Gesundheitsaspekt von Bisfenol A, der besonders Frauen betrifft, ist die Eigenschaft von Bisfenol A, Brustkrebs zu verursachen. Dies ist erst im letzten Jahr von Wissenschaftlern bestätigt worden, wie das wissenschaftliche Magazin, Nature, berichtete. Auch der amerikanische Breast Cancer Fund bezieht sich in seinem Jahresbericht 2006 auf diesen Tatbestand.

Im Sinne von intelligentem Design sah REACH vor, derart gefährliche Stoffe durch weniger gefährliche Alternativen zu ersetzen. Dies ist eigentlich kein schwieriges Verfahren und entspricht vielmehr gesundem Menschenverstand. Substitution ist common sense! Sicher sind unschädliche Alternativen nicht im Supermarkt erhältlich. Dazu muss man gezielt forschen, und dies erfordert Investitionen.

Wir erwarten von ihnen, dem Management der Bayer AG, dass Sie Verantwortung für ihre Produkte übernehmen und beginnen, nach unschädlichen Alternativen für Stoffe wie Bisfenol-A und anderen in ihrer Produktpalette zu suchen. Die Polycarbonat Sparte von Bayer ist im letzten Geschaeftsjahr ausserordentlich gut gewachsen. Sie verzeichnet einen Anstieg von 30%. Wir finden, dass Sie einen Teil dieses Gewinnes gezielt in die Forschung nach Alternativstoffen investieren müssen. Dies bedeutet eine Investition in die Zukunft, eine gesunde Zukunft für alle Frauen und die kommenden Generationen ohne mögliche Gesundheitsschäden wie Brustkrebs, Prostatakrebs und vielen anderen.

Wir erwarten von ihnen, liebe Aktionäre, dass auch sie ihrer gesellschaftlichen Pflicht nachkommen und den Vorstand in der Frage der Reinvestion von Gewinnen zur Forschung nach unschädlichen Alternativen von Bisfenol A und anderen in der Bayer Produktpalette zu unterstützen. Wir können uns nicht vorstellen, dass ein Chemie-Skandal um Bayer in ihrem Interesse ist.

Auf politischer Ebene fordern wir Sie auf, Herr Dr. Wenning, daß Sie sich in ihrer Funktion als Vorstandsvorsitzender des VCI für den Ersatz von gefährlichen Chemikalien in REACH stark machen. Für uns ist es einfach inakzeptabel, dass Stoffe die Krebs erregen, das menschliche Erbgut verändern, die Fortpflanzung schädigen, die Funktion des Hormonsystems stören und sich über Generationen im Menschen anreichern auf dem Markt bleiben. Deutlicher formuliert, wir wollen keine schädlichen Chemikalien, wie Bisfenol A in Nuckelflaschen, Lebensmittelverpackungen, Konservendosen, Nagellack, Zahnfüllungen und vielen anderen Konsumgütern. Menschen bevorzugen Produktsicherheit dem Risiko.

Es wird of behauptet wird, dass sich der Markt selbst reguliert und deshalb keine Gesetze braucht. In der Frage der Substitution von gefährlichen Chemikalien, braucht man jedoch zunächst einmal das Wissen um unschädliche Alternativen. Diese zu entdecken erfordert eine systematische Herangehensweise und intensive Forschung. Gesetze wie REACH bieten in dieser Frage ein Sicherheitsrahmen und garantieren eine Harmonisierung in dem jeder am Markt der am Markt beteiligt ist, den gleichen Bedingungen unterworfen ist. Die Unternehmen, die hier gezielt und konsequent agieren, werden mit einem Wettbewerbsvorteil und vorallem mit höheren Gewinnen belohnt.

Wie die Erfahrung mit schädlichen Stoffen, wie Asbest, DDT, PCBs und anderen zeigt, ist es nicht ausreichend auf die Gesetze des Marktes zu vertrauen und zu warten bis sich erst eine Katastrophe einstellt.

Für jede 7. Frau die derzeit an Brustkrebs erkrankt und Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch ist die Katastrophe schon längst eingetreten.

[Klimalüge] Gegenantrag der Aktionärin Christiane Schnura zur Hauptversammlung am 28. April 2006

CBG Redaktion

Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet

BAYER betreibt Desinformation zum Thema „Klimaschutz“. Hierfür trägt der Vorstand die Verantwortung.

