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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

BAYERs Giftspuren

CBG Redaktion

Corporate Europe Observatory legt Schwarzbuch vor

Das Corporate Europe Observatory (CEO) veröffentlichte im September diesen Jahres unter dem Titel „BAYER`s TOXIC TRAILS – market power, monopolies and the global lobbying of an agrochemical giant” einen 32 Seiten langen Bericht über den Agro-Riesen, der es in sich hat. 

Von Max Meurer

„In diesem Bericht untersuchen wir die toxischen Spuren, die BAYER während seiner langen Geschichte hinterlassen hat, und seine Pläne, sich in einer unsicheren Zukunft über Wasser zu halten – vom Glyphosathandel und neuen GMOs zur Behauptung, sein Agrarmodell sei ‚climate smart‘. Der modus operandi des Konzerns besteht darin, sich verschiedenen politischen Regimen anzunähern oder vorsichtig politischen Druck aufzubauen, um seine Produkte und seinen Monopolstatus durchzusetzen, wobei auf Marktmacht, Größe, finanzielle Assets und Lobbying als Werkzeuge zurückgegriffen wird“, so beginnt der Bericht des konzernkritischen Corporate Europe Observatory (CEO). Die 1997 gegründete NGO mit Sitz in Brüssel klärt über die kleinen und großen Schweinereien der europäischen Monopole auf. Da liegt auch der Blick auf BAYER nahe. 

BAYERs Landschaftspflege

Der BAYER-Konzern steckte 2023 sieben bis acht Millionen Euro in die Lobbyarbeit auf EU-Ebene. Mehr Geld gaben nur die IT-Unternehmen META und APPLE aus. Und dabei  ist noch zu bedenken, dass diese Zahlen auf den Angaben der Firmen selbst beruhen und überdies auf einem „Minimum“ basieren. Die realen Geldwerte sind also vermutlich noch deutlich höher.

Ein weiteres Beispiel für die Unzuverlässigkeit der genannten Zahlen stellt aber auch die jetzige BAYER-Tochter MONSANTO dar, die in der Vergangenheit etwa einen 14,5 Millionen Euro schweren Vertrag mit der Lobbyfirma Fleishman-Hillard abgeschlossen hatte, der nicht im EU-Transparenzregister auftauchte. Und MONSANTO hatte allen Grund, diesen zu verschweigen. Fleishman-Hillard bespitzelte für das Unternehmen nämlich über tausend AktivistInnen, PolitikerInnen, JournalistInnen und WissenschaftlerInnen und bewertete ihre Nähe zum Agro-Riesen mit Noten von „0“ bis „5“. Eine spezielle Liste zum umstrittenen Herbizid Glyphosat, die im Zuge der Ende 2017 anstehenden Entscheidung der EU über die Verlängerung der Zulassung entstand, führte 74 Personen auf und teilte diese in Kategorien wie „Verbündeter“, „möglicher Verbündeter“, „zu erziehen“ und „beobachten“ ein. Wohlmeinende fütterte FLEISHMAN HILLARD dann mit Propaganda-Material bis hin zu vorfabrizierten Twitter-Meldungen. Damit nicht genug, kaufte MONSANTO auch noch WissenschaftlerInnen ein, die bloß ihren Namen unter Entlastungsstudien setzen mussten, pflegte enge Beziehungen zu PrüferInnen und PolitikerInnen und betrieb eine strategische Manipulation und Einschüchterung der Presse, wie der Report unter Berufung auf die – ebenfalls von MONSANTO ausspionierte – investigative Journalistin Carey Gillam festhält.

Zu diesem toxischen Umgang mit der Presse gesellt sich dann der mindestens genauso fragwürdige Umgang mit der Toxizität der eigenen Produkte: So hat BAYER beispielsweise im Juni 2021 100.000 US-Dollar an das „Genetic Literacy Project“ für seine Bemühungen gezahlt, in den USA „übertriebene legislative Eingriffe ins genetic engineering“ in den USA zu verhindern.

Innerhalb der EU findet sich BAYER regelmäßig unter den Top 5 derjenigen Unternehmen wieder, die das meiste Geld in die Lobbyarbeit pumpen. Die Pflege der politischen Landschaft läuft dabei natürlich nicht nur direkt und indirekt über das Gespräch mit Abgeordneten, sondern auch über Industrieverbände, „Öffentlichkeitsarbeit“ und viele weitere Wege. Exemplarisch für die Bemühungen des Großkonzerns, Gesetzesvorhaben zu beeinflussen, ist etwa sein Versuch, am „Green New Deal“ der EU rumzudoktern. Zu diesem Zweck trafen sich seine LobbyistInnen sechsmal mit dem einst für den Green Deal zuständigen EU-Kommissar Frans Timmermans, viermal mit Phil Hogan und Valdis Dombrovskis (ehemals Generaldirektion Handel), dreimal mit Janusz Wojciechowski (ehemals Generaldirektion Agrar) und vielen weiteren Verantwortlichen, um Änderungen zu verlangen. 

Die Kiste mit dem Glyphosat

Ein besonders kontroverses Vorhaben des BAYER-Konzerns bildet einen weiteren Fokus des Berichts: Die EU-weite Glyphosat-Zulassungsverlängerung im letzten Jahr. Die Genehmigung lief ursprünglich im Dezember 2022 aus, aber das Herbizid durfte noch bis Dezember 2023 noch einmal eine Ehrenrunde drehen. Die PolitikerInnen vor allem Deutschlands schmissen sich für den Agrarriesen immer wieder massiv in die Bresche. Das war auch notwendig, denn, wie „BAYER’s Toxic Trails“ über die vorletzte Verlängerungsentscheidung im Jahr 2018 festhält: „Zu diesem Zeitpunkt wurde die Verlängerung beschlossen, obwohl eine Mehrheit im Europäischen Parlament gegen sie war und nur eine knappe Mehrheit im EU-Rat, angeführt vom deutschen CDU-Landwirtschaftsminister, für die Glyphosatzulassungsverlängerung stimmte, und zwar gegen den Beschluss der Regierungskoalition, sich zu enthalten.“ 

Auch im Fall von Glyphosat erweisen sich also die Lobbybemühungen BAYERs und seiner Tochtergesellschaft MONSANTO als ausgesprochen wirkungsvoll, denn die öffentlichen Diskussionen über das Mittel sind von Ablehnung und Kritik geprägt. Das hat Gründe: Allein in den USA gab es schon 170.000 Klagen auf Entschädigung. Die meisten der Betroffenen leiden am Non-Hodgkin-Lymphom – einer bestimmten Form des Lymphdrüsen-Krebses. Darauf reagierte MONSANTO wie gewohnt: Der Konzern startete eine Kampagne gegen die „International Agency for Research on Cancer“ (IARC) der Weltgesundheitsorganisation, die Glyphosat als „wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft hatte. Zudem unternahm er es, inkriminierende Krebsstudien als unglaubwürdig darzustellen und dazu, so der damalige MONSANTO-Manager Samuel Murphy wörtlich: „internationale KrebsforscherInnen, die es für wahrscheinlich hielten, dass Glyphosat-Herbizide für Menschen karzinogen sein könnten, zu diskreditieren und stattdessen die Gegenbotschaft der Sicherheit von Glyphosat zu verbreiten“.

Trotz dieser Vorfälle, trotz diverser wissenschaftlicher Belege für die krebserregende Wirkung von Glyphosat wurde die EU-Zulassungsverlängerung im Herbst 2023 schließlich durchgedrückt. Das Pestizid-Aktionsnetzwerk (PAN) fasste die Entscheidung wie folgt zusammen: Die Wiederzulassung sei „eine Verletzung des EU-Pestizidgesetzes, das festhält, dass Gesundheit und Umwelt absoluten Vorrang haben. Im Falle von grundsätzlichen Zweifeln muss das Vorsorge-Prinzip Anwendung finden.“ PAN und weitere NGOs stellten daraufhin den Antrag, das Votum zu überprüfen. Das lehnte die EU-Kommission jedoch ab. Deshalb ziehen die Organisationen nun vor den Europäischen Gerichtshof. 

Lobbying als Teilhabe?

Eine weiterer ausführlicher Teil des Berichts widmet sich den Lobby-Bemühungen von BAYER in den USA, wo das Unternehmen zuletzt durch hohe Wahlkampfspenden an Donald Trump von sich reden machte. BAYER-Chef Bill Anderson sieht darin kein Problem, ganz im Gegenteil. So schreibt er im Vorwort des konzerneigenen „BAYER Political Advocacy Transparency Report“: „Politische Einflussnahme oder Lobbying bedeutet, sich an demokratischen Prozessen zu beteiligen und die Politik mitzugestalten, indem die Interessen einer Person oder einer Organisation gegenüber PolitikerInnen und Institutionen, die regulatorische Rahmenbedingungen und Gesetze schaffen, die den Kernbereich ihrer Aktivitäten und Geschäfte berühren, kommuniziert werden. Findet dies in einer ethischen und verantwortungsvollen Weise statt, dann ist Lobbying ein wichtiger und legitimer Teil des politischen Prozesses, der Interessen ausbalanciert.“ So kann mensch es auch formulieren, wobei der „ethische“ und „verantwortungsvolle“ Teil bei BAYER offensichtlich öfter mal über die Planke gehen muss. 

Mit der Transparenz verhält es sich ähnlich, die hat in der Praxis nämlich Hinterzimmer-Absprachen zu weichen. Mit Informationen darüber, wie ein Meinungsfindungsprozess ausgewogen sein soll, wenn auf der einen Seite milliardenschwere Großkonzerne und auf der anderen Privatpersonen und NGOs stehen, hält sich Anderson sehr bewusst zurück. Eine mit BAYER vergleichbare Lobby haben darüber hinaus weder die LandwirtInnen in Südamerika, die der Großkonzern mit seinen Lizenz-Verträgen für Gen-Pflanzen geknebelt hält, noch die Geschädigten der Agro-Chemikalien made in Leverkusen. 

Weltweiter Giftexport

Eine ganze Reihe von BAYER-Pestiziden ist ob ihrer gesundheitsschädlichen Wirkung in der EU zwar verboten, wird jedoch von BAYER trotzdem in alle Welt exportiert. So gelangten den Organisationen PUBLIC EYE und UNEARTH zufolge 2018 2.500 Tonnen solcher Mittel in die Länder des Globalen Südens. Der Grund: In diesen Staaten ist der Umgang mit den Risiken noch deutlich laxer als in der EU, wodurch der Konzern auf dem Rücken von Betroffenen Extraprofite erwirtschaften kann. Diese Gelegenheit lässt sich der Agroriese natürlich nicht entgehen. 

In den betroffenen Ländern bemüht er sich dabei um einen besonders engen Draht zu den Machthabern. Zum ultrarechten brasilianischen Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro pflegte der Chemiemulti darum sehr herzliche Beziehungen. Und das nicht ohne Grund: So war es doch Bolsonaro, der mit seinen Deregulierungskampagnen die Bahn für viele BAYER-Gifte freimachte. Das ließ sich der Agroriese auch einiges kosten: so flossen nach offiziellen Angaben rund 1,5 Millionen Euro in die brasilianischen Lobbykassen (die Dunkelziffer dürfte auch hier deutlich höher liegen). Darüber hinaus sponserte das Unternehmen Thinktanks wie das „Instituto Pensar Agro“, über das sich die Türen zur Politikelite des Landes öffnen lassen. 60 Treffen von BAYER-VertreterInnen mit der brasilianischen Regierung fanden laut dem CEO-Report allein zwischen 2019 und 2022 statt. Und das ist kein Wunder: Brasilien ist auch ein extrem wichtiger Abnehmer von Glyphosat und glyphosat-resistenten Gen-Pflanzen. Der Fuß in der Tür zahlt sich für den Global Player also aus. 

