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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

[Chr. Koch] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Christoph Koch: Bienensterben durch Beizmittel nur ein Unfall? ein Zufall? oder ein erneuter Skandal?

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre,

mein Name ist Christoph Koch. Ich bin Berufsimker in Baden Württemberg und spreche zu ihnen im Namen des deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes. Bereits 2009 und 2010 war ich schon hier um Fragen zu stellen.
Heute feiert die BAYER AG ihre riesigen Geschäftserfolge. Doch dieser Erfolg hat auch seine Schattenseiten. Eines dieser düsteren Kapitel dieses Konzernes, meine sehr verehrten Aktionären sind die Neonicotinuiede. Das ist die Wirkstoff-Gruppe mit der BAYER CROP SINCE so scheinbar gute Erfolge, vor allem im Bereich der Saatgutbeizung seit etwa Mitte der 90er macht. Hierzu gehören Wirkstoffe wie Imidacloprid und Clothianidin, oder besser bekannt als Gaucho, Poncho, Chinuck oder auch Elado.

Diese Stoffe meine Damen und Herrn Aktionäre schaden unseren Bienen.

Dem Konzern sind diese Vorwürfe nicht neu und auch nicht ganz fremd. Auch was da im Jahr 2008 geschah kam letztlich nicht ganz unerwartet. Das ganze lässt sich leider auch nicht in kurze Worten fassen.

Über 12500 Bienenvölker sind damals nachweislich durch das BAYER Saatgut Beizmittel Poncho bzw. Poncho Pro vergiftet worden, was letztlich auch dazu führte, dass nicht nur der Wirkstoff Clothianidin als Beizmittel am Mais die Zulassung bis heute verloren hat, sondern auch der Wirkstoff Imidacloprid sowie die ganze Gruppe der Neonicitinuiede als Beizmittel.

Diese Neonicotinuiede sind auch inzwischen in Italien verboten. Dort haben diese Nervengifte ingesamt über 50.000 Bienenvölker auf dem Gewissen. Auch in Slowenien gab es riesige Vergiftungen durch diese Neonics.

Ja meine Damen und Herren Aktionäre seit 1997 ist dem Konzern bekannt, dass diese Neonicotinuieden Beizmittel zusammen mit der pneumatischen Sähtechnik ein Problem für Bienen ergeben kann. Denn in Frankreich war so etwas, wie hier am Oberrhein in 2008 geschah, schon 1997 dokumentiert worden. Später in Bolognia nochmals, als 2002 das gleiche in Italien passierte. Was aber haben die Verantwortlichen in diesem Konzern bisher daraus gelernt?

Nichts, ja überhaupt nichts. Im Gegenteil, man konnte immer wieder gerade von Seiten der BAYER AG hören, dass Bienen-Krankheiten mit im Spiel sind und diese eventuell das Problem sind oder es gar verschärfen „bei Sachgerechter Anwendung gäbe keine Probleme“.

Nun gut, meine Damen und Herren Aktionäre wie kann es aber sein, dass ein legal zugelassenes Saatgutbeizmittel derart viele Bienen vergiften kann?
War das in 2008 nur ein kleiner Unfall? Ein zufälliger Unfall mit schlampig gebeiztem Saatgut? Wie es gerade von Seiten der BAYER AG so gerne hingestellt wird?

Und in Italien? Wurde da vor 2008 auch schlampig gebeizt?

Ja wenn dem so ist, dann sollten Sie liebe Anleger sich einmal fragen, warum der Konzern dieses Problem seit her nicht abstellte und wir 2009 und auch 2010 immer noch nachweislich vergiftete Bienenvölker durch Clothianidin gerade in Österreich haben?

Im Gegensatz zu Deutschland ist dort diese Art Saatgutbeizung immer noch erlaubt und dadurch eben diese Vergiftungen entstanden, alles bei Sachgerechter Anwendung?

In der Oberpfalz und auch in Italien haben Imker letztes Jahr (2010) während der Maissaat, durch festgestellte Vergiftungen, illegalen mit Clothianidin gebeizten Saatgut Einsatz aufdecken können. In der Oberpfalz in zwei Fällen und in Italien sogar in 6 Fällen. Also ist 2008 nun doch kein Unfall? Oder wie soll man das verstehen Herr Dr. Deckkers?

Ist es nicht so, dass dieser Vorfall in 2008 die Schwächen der Insektiziden Saatgutbeizung so deutlich offen gelegt hat, als es deutlicher nicht mehr geht?

Warum ruht die Zulassung denn hier in Deutschland immer noch, Herr Dr. Deckkers? Wie können Sie sich das denn eigentlich noch leisten oder besser gesagt verantworten, dass im Heimatmarkt dieses Konzernes die Zulassung ruht und dort wo diese Nervengifte heute noch eingesetzt werden die Bienen immer noch sterben müssen?
Warum Herr Dr. Dekkers gibt es erst seit 2008 das Thema der Deflektoren an den Sähmaschinen? Mit diesen Deflektoren will man erreichen, dass die vergiftete Abluft im Boden verschwinden soll.

Ist das nicht auch ein Eingeständnis dafür, dass diese Technik zuvor schon Bienenvergiftungen verursachen konnte?
Was hier in der Vergangenheit eigentlich nur gefehlt hatte, waren doch lediglich das Zusammenwirken verschiedener Ereignisse und deren Zusammenhang wiederum zu finden?

Wieso wird von den Zulassungsstellen seit 2008 ein sogenannter Heubach-Wert bei der Saatgutbeizqualität verlangt? Hat das nun was mit schlampigem beizen zu tun oder mit der Tatsache, dass die Sähmaschinen alles was nicht am Saatkorn haften bleibt, nach draußen blasen?

Ist nicht auch dies ein Zugeständnis, dass gerade dieses Vergiftungspotential schon lange vorher bekannt war?

Ja meine Damen und Herren Aktionäre diese Dinge sind dem Konzern eben seit genau 1997 bekannt.
Vorsorge bzw. Eindämmung der Expositionen durch die Sähtechnik hat BAYER bis 2008 nicht wesentlich vorangetrieben und das auch mit dem Bewusstsein, dieses Risiko voll in Kauf zunehmen. So hat man letztlich auch die Zulassung für Deutschland ganz bewusst aufs Spiel gesetzt.

Denn meine Damen und Herrn Aktionäre mit der Einführung der weit giftigeren neuen Neonics mit dem Wirkstoff Clothianidin und der breiteren Anwendung in der Fläche zu allem auch noch mit dem deutlich höher dosierten Poncho PRO musste es irgend wann zu diesem Gau kommen. 2008 war es dann so weit.

Die sehr späte Aussaat, nahezu flächiger Einsatz, viele blühende Kulturen neben den Maisäckern, starke gesunde Bienenvölker, schönes warmes Wetter und starker Wind waren für weit über 12500 Bienenvölker zum Verhängnis geworden. Das alles geschehen in der Bienendichtesten Zone von ganz Europa!

Nun wir Imker fragen uns natürlich schon, warum es die gleichen Probleme dann nochmal in 2009 und 2010 geben musste, wo es nun erneut zu großen nachweislichen Vergiftungen in Österreich und auch in der Schweiz gekommen ist. Einzig die Konstellationen wie in 2008 fehlten zu einem weiteren Gau!

Ihr ehemaliger Hauseigener Bienen-Experte Dr. Richard Schmuck sprach zur Frage der Ursachen nicht nur im Frühjahr 2008 den Imkern und Behörden gegenüber immer von Nosema-Krankheit als eine der möglichen in Frage kommenden Ursache für die festgestellten Schäden an den Bienen.

Diese Nosemaerkrankung ist ein Darmpilz der den erwachsenen Bienen im Frühjahr gelegentlich zu schaffen macht. Werner Wenning sagte ihnen sehr geehrte Aktionäre vor 3 Jahren es sei nicht ausgeschlossen, dass Bienen-Krankheiten mit im Spiel seinen bei den Bienen-Problemen da am Oberrhein in 2008 und verwies gleichzeitig auf die Varroa-Krankheit, eine Milbe, die den Bienen über die Brut eigentlich nur im Herbst und Winter zu schaffen machen kann, jedoch niemals im Frühjahr der Zeit der MAISSAAT.

Ich habe nachfragen müssen, was jetzt BAYER bzw. Wenning nun wirklich gemeint hat, oder ob hier Wenning etwas durcheinander gebracht hat?

Vielleicht aber auch, weil WENNING´s Verweis und auch ihrer Herr Dr. Dekkers auf die Varroa Krankheit doch so gut ins allgemeine Bild der Bienenprobleme passt?

Schmuck ist weg und Wenning auch!

Nun frage ich mich, kann es sein, dass BAYER hier bis heute versuchte die wirklichen Vergiftungsprobleme mit dem Verweis auf Bienen-Krankheiten zu legitimieren und die Aktionäre wie auch die Öffentlichkeit hinters Licht zu führen?

Wir haben durch das Ruhen der Zulassung nun seit 2009 keine Neonicotinuieden Saatgutbeizungen mehr im Oberrheingraben am Mais und für Baden-Württemberg auch keine Clothianidin-haltigen Bodengranulate und wir können bis heute feststellen, dass es unseren Bienen in diesen Mais-Gebieten so gut geht wie seit Jahren nicht mehr. Wohl gemerkt trotz Varroa Milben. Genauer gesagt seit eben Mitte der 90er. Ganz genau dem Zeitraum seit dem Neonics als Maisbeizen bei uns eingeführt wurden.

All diese Vorgänge zeigen doch ganz eindeutig, dass man die Neonicotinuien Wirkstoffe am Saat-Maiskorn bis heute nicht im Griff hat und die viel gelobte Sicherheit den Bienen gegenüber, es vielleicht in den Laboren dieses Konzernes geben mag, aber draußen in der Praxis auf dem freien Feld gibt es diese absolut nicht.
Meine Damen und Herrn, ich habe hier ein Foto eines Maissaatkorns, welches vor wenigen Tagen auf das Feld ausgebracht wurde. Sie sehen auf diesem Bild, dass das Maissaatkorn weiße Flecken hat. An diesen Stellen ist das rote Beizmittel abgesplittert.
Meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre, genau dieser Abrieb dieses Absplittern aber ist der Grund für die immer noch stattfindenden Bienenvergiftungen und nicht nur ich habe sehr große berechtigte Zweifel, ob man dieses Problem je in den Griff bekommen kann.

Bei einem jüngsten Begleit-Monitoring zum Clothianidinhaltigen Bodengranulat SANTANA wurde übrigens Methiocarb, also der Wirkstoff dieser roten Maisbeize Namens Mesurol in den Versuchsvölkern nachgewiesen.

Wie meine sehr geehrten Damen und Herrn ist der da wohl hin gekommen?

Hat das mit Sachgerechter Anwendung zu tun oder ist das die Realität?

Clothianidin ist so extrem Bienengiftig, genauer gesagt 7700 mal giftiger als DDT. Da reichen nur Spuren dieses Wirkstoffes um diese Vergiftungen zu sehen.

Herr Dr. Dekkers sie werben für mehr Akzeptanz in der Öffentlichkeit!

Mit diese Neonics und den damit verbundenen Schäden an unseren Bienen erreichen Sie das nicht! Nehmen sie diese Stoffe schnellstens vom Markt, bevor der Konzern damit letztlich auch noch auf der Börse aufs übelste abgewatscht wird.

Meine Damen und Herrn ich bin sehr gespannt, wie der dritte Clothianidin Großversuch dieses Jahr in Österreich letztlich ausgeht. Die Maisaat ist dort gerade voll im Gang und dem Vernehmen nach gibt es bereits die ersten Vergiftungen.

Ich bin auch sehr gespannt, auf die Antworten des neuen Vorstandes und bedanke mich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.

Dekkers Antwort:

Vorne weg sie war nicht nur in meinen Augen sehr sehr spärlich und die Antworten auf Walter Häffekers Rede war noch spärlicher.

