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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

[Agromonopol] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

Das Agrar-Oligopol von BAYER & Co.

We Feed the World

BAYER, MONSANTO und eine Handvoll weiterer Unternehmen haben den Agrar-Markt unter sich aufgeteilt und sich so den Zugriff auf eine Industrie gesichert, welche die Menschen mit dem wichtigsten Gut überhaupt versorgt: der Nahrung.

Von Jan Pehrke

1985 hatten die zehn größten Anbieter von Saatgut zusammen einen Marktanteil von ca. 12,5 Prozent. 2011 hingegen kamen MONSANTO, DUPONT, BAYER & Co. schon auf 75,3 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung vollzog sich auch in anderen Bereichen des Agro-Business’. „Die neuesten Markt-Daten legen nahe, dass Kartell-Absprachen notorisch sind und oligopolistische Strukturen von einzelnen Sektoren auf das gesamte Ernährungssystem übergegriffen haben“, hält die kanadische ETC-Group fest. So beherrschen ihrer jüngsten Untersuchung „Putting the Cartel before the Horse“ zufolge SYNGENTA, BAYER und BASF über die Hälfte des Pestizid-Handels. Noch übersichtlicher geht es Gentechnik-Bereich zu. Obwohl zu diesem Segment keine aktuellen Zahlen vorliegen, besteht an der Dominanz von MONSANTO kein Zweifel. Erst mit einigem Abstand folgen dann BAYER, DUPONT, DOW AGRO SCIENCE, SYNGENTA und KWS.
Die Gentechnik war es dann auch, die den Konzentrationsprozess antrieb. Sie erforderte enorm viel Kapital, das nur große Unternehmen zur Verfügung hatten, und versprach dafür Extra-Gewinne. Den Schlüssel dazu lieferten die Patente. Diese eröffneten die Chance, das Wissen um das Säen, Ernten und Wiederaussäen der Ackerfrüchte, das die Menschheit über Jahrtausende hinweg miteinander geteilt hatte, gewinnträchtig zu privatisieren. Der Leverkusener Multi profitiert davon in besonderer Weise: Auf dem alten Kontinent verfügt kein Agro-Riese über so viele Patente wie er. 206 Copyright-Ansprüche verzeichnet das Europäische Patentamt (siehe SWB 4/13). Eines dieser Schutzrechte entpuppt sich dabei als besonders wertvoll, weil es eine ganze Technologie zur Gen-Manipulation umfasst. Die anderen Mitglieder des Oligopols verfügen ebenfalls über solche Major-Patente, ohne die die schöne, neue Genwelt nicht zu machen ist, weshalb der Club Exklusivität wahren und potenzielle Mitbewerber draußen halten kann.
Aber Verfügungsgewalt über Gene mit besonderen Eigenschaften und bestimmte biotechnische Kniffe allein reichen nicht aus für ein lukratives Geschäftsmodell. „Ein neues Gen ist nutzlos ohne einen hochwertigen Grundstock von Saatgut, in das es eingebaut werden kann, und eine Infrastruktur, die solches bereitstellt“, hielt ein Finanz-Analyst in der Frühphase des sich etablierenden Wirtschaftszweigs fest. Ohne Zugriff auf einen solchen Rohstoff haben die GenwerkerInnen in ihren Laboren nämlich nicht die Möglichkeit, Gott zu spielen und ganze Pflanzen zu konstruieren. Also legten sich die Agro-Riesen im großen Stil Saatgut-Unternehmen zu und verlängerten damit ihre Wertschöpfungskette entlang der Nahrungskette. Neben solchen vertikalen Konzentrationen kam es durch Aufkäufe direkter Konkurrenten aber auch zu horizontalen Konzentrationen. Eine äußerst folgenreiche initiierte BAYER im Jahr 2001. In diesem Jahr schluckte der Leverkusener Multi AVENTIS CROPSCIENCE, das kurz zuvor aus der Fusion von HOECHST und RHÔNE-POULENC entstanden war. Diese Aquisition gab dann den Startschuss zu einem forcierten Ausbau der Landwirtschaftssparte. Seither erwarb der Konzern unter anderem Saatgut-Firmen wie STONEVILLE, RELIANCE GENETICS und HORNBECK, Pestizid- und Saatgutbehandlungsmittel-Produzenten wie GUSTAFSON und investierte in Gentechnik-Lizenzen. Zudem ging der Global Player allein im Saatgut-Bereich über 90 Kooperationen mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen ein.
Auf diese Weise bauten BAYER, MONSONTO & Co. ihre Markt-Positionen konsequent aus und drängten kleinere Gesellschaften aus dem Geschäft. Am spürbarsten wirkte sich diese „neue Übersichtlichkeit“ auf die Preise aus, vor allem auf diejenigen im Biotech-Bereich. Während diese für Hochtechnologie-Produkte vergleichbarer Branchen wie etwa der Computer-Industrie in der Regel bald nach der Markteinführung fallen, verlangen BAYER & Co. kontinuierlich mehr für ihre Waren. Die Kosten für gentechnisch manipuliertes Getreide stiegen von 1995 bis 2008 um 139 Prozent, für konventionelle Sorten um 49 Prozent. Für Gen-Soja mussten die Farmer 199 Prozent und für konventionelle Arten 96 Prozent mehr zahlen, ohne dies alles durch höhere Ernte-Erträge ausgleichen zu können.
Und nicht immer geht dabei alles mit rechten Dingen zu. Bereits mehrmals zogen US-amerikanische FarmerInnen gegen die Agro-Multis wegen des Verdachts illegaler Preisabsprachen vor Gericht. So prozessierten etwa im Jahr 1999 LandwirtInnen gegen BAYER, MONSANTO, SYNGENTA und andere Unternehmen. Aber der zuständige Richter ließ die Sammelklage nicht zu. Jeder Fall liege anders, argumentierte er und stoppte damit das Verfahren. MONSANTOs Geschäftspraxis geriet sogar schon in das Visier des US-amerikanischen Justizministeriums. 2010 begann es mit Untersuchungen über wettbewerbsbehindernde Operationen des Konzerns. Zwei Jahre später stellte es diese Überprüfungen jedoch ohne Angabe von Gründen wieder ein.
Als weitere Folge der oligopolistischen Strukturen sank die Innovationskraft der Firmen. Sie meldeten weniger Entwicklungen zum Patent an, führten weniger Feldversuche durch und brachten auch weniger neue Produkte heraus. So beherrschen etwa den Genpflanzen-Markt immer noch Schöpfungen der ersten Generation wie BAYERs gegen das Antiunkrautmittel Glufosinat resistente Labor-Kreationen der Marke LIBERTY LINK oder MONSANTOs Ackerfrüchte der ROUND-UP-READY-Serie. Darum stellen sich Ackerwinde und andere Gewächse zunehmend auf die gemeinsam mit den Gen-Konstrukten vertriebenen Pestizide ein, und die FarmerInnen schaffen es kaum noch, dem Wildwuchs auf ihren Feldern Herr zu werden. „Seit über 25 Jahren hat die weltweite Pflanzenschutz-Industrie kein wirtschaftlich bedeutendes Herbizid mit neuem Wirkmechanismus mehr für Flächenkulturen entwickelt und auf den Markt gebracht – unter anderem eine Folge der Konsolidierung der Industrie, die mit einer deutlichen Reduktion der Forschungsaufwendungen für neue Herbizide einherging“, räumt der BAYER-Forscher Dr. Hermann Stübler in bemerkenswerter Offenheit ein.
Auf diese „Folge der Konsolidierung“ reagieren die Konzerne mit noch mehr Konsolidierung: sie gewähren sich gegenseitig in großem Stil Zugriff auf ihre Produkt-Plattformen, um Pflanzen entwickeln zu können, die mehreren Agro-Chemikalien gleichzeitig trotzen. Das behebt zwar den Innovationsstau nicht, bietet den LandwirtInnen jedoch etwas mehr Variationsmöglichkeiten, zumindest bis wieder ein Gewöhnungseffekt eintritt. Im Rahmen eines solchen als „cross licencing“ bezeichneten Austauschgeschäftes erhielt BAYER von MONSANTO jüngst Lizenzen für neue Round-Up-Versionen, während das US-Unternehmen Nutzungsrechte für Insektizide und Herbizide bekam. Zuvor hatten die beiden Gen-Giganten schon eine Kooperation in Sachen „Genmais“ vereinbart, aus der MONSANTOs SMARTSTAX hervorging. Die Pflanze weist Resistenzen gegen BAYERs Glufosinat und weiteres Pestizid auf und verfügt darüber hinaus noch über sechs verschiedene Insektengift-Gene. Weitere Deals dieser Art hat der Leverkusener Multi mit DUPONT, SYNGENTA, DOW AGRO SCIENCES und der BASF abgeschlossen. Kern der Strategie sei es, die eigenen Produkte so weit wie möglich verfügbar zu machen, sagte Liam Condon, der Chef von BAYER CROPSCIENCE, laut Faz.
Daneben entdeckt der Agro-Riese sogar seine grüne Ader, um imstande zu sein, den Plagegeistern Herr zu werden – so arg steht es schon. „Wir erkennen, dass Chemikalien oft nur eine kurzfristige Lösung darstellen“, erklärt der Konzern. Darum empfiehlt er den FarmerInnen, zum einen, vor der Aussaat mal wieder wie früher zum Pflug zu greifen, statt nur den Giften zu trauen und zum anderen, das gute alte Prinzip der Fruchtfolge zu beherzigen und auf den Äckern nicht immer wieder dasselbe anzubauen. Zudem setzt BAYER vermehrt auf biologische Methoden. So kaufte die Aktien-Gesellschaft das US-Unternehmen AGRAQUEST und erforscht zusammen mit MENDEL BIOTECHNOLOGY neue Wege zum Schutz der Ackerfrüchte. Aber allzu viel traut der Leverkusener Multi sich selbst in dieser Richtung nicht zu. Darum erkundete ein von ihm im November 2012 veranstaltetes Symposion zum Thema „Herbizid-Resistenzen“ auch, „welche Möglichkeiten es für Kooperationen mit führenden pflanzenwissenschaftlichen Instituten gibt“.
Kurzfristig hofft der Konzern jedoch noch aus der brenzligen Lage Kapital zu schlagen und vermarktet sein Herbizid LIBERTY mit dem Wirkstoff Glufosinat gezielt als Alternative zu MONSANTOs Glyphosat, das seine marktbeherrschende Stellung mit zunehmenden Abnutzungserscheinungen bezahlt und mittlerweile vor fast der Hälfte aller Unkräuter kapituliert. „Die Nachfrage schießt geradezu durch die Decke“, jubiliert Liam Condon, der Chef von BAYER CROPSCIENCE. Wegen der florierenden Geschäfte mit LIBERTY und anderen Produkten kündigte die Landwirtschaftssparte an, das von 2013 bis 2016 vorgesehene Budget für den Ausbau der Kapazitäten um eine Milliarde Euro auf 2,4 Milliarden Euro zu erhöhen. Allein 380 Millionen Euro investiert die Abteilung dabei in eine neue Glufosinat-Produktionsanlage. Dass die EU die Zulassung für den Stoff wegen seiner gesundheitsschädlichen Effekte über 2017 hinaus nicht mehr verlängern will, ficht BAYER dabei nicht an. Darüber hinaus plant der Agrar-Mogul, seine Saatgut-Produktpalette zu erweitern. Da es in der nördlichen Hemisphäre kaum noch geeignete Firmen für Übernahmen gibt, sucht er derzeit in Lateinamerika nach entsprechenden Kandidaten.
So wächst und wächst und wächst der Leverkusener Multi, wie es auch MONSANTO, SYNGENTA & Co. tun. Und was sie allesamt dabei antreibt, formuliert Ruth Tippe von der Initiative KEIN PATENT AUF LEBEN so: „Ziel dieses Oligopols ist es, den Markt unter sich aufzuteilen und letztlich die Ernährungsgrundlagen der Menschen zu kontrollieren.“

[PCB] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

Chemische Zeitbomben

BAYERs PCB-Altlast

Weltweit produzierten die Chemie-Multis rund 1,3 Millionen Tonnen Polychlorierte Biphenyle. Die giftigen „Alleskönner“ kamen bis zu ihrem Verbot in Elektrogeräten, Fugendichtungsmassen, Farben, Lacken und Bodenbelägen zum Einsatz. Die Entsorgung dauert Jahrzehnte und kostet Milliarden. Die Hersteller, vor allem MONSANTO und BAYER, wälzen die Kosten auf die Allgemeinheit ab. Erste Versuche, die Firmen für ihr toxisches Erbe haftbar zu machen, scheiterten.

Von Philipp Mimkes

Polychlorierte Biphenyle (PCB) gehören zu den giftigsten Hervorbringungen der Chlorchemie. Darum zählt die Substanzklasse, deren Chlorgehalt je nach Hersteller und Produkt zwischen 20 und 60 Prozent lag, auch zu dem berühmt-berüchtigen „dreckigen Dutzend“ der gesundheitsschädlichsten Gefahrstoffe. Sie können das menschliche Hormonsystem, das Nervensystem und das Immunsystem schädigen, die Schilddrüse, Leber und Nieren angreifen und zu Unfruchtbarkeit führen (Fußnote 1). Die Weltgesundheitsorganisation hat die Substanzklasse jüngst in die Liste krebserzeugender Stoffe der Kategorie 1 hochgestuft (2).
Chemisch mit Dioxinen verwandt, handelt es sich bei PCB nämlich um äußerst stabile und deshalb nur schwer abbaubare Verbindungen, die zudem eine hohe Mobilität aufweisen. Darum finden sie sich nahezu überall in der Natur - in der Tiefsee ebenso wie in der Arktis. Traurige Berühmtheit erlangten kanadische Eskimos, die unter einer PCB-Konzentration leiden, die der von Opfern großer Chemie-Unglücke vergleichbar ist – in einer Weltgegend, in der die Substanzen nie großtechnisch eingesetzt wurden. Darüber hinaus besitzen sie eine hohe Fettlöslichkeit und reichern sich daher in der Nahrungskette an.
Polychlorierte Biphenyle wurden seit 1929 großtechnisch hergestellt. Wegen ihrer speziellen elektrischen Eigenschaften und ihrer Nichtbrennbarkeit fanden sie zunächst Einsatz in Transformatoren und Kondensatoren. Darüber hinaus verwendete man PCB als Weichmacher in Fugendichtungsmassen, aber auch in Farben, Lacken, Klebstoffen und als Flammschutzmittel in Deckenplatten (3).
Weltweit produzierten die Chemie-Multis bis 1989 rund 1,3 Millionen Tonnen PCB. Rund die Hälfte stammt aus den Fabriken des US-Konzerns MONSANTO. Die deutsche BAYER AG, welche die Fertigung bereits 1930 aufgenommen hatte, liegt mit 160.000 Tonnen – rund 12 Prozent der Gesamtproduktion – auf dem zweiten Platz. Es folgen russische und französische Hersteller (4). Die wichtigsten Handelsnamen von PCB waren Aroclor (MONSANTO), Clophen und Elanol (BAYER) sowie Pyralene von der französischen Firma PRODELEC.

Später Produktions-Stopp
Das weltweit erste Verbot „offener“ Anwendungen, etwa in Dichtungsmassen, Farben und Kunststoffen, hatte die schwedische Regierung bereits 1972 verhängt. Deutschland folgte 1978. Der Einsatz in vorgeblich „geschlossenen“ Systemen wie Hydraulik-Ölen und Transformatoren blieb jedoch gestattet. Schlimmer noch: Als die USA, bis dahin der größte Anbieter, 1977 die Herstellung und Verwendung von PCB vollständig verboten, sprang die BAYER AG in die Bresche und steigerte ihre jährliche Produktion von 6.000 auf 7.500 Tonnen. Erst 1983 stellte der Leverkusener Multi als letzte westliche Firma die Herstellung ein.
Ein Verbot auch der „geschlossenen“ Anwendungen folgte in Deutschland erst 1989. Seitdem geht die PCB-Belastung zwar zurück, doch nach Angaben des Umweltbundesamts nimmt die Bevölkerung noch immer bedenkliche Mengen über die Nahrung auf. Auch die Luftbelastung ist oftmals beträchtlich; die höchsten Werte in Deutschland werden in Nordrhein-Westfalen gemessen, wo die größten Produktionsstätten lagen.
Erst durch die Stockholmer Konvention von 2001 wurde die Verwendung von PCB weltweit untersagt. Ziel des Abkommens ist eine vollständige Eliminierung aus technischen Anwendungen sowie eine umweltgerechte Entsorgung bis 2028.

Risiken verheimlicht
Schon in den späten 1930er Jahren wusste die Firma MONSANTO von den Gesundheits-Risiken. ArbeiterInnen in einer New Yorker Fabrik, die mit PCB in Berührung gekommen waren, litten an Chlorakne und Leberschäden, zum Teil mit tödlichem Ausgang (5). Der Umweltmediziner Cecil Drinker von der Harvard Universität wurde mit der Untersuchung beauftragt. Auf einer Konferenz, an der auch Vertreter von MONSANTO teilnahmen, wies Drinker 1937 erstmals auf die Gefahren hin (6). Der Vermarktung von PCB tat dies jedoch keinen Abbruch.
Dreißig Jahre später warnte der schwedische Chemiker Sören Jensen vor der Anreicherung von PCB in der Umwelt (7). Durch Zufall hatte Jensen in schwedischen Seeadlern hohe PCB-Konzentrationen entdeckt und daraufhin in weiteren Tierarten starke Belastungen nachgewiesen. Als Medien das Thema aufgriffen, reagierte MONSANTO mit einer Gegenkampagne. Ein eigens gegründetes Komitee sollte, so wörtlich, „den Vertrieb von und die Einkünfte durch Aroclor sicherstellen, ohne das Image der Firma zu beschädigen.“ Firmeninterne Papiere hielten zudem fest, dass „das Problem die gesamten USA, Kanada und Teile Europas, besonders Großbritannien und Schweden betrifft ... und andere Regionen Europas, Asiens und Lateinamerikas werden sicher bald folgen. Die Kontamination ist bereits in den entlegensten Regionen der Erde nachgewiesen.“
1968 beseitigte der sogenannte Yusho-Vorfall in Japan die letzten Zweifel an den gravierenden gesundheitsschädigenden Wirkungen: 1.800 Menschen nahmen infolge eines Lecks in einer Wärmetauscheranlage PCB-verseuchtes Reisöl auf. Sie wurden von der „Yusho“-Krankheit befallen, deren Symptome schwerer Hautauschlag, Verfärbung der Lippen und Nägel sowie geschwollene Gelenke waren. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich 1979 in Taiwan („Yucheng“). Eine Langzeitstudie zeigte, dass die Kinder von während der Schwangerschaft kontaminierten Müttern eine erhöhte Sterblichkeitsrate und schwere Geistes- und Verhaltensstörungen aufwiesen (8). Außerdem war die Leberkrebs-Rate bei den Opfern fünfzehn Mal so hoch wie bei einer Kontrollgruppe.

Endlager Mensch
Der Chemiker Roland Weber, Experte für langlebige organische Schadstoffe („Persistent Organic Pollutants“ oder POPs), weist darauf hin, dass große Teile der Weltproduktion langfristig in der Umwelt und damit auch in der Nahrungskette landen (9). So befinden sich mehr als die Hälfte der in den 1960er und 70er Jahren in Fugenmassen und Farbanstrichen verwendeten PCB bis heute in den Gebäuden. Die Ausgasungen führen zu einer permanenten Belastung der Luft – gerade in öffentlichen Gebäuden wie Kindergärten, Schulen und Universitäten. Und auch aus vorgeblich „geschlossenen“ Anwendungen landeten 30-50 Prozent der PCB auf Deponien oder gelangten direkt in die Umwelt (10).
Wegen der Stabilität von PCB und aufgrund ihrer hohen Fettlöslichkeit kommt es zu einer Anreicherung in der Nahrungskette. So können PCB aus Deponien oder über das Abwasser in Flüsse und von dort ins Meer gelangen, wo sie von Algen aufgenommen werden. Die zweite Stufe in der Nahrungskette besteht aus Kleinkrebsen, Larven und Würmern. Von diesem tierischen Plankton ernähren sich wiederum viele Fischarten. Glieder am Ende von Nahrungsketten, zum Beispiel Raubtiere, Fische oder auch der Mensch, sind daher um mehrere Potenzen höher belastet als die Umwelt. Die größten Giftmengen nimmt die Bevölkerung über Milchprodukte auf, gefolgt von Fleisch und Fisch (11). Einige fettreiche Fischarten, zum Beispiel Aale, sind so stark belastet, dass in Deutschland vom Verzehr generell abgeraten werden muss.
Selbst in scheinbar unberührter Natur reichern sich PCB an und gelangen in den Körper von Mensch und Tier. Bei einer Studie, die 140 Schafslebern aus sechs Bundesländern untersuchte, überschritten 131 den zulässigen EU-Höchstgehalt (12) für Dioxine und dioxin-ähnliche PCB. Vermutet wird daher eine deutschlandweit hohe Grundbelastung. Das „Bundesinstitut für Risikobewertung“ empfiehlt deshalb, den Verzehr von Schafsleber generell zu vermeiden.
Die Eintragspfade von PCB in Rindfleisch und der Zusammenhang mit Kontaminationen in der Umwelt wurden Anfang 2013 eigens auf einem Fachgespräch in Bonn beim Umweltministerium thematisiert (13). Auch der Bund für ökologische Landwirtschaft hat dem Thema jüngst ein Fachgespräch gewidmet (14).
Beim Menschen werden PCB besonders im Fettgewebe und in der Muttermilch nachgewiesen. Bei gestillten Säuglingen kann die Aufnahme um den Faktor 50 bis 100 über der von Erwachsenen liegen (15). ToxikologInnen fanden Hinweise darauf, dass insbesondere die Belastung im Mutterleib neurologische Schäden verursachen kann, die zu Aufmerksamkeitsdefizit-Syndromen (ADS) und unterdurchschnittlichen Intelligenz-Quotienten führen (16). Umwelt-MedizinerInnen bezeichnen jedes 20. Kind als hoch belastet. Zwar ging die PCB-Konzentration in der Muttermilch in den vergangenen 20 Jahren um etwa 75 Prozent zurück, dennoch wird es wohl noch mehr als 100 Jahre dauern, bis die Aufnahme von Dioxin und PCB durch die Muttermilch unter der von der Weltgesundheitsorganisation maximal tolerierten Tagesdosis (TDI-Wert) liegt (17).

