Drücke „Enter”, um zum Inhalt zu springen.

Beitrag veröffentlicht im Januar 2014

Bienensterben

CBG Redaktion
[gallery]

Patente

CBG Redaktion

Ärzte ohne Grenzen
Presse Information vom 23. Januar 2014

Ärzte ohne Grenzen kritisiert Bayer-Chef Dekkers

Der Vorstandsvorsitzende des deutschen Pharmakonzerns Bayer, Marijn Dekkers, wurde am Mittwoch in der englischsprachigen „Bloomberg Businessweek“ in Bezug auf das Krebsmittel Nexavar zitiert. Die Stellungnahme, die er auf einer Diskussionsveranstaltung im Dezember äußerte, lautet: „Wir haben dieses Medikament nicht für den indischen Markt entwickelt, um ehrlich zu sein. Wir haben es für Patienten im Westen entwickelt, die es sich leisten können.“ („We did not develop this product for the Indian market - let´s be honest. We developed this product for western patients who can afford it.“)

Dazu sagt Philipp Frisch, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland: „Die Aussage von Marijn Dekkers bietet einen aufschlussreichen und erschreckenden Blick in das Innenleben der Pharmaindustrie und steht beispielhaft für deren Geschäftsinteressen. Nicht die medizinische Notwendigkeit ist entscheidend, sondern der Gewinn. Dekkers räumt mit dieser Äußerung ein, dass es dem deutschen Pharmariesen Bayer nicht darum geht, dass viele Menschen von einem Medikament profitieren. Vielmehr wird die Forschungs- und Verkaufspolitik wissentlich und absichtlich so gestaltet, dass die höchsten Preise erzielt werden können - unabhängig davon, wie vielen Menschen dadurch der Zugang zu Medikamenten verwehrt bleibt.

In einem überlebenswichtigen Bereich wie der Gesundheitsforschung brauchen wir endlich eine andere Prioritätensetzung. Zahlreiche Krankheiten werden vernachlässigt, weil sie keine Gewinne versprechen. Wo Medikamente existieren, sind diese oft unerschwinglich für den Großteil der Weltbevölkerung. Deshalb müssen im Patentrecht Ausnahmen gelten, die den Zugang ärmerer Patienten zu Medikamenten sicherstellen. Und die öffentliche Hand muss mehr in die Erforschung dieser Krankheiten investieren.“

Marijn Dekkers bezieht sich in seiner Äußerung auf das Medikament Nexavar. Das indische Patentamt hatte dem Generikahersteller Natco im März 2012 eine Zwangslizenz zur Produktion des in Nexavar enthaltenen Wirkstoffes Sorafenib Tosylate für die nächsten acht Jahre zugesprochen, weil Bayer es versäumt hatte, sein Medikament in ausreichender Menge und zu einem erschwinglichen Preis in Indien anzubieten. Der Preis für das Medikament sank dadurch in Indien um 97 Prozent. Natco zahlt dafür eine Lizenzgebühr in Höhe von sechs Prozent der Verkaufserlöse. Damit wurde in Indien zum ersten Mal eine Zwangslizenz für ein patentiertes Medikament erlassen. Dekkers bezeichnete die Entscheidung des Patentamts als „Diebstahl“ („essentially theft“).

Video der Veranstaltung (Timecode 18:55): https://www.ft-live.com/ft-events/ft-global-pharmaceuticals-biotechnology-conference-2013/sessions/buffering-the-pharma-brand-restoring-reputation-rebuilding-trust-panel

alle Infos zur Patentkampagne

Treibhausgase

CBG Redaktion

Presse Information vom 23. Januar 2013

Reform EEG: „Subvention von Klimakillern stoppen!“

CO2-Ausstoß von BAYER stagniert auf hohem Niveau

Die Chemie-Konzerne BASF und BAYER kritisierten gestern die von der Regierung geplante Abschaffung der Steuervergünstigungen für selbst produzierten Strom. Dieser war bislang von der Ökostrom-Umlage ausgenommen. Die Pläne sehen vor, dass die Industrie für neue Anlagen künftig 90 Prozent der Umlage zahlen muss.

Hierzu erklärt Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Die Abschaffung dieses Steuer-Privilegs ist absolut richtig. Dem Klima ist es egal, ob die emittierten Treibhausgase aus eigener Produktion oder von Zulieferern stammen. Im nächsten Schritt muss die weitgehende Befreiung großer Energieverbraucher von der Ökosteuer beseitigt werden. Klimakiller dürfen nicht weiter subventioniert werden!“.

Die Bilanz der letzten Jahre zeigt, dass die bislang geltende Befreiung von der EEG-Umlage eine Verringerung des Treibhausgas-Ausstoßes behindert. So liegen die CO2-Emissionen von BAYER seit Jahren auf einem konstant hohem Niveau (2010: 8,5 Mio Tonnen; 2011: 8,2 Mio to; 2012: 8,4 Mio to). Ein Drittel seines Energiebedarfs für die Strom- und Dampferzeugung deckt der Konzern dabei mit Kohle ab. Die erneuerbaren Energien hingegen kommen nur auf einen Anteil von 0,7 Prozent.

BAYER betreibt an mehreren Standorten Kohlekraftwerke. Die hierfür benötigte Kohle wird u.a. aus Russland, China, Kolumbien und den USA importiert, wo es durch den Abbau zu verheerenden Umweltschäden kommt. Auch bezieht der Konzern große Mengen Strom aus Braunkohle-Kraftwerken.

Die BAYER-Tochterfirma CURRENTA ist Mitglied im Lobbyverband Verein der Kohlen Importeure, der sich für den Bau neuer Kohlekraftwerke stark macht. Im Widerspruch hierzu steht die Teilnahme von BAYER an einer Reihe von Klima-Bündnissen („Caring for Climate“, „Global Roundtable on Climate Change“, „Combat Climate Change“, etc). Gemein ist diesen Initiativen, dass sie auf freiwillige Maßnahmen setzen, um verbindliche Regelungen zur Verringerung von Treibhausgas-Emissionen zu verhindern.

In den USA leisten BASF und BAYER gar Spenden an Abgeordnete, die sich gegen Gesetze zum Klimaschutz stellen. Selbst „Klima-Skeptiker“ wie das Heartland Institute werden von BAYER unterstützt. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte von BAYER in einem Gegenantrag zur letztjährigen Hauptversammlung ein Programm zur Reduktion der CO2-Emissionen um 80% bis zum Jahr 2050 gefordert.

weitere Informationen: http://www.cbgnetwork.org/5115.html und
http://www.cbgnetwork.org/1485.html

Nachtrag vom 18. März:

Augenscheinlich haben sich die Lobbyisten von BAYER durchgesetzt. In der Rheinischen Post heißt es heute: „Viele müssen mehr zahlen. Doch die Aluminium-Branche und die Eigenstrom-Anlagen der Chemie bleiben abgabenfrei“ und weiter: „Aufatmen können auch viele Chemie-Unternehmen wie Bayer und Evonik, die eigene Kraftwerke haben. Bisher mussten sie auf den hier erzeugten Strom keine Ökostrom-Umlage zahlen. Das wollte die EU ändern, was eine jährliche Mehrbelastung für die Wirtschaft hunderte Millionen Extrakosten bedeutet hätte. Die Bundesregierung setzte sich nun aber in Brüssel mit ihren Forderungen weitgehend durch: Bestehende Anlagen zur Produktion von Eigenstrom sollen von der Ökostrom-Abgabe weitgehend verschont bleiben.“

Xarelto

CBG Redaktion

21. Januar 2014

Gerinnungshemmer Xarelto, Pradaxa und Eliquis

arznei-telegramm: Neue Präparate bei Vorhofflimmern nur zweite Wahl

Das industrie-unabhängige arzneitelegramm empfiehlt in einer heute veröffentlichten Bewertung neuerer Gerinnungshemmer für die Behandlung von Vorhofflimmern ältere Präparate wie Marcumar oder Warfarin. Nur wenn diese nachweislich nicht wirken, sollte auf ein neueres Medikament wie Apixaban (Eliquis) ausgewichen werden. Bislang gäbe es keine Studien, die einen generellen Vorteil der neuen Präparate gegenüber gut eingestellten Marcumar-Patienten belegten.

Von einer Verwendung des Präparats Xarelto (Wirkstoff: Rivaroxaban) rät die Zeitschrift ab. Xarelto reduziere weder Schlaganfälle plus systemische Embolien noch die Rate relevanter Blutungen. Dass das Medikament unter den neuen Mitteln die höchsten Verschreibungszahlen aufweise, sei nur durch forciertes Marketing durch den BAYER-Konzern erklärbar.

Weiter schreibt das arznei-telegramm: „Behauptungen, die die neuen oralen Antikoagulanzien zum neuen Standard bei nichtvalvulärem Vorhofflimmern erheben wollen, sind abwegig und stellen gezielte Kampagnen zur Verunsicherung der Ärzte dar. Sie sind auch weit entfernt von der gängigen und bewährten Praxis: Nach den neuesten Zahlen werden in Deutschland Cumarine (Marcumar, Warfarin) etwa zehnfach häufiger verordnet als Dabigatran und Rivaroxaban zusammen.“ Die Zeitschrift reagiert damit auf Nachfragen niedergelassener Ärzte, die von Patienten gedrängt werden, neuere orale Antikoagulanzien zu verschreiben.

Nachteil aller neuen oralen Gerinnungshemmer sind die fehlenden Langzeiterfahrungen und dass anders als für Cumarine im Fall lebensbedrohlicher Blutungen weiterhin kein spezifisches Gegenmittel verfügbar ist.

weitere Informationen auf unserer Kampagnenseite

[PCB] Polychlorierte Biphenyle

CBG Redaktion

Presse Info vom 21. Januar 2014
Coordination gegen BAYER-Gefahren

PCB-Kontamination von öffentlichen Gebäuden

„Bundesregierung verweigert Antworten“

Die Bundesregierung hat in dieser Woche die Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei zu Gesundheitsschäden durch Polychlorierte Biphenyle (PCB) veröffentlicht. Zentrale Fragen zur PCB-Kontamination öffentlicher Gebäude blieben dabei unbeantwortet. Auch die Verantwortung der Hersteller – in erster Linie der Firmen MONSANTO und BAYER – wurde in der vom Bundesumweltministerium verfassten Stellungnahme ausgeklammert.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) verurteilt die Kumpanei der Regierung mit den Verursachern des PCB-Desasters. Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „Die Bundesregierung behauptet allen Ernstes, dass aus den letzten zehn Jahren keine Gesundheitsschäden durch PCB bekannt wären. Hier würde ein Blick in die Zeitung genügen: allein in Dortmund wurden Hunderte Arbeiter der Firma Envio mit PCB vergiftet.“ Dass die Regierung zudem keinerlei Angaben zur Belastung öffentlicher Gebäude sowie zu den daraus resultierenden Gesundheitsrisiken macht, bezeichnet Mimkes als „Armutszeugnis“.

Dagmar von Lojewski-Paschke vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) ergänzt: „Die Ruinierung der Gesundheit von Kindern und Jugendlichen sowie die „Nichtzuständigkeit“ und das Versagen der zuständigen Behörden und Aufsichtsämter bis hinauf in die obersten Bundesämter ist ein Verbrechen gegen die nächste und weitere Generationen. Dies geschieht allein im Interesse des wirtschaftlichen Wachstums und der ausufernden Profitgier der Industrie.“

Weltweit wurden von 1930 bis 1990 rund 1,3 Millionen Tonnen PCB produziert. Die Chemikalien kamen u.a. in Elektrogeräten, Fugendichtungen, Lacken und Bodenbelägen zum Einsatz. Die Entsorgung dauert Jahrzehnte und kostet Milliarden. Die Hersteller MONSANTO und BAYER wälzen die Kosten auf die Allgemeinheit ab.

Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Coordination gegen BAYER-Gefahren, die Naturfreunde und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) forderten in einer Stellungnahme, die Produzenten an den horrenden Entsorgungskosten zu beteiligen.

ausführliche Informationen auf unserer Kampagnenseite

Die Bewertung der Antworten im Detail:

Zu Frage 1: Wie schätzt die Bundesregierung das Problem der PCB-Belastung in öffentlichen Gebäuden und die daraus resultierende gesundheitliche Beeinträchtigung der sich dort aufhaltenden Menschen ein?

Antwort der Bundesregierung: „Die Beantwortung setzt eine systematische Untersuchung der PCB-Belastung in den in Rede stehenden Gebäuden voraus. Solche Untersuchungen wurden von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) bislang nicht durchgeführt. Dies würde vielmehr konkrete Hinweise auf PCB-Belastungen voraussetzen, die der BImA nicht vorliegen. Verdachtsuntersuchungen ohne greifbare Hinweise auf PCB-Belastungen führt die BImA nicht durch. Für Kindergärten, Schulen, Universitäten und Landesbehörden ist die Bundesregierung nicht zuständig.“

Kommentar: Auch wenn keine systematische Untersuchung aller öffentlichen Gebäude vorliegt, muss die Regierung eine Position zu gesundheitlichen Schäden durch PCB haben.
Zudem ist die Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes maßgeblich an der Grenzwertsetzung beteiligt. Die Antwort der Bundesregierung, wonach der Bund für Kindergärten, Schulen, Universitäten und Landesbehörden nicht zuständig ist, ist daher auch formal falsch.

Zu Frage 3: Welche Untersuchungen hat die Bundesregierung zur PCB-Belastung bundeseigener Liegenschaften veranlasst, und welche Ergebnisse haben diese Untersuchungen ergeben?

Die Bundesregierung schreibt, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) bisher keine systematischen Untersuchungen auf PCB durchgeführt hat.
Anders als behauptet, wurde jedoch z.B. bei der Grundsanierung des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe ein Schadstoffkataster erstellt (auch für PCB), da aufgrund des Baujahrs (1969) und der Bauart eine PCB-Belastung mehr als wahrscheinlich war.
Würde die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) tatsächlich keine Verdachtsuntersuchungen durchführen oder durchführen lassen, so würde sie bei Arbeiten an PCB-haltiger Gebäudesubstanz die Technischen Regeln für Gefahrstoffe TRGS 524 „Schutzmaßnahmen bei Tätigkeiten in Kontaminierten Bereichen“ missachten.

Fragen 5 und 6
Auch diese Antwort ist nicht akzeptabel. Es gibt laufend PCB-Sanierungen. Es ist nicht glaubwürdig, dass davon in den letzten zehn Jahren KEIN bundeseigenes Gebäude betroffen war.

Zu Frage 8: Plant die Bundesregierung eine Untersuchungspflicht für öffentliche Gebäude einzuführen, durch die die PCB-Belastung der Bausubstanz überprüft wird?

Antwort der Bundesregierung: „Im Rahmen ihrer Vorbildfunktion für umweltschonendes und ressourceneffizientes Bauen hat die Bundesregierung allerdings im Juli 2013 mit der verbindlichen Einführung des Leitfadens Nachhaltiges Bauen auch Komplettmodernisierungen von Bundesgebäuden in die Bewertungsmethodik des Bewertungssystems Nachhaltiges Bauen (BNB) einbezogen. Das BNB fordert hier u. a. eine systematische Erfassung von Schadstoffen. Anhand gutachterlicher Stellungnahmen zu möglichen Gebäudeschadstoffen ist ein Schadstoffkataster zu erstellen. Bei Verdacht auf PCB-Belastungen ist dies zu dokumentieren und es sind ggf. Messungen zu veranlassen.“

Kommentar: Wenn der „Leitfaden Nachhaltiges Bauen“ für Komplettsanierungen eine systematische Schad¬stofferfassung verlangt, so sollte die Bundesregierung das nicht als „Vorbildfunktion“ verkaufen, denn die Technische Regel für Gefahrstoffe TRGS 524 verlangt bei Sanierungsmaßnah¬men eine Gefahrstofferkundung (siehe auch Kommentar zur Beantwortung von Frage 3).

Zu Frage 11: Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der Empfehlung der WHO, die tägliche Aufnahme von dioxinähnlichen Substanzen wie koplanaren PCB auf 1 bis 4 Pikogramm pro Tag und kg Körpergewicht zu begrenzen?

Antwort der Bundesregierung: „Die Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte (Ad-hoc AG IRK) der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes und die Arbeitsgemeinschaft der Obersten Landesgesundheitsbehörden haben 2007 einen Richtwert für dioxinähnliche PCB in Höhe von 5 pg WHO-TEQ/m3 in der Innenraumluft abgeleitet und eine gesundheitliche Bewertung dioxinähnlicher PCB in der Innenraumluft veröffentlicht.“

Kommentar: Was die Bundesregierung nicht erwähnt ist, dass die Ableitung dieses Richtwertes nicht auf einem TDI von 1-4 pg TEQ pro Tag und kg Körpergewicht beruht, sondern auf einem von der JECFA (Joint FAO/WHO Expert Committee on Food Additives) für empfindliche Personen abgeleiteten LOAEL (Lowest Observed Adverse Effect Level) von 6 pg TEQ pro Tag und kg Körpergewicht. Das bedeutet, bei Ausschöpfung des Richtwertes von 5 pg TEQ/m3 ist bei empfindlichen Personen bereits mit Gesundheitsschäden zu rechnen. Der Richtwert kann schon während kleinerer Handwerksarbeiten weit überschritten werden. Auch aus diesem Grund wäre eine Untersuchungspflicht geboten.

Zu Frage 13: Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung aus der Entscheidung der WHO, PCB in die Liste krebserzeugender Stoffe der Kategorie 1 einzustufen?

Die Antwort geht an der Frage vollständig vorbei. Es geht nicht um die seltenen Ausnahmetatbestände, sondern um das Krebsrisiko. Dies könnte z.B. durch verschärfte Grenzwerte oder (s.o.) durch systematische Untersuchungen gesenkt werden. Für krebserzeugende Stoffe gilt zudem ein Minimierungsgebot.
Die Bundesregierung schreibt: „Die Bundesregierung setzt sich auch weiter auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene dafür ein, dass für noch vorhandene Anwendungsgebiete Ausnahmetatbestände möglichst ausgesetzt werden und für einen fachgerechten Umgang mit PCB in Abfällen, Altlasten und Bausubstanzen gesorgt wird“.

Kommentar: Die Bundesregierung behauptet hier, sie setze sich auf nationaler Ebene für einen fachgerechten Umgang mit PCB in Bausubstanzen ein. Dies steht in Widerspruch zur Antwort auf die Fragen 1-4, wo sie erklärt, im bundeseigenen Gebäudebestand würden keine Untersuchungen auf PCB durchgeführt und für andere Gebäude sei sie nicht zuständig.

Zu Frage 14: Werden in Deutschland Erhebungen zu Vergiftungen und Todesfällen, die mit PCB in Zusammenhang stehen, dokumentiert? Wenn ja, über wie viele PCB-Vergiftungen und Todesfälle in den letzten zehn Jahren hat die Bundesregierung Kenntnis?

Antwort der Bundesregierung: „Ja. In den letzten zehn Jahren sind keine PCB-Vergiftungsfälle und Todesfälle gemeldet worden. Seit 1. August 1990 besteht eine Meldepflicht für Vergiftungen für behandelnde Ärzte im Rahmen des Chemikaliengesetzes (§16e ChemG). Die Meldungen werden im Bundesinstitut für Risikobewertung gesammelt und ausgewertet.“

Kommentar: Das ist eine skandalöse Aussage. Es gibt eine große Zahl von Vergiftungen und Erkrankungen, auch wenn diese nicht über Meldungen im Rahmen des Chemikaliengesetzes erfasst werden. So begann im Jahr 2012 der Prozess gegen die PCB-Entsorgungsfirma Envio, die seit 2004 durch unvorschriftsmäßigen Umgang mit PCB-haltigen Transformatoren und Kondensatoren das Betriebsgelände und die Umgebung mit PCB verseucht hatte. Hunderte Arbeiter wurden vergiftet. Die Geschäftsleitung wurde wegen Körperverletzung in 51 Fällen angeklagt. 2012 wurde die Erkrankung eines Arbeiters als Berufskrankheit anerkannt. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Untersuchungsprogramms das über Jahre laufen wird, sollen an 310 Arbeitern Untersuchungen zur gesundheitlichen Wirkung von PCB durchgeführt werden. Selbst Professoren der Arbeitsmedizin mit Fachwissen zu PCB sind heute nicht in der Lage, eine PCB-Vergiftung zu diagnostizieren. Nicht einmal bei den geschädigten Envio-Arbeitern, die durch Fachärzte aus verschiedenen Fachgebieten untersucht wurden, erfolgte offensichtlich eine Meldung an das Bundesinstitut für Risikobewertung.

Zu Frage 15: Wird sich die Bundesregierung dafür einsetzen, dass bei der Sanierung von PCB-kontaminierten Gebäuden das im Umweltrecht verankerte Verursacherprinzip angewandt wird und somit auch die Hersteller von PCB mit zur Finanzierung herangezogen werden können?

Antwort der Bundesregierung: „Wenn zum Zeitpunkt der Herstellung PCB-haltiger Produkte gegen geltendes Recht verstoßen wurde, ist das Verursacherprinzip anzuwenden. Der Eigentümer hat dafür Sorge zu tragen, dass eine Gefährdung von Mensch und Umwelt ausgeschlossen ist. Als Zustandsverantwortlicher hat der jeweilige Eigentümer PCB-haltige Baustellenabfälle wie etwa PCB-haltige Dichtungsmassen vor dem Abbruch zu trennen und einer separaten Entsorgung zuzuführen.“

Kommentar: Das Muster dieser Antwort ist seit Jahrzehnten bekannt. Es geht nicht allein darum, ob zum Zeitpunkt des Verkaufs gegen geltendes Recht verstoßen wurde. Die Hersteller haben ihre Erkenntnisse über die Risiken jahrzehntelang verschwiegen, zudem wurde großer politischer Druck ausgeübt. Auch deswegen wurden die gesetzlichen Verbote erst mit jahrzehntelanger Verspätung verhängt.
Zum zweiten Satz: Wie will die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) dafür Sorge tragen, dass eine Gefährdung von Mensch und Umwelt durch PCB-haltige Baumaterialien ausgeschlossen ist, wenn sie Untersuchungen in ihren eigenen Gebäuden nach eigenen Angaben (Antwort auf Frage 1-4) nicht durchführt?

[Stichwort BAYER] STICHWORT BAYER

CBG Redaktion

Stichwort BAYER: 30 Jahre Konzernkritik

alle Jahrgänge online: http://www.Stichwort-BAYER.de

Stichwort BAYER enthüllt seit 30 Jahren, was hinter Konzernmauern geschieht. Stichwort BAYER schreibt über Störfälle, Pestizidvergiftungen, risikoreiche Pharmaprodukte, Lobbyismus und andere Schattenseiten eines großen Multis.
Stichwort BAYER ist ein starkes Stück Demokratie. Faktenreich, spannend, investigativ.

Aber: Seit 30 Jahren muss die einzige Zeitschrift, die einem der großen Konzerne kontinuierlich die Stirn bietet, um ihre Existenz kämpfen. Denn eines ist klar: Solch ein Projekt schwimmt nicht im Geld. Zum Geburtstag bitten wir daher um Ihre Unterstützung.

Zum Geburtstag von Stichwort BAYER erhielten wir zahlreiche Glückwünsche, für die wir uns ganz herzlich bedanken. Hier einige Beispiele aus unserem Postkorb:

Markus Grill, DER SPIEGEL
Ich bin ein eifriger Leser der CBG-Informationen und finde es großartig, dass es Gruppen wie Sie gibt, die hartnäckig, profund und kritisch einem globalen Konzern auf die Finger schauen. Sie erkennen Gefahren von BAYER-Produkten oft früher als andere und sind deshalb auch für Medien wie den SPIEGEL anregend. Machen Sie weiter so!

Nina Hagen, Rockstar
Häppy Birthday, Stichwort BAYER! You Rock My World!
Herzliche Glückwünsche zum 30igsten Geburtstag von Eurer begeisterten Leserin Nina Hagen! Ich wünsche Euch und uns allen von ganzem Herzen, dass wir immer mehr Leser & Leserinnen werden!

Rettet den Regenwald e.V.
Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum Eures Magazins Stichwort BAYER, das auch für die Regenwälder wichtig ist. Denn toxische Geschäfte auf Kosten von Mensch und Natur betreibt BAYER auch in den Tropenländern. Zum Beispiel werden die riesigen Kaffee-, Orangen- und Sojamonokulturen mit BAYERs hochgiftigen Herbiziden und Pestiziden eingenebelt. Seit Jahren mischt BAYER auch bei der Gentechnik kräftig mit und hat in Brasilien und Argentinien zahlreiche Hersteller von GenSoja aufgekauft. Mit Eurer Arbeit tragt ihr dazu bei, dass BAYERs verheerende Firmenpolitik rund um den Globus in die Öffentlichkeit getragen wird.

Stichwort BAYER erscheint vierteljährlich, die Auflage liegt bei 6.200. Schwierig ist jedoch die Finanzierung des Hefts: kommerzielle Anzeigen, mit denen sich die meisten Zeitschriften finanzieren, erhält Stichwort BAYER nicht. Allein über die jährliche Abo-Gebühr von 30 Euro lassen sich die Kosten für Recherche, Druck und Layout nicht stemmen.

Deshalb wünschen wir uns zu unserem Geburtstag Unterstützung. Ganz viel Unterstützung.

Stichwort BAYER kann nur mit Hilfe bezahlter Abonnements fortbestehen. Ein Abo können sie hier einrichten. Oder Sie werden Mitglied im STICHWORT BAYER Förderkreis

Stichwort BAYER im internet: http://www.Stichwort-BAYER.de

[gallery]

Xarelto

CBG Redaktion

Presse Info vom 17. Januar 2014

Keine US-Zulassung für Xarelto zur Behandlung von ACS

neue Zahlen: BfarM meldet 133 Todesfälle und 1.400 Verdachtsfälle

Ein Beratergremium der US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) hat sich gegen eine Zulassung des Gerinnungshemmers Xarelto zur Behandlung des Akuten Koronarsyndroms (ACS) ausgesprochen. Das Votum fiel mit 10:0 Stimmen eindeutig aus. Die FDA folgt den Empfehlungen in aller Regel.

Derweil explodiert in Deutschland die Zahl der Verschreibungen und der gemeldeten Nebenwirkungen von Xarelto. Laut Daten des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), die die Coordination gegen BAYER-Gefahren auf Anfrage erhielt, registrierte die Behörde im vergangenen Jahr 133 Meldungen über „tödliche Verläufe“ (gegenüber 58 im vergangenen Jahr) und 1400 über schwere Nebenwirkungen. Ein alarmierender Befund, auch wenn „ein Kausalzusammenhang im Einzelfall nicht sicher belegt ist“, wie das BfArM betont. Die Zahlen dürften noch deutlich steigen, wenn alle Verdachtsfälle für 2013 eingegangen sind.

„Die Behörden müssen dringend die Nebenwirkungsrate von neuen Gerinnungshemmern wie Xarelto oder Pradaxa mit den Risiken älterer Präparate vergleichen. Es ist zu befürchten, dass durch gigantisches Marketing Medikamente mit erhöhtem Risiko-Profil in den Markt gedrückt werden. Nach heutigem Kenntnisstand lässt sich eine flächendeckende Umstellung der Patientinnen und Patienten auf Xarelto nicht rechtfertigen“, so Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). Auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft empfiehlt, den Einsatz von Xarelto und Pradaxa auf Personen zu beschränken, für die die bislang verwendeten Präparate wie Marcumar nicht in Frage kommen.

Die Europäische Aufsichtsbehörde (EMA) hatte Xarelto im vergangenen Mai zur Behandlung von ACS zugelassen. Die FDA hingegen hatte schon 2012 schwerwiegende Mängel in den von BAYER vorgelegten Studien festgestellt und bereits zweimal eine Zulassung verweigert. Unter anderem kritisierte die FDA die von der Firma BAYER finanzierte Studie namens ATLAS ACS wegen Unvollständigkeit, mangelnder Qualität der Primärdaten und einer fehlenden Bestätigung durch andere Studiendaten.

Die ATLAS ACS war die einzige Studie, die eine (und auch nur sehr geringfügige) Verbesserung der Überlebensrate von ACS-Patienten festgestellt hatte. Einzel-Studien werden jedoch für eine Zulassung in der Regel nur dann verwendet, wenn die vorliegenden Daten von hoher Güte sind. Dies war im vorliegenden Fall in keiner Weise gegeben: BAYER musste gegenüber der FDA einräumen, dass bei über 10% der Patienten der Beobachtungszeitraum so knapp war, dass am Studienende nicht einmal bekannt war, ob der Patient noch lebt. Zudem ergab eine stichprobenartige Überprüfung der Primärdaten, dass mehrere Todesfälle unter Xarelto nicht erfasst wurden. Hinzu kommt, dass das Ergebnis durch Ausschluss unerwünschter Daten - offenbar bewusst - verzerrt wurde.

Schon bei den Genehmigungsprozessen zu den Indikationen „Thrombose-Prophylaxe nach dem Einsetzen künstlicher Hüft- oder Kniegelenke“ und „Schlaganfall- und Embolie-Prophylaxe bei PatientInnen mit Vorhofflimmern“ hatte es in den Vereinigten Staaten Probleme gegeben. Die Aufsichtsbehörden warfen dem Konzern unter anderem vor, die ProbandInnen, die in der Vergleichsgruppe das Präparat Warfarin einnahmen (verwandt mit Marcumar), nicht richtig mit dem Medikament eingestellt zu haben.

weitere Informationen zu Xarelto

Ciprobay

CBG Redaktion

16. Januar 2014

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren erhält regelmäßig Erfahrungsberichte von Patienten, die nach Einnahme des Antibiotikums Ciprobay schwere physische und psychische Schäden erleiden. Im vergangenen Jahr veröffentlichten wir die Krankengeschichte eines jungen Amerikaners, die große Anteilnahme auslöste. Hier die Leidensgeschichte einer Betroffenen, die mit der Einnahme des Antibiotikums zusammenhängen könnte.

Erfahrungsbericht: Nebenwirkungen nach Einnahme von Ciprobay

Meine Verzweiflung und mein Leidensdruck waren so groß, dass es nur noch mein Wunsch war, nicht mehr leben zu wollen und das alles nur weil ich vor einer Gallen-OP die Medikamente Ciprobay und Metronidazol ohne Beipackzettel von der Klinik in der Sprechstunde erhalten habe. Seither ist nichts mehr, wie es mal war (das war am 14. März 2013).

Ich hatte Leistenschmerzen, Unterleibsschmerzen und Schmerzen unter der rechten Rippe, allgemein fühlte ich mich sehr unwohl und eher kränklich. Um 22 Uhr ging ich dann ins Bett und es dauerte nicht lange, da fing mein ganzer Körper an zu zittern. Ich dachte, das wäre ein epileptischer Anfall. Wir fuhren sofort in die Klinik, wo ich auch das Medikament bekommen habe. Nach zwei Stunden bekamen wir die Blutergebnisse, Leukozyten waren noch ein bisschen erhöht, ansonsten war das Blut in Ordnung. Der Doktor tastete den Bauch ab und meinte, er findet nichts. Er meinte ich könnte da bleiben, dann könnten wir den nächsten Tag eine Not-OP machen und die Galle gleich entfernen. Die Schmerzen waren bis dahin besser und ich entschied mich heim zu gehen. Keiner kam drauf, dass es von den Medikamenten sein könnte, auch ich nicht.

