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Beitrag veröffentlicht im September 2011

[EBS] Müllverbrennung

CBG Redaktion

30. September 2011

Dormagen: Müllkraftwerk wird nicht gebaut

BAYER-Vertreter haben gegenüber Umweltverbänden eingeräumt, dass das im Dormagener Werk geplante Müllheizkraftwerk – euphemistisch Ersatzbrennstoff (EBS)-Anlage genannt - wegen Müllmangel nicht gebaut wird. Ab 2013 sollte die von der Freiburger Firma GWE geplante Anlage jährlich rund 150.000 Tonnen Müll verfeuern und das BAYER-Werk mit Dampf beliefern.

Auch auf dem Werksgelände von BAYER Brunsbüttel ist eine solche Anlage geplant. Kürzlich hatte der Betreiber die genehmigte Müllmenge freiwillig halbieren lassen, auch diese Anlage ist noch nicht gebaut.

Der BUND, die Coordination gegen BAYER-Gefahren, die Dormagener Agenda 21 e.V. sowie der Verband Das Bessere Müllkonzept hatten zuvor kritisiert, dass durch den Bau des Kraftwerks die Menge gesundheitsschädlicher Emissionen steigt und der überregionale Mülltourismus zunimmt. Neue Verbrennungsanlagen werden für die Entsorgung heimischen Mülls schlichtweg nicht benötigt. Alle Anstrengungen einer ortsnahen, bedarfsgerechten und möglichst schadlosen Abfallbeseitigung würden durch den Bau neuer Verbrennungsanlagen ebenso ausgehebelt wie der Vorrang der Abfallvermeidung und der stofflichen Verwertung.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren begrüßt daher den Verzicht auf das Vorhaben, auch wenn dieser nicht auf Einsicht von BAYER oder der GWE beruht.

Gleichzeitig will BAYER aber die Sondermüllverbrennungsanlage in Leverkusen von 80.000 auf 120.000 Tonnen pro Jahr erhöhen. Und im Krefelder BAYER-Werk soll vermehrt Müll in den dortigen Kohlekesseln mitverbrannt werden.

Dormagen: Kritik an geplantem Müllkraftwerk

Die Kampagne wird vom Ökofonds der Grünen NRW unterstützt

[TDI] Einwendung TDI

CBG Redaktion

geplante TDI-Anlage in Dormagen:

öffentlicher Erörterungstermin geht am Freitag weiter

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat eine Einwendung gegen die geplante TDI-Anlage der Bayer MaterialScience AG in Dormagen eingereicht. Kernpunkte der Kritik sind die Risiken giftiger Chemikalien wie Phosgen, TDI und Kohlenmonoxid, die in der Anlage in großen Mengen eingesetzt werden sollen. Auch der BUND, die Grünen und die Stadt Monheim reichten Einwendungen ein.

Am Freitag findet der 2. Teil des Erörterungstermins statt, darin wird die Kritik an der Anlage mit den Behörden und dem Betreiber diskutiert. Der Termin ist öffentlich. Es sollten sich daran möglichst viele Anwohner beteiligen.

ZEIT: 7. Oktober 2011, ab 10 Uhr.
ORT: Sitzungssaal des Technischen Rathauses der Stadt Dormagen, Mathias-Giesen-Straße 11

Wir würden es begrüßen, wenn möglichst viele Anwohner/innen und Interessent/innen an dem Erörterungstermin teilnehmen.

Einwendungen, Presseberichte und Teile der Antragsunterlagen

Carl Duisberg

CBG Redaktion

Presse Information vom 26. September 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Carl Duisberg: „Ein verbrecherisches Genie“

150. Geburtstag des BAYER-Generaldirektors am 29. Sept. / Coordination fordert Umbenennung von Straßen und Entzug der Ehrenbürgerschaft / verantwortlich für Giftgas-Einsatz und Zwangsarbeit

Am Donnerstag jährt sich zum 150. Mal der Geburtstag von Carl Duisberg, dem langjährigen Generaldirektor der BAYER AG und geistigen Vater der IG FARBEN. Der Chemiker war maßgeblich für den Aufstieg der einstigen Farbenfabrik BAYER verantwortlich. Im 1. Weltkrieg setzte er den Einsatz von Giftgas durch, betrieb die Deportation belgischer Zwangsarbeiter und forderte die Annexion großer Gebiete in Osteuropa. Höhepunkt von Duisbergs Lebenswerk war der Zusammenschluss der deutschen Chemie-Industrie zur IG FARBEN.

Jan Pehrke, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Carl Duisberg ging für Profite buchstäblich über Leichen. Wegen seiner Verantwortung für den Einsatz von Giftgas, die Ausbeutung von Zwangsarbeitern und die enge Zusammenarbeit mit dem Nazi-Regime taugt der ehemalige BAYER-Generaldirektor nicht als Vorbild für künftige Generationen!“. Die CBG fordert eine Umbenennung der nach Duisberg benannten Schulen (z.B. das Carl Duisberg Gymnasium in Wuppertal), Straßen (so in Bonn, Krefeld, Frankfurt, Dormagen, Marl, Dortmund, Wuppertal und Leverkusen) sowie der gemeinnützigen Carl Duisberg-Centren. In einem Brief an den Leverkusener Oberbürgermeister Reinhard Buchhorn fordert das Netzwerk zudem die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde von Leverkusen.

Schon Ende des 19. Jahrhunderts hatte Carl Duisberg rücksichtslos die Vermarktung von Heroin als angeblich harmlosem Hustenmittel betrieben. BAYER warb damals weltweit für seine „Wundermittel“ Aspirin und Heroin. Als ein Wissenschaftler das Suchtpotential von Heroin anprangerte, äußerte Duisberg - zu diesem Zeitpunkt Prokurist bei BAYER - man müsse die „Gegner mundtot schlagen“. Obwohl sich rasch die Gefahr der Abhängigkeit herausstellte, führte der Konzern den gewinnbringenden Verkauf über Jahrzehnte hinweg fort.