Toxisches Erbe
Rund drei Millionen Tonnen PCB-kontaminiertes Öl und PCB-belastete Geräte haben sich allein in den Ländern angesammelt, die 2001 die Stockholmer Konvention unterzeichnet hatten. Die Kosten für Verpackung, Transport und Zerstörung betragen pro Tonne zwischen 2.000 und 5.000 Dollar, was Ausgaben von bis zu 15 Milliarden Dollar bedeutet.
Nicht nur die Entsorgung von PCB-Ölen verursacht jedoch Kosten. So wurden allein in Deutschland rund 20.000 Tonnen PCB in Fugendichtungen verbaut, vor allem in öffentlichen Einrichtungen. Meist handelt es sich um Gebäude, die zwischen 1960 und 1975 errichtet wurden. Allein 10.000 Schulen, also fast jede vierte, gelten als kontaminiert. Genaue Zahlen liegen nicht vor, da bislang keine Inventarisierungs- und Beseitigungspflicht besteht.
Die Sanierungsdringlichkeit wird in Deutschland anhand der PCB-Konzentration in der Raumluft beurteilt. Raumluftmessungen schreibt der Gesetzgeber nicht vor, in zahlreichen öffentlichen Gebäuden erfolgten sie jedoch bereits. Die deutsche PCB-Richtlinie von 1994 erklärt den Aufenthalt in Gebäuden für tolerabel, wenn die Luftkonzentration unter einem Wert von 3 millionstel Gramm pro Kubikmeter (3 µg PCB/m3) liegt. Dieser Wert ist jedoch überholt: Er berechnet sich aus dem 1983 vom damaligen Bundesgesundheitsamt festgelegten Grenzwert von einem Millionstel Gramm PCB pro kg Körpergewicht und Tag. Aufgrund neuer toxikologischer Erkenntnisse hat die WHO jedoch 2003 einen fünfzigmal niedrigeren Richtwert festgelegt (18), ohne dass die deutsche PCB-Richtlinie entsprechend angepasst wurde.
Eine Untersuchung des Umweltbundesamtes zeigt, dass selbst die bestehenden schwachen Limits häufig überschritten werden (19). In einigen Fällen waren LehrerInnen und SchülerInnen einer Giftkonzentration ausgesetzt, bei der Fabrikarbeiter Schutzanzüge und Atemschutz tragen müssten. Manche Gebäude sind so hoch mit PCB belastet, dass sie nicht saniert werden können. Aufsehen erregte zum Beispiel der Abriss der Nürnberger Georg-Ledebour-Schule, der allein fünf Millionen Euro kostete (hinzu kamen knapp 30 Mio. für den Neubau). An der Ruhr-Universität Bochum fiel im September 2013 die Entscheidung, zwei ingenieurwissenschaftliche Gebäude aufgrund der PCB-Belastung abzureißen und neu zu errichten. Allein für dieses Projekt fallen laut Presseberichten Kosten in dreistelliger Millionenhöhe an (20).

Die Allgemeinheit zahlt
Eine Pflicht, Gebäude auf PCB zu untersuchen, gibt es bislang nicht. PCB-Messungen finden häufig erst dann statt, wenn sich Gesundheitsbeschwerden und Todesfälle häufen. Meist kommt es dabei zu großen Zeitverzögerungen: Geschädigte warnen, Selbsthilfegruppen oder Elterninitiativen fordern Sanierungen und eine Absenkung der Grenzwerte, während Gutachter die Belastung herunterrechnen, Entwarnung geben und zum Putzen und Lüften auffordern. Allenfalls nach jahrelangen Diskussionen erfolgt dann eine Sanierung.
Ein erster Schritt zur Vermeidung weiterer gesundheitlicher Schäden wäre eine Aufstellung einer Liste mit allen belasteten Gebäuden sowie Vorschriften zum Umgang mit PCB-haltiger Bausubstanz. Schweden, das ein derartiges Kataster aufgebaut hat, könnte hierfür als Vorbild dienen. Klar ist jedoch: Allein in Deutschland gehen die Entsorgungskosten in die Milliarden. Und so oder so gibt es keine risikolose Beseitigung. Die meist verwendete Technologie zur Zerstörung von PCB ist die Verbrennung in Sondermüllverbrennungsanlagen. Und damit gelangen sie zurück zum Urheber: die Firma BAYER betreibt solche Öfen und verdient auf diese Weise gleich doppelt an seinen gesundheitsgefährdenden Produkten. Die hochgiftigen Filterstäube führen jedoch zu einem neuen Entsorgungsproblem. Zudem können sich bei unsachgemäßen Verbrennungen von PCB, zum Beispiel in Hausmüllverbrennungsanlagen, die noch gefährlicheren Dioxine bilden.
Des Weiteren existieren in Deutschland mehrere Untertagedeponien, in denen tausende Tonnen kontaminierter Transformatoren und Kondensatoren lagern. Wegen ihrer hohen Persistenz muss über Jahrhunderte sichergestellt werden, dass die Chemikalien nicht austreten. PCB-haltiger Bauschutt landet meist auf Deponien, wird aber auch im Straßenbau eingesetzt und landet dadurch zu großen Teilen in der Umwelt. Schätzungen zufolge ist rund die Hälfte der hergestellten PCB letztlich in Wasser, Boden oder Luft emittiert.
Auch die Kosten der Kontamination von Lebensmitteln mit PCB beziehungsweise aus PCB entstandenen Dioxinen werden auf die Allgemeinheit abgewälzt. Allein der durch den Eintrag von 25 Litern PCB in Futterfett verursachte PCB/Dioxin-Lebensmittelskandal in Belgien verursachte eine Milliarde Euro an direkten und drei Milliarden Euro an indirekten Kosten (21). Die irische PCB/Dioxin-Schweinefleischkrise wurde ebenfalls durch den Einsatz von PCB-kontaminierten Ölen bei der Futtermittel-Trocknung verursacht und kostete die staatlichen Stellen etwa 100 Millionen Euro (22).

Industrie-Haftung gefordert
Jüngst beschäftigte sich eine Fachtagung des Deutschen Naturschutzrings mit den Lehren aus dem PCB-Desaster (23). Jochen Flasbarth, Präsident des Umweltbundesamtes, kritisierte insbesondere die Rolle der Hersteller: „Die Industrie hat Informationen, dass PCB beim Menschen und der Umwelt zu Schäden führen können, weitgehend unter Verschluss gehalten und ignoriert. Das „PCB-Vermächtnis“, dem wir heute gegenüberstehen, hätte uns vielleicht erspart bleiben können.“ Flasbarth greift auch die einst von der Industrie propagierte Differenzierung in offene und geschlossene Systeme an: „Es hilft nichts, sich bei der Regulierung auf offene Verwendungen zu beschränken. Die Industrie rechnete bei geschlossenen Verwendungen, zum Beispiel in Transformatoren, oft mit einer Null-Exposition. Doch spätestens die Entsorgung derartiger technischer Geräte oder auch des kontaminierten Bauschutts stellt uns vor fast unlösbare Probleme.“
Uwe Lahl, Chemie-Professor an der Technischen Universität Darmstadt, stellte in der Konferenz fest: „Selbst ein Land wie Deutschland - mit strenger Gesetzgebung, ausgefeilter Abfallwirtschaft, guter Analytik und funktionierendem Vollzug - kann problematische Chemikalien wie etwa PCB auch nach 30 Jahren nicht angemessen handhaben. Wie sollen das dann Entwicklungsländer schaffen?“ Zur Vermeidung künftiger Umweltdesaster fordert Lahl eine Umkehrung der Beweislast: „Chemikalien, die im Verdacht stehen, gesundheitsschädlich zu wirken, müssen verboten werden. Es sei denn, die Industrie kann diesen Verdacht nachweislich entkräften.“
Der Präsident des Deutschen Naturschutzrings, Hartmut Vogtmann, mahnte eine kompromisslose Anwendung des Verursacherprinzips an. Die Industrie, die maßgeblich für die hohe Belastung mit PCB verantwortlich sei und die von dem jahrzehntelangen Verkauf profitierte, müsse für die Folgekosten aufkommen. Steigende Gesundheitskosten und Aufwendungen für die Beseitigung von Altlasten sollten nicht die SteuerzahlerInnen zu tragen haben.
Diese Position deckt sich mit derjenigen der langjährigen Kampagne der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG). Jan Pehrke vom CBG-Vorstand: „Produkte von BAYER sind für einen Großteil der PCB-Belastung in Deutschland verantwortlich. Das Unternehmen hat mit den Stoffen Milliarden umgesetzt und muss nun für seine toxische Hinterlassenschaft haftbar gemacht werden!“. Vertreter der CBG hatten erstmals 1983 in der Hauptversammlung der BAYER AG eine Sanierung von PCB-Altlasten auf Kosten des Konzerns gefordert. Bei Boden-Messungen in Deutschland wird meist das von BAYER produzierte Clophen A50/A60 gefunden.

Gift im Hafen
Ein Beispiel für die bislang gescheiterten Versuche, die Hersteller für ihre giftige Hinterlassenschaft haftbar zu machen, ist die Reinigung des Hafenbeckens von Oslo.
Große Teile der norwegischen Küste sind mit PCB verseucht, vor allem durch Rückstände von Schiffsfarben. In Teilen Norwegens musste daher der Verzehr von Meeresfrüchten verboten werden. Chemische Nachweisverfahren zeigen, dass rund die Hälfte der in norwegischen Gewässern gefundenen Gefahrstoffe aus der Produktion von BAYER stammt (24).
Eine Sanierung des 100 km langen Oslo-Fjords, der am stärksten betroffen ist, würde Milliarden kosten. In einem ersten Schritt wurde von 2006 bis 2011 der Hafen der Hauptstadt Oslo gereinigt. Über Jahre hinweg versuchte die Kommune, BAYER und zwei weiteren Produzenten zu einer Beteiligung an den Kosten zu bewegen (25). Von den Ausgaben in Höhe von rund 26 Millionen Euro sollten die Produzenten 7 Millionen tragen, BAYER entsprechend des Marktanteils rund 3,5 Millionen.
Tom Erik Økland vom Umweltverband Norges Naturvernforbund reiste im Jahr 2002 eigens zur BAYER-Hauptversammlung nach Köln und richtete sich dort direkt an den Vorstand: „Die Kontaminierung weiter Teile der norwegischen Küste und die Vergiftung hunderter Werftarbeiter hätten verhindert werden können, wenn BAYER rechtzeitig vor den Risiken von PCB gewarnt hätte.“ Der damalige Vorstandsvorsitzende Werner Wenning bestritt jedoch jegliche Verantwortung und lehnte eine Kostenbeteiligung ab.
Mehr als die Zahlung an sich fürchtete der Konzern einen Präzedenzfall. Dieser sollte unbedingt verhindert werden, weswegen das Unternehmen eine große Schar von AnwältInnen und LobbyistInnen nach Norwegen entsandte. Selbst vor persönlichen Einschüchterungen schreckte BAYER nicht zurück. Schließlich knickte der von der Hafenbehörde engagierte Anwalt ein, die Stadt verzichtete auf ein Klageverfahren. Obwohl BAYER eindeutig als PCB-Lieferant für die belasteten Schiffsfarben feststand, scheiterte somit der Versuch, die Verursacher haftbar zu machen. Einmal mehr wurden die Gewinne über sechs Jahrzehnte hinweg privatisiert, die Folgeschäden trägt die Allgemeinheit.

Fußnoten:
1 Polychlorinated Biphenyls: Human Health Aspects; www.inchem.org/documents/cicads/cicads/cicad55.htm
2 Lauby-Secretan B et al: “Carcinogenicity of polychlorinated biphenyls and polybrominated biphenyls”, Lancet Oncol. (2013)
3 Klaus Goßler, Thomas Höhlein: „Recherche über das Vorkommen von polychlorierten Biphenylen in Baumaterialien“, Landesgewerbeanstalt Bayern (1991)
4 Knut Breivik: “Towards a global historical emission inventory for selected PCB congeners — A mass balance approach”, Science of the Total Environment, (2007)
5 European Environmental Agency: “Late lessons from early warnings: the precautionary principle 1896-2000” (2002)
6 Drinker, C. K.: ”The problem of possible systemic effects from certain chlorinated hydrocarbons”, Journal of Industrial Hygiene and Toxicology, Vol. 19 (1937)
7 Jensen, S., Johnels, A. G., Olsson, M. and Otterlind, G.: “DDT and PCB in marine animals from Swedish waters’, Nature Vol. 224 (1969)
8 Hsu CC et al: “Behavioral development of Yucheng children as compared to their matched controls”, Organohalogen Compounds 14 (1993) und Yoshimura, T.: “Yusho in Japan”, Industrial health, 41 (2003)
9 Roland Weber: PCB, Dioxin & Co - von der Quelle bis in den Mensch (www.dnr.de/downloads/vortrag-dr.-roland-weber--pcb-dioxin-und-co---.pdf)
10 Detzel A. et al. (1998) „Ermittlung von Emissionen und Minderungsmaßnahmen für persistente organische Schadstoffe in der Bundesrepublik Deutschland“, UBA-Texte 74/98
11 Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, und Reaktorsicherheit: „Umweltschutz - Standbein der Lebensmittelsicherheit – Dioxin- und PCB-Einträge vermeiden“ (2013)
12 Basler A: „Evaluierung des Forschungsbedarfs zur Ursachenaufklärung der Kontamination bestimmter Lebensmittel mit Dioxinen und PCB“, Umweltbundesamt UFOPLAN (2009) http:www.dioxindb.de/dokumente/Endbericht-16-10-09.pdf
13 UBA. Eintragspfade von PCB in Rindfleisch. http:
www.umweltbundesamt.de/service/termine/eintragspfade-von-pcb-in-rindfleisch
14 BÖLW-Fachgespräch „Vermeidung von PCB- und Dioxin-Einträgen in tierischen Lebensmitteln“ http:www.boelw.de/dioxin2013.html
15 Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): „Vorgeschlagene EU-Höchstgehalte für nicht dioxin-ähnliche polychlorierte Biphenyle sind noch immer zu hoch“ (2008)
16 Gerhard Winneke, Jens Walkowiak: „Polychlorierte Biphenyle und geschlechtsgebundene kognitive Funktionen bei Kindern im Einschulalter“ (2002) und Sagiv, S. K., et al: „Neuropsychological measures of attention and impulse control among 8-year-old children exposed prenatally to organochlorines“, Environmental health perspectives (2012)
17 Die WHO empfiehlt wegen der Vorteile des Stillens dennoch eine 6-monatige Stillzeit
18 http:
www.who.int/ipcs/publications/cicad/en/cicad55.pdf
19 Dr. Hansjörg Kieper ,Hans-Joachim Hemminghaus: "Untersuchungen zur PCB-Belastung der Luft in Innenräumen unter Einschluss der Verbindungen, für die toxisch besonders bedeutsame TEQ-Werte ermittelt worden sind“, UBA Forschungsbericht (2005)
20 WAZ vom 1.10.2013: „Uni Bochum reißt Gebäude ab und baut sie formgleich wieder auf“
21 Fiedler H, Hutzinger O et al: “Evaluation of the Occurrence of PCDD/PCDF and POPs in Wastes and Their Potential to Enter the Foodchain”, Study on behalf of the European Commission (2000)
http:ec.europa.eu/environment/dioxin/pdf/001_ubt_final.pdf
22 http:
en.wikipedia.org/wiki/2008_Irish_pork_crisis
23 Seminar „30 Jahre PCB - Management – was ist (noch) zu tun?“ am 20. August 2013 in Berlin
24 Per-Erik Schulze und Tom Erik Økland: „Gift im Hafen, Gift im Fisch, Gift im Menschen“ waterkant 1/2003
25 Bayer, Solutia, Kanegafuchi Asked to Pay for Oslo PCB Cleanup, Chemical Week, March 28, 2001

[HIV / Bluter] STICHWORT BAYER 01/2014

CBG Redaktion

Blutige Geschichte

Dokumente zu HIV-Infektionen durch Cutter-Produkte

Zu Beginn der 1980er Jahre wurde AIDS erstmals beschrieben. Relativ schnell wurde klar, dass die Krankheit auch durch Blutprodukte übertragen wird. Die Bayer-Tochter Cutter versuchte zunächst, die Risiken zu verharmlosen. Trotz Kenntnis der verheerenden Folgen verkaufte sie vor allem in Entwicklungsländern den unsicheren Gerinnungsfaktor weiter. Jetzt – 30 Jahre später – sind eindeutige Belege endlich öffentlich zugänglich.

Insgesamt 58 Dokumente stellte das Drug Industry Document Archive (DIDA) der University of California ins Netz. Sie stammen aus 2008 erhobenen Sammelklagen von HIV-infizierten Bluterkranken gegen Cutter und andere Firmen in den USA. Die Kläger kamen aus Asien, Europa und den USA.
Menschen, die eine angeborene Störung der Blutgerinnung haben, sind oft lebenslang auf Arzneimittel aus Blutplasma (Faktor VIII oder IX) angewiesen.

Pharma-Kampagne warnte früh
Produkte aus menschlichem Blutplasma spielen in der Medizin eine wichtige Rolle. Kommerzielle Sammelsysteme und der internationale Handel mit Blut rückten jedoch erst angesichts des HIV-Risikos ins öffentliche Interesse. Dazu trug auch die Pharma-Kampagne bei. War doch der Blut-Handel eines der ersten Themen, mit dem sie sich intensiv auseinandersetzte. Dabei ging es auch um die unrühmliche Rolle von Cutter. Die Firma betrieb z. B. Plasma-Sammelstationen an der US-Grenze zu Mexiko und lockte so arme MexikanerInnen an. Viele Stationen in den USA befanden sich in Gebieten, wo Menschen unterhalb der Armutsgrenze lebten. Nicht nur die Ausnutzung von Notlagen kritisierte die Pharma-Kampagne, sie wies auch auf die gesundheitlichen Gefahren für die BlutplasmaspenderInnen und EmpfängerInnen von Blutprodukten hin. Gefordert wurde ein nicht-kommerzielles Sammelsystem, um die Risiken zu minimieren.1

Risiken waren bekannt
Das kommerzielle Sammeln von Blutplasma war nicht erst seit HIV/AIDS problematisch. Schon Jahre zuvor war deutlich geworden, dass Hepatitis B durch Blutprodukte übertragen werden kann und deshalb Spender, bei denen diese Erkrankung häufig ist, möglichst ausgeschlossen werden sollten.
Das kümmerte Cutter offensichtlich recht wenig. In den Gerichtsunterlagen findet sich ein Brief des Managers des Oakland Plasma Center, der seinem Vorgesetzten über eine Inspektion berichtete. Die Behörden beanstandeten, dass ehemalige Drogenabhängige spenden durften. Der Manager schrieb, das sei nach den Regeln von Cutter zulässig und außerdem bedeute ein Ausschluss, dass man viele SpenderInnen verlieren würde.2
Relativ früh war der Übertragungsweg von HIV erkannt. Es lag nahe, dass Maßnahmen, die eine Hepatitis B-Übertragung bei Gerinnungsfaktoren verhinderten, auch gegen HIV helfen würden.
Bereits im Januar 1982 schrieb J. Hjorth in einem internen Cutter-Memo: „Ein Hepatitis-sicherer Faktor IX der Behringwerke befindet sich in klinischen Studien in New York und Dr. Lou Aledort vom Mt. Sinai (Krankenhaus) stellt fest, dass es unethisch wäre, sobald dieses Produkt zugelassen ist, PatientInnen noch eine andere Therapie zu geben.“3 Allerdings stand bei Cutter nicht die Sorge um die Sicherheit der Kranken im Vordergrund. Denn es heißt weiter: „Ich gebe diese Information weiter, weil wir offensichtlich harten Wettbewerb zu befürchten hätten, wenn Hyland und Behringwerke uns mit Faktor VIII und Faktor IX zu weit voraus wären. Ich wäre sehr an ihrer Einschätzung interessiert, wann wir frühestens Produkte haben, die mit diesen beiden Produkten konkurrieren können.“
Cutter hatte die Entwicklung verschlafen. Ein Jahr später, im Januar 1983, drängte Cutter Mitarbeiter M. Mazen mit Blick auf AIDS, sich mit der Zulassung von sicheren Gerinnungsfaktoren zu beeilen. „Auch ohne harte Daten ist es sicher logisch, dass ein hitzebehandeltes Produkt, ohne die klinische Wirksamkeit zu opfern, potenziell sicherer ist als ein unbehandeltes.“4

Beschwichtigen statt handeln
Im Mai 1983 veröffentlichte Cutter in den USA eine neue Ausgabe seiner PatientInnenzeitschrift Echo für Bluterkranke. Einziges Thema: AIDS. „Wir von Cutter möchten Sie wissen lassen, dass ihr Wohlergehen unsere erste Sorge ist. Wir tun alles was möglich ist, (...) Vorsichtsmaßnahmen umzusetzen, mit dem Ziel, das Risiko für Personen mit Hämophilie zu minimieren.“ 5
Im Oktober 1983 wird bekannt, dass ein regelmäßiger Cutter-Blutspender an AIDS gestorben ist. Auch in der deutschen Bayer-Zentrale ist man beunruhigt. Der Cutter Öffentlichkeitsarbeiter versucht zu beruhigen.6 Man habe angekündigt, alle Produkte, die Blut von dem Spender enthielten, zurückzurufen. Seines Wissens seien keine Produkte nach Deutschland geliefert worden. Außerdem werde die PR-Agentur Hill-Knowlton eingeschaltet.

