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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

MIC

CBG Redaktion

Presse Info vom 11. Februar 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Herstellung von Bhopal-Gas in den USA

BAYER: Gericht verbietet MIC-Produktion

Ein Gericht in Charleston im US-Bundesstaat West Virginia hat gestern einer Klage von 16 Anwohnern des BAYER-Werks in Institute vorläufig Recht gegeben und eine Produktion der hochgiftigen Chemikalie Methyl Isocyanat (MIC) untersagt. Da die Klage „große Aussicht auf Erfolg“ habe, entschied der zuständige Richter Joseph Goodwin, ein Wieder-Anfahren der Anlage für zunächst 14 Tage zu untersagen. In einer Verhandlung am 25. Februar sollen die Bedenken der Kläger dann ausführlich erörtert werden.

Richter Goodwin begründete seine Entscheidung mit den zahlreichen Verstößen des Konzerns gegen Sicherheitsbestimmungen und den „katastrophalen Risiken der MIC-Produktion“. Goodwin nannte zur Begründung auch die „Falschaussagen von BAYER zu früheren Unfällen im Werk“. William DePaulo, Anwalt der Kläger, hatte dem Gericht eine ausführliche Aufstellung zu Störfällen im Werk Institute übergeben. Außerdem reichte DePaulo eine von BAYER selbst erarbeitete Analyse ein, wonach ein Austritt von MIC bis zu 300.000 Anwohner gefährde.

Im August 2008 war die Produktionsanlage bei einer Explosion zerstört worden, zwei Mitarbeiter kamen dabei ums Leben. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert seit Jahren eine Beendigung der MIC-Produktion in Institute und hat hierzu wiederholt Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung eingereicht. Der BAYER-Vorstand wies das Ansinnen bislang stets als „unbegründet“ zurück. In einer Kehrtwende kündigte BAYER Mitte Januar an, die MIC-Produktion bis zum Sommer 2012 zu beenden.

MIC erlangte durch die Bhopal-Katastrophe, bei der mindestens 15.000 Menschen ums Leben kamen, traurige Berühmtheit. Institute ist das einzige Werk in den USA, in dem MIC großtechnisch produziert wird.

Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „Die angekündigte Beendigung der MIC-Produktion und das jetzige Urteil sind ein großer Erfolg für Umweltschützer und Werks-Anwohner! Wir fordern, dass die chemische Industrie auf den großtechnischen Einsatz tödlicher Chemikalien wie MIC und Phosgen künftig vollständig verzichtet!“.

weitere Infos:
=> US Judge Blocks MIC Production Citing Safety Violations
=> Infos zum BAYER-Werk Institute

[MIC] Bhopal Gas

CBG Redaktion

9. Februar 2011

Produktion von Bhopal-Gas:

Klage gegen MIC-Herstellung in den USA

Anwohner der BAYER-Fabrik in Institute (West Virginia/USA) haben Klage eingereicht gegen das Wieder-Anfahren der Produktionsanlage für MIC: http://www.cbgnetwork.de/3700.html

Erst im Januar hatte BAYER angekündigt, bis 2012 aus der MIC-Produktion auszusteigen. Institute ist die einzige Fabrik in den USA, in der das Bhopal-Gas noch hergestellt und gelagert wird.

alle Infos zur Kampagne: http://www.cbgnetwork.de/3052.html

[Tagung GenFilz] Tagung zu GenFilz

CBG Redaktion

Seminar Ankündigung:

Gentech Mafia – die Seilschaften von Bayer, Monsanto und Co.

Zeit: Samstag, 5. November, 9.30 – 18.00 Uhr
Ort: Umweltzentrum Düsseldorf, Merowinger Str. 88
Eintritt: frei (Spende erwünscht)
Veranstalter: Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

Organisierte Unverantwortlichkeit“ heißt eine Broschüre, die der hessische Gentechnik-Kritiker Jörg Bergstedt verfasst hat und an deren Erstellung die Coordination gegen BAYER-Gefahren beteiligt war. Darin wird beschrieben, wie stark staatliche Aufsichtsbehörden, Forschungsinstitute, Konzerne und Lobbyverbände miteinander verfilzt sind. Gerade in vermeintlich unabhängigen Genehmigungs- und Kontrollbehörden sitzen engagierte Gentechnik-Befürworter, so zum Beispiel im Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).

In dem ganztägigen Seminar wird erläutert, wie die Gesetzgebungsverfahren von Lobbyorganisationen und Firmen beeinflusst werden, wie Genehmigungsverfahren ausgehebelt und Millionen an Forschungsgelder in Projekte der Gentech-Industrie umgeleitet werden.

Neben Jörg Bergstedt werden Vertreter der Coordination gegen BAYER-Gefahren auftreten und über das Gentechnik-Geschäft der Bayer AG, des größten deutschen Gentechnik-Anbieters, informieren. Die Tagung richtet sich an interessierte Laien und Aktivisten. Für Diskussionen wird es breiten Raum geben.

Das vollständige Programm:

ANMELDUNG:
e-Mail: CBGnetwork(at)aol.com
Fax 0211 - 33 39 40
Tel 0211 – 333 911

Programm (Änderungen vorbehalten)

ab 9.30 Uhr Anmeldung

10.00 Uhr Begrüßung
Uwe Friedrich, Stadtplaner, Coordination gegen BAYER-Gefahren

10.15 Uhr Ton-Bilder-Schau „Monsanto auf Deutsch - Seilschaften zwischen Behörden, Forschung und Gentechnikkonzernen“
Jörg Bergstedt, Ökoaktivist, Feldbefreier und Buchautor, Projektwerkstatt Saasen

12.00 Uhr Nachfragen und Diskussion

12.30 Uhr Mittagspause

14.30 Uhr Risiken und Nebenwirkungen: Die „grüne“ Gentechnik bei BAYER
Philipp Mimkes, Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

15.00 Uhr Nachfragen und Diskussion

15.30 Uhr Pause

15.45 Uhr Konzernkritik in Gefahr: Finanzkrise der CBG
Axel Köhler-Schnura, Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

16. 30 Abschlussdiskussion
Ende gegen 17 Uhr

[MCS] Multiple Chemical Sensitivity

CBG Redaktion

7. Februar 2011

Krank durch die Umwelt

Ein bewegendes Büchlein von Marlene Winands

Frau Winands (Zahnarzthelferin) wurde durch Amalgam vergiftet. Sie leidet u.a. in schwerster Form an Multiple Chemical Sensitivity (MCS), was sie zu einem Leben in Isolation zwingt.
In ihrem Büchlein bringt sie das brisante Thema gefühlvoll zum Ausdruck.
Betroffene finden sich wieder – Nichtbetroffene lernen verstehen.
Ein sehr geschätztes Büchlein, das Interesse weckt.
Hinweis: Es wurde MCS-gerechtes Papier verwendet.

Preis 5 € zzgl. Porto / Bestelladresse: Marlene Winands, Baumannstr. 76/22, 88239 Wangen/A., Tel: 07522 / 80156

Isolation

MCS ist noch weitgehend unbekannt
Kranke
werden Hypochonder genannt.

Krankheitsbedingt müssen Betroffene
in Isolation leben
und was man Lebensqualität nennt
aufgeben.

Bei der Aufklärung dieser Erkrankung
läuft man gegen Windmühlen
denn Ignoranz
kann nicht fühlen.

Welcher Nichtbetroffene
wird als Nächster spüren
was es heißt
ein Leben als MCS-Patient zu führen?

UMWELT–Erkrankungen

Ein Thema, das es offiziell nicht geben soll. Darüber kann ich als Schwerstbetroffene nicht schweigen!

Bezüglich der Realität nicht mehr zählbarer Amalgam–Geschädigter wird geschwiegen. Unglaublicherweise wird dieses hochgiftige Material nach wie vor in der „Zahnmedizin“ verarbeitet. Ein Zahnfüllstoff, der sehr effektiv seine Wirkung zeigt. Amalgamträger vererben das Gift ungewollt und unwissend noch an ihre Kin-der. Müsste man dieses verantwortungslose Schema etwa als eine Art „Vorsorgeprogramm“ verstehen?

Die flächendeckende Mobilfunktechnologie und schnurlose DECT–Telefone, WLAN Computer–Funkverbindungen sowie Handys haben Auswirkungen! Umfangreiches einprägsames Aufklärungsmaterial kann z.B. beim Dachverband Bürgerwelle e.V. bestellt werden.