Und in Brüssel lobbyierte er erfolgreich für die Beibehaltung der doppelten Standards und brachte das anvisierte Export-Verbot erst einmal zu Fall. Auch Versuche der EU, die Gift-Dosen auf den Äckern der Mitgliedsländer zu verringern, torpedierte er in Tateinheit mit anderen Agro-Riesen und den entsprechenden Unternehmensverbänden. Die Europäische Union knickte ein und gab das Ziel, den Pestizid-Verbrauch bis zum Jahr 2030 auf die Hälfte zu senken, auf.

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Lektüre des BAYER-Schwerpunktreports des Corporate Europe Observatory, zu dem auch die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN ein bisschen was beigesteuert hat, lohnt! Neben den Punkten, die wir in diesem Artikel behandelt haben, gibt es darin auch zahlreiche Infos über die Rolle der von BAYER mitgegründeten I.G. FARBEN zur Zeit des Hitlerfaschismus, Details und Zahlen zur Verstrickung von BAYER in weltweiten Lobby-Strukturen und hunderte Querverweise zu weiteren großen und kleinen Machenschaften des Chemieriesen – dringende Leseempfehlung also für alle AktivistInnen! ⎜

Die CBG-Jahrestagung

CBG Redaktion

BAYER und die Bauern-Frage

Am 12. Oktober fand in Düsseldorf die Jahrestagung der Coordination gegen Bayer-Gefahren statt. Zum Thema „BAYER und die Bauern-Frage  – Profite, Proteste und Perspektiven“ referierten Aktive aus den verschiedenen Feldern der konzernkritischen Bewegung und regten damit lange Diskussionen an.

Von Max Meurer

Um 10 Uhr eröffnete das langjährige CBG-Mitglied Sibylle Arians die Jahrestagung. Sie übernahm die Moderation und führte in das Thema ein. Dabei bezog sie sich kenntnisreich auf die Ursprünge der Coordination, die als Bürgerinitiative in den 70er Jahren ihren Anfang nahm. Mittlerweile kann die CBG, wie Arians hervorhob, stolz darauf sein, dass der BAYER-Konzern der einzige Multi ist, über den es aus den sozialen Bewegungen heraus ein seit Jahrzehnten lückenlos geführtes Archiv gibt. Auch die jährlichen Aktivitäten kritischer AktionärInnen, die Präsenz auf Demonstrationen der Umweltbewegung und die breite Vernetzung der Coordination stellte die Moderatorin heraus und schloss mit dem Aufruf, sich an den zahlreichen Aktionsformen breit zu beteiligen – denn diese seien heute so wichtig wie eh und je. 

Die Proteste

Den ersten Vortrag hielt dann Bernd Schmitz, seines Zeichens stellvertretender Bundesgeschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) zum Thema „Essen ist politisch“. Die AbL entstand 1980 als Interessensvertretung vor allem kleiner und mittlerer Höfe, die sich im Programm des „Deutschen Bauernverbandes“ nicht repräsentiert sahen, da dieser vor allem die Interessen der industriellen Landwirtschaft und der Großbetriebe vertritt. Schmitz selbst führte, wie er berichtete, längere Zeit einen konventionell geführten Milchwirtschaftsbetrieb, bis er auf die Gentechnik im Futter für seine Kühe stieß. „Das war ein politisierender Moment“, so Schmitz, der von da ab begann, seinen Hof auf Bioproduktion umzustellen. 

Er referierte im Folgenden allerdings vor allem über die Bauernproteste, die seit 2023 in ganz Europa auftraten. Die große Unzufriedenheit, so Schmitz, die die Bauern und BäuerInnen massenhaft auf die Straßen trieb, habe verschiedene Ursachen: Einerseits das – als Folge des Klimawandels – ausgesprochen schlechte Wetter für Ackerbau und Viehzucht, das die Erträge der Landwirtschaft stark beeinträchtigte, andererseits aber auch die Maßnahmen der Ampel-Koalition, die die Landwirtschaft mindestens genauso in Not brachten. So wurde eine neue Steuer auf landwirtschaftliche Kraftfahrzeuge eingeführt, die erst nach massiver Kritik kleinlaut wieder zurückgenommen wurde. Gleichzeitig wurden die vormaligen Steuervergünstigen für Agrardiesel einkassiert. Leidtragende dieser Maßnahmen waren vor allem die kleineren LandwirtInnen. 

Ebenfalls zum Kontext gehöre die Spaltung im Deutschen Bauernverband, aus der „Land schafft Verbindung“ (LSV) entstand. Diese stünden mitunter auch für diejenigen LandwirtInnen, so Schmitz, die auf selbstorganisierte Protestkultur statt auf Absprachen mit der Industrie und der CDU/CSU setzten. So hatte LSV, im Gegensatz zum Bauernverband, auch von Beginn an zu den Protesten mobilisiert, bis selbiger versuchte, die Proteste des LSV durch den Aufruf zur zentralen Demo am 18.12. wieder einzufangen. Der LSV ist jedoch nicht unumstritten: Viele werfen ihm vor, Positionen und Mitgliedern der AfD sehr viel Platz einzuräumen. Schmitz berichtete darum auch über die Kontroversen rund um den Umgang mit dem LSV, dem er selbst eher kritisch gegenübersteht. 

Blickt mensch auf die Lage der Bauern und BäuerInnen, so ist der Unmut sehr nachvollziehbar, denn auch in der Landwirtschaft greift die Zentralisation der Produktion um sich. Schmitz berichtet etwa, dass es 1995 noch 555.065 Höfe gegeben habe. Diese Zahl ist heute auf weniger als die Hälfte (262.776) gefallen, während die Fläche pro Betrieb stieg. Die Höfe sind also auf größtmögliche Produktivität angewiesen, wenn sie in der verschärften Konkurrenz untereinander als Zulieferer bestehen wollen. Auch die neue Agrarpolitik der EU spielt vor allem Großkonzernen in die Karten, während die Subventionen für die Landwirtschaft 2024 merklich niedriger waren als noch 2021. Lagen sie damals (von Seiten der Bundesrepublik) noch bei 3,2 Mrd. Euro, fielen sie 2024 auf 2,4 Mrd. Wozu die langfristige Entwicklung führt, erläuterte der Referent: Der Anteil der  Wertschöpfungskette, den die Bauern und Bäuerinnen bekommen, sinkt, und immer mehr Investoren sichern sich Ackerland und treiben so die Preise hoch.

Auch für Schmitz selbst hatte das alles Folgen. Frustriert schilderte er seine Einkommenssituation. Vor Jahren habe er noch doppelt so viel für seine konventionell erzeugte Milch bekommen wie jetzt für seine Öko-Milch. Allein die Umstellung auf Bio-Produktion, so Schmitz, ist bereits immens teuer und erfordert nicht selten die Bereitschaft zu großen Gewinneinbußen, so dass sie für viele LandwirtInnen keine wirkliche Alternative darstellt. Für ihn war sie nach eigenen Aussagen nur möglich, weil er vorher lange Zeit konventionelle Landwirtschaft betrieben hatte. Die Selbstorganisation in Konzepten von Solidarischer Landwirtschaft, die Netzwerke zwischen ErzeugerInnen und VerbraucherInnen unter Ausschluss von ALDI & Co. aufbaut, hilft einigen LandwirtInnen über die Runden zu kommen, doch allzu verbreitet ist diese Alternative noch nicht, bedauerte Schmitz. 

Aktivität entfalten

Nach einer musikalischen Einlage von Lars Ulla Krajewski stellte Marius Stelzmann, Geschäftsführer der Coordination, die CBG-Highlights des Jahres vor. Ein beeindruckender Videoclip dokumentierte hier die Aktionen bei BAYERs AktionärInnen-Versammlung. Es zeigte AktivistInnen aus unterschiedlichen Kontexten, die das Wort gegen die menschen- und umweltfeindliche, profitorientierte Praxis des Leverkusener Multis ergreifen. Mithilfe einer Signal-Gruppe und der besseren Bewerbung des Termins auf der Website soll die Beteiligung an den Protesten in Zukunft noch erhöht werden. 

Im Anschluss war Tina Marie Jahn von INKOTA an der Reihe. Die Geografin widmete sich der Agrarökologie. Jahn, die an der TU Dresden forscht und Mitglied der „Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit“ ist, arbeitete die Unterschiede zwischen der Agrarökologie und anderen Formen von Landwirtschaft heraus wie z. B. die Fokussierung auf Nachhaltigkeit und Biodiversität. Bei der Agrarökologie handelt es sich allerdings um mehr als nur eine neue Spielart der biologischen Landwirtschaft: Sie will ganzheitlich und unter Zusammenwirken aller Beteiligten Alternativen zur konventionellen Landwirtschaft vor allem in armen, weil ausgebeuteten Ländern anbieten. Dabei gehe es, so Jahn, nicht zuletzt um „Self-Empowerment der von Armut Betroffenen“. Die Agrarökologie versteht sich deshalb durchaus als eine soziale Bewegung, andererseits aber auch als eine wissenschaftliche Strömung, die auf interdisziplinäres Arbeiten setzt  – und natürlich als landwirtschaftliche Praxis. Dabei profitiere sie der Geografin zufolge als „Bottom-up“-Ansatz vor allem vom lokalen Wissen der Bevölkerung, der geholfen werden soll, lokale Lösungen zu finden.  Als Problem der Agrarökologie benannte Jahn die Gefahr eines „Greenwashings“ durch ein Kapern des Begriffs von Seiten der Industrie, ohne ihn wirklich mit Inhalt zu füllen.

Die BAYER-Propaganda

Besonders bemerkenswert waren im Referat die Entgegnungen auf Zitate von Matthias Berninger, seines Zeichens Leiter der Abteilung „Öffentlichkeit und Nachhaltigkeit“ bei der BAYER AG, ein waschechter Greenwashing-Experte also. Berninger, der nach seinem Ausscheiden aus der parlamentarischen Arbeit für die Grünen konsequenterweise direkt zum Süßwaren-Hersteller MARS und von da zu BAYER wechselte, warnt bereits seit Jahren vor den angeblichen Gefahren der „Ideologie der Agrarökologie“. So verweist er beispielsweise auf Sri Lanka, wo „zuerst die Agrikultur, dann die Wirtschaft und schließlich die Regierung kollabiert“ sei. Grund dafür sei in erster Linie das Verbot von Pestiziden und Düngern gewesen. Für BAYER führte er ins Feld, dass die Heuschreckenplage in Ostafrika ohne Ackergifte nicht erfolgreich bekämpft hätte werden können. 

Unter Verweis auf die Projekte, die INKOTA in zahlreichen afrikanischen Ländern begleitet, entlarvte Jahn die Aussagen des Agrochemie-Propagandisten als das, was sie letztlich sind: Lügen auf dem Rücken der unterdrückten Völker Afrikas und Südasiens. In Sri Lanka, so führte Jahn aus, hätte das Ziel niemals sein dürfen, die Landwirtschaft von heute auf morgen auf Bioökologie umzustellen. Dieser Prozesse nehme längere Zeit in Anspruch, ansonsten wäre ein solches Vorhaben zum Scheitern verurteilt.

Berninger ignoriert darüber hinaus die wirtschaftlich sehr angespannte Lage des in seiner Geschichte von Neokolonialismus, reaktionären Putschversuchen, Militärregimen und Umweltkatastrophen heimgesuchten Staats, der nun endlich unter Führung einer souveränen, linken Regierung eigene Entscheidungen trifft. Die Verbalattacken Berningers gegen Sri Lanka sind vor diesem Hintergrund ausgesprochen schwer nachvollziehbar und wirken eher wie ein Schuss ins eigene Bein. 

