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Beiträge verschlagwortet als “Lipobay”

[Rede Axel K.-Schn.] Hauptversammlung 2003

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren, guten Tag,

mein Name ist Axel Köhler-Schnura. Da ich heute mehrfach persönlich angesprochen wurde nur eine kurze Antwort: Dem Herr Betriebsrat aus Wuppertal empfehle ich, aus der Gewerkschaft in den Unternehmer-
verband zu wechseln, dann würde wenigstens das Etikett stimmen. Allerdings wäre auch dann das Gesetz für BAYER geltend und die Einleitungen müssten offengelegt werden. Weder Sie noch BAYER können Gesetze brechen. Und wenn BAYER das dennoch tut, dann ist es keine Agitation und Propaganda, sondern eine wichtige Information für die AktionärInnen, die BAYER-Belegschaften und auch die allgemeine Öffentlichkeit, wenn wir dies publizieren und kritisieren.

Ich stehe hier nicht zum ersten, sondern bereits zum 20. Male. Ich betone dieses Faktum deshalb, weil ich es als wirklich schockierend empfinde, miterleben zu müssen, wie, in welcher uneinsichtigen Art und Weise hier im Saal in den letzten 20 Jahren Fachleute, WissenschaftlerInnen, Betroffene, ja selbst Geschädigte und Opfer mißachtet werden. In nicht einem einzigen Fall war in den letzten 20 Jahren die Konzernleitung bereit, irgendeine Schuld anzuerkennen, eine Entschuldigung abzugeben oder auch nur ein klein wenig Einsicht zu zeigen. Egal, ob die Vorstandsvorsitzenden Grünewald, Strenger oder Schneider hießen, stets wurde behauptet, die Fakten und Darlegungen der KritikerInnen seien „haltlos“, hätten „keinerlei Grundlage“ etc.

Und leider musste ich heute feststellen, dass auch Herr Wenning dieser Linie folgt. In seinen Gegenreden zu unseren Kritiken betonten Sie zwar ununterbrochen das angeblich so hohe Verantwortungsbewußtsein des Konzerns, wiesen aber dennoch alle vorgebrachten Fakten als „Behauptungen“, „wissenschaftlich unhaltbar“ etc. zurück. Egal ob es um die Gefährdung von Millionen Menschen durch das hochgefährliche Phosgen in Krefeld-Uerdingen oder die getöteten Kinder in Peru oder die Klagen der norwegischen Regierung geht. Im Uerdingen, so meinten Sie, bestehen „gute Kontakte zu Politikern, die die hohen Sicherheits-
standards immer wieder loben“, im Falle der getöteten Kinder ist angeblich gar kein BAYER-Stoff beteiligt und im Fall von Norwegen ist die Nachweismethode wissenschaftlich nicht haltbar. Dabei polemisierten Sie - Gesetzesbrüche bleiben Gesetzesbrüche, auch wenn Sie etwas anders sehen - und blieben konkrete Antworten auf die konkreten Fragen schuldig.

Herr Wenning, so einfach geht es nicht. BAYER ist nicht nur eine Wirtschaftseinheit, sondern ein nicht unwesentlicher Teil des sozialen und ökologischen Gefüges. Deshalb spielt das Wirken des Konzerns in Ökologie und Gesellschaft eine Rolle - ob Ihnen das passt oder nicht. Und deshalb wird die Diskussion um gesellschaftliche Schuld und Verantwortung des Konzerns, um das Verhältnisses von Konzernprofit und gesellschaftlichen Schäden nicht abreißen.

Zumal sich auch immer wieder heraus stellt, dass unsere Vorwürfe eben doch zutreffen. Um nur einige wenige Beispiele dafür herauszugreifen, frage ich jetzt einfach mal:

War unsere Kritik hinsichtlich der BAYER-Holzgifte XYLAMON/XYLADECOR, mit dem Tausende von Menschen alleine in Deutschland vergiftet und hochgradig gesundheitlich geschädigt wurden, haltlos?

War unsere Kritik im Hinblick auf die Vernichtung Zehntausender Arbeitsplätze, auf die unglaubliche Erhöhung der Ausbeutungsrate, gemeinhin Produktivität genannt, auf den rasanten Abbau der sozialen Sicherheit unbegründet?

Ist unsere Kritik unbegründet, dass die Profite des Konzerns werden auf dem Rücken der Beschäftigten gemacht, ja aus ihnen herausgepresst werden?

Entbehrten unsere Vorwürfe hinsichtlich der Aidsverseuchten Bluter-Medikamente tatsächlich jeder Grundlage? Immerhin hat der Konzern bis dato mindestens eine Milliarde Euro an Entschädigungen bezahlen müssen.

War unsere Kritik hinsichtlich der Verwicklung des Konzerns in die Produktion chemischer Kampfstoffe unbegründet? In den 80er Jahren schrammte der Konzern nur mit großem Glück an Entschädigungsleistungen für AGENT ORANGE-geschädigte US-Soldaten vorbei und derzeit wird bereits wieder erwogen, Klagen gegen den Konzern zu erheben wegen der Lieferung des berüchtigten AGENT ORANGE Kampfstoffes an das südafrikanische Apartheidsregime.

Und LIPOBAY? Alles „haltlos“, „unbegründet“, „ohne jede Grundlage“? Die Toten und Geschädigten sprechen eine andere Sprache. Da hilft es übrigens auch nichts, wenn Herr Steinharter als Schoßhund der Konzernleitung in diesem Zusammenhang die Medien als „unseriös“ und die klagenden Juristen als „Anwaltsmafia“ abzuwerten versucht.
Und noch etwas - Sie haben zu Peru bereits zweimal gesprochen. Ihr Tremelo war zwar sehr eindrucksvoll, aber in der Sache zynisch. Unabhängig vom fehlenden Wahrheitsgehalt Ihrer Aussagen, ist die Sache doch die: Weshalb nimmt BAYER nicht in seiner nach Ihren Worten grenzenlosen Verantwortung endlich die Klasse-I-Stoffe vom Markt wie das seit Jahrzehnten von WHO und zahllosen anderen gefordert wird? Ihre Unglauwürdigkeit wird daran deutlich, dass der Konzern selbst in einer schwachen Stunde versprochen hat, sich von den hochgiftigen Klasse-I-Stoffen bis Ende 2000 zu trennen. Und nun? Inzwischen will BAYER nichts mehr von diesem Versprechen wissen.

Meine Damen und Herren, unsere Kritik ist keineswegs unbegründet, sondern im Gegenteil es wird immer wieder erschreckend deutlich, dass BAYER für seine Profite Menschenrechte, ökologische Prinzipien und auch die menschliche Gesundheit bis hin zum Tod schädigt.

Besonders pikant dabei wird es, wenn die Vorstände das Argument in den Mund nehmen, sie hielten sich streng an Recht und Gesetz. Wie, so frage ich, kann es denn dann kommen, dass Staatsanwaltschaften immer wieder Haussuchungen durchführen, dass ständig Ermittlungsverfahren anhängig sind, dass der Konzern mit einer Regelmäßigkeit, nach der man die Uhr stellen kann, zu Strafen in Höhe von Hunderten von Millionen Dollar und Euro verurteilt wird? Gerade in den letzten Tagen wieder in den USA. Da fällt doch dem Unbedarftesten auf, dass hier das Gerede von Recht und Gesetz, an das man sich halte, leeres Wort ist.

Doch meine Damen und Herren, zum Glück habe ich in den zurück-
liegenden Jahren auch immer wieder Aktionäre und Aktionärinnen erlebt, deren Gewissen sich regte, die unser Engagement würdigen, die uns unterstützen oder gar ihre BAYER-Aktien verkaufen. Diesen Aktionären und Aktionärinnen gebührt unser aller Dank, denn Sie sind das Gewissen des Konzerns. Ich kann jeden hier im Saal nur auffordern, es ihnen gleich zu tun. Grund gibt es angesichts der auch heute wieder vorgetragenen Fakten und Fälle mehr als genug! Falls Sie uns suchen, um Ihre Stimmrechte zu übertragen, wir sitzen hier vorne.

Bevor ich nun zu unseren Gegenanträgen komme, noch eine Nachfrage:

Herr Wenning, habe ich richtig gehört, 150.000 Tierversuche? Auf was bezieht sich diese Angabe? Sollte sich diese Zahl auf die AG beziehen, so bitte ich um die Zahl für den Konzern.

Zu unseren Gegenanträgen: Wie Sie alle - außer vielleicht Herr Kratz - gemerkt haben, werden diese nicht mehr publiziert, sie sind nur noch im Internet nachzulesen. Auch die Stellungnahme gibt es nur noch auf der Internetseite des BAYER-Konzerns. Keinesfalls ist die Internetpublikation gleichwertig mit der bisherigen Methode der Veröffentlichung. Die Gegenanträge erreichen nur noch einen Bruchteil der Aktionärinnen und Aktionäre. Damit stellt die Internetmethode eine Beschneidung der Informationsrechte der Aktionäre und Aktionärinnen dar, die durchaus Zensur genannt werden darf.

Im übrigen möchte ich in diesem Zusammenhang die Frage stellen, wie BAYER es mit der Mündigkeit der Aktionäre und Aktionärinnen hält, wenn Sie den BesucherInnen dieser HV die Flugschriften, die sie vor dem Saal entgegengenommen haben, am Eingang wieder abgenommen haben und es erst massiven Protestes bedurfte, um diese unglaubliche Maßnahme zu stoppen?

