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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

[Wahlgeschenke] STICHWORT BAYER 04/2009

CBG Redaktion

Wahlsieger BAYER

„Ein positives Signal“

Nicht nur zur Weihnachtszeit: Die neue schwarz-gelbe Koalition hat BAYERs Wunschliste in ihrem Regierungsprogramm konsequent abgearbeitet.

Von Jan Pehrke

Ein bisschen BAYER musste auch direkt an den Koalitionsverhandlungen von CDU und FDP beteiligt sein: In den Präsentkörben, die den PolitikerInnen helfen sollten, die langen Nächte durchzustehen, fanden sich neben Schokoriegeln und Frucht-Mixen auch ASPIRIN-Packungen. Aber es lag wohl nicht nur daran, dass die Begehrlichkeiten des Leverkusener Multis der neuen Regierung kaum Kopfschmerzen bereiteten: Merkel & Co. kamen fast allen Wünschen des Unternehmens nach. So kann sich nun die Steuerabteilung des Konzerns ebenso über die im Koalitionsvertrag festgelegte Politik freuen wie die Pharma-, Gentechnik-, Kunststoff- und Pestizid-Sparte.

Noch weniger Unternehmenssteuern
„Wir wollen eine Steuerpolitik, die für die Unternehmen in Deutschland Rahmenbedingungen schafft, die ihr auch in Zeiten der Globalisierung ihre starke Stellung ermöglicht“, erklären CDU und FDP in ihrem Koalitionsvertrag. Also setzten die beiden Parteien die Tradition von Rot/Grün und Schwarz/Rot fort und beschenkten die Konzerne abermals mit einer Unternehmenssteuerreform. Die im so genannten Wachstumsbeschleunigungsgesetz zusammengefassten Maßnahmen ersparen BAYER & Co. Abgaben in Höhe von ca. 2,4 Milliarden Euro. Perfiderweise hebeln die PolitikerInnen zu diesem Behufe gerade eine der Regelungen aus, welche zumindest teilweise zur Gegenfinanzierung der letzten Bescherung diente und so die Öffentlichkeit besänftigt hatte: die Zinsschranke.
Diese Zinsschranke war jedoch nicht nur aus finanziellen Gründen ein sinnvolles Instrument. Sie hat nämlich den Gepflogenheiten der Multis ein Ende bereitet, ihren Zinsaufwand in der Bundesrepublik steuerlich geltend zu machen, während sich ihre ausländischen Tochterfirmen die Zinserträge gutschreiben ließen. Auch die Einkaufstouren der Global Player verbilligte die Regelung; BAYER etwa sparte beim Erwerb einer ROCHE-Sparte. In Basel ansässig und steuerpflichtig, tauchte diese bei den hiesigen Finanzämtern nur als Kostenfaktor auf, weil BAYER die fälligen Zinsen für den zum Kauf nötigen Kredit steuerlich geltend machte. Jetzt beginnt dieses muntere Spiel dank Merkel & Co. von vorn. Bis zu einer Höhe von drei Millionen sind Zinszahlungen wieder abzugsfähig.
Aber die KoalitionärInnen schaffen noch weitere Kaufanreize. Künftig dürfen die Unternehmen bei Übernahmen nämlich die Verlustvorträge der erworbenen Firmen - also die Verrechnung von aktuellen Verlusten mit früheren Gewinnen - nutzen, was erkleckliche Steuerrückzahlungen verspricht. Dieses im Konjunkturpaket II auf zwei Jahre befristete Steuersparmodell stellt das Konjunkturpaket III nun auf Dauer. Auch bei Rationalisierungen hilft künftig das Finanzamt. Schwarz/Gelb will nämlich „den Abzug von Verlusten bei Umstrukturierungen innerhalb verbundener Unternehmen - soweit erforderlich - wieder zulassen (...)“. Neben dieser passenderweise „Konzernklausel“ genannten „Wachstumsbeschleunigung“ erleichtert die Regierungskoalition den Firmen zudem die Verrechnung von Gewinnen und Verlusten ihrer Tochter-Gesellschaften. Auch ihre Mietzahlungen können sie in größerem Umfang als bisher als gewerbesteuerlich wirksame Kosten zu verbuchen.
BAYER & Co. hatten die Wirtschaftskrise als günstige Gelegenheit genutzt, mit düsteren Zukunftsprognosen Steuer-Vergünstigungen zu verlangen und hatten mit ihrem Alarmismus Erfolg. „Da Betriebe durch die Zinsschranke, durch Hinzurechnungen bei der Gewerbesteuer und die eingeschränkte Verlustverrechnung in Insolvenzgefahren geraten, brauchen wir sofort wirksam werdende Korrekturen bei der Unternehmenssteuerreform“, bauchredete FDP-Chefunterhändler Hermann Otto Solms im Verlauf der Koalitionsvertragsverhandlungen und machte sich ans Werk.
„Die zukünftige Regierungskoalition hat die krisenverschärfende Wirkung zentraler Elemente der Unternehmenssteuerreform 2008 erkannt“, lobte der „Bundesverband der Deutschen Industrie“ (BDI) daraufhin und stellte trocken fest: „Sie decken sich im Wesentlichen mit den vom BDI formulierten Nachbesserungsvorschlägen“.
Nur einer dieser „Nachbesserungsvorschläge“, den gerade BAYER bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit einbrachte, findet sich nicht im Papier wieder: die steuerliche Begünstigung von Forschungsausgaben. „Dies würde die Kreativität und den Erfindergeist in der Wirtschaft unterstützen und Investitionen in die Arbeitsplätze von morgen belohnen“, hatte BAYER-Chef Werner Wenning in Aussicht gestellt. Doch die Politik scheute davor zurück, sich noch stärker an den Forschungsaufwändungen der Konzerne zu beteiligen als sie es ohnehin schon tut - der Anteil beträgt momentan ca. sechs Prozent - und gestand nur mittelständischen Betrieben bei ihren Labor-Aktivitäten ein steuerliches Entgegenkommen zu.
Auch so kommt das Konjunkturpaket III, in dem die Bundesregierung Profitbeschleuniger für BAYER & Co. mit Steuersenkungen für Familien und anderen „Reformen“ zusammengefasst hat, damit die Konzern-Beglückung nicht so auffällt, die SteuerzahlerInnen teuer genug. 8,5 Milliarden Euro hat Angela Merkel dafür veranschlagt. Und während die Unternehmen sich die Hände reiben, bricht bei den MinisterpräsidentInnen der Länder wegen der zu erwartenden steuerlichen Mindereinnahmen die Panik aus. „Ihr habt sie ja wohl nicht mehr alle“, polterte etwa der schleswig-holsteinische Landesvater Peter Harry Christiansen. Nur mit erheblichen Zugeständnissen dürfte Merkel ihn und seine KollegInnen zu einem „Ja“ im Bundesrat bewegen.