Aber hier im Detail:

Deckkers wies zunächst auf die Bedeutung der Biene und erklärte, dass die Bedeutung der Bestäubungsleistung der Bienen auch der BAYER AG wichtig ist. Auch erwähnte er den Weltweiten regionalen Bienenrückgang und verbindet das wie sein Vorgänger auch mit der Varroa Krankheit der Bienen und die vielen Studien die dieses größte Problem der Bienen auch alle belegen. Dekkers verweist dann aber auch darauf, dass seit kurzem die Populationen Weltweit nun auch wieder anwachsen würden.
Dann ging er auf 2008 ein und beschwerte sich, dass man dieses Ereignis, diese Fehlanwendung missbrauchen würde für die Bienenverluste. Auch im Abschluss Bericht der Landesregierung BADEN-WÜRTTEMBERG würde dies ganz deutlich so dargestellt, dass es sich letztlich um eine Fehlanwendung handle. Rückschlüsse in eine andere Richtung seinen schlicht weg falsch.
In der Folge hätte BAYER, so Dekkers ein umfangreiches Sicherheitskonzept entwickelt unter anderem ins besondere bei der Saatgutbeizung und Zertifizierung der damit beauftragten Unternehmen und Betriebe, um diesen Problemen noch deutlicher entgegen zu wirken und so erachtet Dekkers die BAYER Produkte auch weiterhin bei Sachgerechter Anwendung als Bienensicher.

Im Gegensatz zu Wenning hat Dekkers meine Vergleiche mit dem DDT nicht mehr gekontert, demnach frage ich mich ob jetzt BAYER diesen Vergleich nun doch akzeptiert, wenn dem auf der JH nicht deutlich widersprochen wurde?
Das in Folge von 2008 eingeführte umfangreiche Sicherheitskonzept bestätigt im Grunde doch die Schwachstellen dieser Saatgutbeizung, zu mindest für den Zeitraum vor 2008 und was bis dort alles an Vergiftungen schon geschah.

Nun frage ich mich wie die Probleme in 2009, 2010 und nun auch 2011 in Österreich zu erklären sind. Ich betone die Dokumentierten Probleme mit den Bienenvergiftungen durch die Maissaat.
Haben diese Probleme immer noch etwas mit Fehlanwendungen wie denen in 2008 zu tun?
Schon 2002 wurden Bienen in Italien durch die Neonics am Mais vergiftet und dokumentiert. Dies wird im Bericht der ICPBR vom September 2006 in Bolongnia erwähnt. Dort steht unter anderem, dass die pneumatischen Sämaschinen kontinuierlich Beizstaub aus ihren Maschinen in die Umwelt blasen. Auch dann, wenn bereits kein behandeltes Saatgut mehr eingesetzt wird, sind die Maschinen dennoch mit dem Beizmitel kontaminiert und auch später noch in der Lage diese Stoffe aus zu blasen. Der Beizstaub gelangt durch Wind und Abdrift auf blühende Kulturen in der Umgebung und die Bienen können sich dort vergiften.
Es wurde also bereits seit 2002 vor einer Katastrophe gewarnt und in 2006 so auch dokumentiert.

Es ist richtig, dass in 2008 etwas passierte, das nicht mit all dem was in den Jahren zuvor geschehen war, zu vergleichen ist.
Eine Fehlanwendung soll es also gewesen sein?
OK wer oder was war da der Fehler?
Schlampig gebeiztes Saatgut (Orginalton des damaligen Landwirtschaftsminister Peter Haug Baden-Württemberg)?
Wer waren diese angeblichen Schlamper?
Herr Dekkers ich hatte ihren Vorgänger schon gefragt, wer das gewesen sein soll. Und ich fragte auch, warum BAYER nicht gerichtlich gegen diese angeblichen Schlamper vorgeht. Warum der Konzern sich das gefallen lässt durch deren vermeintliche Schlamperei die Zulassung für Deutschland, Frankreich, Italien und Slowenien weg nehmen zu lassen.

Und Sie Herr Dekkers sprechen immer wieder nur von Sachgerechter Anwendung?
Herr Dekkers verstehen sie denn nicht, dass es ein sehr sehr großer Unterschied ist, zwischen dem was man in ihrem Labor und in den vorgegebenen Versuchen feststellen kann und dem was draußen in der Wirklichkeit dann letztlich passiert?

Wollen Sie etwa die dokumentierten Vergiftungen in Österreich nach 2008 immer noch abstreiten?

Und die aus Italien etwa auch?
Oder die aus Slowenien?

Wo auch immer auf der Welt ihre Neonics auftauchen, gibt es innerhalb kürzester Zeit doch Bienenprobleme!
Haben Sie das noch nicht bemerkt Herr Dekkers?

Macht ihnen das etwa keine Sorgen?

Oder sind Sie etwa darauf stolz so viele Bienen zu vergiften?

Die jüngsten Akten aus 2011 sagen, dass es trotz Zertifizierter Saatgutbeizung und eingehaltenem Heubach-Wert immer noch Vergiftungen in Österreich gibt.

Wollen sie Herr Dr. Deckkers sich jetzt immer noch hinter einer Fehlanwendung in 2008 verschanzen? Und was ist mit all den erdrückenden Fakten und Beweisen aus den Jahren nach 2008, die alle doch ganz klar belegen, dass es ihre sachgerechte Anwendung und diese scheinbare Bienensicherheit überhaupt nicht gibt?

Wollen sie das alles weiterhin abstreiten?
Wie lange soll das denn noch gehen?
Wann denken Sie um?
Was für Beweise brauchen Sie eigentlich noch?

Herr Dekkers, sie sagten in der JH, dass die Zulassungsstellen in den einzelnen Ländern im Zuge des Vorsorgeprinzips die Zulassungen haben Ruhen lassen.

Wir Imker fordern sie Herr Dr. Dekkers nun auf endlich ebenfalls in das Vorsorgeprinzip einzusteigen und aus den Neonics aus zusteigen bevor es ganz zu spät ist.

Machen sie endlich Schluss mit den Neonics je schneller desto besser, sonst wird man ihnen bald gar nichts mehr glauben!

Mit freundlichen Grüßen

Christoph Koch
Imkermeister

[Dr Arnold] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Sehr geehrter Herr Dekkers, Herr Wenning, Herr Van Osselaer, Herr Hinderer, Herr Breuer als Verantwortliche für das Kohlenmonoxid-Pipeline-Projekt,

sehr geehrte Damen u Herren Aktionäre,

mein Name ist Gottfried Arnold, ich bin Kinderarzt im Ruhestand und stehe vor Ihnen stellvertretend für über 400 Ärzte, die sich mit ihrer Unterschrift gegen die COPipeline ausgesprochen haben. Ich möchte Ihnen erklären, warum.

Wir alle wissen, daß eine CO-Pipeline in den Städten zwischen Dormagen und Krefeld ein hohes Risiko birgt. Mehr als 110 000 Menschen haben mit ihrer Unterschrift dagegen protestiert. Denn bei einem Leck oder gar Bruch der Leitung entsteht ein Bereich von mehreren hundert bis über viele tausend Quadratmetern mit einer tödlichen CO-Konzentration. So beschreibt es das TÜV-Gutachten. Sie alle wissen ebenso: CO ist extrem giftig, farblos, geruchlos, geschmacklos und kann mit Luft ein hochexplosives Gemisch bilden. Die Trasse verläuft durch Wohngebiete, sogar an Schulen und Kindergärten vorbei, auch durch Gärten entsetzter Bürgerinnen und Bürger. Und das alles im dichtest besiedelten Landkreis Deutschlands.

Dieses Risiko besteht selbst bei sorgfältiger Verlegung und Betrieb der Leitung. Denn 50 % aller Pipeline-Unfälle entstehen durch äußere Einwirkung, wie von Baggern, Bohrmaschinen usw. Und gerade bei diesen Unfällen kommt es zu großen Lecks und dem Bruch der Leitungen.

Erst vor kurzem ist uns allen durch CO-Unfälle in Hamm und Dortmund ins Bewußtsein gerufen worden, wie gefährlich ein nicht wahrnehmbares Gas wie CO ist: neben den ursprünglich CO-Vergifteten wurde eine Vielzahl von Polizisten, Feuerwehrleuten, Rettungsanitätern und Ärzten zu bewußtlosen oder vergifteten Sekundär-Opfern. Neben den Akutfolgen wie zB. Herzinfarkt entstehen durch den CO-bedingten Sauerstoffmangel oft bleibende Hirnschädigungen mit Persönlichkeitsveränderungen, Bewegungsstörungen und Krampfanfällen. Selbst bei optimaler Behandlung halten diese Dauerschäden bei schweren CO-Vergiftungen in 50 % der Fälle ein Leben lang an. Von allen Vergiftungen führt eine CO-Vergiftung am häufigsten zum Tode.

Die konkreten Behandlungsmöglichkeiten für CO-Vergiftete sind aber erschreckend gering: die einzige fachgerechte Behandlung besteht in einer Sauerstoff-Überdruckbeatmung. Dies ist in NRW nur an der Uni-Klinik Düsseldorf im 24-Std-Dienst möglich.

In ganz Deutschland leisten 5 Druckkammern intensivmedizinischen Notdienst. In eine solche Druckkammer passen 2 Betten: also Platz für 10 Patienten, wenn alle Plätze frei wären in Deutschland. Sowohl die Vorsitzende der Rettungsärzte NRW alsauch 1 Ärzte-Sprecher der Gesellschaft für Tauch- u. Überdruckmedizin beklagen seit Jahren einen Mangel an solchen Behandlungseinrichtungen. Auch auf der „Boot“-Messe in Düsseldorf wurde im Jan 2012 daher eine Unterschriften-Aktion gestartet. Diese Mangelversorgung führte in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen, dass selbst die CO-Vergifteten von Hausbränden in der näheren Umgebung wegen kompletter Belegung nicht in Düsseldorf behandelt werden konnten. Einige mussten sterben.

Seit Jahren machen die Feuerwehren vor Ort auf die Problematik eines Einsatzes zur Rettung bei einem großen CO-Unglück aufmerksam. Denn bei einem schwerwiegenden Pipeline-Leck dürfen die Feuerwehren ihr Personal wegen Gefahr für Leib und Leben nicht in eine CO-Wolke unbekannter Größe schicken. Aber selbst wenn eine größere Anzahl von Menschen aus der Gefahrenzone lebend geborgen werden könnte, gibt es für sie keine adäquate Behandlungsmöglichkeit in der Nähe.

Und für den Transport von CO-Vergifteten gilt wie für jeden anderen Sauerstoffmangel, dass jede weitere Transport-Minute die Dauerschäden und Todesfolgen massiv ansteigen läßt.

Wenn es zu einem Rohrbruch kommt, weist das TÜV-Gutachten eine wahrscheinliche Todeszone(AEGL3) von 590 m Länge aus. Im Hildener Zentrum bedeutet das, dass ein Schulzentrum mit zeitweise > 3600 Schülern und Lehrern betroffen wäre und zusätzlich die Risikogruppe der Kranken im Hildener Josefs Krankenhaus.

Dies alles ist uns als Ärzten nur zu bewußt und wir sehen daher die CO-Pipeline als unverantwortliches Hochrisiko-Projekt an.

Sie betonen immer wieder Ihre hohen und übererfüllten Sicherheitsstandards. Die von Ihnen genannte angebliche Störfallwahrscheinlichkeit von 10-6 pro Jahr und Kilometer bedeutet bei einer Betriebszeit von nur 30 Jahren eine Wahrscheinlichkeit von immerhin 1:497 für einen Unfall irgendwo an der Pipeline. Und dabei sind die Gefahren durch ein Erdbeben oder eine explodierende Bombe aus dem 2. Weltkrieg wegen mangelhafter Überprüfung auf Kampfmittelfreiheit noch nicht berücksichtigt .

Denn Tatsache ist, dass Sie am 24.Febr.2010 im Landtag zugeben mußten, trotz Ihrer Sicherheitsbeteuerungen und entgegen dem Planfeststellungsverfahren überhaupt nicht auf Kampfmittel geprüft zu haben! Sie, Herr Hinderer mussten damals öffentlich zugeben, den Landtag und damit die Bevölkerung belogen zu haben.

Dies weckt tiefgehende Zweifel, wie es um den Wahrheitsgehalt bei Informationen zB zu Medikamenten steht, die neu auf den Markt gebracht werden sollen. Und es erzeugt Zweifel am Menschenbild der Firma Bayer, deren Präparate wir zur Heilung und zum Nutzen von Menschen einsetzten. Die Giftgas-Leitung steht für ein anderes Menschenbild: Sie räumen Ihrem Profit einen höheren Stellenwert ein als dem Leben von Menschen!