Doch zurück zu unseren Gegenanträgen: Meine Damen und Herren, Sie haben mittlerweile von vielen Rednerinnen und Rednern Informationen bekommen, die zeigen, daß unsere Gegenanträge sehr wohl begründet sind. Zunächst zu zum Gewinn:

Ich beantrage die Kürzung der Dividende auf 0,10 Euro je Aktie. Die frei werdenden Gewinn-Milliarden sollen stattdessen verwendet werden

für die Zahlung von Wiedergutmachungen an die Opfer der Verbrechen von BAYER und des von BAYER mitbetriebenen IG FARBEN-Zusammenschlusses bzw. deren Angehörigen.

für den Erhalt und die Schaffung sicherer Arbeitsplätze und für die Zahlung sozial gerechter Löhne;

für einen Fonds zum angemessenen Ausgleich von Schäden, die infolge der Geschäftstätigkeit an Mensch, Tier und Umwelt eingetreten sind;

für den umfassenden ökologischen und sozialen Umbau des Konzerns ohne doppelte Standards.
Es sei wie stets angemerkt, daß wir durchaus auch den völligen Verzicht auf jede Dividendenausschüttung im Sinne der erläuterten Sozial-, Entschädigungs- und Ökologie-Dividende beantragen würden, wäre dies für uns Aktionäre überhaupt möglich.

Weiterhin stellen wir den Antrag, den Vorstand nicht zu entlasten.

Ebenso stellen wir den Antrag, den Aufsichtsrat nicht zu entlasten.

Wir begründen diese Nicht-Entlastungen damit, dass Vorstand und Aufsichtsrat seiner Verantwortung im dargelegten Sinne nicht gerecht wurde.

Ich stelle alle meine Anträge auch im Namen aller von uns vertretenen 143 AktionärInnen.

Meine Damen und Herren, bitte stimmen Sie mit uns bei den Abstimmungen im Interesse der Rechte der Kleinaktionäre und der Öffentlichkeit. Stimmen Sie grundsätzlich bei allen Anträgen mit „NEIN“.

Meine Damen und Herren, als Kleinaktionäre und Kleinaktionärinnen sind Sie weder Konzernprofiten noch Bankbilanzen verpflichtet. Sie sind in Ihrer Entscheidung frei. Stimmen Sie deshalb im Interesse von Aktionärsdemokratie, Ökologie und sozialen Rechten mit „Nein“. Die vielen Hunderttausend KleinaktionärInnen des Konzerns repräsentieren nur wenige Prozente des Kapitals, 90 und mehr Prozent werden von wenigen GroßaktionärInnen gehalten bzw. von Fonds und Banken vertreten. Aber stimmen Sie dennoch mit NEIN. Sie können mit Ihrem NEIN dem Vorstand zeigen, dass Sie ein Gewissen haben. Tun Sie es einfach.

Und noch eine Bitte: Sollten Sie die HV vorzeitig verlassen, aber dennoch mit uns stimmen wollen, so treten Sie mit uns in Kontakt. Sie finden uns hier vorne, von Ihnen aus gesehen links. Dort können Sie uns auch Ihre Stimmrechte übertragen, sollten Sie vorzeitig die Hauptversammlung verlassen.

Vielen Dank.

[Tierversuchsgegner] Hauptversammlung 2003

CBG Redaktion

Rainer Gaertner - Vorsitzender Tierversuchsgegner BRD e.V.

Ich begrüße Sie ganz herzlich im Namen der Tierversuchsgegner Bundesrepublik Deutschland e.V.

Bevor ich zu den eigentlichen Themen komme, erlauben Sie mir bitte eine Vorbemerkung: In den Vorjahren ist unliebsamen Rednern schon öfter das Mikrophon abgedreht worden, wenn es um unangenehme Sachverhalte ging. Das hat nichts mit Demokratie, sondern nur etwas mit Macht zu tun. Ich hoffe, dass sich bei dieser Hauptversammlung auch kritische Aktionäre im Sinne der Meinungsfreiheit ungehindert äußern dürfen!

Im Vorwort zum Geschäftsbericht schreibt der Vorstands-vorsitzende Werner Wenning „2002 war für BAYER ein Jahr des Übergangs und des Umbruchs!“ Ich füge hinzu: Hoffentlich wird 2003 nicht das Jahr des Niedergangs und des Abbruchs! Der signifikante Kursverfall der BAYER-Aktie in den Monaten Januar bis März d.J. von über 50 % zeugt von einer miserablen Firmenpolitik. Mit dieser schlechten Performance bildet BAYER inzwischen in der charttechnischen Gesamtbewertung das Schlusslicht im Deutschen Aktienindex (DAX). Verantwortlich sind die Konzernstrategen - allen voran Werner Wenning. Insbesondere durch die riskante und aggressive Vermarktung des Cholesterinsenkers LIPOBAY bzw. BAYCOL auf dem amerikanischen Markt haben Sie nicht nur das Vermögen der Aktionäre aufs Spiel gesetzt, sondern auch das Leben unzähliger Menschen gefährdet. „Patientensicherheit steht bei uns an erster Stelle!“ haben Sie noch vor kurzem auf der Bilanzpressekonferenz lauthals verkündet. Angesichts der über hundert Todesopfer in den USA aufgrund der Einnahme Ihres Lipidsenkers ist eine solche Äußerung pure Heuchelei! Aufgrund der Erhöhung der Dosierung von 0,4 auf 0,8 mg kam es unter LIPOBAY zur Rhabdomyolyse, das bedeutet Muskelfaserzerfall, der sich dramatisch entwickelt bis hin zum Exitus.

Im Vorfeld wurden tausende und abertausende Tiere, vornehmlich Hunde und Katzen, mit wahnwitzig hohen Dosen des Wirkstoffes erbärmlich zu Tode gequält... bis zum vollständigen Zerfall der gesamten Herz- und Körper-muskulatur. Doch nun werden BAYER genau diese Tierversuche, die dazu dienen sollen, die Nützlichkeit und Gefahrlosigkeit ihrer Produkte vorzutäuschen, juristisch zum Verhängnis. Denn die FDA beruft sich nun auf die Experimente, die BAYER selbst durchgeführt hat. Die Protokolle dieser Labor-Quälereien hätten gezeigt, wie gefährlich eine höhere Dosierung sein kann. Doch immer dann, wenn Tierversuche sich nicht zum Vorteil des Konzerns interpretieren lassen, werden sie einfach ignoriert.

Genauso ignoriert wird die Tatsache, dass die meisten menschlichen Krankheiten in der Tierwelt gar nicht vorkommen, daher müssen deren Symptome im Experiment künstlich hervorgerufen werden. Tiere haben von Natur keinen erhöhten Cholesterinspiegel, bekommen keinen Herzinfarkt und auch keinen Diabetes. Aufgrund der gravierenden organischen, anatomischen und physiologischen Unterschiede lassen sich die Ergebnisse aus Tierversuchen nicht auf die menschliche Krankheitssituation übertragen. Was Tiere vertragen, kann dem Menschen schaden und umgekehrt. Wegen der irrelevanten und irreführenden Tierversuche müssen daher immer wieder Medikamente aus dem Handel gezogen werden, die erhebliche und zum Teil tödliche Nebenwirkungen verursachen - wie z.B. das Diuretikum EDRUL von BAYER, das bei vielen Patienten Nierenversagen hervorgerufen hat. Um das zu begreifen, muss man kein Fachidiot sein, sondern braucht nur einen gesunden Menschenverstand.

Überall in der Wirtschaft und Wissenschaft finden Umdenkungsprozesse statt, nur in den Versuchslabors der Pharma-Industrie grassiert nach wie vor die Dummheit. Ich frage Sie, Herr Wenning, meinen Sie nicht, dass es Zeit ist für echte Innovationen, dass es Zeit ist, die Produktion von symptomunterdrückenden Arzneimitteln aufzugeben und damit endlich den Weg freizumachen für ursachen- und patientenbezogene Forschungs- und Behandlungsmethoden?

Doch nicht genug damit, dass sich BAYER zur Zeit 8.400 Produkt-
haftungsklagen in den USA zu stellen hat, von denen bisher lediglich 500 außergerichtlich verglichen werden konnten, wirft der Konzern schon wieder ein risikoreiches Präparat auf den Markt: Um dem Potenzmittel VIAGRA nachzueifern, entwickelte BAYER ein sog. Lifestyle-Mittel mit dem klangvollen Namen LEVITRA und verspricht „Hilfe bei erektiler Dysfunktion“. Dabei wird eine mangelnde Erektion des Mannes zur Krankheit hochstilisiert. Die Rede ist auch von Potenzstörungen bei Patienten mit neurogenen Schäden wie z.B. spinalen Läsionen, also Rückenmarksverletzungen, und sogar von Parkinson-Kranken, denen geholfen werden soll. Bewusst übersehen wird jedoch, dass es sich hierbei um Patienten handelt, die froh sind, dass sie überhaupt noch leben.