Wenns ums Geld geht ...
1983 kursierte bei Cutter ein ausführliches Memo, das die Risiken von AIDS und die Sicherheit von Cutter-Produkten thematisierte und offensichtlich der Außenverteidigung dienen sollte. Allerdings steht dort auch, dass bisher alle Bluterkranken, bei denen ein „AIDS-ähnliches Syndrom“ diagnostiziert wurde, Gerinnungsfaktoren erhalten hatten.7
Ende 1983 hatte Cutter endlich ein hitzebehandeltes Produkt am Markt. Doch die Einführung verlief nur schleppend und das alte Produkt wurde weiter verkauft. Während in den Industrieländern – wegen des öffentlichen Drucks die Umstellung langsam voranging, sah das im Fernen Osten ganz anders aus. Cutters Marketingplan für die Region spricht da Bände. Während der Verkauf in Neuseeland wegen AIDS zusammenbrach, wurde in Asien munter das alte Produkt weiterverkauft. Begründung: „AIDS ist in Asien noch kein großes Thema. Vielleicht weil der Region so viele andere Gesundheitsgefahren größere Sorgen bereiten. Das Hepatitis-Risiko amerikanischer Konzentrate ist keine so große Sorge in einer Region, wo Hepatitis B so prävalent ist.“ „Wenn wir Bedarf für das hitzebehandelte Produkt im Fernen Osten sehen, werden wir rasch handeln. Andernfalls werden wir versuchen weiterhin die Märkte mit billigem Standard Koate und Knyne zu dominieren.“8 Es ging nur ums Geld. Denn bereits 1984 hatte Cutter im Marketingplan festgestellt, ein Umtausch in sichere Produkte in Asien würde zwei Millionen US$ Verlust bedeuten, das mache man nicht.9

Komplizen der Industrie
Nicht nur die Hersteller von Blutprodukten handelten verantwortungslos. Auch die Aufsichtsbehörde FDA in den USA versagte. Das geht aus einem Cutter-Memo über ein Gespräch mit der FDA am 21. Dezember 1982 hervor. Damals war der Behörde die mangelnde Kontrolle Cutters, auf gesunde Spender zu achten, wohl doch zu viel geworden. Thema waren die Blutbanken an der mexikanischen Grenze und eine Sammelstelle mit einem hohen Anteil homosexueller Spender (die die höchste Rate von AIDS-Erkankungen aufwiesen). Dr. Donahue von der FDA verlangte von Cutter, wenigstens keine Spenden von Gefängnisinsassen mehr zu Gerinnungsfaktor zu verarbeiten. Dabei ging es ihm nach Ansicht von Cutter weniger darum, die Empfänger zu schützen als etwas gegen das in der Öffentlichkeit „gefühlte Risiko“ zu unternehmen.10 Donahue bat um einen Brief von Cutter als „Munition“ gegen weitere verpflichtende Kontrollmaßnahmen durch die FDA. Auch solle Cutter unbedingt zu einem öffentlichen Treffen der staatlichen Centers for Disease Control and Prevention (CDC) kommen, da dort „die Demographie bezahlter Spender diskutiert“ würde.
Ein Treffen der Blutgerinnungsfaktor-Industrie mit der FDA im Mai 1985 zeigt, dass die Komplizenschaft mit den Herstellern anhielt. Damals hatten schon alle Firmen Produkte auf dem Markt, die Virus-inaktiviert waren. Dennoch waren die alten Produkte noch zugelassen. Dr. Harry Meyer forderte die Hersteller auf, freiwillig auf die Vermarktung dieser Produkte zu verzichten. S.J. Ojala von Cutter fasste die Diskussion so zusammen: „(Meyer) erklärte, obwohl die FDA die Zulassungen für ungültig erklären könnte, wolle er keine Aufmerksamkeit auf die Tatsache lenken, dass die FDA diesen Zustand so lange geduldet hatte. Er wolle die Sache lautlos (Unterstreichung im Original) erledigen, ohne den Kongress, die medizinische Fachwelt und die Öffentlichkeit zu alarmieren.“11
Auch in Deutschland hatte die Aufsicht über die Industrie kläglich versagt. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestages befasste sich ausführlich mit den Schwächen im System.12 Wie berechtigt die Forderungen der Pharma-Kampagne damals waren, zeigen die Erfahrungen aus Belgien und Norwegen. Dort wurden die Bluterkranken mit Gerinnungsfaktor versorgt, der aus freiwilligen Spenden aus dem eigenen Land stammte. Außerdem wurden nicht Tausende von Spenden zusammengekippt. So waren 1985/86 in Belgien 5,9% und in Norwegen 6,3% der Bluterkranken HIV-positiv, in Deutschland dagegen 47,4%.13
Autor: Jörg Schaaber, Buko Pharmakampagne

Die CBG und der Blutprodukte-Skandal

Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat der Blutprodukte-Skandal ebenfalls von Anfang an beschäftigt – und er tut es bis heute. So setzt sie das Thema immer wieder auf die Agenda der BAYER-Hauptversammlungen. Schon in den 1990er Jahren kritisierte die Coordination die Skrupellosigkeit, mit welcher der Leverkusener Multi kontamierte Blutprodukte einsetzte, obwohl es längst Verfahren zur Inaktivierung des AIDS-Erregers gab, und bezeichnete das Vorgehen als das, was es auch ist: gefährliche Körperverletzung mit Todesfolge. Zudem prangerte die CBG die von dem Unternehmen geübte Praxis an, zur Beschaffung des Rohstoffes „Blut“ sogar mit Diktatoren wie Anastasio Somoza, dem „Vampir von Nicaragua“, zusammenzuarbeiten. Wegen dieses Verhaltens forderte die CBG angemessene Entschädigungen und strafrechtliche Konsequenzen ein, wie sie auch ManagerInnen anderer an dem Pharma-GAU beteiligter Firmen über sich ergehen lassen mussten. Darüber hinaus suchte die Coordination den Kontakt mit Betroffenen wie Todd Smith und kooperierte mit ihnen. 1998 nahm der inzwischen verstorbene Smith sogar den langen Weg aus den USA auf sich, um zur BAYER-Hauptversammlung zu reisen. Schon an den Rollstuhl gefesselt konfrontierte er dort die Vorstandsriege und die AktionärInnen mit seinem Schicksal und griff die Geschäftspolitik scharf an. „Tausende von Blutern in den USA wurden durch BAYER-Produkte infiziert, viele Tausend weitere auf der übrigen Welt. Viele sind an AIDS gestorben, und viele haben Frauen und Kinder mit dieser Krankheit unwissentlich infiziert. All dieses Leid wurde durch ein Produkt ausgelöst, das hätte sicher sein können!“, kritisierte der US-Amerikaner. Er nannte den HV-BesucherInnen auch gleich den Grund für die mangelnde Sorgfaltspflicht. „Die bestehende Technik wurde nicht eingesetzt, da sich bei dem Verfahren die Menge des Plasmas auf ein Viertel reduziert hätte. Dementsprechend wären auch die Profite der Firma BAYER geschrumpft. Finanzielle Gründe waren also wichtiger als die Sicherheit der Patienten! Diese Entscheidung hat Tausenden von Blutern das Leben gekostet!“, so der Bluter damals. Der damalige Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider reagierte darauf mit routinierten Beileidsbekundigungen, lehnte jedoch jegliche Verantwortung ab und sprach stattdessen von einem „tragische(n) Schicksal“. Mit ähnlichen Textbausteinen zogen sich dann seine Nachfolger aus der Affäre. Noch auf der letzten Hauptversammlung im April diesen Jahres wies BAYER-Chef Marijn Dekkers die Aufforderung des Bluters Andreas Bemeleit ab, die Kranken angemessen zu unterstützen, setzte sich aber dennoch als „verlässlicher Partner“ der Geschädigten in Szene.

1 BUKO Pharma-Kampagne (1982) Das Blut der Armen – Medikamente für die Reichen?
2 Ichikawa D (1981) Letter to R. Barden 19 May. Cutter Laboratories. Oakland Plasma Center. http:dida.library.ucsf.edu/pdf/zeu13j10
3 Hjorth J (1982) Cutter memo to M. Sternberg 27 January http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/hgu13j10
4 Mazen M (1983) Chimp testing of hepatitis-safe Koate. Cutter memo to M M Sternberg. 4 Jan.
5 Cutter (1983) Foreword. Echo Vol 4, No. 1, May http:dida.library.ucsf.edu/pdf/lgu13j10
6 Modersbach RJ (1983) Cutter Memo an W Schmidt 31 Oct. www.baumhedlundlaw.com/hemophilia/exhibits/Exhibit-26-FNC.pdf
7 Ashworth JN (1983) Letter to B. Dyos 1 June http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/igu13j10
8 Cutter (o.J.) 1985 Far East Region. Preliminary marketing plan. http:dida.library.ucsf.edu/pdf/kfu13j10
9 Cutter (o.J.) 1984 budget Far East. http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/hfu13j10
10 Ojala (1982) Cutter memo: More AIDS and FDA. 21 Dec http:dida.library.ucsf.edu/pdf/weu13j10
11 Ojala SJ (1985) Cutter memo: Non-Heat Treat License. 30 May http:
dida.library.ucsf.edu/pdf/ofu13j10
12 Deutscher Bundestag (1994) Zweite Beschlußempfehlung und Schlußbericht des 3. Untersuchungsausschusses nach Artikel 44 des Grundgesetzes. Drucksache 12/8591
13 Deutscher Bundestag (1994) aaO., S. 106

[Ticker] STICHWORT BAYER 01/2014 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

CBG bei Pipeline-Anhörung
Der Leverkusener Multi hatte während der Verlegung der zwischen Krefeld und Dormagen verlaufenden Kohlenmonoxid-Pipeline zahlreiche „Plananpassungen“ vorgenommen. Deshalb ordnete die Bezirksregierung Düsseldorf ein erneutes Genehmigungsverfahren mit BürgerInnen-Beteiligung an. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN gehörte zu den 24.000 EinwänderInnen gegen das Projekt und nahm deshalb am 5. November 2013 in der Essener Gruga-Halle auch am Erörterungstermin teil. Schon vor Beginn der Veranstaltung protestierte die CBG mit ihrem Sensenmann gegen die Giftgas-Leitung. In der Anhörung selber drang sie darauf, im Rahmen der Prüfung des BAYER-Antrags auch den jüngsten Kohlenmonoxid-Unfall, der sich Ende September 2013 im Brunsbütteler Werk des Konzerns ereignet hatte (siehe UNFÄLLE & KATASTROPHEN), zu untersuchen. Die Bezirksregierung lehnte das allerdings ab. Und bezeichnenderweise scheute sie sich nicht, als Verfahrensachverständigen mit Christian Engel genau denselben TÜV-Gutachter zu verpflichten, der für den Global Player schon drei Entlastungsexpertisen in Sachen „Pipeline“ angefertigt hatte. Die CBG forderte seine Ablösung. „Ein Gutachter, der mehrfach im Auftrag von BAYER die Sicherheit der Pipeline beschworen hat, ist eindeutig befangen. Die Bezirksregierung muss für ein solch wichtiges Verfahren dringend einen unabhängigen Sachverständigen auswählen!“, hieß es in der entsprechenden Pressemitteilung.

Grüne wollen Sammelklagen
In den USA können Geschädigte von Industrie-Produkten gemeinsam vor Gericht ziehen und in Sammelklagen Entschädigungen erstreiten. Milliarden Dollar haben den Leverkusener Multi die GAUs um den Cholesterin-Senker LIPOBAY, die Verhütungsmittel der YASMIN-Reihe und den sich plötzlich wundersam überall verbreitenden „LL601“-Genreis deshalb schon gekostet. Aus diesem Grund versuchen die Brüsseler LobbyistInnen des Konzerns auch die Einführung eines solchen Rechtsinstituts auf europäischer Ebene zu verhindern – bisher mit Erfolg. Und hierzulande droht dem Unternehmen vorerst ebenfalls keine Gefahr. Bündnis 90/Die Grünen brachten Anfang Juni 2013 den „Entwurf eines Gesetzes über die Einführung von Gruppenverfahrens“ in den Bundestag ein, erreichten für den Vorschlag allerdings nicht die erforderliche Mehrheit.

Preis für Holzgifte-AktivistInnen
BAYERs Tochter-Firma DESOWAG hat bis Mitte der 1980er Jahre das „Holzschutzmittel” XYLADECOR produziert, das rund 200.000 Menschen vergiftete. Erst als die Geschädigten gegen den Konzern und andere Hersteller vor Gericht zogen und damit das bislang größte Umwelt-Strafverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik initiierten, trennte sich der Leverkusener Multi von der DESOWAG. Zu den Klägern zählten damals auch Helga und Volker Zapke, die in ihrer Eigenschaft als Gründer der INTERESSENSGEMEINSCHAFT HOLZSCHUTZMITTEL-GESCHÄDIGTER viel mit der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN kooperiert haben. Jetzt erfuhr das Ehepaar eine späte Ehrung für ihr Engagement. Es wurde mit dem „Bundespreis Verbraucherschutz 2013“ ausgezeichnet. Die Coordination gratuliert!

MELIANE-Geschädigte schreibt Buch
Das BAYER-Verhütungsmittel MELIANE (Wirkstoffe: Gestoden und Ethinylestradiol) hatte bei der Französin Marion Larat 2006 einen Gehirnschlag ausgelöst. Neun Operationen musste die Frau seither über sich ergehen lassen; immer wieder erleidet sie epileptische Anfälle. Ende 2012 hat die junge Frau einen Schadensersatz-Prozess gegen den Pharma-Riesen angestrengt, der ein großes Medien-Echo ausgelöst hat. Larat hat nicht nur Dutzende von Briefen und Anrufen erhalten, sondern auch Nachahmer gefunden. 80 Klagen haben die Gerichte bis Mitte Februar registriert, darunter mehr als die Hälfte gegen BAYER. Nun hat die Französin ein Buch über ihre Leidenszeit geschrieben. „Die Pille ist bitter“ lautet der Titel.

NGOs treffen sich mit BAYER & Co.
Das PESTIZID AKTIONS-NETZWERK (PAN) hatte Anfang 2012 eine Kampagne gestartet, die BAYER, BASF und SYNGENTA zum Verkaufsstopp hochgefährlicher Pestizide aufforderte. Im Rahmen der Aktion bat die Organisation die Konzerne auch um ein Gespräch über dieses Thema. Im Juni 2013 kam es zu einem Treffen. Auf Seiten der Initiativen nahmen neben AktivistInnen von PAN noch VertreterInnen der BerufsimkerInnen, vom ÖKOLOGISCHEN ÄRZTEBUND, von TERRE DES HOMMES, vom Umweltinstitut München und vom WWF teil. Auf Seiten der Firmen waren Emissäre aller drei Agro-Riesen dabei; BAYER schickte den „Public & Governmental Affairs“-Manager Dr. Michael Schneider. Vorab verabredeten die TeilnehmerInnen, nicht grundsätzlich über die Vor- und Nachteile von Pestiziden zu sprechen und ebenfalls nicht über bestimmte gesundheitsgefährdende Produkte. Stattdessen erörterte die Runde Kriterien zur Definition besonders gefährlicher Ackergifte und Optionen für einen schrittweisen Ausstieg aus diesem Segment. Dabei traten einige Differenzen zu Tage. PAN wollte die von einem bestimmten Wirkstoff ausgehende Gefahr zur Grundlage der Beurteilung machen, BAYER & Co. lehnten das jedoch ab. Sie wiesen eine Klassifizierung auf Basis von Inhaltsstoffen zurück, da die LandwirtInnen diese nur in verdünnter Form ausbringen. Auch den Gefahren-Ansatz akzeptierten die Manager nicht. Sie plädierten stattdessen für das Prinzip der Risikoabschätzung, nach dem sich auch die staatlichen Behörden richteten. „Eine Verständigung zwischen den Vertretern der Unternehmen und der NGOs auf Maßnahmen für die Beendigung der Vermarktung von Pestizid-Wirkstoffen, die von PAN als hochgefährlich eingestuft werden, konnte deshalb nicht erreicht werden“, vermerkt das öffentlich zugängliche Protokoll. Die Initativen begrüßten jedoch die Entscheidung der beteiligten Unternehmen, alle Agro-Chemikalien der beiden höchsten Toxizitätsklassen vom Markt genommen zu haben. Der Leverkusener Multi tat sich damit allerdings sehr schwer. Schon im Jahr 2000 hatte er diesen Schritt auf der Hauptversammlung angekündigt, lange Jahre aber keine Taten folgen lassen.

Proteste gegen Saatgut-Messe
Ende Oktober 2013 fand in Amsterdam die Saatgut-Messe „CropWorld“ statt. Ungestört konnten BAYER, MONSANTO & Co. sich in ihrer Welt der Laborfrüchte allerdings nicht aufhalten. 150 DemonstrantInnen bevölkerten diese zusätzlich und machten den Multis mit Losungen wie „Reclaim the Seeds“ ihre Aufwartung. Auch ein Kooperationspartner der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) war vor Ort und mischte sich mit einem „Gegen BAYER“-Transparent unter die ProtestlerInnen.

ZDF zeigt Bluter-Film
In den 1990er Jahren starben Tausende Bluter an HIV-verseuchten Blutprodukten von BAYER, weil der Pillen-Riese sein Präparat KOGENATE aus Kostengründen keiner sterilisierenden Hitze-Behandlung unterzogen hatte. Im Oktober 2013 widmete sich der ZDF-Fernsehfilm „Blutgeld“ noch einmal dem Thema. Sein Produzent Michael Souvignier hatte vorher schon ein Werk über den Contergan-Skandal auf den Weg gebracht und im Anschluss daran eine Klage von dem Hersteller GRÜNENTHAL erhalten. Darum war er diesmal vorsichtiger. „Da befürchte ich schon allein deshalb juristisch nichts, weil wir bei aller gründlichen Recherche mit Anonymisierungen arbeiten“, sagte Souvignier der Faz. So bleibt der Leverkusener Multi in „Blutgeld“ ungenannt. An der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) war es deshalb, in begleitenden Presse-Veröffentlichungen auf die Verursacher des Pharma-GAUs hinzuweisen. Zudem machte die Coordination auf die erbärmliche soziale Lage der Überlebenden aufmerksam, welche der bis heute nur unzureichend gelösten Frage des Schadensersatzes geschuldet ist, und forderte den Global Player auf, mehr Verantwortung zu übernehmen. Darüber hinaus hat die CBG in Kooperation mit der Internet-Plattform change.org in den Bundestag eine Petition für angemessene Entschädigungen der Bluter eingebracht.

Kritik an Uni-Vertrag
Dr. Peter Tinnemann imprägniert an der Berliner Charité Medizin-StudentInnen gegen den Einfluss der Pharma-Industrie und besucht im Rahmen seiner Seminare mit den angehenden DoktorInnen auch Veranstaltungen von Pharma-ReferentInnen. „Weder die Studierenden noch die Ärzte noch die Patienten erkennen die Gefährdung“, meint Tinnemann. Und auch die Kooperation von BAYER mit der Universität Köln auf dem Gebiet der Arznei-Entwicklungen (Ticker berichtete mehrfach) kritisiert er scharf: „Wenn aber diese Verträge nicht öffentlich sind, wie kann man dann auch nur einem Wissenschaftler an der Uni Köln trauen?“

„Public Eye Award“ für BAYER?
Die Global Player halten jeweils zu Beginn des neuen Jahres in Davos ihr Klassentreffen ab. Die Schweizer Initiativen ERKLÄRUNG VON BERN und PRO NATURE nutzen die Gelegenheit, um als Spielverderber aufzutreten und dem Unternehmen mit den fragwürdigsten Geschäftspraktiken den „Public Eye Award“ zu verleihen. BAYER zählt dabei wieder einmal zu den heißesten Anwärtern für die „Auszeichnung“. Dieses Mal führten die Risiken und Nebenwirkungen seiner Pestizide aus der Gruppe der Neonicotinoide, die mitverantwortlich für ein massenhaftes Bienensterben zeichnen, zu der zweifelhaften Ehre. Der „Europäische Imkerverband“ nominierte den Leverkusener Multi gemeinsam mit BASF und SYNGENTA für den Negativ-Preis.

Jahrestagung 2013
2013 widmete sich die Jahrestagung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) aus gegebenem Anlass dem Thema „150 Jahre BAYER – Ausbeutung, Umweltzerstörung, Kriegstreiberei“. Der Historiker Stephan Stracke vom VEREIN ZUR ERFORSCHUNG DER SOZIALEN BEWEGUNGEN IM WUPPERTAL“ beschäftigte sich mit der Rolle, die der ehemalige BAYER-Generaldirektor Carl Duisburg als Giftgas-Pionier und Rohstoff-Beschaffer im Ersten Weltkrieg gespielt hat. CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes schlug das dunkelste Kapitel der Unternehmenshistorie auf und gab einen Abriss über die von BAYER mitgegründeten IG FARBEN, die nicht nur entscheidend an den Kriegsvorbereitungen der Nazis mitwirkte, sondern in Auschwitz auch ein firmen-eigenes KZ unterhielt und insgesamt etwa 300.000 ZwangsarbeiterInnen „vernutzte“. Professor Jürgen Rochlitz, Chemiker und ehemaliger Bundesabgeordneter der Grünen, stellte die ökologische Kehrseite von „150 Jahre BAYER“ dar. Er legte dabei den Schwerpunkt auf die Polychlorierten Biphenylen (PCB), eine ganz besonders gefährliche Ausgeburt der Chlorchemie, deren bis 1983 erlaubte Verwendung in öffentlichen Gebäuden heute noch milliarden-hohe Sanierungskosten verursacht. An CBG-Vorstand Axel Köhler-Schnura war es dann, die Quintessenz aus den Vorträgen zu ziehen und die Grundzüge der BAYER-Geschichte herauszuarbeiten, als deren zentralen Movens er das Profit-Prinzip identifizierte. Abermals ergab sich eine lebhafte Diskussion, nach der sich die wieder einmal zahlreichen BesucherInnen angeregt auf die Heimreise machten.