März: an manchen Tag merkte ich, dass ein Spaziergang von ca. 15 Minuten mich total schwächte. Auch der Bauch wurde immer empfindlicher gegenüber Druck. Ich hatte an einigen Tagen Durchfall und Erbrechen. Ich merkte auch immer vermehrt, dass ich Probleme hatte beim Hose anziehen. Oberkörper nach unten und Bein heben war fast nicht möglich. Ich schob es mehr oder weniger auf das Alter.

Ich hatte einige Tage Lendenwirbelschmerzen und ich fühlte mich um 30 Jahre gealtert, ich hatte ein Schwächegefühl und starke Müdigkeit. Im Allgemeinen merkte ich, dass irgendwas mit meinem Körper nicht stimmte, ich fühlte mich nicht wohl. Musste manchmal alle halbe Stunde auf die Toilette, hatte manchmal Durchfall und dieses ständige Rumoren im Bauch war sehr unangenehm.

7.4.2013 war die Gallen-OP und ich wurde am 10.4. entlassen. Ich merkte, dass ich mich allgemein sehr schlecht davon erholte. Die Narbe am Bauch zog, als zieht mir jemand die Haut ab. Die Seite wo die Galle entfernt wurde, hatte ich das Gefühl sie wird manchmal taub. Meine Hausärztin meinte das sei normal.

Die Tage nach der OP wachte ich oft nachts auf und war im Brustbereich ganz nass geschwitzt. Ich hatte das Gefühl, dass mein Körper elektrisierte und oft kamen dann noch die Darmgeräusche dazu. Auch wachte ich manchmal auf und ich merkte, wie sich mein Körper verkrampfte. Ca. 6 Wochen später wurde nochmals Blut genommen, wegen der OP, alles war wohl in Ordnung. Erzählte dem Arzt so meine Symptome, das wäre alles normal, es wäre ja auch kein kleiner Eingriff gewesen.

Ende Mai hatte ich heftige Lendenwirbelschmerzen und dann einige Tage starken Leistenschmerzen und Hüftschmerzen. Ab dieser Zeit begannen dann auch die Schlafprobleme. Keine Nacht die ich mehr als 2-4 Stunden geschlafen habe. Wenn Schmerzen auftraten, stand ich auf und lief in der Wohnung herum. Legt mich wieder hin und stand wieder auf. Das ging dann Stunden.

Ich ging dann zum Orthopäden, es wurde eine Facettengelenksarthrose festgestellt. Die Leisten- und Hüftschmerzen wurden sofort mit der Arthrose in Verbindung gebracht. Bekam eine Spritze mit Kortison, Akupunktur und KG. Denn als ich die KG begann, fingen auch meine Schmerzen in den Knien und Armen an. Der Krankengymnast stellte mich hin, als wäre das bei mir alles psychisch bedingt. Alle Therapie half nicht. Eine andere KG die mich vertretungsweise auch in der Zeit behandelte, meinte mein Steißbein wäre angeschwollen.

Juni 2013
Mitte Juni kamen dann heftige Knieschmerzen und am linken Arm von dem Ellenbogen zum kleinen Finger heftige Schmerzen. Im Wechsel tat mal die Hüfte weh, dann eher die Leiste, dann mal der Arm (von Ellenbogen zum kleinen Finger), dann tat das Steißbein weh. Ich bemerkte bei meiner Gymnastik, dass ich manchmal die Übungen wo man auf der Seite lag, Schmerzen an den Hüftknochen, genau da wo ich lag, hatte. Ich merkte, dass meine Handgelenke beim Aufstützen wehtaten. Aber auch das war mal besser mal schlechter.

Eine Nacht hatte ich so extreme Knieschmerzen mit Muskelzucken in den Oberschenkeln. Das hielt ganze 2 Wochen an. Mein Körper ist ständig in Krampfstellung. Ich fuhr in die Notaufnahme der Neurologie. Ich ging ja derzeit von einer Borreliose aus. Somit meinte der Arzt, ja das könnte eine Lymeborreliose sein. (Nachtrag 22.10. Seither sind meine Oberschenkel beim Reinkneifen wie taub).

Auch wachte ich oft nachts auf und hatte den Gedanken, mir mit einem großen Messer die Hand abzuhacken. Diesen Gedanken hatte ich dreimal. Ich legte sogar schon das Messer auf den Küchentisch. Bis dahin war mir aber noch nicht klar, warum ich so ein Denken hatte. Denn mein Leben war ja in Ordnung, ich habe eine super Job, einen guten sozialen Kontakt, eine schöne eigene Wohnung, einen Freund. Ich hatte einen Weg im Leben gefunden der mich sehr weise machte und mich bereicherte, den spirituellen Weg. Aber damals war mir noch nicht bewusst, dass das Nebenwirkungen von Ciprobay sein könnten. Dazu später mehr.

Viele Dinge der Unbeweglichkeit wurden meinem Unfall, anfangs des Jahres oder der Gallen-OP zu gesprochen. Ich merkte auf einmal, dass ich bei der Gymnastik auf dem Boden, meine Knie nicht gerade bekam und der Oberkörper nach hinten abgeneigt war. Ich merkte auf einmal, dass ich meine Schuhe nicht mehr wie gewohnt zumachen konnte, ich kam nicht mehr richtig hinunter. Ich merkte wie ich meinen Kopf nicht mehr richtig nach unten beugen konnte. Wie wenn eine Blockade im oberen Bereich wäre.

Hinzu kamen dann ähnliche Symptome wie Hitzewallungen. Mir lief ein Schauer über den Rücken hoch zum Haaransatz und mein Gesicht bekam Wärme, tagsüber aber ohne Schweißbildung. Nachts hatte ich manchmal immer noch Schweißausbrüche. Manchmal hatte ich das Gefühl, jemand steht hinter mir und pustet mir in den Rücken. Ich habe bis heute 10.08. sieben Kilo abgenommen. Auch kann ich seit längerem nicht mehr auf meinem Po sitzen, wie wenn ich auf dem Knochen sitze. Meine Arme sind dünner geworden. Schwäche an den Armen und Beinen. Muskelschwund?

Nebenwirkungen zum damaligen Zeitpunkt:
Mundtrockenheit, Nasentrockenheit.
Ständiger Toilettenbesuch.
Unruhe, Nervosität, Panik, Suizidgedanken
Sehstörungen
Konzentrationsschwierigkeiten
Vergesslichkeit
Gleichgewichtsstörungen
Verwirrt und Orientierungslos
Die Knie sind geschwollen, extrem links, mit Knotenbildung über der Kniescheibe
Verstärktes Herzklopfen, vor allem in der Nacht
Allgemeines Unwohlsein
Herzrhythmusstörungen und Puls immer über Hundert.
Koordinierungsstörungen
Öfters Verkrampfen des Körpers
Untertemperatur, ständiges innere Frieren
Erhöhter Puls

Juli 2013.
2.7. Ging ich nochmals zu meiner Ärztin. Sie meinte, Sie sind in den Wechseljahren und verschrieb mir ein Naturmittel.
9.7. Ging ich zum Neurologen um meine Muskeln und Nerven nachschauen zu lassen. Er stand vor mir und wackelte einmal mit der rechten und dann mit der linken Hand und fragte mich und welche Hand bewegt sich jetzt und welcher Finger bewegt sich jetzt. (Idiot) Er meinte, ich hätte einen Burn Out und müsste Psychopharmaka nehmen.
15.7. Zweitmeinung beim Orthopäden, wegen meinen Knien und Oberschenkelschmerzen. Die Schmerzen kämen wohl von den Muskeln im Po. Aha!
Schmerzen werden immer schlimmer. Muskeln und Sehnen tun inzwischen weh. Was vorher nur nachts war, ist jetzt auch tagsüber. Mal einen Tag weniger, dann wieder mehr.
22.7. Augenarzt wegen den Sehstörungen. Das sei in meinem Alter normal.
22.7. Frauenarzt, Blutentnahme ob die Gelenks- und Gliederschmerzen von beginnenden Wechseljahren kommen. Blutergebnisse kamen, er sagt alles in Ordnung, keine Wechseljahre, dafür sind sie noch viel zu jung.
26.7. Endokrinologen Hormone checken lassen, weil manche Ärzte meinten es könnte auch eine Hormonstörung sein. Ergebnis: alles in Ordnung.
30.7. Radiologe: Schilddrüse in Ordnung. Blutergebnisse in Ordnung.

August 2013
4.8. auf den 5.8. tat mir der ganze Bauch weh, es brannte wie Feuer. Man konnte ihn nicht berühren und das alles in der Nacht. Am nächsten morgen sagte ich zu meinem Freund, ich packe jetzt die Kliniktasche und geh erstmal zu einer Vertretung, da meine Ärztin in Urlaub war und dann in die Klinik, ich kann nicht mehr. Sie tastete meinen Bauch ab, er tat höllisch weh und sie hörte ihn ab und sagte nur also in die Klinik brauche ich sie nicht tun und ich versichere Ihnen, da ist alles in Ordnung und nichts ernsteres und machte mir einen Termin zur Darmspiegelung.
Sie meinte, dass es auch sein könnte, dass es wegen der Fernbeziehung ist, dass es mal da und da weh tut. Ich saß da und dachte ich hör nicht recht und war verzweifelt.
Die Schmerzen waren nicht am Darm oder am Magen, so was kenne ich ja, sie waren direkt an der Innenbauchdecke. (Nachtrag: Vielleicht hängt es damit zusammen, das ich nach der Einnahme von Cipro eine OP hatte)

Schwindel und starke Gleichgewichtsstörungen. Einmal bin ich fast die Treppen runter gefallen oder vom Fahrrad. Inzwischen gehen die Schmerzen sogar an das Schienbein oder Wade. Bauchschmerzen, Rippenschmerzen, Leisten, Hüften, Unterbauchschmerzen, Oberbauchschmerzen, Pomuskelschmerzen, allgemein Muskel- und Gelenksschmerzen, Knieschmerzen, Atemvolumen ist oft bei Laufen von Treppen oder Laufen von größeren Strecken vermindert, Brennschmerzen der Haut, Ziehen in die Brust hinein, ausgeprägtes Frieren, häufiges Wasserlassen, nachts bestimmt 7-10 mal, Kribbeln, Taubheit oder brennende Schmerzen in den Beinen, Zittern und Rötungen am Brustbein, Gesicht, Hals rechts und links und in der Mitte.

Blähungen, Magenschmerzen, Appetitlosigkeit, Konzentrationsstörung. Komme nur noch über die Seitenlage aus der Badewanne, Gefühl wie wenn mir jemand hinten am Rückgrat ein Messer rein sticht. (Zweimal aufgestanden und nicht auf dem Fuß aufgekommen sondern auf den Zehenspitzen (fast hin gefallen).

Sehr ausgetrocknete Haut im Allgemeinen und juckende gerötete Stellen.

13.8.
Heute Nacht bekam ich erst ein Schauer über den Körper und dann verkrampfte sich mein ganzer Körper. Mein Rücken (Lendenwirbel, Steißbein bis über die Pobacke) Schmerzen. Als ich aufstand merkte ich deutlich eine Muskelschwäche, konnte mich kaum auf den Beinen halten. Seit heute merke ich, dass das komische Körpergefühl was ich seit Wochen oft habe, über den Nacken bis hoch zum Haaransatz geht. Mein Rücken schmerzt, meine Knie schmerzen, mein Unterleib schmerzt meine Haut brennt, wie wenn sie mir jemand abzieht.

14.8.
Nach zwei Stunden Schlaf bin ich wieder aufgewacht, der Schauer lief wieder durch meinen Körper und mein Körper verkrampfte sich.
Den ganzen Tag war ich total fertig, weiss im Gesicht und hatte wie immer Schmerzen. An den Knien, an den Rippen, an den Hüften, am Bauch und und und. Allgemein fühlte ich mich orientierungslos und verwirrt und hatte keine Konzentration. Durch den Anfall nachts konnte ich kaum auf meinen Beinen stehen. Ich hatte das Gefühl, ich bin nicht standhaft, einfach wackelig.
Nachts hatte ich das Gefühl wie wenn irgendwas an meinem Halswirbel in den Kopf steigt. Innerlich merkte ich wie irgendwas hoch wanderte. Ich war verzweifelt und ich habe es niemanden gesagt, weil ich dachte, die halten mich für blöde. So was hat doch kein Mensch.

16.8. -18.8.
Meine Schlaflosigkeit ist schon seit Ende Mai. Manchmal schlafe ich nur 2 Stunden und dann dreh ich mich von einer zur anderen Seite, weil ich Schmerzen habe, im Unterbauchbereich und Wirbelsäule.
Meine Mund trocknet immer mehr aus, morgens habe ich einen stark weissen Belag auf der Zunge und am Rand sind Einkerbungen zu sehen. Auch habe ich einen komischen Geschmack im Mund, den ich so nicht kenne, Metallgeschmack.
Auch merke ich seit Tagen, dass meine Augen immer mehr unangenehm brennen und auch oft gerötete sind. Auch die Sehstörungen werden mal stärker und dann wieder besser. Die Tage habe ich leichten Kopfdruck. Ich merke immer mehr, wie ich Wortfindungsstörungen habe und vergesslicher werde. Manchmal weiß ich nicht mehr, was ich einen Tag zuvor gemacht habe.
.Manchmal sind meine Füße ganz heiß und manchmal ganz kalt. Ich verspüre oft ein Taubheitsgefühl in den Beinen. Inzwischen merke ich auch meine Zähne, manchmal schmerzt der Kiefer. Es ist auch schon passiert, dass ich mein Bein nicht ins Auto bekam und es rein heben musste.

Ich habe das Gefühl vernebelt im Kopf zu sein. Ich kann nicht mehr klar denken. Mir ist aufgefallen, dass mir die letzten Zeiten viele Dinge aus der Hand fallen, oder ich mich oft anstoße. Auch wird mir vermehrt schwindelig.
Wenn ich zur Arbeit gehe, muss ich dreimal in die Tasche schauen ob ich alles habe, muss mir alles aufschreiben. Selbst wenn ich nur Telefon, Schlüssel und Geldbeutel benötige, vergesse ich eins bestimmt. Ich habe das Gefühl an Demenz erkrankt zu sein. Wenn ich irgendwo hinfahre, wo ich schon war, kann es sein, dass ich auf der Fahrt hin, auf einmal nicht mehr weiß, wo war denn das, wo ich hin muss. Das ist grausam. Besonders wenn man dort schon oft war.

18.8.
Meine Oberschenkel und Knie brannten wieder wie Feuer und taten höllisch weh und mein Körper verkrampfte sich ständig.
Um 17 Uhr entschied ich mich, in die Notfallambulanz zu fahren. Nach drei Stunden wurde ich wieder heim geschickt, mir wurde ganz lieb mitgeteilt, dass keine Betten frei wären und sie ja am Wochenende unterbesetzt wären. Ich soll bei der Ambulanz nächsten Tag Termin weg LP machen. Der Professor meinte auch, nach den Symptomen könnte es eine Lyme Borreliose sein. Der Arzt klopfte mir dreimal mit dem Hämmerchen auf das Knie, es zuckte viermal nach. Er meinte ob das Willkür wäre. (Unverschämt)

19.8.
Wieder nur zwei Stunden geschlafen. Schmerzen in den Hüften, alle Stunde aufgestanden, kalt abgeduscht, Wärmeflasche gemacht. Es gab Nächte, da habe ich mich bald fünfmal kalt abgeduscht. Und seid längerem bin ich sehr durstig. Trinke am Tag bestimmt 4 Liter (weil ich so einen ausgetrockneten Mund habe)

21.8.
Meine Zähne merke ich die Tage auch öfters, sie schmerzen und meine Nase ist immer noch sehr ausgetrocknet. Hatte wieder Nachtschweiß. Wieder sehr wenig geschlafen. Auch meine Oberschenkel schwellen wieder an und sind blau-rot marmoriert gefärbt. (Durchblutungsstörungen?)
MRT vom Kopf gemacht bekommen wegen Schwindel. Alles soweit in Ordnung, außer eine Ader wäre nicht ganz so offen, aber das wäre nicht schlimm.

23.8.
Beim HNO wegen meiner trockenen Nase und Mund gewesen. Abstrich in der Nase, keine Bakterien, Allergietest, keine Allergie.
Meine Augen fühlen sich an, wie wenn um den Augapfel ein Belag wäre, wenn ich in den Himmel schaue, sehe ich oft schwarze Mückenstriche.
Heute war ich wegen meinen beginnenden starken Augenschmerzen und ausgetrockneten Augen nochmals bei einem anderen Augenarzt. Ich erwähnte den Verdacht der Borreliose oder Autoimmunerkrankung Sjörden Syndrom. Ergebnis: Er kann nichts feststellen, es muss was Neurologisches sein.

2.9. Darm- und Magenspiegelung. Naja wie ich mir das schon dachte, es ist alles in Ordnung, außer die Leberwerte waren stark erhöht. Im Stuhlgang waren die Erreger Blastocystis hominis, die hätten aber 20-30 Prozent der Menschen. Leberwerte waren fast dreifach so hoch.

Ich merke schon seit Tagen, dass ich wieder öfters Angstattacken bekomme. Im Einkaufsladen musste ich deswegen ganz schnell raus. Angst in dunklen Räumen, Angst in Räumen ohne Fenster, Angst in kleinen Räumen, Angst wenn das Telefon klingelt, Angst unter Menschenmengen.

Wenn ich diese Angstattacken bekomme, merke ich die Schmerzen und das Unwohlsein verstärkt (Das hängt vielleicht mit der Adrenalin-Ausschüttung zusammen) Mein Kopf ist schon seit Tagen, wie vernebelt. Ich kenne mich nicht wieder. Manchmal habe ich das Gefühl, das bin nicht ich. Wenn ich in den Spiegel schaue sehe ich eine Person, die meinem Wesen nicht entspricht. Das innige Lachen, die Fröhlichkeit, die Zufriedenheit, das Ausgeglichene, die entspannte Person alles war weg. Das erinnert mich oft an manche Reportagen, wo Menschen Drogen genommen haben und einen sehr seltsame aggressive Mimik entwickelt haben. (Nachtrag 2014 : Als ich in der Psychiatrie war, lernte ich eine 23-jähriges Frau kennen, die an Bonsai/Drogen hängen blieb. Wenn sie Medikamente bekommen hat, war sie wie ein kleines Kind. Bevor sie die Medikamente bekam, hatte sie einen Gesichtausdruck, den ich im Nachhinein mit meinem Ausdruck, vergleichen kann. Wenn man davon ausgeht, das Cipro ein Gift/Droge ist, sehe ich da viele Gemeinsamkeiten)

5.9.2013
Heute war ich wieder bei meiner Hausärztin, das erste Mal, das ich bitterlich weinte. Sie nahm nochmal Blut um einiges zu testen. Sie sagte, sie kennt mich schon so lange und sie schaut jetzt was sie machen kann. Sie schaut noch mal nach Viren und Bakterien und nach Entzündungswerten, wegen Rheuma und Borrelien.
Sie verschrieb mir leichtes Beruhigungsmittel.
Am Montag habe ich dann Termin bei einem Borreliosespezialisten.
(Zu dem Zeitpunkt ging ich immer noch davon aus, Borreliose zu haben)

9.9.2013 Termin bei dem Borreliosespezialisten
Erst bekam ich einen Fragebogen von fünf Seiten, wo sämtliche Symptome drauf standen und ich war froh, dass mein Freund dabei war und mal jemand gesehen hat, was so alles zu einer Borreliose gehören kann. Manchmal habe ich ja schon das Gefühl, es glaubt mir keiner. Der Doktor sah sich meine mitgebrachten Untersuchungsergebnisse an und fragte mich, wie meine Beschwerden anfingen. Danach wurde Blut genommen. Nun kann ich wieder 4 Wochen warten, bis die Ergebnisse da sind. Zumindest der LTT dauert drei Wochen.

13.9.2013 Erneut Termin bei einem anderen Neurologen.
Sie hat die Nervenleitströme gemessen und meinte sie wären grenzwertig und ich soll dringend einen schnelleren Termin beim Rheumatologen machen, wegen Autoimmunerkrankung.

16.9. 2013 war ich dann wieder bei meiner Hausärztin in der Hoffnung, dass bei den Blutergebnissen was raus kam. Es wurden Yersienen schwach positiv gefunden. Borreliosetest negativ. Ja ja, klar der Test war negativ. Es gibt ja 16 verschiedenen Borellienarten und der Test misst ja leider nur einen und die Tests sind ja auch nicht zuverlässig. (Über Borreliose könnte ich ein eigenes Buch schreiben)
Ich fing das Rauchen wieder an, obwohl ich seit Mai aufgehört hatte. Ich dachte, wenn ich eh sterben muss, kann ich auch wieder rauchen. Die Zigarette ist mein einziger, bester Freund geworden.

18.9.
Ich ging in den Wald Pilze sammeln. Mir ging es nicht gut. Im Wald wurde ich immer nervöser und überlegte welchen giftigen Pilz kann ich mitnehmen und essen, damit dass alles ein Ende hat. Ich lief im Wald umher, bestimmt zwei Stunden und mein Herz schlug immer schneller. Ich überlegte ob ich im Wald sterben möchte, dort wo ich doch so gerne bin. Es machte mir Angst, über meinen eigenen Tod nach zu denken. Mir ging es immer schlechter, mein Puls raste immer schneller.
Ich ging heim und rief den Notarzt an.

Als er kam, hatte ich schon einen Puls von 170. Sie fuhren mich nach ins Krankenhaus bis ich wieder einigermaßen stabil war. Sie meinten, sie würden mich gerne in der Neurologie in Heidelberg vorstellen. Dort angekommen, wurde ich erstmal unschön begrüßt, mit sie waren ja schon mal da, haben sie die Therapievorschläge nicht befolgt. Ich dann Nein, da ich ja von der Klinik nach einer Woche angerufen wurde, dass eine Lumpalpunktion in meinem Fall ja Körperverletzung wäre. Er machte seine üblichen Tests und stand vor mir, welche Hand wackelt jetzt und welcher Finger jetzt und testete Reflexe. Zur Krönung fragte er noch ob ich was getrunken hätte. (In Gedanken. ne Herr Doktor Du Arsch, ich hab noch nichts gegessen, es ist schon 16 Uhr und in der anderen Klinik habe ich gebrochen und deshalb auch rote Augen und rotes Gesicht) Meine Aggressivität war inzwischen so groß, das ich dachte, wenn nochmal ein Arzt vor mir steht und mit den Händen wackelt, ich ihm eine rein haue und frage, mit welcher Hand habe ich Ihnen jetzt eine rein gehauen.

23.9. Nochmals beim Orthopäden wegen seit Tagen beginnenden Kreuz-Darmschmerzen. Sie verschrieb mir Antibiotika Doxycyclin Al 200
Borreliosespezialisten wegen den Ergebnissen angerufen. Auffällig, Lymphozyten stark erniedrigt, Vitamin B2/B6 erniedrigt, Pantothensäure, Eisen und Folsäure erniedrigt. Borreliose negativ. Ich habe nachts unsagbare starke Schmerzen am Kreuz Darmbereich und schlafe immer noch, nur stundenweise. Meine Wärmflasche ist mein nächtlicher Freund geworden.
Inzwischen habe ich bemerkt dass meine Innenmundbacken angeschwollen sind, wie ein zusätzliches Gewebe. Meine Zähne tun höllisch weh. In dem Lappen von Kinn zur Unterlippen und von der Oberlippe zur Nase, sind im Gewebe lauter kleine tastbare Knötchen. Auch im Bauchraum sind Knoten zu tasten.

1.10. Bei meiner Hausärztin gewesen, wegen meiner geschwollenen Backen. Ich bekam Antibiotika Cefaclor 500 für zehn Tage. Ich erzählte ihr, dass ich die letzte Zeit merke, des öfteren an den Oberinnenschenkeln blaue Flecken zu haben.
Blutabnahme: Neutroph Granuloz erhöht, Lymphozyten stark vermindert und IgG stark vermindert. Die Ärztin saß vor mir und sagte, ich sehe das an ihrem Blut was nicht stimmt, aber ich weiß nicht weiter.

3.10.
Nachts aufgewacht, und ich hatte wieder Schweißausbrüche im Gesicht und auf der Kopfhaut. Ich hatte das Gefühl, dass die linke Seite des Gesichtes taub ist.
Seit Wochen bemerke ich diesen extremen Nebel im Kopf, und ich habe das Gefühl, dass es immer schlimmer wird. Ich merke, wie sich mein Wesen in der ganzen Art verändert hat. Ich hab teilweise in geschlossenen Räumen Unwohlsein. Die Röte steigt mir immer öfters ins Gesicht. Auch am Hals seitlich und in der Mitte des Halses. Ich habe das Gefühl, dass mein Körper nicht mehr zu mir gehört. Es macht mir Angst. Mein Immunsystem scheint gegen irgendwas im Körper zu kämpfen. Und es macht mir Angst, dass es was Schlimmes ist und kein Arzt findet etwas heraus.

Ich komme mir schon so blöde vor, meinen Freunden davon zu erzählen. Denn keiner kann das was in meinem Körper vorgeht, verstehen und nachempfinden. Was ich auch verstehe. Wer hat schon so viel Mist auf einmal. Es sind ja Symptome die man manchmal ganz schwer beschreiben kann, einfach selten und zuviel auf einmal. Wo fängt man an und wo hört man auf. Mitunter sie ja Menschen sind, die Vertrauen zu Ärzten und der Pharmaindustrie haben. Ich war da immer schon skeptischer. Zu meiner Mutter habe ich mal gesagt,: „ Weißt du Mama, ich hätte lieber Krebs, es würde mir an einer Stelle weh tun und ich könnte in einem halben Jahr sterben, als mit dieser Ungewissheit, was zu haben und keiner weiß, was es ist“.
Meine Freundin sagte mal zu mir: „Jetzt denk doch einfach es sind die Wechseljahre“.

7.10.
Wieder beim Borreliosespeziallisten gewesen.
Alle Tests wegen Borreliose waren negativ. Ich fragte ihn ob es sein kann, dass irgendwas den Wert auch negativ verfälscht??? Er meinte ja, es kann auch sein, das der Test das nächste Mal positiv ist. Na super, wieder kein genaues Ergebnis, dabei wäre es ja so wichtig, so früh wie möglich mit Antibiotika anzufangen, falls ich die Borrelien habe. Er sagte ich soll nochmal Blut abnehmen lassen und machte einige Test, wegen Autoimmunerkrankung und Postinfektiöse Komplikation.
In der Zeit ging ich oft ins Bett und betete: Gott du kannst mich holen, ich bin bereit. Jeden morgen bin ich wieder aufgewacht. Segen oder Fluch?

9.10.
Heute stechen in den Leisten, jucken an den Fußsohlen, stechen wie mit Nadeln an manchen Körperstellen, Hals zum Ohr hoch ein Gefühl wie Entzündung, sogar an den Ohrlöchern merke ich eine Art Brennen.
Seit Tagen mache ich mir über den Tod Gedanken. Ich liebe das Leben, aber nicht unter diesen Umständen. Aber es ist gar nicht so einfach, sich über die Art wie man Sterben möchte, nachzudenken. Solche Gedanken hatte ich in meinem Leben noch nie. Klar hat man mal Situationen wo man verzweifelt ist.

2.10.
Gegen Nachmittag ging es mir richtig schlecht. Meine Augen sind ganz glasig ich zittere am ganzen Körper. Mir ist kalt. Meine Knie schmerzen. Mein Rücken zieht wie wenn jemand meine Lende auseinander zieht. Mein Hals ist wie immer rot. Rechts und links außen und genau in der Mitte des Halses auch. Meine Beine schlafen ein, meine Hände kraftlos. Mein Puls schlägt so arg, das man es am Hals sieht wie es pocht. Mein Bauch ist wie aufgeblasen. Ich habe Kopfschmerzen. Meine Schenkel brennen. Meine Oberschenkel sind geschwollen und rot-blau marmoriert. Meine Innenbacken seit Wochen geschwollen. Beim Husten schmerzt der Unterleib. Ich weiß nicht wie lange ich das noch durchhalte. Selbst meine Ohren brennen und am Hals runter zur Schulter brennt es auch. Jeden Tag kämpfe ich mit meinen Symptomen. Hab ständig blaue Flecken am Oberschenkel.

16.10. Beim Borreliosespeziallisten wegen Blutergebnissen angerufen.
Es wurden die Yasienien, Mycoplasmen, Chlamydien, Großes Blutbild, HLA-B27, Ana, Canca, Aka Und HLB 27 und großes Blutbild gemacht. Außer, dass ich wohl Mycoplasmen mit einem Titer aufweise, war alles in Ordnung. Na toll, wieder eines mehr im Körper.

Heute habe ich mich mal hingesetzt und so manche Dinge erledigt, falls mich Gott zu sich holt (Ich hatte das Gefühl, irgendwann sterbe ich. Ja, soweit ist es schon, wenn ich sage, mit meinem Körper stimmt was nicht, dann weiß das keiner wie nur ich. Ich denke ich muss einfach noch einiges regeln, bevor Gott mich zu sich holt. Und eins sollt ihr wissen, ich bin immer noch nicht psychisch krank. Es macht mich nur traurig, in so einer hilflosen Situation zu stecken, zu wissen, dass mein Körper gegen mich arbeitet. Und es macht mich traurig, dass es mir mein Leben nimmt. Und wenn es nicht aufhört dann werde ich gehen wollen.

Dann war ich mal wieder beim Recherchieren und stolperte über die Schädigung durch das Antibiotikum Ciprobay (Gift, Droge) von Bayer. Das ist eins von den Medikamenten, das ich im März wegen der anstehenden Gallen-OP bekommen habe. Und ich entdecke einige Gemeinsamkeiten. Vielleicht bin ich ein Schicksal der Pharmaindustrie. Hier die Geschichte von einem 30 jährigen Mann der dadurch sehr krank wurde: http://www.cbgnetwork.org/4888.html

In den USA wird in so genannten Black Boxen vor dem Medikament gewarnt. Vielleicht habe ich dadurch eine Toxische Vergiftung erlitten. Wer weiß das schon. Ich war noch weit weg vom Glauben, krank durch Medikamente zu sein.

20.10.13
Meine Zähne schmerzen und ich hab gesehen, dass das Zahnfleisch ganz schön zurück geht, ich war doch erst beim Zahnarzt, das hätte sie mir bestimmt gesagt. Inzwischen gehen mir auch vermehrt die Haare aus. Ich bekomme immer öfters im Fuß Krämpfe. Selbst meine Kopfhaut schmerzt. Meine Augen waren heute Morgen so angeschwollen, dass man die Wimpern oben gar nicht gesehen hat. Meine Haut an den Armen juckt. Meine Ohrspeicheldrüsen drücken.
An was werde ich wohl sterben müssen. An einem Herzinfarkt, Lungenentzündung, oder Vergiftung also Sepsis oder Hirnschlag oder Atemlähmung, weil meine Muskel sich auflösen. Und das wird dann auch so in meiner Sterbebescheinigung stehen und keiner wird genau erfahren, was der Grund wirklich war.

