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Veröffentliche Beiträge in “BAYER HV 2008”

[BAYER HV 2008] Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Pressestimmen
=> Kölner Stadt-Anzeiger: Giftgas-Pipeline unter Beschuss
=> Rheinische Post: Kritiker gegen Vorstandsentlastung
=> Leverkusener Anzeiger: Opposition hat sich formiert

Presse Informationen:
=> Kritik an Agrotreibstoffen
=> Protest gegen die CO-Pipeline
=> Engagement in Burma in der Kritik

Ein ausführlicher Bericht von den HV-Protesten

Gegenanträge zur Hauptversammlung
=> Coordination gegen BAYER-Gefahren reicht Gegenanträge ein
=> CO-Pipeline: Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung
=> Störfall-Gefahren in Institute/USA: weiterer Gegenantrag eingereicht

Fotos von der Protestaktion

[Jatropha] Agrotreibstoffe

CBG Redaktion

10 Fragen an den Vorstand der Bayer AG

von Susanne Gura, Forum Umwelt und Entwicklung

Wie im Geschäftsbericht 2007 auf Seite 5 ausgeführt, haben neben dem verbesserten Marktumfeld in Lateinamerika gestiegene Preise für landwirtschaftliche Grunderzeugnisse und der verstärkte Anbau von Pflanzen zur Herstellung von Biokraftstoffen zu einer Geschäftsbelebung für Bayer CropScience geführt.

Weltweit kommt es in vielen Ländern derzeit zu Unruhen aufgrund der Preisanstiege für Lebensmittel, besonders dort, wo nicht wie bei uns, durchschnittlich 12 Prozent des Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben werden, sondern dort, wo bis zu 80 Prozent des Einkommens für Nahrungsmittel ausgegeben werden. Agrarkraftstoffe konkurrieren mit Nahrungsmitteln um Land und Wasser.

Die Bayer AG investiert zur Zeit in eine Pflanze namens Jatropha, ein ölhaltiger Strauch mit ungenießbaren Früchten, der hauptsächlich in trockenen Regionen wächst. Die Samen bestehen zu über 30 Prozent aus Öl, wie der Bayer CropScience-Vorstandsvorsitzende Professor Berschauer auf der Jahres-Pressekonferenz vom 6. September 2007 erläuterte. Er führte aus (Zitat): „Jatropha lässt sich auf Grenzertragsböden in tropischen und subtropischen Klimata anbauen, also auf Flächen, die sich nicht für die Produktion von Nahrungsmitteln eignen“ (Zitat Ende)

Hier irrt sich Herr Prof. Berschauer. In Indien sollen durch ein großangelegtes Regierungsprogramm bis zu 11 Millionen Hektar Gemeinschaftsland durch Agrar-Kraftstoff-Plantagen ersetzt werden. Zusammen mit DaimlerChrysler will BayerCropScience hierfür die Technologie liefern Es handelt sich dabei um Flächen, die als „wastelands“ bezeichnet werden. Dies ist Gemeinschaftsland, das zwar nicht mit Reis oder Weizen bebaut werden kann, auf dem aber meist eine Vielfalt von Früchten, Nüssen, Medizinalpflanzen und Futterpflanzen für Nutztiere wachsen. Die Welternährungsorganisation FAO weist seit Jahrzehnten darauf hin, dass Weideland und andere nicht bebaute Land-Ressourcen für Ernährung und Gesundheit armer Bevölkerungsschichten sehr wichtig sind. Gerade diese Schichten haben kaum Möglichkeiten, von einer Privatisierung des Gemeinschafts-Landes zu profitieren und Jatropha-Anbau zu betreiben. Jatropha-Plantagen würden die Bevölkerung von ihrem gemeinschaftlich genutzten Land vertreiben, Armut und Hunger wären die Folge. Von diesem indischen Gemeinschaftsland sollen drei Viertel mit Jatropha bzw. Rizinus für den Agrarkraftstoffmarkt bebaut werden. Dieser befindet sich schon jetzt großenteils nicht etwa in Indien, sondern im Ausland.
1. Wie plant Bayer sicherzustellen, dass nur Land mit Jatropha kultiviert wird, das nicht von alters her von Dorfgemeinschaften als Weideland und durch Sammeln von Früchten und ähnlichem zur Ergänzung ihrer Ernährung und medizinischen Versorgung genutzt wird?

In Chhattisgarh, dem Jatropha-Vorreiter unter den indischen Bundesstaaten, wurden einigen der größten indischen Unternehmen 200.000 Hektar Land versprochen, und Aneignungen finden bereits statt. Bereits 2006 hatten 30 Kleinbauern im Kampf um ihr Land ihr Leben verloren. Die Trägerin des Alternativen Nobelpreises Right Livelihood Award Vandana Shiva kritisiert, dass Kleinbauern unter Androhung von Gefängnisstrafen ihr Reisland für den Jatropha-Anbau übergeben mussten. Auch aus der Region Patnagar wurden Verkäufe fruchtbaren Landes an Firmen für den Jatropha-Anbau berichtet.
2. Wie plant die Bayer AG zu verhindern, dass durch den Anbau von Jatropha künftig in Indien Kleinbauern vertrieben werden?
3. Wie plant die Bayer AG zu verhindern, dass fruchtbares Land von der Nahrungsmittelproduktion zur Jatropha-Produktion übergeht?

Auch die Konkurrenz um Wasser würde durch den Anbau verschärft, denn mit Bewässerung liefern die Pflanzungen weit höhere Erträge als ohne Bewässerung.
4. Wie plant die Bayer AG zu verhindern, dass Jatropha auf bewässertem Land angebaut wird?
5. Erwartet die Bayer AG, dass mit der Züchtung zu höheren Erträgen auch ein Bedarf an Wasser und Düngemitteln entsteht?

Bereits jetzt wird der Jatropha-Anbau mit festen Lieferverträgen vorgenommen, so daß Kleinbauern nicht zu anderen Abnehmern wechseln und von den steigenden Preisen profitieren können.
6. Wie plant die Bayer AG zu verhindern, dass durch feste Lieferverträge den Kleinbauern die freie Wahl der Abnehmer genommen wird?

Bereits jetzt stellen die indischen Banken großen Agrar-Spritverarbeitern Kredite zur Verfügung, mit denen ganze Bevölkerungsgruppen, wie bereits bei der so genannten Grünen Revolution der 80er Jahre, in die Verschuldung getrieben werden.
7. Wie plant die Bayer AG sicherzustellen, dass Jatropha-Bauern nach jeder Ernte die Kredite bedienen können und damit nicht in eine Schuldenfalle geraten?

BAYER arbeitet intensiv an Pflanzenschutzmitteln für Jatropha, auch wenn Jatropha als völlig genügsame Pflanze gilt, die nicht von Schädlingen oder Krankheiten befallen wird. Es soll langfristig auch gentechnische Herbizid-Resistenz in das Saatgut eingesetzt werden, denn es sollen Herbizide eingesetzt werden, die alle Pflanzen außer der gentechnisch resistent gemachten vernichten.
8. Erwartet die Bayer AG, dass mit der Züchtung der Jatropha-Pflanze hin zu höheren Erträgen die Resistenz gegenüber Schädlingen verloren geht?

Das von der Bayer AG zu Beginn des Jahres in der Presse erklärte Ziel, derartige Herbizide und entsprechende Resistenzen für Jatropha zu entwickeln, entspricht keinesfalls den Erkenntnissen und Zielen führender landwirtschaftlicher Wissenschaftler und politischen Entscheidungsträger. Erst vorige Woche hat der Weltagrar-Rat eine radikale Reform der Landwirtschaft gefordert. Weltweit seien die Böden durch Agrar-Chemikalien geschädigt und daher seit Jahren die Ernten wichtiger Grundnahrungsmittel rückläufig. Die von 400 Wissenschaftlern erarbeiteten Empfehlungen drängen darauf, biologische Methoden anzuwenden. Diese können die Welternährung sicherstellen, wenn der Konsum von Tierprodukten auf der Grundlage von Kraftfutter sich auf ein vertretbares Maß einstelle. Davon profitieren würden Gesundheit, Klima, Tierschutz und die Umwelt. BayerCropScience ist mit Pflanzenschutzmitteln am nicht nachhaltigen Anbau von Soja-Kraftfutter maßgeblich beteiligt.
9. Wie wird die Bayer AG künftig ihre Geschäftstätigkeit im Bereich BayerCropScience an diesen Empfehlungen und den zu erwartenden veränderten Regulierungsrisiken ausrichten und im Sinne der nachhaltigen Ernährung der Weltbevölkerung biologische anstelle der nicht nachhaltigen chemischen Methoden weiterentwickeln?

Der Geschäftsbericht kündigt auf S. 93 an, dass Bayer Crop-Science sich künftig in dem Segment Saatgut und Pflanzenbiotechnologie noch aktiver engagieren und den Umsatz von BioScience innerhalb der nächsten zehn Jahre auf rund 1 Milliarde € ausbauen will. Auch dies lässt im Bereich Regulierung neue Risiken erwarten, denn dieses Geschäftsziel steht nicht im Einklang mit den oben genannten Empfehlungen, die weltweit mit Erleichterung aufgenommen wurden bzw eine weltweite Diskussion ausgelöst haben. Der Weltagrar-Rat spricht erstmals und in Einigkeit mit 54 Regierungen aus, was schon lange im Raum steht: Gentechnik und Patentierung von Saatgut kann die Entwicklung der Landwirtschaft in armen Ländern behindern, da die Bauern von den Großkonzernen abhängig würden.
10. Wie wird die Bayer AG angesichts der neuen Lage die Geschäftsziele im Bereich BayerCropScience überarbeiten?

Burma

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Ulrike Bey. Ich arbeite für die Burma-Initiative des Asienhauses, die sich für die Wahrung der Menschenrechte und Demokratisierung in Burma / Myanmar einsetzt.

Sicher erinnern Sie sich noch an die Bilder vom vergangenen September, als Tausende Mönche, gefolgt von Bürgerinnen und Bürgern in Burma auf die Straße gingen, um für ein besseres Leben und grundlegende bürgerrechtliche Freiheiten zu demonstrieren.

Die Proteste wurden brutal niedergeschlagen, es gab mindestens 31 Tote, zahlreiche Verletzte. Eine Verhaftungswelle folgte und Hunderte sind noch immer auf der Flucht.

Diese Ereignisse waren der traurige Höhepunkt der Machenschaften eines Regimes, das seit Jahrzehnten die Menschenrechte mit den Füßen tritt, das bekannt ist für den Einsatz von Zwangsarbeit und Terror gegen die eigene Bevölkerung.

Wussten Sie, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, dass Bayer über seine Tochterfirma Myanmar Aventis CropScience Ltd als eines der wenigen westlichen Unternehmen Geschäfte macht mit diesem skrupellosen Regime?

Bayer unterhält eine Niederlassung in Rangun und plant Versuche mit Hybridreis, der später dort vermarktet werden soll.

BAYER-Manager Harald Printz wird in der von Exil-Burmesen herausgegebenen Zeitung „The Irrawaddy“ wie folgt zitiert: „Ich weiß nicht, wann der Staat sich öffnen wird. Aber wir sind darauf vorbereitet. Wenn es 20 Jahre dauert, dauert es eben 20 Jahre. Wir haben eine längerfristige Perspektive. Wir glauben, wenn wir Jahr für Jahr weitermachen, haben wir später eine gute Marktposition“.

Leider gibt der Konzern keine Auskunft über seine Geschäfte in Burma – auf unsere Nachfragen haben wir keine Antwort erhalten.

Wirtschaftliche Aktivitäten sind in Burma nicht ohne eine Kooperation mit dem Militärregime möglich. Ihm werden durch die Geschäfte Mittel zur Verfügung gestellt, die zum Kauf neuer Waffen und Militärausrüstung verwendet werden, welche auch gegen die eigenen Bevölkerung gerichtet werden.

In die soziale Infrastruktur, das Bildungs- und Gesundheitswesen hingegen fließt wenig Geld aus den Staatskassen.

Es war die wirtschaftliche Verzweiflung, die die Menschen im vergangenen Herbst zunächst auf die Straßen getrieben hat.

Ich frage den Vorstand:

Wie hoch sind die Steuern und Abgaben, die Bayer jedes Jahr dem Regime zur Verfügung stellt?

Wie hoch sind Bayers Umsätze in Burma?

Wer mit dem Militärregime in Burma Geschäfte macht, macht sich mitverantwortlich für die Gewalt gegen die Bevölkerung dieses Landes.

Die internationale Arbeitsorganisation hat wiederholt ihre Mitglieder - Unternehmen, Regierungen Gewerkschaften - dazu aufgefordert, ihre Aktivitäten in Burma zu überdenken. Sowohl Weltbank als auch Asiatische Entwicklungsbank bemängeln das schlechte Investitionsklima.

Was bewegt einen Konzern wie Bayer, in Burma zu investieren?

Ich appelliere an Ihre unternehmerische Verantwortung und fordere Sie auf Ihre Geschäfte mit der Militärjunta zu beenden.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

Antwort von Herrn Wenning:
BAYER verfolgt mit Sorge die politische Entwicklung in Burma. Mit seinen Reisfeldversuchen möchte BAYER langfristig den Bauern in Burma die Möglichkeit geben, ertragreichen Hybridreis anzubauen. BAYER ist der Meinung, dass ein Abbruch der wirtschaftlichen Aktivitäten nicht das Regime, sondern die Menschen in Burma treffen würde. Über die Umsätze, die Höhe der Abgaben und Steuern an die Militärregierung kann keine Auskunft gegeben werden.

[GenReis] Rede von Ulla Krajewski

CBG Redaktion

Sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und Aufsichtsrats, sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

ich spreche für die Coordination gegen Bayer-Gefahren

und möchte mich einem Thema widmen, das uns schon viele Jahre beschäftigt, nämlich der grünen Gentechnik. Hierbei konzentriere ich mich auf die Bayer-Reissorte L L 62, für die Bayer einen Importantrag bei der EU gestellt hat.

Auf Ihrer Website habe ich nachgelesen, und ich zitiere: „Sicherheit und Umweltverträglichkeit haben auch bei unseren gentechnischen Produkten höchste Priorität. Wir vertreiben gentechnische Produkte oder Verfahren nur, wenn ihre Sicherheit und Umweltverträglichkeit nach dem Stand des Wissens und der Technik gewährleistet sind.“

Was Bayer unter „Sicherheit und Umweltverträglichkeit“ versteht, werde ich Sie, Herr Wenning, später fragen.