Zum Schluß: die Begründung für die CO-Pipeline, die Sie 2007 angegeben haben, ist längst entfallen: in Dormagen gibt es inzwischen keinen Überschuss sondern einen Mangel an CO.
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  • 61485;


Fragen :
1. Daher meine Frage, Herr Dekkers, warum wollen Sie das Projekt fortführen, das für Bayer einen so starken Vertrauensverlust bedeutet ?
2. Sagen Sie uns heute bitte: wann machen Sie einen zukunftsweisenden Schritt und geben das Pipelineprojekt auf, bevor Sie von den Gerichten dazu gezwungen werden ?

[Christian Russau] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Christian Russau (Dachverband) Pestizide in Brasilien ES GILT DAS GESPROCHENE WORT. Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Christian Russau, ich bin vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Gehen wir gleich in medias res! Sehr geehrte Damen und Herren vom Vorstand und Aufsichtsrat: Wir müssen dringend reden! Reden über menschenrechtliche Sorgfaltspflichten, reden über Ihr Geschäftsgebaren, Ihre Produkte, reden über Gesundheit und über saubere Umwelt. Die Agenda der Vereinten Nationen für die Sustainable Development Goals ist die weltweit wichtigste entwicklungspolitische Zielsetzung des nächsten Jahrzehnts. Sie betrifft, im Gegensatz zu ihrem Vorgänger, den Millenniumszielen, auch die Industrienationen und damit in besonderem Maße auch deutsche Unternehmen, somit auch: BAYER. Deutschland hat sich den 17 UN-Zielen für eine nachhaltige Produktions- und Lebensweise verpflichtet, auch die Unternehmen sind dazu angehalten, selbst ihren eigenen Beitrag dazu zu leisten. Doch nach ihren Bekenntnissen zu den Nachhaltigkeitszielen stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Produktionsweise, ihre Produkte nachweisbar nachhaltig zu gestalten. Zu den SDGs zählen unter anderem: Ernährung sichern, Gesundes Leben für alle, Sauberes Wasser, Nachhaltige Städte und Siedlungen, Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen oder auch Landökosysteme schützen. Das hört sich alles sehr schön an, nur bleibt halt immer die Gretchenfrage: BAYER, wie hältst Du es mit Deiner Praxis? Nun, das sieht nicht nur gar nicht gut aus, das sieht katastrophal aus. Ich habe Sie bereits im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass Sie in Form von Bayer Crop Science Brasilien in Brasilien Pflanzenschutzmittel mit in der EU nicht oder nicht mehr genehmigten Wirkstoffen bewerben und in den Handel bringen. Gleiches gilt für Indien, und für viele weitere Länder, Länder, in denen die Lobbymacht von BAYER offensichtlich noch immer so groß ist, dass Sie dort – jenseits allen ethischen Begriffs – profitable Geschäfte machen mit Zeug, dass Sie hierzulande nur möglichst weit weg von Ihrem eigenen Garten sehen wollen. Was also legal ist, so scheint es, kann auch gemacht werden. Dies räumte Bayer schon Ende der 1980er Jahre ein. 1988 sagte der damalige Vorstandsvorsitzende von Bayer, Hermann J. Strenger: „In der Tat haben wir zum Beispiel in Brasilien nicht Gesetze wie in der Bundesrepublik.“ (1) Dennoch sah er bei seiner Firma keine doppelten Standards walten, denn er ergänzte: „Aber wir stellen bei unseren Investitionen in Brasilien oder Indien, in den USA oder in Japan die gleichen Anforderungen wie hier.“ 30 Jahre später (30 Jahre!), verkauft Bayer in Brasilien noch immer Herbizide, Insektizide und Fungizide mit Wirkstoffen, die in Europa verboten sind. Also doch eine Doppelmoral. Und SIE stehen damit – WIEDER EINMAL – in unsäglicher historischer Kontinuität. Und diese unsägliche Kontinuität setzt sich fort und kulminiert derzeit in der Übernahme von MONSANTO. Bleiben wir beim Beispiel Brasilien, denn es ist lehrreich für das, wofür SIE – BAYER – in Ihrer ganzen wirtschaftlichen Breite und mit Ihrem ignoranten Business stehen. Sie sagten vorhin, Herr Baumann, Bayers Interesse an der Übernahme von Monsanto läge im Saatgutbereich, und dort in dem von ihnen postulierten Wachstum in diesem Sektor. Diese Art von Saatgut, um die es dabei geht, ist meist gentechisch verändertes, und das braucht die Agrargifte. Das haben Sie wohlweislich nicht so gern gleich mit erwähnen wollen. Und gentechnisch verändertes Saatgut, Agrargifte und Wachstum, – setzen Sie die drei Variablen ein, was kommt hinten raus? Brasilien. Das ist die traurige Realität. Denn „Wachstum“ in den Bereichen gentechnisch verändertes Saatgut und Wachstum bei Agrargiften in den USA und Europa: können Sie vergessen! Bernward Geier hat uns vorhin sehr schön die Situation in Indien beschrieben, - also auch dort schwimmen Ihnen, liebe Bayer-Apologeten, die Felle weg! Bleibt also nur Brasilien. Und das hat seinen Grund. Denn derzeit scharren die Soja-Barone Brasiliens mit den Hufen, sehen sich der Erfüllung ihres feuchten Traumes des gnadenlosen Wachstums des Agrobusiness näher: In Brasilien wurde im August 2016 der parlamentarische Putsch gegen die gewählte Präsidentin Dilma Rousseff vollzogen, die Präsidentin abgesetzt und die rechtskonservative, in der Bevölkerung die unpopulärste Regierung seit Jahrzehnten, schleift die letzten sozialen Errungenschaften und Rechte. Derzeit geht es dem Gesetz zum Schutze vor Agrargiften an den Kragen, die Gesundheitsgesetzgebung wird gelockert und aufgeweicht, und die Umweltgesetzgebung soll komplett „flexibilisiert“ werden, sprich: geschleift werden. Da wundert es wenig, dass erstens die brasilianische Kartellbehörde CADE die Übernahme Monsantos durch Bayer so easy durchgewunken hat. Noch weniger wundert einen das, wenn man weiß, dass seit August 2016 (der Vollendung des Parlamentsputsches) 9 x Mitarbeiter von Monsanto, und 6 x Mitarbeiter von Bayer von Vertretern des konservativen Landwirtschaftsministeriums in Brasília empfangen wurden. Ich frage Sie: Was wurde da besprochen? Können Sie politische Vorfeldeinflussnahme bei dem CADE nahestehenden Personen ausschließen? Daran anschließend muss ich folgende Frage stellen: Laut den Statistiken des brasilianischen Transparenzregisters hat weder Bayer noch eine erkennbare Bayer-Tochterfirma Spenden an politische Parteien oder Politiker in Brasilien geleistet. Der korrekten Form halber: Können Sie kategorisch ausschließen, an Parteien oder Politiker weder durch Bayer direkt noch durch eine Tochterfirma Wahlkampf- und/oder Parteispenden getätigt zu haben? Falls Sie das nicht kategorisch auszuschließen vermöchten, na dann bitte mal schnell die Namen der Politik und Parteien, die Sie – sei es Caixa1, Caixa2 oder Caixa3 oderwasauchimmer – bedient haben. (3) Zurück zum feuchten Traum der brasilianischen Sojabarone und was das mit Ihnen, mit Bayer, zu tun hat. Es geht dabei um das Agrarmodell. Das Agrarmodell, das Sie repräsentieren und mit allen Kräften befördern. In Brasilien wird nun die Gesetzgebung in Sachen Umwelt- und Verbraucher- und Gesundheitsschutz geschleift, und die Sojabarone freuen sich darauf, wenn die Agrarfront weiter nach Norden, nach Amazonien verschoben wird, denn das bedeutet Ausweitung ihres Aktionsradius. Es bedeutet aber auch Vertreibung von Kleinbauern, Ausweitung konventioneller und vor allem von riesiger Monokulturlandschaft, Ausweitung von Herbiziden, die die Gesundheit der verbliebenen, verarmten und die an die Ränder der Sojafelder verdrängten Landbevölkerung bedroht und gefährdet und die die Böden und das Grundwasser verseucht, ein Grundwasser im Übrigen, das wegen des hohen Wasserverbrauchs der Monokulturlandschaft sinkt und dessen Nachtrag bei Regen durch kurzwurzelige Monokulturen wie beim Soja um den Faktor vier bis zehn sinkt, da die Bodendurchlässigkeit nicht wie bei den im Cerrado üblichen endemischen Pflanzen gegeben ist. Die Aquiferen (2) schrumpfen, die Erosion nimmt bei Monokulturbepflanzung Erhebungen zufolge um den Faktor zehn bis hundert zu. Da wundert sich wer, wenn dem zentralen Wasserspeicher Brasiliens, dem Cerrado, das Wasser buchstäblich abgedreht wird, dass es dann, wie 2014-2015 geschehen, zur größten Wasserkrise seit 70 Jahren kommt, die 72 Mio Menschen im neuen trockenen Dreieck zwischen Rio, São Paulo und Belo Horizonte betrifft. Es ist Bayer und es ist Monsanto, die als ein maßgebliches Glied dieses Agrarmodells mit schuld daran sind, wenn die mit Monokulturen zugepflasterten Landschaften der Trockensavanne des Cerrado die Grundwasserspeicher des Landes nicht mehr füllen, und Tausende Kilometer entfernt dann krasse Phänomene wie die damit zusammenhängende Wasserkrise von São Paulo entstehen. Schauen wir uns die Pestizidfrage doch einmal genauer an: Wenn wir die insgesamt im Land je Jahr ausgebrachte Menge auf die Bevölkerung herunterrechnen, so kommen wir auf die erschreckende Menge von 7,3 Litern je brasilianischer Bürgerin und Bürger. Schauen wir uns also Gemeinden an wie Lucas do Rio Verde oder Sorriso oder Sapezal oder Campos Novos dos Parecis und andere. Auf diese Region fokussieren auch die Universitätsstudien der Forscher der Bundesuniversität von Mato Grosso und der Stiftung Oswaldo Cruz des Gesundheitsministeriums. Die Studien untersuchen die Auswirkungen dieser Anbaugebiete und des Agrargiftverbrauchs vor Ort. Im Jahr 2012 wurden neun Millionen Liter Agrargifte im Munizip Sapezal zur Anwendung gebracht, sieben Millionen waren es in Campos de Júlio und vier Millionen in Campo Novo do Parecis, dies sind die letzten verfügbaren Daten des staatlichen Instituts für Agrarsicherheit, Instituto de Defesa Agropecuária do Estado de Mato Grosso (Indea). Würde man diese Menge in olympische Schwimmbecken füllen, kämen wir auf acht bis oben mit Agrargiften gefüllte Becken. Meine Kollegin Verena Glass hatte Ihnen diese Zahlen bereits im vergangenen Jahr hier vorgetragen – aber diese Zahlen sind so erschreckend, dass ich mich gezwungen sah, sie heute hier noch einmal vorzutragen. Und, wissen Sie noch die Zahlen, die meine Kollegin hier genannt hatte, um Ihnen die Dramatik der Situation in der genannten Region zu verdeutlichen? Rechnet man die Menge an Agrargift auf ganz Brasilien runter, kommen wir auf die erwähnten 7,3 Liter je Person. In Sapezal aber liegt dieser Wert 52 Mal höher: 393 Liter je Person, wenn wir als Basis die Bevölkerungszahl von 2016 nehmen. Um dieses Panorama zu untersuchen, haben die Universität von Mato Grosso und die staatliche Fiocruz zwischen 2007 und 2014 in Lucas do Rio Verde eine Forschung mit den folgenden Ergebnissen durchgeführt: - in der ländlichen Region fanden die Wissenschaftler in 88 % der Blut- und Urinproben von untersuchten Lehrern auf dem Land Rückstände von Agrargiften, vor allem Glyphosat und Pyrethroide – also synthetische Insektizide; - es wurden mehrere Agrargifte gefunden in 83 % der 12 Trinkwasserbrunnen, in 56 % der Proben des Regenwassers und 25 % der entnommenen Luftproben während der zweijährigen Untersuchung; - in 100 % der Proben der untersuchten Muttermilch von 62 stillenden Müttern wurden Rückstände von Agrargiften wie DDE, Endosulfan, Deltamethrin und DDT gefunden; Parallel dazu stellte die Studie der Bundesuniversität von Mato Grosso 1.442 Fälle von Magenkrebs, Speiseröhren- und Bauchspeicheldrüsenkrebs in 14 Munizipien fest, eben in denen, in denen zwischen 1992 und 2014 Soja, Mais und Baumwolle angebaut wurde. In dem Vergleichsmunizip, wo nichts dergleichen angebaut wurde, lag der Wert der Krebsfälle bei 53. Und was machen diese Agrargifte mit den Kindern? Die Todesrate bei Kindern im Alter zwischen 0 und 19 Jahren hat sich von 2,97 % im Jahr 2000 auf 3,76 % im Jahr 2006 erhöht. Im Jahre 2006 wurde Krebs bei Kindern zur zweithäufigsten Todesursache, 8 % aller Todesfälle bei Kindern waren auf Krebs zurückzuführen. Tendenz weiter steigend. Ich frage Sie, abschließend: Wieviel Krebsmedikamente (Menge und Umsatz) hat Ihr Pillendreher-Konzern 2016 und 2017 in den Bundesstaat Mato Grosso entsandt? Leider endet meine knapp bemessene Redezeit hier und jetzt. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (1) „Wir können nicht einfach auf Gift verzichten“, Interview mit Bayer-Chef Hermann J. Strenger, in: Der Spiegel 51/1988, unter: www.spiegel.de/spiegel/print/d-13531711.html (2) wassertragende Schichten (3) Caixa 1, 2 und 3 bezeichnet in Brasilien die üblichen Wahlkampfspendenkassen der Politiker, die Kasse 1 wäre die legale und angemeldete und korrekt ausgegebene, die Kasse 2 wäre nicht legal, nicht angemeldet, aber für Partei- und Wahlkampf ausgegeben, Kasse 3 wäre illegal, nicht angemeldet und für die eigene Tasche der Politiker eingesteckt.