Historisch wichtig ist Carl Duisbergs Rolle bei der Ausbeutung von Zwangsarbeitern im 1. Weltkrieg. Im Herbst 1916 beklagte Duisberg den Mangel an Arbeitskräften und forderte mit dem Ausspruch „Öffnen Sie das große Menschenbassin Belgien„ den Einsatz von Zwangsarbeitern. Das Reichsamt des Inneren griff den Vorschlag der Industrie auf und ließ rund 60.000 Belgier deportieren, was international zu Protesten führte. Die Deportation gilt als Vorläufer des ungleich größeren Zwangsarbeiter-Programms im 2. Weltkrieg.

Zur selben Zeit entwickelte Carl Duisberg gemeinsam mit Fritz Haber Giftgase wie „Grünkreuz“ und „Senfgas“, testete diese erstmals an der Front und betrieb vehement ihren Einsatz - wissentlich gegen die Haager Landkriegsordnung verstoßend. Begeistert pries Duisberg den Chemie-Tod: „Die Gegner merken und wissen gar nicht, wenn Gelände damit bespritzt ist, in welcher Gefahr sie sich befinden und bleiben ruhig liegen, bis die Folgen eintreten.“ In Leverkusen wurde eigens eine Schule für den Gaskrieg eingerichtet.

1917 wurde Duisberg Mitglied der rechtsextremen Deutschen Vaterlandpartei. Zudem war er Vorstandsmitglied des „Unabhängigen Ausschuß für einen deutschen Frieden“, einer Gründung des antisemitischen Alldeutschen Verbands. Duisberg forderte die Annexion der besetzten Gebiete in Belgien und Nordfrankreich und etwas später auch “deutschen Lebensraum” in Polen und Russland. Duisberg hatte beste Kontakte zur Obersten Heeresleitung unter Hindenburg und Ludendorff und mischte sich offensiv in die Kriegszielplanung ein. Auch forderte er den uneingeschränkten U-Boot-Krieg und setzte sich erfolgreich für die Absetzung des (angeblich zu nachgiebigen) Kanzlers Bethmann- Hollweg ein.
Zu Kriegsende flohen Duisberg und Fritz Haber in die Schweiz, da sie sich auf den Auslieferungslisten der Alliierten befanden und eine Anklage als Kriegsverbrecher fürchteten.

Der größte Erfolg für Carl Duisberg war die 1925 erfolgte Gründung der IG FARBEN, deren Aufsichtsratsvorsitzender er wurde. Den Zusammenschluss der deutschen Chemie-Industrie zum damals größten europäischen Konzern hatte Duisberg über Jahrzehnte hinweg betrieben.

Der Weimarer Republik stand Duisburg ablehnend gegenüber. Er organisierte Spenden der Industrie an konservative und nationale Parteien, spätestens seit 1930 auch an die NSDAP. 1931 forderte Duisberg: „Fortwährend ruft das deutsche Volk nach einem Führer, der es aus seiner unerträglichen Lage befreit. Kommt nun ein Mann, der bewiesen hat, dass er keine Hemmungen hat, so muss diesem Mann unbedingt Folge geleistet werden.“ Im selben Jahr verlangte Duisberg in einer Rede vor der Industrie- und Handelskammer Düsseldorf die Schaffung eines europäischen Wirtschaftsblocks unter deutscher Dominanz.

Im Gegenzug für ihre Millionen-Spenden erhielt die IG FARBEN von den Nationalsozialisten Absatzgarantien für synthetischen Treibstoff und Kautschuk. Kein anderes Unternehmen kollaborierte in der Folge so eng mit dem Dritten Reich. Anlässlich seiner Pensionierung frohlockte Carl Duisberg denn auch: „Ich freue mich auf einen Lebensabend unter unserem Führer Adolf Hitler.“ Hitler wiederum kondolierte zum Tod Duisbergs 1935: „Die deutsche Chemie verliert in ihm einen ihrer ersten Pioniere und einen erfolgreichen Führer, die deutsche Wirtschaft einen ihrer großen Organisatoren. Sein Name wird in Deutschland in Ehren weiterleben.“

Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren abschließend: „Carl Duisberg war ein überzeugter Nationalist, eine Persönlichkeit von patriarchaler Herrschsucht und ein erbitterter Feind der Gewerkschaften. Man kann Duisberg nur als „verbrecherisches Genie“ bezeichnen, das die Moral Zeit seines Lebens dem Geschäftssinn unterordnete.“ Die CBG beschäftigt sich seit den 80er Jahren mit der Geschichte des BAYER-Konzerns und war u.a. Herausgeber des Buchs „Von Anilin bis Zwangsarbeit – Die Geschichte der IG Farben“.

alle Infos zur Kampagne

weitere Informationen:
. Neues Deutschland: Carl Duisberg: Ehrenbürger ging über Leichen
· Carl Duisberg und die Geschichte der IG Farben
· Offener Brief: Für die Umbenennung des Carl Duisberg Gymnasiums in Wuppertal!
· FAZ: Zwangsarbeit von Belgiern in Deutschland während des Ersten Weltkrieges
· Spenden der IG Farben an die Nationalsozialisten
· Carl Duisberg im 1. Weltkrieg
· „Wo sie Führer finden“ - Carl Duisberg, die Uni Bonn und die deutschen Traditionen

[H. Mathews Preis] Henry Mathews Preis

CBG Redaktion

22. September 2011
Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre

Kritische Aktionäre verleihen Henry Mathews Preis an Axel Köhler-Schnura und die Coordination gegen BAYER-Gefahren

Konzernkritisches Kabarett, Diskussion und Rückblick mit Zeitzeugen / Laudatio und Vita des Preisträgers

Köln - Der Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre verleiht den Henry Mathews Preis 2011 an Axel Köhler-Schnura und die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). Köhler-Schnura ist Gründungsmitglied des Dachverbands und Vorstandsmitglied der Coordination. Die CBG und ihr Netzwerk überwachen die Aktivitäten des Bayer-Konzerns weltweit. Köhler-Schnura wird den Preis bei der Jahrestagung des Dachverbands am 24. September in Köln entgegennehmen.