Medizin für Pharma-Profite
Auch die einzelnen BAYER-Sparten profitieren vom Regierungswechsel, denn die Wachstumsbeschleuniger aus Berlin kennen keine Risiko-Technologien. „Moderne Technologien sind keine Bedrohung, sondern eine Chance für Deutschland“, heißt es im Koalitionsvertrag. Deshalb bekennen sich CDU und FDP in dem Dokument dazu, die Nanotechnologie, die Biotechnologie sowie die Entwicklung neuer chemischer Produkte weiter zu fördern und halten darüber hinaus fest: „in der Pharmaforschung muss langfristig investiert werden können“.
Zu diesem Behufe möchten Merkel & Co. die Profit-Aussichten für „innovative Arzneimittel“ stärken - allerdings ohne die Finanzkraft der Krankenkassen noch weiter zu schwächen. „Vereinbarungen zwischen Krankenkassen und pharmazeutischen Herstellern können ein Weg sein, um dieses Ziel zu erreichen“, steht im Koalitionsvertrag. Das hatte im Vorfeld noch anders geklungen. Da wollten die GesundheitspolitikerInnen BAYER & Co. noch das Recht nehmen, die Preise für neue Arzneien selber festzulegen. „Wir wissen, wie es im Haifisch-Becken zugeht“, gab sich die CDUlerin Annette Widmann-Mauz kämpferisch. Aber als Big Pharma einmal kurz die Zähne zeigte, schreckten die GesundheitsexpertInnen doch vor der Beschneidung der Fanggründe zurück und setzten auf eine Verhandlungslösung zwischen Krankenkassen und Pillen-Produzenten.
Außerdem kündigt die CDU/FDP-Regierung an, den Arzneimittelmarkt neu zu gestalten und angebliche „Überregulierungen“ abzubauen. Auch für das „Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen“ (IQWIG), das Kosten/Nutzen-Analysen von Arzneimitteln durchführt und dabei nach Meinung von BAYER & Co. allzu oft zu negativen Ergebnisse kommt, hat die christlich-liberale Koalition neue Pläne. Sie will die Arbeit des IQWIG „unter dem Gesichtspunkt stringenter und transparenter Verfahren überprüfen und damit die Akzeptanz (...) verbessern“. Dazu soll nach Informationen des Spiegel auch die Maßnahme beitragen, den bisherigen Chef Dr. Peter Sawicki abzulösen, was der vom Leverkusener Pharma-Riesen gegründete „Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller“ (VFA) seit langem fordert, nicht nur weil der Mediziner sich in der Vergangenheit immer wieder kritisch über die Risiken und Nebenwirkungen von BAYER-Arzneien wie GLUCOBAY, ADALAT und TRASYLOL geäußert hatte.
Der VFA begrüßte dann auch die gesundheitspolitische Agenda der neuen Regierung als „Zeichen der Vernunft“. „Die Teilhabe aller Patientinnen und Patienten am medizinischen Fortschritt zu sichern, ist erfreulicherweise die politische Leitlinie der Koalitionäre. Die forschenden Pharma-Unternehmen werden sich ihrer Verantwortung bei der Erreichung dieses Ziels stellen. Sie sind bereit, auf besondere Versorgungsqualität zielende Verträge mit Kassen zu schließen, die dem Wettbewerbsrecht unterliegen. Ebenso stehen die Hersteller zur Kosten-Nutzen-Bewertung, wenn sie künftig nach klaren, eindeutigen Kriterien erfolgt“, schrieb die Lobby-Organisation in ihrem Kommentar zum fertigen Koalitionsvertrag.

Mehr Chancen für Gentech
Die grüne Gentechnik betrachtet Schwarz/Gelb als „wichtige Zukunftsbranche“, deren glänzende Aussichten abermals nur „Überregulierungen“ trüben. Warnungen vor der Risiko-Technologie verweisen CDU und FDP ins Reich der irrationalen Ängste. Eine „stärkere Wissenschaftsorientierung“ schreiben sich die KoalitionärInnen deshalb für die Zukunft auf die Fahnen - und eine stärkere Wirtschaftsorientierung durch „effizientere Zulassungsverfahren“.
Den aus dem bösen Brüssel stammenden „Ineffizienzen“ der Vergangenheit sollen derweil auf ihrem Weg nach Berlin ins bundesdeutsche Recht noch einige verborgene Effizienz-Reserven erschlossen werden. So wollen die Christlich-Liberalen für eine „praktikable Anwendung“ der EU-Richtlinie, die Rückstände nicht zugelassener Gentech-Pflanzen in Lebensmitteln verbietet, das Gentechnikgesetz und das EU-Gentechnik-Durchführungsgesetz ändern. Was einmal der größte Gentech-GAU der Nuller-Jahre war, der Fund von nicht zugelassenem Gentech-Reis made by BAYER in ganz normalen Supermarkt-Packungen von UNCLE BEN & Co., wäre damit künftig kein Skandal mehr - zumindest kein offizieller.
Merkel & Co. scheuen im Koalitionsvertrag nicht einmal davor zurück, sich offen zu bestimmten Gentechnik-Produkten wie der genmanipulierten Kartoffel AMFLORA von BASF zu bekennen und ließen den gentech-freundlichen Worten auch alsbald Taten folgen. Am 18. November brach die CDU/FDP-Koalition mit der Tradition der Vorgängerregierung, sich bei Entscheidungen über den Import von genmanipulierten Ackerfrüchten in die EU zu enthalten, und stimmte für den SYNGENTA-Mais „Mir 604“.
Auch sonst haben CDU und FDP noch so manche „Überregulierung“ erspäht. Aus diesem Grund haben die beiden Parteien vor, EU-Richtlinien künftig nur noch 1:1 zu übernehmen. Im Pestizidbereich beabsichtigt die Koalition, das Zulassungsprocedere zu vereinfachen und zu beschleunigen, natürlich nur „zum besseren Schutz von Mensch, Tier und Umwelt“. Biozide und Chemikalien haben es bei den Behörden ebenfalls bald leichter, Und wenn sich die Bundesregierung ganz generell zur „Vereinfachung“ von Genehmigungsverfahren bekennt, dann geschieht das unter dem Signum des „Bürokratieabbaus“.