[Dhünnaue] Presse-Information CBG vom 13.05.20

CBG Redaktion

Nach Bau-Skandal um die Leverkusener Rheinbrücke:

Kein Eingriff in die BAYER-Dhünnaue-Giftdeponie! Tunnel statt Brücke!

Die Arbeiten an der Leverkusener Rheinbrücke ruhen. Das Land Nordrhein-Westfalen kündigte Ende April den Vertrag mit dem Bau-Unternehmen Porr, da dieser billig mangelhaft verarbeitete Stahlteile einkaufte statt auf Qualität zu achten.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) tritt dafür ein, die Zeit für eine Überplanung des Projektes und der damit verknüpften Erweiterung der Autobahn A1 zu nutzen. „Jetzt ist die Gelegenheit da, um erneut die Kombilösung in Erwägung zu ziehen. Mit einer Sanierung der alten Brücke bei gleichzeitiger Entlastung durch einen Tunnel könnte der mit vielen Risiken verbundene Eingriff in BAYERs alte Giftmüll-Deponie unterbleiben“, hält CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann fest. Zudem sinke die Feinstaub-Belastung, wenn ein Teil der Verkehrsführung unterirdisch verliefe und es nicht zu einem Ausbau der A1 käme, so Stelzmann.

6,5 Millionen Tonnen Abfälle birgt die Dhünnaue-Altlast. Darunter befinden sich fast eine Million Tonnen gefährliche Rückstände aus der Chemie-Produktion wie Quecksilber, PCB, Chlorbenzole, Arsen, Chrom, Blei und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Als Baugrund eignet sich das denkbar schlecht, denn der organische Anteil des Mülls zersetzt sich. Deshalb nimmt sein Volumen ab, was Bodenabsenkungen nach sich zu ziehen droht. Von möglichen „Setzungsschäden“ bei den avisierten Autobahn-Trassen spricht der Diplom-Ingenieur Helmut Hesse. Harald Friedrich, ehemals Abteilungsleiter im nordrhein-westfälischen Umweltministerium, befürchtet indes einen Austritt giftiger Gase. „Keine Asphalt-Dichtung ist so dicht, dass sie den Kriterien, die ich für eine ordnungsgemäße Sicherung für eine Sondermüll-Deponie haben muss, entsprechen kann“, sagte er im Deutschlandfunk.

Schon früh formulierten BürgerInneninitiativen ähnliche Bedenken. Aber die Politik setzte sich darüber hinweg. Statt Alternativen zur Mega-Stelze zu prüfen, gab sie dem Druck der Industrie nach. Besonders viele Aktivitäten gingen dabei vom BAYER-Konzern aus. Im Juni 2013 schrieb der Chef der CURRENTA – damals noch eine 60-prozentige Tochter-Gesellschaft des Agro-Riesen – in der Sache sogar einen Brand-Brief an den Bundesverkehrsminister, den Landesverkehrsminister und Straßen.NRW. „Eine Tunnel-Lösung im Verlauf der A1, wie sie derzeit in Leverkusen diskutiert wird, würde sich negativ auf unsere Standorte auswirken“, mahnte er darin unverhohlen.

Die damalige rot-grüne Regierungskoalition Nordrhein-Westfalens fügte sich. Damit nicht genug, schuf deren Bau-Minister Michael Groschek (SPD) zudem noch eine „Lex Leverkusen“, um Klage-Möglichkeiten gegen das Vorhaben einzuschränken und so die Umsetzung zu beschleunigen. Aus demselben Grund verzichtete er bei der Auftragserteilung auch auf ein Verhandlungsverfahren. Damit vergaben sich Sozialdemokraten und Grüne die Möglichkeit, dem ausgewählten Unternehmen genauere Bedingungen beispielsweise zu den Qualitätsstandards zu stellen. Stattdessen entschied allein die Wirtschaftlichkeit des Angebots – und das kommt die SteuerzahlerInnen jetzt teuer zu stehen. Nach der Kündigung des Vertrags mit dem Unternehmen Porr und der erforderlichen Neuausschreibung dürften die Kosten erheblich steigen.

Aber auch die CDU/FDP-Nachfolge-Regierung, die den Auftrag an den österreichischen Konzern im Oktober 2017 vergab, muss sich schwerwiegende Versäumnisse vorwerfen lassen. „All das sollte die Politik veranlassen, ihr bisheriges Handeln zu überdenken, ihre Ignoranz gegenüber KritikerInnen aufzugeben und einen Neustart mit der Kombi-Lösung in die Wege zu leiten, statt den alten Wegen nun mit einer neuen Bau-Firma zu folgen, wie es Industrie-Kreise jetzt fordern“, mahnt Stelzmann abschließend.

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Entschädigung

CBG Redaktion

17. Dezember 1999

Kritik an Unternehmen und Bundesregierung:

Entschädigung unzureichend

Kritische Aktionäre bezeichneten heute das abschließende Angebot zur Entschädigung überlebender Sklavenarbeiter als ”völlig unzureichend”. Sowohl die niedrige Summe als auch die fehlende Entschuldigung seitens der deutschen Konzerne stoßen auf Unverständnis. Kritisiert wird, dass die beteiligten Unternehmen nach Abzug aller Steuern lediglich ein Viertel aller Kosten übernehmen und dass zahlreiche Betriebe der Stiftung fernbleiben.

Axel Köhler Schnura vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren: ”Das Verhalten der Industrie ist beschämend. Die Opfer brutalster Ausbeutung wurden zu Bittstellern degradiert.” Die Unternehmen hätten ihre Verantwortung jahrzehntelang geleugnet und letztlich nur auf wirtschaftlichen Druck reagiert, ohne eine moralische Verpflichtung anzuerkennen. ”Die Konzerne haben vom Krieg profitiert. Sie sollten ihre Schuld eingestehen und ein würdiges Zeichen setzen.” Köhler-Schnura kritisiert auch Bundeskanzler Gerhard Schröder, der mit seinem parteiischen Verhalten die Firmen zu ihrem zögerlichen Verhalten ermuntert hat.

Die CBG dokumentiert seit 15 Jahren die Geschichte der Chemischen Industrie im Dritten Reich und hat zahlreiche Veröffentlichungen zum Thema vorgelegt. Der Verein setzt sich für eine gerechte Entschädigung von Zwangsarbeitern und Hinterbliebenen, für eine Entschuldigung der beteiligten Unternehmen und für eine Auflösung der IG Farben in Liquidation ein. Vertreter der Gruppe kamen kürzlich in den USA mit Betroffenen und ihren Anwälten zusammen.

USA

CBG Redaktion

8. Dezember 1999

Bayer AG schließt Werk in Elkhart/USA:

Gewerkschaften protestieren gegen Kündigungen

Amerikanische Gewerkschaften kündigten heute Proteste und Demonstrationen gegen die Schließung des Bayer-Werks in Elkhart/USA an. In der vergangenen Woche hatte die Bayer AG beschlossen, die Produktion im Bundesstaat Indiana zu beenden. 550 Chemie-Arbeiter sollen im nächsten Frühjahr entlassen werden. Trudy Manderfeld, Gewerkschafts-Vorsitzende im Werk Elkhart: ”Die von uns hergestellten Produkte werden zum Teil in Billiglohnländern und in Betrieben produziert, in denen es keine Gewerkschaften gibt. Wenn wir Forderungen stellen, wird sofort mit einer Abwanderung zu den anderen Standorten gedroht.”

Hintergrund der Schließung: Die Fabrik in Elkhart gehört zu den wenigen Standorten in den USA, in denen Gewerkschaften vertreten sind - nur in sechs der über fünfzig Bayer-Werke sind die Arbeiter organisiert. Manderfeld wirft der Geschäftsleitung vor, die Fabrik vorsätzlich heruntergewirtschaftet zu haben: ”Unser Werk ist zum Abschuss freigegeben worden. Seit Jahren wurden wichtige Wartungsarbeiten nicht mehr durchgeführt, wir haben Schäden, die kaum noch behoben werden können. ” Bayer macht 30% seines Umsatzes in den USA, rund 24.000 Mitarbeiter erwirtschaften 16 Mrd DM jährlich.

Die Produktion von Aspirin, Alka Selzer und Vitamintabletten will Bayer von Elkhart nach Mexiko und Bitterfeld verlegen. Aspirin wird in Ostdeutschland mittlerweile billiger hergestellt als im Ausland - dank üppiger Staats-Subventionen: rund 50% der Baukosten für das Bitterfelder Werk wurden durch den Aufbau Ost finanziert. Auch in Mailand war die Aspirin-Fertigung kürzlich eingestellt worden, wegen Überkapazitäten entstehen in Bitterfeld jedoch keine neuen Arbeitsplätze.

Philipp Mimkes, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren: “Die Schließung in Elkhart ist ein Musterbeispiel dafür, wie einzelne Standorte gegeneinander ausgespielt werden. Nur internationale Solidarität unter den Beschäftigten kann diese Entwicklung aufhalten.” Mimkes kritisiert staatliche Subventionen für Konzerne mit Milliarden-Gewinnen.

Bhopal

CBG Redaktion

30. November 1999

15 Jahre Chemie-Katastrophe in Bhopal:

Verletzung von Menschenrechten durch die Chemische Industrie

Amerikanische und deutsche Initiativen veröffentlichen anläßlich des 15. Jahrestags der Katastrophe von Bhopal/Indien die Studie “Beyond the Chemical Century: Restoring Human Rights”. Mit Hilfe von sieben Fallstudien wird aufgezeigt, wie Chemie-Konzerne die Umwelt verseuchen, demokratische Strukturen attackieren und Risiken verschweigen. Schwerpunkt der Studie ist die Mißachtung von Menschenrechten in allen Teilen der Welt.
Die Untersuchung soll eine Diskussion über die Kontrolle der chemischen Industrie initiieren. Behandelt werden u.a. die Themen Internationaler Giftmüll-Handel, Zerstörung der Ozonschicht, Gentechnik und Hormonelle Wirkungen von Chemikalien. Ein eigenes Kapitel dokumentiert die grausamen Menschenversuche, die im Dritten Reich im Auftrag der IG Farben durchgeführt wurden. Herausgeber der Studie sind die Organisationen Pestizid Aktions Netzwerk USA, Bhopal Action and Resource Center und Environmental Health Fund. Auf deutscher Seite tritt die Coordination gegen BAYER-Gefahren an die Öffentlichkeit.
In der Nacht vom 2. auf den 3. Dezember 1984 strömte Methyl Isocyanat aus einer Fabrik des Unternehmens Union Carbide in Bhopal. Bis heute starben mindestens 16.000 Menschen an den Folgen, eine halbe Million Menschen erlitt Gesundheits-Schäden. Die Opfer wurden von Union Carbide nie entschädigt, die medizinische Versorgung vor Ort ist ungenügend.