L L 62 ist gegen das Bayer-Herbizid Liberty resistent. Dieses Herbizid enthält den wegen seiner auch für den Menschen hohen Giftigkeit umstrittenen Wirkstoff Glufosinat.

Im Jahre 2004 hat Bayer bei der EU einen Antrag gestellt, dem Import von LL 62 die Genehmigung zu erteilen. Angebaut werden soll dieser Reis jedoch vornehmlich in asiatischen Ländern, wo er das Hauptnahrungsmittel der Menschen ist. Fast 3 Mia. Menschen weltweit ernähren sich vorwiegend von Reis.

Über diesen Antrag ist noch nicht entschieden, und die CBG hat Anfang diesen Jahres zusammen mit anderen Organisationen, darunter Greenpeace, dem „Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland“, dem „Gen ethischen Netzwerk“ und den Anbauverbänden Demeter, Bioland und Naturland einen offenen Brief an die Bundeskanzlerin geschrieben.

Folgende Bedenken gegen die Importzulassung haben wir, und folgende Fragen möchte ich auch heute hier loswerden:

Im Jahre 2004 hatten bereits 9 der damals 15 EU-Mitgliedsländer Bedenken gegen eine Zulassung von LL-Reis geäußert. Daraufhin wurde eine Stellungnahme der EFSA, der europäischen Nahrungsmittelsicherheitsbehörde, angefordert.

Die EFSA kam im letzten Jahr zu dem Ergebnis, dass der Import von herbizidresistentem Reis keine Gefahr für europäische Verbraucher darstelle. Gleichwohl wurde auf das Risiko für die Anbauländer hingewiesen, nämlich dass eine ungewollte Auskreuzung sowohl in konventionelle Reiskulturen als auch in Wildkräuter, die dem Reis verwandt sind, möglich sei.

Erfahrungen mit dem Auskreuzungsrisiko von LL-Reis mussten die US-amerikanischen und europäischen Verbraucher im Sept. vorletzten Jahres machen.

Bei Kontrollen im Lebensmittelhandel sind nämlich in 30 Ländern mit LL 601 verunreinigte Produkte entdeckt worden. Pikanterweise war LL 601 jedoch in keinem Land der Welt zum Anbau zugelassen, sondern es hatte nur umgrenzte Freilandversuche in den USA gegeben. Die gesundheitlichen Risiken für die Verbraucher waren also unbekannt. Zudem entstand durch Rückrufe und Importausfälle der amerikanischen Reis-Wirtschaft ein Schaden von geschätzten 1,2 Mia. US-$.

Bayer hingegen wies jegliche Entschädigungsforderung mit dem Argument zurück, dass es sich um höhere Gewalt gehandelt habe.

Nun frage ich Sie, Herr Wenning: Wie bringen Sie einerseits „Sicherheit als höchste Priorität“, wie auf Ihrer Website zu lesen ist, und andererseits den Hinweis auf „höhere Gewalt“, der ja eine gewisse Unsicherheit dieser Technologie beinhaltet, zusammen? Die Kontamination von konventionellen Nahrungsmitteln oder Saatgut mit Bayer-Gen-Produkten ist in den letzten Jahren ja nicht nur einmal vorgekommen, sondern es gab auch etliche andere Vorfälle, nämlich im Jahre 2002 eine Auskreuzung von Genraps aus einem Versuchsfeld in Dtl. in umliegende Rapsfelder, im Juni 2005 der Fund von Bayer-Gen-Raps in einer als genfrei deklarierten und für den Export bestimmten Rapssendung in Australien sowie im August 2007 der Fund von nicht zugelassenem Genraps bei einem deutschen Saatguterzeuger, wobei das kontaminierte Saatgut bereits auf Feldern in 5 dt.en Bundesländern ausgesät worden war.

Ähnliche „Unfälle“ erlitten auch die anderen Gentechnikkonzerne in den letzten Jahren, so dass sich einem die Frage aufdrängt, ob diese Gentechnologie nicht ausgesprochen unsicher ist, weil Auskreuzungen und Verunreinigungen zum Geschäft zu gehören scheinen?

Herr Wenning, können Sie uns bitte etwas genauer erklären, was Bayer mit „höherer Gewalt“ gemeint hat und was Ihrer Meinung nach der konkrete Ausbreitungsweg Ihrer Reissorte in die Nahrungskette im Jahr 2006 war?

Desweiteren möchte ich von Ihnen wissen, was Bayer nach dem Genrapsunfall 2005 auf dt.en Äckern mit dem Argument meinte, dass die Verunreinigung „unvermeidlich“ gewesen sei? Wie kann es denn zu solchen ungewollten großflächigen Ausbreitungen kommen? Die meisten Wissenschaftler vermuten, dass diese Probleme von Feldversuchen mit noch ungenehmigten Sorten herrühren. Wenn dem so sei: Was unternimmt Bayer hiergegen? Haben diese Erfahrungen zu neuen Forschungsanstrengungen geführt, was man ja annehmen könnte, wenn Bayer solch großen Wert auf die Sicherheit legt?

Zurück zum Importantrag für LL 62:

Wie wir gesehen haben, ist die Auskreuzung in die konventionelle und traditionelle Landwirtschaft nicht zu vermeiden. Aber dadurch würden die lokalen Reissorten in den Entwicklungsländern verloren gehen und der verfügbare Genpool drastisch reduziert. Damit ginge auch die Möglichkeit verloren, zukünftig widerstandsfähige oder krankheitsresistente Sorten zu züchten, was aber unbedingt notwendig ist, um auf Ernteausfälle zu reagieren. Das Hauptnahrungsmittel für die Hälfte der Menschheit geriete also in Gefahr.

Herr Wenning, halten Sie Ihre Gentechnik für sicher genug, um solch ein Experiment an der weltweit wichtigsten Nahrungspflanze vorzunehmen? Sind hier besondere Vorsichtsmaßnahmen geplant?

Weitere Unbill könnte den Reisbauern Asiens drohen: Wegen Patentschutzforderungen könnten sie sich plötzlich Zahlungsaufforderungen von Bayer gegenüber finden, falls auf ihren Äckern patentgeschützte Pflanzen gefunden werden. Dies könnte die Betroffenen in den finanziellen Ruin treiben und dazu zwingen, Haus und Hof zu verkaufen und in die Elendsgürtel der Megacities abzuwandern. Das hätte enorme soziale Folgen sowie Folgen für die Nahrungsmittelproduktion, wenn Felder nicht mehr von Einheimischen mit ihren ganz speziellen Kenntnissen der regionalen Bedingungen der Landwirtschaft bestellt würden.

Herr Wenning, was hält Bayer von solchen Patentschutzforderungen, wo nämlich unsicher ist, wie die Genpflanzen auf das Feld des Landwirtes gekommen sind? Gibt es hier schon Richtlinien, wie Bayer-Mitarbeiter mit solchen Fällen umzugehen haben? Oder beruft sich Bayer auf die Patentschutzgesetze ohne Rücksicht auf Verluste? Gibt es schon Beispiele, von denen Sie uns berichten könnten?

Und ein letztes Problem bei der beantragten Importgenehmigung möchte ich noch ansprechen:

Falls die EU-Zulassung erfolgt, würde der Druck auf die Entwicklungsländer steigen, den Anbau zuzulassen. Da in diesen Ländern die Agrar- und Umweltschutzbehörden, so sie denn existieren, viel schlechter mit Personal und Geld ausgestattet sind als unsere, richten sich die staatlichen Genehmigungen oft nach unserem europäischen Beispiel, zumal Europa dort den Ruf genießt, die Risiken moderner Technologien gut einschätzen zu können. Hinzu käme der Druck über die europäisch und nordamerikanisch dominierten internationalen Handelsorganisationen. Wer wollte da widerstehen?

Die Bevölkerung auf den Philippinen hat dennoch massiv protestiert, als dort bekannt wurde, dass Bayer einen Antrag auf Zulassung von LL-Reis gestellt hatte. Die Vorbehalte gegen Geenfood sind also bereits in den Ländern des Südens angekommen, so dass wir europäischen Verbraucher mit unserer breiten Ablehnung nicht mehr alleine da stehen.

Herr Wenning, was würden Sie der dortigen Bevölkerung sagen, um deren Sorgen zu entkräften? Vermutlich würden Sie versprechen, dass der Anbau von gv-Ackerfrüchten helfen wird, den weltweiten Hunger zu bekämpfen, aber meine Frage zielt auf konkretere Aussagen:

Gibt es schon ein Beispiel, wie eine Genpflanze gehofen hat, den Welthunger zu lindern? Immerhin gibt es den kommerziellen Anbau von Bayer-Genpflanzen im großen Maßstab schon seit 10 Jahren, und da müsste es doch das eine oder andere Beispiel zu berichten geben?

Meine Damen und Herren , ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

[Dachverband] Klima-Emissionen

CBG Redaktion

Rede von Antje Kleine-Wiskott auf der Bayer-Hauptversammlung 2008

Sehr geehrter Herr Wenning, sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre!

Mein Name ist Antje Kleine-Wiskott, ich bin vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.
Sie, geehrter Herr Wenning haben betont, dass Sie den Klimawandel als ökologische und als ökonomische Herausforderung sehr ernst nehmen. Wir von den Kritischen Aktionären befassen uns in diesem Jahr speziell mit dem Thema Klimaschutzmaßnahmen bei den DAX-Konzernen und freuen uns deshalb, wenn Sie sich als Vorstandsvorsitzender Ihrer Verantwortung bewusst sind und die Bedeutung von Klimaschutzmaßnahmen erkannt haben.

Müllverbrennungsanlagen
Zwei Projekte, welche Ihrem neuen Klimaschutzprogramm absolut entgegenstehen, sind die geplanten Müllverbrennungsanlagen auf dem Werksgelände von Bayer in Brunsbüttel und Dormagen, diese werden beschönigend als Ersatzbrennstoffanlagen bezeichnet. Bayer will die Anlagen nicht selbst bauen, trägt als Abnehmer des erzeugten Dampfes jedoch die Verantwortung. Pro Tonne verfeuertem Müll entstehen mehrere Tonnen Abgase, und zwar Abgase wie Dioxin, chlor-, Brom- und flourhaltige Kohlenwasserstoffe, Chloride, Furane, Kohlendioxid, Schwermetalle wie Quecksilber und Feinstaub und noch einiges mehr. Die von Ihnen geplante Schadensbegrenzung in Form einer Rauchgasreinigung mit dem so genannten SNCR-Verfahren entspricht eben NICHT – wie Sie es sagen – dem Stand der Technik. Es existieren Möglichkeiten und eben auch bereits Anlagen, die ein Katalysator-Verfahren anwenden, bei dem weit weniger der genannten Abgase entweichen als bei dem von Ihnen geplanten Kraftwerk. Ihren Aussagen zufolge könnten durch die Abfallverbrennung 180.000 Tonnen CO2 im Jahr eingespart werden. Nicht berücksichtigt werden in Ihrer Rechnung jedoch der durch tägliche Mülltransporte entstehende CO2-Ausstoß, die Kohle, Öl und Gas unterlegene Energie-Ausbeute der Anlage und die bei der Abfallverbrennung zusätzlich freigesetzten Ozonschicht-Zerstörer wie Flourkohlenwasserstoff.
Dann sieht die Klima-Bilanz nämlich etwas anders aus und dürfte nicht als „Beitrag zum Klimaschutz“ bezeichnet werden. In den Antragsunterlagen für die Müllverbrennungsanlagen werden keine Emissionswerte genannt, sondern nur die Grenzwerte. Das heißt, die Anlage soll offenbar das gerade noch Erlaubte ausschöpfen. Letztendlich geht es bei diesen Projekten gar nicht um Klimaschutzmaßnahmen, sondern wie so oft um Geschäfte, mit Müll kann man nämlich Geld verdienen.

Unsere Fragen hierzu: Wie gehen Sie mit den Protesten von über 3000 Bürgern um, die sich allein in Brunsbüttel gegen Ihre sog. Ersatzbrennstoffanlage stellen?
Halten Sie trotz der äußerst negativen Einschätzung von Umweltexperten bezüglich der Klima-Bilanz an den geplanten Ersatzbrennstoff-Kraftwerken fest?

Antwort Vorstand:
- der Strom wird ins öffentliche Netz gespeist werden und wird die Energieversorgung sichern
- es wird eine erhebliche Einsparung von CO2 geben
- wir werden Arbeitsplätze erhalten
- wir nehmen Fragen und Bedenken von Bürgern ernst und sind für den Dialog stets bereit

Geplante Kohlekraftwerke in Antwerpen, Brunsbüttel und Krefeld

Der Konzern E.ON plant in Antwerpen ein Steinkohlekraftwerk auf dem dortigen Werksgelände von Bayer. Bayer selbst würde auch zu den Abnehmern des erzeugten Stroms gehören. Bei keinem anderen Energieträger wird soviel CO2 pro erzeugter Kilowattstunde ausgestoßen wie bei der Kohleverstromung. Da die entstehende Wärme größtenteils nicht genutzt werden soll, hätte das Kraftwerk einen Wirkungsgrad von nur 46%. Über die Hälfte der verfeuerten Kohle würde ungenutzt verpuffen!
Das Kraftwerk würde jährlich 6 Millionen Tonnen CO2 emittieren! Mit der Beteiligung an diesem Kraftwerk widerspricht Bayer sich selbst bezüglich seines Versprechens „im Klimaschutz neue Maßstäbe zu setzen“!
Sehr geehrter Herr Wenning, Sie werden in wenigen Tagen in den Aufsichtsrat von E.ON gewählt. Frage: Sehen Sie in Ihrer Funktion als Mitglied des Aufsichtsrats bei E.ON nicht eine Interessenverquickung?
Kohlekraftwerke sind auch in Brunsbüttel und in Krefeld geplant. Beim geplanten Kohlekraftwerk in Krefeld wäre Bayer nicht nur Abnehmer des Stroms, sondern selbst Betreiber. Hier würden jährlich 4,4 Millionen Tonnen CO2 und je 4000 Tonnen Stickoxide und Schwefeldioxid sowie große Mengen Feinstaub emittiert.