21.10.-24.10.
Ich fing schon vor Tagen an, Abschiedsbriefe zu schreiben und meinen Leuten nochmals alles hin zu legen, was ich über Ciprobay recherchiert habe. Ich hatte immer das Gefühl, ich muss allen Beweisen von woher meine Symptome kommen. Ich schrieb auf, wen sie bei Todesfall benachrichtigen sollen. Meine Kommode war voller Dinge die ich vorbereitet hatte. Sogar für mein Grab, zwei Engel, die ich von einer ganz lieben Freundin zum Geburtstag bekam.

Ich getraute mich zu keinem Arzt mehr zu gehen, weil ja eh alle sagen, es ist alles in Ordnung. Kurz dachte ich, komm geh morgen noch mal zu Deiner Hausärztin und sag ihr das mit den Zähnen und Haaren. Aber was will sie denn tun?
Ich telefonierte mit einer guten Freundin und erzählte ihr die Geschichte mit meinen Zähnen und sie meinte, sie hatte das vor Jahren auch einmal, mit dem Zahnfleischrückgang und ihr Zahnarzt meinte nur, ob sie Antibiotika genommen hätte, er meinte auch ihr wären die ganzen Zähnen ausgegangen. Wohl einer der mehr weiß wie andere.

Ich recherchierte immer mehr im Internet und stieß auf unzählige Berichte von Ciprogeschädigte. Ich lass sogar einen Bericht, wo stand, dass die Nebenwirkungen von Cipro die einer Lyme-Borreliose oder sogar MS ähnlich sind. Bingo, meine Vermutung hat sich bestätigt. Bis zu diesem Zeitpunkt ging ich jeden Tag ins Geschäft. Ich arbeitete als Familienpfleger und habe oft mit Kindern zu tun. Manchmal habe ich gebetet: „Lieber Gott, lass nichts passieren, wenn ich mit einem Kind alleine unterwegs bin“. In der Zeit war ich oft in der Kirche. Auch zu diesem Zeitpunkt hat sich mein Körper noch sehr oft verkrampft.

3. auf 4. 11.2013
Ich lag auf der Couch und wollte schlafen, mein Bauch fing wieder an zu rumoren und auf einmal spürte ich meinen Körper auf der Couch nicht mehr und mein Bauch hörte schlagartig auf zu rumoren. Ich bekam Panik und wusste, jetzt langt es und ich nehme mir das Leben.

Ich habe mir fünfmal mit einem Tapeziermesser in den Arm geschnitten mit einer Ernsthaftigkeit und einer Aggressivität, die ich von mir nicht kenne. Ich habe soweit geschnitten, dass man das Gewebe sehen konnte. Ich habe mich in die Badewanne gelegt ins heiße Wasser. Ich werde Euch verschonen von den Stunden meiner Selbsttötung. Sieben Stunden habe ich versucht, mir das Leben zu nehmen. Nach einer Horrornacht zwischen Leben und Tod hatte ich irgendwann keine Kraft und keinen Mut mehr und rief den Krankenwagen.
Es war die Hauptsehne bis 90% durch, eine Ader fast durch, eine weitere Sehne 40% durch. Wenn Sie mich als Mensch kennen würden, wäre ein so sensibler Mensch wie ich, der nicht einmal beim Blutabnehmen die Spritze sehen kann, oder keine Filme sehen kann, mit Blut, nie in der Lage sich so zu verletzten. Ich wusste, irgendwas hat mich verändert, aber ich wusste noch nicht so genau, was. Denn ich war mir bis dahin noch nicht bewusst, dass ein Medikament solches auslösen kann/könnte.

Aber ich wusste, das bin nicht ich. Und die Schnitte taten nicht mal weh, soweit ist mein Nervensystem wohl schon angegriffen. Auch nach der OP brauchte ich keine Schmerzmittel. Als ich den Ärzten sagte, dass das mit dem Antibiotika zusammen hängt, sagte sie nur, das ist schon lange aus dem Körper. Als ich vor der OP stand, dachte ich nur, lieber Gott, lass mich nach der OP nicht mehr aufwachen. Sie mussten mich an zwanzig verschiedenen Stellen stechen, um Blut zu nehmen, sie fanden keine Adern mehr. Sie stachen mir sogar in die Halsschlagader. Ich habe es nicht mitbekommen, sah aber am nächsten Tag sämtliche Einstiche.

Leider wachte ich wieder auf. Und dann ging der Kampf erst richtig los. Die Vorwürfe meiner Mitmenschen. Ich vergaß, morgens nach der OP stellten sie mir Antibiotika auf den Tisch, ich verweigerte. Der Arzt meinte dann nur, ihm egal. Dann merkte er wohl, was er sagte und korrigierte, das macht nichts, wenn sie das für einen Tag nicht nehmen. Nach der OP ging ich freiwillig in eine Psychiatrie, weil auch meine Freunde meinten, das sei das Beste. Dann fängst du von einfach neu an. Das zeigte mir, dass eigentlich keinem bewusst ist, was ich durch mache. Schmerzen gehen weg, wenn man in die Psychiatrie geht?? Mir war klar, dass auch sie dachten, es ist ein psychisches Problem. Mir war auch klar, dass die Psychiatrie mir nicht helfen kann. Da ich aber einen Gips für drei Wochen hatte und lernen musste mit den Schnittverletzungen klar zu kommen, dachte ich, wäre das für mich das Beste.

Sie wollten mich mit Psychopharmaka voll stopfen. Ich verweigerte. Selbst Tavor wollten sie mir geben, ein Mittel, wo man danach einen Entzug machen muss.
Ich saß vor den Ärzten und erzählte Ihnen von meiner Vermutung wegen dem Antibiotika. Ich fragte sie, was sie denken, was ein sensibler Mensch wie ich es bin, der mitten im Leben steht und glücklich ist, solche spontane Selbstmordgedanken hat, die auf so grausame Weise geschehen sind. Antwort, das Antibiotikum ist schon lange aus ihrem Körper. Nehmen sie Psychopharmaka dann werden ihre Schmerzen besser. Ich sagte dem Chefarzt, dass ich weiß was eine Depression ist, ich nehme lieber die Depression, als das was ich jetzt habe.
(Auch über Psychatrieerfahrung könnte ich ein eigenes Buch verfassen)

In der Psychiatrie sprach ich mit einer Mitpatientin über meine Symptome, dann sagte sie mir, ihre Freundin hat solche Symptome auch. Sie kann manchmal nicht auf dem Po sitzen, hat Muskelschwund, hat den trockenen Mund, hat Herzrasen und Luftnot, hat die Ausschläge wie ich sie habe, hat Sehstörungen und so weiter. Schon sehr seltsam, man wird in die Psychoschiene geschoben und man trifft Menschen die die gleichen Symptome haben. Ob sie auch Chinolone genommen hat?
Am letzten Tag, sagte ich noch zu der Ärztin: „ Ich würde mir wünschen, das Ärzte wieder lernen, einen Menschen ganzheitlich zu betrachten“.
Als ich mich nach 5 Wochen dort selbst entlassen habe und Zuhause weiter recherchierte, stieß ich auf einen Bericht in der Ärztekammer:

Ich habe aus dem Text einige Passagen gekürzt und die mir als wichtig erscheinende Sätze drinnen gelassen.

Mitteilungen: „Aus der UAW-Datenbank“ Suizidalität unter der Behandlung mit 5-Fluorchinolon-Antibiotika
Dtsch Arztebl 2004; 101(22): A-1618 / B-1346 / C-1298

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
„Aus der UAW-Datenbank“
Suizidalität unter der Behandlung mit 5-Fluorchinolon-Antibiotika

Medikamente können Depressionen und Suizidalität erzeugen. Zu derartigen Substanzen gehören zum Beispiel Interferone, Mefloquin, möglicherweise SSRI und sicher Fluorchinolone.

Im Vordergrund der Meldungen stehen neben Störungen des Verdauungstraktes (35,5 Prozent) und des Muskel- und Skelettsystems (17,9 Prozent) psychiatrische Störungen (30,6 Prozent). Unter den Letzteren wird der Suizidversuch mit 0,5 Prozent relativ zur Gesamtzahl der Berichte angegeben. Dies findet auch Ausdruck in verschiedenen Fachinformationen, zum Beispiel zu Ciprofloxacin-ratiopharm, in der „psychotische Reaktionen (bis hin zur Selbstgefährdung)“ genannt werden.

In der Fachinformation zu Ofloxacin (Tarivid®) ist unter der Rubrik „Nebenwirkungen“ aufgeführt, dass psychotische Reaktionen bis hin zu Selbstgefährdung auftreten können.

=> Ein Patient wurde in den letzten Jahren mehrfach mit Ciprofloxacin beziehungsweise Moxifloxacin behandelt. Er hatte die Medikation bislang problemlos vertragen. Während der erneuten Ciprofloxacin-Einnahme trat bei ihm eine depressive Verstimmung auf. Er erhielt dreimal täglich 250 mg Ciprofloxacin oral wegen einer schweren akuten Prostatitis für insgesamt acht Tage. Sechs Tage nach Absetzen der Medikation wachte der Patient nachts plötzlich auf mit dem fast imperativen Drang, sich umzubringen, und zwar durch Erhängen. Er wurde bereits stranguliert von der Ehefrau in letzter Sekunde gerettet. Ein eventuell vorangegangener Suizidversuch wurde verneint. Eine andere über 60-jährige Patientin berichtete nach Einnahme einer einzigen Tablette Ciprofloxacin (250 mg) über einen „heftigen Wunsch, sich umzubringen“, und sagte, „wenn sie etwas zur Selbstvergiftung dagehabt hätte, hätte sie es getan“. Die Patientin war selbst erschrocken über ihre „Lust auf Selbstmord“, wie sie es bezeichnete. Sie nahm Ciprofloxacin nicht weiter ein und fand erst drei Monate später den Mut, ihrem behandelnden Arzt über ihr Erlebnis zu berichten. Die Patientin hatte nie zuvor in ihrem Leben suizidale Gedanken gehabt; auch in der Familienanamnese gab es keine Suizide.
=> Eine 55-jährige Patientin, die mit Moxifloxacin behandelt wurde, klagte über aggressiv-depressive Stimmung mit Suizidideen und Albträumen. Eine weitere Patientin berichtete nach erstmaliger Einnahme von 400 mg Moxifloxacin über Suizidgedanken. Bei den hier dargestellten Fallbeschreibungen ist auffällig, dass Patienten betroffen sind, die nach Absetzen des Medikamentes überrascht und erstaunt waren über die Tatsache, dass sie Suizidgedanken hatten, ein Phänomen, welches ihnen bis zu diesem Zeitpunkt völlig unbekannt war.

Unter diesem Begriff wurden geäußerte Todeswünsche, Suizidideen, Suizidabsichten sowie suizidale Handlungen (Suizidversuche, Suizide) zusammengefasst. Wir halten es für möglich, dass es eine hohe Dunkelziffer an erfolgreichen Suiziden gibt. www.akdae.de

Ich hatte nie in meinem Leben Gedanken, mich umzubringen.
Meine Backen tun mir teilweise höllisch weh. Auch ein zweiter Besuch beim HNO-Arzt konnte nichts Bedenkliches feststellen. Bisschen erkältet meint er.
Er machte einen Abstrich, Bakterien und Pilze. Negativ
In der Psychiatrie wurden MRT vom Kopf gemacht und es wurde deutliche marginale Schleimhautschwellung links festgestellt, rechts Schwellung in der Keilbeinhöhle, links mit Sekretbildung und Sinusitis maxillaris links. Mit unter wurde beim EEG des Kopfes festgestellt, unregelmäßiges Alpha EEG (dazu wurde geschrieben, letztendlich wahrscheinlich Medikamenten-induziert (Aha, welche Medikamente???), Nachweis unspezifischer paroxysmaler Kriterien, passager leichte Vigilanzschwankung. Ach ne, so was aber auch.

Meine Leberwerte waren auf 222, meine Thrombozyten waren auf fast 800 und die Ärzte meinten alles nicht bedenklich.

Ich fand eine Plattform sanego.de. Da konnte man Medikamentennebenwirkungen bekannt geben. Was geschah ist unfassbar. Sie haben eigenständig meine Beiträge manipuliert und bei, Patient hat geschrieben: Nebenwirkungen behoben.

Und wenn ich Angst habe, verstärken sich die ganzen Symptome.. Manchmal bin ich dankbar, dass ich überhaupt noch laufen oder mich bewegen kann. Obwohl ich schon zweimal für einige Sekunden meine linke Hand nicht bewegen konnte. Auch habe ich inzwischen Nervenzuckungen am ganzen Körper. Mal am Oberarm, mal an der Pobacke, mal an den Waden usw. Wenn ich spazieren gehe, merke ich die Sehnen und Bänder.

So stehe ich mit meinem Problem alleine da und mir geht es täglich nicht gut, ich habe das Gefühl wie wenn mich körperlich irgendwas zerstört. Ich danke Bayer. Das schlimme ist, dass mein Umfeld mit meinem Leiden nicht umgehen kann. Sie denken, sag mal Du hast ja alles. Du liest im Internet zuviel und dann hast du die Symptome. Nein, ich hatte die Symptome und dann habe ich gelesen und gefunden. Du steigerst Dich zu arg rein und Jammern würde ich auch.

Mitunter fand ich dann einen Reportbericht von Geschädigten, von 256 Seiten, auf Englisch und nun wusste ich, Bingo ich hatte recht. Ich fand alle Symptome wieder. Aber es macht mir auch Angst, es stehen zwar viele hilfreiche Tipps drinnen, aber eine Garantie zur Heilung gibt es nicht. Aber man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Mein Leben war ein glückliches Leben vor der Einnahme. Und es scheint alles außer Kontrolle zu geraten. Ich meide es, meinen Arm anzuschauen. Der ganze Unterarm ist zerschnitten. Manchmal pflege ich ihn mit Olivenöl und ich habe keinen Zugang zu meinem Arm, wie wenn es ein Teil wäre, der nicht zu mir gehört.

Ich bin für jeden Tag dankbar, wo ich laufen kann. Manchmal bin ich einfach nur in einem Tunnel meiner selbst, gefangen. Es fällt mir schwer, mich für das alltägliche zu begeistern. Und ich frage Gott oft, was willst du mir damit sagen, was ist meine Aufgabe, dass du mich hast nicht gehen lassen? Das erinnert mich an Jesus, er litt alleine für die Menschheit und musste dann sterben. Schade, meine ganzen spirituellen Weisheiten und Gefühle, sind mir derzeit verloren gegangen. Mitunter macht das Antibiotika das Gaba-System durcheinander. Oder es verändert die Hormone. Es kann Organe, Nerven, Muskeln, Bänder und Sehnen angreifen.

Auch eine wichtige Seite die ich gefunden habe.
http:www.fluorchinolone.org/mehr-Informationen/mehr-informationen.html
http:
www.schmidtlaw.com/antibiotic-nerve-damage-lawsuit/

Inzwischen ist Januar, fast ein Jahr vergangen. Was habe ich gelernt?
Die Tage habe ich mir viel Gedanken gemacht und festgestellt, das hilft alles nichts, weiter in meinem Tunnel zu verharren. Ich suchte nach Möglichkeiten, meinen Körper nicht mehr dem Stress des Gefangenseins auszuliefern und suchte nach Hilfen. Ich lebe ja, also muss es weiter gehen. Ich wurde fündig.

http:www.survivingcipro.com/
http:
ciprohilfe.wordpress.com/

Nun versuche ich mein Leben wieder zu finden. Mich aus dem teuflischen Tunnel zu befreien. Sofern die Schäden wieder gut zu machen sind. Meinen spirituellen Weg wieder einzuschlagen und ganz wichtig, zu dem zu stehen, was meine Meinung ist. Ich lernte, es könnte jeder Tag dein letzter sein, versuche ihn zu nutzen. Ich werde das Rauchen, meinem Körper zu liebe, wieder aufgeben. Mich mit Naturprodukten auseinander setzen und der Schulmedizin zum größten Teil aus dem Wege gehen und nur noch mit Vorsicht betrachten.

Ich bin auch sehr stolz auf mich. Denn ich war vor meiner spirituellen und geistigen Entwicklung ein Mensch, der sich von anderen Menschen sehr beeinflussen hat lassen. Das erste Mal im Leben, stand ich zu meinem Körper, meinen Symptomen und zu mir selbst. Obwohl ich zugeben muss, sehr verzweifelt gewesen zu sein und oft dachte, ich kippe mit meinen Gedanken. Viele denken, im Internet steht viel Mist, aber inzwischen glaube ich, dass im Internet mehr Wahrheit steht, als man denkt. Denn ganz ehrlich, wer macht sich die Mühe, wenn er gesund ist, so einen Bericht wie ich zu verfassen. Im Internet stehen oft Dinge, die in den Medien bewusst verheimlicht werden. Ärzte behaupten ja auch, Impfschäden gibt es nicht.

Mein Leitsatz für 2014: Man braucht Mutige um die Wahrheit auszusprechen!!!! (Ghandi)

Ich werde weiterhin zu Ärzten gehen, meine Vermutung sagen und definitiv äußern: Dass es seine Meinung ist, dass es nicht von dem Medikament kommt, meine ist eine andere. Wir haben die Möglichkeit zusammen zu arbeiten und die Schäden die das Medikament verursachen kann/verursacht hat, zu untersuchen (Nieren- und/oder Leberschäden, Hormone, Nerven). Wenn er damit nicht zu Recht kommt, suche ich mir einen anderen Arzt. Ich lasse mich nicht mehr in die Knie zwingen, für die Unwissenheit, mancher Ärzte. Ich KÄMPFE!!!!! Es gibt Tage, da geht es mir besser und Tage, da geht es mir nicht so gut. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Ich habe gelernt eigenverantwortlich meinen Körper gegenüber zu sein und ich werde das nächste Mal, wenn mir ein Arzt ein Medikament verschreiben will, mit mehreren Augen darüber schauen und mein Bauchgefühl einschalten. Und der Pharmaindustrie werde ich so gut es geht, den Rücken weisen.

Ich danke all den Menschen, die mir in der schweren Zeit vertrauten und mit Ihrem offenen Ohr, meine Geschichte nie angezweifelt haben. Es waren wenige Menschen, aber es gab sie. DANKE!!!!

Kontakt: bittere.pillen@gmx.de

Alemtuzumab

CBG Redaktion

8. Januar 2014

Alemtuzumab: 29.000x teurer als Gold

Linkspartei stellt Kleine Anfrage an Bundesregierung

Ein Jahrzehnt lang wurde der Wirkstoff Alemtuzumab zur Behandlung von Leukämie eingesetzt. Um den Umsatz zu erhöhen, wurde die Indikation jedoch aufgegeben. Das Medikament erhielt unter dem neuen Namen Lemtrada eine Zulassung zur MS-Therapie und soll nun zu einem 40x höheren Preis verkauft werden.

Hierzu hat die Linkspartei eine Anfrage an die Bundesregierung gerichtet: http://www.bundestag.de/presse/hib/2014_01/2014_004/03.html

Siehe hierzu unseren Artikel „Profit vor Patientenwohl“: http://www.cbgnetwork.de/5222.html

[Interview] CO-Pipeline

CBG Redaktion

8. Januar 2014

CO-Leitung zwischen den BAYER-Werken Dormagen und Krefeld:

Interview mit Dipl. Ing. Bernhard Wening (Sachverständiger für Gasanlagen)

FRAGE: Sehr geehrter Herr Wening, noch immer ist das Genehmigungsverfahren für die CO-Pipeline zwischen den BAYER-Werken Dormagen und Krefeld nicht abgeschlossen. Was halten Sie prinzipiell von der Idee, Kohlenmonoxid per Rohrleitung zu transportieren?

ANTWORT: Prinzipiell stehe ich dieser Idee sehr kritisch gegenüber. Es ist technisch sicherlich möglich. Soll dies aber auf einem Sicherheitsniveau geschehen, welches den möglichen Risiken gerecht wird, wird der technische und administrative Aufwand sehr hoch werden. Maßgebliche Grundlage dieser Einschätzung sind die physikalischen und toxikologischen Eigenschaften von Kohlenmonoxid – im Unterschied zum Erdgastransport, wo wir seit vielen Jahrzehnten weltweite Erfahrungen haben, auch im Umgang und der Begegnung möglicher Risiken.

Wo sehen Sie die größten Gefahren?
Das primäre Risiko ist nun mal der unkontrollierte Gasaustritt. Dieser beruht bei Gasleitungen in der Regel auf Lecks aufgrund von Materialverhalten oder aufgrund äußerer Einwirkung - selten auch aufgrund menschlichen Fehlverhaltens. Dieses Risiko kann durch technische und organisatorische Maßnahmen zwar verringert, aber nie gänzlich eliminiert werden. Auf einer derart langen Trasse kann die hundertprozentige Integrität wohl angestrebt, aber nun mal nicht gewährleistet werden.
Beim Erdgas ist der größte risiko-mindernde Faktor die Ungiftigkeit und die wesentlich geringere Dichte. Beim Transport von CO erhöhen diese beiden Faktoren das Risiko beträchtlich. Es ist daher zwingend erforderlich, der geringen Wahrscheinlichkeit eines Gas-Austritts das hohe Maß möglicher Auswirkungen gegenüberzustellen. Zur Veranschaulichung: würde die gleiche Leitung nicht in einem dicht belebten Wohngebiet, sondern in einem unbewohnten Wüstengebiet verlegt, wäre die Risikoauswirkung anders zu beurteilen sein.

Werden die Gefahren nicht durch die TÜV-Gutachten zur Leckerkennung entkräftet?
In dem Gutachten zu den Leckerkennungssystemen wird nur die Funktionsweise der Technischen Anlage analysiert und bewertet, nicht aber die betriebliche Auswirkung eines Lecks – hier der Gasaustritt, insbesondere die Menge und die Zeitdauer in Abhängigkeit von der Größe des Lecks.
Was nützt es den direkten Anwohner der CO-Pipeline, wenn zwar die Leckentstehung zeitnah erkannt und vom System gemeldet wird, das Gas aber bis zum drucklosen Leerlaufen des Leitungsabschnittes in großen Mengen austritt. Bei 12 bar Überdruck könnten das bei zehn Kilometern Abstand zwischen den Absperreinrichtungen ca. 6000 m³ sein – und auch nur, wenn diese sehr schnell schließen.

Welche zusätzlichen Sicherheits-Maßnahmen für Pipelines gibt es, die von BAYER nicht eingesetzt werden?
Es gibt zum Beispiel Einzäunungen von Schutzstreifen von Erdgaspipelines. Näheres hierzu in Erfahrung zu bringen ist nicht aufwendig.

Warum hat die Firma BAYER diese Maßnahmen nicht ergriffen?
Das kann ich nicht sagen, möglich wären wirtschaftliche Gründe. Es kann aber auch sein, dass seitens BAYER die Unverletzbarkeit einer solchen Gasleitung überschätzt wird.

Teilen Sie den Standpunkt der Coordination gegen BAYER-Gefahren, dass Gefahrstoffe wie CO allenfalls im Labormaßstab transportiert und ansonsten am Ort ihres Verbrauchs produziert werden sollten?
Diesen Standpunkt der CBG teile ich, solange nicht nachhaltig erwiesen ist, dass eine hinreichende Sicherheit gegen ALLE denkbaren Gefahren gewährleistet wird.

Zwischen Leverkusen und Dormagen betreibt BAYER bereits seit 2002 eine CO-Leitung. Diese hatte 1967 eine Zulassung für den Transport von CO2 erhalten. Im Jahr 2001 erteilte die Bezirksregierung die Genehmigung für den Einsatz von Kohlenmonoxid. Ein Verfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung wurde nicht durchlaufen. Wie bewerten Sie diesen Vorgang?
Sollte tatsächlich eine Kohlendioxid-Leitung ohne weitere umfangreichste Analysen und Änderungsvorschläge für technische Ausrichtung und betriebliche Verfahren für Kohlenmonoxid zugelassen worden sein, hielte ich das für einen äußerst unsachgemäßen Vorgang. Mir ist auch kein weiterer Fall einer solchen Umwidmung bekannt.
Auch wenn der Vorgang formal rechtmäßig ablief, so ist damit nicht sichergestellt, dass eine hinreichende Sicherheit für den Betrieb der Leitung gewährleistet ist. Es ist zu vermuten, dass es für CO keine detaillierten technischen Regeln, die den Stand der Technik für den Transport außerhalb geschlossener Betriebe beschreiben, vorgelegen haben. Die damals gültige Gashochdruckleitungs-Verordnung befasst sich im Wesentlichen mit der technischen Sicherheit der Pipeline – nicht aber detailliert mit der Gefahrenabwehr und den Folgen eines möglichen Gasaustritts. Dies müsste m. E. sorgfältig geprüft – und bei der Genehmigungsbehörde detailliert nachgefragt - werden.

Unseres Wissens existierte in Deutschland zuvor nur eine CO-Leitung (im Bayrischen Chemiedreieck zwischen Trostberg und Hart). Diese wurde ab 1956 betrieben. Im Jahr 2002 trat dort Kohlenmonoxid aus, woraufhin die Leitung außer Betrieb genommen wurde. Sind Ihnen in Deutschland weitere CO-Pipelines bekannt?
Nein, mir sind keine weiteren CO-Pipelines bekannt. Ich bitte jedoch zu beachten, dass ich seit mehr als 30 Jahren in der Erdgasbranche tätig bin, mich aber im Industriebereich nicht auskenne.

Gibt es Bestrebungen in Deutschland, weitere Gefahrstoffe per Pipeline zu transportieren?
Das ist mir nicht bekannt.

Der von BAYER ursprünglich behauptete CO-Überschuss in Dormagen existiert schon lange nicht mehr. Wegen des Baus der TDI-Anlage ist gegenwärtig in Dormagen ein weiterer steam-reformer zur Erzeugung von Kohlenmonoxid in Planung. Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund die Fortsetzung des Pipeline-Projekts?
Ich versuche bewusst, dieses CO-Pipelineprojekt NICHT vor dem Hintergrund wirtschaftlicher oder prozessorientierter Argumente zu bewerten. Eine solche Abwägung würde möglicherweise zu Abstrichen an der Sicherheitsphilosophie für ein derartig sensibles Projekt bedeuten. Dies war und ist immer eine Grundregel für meine langjährige Tätigkeit als öffentlich anerkannter Sachverständiger im Bereich der Gashochdruckleitungsverordnung.

Im laufenden Genehmigungsverfahren hat die Bezirksregierung einen Sachverständigen beauftragt, der zuvor drei Gutachten für BAYER erstellt hatte und der in Pressemitteilungen des Konzerns die angebliche Sicherheit der CO-Leitung bestätigte. Wie bewerten Sie die Wahl des Gutachters?
Ich kann die Wahl des Gutachters ohne genaue Kenntnisse des gesamten Vorganges nicht seriös bewerten. Einem intensiven Austausch sowohl mit dem Gutachter als auch mit den verantwortlichen Vertretern der Bezirksregierung stelle ich mich mit Interesse zur Verfügung.

Am 25. September kam es im Brunsbütteler BAYER-Werk zu einer Freisetzung von Kohlenmonoxid. Nach Angaben der Polizei schwebten zwei Mitarbeiter in Lebensgefahr, ein Arbeiter musste reanimiert werden. Zu den Ursachen des Unfalls macht die Firma bislang keine Angaben. Ist der Vorfall auch für die Genehmigung der Pipeline von Interesse?
Ich bin kein ausgewiesener Fachmann im Umgang mit CO. Beschränken wir uns also darauf, was wir wissen: Dauerhaft 100%-dichte Gasleitungssysteme sind in der Praxis nicht bekannt. Gasaustritte sind selbstverständlich nach allen Regel der Technik zu vermindern, aber sie können eben nie ganz ausgeschlossen werden. Aus diesem Grunde existieren seit vielen Jahrzehnten in allen Branchen stoffabhängige Regeln für den Umgang mit Gasaustritten insbesondere zur Vermeidung oder zur Verminderung von Gefahren für Mensch und Umwelt. Auch Unglücke wie dieses oben beschriebene kommen immer wieder vor - in unseren von Arbeitssicherheitsregeln gut begleiteten Arbeitsprozessen sind sie gottseidank selten und eher mit menschlichem Versagen einhergehend.
Es sollte in jedem Falle untersucht werden, welche der Gefährdungen für die Mitarbeiter auf dem Betriebsgelände in gleicher Weise zu Gefährdung für die Bevölkerung führen könnte. Die Gefahr von Kohlenmonoxid wird m. E. unterschätzt.

Dipl.-Ing. Bernhard Wening, seit 1979 in der Erdgasversorgung tätig. Sachverständiger seit 1991 für Gasanlagen (Transport/ Verteilung). Bis Dez. 2012 Leiter Qualität und Regelsetzung in der RWE Deutschland AG, Essen

Die Fragen stellte Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Hier finden Sie weitere Informationen zur Kampagne der CBG.

[Ticker] STICHWORT BAYER 01/2014 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

CBG bei Pipeline-Anhörung
Der Leverkusener Multi hatte während der Verlegung der zwischen Krefeld und Dormagen verlaufenden Kohlenmonoxid-Pipeline zahlreiche „Plananpassungen“ vorgenommen. Deshalb ordnete die Bezirksregierung Düsseldorf ein erneutes Genehmigungsverfahren mit BürgerInnen-Beteiligung an. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN gehörte zu den 24.000 EinwänderInnen gegen das Projekt und nahm deshalb am 5. November 2013 in der Essener Gruga-Halle auch am Erörterungstermin teil. Schon vor Beginn der Veranstaltung protestierte die CBG mit ihrem Sensenmann gegen die Giftgas-Leitung. In der Anhörung selber drang sie darauf, im Rahmen der Prüfung des BAYER-Antrags auch den jüngsten Kohlenmonoxid-Unfall, der sich Ende September 2013 im Brunsbütteler Werk des Konzerns ereignet hatte (siehe UNFÄLLE & KATASTROPHEN), zu untersuchen. Die Bezirksregierung lehnte das allerdings ab. Und bezeichnenderweise scheute sie sich nicht, als Verfahrensachverständigen mit Christian Engel genau denselben TÜV-Gutachter zu verpflichten, der für den Global Player schon drei Entlastungsexpertisen in Sachen „Pipeline“ angefertigt hatte. Die CBG forderte seine Ablösung. „Ein Gutachter, der mehrfach im Auftrag von BAYER die Sicherheit der Pipeline beschworen hat, ist eindeutig befangen. Die Bezirksregierung muss für ein solch wichtiges Verfahren dringend einen unabhängigen Sachverständigen auswählen!“, hieß es in der entsprechenden Pressemitteilung.