Zum Schluss brachte Tina Marie Jahn das Anliegen der Agrarökologie noch einmal auf den Punkt. „Es geht darum, dass wir eine sozial gerechte Lösung finden, unser Ernährungssystem zu reformieren und dabei die BäuerInnen in den Mittelpunkt zu stellen.“ In der anschließenden Diskussion wurde nicht zuletzt der Einfluss zahlreicher, angeblich wohltätiger Stiftungen wie der „Bill and Melinda Gates Foundation“ problematisiert, die den Globalen Süden in Tateinheit mit BAYER & Co Top down auf das westliche agro-industrielle Modell einschwören wollen. 

BAYER und die Bauernfrage

Bei dessen Etablierung hat BAYER eine bedeutende Rolle gespielt, wie Jan Pehrke von der CBG an dem Tag darlegte. Bereits 1892 formulierte der Konzern das Ziel, „der Landwirtschaft mit Forschungsergebnissen aus der Chemie zu helfen“. Das hinderte freilich das von seinem eigenen Altruismus begeisterte Unternehmen nicht daran, im Ersten Weltkrieg bereits auch an Kriegswaffen zu forschen, doch das nur am Rande. Bereits 1920 richtete es eine eigene Landwirtschaftsabteilung ein, 1924 eröffnete BAYER in Leverkusen das „Biologische Institut der Pflanzenschutz-Versuchsabteilung“. 

Heute wie damals sucht der Konzern natürlich den direkten Draht zu den Politik-Strukturen. Constantin Heereman von Zuydtwyck war eben nicht nur ein führender CDU-Politiker, Präsident des Bauernverbands und sieben Jahre lang Abgeordneter im Bundestag, sondern auch Mitglied des Aufsichtsrats der BAYER AG. Er symbolisierte so die enge Verknüpfung von Monopol und Staat im Kapitalismus imperialistischen Stadiums und nahm die Aufgabe wahr, die Bauernverbandsmitglieder im Interesse der GroßlandwirtInnen und Großunternehmen stillzustellen. Und wenn es dann doch einmal gärte, fand Heereman – wie alle seine NachfolgerInnen auch – Mittel und Wege, die Empörung auf system-verträgliche Bahnen zu lenken. 

Für Pehrke stellt BAYER die eine Seite des Agrosystems dar, die den LandwirtInnen das Leben zur Hölle macht. Mangels Konkurrenz kann der Global Player ihnen die Preise für Pestizide und Saatgut genauso aufzwingen, wie es auf der anderen Seite ALDI & Co. tun. Trotzdem geriert sich der Konzern als großer Freund der Bauern und Bäuerinnen. Zu den Bauernprotesten fiel Cropscience-Chef Rodrigo Santos sogar folgender mutiger Satz ein: „Landwirte wollen für ihren Beitrag zur Gesellschaft anerkannt werden. Wir alle können ihre Arbeit unterstützen, ob wir nun direkt mit ihnen zusammenarbeiten, Gesetze schreiben oder ihre Produkte konsumieren“. Das fällt dann in eine Reihe mit der Selbstdarstellung, der BAYER-Konzern sorge sich vor allem um die Ernährung der Weltbevölkerung. Dreist? Sicherlich. Ehrlich? Auf keinen Fall.

Der CBG-Vorstand zog eine negative Bilanz der Bauernproteste. Sie stellten das agro-industrielle Modell, das unter anderem BAYER symbolisiert, nicht in Frage. Dieses ist sogar durch die Schwächung der Umweltschutz-Auflagen auf nationaler und internationaler Ebene noch stabilisiert worden. „Auf die Politik ist also nicht zu hoffen“, resümierte er: „Es wird bei Gelegenheiten wie der nächsten ‚Wir haben Agro-Industrie satt‘-Demo in Berlin wieder viel Druck von Umweltverbänden, der bäuerlichen Landwirtschaft und von Verbraucherschutz-Organisationen erfordern, um doch noch etwas zu bewegen.

Wie geht’s weiter? 

Zum Abschluss des Tages ergriff nochmal Marius Stelzmann das Wort und wies auf die schwierige Lage von Organisationen wie der CBG in den aktuellen Kriegs- und Krisenzeiten hin. Er stellte dabei heraus: „Damit wir weiterhin eine Antwort finden können auf die Konzernpolitik von BAYER, müssen wir uns auch finanziell absichern.“ Er bedankte sich dabei bei den jahrelangen SpenderInnen und bat auch weiterhin um die Unterstützung konzernkritischer Organisationen wie der CBG. Dafür brauche es aber neben Geld vor allem Aktive, die bereit sind, diesen Kampf mit der Organisation zu führen. „Wenn ihr Leute kennt, von denen ihr denkt, dass die an unserem Kampf Interesse haben könnten, sprecht sie an auf die CBG!“, appellierte er darum an die BesucherInnen. Denn das Ziel sei allein mit einer gelungenen Aktion oder einer gewonnenen Klage noch nicht erreicht. „Diese Konzerne müssen unter demokratische Kontrolle gestellt werden, und daran arbeiten wir mit langem Atem!“ hielt Stelzmann zum Abschluss fest. ⎜

BAYER wählt Trump

CBG Redaktion

Über 120.000 Dollar an Wahlkampf-Spenden

Die Spenden des BAYER-Konzerns bei der US-amerikanischen Präsidentschaftswahl flossen mehrheitlich dem republikanischen Lager zu. Der Leverkusener Multi erhofft sich von einer Regierung unter Donald Trump bessere Geschäfte, weniger Umweltauflagen und mehr Rechtsschutz in Sachen „Glyphosat“.

Von Jan Pehrke

Mit rund 60 Prozent seines Budgets unterstützte BAYER bei der US-Wahl Trump & Co. 122.000 Dollar gingen an republikanische KandidatInnen, PolitikerInnen von den Demokraten mussten sich mit 77.000 Dollar begnügen. 

Auch in Sachen „Unternehmenssteuern“ spricht aus Sicht BAYERs wenig für die Demokraten. Während diese im Wahlkampf bekanntgaben, den Satz von 21 auf 28 Prozent erhöhen wollen, kündigten die Republikaner eine Absenkung auf 15 Prozent an. 

Umweltpolitisch erwartet der Agro-Riese ebenfalls von den Republikanern mehr bzw. weniger. Der von Trump als neuer Leiter der US-Umweltbehörde EPA bestimmte Lee Zeldin scheint dafür genau der richtige Mann zu sein. „Am ersten Tag und in den ersten 100 Tagen haben wir die Möglichkeit, Vorschriften abzubauen, die die Unternehmen in Schwierigkeiten bringen“, sagte er kurz nach seiner Nominierung. Zu seinem Arbeitsprogramm gehört unter anderem, „die Vorherrschaft der USA im Energiebereich wiederherzustellen“ und „unsere Auto-Industrie wiederzubeleben“. Als Kongress-Abgeordneter stimmte er dafür, der Environment Protection Agency den Etat zu kürzen und sah besonders deren Klimaschutz-Maßnahmen kritisch. Folgerichtig befürwortete er den Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaschutz-Abkommen. Nur beim Umgang mit der Ewigkeitschemikalie PFAS (siehe S. 20 ff.) sah auch Zeldin Handlungsbedarf.

Die Frage, ob die Trump-Wahl dem Konzern dabei helfen könnte, den Fall „Glyphosat“ mit den 63.000 noch anhängigen Entschädigungsklagen zu den Akten zu legen, bejahte BAYER-Chef Bill Anderson bei der letzten Bilanzpressekonferenz im November (siehe auch „O-Ton BAYER“) in einem etwas mäandernden Exkurs. „Ich bin mir nicht sicher, ob das einen direkten Einfluss auf die laufenden Verfahren hat“, hob er an, stellte dann wirtschaftlichen Themen wie die Inflation im Allgemeinen und die Lebensmittel-Inflation im Besonderen als wahlentscheidend dar und brachte da irgendwie auch Glyphosat unter. Das Herbizid wirke als Inflationsbremse, weil es die Ernten schütze und so Verknappungen auf dem Nahrungsmittel-Sektor verhindere, behauptete er. Das haben nach seiner Wahrnehmung jetzt auch immer mehr PolitikerInnen eingesehen. Und so schloss Anderson seine Ausführungen zu Trump mit dem Satz: „Darum denken wir, dass das Umfeld dem Fortschritt förderlich ist. Und wir erwarten, diesen Fortschritt 2025 zu sehen.“

Nicht nur BAYER schüttete mehr Geld für die Republikaner aus als für die Demokraten. BASF, BOEHRINGER, COVESTRO, FRESENIUS, HEIDELBERG MATERIALS und andere deutsche Unternehmen taten es dem Leverkusener Multi gleich. Auch US-Konzerne präferierten überwiegend Trump & Co. Besonders viel spendete TESLA-Gründer Elon Musk mit 118 Millionen Dollar. Aber die Investition lohnte sich. Donald Trump richtete für ihn das „Department of Government Efficiency” ein. Sein Arbeitsauftrag lautet, „die Regierungsbürokratie zu zerlegen“, und der Superreiche stellte dann auch gleich eine Schocktherapie für das „System“ in Aussicht. 

Die Leitung des Departments teilt der AfD-Fan sich mit seinem Milliardärskollegen Vivek Ramaswamy. Dieser machte sein Geld mit der Arznei-Firma ROIVANT SCIENCES, die auch schon mit BAYER ins Geschäft kam. Die Pillen-Riesen erhoffen sich von ihm, den von Trump als Gesundheitsminister vorgesehenen Robert F. Kennedy Jr. im Zaum halten zu können, der ein Gegner von Big Pharma und Anhänger alternativer Heilmethoden ist. Im Zuge seiner „Make America Healthy Again“-Kampagne versprach RFK Jr. nichts weniger, als dass „alle Menschen vor schädlichen Chemikalien, Schadstoffen, Pestiziden, pharmazeutischen Produkten und Lebensmittel-Zusätzen geschützt werden“. Darüber hinaus kritisiert er die Arbeit der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA massiv und will die Medikamenten-Werbung verbieten. BAYER & Co. dürften also so einiges Lobby-Geld locker machen, um den Senat dazu zu bewegen, gegen die Ernennung von Kennedy Jr. zum „Secretary of the Department of Health and Human Services“ zu stimmen.

Die Wall Street erlangte ebenfalls wichtige Positionen in der künftigen US-Regierung. Scott Bessent, der Besitzer des Hedgefonds KEY SQUARE CAPITAL, übernimmt das Finanzministerium und Howard Lutnick, Chef des Hedgefonds CANTOR FITZGERALD, das Handelsministerium. Als Vize-Präsident fungiert überdies der von dem millionen-schweren ultrarechten Tech-Mogul Peter Thiel – „Ich glaube nicht mehr, dass Freiheit mit Demokratie vereinbar ist“ – aufgebaute J. D. Vance. Zudem plant Trump dem Webportal politico zufolge, das Verteidigungsministerium mit VertreterInnen von Rüstungsfirmen wie PALANTIR und ANDURIL zu besetzen. 

Somit steht die Verwandlung der USA in eine rechtspopulistische Plutokratie bevor. Nicht umsonst verzeichnete der „Bloomberg Billionaire Index“ am Tag des Wahlsiegs von Donald Trump den höchsten Ausschlag in seiner Geschichte: Das Vermögen der zehn reichsten Superreichen vermehrte sich über Nacht um ca. 64 Milliarden Dollar.  ⎜ 

BAYER strebt angeblich Vergleiche in Sachen „Glyphosat“ an

CBG Redaktion

Presse-Information vom 16.05.25

Neuer juristischer Winkelzug?