KAPITAL & ARBEIT

Wenning mächtigster Aufsichtsrat
Die „Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz“ (DSW) bestimmte BAYERs Aufsichtsratschef Werner Wenning gemeinsam mit Ulrich Lehner zum mächtigsten Mann der Deutschland AG. Wenning sitzt nämlich auch dem E.ON-Aufsichtsrat vor und gehört den Kontroll-Gremien von SIEMENS und HENKEL an.

ManagerInnen-Gehälter ohne Grenzen
Unter den Beschäftigten der DAX-Konzerne gibt es nach einer Studie der „Hans Böckler Stiftung“ enorme Einkommensunterschiede. Bei BAYER lagen die Bezüge der Vorstände 2011 um das 40-fache über den Durchschnittsentgelten der Belegschaft. 2005 gaben sie sich mit dem Faktor 33 noch etwas bescheidener. Und an dieser großen Spreizung dürfte sich beim Leverkusener Multi so schnell auch nichts ändern. Im Jahr 2009 hatte eine Vertreterin des DACHVERBANDES DER KRITISCHEN AKTIONÄRINNEN UND AKTIONÄRE die Vorstandsriege auf der Hauptversammlung gefragt, ob sie bereit wäre, sich mit einem Gehalt zu begnügen, das „nur“ 20 Mal so hoch läge wie das der NormalverdienerInnen des Pharma-Riesen. Sie erhielt eine schnöde Abfuhr. BAYERs damaliger Aufsichtsratsvorsitzender Manfred Schneider sprach sich vehement gegen solche „statistischen Grenzen“ aus.

Stellen-Streichungen bei JENAPHARM
Der Umsatz von BAYERs Vertriebsgesellschaft JENAPHARM, die unter anderem Kontrazeptiva, Potenzmittel und Haut-Arzneien unter die Leute bringt, sank 2012 im Vergleich zum Vorjahr hauptsächlich wegen der verschärften Konkurrenz von Nachahmer-Präparaten auf dem Verhütungsmittel-Markt um 16,7 Millionen auf 140,7 Millionen Euro. Die Geschäftsleitung reagierte darauf mit Arbeitsplatzvernichtung. Sie gab den Bereich „Logistik“ an die Leverkusener Zentrale ab und führt das Gebäude-Management nicht länger in Eigenregie durch.

Subventionierte Rationalisierung
Im Rahmen des seit 2010 laufenden Effizienz-Programms, das 4.500 Arbeitsplätze zur Disposition stellt, ergriff der Leverkusener Multi auch in den USA Maßnahmen. In New Jersey kündigte er an, seine drei über den Bundesstaat verstreut liegenden Pharma-Standorte zusammenlegen zu wollen und drohte damit, den Distrikt New York als neuen Standort zu wählen. Die LandespolitikerInnen gingen auf die Erpressung ein und zahlten dem Leverkusener Multi eine Halte-Prämie. Sie subventionierten den Bau des neuen Hauptquartiers in Hanover mit über 36 Millionen Dollar. So macht das Rationalisieren Spaß.

ERSTE & DRITTE WELT

Entwicklungshilfe für BAYER
Die bundesdeutsche Entwicklungshilfe-Politik setzt auf Kooperationen mit der Privatwirtschaft. So hat das „Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung“ (BMZ) mit BAYER, BASF, SYNGENTA und ca. 30 weiteren Konzernen die „German Food Partnership“ (GFP) gegründet (SWB 4/13). Staatliche Mittel fließen unter anderem in das Projekt „Better Rice Initiative in Asia“ (BRIA), das den Leverkusener Multi bei der Vermarktung von hybridem, also nicht zur Wiederaussaat geeigneten Reis auf den Philippinen unterstützt. Für Familienbetriebe lohnt sich eine solche Investition oft nicht, weshalb das RICE WATCH AND ACTION NETWORK das Vorhaben auch kritisiert, aber den Agro-Riesen schert das wenig. Eine „Grüne Revolution wird man nicht mit Kleinbauern machen“, sagt der Konzern-Manager Hans-Joachim Wegfahrt: „Wir brauchen eine Konsolidierung“. Und am eigentlichen Sinn der Übung lässt er ebenfalls keinen Zweifel. „Unser Business ist nun mal der Verkauf von Pflanzenschutzmitteln und Saatgut“, so Wegfahrt, das Ganze sei „keine Charity-Veranstaltung“.

BAYER will mehr
Der Leverkusener Multi bekommt viel Entwicklungshilfe, um seine Produkte auch in ärmeren Ländern vermarkten zu können (s. o.). Dem Konzern reicht das aber noch nicht. Auf dem von ihm in Neu-Delhi veranstalteten „Rice Future Forum“, an dem unter anderem VertreterInnen der „Bill & Melinda Gates Foundation“, der bundeseigenen Entwicklungshilfe-Agentur „Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit“ (GIZ), des „International Rice Research Institutes“ und des Lebensmittel-Unternehmens KELLOGG teilnahmen, forderte er deshalb mehr Subventionen ein. So mahnte Hartmut van Lengerich vom Unternehmensbereich „Global Strategy für Getreide, Reis und Ölsaaten“ dort „die Unterstützung von „Public-Private-Partnerschaften zur Erforschung, Entwicklung, Vermarktung und Förderung neuer Lösungen“ an.

„Entwicklungshelfer“ BAYER
Mit freundlicher Unterstützung der „Bill & Melinda Gates Foundation“ und der bundeseigenen Entwicklungshilfe-Agentur „Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit“ (GIZ) plant der Leverkusener Multi, sich in Bangladesh als „Entwicklungshelfer“ zu betätigen. „BAYER CROPSCIENCE und die GIZ werden in Bangladesh zusammenarbeiten, um die Aufnahme von Eisen und Zink, sowie gegebenenfalls von Kalzium, Folsäure, Vitamin A und Vitamin B6 mit der Nahrung zu verbessern“, erklärte der Agro-Riese. Entsprechende „Einsatzstoffe“ und eine Schulung der FarmerInnen in „nährstoff-sensitiven landwirtschaftlichen Praktiken“ sollen’s richten. Es handelt sich also wieder einmal um kaum mehr als eine Produkteinführungskampagne für neue Waren, die sich die Bangladesher Bauern und Bäuerinnen wegen des hohen Abgabe-Preises kaum werden leisten können. Und damit das alles nicht ans Licht der Öffentlichkeit tritt, nimmt an der konzertierten Aktion mit MCCANN HEALTH auch „ein weltweit agierender Kommunikationsspezialist für Awareness-Kampagnen“ teil.

KONZERN & VERGANGENHEIT

Duisbergs Strafregister
BAYERs langjähriger Generaldirektor Carl Duisberg war im 1. Weltkrieg verantwortlich für den Einsatz von Giftgas sowie die Ausbeutung von ZwangsarbeiterInnen und hatte später einen maßgeblichen Anteil an der Gründung des Mörder-Konzerns IG FARBEN. Und die Erbarmungslosigkeit, mit der er im Geschäftsleben auf Profit-Jagd ging, zeigte sich auch im Alltag. „Das Strafregister Duisbergs ist nicht lang, aber erheblich“, urteilt der von BAYER mit einer Biographie des Firmen-Lenkers beauftragte Historiker Werner Plumpe. Vor allem Autounfälle mit tödlichem Ausgang füllen die Akten, da Duisberg seinen Chauffeur unablässig zu einem Fahren mit erhöhter Geschwindigkeit anhielt, ohne auf andere VerkehrsteilnehmerInnen Rücksicht zu nehmen.

IG FARBEN & HEUTE

Uni vergibt Hörlein-Preis
Zahlreichen BAYER-Managern, die schwere Schuld auf sich geladen haben, wird heute noch ein ehrendes Gedenken bewahrt. Nach dem ehemaligen Generaldirektor Carl Duisberg, der im 1. Weltkrieg verantwortlich für den Einsatz von Giftgas und die Ausbeutung von ZwangsarbeiterInnen war und später einen maßgeblichen Anteil an der Gründung des Mörder-Konzerns IG FARBEN hatte, haben viele Städte Straßen und Schulen getauft. Der Leverkusen Multi selber hat eine Auszeichnung im Medizin-Bereich nach Kurt Hansen benannt, der bereits 1931 in die NSDAP eingetreten war, und bei den IG FARBEN den Posten des Leiters der kriegswichtigen „Zentralstelle für Rohstoffbeschaffung“ inne hatte. Und die „Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Düsseldorf“ vergibt alle fünf Jahre einen „Heinrich-Hörlein-Preis“, womit sie ihre Wertschätzung für einen Kriegsverbrecher ausdrückt. Hörlein beaufsichtigte als Leiter des Wuppertaler BAYER-Werks nämlich die Entwicklung der Giftgase Tabun, Sarin und Soman. Zudem saß er im Aufsichtsrat der „Deutschen Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung“ (DEGESCH), die das Zyklon B für die Gaskammern lieferte, und war Wehrwirtschaftsführer.

POLITIK & EINFLUSS

TTIP: BAYER & Co. verhandeln mit
Bei den Verhandlungen zum Freihandelsabkommen der EU mit den USA diktieren BAYER & Co. den PolitikerInnen die Agenda. Allein von Anfang 2012 bis April 2013 fanden 130 Treffen der VerhandlerInnen mit Konzern-VertreterInnen oder Unternehmensverbänden statt. Selbstverständlich verschafften sich auch die Organisationen, denen BAYER angehört wie der „Verband der chemischen Industrie“, „Business Europe“, der „Bundesverband der deutschen Industrie“ und der „Transatlantic Business Dialogue“, ausreichend Gehör. Unter anderem fordern diese und andere Lobby-Organisationen, die strengeren europäischen Vorgaben bei den Pestizid-Grenzwerten, der Zulassung neuer Medikamente und bei der Gentechnik als „Handelshemmnisse“ einzustufen und abzuwickeln.

Extrem-Lobbyismus in China
Die chinesische Regierung strich die Chemikalie TDI von der Liste hochgefährlicher Chemikalien. „Vorausgegangen war dieser Änderung ein intensives Lobbying von BAYER MATERIALSCIENCE“, so der Text des im Intranet des Konzerns veröffentlichten Bekennerschreibens. Als einen „Meilenstein für die gesamte Polyurethan-Industrie“ feierte das Unternehmen dort den Coup, weil er die Kosten für Transport und Lagerung der Stoffe senkt und die Arbeitsschutz-Anforderungen reduziert. Wenig später hielt es der Global Player dann aber doch für angebrachter, die Spuren zu verwischen, und ersetzte den Begriff „Lobbying“ durch „Informationsaustausch“.

ALEC schreibt Gesetze
Das „American Legislative Exchange Council“ (ALEC) ist eine von den Global Playern gesponserte JuristInnen-Vereinigung. Sie fungiert als Bindeglied zwischen der Wirtschaft und den Republikanern und fertigt für diese Gesetzes-Entwürfe an. Der Leverkusener Multi gehört der Organisation seit 1992 an, „um unsere Unternehmenspositionen in den politischen Meinungsbildungsprozess einzubringen“, wie Konzern-Sprecher Günter Forneck sagt, und ist in wichtigen Gremien vertreten (Ticker 2/12). Nach einer vom CENTER FOR MEDIA AND DEMOCRACY veröffentlichten Untersuchung hat ALEC von Januar bis August 2013 fast 1.000 „Unternehmenspositionen“ von BAYER & Co. in den Gesetzgebungsprozess eingebracht. Unter anderem standen die Beschneidung von Gewerkschaftsrechten, Lohnreduzierungen, Absenkungen von Arbeitsstandards, und die Erschwerung der Strafverfolgung von Konzernen auf der ALEC-Agenda.

Keine Kennzeichnung in Washington
Im US-Bundesstaat Washington scheiterte Anfang November 2013 ein BürgerInnen-Begehren zur Kennzeichnungspflicht von Lebensmitteln, die Gentech-Ausgangsstoffe enthalten, knapp mit 45 zu 55 Prozent der Stimmen. Das Geld, das BAYER und andere Konzerne in eine Gegen-Kampagne investiert hatten, zahlte sich damit aus. Allein der Leverkusener Multi brachte fast 600.000 Dollar auf. Insgesamt war den Unternehmen ihre Aktion 17 Millionen Dollar wert. Zuvor hatten sie mit ihren großen finanziellen Mitteln schon eine entsprechende Transparenz-Initiative in Kalifornien scheitern lassen.

BAYER für offenere Gentech-Worte
Der BAYER-Manager Mathias Kremer hat auf einer Tagung der Kölner „Industrie- und Handelskammer“ eine offenere Diskussion in Sachen „Gentechnik“ eingefordert und das Festhalten an starren Glaubensgrundsätzen beanstandet. KritikerInnen der Risikotechnologie denunzierte Kremer, der bei BAYER CROPSCIENCE den Bereich „Strategie“ leitet, auf der Tagung als rückwärtsgewandte RomantikerInnen, welche die traditionelle Landwirtschaft nostalgisch verklärten und nur ein „Ventil für Unbehagen in einer immer komplexeren Welt“ suchten.

VFA umgarnt NGOs
Der von BAYER gegründete „Verband der forschenden Arzneimittel-Hersteller“ unternimmt Anstrengungen, ein „Deutsches Netzwerk gegen vernachlässigte tropische Armutskrankheiten“ zu gründen und dabei auch Initiativen einzubinden. Die BUKO PHARMA-KAMPAGNE hat sich gegen ein solches Vorhaben ausgesprochen. „Der Industrie-Verband VFA möchte nun offenbar Punkte in der deutschen Öffentlichkeit gewinnen und vom positiven Image zivilgesellschaftlicher Gruppen profitieren (...) Außerdem erscheint das Ganze als ein Versuch, kritische Stimmen einzubinden und mehr Einfluss auf die Debatte zu bekommen“, hält die Organisation fest. Viel Substanz hat der Ansatz von BAYER & Co. ihrer Meinung nach auch nicht. Allein mit Arzneimittel-Spenden und vereinzelten Hilfsprogrammen sei es nicht getan, so der BUKO. Er verwies stattdessen auf die Eckpunkte zu einem Gesamtkonzept, das verschiedene im Bereich der Entwicklungspolitik arbeitende Gruppen gemeinsam erstellt haben. Darin fordern diese unter anderem neue Rahmenbedingungen für die Arzneimittel-Forschung mit einer Abkehr von den starren Patent-Regelungen, mit uneingeschränktem Zugang zu Test-Resultaten, öffentlicher Finanzierung und mit einem Verzicht darauf, die Entwicklungskosten komplett einzupreisen, weil das die Medikamente für die meisten Menschen in der südlichen Hemisphäre unerschwinglich macht.

Duin bei BAYER
Schon zum dritten Mal in diesem Jahr schaute der nordrhein-westfälische Wirtschaftsminister Garrelt Duin beim Chemie-Multi vorbei; Auftritte beim „Verband der chemischen Industrie“ kommen noch erschwerend dazu. Im Oktober 2013 nahm der SPD-Politiker an der vom Unternehmensverband „ChemCologne“ veranstalteten Podiumsdiskussion zum Thema „Chemie-Standort NRW – wohin geht die Reise“ teil, die in BAYERs Kommunikationszentrum BayKom stattfand.

Löhrmann beim VCI
Der „Verband der chemischen Industrie“ veranstaltet sogar ganze LehrerInnen-Kongresse, um BAYER & Co. Schule machen zu lassen. Und die PolitikerInnen geben dazu auch noch ihren Segen. So sprach die nordrhein-westfälische Bildungsministerin Sylvia Löhrmann von den Grünen Anfang Dezember 2013 zu Beginn der Veranstaltung der NRW-Sektion des VCI ein Grußwort.

PROPAGANDA & MEDIEN

YASMIN: BAYER schreibt ÄrztInnen
BAYERs Kontrazeptiva aus der YASMIN-Familie haben allein in den USA bereits 190 Todesopfer gefordert. Dazu kommen noch zahllose Geschädigte in aller Welt. In der Schweiz hat das Schicksal von Céline Pfleger, die nach der Einnahme der BAYER-Pillen eine Lungenembolie erlitt und nun schwerbehindert ist, besondere Aufmerksamkeit erregt. Diese stieg mit der Urteilsverkündung in dem Schadensersatz-Prozess, den die Familie der jungen Frau gegen den Pharma-Riesen angestrengt hat, noch einmal zusätzlich an. Daraufhin hat der Leverkusener Multi an schweizer GynäkologInnen sowie Kinder- und JugendärztInnen flächendeckend Briefe verschickt, um Schadensbegrenzung zu betreiben. „Das Nutzen/Risiko-Profil moderner, niedrig dosierter, kombinierter hormoneller Verhütungspräparate wie YASMIN ist auf Basis der Bewertung aller vorliegenden wissenschaftlichen Daten bei verschreibungsgemäßer Anwendung positiv“, schreibt der Global Player darin wider besseren Wissens. Kein Wort findet er dagegen zu dem erhöhten Risiko, das vielen Studien zufolge gerade von Pillen der jüngeren Generation wie YASMIN ausgeht. So recht verfangen wollte die PR-Maßnahme allerdings nicht. So hat etwa eine von der Zeitung Tagesanzeiger befragte Medizinerin das Schreiben „als Rechtfertigung von BAYER wahrgenommen“, für die sie „wenig Interesse“ habe.

Zehn Milliarden Vertriebskosten
Seit Jahren wachsen BAYERs Vertriebskosten an. 2012 legten sie im Vergleich zu 2011 um 11,5 Prozent auf fast zehn Milliarden Euro zu. „Der Anstieg ist im Wesentlichen auf höhere Vertriebskosten bei HEALTHCARE zurückzuführen, die vor allem aus der Vermarktung unserer neuen Produkte resultierten“, heißt es im Geschäftsbericht. Vor allem schlagen hier die Aufwendungen des Leverkusener Multis für seinen Gerinnungshemmer XARELTO zu Buche. Aber die Investitionen zahlen sich aus. Obwohl das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM) bis Ende August 2013 bereits 72 Meldungen über Todesfälle und 968 über schwere Nebenwirkungen vorliegen hatte und sowohl Fachmagazine wie auch die „Arzneimittel-Kommission der deutschen Ärzteschaft“ von dem Mittel abraten, ziehen die Umsätze an. Im 3. Quartal 2013 steigerten sie sich gegenüber dem 3. Quartal 2012 um 220 Prozent auf 259 Millionen Euro.

BAYER wenig auskunftsfreudig
Das Fachblatt PRmagazin hat die Auskunftsfreudigkeit der Presse-Abteilungen der Pharma-Riesen getestet. Es schickte den Unternehmen Fragen zu den aktuellen Vorgängen in China. Dort überprüfen die Behörden 60 Konzerne wg. Korruptionsverdachts, weshalb BAYER-Chef Marijn Dekkers nicht ganz wohl in seiner Haut ist: „Ich werde meine Hand nicht ins Feuer legen.“ Die ÖffentlichkeitsarbeiterInnen des Konzerns waren zwar schnell erreichbar, aber nachdem sie das Auskunftsbegehr zu den Vorgängen im Reich der Mitte per Mail erhalten hatten, tat sich nichts mehr. „Nach dem Erstkontakt herrscht Schweigen im Walde“, resümierte die Zeitschrift. Für Qualität und Umfang der Informationen blieben da nur noch null Punkte übrig.

Greenwashing mit der UNEP
Im Rahmen seiner Greenwashing-Aktivitäten kooperiert der Leverkusener Multi auch mit der UNEP, dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen. Bei seinem neuesten PR-Coup schlägt der Konzern sogar drei Fliegen mit einer Klappe. Er kann sich nicht nur als Umweltengel, sondern auch als sozialer Wohltäter präsentieren und darüber hinaus noch politische Verbindungen knüpfen. Seine koreanischen „UmweltbotschaftlerInnen“ entwickelten nämlich ein Umweltspiel, von dem BAYER dann in Zusammenarbeit mit der Umweltbehörde der Stadt Seoul 1.200 Exemplare an Wohlfahrtseinrichtungen für Kinder verteilte.

Lange Nacht der Industrie
Der Leverkusener Multi sieht sich bei all seinen großen Projekten wie etwa Kunststoff-Anlagen oder der Kohlenmonoxid-Pipeline mit massivem Widerstand konfrontiert. Anderen Konzernen geht es bei ihren Vorhaben ähnlich. Deshalb haben die Konzerne beschlossen, mehr für ihr Image zu tun. Zu diesen PR-Kampagnen gehört auch die „Lange Nacht der Industrie“, in der die Unternehmen Führungen veranstalten und die BesucherInnen vom segenreichen Trachten der Firmen zu überzeugen versuchen. Als williger Helfer des durchsichtigen Manövers gab sich in diesem Jahr die Rheinische Post her. Sie widmete der Veranstaltung eine eigene Beilage und stellte sich BAYER als Lautsprecher zur Verfügung. So pries die Zeitung die Wohltaten der Pestizide und bescheinigte dem Leverkusener Chemie-„Park“ einen sorgsamen Umgang mit den Risiken und Nebenwirkungen der Produktion: „Dabei hat Sicherheit oberste Priorität.“

BAYER sponsert „Heart Walk“
Gute Verbindungen zu medizinischen Vereinigungen und PatientInnen-Verbänden spielen für den Leverkusener Multi eine wichtige Rolle bei der Vermarktung seiner Arzneien. Deshalb gibt er viel Geld für die Unterstützung dieser Organisationen aus. So hat die „American Heart Association“ (AHA) bisher schon eine Million Dollar vom Pharma-Riesen erhalten. Und beim diesjährigen „Heart Walk“, dem zentralen Fundraising-Vehikel der AHA, trat der Global Player als Hauptsponsor auf.