Entschädigung

CBG Redaktion

4. November 1999

Treffen von deutschen und amerikanischen Initiativen:

Forderung nach gerechter Entschädigung

Deutsche und amerikanische Initiativen fordern eine angemessene Entschädigung von Zwangsarbeitern und ihren Hinterbliebenen. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren und Hans Frankenthal vom Auschwitz Komitee reisen morgen anlässlich der Verhandlungen zwischen Anwälten und deutschen Unternehmen in die USA. Auf Einladung jüdischer Gemeinden werden sie am Sonntag auf einer Konferenz in Pittsburgh ihre Forderungen vorbringen. Danach kommen sie mit Anwälten von IG Farben-Opfern zusammen.
Philipp Mimkes: “Der Bayer-Konzern darf sich nicht aus seiner Geschichte stehlen. Den Zwangsarbeitern müssen zumindest ihre bis heute ausstehenden Löhne ausgezahlt werden.” Mimkes fordert die Unternehmen auf, ihr Entschädigungsangebot deutlich zu erhöhen und gegenüber allen Opfern eine Entschuldigung auszusprechen. Mimkes weiter: “Bayer soll alle Archive öffnen und seine Geschichte von unabhängigen Historikern aufarbeiten lassen.”
Der Vorsitzende der amerikanischen Bayer-Niederlassung, Helge Wehmeier, sprach auf Druck der US-Öffentlichkeit eine “tiefe Entschuldigung dafür aus, was mein Land und die IG Farben Millionen von Opfern angetan haben”. In Deutschland hingegen leugnet der Konzern jegliche Verantwortung und verweigert bis heute eine Entschuldigung.
In Pittsburgh werden Mimkes, Frankenthal und die Organisation Committee for Appropriate Acknowledgment eine neue Öffentlichkeits-Kampagne vorstellen, Pittsburgh ist der Sitz der amerikanischen Bayer-Niederlassung. Der Bayer-Konzern war als Teil der IG Farben verantwortlich für Sklavenarbeit und grausame “medizinische Experimente”. Hans Frankenthal überlebte zwei Jahre Zwangsarbeit im IG Farben-Werk Auschwitz. Die jüdische Organisation B´nai B´rith, die den Bayer-Konzern mit ganzseitigen Anzeigen in der New York Times attackierte, unterstützt die gemeinsame Aktion.
Zur selben Zeit ermittelt die Staatsanwaltschaft in Frankfurt gegen ein Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Axel Köhler-Schnura hatte im Vorjahr mit 10 weiteren Demonstranten das Büro der IG Farben in Liquidation in Frankfurt besetzt. Die friedlichen Besetzer wollten der Forderung nach gerechter Entschädigung Nachdruck verleihen.

Carl Duisberg

CBG Redaktion

02. November 1999

Carl Duisberg: Ein verbrecherisches Genie

- 50 Jahre Carl Duisberg Gesellschaft -

Am 02. November 1999 begeht die Carl Duisberg Gesellschaft (CDG) im Bundeshaus/Bonn ihren 50. Jahrestag. Festredner sind der Bundespräsident und mehrere Minister etc.
Die COORDINATION GEGEN BAYER (CBG) fordert anläßlich dieses Termins die Streichung des Namens der Gesellschaft. Axel Köhler-Schnura, Vorstand CBG:
“Es ist unerträglich, dass die CDG nach einem Mann benannt ist, dessen Name sich mit einem für die gesamte Menschheit verhängnisvollen Lebenswerk und auch mit schwersten Kriegsverbrechen verbindet.”
Carl Duisberg (geb. 1861) war ab 1912 Generaldirektor der BAYER AG. Unter anderem war er persönlich verantwortlich bzw. maßgeblich mitverantwortlich
* für Entwicklung und Einsatz der weltweit ersten chemischen Waffen;
* für Mit-Planung und Betreiben des Ersten Weltkriegs (Duisberg mußte sogar als gesuchter Kriegsverbrecher in die Schweiz flüchten und die die Todesstrafe fürchten, BAYER wurde in weiten Teilen der Erde enteignet);
* für das System der “Zwangsarbeit”, das er in einer Denkschrift “erfand” und bei BAYER erstmals umsetzte;
* für HEROIN, das von BAYER als Hustenmittel auf den Markt gebracht und trotz entsprechender Forderungen u.a. der WHO nicht vom Markt genommen wurde;
* für die Errichtung des Hitlerfaschismus, den er umfangreich förderte.

El Salvador

CBG Redaktion

13. Oktober 1999

Umweltorganisation attackiert BAYER-Konzern:

Pestizid-Vergiftung in El Salvador

Der elsalvadorianische Umweltverband Unidad Ecologia Salvadorena (UNES) beschuldigt die Firma Bayer, in der Gemeinde Guozapa im Norden des Landes hochgefährliche Pestizide freizusetzen. Nach Angaben des Anwalts Victor Hugo Mota, Sprecher der UNES, stößt das Werk Bayer de El Salvador toxische Pestizide aus, u.a. Methyl Parathion. Hierdurch sind die Einwohner der umliegenden Dörfer akut gesundheitlich gefährdet. Die Zeitung CoLatino berichtet, dass die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen hat.

Das Pestizid Parathion, in Deutschland unter dem Namen E605 bekannt, gehört zu der Gruppe der Phosphorsäureester und wird von der Weltgesundheitsorganisation als ”extrem gefährlich” bezeichnet. Wenige Gramm des Giftes wirken beim Menschen tödlich. Die UNES kritisiert, dass die elsalvadorianische Gesetzgebung zwar ausreichend sei, ausländische Konzerne wie Bayer die Gesetze jedoch ignorierten. Die Fabrik des deutschen Unternehmens liegt 22 km nördlich der Hauptstadt San Salvador.

Philipp Mimkes, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren: ”Immer wieder kommt es in den Ländern des Südens zu solch eklatanten Verstößen. Das Unternehmen Bayer muß endlich seine Ankündigungen umsetzen und die gefährlichsten Pestizide weltweit vom Markt nehmen.”

Die Leverkusener Bayer AG gehört weltweit zu den sechs größten Pestizid-Herstellern. Nach Angaben der WHO erleiden jährlich mehr als eine Million Menschen schwere Pestizid-Vergiftungen, rund 20.000 Fälle verlaufen tödlich.

Aspirin

CBG Redaktion

25. Juni 1999

New England Journal of Medicine warnt:

Tödliche ASPIRIN-Nebenwirkungen

Nach einer Untersuchung der Boston University School of Medicine sterben jährlich 16.500 AmerikanerInnen an Magenblutungen, die durch ASPIRIN und ähnliche Schmerzmittel verursacht werden. Über 100.000 Betroffene müssen stationär behandelt werden. Damit gehören ASPIRIN-Nebenwirkungen zu den 15 häufigsten Todesarten in den USA, die Zahl ihrer Opfer ist ebenso hoch wie die von AIDS (16.685 HIV-Tote 1997). Trotzdem geht der rezeptfreie Verkauf weiter - allein in den USA gehen jährlich 30 Milliarden Tabletten über die Ladentheken.

Einhundert Jahre ist es her, dass Felix Hoffmann in den BAYER-Laboren erstmals Azetylsalizylsäure synthetisierte – der Siegeszug von ASPIRIN konnte beginnen. Erst vierzig Jahre nach der Entdeckung wurde die wichtigste Nebenwirkung des ”Tausendsassas” offenbar: Magenblutungen. Weitere Risiken, die von einem überhöhten Schmerzmittelgebrauch ausgehen, sind Nierenschäden und Magengeschwüre. Obwohl Hunderte von Studien die Nebenwirkungen von Schmerzmitteln untersucht haben und obwohl für die meisten Anwendungen harmlosere Behandlungsmethoden zur Verfügung stehen, herrscht bis heute bei ÄrztInnen und PatientInnen ein mangelndes Risikobewußtsein vor.
Eine im New England Journal of Medicine veröffentlichte Untersuchung kritisiert, dass 75% aller Patienten, die regelmäßig ASPIRIN einnehmen, die Risiken des Schmerzmittel-Gebrauchs nicht kennen oder ignorieren. Dabei entwickeln sich bei 13 von 1.000 Patienten, die ASPIRIN über einen Zeitraum von einem Jahr verwenden, schwerwiegende Magenbeschwerden. Bis zu 10% der Fälle verlaufen tödlich.
13 Millionen AmerikanerInnen nehmen regelmäßig ASPIRIN oder ähnliche Mittel. Mindestens 103.000 PatientInnen müssen daraufhin in Krankenhäusern behandelt werden, die Kosten für die Volkswirtschaft belaufen sich hierfür auf 2 Mrd. Dollar. Die Bostoner Arbeitsgruppe berechnet, dass mindestens 16.500 Menschen jährlich an den Folgewirkungen sterben – ebenso viele wie an der Immunschwäche AIDS. Da jedoch die Zahl der Schmerzmittel-Opfer in Statistiken normalerweise nicht einzeln aufgeführt wird, nimmt die Öffentlichkeit die Gefahren kaum wahr, obwohl ASPIRIN-Nebenwirkungen dreimal so viele Todesfälle verursachen wie beispielsweise Asthma-Erkrankungen. Die Autoren der Studie sprechen daher von einer ”geräuschlosen Epidemie”.
Azetysalizylsäure wird von den Herstellern breit angepriesen: gegen Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs. Bücher wie Michael Castlemans ”Jeden Tag ein ASPIRIN” fördern den unsinnigen routinemäßigen Gebrauch und suggerieren, dass auch gesunde Menschen Azetylsalizylsäure regelmäßig einnehmen sollten. Der Pharmariese BAYER, der jährlich 11 Milliarden ASPIRIN-Tabletten verkauft und dabei 850 Millionen Mark umsetzt, lobt Forschungspreise wie den ”International ASPIRIN Award” aus, um neue Anwendungsbereiche für das Produkt zu erschließen. Dieses Vorgehen verspricht Gewinne ohne Investitionsrisiko: Die Vertriebswege bestehen und die Hersteller benötigen keine neuen Produktionsanlagen und Zulassungen. Die zahlreichen Studien zu Azetylsalizylsäure müssen daher kritisch daraufhin untersucht werden, ob sie nicht gewinnversprechende (Schein-) Indikationen schaffen sollen.
Auch die Arzneimittelkommission der Deutschen Ärzteschaft weist darauf hin, dass Schmerzmittel tief in den biochemischen Haushalt des Körpers eingreifen und Schleimhautreizungen, Blutungen im Magen-Darm-Trakt und Magengeschwüre verursachen können. Die Ärzte haben es jedoch schwer, sich durch das Trommelfeuer der Werbung hindurch Gehör zu verschaffen. BAYER wirbt seit Jahren nicht nur für die Behandlung von Erkältungen mit ASPIRIN (was medizinisch völlig unsinnig ist, da Viren nicht einmal auf Antibiotika ansprechen), sondern auch für ihre Prophylaxe: In einer Anzeigenserie wälzten sich gar sexy Nackedeis im Schnee. Höhepunkt der Kampagne: die Verkleidung des BAYER-Hauptsitzes in eine gigantische ASPIRIN-Schachtel im Frühjahr diesen Jahres.

Demo Leverkusen

CBG Redaktion

18. Juni 1999

Spektakuläre Aktion in Leverkusen:

500 indische Landarbeiter demonstrieren bei BAYER

500 indische Bauern demonstrierten heute am Leverkusener BAYER-Werk für gerechten Welthandel und gegen den Einsatz von Gentechnik und Pestiziden in der Landwirtschaft. Die Landarbeiter, die in traditionelle weisse Gewänder und grüne Schals gekleidet waren, wurden von 300 deutschen Unterstützern begleitet. Die spektakuläre Aktion fand im Rahmen der Internationalen Karawane für Solidarität und Widerstand statt, die in zwölf europäischen Ländern Kundgebungen organisiert.