Das ist schon alles sehr makaber und dokumentiert in erschreckender Weise die Scheinheiligkeit, die hinter einer solchen Vermarktungs-
strategie steht. Mit dem Slogan „Amor trifft wieder“ wird suggeriert, Sex hänge nur von einem perfekt funktionierenden Geschlechtsorgan des Mannes ab. Anzustreben sei die grenzenlose Verfügungsgewalt über die Libido - unabhängig von Alter, Krankheit, psychischen Problemen, dem Befinden der Partnerin oder etwaigem Beziehungsstress. BAYER leugnet in seiner verschleiernden Werbung das Zusammenspiel von Seele und Körper bei sexuellen Problemen. Aber Psychotherapien will man ja schließlich auch nicht verkaufen. Organisch kranke Menschen werden als Alibi vorgeschoben, doch in Wahrheit ist der Kundenstamm für das Potenzmittel in Swinger-Clubs, Bordellen, Fitness-Studios und Diskotheken zu finden. Der Kölner Stadt-Anzeiger bezeichnete vor kurzem LEVITRA als „echte Party-Droge“. In der Werbung heißt es: „Amors Trefferquote - wirkt bei bis zu 92 % der Patienten. Bei guter Verträglichkeit!“. Verschwiegen oder bagatellisiert werden wie immer die Nebenwirkungen - wie starke Kopfschmerzen, Hautrötungen, Verdauungsstörungen, Muskelschmerzen, Anschwellen der Nasenschleimhäute... Entscheidender ist die Umsatzerwartung für 2003 von 100 bis 150 Mio. Euro!

Verheimlicht wird dabei auch, dass durch das Konkurrenzprodukt VIAGRA bisher über tausend Menschen ums Leben gekommen sind - vorwiegend Patienten, die aufgrund von Arteriosklerose Nitroglyzerin-
haltige Herzmittel einnehmen. Ein Phosphodiesterase-Hemmer wie VIAGRA oder LEVITRA führt zur Ausdehnung der Blutgefäße und vermindert dabei den Blutdruck. Hier potenziert sich der blutdruck- senkende Effekt beider Präparate, da sie denselben Wirkmechanismus besitzen. Die Gefahr der Wechselwirkung mit anderen Pharmaka, insbesondere Koronarmitteln und Antihypertensiva, bleibt unkalkulierbar!

Und wiederum waren es zig tausende Tierversuche, die zur Entwicklung und Prüfung vorher durchgeführt wurden, ohne damit auch nur im geringsten die erheblichen Gesundheitsrisiken reduzieren zu können. Diese Versuche sind genauso zweifelhaft wie das Potenzmittel selbst! Es erhebt sich natürlich auch die Frage, auf welche Weise die Versuche gemacht wurden. Herr Wenning, erklären Sie uns doch mal, wie so etwas funktioniert! Sind es die Biologisch-Technische Assistentinnen, die mit flinken Händen ihren Sexualdienst am Hundepenis verrichten... bis zur Ejakulation? Allein schon bei dieser Vorstellung müsste sich jeder einigermaßen normal veranlagte Mensch mit Abscheu abwenden. Und wie gestalten sich die Versuche bei männlichen Ratten und Mäusen, Herr Wenning? So spitz können die Fingernägel der Laborantinnen doch gar nicht sein?! Nach den Sodomie-Versuchen folgen dann allerdings die toxikologischen Experimente. Im Endeffekt überlebt kein einziges Tier die Versuchsanordnungen - getötet werden sie letztendlich alle.

Ich frage den Vorstandsvorsitzenden Wenning:

1. Wie viele tote Patienten hat BAYER bei der Verbreitung von LEVITRA einkalkuliert?

2. Ist BAYER bereit, auf die Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten mit erhöhtem Gefährdungspotential in Zukunft zu verzichten?

3. Wie viele Versuchstiere hat BAYER im vergangenen Jahr verschlissen?

4. Beabsichtigt BAYER, Tierversuche auch weiterhin im selben Stil und Umfang durchzuführen wie bisher?

Ich bitte Sie, die gestellten Fragen konkret zu beantworten, und nicht wie in den Vorjahren, durch unpräzise Gesamtantworten alles zu verwässern!

In Anbetracht der zu risikoreichen Unternehmensführung im Hinblick auf die Entwicklung und Vermarktung gesundheits-gefährdender Arzneimittel unter Missachtung von Tier- und Menschenleben möchte ich hiermit alle Aktionäre auffordern, im eigenen Interesse, den Vorstand und den Aufsichtsrat heute nicht zu entlasten!

Ich danke Ihnen!

[Pehrke] BAYER Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist, gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an und möchte zum Thema „Spheramine“ sprechen.

Spheramine ist ein Parkinson-Präparat, das BAYER gerade testet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um normale Arzneimittel-Tests, sondern um veritable Operationen. Die Teilnehmer bekommen bei der OP Zellen ins Gehirn gespritzt, die die Dopamin-Produktion anregen sollen. Dem Eingriff haben sich auch die Probanden der Placebo-Gruppe zu unterziehen - allerdings für nichts und wieder nichts: ihre Spritze enthält kein Medikament.

Selbst der zuständigen BAYER-Forscherin Dr. Elke Reissig kommt diese Sache nicht ganz geheuer vor. Auf einem Neurologen-Kongress sagte sie - Ich zitiere:

„Wenn chirurgische Interventionen nötig sind, stehen kontrollierte, günstigstenfalls Placebo-kontrollierte Studien vor der Herausforderung, eine Balance zwischen ethischen und wissenschaftlichen Erfordernissen zu finden.“

Die bundesdeutschen Aufsichtsbehörden sehen bei solchen Tests die „Balance zwischen ethischen und wissenschaftlichen Erfordernissen“ als nicht gegeben an. Sie erlauben Tests mit Schein-Operationen nicht. BAYER musste deshalb in die USA ausweichen.

In diesem Zusammenhang habe ich zwei Fragen:

1. Wie rechtfertigt BAYER die Durchführung von Tests, die nicht den ethischen Maßstäben der Bundesrepublik entsprechen?

2. Wieviele Tests mit „chirurgischen Interventionen“ führt das Unternehmen außerhalb Deutschlands durch?

Wie berechtigt die Skepsis der deutschen Behörden gegenüber solchen Tests ist, zeigen die zahlreichen Zwischenfälle. Das BAYER-Versuchsprotokoll selber listet zahlreiche Gesundheitsstörungen bei den Probanden auf:

Depressionen, Lähmungserscheinungen, motorische Störungen, Sprachausfälle, epileptische Anfälle, Hirnblutungen, Asthma und Verwirrtheitszustände.

Besonders hart hat es die Parkinson-Patientin Suzanne Davenport getroffen. Das Wall Street Journal widmete ihr einen Artikel und zitierte ihren Ehemann:

„Nach dem Eingriff war sie nicht mehr dieselbe Person. Sie konnte nicht länger aufrecht in einem Stuhl sitzen und nicht mehr gehen (...) Sie brauchte eine Windel und behielt ihren Mund ständig offen.“

Das Versuchsprotokoll verschweigt diese Verschlechterung des Allgemeinzustandes nicht, stellt allerdings in Frage, ob er auf Spheramine zurückzuführen ist. Mit den anderen Komplikationen hat BAYER offenbar von Anfang an gerechnet. Ich zitiere aus dem Report:

„Die Stärke und Häufigkeit dieser ernsthaften Nebenwirkungen entsprechen den Komplikationen, die nach dieser Art der Intervention normalerweise zu erwarten waren“.

Die Aufsichtsbehörden hatten da offenbar einen anderen Erwartungshorizont. Nach den ersten Zwischenfällen in Tampa stetzten sie die parallel laufenden Tests in Atlanta aus. Erst als eine Ethikkommission grünes Licht gab, konnten sie fortgesetzt werden. Und damit setzte sich auch das Leiden fort. Ich zitiere aus einem Parkinson-Forum:

„Dort erfuhren wir, dass es dem Operierten sehr schlecht gehe, starke Halluzinationen, depressive Stimmung. In jedem sah er einen potentiellen Mörder. Deshalb war es auch erforderlich, dass er im Bett zwangsweise fixiert werden musste.“

In einem Fall haben diese Leiden jetzt ein gerichtliches Nachspiel. Suzanne Davenport hat BAYER verklagt. Dazu eine Frage:

Ist BAYER bereit, Frau Davenport eine Entschädigung zu zahlen?

Mit den Tests hat BAYER den Leidensdruck von Parkinson-Patienten schamlos ausgenutzt. Die Kranken klammern sich an jeden Strohhalm, der Linderung verspricht und sind dafür bereit, erhebliche Risiken auf sich zu nehmen. Darauf hat BAYER gebaut. Und selbst nach den Zwischenfällen sah BAYER keine Veranlassung, die Test-Praxis zu überdenken. Aktiv geworden ist vielmehr die EU. Weil es immer mehr Vorfälle bei Tests solcher Art gibt, plant sie eine Verschärfung der Richtlinien. Aber BAYER hat dieses Ansinnen nicht etwa unterstützt, sondern hintertrieben und Aufweichungen verlangt. Der Konzern hat offenbar nichts aus den Skandalen um LIPOBAY und TRASYLOL gelernt. Trotzdem möchte ich Sie hier auffordern, diesmal ein Einsehen zu haben, und die SPHERAMINE-Entwicklung zu stoppen. Ehe noch Schlimmeres passiert!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[Katrin Weigele] Hauptversammlung 2013

CBG Redaktion

Sehr geehrter Herr Dr. Dekkers,
sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrates,
meine Damen und Herren

rund 200 tote Frauen in den USA, 18 tote Frauen in Deutschland und 14 gemeldete Todesfälle in Frankreich. Zudem zahlreiche Frauen weltweit, die nach der Einnahme einer drospirenonhaltigen Pille wie Yasmin, Yasminelle oder Yaz aus Ihrem Hause schwere Nebenwirkungen wie Thrombosen, Lungenembolien oder einen Schlaganfall erlitten haben. Das ist die traurige und offizielle Bilanz der drospirenonhaltigen Pillen. Die Dunkelziffer ist allerdings hoch, denn nicht jeder Vorfall wird den zuständigen Stellen wie etwa dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte gemeldet. Oft wird von den Ärzten auch der Zusammenhang von Erkrankung und Einnahme der Pille verkannt.