Nach einem Bericht des „Wall Street Journals“ unternimmt der BAYER-Konzern einen neuen Vorstoß in Sachen „Glyphosat-Entschädigungsprozesse“. Er strebt im Bundesstaat Missouri – Gerichtsstand der meisten der 67.000 noch anhängigen Klagen – einen Vergleich mit Vorbildcharakter für die übrigen Fälle an. Der Zeitung zufolge hat der Leverkusener Multi aber auch einen Plan B: „Der Agrarriese bereitet sich darauf vor, seine US-Tochter MONSANTO in Konkurs gehen zu lassen, falls eine Einigung mit Schadenersatzklägern scheitert.“ 

„Wenn das stimmen sollte, wäre das infam. BAYER droht mit einer Teil-Insolvenz, die die Glyphosat-Geschädigten fast leer ausgehen lassen würde, um eine möglichst billige Lösung zu erreichen. Die Frage ist, ob die Gerichte das mitmachen werden“, so Brigitte Hincha-Weisel von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG). 

Das Wirtschaftsrecht im Bundesstaat Texas (1) ermöglicht solche Teil-Insolvenzen. Als „Texas Two-Step“ firmiert das in Unternehmenskreisen. Bei dieser Operation würde der Global Player aus der MONSANTO COMPANY eine Art Bad Bank machen, indem er aus ihr alle Vermögenswerte wie etwa Patente abzieht, sodass nur eine – endliche – Summe an Rückstellungen für die Prozesse übrigbleibt. 

Johnson & Johnson hatte jüngst versucht, sich auf diese Weise Schadensersatz-Ansprüchen in Milliarden-Höhe wegen Asbest-verseuchtem Babypuder zu entziehen, was allerdings scheiterte.

(1) Korrektur: BAYER prüft die Option einer klassischen Teil-Insolvenz nach dem Chapter 11 – keine nach der Möglichkeit, die das Wirtschaftsrecht im Bundesstaat Texas bietet.

CBG kritisiert Werksschließung

CBG Redaktion

Presse-Information vom 13.05.25

Bei BAYER müssen immer die Beschäftigten zahlen!

Am gestrigen Montag kündigte der BAYER-Konzern wegen rückläufiger Gewinne in der Agrar-Sparte die Schließung des Standortes Frankfurt mit 500 Beschäftigten an. Am Standort Dormagen will er 200 von bisher 1.200 Arbeitsplätzen vernichten. „Das ist ein schwieriger Schritt, aber er ist notwendig, um die globale Wettbewerbsfähigkeit der Division sicherzustellen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende Bill Anderson zu der „Optimierung des Produktionsnetzwerks“. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren kritisiert die Entscheidung massiv. „Wie immer bei BAYER müssen die Beschäftigten für Management-Fehler büßen“, konstatiert Brigitte Hincha-Weisel.
BAYER-Chef Bill Anderson führte zur Begründung des Kahlschlags die Ertragseinbrüche bei den Pestiziden wegen der steigenden Konkurrenz aus China und anderen Ländern an. Zudem klagte er über „zunehmende regulatorische Beschränkungen“ wie die Aussetzung der Zulassung für Dicamba. Die US-Behörden hatten das Herbizid aus dem Verkehr gezogen, weil es nach dem Ausbringen nicht an Ort und Stelle bleibt, sondern zu Ackerfrüchten hintreibt, die gegen den Stoff gentechnisch nicht gewappnet sind und deshalb eingehen. Millionen Dollar musste der Agro-Riese deshalb schon an Schadensersatz zahlen.
Die gegenwärtige Situation zwinge BAYER Anderson zufolge dazu, sich auf innovative Produkte mit hoher Wertschöpfung zu konzentrieren „und andere Aktivitäten zu konsolidieren oder einzustellen“. Bei der Konkurrenz stellt sich die Lage jedoch deutlich anders dar. Sowohl Syngenta als auch Corteva erwirtschaften hohe Profite und nehmen keine Einschnitte vor.
Die IG Bergbau, Chemie, Energie und die Betriebsräte reagierten erbost auf die nochmalige Forcierung des Rationalisierungsprogramms, das seit Anfang 2024 bereits 11.000 Jobs gekostet hat. „Diese Schließungspläne sind eine Zäsur in der 162-jährigen Konzern-Geschichte und stehen im Widerspruch zum erklärten BAYER-Bekenntnis zum Heimat-Standort Deutschland“, konstatierte Francesco Grioli von der IG BCE. Die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Heike Hausfeld sprach derweil von einem „Zustand des permanenten Ausnahmezustands“ beim Leverkusener Multi und zeigte sich nicht gewillt, die Abwicklung des Standorts Frankfurt klaglos hinzunehmen. „Wir werden den Standort Frankfurt nicht aufgeben und kämpfen für die Rechte der Kolleginnen und Kollegen“, so Hausfeld.

CBG zur Erklärung deutscher Unternehmen zum 8. Mai

CBG Redaktion

Presse-Information vom 09.05.25

BAYER & Co. müssen sich an den Taten messen lassen!

Auf Initiative des BAYER-Konzerns haben 49 Firmen zum 80. Jahrestag der Befreiung Deutschlands vom Faschismus eine Erklärung veröffentlicht, in der sie sich zu ihrer Mitschuld an der Terror-Herrschaft bekennen. „Deutsche Unternehmen trugen dazu bei, die Herrschaft der Nationalsozialisten zu festigen. Auf ihren eigenen Vorteil bedacht, waren viele Unternehmen und ihre damaligen Akteure verstrickt“, konstatieren die Firmen. Sie ziehen daraus die Lehre, „die Zerbrechlichkeit der Demokratie immer wieder zu erkennen“ und Errungenschaften wie Rechtsstaatlichkeit und Freiheit zu schützen.

„Die Coordination gegen BAYER-Gefahren begrüßt diese Stellungnahme. Allerdings betreibt gerade BAYER die Aufarbeitung nur halbherzig. Zudem zieht der Leverkusener Multi daraus keine Lehren für die Gegenwart“, erklärt Brigitte Hincha-Weisel vom Vorstand der Coordination.

So widmet der Agro-Riese der Zeit des Nationalsozialismus auf seiner Website in den Ausführungen zur Unternehmensgeschichte keinen eigenen Abschnitt. Stattdessen behandelt er sie als einen Abschnitt der Periode, die mit dem Jahr 1925 beginnt und 1945 endet. Zudem spielt der Konzern die aktive Rolle herunter, die die von ihm mitgegründete I. G. FARBEN in der Diktatur gespielt hat. Das Regime habe die I.G. „als einen der ‚kriegs- und lebenswichtigen‘ Betriebe der deutschen Wirtschaft“ eingestuft, steht da zu lesen. Dabei war es die Interessensgemeinschaft, die die Blaupause für den Vierjahresplan erarbeitete, mit dem Hitler & Co. die Wirtschaft wehrtüchtig machten. Auch weist die Darstellung viele Lücken auf: kein Wort zu den Wahlkampf-Spenden an die NSDAP, kein Wort zur Einbindung von I.G.-Managern in das NS-System, kein Wort zu Zyklon B und kein Wort zu den medizinischen Experimenten mit KZ-Häftlingen.

Mit der 1988 publizierten Firmen-Chronik „Meilensteine“ verhält es sich ähnlich. „Die Mobilisierung der Wirtschaft folgte den Plänen der Regierung“, heißt es dort etwa und „Die Behandlung der Zwangsarbeiter wurde durch staatliche Vorschriften bis ins Detail geregelt“. Auch mit deren Beschäftigung bei der Errichtung einer Produktionsanlage in unmittelbarer Nähe von Auschwitz hatte die I.G. FARBEN angeblich nicht viel zu tun: „Nachdem das Oberkommando der Wehrmacht den Plan für das I.G.-Werk genehmigt hatte, erteilte Göring Himmler den Auftrag, den Bau mit Häftlingen zu unterstützen.“ Und mit der Verurteilung von Fritz ter Meer zu sieben Jahren Haft bei den Nürnberger Nachfolge-Prozessen hadern die „Meilensteine“ ebenfalls: „In der Industrie war man bestürzt über dieses Urteil. Man wusste, dass ter Meer kein Nazi gewesen war.“ Alles nur „die Folge einer Zwangslage, in der die meisten nicht anders gehandelt hätten“.

Überdies tut sich BAYER schwer damit, „die Zerbrechlichkeit der Demokratie immer wieder zu erkennen“ und entsprechend zu handeln, wie Hans van Scharen vom „Corporate Europe Observatory“ dem Konzern vor zwei Wochen auf der Hauptversammlung in Bezug auf Trump vorwarf. Der Global Player unterstützte ihn nämlich im Wahlkampf massiv durch Spenden und sein Vorstandsvorsitzender nahm sogar als einziger Chef eines DAX-Unternehmens persönlich an der Amtseinführung teil. Dass der Politiker den Klimawandel leugnet, abfällig über Minderheiten spricht, Gerichtsurteile missachtet und an Kongress und Senat vorbeiregiert, stört den Agro-Riesen dabei nicht groß. Die Aktien-Gesellschaft ist nämlich wiederum „auf ihren eigenen Vorteil bedacht“. Sie erhofft sich nämlich unter den Republikanern bessere Chancen für ein Ende der juristischen Probleme mit Glyphosat als unter den Demokraten.

Von Scharens Großvater Karel musste in Auschwitz auf der I.G.-Baustelle Zwangsarbeit leisten, ohne dafür je eine Entschädigung erhalten zu haben. „Aus tragischen historischen Ereignissen wie diesem sollten wir lernen und ähnliche private und kollektive Fehleinschätzungen und Fehler vermeiden“, resümierte Hans van Scharen. Aber gerade das vermisste er beim Leverkusener Multi.  „Doch leider sehen wir heute, wie BAYER als großes europäisches Unternehmen den Ring einer neuen und schockierenden Diktatur küsst, die direkt vor unseren Augen im Entstehen begriffen ist: die Diktatur von Donald Trump in Washington. Sie mögen diese Vergleiche unpassend finden, aber ich bin nicht der Einzige. Der einstige stellvertretende Präsident der USA, Al Gore, hat gerade gestern dasselbe getan“, so der Belgier. 

Die CBG zum Tag der Befreiung

CBG Redaktion

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Die Alliierten hatten Deutschland vom Faschismus befreit. Die 1925 von BAYER und anderen Chemie-Gesellschaften gegründete I.G. FARBEN hatte den Nazis durch üppige Parteispenden an die NSDAP mit zur Macht verholfen. Fortan bildete sie das industrielle Rückgrat des Hitler-Regimes und stellte ihm auch wichtiges Personal wie etwa Wehrwirtschaftsführer. Unter anderem arbeitete die Interessensgemeinschaft die Blaupause für den Vierjahresplan aus, mit dem Hitler & Co. die Wirtschaft wehrtüchtig machten. Als es dann 1939 soweit war, konnte das Unternehmen die Armee fast alleine ausstatten. Im Schlepptau der Raubzüge nahm es sofort die chemischen Anlagen der überfallenden Länder in Beschlag. Zudem betätigten sich Beschäftigte der Auslandsniederlassungen als Spione und fertigten Karten-Material für Bombenangriffe an. 

An der Vernichtungspolitik wirkte die I.G. FARBEN ebenfalls mit. Ihre Tochterfirma DEGESCH lieferte den Nazis mit Zyklon B die Mordwaffe. Zudem errichtete der Konzern in unmittelbarer Nähe zu Auschwitz ein eigenes Werk, um beim Bau auf ZwangsarbeiterInnen zugreifen zu können. Später unterhielt er in der Nähe der Baustelle sogar ein firmen-eigenes KZ. Damit nicht genug, dienten die Häftlinge der I.G. auch noch als Versuchskaninchen für medizinische Experimente. 