BAYER sponsert „Weltverhütungstag“
„Fünf gegen das Wachstum der Bevölkerung investierte Dollar sind wirksamer als hundert für das Wirtschaftswachstum investierte Dollar“, sagte einst der ehemalige US-Präsident Lyndon B. Johnson über seine Vorstellung von „Entwicklungshilfe“. Zur großen Befriedigung des Leverkusener Multis erfreut sich diese Ansicht sogar heute noch großer Beliebtheit, denn sie ermöglicht den Verhütungsmitteln des Konzerns gute Absatzchancen in den ärmeren Ländern. Darum gehörte er auch 2013 wieder zu den Sponsoren des „Weltverhütungstages“, der sich nach eigenem Bekunden „auf eine Vision für eine Welt, in der jede Schwangerschaft gewollt ist, konzentriert“, in Wahrheit jedoch auf Bevölkerungskontrolle aus ist.

BAYER sponsert ACSH
Das „American Council on Science and Health“ (ACSH) beschreibt sich selbst als eine unabhängige Organisation, die sich in umwelt- und gesundheitspolitische Debatten einschaltet, um unqualifizierten und unwissenschaftlichen Beiträgen entgegenzuwirken. Diese „Aufklärungsarbeit“ führte sie dazu, sowohl dem Fracking als auch bestimmten Pestiziden und der von BAYER massenhaft hergestellten Chemikalie Bisphenol A Unbedenklichkeitsbescheinigungen auszustellen. Wie weit es mit der Unabhängigkeit des ACSH bestellt ist, enthüllten jetzt jedoch der Zeitschrift Mother Jones zugespielte Dokumente. Von COCA-COLA über MONSANTO und PROCTER AND GAMBLE bis zu CHEVRON unterstützte das Who’s Who der Multis das Council. BAYER steuerte im zweiten Halbjahr 2012 30.000 Dollar zum Etat bei.

Neuer Spendenshop für „Die Arche“
BAYERs BEPANTHEN-Kinderförderung lässt seit einiger Zeit von der Universität Bielefeld für gutes Geld Pseudo-Studien erstellen, die kaum wissenschaftlichen Kriterien entsprechen. 2013 widmete sich die Untersuchung der Hochschule dem Thema „Gewalt“ und kam zu dem Ergebnis, dass 25 Prozent der Kinder von ihren Eltern geschlagen werden. Da die Kinderförderung zur Förderung des sozialen Images des Multis seit längerem das Kinder- und Jugendwerk „Die Arche“ unterstützt, das dem evangelikalen Verband „Deutsche Evangelische Allianz“ angehört, beraumte sie dort ein Konflikt-Training an. Im Rahmen dieser Veranstaltung entstanden auch Bilder, die der Konzern jetzt in einem extra eingerichteten Online-Spendenshop zu Gunsten der Arche verkauft.

TIERE & ARZNEIEN

Weniger Antibiotika, mehr BAYTRIL
Der massenhafte Einsatz von Antibiotika in der Massenzucht fördert die massenhafte Entwicklung resistenter Erreger. In den menschlichen Organismus gelangt, können diese Krankheiten auslösen, gegen die Antibiotika dann nicht mehr wirken. 2012 sank zwar die Gesamtmenge der verabreichten Mittel gegenüber dem Vorjahr um 87 auf 1.619 Tonnen, der Anteil der Fluorchinolone, zu denen BAYERs BAYTRIL zählt, nahm jedoch um zwei auf zehn Tonnen zu. Und dazwischen besteht ein Zusammenhang, denn Fluorchinolone sind im Gegensatz zu den Alt-Stoffen auch in kleineren Dosen hochwirksam. Als Substanz, die in der Humanmedizin den Status eines Reserve-Antibiotikums inne hat und nur bei der Behandlung schwererer Fälle zum Einsatz kommt, hat sich sein Gebrauch in der Veterinärmedizin nämlich noch nicht abgenutzt. Deshalb weist der Rückgang der Zahlen mitnichten auf einen zurückhaltenderen Umgang mit den Medikamenten hin. Zudem erhöhen die Fluorchinole durch die Praxis des „Dual Use“ – das Apotheken-Pendant zu BAYTRIL heißt CIPROBAY – die Gefahr noch, die von nicht mehr behandelbaren Infektionen ausgeht.

TIERE & VERSUCHE

Weniger Tierversuche
Im Geschäftsjahr 2012 sank die Zahl der Tierversuche bei BAYER um 12 Prozent von 168.825 auf 147.315. Auch in den Laboren der Auftragsforschungsstätten starben nicht mehr so viele Ratten, Mäuse & Co. Der Leverkusener Multi vermochte allerdings nicht abschließend zu sagen, ob diese Reduzierung wirklich dem Willen geschuldet war, den Kreaturen Qualen zu ersparen, oder einfach nur dadurch zu Stande kam, dass er weniger Test-Projekte durchführte.

DRUGS & PILLS

YASMIN & Co.: alarmierende Zahlen
Die französische Arzneimittelbehörde ANSM hat alarmierende Zahlen über die Risiken und Nebenwirkungen von Verhütungsmitteln vorgelegt. Demnach verursachen die Kontrazeptiva jedes Jahr seit 2000 über 2.500 Thromboembolien, wovon jeweils 20 einen tödlichen Verlauf nehmen. Den größten Anteil daran haben mit 1.751 Embolien und 14 Sterbefällen Pillen der dritten und vierten Generation wie BAYERs Produkte aus der YASMIN-Familie. Die für die französischen Grünen im Europa-Parlament sitzende Michèle Rivasi geht sogar von noch mehr Toten aus und spricht von der „Spitze des Eisbergs eines kommenden Skandals in Europa“. Die sozialistische Gesundheitsministerin Marisol Touraine setzt sich deshalb für strengere Verschreibungsrichtlinien ein. Unterdessen haben die VerbraucherInnen schon Vorsorge getroffen: Der Absatz von YASMIN & Co. sank von Dezember 2012 bis August 2013 im Vergleich zu dem von Dezember 2011 bis August 2012 um 36,6 Prozent.

Tod durch ESSURE?
Seit der Leverkusener Multi 2013 das US-amerikanische Pharma-Unternehmen CONCEPTUS aufgekauft hat, führt er in seinem Sortiment mit ESSURE auch ein ohne Hormone auskommendes Mittel zur Sterilisation. Setzen MedizinerInnen der Frau die kleine Spirale ein, wofür keine Vollnarkose nötig ist, so sorgen Kunststoff-Fasern für ein so großes Wachstum des Bindegewebes, dass es die Eileiter verschließt. Allerdings gehen von dem Mittel beträchtliche Gesundheitsgefahren aus. Im Oktober 2013 erhielt die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA sogar einen Bericht über einen mutmaßlich von ESSURE ausgelösten Todesfall. Insgesamt gingen bei der FDA seit 2004 über 850 Meldungen über schwere Nebenwirkungen ein. Blutungen, Hautausschläge, Kopfschmerzen, Übelkeit und Allergien gehörten dazu, manche Frauen mussten sich sogar die Gebärmutter entfernen lassen. In den USA will deshalb die durch einen Hollywood-Film bekannt gewordene Aktivistin Erin Brockovich, die 1993 den Multi PACIFIC GAS AND ELECTRIC wegen Grundwasser-Verschmutzung verklagte, nun gegen BAYER vor Gericht ziehen. Eine Kampagne gegen das Präparat hat sie schon im Oktober 2013 gestartet. „Wenn so viele über Nebenwirkungen berichten, nehmen Sie es vom Markt!“, appellierte sie in Sachen „ESSURE“ an den Pharma-Riesen: „Es funktioniert nicht. Die Frauen wurden in die Irre geführt. Sie fühlen sich betrogen.“

FDA zweifelt an LEMTRADA
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat 2013 den Wirkstoff Alemtuzumab für die Indikation „Multiple Sklerose“ zugelassen. SANOFI und der an den Umsätzen beteiligte BAYER-Konzern zogen die Arznei daraufhin als Mittel zur Behandlung einer Leukämie-Art zurück, weil das neue Anwendungsgebiet mehr Profite verspricht (SWB 1/14). Das US-amerikanische EMA-Pendant FDA hat dem unter dem Namen LEMTRADA vermarkteten Präparat dagegen noch keine Genehmigung erteilt. Einen entsprechenden Antrag wies die Behörde im September 2012 zurück. Sie stieg durch das präsentierte Zahlenmaterial nicht durch und forderte SANOFI und BAYER deshalb auf, die Daten verständlicher aufzubereiten. Und im November 2013 meldete ein BeraterInnen-Gremium der Einrichtung ernsthafte Bedenken an. „Die Gabe von Alemtuzumab ist mit ernsthaften Risiken verbunden, welche den Nutzen übersteigen könnten“, hielt es fest. Unter anderem warnten die Wissenschaftlerinnen vor Autoimmun-Krankheiten wie ITP, Nierenschäden, Krebs, Infektionen, Schilddrüsen-Beschwerden und Infusionsnebenwirkungen wie Bluthochdruck, Kopf- oder Brustschmerzen. Und hierzulande meldet das industrie-unabhängige Fachmagazin arznei-telegramm Bedenken an. Nicht nur die vielen unerwünschten Arznei-Effekte, sondern auch die fehlenden Studien zu den Langzeitwirkungen und -nebenwirkungen machen die Publikation skeptisch. „Wir sehen eine Indikation für das extrem teure Alemtuzumab derzeit nur im Einzelfall als letzte Reserve“, lautet ihr Resümee.

EMA zweifelt nicht an YASMIN
Die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA hat eine Risiko-Bewertung von Verhütungsmitteln vorgenommen und dabei keine großen Unterschiede zwischen den Pillen der 1., 2. und 3. Generation feststellen können. Dieses Votum widerspricht sämtlichen neueren Studien, welche die von Kontrazeptiva der 3. Generation wie etwa BAYERs YASMIN ausgehenden Gefahren deutlich höher einschätzen als diejenigen, mit denen Käuferinnen älterer Präparate rechnen müssen. Das industrie-unabhängige arznei-telegramm kritisiert die Entscheidung deshalb scharf und hält fest: „Aus Gründen des vorbeugenden Verbraucherschutzes halten wir es für überfällig, endlich die risikoärmeren Kombinationen als Mittel der ersten Wahl einzustufen und die riskanteren Kontrazeptiva als Mittel der Reserve.“

XARELTO unter Beobachtung
Die Europäische Arzneimittelagentur EMA hat BAYERs neuen Gerinnungshemmer XARELTO unter verstärkte Beobachtung gestellt. Eine Post-Zulassungsstudie überprüft das Sicherheitsprofil der Arznei, zu der dem „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ (BfArM) bis Ende August 2013 bereits 72 Meldungen über Todesfälle und 968 über schwere Nebenwirkungen vorlagen.

EYLEA unter Beobachtung
Auch BAYERs Gentech-Augenpräparat EYLEA stellt die Europäische Arzneimittelagentur EMA unter verstärkte Beobachtung. Sie überprüft das zur Therapie der feuchten Makula-Degeneration – einer Augenerkrankung, die zur Blindheit führen kann – zugelassene Mittel genauer, da es sich bei seiner Wirk-Substanz Aflibercept um einen neuen Inhaltsstoff handelt, über den bisher noch kaum Informationen vorliegen.

„Fett weg“-Spritze kommt
BAYER beabsichtigt, verstärkt von der steigenden Nachfrage nach Lifestyle-Präparaten zu profitieren. So entwickelte der Leverkusener Multi gemeinsam mit dem Unternehmen KYTHERA eine Substanz, die – unter die Haut gespritzt – kleinere Fettpolster am Kinn auflösen soll. Im September 2013 hat der Konzern nun eine EU-weite Zulassung für die Substanz beantragt, mit der er einen Jahresumsatz von 250 Millionen Euro machen will. Der Pharmazeut Gerd Glaeske warnt indessen vor der Neuentwicklung. Er befürchtet, die zerstörten Fettzellen könnten im Körper umherwandern, zusammenklumpen und Gefäß-Verschlüsse oder Schlaganfälle verursachen. Zudem prophezeit er Hautschäden an den behandelten Stellen.

US-Zulassung für ADEMPAS
BAYER hat in den USA die Zulassung für ein Mittel zur Behandlung der beiden Lungenhochdruck-Krankheiten CTEPH und PAH erhalten. Die Arznei mit dem Wirkstoff Riociguat soll in der Lunge ein Enzym stimulieren, das für eine Erweiterung der Blutgefäße sorgt und so die Sauerstoff-Aufnahme verbessert. Der Leverkusener Multi erwartet von ADEMPAS einen Umsatz von 500 Millionen Euro im Jahr.

Pillen-Verkauf an MOBERG
Der Leverkusener Multi hat drei rezeptfreie Produkte aus seinem Sortiment an einen Mitbewerber verkauft. Das schwedische Pharma-Unternehmen MOBERG erwarb für 4,8 Millionen Dollar die Haut-Arznei DOMEBORO, das Schmerzmittel VANQUISH und das Eisen-Präparat FERGON.

VFA gegen Test-Transparenz
Die EU bereitet eine Verordnung vor, welche die Pharma-Hersteller zur Veröffentlichung von Arznei-Tests zwingt. Den Pillen-Riesen gehen die Pläne jedoch zu weit. „Nicht okay ist es in bestimmten Fällen, wenn die Europäische Arzneimittelbehörde EMA mehrere tausend Seiten an Rohdaten herausgibt“, sagt etwa Siegfried Throm vom „Verband der forschenden Arzneimittel-Hersteller“. Der Geschäftsführer der von BAYER gegründeten Organisation will nur Fachleuten umfassenden Einblick gewähren. „Es darf eben auch nicht sein, dass Gruppen mit wenig Sachverstand Daten interpretieren. Da kommen dann so Schlagzeilen heraus wie ‚Blutdrucksenker verursachen Krebs’ – das ist schief und lässt sich für die Konzerne nur schwerlich korrigieren“, so Throm.

Brustkrebs durch ADALAT & Co.
Schlagzeilen wie „‚Blutdrucksenker verursachen Krebs“ (s. o.) sind keinesfalls so schief, wie BAYER behauptet. Nach einer Untersuchung des „Fred Hutchinson Cancer Research Center“ steigern nämlich Kalzium-Antagonisten wie BAYERs Bluthochdruck-Mittel ADALAT und BAYMYCARD das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Das ergaben Interviews, die das Institut mit 2.851 weiblichen Personen im Alter von 55 bis 74 Jahren führte. Der Anteil der Frauen, die Kalzium-Antagonisten einnahmen, war in der Brustkrebs-Gruppe doppelt so hoch wie in der Kontrollgruppe.

Kooperation mit Broad Institute
Der Leverkusener Multi hat mit dem Broad Institute eine Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Krebs-Forschung vereinbart. Als Ziel der Kooperation mit der Forschungseinrichtung, an der WissenschaftlerInnen vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) und aus Harvard arbeiten, formulierte BAYER, binnen fünf Jahren drei neue Wirkstoffe entdecken zu wollen. Bei der Suche danach gewähren sich die Partner gegenseitig Zugriff auf ihre Technologie-Plattformen, Werkstoff-Bibliotheken und Daten.

Resistente Krebszellen
Die Pharma-Riesen haben in der Vergangenheit große Hoffnungen auf Mittel geschürt, die Krebs dauerhaft zu heilen vermögen. Vollmundig berichteten sie etwa davon, Ausschalter für Tumor-Zellen gefunden zu haben. Die Erwartungen haben sich jedoch nicht erfüllt. BAYERs NEXAVAR gelingt es beispielsweise bloß, die Lebenserwartung der PatientInnen um ein paar Wochen zu verlängern. Unter anderem liegt das daran, dass die Krebszellen sich auf die Arzneien einstellen und mutieren. Darum ändern einige Wissenschaftler wie Stuart Schreiber von dem mit dem Leverkusener Multi kooperierenden Broad Institute (s. o.) jetzt ihre Strategie und arbeiten an Therapien, bei denen mehrere Inhaltsstoffe gleichzeitig zum Einsatz kommen. Bescheidenheit haben sie ihre früheren Erfahrungen jedoch nicht gelehrt. So verkündet Schreiber: „Theoretisch sollten wir mit neuen Wirkstoff-Kombinationen Krebs zumindest dauerhaft in Schach halten können.“

Transparenz-Kodex verabschiedet
Der europäische Pharma-Verband EFPIA hat einen Transparenz-Kodex verabschiedet. Demnach verpflichten sich BAYER, SANOFI & Co., ihre Zuwendungen an MedizinerInnen, Krankenhäuser, Fachgesellschaften und andere Akteure des Gesundheitswesens offenzulegen. Allerdings haben sie dazu noch bis 2016 Zeit. Zudem steht sehr in Zweifel, ob der Leverkusener Multi bis dahin seine Position radikal ändert und wirklich umfassende Angaben macht. Gegenwärtig weigert er sich nämlich auf seinen Hauptversammlungen noch strikt, den mittlerweile fast zehn Milliarden Euro umfassenden Bilanz-Posten „Vertriebskosten“ genauer aufzuschlüsseln. Trotz beharrlicher Nachfragen erhält die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN keinerlei Informationen über die Ausgaben des Konzerns für Medikamenten-Proben, MedizinerInnen-Fortbildung, ÄrztInnen-Betreuung, Kongresse und Lobby-Verbände.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Null Problemo mit Glyphosat
Das Anti-Unkrautmittel Glyphosat kommt hauptsächlich in Kombination mit MONSANTO-Genpflanzen der „ROUND UP“-Baureihe zum Einsatz, aber auch in BAYER-Pestiziden wie GLYPHOS oder USTINEX. Zudem will der Multi es künftig gemeinsam mit der Gensoja-Sorte „FG 72“ sowie seinen genmanipulierten Baumwoll-Arten „GHB 614“, „GHB119“ und T304-40 vermarkten, die er alle drei zur Zeit noch in Freisetzungsversuchen testet. In jüngster Zeit haben mehrere Studien Spuren des Giftstoffes im menschlichen Organismus gefunden. So hat einer Untersuchung des BUND zufolge fast die Hälfte der europäischen GroßstadtbewohnerInnen Glyphosat im Körper. Für das Bundesinstitut für Risiko-Bewertung (BfR) ist das allerdings kein Grund zur Beunruhigung. Die „Werte liegen weit unterhalb eines gesundheitlich bedenklichen Bereichs“, urteilt das BfR. Die Behörde tritt sogar für laschere Grenzwerte ein. „Die neuen toxikologischen Daten würden es erlauben, den ADI-Wert für die akzeptable Tagesdosis von 0,3 Miligramm pro Kilogramm Körpergewicht auf 0,5 hochzusetzen“, so BfR-Sprecher Jürgen Thier-Kundke zur taz. Diese Einschätzungen wundern allerdings nicht weiter, denn das Amt war an der EU-Zulassung der Agro-Chemikalie beteiligt. Zudem haben einige BfR-WissenschaftlerInnen enge Kontakte zu BAYER & Co.

Gefährlicher Glyphosat-Zusatzstoff
MONSANTOs Anti-Unkrautmittel Glyphosat, das auch in BAYER-Pestiziden enthalten ist und zudem in Kombination mit Gen-Pflanzen des Leverkusener Multis angeboten wird, enthält in einigen Formulierungen auch den Zusatzstoff Tallowamin. Diese aus Aklylaminen bestehende Substanz, die für eine bessere Haftung des Herbizids an den gegen diesen Stoff resistenten Laborfrüchten sorgt, hat eine hochgiftige Wirkung. So starben bei einem Fütterungsversuch mit 1.000 mg am Tag 50 Prozent der untersuchten Tiere. Darum hat die schwarz-gelbe Koalition 2010 ein Verbot dieser Produkte veranlasst. „Wenn ein Antragsteller nachweisen kann, dass die gesetzlichen Zulassungsvoraussetzungen auch mit Tallowaminen erfüllt sind“, wie CDU und FDP in ihrer Antwort auf eine Kleine Anfrage der Partei „Die Linke“ festhalten, dann dürfen BAYER & Co. die Agro-Chemikalien allerdings weitervertreiben. Und im Rest der Welt treiben die Tallowamine ohnehin weiter völlig unbehelligt ihr Unwesen.

PFLANZEN & SAATEN

Subventionen für Eiweiß-Pflanzen
Im Jahr 2012 importierten die Massentier-HalterInnen ca. 4,5 Millionen Tonnen Futtermittel wie beispielsweise Soja. Bereits seit einiger Zeit aber arbeitet die bundesdeutsche Politik daran, den heimischen Markt für Pflanzen mit hohem Eiweiß-Gehalt zu stärken. So entwickelte sie 2011 eine Eiweißpflanzen-Strategie und fördert entsprechende Forschungsvorhaben von BAYER & Co. mit drei Millionen Euro. Einziger Vorteil der Subventionsorgie: Wenn es den Agro-Riesen gelingt, genug Erbsen oder Ackerbohnen aus deutschen Landen für den neuen Verwendungszweck zu einem angemessenen Preis zu kultivieren, dann müssen die ZüchterInnen den armen Kreaturen in ihren Ställen nicht mehr so viel südamerikanisches Gentech-Soja aus den Laboren von BAYER oder MONSANTO zum Fraß vorwerfen.

Neue Weizen-Lizenz
Der Leverkusener Multi baut sein Geschäft mit Weizen – der am häufigsten angebauten Kulturpflanze der Welt – weiter kontinuierlich aus. So erwarb er von PERFORMANCE PLANTS die Rechte an einer Technologie, die der Ackerfrucht helfen soll, Trockenheit zu trotzen. Für Baumwolle hatte der Leverkusener Multi entsprechende Lizenzen bereits 2009 und 2011 von dem US-amerikanischen Unternehmen erworben.