Grüne wollen Sammelklagen
In den USA können Geschädigte von Industrie-Produkten gemeinsam vor Gericht ziehen und in Sammelklagen Entschädigungen erstreiten. Milliarden Dollar haben den Leverkusener Multi die GAUs um den Cholesterin-Senker LIPOBAY, die Verhütungsmittel der YASMIN-Reihe und den sich plötzlich wundersam überall verbreitenden „LL601“-Genreis deshalb schon gekostet. Aus diesem Grund versuchen die Brüsseler LobbyistInnen des Konzerns auch die Einführung eines solchen Rechtsinstituts auf europäischer Ebene zu verhindern – bisher mit Erfolg. Und hierzulande droht dem Unternehmen vorerst ebenfalls keine Gefahr. Bündnis 90/Die Grünen brachten Anfang Juni 2013 den „Entwurf eines Gesetzes über die Einführung von Gruppenverfahrens“ in den Bundestag ein, erreichten für den Vorschlag allerdings nicht die erforderliche Mehrheit.

Preis für Holzgifte-AktivistInnen
BAYERs Tochter-Firma DESOWAG hat bis Mitte der 1980er Jahre das „Holzschutzmittel” XYLADECOR produziert, das rund 200.000 Menschen vergiftete. Erst als die Geschädigten gegen den Konzern und andere Hersteller vor Gericht zogen und damit das bislang größte Umwelt-Strafverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik initiierten, trennte sich der Leverkusener Multi von der DESOWAG. Zu den Klägern zählten damals auch Helga und Volker Zapke, die in ihrer Eigenschaft als Gründer der INTERESSENSGEMEINSCHAFT HOLZSCHUTZMITTEL-GESCHÄDIGTER viel mit der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN kooperiert haben. Jetzt erfuhr das Ehepaar eine späte Ehrung für ihr Engagement. Es wurde mit dem „Bundespreis Verbraucherschutz 2013“ ausgezeichnet. Die Coordination gratuliert!

MELIANE-Geschädigte schreibt Buch
Das BAYER-Verhütungsmittel MELIANE (Wirkstoffe: Gestoden und Ethinylestradiol) hatte bei der Französin Marion Larat 2006 einen Gehirnschlag ausgelöst. Neun Operationen musste die Frau seither über sich ergehen lassen; immer wieder erleidet sie epileptische Anfälle. Ende 2012 hat die junge Frau einen Schadensersatz-Prozess gegen den Pharma-Riesen angestrengt, der ein großes Medien-Echo ausgelöst hat. Larat hat nicht nur Dutzende von Briefen und Anrufen erhalten, sondern auch Nachahmer gefunden. 80 Klagen haben die Gerichte bis Mitte Februar registriert, darunter mehr als die Hälfte gegen BAYER. Nun hat die Französin ein Buch über ihre Leidenszeit geschrieben. „Die Pille ist bitter“ lautet der Titel.

NGOs treffen sich mit BAYER & Co.
Das PESTIZID AKTIONS-NETZWERK (PAN) hatte Anfang 2012 eine Kampagne gestartet, die BAYER, BASF und SYNGENTA zum Verkaufsstopp hochgefährlicher Pestizide aufforderte. Im Rahmen der Aktion bat die Organisation die Konzerne auch um ein Gespräch über dieses Thema. Im Juni 2013 kam es zu einem Treffen. Auf Seiten der Initiativen nahmen neben AktivistInnen von PAN noch VertreterInnen der BerufsimkerInnen, vom ÖKOLOGISCHEN ÄRZTEBUND, von TERRE DES HOMMES, vom Umweltinstitut München und vom WWF teil. Auf Seiten der Firmen waren Emissäre aller drei Agro-Riesen dabei; BAYER schickte den „Public & Governmental Affairs“-Manager Dr. Michael Schneider. Vorab verabredeten die TeilnehmerInnen, nicht grundsätzlich über die Vor- und Nachteile von Pestiziden zu sprechen und ebenfalls nicht über bestimmte gesundheitsgefährdende Produkte. Stattdessen erörterte die Runde Kriterien zur Definition besonders gefährlicher Ackergifte und Optionen für einen schrittweisen Ausstieg aus diesem Segment. Dabei traten einige Differenzen zu Tage. PAN wollte die von einem bestimmten Wirkstoff ausgehende Gefahr zur Grundlage der Beurteilung machen, BAYER & Co. lehnten das jedoch ab. Sie wiesen eine Klassifizierung auf Basis von Inhaltsstoffen zurück, da die LandwirtInnen diese nur in verdünnter Form ausbringen. Auch den Gefahren-Ansatz akzeptierten die Manager nicht. Sie plädierten stattdessen für das Prinzip der Risikoabschätzung, nach dem sich auch die staatlichen Behörden richteten. „Eine Verständigung zwischen den Vertretern der Unternehmen und der NGOs auf Maßnahmen für die Beendigung der Vermarktung von Pestizid-Wirkstoffen, die von PAN als hochgefährlich eingestuft werden, konnte deshalb nicht erreicht werden“, vermerkt das öffentlich zugängliche Protokoll. Die Initativen begrüßten jedoch die Entscheidung der beteiligten Unternehmen, alle Agro-Chemikalien der beiden höchsten Toxizitätsklassen vom Markt genommen zu haben. Der Leverkusener Multi tat sich damit allerdings sehr schwer. Schon im Jahr 2000 hatte er diesen Schritt auf der Hauptversammlung angekündigt, lange Jahre aber keine Taten folgen lassen.

Proteste gegen Saatgut-Messe
Ende Oktober 2013 fand in Amsterdam die Saatgut-Messe „CropWorld“ statt. Ungestört konnten BAYER, MONSANTO & Co. sich in ihrer Welt der Laborfrüchte allerdings nicht aufhalten. 150 DemonstrantInnen bevölkerten diese zusätzlich und machten den Multis mit Losungen wie „Reclaim the Seeds“ ihre Aufwartung. Auch ein Kooperationspartner der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) war vor Ort und mischte sich mit einem „Gegen BAYER“-Transparent unter die ProtestlerInnen.

ZDF zeigt Bluter-Film
In den 1990er Jahren starben Tausende Bluter an HIV-verseuchten Blutprodukten von BAYER, weil der Pillen-Riese sein Präparat KOGENATE aus Kostengründen keiner sterilisierenden Hitze-Behandlung unterzogen hatte. Im Oktober 2013 widmete sich der ZDF-Fernsehfilm „Blutgeld“ noch einmal dem Thema. Sein Produzent Michael Souvignier hatte vorher schon ein Werk über den Contergan-Skandal auf den Weg gebracht und im Anschluss daran eine Klage von dem Hersteller GRÜNENTHAL erhalten. Darum war er diesmal vorsichtiger. „Da befürchte ich schon allein deshalb juristisch nichts, weil wir bei aller gründlichen Recherche mit Anonymisierungen arbeiten“, sagte Souvignier der Faz. So bleibt der Leverkusener Multi in „Blutgeld“ ungenannt. An der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) war es deshalb, in begleitenden Presse-Veröffentlichungen auf die Verursacher des Pharma-GAUs hinzuweisen. Zudem machte die Coordination auf die erbärmliche soziale Lage der Überlebenden aufmerksam, welche der bis heute nur unzureichend gelösten Frage des Schadensersatzes geschuldet ist, und forderte den Global Player auf, mehr Verantwortung zu übernehmen. Darüber hinaus hat die CBG in Kooperation mit der Internet-Plattform change.org in den Bundestag eine Petition für angemessene Entschädigungen der Bluter eingebracht.

Kritik an Uni-Vertrag
Dr. Peter Tinnemann imprägniert an der Berliner Charité Medizin-StudentInnen gegen den Einfluss der Pharma-Industrie und besucht im Rahmen seiner Seminare mit den angehenden DoktorInnen auch Veranstaltungen von Pharma-ReferentInnen. „Weder die Studierenden noch die Ärzte noch die Patienten erkennen die Gefährdung“, meint Tinnemann. Und auch die Kooperation von BAYER mit der Universität Köln auf dem Gebiet der Arznei-Entwicklungen (Ticker berichtete mehrfach) kritisiert er scharf: „Wenn aber diese Verträge nicht öffentlich sind, wie kann man dann auch nur einem Wissenschaftler an der Uni Köln trauen?“

„Public Eye Award“ für BAYER?
Die Global Player halten jeweils zu Beginn des neuen Jahres in Davos ihr Klassentreffen ab. Die Schweizer Initiativen ERKLÄRUNG VON BERN und PRO NATURE nutzen die Gelegenheit, um als Spielverderber aufzutreten und dem Unternehmen mit den fragwürdigsten Geschäftspraktiken den „Public Eye Award“ zu verleihen. BAYER zählt dabei wieder einmal zu den heißesten Anwärtern für die „Auszeichnung“. Dieses Mal führten die Risiken und Nebenwirkungen seiner Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide, die mitverantwortlich für ein massenhaftes Bienensterben zeichnen, zu der zweifelhaften Ehre. Der „Europäische Imkerverband“ nominierte den Leverkusener Multi gemeinsam mit BASF und SYNGENTA für den Negativ-Preis.

Jahrestagung 2013
2013 widmete sich die Jahrestagung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) aus gegebenem Anlass dem Thema „150 Jahre BAYER – Ausbeutung, Umweltzerstörung, Kriegstreiberei“. Der Historiker Stephan Stracke vom VEREIN ZUR ERFORSCHUNG DER SOZIALEN BEWEGUNGEN IM WUPPERTAL“ beschäftigte sich mit der Rolle, die der ehemalige BAYER-Generaldirektor Carl Duisburg als Giftgas-Pionier und Rohstoff-Beschaffer im Ersten Weltkrieg gespielt hat. CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes schlug das dunkelste Kapitel der Unternehmenshistorie auf und gab einen Abriss über die von BAYER mitgegründeten IG FARBEN, die nicht nur entscheidend an den Kriegsvorbereitungen der Nazis mitwirkte, sondern in Auschwitz auch ein firmen-eigenes KZ unterhielt und insgesamt etwa 300.000 ZwangsarbeiterInnen „vernutzte“. Professor Jürgen Rochlitz, Chemiker und ehemaliger Bundesabgeordneter der Grünen, stellte die ökologische Kehrseite von „150 Jahre BAYER“ dar. Er legte dabei den Schwerpunkt auf die Polychlorierten Biphenylen (PCB), eine ganz besonders gefährliche Ausgeburt der Chlorchemie, deren bis 1983 erlaubte Verwendung in öffentlichen Gebäuden heute noch milliarden-hohe Sanierungskosten verursacht. An CBG-Vorstand Axel Köhler-Schnura war es dann, die Quintessenz aus den Vorträgen zu ziehen und die Grundzüge der BAYER-Geschichte herauszuarbeiten, als deren zentralen Movens er das Profit-Prinzip identifizierte. Abermals ergab sich eine lebhafte Diskussion, nach der sich die wieder einmal zahlreichen BesucherInnen angeregt auf die Heimreise machten.

KAPITAL & ARBEIT

Wenning mächtigster Aufsichtsrat
Die „Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz“ (DSW) bestimmte BAYERs Aufsichtsratschef Werner Wenning gemeinsam mit Ulrich Lehner zum mächtigsten Mann der Deutschland AG. Wenning sitzt nämlich auch dem E.ON-Aufsichtsrat vor und gehört den Kontroll-Gremien von SIEMENS und HENKEL an.

ManagerInnen-Gehälter ohne Grenzen
Unter den Beschäftigten der DAX-Konzerne gibt es nach einer Studie der „Hans Böckler Stiftung“ enorme Einkommensunterschiede. Bei BAYER lagen die Bezüge der Vorstände 2011 um das 40-fache über den Durchschnittsentgelten der Belegschaft. 2005 gaben sie sich mit dem Faktor 33 noch etwas bescheidener. Und an dieser großen Spreizung dürfte sich beim Leverkusener Multi so schnell auch nichts ändern. Im Jahr 2009 hatte eine Vertreterin des DACHVERBANDES DER KRITISCHEN AKTIONÄRINNEN UND AKTIONÄRE die Vorstandsriege auf der Hauptversammlung gefragt, ob sie bereit wäre, sich mit einem Gehalt zu begnügen, das „nur“ 20 Mal so hoch läge wie das der NormalverdienerInnen des Pharma-Riesen. Sie erhielt eine schnöde Abfuhr. BAYERs damaliger Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Schneider sprach sich vehement gegen solche „statistischen Grenzen“ aus.

Stellen-Streichungen bei JENAPHARM
Der Umsatz von BAYERs Vertriebsgesellschaft JENAPHARM, die unter anderem Kontrazeptiva, Potenzmittel und Haut-Arzneien unter die Leute bringt, sank 2012 im Vergleich zum Vorjahr hauptsächlich wegen der verschärften Konkurrenz von Nachahmer-Präparaten auf dem Verhütungsmittel-Markt um 16,7 Millionen auf 140,7 Millionen Euro. Die Geschäftsleitung reagierte darauf mit Arbeitsplatzvernichtung. Sie gab den Bereich „Logistik“ an die Leverkusener Zentrale ab und führt das Gebäude-Management nicht länger in Eigenregie durch.

Subventionierte Rationalisierung
Im Rahmen des seit 2010 laufenden Effizienz-Programms, das 4.500 Arbeitsplätze zur Disposition stellt, ergriff der Leverkusener Multi auch in den USA Maßnahmen. In New Jersey kündigte er an, seine drei über den Bundesstaat verstreut liegenden Pharma-Standorte zusammenlegen zu wollen und drohte damit, den Distrikt New York als neuen Standort zu wählen. Die LandespolitikerInnen gingen auf die Erpressung ein und zahlten dem Leverkusener Multi eine Halte-Prämie. Sie subventionierten den Bau des neuen Hauptquartiers in Hanover mit über 36 Millionen Dollar. So macht das Rationalisieren Spaß.

ERSTE & DRITTE WELT

Entwicklungshilfe für BAYER
Die bundesdeutsche Entwicklungshilfe-Politik setzt auf Kooperationen mit der Privatwirtschaft. So hat das „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (BMZ) mit BAYER, BASF, SYNGENTA und ca. 30 weiteren Konzernen die „German Food Partnership“ (GFP) gegründet (SWB 4/13). Staatliche Mittel fließen unter anderem in das Projekt „Better Rice Initiative in Asia“ (BRIA), das den Leverkusener Multi bei der Vermarktung von hybridem, also nicht zur Wiederaussaat geeigneten Reis auf den Philippinen unterstützt. Für Familienbetriebe lohnt sich eine solche Investition oft nicht, weshalb das RICE WATCH AND ACTION NETWORK das Vorhaben auch kritisiert, aber den Agro-Riesen schert das wenig. Eine „Grüne Revolution wird man nicht mit Kleinbauern machen“, sagt der Konzern-Manager Hans-Joachim Wegfahrt: „Wir brauchen eine Konsolidierung“. Und am eigentlichen Sinn der Übung lässt er ebenfalls keinen Zweifel. „Unser Business ist nun mal der Verkauf von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut“, so Wegfahrt, das Ganze sei „keine Charity-Veranstaltung“.

BAYER will mehr
Der Leverkusener Multi bekommt viel Entwicklungshilfe, um seine Produkte auch in ärmeren Ländern vermarkten zu können (s. o.). Dem Konzern reicht das aber noch nicht. Auf dem von ihm in Neu-Delhi veranstalteten „Rice Future Forum“, an dem unter anderem VertreterInnen der „Bill & Melinda Gates Foundation“, der bundeseigenen Entwicklungshilfe-Agentur „Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit“ (GIZ), des „International Rice Research Institutes“ und des Lebensmittel-Unternehmens KELLOGG teilnahmen, forderte er deshalb mehr Subventionen ein. So mahnte Hartmut van Lengerich vom Unternehmensbereich „Global Strategy für Getreide, Reis und Ölsaaten“ dort „die Unterstützung von „Public-Private-Partnerschaften zur Erforschung, Entwicklung, Vermarktung und Förderung neuer Lösungen“ an.

„Entwicklungshelfer“ BAYER
Mit freundlicher Unterstützung der „Bill & Melinda Gates Foundation“ und der bundeseigenen Entwicklungshilfe-Agentur „Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) plant der Leverkusener Multi, sich in Bangladesh als „Entwicklungshelfer“ zu betätigen. „BAYER CROPSCIENCE und die GIZ werden in Bangladesh zusammenarbeiten, um die Aufnahme von Eisen und Zink, sowie gegebenenfalls von Kalzium, Folsäure, Vitamin A und Vitamin B6 mit der Nahrung zu verbessern“, erklärte der Agro-Riese. Entsprechende „Einsatzstoffe“ und eine Schulung der FarmerInnen in „nährstoff-sensitiven landwirtschaftlichen Praktiken“ sollen’s richten. Es handelt sich also wieder einmal um kaum mehr als eine Produkteinführungskampagne für neue Waren, die sich die Bangladesher Bauern und Bäuerinnen wegen des hohen Abgabe-Preises kaum werden leisten können. Und damit das alles nicht ans Licht der Öffentlichkeit tritt, nimmt an der konzertierten Aktion mit MCCANN HEALTH auch „ein weltweit agierender Kommunikationsspezialist für Awareness-Kampagnen“ teil.

KONZERN & VERGANGENHEIT

Duisbergs Strafregister
BAYERs langjähriger Generaldirektor Carl Duisberg war im 1. Weltkrieg verantwortlich für den Einsatz von Giftgas sowie die Ausbeutung von ZwangsarbeiterInnen und hatte später einen maßgeblichen Anteil an der Gründung des Mörder-Konzerns IG FARBEN. Und die Erbarmungslosigkeit, mit der er im Geschäftsleben auf Profit-Jagd ging, zeigte sich auch im Alltag. „Das Strafregister Duisbergs ist nicht lang, aber erheblich“, urteilt der von BAYER mit einer Biographie des Firmen-Lenkers beauftragte Historiker Werner Plumpe. Vor allem Autounfälle mit tödlichem Ausgang füllen die Akten, da Duisberg seinen Chauffeur unablässig zu einem Fahren mit erhöhter Geschwindigkeit anhielt, ohne auf andere VerkehrsteilnehmerInnen Rücksicht zu nehmen.

IG FARBEN & HEUTE

Uni vergibt Hörlein-Preis
Zahlreichen BAYER-Managern, die schwere Schuld auf sich geladen haben, wird heute noch ein ehrendes Gedenken bewahrt. Nach dem ehemaligen Generaldirektor Carl Duisberg, der im 1. Weltkrieg verantwortlich für den Einsatz von Giftgas und die Ausbeutung von ZwangsarbeiterInnen war und später einen maßgeblichen Anteil an der Gründung des Mörder-Konzerns IG FARBEN hatte, haben viele Städte Straßen und Schulen getauft. Der Leverkusen Multi selber hat eine Auszeichnung im Medizin-Bereich nach Kurt Hansen benannt, der bereits 1931 in die NSDAP eingetreten war, und bei den IG FARBEN den Posten des Leiters der kriegswichtigen „Zentralstelle für Rohstoffbeschaffung“ inne hatte. Und die „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Düsseldorf“ vergibt alle fünf Jahre einen „Heinrich-Hörlein-Preis“, womit sie ihre Wertschätzung für einen Kriegsverbrecher ausdrückt. Hörlein beaufsichtigte als Leiter des Wuppertaler BAYER-Werks nämlich die Entwicklung der Giftgase Tabun, Sarin und Soman. Zudem saß er im Aufsichtsrat der „Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung“ (DEGESCH), die das Zyklon B für die Gaskammern lieferte, und war Wehrwirtschaftsführer.

POLITIK & EINFLUSS

TTIP: BAYER & Co. verhandeln mit
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen der EU mit den USA diktieren BAYER & Co. den PolitikerInnen die Agenda. Allein von Anfang 2012 bis April 2013 fanden 130 Treffen der VerhandlerInnen mit Konzern-VertreterInnen oder Unternehmensverbänden statt. Selbstverständlich verschafften sich auch die Organisationen, denen BAYER angehört wie der „Verband der chemischen Industrie“, „Business Europe“, der „Bundesverband der deutschen Industrie“ und der „Transatlantic Business Dialogue“, ausreichend Gehör. Unter anderem fordern diese und andere Lobby-Organisationen, die strengeren europäischen Vorgaben bei den Pestizid-Grenzwerten, der Zulassung neuer Medikamente und bei der Gentechnik als „Handelshemmnisse“ einzustufen und abzuwickeln.

Extrem-Lobbyismus in China
Die chinesische Regierung strich die Chemikalie TDI von der Liste hochgefährlicher Chemikalien. „Vorausgegangen war dieser Änderung ein intensives Lobbying von BAYER MATERIALSCIENCE“, so der Text des im Intranet des Konzerns veröffentlichten Bekennerschreibens. Als einen „Meilenstein für die gesamte Polyurethan-Industrie“ feierte das Unternehmen dort den Coup, weil er die Kosten für Transport und Lagerung der Stoffe senkt und die Arbeitsschutz-Anforderungen reduziert. Wenig später hielt es der Global Player dann aber doch für angebrachter, die Spuren zu verwischen, und ersetzte den Begriff „Lobbying“ durch „Informationsaustausch“.

ALEC schreibt Gesetze
Das „American Legislative Exchange Council“ (ALEC) ist eine von den Global Playern gesponserte JuristInnen-Vereinigung. Sie fungiert als Bindeglied zwischen der Wirtschaft und den Republikanern und fertigt für diese Gesetzes-Entwürfe an. Der Leverkusener Multi gehört der Organisation seit 1992 an, „um unsere Unternehmenspositionen in den politischen Meinungsbildungsprozess einzubringen“, wie Konzern-Sprecher Günter Forneck sagt, und ist in wichtigen Gremien vertreten (Ticker 2/12). Nach einer vom CENTER FOR MEDIA AND DEMOCRACY veröffentlichten Untersuchung hat ALEC von Januar bis August 2013 fast 1.000 „Unternehmenspositionen“ von BAYER & Co. in den Gesetzgebungsprozess eingebracht. Unter anderem standen die Beschneidung von Gewerkschaftsrechten, Lohnreduzierungen, Absenkungen von Arbeitsstandards, und die Erschwerung der Strafverfolgung von Konzernen auf der ALEC-Agenda.

Keine Kennzeichnung in Washington
Im US-Bundesstaat Washington scheiterte Anfang November 2013 ein BürgerInnen-Begehren zur Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln, die Gentech-Ausgangsstoffe enthalten, knapp mit 45 zu 55 Prozent der Stimmen. Das Geld, das BAYER und andere Konzerne in eine Gegen-Kampagne investiert hatten, zahlte sich damit aus. Allein der Leverkusener Multi brachte fast 600.000 Dollar auf. Insgesamt war den Unternehmen ihre Aktion 17 Millionen Dollar wert. Zuvor hatten sie mit ihren großen finanziellen Mitteln schon eine entsprechende Transparenz-Initiative in Kalifornien scheitern lassen.

BAYER für offenere Gentech-Worte
Der BAYER-Manager Mathias Kremer hat auf einer Tagung der Kölner „Industrie- und Handelskammer“ eine offenere Diskussion in Sachen „Gentechnik“ eingefordert und das Festhalten an starren Glaubensgrundsätzen beanstandet. KritikerInnen der Risikotechnologie denunzierte Kremer, der bei BAYER CROPSCIENCE den Bereich „Strategie“ leitet, auf der Tagung als rückwärtsgewandte RomantikerInnen, welche die traditionelle Landwirtschaft nostalgisch verklärten und nur ein „Ventil für Unbehagen in einer immer komplexeren Welt“ suchten.

VFA umgarnt NGOs
Der von BAYER gegründete „Verband der forschenden Arzneimittel-Hersteller“ unternimmt Anstrengungen, ein „Deutsches Netzwerk gegen vernachlässigte tropische Armutskrankheiten“ zu gründen und dabei auch Initiativen einzubinden. Die BUKO PHARMA-KAMPAGNE hat sich gegen ein solches Vorhaben ausgesprochen. „Der Industrie-Verband VFA möchte nun offenbar Punkte in der deutschen Öffentlichkeit gewinnen und vom positiven Image zivilgesellschaftlicher Gruppen profitieren (...) Außerdem erscheint das Ganze als ein Versuch, kritische Stimmen einzubinden und mehr Einfluss auf die Debatte zu bekommen“, hält die Organisation fest. Viel Substanz hat der Ansatz von BAYER & Co. ihrer Meinung nach auch nicht. Allein mit Arzneimittel-Spenden und vereinzelten Hilfsprogrammen sei es nicht getan, so der BUKO. Er verwies stattdessen auf die Eckpunkte zu einem Gesamtkonzept, das verschiedene im Bereich der Entwicklungspolitik arbeitende Gruppen gemeinsam erstellt haben. Darin fordern diese unter anderem neue Rahmenbedingungen für die Arzneimittel-Forschung mit einer Abkehr von den starren Patent-Regelungen, mit uneingeschränktem Zugang zu Test-Resultaten, öffentlicher Finanzierung und mit einem Verzicht darauf, die Entwicklungskosten komplett einzupreisen, weil das die Medikamente für die meisten Menschen in der südlichen Hemisphäre unerschwinglich macht.

Duin bei BAYER
Schon zum dritten Mal in diesem Jahr schaute der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Garrelt Duin beim Chemie-Multi vorbei; Auftritte beim „Verband der chemischen Industrie“ kommen noch erschwerend dazu. Im Oktober 2013 nahm der SPD-Politiker an der vom Unternehmensverband „ChemCologne“ veranstalteten Podiumsdiskussion zum Thema „Chemie-Standort NRW – wohin geht die Reise“ teil, die in BAYERs Kommunikationszentrum BayKom stattfand.

Löhrmann beim VCI
Der „Verband der chemischen Industrie“ veranstaltet sogar ganze LehrerInnen-Kongresse, um BAYER & Co. Schule machen zu lassen. Und die PolitikerInnen geben dazu auch noch ihren Segen. So sprach die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Sylvia Löhrmann von den Grünen Anfang Dezember 2013 zu Beginn der Veranstaltung der NRW-Sektion des VCI ein Grußwort.

PROPAGANDA & MEDIEN

YASMIN: BAYER schreibt ÄrztInnen
BAYERs Kontrazeptiva aus der YASMIN-Familie haben allein in den USA bereits 190 Todesopfer gefordert. Dazu kommen noch zahllose Geschädigte in aller Welt. In der Schweiz hat das Schicksal von Céline Pfleger, die nach der Einnahme der BAYER-Pillen eine Lungenembolie erlitt und nun schwerbehindert ist, besondere Aufmerksamkeit erregt. Diese stieg mit der Urteilsverkündung in dem Schadensersatz-Prozess, den die Familie der jungen Frau gegen den Pharma-Riesen angestrengt hat, noch einmal zusätzlich an. Daraufhin hat der Leverkusener Multi an schweizer GynäkologInnen sowie Kinder- und JugendärztInnen flächendeckend Briefe verschickt, um Schadensbegrenzung zu betreiben. „Das Nutzen/Risiko-Profil moderner, niedrig dosierter, kombinierter hormoneller Verhütungspräparate wie YASMIN ist auf Basis der Bewertung aller vorliegenden wissenschaftlichen Daten bei verschreibungsgemäßer Anwendung positiv“, schreibt der Global Player darin wider besseren Wissens. Kein Wort findet er dagegen zu dem erhöhten Risiko, das vielen Studien zufolge gerade von Pillen der jüngeren Generation wie YASMIN ausgeht. So recht verfangen wollte die PR-Maßnahme allerdings nicht. So hat etwa eine von der Zeitung Tagesanzeiger befragte Medizinerin das Schreiben „als Rechtfertigung von BAYER wahrgenommen“, für die sie „wenig Interesse“ habe.

Zehn Milliarden Vertriebskosten
Seit Jahren wachsen BAYERs Vertriebskosten an. 2012 legten sie im Vergleich zu 2011 um 11,5 Prozent auf fast zehn Milliarden Euro zu. „Der Anstieg ist im Wesentlichen auf höhere Vertriebskosten bei HEALTHCARE zurückzuführen, die vor allem aus der Vermarktung unserer neuen Produkte resultierten“, heißt es im Geschäftsbericht. Vor allem schlagen hier die Aufwendungen des Leverkusener Multis für seinen Gerinnungshemmer XARELTO zu Buche. Aber die Investitionen zahlen sich aus. Obwohl das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM) bis Ende August 2013 bereits 72 Meldungen über Todesfälle und 968 über schwere Nebenwirkungen vorliegen hatte und sowohl Fachmagazine wie auch die „Arzneimittel-Kommission der deutschen Ärzteschaft“ von dem Mittel abraten, ziehen die Umsätze an. Im 3. Quartal 2013 steigerten sie sich gegenüber dem 3. Quartal 2012 um 220 Prozent auf 259 Millionen Euro.

BAYER wenig auskunftsfreudig
Das Fachblatt PRmagazin hat die Auskunftsfreudigkeit der Presse-Abteilungen der Pharma-Riesen getestet. Es schickte den Unternehmen Fragen zu den aktuellen Vorgängen in China. Dort überprüfen die Behörden 60 Konzerne wg. Korruptionsverdachts, weshalb BAYER-Chef Marijn Dekkers nicht ganz wohl in seiner Haut ist: „Ich werde meine Hand nicht ins Feuer legen.“ Die ÖffentlichkeitsarbeiterInnen des Konzerns waren zwar schnell erreichbar, aber nachdem sie das Auskunftsbegehr zu den Vorgängen im Reich der Mitte per Mail erhalten hatten, tat sich nichts mehr. „Nach dem Erstkontakt herrscht Schweigen im Walde“, resümierte die Zeitschrift. Für Qualität und Umfang der Informationen blieben da nur noch null Punkte übrig.

Greenwashing mit der UNEP
Im Rahmen seiner Greenwashing-Aktivitäten kooperiert der Leverkusener Multi auch mit der UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen. Bei seinem neuesten PR-Coup schlägt der Konzern sogar drei Fliegen mit einer Klappe. Er kann sich nicht nur als Umweltengel, sondern auch als sozialer Wohltäter präsentieren und darüber hinaus noch politische Verbindungen knüpfen. Seine koreanischen „UmweltbotschaftlerInnen“ entwickelten nämlich ein Umweltspiel, von dem BAYER dann in Zusammenarbeit mit der Umweltbehörde der Stadt Seoul 1.200 Exemplare an Wohlfahrtseinrichtungen für Kinder verteilte.

Lange Nacht der Industrie
Der Leverkusener Multi sieht sich bei all seinen großen Projekten wie etwa Kunststoff-Anlagen oder der Kohlenmonoxid-Pipeline mit massivem Widerstand konfrontiert. Anderen Konzernen geht es bei ihren Vorhaben ähnlich. Deshalb haben die Konzerne beschlossen, mehr für ihr Image zu tun. Zu diesen PR-Kampagnen gehört auch die „Lange Nacht der Industrie“, in der die Unternehmen Führungen veranstalten und die BesucherInnen vom segenreichen Trachten der Firmen zu überzeugen versuchen. Als williger Helfer des durchsichtigen Manövers gab sich in diesem Jahr die Rheinische Post her. Sie widmete der Veranstaltung eine eigene Beilage und stellte sich BAYER als Lautsprecher zur Verfügung. So pries die Zeitung die Wohltaten der Pestizide und bescheinigte dem Leverkusener Chemie-„Park“ einen sorgsamen Umgang mit den Risiken und Nebenwirkungen der Produktion: „Dabei hat Sicherheit oberste Priorität.“

BAYER sponsert „Heart Walk“
Gute Verbindungen zu medizinischen Vereinigungen und PatientInnen-Verbänden spielen für den Leverkusener Multi eine wichtige Rolle bei der Vermarktung seiner Arzneien. Deshalb gibt er viel Geld für die Unterstützung dieser Organisationen aus. So hat die „American Heart Association“ (AHA) bisher schon eine Million Dollar vom Pharma-Riesen erhalten. Und beim diesjährigen „Heart Walk“, dem zentralen Fundraising-Vehikel der AHA, trat der Global Player als Hauptsponsor auf.