„Sollte es zu Wirtschaftsklagen kommen, würde das Material den Verteidigern den Schlaf rauben“, schwante deshalb dem I.G.-Vorstandsmitglied Georg von Schnitzler. Und zunächst sah es auch ganz danach aus. Aber es kam anders. Die Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozesse widmeten der I.G. FARBEN zwar einen eigenen Verfahrensstrang, und von den 23 angeklagten Managern landeten auch 13 im Gefängnis, sie mussten ihre Haftstrafen allerdings nicht voll abbüßen. Die Zeiten hatten sich nämlich geändert. Im Zuge des Kalten Krieges baute der Westen wieder auf Deutschland. Deshalb erfolgte auch nicht wie ursprünglich vorgesehen eine radikale Zerschlagung des Mörder-Kombinats. Es blieb bei einer Entflechtung, die die tragenden Säulen BAYER, BASF und HOECHST unangetastet ließ. Resultat: Kaum 20 Jahre nach dem Neustart erreichten die drei Gesellschaften für sich allein eine Größe, die derjenigen der I.G. FARBEN in ihren besten Zeiten entsprach. 

CBG zum Tag der Arbeit

CBG Redaktion

Presse-Information vom 30.04.25

Arbeitsplatz-Vernichter BAYER

Der 1. Mai ist ein trauriger Tag für die BAYER-Beschäftigten. Das zwei Milliarden Euro schwere Rationalisierungsprogramm„Dynamic Shared Ownership“ (DSO) vernichtet immer mehr Arbeitsplätze. Als „Fortschritte bei der Transformation“ feiert der Leverkusener Multi das dann zu allem Übel auch noch auf seinen Bilanzpressekonferenzen ab.

Dieser „Transformation“ fielen seit Anfang 2024 bereits 10.000 Stellen zum Opfer. Um nicht weniger als zehn Prozent schrumpfte die Belegschaft. Das sorgt für erhebliche Unruhe unter den BAYER-WerkerInnen. „Viele wissen nicht, wo sie am Ende landen, sie sind nervös“, vertraute ein Angestellter dem „Handelsblatt“ an. Und ein Pharma-Manager bekundete gegenüber der „Wirtschaftswoche“: „So mies war die Stimmung noch nie.“ Allenfalls Krokodilstränen vergießt BAYER-Arbeitsdirektorin und „Chief Talent Officer“ Heike Prinz darüber. „Manche Gespräche sind natürlich emotional“, weiß sie über die nicht ganz einfachen Termine in der Personalabteilung zu berichten. 

Auch ansonsten steht es mit den Arbeitsbedingungen beim Konzern nicht eben zum Besten. Der aktuelle Bericht zum Lieferkettensorgfaltspflichten-Gesetz weist 64 Meldungen über Arbeitsschutz-Verletzungen und Gesundheitsgefährdungen am Arbeitsplatz aus. Bei den 61 Meldungen die Zulieferer von BAYER betreffend kommt da erschwerend noch Kinderarbeit, Behinderung gewerkschaftlicher Tätigkeit, Lohnraub und Diskriminierung am Arbeitsplatz hinzu.

„Die Lage der BAYER-Beschäftigten ist prekär. Ihre Rechte gilt es zu stärken. Dazu braucht es aber eine selbstbewusste IG Bergbau, Chemie und Energie, die nicht länger auf Co-Management setzt“, hält Brigitte Hincha-Weisel vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren fest.

Offener Brief an die Bayer-Aktionäre – 25. April 2025

CBG Redaktion

Sehr geehrte Damen und Herren,

Im Vorfeld der Bayer-Hauptversammlung schreiben wir, zivilgesellschaftliche Organisationen von beiden Seiten des Atlantiks und anderen Teilen der Welt, Ihnen wegen der anhaltenden Lobbying-Aktivitäten des Unternehmens, insbesondere in den USA, die auf Kosten der Rechte von US-Bürgern gehen. Unserer Ansicht nach werden diese Aktivitäten weder dem Bayer-eigenen Verhaltenskodex[1] noch den allgemeinen Grundsätzen der Unternehmensverantwortung gerecht, wie dem Internationalen Verhaltenskodex für Pestizid-Management[2] und den Grundprinzipien des UN Global Compact[3].

Im Jahr 2024 erklärte Bayer-CEO Bill Anderson, dass beim „Aufbau eines Unternehmens (...) ein gemeinsamer Sinn für Integrität und ein starker ethischer Kodex absolut unverzichtbar sind”, und rief „jeden im Team Bayer (...) dazu auf, sicherzustellen, dass wir integer handeln”. Herr Anderson erklärte auch:  „Politische Interessenvertretung oder Lobbying bedeutet, sich an demokratischen Prozessen zu beteiligen und die Politik mitzugestalten, indem man die Interessen einer Person oder einer Organisation gegenüber denjenigen Politikern und Institutionen vertritt, die politische und regulatorische Rahmenbedingungen schaffen, die sich auf den Tätigkeitsbereich oder das Geschäft jener auswirken”.

Seit mindestens zwei Jahren betreibt der in Europa ansässige multinationale Konzern Bayer in den USA jedoch eine intensive Lobbykampagne, die weit über das bloße „Vermitteln der Interessen einer Person oder Organisation gegenüber Politikern und Institutionen, die politische und rechtliche Rahmenbedingungen schaffen”, hinausgeht. In den letzten zehn Jahren haben 181.000 US-Bürger Klage gegen das Unternehmen eingereicht, weil sie sich nicht ausreichend über die Gefahren des Glyphosat-Herbizids „Roundup” informiert fühlten. Viele von ihnen haben Schadensersatz in Höhe von mehreren Millionen und sogar mehreren Milliarden Dollar erstritten, und Zehntausende haben von Bayer Vergleichszahlungen erhalten. Doch viele weitere Verfahren laufen noch.

Bayer reagiert nun mit Lobbyarbeit auf bundesstaatlicher und zentralstaatlicher Ebene, um Bürger daran zu hindern, die Hersteller giftiger Produkte zu verklagen, wenn sie gesundheitliche Schäden erleiden. Wie die Washington Postberichtet[4], enthält der Entwurf des US-Landwirtschaftsgesetzes einen Abschnitt, der „mit Hilfe von Bayer entworfen” wurde und der die bundesstaatlichen und lokalen Behörden daran hindern würde, ihre eigenen Standards für Sicherheitswarnungen bei Pestiziden festzulegen. Dies kann nicht als „ethisches und verantwortungsvolles” Verhalten angesehen werden. Entsprechende Gesetze sind in mindestens acht US-Bundesstaaten eingebracht worden[5] und werden in mehr als zwanzig Staaten vorbereitet. Nach eigenen Angaben gab Bayer im Jahr 2023 18 Millionen US-Dollar für Lobbyarbeit in den USA aus. 

Aus Gerichtsdokumenten geht hervor[6] , dass Bayer und Monsanto die wissenschaftlichen Erkenntnisse[7],[8] zu Glyphosat und glyphosatbasierten Herbiziden wie Roundup lange und aggressiv bekämpft haben. In einem offenen Brief vom April letzten Jahres bezeichnete Bayer wissenschaftliche Studien, die in den Roundup-Prozessen vorgelegt wurden, als „Junk Science“. Dazu gehören auch Studien von Wissenschaftlern, die unabhängig von den Pestizidunternehmen arbeiten und die von der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC) überprüft wurden und dazu führten, dass diese Glyphosat als wahrscheinlich krebserregend für den Menschen einstufte.

Erst im Dezember 2023 legte eine Studie des US National Institute of Health neue Beweise dafür vor, dass die Exposition gegenüber Glyphosat mit oxidativem Stress beim Menschen verbunden ist, der bekanntermaßen zu vielen Krankheiten, einschließlich Krebs, führt[9]. Daraufhin reichte in den USA ein Bündnis aus Landarbeitern, Vertretern der öffentlichen Gesundheit und Umweltschützern eine  Petition bei der US-Umweltschutzbehörde (EPA) ein und forderte die sofortige Aussetzung der Zulassung von Glyphosat[10].

Tatsächlich versprach der Bayer-Konzern 2023, Glyphosat in den USA aus den für Privat-Anwender bestimmten Roundup-Produkten zu entfernen – nur um dann alles noch schlimmer zu machen, indem er vier Chemikalien hinzufügte, von denen zwei in der EU verboten sind, darunter Diquatdibromid. Wie FOE US berichtet, macht dies das neue Roundup im Durchschnitt nach langfristiger Exposition 45-mal giftiger für die menschliche Gesundheit als die alte Version.

Auf der ganzen Welt versucht Bayer mit seinen tiefen Taschen, Gesetze und Verordnungen zu untergraben, die die Bevölkerung und die Umwelt schützen und somit dem Allgemeinwohl dienen sollen, und setzt dabei eine breite Palette von Lobbytaktiken ein[11]. In Europa zum Beispiel hat Bayer – zusammen mit seiner Lobbygruppe Croplife EU – hart dafür gekämpft, eine Verordnung zur Reduzierung von Pestiziden zu Fall zu bringen, die ein wesentlicher Bestandteil des EU Green Deal ist.

Dies steht auch in krassem Gegensatz zu dem, was EU-Politiker in ihrem Bericht über die Monsanto-Papiere[12]dargelegt haben. Die Autoren – Mitglieder des Europäischen Parlaments – erklärten, dass wir stärkere Maßnahmen zum Risikomanagement benötigen: „Das Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel sollte weiterhin wissenschaftlich fundiert sein und auf unabhängigen, transparenten und effizienten Verfahren beruhen“ und „die für die Bewertung verwendeten Studien sollten unabhängiger sein und auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruhen, um Interessenkonflikte zu vermeiden”.

Die Lobbykampagne von Bayer in den USA hat nun in mehreren US-Bundesstaaten Kämpfe zwischen Bauernverbänden entfacht. Aaron Lehman, ein Mais- und Sojabohnenfarmer aus Iowa und Präsident der Iowa Farmers Union, sagte in The New Lede und The Guardian: „Wir sind sehr besorgt. Unsere Landwirte sind der Meinung, dass sie bei Verletzungen oder Krankheiten, die auf den Einsatz von Pestiziden zurückzuführen sind, Zugang zu den Gerichten haben sollten. Wir sind einfach der Meinung, dass dieser Zugang niemandem versperrt werden sollte”.

Der Bayer-Konzern behauptet, die Gesetzesänderungen seien einfach notwendig, um seine „wichtigen Investitionen” zu schützen und um sicherzustellen, dass die Landwirte nicht den Zugang zu Roundup verlieren. Dies steht in krassem Widerspruch zu dem von Bayer selbst für sich reklamierten Wert der „Integrität” und international anerkannten Standards.

Das Ziel der Lobbykampagne von Bayer ist einfach: Gewinnmaximierung und die Aufrechterhaltung einer nahezu monopolistischen Kontrolle über die kommerziellen Saatgut- und Pestizidmärkte[13]. Wie der US-Wissenschaftler Phil Howard schrieb, schaden die kommerziellen Strategien von Bayer auch den Landwirten in den USA: „Die Konzentration auf dem Agrar-Markt verringert die Autonomie der Landwirte und verteilt Kosten und Nutzen über die gesamte Lebensmittelkette, was die Einkommen der Landwirte drückt”[14].

Kurz gesagt: Bayers Fehlkalkulation beim Kauf von Monsanto für 53 Milliarden Euro im Jahr 2018 geht auf Kosten von Verbrauchern, Landwirten und der Demokratie, wobei kommerzielle Interessen offenkundig über die Belange der öffentlichen Gesundheit und der Umwelt gestellt werden.  

In Anbetracht dessen fordern wir, die unterzeichnenden Organisationen aus den USA, der EU und anderen Teilen der Welt Sie auf, folgende Forderungen an den Bayer-Vorstand zu stellen:

  • Stellen Sie die Bemühungen um ein Immunitätsgesetz für Glyphosat in den USA ein
  • Unterlassen Sie weitere Lobbyarbeit, die dem öffentlichen Interesse schadet
  • Hören Sie auf, die wissenschaftliche Integrität zu untergraben, indem Sie die unabhängige Wissenschaft angreifen, und respektieren Sie stattdessen das Vorsorgeprinzip.