BAYER brüstet sich in der Öffentlichkeit mit einer angeblichen Vorreiterrolle bei der Reduktion von Treibhaus-Emissionen. So heißt es im BAYER-Nachhaltigkeitsbericht: „Konzernweit wurde die direkte Emission klimarelevanter Gase seit 1990 deutlich über 60% reduziert“ – von 15,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (1992) auf 5,4 Mio Tonnen (2003). Damit habe „der BAYER-Konzern das Ziel einer 50-prozentigen Verringerung der direkten Emission von Treibhausgasen von 1990 bis zum Jahre 2010 bereits Ende 2002 übertroffen“.

Einer genaueren Betrachtung hält diese Behauptung nicht stand. Der Rückgang der Emissionen steht größtenteils nur auf dem Papier:

· Der Fremdbezug von Energie ist bei BAYER stark gestiegen. Während BAYER im Jahr 1992 noch 83 Prozent seines Bedarfs selbst erzeugte, waren es zehn Jahre später nur noch 58 Prozent. Die bei den externen Energie-Lieferanten anfallenden CO2-Emissionen tauchen jedoch nicht in der Klimabilanz von BAYER auf. Selbst die BASF hat es nicht nötig, ihre Bilanz derart schönzurechnen - im BASF Umweltbericht wurden die Emissionen der Energie-Zulieferer mit berücksichtigt.
· Im Jahr 2001 wurde die Tochter EC Erdölchemie verkauft. Die Firma war für einen Kohlendioxid-Ausstoß von 3,1 Mio Tonnen verantwortlich. Diese Emissionen wurden lediglich umgebucht - auf das Konto des neuen Besitzers BP. Der Verkauf einer Unternehmens-Tochter hat nichts mit Klimaschutz zu tun.

Der absolute Ausstoß von Klimagasen geht aus dem BAYER Nachhaltigkeitsbericht nicht hervor, da BAYER in der 140-seitigen Broschüre die essentiellen Angaben zu seinen Energie-Zulieferern verschweigt. Addiert man für eine überschlagsmäßige Rechnung den CO2-Ausstoß der Zulieferer zu den „eigenen“ Emissionen der BAYER-Werke, so sieht man, dass der Kohlendioxid-Ausstoß in der gesamten Zulieferkette von BAYER fast unverändert blieb. Die Behauptung, die Emissionen von Klimagasen um 60% reduziert zu haben, ist unhaltbar und eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit.

Sogar die Unternehmensberatungen Arthur D. Little und Dr. Hardtke monieren die geschönte Darstellung. In ihrer Evaluierung des BAYER-Nachhaltigkeitsberichts heißt es: „Zusätzlich zum Energieverbrauch werden auch die CO2-Emissionen berichtet. Allerdings ist diese Information von begrenzter Relevanz, weil Emissionen aus der Produktion extern erzeugter Energie nicht berücksichtigt werden und die berichtete Reduzierung zum Teil aus dem zunehmenden „Out-sourcing“ der eigenen Energieerzeugung resultiert.“

BAYER nutzt die frisierte Klimabilanz gezielt für die Öffentlichkeitsarbeit. Der Konzern wurde kürzlich in den Climate Leadership Index aufgenommen, den „ersten weltweiten Klimaschutz-Aktienindex“. Auch in „Nachhaltigkeits-Fonds“ wie dem Sustainability World Index ist das Unternehmen aufgrund seiner Klimabilanz enthalten. Im Dezember wurde BAYER gar mit dem „Low Carbon Leaders Award“ ausgezeichnet. Die Presse berichtete ausführlich - stets mit dem Hinweis auf die angeblich „um 60 Prozent reduzierten Klima-Emissionen“.

In der Realität bleibt die Chemische Industrie hierzulande nach Strom- und Metallproduktion der Klimakiller Nummer 3. Allein BAYER emittiert inclusive der Zulieferer über 10 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich. BAYER will augenscheinlich davon ablenken, dass das Unternehmen nach wie vor zu den großen Klimasündern in Deutschland gehört.

Aufgrund der irreführenden Behauptungen zum Klimaschutz sollte BAYER aus allen Nachhaltigkeits- und Ethik-Fonds ausgeschlossen werden. Um das Klimaziel eines bis 2050 um 80% verminderten CO2-Ausstoßes zu erreichen, muss BAYER den Energieverbrauch substantiell reduzieren.