Unsere Fragen zu den geplanten Kohlekraftwerken: Wie will BAYER zum Klimaschutz beitragen, wenn das Unternehmen bei seinen Zulieferern auf Steinzeit-Technologie setzt?
Über welchen Zeitraum will Bayer Energie aus dem E.ON Kohlekraftwerk beziehen (und über welchen Zeitraum laufen die Verträge)?

Antwort Vorstand:
- zu Ihrer Anmerkung zur Steinzeittechnologie: Die Firma Trianel plant modernes Kohlekraftwerk!

Klimaschutzzahlen

Im Juli 2007 wurde endlich ein ausführlicher Nachhaltigkeitsbericht von Bayer veröffentlicht, der auch den Ausstoß von Treibhausgasen seiner Energie-Zulieferer aufzeigt.
Die bis dahin stets verwendete Aussage von einer Reduktion von rund 70% in den letzten 15 Jahren wird in diesem Bericht folgerichtig nicht mehr verwendet, da sie auf Rechentricks beruhte (durch steigenden Fremdbezug von Energie und Verkauf von CO2 intensiver Tochter).
Bayer schmückt sich gerne mit seinen vielen Klimaschutz-Initiativen (Caring for Climate, Global Roundtable on CC, Combat CC etc.). Diese freiwilligen Initiativen sind jedoch einzureihen in Absichtserklärungen, mit deren Hilfe man eine verbindliche Reduktion von Treibhausgas-Emissionen verhindern will. Es hemmt daher den wirksamen Klimaschutz anstatt ihn zu fördern.
Im November stellten Sie Ihr neues Klima-Programm vor. Doch leider werden in diesem wichtige Problembereiche ausgespart, nämlich in der Hauptsache der Bezug von Energie aus Kohleverstromung, der beim Neubau von Kraftwerken über Jahrzehnte festgeschrieben wird. Wir von den Kritischen Aktionären fragen uns, was ein solches Programm nutzt, wenn kritische Bereiche nicht mit einbezogen werden? Herr Wenning, Sie haben in den vergangenen Monaten in der Öffentlichkeit unterschiedliche Zahlen zur Reduktion von Treibhausgasen von Bayer genannt. Erst waren es besagte 70%, dann waren es 46%, nun 36%, die Bayer angeblich zwischen 1990 und 2006 an weltweiten absoluten Treibhausgasemissionen reduziert hat.

Fragen: Welche Zahl ist denn nun richtig?
Planen Sie, die absoluten Emissions-Zahlen für ALLE Werke, Tocherfirmen und Energiezulieferern zu veröffentlichen? Werden Sie dies auch rückwirkend machen?

Antwort Vorstand:
- Wir verstehen den Klimaschutz als globale Aufgabe, wir bei Bayer möchten nicht stehen bleiben bei dem, was wir bereits erreicht haben
- Ende 2007 Climate Program vorgestellt, dieses setzt neue Maßstäbe
- Unsere Klimabilanz ist transparent; seit 2008 berichten wir über direkte und indirekt Emissionen
- Alle Zahlen, die Sie genannt haben, sind richtig, je nachdem, was einbezogen wird: Um 70% haben wir die Treibhausgase von 1990 bis 2006 weltweit gesenkt
- Seit 2007 haben wir ein Treibhausgasprotokoll, auf dessen Basis sich die Zahl von 36%, als absolute direkte und indirekte Emissionen und Fremdenergiebezug berücksichtigt
- Die bisherigen Emissionsreduktionen haben wir v.a. durch bessere Energie-Effizienz erreicht

Unsere weitere Fragen zum Thema Umweltschutz und Klimaschutzmaßnahmen:

Wieviel CO2 (in Prozent und Tonnen) wird Bayer 2008 im Vergleich zum Vorjahr einsparen (was ist geplant?) und welche konkreten Maßnahmen werden Sie dazu ergreifen oder haben Sie dazu ergriffen?
Hat Bayer eine Zertifizierung nach EMAS (European Management Audit Scheme)?
Wenn ja: Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Wenn nein: Warum nicht?
Wie garantieren Sie, dass bei Ihren Lieferanten und in Ihren ausländischen Produktionsstätten Ihre Umweltstandards eingehalten werden?
Planen Sie den An- oder Verkauf von Emissionszertifikaten?
Plant unser Unternehmen Anreize für Vorstände (z.B. in Form von Bonuszahlungen), wenn sie vorher festgelegte Ziele beim Klimaschutz erreichen?
Wie fördern/motivieren Sie Ihre Mitarbeiter, zum Erreichen Ihrer unternehmensinternen Klimaschutzziele beizutragen?
Vielen Dank!

Antwort Vorstand:
- Ja, wir haben eine EMAS-Zertifizierung
- Auch haben wir eine ISO-Zertifizierung
- Die Ergebnisse sind im Internet nachzulesen
- Bayer nimmt mit elf Anlagen am Emissionshandel teil
- Zwei Perioden:
o 1. Periode 2005-2007: mit Emissionen … berechtigen, mussten keine Zertifikate hinzukaufen
o 2. Periode bis 2012: wird der Emissionshandel wichtig sein, jetzt mit Benchmarks
- Neuer Entwurf der EU: ab 2013 auch von der Industrie gekauft werden müssen

[Pehrke] BAYER Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist, gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an und möchte zum Thema „Spheramine“ sprechen.

Spheramine ist ein Parkinson-Präparat, das BAYER gerade testet. Dabei handelt es sich jedoch nicht um normale Arzneimittel-Tests, sondern um veritable Operationen. Die Teilnehmer bekommen bei der OP Zellen ins Gehirn gespritzt, die die Dopamin-Produktion anregen sollen. Dem Eingriff haben sich auch die Probanden der Placebo-Gruppe zu unterziehen - allerdings für nichts und wieder nichts: ihre Spritze enthält kein Medikament.

Selbst der zuständigen BAYER-Forscherin Dr. Elke Reissig kommt diese Sache nicht ganz geheuer vor. Auf einem Neurologen-Kongress sagte sie - Ich zitiere:

„Wenn chirurgische Interventionen nötig sind, stehen kontrollierte, günstigstenfalls Placebo-kontrollierte Studien vor der Herausforderung, eine Balance zwischen ethischen und wissenschaftlichen Erfordernissen zu finden.“

Die bundesdeutschen Aufsichtsbehörden sehen bei solchen Tests die „Balance zwischen ethischen und wissenschaftlichen Erfordernissen“ als nicht gegeben an. Sie erlauben Tests mit Schein-Operationen nicht. BAYER musste deshalb in die USA ausweichen.

In diesem Zusammenhang habe ich zwei Fragen:

1. Wie rechtfertigt BAYER die Durchführung von Tests, die nicht den ethischen Maßstäben der Bundesrepublik entsprechen?

2. Wieviele Tests mit „chirurgischen Interventionen“ führt das Unternehmen außerhalb Deutschlands durch?

Wie berechtigt die Skepsis der deutschen Behörden gegenüber solchen Tests ist, zeigen die zahlreichen Zwischenfälle. Das BAYER-Versuchsprotokoll selber listet zahlreiche Gesundheitsstörungen bei den Probanden auf:

Depressionen, Lähmungserscheinungen, motorische Störungen, Sprachausfälle, epileptische Anfälle, Hirnblutungen, Asthma und Verwirrtheitszustände.

Besonders hart hat es die Parkinson-Patientin Suzanne Davenport getroffen. Das Wall Street Journal widmete ihr einen Artikel und zitierte ihren Ehemann:

„Nach dem Eingriff war sie nicht mehr dieselbe Person. Sie konnte nicht länger aufrecht in einem Stuhl sitzen und nicht mehr gehen (...) Sie brauchte eine Windel und behielt ihren Mund ständig offen.“

Das Versuchsprotokoll verschweigt diese Verschlechterung des Allgemeinzustandes nicht, stellt allerdings in Frage, ob er auf Spheramine zurückzuführen ist. Mit den anderen Komplikationen hat BAYER offenbar von Anfang an gerechnet. Ich zitiere aus dem Report:

„Die Stärke und Häufigkeit dieser ernsthaften Nebenwirkungen entsprechen den Komplikationen, die nach dieser Art der Intervention normalerweise zu erwarten waren“.

Die Aufsichtsbehörden hatten da offenbar einen anderen Erwartungshorizont. Nach den ersten Zwischenfällen in Tampa stetzten sie die parallel laufenden Tests in Atlanta aus. Erst als eine Ethikkommission grünes Licht gab, konnten sie fortgesetzt werden. Und damit setzte sich auch das Leiden fort. Ich zitiere aus einem Parkinson-Forum:

„Dort erfuhren wir, dass es dem Operierten sehr schlecht gehe, starke Halluzinationen, depressive Stimmung. In jedem sah er einen potentiellen Mörder. Deshalb war es auch erforderlich, dass er im Bett zwangsweise fixiert werden musste.“

In einem Fall haben diese Leiden jetzt ein gerichtliches Nachspiel. Suzanne Davenport hat BAYER verklagt. Dazu eine Frage:

Ist BAYER bereit, Frau Davenport eine Entschädigung zu zahlen?

Mit den Tests hat BAYER den Leidensdruck von Parkinson-Patienten schamlos ausgenutzt. Die Kranken klammern sich an jeden Strohhalm, der Linderung verspricht und sind dafür bereit, erhebliche Risiken auf sich zu nehmen. Darauf hat BAYER gebaut. Und selbst nach den Zwischenfällen sah BAYER keine Veranlassung, die Test-Praxis zu überdenken. Aktiv geworden ist vielmehr die EU. Weil es immer mehr Vorfälle bei Tests solcher Art gibt, plant sie eine Verschärfung der Richtlinien. Aber BAYER hat dieses Ansinnen nicht etwa unterstützt, sondern hintertrieben und Aufweichungen verlangt. Der Konzern hat offenbar nichts aus den Skandalen um LIPOBAY und TRASYLOL gelernt. Trotzdem möchte ich Sie hier auffordern, diesmal ein Einsehen zu haben, und die SPHERAMINE-Entwicklung zu stoppen. Ehe noch Schlimmeres passiert!

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[Axel] BAYER Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Meine Damen und Herren, guten Tag,