BAYER sponsert „Weltverhütungstag“
„Fünf gegen das Wachstum der Bevölkerung investierte Dollar sind wirksamer als hundert für das Wirtschaftswachstum investierte Dollar“, sagte einst der ehemalige US-Präsident Lyndon B. Johnson über seine Vorstellung von „Entwicklungshilfe“. Zur großen Befriedigung des Leverkusener Multis erfreut sich diese Ansicht sogar heute noch großer Beliebtheit, denn sie ermöglicht den Verhütungsmitteln des Konzerns gute Absatzchancen in den ärmeren Ländern. Darum gehörte er auch 2013 wieder zu den Sponsoren des „Weltverhütungstages“, der sich nach eigenem Bekunden „auf eine Vision für eine Welt, in der jede Schwangerschaft gewollt ist, konzentriert“, in Wahrheit jedoch auf Bevölkerungskontrolle aus ist.

BAYER sponsert ACSH
Das „American Council on Science and Health“ (ACSH) beschreibt sich selbst als eine unabhängige Organisation, die sich in umwelt- und gesundheitspolitische Debatten einschaltet, um unqualifizierten und unwissenschaftlichen Beiträgen entgegenzuwirken. Diese „Aufklärungsarbeit“ führte sie dazu, sowohl dem Fracking als auch bestimmten Pestiziden und der von BAYER massenhaft hergestellten Chemikalie Bisphenol A Unbedenklichkeitsbescheinigungen auszustellen. Wie weit es mit der Unabhängigkeit des ACSH bestellt ist, enthüllten jetzt jedoch der Zeitschrift Mother Jones zugespielte Dokumente. Von COCA-COLA über MONSANTO und PROCTER AND GAMBLE bis zu CHEVRON unterstützte das Who’s Who der Multis das Council. BAYER steuerte im zweiten Halbjahr 2012 30.000 Dollar zum Etat bei.

Neuer Spendenshop für „Die Arche“
BAYERs BEPANTHEN-Kinderförderung lässt seit einiger Zeit von der Universität Bielefeld für gutes Geld Pseudo-Studien erstellen, die kaum wissenschaftlichen Kriterien entsprechen. 2013 widmete sich die Untersuchung der Hochschule dem Thema „Gewalt“ und kam zu dem Ergebnis, dass 25 Prozent der Kinder von ihren Eltern geschlagen werden. Da die Kinderförderung zur Förderung des sozialen Images des Multis seit längerem das Kinder- und Jugendwerk „Die Arche“ unterstützt, das dem evangelikalen Verband „Deutsche Evangelische Allianz“ angehört, beraumte sie dort ein Konflikt-Training an. Im Rahmen dieser Veranstaltung entstanden auch Bilder, die der Konzern jetzt in einem extra eingerichteten Online-Spendenshop zu Gunsten der Arche verkauft.

TIERE & ARZNEIEN

Weniger Antibiotika, mehr BAYTRIL
Der massenhafte Einsatz von Antibiotika in der Massenzucht fördert die massenhafte Entwicklung resistenter Erreger. In den menschlichen Organismus gelangt, können diese Krankheiten auslösen, gegen die Antibiotika dann nicht mehr wirken. 2012 sank zwar die Gesamtmenge der verabreichten Mittel gegenüber dem Vorjahr um 87 auf 1.619 Tonnen, der Anteil der Fluorchinolone, zu denen BAYERs BAYTRIL zählt, nahm jedoch um zwei auf zehn Tonnen zu. Und dazwischen besteht ein Zusammenhang, denn Fluorchinolone sind im Gegensatz zu den Alt-Stoffen auch in kleineren Dosen hochwirksam. Als Substanz, die in der Humanmedizin den Status eines Reserve-Antibiotikums inne hat und nur bei der Behandlung schwererer Fälle zum Einsatz kommt, hat sich sein Gebrauch in der Veterinärmedizin nämlich noch nicht abgenutzt. Deshalb weist der Rückgang der Zahlen mitnichten auf einen zurückhaltenderen Umgang mit den Medikamenten hin. Zudem erhöhen die Fluorchinole durch die Praxis des „Dual Use“ – das Apotheken-Pendant zu BAYTRIL heißt CIPROBAY – die Gefahr noch, die von nicht mehr behandelbaren Infektionen ausgeht.

TIERE & VERSUCHE

Weniger Tierversuche
Im Geschäftsjahr 2012 sank die Zahl der Tierversuche bei BAYER um 12 Prozent von 168.825 auf 147.315. Auch in den Laboren der Auftragsforschungsstätten starben nicht mehr so viele Ratten, Mäuse & Co. Der Leverkusener Multi vermochte allerdings nicht abschließend zu sagen, ob diese Reduzierung wirklich dem Willen geschuldet war, den Kreaturen Qualen zu ersparen, oder einfach nur dadurch zu Stande kam, dass er weniger Test-Projekte durchführte.

DRUGS & PILLS

YASMIN & Co.: alarmierende Zahlen
Die französische Arzneimittelbehörde ANSM hat alarmierende Zahlen über die Risiken und Nebenwirkungen von Verhütungsmitteln vorgelegt. Demnach verursachen die Kontrazeptiva jedes Jahr seit 2000 über 2.500 Thromboembolien, wovon jeweils 20 einen tödlichen Verlauf nehmen. Den größten Anteil daran haben mit 1.751 Embolien und 14 Sterbefällen Pillen der dritten und vierten Generation wie BAYERs Produkte aus der YASMIN-Familie. Die für die französischen Grünen im Europa-Parlament sitzende Michèle Rivasi geht sogar von noch mehr Toten aus und spricht von der „Spitze des Eisbergs eines kommenden Skandals in Europa“. Die sozialistische Gesundheitsministerin Marisol Touraine setzt sich deshalb für strengere Verschreibungsrichtlinien ein. Unterdessen haben die VerbraucherInnen schon Vorsorge getroffen: Der Absatz von YASMIN & Co. sank von Dezember 2012 bis August 2013 im Vergleich zu dem von Dezember 2011 bis August 2012 um 36,6 Prozent.

Tod durch ESSURE?
Seit der Leverkusener Multi 2013 das US-amerikanische Pharma-Unternehmen CONCEPTUS aufgekauft hat, führt er in seinem Sortiment mit ESSURE auch ein ohne Hormone auskommendes Mittel zur Sterilisation. Setzen MedizinerInnen der Frau die kleine Spirale ein, wofür keine Vollnarkose nötig ist, so sorgen Kunststoff-Fasern für ein so großes Wachstum des Bindegewebes, dass es die Eileiter verschließt. Allerdings gehen von dem Mittel beträchtliche Gesundheitsgefahren aus. Im Oktober 2013 erhielt die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA sogar einen Bericht über einen mutmaßlich von ESSURE ausgelösten Todesfall. Insgesamt gingen bei der FDA seit 2004 über 850 Meldungen über schwere Nebenwirkungen ein. Blutungen, Hautausschläge, Kopfschmerzen, Übelkeit und Allergien gehörten dazu, manche Frauen mussten sich sogar die Gebärmutter entfernen lassen. In den USA will deshalb die durch einen Hollywood-Film bekannt gewordene Aktivistin Erin Brockovich, die 1993 den Multi PACIFIC GAS AND ELECTRIC wegen Grundwasser-Verschmutzung verklagte, nun gegen BAYER vor Gericht ziehen. Eine Kampagne gegen das Präparat hat sie schon im Oktober 2013 gestartet. „Wenn so viele über Nebenwirkungen berichten, nehmen Sie es vom Markt!“, appellierte sie in Sachen „ESSURE“ an den Pharma-Riesen: „Es funktioniert nicht. Die Frauen wurden in die Irre geführt. Sie fühlen sich betrogen.“

FDA zweifelt an LEMTRADA
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat 2013 den Wirkstoff Alemtuzumab für die Indikation „Multiple Sklerose“ zugelassen. SANOFI und der an den Umsätzen beteiligte BAYER-Konzern zogen die Arznei daraufhin als Mittel zur Behandlung einer Leukämie-Art zurück, weil das neue Anwendungsgebiet mehr Profite verspricht (SWB 1/14). Das US-amerikanische EMA-Pendant FDA hat dem unter dem Namen LEMTRADA vermarkteten Präparat dagegen noch keine Genehmigung erteilt. Einen entsprechenden Antrag wies die Behörde im September 2012 zurück. Sie stieg durch das präsentierte Zahlenmaterial nicht durch und forderte SANOFI und BAYER deshalb auf, die Daten verständlicher aufzubereiten. Und im November 2013 meldete ein BeraterInnen-Gremium der Einrichtung ernsthafte Bedenken an. „Die Gabe von Alemtuzumab ist mit ernsthaften Risiken verbunden, welche den Nutzen übersteigen könnten“, hielt es fest. Unter anderem warnten die Wissenschaftlerinnen vor Autoimmun-Krankheiten wie ITP, Nierenschäden, Krebs, Infektionen, Schilddrüsen-Beschwerden und Infusionsnebenwirkungen wie Bluthochdruck, Kopf- oder Brustschmerzen. Und hierzulande meldet das industrie-unabhängige Fachmagazin arznei-telegramm Bedenken an. Nicht nur die vielen unerwünschten Arznei-Effekte, sondern auch die fehlenden Studien zu den Langzeitwirkungen und -nebenwirkungen machen die Publikation skeptisch. „Wir sehen eine Indikation für das extrem teure Alemtuzumab derzeit nur im Einzelfall als letzte Reserve“, lautet ihr Resümee.

EMA zweifelt nicht an YASMIN
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat eine Risiko-Bewertung von Verhütungsmitteln vorgenommen und dabei keine großen Unterschiede zwischen den Pillen der 1., 2. und 3. Generation feststellen können. Dieses Votum widerspricht sämtlichen neueren Studien, welche die von Kontrazeptiva der 3. Generation wie etwa BAYERs YASMIN ausgehenden Gefahren deutlich höher einschätzen als diejenigen, mit denen Käuferinnen älterer Präparate rechnen müssen. Das industrie-unabhängige arznei-telegramm kritisiert die Entscheidung deshalb scharf und hält fest: „Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes halten wir es für überfällig, endlich die risikoärmeren Kombinationen als Mittel der ersten Wahl einzustufen und die riskanteren Kontrazeptiva als Mittel der Reserve.“

XARELTO unter Beobachtung
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat BAYERs neuen Gerinnungshemmer XARELTO unter verstärkte Beobachtung gestellt. Eine Post-Zulassungsstudie überprüft das Sicherheitsprofil der Arznei, zu der dem „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM) bis Ende August 2013 bereits 72 Meldungen über Todesfälle und 968 über schwere Nebenwirkungen vorlagen.

EYLEA unter Beobachtung
Auch BAYERs Gentech-Augenpräparat EYLEA stellt die Europäische Arzneimittelagentur EMA unter verstärkte Beobachtung. Sie überprüft das zur Therapie der feuchten Makula-Degeneration – einer Augenerkrankung, die zur Blindheit führen kann – zugelassene Mittel genauer, da es sich bei seiner Wirk-Substanz Aflibercept um einen neuen Inhaltsstoff handelt, über den bisher noch kaum Informationen vorliegen.

„Fett weg“-Spritze kommt
BAYER beabsichtigt, verstärkt von der steigenden Nachfrage nach Lifestyle-Präparaten zu profitieren. So entwickelte der Leverkusener Multi gemeinsam mit dem Unternehmen KYTHERA eine Substanz, die – unter die Haut gespritzt – kleinere Fettpolster am Kinn auflösen soll. Im September 2013 hat der Konzern nun eine EU-weite Zulassung für die Substanz beantragt, mit der er einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro machen will. Der Pharmazeut Gerd Glaeske warnt indessen vor der Neuentwicklung. Er befürchtet, die zerstörten Fettzellen könnten im Körper umherwandern, zusammenklumpen und Gefäß-Verschlüsse oder Schlaganfälle verursachen. Zudem prophezeit er Hautschäden an den behandelten Stellen.

US-Zulassung für ADEMPAS
BAYER hat in den USA die Zulassung für ein Mittel zur Behandlung der beiden Lungenhochdruck-Krankheiten CTEPH und PAH erhalten. Die Arznei mit dem Wirkstoff Riociguat soll in der Lunge ein Enzym stimulieren, das für eine Erweiterung der Blutgefäße sorgt und so die Sauerstoff-Aufnahme verbessert. Der Leverkusener Multi erwartet von ADEMPAS einen Umsatz von 500 Millionen Euro im Jahr.

Pillen-Verkauf an MOBERG
Der Leverkusener Multi hat drei rezeptfreie Produkte aus seinem Sortiment an einen Mitbewerber verkauft. Das schwedische Pharma-Unternehmen MOBERG erwarb für 4,8 Millionen Dollar die Haut-Arznei DOMEBORO, das Schmerzmittel VANQUISH und das Eisen-Präparat FERGON.

VFA gegen Test-Transparenz
Die EU bereitet eine Verordnung vor, welche die Pharma-Hersteller zur Veröffentlichung von Arznei-Tests zwingt. Den Pillen-Riesen gehen die Pläne jedoch zu weit. „Nicht okay ist es in bestimmten Fällen, wenn die Europäische Arzneimittelbehörde EMA mehrere tausend Seiten an Rohdaten herausgibt“, sagt etwa Siegfried Throm vom „Verband der forschenden Arzneimittel-Hersteller“. Der Geschäftsführer der von BAYER gegründeten Organisation will nur Fachleuten umfassenden Einblick gewähren. „Es darf eben auch nicht sein, dass Gruppen mit wenig Sachverstand Daten interpretieren. Da kommen dann so Schlagzeilen heraus wie ‚Blutdrucksenker verursachen Krebs’ – das ist schief und lässt sich für die Konzerne nur schwerlich korrigieren“, so Throm.

Brustkrebs durch ADALAT & Co.
Schlagzeilen wie „‚Blutdrucksenker verursachen Krebs“ (s. o.) sind keinesfalls so schief, wie BAYER behauptet. Nach einer Untersuchung des „Fred Hutchinson Cancer Research Center“ steigern nämlich Kalzium-Antagonisten wie BAYERs Bluthochdruck-Mittel ADALAT und BAYMYCARD das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Das ergaben Interviews, die das Institut mit 2.851 weiblichen Personen im Alter von 55 bis 74 Jahren führte. Der Anteil der Frauen, die Kalzium-Antagonisten einnahmen, war in der Brustkrebs-Gruppe doppelt so hoch wie in der Kontrollgruppe.

Kooperation mit Broad Institute
Der Leverkusener Multi hat mit dem Broad Institute eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Krebs-Forschung vereinbart. Als Ziel der Kooperation mit der Forschungseinrichtung, an der WissenschaftlerInnen vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und aus Harvard arbeiten, formulierte BAYER, binnen fünf Jahren drei neue Wirkstoffe entdecken zu wollen. Bei der Suche danach gewähren sich die Partner gegenseitig Zugriff auf ihre Technologie-Plattformen, Werkstoff-Bibliotheken und Daten.

Resistente Krebszellen
Die Pharma-Riesen haben in der Vergangenheit große Hoffnungen auf Mittel geschürt, die Krebs dauerhaft zu heilen vermögen. Vollmundig berichteten sie etwa davon, Ausschalter für Tumor-Zellen gefunden zu haben. Die Erwartungen haben sich jedoch nicht erfüllt. BAYERs NEXAVAR gelingt es beispielsweise bloß, die Lebenserwartung der PatientInnen um ein paar Wochen zu verlängern. Unter anderem liegt das daran, dass die Krebszellen sich auf die Arzneien einstellen und mutieren. Darum ändern einige Wissenschaftler wie Stuart Schreiber von dem mit dem Leverkusener Multi kooperierenden Broad Institute (s. o.) jetzt ihre Strategie und arbeiten an Therapien, bei denen mehrere Inhaltsstoffe gleichzeitig zum Einsatz kommen. Bescheidenheit haben sie ihre früheren Erfahrungen jedoch nicht gelehrt. So verkündet Schreiber: „Theoretisch sollten wir mit neuen Wirkstoff-Kombinationen Krebs zumindest dauerhaft in Schach halten können.“

Transparenz-Kodex verabschiedet
Der europäische Pharma-Verband EFPIA hat einen Transparenz-Kodex verabschiedet. Demnach verpflichten sich BAYER, SANOFI & Co., ihre Zuwendungen an MedizinerInnen, Krankenhäuser, Fachgesellschaften und andere Akteure des Gesundheitswesens offenzulegen. Allerdings haben sie dazu noch bis 2016 Zeit. Zudem steht sehr in Zweifel, ob der Leverkusener Multi bis dahin seine Position radikal ändert und wirklich umfassende Angaben macht. Gegenwärtig weigert er sich nämlich auf seinen Hauptversammlungen noch strikt, den mittlerweile fast zehn Milliarden Euro umfassenden Bilanz-Posten „Vertriebskosten“ genauer aufzuschlüsseln. Trotz beharrlicher Nachfragen erhält die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN keinerlei Informationen über die Ausgaben des Konzerns für Medikamenten-Proben, MedizinerInnen-Fortbildung, ÄrztInnen-Betreuung, Kongresse und Lobby-Verbände.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Null Problemo mit Glyphosat
Das Anti-Unkrautmittel Glyphosat kommt hauptsächlich in Kombination mit MONSANTO-Genpflanzen der „ROUND UP“-Baureihe zum Einsatz, aber auch in BAYER-Pestiziden wie GLYPHOS oder USTINEX. Zudem will der Multi es künftig gemeinsam mit der Gensoja-Sorte „FG 72“ sowie seinen genmanipulierten Baumwoll-Arten „GHB 614“, „GHB119“ und T304-40 vermarkten, die er alle drei zur Zeit noch in Freisetzungsversuchen testet. In jüngster Zeit haben mehrere Studien Spuren des Giftstoffes im menschlichen Organismus gefunden. So hat einer Untersuchung des BUND zufolge fast die Hälfte der europäischen GroßstadtbewohnerInnen Glyphosat im Körper. Für das Bundesinstitut für Risiko-Bewertung (BfR) ist das allerdings kein Grund zur Beunruhigung. Die „Werte liegen weit unterhalb eines gesundheitlich bedenklichen Bereichs“, urteilt das BfR. Die Behörde tritt sogar für laschere Grenzwerte ein. „Die neuen toxikologischen Daten würden es erlauben, den ADI-Wert für die akzeptable Tagesdosis von 0,3 Miligramm pro Kilogramm Körpergewicht auf 0,5 hochzusetzen“, so BfR-Sprecher Jürgen Thier-Kundke zur taz. Diese Einschätzungen wundern allerdings nicht weiter, denn das Amt war an der EU-Zulassung der Agro-Chemikalie beteiligt. Zudem haben einige BfR-WissenschaftlerInnen enge Kontakte zu BAYER & Co.

Gefährlicher Glyphosat-Zusatzstoff
MONSANTOs Anti-Unkrautmittel Glyphosat, das auch in BAYER-Pestiziden enthalten ist und zudem in Kombination mit Gen-Pflanzen des Leverkusener Multis angeboten wird, enthält in einigen Formulierungen auch den Zusatzstoff Tallowamin. Diese aus Aklylaminen bestehende Substanz, die für eine bessere Haftung des Herbizids an den gegen diesen Stoff resistenten Laborfrüchten sorgt, hat eine hochgiftige Wirkung. So starben bei einem Fütterungsversuch mit 1.000 mg am Tag 50 Prozent der untersuchten Tiere. Darum hat die schwarz-gelbe Koalition 2010 ein Verbot dieser Produkte veranlasst. „Wenn ein Antragsteller nachweisen kann, dass die gesetzlichen Zulassungsvoraussetzungen auch mit Tallowaminen erfüllt sind“, wie CDU und FDP in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Partei „Die Linke“ festhalten, dann dürfen BAYER & Co. die Agro-Chemikalien allerdings weitervertreiben. Und im Rest der Welt treiben die Tallowamine ohnehin weiter völlig unbehelligt ihr Unwesen.

PFLANZEN & SAATEN

Subventionen für Eiweiß-Pflanzen
Im Jahr 2012 importierten die Massentier-HalterInnen ca. 4,5 Millionen Tonnen Futtermittel wie beispielsweise Soja. Bereits seit einiger Zeit aber arbeitet die bundesdeutsche Politik daran, den heimischen Markt für Pflanzen mit hohem Eiweiß-Gehalt zu stärken. So entwickelte sie 2011 eine Eiweißpflanzen-Strategie und fördert entsprechende Forschungsvorhaben von BAYER & Co. mit drei Millionen Euro. Einziger Vorteil der Subventionsorgie: Wenn es den Agro-Riesen gelingt, genug Erbsen oder Ackerbohnen aus deutschen Landen für den neuen Verwendungszweck zu einem angemessenen Preis zu kultivieren, dann müssen die ZüchterInnen den armen Kreaturen in ihren Ställen nicht mehr so viel südamerikanisches Gentech-Soja aus den Laboren von BAYER oder MONSANTO zum Fraß vorwerfen.

Neue Weizen-Lizenz
Der Leverkusener Multi baut sein Geschäft mit Weizen – der am häufigsten angebauten Kulturpflanze der Welt – weiter kontinuierlich aus. So erwarb er von PERFORMANCE PLANTS die Rechte an einer Technologie, die der Ackerfrucht helfen soll, Trockenheit zu trotzen. Für Baumwolle hatte der Leverkusener Multi entsprechende Lizenzen bereits 2009 und 2011 von dem US-amerikanischen Unternehmen erworben.

GENE & KLONE

EFSA winkt Gen-Baumwolle durch
Im Verfahren um eine Einfuhr-Genehmigung für BAYERs genmanipulierte Baumwoll-Sorte „T 304-40“ hatte die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA der Laborfrucht bescheinigt, so „sicher und nahrhaft“ wie konventionelle Arten zu sein. Die Initiative TESTBIOTECH teilt dieses Votum über die Pflanze nicht, die mit dem Gift-Gen des Bacillus thuringiensis (Bt) und einer Resistenz gegen den gesundheitsgefährdenden Herbizid-Wirkstoff Glufosinat bestückt ist. „Ein neuer Tiefpunkt“ in der Geschichte der EFSA-Risikobewertungen sei diese Beurteilung, so die Organisation, denn die EFSA hätte zwar das in den BAYER-Dokumenten beschriebene Studien-Design zu Verträglichkeitsprüfungen bemängelt, aber keine neuen Daten angefordert. Auch sei die Behörde den Schwankungen in der Absonderung der Bt-Mengen nicht weiter nachgegangen, moniert TESTBIOTECH. Ob sich die EU-Gremien in ihrer Entscheidung von diesen Einwänden beeinflussen lassen, dürfte sich binnen der nächsten 12 Monate zeigen.

EU winkt SMARTSTAX durch
Im November 2013 hat die EU MONSANTOs Genmais-Sorte SMARTSTAX die Import-Zulassung zur Verwendung in Futter- und Lebensmitteln erteilt. Die Laborfrucht ist mit sechs Bt-Toxinen gegen den Maiszünsler und andere Insekten sowie mit Resistenzen gegen zwei Pestizide ausgestattet. Bei einem der Ackergifte handelt es sich um BAYERs berühmt-berüchtigtes Glufosinat, dessen EU-Genehmigung wegen seiner Gefährlichkeit 2017 ausläuft. Doch nicht nur das stößt auf Kritik. Die Initiative TESTBIOTECH moniert fehlende Untersuchungen zu den chemischen Reaktionen zwischen den Bt-Toxinen und den Anti-Unkrautmitteln; auch lägen keine Nachweise zur Umweltverträglichkeit vor. „Der Import dieser Pflanzen hat keinerlei Vorteile für Landwirte, Verbraucher oder die Tiergesundheit in der EU. Im Gegenteil, es gibt berechtigte Zweifel an der Sicherheit dieser Pflanzen, die einen ganzen Gift-Cocktail enthalten“, konstatiert die Organisation.

Gen-Raps jetzt auch in Lebensmitteln
In Ölen und Futtermitteln dürfen sich BAYERs drei Genraps-Sorten Ms8, Rf3 und Ms8 x Rf3 mit Genehmigung der EU schon länger tummeln. Und jetzt erlaubte Brüssel auch die Verwendung der gentechnisch steril gemachten und gegen das gesundheitsgefährdende Spritzmittel Glufosinat immunisierten Laborfrüchte in Lebensmitteln. Die Initiative TESTBIOTECH spricht sich gegen eine solche Zulassung aus, weil die Antragsunterlagen nur unzureichende Informationen über die möglicherweise gesundheits- und umweltschädlichen Risiken und Nebenwirkungen des Raps gegeben hätten.

Gen-Raps ist überall
1996 erhielt BAYER die Erlaubnis, in der Europäischen Union Gen-Raps der Sorten Ms1 x Rf1, Ms1 x Rf2 und Topas zur Saatgut-Produktion auszusäen. Ein großflächiger Anbau fand jedoch bis 2007 – dem Jahr, bis zu dem die Genehmigung galt – nie statt. Trotzdem fanden sich auch nach Ablauf der Zulassung noch reichlich Spuren der Laborfrucht in konventionellem Raps. Darum kam die EU-Kommission dem Leverkusener Multi netterweise entgegen und ließ für fünf weitere Jahre Kontaminationen von bis zu 0,9 Prozent zu. 2012 schließlich verlängerte Brüssel diese Ausnahmeregelung noch einmal. Die EU begründete diese Entscheidung mit der „Biologie“ des BAYER-Raps’, die es ihm in Verbindung mit bestimmten Ernte-Praktiken leider ermöglicht, lange in der Natur zu überwintern. „Gentechnisch veränderter Raps außer Kontrolle“ nennt die Initiative TESTBIOTECH deshalb ihre Kurzstudie zum Thema, in dem Topas & Co. nur als ein Beispiel unter vielen firmieren.

BAYER kauft argentinische Soja-Firma
Auf der nördlichen Hemisphäre stößt der Expansionsdrang der Agro-Riesen mittlerweile an Grenzen (siehe auch SWB 1/14). Darum kaufen sie derzeit vor allem in Asien und Südamerika zu. So hat BAYER die argentinische Soja-Firma FN SEMILLAS erworben, deren Angebot sowohl gentechnisch verändertes als auch konventionelles Saatgut umfasst. Die Gen-Saaten der FN-Reihe verfügen dabei hauptsächlich über Resistenzen gegen die Pestizide LIGATE von DUPONT und MANCHA OJO von RANA. „Mit dieser Akquisition erhalten wir Zugang zu hochwertigem genetischen Material für die Entwicklung neuer Sorten und Pflanzen-Eigenschaften“, konstatiert BAYER CROPSCIENCEs Lateinamerika-Boss Marc Reichardt. Zudem ermöglicht sie dem Leverkusener Multi, in den lokalen Saatgut-Markt einzusteigen. Allerdings müssen die Kartell-Behörden dem Deal noch zustimmen.

Neue Antikörper-Kooperation
Der Leverkusener Multi hat mit SEATTLE GENETICS eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Antikörpern zur Krebs-Behandlung vereinbart. Er überweist dem US-amerikanischen Unternehmen 20 Millionen Dollar für weitere Forschungen und stellt ihm Erfolgsprämien von bis zu 500 Millionen Dollar in Aussicht.

Gentests von SYSMEX
Der Leverkusener Multi baut sein Geschäft mit Krebs-Therapien weiter aus. Zu diesem Zweck lässt er von SYSMEX INOSTICS spezielle DNA-Tests entwickeln, die während der Behandlung Aufschluss über den Verlauf der Krankheit geben. Einen Vertrag über ähnliche Diagnostika-Produkte hatte BAYER zuvor bereits mit dem Unternehmen QIAGEN geschlossen.

WASSER, BODEN & LUFT

Krefeld: Vorerst kein Gaskraftwerk
Ursprünglich wollte BAYER auf dem Gelände des Krefelder Chemie-„Parks“ gemeinsam mit dem Stadtwerke-Verbund TRIANEL ein Kohlekraftwerk errichten. Dies stieß jedoch wegen des dann zu erwartenden hohen Ausstoßes von klima-schädlichem Kohlendioxid auf so massive Kritik, dass die Partner von ihren Plänen abrückten und den Bau eines Gaskraftwerks ankündigten. Sie ließen sich allerdings ein Hintertürchen offen. So erklärte der Global Player: „Ob dieses Projekt wirtschaftlich umsetzbar ist, wird sich im Laufe der Projekt-Entwicklung zeigen.“ Und im Sommer 2013 sahen sich SkeptikerInnen bestätigt. Die beiden Unternehmen verschoben das Vorhaben um mindestens drei Jahre. Ihre endgültige Entscheidung machen der Pharma-Riese und TRIANEL von der Energie-Politik der Großen Koalition abhängig. Konkret fordern sie eine staatliche Subventionierung der Kraft-Wärme-Kopplung, eine Befreiung von der EEG-Umlage und ein „Strommarkt-Design, das Anreize für die Investition in konventionelle Kraftwerke setzt“. Untätig bleibt der Leverkusener Multi dennoch nicht. Er treibt jetzt eine „kleine Lösung“ voran, um die Strom-Versorgung sicherzustellen und modernisiert seine alten Kesselanlagen.

Keine nachwachsenen Rohstoffe
Die Ratingagentur OEKOM RESEARCH hat die Bemühungen von Unternehmen zur nachhaltigen Beschaffung nachwachsener Rohstoffe untersucht und auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet. BAYER schnitt dabei mit null Punkten denkbar schlecht ab.

GIFTIG, ÄTZEND & EXPLOSIV

Lösemittel mit weniger VOC
Lackrohstoffe enthalten Lösemittel, die flüchtige organische Verbindungen, so genannte VOC, freisetzen. Diese Gase können krebserregend und erbgut-verändernd wirken sowie die Fortpflanzungsfähigkeit einschränken. BAYER hat jetzt mit BAYHYDROL zwar einen Lack entwickelt, in dem sich nur noch zwei statt früher fünf Prozent VOC tummeln, das macht jedoch immer noch ca. 30 Gramm pro Liter aus.

CO & CO.

Klage gegen alte CO-Pipeline
Der Leverkusener Multi hat bereits eine Kohlenmonoxid-Pipeline in Betrieb. Seit 2002 darf er das Giftgas nämlich von Dormagen nach Leverkusen in einer zehn Kilometer langen Leitung transportieren. Und das alles unter noch prekäreren Sicherheitsbedingungen als bei dem jetzt zwischen Dormagen und Krefeld fertiggestellten, aber immer noch seiner Genehmigung harrenden Röhren-Werk. Die Bezirksregierung Köln hat BAYER damals nämlich einfach erlaubt, eine 1968 für den Transport von Kohlendioxid errichtete Verbindung umzuwidmen und für CO zu benutzen. Dem Global Player zufolge entspricht diese aber gleichwohl dem „Stand der Technik“. Gottfried Schweitzer allerdings zweifelt das an. Er forderte den Global Player auf, die Pipeline stillzulegen. Als das Unternehmen dem nicht nachkam, verklagte der Leverkusener den Pharma-Riesen, „weil er wissentlich über elf Jahre hinweg mit dem Betreiben der oben genannten Pipeline das Leben zehntausender Menschen gefährdet hat“, wie es in seinem Brief an die Staatsanwaltschaft heißt. Auch gegen die Bezirksregierung Köln als verantwortliche Genehmigungsbehörde zog Schweitzer vor Gericht.