Mein Name ist Kathrin Weigele. Ich habe selbst nach Einnahme der Pille Yasmin eine schwere beidseitige Lungenembolie erlitten. Ich selbst habe eine Ärzteodyssee hinter mir, weil niemand zunächst erkannte, dass eine junge gesunde Frau von 24 Jahren urplötzlich lebensbedrohlich erkrankte, weil sie sich vertrauensvoll in die Hände von Bayer begab und das tat, was viele Frauen tun: nämlich eine Ihrer drospirenonhaltigen Pillen zu nehmen, die die Thrombosegefahr nach aktueller Studienlage wohl deutlich erhöhen.

Ich habe die Einnahme der Pille Yasmin beinahe mit dem Leben bezahlt. Herz und Lunge waren und sind schwer gezeichnet von den Embolien. Man gab mir eine Überlebenschance von 5%. Lebenslange Folgeschäden und die lebenslange Einnahme von Blutgerinnungsmitteln sind mir geblieben. Eine Schwangerschaft ist damit praktisch ausgeschlossen.

Obwohl sich die Vorfälle häufen und immer mehr Todesfälle und Nebenwirkungen verzeichnet werden, werden Betroffene und Geschädigte wie ich seitens Ihres Konzerns als bedauerliche Einzelfälle abgetan. Doch das sind wir längst nicht mehr. Seit der Gründung unserer Selbsthilfegruppe Drospirenon Geschädigter im Jahr 2011 haben sich unzählige Frauen sowie Angehöriger verstorbener oder seit der Einnahme drospirenonhaltiger Pillen schwerstbehinderter Frauen bei uns gemeldet und auf unserer Homepage risiko-pille.de ihre Erfahrungen und ihre Leidenswege geschildert.

Ich möchte heute von Ihnen wissen, welche Angaben zur Häufigkeit von schweren Nebenwirkungen und sogar Todesfällen dem Bayer-Konzern tatsächlich vorliegen? Wie viele Todesfälle oder Fälle von schweren Erkrankungen im Zusammenhang mit der Einnahme drospirenonhaltiger Kontrazeptiva wurden Ihnen in den vergangenen Jahren gemeldet? Wie können Sie angesichts der Klagen von ca. 13 600 Frauen in den USA, Klagen in Kanada, Frankreich, der Schweiz und natürlich auch hier in Deutschland noch von Einzelfällen sprechen?

In den USA haben Sie sich bereits mit rund 4800 Anspruchstellerinnen außergerichtlich verglichen und dabei Zahlungen in einer Gesamthöhe von etwa 1 Milliarde US-Dollar geleistet. Die Frage die sich mir aufdrängt lautet: Warum regulieren Sie in den USA in Milliardenhöhe, während in Deutschland nach meinen Erkenntnissen bisher keine einzige Betroffene entschädigt wurde? Herr Dr. Dekkers, was ist an einer amerikanischen Geschädigten denn bitte anders, als an einer Deutschen? Wir haben alle genau dieselbe Pille eingenommen, mit demselben schädlichen Wirkstoff aus Ihrem Haus und haben alle mit denselben Folgen und Problemen zu kämpfen. Wo genau sehen Sie den Unterschied? Oder hat Bayer etwa in Deutschland bereits die Regulierung von Schadensfällen vorgenommen? Wurden auch hierzulande schon außergerichtliche Vergleiche mit Geschädigten geschlossen?

Stets wurde Ihrerseits betont, dass die Entschädigungszahlungen in den USA ohne Anerkennung einer Haftung erfolgt seien und kein Schuldanerkenntnis darstellten. Sie ließen verlautbaren, die Entscheidung Vergleiche abzuschließen beruhe auf den Umständen des jeweiligen Einzelfalls und auf den Besonderheiten des Rechtssystems in den USA. Doch ist es nicht vielmehr so, dass auch in den USA nur haftet, wer einen Schaden verursacht hat? Wo kein Anspruch, da auch keine Notwendigkeit zu Zahlungen. Sie haben in den USA ohne rechtliche Verpflichtung mit Ausgleichszahlungen begonnen. Haben im vergangenen Geschäftsjahr rund 1,2 Milliarden Euro für Entschädigungen zurückstellen müssen. Diese Summe übersteigt sogar den bestehenden Versicherungsschutz. Trifft es zu, dass Sie bereits jetzt mehr Rückstellungen für Yasmin gebildet haben, als damals für den Cholesterinsenker Lipobay, der 2001 schließlich vom Markt genommen wurde? In welcher Höhe planen Sie für das neue Geschäftsjahr Rückstellungen für den amerikanischen Markt, den europäischen Markt und ganz speziell für Deutschland? Welche Entschädigungssumme haben Sie bei der Kalkulation der Rückstellungen pro Fall veranschlagt? Ich möchte ferner wissen, wie viele Klagen in Deutschland gegen die Bayer AG und Ihre Tochterfirmen aufgrund der drospirenonhaltigen Kontrazeptiva derzeit anhängig sind und in welcher Höhe Sie mit Schadensersatz – und Schmerzensgeldansprüchen in Deutschland rechnen? Trifft es ferner zu, dass auch in der Schweiz schon einzelne Fälle zum Teil reguliert wurden?

Bisher haben Sie in Deutschland keinerlei Verantwortung für die drospirenonhaltigen Pillen der Yasmin-Familie übernommen. Sie zeigen sich unverändert davon überzeugt, dass die Kontrazeptiva bei bestimmungsgemäßer Anwendung sicher und wirksam sind. Doch wir Geschädigten haben seit der Einnahme einer drospirenonhaltigen Pille schreckliche Qualen durchleiden müssen. Wir wurden unserer Gesundheit und Unbeschwertheit beraubt. Zurückgelassen in einem Leben, das von Medikamenten, Arztbesuchen und der ständigen Angst vor einer Verschlechterung unseres Gesundheitszustandes bestimmt wird. Können Sie wirklich angesichts der Vielzahl der bekannt gewordenen Nebenwirkungen, der bereits geleisteten Entschädigungszahlungen und der aktuellen Studienlage weiterhin von einem positiven Nutzen - Risikoprofil der Yasminpillen ausgehen?
Immer wieder werden neue Studien unabhängiger Wissenschaftler bekannt, die belegen, dass drospirenonhaltige Pillen mit einem höheren thromboembolischen Risiko behaftet sind als Präparate mit dem älteren Gestagen Levonorgestrel.

Bereits 2010 musste auf Veranlassung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte der Beipackzettel um weitere Risikohinweise und Angaben zu Nebenwirkungen ergänzt und auf Studien aus den Niederlanden und Dänemark hingewiesen werden, die von einer erhöhten Thrombosegefahr ausgehen.

2011 kamen sowohl die Europäische Arzneimittelagentur als auch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA zu dem Schluss, dass die Anwendung drospirenonhaltiger Kontrazeptiva mit einem erhöhten Risiko verbunden sei und verlangten eine dahingehende Änderung und Aktualisierung der Produktinformation bzw. die Aufnahme verschärfter Warnhinweise im Beipackzettel.

Der Barmer GEK Arzneimittelreport riet 2011 ebenfalls von der Anwendung drospirenonhaltiger Präparate ab. Auch hier wird von einer erhöhten Thrombosegefahr im Vergleich zu älteren Präparaten der sogenannten 2. Generation ausgegangen.

In den Niederlanden, Belgien, Dänemark, England und Norwegen gibt es offizielle Empfehlungen, levonorgestrelhaltige Kombinationen insbesondere bei jungen Frauen zu bevorzugen.
Derzeit überprüft die Europäische Arzneimittel-Agentur auf Antrag Frankreichs hin die Zulassung kombinierter oraler Kontrazeptiva der dritten und vierten Generation. Die französische Regierung wandte sich mit der Forderung an die EMA, sie möge eine EU-weite Empfehlung für eine restriktive Verschreibung dieser Antibaby-Pillen aussprechen. Gibt es hierzu schon ein Ergebnis oder Zwischenergebnis?

In Frankreich werden zudem die Kosten von drospirenonhaltigen Pillen seit April nicht mehr von den Krankenkassen erstattet. In der Schweiz fordert die Krankenkasse CSS, dass Bayer die Behandlungskosten für eine junge, schwerbehinderte Frau ersetzt, die für ihr Leid die Bayer-Pille Yasmin verantwortlich macht.

Es gibt unserer Meinung nach keinen Zweifel mehr daran, dass drospirenonhaltige Pillen häufiger Thrombosen auslösen. Herr Dr. Dekkers, wie lange wollen Sie die drospirenonhaltigen Pillen noch vermarkten und so mit dem Leben gesunder Frauen spielen? Rechtfertigen hohe Gewinne etwa den Tod weiterer Frauen und Mädchen?

Was sagen Sie dazu, dass Bayer laut des Kessler-Reports, verfasst durch den ehemaligen Chef der US-Arzneimittelzulassungsbehörde FDA, schon zu Beginn der Herstellung drospirenonhaltiger Pillen intern eindeutig vor deren Gefahren gewarnt wurde? Was sagen Sie zu dem Vorwurf, dass Bayer die FDA unzureichend über die Sicherheit von Yasmin informiert habe?

Laut eines unternehmensinternen Papieres vom Juni 2004 sollen bei Yasmin im Vergleich zu drei anderen Verhütungspillen mehr Thrombose- und Embolieerkrankungen aufgetreten sein. Diese Information soll die FDA nie erreicht haben.