Spezielle Vorwürfe wurden gegen Bayer gerichtet, da der Leverkusener Konzern mit Pestiziden und gentechnischen Produkten die Lebensgrundlagen der indischen Landbevölkerung gefährdet. Ein Sprecher der Karawane erklärte an die Adresse von Bayer: “Wir brauchen Eure Pestizide nicht, sie zerstören unsere Lebensgrundlagen. Wir warnen Bayer: wenn Sie gentechnisch veränderte Produkte auf den indischen Markt bringen, werden wir unseren Widerstand noch verstärken.”
Das Unternehmen Bayer ist der größte deutsche Chemiekonzern, Vorreiter in der Gentechnologie, einer der weltweit größten Pestizidhersteller und Mitglied einflussreicher Lobbyorganisationen. Nanjunda Swamy, Präsident der 10 Millionen Mitglieder zählenden Bauernorganisation KRRS, erklärte: ”Wir wollen den Regierungen und transnationalen Konzernen im Norden direkt vor Ort unsere Ablehnung ihres Ausbeutungssystems zeigen”. Die Demonstration war in Zusammenarbeit mit Betriebsräten der Bayer AG, der Kölner Gruppe AntiGen und der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) organisiert worden.

Philipp Mimkes, Geschäftsführer der CBG: “Bayer produziert in Indien das hochgiftige Pestizid Parathion, das jährlich für mehr als eine Million Vergiftungsfälle verantwortlich ist. Andere Pestizide lässt Bayer von Subunternehmenen herstellen, bei denen Gewerkschaften verboten sind und keinerlei Sicherheitsstandards eingehalten werden. Daher muss sich das Unternehmen der Kritik der indischen Landbewegung stellen”. Mimkes kritisiert weiterhin den hohen Einfluss von Bayer auf die Politik. Dies zeige sich einmal mehr beim G8-Gipfel in Köln, der von Bayer mitfinanziert wird und auf dem sich das Unternehmen exklusiv präsentiert.

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Störfälle

CBG Redaktion

18. Juni 1999

Giftige Gase bei der RHEIN CHEMIE in Mannheim ausgetreten:

Störfall-Serie bei BAYER reisst nicht ab

Zum dritten grossen Unfall in Werken der BAYER AG innerhalb eines Monats kam es in den frühen Morgenstunden bei der RHEIN CHEMIE in Mannheim. Nach einem vierstündigen Stromausfall, der das Kühlsystem in einem Druckbehälter ausser Kraft setzte, explodierte ein Kessel. Giftige Schwefelverbindungen gelangten in die Umwelt, mehrere hundert Anwohner klagten über “bestialischen Gestank”. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, Türen und Fenster zu schließen, mehr als 20 Personen mussten ärztlich untersucht werden. Die RHEIN CHEMIE ist eine 100%ige Tochter des Leverkusener BAYER-Konzerns.

Erst am 8. Juni waren durch eine Explosion im Wuppertaler BAYER-Werk über 100 Mitarbeiter und Anwohner verletzt worden, dabei entstand ein Sachschaden von mehreren hundert Millionen Mark. Anfang Mai war bei der BAYER-Tochter EC ERDÖLCHEMIE ein Tankschiff explodiert. Drei Menschen kamen ums Leben, mehrere Tonnen Benzin flossen in den Rhein.

Philipp Mimkes, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): “BAYER fährt Jahr für Jahr Rekordgewinne ein, bei ständig sinkender Belegschaftsstärke. Seit Jahren weisen wir darauf hin, dass durch den rasanten Arbeitsplatzabbau ein sicheres Betreiben der Anlagen nicht mehr möglich ist.” Die CBG fordert systematische Untersuchungen aller Anwohner von Chemieunfällen, um Langzeitschäden aufzudecken. Mimkes weiter: “In den BAYER-Werken wird ausgerechnet bei der Feuerwehr und den Kontrolleinrichtungen gespart. Sicherheit muss aber vor Gewinnoptimierung gehen.”

Die CBG beobachtet den Multi BAYER seit über 20 Jahren. Mit konsequenter Öffentlichkeitsarbeit werden die Bereiche Umweltschutz, Arbeitssicherheit, Probleme in der Dritten Welt und Einflussnahme auf die Politik beleuchtet. Zahlreiche Erfolge wurden verbucht, so ein Sieg vor dem Bundesverfassungsgericht gegen den Leverkusener Multi und die Verhinderung mehrerer umstrittener Werke.

[BAYER HV 1999] Hauptversammlung 1999

CBG Redaktion
Kritische Aktionäre reichen Gegenanträge ein Presseerklärung: Kritische Aktionäre attackieren Vorstand