CBG will Infos über alte Pipeline
Auch die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat in Sachen „Alt-Pipeline“ (s. o.) Aktivitäten entfaltet. Sie verlangt genauere Informationen über die damalige Genehmigung und hat die Bezirksregierung Köln aufgefordert, der Coordination die entsprechenden Dokumente wie den Genehmigungsbescheid, Änderungsbescheide über die neue Nutzung des Röhrenwerks als Kohlenmonoxid-Leitung, TÜV-Gutachten und Stellungnahmen zum Arbeitsschutz zukommen zu lassen.

Neues Pipeline-Mahnmal
Die Stadt Hilden hat aus Protest gegen BAYERs von Krefeld nach Dormagen verlaufende Kohlenmonoxid-Pipeline in unmittelbarer Nähe der Trasse ein Mahnmal errichtet. Am 13. September 2013 enthüllte der Bürgermeister Horst Thiele (SPD) das Werk, für dessen Errichtung die Ratsfraktionen aller Parteien gestimmt hatten.

PLASTE & ELASTE

Mehr Kunststoff-Profite?
Im September 2013 hatte der Leverkusener Multi seinem Kunststoff-Bereich BAYER MATERIAL SCIENCE (BMS) Rationalisierungsmaßnahmen verordnet, weil dieser mit 9,5 Prozent Rendite unter dem Klassenziel von 18 Prozent geblieben war, und 700 Jobs zur Disposition gestellt (Ticker 4/13). Zwei Monate später sieht Sparten-Chef Patrick Thomas wieder bessere Möglichkeiten, die Vorgaben zu erreichen: „Wir sehen eine positive Preis-Entwicklung in der nächsten Zeit.“ Auch steige in Asien die Nachfrage, so der Manager. Trotzdem blickt die Abteilung weiter einer unsicheren Zukunft im Konzern-Verbund entgegen, zumal der Vorstand gerade Interesse an zwei teuren Arznei-Akquisitionen bekundet hat, die sich durch einen Verkauf von BMS leichter finanzieren ließen.

PRODUKTION & SICHERHEIT

Duisburg: Neues Sirenen-Warnsystem
Im Herbst 2013 hat die Stadt Duisburg ein neues Sirenen-Warnsystem in Betrieb genommen. Den Anlass dazu bot BAYER. Der Chemie-Multi nutzt im benachbarten Krefeld nämlich das gefährliche Giftgas Phosgen als Vorprodukt bei der Kunststoff-Herstellung. Deshalb forderte das UMWELTFORUM DUISBURG schon 2005 Katastrophenschutz-Maßnahmen von der Stadt ein, die sie mit erheblicher Verzögerung nun auch umsetzte. Der Leverkusener Multi beteiligte sich mit 75.000 Euro an den Kosten.

OSHA kontrolliert BAYER nicht mehr
Die US-Arbeitsschutzbehörde „Occupational Safety and Health Administration“ (OSHA) kontrolliert die BAYER-Produktionsstätten nicht mehr regelmäßig. Die Teilnahme am „Volontary Protection Program“ (VPR) erspart dem Leverkusener Multi die Inspektionen. Das CENTER FOR PUBLIC INTEGRITY kritisiert diese Ausnahme-Regelungen, in deren Genuss über 2.400 Unternehmen kommen, mit Verweis auf deren Sündenregister. So führt die Initiative etwa die „signifikante(n) Mängel der Sicherheitsabläufe“ an, welche die OSHA bei der Untersuchung der Explosion am US-amerikanischen BAYER-Standort Institute, die 2008 zwei Todesopfer gefordert hatte, feststellte. Daraufhin hatte die Behörde den Konzern vorübergehend aus dem VPR-Programm suspendiert, heute bescheinigt sie ihm jedoch „gute Führung“. Der Agro-Riese habe die Probleme gelöst und ein ernsthaftes Bemühen demonstriert, seine Beschäftigten zu schützen, betont der OSHA-Sprecher William A. Burke gegenüber dem CENTER FOR PUBLIC INTEGRITY.

UNFÄLLE & KATASTROPHEN

CO-Unfall in Brunsbüttel
Am 25. September 2013 kam es im Brunsbütteler BAYER-Werk zu einer Freisetzung von Kohlenmonoxid. Zwei Beschäftigte wurden bewusstlos aufgefunden, drei weitere atmeten das Giftgas ein. Nach Angaben der Polizei schwebten zwei Betroffene in Lebensgefahr, ein Arbeiter musste reanimiert werden. Nach telefonischer Auskunft des ermittelnden Polizeibeamten erfolgte die Hilfe im allerletzten Moment. Vom Leverkusener Multi gibt es bis zum heutigen Tag keinerlei Informationen zu den Hintergründen des Zwischenfalls. Da dieses „Umweltereignis“ nach Ansicht der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) für die Entscheidung über die Erlaubnis der Inbetriebnahme von BAYERs von Krefeld nach Dormagen verlaufende Kohlenmonoxid-Pipeline von Belang ist, schrieb sie gemeinsam mit dem Kinderarzt Dr. Gottfried Arnold einen Offenen Brief an die Bezirksregierung Düsseldorf. „Nach unserer Auffassung hat die Öffentlichkeit ein Anrecht darauf, umfassend über den Vorgang informiert zu werden. Auch sollten die Ermittlungsergebnisse sowie die daraus gezogenen Konsequenzen in das laufende Genehmigungsverfahren mit aufgenommen werden. Wir möchten Sie daher bitten, die Staatsanwaltschaft Itzehoe um Amtshilfe zu bitten und die Öffentlichkeit entsprechend zu informieren“, hieß es darin unter anderem. Darüber hinaus hatte die CBG den Brunsbütteler Unfall auf die Tagesordnung des Pipeline-Erörterungstermins gesetzt (siehe AKTION & KRITIK).

Explosion in Mexiko
Am 23. Oktober 2013 kam es in einem nahe der mexikanischen Stadt Orizaba gelegenen BAYER-Werk zu einer schweren Explosion, bei der ein Beschäftigter starb. Ein weiterer Belegschaftsangehöriger erlitt gravierende Verbrennungen. Die Druckwelle hatte eine solche Heftigkeit, dass sie in einem Radius von einem halben Kilometer Schäden verursacht hat.

Lösemittel treten aus
Am 11. November 2013 kam es in Wuppertal nahe des Bahnhofs Steinbeck zu einem Chemie-Unfall. Aus einem Kesselwaggon von BAYER trat ein Lösemittel-Gemisch aus. Das machte einen Großeinsatz der Feuerwehr mitsamt Sperrung des Bahnverkehrs in Richtung Köln erforderlich.

STANDORTE & PRODUKTION

Neue ESSURE-Fabrik in Costa Rica
Trotz schwerwiegender Nebenwirkungen (siehe DRUGS & PILLS) laufen die Geschäfte mit dem Sterilisationsmittel ESSURE gut. Um die Nachfrage stillen zu können, baut BAYER in Costa Rica eine neue Produktionsstätte auf. Als Standort hat der Leverkusener Multi die Industriezone in Aurora de Heridia auserkoren.

Ausbau des Russland-Geschäfts
Während der Leverkusener Multi hierzulande Arbeitsplätze vernichtet, baut er anderswo seine Geschäfte aus. So will er in Russland expandieren und 800 neue Stellen einrichten, um dort seinen Umsatz bis 2017 um 80 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zu steigern.

IMPERIUM & WELTMARKT

Indische Dreckschleuder verkauft
BAYERs Pestizid-Fabriken an den indischen Standorten Vapi und Ankleshwar gehören zu den größten Dreckschleudern des Konzerns. Lange Zeit sorgten sie quasi im Alleingang für einen Großteil des Jahresausstoßes an flüchtigen organischen Substanzen (VOC) und klimaschädigenden Substanzen jenseits von Kohlendioxid. Der Leverkusener Multi versprach auf Hauptversammlungen stets Sanierungen, zögerte diese aber immer hinaus. Erst 2012 tat sich in Vapi etwas. In Sachen „Ankleshwar“, wo sich 2010 wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen sogar eine Explosion mit einem Todesopfer ereignet hatte, versprach der Multi bis 2015 Maßnahmen. Das ist ihm jetzt jedoch offensichtlich zu mühsam. Der Konzern entschloss sich stattdessen, die Niederlassung zu verkaufen. Jetzt darf sie die Umweltbilanz von DECCAN FINE CHEMICALS belasten.

BAYER-Pharma verlässt Kolumbien
„Seit 100 Jahren hat BAYER an die Zukunft Kolumbiens geglaubt und in sie investiert. Das werden wir auch in Zukunft tun“, so feierte der Konzern-Manager Frank Dietrich im letzten Jahr den runden Geburtstag der Unternehmensniederlassung in dem Andenstaat, zum dem sogar der Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers angereist war. 2013 sind die Worte Dietrichs nur noch Schall und Rauch. Aus Rentabilitätsgründen zieht der Leverkusener Multi seine gesamte Pharma-Produktion aus dem Land ab und verlegt sie nach Mexiko und Guatemala.

Zukäufe in Brasilien
Auf der nördlichen Hemisphäre stößt der Expansionsdrang der Agro-Riesen mittlerweile an Grenzen (siehe auch SWB 1/14). Darum verstärken sie sich derzeit vor allem in Asien und Südamerika. So hat BAYER in Argentinien die Soja-Firma FN SEMILLAS erworben (siehe auch GENE & KLONE). Auch in Brasilien akquirierte der Leverkusener Multi Saatgut-Unternehmen, um seine Sammlung mit Erbmaterial der Soja-Pflanze zu erweitern, welche als Grundstock für die Entwicklung neuer konventioneller und gentechnisch veränderter Sorten dient. Er kaufte dort 2013 die Unternehmen WEHRTEC und MELHORAMENTO AGROPASTORIL auf, bereits zwei Jahre vorher hatte der Agro-Riese SOYTECH übernommen. Überdies erweiterte der Konzern seine Zusammenarbeit mit dem Weizenzüchter BIOTRIGO.

BAYER verkauft BINOTAL
Der BAYER-Konzern hat das Antibiotikum BINOTAL aus seinem

[HIV / Bluter] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

Blutige Geschichte

Dokumente zu HIV-Infektionen durch Cutter-Produkte

Zu Beginn der 1980er Jahre wurde AIDS erstmals beschrieben. Relativ schnell wurde klar, dass die Krankheit auch durch Blutprodukte übertragen wird. Die Bayer-Tochter Cutter versuchte zunächst, die Risiken zu verharmlosen. Trotz Kenntnis der verheerenden Folgen verkaufte sie vor allem in Entwicklungsländern den unsicheren Gerinnungsfaktor weiter. Jetzt – 30 Jahre später – sind eindeutige Belege endlich öffentlich zugänglich.

Insgesamt 58 Dokumente stellte das Drug Industry Document Archive (DIDA) der University of California ins Netz. Sie stammen aus 2008 erhobenen Sammelklagen von HIV-infizierten Bluterkranken gegen Cutter und andere Firmen in den USA. Die Kläger kamen aus Asien, Europa und den USA.
Menschen, die eine angeborene Störung der Blutgerinnung haben, sind oft lebenslang auf Arzneimittel aus Blutplasma (Faktor VIII oder IX) angewiesen.

Pharma-Kampagne warnte früh
Produkte aus menschlichem Blutplasma spielen in der Medizin eine wichtige Rolle. Kommerzielle Sammelsysteme und der internationale Handel mit Blut rückten jedoch erst angesichts des HIV-Risikos ins öffentliche Interesse. Dazu trug auch die Pharma-Kampagne bei. War doch der Blut-Handel eines der ersten Themen, mit dem sie sich intensiv auseinandersetzte. Dabei ging es auch um die unrühmliche Rolle von Cutter. Die Firma betrieb z. B. Plasma-Sammelstationen an der US-Grenze zu Mexiko und lockte so arme MexikanerInnen an. Viele Stationen in den USA befanden sich in Gebieten, wo Menschen unterhalb der Armutsgrenze lebten. Nicht nur die Ausnutzung von Notlagen kritisierte die Pharma-Kampagne, sie wies auch auf die gesundheitlichen Gefahren für die BlutplasmaspenderInnen und EmpfängerInnen von Blutprodukten hin. Gefordert wurde ein nicht-kommerzielles Sammelsystem, um die Risiken zu minimieren.1

Risiken waren bekannt
Das kommerzielle Sammeln von Blutplasma war nicht erst seit HIV/AIDS problematisch. Schon Jahre zuvor war deutlich geworden, dass Hepatitis B durch Blutprodukte übertragen werden kann und deshalb Spender, bei denen diese Erkrankung häufig ist, möglichst ausgeschlossen werden sollten.
Das kümmerte Cutter offensichtlich recht wenig. In den Gerichtsunterlagen findet sich ein Brief des Managers des Oakland Plasma Center, der seinem Vorgesetzten über eine Inspektion berichtete. Die Behörden beanstandeten, dass ehemalige Drogenabhängige spenden durften. Der Manager schrieb, das sei nach den Regeln von Cutter zulässig und außerdem bedeute ein Ausschluss, dass man viele SpenderInnen verlieren würde.2
Relativ früh war der Übertragungsweg von HIV erkannt. Es lag nahe, dass Maßnahmen, die eine Hepatitis B-Übertragung bei Gerinnungsfaktoren verhinderten, auch gegen HIV helfen würden.
Bereits im Januar 1982 schrieb J. Hjorth in einem internen Cutter-Memo: „Ein Hepatitis-sicherer Faktor IX der Behringwerke befindet sich in klinischen Studien in New York und Dr. Lou Aledort vom Mt. Sinai (Krankenhaus) stellt fest, dass es unethisch wäre, sobald dieses Produkt zugelassen ist, PatientInnen noch eine andere Therapie zu geben.“3 Allerdings stand bei Cutter nicht die Sorge um die Sicherheit der Kranken im Vordergrund. Denn es heißt weiter: „Ich gebe diese Information weiter, weil wir offensichtlich harten Wettbewerb zu befürchten hätten, wenn Hyland und Behringwerke uns mit Faktor VIII und Faktor IX zu weit voraus wären. Ich wäre sehr an ihrer Einschätzung interessiert, wann wir frühestens Produkte haben, die mit diesen beiden Produkten konkurrieren können.“
Cutter hatte die Entwicklung verschlafen. Ein Jahr später, im Januar 1983, drängte Cutter Mitarbeiter M. Mazen mit Blick auf AIDS, sich mit der Zulassung von sicheren Gerinnungsfaktoren zu beeilen. „Auch ohne harte Daten ist es sicher logisch, dass ein hitzebehandeltes Produkt, ohne die klinische Wirksamkeit zu opfern, potenziell sicherer ist als ein unbehandeltes.“4

Beschwichtigen statt handeln
Im Mai 1983 veröffentlichte Cutter in den USA eine neue Ausgabe seiner PatientInnenzeitschrift Echo für Bluterkranke. Einziges Thema: AIDS. „Wir von Cutter möchten Sie wissen lassen, dass ihr Wohlergehen unsere erste Sorge ist. Wir tun alles was möglich ist, (...) Vorsichtsmaßnahmen umzusetzen, mit dem Ziel, das Risiko für Personen mit Hämophilie zu minimieren.“ 5
Im Oktober 1983 wird bekannt, dass ein regelmäßiger Cutter-Blutspender an AIDS gestorben ist. Auch in der deutschen Bayer-Zentrale ist man beunruhigt. Der Cutter Öffentlichkeitsarbeiter versucht zu beruhigen.6 Man habe angekündigt, alle Produkte, die Blut von dem Spender enthielten, zurückzurufen. Seines Wissens seien keine Produkte nach Deutschland geliefert worden. Außerdem werde die PR-Agentur Hill-Knowlton eingeschaltet.

Wenns ums Geld geht ...
1983 kursierte bei Cutter ein ausführliches Memo, das die Risiken von AIDS und die Sicherheit von Cutter-Produkten thematisierte und offensichtlich der Außenverteidigung dienen sollte. Allerdings steht dort auch, dass bisher alle Bluterkranken, bei denen ein „AIDS-ähnliches Syndrom“ diagnostiziert wurde, Gerinnungsfaktoren erhalten hatten.7
Ende 1983 hatte Cutter endlich ein hitzebehandeltes Produkt am Markt. Doch die Einführung verlief nur schleppend und das alte Produkt wurde weiter verkauft. Während in den Industrieländern – wegen des öffentlichen Drucks die Umstellung langsam voranging, sah das im Fernen Osten ganz anders aus. Cutters Marketingplan für die Region spricht da Bände. Während der Verkauf in Neuseeland wegen AIDS zusammenbrach, wurde in Asien munter das alte Produkt weiterverkauft. Begründung: „AIDS ist in Asien noch kein großes Thema. Vielleicht weil der Region so viele andere Gesundheitsgefahren größere Sorgen bereiten. Das Hepatitis-Risiko amerikanischer Konzentrate ist keine so große Sorge in einer Region, wo Hepatitis B so prävalent ist.“ „Wenn wir Bedarf für das hitzebehandelte Produkt im Fernen Osten sehen, werden wir rasch handeln. Andernfalls werden wir versuchen weiterhin die Märkte mit billigem Standard Koate und Knyne zu dominieren.“8 Es ging nur ums Geld. Denn bereits 1984 hatte Cutter im Marketingplan festgestellt, ein Umtausch in sichere Produkte in Asien würde zwei Millionen US$ Verlust bedeuten, das mache man nicht.9

Komplizen der Industrie
Nicht nur die Hersteller von Blutprodukten handelten verantwortungslos. Auch die Aufsichtsbehörde FDA in den USA versagte. Das geht aus einem Cutter-Memo über ein Gespräch mit der FDA am 21. Dezember 1982 hervor. Damals war der Behörde die mangelnde Kontrolle Cutters, auf gesunde Spender zu achten, wohl doch zu viel geworden. Thema waren die Blutbanken an der mexikanischen Grenze und eine Sammelstelle mit einem hohen Anteil homosexueller Spender (die die höchste Rate von AIDS-Erkankungen aufwiesen). Dr. Donahue von der FDA verlangte von Cutter, wenigstens keine Spenden von Gefängnisinsassen mehr zu Gerinnungsfaktor zu verarbeiten. Dabei ging es ihm nach Ansicht von Cutter weniger darum, die Empfänger zu schützen als etwas gegen das in der Öffentlichkeit „gefühlte Risiko“ zu unternehmen.10 Donahue bat um einen Brief von Cutter als „Munition“ gegen weitere verpflichtende Kontrollmaßnahmen durch die FDA. Auch solle Cutter unbedingt zu einem öffentlichen Treffen der staatlichen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) kommen, da dort „die Demographie bezahlter Spender diskutiert“ würde.
Ein Treffen der Blutgerinnungsfaktor-Industrie mit der FDA im Mai 1985 zeigt, dass die Komplizenschaft mit den Herstellern anhielt. Damals hatten schon alle Firmen Produkte auf dem Markt, die Virus-inaktiviert waren. Dennoch waren die alten Produkte noch zugelassen. Dr. Harry Meyer forderte die Hersteller auf, freiwillig auf die Vermarktung dieser Produkte zu verzichten. S.J. Ojala von Cutter fasste die Diskussion so zusammen: „(Meyer) erklärte, obwohl die FDA die Zulassungen für ungültig erklären könnte, wolle er keine Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass die FDA diesen Zustand so lange geduldet hatte. Er wolle die Sache lautlos (Unterstreichung im Original) erledigen, ohne den Kongress, die medizinische Fachwelt und die Öffentlichkeit zu alarmieren.“11
Auch in Deutschland hatte die Aufsicht über die Industrie kläglich versagt. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages befasste sich ausführlich mit den Schwächen im System.12 Wie berechtigt die Forderungen der Pharma-Kampagne damals waren, zeigen die Erfahrungen aus Belgien und Norwegen. Dort wurden die Bluterkranken mit Gerinnungsfaktor versorgt, der aus freiwilligen Spenden aus dem eigenen Land stammte. Außerdem wurden nicht Tausende von Spenden zusammengekippt. So waren 1985/86 in Belgien 5,9% und in Norwegen 6,3% der Bluterkranken HIV-positiv, in Deutschland dagegen 47,4%.13
Autor: Jörg Schaaber, Buko Pharmakampagne

Die CBG und der Blutprodukte-Skandal

Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat der Blutprodukte-Skandal ebenfalls von Anfang an beschäftigt – und er tut es bis heute. So setzt sie das Thema immer wieder auf die Agenda der BAYER-Hauptversammlungen. Schon in den 1990er Jahren kritisierte die Coordination die Skrupellosigkeit, mit welcher der Leverkusener Multi kontamierte Blutprodukte einsetzte, obwohl es längst Verfahren zur Inaktivierung des AIDS-Erregers gab, und bezeichnete das Vorgehen als das, was es auch ist: gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge. Zudem prangerte die CBG die von dem Unternehmen geübte Praxis an, zur Beschaffung des Rohstoffes „Blut“ sogar mit Diktatoren wie Anastasio Somoza, dem „Vampir von Nicaragua“, zusammenzuarbeiten. Wegen dieses Verhaltens forderte die CBG angemessene Entschädigungen und strafrechtliche Konsequenzen ein, wie sie auch ManagerInnen anderer an dem Pharma-GAU beteiligter Firmen über sich ergehen lassen mussten. Darüber hinaus suchte die Coordination den Kontakt mit Betroffenen wie Todd Smith und kooperierte mit ihnen. 1998 nahm der inzwischen verstorbene Smith sogar den langen Weg aus den USA auf sich, um zur BAYER-Hauptversammlung zu reisen. Schon an den Rollstuhl gefesselt konfrontierte er dort die Vorstandsriege und die AktionärInnen mit seinem Schicksal und griff die Geschäftspolitik scharf an. „Tausende von Blutern in den USA wurden durch BAYER-Produkte infiziert, viele Tausend weitere auf der übrigen Welt. Viele sind an AIDS gestorben, und viele haben Frauen und Kinder mit dieser Krankheit unwissentlich infiziert. All dieses Leid wurde durch ein Produkt ausgelöst, das hätte sicher sein können!“, kritisierte der US-Amerikaner. Er nannte den HV-BesucherInnen auch gleich den Grund für die mangelnde Sorgfaltspflicht. „Die bestehende Technik wurde nicht eingesetzt, da sich bei dem Verfahren die Menge des Plasmas auf ein Viertel reduziert hätte. Dementsprechend wären auch die Profite der Firma BAYER geschrumpft. Finanzielle Gründe waren also wichtiger als die Sicherheit der Patienten! Diese Entscheidung hat Tausenden von Blutern das Leben gekostet!“, so der Bluter damals. Der damalige Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider reagierte darauf mit routinierten Beileidsbekundigungen, lehnte jedoch jegliche Verantwortung ab und sprach stattdessen von einem „tragische(n) Schicksal“. Mit ähnlichen Textbausteinen zogen sich dann seine Nachfolger aus der Affäre. Noch auf der letzten Hauptversammlung im April diesen Jahres wies BAYER-Chef Marijn Dekkers die Aufforderung des Bluters Andreas Bemeleit ab, die Kranken angemessen zu unterstützen, setzte sich aber dennoch als „verlässlicher Partner“ der Geschädigten in Szene.

1 BUKO Pharma-Kampagne (1982) Das Blut der Armen – Medikamente für die Reichen?
2 Ichikawa D (1981) Letter to R. Barden 19 May. Cutter Laboratories. Oakland Plasma Center. http:dida.library.ucsf.edu/pdf/zeu13j10
3 Hjorth J (1982) Cutter memo to M. Sternberg 27 January http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/hgu13j10
4 Mazen M (1983) Chimp testing of hepatitis-safe Koate. Cutter memo to M M Sternberg. 4 Jan.
5 Cutter (1983) Foreword. Echo Vol 4, No. 1, May http:dida.library.ucsf.edu/pdf/lgu13j10
6 Modersbach RJ (1983) Cutter Memo an W Schmidt 31 Oct. www.baumhedlundlaw.com/hemophilia/exhibits/Exhibit-26-FNC.pdf
7 Ashworth JN (1983) Letter to B. Dyos 1 June http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/igu13j10
8 Cutter (o.J.) 1985 Far East Region. Preliminary marketing plan. http:dida.library.ucsf.edu/pdf/kfu13j10
9 Cutter (o.J.) 1984 budget Far East. http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/hfu13j10
10 Ojala (1982) Cutter memo: More AIDS and FDA. 21 Dec http:dida.library.ucsf.edu/pdf/weu13j10
11 Ojala SJ (1985) Cutter memo: Non-Heat Treat License. 30 May http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/ofu13j10
12 Deutscher Bundestag (1994) Zweite Beschlußempfehlung und Schlußbericht des 3. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes. Drucksache 12/8591
13 Deutscher Bundestag (1994) aaO., S. 106

[Agromonopol] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

Das Agrar-Oligopol von BAYER & Co.

We Feed the World

BAYER, MONSANTO und eine Handvoll weiterer Unternehmen haben den Agrar-Markt unter sich aufgeteilt und sich so den Zugriff auf eine Industrie gesichert, welche die Menschen mit dem wichtigsten Gut überhaupt versorgt: der Nahrung.