Wir wünschen uns, dass sie sich einmal vergegenwärtigen dass es gesunde junge Frauen sind, die ihre Präparate kaufen und deren Leben sie zerstören indem sie gedanken- und langsam scheint es fast gewissenlos die Präparate weitervermarkten, als wäre nichts gewesen und als wüssten sie von nichts.

Herr Dr. Dekkers, Sie haben Schicksale wie das Meine in den letzten Hauptversammlungen zwar bedauert, doch das hilft uns nicht weiter. Wir möchten kein Mitleid, wir möchten ernst genommen werden.

Bayer hat endlich Verantwortung zu übernehmen!
Bayer hat das erhöhte Thromboserisiko drospirenonhaltiger Pillen anzuerkennen und als Konsequenz daraus die Präparate eigenverantwortlich vom Markt zu nehmen!

Bayer sollte nicht nur in den USA Verantwortung übernehmen, sondern auch in Deutschland auf die Geschädigten zugehen und für eine angemessene Entschädigung der deutschen Drospirenon-Opfer sorgen. Es gibt Gesetze und die Anwender ihrer Präparate haben Rechte. Und daran haben auch Sie sich zu halten. Körperliche Unversehrtheit ist ein Grundrecht, das auch Bayer zu wahren hat.
Sie feiern dieses Jahr das 150jährige Bestehen des Konzerns. Vielleicht wäre das doch ein guter Anlass, um sich darüber Gedanken zu machen, wie die Zukunft Ihres Unternehmens aussehen soll: sollte der Mensch oder eher mögliche Profite im Mittelpunkt stehen? Sie propagieren so werbewirksam, dass das Unternehmen mit seinen Erfindungen erheblich dazu beitrage, das Leben der Menschen zu verbessern. Science for a better life? Nicht für uns Betroffene.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

[Artikel taz] Hauptversammlung 2003

CBG Redaktion

Die echte Gefahr lauert im Schlick

Nach dem Lipobay-Skandal droht der Bayer AG schon der nächste Rechtsstreit: Norwegens Hauptstadt fordert den Chemiekonzern zu Schadenersatz auf. Das Hormongift PCB, das den Hafenschlick schwer verseucht, stamme von Bayer

aus Oslo REINHARD WOLFF

Alte PCB-Sünden könnten demnächst auf die Bayer AG zurückschlagen. Die Stadt Oslo bereitet eine Schadenersatzklage gegen den Leverkusener Chemiekonzern sowie seine belgischen und japanischen Konkurrenten Solutia und Kanegafuchi Chemicals vor. Wie weite Teile des Oslo-Fjords und andere Küstenstriche Norwegens ist das Hafenbecken der norwegischen Hauptstadt stark mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet. PCB kann Krebs erregen, die Immunabwehr herabsetzen, das Nervensystem schädigen und die Fruchtbarkeit stören.

Das PCB im Osloer Hafenbecken ist zum Teil eine Hinterlassenschaft der eigenen Industrie, zum Teil haben Meeresströmungen PCB-haltigen Schlick abgelagert. Mit neuen Analysemethoden ist es aber gelungen, spezifische PCB-Verunreinigungen konkret auf Verursacher - und auf den Hersteller - zurückzuführen. Auf diese Weise konnte nachgewiesen werden, dass erhebliche Teile der PCB-Verseuchung von Schiffsfarben stammen, in denen von Bayer produziertes PCB verwendet worden war.

780.000 Kubikmeter gifthaltiger Schlamm liegen nach einer Schätzung der norwegischen Naturschutzbehörde im Hafengebiet von Oslo. Die meterdicke Giftmixtur enthält neben PCB Quecksilber, Kadmium und Blei. PCB gilt als besonders gefährlich, weil es von Meerestieren aufgenommen wird und über die Nahrungskette wieder im menschlichen Körper landet. In Norwegen gilt PCB als eines der vordringlichsten Umweltprobleme.

Produziert wurde PCB seit den 20er-Jahren, Ende der 60er-Jahre wurden die schädlichen Folgen immer deutlicher. 1972 verbot Schweden als erstes Land Produktion wie Import. Norwegen zog 1980 nach. PCB- haltige Schiffsfarben waren jedoch nicht verboten - zum Teil sind noch jetzt Schiffe mit diesen Anstrichen unterwegs. Deswegen lehnt der japanische Konzern Kanegafuchi Chemicals alle norwegischen Schadenersatzansprüche ab. Bayer hat immerhin eine „Prüfung“ versprochen, Solutia sich bislang nicht geäußert.

In Oslo ist man der Auffassung, dass es nicht auf einen Verstoß gegen geltendes Recht ankommt. Das norwegische Schadenersatzrecht räumt der Produzentenhaftung eine starke Stellung ein. Das will die Stadt Oslo nutzen und fordert, dass die Chemiefirmen nun die Hälfte der Schlick- sanierung übernehmen - die Eigentümer der betreffenden Schiffe dürften kaum nachträglich nachzuweisen, geschweige denn verantwortlich zu machen sein.

Wie viel Geld das tatsächlich bedeutet, ist noch unklar. Eine grund-
legende Sanierung auch nur des Osloer Fjordgebiets könnte mehrere Milliarden Euro kosten. Zurzeit wird in Etappen saniert, und vermutlich wird die Stadt den Rechtsweg anhand einer Forderung für solch eine Teilsanierung - konkret 10 bis 20 Millionen Euro - „testen“. Sollte der Versuch erfolgreich sein, könnte dies allerdings eine Lawine von Folgeprozessen lostreten. Und das vermutlich nicht nur in Norwegen.

taz Nr. 7039 vom 26.4.2003, Seite 9, 101 Zeilen (TAZ-Bericht), REINHARD WOLFF

[Aktionsbericht] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Acht GegenrednerInnen belasten den Vorstand

BAYER nicht aus dem Schneider

Von Udo Hörster

Die BAYER-Hauptversammlung ist nach Ansicht des Konzern-Chefs Manfred Schneider nicht der Ort dafür, die Gründe für den Tod von über 100 LIPOBAY-PatientInnen zu erörtern. Sie ist für ihn aber sehr wohl der geeignete Ort, um die finanziellen Verluste des Pharma-GAUs bis zur letzten Zahl hinterm Komma zu beziffern und das Bilanz-schädigende Risiko von Schadensersatz-Klagen zu erwägen. Aber die acht auf Einladung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) sprechenden GegenrederInnen funktionierten die AktionärInnen-Versammlung kurzerhand zu einem Ort um, an dem über LIPOBAY und die anderen gesundheitlichen, ökologischen, und sozialen “Kollateralschäden” der zügellosen Profit-Jagd gesprochen werden konnte.

“Ich spreche hier im Namen von Tausenden Opfern, die durch LIPOBAY getötet oder gesundheitlich geschädigt worden sind”. So begann der US-amerikanische Rechtsanwalt Daniel Becnel seine Hauptversammlungsrede. Er bot dem Leverkusener Chemie-Multi an, die rechtlichen schwarzen Wolken zu vertreiben, die durch die 720 anhängigen Klagen den Himmel über der Konzern-Zentrale verdunkeln. “Ist BAYER bereit, unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen?”, fragte er. Der Pharma-Riese war nicht dazu bereit. Der Vorstandsvorsitzende Schneider antwortete ihm, dass “BAYER sich den Verfahren zur Wehr setzen” wird. Noch immer lehnt es der Konzern ab, die Verantwortung für die über 100 LIPOBAY-Toten zu übernehmen. Für den BAYER-Boss ist “nach wie vor unklar, ob überhaupt ein Zusammenhang besteht” zwischen dem Cholesterin-Senker und den Todesfällen.
Die fatalen Nebenwirkungen eines anderen BAYER-Medikamentes machte Peter Noquet zum Thema. Der Leverkusener Chemie-Multi wollte für sein Antibiotikum CIPROBAY, nach Operatiionen verabreicht, eine Zulassung auch in der oralen Dareichungsform erhalten. Die Tests an 800 Personen fielen allerdings negativ aus. Weil das Mittel nicht wirkte, starben sogar einige ProbandInnen an Infektionen. BAYER verschwieg dies den Behörden. Der an den Voruntersuchungen beteiligte britische Arzt Dr. Steven Karren hat deshalb unmittelbar nach der letzten Hauptversammlung eine Klage gegen BAYER eingereicht. Gegenüber der Kölner Staatsanwaltschaft mauert das Unternehmen allerdings munter weiter. Statt der Behörde Unterlagen über die Todesfälle zukommen zu lassen, stellte es ihr lediglich nichtssagende Dokumente zur Verfügung. Eine “Täuschung” nannte das Peter Noquet. Manfred Schneider stritt den Vorwurf natürlich ab - und schwieg weiter. Mit dem Hinweis auf das “schwebende Verfahren” verweigerte er alle Auskünfte.