Weitere Geschenke
Daneben verspricht der Koalitionsvertrag noch weitere geldwerte Vorteile für den Chemie-Multi. Der Emissionshandel, der den Konzernen nur ein bestimmtes Kontingent an Kohlendioxid-Verschmutzungsrechten zugesteht, um diese zu Investitionen in den Klimaschutz zu bewegen, müsste für BAYER und andere energie-intensive Unternehmen weiterhin kosten- und damit folgenlos bleiben, meinen die freien und christlichen DemokratInnen.
Bei der europäischen Chemikalien-Verordnung REACH, die eine Untersuchung von Substanzen auf ihre gesundheitsgefährdenden Wirkungen hin vorschreibt, kann der Leverkusener Multi vielleicht bald ebenfalls sparen, denn die Koalitionspartner streben eine Senkung der Gebühren an, die bei der Registrierung der Stoffe anfällt.
Zudem braucht sich der Konzern nicht mehr an den steigenden Gesundheitskosten beteiligen, für die er durch seine immer teureren Medikamente zu einem Gutteil selber sorgt: Die Regierungsparteien haben freundlicherweise den Arbeitgeberanteil an der Krankenkassen-Finanzierung eingefroren. Die Quittung dafür bekamen die ArbeitnehmerInnen schon, als die Tinte des Koalitionsvertrages noch kaum trocken war. Am 1. Dezember kündigte die DAK als erste Kasse an, einen Zusatzbeitrag zu erheben.
Sogar Entwicklungshilfe für den Global Player steht in Aussicht. Nach Meinung des neuen verantwortlichen Ministers Dirk Niebel (FDP) ist diese nämlich „auch interessen-geleitet. Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht. Entwicklungszusammenarbeit muss nicht schädlich für deutsche Unternehmen sein“. Und sein FDP-Kollege Rainer Brüderle vertritt BAYER derweil als Außendienst-Mitarbeiter in den Regionen mit höherem Bruttosozialprodukt. „Ich verstehe mich als Türöffner der deutschen Wirtschaft“, sagte er in einem Faz-Interview.

„Positives Signal“
Glänzende Aussichten halten die frisch gewählten PolitikerInnen und ihr Programm also für den Pharma-Riese bereit. Als im „Ergebnis sehr ordentlich“ begrüßt BAYER-Chef Werner Wenning dann auch den schwarz-gelben Koalitionsvertrag: „Ich glaube sogar, dass von diesem Vertrag ein positives Signal ausgehen kann. Der Vertrag betont den Charakter Deutschlands als Industrieland, er rückt Innovation und Wachstum in den Mittelpunkt. Das halte ich für ganz wichtig. Es wird allzu oft übersehen, wie wichtig die Industrie für unser Land ist. Sie ist die Basis unseres Wohlstands und unserer Arbeitsplätze. Wir müssen also den Industrie-Standort Deutschland stärken - und da sehe ich gute Ansätze“.
„Gute Ansätze“ und im „Ergebnis sehr ordentlich“ - bei aller Zufriedenheit kann Wenning sich den gönnerhaften Oberlehrer-Ton nicht verkneifen und demonstriert damit einmal mehr, wer wirklich das Sagen hat im Lande.

Pestizide

CBG Redaktion

Coordination gegen BAYER-Gefahren
30. September 2009

Brasilianische Behörden durchsuchen BAYER-Werk / Verkaufs-Stopp für 12 Pestizide

Die brasilianische Gesundheitsbehörde Agência Nacional de Vigilância Sanitária (Anvisa) hat bei einer Inspektion des BAYER-Werks Belford Roxo erhebliche Verstöße festgestellt und einen Verkaufs- und Produktions-Stopp für zwölf Pestide angeordnet. In einer Mitteilung bemängelt die Anvisa „gepanschte Agrochemikalien ohne Zulassung der zuständigen Behörden“.

Das Produktions- und Verkaufsverbot gilt zunächst für 90 Tage. Die Anvisa, die dem Gesundheitsministerium unterstellt ist, hatte das Werk in der Nähe von Rio de Janeiro vom 23. bis 25. September inspiziert. Insgesamt wurden eine Million Liter Pestizide mit fehlerhafter Zusammensetzung aus dem Verkehr gezogen. Außerdem droht dem Unternehmen eine Strafe von 1,5 Millionen Real (rund 580.000 Euro).

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Immer wieder beobachten wir doppelte Standards bei BAYER. Das Unternehmen ist dringend aufgefordert, überall auf der Welt das gleiche Sicherheits-Niveau zu garantieren. Im übrigen fordern wir BAYER auf, alle Pestizide der obersten Gefahrenklasse endlich vom Markt zu nehmen – ein gefahrloser Umgang ist besonders in tropischen Ländern wie Brasilien unmöglich“.