„Eine beeindruckende Anzahl von Aktionen hat die konzernkritische Arbeit der Coordination gegen BAYER-Gefahren begleitet“, sagt Dorothea Kerschgens, Vorstandsmitglied des Dachverbands. „Wenn Bayer jetzt Pestizide der von der WHO gelisteten höchsten Gefahrenklasse vom Markt nehmen will, ist das auch ein Verdienst der jahrzehntelangen CBG-Kampagne.“

Axel Köhler-Schnura freut sich über den Preis, der den Namen seines 2006 verstorbenen Weggefährten und Freundes trägt. „Ich nehme die Ehrung im Namen aller an, die sich für Gerechtigkeit, Frieden und Umweltschutz einsetzen und gegen den Profit und die Herrschaft des Geldes zur Wehr setzen.„

„Unsere Jahrestagung zum 25-jährigen Bestehen des Dachverbands bietet ein besonderes Programm“, sagt Geschäftsführer Markus Dufner. „Gründungsmitglieder erinnern sich an ihre ersten Auftritte bei Hauptversammlungen, Heinrich Pachl nimmt in seinem konzernkritischen Kabarett die DAX-Konzerne auf die Schippe und Hermann-Josef Tenhagen von Finanztest diskutiert mit Experten über Nachhaltigkeit, Greenwashing und aktives Aktionariat.“

„Es gibt es noch viele Unternehmen, die sich der Methode des Greenwashing bedienen und damit Investoren, Aktionäre und die Öffentlichkeit täuschen“, erklärt Dufner. „Atomkraft als ´Partner der erneuerbaren Energien´ darzustellen und Elektroautos mit Atomstrom aus ´grünen´ Zapfsäulen zu betanken – das geht gar nicht.“ Bei der Jahrestagung stellt der Dachverband erstmals Greenwashing-Studien zu mehreren DAX-Konzernen vor.

Glückwunsch zur Preisverleihung an die Coordination:

Lieber Axel, liebe Freund/innen der Coordination gegen BAYER-Gefahren, herzliche Gratulation zum Henry Mathews Preis 2011!!! Du, Axel, bist ein unermüdlicher “Kämpfer" für uns Kritische Aktionär/innen und ihr bei der CBG seid ebenso würdige und verdiente Preisträger/innen, denn mit eurer Arbeit legt ihr den Finger in die Wunden des Bayer-Konzerns und deckt dessen Machenschaften schonungslos auf und das alles unermüdlich seit langen Jahren.
Herzlichst Jürgen Grässlin

Jürgen Grässlin, Sprecher der Kritischen AktionärInnen Daimler, »Deutschlands wohl prominentester Rüstungsgegner« (Der Spiegel) und Träger des Aachener Friedenspreises 2011

Phosgen

CBG Redaktion

21. September 2011

Tödliche Risiken von Phosgen

Das US-Chemical Safety Board untersucht z.Zt. einen tödlichen Phosgenunfall bei DuPont (Phosgen war ein Kampfgas im 1. Weltkrieg; heute wird es in großen Mengen in der Chemie-Industrie eingesetzt). Dabei kamen interne Unterlagen zu Tage, wonach DuPont eine Schutzhülle für phosgenführende Anlagen ablehnte, um ja keinen Präzedenzfall zu schaffen.

In der Risikobewertung von DuPont aus dem Jahr 1988 heißt es wörtlich: “Spending $2 million for an enclosure saves 14.4 lives per 10,000 years. This sets a value of life plus public outrage at $143.000. It may be that in the present circumstances the business can afford $2 million for an enclosure; however, in the long run can we afford to take such action which has such a small impact on safety and yet sets a precedent for all highly toxic material activities.”

Auch die Firma BAYER weigerte sich über Jahrzehnte hinweg, Phosgen-Anlagen mit einem solchen containment zu versehen. Erst jetzt erklärte sich der Konzern bereit, künftige Anlagen in Dormagen und Brunsbüttel zur Polyurethan-Produktion mit einer solchen Schutzhülle auszustatten.

Der vollständige Bericht des CSB (siehe S. 75 und S. 130ff): http://www.csb.gov/assets/document/Staff_Draft_for_Public_Comment_FINAL_Corrected_REDUCED_FILE_SIZE.pdf

[Friedel Geisler] Nachruf

CBG Redaktion

Coordination gegen BAYER-Gefahren trauert um Friedel Geisler

Vorstandsmitglied der CBG / Pastorentitel wegen BAYER-kritischem Engagement aberkannt

20. September -- Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) trauert um ihr langjähriges Vorstandsmitglied Friedel Geisler, die am vergangenen Freitag im Alter von 81 Jahren gestorben ist.

Geboren wurde Friedel Geisler in Berlin als zweites von 17 Kindern. Mit 21 Jahren heiratete sie einen evangelischen Pfarrer und wurde Mutter von drei Kindern. Mit 40 holte sie ihr Abitur nach und studierte Theologie. Mit 43 Jahren wurde sie plötzlich Witwe und musste ihre Familie ernähren. Kurz nach dem Tod ihres Mannes erhielt sie beim Solinger Kirchenkreis eine Stelle als Pastorin.

Friedel Geisler hat sich um den Aufbau des internationalen Netzwerks der Coordination gegen BAYER-Gefahren sehr verdient gemacht. Im Rahmen des spektakulären Prozesses, mit dem BAYER Ende der 80er Jahre vergeblich versuchte, die CBG auszuschalten, war sie vom Konzern persönlich beklagt worden.

International bekannt wurde auch, dass ihr 1988 wegen ihres BAYER-kritischen Engagements der Pastorentitel entzogen wurde - ein in der Evangelischen Landeskirche bis heute einmaliger Fall. Der Skandal führte zu langjährigen Diskussionen und Protesten innerhalb der Landeskirche, stand auf zwei Evangelischen Kirchentagen im Zentrum der Debatte und zog viele Kirchenaustritte nach sich.