[Artikel] Kölner Stadt-Anzeiger

CBG Redaktion

29.04.06, Leverkusener Anzeiger

Wenning über Demonstranten verärgert

VON JAN STING,

Bayer lud zur Hauptversammlung in die Kölner Messe ein. 5600 Aktionäre kamen in die neue Halle. Beim gastronomischen Service muss noch etwas nachgebessert werden. Die Bilanzen schmeckten den Teilhabern besser.
Soziales Engagement steht einem Unternehmen gut zu Gesicht. Als Bayer am Freitag seine Aktionäre zur Hauptversammlung in die Kölner Messe einlud, zeigte man zur Einstimmung einen Film mit eindrücklichen Bildern aus den Suppenküchen der brasilianischen Dependance in Belfordt Roxo, berichtete über Fußballschulen, Bildungsangebote, die wissenschaftliche Nachwuchsförderung - kurzum: Es war das Bekenntnis zum global verantwortlichen Handeln. Aber Applaus kam nur beiläufig, wirkte wie eine Höflichkeitsfloskel.

Angeprangert
Der Vorstandsvorsitzende Werner Wenning betonte im Anschluss trotzdem, „dass es nicht nur wichtig ist, für unsere Aktionäre Werte zu schaffen, sondern dass wir auch unserer besonderen Rolle als verantwortliche Bürger unserer Gesellschaft gerecht werden.“ Wie passte es da aber ins Bild, dass die nordrhein-westfälische Initiative „Eine Welt Netz“ sich vor der Messehalle mit Transparenten aufstellte, auf denen man den erneuten Einsatz von Kinderarbeitern auf indischen Baumwoll-Plantagen anprangerte, die für die Bayer-Tochter Pro-Agro Saatgut produzieren?
Wenning reagierte verärgert auf diesen neuerlichen Seitenhieb, wertete die Vorwürfe als „starkes Stück“ und „bewusste Verdrehung der Tatsachen“. Er versicherte, dass Bayer ein umfassendes Projekt zur Bekämpfung von Kinderarbeit entwickelt habe und Bayer CropScience dieses auch gezielt umsetze. Seitens der Kleinaktionäre zeigte man sich unschlüssig, wie man das Thema zu bewerten habe. „Vielleicht könnte man mal detailliert aufklären“, sagte Monika Bohnenkamp aus St. Augustin.
Ein Ehepaar aus dem Münsterland stieß sich an der gigantischen Leinwand-Inszenierung von Vorstand und Aufsichtsrat. Dass die Hauptversammlung ein Gegengewicht bilde, wie es der Idee der Kontrolle entsprechen würde, könne hier keiner mehr erkennen. 36 Meter lang und sechs Meter hoch war die Bühne. Und wie Norbert Drekopf, Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit bei Bayer Industrie Services, betonte, hatte man in der Vorbereitung so seine Probleme mit der Beschallung der riesigen Messehalle. 5600 Gäste zählte man zur Mittagszeit. Und damit war man beim nächsten Problem. Weil jeder Aktionär bei Senf und Ketchup für insgesamt 11 500 Würstchen selbst auf die Tube drücken durfte, so Drekopf, verzögerte sich der Zeitplan der Bayer-Gastronomie.

Essen wichtig
Ein Fehler. Das Ehepaar aus Münster zum Beispiel zog ohne Verköstigung enttäuscht wieder ab. Und auch Monika Bohnenkamp monierte: „Für Pensionäre - und da gibt es ja viele unter den Aktionären - ist das Essen eben wichtig.“ Aber es gab auch zufriedene Teilhaber. Hans-Peter Klein aus der Pfalz zeigte sich glücklich über die Entwicklung seiner Aktien. Kurz vor dem Lipobay-Skandal hatte er sich mit Bayer-Aktien eingedeckt und dafür BASF-Aktien abgegeben. Lange habe er sich über diesen Schritt geärgert. Aber: „Langsam liegen sie ja wieder beim Einstiegskurs.“
Wenning bilanzierte ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2005, und auch im ersten Quartal des laufenden Jahres setze sich der Erfolgskurs fort. Nun stehe man mit Schering vor der größten Übernahme der Unternehmensgeschichte. Wachstum ist angesagt, der Anteil des Gesamt-Pharmaumsatzes soll von 25 auf 70 Prozent und damit auf über sechs Milliarden Euro steigen. Als zukünftige Kernbereiche nannte Wenning die Krebsforschung, Kardio- und Hämatologie sowie die Gynäkologie.

29.04.06, KSTA

Zweifel am Schering Deal

VON WILLI FELDGEN,

6000 Anteilseigner auf der Hauptversammlung in der Kölner Messe.
Köln - Das vom Bayer-Vorstand als große Wachstumschance gefeierte Vorhaben der Übernahme von Schering stößt bei den Anteilseignern der Leverkusener auf einige Vorbehalte. Das Thema stand zwar nicht auf der Tagesordnung, aber doch im Mittelpunkt der Diskussionen auf der Hauptversammlung am Freitag in der Kölner Messe. Zu dem Aktionärstreffen kamen über 6100 Anteilseigner in die neue Messehalle 9, rund 600 mehr als im Vorjahr. Für die Hauptversammlung selbst wendet der Bayer-Konzern nach Angaben von Vorstandschef Werner Wenning 2,3 (Vorjahr 2,0) Millionen Euro auf. Hinzu kommen 1,2 Millionen Euro für Erstellung und Versand der Einladungsunterlagen.