[1]    Wie internationale Untersuchungen zeigen, erwirtschaften die größten Agrarchemieunternehmen der Welt (BASF, Bayer Crop Science, Corteva Agriscience, FMC und Syngenta/Synochem) mehr als ein Drittel ihres Umsatzes mit hochgefährlichen Pestiziden - den Pestiziden, die für die menschliche Gesundheit und die Umwelt am schädlichsten sind. Siehe: https://www.publiceye.ch/en/media-corner/press-releases/detail/pesticide-giants-make-billions-from-bee-harming-and-carcinogenic-chemicals

[2]    Die letzte Fassung des Internationalen Verhaltenskodexes mit Schwerpunkt auf der öffentlichen Gesundheit „konzentriert sich auf Risikominderung, indem sie die Länder auffordert, hochgefährliche Pestizide zu identifizieren und falls nötig aus dem Verkehr zu ziehen“, und fordert die Industrie und die Regierungen auf, „alle erforderlichen Vorkehrungen zum Schutz von Arbeitnehmern, Unbeteiligten, nahe gelegenen Gemeinden und der Umwelt zu treffen“; siehe: https://openknowledge.fao.org/server/api/core/bitstreams/a9191456-07cb-4a79-9dce-50472e31b694/content

[3]    https://unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles/principle-7 und https://unglobalcompact.org/what-is-gc/mission/principles/principle-9

[4]    Washington Post, 20 Juni 2024. ‘Bayer lobbies Congress to help fight lawsuits tying Roundup to cancer’: https://www.washingtonpost.com/business/2024/06/20/bayer-roundup-farm-bill-lobbying/

[5]    The Guardian, 10 Februar 2025. ‘Farmers ‘very worried’ as US pesticide firms push sto bar cancer diagnoses lawsuits’: https://www.theguardian.com/environment/2025/feb/10/pesticide-lawsuits-cancer-gag-act

[6]    https://www.wisnerbaum.com/toxic-tort-law/monsanto-roundup-lawsuit/monsanto-papers/

[7]    https://www.wisnerbaum.com/documents/monsanto-documents-chart-101217.pdf

[8]    Dazu gehören die Manipulation der Wissenschaft, einschließlich Ghostwriting, die Finanzierung von Desinformationskampagnen, die Beeinflussung von Regulierungsbehörden und die Organisation einer Hetzkampagne gegen das IARC. Siehe: https://stopglyphosate.eu/policy-and-scientific-integrity/

[9]    Glyphosate Use and Mosaic Loss of Chromosome Y among Male Farmers in the Agricultural Health Study : https://ehp.niehs.nih.gov/doi/10.1289/EHP12834 and: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36629488/

[10]  https://www.centerforfoodsafety.org/files/12-13-23_glycancelpet_final_85692.pdf

[11]  Bayer und Monsanto haben die Handelspolitik genutzt, um Drittländer zur Änderung ihrer Gesetze zu zwingen, während sie gleichzeitig die politischen Entscheidungsträger mit Investitionsversprechen hinhielten und ablenkten. Diese Taktik wurde in der ganzen Welt angewandt: in der EU und den USA, aber auch in Thailand, Mexiko und in afrikanischen Ländern. Siehe: https://www.corporateeurope.org/en/2024/09/bayers-toxic-trails

[12]  https://www.europarl.europa.eu/news/en/press-room/20181206IPR21260/pesticides-meps-propose-blueprint-to-improve-eu-approval-procedure

[13]  Nur vier multinationale Konzerne - Bayer, BASF, Corteva und Syngenta - kontrollieren über 65 % des weltweiten Handels mit Pestiziden und mindestens die Hälfte des weltweiten Saatguthandels, was einen Markt von mehreren Milliarden Euro darstellt. Siehe: https://philhoward.net/2020/11/19/concentration-and-its-impacts/

[14]  https://philhoward.net/2020/11/19/concentration-and-its-impacts/

CBG reicht zur Hauptversammlung Gegenanträge ein

CBG Redaktion

Presse-Information vom 16.04.25

Die andere BAYER-Bilanz

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hat zur BAYER-Hauptversammlung am 25. April zahlreiche Gegenanträge eingereicht. „Mit unseren Gegenanträgen legen wir die etwas andere BAYER-Bilanz vor. Sie zeigt, welch katastrophale Folgen für Mensch, Tier und Umwelt die gnadenlose Profit-Jagd des Konzerns hat“, erklärt Brigitte Hincha-Weisel vom CBG-Vorstand. 

So setzt die Coordination die prekären Lieferketten des Leverkusener Multis auf die Tagesordnung der Hauptversammlung. Auch die Pestizid-Nebenwirkung „Parkinson“ und das besondere Gefährdungspotenzial von PFAS-haltigen Ackergiften macht sie zum Thema. Zudem wendet sich die CBG gegen das Vorhaben des Global Players, eine Kapital-Erhöhung vorzunehmen, um sich ein Polster für die Glyphosat-Entschädigungsverfahren und „andere Maßnahmen im Zusammenhang mit einer weitgehenden Eindämmung von Klage-Verfahren in den USA“ zu verschaffen. Ihrer Ansicht nach besteht die einzige Möglichkeit, die Rechtsstreitigkeiten in Sachen „Glyphosat“ zu beenden, darin,die Vermarktung des Herbizids zu beenden. Wäre dieser Schritt schon frühzeitig erfolgt, hätte das den Beschäftigten auch das Rationalisierungsprogramm „Dynamic Shared Ownership“ erspart, das bis dato bereits 7.000 Arbeitsplätze gekostet hat.

Die Zusammenarbeit BAYERs mit der PR-Agentur V-Fluence und deren Netzwerk-Portal „Bonus Eventus“ stößt ebenfalls auf Kritik, denn das US-Unternehmen pflegt die politische Landschaft mit äußerst zweifelhaften Methoden im Sinne der Agro-Riesen. Darüber hinaus schrieb die CBG einen Gegenantrag zur Weigerung des Leverkusener Multis, Verantwortung für die bis in die 1970er Jahre hinein an Heimkindern durchgeführten Arznei-Tests zu übernehmen. Damit nicht genug, fordert sie die AktionärInnen auf, dem Vorstand kein neues Mandat zur Abhaltung von virtuellen Hauptversammlungen zu erteilen: „Solange die Hauptversammlung lediglich online im virtuellen Raum stattfindet, ist sie kein Ort des wirklichen Austausches zwischen AktionärInnen und Management mehr.“

Darum gibt es von der Coordination neben virtuellem Protest in Form von Online-Reden auch weiterhin physischen Protest. Sie hält zeitgleich mit Hauptversammlung eine Kundgebung vor BAYERs Konzern-Zentrale in Leverkusen ab. Dort wie bei der HV selbst kommen neben den Themen der Gegenanträge noch viele weitere zur Sprache. Unter anderem beteiligen sich an der Konzern-Kritik das Pestizid Aktions-Netzwerk, die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, das Gen-ethische Netzwerk, das Umweltinstitut München, der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzen-Vielfalt und das Corporate Europe Observatory. 

Das Corporate Europe Observatory wird im Vorfeld der Hauptversammlung überdies einen an die BAYER-AktionärInnen gerichteten – und von zahlreichen US-amerikanischen und europäischen Organisationen unterzeichneten – offenen Brief veröffentlichen. Dieser prangert die Bestrebungen des Konzerns an, in den Vereinigten Staaten mit immensem Lobby-Einsatz Gesetze zu lancieren, die Glyphosat Straffreiheit verschaffen sollen. 

CBG beim Klimastreik

CBG Redaktion

Der BAYER-Konzern stößt immens viel Kohlendioxid aus, und er gedenkt auch nicht, dagegen irgendetwas zu tun. Seit Jahren bewegen sich seine CO2-Emissionen um die Marke von drei Millionen Tonnen pro Jahr herum. Darum beteiligte sich die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN am 11. April 2025 wieder am weltweiten Klimastreik. Sie ging in Düsseldorf mit auf die Straße, wo die Demonstration am Burgplatz begann. Dort brauchten die TeilnehmerInnen ihren Blick nur ein wenig von der Bühne ab auf den Rhein zu richten, um die Dringlichkeit ihres Anliegens bestätigt zu finden; „die niedrigsten Wasserstände seit mindestens 20 Jahren in einem April“ machte das „Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Rhein“ aus. Darunter leidet zwar auch der Leverkusener Multi selbst, aber er zeigt sich gewappnet. „Generell sind wir auf Ereignisse wie Hoch- und Niedrigwasser organisatorisch vorbereitet. Unter anderem können wir auf andere Transport-Möglichkeiten ausweichen“, verlautete aus der Unternehmenszentrale.

CBG zum Welt-Parkinson-Tag

CBG Redaktion

Presse-Information vom 10.04.25

BAYER & Co. müssen die Behandlungskosten mittragen!

Anlässlich des morgigen Welt-Parkinson-Tages fordert die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) die Bundesregierung auf, die Empfehlung des „Ärztlichen Sachverständigenbeirats“ „Parkinson durch Pestizide“ als Berufskrankheit bei LandwirtInnen anzuerkennen, rasch umzusetzen. „Die Politik muss die
Berufskrankheiten-Verordnung jetzt entsprechend ergänzen. Sie darf nicht auf den letzten Metern vor der geballten Lobby-Macht einknicken“, so CBG-Vorständin Brigitte Hincha-Weisel.

Die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) hat aktuell 8.000 Parkinson-PatientInnen unter ihren Mitgliedern. Sie rechnet durch die neue Regelung mit zusätzlichen finanziellen Belastungen von bis zu 270 Millionen Euro pro Jahr. Nicht zuletzt um das zu schultern, hat die Berufsgenossenschaft der LandwirtInnen ihre Beiträge um rund 20 Prozent erhöht. „Die Gefährdeten selbst sollen also zahlen und nicht die Gefährder. Das geht nicht an. BAYER und die anderen Pestizid-Produzenten müssen hier ihren Beitrag leisten“, verlangt Brigitte Hincha-Weisel.

Dazu haben sich BAYER und die anderen im Industrieverband Agrar (IVA) organisierten Hersteller bisher jedoch nicht bereit erklärt. Sie leugnen sogar den Tatbestand. „Die Entstehung von Parkinson ist komplex und in der Medizin nicht vollständig geklärt“, behauptet der IVA. Die vorliegenden Studien würden zwar „statistische Zusammenhänge abbilden (Korrelation), aber die Ursache nicht erklären (Kausalität)“, führt der Lobby-Verband aus. Ansonsten schiebt er in altbekannter Manier alles auf eine möglicherweise nicht sachgerechte Anwendung der Mittel.

Dabei belegten erste wissenschaftliche Untersuchungen bereits in den 1980er Jahren den Zusammenhang zwischen Pestizid-Exposition und Parkinson. Und im Jahr 2023 forderten MedizinerInnen in der Fachzeitschrift „The Lancet Planetary Health“ ausdrücklich mit Verweis auf die Nebenwirkung „Parkinson“, den BAYER-Antrag auf eine Verlängerung der Glyphosat-Genehmigung abzulehnen. „Eindringlich appellieren wir an die Regierungen und Politiker der Europäischen Union, gegen die Verlängerung der Marktzulassung von Glyphosat um weitere zehn Jahre zu stimmen“, schrieben sie.

Dementsprechend begrüßen die „Deutsche Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen“ (DPG) und die „Deutsche Gesellschaft für Neurologie“ (DGN) die Anerkennung als Berufskrankheit. „Für viele Pestizide ist ein direkter toxischer Effekt auf das Nervensystem nachgewiesen. So auch für Glyphosat, welches zu Veränderungen der Neurotransmitter- (Überträgerstoff-)Konzentrationen im Nervensystem und zu einem zellschädigenden Milieu beiträgt. Parkinson-Erkrankungen werden sowohl nach akuter (…) wie auch nach chronischer (…) Glyphosat-Exposition beobachtet“, konstatiert die DGN.