Im Fall des Pestizids Procloraz hätte es das Unternehmen nach Angaben der Anvisa versäumt, vorgeschriebene Analysen vorzunehmen, wodurch Landarbeiter und Bevölkerung gefährdet würden. Ebenfalls betroffen sind das umstrittene BAYER-Pestizid Imidacloprid (Produktname Evidence), das mit Bienensterben in Verbindung gebracht wird, sowie Methamidophos, ein Pestizid der obersten Gefahrenklasse.

Die Meldung der ANVISA im Original (portugiesisch)

Yasmin

CBG Redaktion

Presse Information vom 28. September 2009
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Yaz-Todesfall: Gefährliche Antibaby-Pillen vom Markt nehmen!

Erhöhtes Risiko von Thrombosen und Embolien / Geschädigte fordern Verbot / fünfzig Todesfälle in den USA geschätzt

Angesichts des jüngsten Todesfalls in der Schweiz fordert die Coordination gegen BAYER-Gefahren ein Verbot der Antibaby-Pillen Yasmin, Yaz, Yasminelle und Petibelle. Die Einnahme der Kontrazeptiva ist mit einem erhöhten Thrombose- und Embolie-Risiko verbunden. Die Schweizer Aufsichtsbehörde Swissmedic hatte am Freitag bekannt gegeben, dass Mitte September eine junge Frau an einer Lungenembolie gestorben war; sie hatte zuvor zehn Monate lang das Präparat Yaz eingenommen. Bis Ende Oktober will Swissmedic eine Untersuchung zu den Risiken von Yaz und Yasmin vorlegen.

Jan Pehrke vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Es ist empörend, dass neue Verhütungsmittel gefährlicher sind als alte, nur weil sie mit Versprechen wie „Gewichtsabnahme“ und „wirkt gegen Akne“ auf dem Lifestyle-Markt punkten wollen. Hiermit sollen besonders junge Frauen geködert werden.“ In den Werbekampagnen für Yasmin werden die Risiken mit keinem Wort erwähnt, das Marketing zielt in erster Linie auf Anwendungen wie Akne-Behandlung und Gewichtsregulierung ab. „Was Yasmin so gefährlich macht, ist genau der immer wieder beschworene „Figur-Bonus“. Denn indem das in Yasmin enthaltene Hormon Drospirenon Wassereinlagerungen entgegenwirkt, macht es zugleich das Blut zähflüssiger und steigert so die Embolie-Gefahr“, so Pehrke weiter. Jüngste Studien zeigten, dass Yasmin das Risiko gefährlicher Blutgerinnsel gegenüber älteren Präparaten fast verdoppelt.

Auch Betroffene setzen sich für ein Verbot ein. „Dass ich noch lebe, ist ein Wunder und auf unglaublich tolle Arbeit der Ärzte und einige glückliche Umstände zurückzuführen. Um zu verhindern, dass weitere junge Frauen ein ähnliches oder sogar tödliches Schicksal erleiden, muss die Problematik publik gemacht werden„, so Felicitas Rohrer. Die 25jährige erlitt im Juli nach der Einnahme von Yasminelle eine schwere Lungenembolie. „Fatal an dieser Pille ist, dass sie sich gezielt an junge Mädchen richtet. Die erste Packung kommt in einem schicken, silberfarbenen Schächtelchen mit Schminkpinsel daher. Zusammen mit dem angeblichen Vorteil, dass man nicht an Gewicht zunimmt, erhöht das die Akzeptanz bei jungen Frauen natürlich enorm. Aber sie erfahren nichts davon, dass sie damit ein höheres Risiko für Thrombosen und Embolien haben. Wir wollen doch nur nicht schwanger werden und nicht unser Leben riskieren!“, so Rohrer weiter.

Nach Angaben des Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) kam es in Deutschland zu „sieben Todesfällen im Zusammenhang mit der Anwendung des Arzneimittels Yasmin“. Schon bei der Zulassung hatte die Fachzeitung arznei-telegramm von einer Anwendung abgeraten. Auch der „Berufsverband der niederländischen Allgemeinärzte“ warnt seine Mitglieder ausdrücklich vor einer Verordnung. In den USA hatte Yasmin wegen der zu befürchtenden Risiken und Nebenwirkungen schon bei der Zulassung Probleme. Mittlerweile wurden in den USA mehrere Sammelklagen gegen BAYER eingereicht, bis zu fünfzig Todesfälle werden dort mit Yasmin in Verbindung gebracht. Der Konzern erlöste mit der Yasmin-Produktgruppe im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Euro, BAYER ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei hormonellen Verhütungsmitteln.

Das Unternehmen verweigert jedoch Angaben zur Häufigkeit von schweren Nebenwirkungen und Todesfällen, angeblich um „die Kundinnen nicht zu verunsichern“. Hierzu Hubert Ostendorf vom Vorstand der CBG: „Das Ziel von BAYER ist es, Hormonpräparate weltweit als Standard-Verhütungsmittel zu etablieren, denn die Gewinne sind gigantisch. Der Konzern lässt negative Informationen in der Schublade verschwinden, um den Absatz nicht zu gefährden.“ Die CBG fordert eine Offenlegungs-Pflicht aller gemeldeten Nebenwirkungen und aller Anwendungsstudien sowie wirksame Strafen für unlautere Pharma-Werbung. In den USA hatte BAYER kürzlich 20 Millionen Dollar Strafzahlungen für falsche Versprechungen in Yasmin-Spots zahlen müssen.