mein Name ist Axel Köhler-Schnura. Ich bin im Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren und Gründungsmitglied des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und spreche für mich selbst und weitere 49 AktionärInnen.
Zunächst eine Ergänzung des nicht gerade kurzweiligen Berichts von Herrn Wenning. Herr Wenning hat ein für den Konzern höchst bedeutsames Jubiläum weggelassen, den 30. Geburtstag des internationalen Selbsthilfe-Netzwerkes der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Natürlich sind wir mit unseren 30 Jahren gemessen an den 145 Jahren von BAYER nur ein Junior. Aber was für einer! Immerhin hat es der Konzern uns zu verdanken, dass seit 30 Jahren kontinuierlich der Finger in die Profit-Wunde gelegt wird. Und vor allem es ist uns zu verdanken, dass Sie, meine Damen und Herren AktionärInnen, und auch die breite Öffentlichkeit regelmäßig von Verbrechen und Skandalen erfährt, die dieser Konzern im Namen des Profits begeht, die vorher niemals über die Grenzen der Vorstandsbüros hinausgekommen sind. Und das trotz aller Anstrengungen der verschiedenen Vorstandsvorsitzenden, unsere Wahrheiten zu unterbinden und zu unterdrücken.
Und was haben die Herren nicht alles versucht! Verleumdung, Diffamierung, Bespitzelung, Kriminalisierung. Ich errinnere mich da beispielsweise an die BAYER-Initiative „Malocher gegen Schmarotzer“. Ich glaube das war Herrn Strengers Idee, Vorstandsvorsitzender von 1984 bis 1992. Er wollte uns als „Schmarotzer“ diffamieren, hat dafür Dutzende von Werkschützern als „aufrechte Proleten“ verkleidet und diese vor den Toren der Hauptversammlung postiert. Gedacht war, dass Sie, die AktionärInnen, mit diesen „Malochern“ gegen uns Front machen. Doch der Schuss ging nach hinten los. Die BAYER-Regie hat nicht vorhergesehen, dass Sie, meine Damen und Herren AktionärInnen, sich damals - Mitte der 80er Jahre - von dem Begriff „Schmarotzer“ beleidigt fühlten und mit Ihren Regenschirmen und Spazierstöcken empört auf die falschen BAYER-Proleten losgegangen sind.
Nun, was aber machte Herr Strenger? Er setzte noch eins drauf und ließ im darauffolgenden Jahr massenhaft DKP-Fahnen nähen und stellte seine Werkschützer mit diesen Fahnen vor die Hauptversammlung, um damit die Angst vor einer - ich zitiere - „revolutionären Übernahme des Konzerns durch rote Kohorten“ zu schüren. Nun, auch das haben Sie, meine Damen und Herren AktionärInnen, souverän gemeistert und ganz Deutschland hatte herzhaft etwas zu lachen über die BAYER-Werkschutz-Kommunisten.
Doch Spaß beiseite!
Herr Wenning, meine Damen und Herren AktionärInnen,
alles was aus den letzten 30 Jahren gelernt werden kann, ist, dass dieser Konzern mit seiner Profitgier, mit seinen Gefahren für Mensch und Umwelt gemeingefährlich ist und auf den Müllhaufen der Geschichte gehört.
Der Vorstand behauptet, wir Kritischen Aktionäre würden - ich zitiere - „immer wieder das Gleiche“ erzählen. Doch auch das ist nur ein hilfloser Versuch, sich aus der Schusslinie zu stehlen. Es stimmt, wir berichten immer wieder über Gentechnik, Pestizide, Pharmazeutike, Arbeitsplatzvernichtung etc. Aber nicht immer wieder das Gleiche, sondern immer wieder neue und aktuelle Entwicklungen und Vorfälle.
Dabei können wir hier an den Mikrofonen im Rahmen der beschränkten Redezeit gar nicht alles erzählen, was in einem Geschäftsjahr bei BAYER so passiert. Wir können hier stets nur einige Beispiele und Updates bringen.
Zum Beispiel hinsichtlich der inzwischen unübersehbar drohenden Klima-Katastrophe.
Meine Damen und Herren,
wie oft haben wir hier von diesem Mikrofon aus die Verantwortung dieses Konzerns für die Klimaprobleme detailliert dargelegt? Und wie oft wurde vom verantwortlichen Management nichtssagend oder gar verlogen geantwortet? Auch heute wieder ist es irreführend, wenn Herr Wenning auf klimakritische Fragen stereotyp auf die „Best in Class“-Auszeichnung verweist. Wenn BAYER in einer Klasse von verantwortungslosen Ignoranten sitzt, die angsichts der Dramatik der Lage allesamt versagen, ist es leicht „Best of Class“ zu sein. Nur: Das Klima wird dadurch nicht gerettet. Im Gegenteil, BAYER und die gesamte Industrie treiben das Klima immer weiter in die Katastrophe. Wie profitgierig muss man eigentlich sein, meine Damen und Herren, um derart rücksichtslos den gesamten Planeten und die gesamte Menschheit auf’s Spiel zu setzen?
Ein anderer immer wieder wiederholter Vorwurf uns gegenüber ist, unsere Informationen seien alle „haltlos und ohne Substanz“. Wenn dem tatsächlich so wäre, dann frage ich Sie, Herr Wening, weshalb haben Sie heimlich, still und leise im offiziellen Klima-Bericht des Konzerns genau die Falschaussagen ausmerzen haben lassen, die wir Kritiker aufgedeckt haben?
Meine Damen und Herren,
es sind nicht wir, die Unwahrheiten verbreiten. Es ist der Konzern, der verdreht, unterschlägt und wahrheitswidrig berichtet, wo immer es geht. Da können rund um den Erdball ganze Heerscharen ein Lied davon singen.
Dazu vielleicht noch eine topaktuelle Frage an den Vorstand und auch Sie alle hier im Saal:
Angenommen, es gäbe in fünf CDU-regierten Städten, darunter einer Landeshauptstadt, einstimmige Beschlüsse der Stadträte über alle Parteigrenzen hinweg, von CDU bis hin zur Linkspartei, dass ein bestimmtes Vorhaben gestoppt werden soll, sollte dann dieses Projekt zurückgenommen werden oder nicht?
Kämen zu diesen Beschlüssen 80.000 Unterschriften aus der Bevölkerung hinzu, sollte nicht spätestens dann das Projekt gestoppt werden?
Würden über 8 Monate hinweg Woche für Woche in großen und kleinen Aktionen, Demonstrationen, Veranstaltungen und Kundgebungen landauf-landab gegen das Projekt protestiert, müsste dann nicht Schluss sein?
Würde ein Oberverwaltungsgericht den Betrieb des Projektes in mehreren Entscheidungen gerichtlich untersagen, sollte nicht spätestens dann das Vorhaben abgeblasen werden?
Wären in nur 8 Monaten im Internet nicht weniger als 710.000 kritische Meldungen zu diesem Projekt aufrufbar, müsste dann nicht eingelenkt werden?
Würden bei Polizei, Feuerwehr und Ärzteschaft Fachleute mit wirklich eindrucksvollen Argumenten das Risiko des Projektes als nicht mehr handhabbar einstufen, sollte dann nicht Schluss sein?
Würden namhafte Fachgutachten und Verfassungsklagen die Verfassungswidrigkeit des Projektes in Frage stellen, sollte dann nicht das Projekt eingestellt werden?
Würden in öffentlichen Vorführungen die gelobte Sicherheit des Projektes an Original-Werkstücken im Detail widerlegt, müsste nicht dann nicht ein Ende gemacht werden?
Würde der Eintritt einer Großkatastrophe an einem ähnlichen Projekt des gleichen Projektbetreibers die Verlogenheit der Sicherheitsbehauptungen zeigen, wäre dann nicht endgültig das „Aus“ zu verkünden?
Was meinen Sie, meine Damen und Herren?
Nun, BAYER jedenfalls ist folgender Meinung. Ich zitiere aus dem Bericht von Herrn Wenning heute morgen: „Ich will hier noch einmal betonen, das wir von der Notwendigkeit und Sicherheit der CO-Pipeline überzeugt sind.“ – So einfach ist das für den Konzern. Aus! Basta! Der Konzern setzt sich rücksichtslos über die genannten massenhaften Proteste gegen seine CO-Giftgasleitung hinweg. Das BAYER-Management zeigt sich unbeeindruckt von den Beschlüssen der linksrheinischen Städte inklusive der Landeshauptstadt Düsseldorf. Der BAYER-Konzern setzt sich über die Beschlüsse des Oberverwaltungsgerichts in Münster hinweg und ignoriert die Verfassungsklagen. Stattdessen werden die 80.000 Unterschriften, die Demonstrationen und Aktionen zu „Zielobjekten“ des Werkschutzes und der konzerneigenen Gegenpropaganda. BAYER verweigert beharrlich die Zurkenntnisnahme der sach- und fachkundigen Kritik an den Sicherheitsfragen.
Meine Damen und Herren, Sie haben es in den Ausführungen von Herrn Wenning gehört: Statt einzulenken, droht der Konzern. Es müsse gelernt werden, dass solche Proteste „nachteilig für die Wirtschaft“ seien und die Politik gefälligst „Investitionssicherheit“ herzustellen habe.
Bei all dem verschweigt Herr Wenning übrigens, dass es eine von BAYER gebaute Pipeline war, die vor wenigen Wochen in Dormagen in Flammen aufging und den linken Niederrhein und die Millionenstadt Köln in Angst und Schrecken versetzte und für Tausende derzeit noch nicht geklärte mögliche gesundheitliche nachteilige Folgen auslöste.
Langer Rede kurzer Sinn: BAYER baut rücksichtslos eine für Hunderttausende hochgefährliche Pipeline für tödliches CO-Gas. Gegen alle Vernunft und allen Widerstand.
Allerdings, das möchte ich nicht verschweigen, mit Hilfe von auf die eine oder andere Art gewilligten Politikern in der Landesregierung und von Abgeordneten, die - wen wundert es noch - einen BAYER-Angestellten-Vertrag in der Tasche haben.
Und noch etwas sehr Entscheidendes, meine Damen und Herren. Diese Pipeline dereguliert die Sicherheit. Was bisher strengen Auflagen und Sicherheitsvorkehrungen unterlag, was im wohldurchdachten Betriebsgelände von hochspezialisierten und gut geschulten Sicherheitskräften abgewickelt wurde, soll nun in die freie Landschaft verlagert werden. War die Lagerung eines Gefahrstoffes wie CO bisher untersagt, so wird in der Pipeline nun im großen Stil gelagert. Mit dieser Pipeline soll Tür und Tor geöffnet werden für weitere Leitungen mit ebenso gefährlichen Stoffen. Das bisher schon viel zu große Risiko der Chemie-Produktion wird sozusagen flächendeckend.
Allerdings mit einem Unterschied: Die Katastrophenbekämpfung und Regulierung im Schadensfall wird auf die Schultern einer völlig machtlosen kommunalen Feuerwehr und Polizei „ausgelagert“, BAYER stiehlt sich geschickt aus der Verantwortung und den Kosten. Ich frage Sie, meine Herren im Vorstand: Wann kehren Sie auf den Boden der Demokratie zurück und stellen Sie das Projekt der CO-Pipeline ein? Diese Pipeline muss gestoppt werden.
Meine Damen und Herren,
nun zu unseren Anträgen, zunächst zum Gewinnantrag:
Wir beantragen die Kürzung der Dividende auf 0,10 Euro je Aktie. Die frei werdenden Gewinn-Milliarden sollen verwendet werden
- für Erhalt und Schaffung sicherer Arbeitsplätze und für die Zahlung sozial gerechter Löhne;
- für einen Fonds zum angemessenen Ausgleich von Schäden, die infolge der Geschäftstätigkeit an Mensch und Umwelt eingetreten sind;
- für den umfassenden ökologischen und sozialen Umbau des Konzerns ohne doppelte Standards.
- und schließlich für die Zahlung von Wiedergutmachungen für die Verbrechen von BAYER und des von BAYER mitbetriebenen IG FARBEN-Zusammenschlusses an die Opfer bzw. deren Angehörige und Nachkommen.
Es sei wie jedes Jahr angemerkt, daß wir durchaus auch den völligen Verzicht auf jede Dividendenausschüttung im Sinne der erläuterten Sozial-, Menschenrechts- und Ökologie-Leistungen beantragen würden, wäre dies für uns AktionärInnen überhaupt möglich.
Meine Damen und Herren,
wir stellen weiterhin die Anträge, den Vorstand nicht zu entlasten und auch dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Wir begründen diese Nicht-Entlastungen damit, dass beide Gremien ihrer Verantwortung im dargelegten Sinne in keinster Weise gerecht wurden. In verschiedenen Redebeiträgen wurde dies heute bereits belegt und auch nach mir wird sicher noch das eine oder andere Beispiel folgen.
Meine Damen und Herren Kleinaktionäre und Kleinaktionärinnen,
seit Jahren zeigen Sie sehr zum Ärger der Großaktionäre, Vorstände und Aufsichtsräte, was Sie von Ihnen halten. Bis zu 3 Mio. Aktien, hinter denen bis zu mehreren Tausend AktionärInnen stehen, stimmen regelmäßig mit uns gegen die Anträge des Vorstands. Entsprechend bitte ich Sie auch heute wieder, stimmen Sie mit „NEIN“. Stärken Sie mit ihren Aktien das wichtige Signal für soziale Sicherung, Umweltschutz und Menschenrechte. Stimmen Sie bei allen Tagesordnungspunkten mit NEIN!
Meine Damen und Herren,
es fällt immer wieder auf, dass viele AktionärInnen zwar mit uns gegen die Entlastungen stimmen, dies aber bei dem Gewinnantrag in deutlich geringerem Umfang tun. Ich möchte Sie ausdrücklich ermuntern, auch bei den Gewinnen ein deutliches Signal für die dringend gebotene Umverteilung der Gewinne im Sinne unseres Gegenantrages zu setzen. Natürlich ist uns klar, dass die Großaktionäre und Banken mit ihren Multi-Millionen-Paketen in ihrer Profitgier nicht mit uns stimmen werden; aber Sie, die KleinaktionärInnen sind nur ihrem Gewissen verpflichtet, stimmen Sie mit „Nein“.
Sollten Sie die HV vorzeitig verlassen, aber dennoch mit uns stimmen wollen, so lassen Sie Ihre Aktien nicht von BAYER unten am Ausgang vertreten, sondern von uns. Sie finden uns hier vorne, von Ihnen aus gesehen links.
Vielen Dank.

[Dieter Donner] BAYER Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Fragen von Dieter Donner auf der Bayer-Hauptversammlung am 25.04.2008

Mein Name ist Dieter Donner und ich bin Pressekoordinator der Initiative „Bau-Stopp der Bayer- Pipeline“. Das Rederecht habe ich von einem langjährigen, treuen Aktionär erhalten, den die Art des Bayer - Vorgehens in diesem Projekt zutiefst betroffen gemacht hat.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, um auf folgende Probleme aufmerksam zu machen:

Die im Bau befindliche Bayer CO- Pipeline zwischen Dormagen und Uerdingen über 67 Kilometer durch dichtbesiedeltes Gebiet birgt für Sie, Herr Wenning und für Bayer mehrere Risiken.

1. zum Ersten ist eine positive Kommunikation für ein solch unseliges Projekt nicht wirklich überzeugend zu leisten. In diesem Punkt hat der Vorsitzende Wenning den Preis „Manager des Jahres 2007“ sicher nicht verdient. Die Bürgerinitiative „Bau-Stopp der Bayer-Pipeline“ hat Herrn Wenning persönlich angeschrieben, um ihm die Bedeutung und die öffentliche Wirkung unseres Protestes deutlich zu machen. Herr Wenning hat dieses wohl nicht als Problem erkannt und hat Mitarbeiter unterer Hierarchie-Ebenen eine Standard-Antwort verschicken lassen. Aber dies war nicht der einzige Flop, den sich die Konzernspitze in der Kommunikation geleistet hat. Bayer steht mittlerweile in der Region als Buhmann da und meine Frage ist: „Warum machen Sie nicht den Befreiungsschlag, gehen persönlich in die Offensive und bringen einen Plan B – ohne Gefährdung und Missachtung der Anwohner - in die Öffentlichkeit ?“

2. Herr Wenning hat in einem jüngst erschienenen Interview den Eindruck vermittelt, dass die Inbetriebnahme der CO-Giftgas-Pipeline durch Nachbesserungen an den Planfeststellungsverfahren durch die Bezirksregierung Düsseldorf in naher Zukunft möglich wäre. Er hat auch geäußert, dass Bayer gegen den Beschluss des OVG Klage eingereicht habe. In beiden Punkten sind Sie, Herr Wenning wohl nicht ganz so gut informiert, wie Sie es sein sollte. Der Beschluss ist unanfechtbar und das Oberverwaltungsgericht Münster hat eine Vielzahl von Problemen aufgezeigt: ein entscheidendes, rechtliches Problem ist danach die verfassungsrechtlich bedeutende Frage des Gemeinwohls. Da die Bayer AG fremdes Eigentum in Anspruch nimmt, um diese Giftgas-Leitung zu bauen und zu betreiben, reicht es nicht, sich mit Landesregierung und Landtag zu einigen. Bayer wird letztlich darauf angewiesen sein, entweder das Gemeinwohl verfassungs-rechtlich – vor dem Bundesverfassungsgericht wirksam zu begründen oder sich mit den Klägern zu einigen. Beides wird nicht gelingen. Denn die Privatkläger haben selbst über Ihren Tod hinaus verfügt, das Verfahren gegen Bayer weiterzubetreiben. So gesehen geht auch die gegen einen Privatkläger ergangene „Morddrohung“ in Leere. Und auch die Trassen-Gemeinden werden Ihren juristischen Widerstand und den Beistand für die Privatkläger notfalls auch über 5 bis 7 Jahre fortführen. Deshalb frage ich Herrn Wenning: „Warum beharren Sie stur auf dem einen Weg und setzen sich und Ihr Unternehmen einer jahrelangen Blockade aus ?“

3. Zum Abschluss möchte ich noch die persönliche Frage an Sie , Herr Wenning stellen: „Halten Sie es für klug, einen längerfristigen Imageverlust für das Gesamtunternehmen hinzunehmen und auch noch über Jahre ( hier sind fünf bis sieben Jahre zu erwarten ) diesen Klotz am Bein mitzuschleppen?

[Marlis Elsen] BAYER Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Mein Name ist Marlis Elsen und ich spreche als Gründungsmitglied der Initiative „Baustopp der Bayerpipeline“ für alle diejenigen, die sich gegen die Kohlenmonoxid-Pipeline wehren.