GENE & KLONE

EFSA winkt Gen-Baumwolle durch
Im Verfahren um eine Einfuhr-Genehmigung für BAYERs genmanipulierte Baumwoll-Sorte „T 304-40“ hatte die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA der Laborfrucht bescheinigt, so „sicher und nahrhaft“ wie konventionelle Arten zu sein. Die Initiative TESTBIOTECH teilt dieses Votum über die Pflanze nicht, die mit dem Gift-Gen des Bacillus thuringiensis (Bt) und einer Resistenz gegen den gesundheitsgefährdenden Herbizid-Wirkstoff Glufosinat bestückt ist. „Ein neuer Tiefpunkt“ in der Geschichte der EFSA-Risikobewertungen sei diese Beurteilung, so die Organisation, denn die EFSA hätte zwar das in den BAYER-Dokumenten beschriebene Studien-Design zu Verträglichkeitsprüfungen bemängelt, aber keine neuen Daten angefordert. Auch sei die Behörde den Schwankungen in der Absonderung der Bt-Mengen nicht weiter nachgegangen, moniert TESTBIOTECH. Ob sich die EU-Gremien in ihrer Entscheidung von diesen Einwänden beeinflussen lassen, dürfte sich binnen der nächsten 12 Monate zeigen.

EU winkt SMARTSTAX durch
Im November 2013 hat die EU MONSANTOs Genmais-Sorte SMARTSTAX die Import-Zulassung zur Verwendung in Futter- und Lebensmitteln erteilt. Die Laborfrucht ist mit sechs Bt-Toxinen gegen den Maiszünsler und andere Insekten sowie mit Resistenzen gegen zwei Pestizide ausgestattet. Bei einem der Ackergifte handelt es sich um BAYERs berühmt-berüchtigtes Glufosinat, dessen EU-Genehmigung wegen seiner Gefährlichkeit 2017 ausläuft. Doch nicht nur das stößt auf Kritik. Die Initiative TESTBIOTECH moniert fehlende Untersuchungen zu den chemischen Reaktionen zwischen den Bt-Toxinen und den Anti-Unkrautmitteln; auch lägen keine Nachweise zur Umweltverträglichkeit vor. „Der Import dieser Pflanzen hat keinerlei Vorteile für Landwirte, Verbraucher oder die Tiergesundheit in der EU. Im Gegenteil, es gibt berechtigte Zweifel an der Sicherheit dieser Pflanzen, die einen ganzen Gift-Cocktail enthalten“, konstatiert die Organisation.

Gen-Raps jetzt auch in Lebensmitteln
In Ölen und Futtermitteln dürfen sich BAYERs drei Genraps-Sorten Ms8, Rf3 und Ms8 x Rf3 mit Genehmigung der EU schon länger tummeln. Und jetzt erlaubte Brüssel auch die Verwendung der gentechnisch steril gemachten und gegen das gesundheitsgefährdende Spritzmittel Glufosinat immunisierten Laborfrüchte in Lebensmitteln. Die Initiative TESTBIOTECH spricht sich gegen eine solche Zulassung aus, weil die Antragsunterlagen nur unzureichende Informationen über die möglicherweise gesundheits- und umweltschädlichen Risiken und Nebenwirkungen des Raps gegeben hätten.

Gen-Raps ist überall
1996 erhielt BAYER die Erlaubnis, in der Europäischen Union Gen-Raps der Sorten Ms1 x Rf1, Ms1 x Rf2 und Topas zur Saatgut-Produktion auszusäen. Ein großflächiger Anbau fand jedoch bis 2007 – dem Jahr, bis zu dem die Genehmigung galt – nie statt. Trotzdem fanden sich auch nach Ablauf der Zulassung noch reichlich Spuren der Laborfrucht in konventionellem Raps. Darum kam die EU-Kommission dem Leverkusener Multi netterweise entgegen und ließ für fünf weitere Jahre Kontaminationen von bis zu 0,9 Prozent zu. 2012 schließlich verlängerte Brüssel diese Ausnahmeregelung noch einmal. Die EU begründete diese Entscheidung mit der „Biologie“ des BAYER-Raps’, die es ihm in Verbindung mit bestimmten Ernte-Praktiken leider ermöglicht, lange in der Natur zu überwintern. „Gentechnisch veränderter Raps außer Kontrolle“ nennt die Initiative TESTBIOTECH deshalb ihre Kurzstudie zum Thema, in dem Topas & Co. nur als ein Beispiel unter vielen firmieren.

BAYER kauft argentinische Soja-Firma
Auf der nördlichen Hemisphäre stößt der Expansionsdrang der Agro-Riesen mittlerweile an Grenzen (siehe auch SWB 1/14). Darum kaufen sie derzeit vor allem in Asien und Südamerika zu. So hat BAYER die argentinische Soja-Firma FN SEMILLAS erworben, deren Angebot sowohl gentechnisch verändertes als auch konventionelles Saatgut umfasst. Die Gen-Saaten der FN-Reihe verfügen dabei hauptsächlich über Resistenzen gegen die Pestizide LIGATE von DUPONT und MANCHA OJO von RANA. „Mit dieser Akquisition erhalten wir Zugang zu hochwertigem genetischen Material für die Entwicklung neuer Sorten und Pflanzen-Eigenschaften“, konstatiert BAYER CROPSCIENCEs Lateinamerika-Boss Marc Reichardt. Zudem ermöglicht sie dem Leverkusener Multi, in den lokalen Saatgut-Markt einzusteigen. Allerdings müssen die Kartell-Behörden dem Deal noch zustimmen.

Neue Antikörper-Kooperation
Der Leverkusener Multi hat mit SEATTLE GENETICS eine Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Antikörpern zur Krebs-Behandlung vereinbart. Er überweist dem US-amerikanischen Unternehmen 20 Millionen Dollar für weitere Forschungen und stellt ihm Erfolgsprämien von bis zu 500 Millionen Dollar in Aussicht.

Gentests von SYSMEX
Der Leverkusener Multi baut sein Geschäft mit Krebs-Therapien weiter aus. Zu diesem Zweck lässt er von SYSMEX INOSTICS spezielle DNA-Tests entwickeln, die während der Behandlung Aufschluss über den Verlauf der Krankheit geben. Einen Vertrag über ähnliche Diagnostika-Produkte hatte BAYER zuvor bereits mit dem Unternehmen QIAGEN geschlossen.

WASSER, BODEN & LUFT

Krefeld: Vorerst kein Gaskraftwerk
Ursprünglich wollte BAYER auf dem Gelände des Krefelder Chemie-„Parks“ gemeinsam mit dem Stadtwerke-Verbund TRIANEL ein Kohlekraftwerk errichten. Dies stieß jedoch wegen des dann zu erwartenden hohen Ausstoßes von klima-schädlichem Kohlendioxid auf so massive Kritik, dass die Partner von ihren Plänen abrückten und den Bau eines Gaskraftwerks ankündigten. Sie ließen sich allerdings ein Hintertürchen offen. So erklärte der Global Player: „Ob dieses Projekt wirtschaftlich umsetzbar ist, wird sich im Laufe der Projekt-Entwicklung zeigen.“ Und im Sommer 2013 sahen sich SkeptikerInnen bestätigt. Die beiden Unternehmen verschoben das Vorhaben um mindestens drei Jahre. Ihre endgültige Entscheidung machen der Pharma-Riese und TRIANEL von der Energie-Politik der Großen Koalition abhängig. Konkret fordern sie eine staatliche Subventionierung der Kraft-Wärme-Kopplung, eine Befreiung von der EEG-Umlage und ein „Strommarkt-Design, das Anreize für die Investition in konventionelle Kraftwerke setzt“. Untätig bleibt der Leverkusener Multi dennoch nicht. Er treibt jetzt eine „kleine Lösung“ voran, um die Strom-Versorgung sicherzustellen und modernisiert seine alten Kesselanlagen.

Keine nachwachsenen Rohstoffe
Die Ratingagentur OEKOM RESEARCH hat die Bemühungen von Unternehmen zur nachhaltigen Beschaffung nachwachsener Rohstoffe untersucht und auf einer Skala von 0 bis 100 bewertet. BAYER schnitt dabei mit null Punkten denkbar schlecht ab.

GIFTIG, ÄTZEND & EXPLOSIV

Lösemittel mit weniger VOC
Lackrohstoffe enthalten Lösemittel, die flüchtige organische Verbindungen, so genannte VOC, freisetzen. Diese Gase können krebserregend und erbgut-verändernd wirken sowie die Fortpflanzungsfähigkeit einschränken. BAYER hat jetzt mit BAYHYDROL zwar einen Lack entwickelt, in dem sich nur noch zwei statt früher fünf Prozent VOC tummeln, das macht jedoch immer noch ca. 30 Gramm pro Liter aus.

CO & CO.

Klage gegen alte CO-Pipeline
Der Leverkusener Multi hat bereits eine Kohlenmonoxid-Pipeline in Betrieb. Seit 2002 darf er das Giftgas nämlich von Dormagen nach Leverkusen in einer zehn Kilometer langen Leitung transportieren. Und das alles unter noch prekäreren Sicherheitsbedingungen als bei dem jetzt zwischen Dormagen und Krefeld fertiggestellten, aber immer noch seiner Genehmigung harrenden Röhren-Werk. Die Bezirksregierung Köln hat BAYER damals nämlich einfach erlaubt, eine 1968 für den Transport von Kohlendioxid errichtete Verbindung umzuwidmen und für CO zu benutzen. Dem Global Player zufolge entspricht diese aber gleichwohl dem „Stand der Technik“. Gottfried Schweitzer allerdings zweifelt das an. Er forderte den Global Player auf, die Pipeline stillzulegen. Als das Unternehmen dem nicht nachkam, verklagte der Leverkusener den Pharma-Riesen, „weil er wissentlich über elf Jahre hinweg mit dem Betreiben der oben genannten Pipeline das Leben zehntausender Menschen gefährdet hat“, wie es in seinem Brief an die Staatsanwaltschaft heißt. Auch gegen die Bezirksregierung Köln als verantwortliche Genehmigungsbehörde zog Schweitzer vor Gericht.

CBG will Infos über alte Pipeline
Auch die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat in Sachen „Alt-Pipeline“ (s. o.) Aktivitäten entfaltet. Sie verlangt genauere Informationen über die damalige Genehmigung und hat die Bezirksregierung Köln aufgefordert, der Coordination die entsprechenden Dokumente wie den Genehmigungsbescheid, Änderungsbescheide über die neue Nutzung des Röhrenwerks als Kohlenmonoxid-Leitung, TÜV-Gutachten und Stellungnahmen zum Arbeitsschutz zukommen zu lassen.

Neues Pipeline-Mahnmal
Die Stadt Hilden hat aus Protest gegen BAYERs von Krefeld nach Dormagen verlaufende Kohlenmonoxid-Pipeline in unmittelbarer Nähe der Trasse ein Mahnmal errichtet. Am 13. September 2013 enthüllte der Bürgermeister Horst Thiele (SPD) das Werk, für dessen Errichtung die Ratsfraktionen aller Parteien gestimmt hatten.

PLASTE & ELASTE

Mehr Kunststoff-Profite?
Im September 2013 hatte der Leverkusener Multi seinem Kunststoff-Bereich BAYER MATERIAL SCIENCE (BMS) Rationalisierungsmaßnahmen verordnet, weil dieser mit 9,5 Prozent Rendite unter dem Klassenziel von 18 Prozent geblieben war, und 700 Jobs zur Disposition gestellt (Ticker 4/13). Zwei Monate später sieht Sparten-Chef Patrick Thomas wieder bessere Möglichkeiten, die Vorgaben zu erreichen: „Wir sehen eine positive Preis-Entwicklung in der nächsten Zeit.“ Auch steige in Asien die Nachfrage, so der Manager. Trotzdem blickt die Abteilung weiter einer unsicheren Zukunft im Konzern-Verbund entgegen, zumal der Vorstand gerade Interesse an zwei teuren Arznei-Akquisitionen bekundet hat, die sich durch einen Verkauf von BMS leichter finanzieren ließen.

PRODUKTION & SICHERHEIT

Duisburg: Neues Sirenen-Warnsystem
Im Herbst 2013 hat die Stadt Duisburg ein neues Sirenen-Warnsystem in Betrieb genommen. Den Anlass dazu bot BAYER. Der Chemie-Multi nutzt im benachbarten Krefeld nämlich das gefährliche Giftgas Phosgen als Vorprodukt bei der Kunststoff-Herstellung. Deshalb forderte das UMWELTFORUM DUISBURG schon 2005 Katastrophenschutz-Maßnahmen von der Stadt ein, die sie mit erheblicher Verzögerung nun auch umsetzte. Der Leverkusener Multi beteiligte sich mit 75.000 Euro an den Kosten.

OSHA kontrolliert BAYER nicht mehr
Die US-Arbeitsschutzbehörde „Occupational Safety and Health Administration“ (OSHA) kontrolliert die BAYER-Produktionsstätten nicht mehr regelmäßig. Die Teilnahme am „Volontary Protection Program“ (VPR) erspart dem Leverkusener Multi die Inspektionen. Das CENTER FOR PUBLIC INTEGRITY kritisiert diese Ausnahme-Regelungen, in deren Genuss über 2.400 Unternehmen kommen, mit Verweis auf deren Sündenregister. So führt die Initiative etwa die „signifikante(n) Mängel der Sicherheitsabläufe“ an, welche die OSHA bei der Untersuchung der Explosion am US-amerikanischen BAYER-Standort Institute, die 2008 zwei Todesopfer gefordert hatte, feststellte. Daraufhin hatte die Behörde den Konzern vorübergehend aus dem VPR-Programm suspendiert, heute bescheinigt sie ihm jedoch „gute Führung“. Der Agro-Riese habe die Probleme gelöst und ein ernsthaftes Bemühen demonstriert, seine Beschäftigten zu schützen, betont der OSHA-Sprecher William A. Burke gegenüber dem CENTER FOR PUBLIC INTEGRITY.

UNFÄLLE & KATASTROPHEN

CO-Unfall in Brunsbüttel
Am 25. September 2013 kam es im Brunsbütteler BAYER-Werk zu einer Freisetzung von Kohlenmonoxid. Zwei Beschäftigte wurden bewusstlos aufgefunden, drei weitere atmeten das Giftgas ein. Nach Angaben der Polizei schwebten zwei Betroffene in Lebensgefahr, ein Arbeiter musste reanimiert werden. Nach telefonischer Auskunft des ermittelnden Polizeibeamten erfolgte die Hilfe im allerletzten Moment. Vom Leverkusener Multi gibt es bis zum heutigen Tag keinerlei Informationen zu den Hintergründen des Zwischenfalls. Da dieses „Umweltereignis“ nach Ansicht der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) für die Entscheidung über die Erlaubnis der Inbetriebnahme von BAYERs von Krefeld nach Dormagen verlaufende Kohlenmonoxid-Pipeline von Belang ist, schrieb sie gemeinsam mit dem Kinderarzt Dr. Gottfried Arnold einen Offenen Brief an die Bezirksregierung Düsseldorf. „Nach unserer Auffassung hat die Öffentlichkeit ein Anrecht darauf, umfassend über den Vorgang informiert zu werden. Auch sollten die Ermittlungsergebnisse sowie die daraus gezogenen Konsequenzen in das laufende Genehmigungsverfahren mit aufgenommen werden. Wir möchten Sie daher bitten, die Staatsanwaltschaft Itzehoe um Amtshilfe zu bitten und die Öffentlichkeit entsprechend zu informieren“, hieß es darin unter anderem. Darüber hinaus hatte die CBG den Brunsbütteler Unfall auf die Tagesordnung des Pipeline-Erörterungstermins gesetzt (siehe AKTION & KRITIK).

Explosion in Mexiko
Am 23. Oktober 2013 kam es in einem nahe der mexikanischen Stadt Orizaba gelegenen BAYER-Werk zu einer schweren Explosion, bei der ein Beschäftigter starb. Ein weiterer Belegschaftsangehöriger erlitt gravierende Verbrennungen. Die Druckwelle hatte eine solche Heftigkeit, dass sie in einem Radius von einem halben Kilometer Schäden verursacht hat.

Lösemittel treten aus
Am 11. November 2013 kam es in Wuppertal nahe des Bahnhofs Steinbeck zu einem Chemie-Unfall. Aus einem Kesselwaggon von BAYER trat ein Lösemittel-Gemisch aus. Das machte einen Großeinsatz der Feuerwehr mitsamt Sperrung des Bahnverkehrs in Richtung Köln erforderlich.

STANDORTE & PRODUKTION

Neue ESSURE-Fabrik in Costa Rica
Trotz schwerwiegender Nebenwirkungen (siehe DRUGS & PILLS) laufen die Geschäfte mit dem Sterilisationsmittel ESSURE gut. Um die Nachfrage stillen zu können, baut BAYER in Costa Rica eine neue Produktionsstätte auf. Als Standort hat der Leverkusener Multi die Industriezone in Aurora de Heridia auserkoren.

Ausbau des Russland-Geschäfts
Während der Leverkusener Multi hierzulande Arbeitsplätze vernichtet, baut er anderswo seine Geschäfte aus. So will er in Russland expandieren und 800 neue Stellen einrichten, um dort seinen Umsatz bis 2017 um 80 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro zu steigern.

IMPERIUM & WELTMARKT

Indische Dreckschleuder verkauft
BAYERs Pestizid-Fabriken an den indischen Standorten Vapi und Ankleshwar gehören zu den größten Dreckschleudern des Konzerns. Lange Zeit sorgten sie quasi im Alleingang für einen Großteil des Jahresausstoßes an flüchtigen organischen Substanzen (VOC) und klimaschädigenden Substanzen jenseits von Kohlendioxid. Der Leverkusener Multi versprach auf Hauptversammlungen stets Sanierungen, zögerte diese aber immer hinaus. Erst 2012 tat sich in Vapi etwas. In Sachen „Ankleshwar“, wo sich 2010 wegen mangelnder Sicherheitsvorkehrungen sogar eine Explosion mit einem Todesopfer ereignet hatte, versprach der Multi bis 2015 Maßnahmen. Das ist ihm jetzt jedoch offensichtlich zu mühsam. Der Konzern entschloss sich stattdessen, die Niederlassung zu verkaufen. Jetzt darf sie die Umweltbilanz von DECCAN FINE CHEMICALS belasten.

BAYER-Pharma verlässt Kolumbien
„Seit 100 Jahren hat BAYER an die Zukunft Kolumbiens geglaubt und in sie investiert. Das werden wir auch in Zukunft tun“, so feierte der Konzern-Manager Frank Dietrich im letzten Jahr den runden Geburtstag der Unternehmensniederlassung in dem Andenstaat, zum dem sogar der Vorstandsvorsitzende Marijn Dekkers angereist war. 2013 sind die Worte Dietrichs nur noch Schall und Rauch. Aus Rentabilitätsgründen zieht der Leverkusener Multi seine gesamte Pharma-Produktion aus dem Land ab und verlegt sie nach Mexiko und Guatemala.

Zukäufe in Brasilien
Auf der nördlichen Hemisphäre stößt der Expansionsdrang der Agro-Riesen mittlerweile an Grenzen (siehe auch SWB 1/14). Darum verstärken sie sich derzeit vor allem in Asien und Südamerika. So hat BAYER in Argentinien die Soja-Firma FN SEMILLAS erworben (siehe auch GENE & KLONE). Auch in Brasilien akquirierte der Leverkusener Multi Saatgut-Unternehmen, um seine Sammlung mit Erbmaterial der Soja-Pflanze zu erweitern, welche als Grundstock für die Entwicklung neuer konventioneller und gentechnisch veränderter Sorten dient. Er kaufte dort 2013 die Unternehmen WEHRTEC und MELHORAMENTO AGROPASTORIL auf, bereits zwei Jahre vorher hatte der Agro-Riese SOYTECH übernommen. Überdies erweiterte der Konzern seine Zusammenarbeit mit dem Weizenzüchter BIOTRIGO.

BAYER verkauft BINOTAL
Der BAYER-Konzern hat das Antibiotikum BINOTAL aus seinem

[BAYER HV 2014] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Am 29. April fand in den Kölner Messehallen die Hauptversammlung der BAYER AG statt. Auch in diesem Jahr stand die Hauptversammlungen im Zeichen heftiger Proteste.

Hier finden Sie die Reden der Kritischen Aktionäre

Lesen Sie einen Aktionsbericht und weitere Berichte

Fotos vom Protest gegen gefährliche Antibaby-Pillen, weitere Aktionsbilder hier und hier

Erfolg: VerwGericht Köln stärkt Demonstrationsrecht / Kundgebung zur HV ohne Einschränkungen

Medienberichte
=> Die ZEIT: Bericht zur BAYER-Hauptversammlung
=> SPIEGEL: Erin Brockovich fordert ESSURE-Verbot
=> TV-Bericht des WDR
=> Lev. Anzeiger: Gute Zahlen und jede Menge Vorwürfe
=> Frankfurter Rundschau und Kölner Stadt-Anzeiger berichten über Kritik an „Essure“
=> Rheinische Post: Vorberichte zu HV-Protesten
=> Kehler Zeitung: Protest gegen Antibabypillen von BAYER

Presse Infos
=> DNR und CBG fordern Haftung von PCB-Herstellern
=> Ärzte ohne Grenzen kritisiert Konzern-Chef Dekkers
=> Erin Brockovich fordert Verkaufs-Stopp für ESSURE
=> Bienenkiller: 635.000 Petitionen an BAYER-Vorstand
=> Protest gegen gefährliche Antibabypillen / Reden von Geschädigten aus Deutschland und Frankreich
=> 100 Jahre 1. Weltkrieg: „BAYER muss Mitverantwortung für Kriegsgräuel anerkennen“
=> BAYER-HV: Protest gegen CO-Pipeline
=> BAYER soll auf tierversuchsfreie Forschung umsteigen
=> „Notfalls über Leichen“: Presse Info zur Verabschiedung des Vorstandsmitglieds Wolfgang Plischke

Gegenanträge
=> Gegenantrag zu PCB-Vergiftungen
=> Gegenantrag zur CO-Pipeline
=> CBG reicht Gegenantrag zu GenPatenten ein
=> Gegenantrag zur gefährlichen Pharmaprodukten
=> Bienensterben, Asbest, Pharma-Marketing: weitere Gegenanträge eingereicht
=> Wahl zum Aufsichtsrat: CBG schlägt unabhängige Kandidatin vor

Das Flugblatt für die Aktionäre

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Bisphenol A

CBG Redaktion

Presse Info vom 19. März 2014

Zahn-Schädigungen von Kindern

„Bisphenol A aus Produkten des täglichen Bedarfs verbannen!“

Trotz allgemein guter Zahnpflege breitet sich unter Kindern eine neue Krankheit aus. Immer häufiger wird beobachtet, dass Kinder-Zähne wegen einer unzureichenden Mineralisation nicht genügend Festigkeit besitzen und sich langsam zersetzen. Die Fachwelt bezeichnet diese Gesundheitsstörung, von der ca. 10 Prozent aller Kinder betroffen sind, als „Molar-Incisor-Hypomineralisation“ (MIH). Als Auslöser von MIH steht die Chemikalie Bisphenol A, die unter anderem in Plastik-Flaschen, der Innenbeschichtung von Konservendosen, Lebensmittel-Verpackungen und Kassenbons zum Einsatz kommt, in Verdacht.