In der Schweiz waren seit dem Frühjahr eine Reihe schwerer Erkrankungen nach Yasmin-Einnahme bekannt geworden. Seitdem wird die Forderung nach einem Verbot breit diskutiert. Erika Ziltener, Präsidentin des Dachverband Schweizerischer Patientenstellen, gegenüber der Zeitung Sonntag: „Die Behörden müssen das Medikament vom Markt nehmen. Swissmedic muss jetzt genau abklären, welches Risiko junge Frauen mit der Einnahme der Pille Yasmin eingehen“. Über die Gründe für den Erfolg von Yasmin bestehen auch in der Schweiz keine Zweifel. „Es sind alles Lifestyle-Faktoren, weshalb die Mädchen die Pille verlangen“, so Franziska Maurer-Marti von der Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.

weitere Informationen:
· Mitteilung Swissmedic
· Yaz/Yasmin: Bayer Sued Over Safety of Popular Birth Control Pills
· BAYER verschweigt Zahl tödlicher Nebenwirkungen der “Pille"
· Tagesanzeiger „Sieben Tote nach Einnahme der Pille Yasmin“
· BAYER in den USA verwarnt
· Artikel „Pharmamarketing von BAYER“
· Bewertung arznei telegramm

[Berkeley] USA

CBG Redaktion

Presse Information vom 23. September 2009
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Standort-Erpressung: BAYER erhält $13 Mio Subventionen

US-Städte Berkeley und Oakland gewähren Steuernachlass / Konzern drohte mit Verlagerung

Nach massiven Drohungen des BAYER-Konzerns, Teile der Produktion des Blutgerinnungsmittels Kogenate zu verlagern, gewähren die US-Städte Berkeley und Oakland einen Steuernachlass von über $13 Millionen. Berkeley und Oakland erweitern hierfür eine bestehende Gewerbezone, in der günstigere Steuern und verbilligte Stromtarife gelten. BAYER kündigte daraufhin an, die Produktion von Kogenate im Werk Berkeley auszubauen.

Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Es ist nicht hinnehmbar, dass Städte und ganze Länder von hochprofitablen Unternehmen gegeneinander ausgespielt werden. Während BAYER Steuergeschenke in Millionenhöhe erpresst, herrscht in den öffentlichen Kassen Ebbe. Die Kürzung von Sozialleistungen ist die direkte Folge eines solchen ruinösen Standort-Wettlaufs.“ BAYER hatte im vergangenen Jahr vor Steuern knapp sieben Milliarden Euro Gewinn gemacht, allein der Umsatz mit Kogenate betrug 848 Millionen Euro. Die Behandlung eines einzelnen Patienten mit dem Gerinnungsmittel kann jährlich über €100.000 kosten.

BAYER hatte im Juni damit gedroht, neue Kogenate-Produktionsanlagen an anderen Standorten aufzubauen oder Zulieferer zu beauftragen. Das Gerinnungsmittel wird bislang ausschließlich im BAYER-Werk in Berkeley produziert. An der Genehmigung des Steuernachlasses war auch der kalifornische Gouverneur Arnold Schwarzenegger beteiligt.

In Deutschland hatte BAYER dank der rot-grünen Unternehmenssteuerreform jahrelang keine Gewerbesteuer gezahlt, wodurch Städte wie Leverkusen und Dormagen an den Rand der Pleite taumelten. Zudem schrumpfte die an die Länder zu zahlende Körperschaftssteuer. „Es geht nicht an, dass BAYER & Co gut ausgebildete Mitarbeiter und eine moderne Infrastruktur fordern, sich aber an der Finanzierung des Gemeinwohls kaum noch beteiligen“, so Jan Pehrke weiter.

weitere Informationen:
· Bayer's Berkeley Facility May Outsource Work
· Artikel “Wie Bayer sich arm rechnet”
· Rekordgewinn und Arbeitsplatzvernichtung: Das Krisenmanagement von BAYER
· BAYER und die Krise: “Die heutigen Strukturen wird man nicht erhalten können“

Pestizide

CBG Redaktion

22. September 2009
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Neuseeland: Orchideen-Pflanzer protestieren gegen BAYER

Lkw-Ladung vor Zentrale von BAYER CropScience gekippt

YouTube Film ansehen

In Neuseeland protestieren Orchideen-Pflanzer gegen das BAYER-Pestizid Oberon, dessen Einsatz zu Schäden im Blumenanbau führte. Insgesamt 45 Pflanzer verloren ihre Ernte, der Schaden wird auf mindestens 4 Millionen neuseeländische Dollar geschätzt.

Knapp die Hälfte der Betroffenen erhielt von BAYER eine Entschädigung, ohne dass der Konzern eine Schuld anerkannt hätte. Da einige Pflanzer das Geschäft ganz aufgeben mussten, gaben sie sich mit dem Angebot des Konzerns nicht zufrieden. Einer von ihnen, Paul Hulshof, kippte gestern eine komplette Lkw-Ladung unverkäuflicher Orchideen in die Einfahrt der neuseeländischen BAYER-Zentrale.

Nach Bekanntwerden der Schädigungen hatte BAYER das Präparat vom Markt genommen. Mittlerweile wurde es jedoch in Neuseeland für die Behandlung von Tomaten und Paprika zugelassen. Paul Hulshof fordert wegen möglicher Schädigungen auch ein Verbot von Oberon für Nahrungsmittel-Pflanzen.

engl. Infos und Fotos

[Wasser] Wasserverbrauch

CBG Redaktion

Presse Information vom 17. September 2009

Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW
Coordination gegen BAYER-Gefahren
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)

Umweltverbände: Kritik an Abschaffung des „WasserCent“

„Anreiz zum Wasser sparen geht verloren“ / Verbände veröffentlichen Wasserverbrauch der BAYER-Werke / Geschlossene Systeme gefordert

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW, die Coordination gegen BAYER-Gefahren und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz kritisieren die von der NRW-Landesregierung beschlossene schrittweise Abschaffung des Wasserentnahme-Entgelts. Bislang beträgt der „WasserCent“ für entnommenes Grund- und Oberflächenwasser zwischen 0,3 und 4,5 Cent pro Kubikmeter. Das jährliche Aufkommen in Höhe von €86 Millionen wird etwa zur Hälfte von privaten Haushalten und der Industrie entrichtet.