Wir stellen uns nicht gegen den Industriestandort NRW. Jedoch kann das wirtschaftliche Interesse des Bayer-Konzerns nur so lange ausschlaggebend sein, wie das Allgemeinwohl nicht gefährdet und geschädigt wird.

Fast 200000 Kinder, Frauen und Männer leben auf den 200 km2 Fläche, die man als unmittelbare Gefahrenzone der Kohlenmonoxid-Pipeline bezeichnen kann.

Dabei dient die CO-Pipeline alleine der Versorgungssicherheit des Bayer-Konzerns, ohne in Erwägung zu ziehen, dass die Produktion von CO am Ort der Verwendung stattfinden könnte und so die Sicherheitsrisiken alleine auf dem Betriebsgelände verbleiben würden. Bayer zieht es vor, die Gefahrenabwendung in die Verantwortung kommunaler Bereiche zu legen (was diese nachweislich nicht leisten können) und somit selbst keine Verantwortung zu übernehmen.

Dabei wurde schon im Juni 2007 bewiesen, dass das Schutzsystem Lücken hat. Das angeblich hochreißfeste Geogrid, das vor Baggerangriffen schützen soll, ließ sich mit der rostigen Rosenschere schneiden und mit den bloßen Händen zerreißen, da der Kleber in der Feuchtigkeit aufquoll und sich löste. Fortan schrieb man nur noch davon, dass das Geogrid Warnfunktion habe. Durch einen durch Filmaufnahmen dokumentierten Baggerversuch wurde auch die Warnfunktion widerlegt. Der Baggerführer bemerkte das Geogrid nicht.

1. Woher nehmen Sie die Überzeugung, dass die Sicherheitsvorkehrungen die gesetzlichen Vorgaben übertreffen und angemessen für ein derartig tückisches Gas sind?

Die gesamte Pipeline enthält bei dem zulässigen Betriebsdruck von 40 Bar eine Gasmenge von über 100 000 m3 des hochgiftigen und hochexplosiven Gases. Geht man davon aus, dass an einer Schieberstation ein Vollbruch entsteht, so beträgt die austretende Gasmenge etwa 30000 m3.

2. Wie groß wäre das Sperrgebiet, das beim genehmigten Bau eines Gasometers gleichen Fassungsvermögens, menschenleer bleiben müsste?

Bei diesem Projekt steht auf der einen Seite ein reines Profitdenken eines Wirtschaftsunternehmens und auf der anderen Seite ein erheblicher ökonomischer Schaden der betroffenen Bevölkerung. Es kam nicht nur zu Zwangsenteignungen, sondern auch zu einem immensen Wertverlust der einzelnen Immobilien. Grundstücke, auf denen die Leitung verläuft, werden auch nach Jahren noch unverkäuflich sein.

3. Kommt der Konzern für den Wertverlust auf?

Die Begründung des Allgemeinwohls kann nicht aufrecht erhalten werden, wenn der Nutzen alleine auf Seiten der Industrie und die Kosten alleine auf Seiten der „Allgemeinheit“ zu verorten sind.

Käme es zu einem Rohrleitungsschaden mit Austritt des tödlichen Gases, so würden drei Parteien geschädigt werden: Betroffene BürgerInnen, die im extremsten Falle mit ihrem Leben bezahlen müssten, die Politiker, welche die politische Verantwortung für das von ihnen verabschiedete Gesetz übernehmen müssen und die Industrie selbst aufgrund von nicht abzusehenden Haftungsansprüchen.

4. Hat der Konzern Rücklagen dafür gebildet oder eine Versicherung abgeschlossen?

Die wirkliche Verantwortung für den Bau dieser Giftgasleitung liegt einzig und alleine auf der Seite des Bayer-Konzerns.

Niemand kann heute mehr anzweifeln, dass es bei einem Vollbruch zu tausenden Toten kommen kann. Es reicht sicher nicht aus, dass Bayer dann Entschädigungszahlungen leistet und die Rettungseinsätze bezahlen wird.

5. Auf welche Art und Weise wird der Bayer-Konzern die Verantwortung übernehmen, wenn es tatsächlich zu einem Unglück mit vielen Toten kommt?

Wir verwahren uns gegenüber Aussprüchen wie: „Wir nehmen die Sorgen und Nöte der Menschen ernst.“ Aufgrund einer breiten Informationsebene, welche die unterschiedlichen Aspekte beinhaltet, sind die von uns in der Diskussion immer wieder genannten Gefahren rational begründet. Und somit können wir sowohl Risiken bei Leckage oder Totalbruch, fehlende Sicherheitsaspekte (bezüglich Bauausführung und Bauaufsicht), einen nicht möglichen Gefahrenabwehrplan und eine fehlende Risikoanalyse sachlich bewerten.
Es ist ein großer Unterschied, ob diese Leitung durch eine menschenleere Wüste verläuft oder in einem dichtbesiedelten Gebiet.

Schon der gesunde Menschenverstand sagt aus, dass die Leitung für die Anwohner ein hohes Lebensrisiko bedeutet.
6. Warum lässt der Vorstand keine Risikoanalyse durchführen, wenn er den Argumenten des gesunden Menschenverstandes nicht folgen kann?

Schon vor einem Jahr haben wir den Konzern aufgefordert, sich ehrenvoll zurückzuziehen. Dies ist nicht erfolgt. Stattdessen sind durch den Weiterbau in der Landschaft bereits erhebliche, nicht wiedergutzumachende Schäden entstanden. Uns wirft man Vandalismus vor, den wir nicht begangen haben. Aber die Baustellen sehen durch die unfachmännischen Bauarbeiten aus, als haben die Vandalen gehaust.
Die Rohre liegen an vielen Stellen (z.B. in Langenfeld und Erkrath) schon seit vielen Monaten im Wasser, verrotten dort und werden unbrauchbar.

7. Warum lässt man schon monatelang viele Baustellen als Bauruinen liegen?

An einigen Stellen (z.B. in Langenfeld-Richrath) liegt die Leitung bereits unter der Erde.

8. Warum führt man dort die Bauarbeiten nicht zügig zu Ende, sodass die betroffenen Bauern ihre Felder endlich ohne Einschränkung bestellen können?

Beim Baubeginn, der ohne Öffentlichkeitsarbeit und ohne Kennzeichnung der Baustellen erfolgte, lagen dem Konzern noch nicht alle Wegerechte vor. Deswegen musste der Konzern trotz des Enteignungsgesetzes mit Privatklagen rechnen.

9. Warum war der Konzern sich so sicher, vor Gericht nicht zu scheitern?

Zunächst wurde wegen der angeblichen Wichtigkeit der Leitung der sofortige Vollzug angeordnet. Für den zumindest theoretischen Fall des Scheiterns sollte ein Weltkonzern schon zu Beginn einen Plan B haben.

10. Wie sah der Alternativ-Plan aus und wie überbrückt der Konzern die Jahre, bis zur entgültigen gerichtlichen Entscheidung?
11. Wäre es nicht preiswerter und planerisch sicherer gewesen, sofort die Produktionsanlage in Krefeld-Uerdingen zu sanieren oder zu erneuern?

Eine räumliche Zuordnung der in der Gefahrenzone befindlichen Institutionen ergab, dass sich in diesem Bereich zahlreiche Kindergärten, Schulen und Altenheime befinden.

In Hilden liegen bei einem Totalbruch der Leitung an zentraler Stelle neben vielen anderen wichtigen Institutionen
14 Kindergärten, Kindertagesstätten und Horte
1 Kinderheim
5 Grundschulen
6 weiterführende Schulen und
1 berufsbildende Schule.

In Duisburg ist der Schulhof einer Grundschule nur durch die Breite eines Weges von der CO-Pipeline und der Wingas-Leitung entfernt.

12. Werden Sie Herr Wenning den Eltern dieser Kinder und Jugendlichen Ihr Beileid persönlich übermitteln, wenn diese jungen Menschen zu hunderten oder sogar tausenden gleichzeitig durch das Kohlenmonoxid vergiftet werden und ihr Leben verlieren?

Aber auch Feuerwehren, Krankenhäuser und Polizeipräsidien, welche im Bedarfsfalle, wenn auch nur theoretisch, Hilfe leisten könnten und sollten, liegen in der Gefährdungszone.

13. Auf welcher Basis beruht unter diesen Bedingungen der sogenannte „Gefahrenabwehrplan“?

Momentan wird die Installation von Sirenen diskutiert. Nehmen wir an, die Warnung funktioniert.

14. Wie aber werden Sie dafür Sorge tragen, dass die etwa 4000 Schüler eines Hildener Schulzentrums beim Totalbruch innerhalb der kritischen 15 Minuten geordnet und noch lebend aus der Gefahrenzone evakuiert werden. In welchen Druckkammern sollen sie untergebracht werden?

Es ist außerordentlich bedauerlich, dass sich das Krankenhaus, die Feuerwehr und die Polizei ebenfalls in der Gefahrenzone befinden.

Der begründete und notwendige Protest der Bevölkerung wird von den beteiligten Kommunen mitgetragen. Entlang der Trasse stimmten die einzelnen Kommunen einstimmig, d.h. mit jeder im Rat vertretenen Partei, für den Baustopp der CO-Pipeline. Diese Forderung wird mitgetragen von den Trassenbürgermeistern und dem Landrat. Trotz angeblicher Gesprächs- und Kompromissbereitschaft der Bayer-Ag hält der Konzern auch nach dem Beschluss des OVG Münster an seinen Plänen fest. Angeblich hat man sogar Rechtsmittel dagegen eingelegt, obwohl der Beschluss unanfechtbar ist.

Durch eine unselige Verflechtung von Wirtschaft und Landespolitik gibt es auf der Landesebene nur wenige Politiker mit der Zivilcourage, sich nicht der Macht eines Weltkonzerns zu beugen.

Das Leben von nahezu 200000 Menschen wird in Gefahr gebracht, nur um den Gewinn eines Großkonzerns zu maximieren!

Der Vorstand wird heute um die Entlastung bitten.

Warum entlastet der Vorstand nicht

· Die Menschen, die in der Gefahrenzone der Pipeline leben?
· Die Grundstückseigentümer, die möglicherweise noch jahrelang in den gerichtlichen Verfahren ihre Kraft, ihre Zeit und ihr Geld aufbringen müssen?
· Die Politiker, die bedrückt durch die Macht eines Weltkonzerns nicht den Mut besitzen, sich als Volksvertreter auf die Seite der betroffenen Menschen zu stellen?

Kein noch so mächtiger Konzern kann in einem demokratischen Land auf Dauer die eigenen Interessen gegen die mehrheitliche Meinung der Bevölkerung und der Kommunal-Politiker durchsetzen. Auch wenn Herr Wenning die Verlagerung der Produktion ins Ausland angedroht hat, falls die Leitung nicht in Betrieb gehen darf, so ist dies reine Erpressung. Denn auch ohne die Leitung wird die Kunststoffproduktion nicht zum Erliegen kommen und der Gewinn nur unwesentlich geschmälert werden.

15. Warum folgt der Vorstand nicht dem ungeschriebenen Gesetz der chemischen Industrie und produziert das Giftgas an dem Ort, wo es gebraucht wird und zwar unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen?

Ich appelliere an den Vorstand aus Achtung vor den Menschen in diesem Lande, endlich den Baustopp auszusprechen!!!!!!!!!!

Marlis Elsen
Schlehenweg 21
40723 Hilden
02103 31683
marlis-elsen@t-online.de

[Harald Jochums] BAYER Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Jahreshauptversammlung: Bayer AG 25/4/08
Ein Rede von Harald Jochums