Atemberaubende Dimension
Reinhild Keitel von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) äußerte Zweifel an der Angemessenheit des Kaufpreises für Schering: Das von Bayer vorgelegte Angebot in Höhe von 16,5 Milliarden Euro entspreche immerhin zwei Drittel des gesamten Bayer-Wertes an der Börse. Bayer biete den Schering-Aktionären einen „enormen“ Kaufpreis, der um 40 Prozent über dem Kurs der Schering-Aktie vor den ersten Übernahmegerüchten liege. Dies sei eine „atemberaubende Dimension“.
Sie kritisierte zudem, dass die Schering-Übernahme den Aktionären nicht zum Beschluss vorgelegt werde, sondern dieser Deal allein von Vorstand und Aufsichtsrat abgesegnet worden sei. Im vergleichsweise geringfügigen Fall der Abspaltung von Lanxess sei dagegen eigens eine außerordentliche Hauptversammlung einberufen worden. „Um wie viel mehr müsste da unsere Zustimmung auch für die Schering-Übernahme eingeholt werden“, sagte Keitel.
Aktionärsvertreter Hans-Martin Buhlmann stellte ähnlich kritische Fragen. Vor einem Jahr hätte Bayer den Wettbewerber aus Berlin noch um acht Milliarden Euro billiger haben können, stellte Buhlmann unwidersprochen fest: „Musste es erst ein Übernahmeangebot von Merck geben, damit Bayer auch auf Schering aufmerksam wurde?“
Hans Richard Schmitz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) hielt die Höhe der Dividende von 95 Cent pro Aktie für 2005 für nicht angemessen. Immerhin sei das Bayer-Ergebnis gegenüber dem Vorjahr um 133 Prozent gestiegen, die Dividende aber nur um gut die Hälfte dieses Wertes. Von der Rekordausschüttung von 1,40 Euro pro Aktie für das Jahr 2000 sei man schließlich „noch ein gutes Stück entfernt“.
Zu der Kennzahl von rund 6000 Arbeitsplätzen, die nach der Fusion weltweit wegfallen sollen, sagte Wenning, dies sei lediglich ein Wert, der sich an ähnlichen Fusionen orientiere. Der Integrationsprozess werde fair ablaufen. Bei dem Stellenabbau werde es „nicht Gewinner auf der einen und Verlierer auf der anderen Seite geben“. Den Job machten künftig „die Allerbesten - unabhängig davon, von welchem Unternehmen sie kommen“.
Weitere Themen der stundenlangen Diskussion waren zum Beispiel das finanzielle Engagement beim Fußballverein Bayer 04, die Verstrickung des Konzerns in immer neue Kartellverfahren, die immer noch nicht vollständig gestoppte Kinderarbeit bei Bayer-Zulieferern in Indien, Tierversuche bei Wirksamkeits- und Verträglichkeitstests von neuen Medikamenten und die Emissions-Bilanzen des Konzerns.

[Terminator] Terminator Technologie

CBG Redaktion

Bayer-Hauptversammlung
28. April, Köln-Deutz

Statement von Gregor Kaiser, grek@jpberlin.de

Kampagne Freie Saat statt tote Ernte!

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Gregor Kaiser, in Bonn lebend und heute hier, um die Interessen von 33 Organisationen aus dem entwicklungspolitischen, umweltpolitischen und bäuerlichen Bereich zu artikulieren. Diese bundesweit und lokal agierenden Gruppen engagieren sich seit vielen Jahren für eine lokal und global zukunftsfähige Landwirtschaft – zusammengefunden haben wir uns im letzten Jahr, um die Durchsetzung der sogenannten Terminatortechnologien, zu denrn auch das Unternehmen Bayer arbeitet und forscht, zu verhindern.

Bayer ist ein breit aufgestelltes Unternehmen, welches in den Sparten Pharma, Chemie und Agrar weltweit Geschäfte tätigt, Menschen beschäftigt, Umwelt vernutzt und Unwelt gestaltet. Umwelt- und Sozialstandards werden in Broschüren und im Internet allerdings groß geschrieben.
Doch blendet der schöne Schein nur?