Sowohl LIPOBAY als auch CIPROBAY wurden in den BAYER-Labors an Ratten getestet, bevor sie am Menschen ihre gesundheitsschädigende Wirkung entfalteten. Das sagt vieles über die Aussagekraft von Tierversuchen. Wissenschaftlich von zweifelhaftem Nutzen und tier-ethisch verwerflich - das veranlasste Melanie Bujok von SHAC (STOP HUNGINGDON ANIMAL CRUALITY zu bohrenden Fragen an die Adresse des Vorstandes. “Würde BAYER noch Tierversuche durchführen, wenn diese nicht länger gesetzlich vorgeschrieben wären?”, “Entwickelt BAYER Alternativ-Methoden?”, “Setzt BAYER sich für eine Verankerung des Tierschutzes in der Verfassung ein?”, wollte sie von den Konzern-Herren wissen. Schneider bekannte sich unverbindlich zu alternativen Test-Verfahren und wurde dann verbindlich beleidigt. Nicht geneigt, minimale moralische Standards im Umgang mit Lebewesen einzuhalten, wies er Bujoks Kritik als anmaßend zurück. Gegner zu Unrecht diffamieren “und sich selbst, weil man gegen Tierversuche ist, heilig (zu) sprechen”, warf der BAYER-Boss der SHAC-Aktivistin vor.

Wieviel Fische die BAYER-Chemikalie CLOPHEN vergiftet hat, interessierte den Vorstandsvorsitzenden an seinem letzten Arbeitstag in dieser Funktion deshalb auch nicht. Wie Tom Erik Ökland von NATURVERN, der norwegischen Sektion von FRIENDS OF THE EARTH, den AktionärInnen darlegte, haben die in Schiffsanstrichen verwendeten Polychlorierten Biphenyle (PCB) von BAYER das ganze Hafenbecken von Oslo verseucht. Auf 26 Mio. Euro beziffert die staatliche Umweltbehörde die Aufwendungen für die Reinigung. Konsequenterweise forderte Ökland den Konzern in seiner Rede auf, sich an den Kosten zu beteiligen und kündigte im Falle einer Verweigerung eine Klage an. Nach allen Erfahrungen dürfte nur eine entsprechende Verurteilung und die damit verbundene Anerkennung des Verursacher-Prinzips das Unternehmen dazu bringen, sich für die ökologischen Folgen seines Handelns zu interessieren.

Für die ökologischen Risiken der Gentechnik zu haften, braucht der Leverkusener Chemie-Multi vorerst nicht zu fürchten. Henry Mathews vom DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRE UND AKTIONÄRINNEN entlarvte in seinen Ausführungen am Redner-Pult das BAYER-Argument, die umstrittene Risiko-Technologie würde das Problem des Welthungers lösen, als reine Propaganda-Lüge. “Der Welthunger ist kein Mengen-Problem, sondern ein Verteilungsproblem!”, betonte er. Für die AktivistInnen, die ihre Besorgnis über die Gefahren der Gentechnik am Morgen auf eine etwas unkonventionelle Weise zum Ausdruck gebracht hatten, zeigte Mathews deshalb vollstes Verständnis. Keines hatte er dagegen für das brutale Vorgehen des Sicherheitsdienstes, die einer Gentechnik-KritikerInnen einfach roh den Mund zuhielten und einen anderen Protestler brutal über den Boden aus dem Saal schleiften. “Das hat mit der von Manfred Schneider bekundeten Respektierung Andersdenkender und der Meinungsfreiheit nichts zu tun”, kritisierte der Geschäftsführer der KRITISCHEN AKTIONÄRE. Aber für die reine Herren-Riege des Vorstands ist Gewalt offenbar ein probates Mittel. Frauen haben in dieser Hack-Ordnung dagegen keine Chance, bei BAYER eine Führungsposition zu erlangen, monierte Henry Mathews. “Schauen Sie nur hinter mich aufs Podium, und Sie wissen, wovon ich rede”, forderte er die AktionärInnen auf. In seiner Antwort auf den Beitrag von Henry Mathews sicherte Dr. Schneider zu, den Fragen-Katolog der KRITISCHEN AKTIONÄRE umgehend zu beantworten - die CBG wird nachhaken! Unbeeindruckt zeigte sich der Profit-Profi dagegen von Mathews’ Gentech-Kritik. Obwohl das Thema “Gentechnik” nach Ansicht Schneiders in der Öffentlichkeit noch zu “erheblicher Diskussion mit spektakulären Maßnahmen” führen wird, kündigte er an, unbeirrt an der Risiko-Technologie festhalten zu wollen.

Geld genug für Investitionen in diesem Bereich hat der Konzern jedenfalls. Er zahlte nämlich für 2001 keinen Pfennig Gewerbesteuer und bekam sogar noch Körperschaftssteuer zurückerstattet. Rainer Kau von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di wetterte gegen die ganz legalen Steuertricks des Chemie-Multis. Er rechnete vor, dass das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr 1 Mrd. Euro an Abgaben einsparte und nur noch auf eine Steuer-Quote von 15 Prozent kommt - “davon kann ein normal Beschäftigter nur träumen”, so Kau. In dramatischen Worten schilderte der Gewerkschaftler und PDS-Politiker der AktionärInnen-Versammlung die Situation am Konzern-Sitz Leverkusen. Die Stadt ist durch die ausbleibende BAYER-Gewerbesteuer zu arm geworden, um noch Zuschüsse vom Land Nordrhein-Westfalen anfordern zu können, weil die Kommune nicht über den dafür benötigten Eigenmittel-Anteil verfügt. “Wie wird das Unternehmen künftig zu den Kommunal-Finanzen beitragen?”, fragte er Dr. Schneider, der die Antwort wieder einmal schuldig blieb. Sein Nachfolger Werner Wenning sagte immerhin soviel, dass die neue Holding-Struktur den Stadtskassen keine noch negativeren Folgen bescheren wird, was schlechthin auch nicht möglich ist, denn weniger als nichts kann man nicht einnehmen. Trotzdem dürfte die Einschätzung von Investment-BankerInnen, die die Bundesrepublik als Paradies für Holdings betrachten, bei der Entscheidung keine geringe Rolle gespielt haben. Für die Belegschaft hat der Konzern-Umbau schon jetzt negative Folgen, wie Wolfgang Teuber von der DKP darstellte. Die Beschäftigten der neu gegründeten Service-Gesellschaften fallen nämlich aus der Betriebsvereinbarung heraus. In diesem Zusammenhang kritisierte Teuber die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE scharf, die den betreffenden Beschäftigten versichert hatte, die Betriebsvereinbarung würde für sie weiter gelten, um sich deren Zustimmung zur Umstrukturierung zu sichern.

Es war dann am CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes, den Negativ-Katalog seiner VorrednerInnen zu vervollständigen. Er erinnerte noch einmal an die unrühmliche Rolle, die der Konzern nach dem 11. September gespielt hatte, als er in “Kriegsprofitlertum” (VerbraucherInnen-Anwalt Ralph Nader) 1,80 Dollar für eine Tablette des Antibiotikums CIPROBAY herausschlagen wollte. Zudem forderte Mimkes den Konzern auf, endlich der Aufforderung von US-VerbraucherschützerInnen nachzukommen und den CIPROBAY-Wirkstoff nicht länger unter dem Namen BAYTRIL als Antibiotikum für die Massentierhaltung anzubieten, weil sich immer mehr Resistenzen ausbreiten. Für das Pestizid FENTHION, das TierschützerInnen für ein massenhaftes Vogelsterben verantwortlich machen, verlangte der CBG-Geschäftsführer ebenfalls eine Markt-Rücknahme. Als Versuch, sich solche Kritiken künftig vom Hals zu halten, wertete er das gerichtliche Vorgehen gegen die CBG wegen des Beitreiben einer dem Konzern nicht genehmen Web-Page. In Abwandlung des alten Schneider-Wortes, “Politiker kommen und gehen, BAYER bleibt”, gab Mimkes dem Ex-Verstandsvorsitzenden schließlich ein “BAYER-Chefs kommen und gehen, die COORDINATION bleibt” mit auf den Weg in den unverdienten Ruhestand.

[Rede Rainer Kau] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Rede Rainer Kau, ver.di

Sehr geehrte Damen und Herren,

250 Millionen Euro der Dividende, die hier und
heute trotz des Lipobay-Desasters zur Verteilung
anstehen, stammen als Rückzahlung von Körper-
schaftssteuern des Landes NRW direkt aus
öffentlichen Kassen.

Sie werden als Folge der Steuerreform der rot-
grünen Bundesregierung aus den Steuergro-
schen der ArbeitnehmerInnen unseres Landes
und den von kleinen und mittleren Unternehmen,
die übrigens im Gegensatz zu Bayer Arbeits-
plätze schaffen und nicht abbauen, direkt in Ihre
Taschen umverteilt.

Dies ist ein sozialpolitischer Skandal erster Güte
und auch der Grund, warum ich als Gewerk-
schaftssekretär von ver.di im Rheinland und als
PDS-Bundestagskandidat hier die Proteste der
Kritischen Aktionäre unterstütze.

Die politische Verantwortung dafür, dass große Unternehmen immer weniger Ertragssteuern zahlen, liegt unmittelbar bei der Bundesregierung, und es ist ihr Recht, die politisch geschaffenen Steuerschlupflöcher weitestgehend auszunutzen. Zwischen dieser unsozialen Steuerpolitik und der Bayer AG gibt es jedoch eine enge Verbindung in der Person des Finanzstaatssekretärs Zitzelsberger, der vor seinem Eintritt in die Politik die Steuerabteilung von Bayer leitete. Vorstandsvorsitzender Schneider hat selbst Herrn Zitzelsberger als Bayers Beitrag zur Steuerpolitik bezeichnet, und es mag sein, dass sie meine erste Frage an den Vorstandsvorsitzenden als rhetorisch abtun werden.

Herr Schneider, ich möchte sie fragen, ob sie diesen Beitrag zur Steuerpolitik ernsthaft für vereinbar mit der im Grundgesetz festgeschriebenen Sozialpflichtigkeit des Eigentums halten.