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich stelle mich kurz vor: Ich heiße und bin Harald Jochums, Architekt für Ökologisches Bauen sowie Anrheiner der Bayer AG Krefeld-Uerdingen, dem heutigen Chempark. Uns trennen nur ca. 2km Luftlinie; wir sind somit ziemlich untrennbar miteinander nachbarschaftlich verbunden.
Zu meinen mehr oder weniger nahen Nachbarn zähle ich weiterhin: Im Osten ein GuD der Stadtwerke, ein Hüttengaskraftwerk von RWE und das dampfende, qualmende Hüttenwerk HKM, alle jeweils direkt auf der anderen Rheinseite. Im Südosten begrüße ich jeden Morgen einen windrichtungsabhängig stinkenden Futtermittelhersteller (ehemals Cerestar), den mit Schwermetallen verseuchten Linner Hafen, den schon erwähnten Chempark, dessen Schornsteine mir als Windfahne dienen und der bisweilen mit Feuer-und Rauchzeichen auf sich aufmerksam macht. Dahinter, nicht weit entfernt am Elfrather See, hat sich die MVA/Kläranlage Krefeld versteckt - mit seinen imposanten Faultürmen malerisch gelegen an einem Naherholungsgebiet mit See. Man kann sich zwar ein romantischeres Nachbarschaftsszenario vorstellen, das eben beschriebene habe ich aber vorgefunden, als ich hierher zog und ich kann mich noch gut erinnern, daß ich damals wußte, was ich tat, habe es somit akzeptiert. -
Nun hat sich die Lage in kurzer Zeit erheblich, ja vielleicht sogar dramatisch verändert. - Nicht nur von den geplanten Bauten und Anlagen her, sondern auch das nachbarschaftliche Verhältnis geht in Richtung kleine Eiszeit. Wurden bis Frühling 2007 meine Briefe beantwortet und Gespräche, wenn auch nur noch telefonisch, geführt, so bedarf es nunmehr doch erheblicher Anstrengungen meinerseits, eine Kommunikation aufzubauen, von gutnachbarschaftlicher Beziehung ganz zu schweigen. Ich habe dann über den Umweg über die Zentrale in Leverkusen versucht, eine Verbindung herzustellen, sie kam jedoch anfangs nur rudimentär zustande. In dieser Woche habe ich aber zu meiner Überraschung einen Leverkusener Mitarbeiter laibhaftig in meiner Behausung zu Gesicht bekommen. Der Werksleiter läßt sich weiterhin von seinem Assistenten, der ihn wie ein Hütehund von der Herde abschirmt, beschützen. -
Ich habe in einem Brief mit insgesamt 4 Fragen (eine davon hatte Leverkusen schon beantwortet) eine gemein erscheinende Frage gestellt: In den Info-Flyern der Bayer AG ist auf der 1. Seite als headline zu lesen: „Ihre Sicherheit, unsere Verantwortung“. Griffig formuliert, aber was steckt dahinter? Und so habe ich angefragt, wie z.B. der Werksleiter im Ernstfall die Verantwortung ganz konkret übernehmen wolle, wenn Menschen >(es muß ja nicht unbedingt ich sein) Ich gehe dieser Frage schon seit den 90er Jahren nach. Damals hatte ich dem damals real amtierenden Bundeskanzler Helmut Kohl brieflich diese Frage gestellt und er ließ mich über seinen getreuen Adlatus Josef Ackermann wissen, daß er nicht wisse, wie Architekten dies tun, weil die Verantwortung überall anders aussähe und immer von neuem übernommen werden müsse. Patentlösungen gäbe es nicht – so Ackermann weiter –, sondern man müsse nach der jeweils richtigen Antwort suchen und das könne er mir nicht abnehmen, was aber umgekehrt auch gelte. - Gerade über den Schluß war ich damals sehr froh, ich hätte nämlich bei den Leuna – Werken eine Antwort schuldig bleiben müssen. Herr Kohl ist dann späterdings meinem Beispiel gefolgt.) <
Also, wie übernimmt man Verantwortung nach einem bösen Störfall? Springt man in den Rhein? Spendet den Hinterbliebenen oder dem SOS-Kinderdorf oder quittiert den Dienst und die Abfindungssumme oder wie sonst? - Vielleicht können Sie, Herr Wenning, uns später dazu etwas sagen. - (Dazu hat er später geschwiegen. Anm. d.Verf.)
Auf jeden Fall kann man aber schon im Vorfeld präventiv die Nachbarn über Verhaltensmaßregeln informieren. Meine letzte Information stammte aus dem Jahre 1992 und so habe ich bei der Pressestelle des Werks Uerdingen angefragt, ob es da etwas Aktuelleres gäbe. Ja, (so die Antwort) >wurde ich von einem freundlichen Mitarbeiter beschieden, und er brächte mir den neuesten Flyer vorbei, was er auch umgehend unter Aufopferung seiner Mittagspause getan hat.>er ist somit zeitlos und kann noch im nächsten Jahrhundert verteilt werden.<< Eine harsche Rüge muß ich allerdings in Richtung Vorstandstisch aussprechen: Laut Störfallverordnung §11 müssen Sie die Personen, die von einem Störfall betroffen werden könnten, in geeigneter Weise und unaufgefordert über die Sicherheitsmaßnahmen und das richtige Verhalten im Falle eines Störfalles informieren. Eine Blitzumfrage bei meinen unmittelbaren Nachbarn ergab übrigens auch ein negatives Ergebnis: Keine unaufgeforderte Infos. Gesamturteil deshalb: Extrem mangelhaft. -
Habe ich bisher nur von dem „Urzustand“ bei meinem Einzug gesprochen, muß ich jetzt auf die immer schneller werdende Entwicklung in unserem Umfeld, die wie ein Zunami über uns gekommen ist, zu sprechen kommen. In prioritätenloser Reihenfolge kann ich folgende Projekte auflisten: Bau einer CO-Pipeline von Dormagen nach Krefeld-Uerdingen über mehr als 60km, Bau eines Kohlekraftwerks auf dem Gelände des „Chemparks“ mit 750MW elektrischer Leistung (netto), Neubau einer Forensischen Klinik, die städtebaulich gesehen, in nicht zu weiter Zukunft das markante, einladende Entree unserer Siedlung bilden wird und dann ist wieder eine schon auf Eis gelegte Erweiterung der MVA um 50% im Gespräch, was angesichts der Müllberge in Neapel nicht verwunderlich ist. Mag auch die Konjunktur in Deutschland schwächeln: Wir haben Wachstumsraten ungeahnten Ausmaßes!
>Bei der schon vor Jahren angedachten Erweiterung der MVA argumentierten die Fachleute anders. Uns wurde vorgerechnet, wieviel CO2 man durch eine Müllverbrennung gegenüber einem fossilen Kraftwerk einsparen könne und wieviele Kilometer ein Müllaster fahren könne, um diese Einsparung wieder wettzumachen. Das Ergebnis hat verblüfft: 10.000km seien es, verkündete man stolz. Also vom hinter dem Ural kann man den Müll herholen und hat nicht mehr CO2 ausgestoßen, als wenn man den Müll nicht verbrennen und dafür ein Kohlekraftwerk anschmeißen müsse. Eine beeindruckende Aussage, die sogar Frau Bärbel Höhn - damals in Landtagsdiensten als Ministerin angestellt – beeindruckt haben soll laut MVA-Leitung. Ich wand - leider etwas zu zaghaft – ein, daß man auch an den zusätzlichen Verkehr denken solle und so, und außerdem sei es doch widersinnig, das gerade Ersparte wieder zum Fenster rauszuschmeißen und außerdem sei die CO2-Einsparung nicht mit den Motiven bei einem normalen Sparvorgang vergleichbar. - Meine Argumente gingen seinerzeit leider in der allgemeinen Aufbruchsstimmung unter. Die dargereichten Brötchen von einem bekannten Krefelder Catering – Service haben allerdings gut geschmeckt, auch weil sie kostenfrei zu haben waren.<
Kommen wir zum geplanten Kohlekraftwerk: Ich hoffe, meine anfängliche Schilderung des Bestands war eindringlich und verstehbar. Au jeden Fall wissen Sie nunmehr mehr als viele Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, bei denen ich eine erschreckende Unkenntnis der Örtlichkeiten festgestellt habe. Sowohl auf Krefelder als auch auf Duisburger Gebiet; >>auf letzteres schaut der Krefelder als solcher, wenn überhaupt, per se nur naserümpfend und unter Androhung von Gewalt. -<<
Das führte zu dem Entschluß, an diesem Standort auf steinzeitliche Energieumwandlung zurückzugreifen? Nun, da müßten zum Einen im Jahr 2015 zwei von drei vorhandenen Kohlekesseln von Grund auf saniert werden (Darüberhinaus gibt es noch vier Gaskessel). Diese Investition wäre laut Auskunft Bayer insgesamt um 20% teurer, als wenn man die fehlende Energie von dem geplanten Kraftwerk bezöge; bei dieser Zahl sind angeblich alle kostenrelevanten Faktoren über die gesamte Laufzeit des Kraftwerks (40-50 Jahre) berücksichtigt und selbst der Laie kann sich ausrechnen, daß die Bayer AG – und damit die Untertochter Currenta >> (Ja, wo laufen sie denn?)<< - wahrscheinlich an diesen Mehrkosten zu Grunde gehen würde. - Dann stärkt und kräftigt das naturgemäß den insgesamt hotelartig umgebauten Standort Chempark und schafft medaillenverdächtige 160 Arbeitsplätze innerhalb und außerhalb des Kraftwerks; die vorhandenen bleiben bis zu ihrer Abschaffung erhalten. Ein kleiner Wermutstropfen mag sein, daß sich in Krefeld der Ausstoß von CO2 mit dem Kraftwerk verdoppeln würde; das kann man aber gegen die Gewerbesteuer aufrechnen - so man das rechnerisch hinbekommt. Nicht einfach, aber mit der Heisenbergschen Unschärferelation schafft man das schon. –
Am Horizont ist Gott sei dank die SPD Krefeld mit einer Umweltinitiative, die den CO2-Ausstoß in Krefeld um 10% pro Jahrzehnt reduzieren möchte, an die Öffentlichkeit getreten, mit der sie Krefeld zu einer „grünen Stadt“ machen möchte. Einfache Berechnungen in der Grundrechenarten „Multiplikation und Division“ haben leider ergeben, daß durch die Verdopplung des CO2 - Ausstoßes man ca. im Jahr 2060 dort angekommen sein wird, wo man heute ist, also nicht wirklich eine Reduktion. Unsere Kinder bedanken sich schon heute präventiv, >> weil wir zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon im Himmel oder der Hölle sein werden. Dort soll es, zuverlässigen Informationen nach, schon zu ersten Versorgungsengpässen gekommen sein wegen der großen Nachfrage auf Erden. <<
Bei dem letzten anzusprechenden Bauvorhaben können wir selbst bei allem Bemühen noch nicht einmal mehr von einem „grünen Krefeld“ träumen, ist das Gas „CO“ doch farb - geruchs - und geschmacklos, für uns Menschen folglich nicht wahrnehmbar; der Begriff „geschmacklos“ für das Vorhaben untertreibt maßlos. - Unser aller Regierungspräsident Jürgen Büssow hat es, glaube ich, auf eine unnachahmliche Art auf den Punkt gebracht. Ich zitiere gemäß Plakaten von Bürgerinitiativen: „Es ist natürlich gefährlich, wenn das Gas (CO, d. Verf.) ausströmt und Sie stehen daneben; dann fallen Sie natürlich um und sind auch tot“. Allen eventuell Betroffenen sei als kleiner Trost gesagt, sie seien natürlich, also ökologisch korrekt umgefallen. Das baut sie dann eventuell wieder auf. - Als ich dieses Zitat zum 1. Mal gelesen habe, habe ich so zu mir gedacht: Tja, das sind so typische Momente im Leben, in denen man sich fragt, ob Weiterleben noch lohnt. -
Ich sage nur noch Folgendes zu der CO-Pipeline: Sie ist unverantwortlich, weil sie viele Menschen potentiell gefährdet und nicht nur die direkten Anwohner müßten ihr Leben lang mit einer latenten, tödlichen Gefahr leben, sollte die Pipeline in Betrieb gehen. Sie zahlen für die Dividenden der Aktienbesitzer, der Anleger, also für uns. Wir tragen die Verantwortung mit und spätestens seit heute kann kein Aktionär mehr sagen, er habe nichts gewußt. -
(ca. an dieser Stelle hat mich der Versammlungsleiter unterbrochen und mich gemahnt, zum Schluß zu kommen und meine Fragen zu stellen. Ich habe daraufhin ein signifikantes Foto von den Baustellen auf das Podium gestellt, leider aber versäumt, den Kameramann zu bitten, das Bild zu zoomen. Es wäre dann ca. 5,- x 3,- m groß geworden. Eigentlich schade. - Der Rest der Rede war improvisiert). -
>>>Ich werde jetzt Ihnen, Herr Wenning, als oberstem Vorstand eine Reihe von Fotos schenken, die besorgte Bürger von den verschiedenen Bauabschnitten gemacht haben. Auf den Fotos sind Anforderungen aus der Baugenehmigung abgedruckt, die der Realität Hohn sprechen. Ich kann Ihnen Allen aus eigener Erfahrung sagen: Solche katastrophalen Baustellen habe ich in meinem nunmehr 35 jährigen Berufsleben noch nicht gesehen und das bei so einem hochgefährlichen Medium.
Und noch eins: Planungen an den Menschen vorbei sind unmenschlich. Das können Sie auch durch vernebelnde Info-Heftchen nicht vertuschen. - Wir sollten dennoch versuchen, miteinander zu reden, auf einer Augenhöhe, mit gegenseitigem Respekt. Zu einem Gespräch bin ich bereit - wenn auch nicht zu jeder Zeit. -<<<

Und nun zu meinen Fragen:
· Was wollen Sie tun, um den vielbeschworenen Dialog der Chemie mit den Menschen wiederaufzunehmen?
· Halten Sie weiter an dem Kohlekraftwerk in der beantragten Form fest? Es liegen Alternativen auf dem Tisch!
· Wollen Sie die CO-Pipeline in Betrieb nehmen, gegen die Sorgen und Ängste der Bürger und in Kenntnis der aufgezeigten, gefährlichen Mängel und der latenten Gefahren?
( Ich habe dann einer Organisationsgehilfin die Baustellenfotos (Aufnahmen: „BI Contra Pipiline“) und zwei Fotos von mir vom Werk Uerdingen, über dem dicke grau-schwarze bis blutrote Wolken dräuten, schenkend überreicht und innerlich viel Vergnügen beim Betrachten derselben gewünscht.)

Passagen, die mit >…< gekennzeichnet = vor der Rede gekürzt
„ „ >>…<< „ = während der Rede weggelassen
„ „ >>>…>>> „ = wg. Zeitüberschreitung „

[Will] BAYER Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Sehr geehrter Aufsichtsrat und Vorstand,

mein Name ist Andrea Will. Ich bin Mitglied des Parteivorstandes der Deutschen Kommunistischen Partei und ich spreche hier auf Einladung der Kritischen Aktionäre.
Ich stehe hier nicht zum erstenmal und habe auch nicht zum erstenmal Fragen bezüglich der Geschäftspraktiken des Bayer-Vorstandes. Was sich der Vorstandsvorsitzende allerdings gestern, bei der Bilanzpressekonferenz, geleistet hat, ist ein Skandal erster Güte.

Ich zitiere aus den Presseinformationen zum 1. Quartalsbericht 2008: „Besonders erfolgreich verlief das Geschäft von Bayer CropScience im 1. Quartal. Sie, Herr Wenning, erklärten: ,Wir konnten an der positiven Entwicklung der Welt-Agrarmärkte partizipieren.' Der Teilkonzern steigerte seinen Umsatz deutlich um 10,8 Prozent von 1,786 auf 1,978 Milliarden Euro, was währungs- und portfoliobereinigt einem Anstieg um 14,8 Prozent entspricht. Im klassischen Pflanzenschutz (Crop Protection) lag der Umsatz mit 1,622 Milliarden Euro um 13,1 Prozent über Vorjahr. Währungsbereinigt betrug die Steigerung sogar 17,8 Prozent, wobei sich das Geschäft mit Herbiziden und Fungiziden besonders erfreulich entwickelte. Wachstumsträger waren vor allem die jungen Produkte. Der Umsatz der Wirkstoffe, die seit dem Jahr 2000 in Kernmärkten eingeführt wurden, erhöhte sich im 1. Quartal um rund 40 Prozent auf mehr als 600 Millionen Euro.“ Zitat Ende.
Ich frage Sie, Herr Wenning: Ist die Entwicklung der letzten Wochen tatsächlich an Ihnen vorbeigegangen? Haben Sie nichts von den Pressemeldungen über Hungeraufstände und die Hungertoten in zahlreichen Ländern Südamerikas, Afrikas und Asiens mitbekommen? Wie können Sie angesichts der massiven Verteuerung der Grundnahrungsmittel, angesichts des buchstäblichen Verhungerns von Millionen Menschen von einer „positiven Entwicklung der Agrarmärkte“ sprechen?