In Tierversuchen stört Bisphenol A (BPA) die Mineralisation der Zähne von Ratten. Der Mediziner Dr. Norbert Krämer von der Gießener Poliklinik für Kinder-Zahnheilkunde rät deshalb zur Vorsicht: „Das Trinken aus der Plastikflasche würde ich abstellen.“ Auch empfiehlt er, auf Lebensmittel zu verzichten, deren Hüllen Bisphenol-Anteile aufweisen.

Vor wenigen Wochen kündigte die EU an, den Grenzwert für die BPA-Aufnahme drastisch zu verschärfen. Die Obergrenze soll von bisher 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht auf fünf Mikrogramm gesenkt werden. Nach Ansicht von Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren reicht dies jedoch nicht aus: „Seit Jahrzehnten ist bekannt, dass Bisphenol A das Hormon- und Nervensystem stören kann. Zudem gibt es Dutzende von Studien, die BPA mit Übergewicht, Unfruchtbarkeit, Krebs, Diabetes und Herzerkrankungen in Verbindung bringen. Hormonaktive Chemikalien müssen aus allen Produkten des täglichen Verbrauchs verschwinden!“ Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert zudem eine Umkehrung der Beweislast: „Chemikalien, die im Verdacht stehen, gesundheitsschädlich zu wirken, müssen verboten werden. Es sei denn, die Produzenten können diesen Verdacht nachweislich entkräften. Sonst vergehen Jahrzehnte zwischen den ersten Hinweisen auf eine Schädigung bis zum Verbot einer Substanz“, so Mimkes weiter.

Bereits 2008 hatte Kanada Bisphenol A als „gefährliche Substanz“ deklariert und eine Verwendung in Babyflaschen untersagt. 2011 folgte das EU-Verbot in Babyflaschen. Einige EU-Länder verhängten zusätzliche Verbote für Lebensmittelverpackungen und Trinkflaschen. Das Umweltbundesamt setzt sich seit Jahren vergeblich für weitergehende Beschränkungen ein.

Jährlich werden rund fünf Millionen Tonnen der Chemikalie hergestellt. Der Leverkusener BAYER-Konzern, der neben Firmen aus den USA und Taiwan zu den größten Anbietern gehört und jährlich etwa eine Million Tonnen herstellt, produziert Bisphenol A in Krefeld, Antwerpen, Baytown/Texas, Map Ta Phut/Thailand und Shanghai/China.

weitere Informationen auf unserer Kampagnenseite

Sponsoring

CBG Redaktion

Presse Information vom 20. März 2014

BAYER sponsert Hörfilmpreis für ZDF-Film „Blutgeld“

Firma infizierte Tausende Bluter / „Opfer werden für Social Marketing missbraucht“

Der Deutsche Blinden- und Sehbehindertenverband hat am Dienstag in Berlin den Deutschen Hörfilmpreis vergeben. In der TV-Kategorie konnte sich die ZDF-Produktion „Blutgeld“ durchsetzen. Hauptsponsor der Preisverleihung war neben der Firma Pfizer und der Aktion Mensch ausgerechnet die BAYER AG.

„Blutgeld“ erzählt die wahre Geschichte dreier Brüder, die an der Bluter-Krankheit leiden und durch verseuchte Gerinnungspräparate mit HIV infiziert werden. Die Hauptrolle in dem bewegenden Film spielt Max Riemelt.

Hintergrund der Handlung: bis Mitte der 80er Jahre wurden tausende Bluter mit HIV und Hepatitis-C infiziert, hauptsächlich durch Produkte von BAYER. Ein Untersuchungsausschuss des Bundestags kam zu dem Ergebnis, dass die Mehrzahl der Infektionen hätte verhindert werden können, da seit 1982 alle notwendigen Erkenntnisse über HIV vorlagen. Aus Profitgründen widersetzte sich die Industrie jedoch der Umstellung ihrer Produktion und der Vernichtung ungetesteter Präparate. Weltmarktführer für Gerinnungshemmer zu diesem Zeitpunkt war die BAYER-Tochter Cutter. Firmeninterne Memos hatten die Gefahren für Bluter frühzeitig benannt, ohne dass das Unternehmen daraus Konsequenzen zog.

Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Wie pervers ist das denn? Das Leben Tausender Bluter hätte gerettet werden können, wenn die Verantwortlichen bei BAYER damals rechtzeitig gehandelt hätten. Und heute werden die Opfer dazu missbraucht, dem Konzern durch „mildtätige Gaben“ ein menschliches Antlitz zu verleihen.“ Die CBG fordert eine angemessene Entschädigung aller infizierten Bluter (und ihrer Hinterbliebenen) durch BAYER sowie die Beendigung aller Social Marketing-Aktivitäten des Konzerns.

Andreas Bemeleit vom Netzwerk Robin Blood, in dem sich betroffene Bluter zusammengeschlossen haben, ergänzt: „Diese Spende ist ein weiterer Baustein der Pharmaindustrie, um die Verbände der Betroffenen zu beeinflussen. Mit direkten Spenden in fünfstelliger Höhe und regelmäßigen Zuwendungen versucht BAYER, sich als Wohltäter darzustellen. Solange auch Bluter-Verbände solche Spenden entgegen nehmen, ist die Vertretung der Interessen von Hämophilen nicht in der gebotenen Konsequenz möglich.“

Hörfilme sollen es blinden und sehbehinderten Menschen ermöglichen, Filme als Ganzes wahrzunehmen. Die Filme sind mit einer Audiodeskription versehen, die in knappen Worten zentrale Elemente der Handlung sowie Gestik, Mimik und Dekors schildert. Zur Jury des Hörfilmpreises gehörten Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth, der blinde Kabarettist Dietrich Plückhahn, die Schauspielerinnen Brigitte Grothum und Eva Habermann, Schauspieler Roman Knižka, Moderatorin Nina Eichinger sowie Filmredakteur Lars-Olav Beier (Der Spiegel), Reinhard Glawe (Bert Mettmann Stiftung), Hans-Joachim Krahl (Präsidium des DBSV) und Filmproduzent und Regisseur Nico Hofmann.

weitere Informationen:
=> Hintergründe zum Aids/Bluter-Skandal
=> Kritik am Social Marketing von BAYER

[1. Weltkrieg] 100 Jahre 1. Weltkrieg

CBG Redaktion

Presse Information vom 26. März 2014

Chemie-Industrie im 1. Weltkrieg

„Mitverantwortung für Kriegsgräuel nicht aufgearbeitet“

Die deutsche Chemie-Industrie produzierte im 1. Weltkrieg Sprengstoff, Munition und Giftgas. Dank staatlich garantierter Preise konnten die Konzerne ihre Profite erheblich steigern. Bis heute verleugnen die Firmen jedoch ihre Mitverantwortung für Kriegstreiberei und Massensterben. Kritiker reichten einen Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung am 29. April ein (download pdf).

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert die BAYER AG auf, endlich die Rolle des Unternehmens im 1. und 2. Weltkrieg vollständig aufzuarbeiten und die zahlreichen Verbrechen des Konzerns anzuerkennen.

Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der CBG: „100 Jahre Erster Weltkrieg, 150 Jahre BAYER: der Leverkusener Multi täte gut daran, statt zu seinem Jubiläum Goldmünzen zu prägen, seine Mitverantwortung für das Völkergemetzel 1914/18 aufzuarbeiten. In skandalöser Weise weigert sich der Konzern seit 100 Jahren, zu den Verbrechen der chemischen Kriegsführung, der Kriegstreiberei, der Zwangsarbeit usw. Stellung zu beziehen. Die Konzernprofite sprudelten, die Leichenberge türmten sich. BAYER distanziert sich nicht einmal vom damaligen Generaldirektor Carl Duisberg, der auf den Auslieferungslisten der Alliierten stand und eine Anklage als Kriegsverbrecher fürchten musste. Immerhin wurde der Chemie-Multi für seine Kriegsverantwortung in weiten Teilen der Welt enteignet und verlor u. a. in den USA seine Markenrechte.“ Köhler-Schnura hat einen Gegenantrag eingereicht, in dem die nicht-Entlastung des Vorstands gefordert wird, und wird in der Hauptversammlung zum Thema sprechen.

Ohne die deutsche Chemie-Industrie wäre der 1. Weltkrieg vollkommen anders verlaufen: aufgrund der englischen Seeblockade versiegte zu Kriegsbeginn der Nachschub von Chile-Salpeter, der für die Produktion von Sprengstoff unabdingbar war. Die Reserven reichten nur für wenige Monate. Ende 1914 gaben Carl Bosch von der BASF und Carl Duisberg von BAYER der Obersten Heeresleitung das sogenannte „Salpeter-Versprechen“, welches die Bereitstellung großer Mengen Ammoniumnitrat zusicherte. Schon im Frühjahr 1915 konnte die Salpeter-Produktion aufgenommen werden. Die Industrie hatte dadurch nach eigenen Worten „den Krieg gerettet“. Im Gegenzug erhielten die Firmen lukrative Abnahmegarantien.

BAYER errichtete in Köln-Flittard ein eigenes Werk für die Sprengstoffproduktion, in dem pro Monat 250 Tonnen TNT hergestellt wurden. Auch die Produktion von Ersatzstoffen erlebte einen Aufschwung. Entsprechend jubelte BAYER-Generaldirektor Carl Duisberg im Juli 1915: „Sähen Sie jetzt einmal, wie es hier in Leverkusen aussieht, wie die ganze Fabrik umgekrempelt und umorganisiert ist, wie wir fast nichts mehr als Kriegs¬lieferungen ausführen (...), so würden Sie Ihre helle Freude haben.“

Der Name BAYER steht besonders für die Entwicklung und Produktion von Kampfgasen. Bereits im Herbst 1914 war auf Vorschlag des Kriegsministeriums eine Kommission ins Leben gerufen worden, die Fritz Haber vom Kaiser-Wilhelm-Institut, Carl Duisberg sowie dem Chemiker Walter Nernst unterstand. Die Kommission empfahl zunächst die Nutzung von Chlorgas, wobei wissentlich gegen die Haager Landkriegsordnung verstoßen wurde, die den militärischen Einsatz von Giftgas seit 1907 verbietet.

Duisberg war bei den ersten Giftgasversuchen auf dem Truppenübungsplatz in Köln-Wahn persönlich anwesend und pries den chemischen Tod begeistert: „Die Gegner merken gar nicht, wenn Gelände damit bespritzt ist, in welcher Gefahr sie sich befinden und bleiben ruhig liegen, bis die Folgen eintreten.“ In Leverkusen wurde sogar eine Schule für den Gaskrieg eingerichtet.

Unter Carl Duisbergs Leitung wurden bei BAYER immer giftigere Kampfstoffe entwickelt, zunächst Phosgen und später Senfgas. Duisberg forderte vehement deren Einsatz: „Ich kann deshalb nur noch einmal dringend empfehlen, die Gelegenheit dieses Krieges nicht vorübergehen zu lassen, ohne auch die Hexa-Granate zu prüfen.“ Insgesamt geht die Forschung von 60.000 Toten im von Deutschland begonnenen Gaskrieg.

Schon im 1. Weltkrieg wurden bei BAYER auch Zwangsarbeiter ausgebeutet. Carl Duisberg forderte im Herbst 1916 die Regierung auf: „Öffnen Sie das große Menschenbassin Belgien“. Das Reichsamt des Inneren ließ daraufhin rund 60.000 Belgier deportieren, was international zu großen Protesten führte. Duisberg plädierte dafür, die Arbeitsmöglichkeiten und die Lebensmittel in Belgien zu rationieren, um die „Arbeitslust“ der Belgier in Deutschland zu steigern. Die Deportation gilt als Vorläufer des ungleich größeren Zwangsarbeiter-Programms im 2. Weltkrieg.

Bis 1918 mischte sich die Führung von BAYER in alle kriegswichtigen Belange ein. So trat Carl Duisberg für den unbeschränkten U-Boot-Krieg, die völkerrechtswidrige Bombardierung Englands sowie die Annexion von Belgien und Nordfrankreich ein. Auch forderte er neuen „deutschen Lebensraum“ in Polen und Russland.

Als die Reichsregierung mit zunehmender Kriegsdauer begriff, dass der Krieg nicht mehr zu gewinnen war und dass Friedensverhandlungen aufgenommen werden sollten, fürchtete man bei BAYER ein Ende der Kriegsprofite. Zusammen mit der militärischen Führung forderte Duisberg daher im Februar 1917 die Ent¬lassung von Reichskanzler Theobald von Bethmann: „Wir sind ganz auf Krieg und Gewalt eingestellt, und das Beste wäre, wenn diese Sachlage auch äußerlich zum Ausdruck käme, dass der Marschall auch Kanzler wäre (...). Denn jetzt ist Politik gleich Krieg und Krieg gleich Politik.“ Wenig später wurde der Reichskanzler tatsächlich entlassen. Friedensverhandlungen fanden nicht statt.

weitere Informationen:
=> Kampagne zur Unternehmensgeschichte von BAYER
=> Giftgasforschung bei BAYER

Alemtuzumab

CBG Redaktion

Das von Sanofi und Bayer verkaufte MS-Präparat Lemtrada (Wirkstoff: Alemtuzumab) erhält wegen schwerer Nebenwirkungen keine US-Zulassung. Das Präparat war zunächst vom Markt genommen worden und dann mit neuem Namen (zum 40-fachen Preis!) erneut zugelassen worden. Siehe hierzu den Artikel Profit vor Patientenwohl

30. Dezember 2013

US-Behörde lässt Lemtrada nicht zu

Das Multiple-Sklerose-Mittel Lemtrada gilt für Sanofi als großer Hoffnungsträger. Doch die US-Arzneimittelbehörde FDA lässt Lemtrada nicht zu. Sie hatte bereits im Vorfeld vor möglicherweise tödlichen Risiken des Mittels gewarnt.

Der französische Pharmakonzern Sanofi hat in den USA einen Rückschlag mit einem seiner Hoffnungsträger erlitten. Die dortige Arzneimittelbehörde FDA ließ das Multiple-Sklerose-Mittel Lemtrada nicht für den weltweit größten Medikamentenmarkt zu, wie Sanofi mitteilte.

Das Mittel gehört seit der 20 Milliarden Dollar schweren Übernahme des US-Biotechnologiekonzerns Genzyme zum Sanofi-Repertoire. Genzyme habe nicht zeigen können, dass der Nutzen des Mittels die ernstzunehmenden Risiken überwiege, erklärte nun die FDA. Vor einer Zulassung seien weitere Untersuchungen nötig. Sanofi kündigte Einspruch gegen den Beschluss an.

Bereits Anfang November hatte die FDA Sicherheitsbedenken angemeldet und vor möglicherweise tödlichen Risiken des Mittels gewarnt, das auch unter dem Namen Alemtuzumab bekannt ist. Für die EU hatte Sanofi jedoch bereits im September die Zulassung für das Medikament erhalten. Experten trauen Lemtrada bis 2017 einen Jahresumsatz von 650 Millionen Dollar zu.

[PCB] Polychlorierte Biphenyle

CBG Redaktion

23. Dezember 2013

MONSANTO und BAYER größte Produzenten

Linkspartei reicht Anfrage zu PCB-Kontaminationen ein

Die Linkspartei hat eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung zu Kontaminationen durch Polychlorierte Biphenyle (PCB) eingereicht. Darin geht es auch um die Haftung der beiden größten Hersteller, Monsanto und BAYER.

Auch soll die Bundesregierung mitteilen, wie sie das Problem in öffentlichen Gebäuden und die daraus resultierende gesundheitliche Beeinträchtigung für Menschen einschätzt und ob sie eine Untersuchungspflicht für öffentliche Gebäude einführen will, durch die die PCB-Belastung der Bausubstanz überprüft wird.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat in der vergangenen Woche eine ausführliche Analyse zur PCB-Historie veröffentlicht. Teile hieraus sind in die Anfrage eingeflossen.

[PCB] Polychlorierte Biphenyle

CBG Redaktion

Presse Information vom 18. Dezember 2013

MONSANTO und BAYER größte Produzenten

PCB-Kontaminationen: „Hersteller müssen haften!“

Weltweit wurden rund 1,3 Millionen Tonnen Polychlorierte Biphenyle (PCB) produziert. Große Mengen kamen in Elektrogeräten, Fugendichtungen, Farben und Bodenbelägen zum Einsatz. Die Entsorgung dauert Jahrzehnte und kostet Milliarden. Umweltverbände fordern, die Hersteller an den Kosten zu beteiligen.

Tausende von Schulen und Universitäten sind mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) verseucht. Die Sanierungen belasten die öffentlichen Haushalte in hohem Umfang. So musste die Uni Bochum im Oktober beschließen, mehrere Gebäude komplett abzureißen und neu zu errichten; die Kosten allein in diesem Fall liegen im dreistelligen Millionenbereich. Ähnliche Probleme gibt es an den Universitäten Erlangen, Bielefeld und Düsseldorf sowie in vielen Behörden.

Rund die Hälfte aller PCB stammt aus den Fabriken des US-Konzerns MONSANTO. Die BAYER AG liegt mit 160.000 Tonnen – rund 12 Prozent der weltweiten Produktion – auf dem zweiten Platz.

Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), die Coordination gegen BAYER-Gefahren, die Naturfreunde und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) fordern jetzt, die Produzenten an den horrenden Entsorgungskosten zu beteiligen.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Die Hersteller, vor allem die Firmen MONSANTO und BAYER, haben die Gefahren von Polychlorierten Biphenylen jahrzehntelang vertuscht. Wir können nicht zulassen, dass die Industrie ein halbes Jahrhundert lang Gewinne einfährt, und die Kosten nun allein von der Allgemeinheit getragen werden“. Die CBG veröffentlichte heute einen umfangreichen Artikel zur PCB-Historie.

Prof. Jürgen Rochlitz, Mitglied der Kommission für Anlagensicherheit beim Bundesumweltministerium: „Als Chemiker und Politiker, der sich seit den achtziger Jahren mit Dioxinen und anderen Auswüchsen der Chlorchemie befasst, möchte ich betonen: es wird Zeit, dass die ungeheuren Sanierungskosten für PCB-kontaminierte Standorte von den ehemaligen Herstellerfirmen mitgetragen werden!“.

Claudia Baitinger, ebenfalls Mitglied der Kommission für Anlagensicherheit und Sprecherin des AK Immissionsschutz des BUND mahnt, dass der bei der Sanierung anfallende PCB-Abfall leicht zu weiteren Umweltbelastungen führen kann, wenn aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus die Beseitigung Billiganbietern der „Entsorgungs“branche überlassen wird: „Dann werden aus dem einen Skandal weitere Skandale an weiteren Orten“ - wie in den letzten Jahren landauf landab zu beobachten war.

Dagmar von Lojewski-Paschke vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) fordert besonders eine Sanierung von Schulgebäuden: „Kanzerogene und neurotoxische Chemikalien wie PCB, die über ihre hormonellen Wirkungen neben dem Lernen auch das Verhalten beeinflussen können, müssen durch gründliche Sanierungen schnellstens aus dem Lernumfeld zehntausender Kinder verschwinden“. Die toxische Wirkung von PCB ist denen von Dioxinen vergleichbar. Untersuchungen zeigen, dass im Fettgewebe deutscher Kinder oftmals eine höhere PCB-Konzentration nachgewiesen wird als bei Erwachsenen in den meisten Industriestaaten. „Die Sanierung aller kontaminierten Schulgebäude würde Milliardensummen verschlingen, an denen die Herstellerkonzerne nach dem Verursacherprinzip beteiligt werden sollten“, so Lojewski-Paschke weiter.

PCB sind persistente, sehr mobile Verbindungen, die sich aufgrund ihrer hohen Fettlöslichkeit entlang der Nahrungskette anreichern. Sie können das menschliche Hormonsystem, das Nervensystem und das Immunsystem schädigen, die Schilddrüse, Leber und Nieren angreifen und zu Unfruchtbarkeit führen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat die Substanzklasse jüngst in die Liste krebserzeugender Stoffe der Kategorie 1 hochgestuft.

In Deutschland wurden allein in Fugendichtungen rund 20.000 Tonnen PCB verbaut. Mehr als die Hälfte davon befindet sich bis heute in den Gebäuden. Die Ausgasungen führen zu einer permanenten Belastung der Luft.