150 Millionen Ertragssteuern bei einem Gewinn von über einer Milliarde Euro hat Bayer im vergangenen Jahr noch gezahlt, fast eine Milliarde Mark weniger als im Vorjahr. Und von einer

effektiven Steuerbelastung von 15 Prozent können die
Beschäftigten, die ich tagtäglich vertretenur träumen, denn
das Lohnsteueraufkommen ist stetig gestiegen, während
die Konzerne von rot-grün restlos aus der sozialen Verant-
wortung entlassen wurden.

Die Bundesregierung geht davon aus, dass diese Steuer-
entlastungen in den Unternehmen für die Schaffung neuer
Arbeitsplätze verwandt werden. Auch im Namen der
Bundestagsabgeordneten Ulla Lötzer, die sehr bedauert,
ihnen wegen der Sitzungswoche des Bundestages diese
Frage nicht selbst stellen zu können, möchte ich sie fragen, Herr Schneider, ob sie dieses wirtschaftspolitische Kalkül
der Bundesregierung für zutreffend halten, und woran es
aus ihrer Sicht liegt, dass es nicht aufgeht, wie der Anstieg
der Arbeitslosigkeit im vergangenen Jahr zeigt. Weiter
möchte ich konkret wissen, wie viele neue Arbeitsplätze die Bayer AG mit den im Geschäftsjahr 2001 gesparten Steuern geschaffen hat,
beziehungsweise wie viele Arbeitsplätze im Konzern abgebaut wurden.

Weitere 45 Millionen Euro ihrer Dividende stammen ganz konkret aus Gewerbesteuerminderein-
nahmen im Haushalt der Stadt Leverkusen. 45 Millionen Euro, nicht einmal 5 % des Konzerngewinns, sind aus Sicht der Bayer AG vielleicht eher Peanuts, für die verschuldete Kommune ganz bestimmt nicht. Die Leverkusener Stadtkasse ist so leer, dass die Stadt, deren Infrastruktur und Dienstleistungs-
angebot nicht zuletzt auch der Bayer AG zu Gute kommt, nicht einmal mehr die für die Teilnahme an Landesprogrammen zur Verbesserung der bekannt desolaten Situation an den Schulen erforderlichen Eigenbeträge aufbringen kann.

Langfristig werden diese heute gesparten 45 Millionen jedoch auch die Bayer AG teuer zu stehen kommen, denn auch Bayer braucht gut qualifizierte Beschäftigte aus der Region. Solche Steuer-
vermeidungspolitik kommt kurzfristig ihren Bankkonten zu Gute, mittelfristig sägen sie, meine Damen und Herren, damit aber an dem Ast auf dem nicht nur sie selber sitzen. Denn ohne eine Kommune, die in Ausbildung und leistungsfähige Infrastruktur investieren kann, hat auch ihr Unternehmen keine Zukunft. Deshalb möchte ich sie abschliessend fragen, auf welche Weise sie künftig zum Erhalt und Ausbau der kommunalen Infrastruktur und des Bildungsangebotes beitragen wollen.

[Rede Axel] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Rede von Axel Köhler-Schnura (gekürzte Fassung)

Meine Damen und Herren, guten Tag,

mein Name ist Axel Köhler-Schnura. Ich bin ehrenamtlich im Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren und Gründungsmitglied des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.

Heute stehe ich seit 30 Jahren an diesem Mikrofon und nehme meine Rechte als Aktionär wahr.

Sicher nicht zur Erbauung der GroßaktionärInnen und auch nicht zur Freude der Verantwortlichen im Konzern, das ist wohl wahr. Ich beleuchte die Geschäftstätigkeit eher kritisch, rücke die Kehrseiten der BAYER-Profite ins Rampenlicht.

Doch Vorwürfe, wie sie von Herrn Dekkers kommen, und dann auch noch mit exakt den gleichen Worten, wie bei Herrn Wenning, Herrn Schneider, Herrn Strenger und den anderen Vorsitzenden vor ihm, dass wir kritischen AktionärInnen das Mikrofon als Polit-Bühne missbrauchen würden, muss ich doch mit aller Entschiedenheit zurückweisen. Solche Behauptungen sind nichts als der hilflose Versuch, die von mir und anderen kritischen AktionärInnen vorgetragene Kritik an der Arbeit des Konzerns in Zweifel zu ziehen bzw. unglaubwürdig zu machen.

Meine Damen und Herren,
wir sprechen hier stets völlig korrekt zur Sache, zur aktuellen Geschäftstätigkeit des Konzerns. Ich kann nichts dafür, dass all die Skandale, Vergehen und auch Verbrechen, die wir vortragen, mit eben dieser Geschäftstätigkeit verbunden sind. Dafür sind die Vorstände und Aufsichtsräte verantwortlich und nicht wir, die wir das kritisieren.

Meine Damen und Herren,
heute leitet Herr Schneider zum letzten Mal die Hauptversammlung. Ich möchte es mir nicht nehmen lassen, dazu auch etwas zu sagen. Immerhin wird Ihr Name, Herr Schneider, laut der Biografie auf der BAYER-Internetseite „mit einer der größten strukturellen Veränderungen in der Geschichte des BAYER-Konzerns verbunden.“

Herr Schneider, immer wieder haben Sie anlässlich meiner Redebeiträge in den vergangenen zwanzig Jahren festgestellt, dass wir beide „wohl keine Freunde werden“. Das ist sicher auch heute nicht anders. Und: Sie haben Sie recht damit.
Offen gelassen haben Sie jedoch immer, weshalb das so ist?

Meine Damen und Herren,
ich sage es Ihnen: Herr Schneider und ich, wir stehen auf verschiedenen Seiten, wir spielen in verschiedenen Mannschaften.

Sie, Herr Schneider, sagen (ich zitiere): „Wir sind auf Profit aus. Das ist unser Job.“

Ich sage, um in Ihrer Wortwahl zu bleiben: „Ich bin auf demokratische Konzern-Kontrolle aus. Das ist mein Job.“
Da trennen uns in der Tat Welten.

Das wiederum brachte der neue Aufsichtsratsvorsitzende, Herr Wenning , im Klartext auf den Punkt, als er im Jahr 2010 meinte, dass meine Forderung nach demokratischer Kontrolle doch „tief blicken“ ließe und ein „fragwürdiges Verständnis für Demokratie zum Ausdruck“ bringe.

Damit machte Herr Wenning deutlich, dass die Verantwortlichen bei BAYER, ein gebrochenes Verhältnis zur Demokratie haben. Sie missachten das Grundgesetz und die Verfassung von NRW, die beide die Pflicht zum Gemeinwohl vorschreiben und eben demokratische Kontrolle vorsehen. Sie outen sich als Feinde der Demokratie, indem Sie den Profit über das Gemeinwohl stellen. Sie praktizieren die offene Diktatur des Profits.

Herr Schneider, Sie wurden journalistisch als „König der Deutschland AG“ tituliert und vom Handelsblatt zum „Topverdiener des Landes“ gekürt. Damit tragen Sie maßgeblich Verantwortung für das Klima der Ausbeutung und der sozialen Kälte in unserem Land. Da kann es in der Tat keine Freundschaft geben.
Entsprechend das Abschiedsgeschenk der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Dieses Geschenk entspringt den unsäglichen Umwelt-, sozialen und anderen Verbrechen, die Sie, Herr Schneider, in Ihrer Amtszeit zu verantworten haben und an die ich mit einigen ausgewählten Beispielen erinnern möchte:

- Da sind die vielen Opfer, die Lipobay nicht überlebt haben oder noch heute mit Gesundheitsschäden kämpfe.
- Da ist die würdelose und beschämende Abwehr der Entschädigungen für die IG-Farben-Opfer durch Ihre hinter dem Rücken der Öffentlichkeit eingefädelte Winkeladvokatsstiftung.
- Da ist die Ausrichtung des Konzerns auf eine einzige Maxime: Gewinn und Profit. In der bereits erwähnten BAYER-Biografie über Sie wird das als „Ausrichtung auf das Kerngeschäft“ gefeiert.
- Tatsächlich damit verbunden die Vernichtung tausender Arbeitsplätze, die unmenschliche Verdichtung der Arbeit und gigantischer Sozial- und Lohnraub.
- Da ist der verfassungsfeindliche Piratenakt, mit dem Sie Ihren Finanzchef Zitzelsberger in das Finanzministerium hievten, nur um die Steuern für Konzernprofite abzusenken und sich sogar noch aus der Steuerkasse in Milliardenhöhe zu bedienen.
- Und schließlich ist da der gewissenlose Bruch des von Ihnen, Herr Schneider, im Jahr 1995 gegenüber der Weltöffentlichkeit gegebenen Versprechens, mit dem Sie zugesagt hatten, bis zum Jahr 2000 sämtliche hochgefährlichen BAYER-Pestizide der Klasse I von den globalen Märkten zu nehmen. Bis heute ist dieses Versprechen nicht eingelöst.

Herr Schneider, alleine die Verweigerung der Einlösung Ihres persönlichen Versprechens hatte zigtausende von Toten und Vergifteten zur Folge. Sie kennen die Zahlen besser als ich. Die Internationale Arbeitsorganisation ILO spricht von jährlich 2,5 bis 5,0 Mio. Vergifteten und 40 Tsd. Toten. Der BAYER-Konzern ist Marktführer, die Klasse I Pestizide von BAYER sind verantwortlich für den Löwenanteil an diesen Opferzahlen.