Von Jan Pehrke

1985 hatten die zehn größten Anbieter von Saatgut zusammen einen Marktanteil von ca. 12,5 Prozent. 2011 hingegen kamen MONSANTO, DUPONT, BAYER & Co. schon auf 75,3 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich auch in anderen Bereichen des Agro-Business’. „Die neuesten Markt-Daten legen nahe, dass Kartell-Absprachen notorisch sind und oligopolistische Strukturen von einzelnen Sektoren auf das gesamte Ernährungssystem übergegriffen haben“, hält die kanadische ETC-Group fest. So beherrschen ihrer jüngsten Untersuchung „Putting the Cartel before the Horse“ zufolge SYNGENTA, BAYER und BASF über die Hälfte des Pestizid-Handels. Noch übersichtlicher geht es Gentechnik-Bereich zu. Obwohl zu diesem Segment keine aktuellen Zahlen vorliegen, besteht an der Dominanz von MONSANTO kein Zweifel. Erst mit einigem Abstand folgen dann BAYER, DUPONT, DOW AGRO SCIENCE, SYNGENTA und KWS.
Die Gentechnik war es dann auch, die den Konzentrationsprozess antrieb. Sie erforderte enorm viel Kapital, das nur große Unternehmen zur Verfügung hatten, und versprach dafür Extra-Gewinne. Den Schlüssel dazu lieferten die Patente. Diese eröffneten die Chance, das Wissen um das Säen, Ernten und Wiederaussäen der Ackerfrüchte, das die Menschheit über Jahrtausende hinweg miteinander geteilt hatte, gewinnträchtig zu privatisieren. Der Leverkusener Multi profitiert davon in besonderer Weise: Auf dem alten Kontinent verfügt kein Agro-Riese über so viele Patente wie er. 206 Copyright-Ansprüche verzeichnet das Europäische Patentamt (siehe SWB 4/13). Eines dieser Schutzrechte entpuppt sich dabei als besonders wertvoll, weil es eine ganze Technologie zur Gen-Manipulation umfasst. Die anderen Mitglieder des Oligopols verfügen ebenfalls über solche Major-Patente, ohne die die schöne, neue Genwelt nicht zu machen ist, weshalb der Club Exklusivität wahren und potenzielle Mitbewerber draußen halten kann.
Aber Verfügungsgewalt über Gene mit besonderen Eigenschaften und bestimmte biotechnische Kniffe allein reichen nicht aus für ein lukratives Geschäftsmodell. „Ein neues Gen ist nutzlos ohne einen hochwertigen Grundstock von Saatgut, in das es eingebaut werden kann, und eine Infrastruktur, die solches bereitstellt“, hielt ein Finanz-Analyst in der Frühphase des sich etablierenden Wirtschaftszweigs fest. Ohne Zugriff auf einen solchen Rohstoff haben die GenwerkerInnen in ihren Laboren nämlich nicht die Möglichkeit, Gott zu spielen und ganze Pflanzen zu konstruieren. Also legten sich die Agro-Riesen im großen Stil Saatgut-Unternehmen zu und verlängerten damit ihre Wertschöpfungskette entlang der Nahrungskette. Neben solchen vertikalen Konzentrationen kam es durch Aufkäufe direkter Konkurrenten aber auch zu horizontalen Konzentrationen. Eine äußerst folgenreiche initiierte BAYER im Jahr 2001. In diesem Jahr schluckte der Leverkusener Multi AVENTIS CROPSCIENCE, das kurz zuvor aus der Fusion von HOECHST und RHÔNE-POULENC entstanden war. Diese Aquisition gab dann den Startschuss zu einem forcierten Ausbau der Landwirtschaftssparte. Seither erwarb der Konzern unter anderem Saatgut-Firmen wie STONEVILLE, RELIANCE GENETICS und HORNBECK, Pestizid- und Saatgutbehandlungsmittel-Produzenten wie GUSTAFSON und investierte in Gentechnik-Lizenzen. Zudem ging der Global Player allein im Saatgut-Bereich über 90 Kooperationen mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen ein.
Auf diese Weise bauten BAYER, MONSONTO & Co. ihre Markt-Positionen konsequent aus und drängten kleinere Gesellschaften aus dem Geschäft. Am spürbarsten wirkte sich diese „neue Übersichtlichkeit“ auf die Preise aus, vor allem auf diejenigen im Biotech-Bereich. Während diese für Hochtechnologie-Produkte vergleichbarer Branchen wie etwa der Computer-Industrie in der Regel bald nach der Markteinführung fallen, verlangen BAYER & Co. kontinuierlich mehr für ihre Waren. Die Kosten für gentechnisch manipuliertes Getreide stiegen von 1995 bis 2008 um 139 Prozent, für konventionelle Sorten um 49 Prozent. Für Gen-Soja mussten die Farmer 199 Prozent und für konventionelle Arten 96 Prozent mehr zahlen, ohne dies alles durch höhere Ernte-Erträge ausgleichen zu können.
Und nicht immer geht dabei alles mit rechten Dingen zu. Bereits mehrmals zogen US-amerikanische FarmerInnen gegen die Agro-Multis wegen des Verdachts illegaler Preisabsprachen vor Gericht. So prozessierten etwa im Jahr 1999 LandwirtInnen gegen BAYER, MONSANTO, SYNGENTA und andere Unternehmen. Aber der zuständige Richter ließ die Sammelklage nicht zu. Jeder Fall liege anders, argumentierte er und stoppte damit das Verfahren. MONSANTOs Geschäftspraxis geriet sogar schon in das Visier des US-amerikanischen Justizministeriums. 2010 begann es mit Untersuchungen über wettbewerbsbehindernde Operationen des Konzerns. Zwei Jahre später stellte es diese Überprüfungen jedoch ohne Angabe von Gründen wieder ein.
Als weitere Folge der oligopolistischen Strukturen sank die Innovationskraft der Firmen. Sie meldeten weniger Entwicklungen zum Patent an, führten weniger Feldversuche durch und brachten auch weniger neue Produkte heraus. So beherrschen etwa den Genpflanzen-Markt immer noch Schöpfungen der ersten Generation wie BAYERs gegen das Antiunkrautmittel Glufosinat resistente Labor-Kreationen der Marke LIBERTY LINK oder MONSANTOs Ackerfrüchte der ROUND-UP-READY-Serie. Darum stellen sich Ackerwinde und andere Gewächse zunehmend auf die gemeinsam mit den Gen-Konstrukten vertriebenen Pestizide ein, und die FarmerInnen schaffen es kaum noch, dem Wildwuchs auf ihren Feldern Herr zu werden. „Seit über 25 Jahren hat die weltweite Pflanzenschutz-Industrie kein wirtschaftlich bedeutendes Herbizid mit neuem Wirkmechanismus mehr für Flächenkulturen entwickelt und auf den Markt gebracht – unter anderem eine Folge der Konsolidierung der Industrie, die mit einer deutlichen Reduktion der Forschungsaufwendungen für neue Herbizide einherging“, räumt der BAYER-Forscher Dr. Hermann Stübler in bemerkenswerter Offenheit ein.
Auf diese „Folge der Konsolidierung“ reagieren die Konzerne mit noch mehr Konsolidierung: sie gewähren sich gegenseitig in großem Stil Zugriff auf ihre Produkt-Plattformen, um Pflanzen entwickeln zu können, die mehreren Agro-Chemikalien gleichzeitig trotzen. Das behebt zwar den Innovationsstau nicht, bietet den LandwirtInnen jedoch etwas mehr Variationsmöglichkeiten, zumindest bis wieder ein Gewöhnungseffekt eintritt. Im Rahmen eines solchen als „cross licencing“ bezeichneten Austauschgeschäftes erhielt BAYER von MONSANTO jüngst Lizenzen für neue Round-Up-Versionen, während das US-Unternehmen Nutzungsrechte für Insektizide und Herbizide bekam. Zuvor hatten die beiden Gen-Giganten schon eine Kooperation in Sachen „Genmais“ vereinbart, aus der MONSANTOs SMARTSTAX hervorging. Die Pflanze weist Resistenzen gegen BAYERs Glufosinat und weiteres Pestizid auf und verfügt darüber hinaus noch über sechs verschiedene Insektengift-Gene. Weitere Deals dieser Art hat der Leverkusener Multi mit DUPONT, SYNGENTA, DOW AGRO SCIENCES und der BASF abgeschlossen. Kern der Strategie sei es, die eigenen Produkte so weit wie möglich verfügbar zu machen, sagte Liam Condon, der Chef von BAYER CROPSCIENCE, laut Faz.
Daneben entdeckt der Agro-Riese sogar seine grüne Ader, um imstande zu sein, den Plagegeistern Herr zu werden – so arg steht es schon. „Wir erkennen, dass Chemikalien oft nur eine kurzfristige Lösung darstellen“, erklärt der Konzern. Darum empfiehlt er den FarmerInnen, zum einen, vor der Aussaat mal wieder wie früher zum Pflug zu greifen, statt nur den Giften zu trauen und zum anderen, das gute alte Prinzip der Fruchtfolge zu beherzigen und auf den Äckern nicht immer wieder dasselbe anzubauen. Zudem setzt BAYER vermehrt auf biologische Methoden. So kaufte die Aktien-Gesellschaft das US-Unternehmen AGRAQUEST und erforscht zusammen mit MENDEL BIOTECHNOLOGY neue Wege zum Schutz der Ackerfrüchte. Aber allzu viel traut der Leverkusener Multi sich selbst in dieser Richtung nicht zu. Darum erkundete ein von ihm im November 2012 veranstaltetes Symposion zum Thema „Herbizid-Resistenzen“ auch, „welche Möglichkeiten es für Kooperationen mit führenden pflanzenwissenschaftlichen Instituten gibt“.
Kurzfristig hofft der Konzern jedoch noch aus der brenzligen Lage Kapital zu schlagen und vermarktet sein Herbizid LIBERTY mit dem Wirkstoff Glufosinat gezielt als Alternative zu MONSANTOs Glyphosat, das seine marktbeherrschende Stellung mit zunehmenden Abnutzungserscheinungen bezahlt und mittlerweile vor fast der Hälfte aller Unkräuter kapituliert. „Die Nachfrage schießt geradezu durch die Decke“, jubiliert Liam Condon, der Chef von BAYER CROPSCIENCE. Wegen der florierenden Geschäfte mit LIBERTY und anderen Produkten kündigte die Landwirtschaftssparte an, das von 2013 bis 2016 vorgesehene Budget für den Ausbau der Kapazitäten um eine Milliarde Euro auf 2,4 Milliarden Euro zu erhöhen. Allein 380 Millionen Euro investiert die Abteilung dabei in eine neue Glufosinat-Produktionsanlage. Dass die EU die Zulassung für den Stoff wegen seiner gesundheitsschädlichen Effekte über 2017 hinaus nicht mehr verlängern will, ficht BAYER dabei nicht an. Darüber hinaus plant der Agrar-Mogul, seine Saatgut-Produktpalette zu erweitern. Da es in der nördlichen Hemisphäre kaum noch geeignete Firmen für Übernahmen gibt, sucht er derzeit in Lateinamerika nach entsprechenden Kandidaten.
So wächst und wächst und wächst der Leverkusener Multi, wie es auch MONSANTO, SYNGENTA & Co. tun. Und was sie allesamt dabei antreibt, formuliert Ruth Tippe von der Initiative KEIN PATENT AUF LEBEN so: „Ziel dieses Oligopols ist es, den Markt unter sich aufzuteilen und letztlich die Ernährungsgrundlagen der Menschen zu kontrollieren.“

[Jubiläum SWB] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

30 Jahre SWB

BAYERs Schatten

Seit nunmehr 30 Jahren schon muss sich BAYER einer publizistischen Gegenmacht erwehren: Im Dezember 1983 brachte die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN mit dem rundbrief den Vorläufer des heutigen Stichwort BAYER auf den Weg. Vom Äußeren her kaum wiederzuerkennen, zeigt sich auf der inhaltlichen Ebene eine bemerkenswerte Kontinuität. Themen der ersten Ausgabe wie Störfälle, gefährliche Chemikalien, Wasserverschmutzung und gesundheitsgefährdende Arzneitests beschäftigen die Redaktion nämlich noch immer. Es hat sich also allen Beteuerungen zum Trotz nicht viel getan beim Leverkusener Multi – einer der vielen Erkenntnisgewinne der Langzeitbeobachtung.

Der BAYER-Konzern investiert nicht nur sehr viel Geld in seine Geschäftstätigkeit, er gibt auch Unsummen dafür aus, diese Geschäftstätigkeit in einem möglichst guten Licht erscheinen zu lassen. 500 Angestellte beschäftigt das Unternehmen mittlerweile in seiner PR-Abteilung. Der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) war deshalb schon bald nach ihrer Gründung klar, dass es gilt, dieser Öffentlichkeitsarbeit eine Gegenöffentlichkeitsarbeit entgegenzusetzen. Also beschloss das Netzwerk, ein eigenes Organ zu entwickeln. Und im Dezember 1983 war es dann soweit. Die erste Ausgabe des rundbriefs erschien. „Klein und bescheiden ist er zwar, der erste rundbrief. Aber oho!“, schrieb CBG-Urgestein Axel Köhler-Schnura zur Premiere, „denn nichts fürchten die Verantwortlichen bei BAYER mehr als die Wahrheit. Und die wird im rundbrief zu lesen sein.“
Auf spärliche acht Seiten brachte es die Ausgabe damals, alles mit der Schreibmaschine geschrieben und einzig mit ein paar Karikaturen zur Auflockerung der Textblöcke versehen. Im Erscheinungsbild hat sich inzwischen so manches getan. Nach und nach fanden Fotos Eingang ins Heft, und ab 1987 wartete es mit einem richtigen Titelbild auf. Allgemein nahm das Layout immer professionellere Formen an. Im neuen Jahrtausend kam dann sogar noch Farbe ins Spiel. Peu à peu fanden sich auch die Elemente zusammen, die heute fester Bestandteil des Magazins sind: der „O-Ton BAYER“, die „Angespitzt“-Zeichnung, die Meinungsrubrik und der Name „Stichwort BAYER“. Vor 1985 hieß die Zeitschrift noch „BAYER-Kurier“. Doch diesen Namen machte der CBG die Zeitung Bayernkurier streitig. Die CSU-Postille aus München sah eine Verwechslungsgefahr mit ihrem Blatt gegeben und drohte bei Weiterverwendung des Titels mit einem teuren – Streitwert: 50.000 DM – Prozess, und da die Coordination das Risiko nicht eingehen wollte, musste sie sich geschlagen geben und das Kind anders nennen.
Inhaltlich zeigt sich hingegen eine bemerkenswerte Kontinuität. Die Themen des ersten Heftes wie Störfälle, Wasserverschmutzung, chemische Kampfstoffe, giftige Substanzen und gesundheitsgefährdende Arznei-Tests treiben die Redaktion noch immer um. So beschäftigt sich ein Artikel der vorliegenden Ausgabe mit den polychlorierten Biphenylen (PCB), einer chemischen Verbindung, deren Gefährlichkeit schon den ersten rundbrief alarmierte. Von Anfang an einen breiten Raum nimmt die Berichterstattung über die CBG-Aktionen zu den BAYER-Hauptversammlungen ein. Das Stichwort BAYER (SWB) druckt Reportagen über die Proteste vor den Kölner Messehallen sowie den Ablauf der AktionärInnen-Treffen und veröffentlicht die Reden der Konzern-KritikerInnen. Und selbstverständlich widmet sich das Magazin auch den anderen Baustellen der Coordination stets in aller Ausführlichkeit.
Aber das Stichwort BAYER spiegelt die Arbeit der CBG nicht nur wider, oft genug regt es Aktivitäten durch die Erträge seiner umfangreichen Recherchen auch erst an. Beispielsweise bot ein Text über die Zusammenarbeit des Leverkusener Multis mit zahlreichen Universitäten die Grundlage für die Transparenz-Initiative der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN, die eine Offenlegung des mit der Kölner Universität geschlossenen Forschungskooperationsvertrages verlangt und eine breite Resonanz gefunden hat. Zu den Kampagnen gegen den Blutverdünner XARELTO und die Verhütungsmittel der YASMIN-Gruppe gaben SWB-Texte ebenfalls den ersten Anstoß.
Eine große Aufgabe sieht das Magazin auch darin, die Sprechblasen, die BAYERs PR-Abteilung regelmäßig absondert, zum Platzen zu bringen. Die von den ÖffentlichkeitsarbeiterInnen am Schreibtisch entworfene schöne neue Welt der „Chemie-Parks“ mit ihren „Pflanzenschutzmittel“-Anlagen, ihrem „thermischen Recycling“ und der „Entsorgung“ von Produktionsrückständen, deren nachhaltige Idylle nur ab und zu einmal ein „Umweltereignis“ trüben kann, dekonstruiert das Stichwort BAYER permanent als eine Risikogesellschaft mit Pestizid-Fabriken inklusive Giftstoff-Verbrennung oder -Verklappung und Explosionen am laufenden Meter.
Der BAYER-Strategie, ihren Produkten durch eingekaufte WissenschaftlerInnen höhere Weihen zu verschaffen, arbeitet das SWB ebenfalls entgegen. Es hat Kontakte zu kritischen ForscherInnen aufgebaut, die den „Mietmäulern“ des Leverkusener Multis bei Bedarf ihre geballte Kompetenz entgegensetzen können. Im Redaktionsalltag sind über Recherchen, Nachdruck-Anfragen und die AutorInnen-Suche zudem vielfältige Verbindungen zu Initiativen oder EinzelkämpferInnen entstanden, weshalb das Stichwort im Netzwerk auch eine wichtige bündnispolitische Funktion erfüllt.
Die Zeitschrift vermag bei all solchen Bemühungen auf einem soliden Fundament aufzubauen. Über einen Ausschnittdienst erhält sie alle Artikel zugesandt, die in den bundesdeutschen Medien zum Global Player erschienen sind. Veröffentlichungen der Auslandspresse sammelt die Redaktion selber. Darüber hinaus bekommen die Redakteure häufiger BAYER-Interna von Whistleblowern zugespielt. Deshalb steht ihnen ein fast lückenloses Netz an Informationen zur Verfügung. Durch deren systematische Auswertung hat sich ein beeindruckendes Archiv aufgebaut, das über einen langen Zeitraum hinweg detailliert die Geschäftstätigkeit eines der größten Konzerne der Welt und deren unschöne Begleiterscheinungen dokumentiert.
Weltweit sucht das seinesgleichen und erweist seinen Nutzen Tag für Tag neu. Ereignet sich in einem Werk des Unternehmens eine Explosion, so ist das SWB imstande, gleich eine ganze Störfall-Liste zu präsentieren, die bis ins Jahr 1917 zurückreicht. Melden die Agenturen eine Preisabsprache des Leverkusener Multis mit anderen Konzernen, so hat das Stichwort gleich eine Aufstellung mit ähnlichen Kartell-Fällen parat. Und wenn eine Pille des Unternehmens wegen ihrer Risiken und Nebenwirkungen Schlagzeilen macht, so vermag das Stichwort auf der Stelle das Pharma-GAUs gewidmete Kapitel des „Schwarzbuchs BAYER“ zu präsentieren. Auf diese Weise vermittelt sich – bald auch lückenlos online, denn zum 30. SWB-Geburtstag gehen alle Ausgaben ins Netz – das Bild eines Global Players, der sich nicht hier und da mal einen Fehltritt leistet, sondern systematisch Mensch, Tier und Umwelt gefährdet, weil für ihn nur das zählt, was der frühere BAYER-Chef Manfred Schneider einmal mit den Worten ausdrückte: „Wir sind auf Profit aus. Das ist unser Job.“
Dank dieser Güte der Informationen greifen JournalistInnen bei ihren Recherchen häufig auf SWB-Material zurück wie zuletzt der Spiegel in seinem Beitrag über BAYERs Gerinnungshemmer XARELTO. Auch erreichen das Stichwort BAYER immer wieder Gesuche um Nachdruck-Genehmigungen. Eine solche Wertschätzung macht es dem Magazin leicht, namhafte AutorInnen zu gewinnen: Jutta Ditfurth, Dorothee Sölle, Sven Giegold und Vandana Shiva haben schon für das SWB geschrieben. Außerdem legten bekannte Karikaturisten wie Berndt A. Skott, Kostas Koufogiorgos oder Carlos Latuff für das CBG-Organ Hand an. Bei den LeserInnen findet es ebenfalls viel Anklang. Schon rundbrief Nr. 2 durfte verkünden: „Der erste rundbrief hat zu unserer Freude ein riesiges Interesse gefunden. Täglich trudeln Abonnement-Bestellungen und Anfragen bei uns ein.“
Diese positive Resonanz blieb dem Magazin über die Jahre erhalten. Trotzdem plagen die SchreiberInnen auch immer wieder Selbstzweifel. „Betrachten die CBG-Mitglieder das Heft lediglich als Beigabe oder messen sie ihm einen eigenständigen Wert zu?“, „Wie intensiv lesen sie das Stichwort BAYER?“, „Wo liegen mögliche Schwachpunkte?“ – so lauteten einige der Fragen, die sich die Redaktion Ende 1999 stellte. Um Antworten zur „Leser/Blatt-Bindung“ zu erhalten, führte es unter den SWB-BezieherInnen eine Umfrage durch. Das Ergebnis schaffte es dann, die meisten Zweifel auszuräumen. „Stichwort BAYER mit großer Akzeptanz“, lautete das Resumee des damals hauptverantwortlichen Redakteurs Hubert Ostendorf. „SWB ist klasse, weiter so!“, „gut lesbar“ und „verständlich und sehr informativ“ hieß es unter anderem in den Zuschriften. Die einzelnen Rubriken und die Gesamtgestaltung des Heftes bekamen ebenfalls gute Noten. Nur vereinzelnd gab es Kritik wie „zu wenig abwechslungsreich“, „manchmal Quellen etwas genauer angeben“ oder „es wird viel Insiderwissen vorausgesetzt“. Hubert, der als gelernter Zeitungsmann mit großer Verve versucht hatte, das SWB zu professionalisieren und journalistischer zu machen, ohne ihm die politische Stoßrichtung zu nehmen, konnte seine Arbeit durch dieses Feedback bestätigt finden. Entsprechend erhöhte sich die Auflage stetig. Aktuell beträgt sie 6.200 Hefte. Die Zahl der AbonnentInnen stieg ebenfalls, auf 5.400 schraubte sie sich im Laufe der Jahre.
Allerdings bedeutete es von Anfang an einen ziemlichen Kraftakt, um zu diesen Resultaten zu kommen, denn es hängt weit mehr daran, als nur Artikel zu schreiben. Es gilt darüber hinaus Fotos zu machen, Karikaturen zu zeichnen und Anzeigen zu akquirieren. Und anschließend will das alles zusammen mit den Texten in Form gebracht und druckfertig gemacht werden. Verwaltungsaufgaben fallen ebenfalls reichlich an. Die AbonnentInnen-Datenbank erfordert Pflege, der Vertrieb läuft nicht von alleine, und ohne Werbung geht es auch nicht. Obwohl bei alldem viele fleißige Hände größtenteils ehrenamtlich mittun, verschlingt die Produktion ziemlich viel Geld. Die Abos allein bringen das nicht wieder herein; zudem bleibt dem Stichwort BAYER der Zugang zu lukrativen Werbeanzeigen – normalerweise Haupteinnahme-Quelle von Zeitschriften – verschlossen.
So also muss die CBG die Zeitschrift mittragen. Nur manchmal schulterten die „Stiftung Menschenwürde und Arbeitswelt“, der Ökofonds oder die Grünen diese Last mit.
Darum ist die Geschichte des Blattes verbunden mit Aufrufen, Förderabos zu zeichnen, unter Bekannten AbonnentInnen zu werben oder auch einfach nur Reklame für die Zeitschrift zu machen. Und Menschen, denen das Heft so am Herzen liegt, dass sie sich in besonderer Weise für die Arbeit der Redaktion engagieren möchten, fordert das SchreiberInnen-Team auf, dem „Stichwort BAYER“-Förderkreis beizutreten. Durch neue Förderer den Rücken gestärkt zu bekommen, wäre deshalb das schönste Geburtstagsgeschenk. Damit das Heft weiterhin das sein kann, als das es mein Vorgänger Hubert Ostendorf 1993 zum 10-jährigen Jubiläum bezeichnet hat: „ein Instrument wirksamer Kritik, wie es der Konzern in seiner über 125-jährigen Geschichte noch nicht gesehen hat“.
Von Jan Pehrke

[Editorial] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

Liebe Leserinnen und Leser,

im November 2013 wurden die ersten vier Projekte der German Food Partnership (GFP) „feierlich“ präsentiert. Friedrich Kitschelt, Abteilungsleiter im Entwicklungsministerium, lobte die Kooperation mit dem Agro-Business als „einzigartig“, „stilbildend“ und „besonders überzeugend“. Aus „nur“ 20 Millionen Euro Entwicklungshilfe-Geldern würden so 80 Millionen Euro, die in PPP-Projekte (Public-Private Partnership) in Afrika und Asien flössen.

„Die Unternehmen verfolgen das Ziel, nachhaltige Landwirtschaft zu fördern, um die Nahrungsmittel-Produktion, Verteilung und Ernährungssituation in den Schwellen- und Entwicklungsländern zu verbessern.“ Hans-Joachim Wegfahrt von BAYER CROPSCIENCE ließ allerdings keinen Zweifel am eigentlichen Sinn der Übung. „Unser Business ist nun mal der Verkauf von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut“, erklärte er. Es geht BAYER um eine (zweite) Grüne Revolution, sprich um eine Produktionssteigerung mit Hochertragssorten, Gentechnik und einem massiven Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden. Eine „Grüne Revolution wird man nicht mit Kleinbauern machen“, so Wegfahrt: „Wir brauchen eine Konsolidierung“.

BAYER CROPSCIENCE ist auch die „treibende Kraft“ hinter der „Better Rice Initiative in Asia“ (BRIA). Wo bei dem Projekt also BRIA draufsteht, ist BAYER, aber auch BASF und YARA drin. Es wird mit insgesamt 10,8 Millionen Euro unterstützt. BASF wird BRIA in Indonesien und Thailand umsetzen, BAYER in Thailand, Philippinen und Vietnam. Auf den Philippinen beginnt das Projekt. Der Anteil von Hybridsaatgut beträgt dort nach Angaben von Hans-Joachim Wegfahrt nur sechs Prozent. Der Durchschnittsertrag liegt bei 3,8 Tonnen pro Hektar. Hier bietet sich BAYER ein attraktives Marktpotenzial. Das RICE WATCH AND ACTION NETWORK kritisiert hingegen, dass die Förderung von Hybridreis „ein deutliches Beispiel für eine fehlgeleitete Intervention ist, die mehr Probleme schafft, als sie vorgibt zu lösen“. Solch ein Programm oder so eine Unterstützung gebe es nicht für FarmerInnen, die traditionelle oder bauernbasierte Anbausysteme wählen. Die FarmerInnen hätten weniger Optionen, ganz unabhängig von dem Potenzial, was die Projekte böten.

Ein Anbausystem mit viel Potenzial ist das System of Rice Intensification (SRI). Es erlaubt Produktionssteigerungen von 50-100 Prozent im Gegensatz zu den versprochenen 15-20 Prozent bei Hybridreis. Gleichzeitig werden 90 Prozent weniger Saatgut und 50 Prozent weniger Wasser gebraucht. FarmerInnen können also mehr Reis mit weniger Wasser, weniger Saatgut, weniger Düngemitteln und Pestiziden und oft auch mit weniger Arbeit produzieren. Das „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ und die „Deutsche Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) ignorieren jedoch solche progressiven Ansätze. Die Zusammenarbeit mit BAYER, BASF & Co. scheint Vorrang zu haben vor der Förderung von nachhaltigen Lösungen, die offensichtlich weniger im Interesse des Agro-Business sind, obwohl der entwicklungspolitische Mehrwert dieser Kooperation nicht ersichtlich ist. Die Vorhaben betreffen das Kerngeschäft dieser Unternehmen, das sollte nicht auch noch mit knappen Entwicklungshilfe-Ressourcen gefördert werden. OXFAM und andere Nichtregierungsorganisationen fordern deshalb, die German Food Partnership zu beenden.

Marita Wiggerthale
Referentin für Welternährung und Globale Agrarfragen bei Oxfam Deutschland

[Alemtuzumab] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

BAYER sahnt ab

29.000 Mal teurer als Gold

Der Wirkstoff Alemtuzumab wechselt den Abnehmer. Er steht nicht mehr wie bisher Leukämie-Kranken zur Verfügung, sondern nur noch „Multiple Sklerose“-PatientInnen. Auf diese Weise können GENZYME und der an den Umsätzen beteiligte BAYER-Konzern nämlich 40-mal so viel Profit einstreichen.

Von Philipp Mimkes

Einen langen Weg hat der Wirkstoff Alemtuzumab bereits hinter sich, und doch betritt er immer wieder Neuland. Vor 34 Jahren entwickelten WissenschaftlerInnen der „University of Cambridge“ diesen ersten monoklonalen Antikörper der Medizin-Geschichte. Sie verwendeten dazu einen Antikörper von Ratten, reinigten das Protein von Fremdeiweiß-Anteilen und führten erste medizinische Tests durch. Die Forschungen erregten das Interesse der Pharma-Industrie, das jedoch nie sehr lange anhielt. Von BURROUGHS WELLCOME wanderten die Rechte 1997 zu MILLENNIUM und über ILEX ONCOLOGY und GENZYME gelangten sie schließlich 1999 zum SCHERING-Konzern.
Dem seit 2006 zu BAYER gehörenden Berliner Unternehmen gelingt es schlussendlich sogar, Alemzutumab zu einer Arznei weiterzuentwickeln. Allerdings erhält die Substanz 2001 bloß die Zulassung für das Untergebiet einer Krankheit – und das auch nur unter Vorbehalt. Die Behörden genehmigten den Stoff zur Behandlung der Blutkrebs-Art „chronisch-lymphatische Leukämie“ (CLL), unter der Voraussetzung, dass die PatientInnen bereits eine Chemotherapie absolviert und nicht auf das Medikament Fludarabin angesprochen hatten.
Später erhielt das unter den Namen CAMPATH und MABCAMPATH vermarktete Präparat zwar eine erweiterte Zulassung, aber für eine erweiterte Zielgruppe sorgte das nicht. Die derzeit gültigen ärztlichen Leitlinien führen Alemzutumab nur im Zusammenhang mit solchen CLL-PatientInnen auf, die keine anderen Krankheiten und einen speziellen Gen-Defekt haben oder auf die Standard-Medikation nicht ansprechen. Zudem weisen sie auf Vorsichtsmaßnahmen hin, die es bei einer Gabe zu beachten gilt: „Beim Einsatz von Alemtuzumab sind eine erweiterte antiinfektive Prophylaxe und ein engmaschiges infektiologisches Monitoring erforderlich.“
Als besonders geniales Gen-Medikament erwies sich CAMPATH somit nicht. Darum gab der Leverkusener Multi 2009 die Rechte an GENZYME zurück und handelte dafür im Gegenzug Lizenz-Zahlungen aus. Auch forscht er weiterhin mit an dem Pharmazeutikum. Im Geschäftsbericht heißt es dazu: „BAYER beteiligt sich weiterhin an der gemeinsamen Entwicklung und hat bei erfolgreichem Abschluss die Möglichkeit einer weltweiten Co-Promotion sowie Anspruch auf Lizenz-Gebühren und umsatz-abhängige Meilenstein-Zahlungen.“

Neue Indikation
Im September gab es so einen erfolgreichen Abschluss. Der inzwischen zu SANOFI gehörende GENZYME-Konzern erhielt für Alemtuzumab nach Tests, die BAYER mitfinanziert hat, in Europa eine Zulassung zur Behandlung von Multipler Sklerose (MS), einer Indikation, an der schon die Cambridger WissenschaftlerInnen geforscht hatten. Allerdings war dieser Abschluss mit einem anderen verbunden: Das Medikament wurde für sein ursprüngliches Anwendungsgebiet, die chronisch-lymphatische Leukämie, vom Markt genommen. Hintergrund des zunächst unverständlich wirkenden Schachzugs: Nur wenige hundert PatientInnen in Deutschland benötigen das Leukämie-Präparat. Trotz des hohen Preises – 1.897 Euro für 90 mg Infusionskonzentrat – waren die Einnahmen dadurch limitiert. Der Markt für MS-Medikamente hingegen ist weitaus interessanter: Allein in Deutschland gibt es rund 130.000 Betroffene, weltweit sind es 2,5 Millionen.
Zudem leben MS-PatientInnen länger als Krebskranke und müssen daher auch länger behandelt werden. Darüber hinaus konnten die Hersteller von MS-Präparaten extrem hohe Preise durchdrücken. Der einzige Haken: Zum Einsatz bei MS benötigen die MedizinerInnen eine viel geringere Dosis als zum Einsatz bei Krebs, jährlich nur 30 bis 60 mg. Zur Behandlung von Leukämie verabreichten die ÄrztInnen hingegen in einem Therapie-Zyklus 1.100 mg. Da jedoch ein Wirkstoff für unterschiedliche Anwendungen nicht unterschiedliche Preise haben darf, standen die Konzerne vor einem Problem, denn zu den früheren Konditionen versprach die MS-Therapie mit Alemtuzumab keine großen Umsätze. Orientierte sich der Preis aber an den üblichen Behandlungskosten von MS, würde er sich für Leukämie-PatientInnen extrem erhöhen, was zwangsläufig KritikerInnen auf den Plan riefe. Um dem Dilemma zu entgehen, gaben SANOFI und BAYER die wenig lukrative Indikation „Leukämie“ lieber ganz auf. Das Schicksal der auf das Präparat eingestellten CLL-PatientInnen interessierte die beiden Pharma-Riesen dabei nicht weiter.

Neuer Preis
Und im Oktober schließlich ließen GENZYME und BAYER die Katze aus dem Sack: Der Preis für das nun unter dem Namen LEMTRADA firmierende Alemtuzumab soll um den Faktor 40 steigen. Für eine Injektionsflasche mit 12 mg verlangen die beiden Unternehmen 10.653,50 Euro (888 Euro pro mg), dies entspricht etwa dem 29.000-fachen des Gold-Preises. Eine 4-wöchige MS-Behandlung mit Alemtuzumab kostet rund 3.300 Euro, etwa 40 Prozent mehr als die bisherigen, ohnehin teuren MS-Präparate auf dem Markt.
Torsten Hoppe-Tichy, Präsident des „Bundesverbands Deutscher Krankenhausapotheker“ kritisiert dann auch: „Der Stakeholder-Value wird hier in bisher nicht dagewesener Weise vor das Patienten-Wohl gesetzt.“ Bereits im vergangenen Jahr hatte die „Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft“ (AkdÄ) den Schritt der Firmen verurteilt: „Aus Sicht der AkdÄ übernimmt ein pharmazeutischer Unternehmer mit der Zulassung eines Arzneimittels auch die Verantwortung für eine dauerhaft sichere und unkomplizierte Versorgung der betroffenen Patienten. Mit der freiwilligen Marktrücknahme und dem geplanten ‚Indikations-Hopping’ entzieht sich der pharmazeutische Unternehmer seiner Verantwortung auf inakzeptable Weise. Um ein solches Vorgehen zukünftig zu verhindern, müssen die gesetzlichen Rahmenbedingungen entsprechend angepasst werden.“
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN griff diese Geschäftspolitik ebenfalls scharf an. „Wieder einmal wird deutlich, dass für BAYER, SANOFI & Co. allein der Profit zählt. Das PatientInnen-Wohl ist dabei nachrangig. Nebenbei zeigt sich, dass die Preisbildung von Medikamenten nichts mit den Entwicklungskosten zu tun hat: Ein und dasselbe Medikament kann vollkommen unterschiedliche Preise haben, je nachdem, was sich am Markt durchsetzen lässt“, hieß es in der CBG-Presseerklärung. Und zu allem Übel profitieren die Konzerne schlussendlich doch noch von der Alemtuzumab-Vergangenheit: Da es sich bei der Substanz um keinen neuen Stoff handelt, muss sich das Pharmazeutikum auch keiner Kosten/Nutzen-Bewertung stellen.