Stichwort Saatgut:
Pflanzenzüchtung gibt es seit Jahrtausenden von Jahren – v.a. Bäuerinnen sind weltweit diejenigen, die dafür Verantwortung tragen. Saatgut ist Überlebensmittel und grundlegendes Produktionsmittel aller Landwirte weltweit. Saatgut wird getauscht, lokal angepasst und weiterentwickelt und das Wissen darüber ausgetauscht. Nur so konnte die ungeheuere Nutzpflanzenvielfalt mit vielen Tausend besonderen Anpassungen an besondere Standorte gelingen.

Seit rund 100 Jahren existiert die kommerzielle Züchtung, seit rund 70 Jahren der pflanzliche Sortenschutz, mit dem Unternehmen wie Bayer versuchen, die Investitionskosten durch Lizenzeinnahmen wieder einzuspielen. Seitdem geht die Sortenvielfalt mehr und mehr zurück. Mit der Akquise der Crop Science Sparte von Aventis ist die Bayer AG zu einem der führenden Konzerne in diesem Feld aufgestiegen: Saatgutzüchtung und gentechnisch veränderte Sorten gehören mittlerweile zum Tagesgeschäft.

Gehört dazu auch die Anwendung von Terminator-Technologien? Diese machen Saatgut mit gentechnische Methoden unfruchtbar. Die Landwirte würden, so sie einmal Saatgut gekauft haben, dazu gezwungen, jedes Jahr neues Saatgut kaufen und die Lizenzgebühren zahlen zu müssen. Genauso wie sie bereits heute von Ihnen gezwungen werden, für den Nachbau aus ihrer eignen Ernte Gebühren, sogenannte Nachbaugebühren, zu zahlen – nur damit die Dividende stimmt?!

Seit Ende der 1990 Jahre sind diese Technologien, der offizielle Name ist Genetic Use Restriction Technologies, geächtet – die internationale Staatengemeinschaft hat sich im Rahmen der Konvention über die biologische Vielfalt im Jahr 2000 für ein Moratorium ausgesprochen. In den letzten Monaten gab es auf internationaler Ebene massive Versuche einzelner Regierungen und einiger Unternehmen, Freilandversuche für diese - ich muss sagen - Abhängigkeitstechnologie durchzusetzen. Auch der Bayer-Konzern ist an der Entwicklung von Terminator-Technologien beteiligt – ein halbes Dutzende Patente und Patentanmeldungen mit Titeln wie „Neuartige Gene zur konditionellen Zellablation“ oder „Verfahren zur Herstellung weiblich steriler Pflanzen“ belegen dies. Meine Fragen an den Vorstandsvorsitzenden lauten:

· Inwiefern ist die Bayer AG, Bayer Crop Science oder eines der Tochterunternehmen heute in die Entwicklung dieser Technologien involviert? Führt Bayer Versuche im Gewächshaus durch? Hat Bayer das Ziel, Terminatorsaatgut auf den Markt zu bringen?
· An welchen Standorten und Pflanzenarten erfolgt die Forschung oder wird die Anwendung von Terminator-Pflanzen getestet?
· Laut Stellungnahme von Bayer Crop Science besitzt das Unternehmen lediglich Terminator-Patente, die durch die Akquisition von Aventis Cropscience übernommen wurden. Damit sagt Bayer die Unwahrheit, in Wahrheit besitzt Bayer mindestens fünf Patente auf Saatgutsterilisierungs-Technologien. Warum werden diese Patente unterschlagen?
· Wieviel Euro Forschungsgelder hat Bayer oder eines der Tochterunternehmen in die GURTs-Forschung , wie viel für diesbezügliche Lobbyarbeit investiert?
· Welche Kooperations- oder Lizenzabkommen mit anderen Saatgutunternehmen unterhält Bayer oder eines der Tochterunternehmen im Bezug auf GURTS?

Es geht noch aktueller: Im Januar 2006 kaufte Bayer ICON GENETICS, die sich u.a. der Schaffung von sogenannten Pharmapflanzen widmet, also Pflanzen, die gentechnologisch so verändert werden, dass sie Pharmazeutika produzieren. Auch ICON hat ein Patent auf, so der Titel, „die sichere Herstellung eines gewünschten Produktes in Hybridsamen“. Herr Vorstandsvorsitzender, ich frage Sie, ist es das was Bayer unter Umweltschutz versteht? Damit Pflanzen unnatürlicherweise Antibiotika produzieren können, diese aber natürlich nicht auskreuzen sollen, werden die Pflanzen mit Hilfe von Gentechnologie steril gemacht, so dass sie angeblich nicht mehr auskreuzungsfähig sind? Gentechnologie für den Umweltschutz – finden Sie dies nicht genauso absurd, wie Atomenergie als Mittel zur Treibhausgasreduktion?
Meine Damen und Herren, machen sie diesem katastrophalen Spiel ein Ende. Denn es wird auf dem Rücken der Landwirte weltweit und auf dem Rücken der Zukunft ausgetragen. Totes Saatgut braucht kein Mensch – Freie Saat statt tote Ernte. Danke schön.