Paul Kröfges, Landesvorsitzender des BUND: „Aus der Sicht des BUND ist der Erhalt des Wasserentnahmeentgelts unverzichtbar, denn es stellt einen wichtigen Anreiz dar, Wasserentnahmen auf das unbedingt nötige Maß zu beschränken. Insbesondere für die Entnahme von Kühlwasser wäre im Gegenteil eine deutliche Anhebung der Abgabe erforderlich, um den erheblichen Auswirkungen der Erwärmung unserer Gewässer Rechnung zu tragen.“ Untermauert wird diese Ansicht durch eine aktuelle Studie des BUND, die die Erwärmung des Rheins dokumentiert und insbesondere die Belastungen durch die Kühlwassernutzungen darstellt.

Die Umweltverbände veröffentlichen heute auch erstmals den Wasserverbrauch der fünf BAYER-Werke in NRW (s.u.). Demnach entzieht allein die Leverkusener Fabrik dem Boden jährlich knapp 90 Millionen Kubikmeter Grundwasser, hinzu kommen 45 Millionen Kubikmeter Rheinwasser. Das Monheimer BAYER-Werk verbraucht rund 50 Mio Kubikmeter Grund- und Flusswasser. Die Verbände erhielten die Mengenangaben über eine Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Der Wasserverbrauch des Leverkusener BAYER-Werks liegt rund doppelt so hoch wie der Trinkwasserbedarf der benachbarten Millionenstadt Köln! Dies ist ein schwerwiegender Eingriff in die Natur, der nicht dauerhaft zu rechtfertigen ist. Der enorme Verbrauch von BAYER zeigt, dass der „WasserCent“ dringend notwendig ist, um den Wasserverbrauch zu verringern.“ Bis zum Jahr 2003 hatte der Konzern aufgrund „alter Wasserrechte„, die zum Teil bis in das 19. Jahrhundert zurückreichen, gar keine Gebühren für Wasserentnahmen entrichtet. Im vergangenen Jahr zahlte BAYER ein Entgelt von 4,6 Millionen Euro an das Land Nordrhein-Westfalen.

Harald Gülzow vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz ergänzt: „Bayer muss verantwortlicher mit den Grundwasservorräten umgehen. Deshalb ist dringend in Produktions- und Reinigungsprozesse zu investieren, bei denen keine Abwässer entstehen, sondern das Gebrauchswasser wieder in einem Kreislauf zurückgeführt und aufbereitet wird.“

Die von BAYER entnommenen Wassermengen (in Kubikmeter/Jahr):

2008 - 2007 - 2006 - 2005
Werk Leverkusen
Rheinwasserwerk: 45.538.921 - 59.006.356 - 44.001.389 - 42.503.718
Grundwasser: 85.608.897 - 89.957.325 - 92.010.147 - 87.083.140
Werk Monheim 52.691.314 - 46.796.344 - 41.399.608 - 46.554.953
Werk Dormagen
Brunnen Worringen: 17.873.420 - 17.327.201 - 19.634.105 - 19.786.530
Brunnen Dormagen: 7.484.009 - 7.779.134 - 7.996.759 - 7.885.573
Werk Krefeld 3.047.057 (vorl.) - 16.625.913 - 16.966.824 - 16.472.239

Die Abschaffung des Wasserentnahmeentgelts wird nach Ansicht des BUND auch zu Folgen für die zukünftige Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in NRW führen. Hier bedeutet jeder Reduzierungsschritt eine Verminderung der verfügbaren Finanzmittel um mindestens 8,6 Mio. €, die nicht mehr für die Kofinazierung der zukünftig erforderlichen Gewässerschutzausgaben von ca. 80. Mio. Euro jährlich erforderlich sind.

Sieht sich das Umweltministerium an seine Zusagen zur WRRL-Finanzierung aus dem Dezember 2008 gebunden (vgl. Pressemitteillung des MUNLV vom 22.12.2008), müssen die Mittel aus anderen Bereichen des Haushalts beschafft werden. Dies geht entweder zu Lasten anderer Aktivitäten des MUNLV oder die Bürger werden über den Umweg anderer Steuermittel weiterhin mit den erforderlichen Kosten belastet. Minister Uhlenberg verspricht zwar die Sicherstellung der Finanzierung der Maßnahmen, er bleibt jedoch die Antwort schuldig, wie dies geschehen kann, ohne die Verursacher der Gewässerbelastungen weitgehender in die Pflicht zu nehmen.

Kontakt:
· Philipp Mimkes: Tel , CBGnetwork(at)aol.com , www.CBGnetwork.org
· Paul Kröfges - Landesvorsitzender BUND NRW, paul.kroefges(at)bund.net,
· Harald Gülzow: Tel 0170 3856076, guelzow(at)bbu-bonn.de

[Yasmin] Kontrazeptiva

CBG Redaktion

16. September 2009

US-Gesundheitsbehörde verwarnt Bayer wegen Abweichungen von Produktionsvorschriften

Kontrazeptiva wegen überhöhter Nebenwirkungen in der Kritik

Die US-Gesundheitsbehörde FDA hat die Bayer AG wegen Abweichungen von den Vorschriften bei der Produktion im Werk Bergkamen verwarnt. Einige Chargen der Wirkstoffe, die in den Verhütungsmitteln „YAZ“ und „Yasmin“ verwendet werden, hätten nicht in den Vertrieb gelangen dürfen, teilte die Behörde gestern mit.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert ein Verbot von Yasmin, da die Einnahme mit einem erhöhten Thrombose- und Embolie-Risiko verbunden ist. Jüngste Studien zeigten, dass Yasmin das Risiko gefährlicher Blutgerinnsel gegenüber älteren Präparaten fast verdoppelt. Der BAYER-Konzern erlöste mit der Yasmin-Produktgruppe im vergangenen Jahr 1,2 Milliarden Euro, BAYER ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer bei hormonellen Verhütungsmitteln.