Unverantwortlich wurden und werden überall Chemikalien eingesetzt. Unsere unmittelbare Lebenswelt ist von Giftstoffen geprägt. Zitat aus meinem Büchlein „KRANK DURCH DIE UMWELT“: „Die Menschen haben die Welt verseucht, kein Wunder, dass so mancher keucht. Chemikalien und Duftstoffe überall – in unbe-grenzter Zahl……“.

Mehrere Millionen Menschen leiden an Umwelterkrankungen wie z.B. an Multiple Chemical Sensitivity (MCS). Die Zahlen der Betroffenen steigen weltweit in allen Altersgruppen stetig an!

Da Umwelterkrankungen den meisten Medizinern weitgehend unbekannt sind, müssen Betroffene eine jah-relange Odyssee durchlaufen! Hilfe suchend konsultiert jeder Betroffene zunächst den Hausarzt, den Arzt seines Vertrauens. Dieser verabreicht nicht selten kopfschüttelnd Psychopharmaka und legt den Patient in der „Schublade Psyche“ ab.

Menschen, die über Umwelterkrankungen nie richtig aufgeklärt werden, können einen gesundheitlichen Ab-sturz diesbezüglich nicht hinterfragen. Über das tatsächliche Ausmaß der Gesundheitsschädigungen durch unsere Umwelt dominieren in der Bevölkerung leider in der Mehrzahl Unwissenheit oder aber auch Interes-selosigkeit und Ignoranz nach dem Motto: „Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.“
So bleiben Patienten „ungerechtfertigterweise“ auf der Psychoschiene hängen.
Damit diese traurige, bedauernswerte Realität eine Wende nimmt und Umweltgeschädigten zukünftig „hilf-reich“ weitergeholfen werden kann, ist es im Sinne der Menschheit von größter Notwendigkeit, dass sich alle Ärzte dem Thema Umwelterkrankungen öffnen.

Verzweifelt kämpfen Betroffene, da sie wissen, dass sie nicht psychisch krank sind. Zur Eigeninitiative ge-zwungen, suchen sie in ihrer Not Wege, auf denen sie weiterkommen. Sie wollen Klarheit über die Ursache für ihren gesundheitlichen Absturz haben. Solche Einzelkämpfer, die am Ziel ankamen, haben Selbsthilfe-gruppen, Vereine, Initiativen und Organisationen gegründet.

Damit Betroffene einen Arzt finden, der sich auf MCS spezialisiert hat, bieten der Deutsche Bund der Um-weltmediziner e.V. (dbu) sowie Chemical Sensitivity Network (CSN) z.B. eine Arztliste an. Diese beinhalten Adressen von Ärzten verschiedener Fachgebiete mit umweltmedizinischen Fachkenntnissen und Erfahrung mit Chemikaliensensiblen. Mediziner, die sich bereits seit Jahren intensiv mit der Problematik beschäftigen. Jetzt erst hören die Patienten nach Diagnosestellung dieser Fachärzte von ihren schwersten Gesundheits-schäden. Jetzt erfahren sie, worauf ihre zahllosen Beschwerden und die Vielfalt ihrer Symptome zurückzu-führen sind. Was sie allerdings auch hören ist, dass Krankenkassen keine Kosten übernehmen.

Bei MCS–Patienten werden die Erkrankungssymptome individuell, bereits durch kleinste Mengen von Che-mikalien (jeder Art) des Alltags, sofort oder verzögert ausgelöst. Leider aber auch durch die natürliche Um-welt wie z.B. Blumen, Nahrungsmittel …………
Das hat zur Folge, dass man sie allgemein als Hypochonder abstempelt. Sie werden häufig von Freunden und Bekannten im Stich gelassen. Oftmals werden die Betroffenen nicht einmal in ihren eigenen Familien ernst genommen. Ihren Alltag müssen sie mit enormen Schwierigkeiten täglich neu erkämpfen. Rücksichts-losigkeit und Diskriminierung sind sie ausgeliefert. Sie sehnen sich nach Verständnis und Unterstützung, worauf sie angewiesen sind. Sie erbitten sich Respekt, da die Würde des Menschen unantastbar ist. In völli-ger Isolation müssen viele ausharren, ohne gesellschaftliche Anerkennung. Das Nichtvorhandensein von Umweltkliniken müssen sie hinnehmen.
Sie benötigen MCS–gerechte, schadstofffreie Lebensräume in mobilfunkfreiem Umfeld, die es nicht gibt. Hilflos stehen sie da. Sie werden allein gelassen!

Wie geht es Geschädigten, wenn sie Rechtsanspruch erheben, weil sie nachweislich am Arbeitsplatz er-krankt sind?
Viele kämpfen über ein Jahrzehnt und länger.

Erfahren Vergiftungsopfer Rechtsprechung?
Klagen und Berufungen werden zurückgewiesen. Es ergehen keine Grundsatzurteile. Gutachter setzen sich willkürlich über Gebrechen und schwere Leiden der Patienten hinweg. Den Text des Hippokratischen Eides haben sie vergessen. Mit Standard–Gefälligkeitsgutachten lässt sich eben schneller und leichter Geld ver-dienen, als mit Gutachten, die ihren Namen verdienen.

Geschädigte stehen vor einer unüberwindbaren Mauer, die u.a. von Lobbyisten aus Chemiekonzernen und Industrie aufgebaut wurde. Sie versuchen auf langen, steinigen Wegen ihr Recht zu erkämpfen. Sie haben keine Chance. Dafür sorgt die Intrigenwirtschaft, deren stetige intensive Pflege gesichert ist. So fügt man bereits geschädigten Menschen mit „unglaublichen Unrechtsbehandlungen“ weiteres Leid zu!

Wie weit muss es in unserem „Rechtsstaat“ noch kommen?

Es gäbe nur dann Aussicht für eine bessere Welt, wenn in allen zukünftigen Generationen bereits in der Erziehung konsequent ETHIK und UMWELT–BEWUSST–SEIN gelehrt würde!
Autor Marlene Winands

Unverbindliche Kontaktadressen u.a.:

Chemical Sensitivity Network (CSN) – Tel. 06784-9839913 - www.csn-deutschland.de

Bundesverband der Beratungsstellen für Umweltgifte - Tel. 07240/7544 und 06171/9179014
www.amalgam-informationen.de

Bundesverband Elektrosmog e.V. (im Haus des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes) - Tel. 089/30611-255

Bürgerwelle e.V. - Tel. 09631-795736 - www.buergerwelle.com

Interdisziplinäre Gesellschaft für Umweltmedizin e.V. (IGUMED) - www.igumed.de

Deutscher Berufsverband der Umweltmediziner e.V. (dbu) - www.dbu-online.de

Schwäbische Zeitung, 17.08.2011

Die Umwelt macht Wangenerin krank

Wangen / kf Marlene Winands leidet an Multiple Chemical Sensitivity (MCS), einer Umweltkrankheit, bei der die Betroffenen auf alle möglichen Arten von Duftstoffe reagieren. Schon der Kontakt mit Menschen, die ein herkömmliches Shampoo benutzen und ihr T-Shirt mit Weichspüler waschen, kann deshalb Auswirkungen haben.
„Da reicht schon die geringste Menge – und es geht los“, sagt die 59-Jährige. Zuerst röten sich die Augen, die Nase läuft, das Herz schlägt schneller. Dann folgen Müdigkeit, Atemnot, Kopf- und Gliederschmerzen.
Die ersten Symptome kamen vor rund zehn Jahren. Plötzlich taten beim Zeitung lesen die Zähne weh, und auch die Wohnung der Mutter konnte Marlene Winands nicht mehr betreten „Wahrscheinlich lag's am Schimmelpilz“, weiß die Wangenerin heute. Nach und nach kamen mehr und mehr Unverträglichkeiten hinzu.
Eine Belastung sei die Krankheit auch deshalb, weil der Kontakt zu anderen Menschen immer seltener und schwieriger werde. Menschenmassen gehen gar nicht. „Ich kann nicht einkaufen gehen. Keine Konzert, nicht einmal einen Gottesdienst besuchen“, sagt Marlene Winands.
Regelmäßig Besuch bekommt die Wangenerin von ihren beiden Schwestern. Außerdem hilft ihr eine Frau im Haushalt, putzt für sie und kauft ein. Alle drei haben sich auf die Umweltkrankheit eingestellt und benutzen die gleichen Produkte wie Betroffene. Auch für den Sohn, der regelmäßig aus Zürich anreist, liegt spezielle Naturfaser-Kleidung bereit.
„Regen Kontakt mit der Außenwelt habe ich nur am Telefon“, sagt die Wangenerin. Außerdem notiert sie ihre Gefühle und Gedanken auf Umweltpapier, oft in Form von Gedichten. Diese hat sie in einem Büchlein mit dem Titel „Krank durch die Umwelt“ zusammengefasst.
Wer das Büchlein „Krank durch die Umwelt“ von Marlene Winands bestellen will, kann die Autorin unter der Telefonnummer 07522-80156 anrufen. Der Preis beträgt fünf Euro plus Porto. Weitere Informationen zu MSC gibt es im Internet unter www.csn-deutschland.de.