Zehn KonzernkritikerInnen setzten BAYER zu

von Jan Pehrke Einmal mehr konnte Vorstandsvorsitzender Manfred Schneider auf der diesjährigen BAYER-Hauptversammmlung Gewinnzuwächse vermelden. Auf die Nebenwirkungen der Profithatz machten zehn Konzern-KritikerInnen aufmerksam: Arbeitsplatzvernich- tung, rücksichtsloser Vertrieb hochgiftiger Pestizide, die Vermarktung von Arzeimitteln wie ASPIRIN als Lebensmittel und die Verleugnung der blutigen Unternehmens- geschichte. Auch auf den Plakaten der Coordination gegen BAYER-Gefahren war das BAYER- Hochhaus in Leverkusen als ASPIRIN-Schachtel verpackt - allerdings mit dem Warnhinweis „ASPIRIN tötet Kinder“ versehen. Mit dieser Aktion vor den Kölner Messehallen machte die CBG die AktionärInnen auf die fatalste Nebenwirkung des „Tausendsassas“ aufmerksam. Den verteilten Flugblättern konnten sie weitere „Gegenanzeigen“ entnehmen. So waren die BesucherInnen richtig eingestimmt auf die Vorhalle, in der es vor ASPIRIN-Devotionalien kein Entrinnen gab. Drinnen im Saal präsentierte sich der Vorstandsvorsitzende Dr. Manfred Schneider dieses Jahr selbstherrlich als Firmen-Patriarch alter Schule. „Ich schaue immer vom 26. Stockwerk meines Hochhauses ...“, setzte er einmal an, korrigierte die Freudsche Fehlleistung aber sofort wieder: „unseres Hochhauses“. Launig erwartete er den Erlös aus dem Börsengang der AGFA „auf der nach oben offenen Schneider-Skala“ in luftigen Höhen. Und die Berufung des BAYER-Steuerexperten Heribert Zitzelsberger zum Staatssekretär im Finanzministerium kommentierte der Konzernchef süffisant „als unseren Beitrag“ zur Steuerpolitik. „Wir haben unseren besten Steuer-Mann nach Bonn abgegeben“, tönte er und: „Ich hoffe, dass er so von BAYER infiltriert worden ist, dass er ... die richtigen Wege einleiten wird“, so Schneider wörtlich. Gnädig erklärte der Große Vorsitzende sich auch bereit, Finanzminister Manfred Eichel, „der sehr pragmatisch vorgeht“, eine Chance einzuräumen. Minister von Schneiders Gnaden - so frank und frei gab bisher noch kein Konzern-Chef in der Bundesrepublik Auskunft darüber, wo die eigentliche Macht im Staate sitzt. Beim Bericht über das zurückliegende Geschäftsjahr hatte es mit Schneiders Offenheit allerdings ein Ende. Da versteckte der BAYER-Boss „Arbeitsplatzvernichtung“ hinter Begriffen wie „Desinvestion“ oder „Restrukturierung“. Sein Wirtschaftsslang machte aus der Schließung mehrerer Pharma-Standorte das „Effizienzprogramm Pharma“. Und Rationalisierungen werden bei BAYER selbstverständlich nur aus „sozialer Verantwortung“ vorgenommen, nach Schneider-Logik kann die Standorte nur soziale Kälte vor einer Arbeitsplatz-Eiszeit bewahren. Als der Vorstandsvorsitzende auf die zahlreichen Gegenanträge zu sprechen kam, die „die bekannte Gruppierung“ zu Themen wie „gefährliche Pestizide“ oder „Ausgliede- rungen“ einbrachte, bemühte er sich nicht einmal mehr um Sprachkosmetik. Schneider recycelte einfach seine Worthülsen aus vergangenen Hauptversammlungen. „Die Hauptversammlung ist nicht der Ort, um über wissenschaftliche Fachfragen zu debattieren“, war einer dieser altgedienten Textbausteine.Die Gegenanträge nannte er „einseitig“, „unsinnig“ und „rechtlich fragwürdig“ und „ unbegründet“ - die alte BAYER-Leier. 10 x Konzernkritik Zehn BAYER-KritikerInnen sprachen auf der Hauptversammlung und dominierten damit eindeutig die RednerInnen-Liste. Als erste trat Christiane Niesel von der Kölner Gruppe ANTIGEN vor das Mikrofon. Sie griff die Große Koalition zur Durchsetzung der Gentechnologie, bestehend aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft, an und nannte die Gründung des Rechtsrheinischen Technologie-Zentrums in Köln-Kalk sowie des Interessenverbandes BIOGENTECH NRW als Beispiele. Eine direkte Frage richtete Niesel an Ernst-Ludwig Winnacker: „Warum kann eigentlich ein Aufsichtsratsmitglied von BAYER auch in der Funktion als Leiter des Institutes für Genetik in München und als Präsident der DEUTSCHEN FORSCHUNGSGEMEINSCHAFT auftreten?“ Im Mittelpunkt von Uwe Friedrichs (CBG) Rede stand die Gefährlichkeit von BAYER- Pestiziden. Er forderte BAYER auf, der Öffentlichkeit die Sicherheitsunterlagen der Produkte zugänglich zu machen und dafür Sorge zu tragen, dass endlich auch in den Ländern der sog. Dritten Welt eine sachgemäße AnwenderInnen-Information gewährleistet ist. Dann erinnerte Friedrich den Vorstand an ein Versprechen aus der vorletzten Hauptversammlung: Die Zusage, den Vertrieb von Pestiziden der Toxizitätsklasse 2 einzustellen. Darauf ging Manfred Schneider in seiner „Antwort“ mit keinem Wort ein. Den langjährigen Misständen stellte er lediglich die langjährigen Ausflüchte entgegen: „Wir haben unseren Ansichten nichts hinzuzufügen.“ Auf früheren Hauptversammlungen hatte Manfred Schneider in der Auseinandersetzung um Entschädigungen für die Opfer von HIV-kontaminierten BAYER-Blutpräparaten immer wieder entlastende Urteile aus den USA. „Wer die Härte und Strenge amerikanischer Gerichte und der dortigen Gerichtsverfahren kennt, meine Damen und Herren, wird mir zustimmen: Wenn es überhaupt eine unabhängige Instanz gibt, die sich objektiv ein Urteil bilden kann, dann sind es amerikanische Gerichte“, lauteten seine Worte. Jetzt konfrontierte ihn Axel Köhler-Schnura (CBG) mit einem neuen „unabhängigen und objektiven“ Richter-Spruch in Sachen Bluter-Präparate aus New Orleans, der den Konzern des Betrugs und der groben Fahrlässigkeit schuldig befand und ihn zu einer Entschädigungszahlung von 35,3 Millionen Dollar verurteilte. Dem sichtlich perplexen Schneider, der sich vorbehielt, nur „auf einige extreme Punkte“ von Köhler-Schnurras Rede einzugehen, blieb nichts anderes übrig, als das Urteil wider besseren Wissens zu dementieren. Die Ärztin Christiane Fischer von der BUKO-PHARMA-KAMPAGNE nahm eine Imageverschmutzung am „Tausendsassa“ ASPIRIN vor. Sie warf BAYER vor, das Mittel als Lebensmittel und nicht als Medikament zu vermarkten, was besonders beim Indikationsgebiet „Erkältungskrankheiten“ medizinisch unlauter sei, da die Wunderpille gegen Viren gar nichts ausrichten könne. Sie präsentierte der Konzernspitze einen ganzen Katalog unerwünschter ASPIRIN-Wirkungen: Magenschmerzen, Magenbluten, das Auslösen von Anfällen bei AsthmatikerInnen und beim in den Ländern der „Dritten Welt“ vertriebenen KINDER-ASPIRIN das lebensbedrohliche Reye-Syndrom. Versammlungsleiter Strenger wollte sich die Mängelliste aber nicht bis zum Ende anhören. Er unterbrach die Rednerin mit der Bemerkung, das Vorgetragene sei auf einer AktionärInnen-Veranstaltung fehl am Platz. „Wenn Sie die ASPIRIN-Reklamen im Eingangsbereich der Messehalle sehen, ist klar, was das mit der Hauptversammlung zu tun hat“, versetzte Fischer schlagfertig. Schwebende Verfahren und andere Ausflüchte Mit seinen Bemerkungen zur Berufung des BAYER-Steuerfachmannes Zitzelsberger ins Finanzministerium hätte Manfred Schneider Hubert Ostendorf (CBG) kein besseres Stichwort liefern können. In seiner Rede über BAYERs Extrem-Lobbyismus griff er die Worte des Vorstandsvorsitzenden sogleich als ein weiteres, besonders eindrucksvolles Beispiel auf. Ostendorf führte aus, wie es dem Leverkusener Chemie-Multi im Verbund mit anderen Unternehmen gelang, beim Schulministerium gentech- und chemiefreund- liche Lehrpläne durchzusetzen. Als flankierende Maßnahme zu dieser autoritären Akzeptanz-Erziehung sponserte BAYER gemeinsam mit dem Bundesforschungs- ministerium und dem Land Nordrhein-Westfalen das sog. BioTechMobil, das die Schulen, Marktplätze und Industriestandorte des Landes abklappert. Und es gelang sogar, Schulministerin Behler und Wirtschaftsminister Steinbrück vor den Karren dieses mit kompletten Labors ausgestatteten Propaganda-Gefährts zu spannen. Die Pharmakologin Dr. Sigrid Müller hatte schon auf der letzten Hauptversammlung zu den Risiken von BAYERs Alzheimer-Präparat METRIFONAT gesprochen und von Zwischenfällen bei der Erprobung berichtet. Durch einen neuerlichen Test-GAU in den USA – 20 ProbandInnen erlitten eine plötzliche Muskelschwäche – fühlte sie sich in ihrem Urteil bestätigt. „Warum haben Sie nicht auf uns gehört“, fragte sie BAYER-Chef Schneider eindringlich. Ein weiteres Mal schilderte sie die Gefahren des METRIFONAT-Wirkstoffes, eines Pestizids, und griff die Praxis des Konzerns an, Menschenversuche auch bei der Erprobung von Agrochemikalien durchzuführen. Als besonders skandalös hob Müller dabei hervor, daß den Testpersonen vorgegaukelt werde, es handle sich um die Erprobung eines Medikamentes. Für Manfred Schneider waren dies alles „Detailfragen“, auf die er nicht antworten könne. Zu den Menschen- versuchen erklärte er kurz und schmerzlos: „Wir müssen auch die Auswirkung von Stoffen auf Menschen überprüfen.“ André Schösser ist im letzten Jahr mehrere Monate lang in Brasilien gewesen und schilderte aus eigener Anschauung, welche verheerenden Auswirkungen das im Kaffeeanbau eingesetzte BAYER-Pestizid BAYSISTON auf die Gesundheit der LandarbeiterInnen hat. Obwohl nach internationalen Bestimmungen in der sog. Dritten Welt keine Agrochemikalien vertrieben werden dürfen, für deren Ausbringung aufwendige Schutzkleidung nötig ist, kann man BAYSISTON dort an jeder Straßenecke kaufen. Ungenügend über die Gefahren des Ackergifts informiert, streuen es die LandarbeiterInnen ungeschützt mit einem einfachen Kaffeelöffel auf den Plantagen aus und benutzen es sogar als Düngemittel für Mais- und Bohnenpflanzen. In Minas Gerais, dem Dorf, das Schösser besuchte, leiden folglich viele Menschen an Vergiftungs- symptomen, Lähmungserscheinungen und Atemwegserkrankungen - vereinzelt ist es sogar schon zu Todesfällen gekommen. Manfred Schneider ließ dieser eindrucksvolle Augenzeugenbericht völlig kalt: „Für den Rückzug des Produkts sehen wir keinen Grund.“ Wer geglaubt hatte, dass wenigstens das dunkle Kapitel IG FARBEN den Konzern- herrn zu verbindlicheren Tönen veranlassen könnte, sah sich bald getäuscht. Er fertigte David Rosenberg, Amerikaner jüdischer Abstammung, der extra aus Pittsburgh angereist war, um die BAYER-Spitze in leiser, eindringlicher Form zu einem angemessenen Umgang mit der Vergangenheit aufzufordern, genauso barsch ab wie die VorrednerInnen. BAYER sei 1951 neu gegründet worden, auch wenn es schwer falle, diese Tatsache zu akzeptieren, mit diesen Worten gliederte der Manager die Geschichte der IG FARBEN aus der des BAYER-Konzerns aus. Philipp Mimkes, der Geschäftsführer der CBG, widmete sich einigen besonders skandalträchtigen Vorkommnissen des Geschäftsjahres 1998. Er berichtete von den Protesten aufgebrachter französischer ImkerInnen gegen das BAYER-Pestizid GAUCHO, das ganze Bienenstämme verenden ließ und deshalb vom Landwirt- schaftsminister Jean Galvani verboten wurde. Sodann präsentierte Mimkes Vorstand und AktionärInnen ein Werbeblatt für das Holz„schutz“mittel XYLADECOR, wie es auf einer Agrarmesse in Kolumbien auslag. Offiziell hat BAYER sich seit dem Skandal um die massiven Gesundheitsschädigungen durch Holzgifte schon lange aus diesem Geschäftsfeld zurückgezogen. Das Prospekt zeigt nun aber, so Philipp Mimkes, dass der Konzern in weit von Europa entfernten Regionen noch auf die Ahnungslosigkeit der Kundschaft spekuliert und skrupellos weiter Profite auf Kosten der menschlichen Gesundheit macht. Der CBG-Geschäftsführer verlangte von der Vorstandsetage schließlich Auskunft darüber, warum das Unternehmen sich so beharrlich gegen die Schadstoff-Kontrolle durch die Emissionsfernüberwachung sträubt, wo es sich doch sonst so umweltbewusst gibt. Ein ganz besonders beschämendes Kapitel in der BAYER-Geschichte, das erst jetzt bekannt geworden ist, stellte für Mimkes ein „Arisierungsgeschäft“ des damals zur IG FARBEN gehörenden Krefelder Werkes dar. Es erwarb für eine lächerliche Summe den jüdischen Friedhof der Stadt, um das Gelände für eine Erweiterung der Produktionsstätten zu nutzen. Auf diese - fortdauernde - Grabschändung ging Manfred Schneider in seiner Antwort mit keiner Silbe ein. Zum Thema „GAUCHO“ gab er scheinheilig zu Protokoll: „An einer Klärung sind wir selbst dringend interessiert.“ Desweiteren sah er keine „Veranlassung, XYLADECOR in ein schlechtes Licht zu setzen“ und enthielt sich mit dem Hinweis auf ein schwebendes Verfahren Bemerkungen zur Emissionsfernüberwachung. In aller Ausführlichkeit wendete er sich dann wieder den Fragen „seiner“ AktionärInnen zu, die etwa umtrieb, ob BAYER durch den Kosovo-Krieg Umsatzeinbußen erleide. Eine Sorge, die Schneider zerstreuen konnte. Profitsplitter Für das Jahr 1998 wurde ein Gewinn vor Steuern in Höhe von 5,1 Milliarden Mark ausgewiesen. Jede/r weiß, dass ein solchermaßen deklarierter Gewinn nur einen Bruchteil des tatsächlichen Gewinns darstellt, denn auch BAYER wird alles tun, um die Steuern zu minimieren und sich entsprechend schlechtzurechnen. Bei einem ausgewiesenen Eigenkapital in Höhe von 23,9 Milliarden Mark entspricht der erzielte Gewinn einer Rendite von 21,3 %. An die AktionärInnen wurde eine Dividende von 2,00 Mark ausgeschüttet. Der achtköpfige Vorstand kassierte allein an ausgewiesenen Gehältern 15,2 Millionen Mark – im Durchschnitt also pro Kopf 1,9 Millionen Mark jährlich bzw. 161.500 Mark monatlich. Erbringen müssen diese Profite heute 145.100 MitarbeiterInnen, die im Durchschnitt jährlich 110.764 Mark verdienen. Dabei wurden von 1989 bis 1998 25.100 Arbeits- plätze vernichtet. Der Umsatz stieg im gleichen Zeitraum von 43,3 Millarden Mark auf 54,9 Milliarden Mark, der ausgewiesene Gewinn von 4,1 Milliarden Mark auf 5,1 Milliarden Mark. [gallery]

IG FARBEN!

CBG Redaktion

22. Februar 1999

Kein Neuanfang für IG FARBEN!

IG FARBEN sofort auflösen! Opfer endlich entschädigen!

Die IG FARBEN beabsichtigt, am 25. März 1999 in Frankfurt ihre Hauptversammlung durchzuführen. Auf der Tagesordnung steht die „Einrichtung einer Stiftung“, die Firma spricht von einem „Neuanfang“.
Der Sprecher der Kampagne ‚Nie wieder!‘, Axel Köhler-Schnura: “Für die IG FARBEN kann es keinen Neuanfang geben. Es ist eine Verhöhnung der Opfer und ihrer Angehörigen, daß die Reichsmark-Aktien dieser Gesellschaft noch immer - nun sogar mit einem Euro-Wechselkurs - an der Börse gehandelt werden! Für diesen Blutkonzern gibt es nur eine akzeptable Handlungsmöglichkeit: Sofortige Auflösung und Verwendung des gesamten Vermögens für Entschädigungsleistungen.„
Die gegen die IG FARBEN und die Nachfolge-Gesellschaften BAYER und BASF anhängigen Klagen zeigen, daß es auch mit Stiftungen keinen “Schlußstrich„ geben kann. Kritiker befürchten, dass die geplante Stiftung von der Schuld der Gesellschaft ablenken und eine umfassende Entschädigung verhindern soll. Außerdem wird kritisiert, daß die stadteigenen Firmen AUFBAU AG und SAALBAU GMBH der IG FARBEN Büroräume und Versammlungsräume vermieten.
Die IG FARBEN ist in die Verbrechen der Nazis verstrickt wie keine andere Gesellschaft in Deutschland, deshalb wurde sie 1949 in Nürnberg zur Auflösung verurteilt. Das Unternehmen unterhielt in Auschwitz/Monowitz ein eigenes Konzentrationslager, in dem über 30.000 Menschen vernichtet wurden und lieferte das ZYKLON B für die Gaskammern.
Die die Kampagne ‚Nie wieder!‘ unterstützenden ca. 2'000 Organisationen und Einzelpersonen fordern:
* Kein “Neuanfang„ für IG FARBEN! Die IG FARBEN i.A. muß ihre Geschäfte sofort beenden, der Handel mit diesen “Blut-Aktien" muß unterbunden werden.
* Die Hauptversammlung der IG FARBEN am 25. März 1999 in Frankfurt (Bergen-Enkheim), Stadthalle Bergen, Marktstr. 15 darf nicht stattfinden!
* Die angemessene Entschädigung aller IG FARBEN-ZwangsarbeiterInnen und ihrer Hinterbliebenen durch die IG FARBEN sowie die Nachfolgefirmen muß endlich erfolgen.
* Die IG FARBEN und die Nachfolgefirmen müssen die Finanzierung und den Erhalt der die IG FARBEN betreffenden Gedenkstätten Auschwitz und Schwarzheide sicherstellen.
* Die IG FARBEN und die Nachfolger müssen freien Zugang zu ihren Archiven gewähren.
Weitere Informationen senden wir Ihnen gerne zu!