In einem am 5. August an Bayer versendeten Schreiben hatte die FDA den Leverkusener DAX-Konzern darauf hingewiesen, dass Kontrolleure in dem Werk Abweichungen von den Vorschriften festgestellt hätten. In dem Werk produzierte pharmazeutische Wirkstoffe würden den behördlichen Vorgaben nicht entsprechen, so die FDA.

Zudem habe Bayer keine angemessenen Verfahren eingerichtet, mit denen die Anlagen gereinigt und gewartet würden. Solange nicht alle Bedenken der FDA durch den Konzern ausgeräumt würden, könne die Behörde eine Empfehlung für eine Genehmigungsaussetzung neuer Anträge von Bayer aussprechen. Die FDA könne auch ein US-Importverbot für Bayer-Produkte verhängen.

Das Warnschreiben der FDA im Wortlaut

weitere Informationen:
=> Presse Info „Gefährliche Antibaby-Pillen vom Markt nehmen!“
=> Artikel Antibabypillen haben große Risiken
=> Radio Interview mit Geschädigter hier anhören

[Rumänien] Preisabsprachen

CBG Redaktion

Presse Info vom 14. September 2009
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Verdacht auf Kartell-Bildung: Rumänische Wettbewerbsbehörde durchsucht Pharmafirmen

Bayer, Baxter, Belupo, Sintofarm betroffen / Coordination gegen BAYER-Gefahren veröffentlicht Kartell-Liste mit Beteiligung von Bayer

Die rumänische Wettbewerbsbehörde hat Büros der vier Pharmaunternehmen Bayer, Baxter, Belupo Pharmaceutical und Sintofarm durchsucht. Die Kartellbehörde vermutet Preisabsprachen zwischen Pharma-Produzenten und Zwischenhändlern. Belupo ist ein kroatischer Medikamentenhersteller, die rumänische Firma Sintofarm ist auf Generika spezialisiert.

Bogdan Chiritoiu, Präsident der rumänischen Kartellbehörde: „Der pharmazeutische Sektor besitzt Priorität für die Wettbewerbsbehörde. Wenn immer es nötig ist, werden wir intervenieren, damit die Bevölkerung Zugang zu Medikamenten erhält, deren Preise auf freiem Wettbewerb beruhen.“ Bei Verstößen gegen die rumänischen Wettbewerbsgesetze drohen den Unternehmen Strafen bis zu 10% des jährlichen Umsatzes.

Der Bayer-Konzern beteiligt sich laufend an illegalen Preisabsprachen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte im Jahr 2006 Strafanzeige gegen das Management von BAYER gestellt. Der Verein wirft den verantwortlichen Managern vor, die andauernde Beteiligung des Unternehmens an illegalen Kartellen zu dulden oder anzuordnen.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren veröffentlichte zudem unter http://www.cbgnetwork.de/2355.html eine Liste aller bekannt gewordenen Kartelle mit Beteiligung von Bayer. Die notwendigerweise unvollständige Aufstellung ist nach Bekanntwerdung der Fälle sortiert, sie enthält die Strafzahlung sowie die Laufzeit der jeweiligen Absprachen.

weitere Informationen:
* Ein englischsprachiger Artikel des Curierul National
* Strafanzeige gegen BAYER

Pharma-Marketing

CBG Redaktion

Presse Information vom 9. September 2009
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Kritik an Social Marketing-Kampagnen der Bayer AG

Sponsoring soll negative Berichterstattung in den Hintergrund drängen / Brief an ex-Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren kritisiert das sogenannte Social Marketing der Pharma-Industrie. Dieses diene lediglich dazu, Berichte über Nebenwirkungen und andere Probleme in den Hintergrund zu drängen. Die Bayer AG hatte gestern die Stiftung des mit €30.000 dotierten „Aspirin Sozialpreis“ angekündigt, mit dem Sozialprojekte im Gesundheitsbereich ausgezeichnet werden sollen. Das Konzept für die Kampagne stammt von der Agentur Pleon, deren Bereich Health Care von der ehemaligen Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer geleitet wird. Pleon hatte im Vorjahr für Bayer auch eine Kampagne zum Thema Kinderarmut durchgeführt.

In einem Brief der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) an Fischer heißt es: „Es geht uns nicht darum, das Engagement der beim Aspirin Sozialpreis teilnehmenden Organisationen in Frage zu stellen. Aber es ist wohl unstrittig, dass es der Bayer AG bei solchen aus der Portokasse finanzierten Kampagnen nicht um soziales Engagement, sondern ausschließlich um Werbung geht.“ Die von Pleon für Bayer organisierten Kampagnen seien nicht dazu angetan, die Bevölkerung zu informieren, sondern sollten ein positives Umfeld für die Produkte schaffen. „Wir können den Versuch des Konzerns, Aspirin als „Wunderpille“ zu vermarkten, nur verurteilen“, heißt es in dem Schreiben weiter. Bayer startete in den USA unlängst die Aspirin-Kampagne Expect Wonders, zu der auch die website www.WonderDrug.com gehört.

Aspirin ist ein hochwirksames Medikament, welches aber, anders als es die Werbung suggeriert, tief in den biochemischen Haushalt des Körpers eingreift und mit teilweise schweren Nebenwirkungen verbunden ist. In den USA sterben mehr Menschen an Acetylsalicylsäure-Nebenwirkungen als an HIV. Das New England Journal of Medicine spricht von einer „geräuschlosen Epidemie“, da 75 Prozent aller Patienten, die regelmäßig Aspirin einnehmen, die Gefahren des Schmerzmittelgebrauchs nicht kennen.