„Um weitere Vergiftungen zu verhindern, muss der Gefahrenwert der PCB-Richtlinie von jetzt 3.000 ng/m3 auf 60 ng PCB/m3 abgesenkt werden. Der Zielwert sollte so nahe wie möglich an Null liegen, da es keinen unbedenklichen Schwellenwert gibt“, so eine PCB-Geschädigte, die ihren Namen nicht nennen möchte. Der aktuelle Gefahrenwert berechnet sich aus dem 1983 vom damaligen Bundesgesundheitsamt festgelegten Grenzwert von einem Millionstel Gramm PCB pro kg Körpergewicht und Tag. Aufgrund neuer toxikologischer Erkenntnisse hat die WHO jedoch 2003 einen fünfzigmal niedrigeren Richtwert festgelegt, ohne dass die deutsche PCB-Richtlinie entsprechend angepasst wurde.

=> ausführliche Informationen zur PCB-Historie

=> 23. Dezember 2013: Linkspartei reicht Anfrage zu PCB-Kontaminationen ein

Bienensterben

CBG Redaktion

16. Dezember 2013, Greenpeace

NGOs und Imker verteidigen EU-Verbot

Greenpeace zeigt in Feldversuch neue Ursachen für die Pestizidbelastung von Bienen auf

Die Chemieunternehmen Bayer und Syngenta versuchen das Verbot der EU-Kommission von drei bienengefährlichen Pestiziden zu stürzen. Greenpeace International, Bee Life – der europäische Imkerverband und 4 weitere Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen (Pestizid Aktions-Netzwerk Europa, Client-Earth, Buglife und SumOfUs) schreiten ein, um die Intervention am Europäischen Gerichtshof auf ein EU-weites Teilverbot von drei Pestiziden zu verteidigen.
Das am 1. Dezember in Kraft getretene Verbot untersagt den Einsatz von drei Pestiziden, hergestellt von Syngenta (Thiamethoxam) und Bayer (Imidacloprid und Clothianidin). Diese Insektizide gehören zur Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide. Die Europäische Kommission begründet das Verbot auf der Grundlage der wissenschaftlichen Bewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) über die negativen Auswirkungen der Insektizide auf Honigbienen. Die Stoffe schädigen das zentrale Nervensystem und können auch zu chronischen Vergiftungen führen. Das Verbot erhielt starke politische Unterstützung von den EU-Mitgliedsländern.

Teilverbot ist wichtig – doch es muss noch mehr passieren
„Bayer und Syngenta haben ihre Anwälte losgelassen, um ein Verbot anzugreifen, das streng wissenschaftlich begründet und rechtlich einwandfrei ist und mit zum Schutz der Interessen der Landwirte und Verbraucher beiträgt. Das Teilverbot dieser drei Pestizide ist nur ein erster, aber notwendiger Schritt, um die Bienen in Europa zu schützen. Es muss vor den Angriffen der Unternehmen geschützt werden, die nur ihre privaten Interessen zu Lasten der Umwelt verfolgen“, sagt Christiane Huxdorff, Pestizidexpertin von Greenpeace Deutschland.
Greenpeace International veröffentlicht heute auch die Ergebnisse eines wissenschaftlichen Pilot-Feldversuchs, der einen weiteren Expositionsweg aufzeigt. Denn Bestäubungsinsekten können nicht nur durch belasteten Pollen oder Nektar mit den Stoffen in Kontakt kommen, sondern auch durch Pflanzensaft, der aktiv von der Pflanze abgesondert wird. Der Feldversuch zeigt, dass dieses sogenannte „Guttationswasser“ von Pflanzen, deren Samen mit Neonicotinoiden behandelt wurden, hohe Konzentrationen dieser Pestizide enthalten kann. Es kann daher eine potentiell tödliche Gefahr für die Bienen darstellen, wenn sie diese Flüssigkeit aufnehmen.
Der Feldversuch von Greenpeace International testet Guttationswasser aus kommerziellen Maiskulturen, um einige der wissenschaftlichen Lücken des Verbotes zu füllen. Für die Saatgutbehandlung wurden handelsübliche Produkte der Pestizide Thiamethoxam (Syngenta) und Clothianidin (Bayer) verwendet, die beide unter das Verbot fallen. Der Versuch zeigte, dass die Konzentrationen der Neonicotinoide im Guttationswasser hoch sind und sogar die Werte überschreiten können, die von den Unternehmen Bayer und Syngenta bei der Anwendung derselben Stoffe als Blattbehandlung empfohlen werden. Aber solche Kontaminationspfade sind noch immer zu wenig untersucht und müssen noch weiter erforscht werden.
„Es gibt noch immer gravierende wissenschaftliche Lücken, wie Bienen mit Neonicotinoiden in Kontakt kommen können. Jetzt wissen wir immerhin, dass eine tödliche Exposition auftreten könnte, wenn Bienen und andere Bestäuber beim Sammeln von Guttationswasser Pflanzen nutzen, bei denen das Saatgut mit Neonicotinoiden behandelt wurde. Dieser potenziell neue Expositionspfad für Bienen kommt zu den bereits bekannten und nicht zu akzeptierenden Risiken durch den Einsatz von Neonicotinoiden hinzu. Dies bedeutet, dass das aktuelle vorbeugende EU-Verbot nicht nur gerechtfertigt ist, sondern gestärkt und ausgeweitet werden muss“, sagt Huxdorff.

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Plastikplanet

CBG Redaktion

WDR 5, 15. Dezember 2013

Plastikplanet

Beitrag runterladen: https://docs.google.com/file/d/0BxXnvAXla4VYVGp5RXY4WE1hUTg/edit

Die Sendung „Plastikplanet“ im Kinderprogramm des WDR beschäftigt sich mit den Risiken von Kunststoffen. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren wird darin zu den hormonaktiven Wirkungen von Bisphenol A befragt (ab min 30).

Weil Plastik ein hochkompliziertes chemisches Material ist, verrottet es nicht und ist auch schwer wiederverwertbar.

In der Radiogeschichte starten Kinder den Versuch, ohne diesen künstlichen Stoff auszukommen. Sie werden merken, wie schwierig das ist - und dass man von den Verkäufern im Supermarkt ziemlich oft ziemlich schräg angeguckt wird. Bei einer Reportagereise zum Golf von Mexiko und entlang des Mississippi hat er mit eigenen Augen gesehen, welche Schäden die Chemie-Industrie anrichten kann.

[SEPA] Wichtig für alle

CBG Redaktion

S€PA kommt. Unausweichlich.

Die Konzerne haben sich wieder etwas ausgedacht. Für ihre Profite.
Und wir alle müssen es ausbaden.
Das neue Projekt heißt SEPA. Was steckt hinter diesem geheimnisvollen Begriff?

SEPA lässt die Konzernkassen klingeln und vernichtet Jobs
SEPA ist eine Abkürzung. Single Euro Payment Area (Einheitlicher Euro-Zahlungsverkehrsraum).
Der Begriff gibt erste Hinweise: Es geht ums Bezahlen im Gebiet der Euro-Zone. Doch um was genau geht es? Und wieso trifft es uns alle?
Fangen wir bei den Lastschriften an. Das Lastschriftverfahren war eine Erfindung der Banken und Konzerne und ermöglicht kostengünstig und bequem, Forderungen einzutreiben. Davon profitieren insbesondere die großen Konzerne aus dem Bank-, Versicherungs-, Immoblien-, Energie- und Handelswesen mit ihren Millionen und Abermillionen Rechnungen.
In der EU allerdings gibt es nur eine Handvoll Staaten, in denen es das Lastschriftverfahren gibt. Seit der Einführung des Euro wird das von der Wirtschaft reklamiert. Immerhin müssen die Konzerne ihre vielen und umfangreichen Forderungen europaweit trotz einheitlicher Währung in den meisten Fällen noch immer mühsam ohne Lastschriften eintreiben. So müssen die Immoblienkonzerne beispielsweise Mieten und andere Zahlungen vielfach noch mit entsprechendem Personal an der Wohnungstüre kassieren. Das kostet Zeit und Geld. Und Zahlungsrückstände sind vorprogrammiert.
SEPA soll das ändern. Dafür wurde das SEPA-System von den Konzernen erfunden, mit entsprechender Lobby-Arbeit durchgesetzt und in der EU per Gesetz beschlossen. Dank SEPA soll möglich werden, wovon die Konzerne träumen: per Knopfdruck offene Rechnungen europaweit zentral einzuziehen - heute auf den Knopf gedrückt, morgen Milliarden auf dem Konto. Wobei dem Geltungsbereich von SEPA sich - im Interesse ihrer Wirtschaft! - gleich noch fünf weitere europäische Staaten angeschlossen haben: Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen und die Schweiz.
Derart allerdings bringt SEPA die Vernichtung tausender Jobs mit sich. Dezentrale Zahlstellen und Buchhaltungen werden aufgelöst und die dort Beschäftigten entlassen. Zumal SEPA nicht nur von den Konzernen, sondern auch vom Mittelstand bis hinunter zu den Kleinunternehmen praktiziert werden wird. Wie gesagt: An SEPA kommt keiner vorbei.

Zahlenmonster für alle – IBAN und BIC ersetzen Kontonummer und Bankleitzahl
Damit die Konzerne das SEPA-Füllhorn nutzen und in allen 28 EU-Staaten gleichzeitig Lastschriften einziehen können, wurden für die etwa 500 Millionen EU-BürgerInnen die Konto-Nummern und die Bankleitzahlen (BLZ) abgeschafft. Stattdessen hat jeder von uns die sperrigen Zahlen-Buchstaben-Kolonnen IBAN (International Bank Account Number/Internationale Bankkonto-Nummer) und BIC (Bank Identifier Code/Bank Identifikationsnummer) bekommen.
Und die Übergangsfrist läuft ab: Für alle juristischen Personen – Firmen, Institutionen, Organisationen und Körperschaften - gelten diese neuen Nummern, also die BIC und die IBAN, definitiv und unabänderlich ab 1. Februar 2014. Kontonummern und Bankleitzahlen dürfen ab dann von juristischen Personen nicht mehr verwendet werden. Gleichzeitig müssen alle juristischen Personen eine zentral verwaltete Gläubiger-Identifikationsnummer (Gläubiger-ID) beantragen. Und sie müssen für jeden Lastschriftauftrag eine Mandatsreferenznummer vergeben und diese zusammen mit Vorankündigung (Prenotification), Terminen etc. verwalten.
Privatpersonen haben noch eine Schonfrist. Sie dürfen ihre Kontonummer und ihre Bankleitzahl noch bis 2016 verwenden. Aber dann ist es auch für sie endgültig vorbei und sie müssen IBAN und BIC einsetzen.

Auch die CBG muss umstellen – zum 1. Februar 2014
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren ist eine Organisation. Entsprechend dürfen auch wir ab 1. Februar 2014 nur noch BIC und IBAN verwenden. Und wir haben auch eine Gläubiger-ID (DE21CBG00000021028). Und wir müssen für alle Lastschriften Vorankündigungen (Prenotification) verschicken und diese verwalten. Und vor allem: Wir haben für all das erhebliche Kosten! Wir müssen unsere Finanzprogramme umstellen, wir müssen alle unsere SpenderInnen, Mitglieder und AbonnentInnen informieren usw. usf.
Wenn wir allen, die bei uns Spenden, Beiträge und andere Zuwendungen per Lastschrift begleichen, in den nächsten Wochen und Monaten SEPA-Post schicken, dann bitten wir heute schon um Verständnis.
Willkommen im SEPA-Zeitalter!

PS: Die Umstellung auf SEPA verursacht Kosten für Programme, Umstellung tausender Lastschriften, Porti für die Mitteilung der Mandatsreferenznummern etc.pp. Geld, das uns bei der konzernkritischen Arbeit fehlt. Wie dargestellt haben wir keine Alternative und müssen all die Voraussetzungen für SEPA schaffen. Bitte helfen Sie uns, die finanziellen Belastungen für SEPA zu stemmen, ohne dass die politische Arbeit leidet. Mit einer Sonderspende unter dem Stichwort „SEPA - Nein danke.“ Oder vielleicht sogar mit einer Fördermitgliedschaft oder eine Erhöhung des Förderbeitrags.

[Puerto Rico] Pestizide

CBG Redaktion

12. Dezember 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Pestizide: BAYER bricht Arbeitschutz-Auflagen

Der Leverkusener Multi betont ohne Unterlass, dass seine Pestizide bei sachgemäßer Ausbringung sicher seien und auch für Farm-ArbeiterInnen keine Gesundheitsgefahr darstellen würden. Dabei kann der Konzern nicht einmal seine eigenen Beschäftigten angemessen vor den Agro-Chemikalien schützen. Das war das Ergebnis der Inspektion einer Ackergift-Forschungsanlage in Puerto Rico, welche die US-amerikanische Umweltbehörde EPA gemeinsam mit dem Landwirtschaftsministerium der Insel durchführte. Die KontrolleurInnen stellten auf dem in Sabana Granda gelegenen Areal zahlreiche Verletzungen der Arbeitsschutz-Auflagen fest. So verstieß der Konzern beim Umgang mit seinen eigenen Produkten gegen die Anwendungsbestimmungen, hielt für die Beschäftigten keine Duschen bereit, geschweige denn, dass er eine Dekontaminationsstation eingerichtet hätte. 53.000 Dollar Strafe kostete das den Global Player.

hier die vollständige Meldung

[Kontraste] Alemtuzumab

CBG Redaktion

12. Dezember 2013

neues MS-Präparat Lemtrada

Unethische Pharma-Preise

Das TV-Magazin Kontraste greift unsere Kritik am exorbitant teuren Medikament Lemtrada („29.000 x teurer als Gold“) auf. Der Wirkstoff war zuvor bereits ein Jahrzehnt lang unter dem Handelsnamen MabCampath zur Behandlung von Leukämie eingesetzt worden. Um den Umsatz zu erhöhen, wurde die Indikation jedoch im vergangenen Jahr aufgegeben. Das Medikament erhielt nun eine Zulassung zur MS-Therapie und soll zu einem weit höheren Preis verkauft werden.

Den Beitrag hier ansehen: http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste-vom-12-12-2013/auf-kosten-der-beitragszahler--rekordpreise-fuer-arzneimittel-.html

[Heroin] BAYER-Jubiläum

CBG Redaktion

115 Jahre HEROIN

In ihrem Jubiläums-Jahr hat die BAYER AG Dutzende von Festveranstaltungen durchgeführt. Die PR-Abteilung hat fleißig Broschüren, Pressemitteilungen und Image-Filme veröffentlicht.

Ausgespart blieben dabei alle kritischen Bereiche, wie zum Beispiel die Entwicklung von Giftgas oder die Kollaboration des Unternehmens im 3. Reich. Eine der Lücken schließt der WDR mit diesem Beitrag zu einer der folgenreichsten Erfindungen des Konzerns: Heroin.

[30 Jahre SWB] STICHWORT BAYER

CBG Redaktion

Presse Info vom 10. Dezember 2013
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Jubiläum: 30 Jahre „Stichwort BAYER“

Gegenmacht zu Konzern-Propaganda / ab heute alle Jahrgänge online

Im Dezember 1983 erschien die erste Ausgabe von Stichwort BAYER. Auch 30 Jahre später ist Stichwort BAYER die einzige Zeitschrift, die kontinuierlich die Schattenseiten eines großen Konzerns beleuchtet.

„Zwar hat sich am Erscheinungsbild einiges geändert, doch viele Themen sind über die Jahrzehnte hinweg die gleichen geblieben: Störfälle, Pestizidvergiftungen, risikoreiche Pharmaprodukte oder die ungezügelte Macht großer Konzerne beschäftigten uns damals wie heute“, so Chefredakteur Jan Pehrke. Die Auflage des Magazins liegt gegenwärtig bei 5.300, die Erscheinungsweise ist vierteljährlich.

Zum Geburtstag hat sich die Redaktion selbst ein Geschenk gemacht: damit auch künftige Generationen die „Chronique Scandaleuse“ eines der größten Konzerne der Welt lückenlos rekonstruieren können, wurden sämtliche Ausgaben digitalisiert und ab heute unter www.Stichwort-BAYER.de online gestellt. Insgesamt sind rund 130 Hefte abrufbar.

Axel Köhler-Schnura, Redaktionsmitglied seit 1983: „Stichwort BAYER ist David gegen Goliath. Gegen die mächtige Propaganda-Maschine des BAYER-Konzerns eine mutige Stimme gegen Profit und Konzernverbrechen. Eine Stimme, die unerschrocken den Missbrauch von Konzernmacht anprangert. Eine Stimme, die die Schuld der Verantwortlichen im Konzern - des Managements und der Großaktionäre - anprangert und öffentliche Rechenschaft verlangt. Stichwort BAYER ist ein starkes Stück Demokratie.“

Bestand das Magazin zunächst aus acht mit der Schreibmaschine geschriebenen Seiten, so liegt der Umfang heute bei 32 Seiten. Hinzu kommt die 16-seitige Beilage Ticker mit Kurzmeldungen sowie unregelmäßig beigeheftete, bis zu 20 Seiten starke Dossiers. Herausgeber ist die Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V. (CBG).

Schwierig ist die Finanzierung des Projekts: kommerzielle Anzeigen, mit denen sich die meisten Zeitschriften hauptsächlich finanzieren, erhält Stichwort BAYER nicht. Allein über die jährliche Abo-Gebühr von 30 Euro lassen sich die Kosten für Recherche, Druck und Layout nicht stemmen. Das Heft stellt für die CBG daher eine große finanzielle Herausforderung dar.

Um den Erhalt des Hefts sicherzustellen, hat sich deshalb der Stichwort BAYER-Förderkreis gebildet. In ihm haben sich AbonnentInnen des Heftes sowie Mitglieder der Coordination gegen BAYER-Gefahren zusammengefunden, weil sie um die Bedeutung und die Schwierigkeiten von SWB wissen. Sie steuern Jahr für Jahr einen erheblichen Betrag zur Deckung der Kosten bei.

Durch neue FörderInnen den Rücken gestärkt zu bekommen, wäre auch für die Redaktion das schönste Geburtstagsgeschenk zum 30-jährigen Jubiläum.

Stichwort BAYER kann nur mit Hilfe bezahlter Abonnements fortbestehen. Ein Abo können sie hier einrichten. Oder Sie werden Mitglied im STICHWORT BAYER Förderkreis

Stichwort BAYER im internet: http://www.Stichwort-BAYER.de

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[Dieter Fuchs] Wir trauern

CBG Redaktion

Dieter Fuchs ist tot

Die Geburtsstunde der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) schlug in Wuppertal im Jahr 1978. Im BAYER-Werk waren kurz hintereinander zwei große Unfälle eingetreten, die Bevölkerung im Stadtteil Elberfeld wurde stark in Mitleidenschaft gezogen.

Nach dem zweiten Unfall gerieten drei AnwohnerInnen des Werkes in Bewegung: Christiane Schnura, Axel Köhler und – Dieter Fuchs. Sie wandten sich in einem Flugblatt an die Nachbarschaft und luden ein zu einer „Bürgerversammlung“. Zum Termin war die Kneipe auf der Varresbecker Straße heillos überfüllt. Selbst vor dem Lokal kam es zu Verkehrsstörungen wegen des großen Auflaufs. In dieser historischen Versammlung gründete Dieter Fuchs zusammen mit Christiane und Axel und vielen weiterer Bürgerinnen und Bürgern die „Wuppertaler Bürgerinitiative gegen BAYER-Umweltgefährdung“.

Bereits kurz darauf entsprang aus dieser lokalen BI das Netzwerk der „Coordination gegen BAYER-Gefahren“ (CBG). Die ersten international abgestimmten Aktionen richteten sich dagegen, dass BAYER im großen Stil hochgiftige Abfälle (Dünnsäure) mit Hochseefrachtern in die Nordsee hinausbrachte und dort einfach abkippte (verklappte). Der Nordsee drohte der Chemie-Tod. Unvergessen der Einsatz von Dieter, als mehrere LKW-Ladungen Dünnsäure-verseuchter Nordseefische vor die BAYER-Zentrale in Leverkusen gekippt wurden. Aktionen solcher Art trugen wesentlich dazu bei, dass BAYER die Verklappung Ende der 80er Jahre schließlich beenden musste.

Dieter war Mitglied der DKP und einer der GründerInnen der CBG. Über die vielen Jahrzehnte hinweg begleitete er die CBG bei ihrer Arbeit. Er selbst war gelernter Werkzeugmacher und kam aus dem Maschinenbau. Unter großen Entbehrungen hatte er sich über den zweiten Bildungsweg hochgekämpft, Abitur gemacht und studiert. Später arbeitete er als IT-Fachmann und hatte großen Anteil an der Digitalisierung der CBG-Arbeit.

In den letzten sechs Jahren wurde Dieter Opfer schwerer Erkrankungen, die ihn bei seiner Arbeit und seinem CBG-Engagement immer mehr einschränkten. Und dann schließlich vor zwei Jahren etwa ging gar nichts mehr. Die Krankheit fesselte Dieter zunehmend ans Haus und schließlich ans Krankenbett.

Doch wir, seine Freundinnen und Freunde der ersten Stunde, seine sehr tapfere Frau Barbara und sein Bruder Matthias, waren bei ihm. Bis zur letzten Minute begleiteten wir ihn auf seinem letzten schweren Weg, die letzten 10 Tage rund um die Uhr.

Am 28. Oktober 2013 hörte das Herz von Dieter auf zu schlagen. Dieter Fuchs hat die Welt hinter sich gelassen.

Lieber Dieter, Du hast tapfer gekämpft und hast Deinem Tod mit großer Würde entgegengelebt. Deine Ideale als einer der Gründer unseres BAYER- und konzernkritischen Netzwerkes leben in der Arbeit der CBG und in der Stiftung ethecon weiter. Wir danken für Dein Engagement und werden Dein Vermächtnis in Ehren halten.

Christiane Schnura und Axel Köhler-Schnura
sowie die Vorstände und das Kuratorium der Coordination gegen BAYER-Gefahren und von ethecon – Stiftung Ethik & Ökonomie

Wir bitten um Spenden zur Stärkung der Arbeit der Coordination gegen BAYER-Gefahren auf das Konto
EthikBank 31 99 991
830 944 95
BIC GENODEF1ETK
DE94 830 944 95 000 31 99 991