USA

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 18.12.98

Aufarbeitung der Geschichte gefordert:

Amerikanische Initiative attackiert BAYER

Die amerikanische Gruppe Committee for Appropriate Acknowledgment hat sich heute mit einem offenen Brief an den Vorstandsvorsitzenden des BAYER-Konzerns, Manfred Schneider, gewandt. Die jüdische Initiative wirft dem Unternehmen vor, seiner Verantwortung, die aus der Beteiligung an dem Holocaust resultiert, nicht gerecht zu werden. Der Sprecher des Vereins, David Rosenberg, fordert: „Die Geschichte von BAYER ist eng mit der der IG Farben verbunden. Indem Sie sich der Vergangenheit stellen und den noch lebenden Opfern der IG Farben Gerechtigkeit zukommen lassen, können Sie auch zu diesem späten Zeitpunkt einen Rest an Moral demonstrieren.“ Die Gruppe aus Pittsburgh, dem Stammsitz der amerikanischen BAYER-Tochter, erinnert daran, daß Tausende von Zwangsarbeiter bis heute keinerlei finanzielle Kompensation erhalten haben.

Der offene Brief ist Teil einer internationalen Aktion, die am heutigen Freitag mit Demonstrationen in mehreren Städten auf die Rolle der IG Farben im Dritten Reich hinweist. Neben einer Auflösung der bis heute existenten IG Farben in Liquidation wird eine Haftung auch der Nachfolgegesellschaften BAYER, BASF und HOECHST gefordert. Hierzu Philipp Mimkes, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „BAYER darf die IG Farben i.L. nicht weiter als Blitzableiter benutzen. Das Unternehmen muß sich zu seiner Schuld bekennen und den Opfern von Zwangsarbeit und Menschenversuchen eine offene Entschuldigung aussprechen.“

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren war in den 80er Jahren einer der Initiatoren der Proteste gegen die IG Farben. Die IG hatte in Auschwitz ein eigenes Werk betrieben und etwa 300.000 Zwangsarbeiter ausgebeutet, auch an den Standorten Leverkusen und Krefeld gab es Arbeitslager. Bis heute weigert sich der Leverkusener Multi aber, den Opfern Entschädigungen zu zahlen. In den USA mußte der Konzern auf den Druck des Committee for Appropriate Acknowledgment reagieren. Helge Wehmeier, Vorsitzender der amerikanischen BAYER-Niederlassung, sprach eine „tiefe Entschuldigung dafür aus, was mein Land und die IG Farben Millionen von Opfern angetan haben“. In Deutschland bleibt das Unternehmen den Opfern eine ähnliche Erklärung bis heute schuldig.

Pestizide

CBG Redaktion

gemeinsame Pressemitteilung vom 25.11.98

Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) e.V.
GRÜNE LIGA Berlin e.V.-Netzwerk ökologischer Bewegung
Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) e.V.
Naturschutzbund NABU Landesverband Berlin e.V.

Offener Brief gegen Ausstellungs-Sponsoring

In einem offenen Brief äußern heute die Umweltverbände Grüne Liga, Coordination gegen BAYER-Gefahren, Naturschutzbund NABU und Pestizid Aktions-Netzwerk Kritik an der Ausstellung „Naturfotos des Jahres“. Im Berliner Museum für Naturkunde werden ab dem 1. Dezember die „schönsten Naturfotografien der Welt“ präsentiert - mit finanzieller Hilfe der Pestizidabteilung des Chemie-Konzerns Bayer. Die Ausstellung, die „die Schönheit und gleichzeitige Gefährdung unserer natürlichen Umwelt bewußt machen“ soll, wird von der Zeitschrift natur organisiert.

Philipp Mimkes von der CBG: „Das sinnvolle Anliegen, die Vielfalt und die gleichzeitige Bedrohung der Natur zu zeigen, wird durch die Zusammenarbeit mit einem Brunnenvergifter wie der Bayer AG völlig konterkariert. Ausgerechnet die engagierte Zeitschrift natur legitimiert somit den Einsatz von Pestiziden - obwohl dieser zu den großen ökologischen Problemen unserer Zeit gehört.“

Die Leverkusener Bayer AG gehört weltweit zu den fünf größten Pestizid-Herstellern. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO erleiden jährlich mehr als eine Million Menschen schwere Pestizid-Vergiftungen, rund 20.000 Fälle verlaufen tödlich. Die Welternährungsorganisation FAO spricht von einer „Umwelttragödie“. Die schleichende Vergiftung von Böden und Gewässern, die Ausrottung nützlicher Pflanzen- und Tierarten und die Zunahme pestizidresistenter Schädlinge stören das ökologische Gleichgewicht empfindlich. Pestizide gelten daher als ein wesentlicher Verursacher des Artensterbens. Allein in Deutschland werden jährlich mehr als 35.000 to Ackergifte versprüht, rund 30% unseres Grundwassers sind mit Pestiziden belastet.

Die Umweltverbände fordern das Museum für Naturkunde und die Zeitschrift natur auf, diese Zusammenarbeit mit der Bayer AG einzustellen. Eine solche Kooperation schadet dem Umwelt- und Naturschutz.

Zwangsarbeit

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 22.10.98

Nach dem Treffen von Gerhard Schröder mit den Spitzen der Industrie:

BAYER-Konzern muß angemessene Entschädigungen leisten

Anläßlich des gestrigen Treffens des designierten Kanzlers Schröder mit den Vorstandsvorsitzenden der größten deutschen Konzerne erklärt die Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V. (CBG): Das Chemieunternehmen BAYER muß endlich seine ehemaligen Arbeitssklaven gerecht und individuell entschädigen. Alle IG Farben-Zwangsarbeiter und ihre Hinterbliebenen müssen eine angemessene Entschädigung erhalten, notfalls müssen die Konzerne von der Regierung zu einem gerechten Verhalten gezwungen werden. Jetzt ist die letzte Chance, den Betroffenen noch zu helfen.

Jan Pehrke von der CBG: „Die Verantwortlichen bei BAYER handeln in dieser Frage völlig gewissenlos. Sie setzen auf die „biologische Lösung“ und warten den Tod des letzten Zwangsarbeiters ab. Gerade die IG Farben - Nachfolger BAYER, BASF und HOECHST tragen eine große historische Schuld, der sie endlich entsprechen müssen. Die neue Regierung ist gefordert, den notwendigen Druck auf die Verantwortlichen in den Unternehmen auszuüben.“ Ein diesbezüglich von der CBG initiierter Aufruf wird von Auschwitz-Komitee, Aktion Sühnezeichen, Gewerkschaften und Kritischen Aktionären unterstützt.

Die IG Farben hatte in Auschwitz ein Werk betrieben und etwa 300.000 Zwangsarbeiter ausgebeutet. Auch an den Werksstandorten Leverkusen und Krefeld gab es Arbeitslager. Hierzu Jan Pehrke: „BAYER profitiert noch heute von den Entdeckungen aus den IG-Laboren. Die Entwicklung zahlreicher Kunststoffe und Pharmazeutika fällt in die NS-Epoche und ist daher unauflöslich mit der Ausbeutung von Zwangsarbeitern und den unwürdigen Menschenversuchen in den KZ verbunden. BAYER, BASF und HOECHST müssen die Opfer ihrer skrupellosen Geschäftspolitik individuell und angemessenen entschädigen.“

Offener Brief

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 19.8.98

Nach Zahlungen von VW und der Schweizer Banken:

BAYER-Konzern zu Entschädigungen aufgefordert

In einem offenen Brief fordert die Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V. das Chemieunternehmen BAYER auf, seine ehemaligen Arbeitssklaven finanziell zu entschädigen. Wörtlich heißt es: „Die IG Farben-Firmen BAYER, BASF und HOECHST müssen mit ihrer historischen Schuld konfrontiert werden. Wir fordern eine angemessene Entschädigung aller IG Farben-Zwangsarbeiter und ihrer Hinterbliebenen durch die Nachfolgefirmen“. Das Auschwitz-Komitee, die Aktion Sühnezeichen, Gewerkschafter und Kritische Aktionäre unterstützen die Forderungen. Der Druck auf den BAYER-Konzern verstärkt sich, seit die Volkswagen AG die Ansprüche ehemaliger Zwangsarbeiter kürzlich anerkannte und sich zu Zahlungen bereiterklärt hat.

Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „BAYER profitiert noch heute von den Entdeckungen aus den IG-Laboren. Das Unternehmen bekennt sich unbefangen zu seiner Tradition, wenn es darum geht, „60 Jahre Polyurethan-Chemie“ oder „60 Jahre Perlon“ zu feiern. Die Entwicklung zahlreicher Kunststoffe und Pharmazeutika fällt in die NS-Epoche und ist daher unauflöslich mit der Ausbeutung von Zwangsarbeitern und den unwürdigen Menschenversuchen in den KZ verbunden. BAYER, BASF und HOECHST müssen sich zu ihrer unrühmlichen Geschichte bekennen und die Opfer ihrer skrupellosen Geschäftspolitik mit einer angemessenen Summe entschädigen.“

Die IG Farben hatte in Auschwitz ein Werk betrieben und etwa 300.000 Zwangsarbeiter ausgebeutet. Auch an den Werksstandorten Leverkusen und Krefeld gab es Arbeitslager. Bis heute weigert sich der Leverkusener Multi aber, den Opfern von Menschenversuchen und Sklavenarbeit eine Entschuldigung auszusprechen. In den USA hingegen mußte der Konzern auf Druck von jüdischen Organisationen reagieren: Helge Wehmeier, Vorsitzender der amerikanischen BAYER-Niederlassung, sprach eine „tiefe Entschuldigung dafür aus, was mein Land und die IG Farben Millionen von Opfern angetan haben“. Hierzu Jan Pehrke: „Die Verantwortlichen bei BAYER handeln in dieser Frage völlig gewissenlos und setzen auf die „biologische Lösung“, das heißt, sie warten den Tod des letzten Zwangsarbeiters ab. Der Konzern reagiert nur auf äußeren Druck, und jetzt ist die letzte Chance, den Betroffenen noch zu helfen“.

Störfall Dormagen

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 29.6.98

Ein Jahr nach dem Großunfall im BAYER-Werk Dormagen:

Fragen bleiben bis heute offen

Am 30. Juni 1997 platzte im BAYER-Werk Dormagen ein Reaktor zur Herstellung des Kunststoff-Vorprodukts Toluylendiamin (TDA). Die betreffende Anlage war erst wenige Monate zuvor in Betrieb genommen worden. 12 Tonnen des krebserregenden Stoffes traten aus, gerieten teilweise in Brand und gelangten bis über die Werksgrenzen. Trotz mehrmonatiger Untersuchungen durch den TÜV konnte die Unfallursache bis heute nicht zweifelsfrei ermittelt werden! Am 10. April diesen Jahres kam es wegen eines geplatzten Ventils erneut zu einer Freisetzung von 5 Tonnen TDA.

Folgende Fragen bleiben nach Meinung der Coordination gegen BAYER-Gefahren ungeklärt:

· BAYER führt die Explosion auf eine ungewöhnlich lange und verwinkelte Zuleitung zurück, in der sich Ablagerungen gebildet hätten. Warum wurde diese Leitungsführung gewählt? Wie konnte es zu der Sicherheitsabnahme der Anlage nur wenige Monate vor der Explosion kommen?
· Wie kann BAYER heute einen sicheren Betrieb garantieren, wenn die Gefahren seinerzeit nicht vorhergesehen wurden und die Ursache der Explosion noch immer nicht zweifelsfrei feststeht?
· Wie sieht die Zusammensetzung der entstandenen Brandgase aus? Welche Risiken (auch langfristig) gehen von ihnen aus? Warum wurden die Anwohner des Werkes nicht ärztlich untersucht?

Philipp Mimkes, Geschäftsführer der CBG: „Risikoreiche Anlagen müssen mit einer zusätzlichen Hülle gesichert werden. Denn obwohl Leckagen in druckführenden Rohren zu den häufigsten Ursachen von Störfällen gehören, bleibt bei BAYER eine Ummantelung von Anlagen und Leitungen die Ausnahme. Außerdem müssen die Anwohnerinnen und Anwohner gründlich über Gefahren risikoreicher Anlagen informiert werden, wie es auch §11 der Störfallverordnung verlangt. Hierzu gehört unter anderem eine detaillierte Aufzählung aller produzierten und gelagerten Stoffe, mit Mengenangaben und potentiellen Gesundheitsgefahren. Auf die lange Sicht muß es aus Sicherheitsgründen das Ziel sein, gefährliche Anlagen und Wohngebiete räumlich voneinander zu trennen.“