Was ist nun unser Geschenk? Nein, nicht ein Fläschchen Dioxin-verseuchtes Blut eines BAYER-Opfers, wie es einer Ihrer Vorgänger von uns bekam . Ich überreiche Ihnen zum Abschied stellvertretend für alles, was Sie in Ihrer aktiven Zeit bei BAYER zu verantworten haben, ein etwas anderes BAYER-Kreuz. Es ist eines der Kreuze, das wir in den letzten 35 Jahren bei vielen unserer Protest-Aktionen zum Gedenken an die zahllosen Opfer der BAYER-Produkte und der Vernichtung der tausenden von Arbeitsplätzen bei BAYER eingesetzt haben. Möge es Ihnen Erinnerung und Mahnung zugleich sein.
Vielen Dank.

Antwort

des Vorstandsvorsitzenden des BAYER-Konzerns, Dr. Marijn Dekkers, auf die Rede von Axel Köhler-Schnura (auszugsweise, zitiert nach Erinnerung)
Herr Köhler-Schnura, zunächst möchte ich Ihnen gratulieren, dass Sie seit 30 Jahren hier sprechen. Doch muss ich sagen: Wir spielen nicht nur in unterschiedlichen Mannschaften, wir sind auch in unterschiedlichen Ligen. Wir stehen unverbrüchlich zur parlamentarischen Demokratie und zur sozialen Marktwirtschaft. Wir wissen, dass Sie da ganz andere Ansichten haben, Sie missbrauchen ja auch das christliche Symbol des Kreuzes. Nachweislich haben Sie sich lustig gemacht über einen Evangelischen Kirchentag. Da erübrigt sich jede weitere Antwort zu Ihrem Beitrag.“

Anmerkungen
1 Herr Dekkers ist Vorstandsvorsitzender seit 2010. Vor ihm war Herr Wenning Vorsitzender von 2002 bis 2010. Davor war Herr Schneider Vorsitzender von 1992 bis 2002. Und da davor Herr Strenger von 1984 bis 1992. Sie alle verwendeten ähnliche oder gleiche Formulierungen.

2 Dr. Manfred Schneider (Jg. 1938) war Vorsitzender des Vorstands von 1992 bis 2002 und Vorsitzender des Aufsichtsrates von 2002 bis 2012. Er bündelte auch darüber hinaus durch zahlreiche Mandate Macht in seinen Händen. Er galt zeitweise als „mächtigster Mann Deutschlands“ und ist auch heute noch einer der einflussreichsten Wirtschaftsbosse.

3 Werner Wenning war Vorstandsvorsitzender des BAYER-Konzerns von 2002 bis 2010. Da die öffentliche Debatte um die Macht der Konzernherren es mit sich brachte, dass der direkte Wechsel vom Vorstandsvorsitz in den Aufsichtsratsvorsitz durch eine Neufassung des Aktiengesetzes unterbunden wurde (Karenzzeit), wurde er zwei Jahre „geparkt“ und rückt nun in den Aufsichtsratsvorsitz ein.

4 Dr. Manfred Schneider enthält für seine Tätigkeit als Vorsitzender des BAYER-Aufsichtsrats eine Vergütung von ausgewiesenen 270 Tsd. Euro. Darüber hinaus war Schneider in weiteren vier Aufsichtsräten vertreten (DAIMLER (bis April 2011), LINDE (Vorsitzender des AR), RWE (Vorsitzender des AR) und TUI (bis Februar 2011). Bei Linde erhielt er 417 Tsd. Euro (ausgewiesen), bei RWE waren es 350 Tsd. Euro (ausgewiesen).

[Pharma] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat heute Gegenanträge zu gefährlichen Pharmaprodukten zur BAYER-Hauptversammlung am 29. April in Köln eingereicht. Die Gegenanträge werden auch auf der website des Konzerns veröffentlicht.

Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet

Der BAYER-Konzern vermarktet eine Vielzahl gefährlicher Pharma-Produkte. Der Vorstand trägt hierfür die Verantwortung, weswegen ihm die Entlastung zu verweigern ist. Es folgt eine Auswahl aktueller Problemfälle.

Medikamente nur für Reiche
Der BAYER-Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers äußerte sich im Dezember zur Einführung des Krebsmittels NEXAVAR wie folgt: „Wir haben dieses Medikament nicht für den indischen Markt entwickelt, um ehrlich zu sein. Wir haben es für Patienten im Westen entwickelt, die es sich auch leisten können.“
Die Aussage von Herrn Dekkers bietet einen aufschlussreichen und zugleich erschreckenden Blick in das Innenleben der Pharmaindustrie: nicht medizinische Notwendigkeiten sind entscheidend bei der Entwicklung neuer Präparate, sondern allein der Profit. BAYER geht es nicht darum, dass viele Menschen von einem Medikament profitieren. Vielmehr wird die Forschungs- und Verkaufspolitik gezielt so gestaltet, dass die höchsten Preise erzielt werden können - unabhängig davon, wie vielen Menschen dadurch der Zugang zu Medikamenten verwehrt bleibt.
Da die Pharmaindustrie für das Marketing weit mehr ausgibt als für die Forschung, zielt auch das Argument ins Leere, wonach die hohen Preise für die Entwicklung neuer Präparate notwendig wären. BAYER gibt für Vertrieb und Marketing über zehn Milliarden Euro aus - etwa das Dreifache der Forschungsausgaben.

Risiken von XARELTO
Weiterhin drückt BAYER mit allen Mitteln den neuen Gerinnungshemmer XARELTO in den Markt – auch für Indikationen, bei denen eine Wirksamkeit nicht belegt ist.
So gibt es bislang keine Studien, die bei der Behandlung von Vorhofflimmern einen Vorteil von XARELTO gegenüber gut eingestellten Marcumar-Patienten nachweisen. Das unabhängige arznei-telegramm rät von einer Verordnung daher generell ab. XARELTO reduziere weder Schlaganfälle plus systemische Embolien noch die Rate relevanter Blutungen. Dass das Medikament unter den neuen Gerinnungshemmern die höchsten Verschreibungszahlen aufweist, sei nur durch das exorbitante Marketing und durch Einflussnahme auf medizinische Fachgesellschaften erklärbar.
Auch zur Behandlung des Akuten Koronarsyndroms (ACS) ist XARELTO nicht zu empfehlen. Die US-Behörde FDA verweigerte wegen der mangelhaften Qualität der von BAYER vorgelegten Studien hierfür gar die Zulassung. Bei über 10% der Patien-ten war der Beobachtungszeitraum so knapp bemessen, dass am Studien-Ende nicht einmal bekannt war, ob der Patient noch lebt. Zudem ergab eine stichprobenartige Überprüfung der Primärdaten, dass mehrere Todesfälle unter XARELTO unter den Tisch gefallen waren. Hinzu kommt, dass das Ergebnis durch Ausschluss uner-wünschter Daten - offenbar bewusst - verzerrt wurde.
Derweil explodiert die Zahl der gemeldeten Nebenwirkungen. Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) wurden im vergangenen Jahr für XARELTO 133 tödliche Verläufe und 1400 schwere Nebenwirkungen registriert.
Es darf nicht sein, dass BAYER aus Profit-Gründen ein Medikament vermarktet, an dessen Sicherheit es erhebliche Zweifel gibt. Der Konzern sollte aus den Skandalen mit LIPOBAY, TRASYLOL und YASMIN gelernt haben. Präparate, die gegenüber älteren Mitteln keinen Vorteil bieten, sollten grundsätzlich nicht zugelassen werden.

Gefährliche Antibaby-Pillen
Antibabypillen mit dem Wirkstoff Drospirenon haben gegenüber älteren Pillen ein zwei- bis dreifach erhöhtes Thrombose- und Embolierisiko. Allein in Deutschland lie-ßen sich pro Jahr rund 250 schwere Embolien vermeiden, wenn alle Frauen mit Kontrazeptiva der 2. Generation verhüten würden.
Obwohl BAYER alles tut, um den vielen Tausend Opfern (darunter hunderte von To-desfällen) die Entschädigung zu verweigern, hat der Konzern inzwischen 1,7 Milliarden Dollar an über 8.000 betroffene Frauen gezahlt. Trotzdem verweigert der Konzern eine Entschuldigung und hält an der Vermarktung fest. Zynischerweise gehört BAYER sogar zu den Sponsoren des „Weltthrombosetags“, der auf die Risiken von Thromboembolien aufmerksam machen soll.

Antibiotika in der Tierzucht
Zwar ist die Menge der in der Tierzucht eingesetzten Antibiotika leicht rückgängig. Weiterhin werden jedoch in der Intensiv-Tierhaltung rund sieben Mal so viele Bakterizide eingesetzt wie in der Humanmedizin. Und ausgerechnet die Verwendung des von BAYER vertriebenen Präparats BAYTRIL aus der Klasse der Fluorchinolone wächst: die jüngsten verfügbaren Zahlen zeigen in Deutschland einen Anstieg um 25% gegenüber dem Vorjahr.
BAYTRIL ist eng verwandt mit den in der Humanmedizin verwendeten Reserve-Antibiotika Ciprofloxacin und Moxifloxacin. Durch den massenhaften Einsatz in der Tiermast bilden sich immer mehr resistente Keime, so dass die Präparate ihre Wirk-samkeit verlieren. Die WHO fordert seit Jahren ein Verbot des massenhaften Einsat-zes von Antibiotika in der Tierzucht. Dies dürfte ein Grund dafür sein, dass BAYER den Umsatz von BAYTRIL im aktuellen Geschäftsbericht verheimlicht.