„Die Pestizid-Nebenwirkung ‚Parkinson‘ zeigt einmal mehr, was für Lasten gesundheitlicher und finanzieller Art BAYER & Co. der Gesellschaft aufbürden“, hält Hincha-Weisel abschließend fest.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren wird „Parkinson durch Pestizide“ auf die Tagesordnung der BAYER-Hauptversammlung setzen, die am 25. April im Online-Format stattfindet. Auf der Kundgebung, die zeitgleich um 10 Uhr vor der Konzern-Zentrale in Leverkusen beginnt, kommt das Thema ebenfalls zur Sprache. Überdies hat die CBG dazu einen Gegenantrag eingereicht.

Solidaritätserklärung

CBG Redaktion

Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) erklärt sich mit der Journalistin Gaby Weber solidarisch, der die Comdirect-Bank das Konto gekündigt hat. Die langjährige Kooperationspartnerin der CBG hat den dringenden Tatverdacht, dass dieses „De-Banking“ im Zusammenhang mit ihrer Arbeit steht. Sie recherchiert nämlich bereits seit Langem zu den Finanzierungsquellen von BAYERs MONSANTO-Übernahme und hat im Zuge dessen auch eine Auskunftsklage gegen die Bundesbank eingereicht, dessen ehemaliger Chef Jens Weidmann der Aufsichtsratsvorsitzender der Comdirect ist.

Zum Hintergrund: Der Leverkusener Multi finanzierte den Erwerb des US-amerikanischen Agro-Riesen zu einem nicht geringen Teil über die Ausgabe von Unternehmensanleihen. Rund 19 Milliarden Euro hat er auf diese Weise eintreiben können. Gaby Weber hat nun die Vermutung, dass die Europäische Zentralbank (EZB) und sechs Zentralbanken der EU-Länder – darunter die Deutsche Bundesbank – BAYER dabei durch ihr im Juni 2016 angelaufenes Kaufprogramm für Unternehmensanleihen unter die Arme gegriffen haben. 

Indirekt taten die Banken das auf jeden Fall, denn die Shopping Tour – im Januar 2020 hielt allein die EZB Anleihen von Unternehmen im Wert von 183 Milliarden Euro – reduzierte nämlich durch den Nachfrage-Druck die Zinsen, welche die Global Player den KäuferInnen der Papiere zahlen mussten. Aber Weber interessierte sich auch für die direkte Unterstützung. Darum wollte sie wissen, wie viele Anleihen des Leverkusener Multis die Banken damals erwarben. Die Europäische Zentralbank und die Bundesbank mauerten aber, weshalb Weber vor Gericht zog. 

Die beiden Häuser äußerten sich nur allgemein zu dem Tatbestand und wiesen die Vorwürfe der Journalistin zurück. Sie bezeichneten deren Aussage, „dass ‚ein großer Teil der BAYER-Anleihen von der Bundesbank mit EZB-Geldern gekauft’ wurden“, als falsch. Zentral- und Bundesbank gingen vielmehr nach dem „Prinzip der Marktneutralität“ vor und achteten streng darauf, einzelne Unternehmen nicht über- oder unterzugewichten, hieß es in der Stellungnahme. Die BankerInnen räumten zwar ein, mit dem Ankauf-Programm die Finanzierungsbedingungen für die Firmen verbessert zu haben, bezeichneten dies jedoch nicht als das eigentliche Ziel der Maßnahmen. Dieses habe vielmehr darin bestanden, „eine drohende Deflation in der Eurozone abzuwenden“.

„Die Konto-Kündigung kann nicht der Privat-Person Gaby Weber gegolten haben, sondern nur dem politischen Menschen Gaby Weber. Darum solidarisiert sich die Coordination gegen BAYER-Gefahren mit ihr und allen anderen, denen Ähnliches widerfuhr – und das sind nicht wenige“, erklärt Jan Pehrke vom Vorstand der CBG.

Nachruf

CBG Redaktion

Ein Urgestein des Klassenkampfes

Ein gemeinsamer Nachruf auf Toni Kilger/München

von Hans See
(Gründer und Ehrenvorsitzender von Business Crime Control/BCC) 

und Axel Köhler-Schnura
(Gründer der Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) und der Stiftung ethecon) 

Toni Kilger, geboren am 10. Juli 1941, ist im Februar 2025 in München gestorben. Er war schon lange krank, litt an einer behandelbaren Form der Leukämie, hat sich aber niemals von seinen vielfältigen kapitalismuskritischen und friedenspolitischen Engagements abbringen lassen. Toni war nicht nur langjähriges Mitglied und aktiver Unterstützer der vielfältigen Aktivitäten und Aktionen von Business Crime Control (BCC) gegen Wirtschaftsverbrechen und lebenslanger Friedensaktivist. Neben seinen ungezählten anderen Engagements war er auch bundesweit z. B. aktiv beim Dachverband der Kritischen Aktionäre, Mitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) und Zustifter der ersten Stunde bei ethecon Stiftung Ethik & Ökonomie. 

In seiner geliebten Heimatstadt München stand der Sozialdemokrat Kilger unbeirrt in der Tradition der „Münchner Räterepublik“ und war stadtbekannt dafür, dass er bei jeder Demonstration gegen von Konzernen und Kapital zu verantwortende Verbrechen präsent war. Bei allem aber fraß die meiste Zeit die „ewige“ Auseinandersetzung mit seiner Partei, der SPD, der er trotz ihrer permanenten Verbürgerlichungspolitik und Trends nach rechts – ohne selbst dabei mitzumachen – zeitlebens die Treue hielt. Den „rechtsabweichlerischen Genossen“ hat er aber immer wieder die Leviten gelesen. Toni war auch – „seit er denken kann“ – Gewerkschafter, Mitglied der Deutschen Postgewerkschaft, dann auch der Gewerkschaft ver.di, in der die PDG aufgegangen ist.

Er war kein Spalter, sondern ein Brückenbauer. Ohne jedwede Berührungsangst arbeitete er mit Linken aller Couleur und auch mit progressiven politischen Kräften des bürgerlichen Lagers zusammen. Die gemeinsame Kraft, der Traum von der demokratischen Entmachtung des Kapitals, waren für ihn die Leitlinie und das Verbindende. Meinungsverschiedenheiten haben ihn nie daran gehindert, bei der Durchsetzuung sozial-, friedens- und umweltpolitischer Ziele die Zusammenarbeit fortzusetzen. Der Antifaschismus gehörte zu seinen politischen Grundwerten.

Beruflich hatte Toni es geschafft, vom stressigen Mittleren Dienst bei der Post über den Zweiten Bildungsweg und ein Jurastudium bis zum Postoberrat aufzusteigen. Trotzdem ist er überzeugtes Mitglied der Post-Gewerkschaft und ver.di geblieben, ein Mitstreiter seiner Klasse geblieben. Selbstverständlich war er auch aktiver Widerstandskämpfer gegen die Privatisierung des Unternehmens unter der Regierung Kohl. Und immer tief verwickelt in die ständigen Kämpfe um Löhne, Arbeitsbedingungen und sichere Arbeitsplätze. Er war kein Mann der oberflächlichen Parolen. Er war erfahren und belesen, und er kannte die Grundlagen seiner politischen Positionen in- und auswendig. 

Da blieb es nicht aus, dass die Material- und Bücherberge in Tonis Wohnung immer umfangreicher wurden. Abhilfe konnte erst geschaffen werden als er – schweren Herzens – endlich alles an das „Archiv der Münchner Arbeiterbewegung“ vermachte. Im Internet findet man dazu folgende Information: „Die Auseinandersetzung um die Postprivatisierung 1987–1995 kann in unserem Archivbestand, ‚Vorlass Toni Kilger‘und den lokalen Protokollen der Deutschen Post Gewerkschaft (DPG) Südbayern nachvollzogen werden. Die Standorte der Bestände sind DPG Südbayern (37.8 und 37.9) und Vorlass Toni Kilger zur Postreform (35.9). Hier finden sich Zeitungsartikel, Stellungnahmen der Parteien und viele interne Veröffentlichung der Deutschen Postgewerkschaft.“

Das war ein Kampffeld, auf dem sich Toni – wenn auch letztendlich ohne Erfolg – mit aller Kraft engagierte. Ein Herzensanliegen war ihm immer auch der Kampf gegen die Kriegs- und Rüstungspolitik im Allgemeinen und speziell gegen die NATO-"Sicherheitskonferenzen" in München. Seine Unterschrift findet sich auf vielen Friedensresolutionen und Flugschriften, oft neben Persönlichkeiten wie Konstantin Wecker und Conrad Schuhler. 

BCC-Mitglied wurde Toni, als ich, Hans See, ihn in Kassel auf einem „Friedenspolitischen Ratschlag“ kennenlernte. Unter anderem kritisierte ich dort die Aufrüstungs- und Militärpolitik, auch der SPD, die sich damals immer noch damit brüstete, dass ihr berühmter Vorsitzender, der ehemalige Bundeskanzler Willy Brandt, den Friedensnobelpreis erhalten hatte. Was Toni besonders interessierte, war meine These, dass Waffenhandel eine Domäne der kriminellen Ökonomie und ein von der Friedensbewegung leichtfertig übersehener, dennoch zentraler und wirkungsmächtiger Krisen- und Kriegsfaktor ist. 

Toni hat mich regelmäßig per Telefon, eMail oder Briefpost über viele seiner Aktivitäten auf dem Laufenden gehalten. So hat er mir in diesem Zusammenhang in einer eMail die Kopie seines Briefes an den SPD-Bundestagsabgeordneten Michael Roth übermittelt, den ich hier öffentlich zugänglich mache, weil er Biographisches und Politisches knapp und authentisch schildert und so einen Einblick in sein Leben gewährt. Er schrieb:

Lieber Herr Roth,
ich habe wie Sie auch Kriegsdienst verweigert und in Hessisch-Lichtenau Ersatzdienst gemacht (Okt. 1964 – März 1966). Ich bin seit 1970 Mitglied der SPD, aus der ich schon längst hätte austreten müssen, aber es dann doch wieder nicht getan habe als ehemaliger Stipendiat der Friedrich-Ebert-Stiftung. Allerdings anders als Sie kann ich nicht vergessen, daß die SPD eine Politik gemacht hat und noch macht, die das Gegenteil dessen ist, was ich erwartet hätte. Die SPD ist heute nicht nur der beste Verbündete der Bundeswehr (unterstützt nahezu alles, was die Militärs wollen) und unterstützt über das sog. Verteidigungsbündnis NATO auch alle Kriege, die auf Wunsch der NATO (= USA) geführt werden „müssen“(?), obschon sie weiß, daß der Krieg ein Verbrechen ist (so auch schon Willy Brandt) und kein Mittel der Politik sein darf. Wie man davon reden kann, daß die SPD Friedenspolitik macht, ist mir unter diesen Umständen schleierhaft. Und Sie wundern sich immer noch, daß die SPD von immer weniger Menschen gewählt wird – ich nicht! Gruß Toni Kilger

Nachdem Toni Mitglied von Business Crime Control geworden war, fehlte er auf keiner unserer Tagungen und Konferenzen. Oft kam er zusammen mit seiner ebenfalls friedenspolitisch aktiven und schon lange vor ihm verstorbenen Frau Ursula. Wir, die Verfasser dieses Nachrufs, trafen die beiden immer wieder auf Demonstrationen für Frieden und Abrüstung, soziale Gerechtigkeit und eine antirassistische Willkommenskultur. Es blieb also nicht aus, dass sich im Lauf der Zeit eine enge Freundschaft zu beiden entwickelte und ich, Hans See, die beiden zu meinem 80sten Geburtstag einlud. In einer seiner letzten eMails machte Toni mich auf einen kritischen Beitrag des Friedenpolitikers Jürgen Rose zum überraschenden Rückzug der USA aus Afghanistan aufmerksam. 