Der SPIEGEL schrieb damals: Die evangelische Pastorin Friedel Geisler redet dem BAYER-Vorstand seit 1985 auf den Hauptversammlungen ins Gewissen. Mit Salomos Sprüchen („Besser wenig mit Gerechtigkeit, denn viel Einkommen mit Unrecht“) geißelt sie überhöhte Medikamenten-Preise des Konzerns in der Dritten Welt. „Teile der evangelischen Kirche“, klagte Bayer-Chef Strenger darauf letztes Jahr, würden sich „an der Diffamierung unseres Unternehmens beteiligen“. Wie bestellt kam dazu aus der Aktionärsversammlung die Frage nach den Kirchensteuern, die BAYER-Mitarbeiter zahlen. Antwort: Allein 24 Millionen an die evangelische Kirche. „Innerkirchlichen Schaden“, entdeckte da Friedel Geislers Superintendent Ernst Günther, habe die Pastorin mit ihren Auftritten bei BAYER angerichtet.

Friedel Geisler war bis zuletzt bei der CBG aktiv, unter anderem in der Kirchentags-Gruppe. Auch war sie langjähriges Mitglied der Solidarischen Kirche im Rheinland (Soki). Privat arbeitete sie als Psychotherapeutin. In ihrer Heimatstadt Solingen beteiligte sie sich an vielen Projekten: Sie gründete die Funzel, Vorläufer der Jugend- und Drogenberatung, war Vorstandsmitglied von Frauen helfen Frauen und hob das Internationale Frauenzentrum mit aus der Taufe. Zudem unterstützte sie zahlreiche Projekte in Nicaragua.

Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Mit Friedel Geisler verlieren wir nicht nur eine treue Mitstreiterin und verdienstvolle Aktivistin, sondern auch eine Streiterin gegen Konzernmacht, Ausbeutung und Unterdrückung. Friedel war bis zuletzt sehr an der weiteren Stärkung der CBG gelegen. In der derzeitigen Krise der CBG hat sie alles getan, um den Fortbestand des Netzwerks zu sichern.“

Chronik: Friedel Geisler, BAYER und das Landeskirchenamt

von Peter Bürger in „Transparent - Zeitschrift für die kritische Masse in der Rheinischen Kirche“

22.06.1975: Arbeitsvertrag der Superintendentur für die Theologin und Religionspädagogin als Leiterin der Jugend- und Drogenberatung Anonym e.V. in Solingen
02.11.1976: Befähigung zum Dienst als Gemeindemissionarin
16.03.1977: Neue, erweiterte Dienstanweisung als Basis für die Ordination: „a) Christliche Verkündigung, Seelsorge, Beratung…“
01.05.1977: Ordination zur Gemeindemissionarin
06.1985: Erster Auftritt auf der Bayer-Hauptversammlung
25.11.1985: - Juni 1986 Verträge zum Gehalt werden nach zehn Jahren zu Ungunsten der Arbeitnehmerin gekündigt.
18.07.1986: Zweiter Auftritt auf der Bayer-Hauptversammlung; anschließend schaltet sich das Landeskirchenamt (LKA) ein, weil Beschwerden eingegangen seien mit Bitte um Unterlassung solcher Auftritte.
24.06.1987: Dritter Auftritt auf der Bayer-Hauptversammlung. Die Medien berichten. Nun wird offiziell die Rede im LKA untersucht.
11.12.1987: Friedel Geisler wird ins LKA zitiert zum Gespräch über das BAYER-Engagement und den Titel „Pastorin“
28.04.1088: Der Solinger Superintendent entzieht F.G. die Erlaubnis, die Dienstbezeichnung ´Pastor´ zu führen – auf Anweisung des LKA.

Die Trauerfeier findet am Freitag, dem 23. September 2011, um 10 Uhr in der Stadtkirche Solingen, Fronhof, statt. Anschließend besteht die Möglichkeit zu einem gemeinsamen Kaffeetrinken im Gemeindesaal. Die Urne wird im engsten Familienkreis beigesetzt.

Auf Wunsch von Friedel bitten wir an Stelle von Blumen und Kränzen um eine Spende für „Kunst im sozialen Brennpunkt“ und die „Humanitao Stiftung“ auf das Konto Friedemann Geisler bei der Stadt-Sparkasse Solingen, Konto Nr. 480 210, BLZ 342 500 00, mit dem Stichwort: Friedel.

[Pestizide] Klasse I Pestizide

CBG Redaktion

Presse Informationen vom 16. September 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

BAYER nimmt tödliche Pestizide vom Markt

Erfolg für Umweltverbände / Kampagnen seit den 80er Jahren / „Zwölf Jahre später als versprochen!“

Der BAYER-Konzern hat gestern angekündigt, die Pestizide der höchsten Gefahrenklasse vom Markt zu nehmen (s.u.). Bis Ende 2012 soll der Verkauf aller Wirkstoffe der WHO-Klasse 1 auslaufen.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Ein großer Erfolg für Umweltverbände und Landarbeiter-Organisationen in aller Welt, die seit Jahrzehnten gegen den Einsatz tödlicher Pestizide kämpfen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass die BAYER AG ihr Versprechen, die Wirkstoffe der obersten Gefahrenklasse bis zum Jahr 2000 vom Markt zu nehmen, gebrochen hat. Viele Menschenleben hätten in der Zwischenzeit gerettet werden können! Beschämend ist zudem, dass sich der Konzern erst entschloss, diese chemischen Zeitbomben auszumustern, als sie nicht mehr genügend Profit abwarfen.“

Die CBG hatte einen Offenen Brief an den BAYER-Vorstand geschrieben, der von 200 Organisationen aus 40 Ländern unterstützt wurde. Mehrfach forderten Aktivisten in der Hauptversammlung des Konzerns einen Verkaufs-Stopp für alle Klasse 1-Pestizide.

Mit einem Weltmarktanteil von rund 20 % ist die Firma BAYER CROPSCIENCE der zweitgrößte Pestizidhersteller der Welt. In seinem Geschäftsbericht von 1995 hatte der Konzern angekündigt: „Mit einem Drei-Punkte-Programm haben wir uns hinsichtlich Forschung, Entwicklung und Vertrieb der Pflanzenschutz-Produkte klare Ziele für die kommenden fünf Jahre gesetzt. So werden wir die eingesetzte Produktmenge je Anwendung noch weiter reduzieren und Produkte der WHO - Toxizitätsklasse 1 schrittweise durch Präparate mit geringerer Giftigkeit ersetzen.“ Dennoch blieben auch nach dem Jahr 2000 Klasse 1-Wirkstoffe wie Thiodicarb, Disulfoton, Triazophos, Fenamiphos und Methamidophos im Portfolio von BAYER.