Das ist entweder unglaublich naiv – und dafür halte ich Sie nicht - oder gnadenlos zynisch. Was auch immer, Sie sind als Vorstandsvorsitzender der Bayer AG nicht mehr tragbar. Ich fordere Sie auf, umgehend zurückzutreten.

Die übrigen Herren und Dame Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats frage ich: Sind ihnen die Mechanismen des Weltagrarmarktes unbekannt?
Nehmen Sie das Beispiel Haiti. Dort essen die Menschen Lehm, weil Sie sich Reis nicht mehr leisten können.
Und das kam so: Noch vor 20 Jahren besaß Haiti eine funktionierende Landwirtschaft. Doch dann kam die Weltbank und verlangte von der Regierung, dass US-amerikanische Agrarprodukte ins Land gelassen werden sollten. Die Regierung gab dieser Forderung nach. Aufgrund der industrialisierten und hoch subventionierten Produktion in den USA überschwemmten nun billige Nahrungsmittel den haitianischen Markt. Die einheimischen Bauern gingen pleite, verließen ihre Felder und gingen in die Stadt, wo US-amerikanische Firmen inzwischen mit billigen Krediten der Weltbank Textil- und Schuhfabriken gebaut hatten, in denen die ehemaligen Bauern gerade soviel verdienten, dass sie sich die billigen Nahrungsmittel aus den USA leisten konnten. Als sich jedoch z. B. der Reispreis innerhalb eines Jahres verdoppelte, war damit Schluss. Und deshalb essen die Menschen in Haiti Lehm, um überhaupt etwas im Magen zu haben.

Wenn Sie jetzt sagen, das sei weit weg und damit haben wir nichts zu tun, Herr Wenning, frage ich sie zweierlei. Ist Bayer nicht ein Weltkonzern, der auch auf dem US- und südamerikanischen Markt tätig ist? Und zweitens: läuft dieser Prozess nicht zwischen Europa und Afrika genau so? Ist es nicht so, dass die G7-Staaten ihre Landwirtschaft mit mindestens einer Milliarde Dollar täglich unterstützen, und dass deshalb die Landwirtschaft in Afrika völlig am Boden liegt? Weswegen übrigens die ehemaligen Bauern der Sahelzone, die noch die Kraft haben, unter Lebensgefahr auf allem was schwimmt versuchen nach Europa zu gelangen Dort arbeiten sie dann z. B. in den Gewächshäusern von Almeria, wo sie unter menschenunwürdigen Bedingungen das Gemüse produzieren, das den afrikanischen Markt überschwemmt und schon ihnen die Lebensgrundlage genommen hat.
Und da sprechen Sie, Herr Wenning, davon, dass Bayer an der erfolgreichen Entwicklung des Agrarmarktes partizipieren konnte!
Sie partizipieren nicht nur, Sie sind mittendrin. Den einen Bauern in den armen Länder nimmt Ihr Agrarmarkt die Existenz, die anderen machen Sie mit ihren Produkten von sich abhängig. Oder stimmt es nicht, dass Ihre Pestizide, Fungizide und Herbizide auf Dauer jedes pflanzliche Leben zerstören, außer das der gentechnisch veränderten Pflanzen, die sie selbst in Großversuchen nach und nach heranziehen?

Dem südamerikanischen oder indischen Bauern, der Erleichterung beim Unkrautjäten und Schutz vor Schädlingsbefall sucht, dem verkaufen Sie dann das genveränderte Saatgut und ihre chemischen Keulen, bis seine Produktion vollkommen davon abhängig ist. Und dann erhöhen Sie die Preise und erzählen bei der Bilanzpressekonferenz, wie erfolgreich Sie sind und wie erfreulich sich der Weltagrarmarkt entwickelt.

Kennen Sie Jean Ziegler, den UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung? Der hat über diese Praktiken gesagt: „Die Weltlandwirtschaft könnte problemlos 12 Milliarden Menschen ernähren. Das heißt, ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet.“
Und diese toten Kinder sind nicht wenige. Derselbe Ziegler sagt: „Heute stirbt ... alle fünf Sekunden ein Kind unter zehn Jahren an Hunger oder an mit Unterernährung verknüpften Krankheiten. Im Jahr 2005 hat der Hunger mehr Menschen getötet als alle in diesem Jahr geführten Kriege zusammen.“ Und vergessen wir nicht: Seitdem haben sich die Weltagrarmärkte wahrlich „erfolgreich“ entwickelt. Vielleicht stirbt daran heute schon alle drei Sekunden ein Kind? Aber immerhin eilt die Bayer AG unter ihrer Führung, Herr Wenning, von Erfolg zu Erfolg.

Doch diese Art von Erfolg um jeden Preis muss ein Ende haben. Ich fordere Sie angesichts ihrer skandalösen Geschäftspolitik auf zurückzutreten. Sie alle, die Aktionärinnen und Aktionäre bitte ich eindringlich, diesen Vorstand zur Verantwortung zu ziehen und abzuwählen.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

[HV Bericht] STICHWORT BAYER 02/2008

CBG Redaktion

Hauptversammlung der BAYER-KritikerInnen

Verkehrte Profit-Welt

„Pipeline protest comes home“ hieß es auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung von BAYER. Aber nicht nur die GegnerInnen der Kohlenmonoxid-Leitung verdarben der Unternehmensspitze die Freude über „das bisher erfolgreichste Jahr“. Auch die Konzern-KritikerInnen, welche die Gentechnik, die Klimapolitik, die Agrotreibstoffe, die Pharma-GAUs oder die Welternährungskrise auf die Tagesordnung setzten, störten die Jubelfeier über den 4,7-Milliarden-Euro-Gewinn empfindlich.

Die Konzern-KritikerInnen waren als erste da: Schon lange vor Beginn der BAYER-Hauptversammlung hatten sich die Pipeline-GegnerInnen der verschiedenen Bürgerinitiativen, Mitglieder der SOLIDARISCHEN KIRCHE IM RHEINLAND und AktivistInnen der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) vor der Halle 8 der Kölner Messe aufgebaut, um die AktionärInnen in Empfang zu nehmen. Als diese schließlich aus den Bussen strömten, mussten sie sich den Weg zum Eingang zwischen Schildern mit dem einzig wahren BAYER-Motto „Science for a shorter life“, dem auf einem Transparent innig die CO-Pipeline umarmenden Gevatter Tod und Menschen bahnen, denen der Unmut über das Bauvorhaben auf den Leib geschrieben war: „Eure Dividende ist unser Tod - keine CO-Pipeline“ stand auf einem T-Shirt. Und die von zahlreichen flinken Händen verteilten Flugblätter boten noch mehr Lesestoff.

Da war dann in den Heiligen Hallen selber erst einmal Gehirnwäsche angesagt. BAYER empfing die AktionärInnen mit dem aufwändig produzierten Superhelden-Film „BAYER rettet das Weltklima“. In den Hauptrollen: die Jatropha-Pflanze als fossile Brennstoffe ersetzende Sprit-Alternative, die Biotechnologie als Beschützerin der zunehmend den Nebenwirkungen des Klimawandels ausgesetzten Nutzpflanzen und BAYER-Werkstoffe als ressourcen-schonende Wärmedämmer. Bis in die Nebenrollen hinein bot das Werk großes Kino. „Jeder einzelne Mitarbeiter ist eingebunden. So fördern wir den verstärkten Einsatz moderner Kommunikationsmittel, um Dienstreisen zu reduzieren“, hieß es im Kommentar.

„Ich glaube, der Film, den wir soeben gesehen haben und auch die Ausstellung im Foyer führen uns eines eindrucksvoll vor Augen: BAYER leistet wichtige Beiträge zur Reduzierung der C02-Emissionen“, konstatierte BAYER-Chef Werner Wenning zu Beginn seiner Eröffnungsrede, um dann aber gleich zu etwas „completely different“ zu kommen: dem Rekordgewinn von 4,7 Milliarden Euro, der Aktienkurs-Entwicklung und der Dividende. Nur im Mittelteil wurde Wenning noch einmal besinnlich: „Meine Damen und Herren, es besteht allerdings auch kein Zweifel, dass die Reputation und das Vertrauen in das Unternehmensmanagement in letzter Zeit deutlich gelitten haben. Dafür gibt es so manche Gründe, auf die ich hier nicht näher eingehen will“.

Die Pipeline ...
Er wird schon gewusst haben, warum, und sah das Ganze eher von der geschäftlichen Seite. Die gesellschaftliche Akzeptanz eines Unternehmens bezeichnete der Große Vorsitzende als eine wesentliche Grundlage für den Erfolg und kam infolgedessen auch auf das Akzeptanz-Problem zu sprechen, das sich vor der Hauptversammlung Gehör verschafft hatte. „Ich will auch hier noch einmal betonen, dass wir von der Sicherheit und Notwendigkeit der CO-Pipeline überzeugt sind“. Weil der Konzern damit allein auf weiter Flur steht und unlängst nicht einmal das Oberlandesgericht Münster einsehen mochte, inwiefern die Enteignungen entlang des Streckenverlaufes der Allgemeinheit dienlich sein sollten, kündigte BAYER weitere Überzeugungsarbeit an. „Derzeit wird an Aussagen zum Gemeinwohl dieser Pipeline gearbeitet“, teilte Wenning mit. Einstweilen versuchte er jedoch, die starrsinnige Bevölkerung mit Drohungen zu ihrem Pipeline-Glück zu zwingen: „Wir müssen uns fragen, wie wir Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen wollen, wenn wir nicht für eine moderne, wettbewerbsfähige Infrastruktur sorgen“.

Die zahlreichen GegnerInnen der Kohlenmonoxid-Leitung ließen sich davon nicht beeindrucken. So fragte sich Marlis Elsen von der Initiative BAUSTOPP DER BAYER-PIPELINE etwas ganz anderes. „Woher nehmen Sie die Überzeugung, dass die Sicherheitsvorkehrungen die gesetzlichen Vorgaben übertreffen und angemessen für ein derartig tückisches Gas sind“, wollte sie vom Vorstandsvorsitzenden wissen und verwies auf den angeblich hochreißfesten Werkstoff Geogrid, der Baggern standhalten sollte, aber im Praxistest nicht einmal einer einfachen Rosenschere trotzen konnte. „Das Leben von nahezu 200.000 Menschen wird in Gefahr gebracht, nur um den Gewinn eines Großkonzerns zu maximieren“, empörte sich Elsen.

Dieter Donner, der Pressekoordinator der Initiative „Bau-Stopp der BAYER-Pipeline“ vermochte in der Rohrleitung ebenfalls nichts dem Allgemeinwohl dienendes erkennen und warnte den Konzern davor, sich das grüne Licht für die Inbetriebnahme einfach auf dem kleinen Dienstweg von der Landespolitik zu holen. „Da die BAYER AG fremdes Eigentum in Anspruch nimmt, um diese Giftgas-Leitung zu bauen und zu betreiben, reicht es nicht, sich mit Landesregierung und Landtag zu einigen. BAYER wird letztlich darauf angewiesen sein, entweder das Gemeinwohl verfassungsrechtlich vor dem Bundesverfassungsgericht wirksam zu begründen oder sich mit den Klägern zu einigen. Beides wird nicht gelingen“, prophezeite Donner.

Der Krefelder Architekt Harald Jochums brauchte noch nicht einmal eigene Argumente gegen die Pipeline vorzubringen. Die Worte ihrer Befürworter sprachen seiner Ansicht nach für sich. „Es ist natürlich gefährlich, wenn das Gas ausströmt und Sie stehen daneben; dann fallen Sie natürlich um und sind auch tot“, zitierte er den Regierungspräsidenten Jürgen Büssow. Dann ließ der Fachmann für ökologisches Bauen einfach Fotos sprechen. Die Aufnahmen von den Verlegungsarbeiten zeigten, wie es konkret mit den Beteuerungen des Konzernes aussieht, alles Menschenmögliche für die Sicherheit des Projektes zu tun: Viele Baustellen sind seit Monaten verwaist, die Rohre modern im Wasser vor sich hin und verrotten. „Solche katastrophalen Baustellen habe ich in meinem nunmehr 35-jährigem Berufsleben noch nicht gesehen - und das bei so einem hochgefährlichen Medium!“, ereiferte sich Jochums.

Axel Köhler-Schnura von der CBG legte der Hauptversammlung dar, gegen welche enormen Widerstände der Konzern das Projekt vorantreibt: partei-übergreifende Ablehnung in fünf Städten, 80.000 Unterschriften, fast wöchentliche Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen und andere Veranstaltungen, Sicherheitsbedenken von Polizei und Feuerwehr, kritische Fachgutachten und Urteile des Münsteraner Oberlandesgerichts. „Wann kehren Sie endlich auf den Boden der Demokratie zurück und stellen den Bau ein“, fragte der CBG-Vorständler angesichts dieser beeindruckenden Liste. Zudem machte er mit Blick auf die Geschichte der Coordination, die sich vor 30 Jahren nach einem Störfall in Wuppertal gründete, deutlich, in welcher Kontinuität das Pipeline-Projekt steht: „Alles, was aus den letzten 30 Jahren gelernt werden kann, ist, dass dieser Konzern mit seiner Profitgier, mit seinen Gefahren für Mensch und Umwelt gemeingefährlich ist“.

Aber Werner Wenning focht das alles nicht an. Er nahm für sich und seine Kollegen in Anspruch, aus der Geschichte gelernt zu haben - „Aber Sie haben das offensichtlich nicht gemerkt“ - und stand in Treue fest zur Giftgas-Röhre. Sie sei „das beste Transportmittel“, man habe die Alternativen sorgfältig abgewogen. Die Demonstrationen konnten ihn schon gar nicht davon abbringen: „Ob Demonstrationen das geeignete Mittel zum Dialog sind, muss jeder mit sich selber abmachen“. Und die Warnungen Dieter Donners vor einem Image-Verlust ignorierte der BAYER-Chef schnöde. „Ich weiß nicht, was Sie unter einem Image-Verlust verstehen. Wir wissen, dass wir Arbeitsplätze schaffen“, so Wenning. Der Vorstandsvorsitzende hatte allerdings auch gut reden, wohnen doch weder er noch seine Kollegen in unmittelbarer Nähe der Pipeline, wie der Manager auf eine entsprechende Frage hin zu Protokoll gab.