Neue Risiken
Dabei entspricht LEMTRADA nicht gerade dem Gold-Standard der „Multiple Sklerose“-Therapie. Schon bei der Erprobung kam es zu ernsthaften Zwischenfällen. So brach 2005 bei drei ProbandInnen die Autoimmun-Krankheit „Idiopathische thrombozytopenische Purpura“ (ITP) aus und nahm bei einem Test-Teilnehmer sogar einen tödlichen Verlauf. Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA unterbrach daraufhin die von SANOFI gemeinsam mit BAYER unternommenen Versuche und zwang den Leverkusener Multi, auf den CAMPATH-Packungen zur Leukämie-Behandlung einen entsprechenden Warnhinweis anzubringen.
Zudem erreichte das Mittel bei den Erprobungen immer nur das eine von zwei Klassenzielen. LEMTRADA schaffte es zwar, die MS-Schübe stärker als Interferon zu verringern, es gelang dem Mittel jedoch nicht, die Multiple Sklerose zu lindern. Darum formulierten die Pharma-Firmen den zweiten Studien-Endpunkt später kurzerhand um und testeten nur noch, ob der Antikörper das Fortschreiten der Krankheit aufhalten kann.
Darüber hinaus steht die Aussagekraft der Untersuchungen zur Langzeit-Wirkung in Frage, denn zwischen den einzelnen Beobachtungsphasen schieden 134 der 220 Alemtuzumab- und 42 der 110 Interferon-ProbandInnen aus. „Wenn sich der Gesundheitszustand von Patienten in den ersten beiden Jahren verschlechterte, wurden sie aus der Studie entfernt“, erklärt der Mediziner Alasdair Coles von der immer noch stark in die Alemtuzumab-Forschung involvierten „University of Cambridge“ das Vorgehen.
Die europäische Arzneimittel-Agentur EMA hatte trotzdem keine Bedenken, das Präparat zu genehmigen. Ihr US-amerikanisches Pendant tut sich da bedeutend schwerer. Die „Food and Drug Administration“ (FDA) wies den Zulassungsantrag im September 2012 zurück. Sie stieg durch das präsentierte Zahlenmaterial nicht durch und forderte SANOFI und BAYER deshalb auf, die Daten verständlicher aufzubereiten. Und im November 2013 meldete ein BeraterInnen-Gremium der Einrichtung ernsthafte Bedenken an. „Die Gabe von Alemtuzumab ist mit ernsthaften Risiken verbunden, welche den Nutzen übersteigen könnten“, hielt es fest. Unter anderem warnten die Wissenschaftlerinnen vor Autoimmun-Krankheiten wie ITP, Nierenschäden, Krebs, Infektionen, Schilddrüsen-Beschwerden und Infusionsnebenwirkungen wie Bluthochdruck, Kopf- oder Brustschmerzen. Sie rieten der FDA aus diesem Grund, die MedizinerInnen zu weit engmaschigeren Kontroll-Untersuchungen anzuhalten, als von BAYER und SANOFI für nötig befunden, sollte sie sich für eine Zulassung entscheiden.
Das industrie-unabhängige Fachmagazin arznei-telegramm zeigt sich ebenfalls nicht von dem Medikament überzeugt. Nicht nur die vielen unerwünschten Arznei-Effekte, sondern auch die fehlenden Studien zu den Langzeitwirkungen und -nebenwirkungen machen die Publikation skeptisch. „Wir sehen eine Indikation für das extrem teure Alemtuzumab derzeit nur im Einzelfall als letzte Reserve“, lautet ihr Resümee.

[Tierversuche] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Zur Hauptversammlung von BAYER, 29. April 2014

Mein Name ist Silke Bitz, ich bin wissenschaftliche Mitarbeiterin der bundesweiten Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche. Unsere Ärztevereinigung setzt sich seit Jahrzehnten für eine tierversuchsfreie Medizin ein. Sie ist ein Zusammenschluss aus 1.500 Ärzten, Tierärzten, Naturwissenschaftlern und Psychologen. Unsere Kompetenz liegt daher in der wissenschaftlich fundierten Argumentation für eine moderne, humane Forschung und Wissenschaft, die nur ohne Tierversuche erreicht werden kann, da diese den medizinischen Fortschritt aufhalten.
Im Jahr 2012 mussten in den Laboren von BAYER 147.315 Mäuse, Ratten, Hunde, Katzen und andere Tiere ihr Leben für eine fragwürdige Forschung lassen. Damit werden in Deutschland rund fünf Prozent der bundesweit jährlich 3,1 Millionen Tiere in den Laboren von BAYER zu Tode geforscht. Hinzu kommen 23.282 Tiere, die für BAYER eigenen Angaben zufolge in externen Auftragslaboren sterben. Dabei hat BAYER wiederholt mit umstrittenen Tierversuchslaboren wie Professional Laboratory and Research Services (PLRS) und Huntingdon Life Sciences (HLS), die für tierquälerische Methoden bekannt sind, kooperiert.

Ich frage Sie: Wie viele Tiere mussten 2013 für Bayer leiden und sterben?
Mit welchen Auftragslaboren arbeitet BAYER aktuell zusammen?

Den Menschen wird suggeriert, die Pharmariesen würden ihre Produkte auf den Markt bringen, um uns Menschen von Krankheiten zu heilen. Tatsächlich jedoch ist das vorrangige Interesse das Einfahren großer Gewinne in möglichst kurzer Zeit. Dabei schrecken die Konzerne auch vor skrupellosen PR-Maßnahmen nicht zurück. So wird den Verbrauchern in Zeitschriften wie beispielsweise der Apotheken Umschau ein scheinbar gut recherchierter, mit Aussagen von Wissenschaftlern untermauerter Bericht über die angeblich positive Wirkung eines Phantasie-Medikaments präsentiert. Von ZDF Frontal 21 versteckt gefilmte Aufnahmen von Verhandlungsgesprächen zwischen Presse- und Pharmavertretern brachten diese schockierenden Machenschaften ins Licht der Öffentlichkeit. Sie zeigen auf, wie Pharmavertreter systematisch Ärzte, Politiker und die Medien kaufen und die Verzweiflung von Hilfe suchenden Patienten gnadenlos ausnutzen. Trotz Kenntnis über schwere Nebenwirkungen werden mit allen Mitteln Medikamente auf den Markt gebracht und so lange wie möglich dort gehalten.

Wie in der Branche üblich, verschweigt auch BAYER gern schädliche Nebenwirkungen seiner Pharmaprodukte. So kam es beim als Schwangerschaftstest eingesetzten Hormonpräparat Duogynon des Berliner Unternehmens Schering, das heute zu BAYER gehört, verstärkt zu Fehlgeburten und schweren Missbildungen von Kindern. Aus internen Dokumenten geht hervor, dass dem Unternehmen die fatalen Nebenwirkungen bereits seit 1967 bekannt waren. Das Bundesgesundheitsministerium sprach erst 1978 eine offizielle Warnung aus, das Medikament wurde bis 1980 verkauft.

Beim Gerinnungshemmer Xarelto von der Firma BAYER registrierte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im vergangenen Jahr rund 1400 Meldungen über schwere Nebenwirkungen wie Blutungen oder Leberschäden sowie 133 Todesfälle. BAYER hatte in den eingereichten Dokumenten mindestens zwei Todesfälle verschwiegen. Tierversuche haben auch in diesem Fall nicht zur Sicherheit des Präparats beigetragen.

Wie ein neues Medikament beim Menschen wirkt, lässt sich also auf der Grundlage von Tierversuchen nicht mit der nötigen Sicherheit feststellen. Dass man sich trotz dieser Unsicherheit auf Tierversuche verlässt, hat fatale Folgen. Allein in Deutschland sterben einer Studie der Medizinischen Hochschule Hannover zufolge jährlich 58.000 Menschen an den Folgen von Arzneimittelnebenwirkungen. Und immer wieder werden Medikamente, die aufgrund von Tierversuchen als sicher befunden wurden, wegen schwerer, oft sogar tödlicher Nebenwirkungen vom Markt genommen oder erreichen die Apotheken gar nicht erst.

Untersuchungen der amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) ergaben, dass 92 Prozent der potenziellen Medikamente, die sich im Tierversuch als wirksam und sicher erwiesen haben, nicht durch die klinische Prüfung kommen – beim Menschen zeigt sich entweder gar keine oder aber eine unerwünschte Wirkung. Das „Tiermodell“ bietet damit also keine objektive Sicherheit, sondern kann lediglich als Glücksspiel betrachtet werden, das im schlimmsten Fall nicht nur für die Tiere tödlich endet, sondern auch für Menschen.

Wie alle Medikamente, wurde auch der LIPOBAY-Wirkstoff Cerivastatin vor seiner Marktzulassung ausführlich getestet. In einer Reihe von Tierversuchen wurde zunächst die Cholesterin-Spiegel senkende Wirkung untersucht. An Ratten, Mäusen und Hunden wurde die Verstoffwechslung und Ausscheidung der Substanz im Körper getestet. Die Mäuse erhielten dazu radioaktiv markiertes Cerivastatin und in bestimmten Zeitabständen wurden Urin-, Blut-, Galle- und Leberproben entnommen. Das Blut wurde aus dem Venengeflecht hinter dem Auge oder durch Ausbluten durch einen Schnitt in die Halsschlagader gewonnen. Für die Entnahme von Leberproben wurden die Tiere betäubt oder getötet. Um die Galle zu gewinnen, wurden Katheter in die Gallengänge einoperiert. Weitere Studien führte BAYER mit frisch gewonnener Galle von Hunden und Ratten durch.

Dann folgten umfangreiche Tierversuche zum Nachweis der Unbedenklichkeit : Hierfür bekamen Affen, Hunde, Minischweine, Ratten und Mäuse die Substanz in verschiedenen Dosierungen über eine direkt in den Magen führende Schlundsonde verabreicht. An Ratten und Kaninchen wurde der Einfluss auf die Fruchtbarkeit und auf die Embryo-Entwicklung während der Schwangerschaft und mögliche Folgeschäden nach der Geburt untersucht. Ratten und Mäuse erhielten das Medikament vor oder während der Schwangerschaft. Einige Zeit später wurden sie getötet, um eventuelle Schäden am Erbgut zu untersuchen. Zur Untersuchung krebserregender Eigenschaften erhielten Ratten und Mäuse die Substanz, um sie später zu Untersuchungszwecken zu töten.

In den Tierversuchen hatten sich zwar einige Nebenwirkungen gezeigt, doch waren diese anders als die, die sich später beim Menschen einstellten. Die Patienten litten an Rhabdomyolyse, einem tödlich verlaufenden Muskelzerfall. Bei einigen Tierarten waren nur leichte Muskelschäden und auch nur bei hohen Dosierungen aufgetreten, stattdessen waren bei ihnen Magenblutungen und Augenschäden zu verzeichnen. Die Auswirkungen des Medikaments auf den Menschen konnten im Tierversuch also nicht erkannt werden.

Lipobay kam 1997 auf den Markt. Bereits 1998 wurde in Deutschland der erste Todesfall gemeldet, kurze Zeit später folgten weitere. Erst 2001 wurde das Medikament vom Markt genommen.

Im Gegensatz zum Tierversuch liefert die Forschung mit menschlichen Zellsystemen, Biochips und Computersimulationen für den Menschen relevante Ergebnisse. Dem Profit des Konzerns BAYER würde ein Verbot von Tierversuchen keinen Abbruch tun, da tierversuchsfreie Methoden nicht nur zuverlässiger, sondern auch schneller und kostengünstiger sind als Tierversuche.

Ich frage Sie: Den Tod von wie vielen Tieren und Menschen will BAYER noch verschulden?

Welchen Anteil hat die tierversuchsfreie Forschung in den Laboren von BAYER?

Wann wird BAYER seinen politischen Einfluss dahingehend nutzen, eine moderne, tierversuchsfreie Forschung zu etablieren, um damit Menschen bestmöglich vor schädlichen Chemikalien und Medikamentenskandalen zu schützen und Tieren einen qualvollen Tod zu ersparen?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Das Pharma-Kartell – Wie wir als Patienten betrogen werden, ZDF Frontal 21, Sendung vom 09.12.2008
Vertuschte Nebenwirkungen? Opfer klagen, ZDF Frontal 21, Sendung vom 3.7.2012
Schnurrer J.U, Frölich J.C. (2003): Zur Häufigkeit und Vermeidbarkeit von tödlichen unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Der Internist, 44: 889-895
U.S. Food and Drug Administration Report (2004): Innovation or Stagnation - Challenge and Opportunity on the Critical Path to New Medical Products, S.8
Drug Metabolism and Disposition 1998, 26, 640-652
American Journal of Cardiology 1998, 82 (4B), 11J-17J

Güldenstr. 44a, 38110 Braunschweig, Tel.: 0531-60944791,
info@aerzte-gegen-tierversuche.de

[Jan Pehrke] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist, gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an und möchte heute zum Thema „Energiewende bei BAYER“ sprechen.

Vor etwas mehr als drei Jahren ereignete sich die Atom-Katastrophe von Fukushima. Es kam zu mehreren Kernschmelzen, und große Menge radioaktiven Materials traten – und treten noch immer – aus. Über 100.000 Anwohner mussten die Region verlassen, und die Schäden für Mensch, Tier und Umwelt sind heute noch gar nicht absehbar. Die Bundesregierung beschloss deshalb unmittelbar nach dem GAU, aus dieser Risiko-Technologie auszusteigen und die Energiewende voranzutreiben.

BAYER allerdings hintertreibt diese Energiewende nach Kräften. Der Vorstandsvorsitzende Dr. Dekkers klagte:

„Deutschland hat mit der Energiewende einen radikalen Wandel eingeleitet. Die Folgen sind erhebliche Wettbewerbsnachteile für die energie-intensiven Industrien.“

und der Aufsichtsratsvorsitzende Werner Wenning hielt fest:

„Die Energiewende ist der größte Einschnitt in die Wertschöpfung der deutschen Industrie, den es je gegeben hat“.

Er sprach sogar von einem „Alptraum“, und da muss man wohl einen Moment inne halten: Nicht Fukushima selber ist für BAYER ein Alptraum, sondern die Reaktion der Politik darauf.

BAYER hat sich bisher noch gegen jede umweltpolitische Maßnahme gewehrt – sei es die ökologische Steuerreform, das Erneuerbare-Energien-Gesetz oder die Einführung des Emissionshandels. Und die Energiewende bekämpft der Konzern vor allem wegen der angeblichen Auswirkungen auf die Strompreise. Aber dabei handelt es sich um pure Panikmache. Die Energiepreise bewegen sich in Deutschland auf dem Niveau von 2005. Die Außenhandelsagentur des Bundes, Germany Trade & Invest konstatiert deshalb trocken:

„Die Industriestrompreise liegen aufgrund von Abgaben-Befreiungen insbesondere im Bereich sehr großer Abnahme-Mengen unterhalb des EU-Durchschnitts“

Dementsprechend beklagen sich Unternehmen in den Nachbarländern Frankreich und Holland schon über die Wettbewerbsnachteile, die ihnen durch die niedrigen deutschen Strompreise für energie-intensive Industrien entstehen.

Und BAYER selbst weiß im Grunde auch, was es an dem Standort hat. So stellt BAYER MATERIAL SCIENCE aktuell seine Kunststoff-Produktion im italienischen Nera Montoro zur Disposition, weil die Stromrechnung im Vergleich zum Standort Frankfurt dort zu hoch ist. In Frankfurt kostet die Energie nämlich nur 12 Cent pro Produktionseinheit, während sie in Nera Montoro mit 16 Cent zu Buche schlägt.

Die weitgehende Befreiung von der Ökosteuer-Umlage ermöglicht solch traumhafte Konditionen. Während Normalhaushalte über 6 Cent pro Kilowatt-Stunde aufbringen müssen, zahlt BAYER nur einen Bruchteil davon. Im Geschäftsjahr 2012 erbrachte das eine Ersparnis von 172 Millionen Euro. Ganz zurecht stufte die EU das als unerlaubte Subvention ein und kündigte eine Abschaffung an. Da war für BAYER mal wieder Weltuntergang angesagt. Der Konzern setzte BAYER alle Lobby-Hebel in Bewegung und drohte mit Abwanderung. Und die Einflussnahme hatte Erfolg. Beim Firmenjubiläum im letzten Jahr versprach Bundeskanzlerin Angela Merkel, sich in Brüssel für die BAYER-Belange einzusetzen. Und in diesem Jahr vollendete Sigmar Gabriel ihr Werk, indem er Druck auf den EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia ausübte. Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb, ist Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia in „beinahe jeder Hinsicht auf die deutschen Wünsche eingegangen“.

Die Öko-Umlage auf selbst produzierten Strom, die die Reform des Erneuerbare-Energien-Gesetz ursprünglich vorgesehen hatte, konnte BAYER dann ebenfalls abwenden.

So verweigert sich der Konzern der solidarischen Finanzierung der Energiewende. BAYER lehnt es offensichtlich ab, Produktionsprozesse umweltschonender zu gestalten. Die Ergebnisse dieser Blockade-Haltung sind im Geschäftsbericht nachzulesen. 2012 hat BAYER mehr klimaschädigendes Kohlendioxid ausgestoßen als 2011; auf sage und schreibe 8,36 Millionen Tonnen beläuft sich der Wert. Damit liegt BAYER im Trend. Weltweit sind die CO2-Emissionen 2013 um rund zwei Prozent gestiegen. Der jüngst erschienene Klimabericht der Vereinten Nationen hat deshalb Alarm geschlagen und zu unverzüglichem Handeln aufgefordert. Deshalb möchte ich hier fragen:

Will BAYER handeln und in den nächsten Jahren den CO2-Ausstoß spürbar senken oder werden die Werte auf dem jetzigen Niveau verharren?

Weil sich bei den absoluten Zahlen seit Jahren kaum etwas tut, hat BAYER immer darauf verwiesen, dass die spezifischen Treibhausgas-Emissionen gesunken seien – also die Emissionen pro Tonne Verkaufsprodukt. Aber 2013 ist auch dieser Wert angestiegen. Darum möchte ich wissen:

Wie ist das zu erklären?

Beim Energie-Mix tut sich ebenfalls nichts. Seit Jahren beläuft sich beim selbst erzeugten Strom der Anteil der besonders klima-schädigenden Kohle daran auf rund ein Drittel. Deshalb auch hier meine Frage:

Beabsichtigt BAYER diesen Anteil auch zukünftig beizubehalten oder ist eine Reduzierung geplant?

Bei dem Strom, den BAYER zukauft, fehlen genauere Angaben über die Erzeugungsart. Darum möchte ich wissen:

Wie hoch ist bei der zugekauften Energie der Kohle-Anteil?

Bei der Kohle kommt zu ihren schädlichen Klima-Effekten noch erschwerend hinzu, dass BAYER einen Großteil davon importiert. Und die Gewinnung dieser Kohle erfolgt unter verherrenden sozialen und ökologischen Bedingungen. In den USA sprengen die Förder-Unternehmen ganze Bergkuppen weg, um an den Bodenschatz zu kommen. Und in Südamerika vertreiben die Unternehmen die indigene Bevölkerung, um die Vorkommen erschließen zu können, manchmal sogar mit Hilfe von Paramilitärs. Beim Abbau selber sind dann die Arbeiter, vor allem durch den Staub, einem hohen Gesundheitsrisiko ausgesetzt. Besonders schlimm sind die Verhältnisse in Kolumbien. Letztes Jahr gab BAYER an, 40.000 Tonnen Kohle daher zu beziehen. Nun möchte ich fragen:

Wie viel Kohle hat BAYER im letzten Jahr aus Kolumbien bezogen?

Ursprünglich wollte BAYER sogar noch neue Kohlekraftwerke bauen. Nur durch massiven Protest war der Konzern in Krefeld dazu zu bewegen, von diesen Plänen Abstand zu nehmen. Er kündigte an, stattdessen dort ein Gaskraftwerk zu errichten. Nun hat BAYER diese Pläne jedoch vorerst wieder auf Eis gelegt.

Und wie sieht bei dieser Frage der aktuelle Stand aus?

Noch bei einem anderen Bestandteil des Energiemixes tut sich seit Jahren nichts, bei den Regenerativen Energien. Ihr Anteil beträgt nach wie vor 0,7 Prozent. Darum auch hier meine Frage:

Beabsichtigt BAYER diesen Anteil in den nächsten Jahren zu erhöhen?

All diese Zahlen hat BAYER in diesem Jahr zum ersten Mal direkt im Geschäftsbericht veröffentlicht und nicht mehr in einen Umweltbericht wie in eine Bad Bank ausgegliedert. Bei der Bilanzpresse-Konferenz zeigte sich Dr. Dekkers stolz über die Integration und führte weiter aus:

Wir bei Bayer haben schon sehr früh erkannt, dass wir auf Dauer nur erfolgreich sein können, wenn wir wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer und gesellschaftlicher Verantwortung in Einklang halten.

Aber all das ist bei BAYER alles andere als im Einklang. BAYERs Energiepolitik steht zentralen ökologischen Erfordernissen diametral entgegen. Deshalb möchte ich die Aktionäre auffordern, Verstand und Aufsichtsrat für diesen Kurs die Zustimmung zu verweigern und stattdessen mit der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN zu stimmen.

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!

[1. Weltkrieg] 100 Jahre 1. Weltkrieg

CBG Redaktion

Presse Information vom 26. März 2014

Chemie-Industrie im 1. Weltkrieg

„Mitverantwortung für Kriegsgräuel nicht aufgearbeitet“

Die deutsche Chemie-Industrie produzierte im 1. Weltkrieg Sprengstoff, Munition und Giftgas. Dank staatlich garantierter Preise konnten die Konzerne ihre Profite erheblich steigern. Bis heute verleugnen die Firmen jedoch ihre Mitverantwortung für Kriegstreiberei und Massensterben. Kritiker reichten einen Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung am 29. April ein (download pdf).

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert die BAYER AG auf, endlich die Rolle des Unternehmens im 1. und 2. Weltkrieg vollständig aufzuarbeiten und die zahlreichen Verbrechen des Konzerns anzuerkennen.

Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der CBG: „100 Jahre Erster Weltkrieg, 150 Jahre BAYER: der Leverkusener Multi täte gut daran, statt zu seinem Jubiläum Goldmünzen zu prägen, seine Mitverantwortung für das Völkergemetzel 1914/18 aufzuarbeiten. In skandalöser Weise weigert sich der Konzern seit 100 Jahren, zu den Verbrechen der chemischen Kriegsführung, der Kriegstreiberei, der Zwangsarbeit usw. Stellung zu beziehen. Die Konzernprofite sprudelten, die Leichenberge türmten sich. BAYER distanziert sich nicht einmal vom damaligen Generaldirektor Carl Duisberg, der auf den Auslieferungslisten der Alliierten stand und eine Anklage als Kriegsverbrecher fürchten musste. Immerhin wurde der Chemie-Multi für seine Kriegsverantwortung in weiten Teilen der Welt enteignet und verlor u. a. in den USA seine Markenrechte.“ Köhler-Schnura hat einen Gegenantrag eingereicht, in dem die nicht-Entlastung des Vorstands gefordert wird, und wird in der Hauptversammlung zum Thema sprechen.

Ohne die deutsche Chemie-Industrie wäre der 1. Weltkrieg vollkommen anders verlaufen: aufgrund der englischen Seeblockade versiegte zu Kriegsbeginn der Nachschub von Chile-Salpeter, der für die Produktion von Sprengstoff unabdingbar war. Die Reserven reichten nur für wenige Monate. Ende 1914 gaben Carl Bosch von der BASF und Carl Duisberg von BAYER der Obersten Heeresleitung das sogenannte „Salpeter-Versprechen“, welches die Bereitstellung großer Mengen Ammoniumnitrat zusicherte. Schon im Frühjahr 1915 konnte die Salpeter-Produktion aufgenommen werden. Die Industrie hatte dadurch nach eigenen Worten „den Krieg gerettet“. Im Gegenzug erhielten die Firmen lukrative Abnahmegarantien.

BAYER errichtete in Köln-Flittard ein eigenes Werk für die Sprengstoffproduktion, in dem pro Monat 250 Tonnen TNT hergestellt wurden. Auch die Produktion von Ersatzstoffen erlebte einen Aufschwung. Entsprechend jubelte BAYER-Generaldirektor Carl Duisberg im Juli 1915: „Sähen Sie jetzt einmal, wie es hier in Leverkusen aussieht, wie die ganze Fabrik umgekrempelt und umorganisiert ist, wie wir fast nichts mehr als Kriegs¬lieferungen ausführen (...), so würden Sie Ihre helle Freude haben.“

Der Name BAYER steht besonders für die Entwicklung und Produktion von Kampfgasen. Bereits im Herbst 1914 war auf Vorschlag des Kriegsministeriums eine Kommission ins Leben gerufen worden, die Fritz Haber vom Kaiser-Wilhelm-Institut, Carl Duisberg sowie dem Chemiker Walter Nernst unterstand. Die Kommission empfahl zunächst die Nutzung von Chlorgas, wobei wissentlich gegen die Haager Landkriegsordnung verstoßen wurde, die den militärischen Einsatz von Giftgas seit 1907 verbietet.

Duisberg war bei den ersten Giftgasversuchen auf dem Truppenübungsplatz in Köln-Wahn persönlich anwesend und pries den chemischen Tod begeistert: „Die Gegner merken gar nicht, wenn Gelände damit bespritzt ist, in welcher Gefahr sie sich befinden und bleiben ruhig liegen, bis die Folgen eintreten.“ In Leverkusen wurde sogar eine Schule für den Gaskrieg eingerichtet.

Unter Carl Duisbergs Leitung wurden bei BAYER immer giftigere Kampfstoffe entwickelt, zunächst Phosgen und später Senfgas. Duisberg forderte vehement deren Einsatz: „Ich kann deshalb nur noch einmal dringend empfehlen, die Gelegenheit dieses Krieges nicht vorübergehen zu lassen, ohne auch die Hexa-Granate zu prüfen.“ Insgesamt geht die Forschung von 60.000 Toten im von Deutschland begonnenen Gaskrieg.

Schon im 1. Weltkrieg wurden bei BAYER auch Zwangsarbeiter ausgebeutet. Carl Duisberg forderte im Herbst 1916 die Regierung auf: „Öffnen Sie das große Menschenbassin Belgien“. Das Reichsamt des Inneren ließ daraufhin rund 60.000 Belgier deportieren, was international zu großen Protesten führte. Duisberg plädierte dafür, die Arbeitsmöglichkeiten und die Lebensmittel in Belgien zu rationieren, um die „Arbeitslust“ der Belgier in Deutschland zu steigern. Die Deportation gilt als Vorläufer des ungleich größeren Zwangsarbeiter-Programms im 2. Weltkrieg.

Bis 1918 mischte sich die Führung von BAYER in alle kriegswichtigen Belange ein. So trat Carl Duisberg für den unbeschränkten U-Boot-Krieg, die völkerrechtswidrige Bombardierung Englands sowie die Annexion von Belgien und Nordfrankreich ein. Auch forderte er neuen „deutschen Lebensraum“ in Polen und Russland.

Als die Reichsregierung mit zunehmender Kriegsdauer begriff, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war und dass Friedensverhandlungen aufgenommen werden sollten, fürchtete man bei BAYER ein Ende der Kriegsprofite. Zusammen mit der militärischen Führung forderte Duisberg daher im Februar 1917 die Ent¬lassung von Reichskanzler Theobald von Bethmann: „Wir sind ganz auf Krieg und Gewalt eingestellt, und das Beste wäre, wenn diese Sachlage auch äußerlich zum Ausdruck käme, dass der Marschall auch Kanzler wäre (...). Denn jetzt ist Politik gleich Krieg und Krieg gleich Politik.“ Wenig später wurde der Reichskanzler tatsächlich entlassen. Friedensverhandlungen fanden nicht statt.

weitere Informationen:
=> Kampagne zur Unternehmensgeschichte von BAYER
=> Giftgasforschung bei BAYER

Sponsoring

CBG Redaktion

Presse Information vom 20. März 2014

BAYER sponsert Hörfilmpreis für ZDF-Film „Blutgeld“

Firma infizierte Tausende Bluter / „Opfer werden für Social Marketing missbraucht“

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband hat am Dienstag in Berlin den Deutschen Hörfilmpreis vergeben. In der TV-Kategorie konnte sich die ZDF-Produktion „Blutgeld“ durchsetzen. Hauptsponsor der Preisverleihung war neben der Firma Pfizer und der Aktion Mensch ausgerechnet die BAYER AG.

„Blutgeld“ erzählt die wahre Geschichte dreier Brüder, die an der Bluter-Krankheit leiden und durch verseuchte Gerinnungspräparate mit HIV infiziert werden. Die Hauptrolle in dem bewegenden Film spielt Max Riemelt.

Hintergrund der Handlung: bis Mitte der 80er Jahre wurden tausende Bluter mit HIV und Hepatitis-C infiziert, hauptsächlich durch Produkte von BAYER. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestags kam zu dem Ergebnis, dass die Mehrzahl der Infektionen hätte verhindert werden können, da seit 1982 alle notwendigen Erkenntnisse über HIV vorlagen. Aus Profitgründen widersetzte sich die Industrie jedoch der Umstellung ihrer Produktion und der Vernichtung ungetesteter Präparate. Weltmarktführer für Gerinnungshemmer zu diesem Zeitpunkt war die BAYER-Tochter Cutter. Firmeninterne Memos hatten die Gefahren für Bluter frühzeitig benannt, ohne dass das Unternehmen daraus Konsequenzen zog.

Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Wie pervers ist das denn? Das Leben Tausender Bluter hätte gerettet werden können, wenn die Verantwortlichen bei BAYER damals rechtzeitig gehandelt hätten. Und heute werden die Opfer dazu missbraucht, dem Konzern durch „mildtätige Gaben“ ein menschliches Antlitz zu verleihen.“ Die CBG fordert eine angemessene Entschädigung aller infizierten Bluter (und ihrer Hinterbliebenen) durch BAYER sowie die Beendigung aller Social Marketing-Aktivitäten des Konzerns.

Andreas Bemeleit vom Netzwerk Robin Blood, in dem sich betroffene Bluter zusammengeschlossen haben, ergänzt: „Diese Spende ist ein weiterer Baustein der Pharmaindustrie, um die Verbände der Betroffenen zu beeinflussen. Mit direkten Spenden in fünfstelliger Höhe und regelmäßigen Zuwendungen versucht BAYER, sich als Wohltäter darzustellen. Solange auch Bluter-Verbände solche Spenden entgegen nehmen, ist die Vertretung der Interessen von Hämophilen nicht in der gebotenen Konsequenz möglich.“

Hörfilme sollen es blinden und sehbehinderten Menschen ermöglichen, Filme als Ganzes wahrzunehmen. Die Filme sind mit einer Audiodeskription versehen, die in knappen Worten zentrale Elemente der Handlung sowie Gestik, Mimik und Dekors schildert. Zur Jury des Hörfilmpreises gehörten Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, der blinde Kabarettist Dietrich Plückhahn, die Schauspielerinnen Brigitte Grothum und Eva Habermann, Schauspieler Roman Knižka, Moderatorin Nina Eichinger sowie Filmredakteur Lars-Olav Beier (Der Spiegel), Reinhard Glawe (Bert Mettmann Stiftung), Hans-Joachim Krahl (Präsidium des DBSV) und Filmproduzent und Regisseur Nico Hofmann.

weitere Informationen:
=> Hintergründe zum Aids/Bluter-Skandal
=> Kritik am Social Marketing von BAYER