Bayer-Patente zur Terminator Technologie:

Quelle: http://www.keinpatent.de/

  • WO 9813504 A 1998-04-02
EP 928338 A 1999-07-14 dead 3.11.2004 Titel: Verfahren zur Herstellung weiblich steriler Pflanzen Anmelder: Bayer CropScience Bemerkungen: Weibliche Sterilität ist induzierbar; Verwendung zur Herstellung hybrider Pflanzen Gleiche oder ähnliche Anmeldungen in AU, BR, CA, CN, DE, HU, JP
  • WO 2002072804 A 2002-09-19
EP 1370650 A 2002-09-19 in Prüfung Titel: Neuartige Gene zur konditionellen Zellablation Anmelder: Bayer Bioscience N.V. (BE) to Bayer CropScience GmbH (DE); Inv: A.Pühler Bemerkungen: DNA; Induktions-Verfahren durch die die Pflanzen männlich oder weiblich steril werden. Gleiche oder ähnliche Anmeldungen in CA, US 2005081267
  • WO 2004108934 A 2004-12-16 ---
Titel: Sichere Herstellung eines gewünschten Produktes in Hybridsamen Anmelder: Icon Genetics AG (DE) Bemerkungen: Terminator! Sexuelle Reproduktion beeinträchtigt; sterile Samen; Anwendung für Samen, in denen Medikamente oder Feinchemikalien produziert werden. Gleiche oder ähnliche Anmeldungen in DE
  • EP 412006 A 1991-02-06
EP 412006 B1 2000-11-29 erteilt am EPA US 5,633,441 B 1997-05-27 erteilt in USA US 5,767,374 B 1998-06-16 erteilt in USA JP 3143120 B 2001-03-07 erteilt in Japan PT 94905 B 2001-08-30 erteilt in Portugal Titel: Pflanzen mit modifizierten Blüten, Samen oder Embryos Inhaber: Aventis CropScience N.V., Gent (BE) / Bayer CropScience Bemerkungen: Terminator! Gen für weibliche Sterilität; weiblich sterile Pflanze; Samen, kernlose Früchte; männlich sterile Pflanzen. Erteilte Patente (nach Erteilung am EPA) in AT, DE, DK, ES, GR Gleiche oder ähnliche Anmeldungen in AU, CA, IE, IL
  • EP 412911 A 1991-02-13
EP 412911 B1 2001-07-18 erteilt am EPA EP 1090999 A 2001-04-11 (Teilanmeldung) Antrag auf Prüfung 16.1.2002 US 5,689,041 B 1997-11-18 erteilt in USA US 5,723,763 B 1998-03-03 erteilt in USA US 5,792,929 B 1998-08-11 erteilt in USA US 6,046,382 B 2000-04-04 erteilt in USA PT 94964 B 1997-04-30 erteilt in Portugal HU 214927 B 1998-07-28 erteilt in Ungarn JP 3105242 B 2000-10-30 erteilt in Japan JP 3609654 B 2005-01-12 erteilt in Japan Titel: Pflanzen mit modifizierten Blüten Inhaber: PGS (BE)/ Aventis CropSciences N.V. / Bayer CropScience Bemerkungen: Barnase-Gen; männlich- und weiblich-sterile Pflanzen; hybrides Saatgut. Erteilte Patente (nach Erteilung am EPA) in AT. DE, DK, ES, GR Gleiche oder ähnliche Anmeldungen in AU, CA, FI, HK, IE, IL, ZA

Kinderarbeit

CBG Redaktion

Jens Elmer, Eine Welt Netz NRW

Rede zur Jahreshauptversammlung von Bayer am 28.April 2006

Sehr geehrter Herr Wenning,
sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates,
sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Jens Elmer. Ich arbeite für das Eine Welt Netz NRW, den Dachverband entwicklungspolitischer Organisationen und Vereine in Nordrhein-Westfalen.

In meinem kurzen Beitrag möchte ich nicht so sehr auf die finanziellen, sondern mehr auf die moralischen Werte des Konzerns eingehen.