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der jährlichen Pestizidvergiftungen auf 3 bis 25 Millionen. Mindestens 40.000 Fälle pro Jahr verlaufen tödlich, bei einer hohen Dunkelziffer. Rund 99% aller Pestizid-Vergiftungen treten in den Ländern des Südens auf. Die Wirkstoffe der obersten Gefahrenklasse sind für einen Großteil der Gesundheitsschäden verantwortlich.

Die CBG fordert zudem einen weltweiten Verkaufs-Stopp des Herbizids Glufosinat („Liberty“). Der Wirkstoff ist als reproduktionstoxisch klassifiziert und verursacht Missbildungen bei Föten. Glufosinat gehört zur Gruppe von 22 Pestiziden, die nach der neuen EU-Pestizidgesetzgebung vom Markt verschwinden sollen. Erst vor wenigen Wochen verzichtete der Konzern auf den Verkauf von Liberty in Deutschland. Dennoch weihte BAYER vor zwei Jahren in Hürth bei Köln eine neue Produktionsanlage ein, um den Export in Länder außerhalb der EU zu forcieren – nach Ansicht der CBG ein „klassischer Fall doppelter Standards“.

weitere Informationen:
· Herbizid Glufosinat sofort vom Markt nehmen!
· Aktionen gegen Bayer-Pestizid Endosulfan erfolgreich
· 154 Organisationen fordern von Bayer: Stopp hochgiftiger Pestizide!
· Indien: Gefährliche Pestizide sofort vom Markt nehmen!
· Bienensterben durch BAYER-Pestizide

Presse-Information des Pestizid Aktions-Netzwerks (PAN)
19. September 2011

BAYER Pestizidpolitik: ein großer gefährlicher Rest bleibt

Bayer CropScience hat angekündigt, die Vermarktung von Pestiziden der WHO-Klasse 1 zu beenden. PAN Germany begrüßt diesen Schritt und weist darauf hin, dass damit nur ein kleiner Anteil der gefährlichen Bayer-Pestizide beseitigt werden soll.

In einer Presse-Information des Konzerns Bayer CropScience vom 15.9.2011 heißt es, dass Bayer CropScience alle verbliebenen Insektizide der WHO-Klasse 1 bis Ende 2012 auslaufen lassen will. PAN Germany ist erleichtert, dass dies endlich geschieht, nachdem Bayer vor über anderthalb Dekaden im Geschäftsbericht 1995 schrieb: „So werden wir (…) Produkte der WHO-Toxizitätsklasse 1 schrittweise durch Präparate mit geringerer Giftigkeit ersetzen.“ PAN und PAN-Mitgliedsgruppen hatten immer wieder die Umsetzung dieser Ankündigung eingefordert, damit Vergiftungen durch diese Pestizide endlich verhindert werden.

Carina Weber, Geschäftsführerin von PAN Germany: „Dieser Schritt von Bayer ist überfällig und nicht ausreichend. Auch weiterhin können Menschen und Ökosysteme durch hochgefährliche Bayer-Pestizide geschädigt werden, weil Bayer nur Insektizide der WHO Klasse 1 vom Markt nehmen will.“

Recherchen von PAN Germany zufolge, die in der Zeit vom 10.6.2011 bis zum 8.7.2011 durchgeführt wurden, bietet Bayer CropScience nicht nur Insektizid-Wirkstoffe der WHO-Klasse 1 an, sondern auch andere gefährliche Pestizide wie z.B. Herbizide und Fungizide. Zudem haben Pestizide mehr negative Eigenschaften als nur die akute Giftigkeit, wie sie in der WHO-Klasse 1 überwiegend erfasst wird. Langzeitwirkungen von Pestiziden werden in der WHO-Klasse 1 bisher nur in Einzelfällen berücksichtigt.

Laut PAN-Recherche hat Bayer CropScience auf seinen Websites in dem genannten Recherche-Zeitraum über 64 hochgefährliche Pestizid-Wirkstoffe zum Kauf angeboten - nur bei 9 dieser Wirkstoffe handelt es sich um Insektizide der WHO-Klasse 1. Weitere 14 Bayer-Insektizide sind jedoch aufgrund ihrer möglichen Langzeitwirkungen wie Krebs oder Geburtsschäden hochgefährlich.

Carina Weber: „Angesichts der geringen Anzahl hochgefährlicher Pestizide, die Bayer vom Markt nehmen will, muss Bayer noch erheblich nacharbeiten, um das Portfolio vollständig von hochgefährlichen Pestiziden zu bereinigen. Dies ist aber erforderlich, um die große Anzahl an Pestizid-Vergiftungen endlich zu reduzieren“.

15. September 2011, Handelsblatt

Pflanzenschutz: Ende für hochtoxische Insektizide bei Bayer

Bayer trennt sich von allen hochgiftigen Insektiziden. Grund für die Trennung soll der verschwindend geringe Umsatzanteil der Sparte sein. Stattdessen soll das Pflanzenschutzgeschäft mit Innovationen verjüngt werden.

Das Chemie- und Pharmaunternehmen Bayer nimmt alle hochgiftigen Insektizide aus dem Programm seiner Pflanzenschutzsparte. Bis Ende 2012 werde der Teilkonzern BayerCropScience diese Produkte vollständig auslisten, kündigte die Vorstandsvorsitzende, Sandra Peterson, am Donnerstag in Monheim an. Die Insektizide, zu der früher auch das inzwischen verbotene Produkt E605 gehörte, werden von der Weltgesundheitsorganisation WHO als besonders schädlich gewertet. Bayer-Produkte mit dieser Einstufung sollen Peterson zufolge durch moderne, zielgerichtete und umweltfreundliche Substanzen ersetzt werden.
Die hochtoxischen Insektenvertilgungsmittel, die vor allem noch in Ländern der Dritten Welt angewendet werden, haben nach Angaben eines Bayer-Sprechers derzeit nur noch einen verschwindend geringen Umsatzanteil. Kritiker vor allem aus Nicht-Regierungsorganisationen hatten immer wieder einen Verkaufsstopp gefordert.
Peterson kündigte darüber hinaus an, das Pflanzenschutz-Geschäft zu verjüngen, Innovation zu verstärken und die Saatgutgeschäfte auszubauen. Die amerikanische Managerin steht seit einem Jahr an der Spitze von Bayer CropScience. Mit einem Umsatz von 6,8 Milliarden Euro (2010) zählt das Unternehmen neben der schweizerischen Syngenta weltweit zu den führenden Herstellern im Pflanzenschutz, Schädlingsbekämpfung und Saatgut. Das Unternehmen beschäftigt im In- und Ausland 20.700 Menschen.