[Coordination in Not] IN EIGENER SACHE

CBG Redaktion

Bitte sichern Sie das Überleben der Coordination

Die Arbeit der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) ist akut in Gefahr. Sozialabbau und Wirtschaftskrise haben die Spenden-Einnahmen stark sinken lassen. Wir sparen seit Jahren und sind nun gezwungen, weitere schmerzliche Maßnahmen einzuleiten. So haben wir beschlossen, das Büro aufzulösen und das Archiv zu schließen, das für viele Journalisten einen unermesslichen Schatz darstellt. Selbst unsere Aktionen geraten in Gefahr.

Ein weltweit arbeitendes Netzwerk kommt ohne Geld nicht aus, auch nicht bei weitgehend ehrenamtlicher Arbeit. Während andere Organisationen staatliche oder kirchliche Gelder erhalten, muss die Coordination gegen BAYER-Gefahren jeden Cent über Spenden und Beiträge einsammeln. Das ist der Preis konsequenter konzernkritischer Arbeit.

Bislang fanden sich stets Menschen, die sich hinter die CBG stellten und spendeten oder Förderbeiträge zahlten. Die CBG wurde zu einem Gegner, den BAYER und die anderen Konzerne, den die konzernfreundliche Politik - national und international- ernst nehmen musste. Und was noch wichtiger ist, die CBG half in aller Welt Betroffenen und Opfern, machte Mut und gab die Kraft, gegen einen Konzern aufzustehen.

Trotzdem geriet die CBG immer wieder an den Rand des finanziellen Ruins:

=> 1988 bis 1992, als BAYER die CBG mit Prozessen überzog (die wir übrigens letztendlich gewannen, die aber Unsummen verschlangen);
=> im Jahr 2004, als die meisten Spenden-Gelder an die Opfer des fürchterlichen Tsunami flossen;
=> und schließlich jetzt, weil seit drei Jahren die Spendengelder dramatisch einbrechen und die Mitgliedsbeiträge stagnieren – auch wegen der dauernden Umverteilung von unten nach oben, wegen der bei vielen Mitgliedern das Geld knapp wird.

Damit droht, was die Konzerne in 33 Jahren nicht geschafft haben: Das Aus für die Coordination gegen BAYER-Gefahren.

Da die CBG wegen ihrer konsequent konzernkritischen Arbeit jede institutionelle Förderung versagt ist, hat sie niemanden außer ihren Spender/innen und Mitgliedern, an die sie sich in dieser Not wenden kann.

Helfen Sie bitte. Spenden Sie. Werden Sie Mitglied. Prüfen Sie insbesondere eine Garantenschaft. Gewinnen Sie Freundinnen und Freunde für die CBG. Wir vertrauen auf das Engagement und die Hilfe der Menschen. Gegen die Macht der Konzerne setzen wir auf die Solidarität der Menschen.

Bitte spenden Sie online. Stärken Sie uns den Rücken, werden Sie Fördermitglied.

Um die Existenz und Arbiet der CBG dauerhaft zu sichern, braucht unser Netzwerk mindestens

> 200 neue AbonnentInnen unserer Zeitschrift Stichwort BAYER
> 300 zusätzliche SpenderInnen
> 200 zusätzliche Fördermitgleider
> 20 zusätzliche GarantInnen (GarantInnen sind Fördermitglieder, die mit einem Beitrag von mindestens 500 Euro die Arbeit der CBG „garantieren“)

Für Rückfragen: Tel 0211-333 911, eMail: CBGnetwork(at)aol.com

Nanotubes

CBG Redaktion

1. Februar 2011

Gefahren von Nanotechnik

Zum Ausdrucken und Weiterverteilen: Flugblatt zu den Risiken von Nanotubes

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren veröffentlicht heute ein Flugblatt zu den Risiken von sogenannten „Nanotubes“, winzigen Röhrchen aus Kohlenstoff. Deren Gefährdungspotential ist weitgehend unbekannt. Tierversuche zeigen jedoch, dass bestimmte Nanoröhrchen die Entstehung von Krebs ähnlich wie Asbestfasern begünstigen können.

=> Stuttgarter Zeitung und VDI Nachrichten berichten über Kritik
=> CBG und BUND schreiben an Umweltminister Remmel

Bienensterben

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 25. Januar 2011

NABU und BUND kritisieren Bienenmonitoring

Bienensterben nimmt dramatisch zu - Einsatz von Pestiziden senken

Berlin - Die Umweltverbände NABU und BUND veröffentlichten heute eine Studie unabhängiger Wissenschaftler, die den Abschlussbericht des Deutschen Bienenmonitorings scharf kritisiert. Die Wissenschaftler Anton Safer und Peter Hoppe zeigen darin auf, dass die Daten und Bewertungen des Bienenmonitorings gegen die Grundsätze guter wissenschaftlicher Untersuchungen wie Transparenz, Unparteilichkeit und Objektivität verstoßen.

Das mehrjährige Monitoringprojekt von Bieneninstituten, Bundeslandwirtschaftsministerium, Agrarindustrie und Imkerverbänden war als Reaktion auf die dramatischen Winterverluste vieler Bienenvölker ins Leben gerufen worden. Starke methodische Mängel, falsch ausgewählte Stichproben, ein unzureichender Untersuchungsrahmen und fehlerhafte statistische Methoden führten das Bienenmonitoring jedoch ad absurdum.

Im Abschlussbericht des Projekts war behauptet worden, dass der Befall mit Varroamilben unzweifelhaft die Hauptursache der Überwinterungsprobleme darstelle.

Als mögliche Ursachen des Bienensterbens kommen allerdings viele weitere Faktoren in Frage: Befall mit Parasiten, Infektionen, Umweltstress, einseitige Ernährung der Bienen in Folge von Monokulturen und Pestizide. Der Kardinalfehler des Monitorings liege darin, dass 50 Prozent des Projekts von der Industrie (BASF, Bayer und Syngenta) getragen werden. Diese stellen genau die Pestizide her, die im Verdacht stehen, die Bienen zu schädigen. Die Industrievertreter sitzen im Projektrat, der den Einfluss der Pestizide untersuchen soll und stellen ihre Labore für die Auswertung zur Verfügung. So wird der Fall aus dem Jahr 2008, bei dem der Einsatz von Beizmitteln am Oberrhein zum Massensterben von 20.000 Bienenvölkern führte, in dem Bericht gar nicht erst erwähnt.

„Das gegenwärtig in der Bundesrepublik durchgeführte Bienenmonitoring ist nicht in der Lage, die wahren Ursachen des Bienensterbens aufzudecken. Zu wenige Bienenvölker wurden für die Untersuchungen ausgewählt, die Anwendung von Pestiziden auf den anliegenden Feldern wird erst gar nicht untersucht und die statistischen Methoden sind wissenschaftlich zweifelhaft. Das ist schlechte Wissenschaft“, sagte NABU-Vizepräsident Christian Unselt.

„Die bisherigen Erkenntnisse zu den Ursachen des Bienensterbens sind kein Freispruch für Pestizide. Diese tragen eine wesentliche Mitschuld am Tod vieler nützlicher Insekten und anderer Tiere. Unabhängige Forschungsinstitute müssen endlich wirklichkeitsnah untersuchen, welche Faktoren zum flächendeckenden Bienensterben führen“, sagte Hubert Weiger, Vorsitzender des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).