Vor eineinhalb Jahren haben unsere indischen Partnerorganisationen uns gebeten, darauf aufmerksam zu machen, dass in der Zulieferkette der Bayer AG Kinderarbeit existiert. Die 100%ige Bayer Tochter Pro Agro Seed Company aus Indien kauft Saatgut für Baumwolle von Zulieferfarmen auf, die Kinder beschäftigen.

Lassen Sie mich kurz erläutern, warum diese Form der Kinderarbeit nicht
mit der Hilfe im elterlichen Betrieb vergleichbar ist, die Sie, geehrte Damen und Herren, möglicherweise aus Deutschland kennen.

Schon achtjährige Mädchen arbeiten bis zu 12 Stunden täglich in der sengenden Hitze auf den Feldern. Sie dürfen selbst dann nicht vom Feld gehen, wenn giftige Pestizide gesprüht werden. Bei meinem Besuch in Indien vor 6 Monaten berichteten mir Kinder von Kopfschmerzen und Schwindelgefühlen, einige mussten ins Krankenhaus. Der Schulbesuch bleibt ihnen verwährt und somit auch die Chance, dem Kreislauf der Armut zu entrinnen.

Diese Zustände finden sich nicht direkt bei Bayer selbst, sondern bei Zulieferbetrieben. Es stellt sich hier ganz allgemein die Frage, ob multinationale Konzerne nicht nur bei sich auf die Einhaltung der Menschenrechte achten müssen, sondern auch bei ihren Zulieferern.

Die OECD-Leitlinien für multinationale Unternehmen beantworten diese Frage klar: Die Verantwortung soll sich auch auf Zulieferbetriebe beziehen.
Aus diesem Grund reichten im Jahr 2004 Nichtregierungsorganisationen Beschwerde gegen Bayer beim Bundeswirtschaftsministerium ein wegen Verletzung der OECD-Leitsätze. Die Beschwerde ist noch nicht entschieden.
Dazu meine erste Frage an Sie: Wie möchten Sie die seit 2 Jahren anhängige Beschwerde zum Ende führen?

Bayer weiß von der Kinderarbeit in der Zulieferkette seit 2003. Erst durch Medienberichte, zuletzt im ARD-Fernsehmagazin Monitor, und öffentlichen Druck in Deutschland hat Bayer langsam angefangen, seine Verantwortung wahrzunehmen. Bayer entwickelte im Jahr 2005 einen Aktionsplan. Daher kam es in der abgelaufenen Erntesaison zu einer Reduzierung der Kinderarbeit von 1500 auf 450, wie der indische Wissenschaftler Dr. Davuluri Venkateswarlu ermittelte. Diese Reduzierung begrüßen wir.

Das bedeutet aber andererseits, dass der Weltkonzern Bayer seinen Jahresgewinn von etwa 1,7 Mrd. € im Jahr 2005 auch auf dem Rücken indischer Kinder erwirtschaftet hat.

Sicherlich ist Kinderarbeit in Indien verbreitet, viele kleine lokale Firmen profitieren davon. Es darf aber bezweifelt werden, dass sich Bayer mit diesen Firmen auf eine Stufe stellen möchte – sowohl von den eigenen moralischen Ansprüchen als auch von den finanziellen Möglichkeiten her!

Vor diesem Hintergrund meine zweite Frage an den Vorstand:
Inwieweit können Sie sich vorstellen, die Kinder, die jahrelang auf den Zulieferfarmen von Bayer gearbeitet haben, finanziell zu entschädigen?

Das Thema BAYER und Kinderarbeit zieht immer weitere Kreise: Einige Finanzinstitute wie Ethix und SAM, zuständig für den Dow Jones Sustainability Index, sowie mehrere kirchliche Invstoren wie die Schwedische Kirche, wandten sich mit kritischen Nachfragen zum Thema Kinderarbeit an Nichtregierungsorganisationen, indische Partnerorganisationen und einige auch an BAYER. Ebenso kontaktierte der Norwegian Government Petroleum Fund, der nach eigenen Angaben 0,77% der BAYER-Aktien hält, Nichtregierungsorganisationen.

Sehen Sie, sehr geehrte Mitglieder des Vorstandes, es auch als finanzielles Risiko an, wenn Finanzinstitute und große Investoren sich über die Mißachtung der Menschenrechte und sozialer Standards bei Nichtregierungsorganiationen und bei Ihnen selbst erkundigen?