Clomazone

CBG Redaktion

Clomazone ist u.a. in den BAYER-Produkten Rodino, Brasan und Centium 36 enthalten. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren schließt sich der Forderung nach einem Verbot an.

Presse-Information, PAN Germany, 13. September 2011

Pestizidindustrie kippt das Ruhen der Zulassung des Unkrautvernichtungsmittels Clomazone

PAN fordert ein endgültiges Verbot

Nachdem sich Anwohner von landwirtschaftlichen Flächen in Mecklenburg-Vorpommern wegen gesundheitlicher Probleme nach der Anwendung von Pestiziden mit dem Wirkstoff Clomazone beschwert hatten, entschied das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) das Ruhen aller Pestizid-Produkte mit dem Wirkstoff Clomazone. Die Zulassungsinhaber der Pestizide legten jedoch Widerspruch ein und machten damit die Entscheidung des BVL unwirksam, denn der Widerspruch hat aufschiebende Wirkung. Damit dürfen die Mittel – trotz der Gesundheitsprobleme der Anrainer der mit Clomazone behandelten Felder - jetzt doch weiter verkauft und angewendet werden.

Pestizide mit dem Wirkstoff Clomazone sind gefährlich. Das ist nicht neu. Schon vor einer Dekade, im September 2001, gab es in Mecklenburg-Vorpommern Gesundheitsbeschwerden und Ernteausfälle durch Pestizide mit dem Wirkstoff Clomazone (damals durch das Handelspräparat Brasan). Die Behörden versuchen seither erfolglos die von Clomazone ausgehenden Gefahren durch Auflagen in den Griff zu bekommen. Ein Verbot erfolgte trotz wiederholter Probleme nicht.

Das Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) begrüßte die kürzliche behördliche Entscheidung, die Zulassung für Clomazone ruhen zu lassen, bemängelt aber die Durchsetzungskraft der Behörde. Carina Weber, Geschäftsführerin von PAN Germany: „Das BVL ist offensichtlich nicht in der Lage, die Entscheidung, dem Schutz von Mensch und Umwelt Vorrang einzuräumen, durchzusetzen. Die Pestizidindustrie hat es geschafft, die Behördenentscheidung zu kippen.“ Clomazone darf trotz der Gesundheitsbeschwerden weiter vermarktet werden.

Carina Weber: „Die deutsche Regierung muss endlich gesetzgeberisch den Zulassungsbehörden den Rücken stärken, damit die Behörden sich gegen die ökonomischen Interessen multinationaler Konzerne durchsetzen können.“

Zu den Vertreibern Clomazone-haltiger Pestizide gehören die Weltmarktführer der Pestizidindustrie Bayer und Syngenta, ebenso wie BASF, die sich finanziell gut ausgestattet, schnell und massiv gegen Entscheidungen von Behörden wehren können. „Dem muss“, so Weber, „endlich ein Riegel vorgeschoben werden, wenn es um gesundheitliche Fragen geht.“

Weitere Informationen: Carina Weber, Tel. 040-3991910-23, E-Mail: carina.weber@pan-germany.org

Nachricht der Landwirtschaftskammer Niedersachsen vom 6. September:

Hinweis: Ruhen der Zulassung Clomazone-haltiger Pflanzenschutzmittel
Das BVL hat am 02.09.2011 mit sofortiger Wirkung das Ruhen der Zulassung für alle Pflanzenschutzmittel mit dem Wirkstoff Clomazone angeordnet. Dies bedeutet, Pflanzenschutzmittel, die diesen Wirkstoff enthalten, dürfen ab sofort weder vertrieben noch angewendet werden. Mittlerweile haben jedoch einige Zulassungsinhaber Widerspruch gegen diese Ruhensanordnung eingelegt, so dass eine Anzahl von Clomazone-haltigen Präparaten befristet handelbar oder anwendbar sind.
Informationen darüber, welche Clomazone-haltigen Präparate dies aktuell sind, erhalten Sie über den Pflanzenschutzdienst ihrer zuständigen Bezirksstelle.
Auf Rapsflächen, auf denen eine Resistenz von Ackerfuchsschwanz oder Windhalm gegen FOP’s wie Agil S, Panarex oder Fusilade Max vorliegt, sollte bei frühen Gräsermaßnahmen DIM’s wie Focus Ultra oder Select 240 EC eingesetzt werden. Alternativ kann im Spätherbst gegen Ausfallgetreide, Trespe und Ungräser als Resistenzbaustein Kerb Flo/Groove zur Anwendung gelangen. Ist eine Gräsermaßnahme z. B. in sehr früh gedrillten Rapsbeständen notwendig, die bereits vier Laubblätter entwickelt haben, kann die Gräsermaßnahme mit einer Wachstumsreglerbehandlung kombiniert werden. Diese sehr wüchsigen Bestände sollten dann z. B. mit einem Carax behandelt werden, ggf. wird eine zweite Maßnahme zum späteren Zeitpunkt erforderlich.

Das Unkrautbekämpfungsmittel Clomazone gehört nach Ansicht der Umweltorganisation BUND verboten.