Unsere letzte persönliche Begegnung fand im September 2021 in München statt. Dorthin hatte mich die ehemalige Rechtsanwältin des Justiz-Opfers Gustl Mollath, Erika Lorenz-Löblein, im Namen der Vereinigung Demokratischer Juristinnen und Juristen (VDJ) zu einem Vortrag über Wirtschaftsverbrechen eingeladen, bei dem Toni natürlich nicht fehlen durfte. Wir nutzten die Gelegenheit zu einem gemeinsamen Essen in seinem Lieblingsrestaurant, wo ihn die Kellner freundlich wie einen alten Bekannten begrüßten. 

Tonis Freund Prof. Franz Kohout, den ich nach meinem Münchner Vortrag dort kennenlernte und dessen Buch über „Austeilende Ungerechtigkeit“ ich später rezensierte, war es, der mich noch am Todestag Tonis anrief und mir mittteilte, dass unser Freund am frühen Morgen gestorben sei. Tonis Tod ist nicht nur für uns als seine Freunde, sondern auch für BCC und ethecon, eigentlich für alle Organisationen und Aktionen, besonders für die linke Friedensbewegung, ein herber Verlust. Die jüngeren Generationen, denen er immer Vorbild sein wollte und war, werden – daran glaubte er fest, und wir hoffen das auch – über kurz oder lang die Lücken schließen, die wir Alten naturgemäß hinterlassen. 

Hans See & Hildegard Waltemate
Christiane Schnura & Axel Köhler-Schnura

BAYER HAUPTVERSAMMLUNG 2025

CBG Redaktion
Raus zur BAYER-Hauptversammlung!
Kundgebung vor der BAYER-Konzernzentrale:
25.04.202510.00 UhrKaiser-Wilhelm-Allee 3, Leverkusen
S-Bahn-Haltestelle Leverkusen-Chempark

Auch in diesem Jahr flüchtet der Leverkusener Chemie-Multi BAYER mit seiner Hauptversammlung wieder ins Internet, um sich nicht direkt mit der Konzern-Kritik konfrontieren zu müssen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) und ihre Mitstreiter*innen zeigen aber trotzdem Protest in Präsenz und halten vor der Unternehmenszentrale eine Kundgebung ab

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) hat bereits angekündigt, dazu mit Treckern bei BAYER vorzufahren.

Rede-Beiträge wird es unter anderem zu Parkinson durch Pestizide als Berufskrankheit von Landwirt*innen, den Gefahren der neuen Gentechniken, PFAS, BAYERs prekären Lieferketten und zur ökologischen Landwirtschaft als Alternative zum agro-industriellen Modell geben. Für musikalische Zwischenspiele ist ebenfalls gesorgt.

Also kommt zahlreich! Die Redeliste ist auch noch nicht geschlossen. Bei Interesse bitte bei der CBG melden.


BAYER-HV 2025: Das Wort ergreifen!

Ihr lebt zu weit entfernt von Leverkusen, um an der Kundgebung teilnehmen zu können, oder seid aus anderen Gründen verhindert und wollt trotzdem etwas machen? Dann gibt es die Möglichkeit, auf der Online-Hauptversammlung digital das Wort zu ergreifen und dem Vorstand kritische Fragen zu stellen. Ihr könnt Euch vom heimischen Rechner aus zuschalten. Nehmt bei Interesse per Mail an info@cbgnetwork.org oder telefonisch unter 0049 211 33 39 11 Kontakt zu uns auf. Wir geben euch dann die benötigten Informationen.


Kundgebung vor der BAYER-Konzernzentrale:
25.04.202510.00 Uhr
Kaiser-Wilhelm-Allee 3, Leverkusen
S-Bahn-Haltestelle Leverkusen-Chempark

Wegbeschreibung von da aus: die Otto-Bayerstr. hochgehen, nach rechts in dieDüsseldorferstr. einbiegen und dann die erste Straße links 

Die Hauptversammlungsaktivitäten der CBG werden gefördert von

Medikamentenversuche mit Heimkindern

CBG Redaktion

Presse-Information vom 12.03.25

BAYER muss sich der Verantwortung stellen!

Am morgigen Donnerstag widmet sich die schleswig-holsteinische Landesregierung dem Leid, das ehemalige Heimkinder von den 1950er bis weit in die 1970er Jahre hinein durch Medikamentenversuche von BAYER & Co. erfahren haben. 

Auf der Veranstaltung mit dem Titel „Anerkennen, Aufarbeiten, Zukunft gestalten“, die im Plenarsaal des Landtags stattfindet, berichten Betroffene von ihren Erfahrungen. WissenschaftlerInnen der Universität Lübeck präsentieren neue Forschungsergebnisse zu den Arznei-Tests. Den größten Raum aber nimmt die Aufarbeitung der schrecklichen Geschehnisse ein. Landessozialministerin Aminata Touré spricht über die Verantwortung des Landes Schleswig-Holstein. Über die Verantwortung der evangelischen Kirche referiert die Bischöfin Nora Steen; über die der katholischen Kirche der Generalvikar Pater Sascha-Philipp Geißler. Nur der Platz der Pharma-Industrie bleibt unbesetzt.

„Wir haben in der letzten Legislaturperiode das Gesprächsformat ‚Gespräch der Verantwortungsträger‘ ein- bzw. durchgeführt, bei dem wir unermüdlich versucht haben, die Pharmaverbände mit an den Tisch zu bekommen“, antwortet das Sozialministerium der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) auf die Frage nach den Gründen: „Wir haben hier ganz überwiegend die Resonanz bekommen, dass die Übernahme von Verantwortung durchgängig negiert wurde. Insofern wurden diejenigen Verantwortungsträger angefragt, mit denen wir in Gesprächen sind und die sich ihrer Verantwortung stellen.“

Initiiert hatte das „Gespräch der Verantwortungsträger“ Touré-Vorgänger Heiner Garg (FDP). Dem BAYER-Konzern warf er damals eine „unverschämte Abwehrhaltung“ vor. Die hat der Leverkusener Multi beibehalten. In dieser Legislaturperiode brachte er in Tateinheit mit anderen Pharma-Riesen die Einrichtung einer Stiftung zur Unterstützung der ehemaligen Heimkinder zu Fall. Dieses Modell macht nach Meinung des Ministeriums nämlich nur Sinn, „wenn die neben dem Land weiteren Verantwortungsträger bereit wären, ebenfalls finanzielle Mittel einzubringen“. Jetzt bleibt der schwarz-grünen Landesregierung nur, sich auf „Möglichkeiten innerhalb des Landeshaushalts“ zu konzentrieren.

„Der BAYER-Konzern hat Heimkinder jahrzehntelang als Versuchskaninchen für Psychopharmaka, Neuroleptika und andere Mittel benutzt. Nach den Testreihen belieferte er dann die Einrichtungen mit riesigen „Anstaltspackungen“ zur Ruhigstellung der Kinder und Jugendlichen. Viele von ihnen leiden bis heute unter den Folgen der Medikamenten-Gaben. Der Leverkusener Multi aber verdiente Millionen damit.

Und jetzt will er sich der Verantwortung nicht stellen. Dieses Verhalten ist erbärmlich“, so Brigitte Hincha-Weisel von der CBG.

Die Coordination unterstützt die ehemaligen Heimkinder in ihrem Kampf für Anerkennung ihres Leids und für Entschädigungen seit Jahren und wird die Menschenversuche auf die Tagesordnung der nächsten BAYER-Hauptversammlung setzen.

 

Eine katastrophale Bilanz

CBG Redaktion

Der BAYER-Konzern hat auf seiner heutigen Bilanzpressekonferenz eine forcierte Arbeitsplatzvernichtung angekündigt. Das Einsparprogramm DSO, das im Jahr 2024 durch die Streichung von fast 7.000 Stellen einen „Ertrag“ von 500 Millionen Euro erbracht hat, reicht ihm nicht. Für 2025 lautet die Vorgabe 800 Millionen Euro. „Wie immer beim Leverkusener Multi sind es die Beschäftigten, die für Fehler des Vorstands büßen müssen. Sie zahlen jetzt die Zeche für die Unfähigkeit des Managements, mit den Glyphosat-Geschädigten eine gütliche und faire Einigung zu finden“, kritisiert Brigitte Hincha-Weisel von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG).

Die Zahl der noch anhängigen Glyphosat-Klagen stieg noch einmal. Auf 67.000 beläuft sie sich nun. Aber der Global Player beruhigt seine AktionärInnen: „[D]er Vorstandsvorsitzende stellte für dieses Jahr spürbare Fortschritte in Richtung Eindämmung in Aussicht“. Dabei setzt er auf eine mit immensen Lobby-Aufwand betriebene Gesetzes-Initiative, die dem umstrittenen Herbizid einen Immunitätsstatus verleihen soll – und auf Donald Trump. Der Ober-BAYER Bill Anderson besuchte als einziger Chef eines deutschen DAX-Unternehmens die Amtseinführung des Präsidenten.

Damit nicht genug, sorgt das umstrittene Herbizid auch noch dafür, dass sich beim Kohlendioxid-Ausstoß des Unternehmens kaum etwas tut. Seit Jahren liegen die CO2-Emissionen bei rund drei Millionen Tonnen. Neben allem anderen ist das Mittel nämlich auch noch ein veritabler Klima-Killer, weil die Herstellung am US-Standort Soda Springs enorm viel Energie frisst. 

Bei den anderen Umwelt-Parametern sieht es nicht besser aus. Die Werte für den Ausstoß von flüchtigen organischen Substanzen, Kohlenmonoxid und Schwefeloxiden und Stickoxiden in die Luft bewegen sich auf einem nahezu gleichbleibend hohen Niveau. Und die Einleitungen von Phosphor, Stickstoff, Anorganischen Salzen und Schwermetallen in die Gewässer nehmen sogar durchgehend zu.

Noch nicht einmal die Geschäftszahlen können Blackrock & Co. erfreuen. Der Umsatz verändert sich mit 46,6 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr kaum, und das bereinigte Ergebnis sinkt um 13,5 Prozent auf 10,1 Milliarden Euro. Für 2025 erwartet der Konzern hier keine Steigerung, erst für 2026 rechnet er mit Profit-Steigerungen. 

CBG beim Klimastreik

CBG Redaktion

Der Januar 2025 war der wärmste seit Aufzeichnungsbeginn. Trotzdem hat die Politik das Klima-Thema zur Freude der Konzerne ad acta gelegt. Dementsprechend liegt Deutschlands CO2-Minderungsziel für 2030 in weiter Ferne, wie der ExpertInnen-Rat für Klimafragen jüngst feststellte. Auch die Industrie liefert nicht. Dafür wäre eine fast dreimal so hohe Minderungsrate pro Jahr nötig wie die gegenwärtige, so der Rat. Aber die Unternehmen investieren kaum in sauberere Anlagen zur Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen (THG). „Der Abbau des fossilen bzw. energie-intensiven Kapitalstocks geht nur langsam voran“, konstatiert der Rat. Der BAYER-Konzern bildet da keine Ausnahme. Er kam im Jahr 2023 auf Kohlendioxid-Emissionen von rund drei Millionen Tonnen. Grund genug für die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG), sich wieder am Klimastreik zu beteiligen. Sie ging am 14. Februar in Düsseldorf mit auf die Straße, um die Klima-Politik wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Rund 600 Menschen nahmen an der Demonstration teil.