Einer Studie von indischen Wissenschaftlern und der Universität Oxford zufolge liegt der Hauptgrund für Kinderarbeit in den zu niedrigen Abnahmepreisen, die Bayer den Farmern zahlt: BAYER ist bereit, 5 Prozent mehr zu zahlen, doch 37 Prozent wären nötig, damit die Farmer statt Kinderlöhnen höhere Erwachsenenlöhne auf Basis des gestzlichen Mindestlohnes zahlen könnten.

Möchte Bayer in Zukunft um 37% erhöhte Abnahmepreise zahlen, um den Farmern die Befähigung zu geben, Erwachsenen die Mindestlöhne zu zahlen und auf Kinderarbeit zu verzichten?

Bisher lehnt BAYER höhere Abnahmepreise mit dem Argument ab, es gebe keinen Zusammenhang zwischen Abnahmepreisen und der Abschaffung der Kinderarbeit. Vielmehr verweisen Sie auf Maßnhamen zur Produktivitätsteigerung.

Wie sollen diese Maßnahmen zur Produktivitätssteigerung aussehen? Wie werden die Farmer geschult? Wird Bayer genetisch verändertes Saaatgut einsetzen?

Schon im letzten Jahr war Bayer zuversichtlich, Kinderarbeit in der Zulieferkette zu unterbinden. Dies ist, wie eben geschildert, leider nicht gelungen.

Daher meine Frage: Was wird Bayer dieses Jahr ändern, damit nicht wieder Kinder unter katastrophalen Bedingungen für Bayer-Gewinne arbeiten müssen?

Nun zum letzen Punkt:
Bei meinem Besuch in Indien berichteten mir Ärzte in Krankenhäusern von Erwachsenenen und Kindern, die nach der Pestizidausbringung mit schweren Symptomen ins Krankenhaus eingeliefert werden. Darunter sind auch Todesfälle. Sie haben bereits in Ihrem Jahresbericht der Bayer AG von 1995 zugesagt, bis zum Jahr 2000 alle Pestizide vom Markt zu nehmen, die in die Gefahrenklasse 1 der Weltgesundheitsorganisation eingestuft werden.
Auf eine Anfrage bezüglich des Pestizides Monocrotophos, eingestuft in Klasse 1, haben Sie im November 2005 geantwortet: „Der Verkauf von Monocrotophos wurde Ende 2004 eingestellt. Wir haben Restbestände aus dem Handel zurückgerufen und diese sachgerecht entsorgt.!“
Wir konnten aber im September 2005 noch Monocrotophos von Bayer, ein Pestizid der Klase 1, in Indien kaufen. Die Quittung habe ich Ihnen hier mitgebracht. Es steht auch noch auf den offiziellen Verkaufslisten von Bayer in Indien.
Daher meine Frage: Wie ist es zu dieser Fehlinformtion gekommen?
Abschliessend meine letzte Frage an Sie: Wann lösen Sie endlich Ihr Versprechen von 1995 ein, alle Pestizide der Klasse 1 vom Markt zu nehmen?

Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit

Chemikalien

CBG Redaktion

Women in Europe for a Common Future (WECF)

Substitute hazardous chemical women tell Bayer shareholders

Addressing shareholders and the board of multinational Bayer today at their annual grand meeting in Cologne, Germany, Women in Europe for a Common Future is asking the CEO and the shareholders to invest into finding safer alternatives for chemicals it produces, such as Bisphenol-A . “We expect from Bayer that they reinvest their profits from 2005 to conduct research into alternatives for this dangerous chemical” says Daniela Rosche, WECF chemicals expert. Continues Rosche: “The idea to substitute something that puts people at risk or causes damage for something that is safe is merely common sense”.

According to Rosche, women’s reproductive health is threatened due to exposure to Bisphenol-A and its suspected health effects such as breast cancer. Just last year, the scientific journal Nature reported on research which confirmed that exposure to a very small doses Bisphenol-A already caused an increase in the density of breast tissue- a common risk factor for breast cancer. Moreover, the fetus and the embryo are at risk already at the womb where exposure to Bisphenol-A may cause long-term health effects to the reproductive system and other organs.

Women in Europe also demands that Bayer stops working against a strong EU chemicals policy reform (REACH), of which the substitution of the most hazardous substances is a main pillar. “Of course we know that such alternatives do not hang from trees, but we believe it is the duty of Bayer and other chemical companies to ensure their products are safe. This is an investment into a healthy future, a future they owe women and next generations.”

Contact: Daniela Rosche, Policy Coordinator (Chemicals)/ English, German and Dutch
Mobile: +31-6-22950027
Full speech can be downloaded from: www.wecf.org (German)

Fotos

CBG Redaktion
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