08. September 2011 - Ein Sprecher des Landesverbandes Mecklenburg-Vorpommern äußerte sich am Mittwoch in Schwerin froh darüber, dass das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit die Zulassung des Mittels ausgesetzt habe. Das Bundesamt teilte allerdings mit, gegen die Entscheidung hätten die Zulassungsinhaber Widerspruch eingelegt. Dieser habe aufschiebende Wirkung. Die Mittel dürften daher bis auf weiteres wieder vertrieben und angewendet werden.

Vor einer Woche war bekanntgeworden, dass das Pflanzenschutzmittel für Raps bei Einwohnern in Vorpommern, unter anderem in Klein Jasedow, zu Atembeschwerden führte. Nach Angaben des BUND sind die Beeinträchtigungen im Landkreis Vorpommern-Greifswald keine Einzelfälle.

[SWB Förderkreis] STICHWORT BAYER Förderkreis

CBG Redaktion

Stichwort BAYER – Förderkreis

IBAN: DE07430609678016533003
BIC: GENODEM1GLS
Bank: GLS-Bank
Empfänger: SWB Förderkreis

Förderer werden! eMail genügt: Info(at)Stichwort-Bayer.de

Seit Anfang 2011 kämpft die Coordination gegen BAYER-Gefahren um ihre Existenzsicherung. Damit ist auch „Stichwort BAYER“ in ernster Gefahr. Denn sollte es nicht gelingen, die Finanzen der CBG langfristig zu sichern, dann wären die hohen Kosten für Recherche, Redaktion, Layout, Druck und Versand nicht mehr aufzubringen. Auch bei noch so sparsamer Arbeit.

Eine Deckung der Kosten über die Abo-Gebühren (derzeit 30 Euro jährlich) ist nicht möglich. Das Abo würde unerschwinglich.

Der SWB-Förderkreis ist ein Freundeskreis innerhalb der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V., der es sich zur Aufgabe gesetzt hat, STICHWORT BAYER finanziell zu unterstützen und damit den Fortbestand des Magazins zu sichern.

Wir meinen: Eine Stimme wie „Stichwort BAYER“ ist unverzichtbar. Eine Stimme, die mutig Konzernvergehen enthüllt und unerschrocken Missbrauch von Konzernmacht anprangert. Eine Stimme, die die Verantwortung der Konzerne für Umweltzerstörung, Sozialabbau und Krieg transparent macht.

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[Klage Uni Köln] Forschungsfreiheit in Gefahr

CBG Redaktion

Die taz berichtet heute über unsere Klage gegen die Uni Köln. Alle Infos zur Kampagne

Die tageszeitung, 7. September 2011

„Neue Form von Korruption“

Auftragsforschung an Unis wird mit subtilen Mitteln vom Geldgeber beeinflusst, stellt der Politologe Thomas Kliche fest. Er fordert mehr Kontrolle.

taz: Herr Kliche, Sie haben den Einfluss der Industrie auf die Pharmaforschung untersucht. In Köln hält die Universität einen Kooperationsvertrag mit dem Bayer-Konzern unter Verschluss. Wie finden Sie das?
Thomas Kliche: Ich ärgere mich. Die Forschung wird zunehmend fremdgesteuert. Es gibt Metaanalysen, die industriefinanzierte Studien mit denen unabhängiger Forscher vergleichen, und das Ergebnis ist eindeutig: Die Forschung wird sehr wohl vom Geldgeber beeinflusst. Forscher mit Geld von Unternehmen finden häufiger die gewünschten Wirkungen und interpretieren ihre Ergebnisse netter zugunsten der Pillen.

Da würde Ihnen die Uni Köln widersprechen. Fragt man Hochschulen nach ihrer Kooperation mit der Wirtschaft, heißt es regelmäßig: Unsere Unabhängigkeit ist gewahrt.
Das ist nachweisbar Quatsch. In den letzten Jahrzehnten ist ein erheblicher Teil der wirtschaftsfinanzierten Forschungen im Papierkorb verschwunden, wenn die Industrie die Ergebnisse nicht mochte. Ein Beispiel: Psychopharmaka gegen Depressionen wirken weit schlechter, als die Veröffentlichungen belegt haben. In den USA ist die öffentliche Dokumentation aller Studien jetzt rechtlich verpflichtend, und im Zusammenhang damit kamen die verschwiegenen Studien ans Licht.

Ist die Wissenschaft also käuflich?
Ja, aber die Mechanismen sind subtil. In der Regel sagt ein Geldgeber nicht zu einem Forscher: Hier hast du Geld, dafür musst du in deiner Studie den Wert X herausbekommen. Heute läuft das über die Mechanik der Antizipation.

Das heißt?
Institute, Lehrstühle, Karrieren werden heute an Drittmitteln gemessen, also daran, wie viele Forschungsgelder sie zum Beispiel bei der Wirtschaft eingeworben haben. Je erfolgreicher sie dabei sind, desto mehr Geld bekommen sie vom Staat oben drauf: Die so genannte leistungsorientierte Mittelvergabe kann heute über die Hälfte des Budgets einer Forschungseinrichtung ausmachen. Es hängen also berufliche Existenzen daran, dass das Geld aus der Wirtschaft fließt und ein Unternehmen dem Forscher gewogen bleibt.
Das führt ganz automatisch dazu, dass Wissenschaftler im Zweifel eher eine Studie machen, die den Interessen der Kooperationspartner entsprechen, und unpässliche Befunde in der Schublade lassen. Man braucht keine Briefumschläge mit Schmiergeld, ein strategisch geschickt eingerichtetes Spielfeld reicht völlig aus. Das ist eine neue Form der Kooperation, die man als korporative Korruption bezeichnen kann.

Aber können nicht auch beide Seiten von einer Zusammenarbeit profitieren?
So argumentiert die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften in Deutschland, das Sprachrohr der Forscher in der Medizin: Die aktuelle Medizinforschung wäre ohne Beteiligung der Unternehmen nicht möglich. Dabei entsteht aber eine schiefe, schlüpfrige Ebene, auf der man leicht in die Richtung rutscht, die der Geldgeber erwartet.