Das Bienenvolksterben scheint sich weltweit fortzusetzen und bedroht die landwirtschaftliche Produktion. Ohne Bestäuber sinken die Erträge. Dies hat nicht nur für die industrielle Landwirtschaft existenzbedrohende Folgen. Deshalb fordern der NABU und der BUND, dass der Einsatz von Pestiziden deutlich gesenkt und die Landwirtschaft wieder vielfältiger wird, um die Lebensbedingungen für die Bienenvölker zu verbessern.

alle Infos zur Kampagne

Die Studie mit dem Titel: „Das Deutsche Bienenmonitoring: Anspruch und Wirklichkeit“ von P.P. Hoppe und A. Safer finden Sie im Internet unter http://www.nabu.de/downloads/DasDeutscheBienenmonitoring2011.pdf.
Die Kritik der Studie bezieht sich auf den Bericht des Deutschen Bienenmonitorings von Genersch et al. Diese finden Sie ebenfalls im Internet unter http://www.nabu.de/downloads/Bienenmonitoring_genersch.pdf

[Bluter] HIV / Bluter

CBG Redaktion

25. Januar 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

AFP bestätigt Bericht der Coordination gegen BAYER-Gefahren:

Bayer, Baxter, Behring zahlen Millionen-Entschädigung an Bluter

Die AFP bestätigt soeben einen Bericht der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), wonach die Pharmafirmen Bayer, Baxter, Alpha und Behring mehr als 50 Mio Dollar an HIV-infizierte Bluter aus 22 Ländern zahlen. Durch den Vergleich wurden die Betroffenen und ihre Anwälte zu Stillschweigen verpflichtet, weswegen die Zahlungen erst jetzt bekannt wurden.

Sie finden die Meldung der AFP unten angehängt.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren begrüßt den Vergleich als faktisches Schuldeingeständnis der beklagten Konzerne, fordert jedoch strafrechtliche Ermittlungen gegen die Verantwortlichen bei den beklagten Firmen. Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „Als Hauptschuldige des Skandals um HIV-verseuchte Blutprodukte darf sich die Firma BAYER nicht aus der Verantwortung stehlen!“.

Die wissentliche Infizierung Tausender Bluter mit HIV war eines der düstersten Kapitel der BAYER-Geschichte. Die Firma Cutter, Tochter-Unternehmen von BAYER, war Mitte der achtziger Jahre Weltmarktführer für Gerinnungsmittel. Obwohl das Risiko für Bluter bei Cutter bekannt war, wurden die existierenden Inaktivierungsverfahren aus Kostengründen nicht eingesetzt. Noch nach dem Verbot unbehandelter Blutprodukte in den USA und Europa wurden übriggebliebene Chargen nach Lateinamerika und Asien exportiert. Das Leben Tausender von Bluter hätte gerettet werden können.

Bayer zahlt Entschädigung wegen verseuchter Blutkonserven

Zahlreiche Bluter mit HIV infiziert

25.01.2011 - Der deutsche Pharmakonzern Bayer und drei weitere Pharmahersteller zahlen mehrere Millionen Euro für Menschen mit der Bluterkrankheit, die sich in den 1980er Jahren durch HIV-verseuchte Blutkonserven infiziert haben sollen. Mit den US-Anwälten, die die Mehrheit der Kläger vertreten, sei eine juristische Einigung erzielt worden, bestätigte Bayer am Dienstag. Weitere Angaben zu der gezahlten Summe oder zur Zahl der Betroffenen wurden nicht gemacht.

Wie es aus informierten Kreisen hieß, trat die Vereinbarung im vergangenen Jahr in Kraft, nachdem sie von 90 Prozent der Kläger, das sind rund 2000 Menschen, akzeptiert wurde. Den betroffenen Unternehmen, neben Bayer auch der US-Konzern Baxter, wurde vorgeworfen, zwischen 1978 und 1985 verseuchte Blutprodukte vertrieben zu haben. Viele Bluter infizierten sich dadurch mit dem HI-Virus.

Bereits 1997 hatte Bayer rund 300 Millionen Euro in einen Ausgleichsfonds für Bluter gezahlt, die nach einer Bluttransfusion an Aids erkrankt sind. Die Bluterkrankheit ist eine Erbkrankheit, bei der die Blutgerinnung gestört ist.

weitere Informationen:
· Hilfsfonds für Bluter fast leer
· Süddeutsche Zeitung „Eiskalte Abwicklung eines Skandals“
· Interne Aufstellung des Gesundheitsministeriums: http://robinblood.org/?page_id=239
· Ergebnisse des Untersuchungs-Ausschuss des Deutschen Bundestags (40 MB): http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/12/085/1208591.pdf
· „Tödlicher Ausverkauf“: Cutter-Exporte nach Asien
· Gier nach Beute: Interview mit Todd Smith, USA

[Medienfassade] Werbung

CBG Redaktion

20. Januar 2010

ein bisschen weniger Propaganda:

„Medienfassade“ von BAYER wird abgerissen

Der Leverkusener Multi BAYER hatte vor, sein altes Verwaltungsgebäude mittels 5,6 Millionen Leuchtdioden zur weltgrößten Medienskulptur umzurüsten. Seit 2007 wurde gewerkelt, aber „es ward Licht“ wollte es partout nicht heißen. „Spannungsspitzen“ ließen die Dioden reihenweise durchbrennen. Auf Ersatz aus dem fernen Japan musste BAYER monatelang warten - doch auch die neuen Dioden hielten der Belastung des rauen rheinischen Klimas schließlich nicht stand.

Nun soll es mit der Kunst am Bau nichts werden. BAYER gab heute bekannt, dass das 122 Meter hohe Hochhaus abgerissen wird. Die Dioden wandern auf den Müll bzw zur nahegelegenen Deponie des Konzerns. Zur Freude des Klimas, denn die Lichtkunst hätte täglich 1800 Kilowattstunden Strom gefressen. Auch die Gefahren für Zugvögel sind damit abgewendet.

Welche Summen das Projekt gekostet hat, will BAYER nicht verraten. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren indes begrüßt den Abriss: Jeden Tag ein bisschen weniger Konzern-Propaganda!

[Pipeline] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Rheinische Post, 20. Januar 2011

Trasse der CO-Pipeline sackt fast einen Meter ab

An der Trasse der Kohlenmonoxid(CO)-Pipeline des Bayer-Konzerns ist das Erdreich in unmittelbarer Nähe der bereits verlegten Leitungsrohre um 80 Zentimeter eingebrochen.

Spaziergänger hatten im November die Anti-Pipeline-Initiativen erstmals darüber informiert. Die Einbrüche wurden offenbar an verschiedenen Stellen auf Erkrather und Ratinger Stadtgebiet festgestellt.

Auch dem Pipeline-Eigentümer Bayer waren nach Angaben eines Unternehmenssprechers die Erdlöcher bereits aufgefallen. Während der Konzern von einem „normalen Vorgang beim Pipeline-Bau“ spricht, der für Statik und Sicherheit der bereits verlegten Leitungsrohre „unbedenklich“ sei, drängen die Pipeline-Gegner auf eine genauere Klärung.

„Bei jeder Leitung gibt es vor ihrem Bau eine Baugrund-Erkundung“, sagte Dieter Donner, der Koordinator der Pipeline-Gegner im Kreis Mettmann. Dazu gehörten nach Meinung Donners auch Probebohrungen. „Man darf neugierig sein, ob es es solche Bohrungen im porösem Karstgestein in Erkrath und Ratingen tatsächlich gegeben hat“, ergänzte der Pipeline-Gegner.

Die Bezirksregierung in Düsseldorf prüft den Vorgang derzeit. „Zusätzlich zu unseren Geologen klärt ein externes Ingenieurbüro, wie es zu den Erdrutschen kommen konnte und welche Konsequenzen zu ziehen sind“, sagte eine Sprecherin. Bayer hingegen schloss einen Zusammenhang zwischen den Erdlöchern und Karstgestein aus. Die Hohlräume sollen nun rasch beseitigt werden. VON JÖRG JANSSEN

Störfall Institute

CBG Redaktion

der vollständige Bericht: http://www.csb.gov/assets/document/Bayer_Report_for_Board_Vote_with_Embargo_small.pdf

Presse Info vom 20. Januar 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Tödlicher Störfall in amerikanischem BAYER-Werk:

Gravierende Sicherheitsmängel für Explosion verantwortlich

Die US-Aufsichtsbehörde Chemical Safety Board (CSB) veröffentlichte heute den Untersuchungsbericht zum schweren Störfall im BAYER-Werk in Institute im Jahr 2008. Das CSB kommt zu dem Ergebnis, dass gravierende Sicherheitsmängel zu der Explosion führten. Bei dem Störfall, der die Erde in einem Umkreis von 10km beben ließ, waren zwei Mitarbeiter getötet wurden. Die Fabrik in Institute gehörte in den 80er Jahren zu Union Carbide und galt als „Schwester-Werk“ von Bhopal, da dort das in Bhopal ausgetretene Giftgas Methyl Isocyanat (MIC) in großen Mengen produziert und gelagert wird.