... und andere Katastrophen
Dabei ließ nicht nur der Blick in die Geschichte, den Axel Köhler-Schnura vornahm, den Umgang des Konzerns mit den Risiken und Nebenwirkungen seiner Geschäftstätigkeit als Wiederholungsfall erscheinen, auch das zur Verhandlung stehende Geschäftsjahr 2007 bot dafür genügend Anschauungsmaterial. So sprach CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes die Unfallserie am US-amerikanischen BAYER-Standort Institute an, wo die 2-4fache Menge der gefürchteten Bhopal-Chemikalie MIC in Tanks lagert. In die Nähe des größten Chemie-GAUs der Menschheitsgeschichte wollte Wenning die Niederlassung jedoch nicht gerückt sehen: „Unsere Produktionsanlage in den USA mit Bhopal zu vergleichen, halten wir für völlig unangemessen“. Auch für die Fertigungsstätte in Baytown legte er seine Hand ins Feuer, obwohl eine neue Studie diese - vor allem wegen der Verbrennung von TDA-Rückständen - als viertgrößten Luftverschmutzer der USA brandmarkte. Sie entspräche dem jüngsten Stand der Technik, versetzte Wenning knapp, wohlweislich verschweigend, dass BAYER hier auf doppelte Standards setzt und die TDA-Produktion im heimischen Dormagen auf einem jüngeren Stand der Technik betreibt. Aber auch was die oft genug nicht eben sicheren Produktionsstätten des Multis verlässt, hat es Mimkes zufolge oft genug in sich. Bisphenol A (BPA) etwa, das in Plastikflaschen und Dosenbeschichtungen enthalten ist, kann den Hormonhaushalt schädigen. Die kanadischen Behörden haben den Stoff deshalb jüngst als „gefährliche Substanz“ eingestuft, woraufhin WAL-MART und andere Ketten die entsprechenden Flaschen mit Babynahrung umgehend aus ihrem Sortiment strichen. „Wann hören Sie endlich damit auf, die Risiken von BPA herunterzuspielen?“, fragte der CBGler den Ober-BAYER. „Im Gegensatz zu diesen Unterstellungen, dass wir die Risiken herunterspielen würden, gehen wir verantwortlich damit um“, erhielt er zur Antwort.

Ulrich Grubert vom NIEDERRHEINISCHEN UMWELTSCHUTZVEREIN führte Mimkes‘ Mängelliste fort. Er widmete sich dem in BAYERs Krefelder Chemiepark geplanten Kohlekraftwerk, das nicht nur jährlich vier Millionen Tonnen Kohlendioxid sowie Feinstaub, Schwefeldioxid und Schwefeloxide ausstößt, sondern auch radioaktive Strahlung absondert. „Es wäre ein Skandal, wenn diese Niedrigstrahlung von Atomkraftwerke käme“, hielt Grubert fest. Bei seiner Frage zum genauen Ausmaß der ganzen Emissionen konnte Wenning dem Physiker nicht weiterhelfen. Da müsse er sich an den Betreiber TRIANEL wenden, beschied ihm der Vorstandsvorsitzende. Er wusste lediglich, dass das „hochmoderne Kraftwerk“ angeblich ein Fünftel weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre bläst als ältere Typen und mit einer Rohstoff-Einsparung von 20 Prozent die Bilanz entlastet. Da aber „grüne“ Argumente nicht recht weiterhalfen, griff Werner Wenning wie schon bei der Pipeline-Diskussion wieder zu seinem Totschlag-Argument und drohte im Fall eines Nichtbaus mit Arbeitsplatz-Verlusten.

Der Autor dieses Artikels erweiterte das im Schwarzbuch BAYER besonders umfangreiche Pharma-Kapitel und berichtete von dramatischen Zwischenfällen beim Test des Parkinson-Präparats Spheramine. Depressionen, Lähmungserscheinungen, motorische Störungen, Sprachausfälle, epileptische Anfälle, Hirnblutungen, Asthma und Verwirrtheitszustände beobachteten die MedizinerInnen bei den ProbandInnen, denen sie Zellen zur Dopamin-Produktion ins Gehirn gespritzt hatten. Eine der TeilnehmerInnen an dem Versuch, der nicht den ethischen Standards der bundesdeutschen Aufsichtsbehörden entsprach und deshalb in den USA stattfinden musste, ist sogar für immer an einen Rollstuhl gefesselt und auf fremde Hilfe angewiesen. Da „fühlen wir mit der Patientin und haben bereits eine einvernehmliche Lösung gefunden“, klärte Wenning die Entschädigungsfrage - ohne allerdings die Schuldfrage zu beantworten. „Es ist nicht erwiesen, ob die bei den Patienten beobachteten Symptome in Zusammenhang mit Spheramine stehen“, sagte der BAYER-Chef, während er den Zusammenhang zwischen Spheramine und den angeblich festgestellten „Verbesserungen um 50 Prozent“ bei den Krankheitsverläufen als evident ansah. Zudem wäre man nach den strengsten wissenschaftlichen und ethischen Grundsätzen vorgegangen, tat Wenning kund, diese jedoch „können je nach Land unterschiedlich sein“.

Ein weiteres Sicherheitsrisiko machte CBG-Mitglied Ulla Krajewski in dem BAYER-Genreis aus, der gegen das Herbizid LIBERTY resistent ist. Obwohl noch gar nicht zugelassen, hatte er sich im Jahr 2006 in ganz normalen Supermarkt-Sorten wiedergefunden. Auf „höhere Gewalt“ führte das Unternehmen diese Verunreinigung zurück, was Krajewski nicht ganz mit dem BAYER-Bekenntnis „Wir vertreiben gentechnische Produkte oder Verfahren nur, wenn ihre Sicherheit und Umweltverträglichkeit nach dem Stand des Wissens und der Technik gewährleistet sind“ in Einklang bringen konnte. Werner Wenning brachte das erwartungsgemäß auch nicht zusammen. Eine Verletzung der gesetzlichen Bestimmung im Zusammenhang mit dem Reis läge nicht vor, und im Übrigen handle es sich um „gut erforschte Proteine“, unbedenklich für die menschliche Gesundheit und den Einsatz als Futtermittel, entgegnete er der CBGlerin. Wenning drohte sogar eine EU-weite Ausdehnung der Gefahrenzone an: „Wir sind zuversichtlich, nun auch bald eine Importgenehmigung zu erhalten“. Auf den Philippinen weckte ein solcher Zulassungsantrag die Ängste der Bevölkerung, wie Ulla Krajewski berichtete. Die LandwirtInnen sehen durch die westliche Laborfrucht die Artenvielfalt bedroht, die ihnen die Möglichkeit gibt, besonders widerstandsfähige Reis-Arten zu züchten. Weil das die Nahrungsmittelsicherheit gefährdet, protestierten die FarmerInnen massiv gegen das Vorhaben des Agro-Multis. „Was würden Sie der dortigen Bevölkerung sagen, um ihre Sorgen zu entkräften“, erkundigte sich die CBG-Aktivistin bei dem Konzern-Lenker, „Vermutlich würden Sie versprechen, dass der Anbau von gv-Früchten helfen wird, den weltweiten Hunger zu bekämpfen, aber meine Frage zielt auf konkrete Aussagen: Gibt es schon ein Beispiel, wie eine Genpflanze geholfen hat, den Welthunger zu lindern?“ Dem BAYER-Mann fiel gerade keines ein.

leere Mägen, volle Kassen
Der Welthunger interessiert den Manager nämlich herzlich wenig. Während es in vielen Teilen der Erde zu Aufständen kam, weil die Kosten für Nahrungsmittel ins Unermessliche stiegen, verkündete BAYER die frohe Botschaft: „Wir konnten an der positiven Entwicklung der Welt-Agrarmärkte partizipieren“. „Wie können Sie angesichts der massiven Verteuerung der Grundnahrungsmittel, angesichts des buchstäblichen Verhungerns von Millionen Menschen von einer ‚positiven Entwicklung der Weltagrarmärkte“ sprechen?“, fragte Andrea Will von der DKP den Vorstandsvorsitzenden, um der Hauptversammlung dann am Beispiel Haiti eine kleine Einführung in die Ökonomie des Welthungers zu geben. Das Land besaß Will zufolge noch vor 20 Jahre einen florierenden Reis-Anbau. Dann forderte die Weltbank eine Öffnung der Märkte ein, und die hoch subventionierten Lebensmittel made in USA kamen zu Dumpingpreisen in die Geschäfte. Die Farmer verließen ihre Felder, zogen in die Stadt, und arbeiteten in den Fabriken zu Löhnen, die gerade für die US-amerikanischen Importe reichten. Jedensfalls, solange die Preise für Weizen, Reis & Co. sich an den Warenterminbörsen noch im Rahmen hielten. Als diese aber explodierten, konnten die Menschen sich Brot und Butter nicht mehr leisten. „Und deshalb essen die Menschen in Haiti Lehm, um überhaupt etwas im Magen zu haben“, schloss die Kommunistin ihren Exkurs. Werner Wenning mochte da nicht folgen. Ohne die BAYER-Pestizide, die so „von den positiven Rahmenbedingungen auf den Weltagrarmärkten“ profitierten, wie er in seiner Eingangsrede dargelegt hatte, gäbe es „30 Prozent weniger Erträge“, behauptete der Unternehmensboss.

Susanne Gura vom FORUM UMWELT UND ENTWICKLUNG widerlegte das flugs. „Erst vorige Woche hat der Weltagrar-Rat eine radikale Reform der Landwirtschaft gefordert. Weltweit seien die Böden durch Agrar-Chemikalien geschädigt und daher seit Jahren die Ernten wichtiger Grundnahrungsmittel rückläufig. Die von 400 Wissenschaftlern erarbeiteten Empfehlungen drängen darauf, biologische Methoden anzuwenden“, erläuterte sie. Auch die vom Konzern wegen ihres Klima-Effektes viel gepriesense Biosprit-Pflanze Jatropha war für Gura ein Teil des Hunger-Problems. Die Frucht mit dem exorbitant hohen Öl-Anteil soll in Indien nämlich nicht wie von BAYER angegeben auf Grenzertragsböden wachsen, die sich nicht für die Kultivierung von Nutzpflanzen eignen, sondern auf Gemeinschaftsland, auf dem die Menschen Früchte, Nüsse, Medizinal- und Futterpflanzen sammeln. Jatropha-Plantagen würden den BewohnerInnen diese Möglichkeit der Selbstversorgung nehmen, führte Susanne Gura aus, „Armut und Hunger wären die Folge“. Aber Wenning ließ trotzdem nichts auf das Wolfsmilchgewächs kommen. „Jatropha ist ein vielversprechender Rohstoff“, insistierte er und versicherte, BAYER würde bei seiner Biosprit-Kooperation mit DAIMLER den sozialen Aspekt ebenso beachten wie den ökologischen der Biodiversität.

Wie wenig den Agro-Riesen jedoch alle Aspekte scheren, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner Geschäftstätigkeit stehen, machte Ulrike Bey von der BURMA-INITIATIVE des Essener Asienhauses deutlich. Der Leverkusener Multi ist nämlich einer der wenigen Weltkonzerne, die wirtschaftliche Beziehungen zur burmesischen Militärdiktatur pflegen. Er unterhält eine Niederlassung in Rangun und plant das Land mit seinem Hybrid-Reis zu beglücken. „Wirtschaftliche Aktivitäten sind in Burma nicht ohne eine Kooperation mit dem Militärregime möglich. Ihm werden durch die Geschäfte Mittel zur Verfügung gestellt, die zum Kauf neuer Waffen und Militärausrüstung verwendet werden, welche auch gegen die eigenen Bevölkerung gerichtet werden“, stellte Bey fest und erbat Auskunft über die Höhe der Umsätze und Steuerzahlungen auf diesem Absatzmarkt. Werner Wenning rückte jedoch nicht mit Zahlen heraus und blieb im Allgemeinen. Der Global Player verfolge die politische Entwicklung in Burma zwar mit Sorge, aber wiederum auch nicht mit so viel, um seine Geschäftstätigkeit in dem Land einzustellen: „Ein Abbruch der wirtschaftlichen Aktivitäten würde nicht das Regime, sondern die Bevölkerung treffen“.

Antje Kleine-Wiskott vom DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRINNEN UND AKTIONÄRE verfolgte hingegen die konzern-internen Entwicklungen beim Klimaschutz mit größter Sorge. „Im November stellten Sie Ihr neues Klima-Programm vor. Doch leider werden in diesem wichtige Problembereiche ausgespart, nämlich in der Hauptsache der Bezug von Energie aus Kohleverstromung, der beim Neubau von Kraftwerken über Jahrzehnte festgeschrieben wird. Wir von den KRITISCHEN AKTIONÄREN fragen uns, was ein solches Programm nutzt, wenn kritische Bereiche nicht mit einbezogen werden?“, monierte Kleine-Wiskott. Wie klimaschädigend diese kritischen Bereiche sind, führte sie dezidiert aus. So produziert allein das in Antwerpen geplante Steinkohlekraftwerk jährlich sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid. Und das ist noch nicht alles, denn Dreckschleudern dieser Art sollen auch an den Standorten Krefeld und Brunsbüttel entstehen. Aber solche kleinen „klimatischen Eintrübungen“ zählten für den Manager nicht; er sah den Konzern auf einem guten Weg. „Der Klimaschutz ist eine globale Aufgabe, deren Herausforderungen sich BAYER seit Jahren stellt“, gab er der kritischen Aktionärin zur Antwort.

In Abstimmung mit der Coordination informierten insgesamt 12 Redner und Rednerinnen die anwesende Aktionärsschaft über die Kehrseiten von Gewinn und Profit im abgelaufenen Geschäftsjahr. Besonders erstaunlich, dass auch von den übrigen RednerInnen aus der Aktionärsschaft kaum einer ohne Fragen zu Kohlenmonoxid-Pipeline, BAYER-Lobbyisten und Chemie-Unfällen das Mikrofon verließ. „Verkehrte Welt“ hieß es also bei der diesjährigen Hauptversammlung. Zu dieser gehörte allerdings auch, dass sich ausgerechnet eine Betriebsrätin zur Fürsprecherin BAYERs und zur Hauptkritikerin der KonzernkritikerInnen aufschwang. Aber das blieb eine tragikomische Randnotiz und so konnten die AktivistInnen denn nach getaner Arbeit schließlich zufrieden gegen 19 Uhr den Saal verlassen - natürlich standesgemäß fast als Letzte.
von Jan Pehrke