Was muss geschehen, damit Wissenschaftler standhaft bleiben?
Transparenz ist ein wichtiger Schritt. Die Uni Köln und andere Hochschulen müssten ihre Verträge also offenlegen. Aber damit kann es nicht getan sein, weil solche Abkommen ja oft bewusst unverfänglich formuliert werden. Auch die Rahmenbedingungen müssen sich ändern. Da können interessanterweise Arbeitnehmervertretungen in der Forschung helfen, denn die stärken die unteren Ebenen gegen den sanften Erwartungsdruck von oben. Der Mittelbau macht den größten Teil der Forschung - aber oft als Prekariat, also erpressbar. Und, so überraschend es klingen mag: Ein Vorbild für die Hochschulen könnte auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk sein.

Inwiefern?
In den Rundfunkräten sitzen Vertreter gesellschaftlicher Gruppen, von Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und Verbänden. Letztlich haben sie dazu beigetragen, dass sich die Medien ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst bleiben. Warum nehmen sich nicht auch Institute und Fachbereiche aktive, kritische Beiräte? Warum müssen in Beiräten an Hochschulen die Unternehmen dominieren? INTERVIEW BERND KRAMER

Thomas Kliche, 53, ist Politologe und Psychologe und derzeit Vertretungsprofessor an der Hochschule Magdeburg-Stendal

[Sponsoring Teldafax] Trikotsponsor pleite:

CBG Redaktion

BAYER 04 kassiert bis zuletzt

Was seit einem Jahr durch die Wirtschafts-Presse geistert, ist nun Gewissheit: die Firma TelDaFax ist pleite. Mehr als 750.000 Kunden zahlen die Zeche. Der Fußballverein BAYER 04 LEVERKUSEN hingegen machte bis zuletzt Werbung für den Stromanbieter und erhielt hierfür Millionen-Summen. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN fordert eine Rückzahlung, da dem Verein die Schieflage des Sponsors seit langem bekannt war.

CBG, 6. September 2011 -- Nie zuvor hat ein Unternehmen so viele Gläubiger hinterlassen: bis zu achthundert Tausend. Gemessen an der Zahl der Geschädigten ist der Konkurs des Stromanbieters TelDaFax die bislang größte Firmenpleite in Deutschland. Mehrere hundert Millionen Euro Schulden wurden angehäuft.

Jahrelang hatte TelDaFax die Expansion mit Kampfpreisen, die zum Teil unter dem Einkaufspreis lagen, forciert. Zuletzt konnte die Zahlungsfähigkeit nur noch mit einer Art Schneeball-System aufrecht erhalten werden: Neu-Kunden mussten ihre Jahresbeiträge per Vorkasse zahlen und finanzierten damit den Stromkauf und den laufenden Betrieb. Als die Zahl der Kunden stagnierte, brach das System zusammen.

Bis zuletzt allerdings machte die Fußballtochter des BAYER-Konzerns Werbung für den Stromanbieter. Die Werkself spielte seit dem Sommer 2007 mit dem Logo des Stromhändlers auf der Brust und erhielt hierfür rund 8 Millionen Euro pro Jahr. Sympathieträger Rudi Völler war als „Gesicht“ der Kampagne in Anzeigen und auf der website unter dem Motto „Wechseln ist ein Klax mit TelDaFax“ präsent.

Unterlagen des Insolvenzverwalters zeigen nun, dass die BAYER 04 LEVERKUSEN FUSSBALL GMBH frühzeitig über die Schieflage ihres Sponsors Bescheid wusste. Im Juli 2009 schrieben die drei TelDaFax-Vorstände einen Brief an ihren Aufsichtsrat. Die Schulden lagen schon damals bei rund 150 Millionen Euro. Wenn nicht bald frisches Geld fließe, so die Vorstandsmitglieder, müsse das Unternehmen sofort Insolvenz anmelden. BAYER 04 war über das Schreiben offenbar informiert.

Zwei Monate später, am 17. September 2009, bat TelDaFax dann um ein Treffen mit BAYER-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung betonte Holzhäuser, dass es sich um „eine Art Kennenlern-Gespräch“ wegen eines Gesellschafterwechsels handelte. Doch die von der SZ geprüften Akten zeigen, dass es 2009 gar keinen Gesellschafterwechsel gab.

Tatsächlich bestätigen Teilnehmer der Sitzung, dass es in dem Gespräch um die mögliche Insolvenz ging. Dies erklärt auch, warum Holzhäuser nur fünf Tage später ein Fax an den damaligen Vorstandschef von TelDaFax sandte und eine Änderung des Sponsorvertrags vorschlug. Die Zahlungen sollten gestundet werden, außerdem wollte der Verein seinem Sponsor eine Sonderkündigungs-Option einräumen.

Sollte BAYER 04 LEVERKUSEN tatsächlich schon vor zwei Jahren von der bevorstehenden Pleite gewusst haben, so kann der Insolvenzverwalter die seit dahin gezahlten Werbegelder, rund 16 Millionen Euro, zurückfordern. Nach Insolvenzrecht können Zahlungen, die bis zu zehn Jahren zurückliegen, angefochten werden, wenn der Empfänger von einer finanziellen Schieflage des Zahlenden weiß.

Um den Verdacht zu entkräften, verbreitet BAYER 04 in Pressemitteilungen, TelDaFax habe sich stets korrekt verhalten. Es seien „sogar Zahlungen vor der jeweiligen Fälligkeit geleistet worden“. Dokumente, die die Süddeutschen Zeitung veröffentlichte, belegen jedoch das Gegenteil: am 15. Oktober 2009 beschwerte sich Holzhäuser in einem erneuten Fax über die Zahlungsmoral des Sponsors: „Da die erste Stundungsvereinbarung aus September 2009 von TelDaFax nicht eingehalten wurde, sehen wir keine Veranlassung, eine weitere Stundung zu gewähren.“

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert eine Rückzahlung der Werbemillionen, zumindest für die vergangenen zwei Jahre. „BAYER darf sich nicht auf Kosten hunderttausender Stromkunden, die für den Schaden aufkommen müssen, bereichern“, so Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG. Sollte auf Seiten des Fußballvereins eine bewusste Täuschung vorliegen, so fordert die Coordination strafrechtliche Ermittlungen gegen das Management von BAYER 04.

weitere Infos: taz-Artikel zu Bayer 04 (von 2000)