Der Störfall in Institute ereignete sich beim Anfahren einer Produktionsanlage für Pestizide. Dabei waren laut CSB Sicherheits-Systeme bewusst außer Kraft gesetzt worden. Der Bericht stellt zudem fest, dass nur glückliche Umstände die Beschädigung eines benachbarten MIC-Tanks durch die Explosion verhinderten.

Dr. Rafael Moure-Eraso, Vorsitzender der CSB: „Ein Austritt signifikanter Mengen MIC hätte tödliche Folgen haben können. Diese Sorge wurde von Anwohnern legitimer Weise seit Jahrzehnten geäußert.“ Zu den Ursachen der Explosion stellt Moure-Eraso fest: „Der Tod der Arbeiter ist umso tragischer, als er hätte vermieden werden können, wenn Bayer eine angemessene Schulung der Mitarbeiter vorgenommen, eine umfassende Prüfung der Anlagen vor dem Hochfahren vorgeschrieben und eine strikte Einhaltung der Arbeitsabläufe gewährleistet hätte.“ Der Bericht kommt zu dem Ergebnis, dass die Werksleitung auf ein schnelles Anfahren der Anlage gedrängt hatte, damit keine Engpässe bei der Produktion des Pestizids Larvin entstehen. Der Untersuchungsbericht stellt zudem fest, dass die Programmierung der Computer-Steuerung nicht fertiggestellt war und die MIC-Messgeräte an der Anlage nicht funktionierten.

Ein Untersuchungsbericht des US-Kongress kam im Vorjahr zu dem Urteil: „Durch die Explosion flog ein mehrere Tonnen wiegender Rückstandsbehälter 15 Meter durch das Werk und zerstörte praktisch alles auf seinem Weg. Hätte dieses Geschoss den MIC-Tank getroffen, hätten die Konsequenzen das Desaster in Bhopal 1984 in den Schatten stellen können.“ BAYER hatte nach dem Störfall versucht, Bürgerinitiativen und kritische Journalisten in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Der US-Kongress urteilte hierzu: „BAYER beteiligte sich an einer Geheimhaltungskampagne. Die Firma hat den Sicherheitskräften entscheidende Informationen vorenthalten, hat den Ermittlern der Bundesbehörden nur eingeschränkten Zugang zu Informationen gewährt, hat die Arbeit von Medien und Bürgerinitiativen unterminiert und hat die Öffentlichkeit unrichtig und irreführend informiert.“

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) forderte bereits vor der Explosion im April 2008 eine Beendigung der MIC-Produktion in Institute und hatte hierzu wiederholt Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung eingereicht. Der BAYER-Vorstand wies das Ansinnen bislang stets als „unbegründet“ zurück. In einer Kehrtwende kündigte BAYER in der vergangenen Woche an, die MIC-Produktion bis zum Sommer 2012 zu beenden. Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „Die Beendigung der MIC-Produktion ist ein großer Erfolg von Umweltschützern und Werks-Anwohnern nach einem über 25-jährigen Kampf. BAYER muss nun sicherstellen, dass die Mitarbeiter angemessene Ersatz-Arbeitsplätze erhalten. Zudem fordern wir grundsätzlich, dass die chemische Industrie auf den großtechnischen Einsatz tödlicher Chemikalien wie MIC und Phosgen verzichtet.“ Die CBG fordert zudem strafrechtliche Ermittlungen gegen die Werksleitung wegen des vermeidbaren Tods der Mitarbeiter.

Der CSB Untersuchungsbericht

weitere Informationen zur Kampagne

Aids / Bluter

CBG Redaktion

Netzwerk Robin Blood (www.robinblood.org)
Coordination gegen BAYER-Gefahren (www.CBGnetwork.org)

Presse Information vom 14. Januar 2011

Klage in USA: Konzerne leisten Entschädigung an Bluter

wissentliche HIV-Infektion Tausender Bluter / „Warum verheimlicht BAYER Zahlungen in Millionenhöhe?“

Die Pharma-Unternehmen BAYER, Baxter, Behring-Aventis und Alpha zahlen Entschädigungen in zweistelliger Millionenhöhe an Bluter aus 22 Ländern. Dies ist das Ergebnis eines Vergleichs, der Ende vergangenen Jahres in den USA geschlossen wurde. Mehrere Tausend mit HIV und Hepatitis C infizierten Hämophile hatten die Firmen zuvor an einem Bundesgericht in Chicago auf Schadenersatz verklagt.

Unter den Entschädigten befinden sich auch deutsche Hämophile, die an Hepatitis C erkrankt sind. Durch den Vergleich werden die Betroffenen und ihre Anwälte zu Stillschweigen verpflichtet. HIV-infizierte Bluter in Deutschland erhalten eine monatliche Rente und durften an der Sammelklage nicht teilnehmen.

Andreas Bemeleit vom Netzwerk Robin Blood, in dem sich betroffene Bluter zusammengeschlossen haben: „Dieser Vergleich zeigt, dass die Pharmaindustrie versucht, mit kleinem Geld die Gruppe der Betroffenen zu spalten. Zugleich bekennen sich BAYER und die drei weiteren Pharmaunternehmen durch diese Zahlungen zu ihrem schuldhaften Verhalten. Dies bestärkt uns, das Engagement für eine gerechte Entschädigung aller Betroffenen zu forcieren.“

Auch Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) begrüßt den Vergleich als faktisches Schuldeingeständnis der beklagten Konzerne, kritisiert aber die Geheimhaltungspolitik der Unternehmen scharf: „Warum verheimlicht BAYER Zahlungen in Millionenhöhe? Warum wird nirgendwo über diesen richtungsweisenden Vergleich berichtet? Es ist empörend, dass die verantwortlichen Firmen von den Opfern ein Stillschweigen erpressen!“

Die CBG fordert eine strafrechtliche Verfolgung der Konzern-Verantwortlichen sowie eine Übernahme der vollen Behandlungskosten durch die Firmen. „Die Verursacher der Infizierung Tausender Bluter profitieren bis heute vom Verkauf teurer Plasma-Medikamente und wälzen gleichzeitig die Behandlungskosten der von ihnen geschädigten Bluter auf die Allgemeinheit ab“, so Mimkes weiter. BAYER machte im vergangenen Jahr allein mit dem Blutfaktor-Präparat Kogenate einen Umsatz von € 888 Mio.

Einzig italienische Medien berichten bislang über den Vergleich. In Italien erhalten durch den Vergleich 443 Personen eine Entschädigung. „Dies ist ein historisches Ergebnis“, so Luigi Ambroso, Präsident des Comitato 210/92, das sich für die Entschädigung der Betroffenen einsetzt. „Wir hätten es vorgezogen, die Schuldigen auf ihre Verantwortung festgenagelt zu sehen“, so Ambroso weiter. In Italien laufen strafrechtliche Untersuchungen gegen BAYER und andere Firmen, der Vorwurf lautet auf vielfachen Totschlag.

Anfang der 80er Jahre hatten sich weltweit Tausende Hämophile durch Blutplasma-Produkte mit HIV oder Hepatitis C infiziert. Die Konzerne benutzten für deren Herstellung vor allem preiswertes Blut von Hochrisikogruppen wie Gefängnis-Insassen. Weltmarktführer war zu diesem Zeitpunkt die BAYER-Tochter Cutter. Die skandalöse Profitsucht der Pharma-Konzerne zeigte sich noch deutlicher, als sich erste Erkenntnisse über die Ansteckungsgefahr verbreiteten: Obwohl es einfache Möglichkeiten gab, die Produkte unschädlich zu machen, wurden diese von den Unternehmen aus Kostengründen nicht genutzt. Als der Vertrieb der unkontrollierten und größtenteils verseuchten Plasma-Produkte in Europa und den USA verboten wurde, exportierten die Firmen die Restbestände nach Asien und Lateinamerika. Weltweit starben bisher über 10.000 Bluter durch die Schuld der Pharma-Konzerne.

weitere Informationen:
· Hilfsfonds für Bluter fast leer
· Süddeutsche Zeitung „Eiskalte Abwicklung eines Skandals“
· Interne Aufstellung des Gesundheitsministeriums: http://robinblood.org/?page_id=239
· Ergebnisse des Untersuchungs-Ausschuss des Deutschen Bundestags (40 MB): http://dipbt.bundestag.de/dip21/btd/12/085/1208591.pdf
· „Tödlicher Ausverkauf“: Cutter-Exporte nach Asien
· Gier nach Beute: Interview mit Todd Smith, USA

[Gewerkschaften] Fehlende Gewerkschaftsrechte

CBG Redaktion

13. Januar 2011

Coordination veröffentlicht Flugblatt zu fehlenden Gewerkschaftsrechten bei BAYER

Konsequent drängt der Leverkusener Multi BAYER die Gewerkschaften aus seinen US-Werken. Reihenweise schließt der Konzern Fabriken mit organisierter Arbeiterschaft. In den USA besitzt nur ein Siebtel der Belegschaft einen Tarifvertrag.

Marijn Dekkers, der neue Vorstandsvorsitzende von BAYER, kündigte direkt nach seinem Amtsantritt die Vernichtung von 4.500 Arbeitsplätzen an – trotz der Rekordgewinne im vergangenen Jahr.

Lesen Sie hierzu das Flugblatt: Gewerkschaften bei BAYER unter Beschuss (2011)

[SWB] STICHWORT BAYER 01/2011

CBG Redaktion

12. Januar 2011

Stichwort BAYER 1/2011 erschienen

Heute erscheint die Ausgabe 1/2011 des Magazins Stichwort BAYER, das seit 1982 vierteljährlich über die Kehrseiten der Geschäftspolitik von BAYER berichtet. Lesen Sie hieraus einen Artikel unseres Autors Jan Pehrke zu den Umweltschäden durch die Chemieproduktion in Thailand.

Ein Probeheft können Sie unter CBGnetwork(at)aol.com anfordern.

Stichwort BAYER kann nur mit Hilfe bezahlter Abos fortbestehen. Ein Abonnement können sie hier einrichten. Das vollständige Heft wird erst drei Monate nach Erscheinen online gestellt.

[MIC] Störfälle

CBG Redaktion

Presse Information vom 12. Januar 2010
Coordination gegen BAYER-Gefahren

BAYER stellt Produktion von Bhopal-Chemikalie MIC ein

Langjährige Forderung von Anwohnern erfüllt / tödlicher Störfall 2008 / Uralt-Pestizide verschwinden vom Markt / „Mitarbeiter müssen Ersatz-Arbeitsplätze erhalten!“

Der BAYER-Konzern hat gestern angekündigt, die Produktion und Lagerung der Chemikalie Methyl Isocyanat (MIC) in seinem US-Werk in Institute einzustellen. Zwei hochgefährliche Pestizide, Aldicarb und Carbaryl, für deren Herstellung MIC verwendet wird, sollen zudem vom Markt genommen werden. Damit kommt das Unternehmen den langjährigen Forderungen von Anwohnern und Umweltschützern nach.

MIC erlangte traurige Berühmtheit durch die Katastrophe von Bhopal, der mindestens 10.000 Menschen zum Opfer fielen. Das Werk in Institute galt als „Schwester-Fabrik“ von Bhopal und wurde 2001 von BAYER übernommen.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert seit vielen Jahren die Beendigung der MIC- und Phosgen-Produktion in Institute und reichte hierzu wiederholt Gegenanträge zur BAYER-Hauptversammlung ein. Der BAYER-Vorstand hatte das Ansinnen bislang stets als „unbegründet“ zurückgewiesen. Zuletzt war es in der Anlage im August 2008 zu einer schweren Explosion gekommen, deren Erschütterungen in einem Umkreis von mehr als 15 Kilometer zu spüren waren. Zwei Arbeiter verloren dabei ihr Leben.

Philipp Mimkes vom Vorstand der CBG: „Dies ist ein großer Erfolg von Umweltschützern und Werks-Anwohnern nach einem über 25-jährigen Kampf. BAYER muss nun sicherstellen, dass die Mitarbeiter angemessene Ersatz-Arbeitsplätze erhalten. Zudem fordern wir grundsätzlich, dass die chemische Industrie auf den großtechnischen Einsatz tödlicher Chemikalien wie MIC und Phosgen verzichtet.“

BAYER-Vertreter begründen den Verkaufs-Stopp von Aldicarb und Carbaryl unter anderem mit dem im Jahr 1995 gegebenen Versprechen, Wirkstoffe der obersten Gefahrenklasse vom Markt zu nehmen. „Diese Argumentation ist unfreiwillig komisch – schließlich hatte BAYER damals versprochen, die giftigsten Pestizide bis zum Jahr 2000 vom Markt zu nehmen“, so Mimkes weiter.

Maya Nye, Sprecherin der Anwohner-Initiative People Concerned About MIC, bezeichnet Methyl Isocyanat als das „Schlimmste vom Schlimmsten“. Nye solidarisiert sich mit den betroffenen Arbeitern: „Die Drohung, Arbeitsplätze zu vernichten, ist ein übliches Mittel, mit dessen Hilfe Anwohner, Umweltschützer und Mitarbeiter auseinanderdividiert werden sollen. Diese Taktik macht uns zu Geiseln von Konzernen, denen Profite wichtiger sind als Menschen und die die Gesundheit und Sicherheit der Anwohner bewusst gefährden.“ In Institute droht 220 Arbeitern die Entlassung.

Nach der Explosion von 2008 hatte die amerikanische Arbeitsschutzbehörde OSHA eine Untersuchung angeordnet und “mangelhafte Sicherheits-Systeme, signifikante Mängel der Notfall-Abläufe und eine fehlerhafte Schulung der Mitarbeiter“ festgestellt. Der US-Kongress kam in einem Untersuchungsbericht gar zu dem Ergebnis, dass durch die Explosion beinahe ein MIC-Tank zerstört worden wäre, was das „Desaster von Bhopal in den Schatten hätte stellen können“. Weiter heißt es in dem Kongress-Bericht: „BAYER hat den Sicherheitskräften entscheidende Informationen vorenthalten, hat den Ermittlern der Bundesbehörden nur eingeschränkten Zugang zu Informationen gewährt, hat die Arbeit von Medien und Bürgerinitiativen unterminiert und hat die Öffentlichkeit unrichtig und irreführend informiert.“

weitere Informationen:
· MIC-Kampagne
· Klasse I Pestizide: Versprechen gebrochen

[Süddeutsche Zeitung] Duogynon

CBG Redaktion

Süddeutsche Zeitung, 12. Januar 2011, Seite 3

Warum?

Sie sind fürs Leben gezeichnet. Und sie wollen wissen, ob es ein Medikament von Schering war, das ihren Alltag zur Qual macht. Der Pharmakonzern sollte ihnen Einsicht in die Akten geben. Doch der weigert sich. Und hat jetzt vor Gericht recht bekommen.

Von Constanze von Bullion

zum vollständigen Artikel


Alle Informationen zur Kampagne

[Rapsong] Duogynon

CBG Redaktion

11. Januar 2011

Rapmusiker unterstützt Duogynon-Opfer

Der in der Musikszene bekannte Rapper Kern solidarisiert sich mit der Coordination gegen BAYER-Gefahren und mit den Duogynon-Opfern und anderen Geschädigten des BAYER-Konzerns.

Er hat anlässlich der Urteilsverkündung des Duogynon-Prozesses den Song
‚Nur Du‘ geschrieben und uns die Pre-Version zur freien Verwendung zur
Verfügung gestellt.

Song anhören: http://www.cbgnetwork.org/downloads/Memo.m4a

Infos über Kern http://www.myspace.com/kernmusik
Kontakt zu Kern kernzeitlos(at)hotmail.de

[Reaktion Urteil] Duogynon

CBG Redaktion

Kommentar von Rechtsanwalt Jörg Heynemann zum „Duogynon-Urteil“ vom LG Berlin 11. Januar 2011

Heute fand der Verkündungstermin in dem Duogynon-Rechtsstreit statt. Es sind wieder viele Betroffene bzw. deren Angehörige gekommen. Das Urteil fiel so aus, wie es das Gericht bereits angekündigt hatte. Aus unserer Sicht sind die „Rechtsgründe“, die das Gericht nannte nicht überzeugend. Bayer ließ auch heute über Herrn Renner erklären, dass es medizinisch-wissenschaftlich und juristisch geklärt sei, dass Duogynon nicht fruchtschädigend wirke. Diese Aussage ist zumindest fraglich, nach unserer Auffassung sogar falsch. 1982 wurde anhand von Tierversuchen die schädigende Wirkweise nachgewiesen. Bayer Schering kann bis heute nicht erklären, aus welchem Grund derselbe Konzern in England auf den Packungsbeilagen im Jahr 1970 einen deutlichen Warnhinweis anbrachte und in Deutschland die Indikation erst Jahre später änderte. Vor diesem Hintergrund können auch die neuen Äußerungen des Bayer-Sprechers nur als gezielte Fehlinformation der Öffentlichkeit gewertet werden. Da es jedoch um die Gesundheit und das Leben von Menschen geht, ist diese Fehlinformation treuwidrig. Bayer kann sich daher nicht auf die Einrede der Verjährung berufen. Das öffentliche Interesse der Arzneimittelsicherheit wiegt schwerer als die Verschleierungsstrategien von Bayer Schering. U.a. aus diesem Grund und auch wegen der kontinuierlichen Unterstützung der Geschädigten und deren Angehöriger werden wir in die Berufung gehen. Dass es Herrn Sommer nur um die begehrten Informationen geht, die er über den Auskunftsprozess erhalten will, zeigt sich auch daran, dass er Bayer Schering einen Vergleichsvorschlag unterbreitete, wonach er auf etwaige Schadensersatzansprüche verzichte, falls Bayer die Auskunft erteile. Bayer hat hierauf nicht reagiert. Dies zeigt jedoch, dass Bayer ganz offensichtlich etwas zu verbergen hat. Wie passt dies sonst zu einem Unternehmen, das mit Transparenz und Offenheit wirbt, aber bei der ersten Anfrage bereits dicht macht. Da ein Vergleich damit ausscheidet, werden wir den Rechtsweg weiter beschreiten. Bayer Schering wird das Thema „Duogynon“ noch lange Zeit begleiten.
RA Jörg Heynemann

12. Januar 2011, die tageszeitung

Prozess gegen Pharmakonzern

Schmerzen verjähren nicht

Ein 34-Jähriger lebt seit seiner Geburt mit schweren Missbildungen. Schuld soll das Medikament Duogynon sein. Überprüft werden darf der Verdacht vorerst nicht. VON HEIKE HAARHOFF

Ein künstlicher Harnausgang verjährt nicht. Das hatte der 34 Jahre alte Kläger André Sommer aus Bayern zum Auftakt seines Zivilprozesses gegen den Berliner Pharmakonzern Bayer Schering vor dem Landgericht Berlin Ende November gesagt. Jetzt, eineinhalb Monate später, ist klar: Sommer, der 1976 mit schweren Missbildungen auf die Welt gekommen ist und für seine Behinderungen das Schering-Hormonpräparat Duogynon verantwortlich macht, wird noch einige Jahre und die Hilfe weiterer Gerichte benötigen, um seinen schweren Verdacht gegen den Berliner Pharmahersteller überprüfen zu können.
Das Landgericht Berlin wies am Dienstag seine Klage auf Akteneinsicht in die Archive von Bayer Schering in erster Instanz ab. Begründung: Sämtliche Ansprüche auf Entschädigung seien verjährt. Sommers Mutter habe das Medikament Duogynon, auf das Sommer die Schädigungen zurückführt, in der Frühschwangerschaft eingenommen. Das sei 35 Jahre her. Der bayerische Grundschullehrer André Sommer will aber keine Entschädigung, sondern zunächst nur Auskunft: Ab wann wusste Schering von den fruchtschädigenden Wirkungen des hormonellen Schwangerschaftstests Duogynon? Und warum ließ Schering das Medikament trotzdem bis 1980 auf dem Markt?
Sommers Anwalt Jörg Heynemann kündigte an, Berufung einzulegen. Bayer Schering habe die Aufklärung über die fruchtschädigenden Nebenwirkungen von Duogynon über Jahre behindert. Insofern sei die nun vom Hersteller vorgebrachte Verjährungsargumentation, der das Gericht gefolgt sei, „sittenwidrig“. Im Übrigen habe bereits der Bundesgerichtshof in einem ähnlich gelagerten Fall entschieden, dass für die Verjährung nach dem Arzneimittelgesetz der jeweilige Schadenseintritt maßgeblich sei. Sommer leide unter einem fortwährenden Schadenseintritt: Alle paar Jahre muss er wegen seines Urin-Stomas erneut operiert werden.
Die Urteilsverkündung wurde von zahlreichen Betroffenen und deren Angehörigen verfolgt. Auch die Sängerin Nina Hagen kam, um den Geschädigten ihre Anteilnahme auszusprechen. In den 60er und 70er Jahren hatten viele Mütter, deren Kinder mit schweren Fehlbildungen wie Wasserkopf, offenem Bauch, offenem Rücken oder Missbildungen der inneren Organe und Extremitäten geboren wurden, in der Frühschwangerschaft Duogynon von ihren Frauenärzten verordnet bekommen. Das Hormonpräparat wurde als Dragee und als Injektion als Schwangerschaftstest verschrieben sowie zur Behandlung von Menstruationsbeschwerden. Erst 1980 wurde es in Deutschland nach Protesten vom Markt genommen. Strafrechtliche Ermittlungen gegen Schering scheiterten in den 80ern an der damaligen Gesetzeslage. Schätzungen zufolge leben in Deutschland mehr als 1.000 Duogynon-Geschädigte.
Der 34-jährige Grundschullehrer André Sommer erschien am Dienstag mit Rücksicht auf seine Schüler nicht persönlich vor Gericht. Aber vielleicht war das auch besser so. Vielleicht wäre er sonst zufällig auf die Idee gekommen, sich den Aufenthalt in Berlin mit einem touristischen Abstecher ins Deutsche Technikmuseum zu verderben. Dort ist derzeit eine Ausstellung zur Chemie- und Pharmaindustrie namens „Pillen und Pipetten“ zu sehen; konzipieren durfte die Exposition unter anderem die Schering Stiftung, die Objekte stammen aus dem Schering-eigenen Museum Scheringianum. Im Schaukasten „Hormongewinnung gestern und heute“ findet sich auch eine alte Schachtel Duogynon, „2 Ampullen in öliger Lösung zur intramuskulären Injektion“, daneben der Hinweis: „Das Hormonpräparat stand in Verdacht, gravierende Missbildungen bei ungeborenen Kindern zu verursachen. Untersuchungen (…) zur Aufklärung möglicher Ursachen konnten einen Zusammenhang (…) nicht nachweisen. Alle anhängigen Verfahren wurden eingestellt.“
Alle? Den aktuellen Prozess haben die Ausstellungsmacher sicher bloß übersehen.

Duogynon

CBG Redaktion

Presse Information vom 10. Januar 2011
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Verfahren gegen Bayer Schering: Nina Hagen unterstützt Opfer

Duogynon-Prozess: „Verjährung wäre Beleidigung der Opfer“

Urteilsverkündung: Dienstag, 11. Januar, 12 Uhr, Landgericht Berlin, Tegeler Weg 17-21, Saal 115

Im Prozess der Duogynon-Opfer gegen Bayer Schering verkündet das Berliner Landgericht am morgigen Dienstag das Urteil. Die Betroffenen, die unter schweren Geburtsfehlern leiden, fordern die Herausgabe von firmeninternen Unterlagen zu dem Präparat. In einem zweiten Schritt soll eine Schadenersatzklage geführt werden.

Unterstützung erhalten die Geschädigten unter anderem von Nina Hagen: „Ich bin entsetzt über die Ignoranz und Dreistigkeit der verantwortlichen Konzerne gegenüber den leidgeprüften Duogynon-Opfern und ihren Eltern! Ich hoffe sehr, dass die deutsche Gerichtsbarkeit gerecht urteilen wird, und dass die Opfer endlich eine Entschuldigung und gerechte Entschädigung bekommen!“ Die Sängerin hat ihre Teilnahme an der Verhandlung angekündigt.

Auch Jörg Heynemann, Anwalt der Kläger, ist empört: „Bayer Schering arbeitet nachweisbar mit Lügen und Halbwahrheiten. Der Konzern geht auf ‚Tauchstation’ und versucht die Angelegenheit auszusitzen. Dies darf nicht gelingen!“ Tausende von Kindern hatten in den 60er und 70er Jahren schwere Fehlbildungen durch hormonelle Schwangerschaftstests wie Duogynon und Primodos erlitten, unter anderem Herzfehler, fehlende Gliedmaßen, Gaumenspalten und Nierenschäden. Auch nach der Übernahme von Schering durch Bayer im Jahr 2006 verweigert der Konzern mit dem Hinweis auf angebliche Verjährung die Öffnung seiner Unternehmensarchive.

Zu den Geschädigten gehört der 34-jährige Kläger Andre Sommer: „Es kann nicht sein, dass uns der Bayer-Konzern die Wahrheit vorenthält und keine Antwort darauf gibt, ob Duogynon an den schrecklichen Missbildungen, an Fehlgeburten und dem Tod von Kindern Schuld hatte. Die Auswirkungen auf die Familien waren unbeschreiblich, und die Menschen leiden noch heute.“ Bayer solle einlenken und die Archive endlich öffnen. „In der Verfahrenseinstellung im Jahr 1982 hieß es, dass das ungeborene Leben rechtlich nicht geschützt sei und es deswegen keine juristische Handhabe gebe. Das widerspricht jeglichem Rechtsempfinden des Jahres 2011. Alle mutmaßlichen Opfer müssen entschädigt werden!“

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: „Die Betroffenen leiden täglich unter den Mißbildungen und müssen ständig ärztlich behandelt werden. Es ist sittenwidrig und daher unzulässig, dass sich Bayer mit dem Argument der Verjährung aus der Verantwortung stehlen will. Wir fordern gesetzliche Regelungen, die eine Verjährung bei dauerhaften Schädigungen durch Medikamente ausschließen.“ Die Betroffenen kündigten an, in Berufung zu gehen, falls das Gericht auf Verjährung entscheidet.

Alle Informationen zur Kampagne

Spiegel Online, 11. Januar 2011

Behinderter verliert Prozess gegen Bayer Schering

Schwere Enttäuschung für viele Behinderte: Ein Mann, der den Pharmakonzern Bayer Schering verklagt hatte, hat vor Gericht verloren. Seine Mutter hatte ein Mittel zum Schwangerschaftstest eingenommen, das massive Nebenwirkungen gehabt haben soll. Doch der Fall sei verjährt, sagt der Richter.

Der körperbehinderte Lehrer André Sommer hat sich mit dem Pharmagiganten Bayer Schering vor Gericht angelegt. Seine Mutter hatte ein Mittel zum Schwangerschaftstest eingenommen, das angeblich massive Nebenwirkungen hatte. Doch jetzt hat der Allgäuer in erster Instanz verloren.

Die Klage Sommers gegen den Pharmakonzern Bayer Schering ist in erster Instanz gescheitert. Es bestehe kein Anspruch auf Auskunft über die Wirkung des Hormonmittels Duogynon, stellte Richter Udo Spuhl am Berliner Landgericht am Dienstag fest. Er erklärte alle Schadenersatzansprüche für verjährt. André Sommers Mutter hatte das Hormonmittel 1975 als Schwangerschaftstest bekommen - die heute üblichen Urintests gab es damals noch nicht.

Sommers Anwalt Jörg Heynemann hingegen vertritt die Auffassung, dass keine Verjährung vorliegt. Denn der jüngste Schaden sei 2005 entstanden. Da habe sich Sommer wegen seiner Missbildungen einer großen Operation unterziehen müssen, argumentiert der Anwalt. Nun will Sommer in die nächste Instanz gehen (Aktenzeichen: 7 O 271/10).

Sommer konnte nicht selbst zum Verkündungstermin nach Berlin kommen. Jedoch saß ein kleinwüchsiger Mann, der sich ebenfalls als Opfer des Medikaments sieht, auf der Zuschauerbank im Gericht

„Warum legt Bayer die Akten nicht offen?“
Maßgeblich für die Entscheidung war, dass nach Auffassung der 7. Zivilkammer sämtliche Schadensersatzansprüche im Jahr 2005 - also 30 Jahre nach Verabreichung des Medikaments - erlöschen. Richter Spuhl betonte, dass nicht zu entscheiden war, ob Duogynon Schäden bei Sommer verursacht hatte. Das Aufklärungsinteresse sei menschlich verständlich, aber nach dem Gesetz nicht durchsetzbar.

Zu Beginn des Zivilstreits Ende November hatte Sommer dem Pharmakonzern vorgeworfen, nicht zum Dialog bereit zu sein. „Meine Missbildungen werden nie verjähren, ich werde wieder operiert“, beklagte Sommer. „Warum legt Bayer die Akten nicht offen, wenn es keinen Zusammenhang mit Duogynon gibt?“.
Nachdem der SPIEGEL (23/2010) erstmals über den Fall Sommer berichtet hatte, meldeten sich mehrere Dutzend Betroffene zu Wort. Seit Juni habe er eine Flut von E-Mails bekommen von Betroffenen, die ebenfalls wissen wollten, ob ihre Behinderungen auf dieses Präparat zurückzuführen sind. Die Betroffenen sehen Parallelen zum Contergan-Skandal.

Abgeordnete der Grünen-Bundestagsfraktion verlangten daraufhin Aufklärung von der Regierung. Das Bundesgesundheitsministerium wollte sich zwar aus der rechtlichen Auseinandersetzung zwischen dem Duogynon-Hersteller und den Betroffenen heraushalten. Man begrüßte aber, dass Patienten nun leichter Ansprüche gelten machen könnten. „Das war vom Gesetzgeber so beabsichtigt und wird hier nachdrücklich unterstützt“, sagte die Parlamentarische Staatssekretärin Annette Widmann-Mauz.

Mit Nina Hagen befreundet
Die Sängerin Nina Hagen ist seit Jahren mit Opfern befreundet, sie engagiert sich für sie. Auch bei der Gerichtsentscheidung war sie nun anwesend: „Ich bin tief berührt vom Schicksal André Sommers, der anderen Opfer und ihrer Familien.“ Der Staat müsste die Forschungsergebnisse von der Industrie einfordern, meint sie.

Bayer Schering hatte keinen Vertreter zum Urteil geschickt. Das Unternehmen weist die Vorwürfe zurück. „Das Thema wurde in den sechziger und siebziger Jahren juristisch und wissenschaftlich ausgiebig und abschließend erörtert. Seitdem gibt es keine neuen Erkenntnisse“, hatte Bayer-Sprecher Oliver Renner argumentiert. Es sei kein Zusammenhang zwischen Duogynon und Missbildungen festgestellt worden.

In den sechziger und siebziger Jahren hatten viele Mütter, deren Kinder mit schweren Fehlbildungen wie Wasserkopf, offenem Bauch, offenem Rücken oder Missbildungen der inneren Organe und Extremitäten geboren wurden, in der Frühschwangerschaft das Medikament genommen. Der Medizinrecht-Fachanwalt Heynemann, der die Betroffenen und auch André Sommer vertritt, nennt die Zahl von rund 1000 Geschädigten, die allein in Deutschland leben. „Viele Frauen hatten auch Fehlgeburten, oder das behinderte Kind starb kurz nach der Geburt.“
Duogynon kam sowohl als Schwangerschaftstest als auch gegen ausbleibende Regelblutungen zum Einsatz. In Großbritannien hatte es Schering schon Jahre vorher nicht mehr als Schwangerschaftstest angeboten, nachdem der Missbildungsverdacht laut wurde.

Im November waren allerdings Briefe aus den drei Jahren von 1967 bis 1969 bekannt geworden, die den Konzern in Erklärungsnot brachten. Darin tauschten sich britische Schering-Wissenschaftler mit ihren deutschen Kollegen über schwere Missbildungen bei Kindern und möglichen Risiken von Medikamenten aus. Die Mütter hatten den Schwangerschaftstest des Berliner Konzerns verwendet.