Immer wieder müssen Aspirin-Kampagnen von den Behörden gestoppt werden. So wurde im Juni Aspirin-Werbung von der brasilianischen Gesundheitsbehörde ANVISA verboten, da diese zu einem unsachgemäßen Umgang mit dem Medikament verleite und die Risiken verharmlose. Im vergangenen Herbst wurde Bayer von der US-Gesundheitsbehörde wegen Werbung für Anwendungen von Aspirin, für die keine Zulassung existiert, bestraft.

Der Konzern betreibt zahlreiche unlautere Werbekampagnen im Pharmabereich. Bayer hält zum Beispiel aktuell an dem auf junge Frauen ausgerichteten Marketing für die Antibabypille Yasmin fest und verweigert Angaben zur Häufigkeit von schweren Nebenwirkungen und Todesfällen - angeblich um „die Kundinnen nicht zu verunsichern. Aktuelle Studien belegen, dass das Risiko schwerster Nebenwirkungen bei Yasmin fast doppelt so hoch ist wie bei älteren Präparaten. In den USA hatte BAYER kürzlich 20 Millionen Dollar Strafzahlungen für falsche Versprechungen in Yasmin-Spots zahlen müssen.

Bayer ging Dutzende von Kooperationen mit Sozialverbänden, medizinischen Fachgesellschaften, Selbsthilfegruppen, etc ein. Die Firma nutzt diese Kooperationen in ihrer Außendarstellung weidlich. Reale Veränderungen der Geschäftspolitik von Bayer resultieren aus diesen Projekten jedoch nicht. Die CBG zeigt sich in dem Brief enttäuscht darüber, dass Frau Fischer, die sich als Ministerin für eine Begrenzung unlauterer Pharmawerbung einsetzte, nun an eben solchen Praktiken mitwirkt.

Feb. 2012 Kritische Analyse zum Aspirin Sozialpreis erschienen

weitere Informationen:
· Der Brief an Andrea Fischer im Wortlaut
· Artikel „Das Pharma-Marketing von Bayer“
· Presse Info „Gefährliche Antibaby-Pillen vom Markt nehmen!“
· Brasilien: Regierung verbietet unlautere Aspirin-Werbung

Störfälle

CBG Redaktion

Liste aller Störfälle bei BAYER

7. September 2009, Hellweger Anzeiger

Bergkamen: Explosion bei Bayer Schering erschüttert die Stadt

Ein lauter Knall, Rauch über Bergkamen und Blaulicht aus allen Himmelsrichtungen: Eine Explosion bei Bayer Schering versetzte die Stadt am Samstag in Katastrophenstimmung.

Am Ende verlief alles glimpflich. Diese Nachricht muss man vorweg nehmen, denn die Ereignisse am Abend des 5. Septembers ließen Schlimmes fürchten. Die vierköpfige Schicht der Verbrennungsanlage an der Ernst-Schering-Straße steht unter Schock und psychologischer Betreuung. Einer der vier Mitarbeiter muss dankbar sein, dass er seine Kontrollrunde auf dem Hof nicht eine Minute später begonnen hat. Die Explosion hatte einen gut fünf Meter großen Krater ins Erdreich gesprengt, das Verbundpflaster wie einen Teppich aufgeworfen und Stahlbetonträger zerrissen.
Bis dahin war es ein ruhiger Samstagabend in der „AfU“. Die „Abteilung für Umweltschutz“ betreibt am Rande des Bergkamener Chemiestandortes ein Klärwerk, Labors und eine Müllverbrennungsanlage. „Schering“ entsorgt dort eigene Reststoffe, aber auch von draußen angelieferte. Seit 33 Jahren läuft die regelmäßig modernisierte Anlage ohne größere Zwischenfälle. Und auch am Samstag lief zunächst alles gut.
Im Ladebereich auf dem Hof wurde gerade eine Chemikalie aus einem Tankcontainer in die Anlage gepumpt. Hoch reaktionsfreudige Aluminiumalkyle, die zuletzt vor zehn Jahren einen Bergkamener Chemiewerker ums Leben gebracht haben. Für die „AfU“ gehört der Umgang mit der Substanz zum Alltagsgeschäft. Und auch die Umfüllarbeiten am Samstag liefen schon fast zwei Stunden störungsfrei, bis einer der vier Mitarbeiter bei einer Kontrollrunde Rauch aufsteigen sah.
Er lief. Lief in die Steuerzentrale und ohne es zu wissen auch um sein Leben. Die „Bombe“ platzte erst kurz nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Das war um 19.25 Uhr.
Während die Verbrennungsanlage nach Plan in den abgesicherten Betriebszustand herunterfuhr, fuhren die Feuerwehr nach Notfallplan ihre Kräfte auf: Werksfeuerwehr, vier Löschgruppen aus Bergkamen, dazu Einheiten aus Kamen und Lünen. Thomas Engelbert, stellvertretender Kreisbrandmeister, übernahm die Koordinierung der einzelnen Kontingente, die 72 Bergkamener Feuerwehrleute unter Wolfgang Lantin setzten zum „Erstangriff“ an. Insgesamt waren 170 Einsatzkräfte im Dienst. Nach zwei Stunden hatten sie ihren Einsatz beendet. An der Unfallstelle mochten ihnen Worte wie „Bombeneinschlag“ in den Kopf gekommen sein.
„Glück im Unglück“ wäre auch nicht falsch gewesen: Äußerlich verletzt wurde niemand. Die Produktion bei Bayer Schering und seinen Nachbarunternehmen kann weiterlaufen, und selbst die Verbrennungsanlage ist abgesehen von den Einschränkungen an der Füllstation noch betriebsbereit.

Video vom Unfallort

Westfälische Rundschau, 11.09.2009

Explosion bei Schering war ein technischer Defekt

Menschliches Versagen ist als Unglücksursache für die Explosionen und für den Brand auf dem Bayer Schering-Gelände am vergangenen Samstagabend nach Überzeugung der Polizei auszuschließen.
Die Kreispolizei hat jetzt Experten zu Rate gezogen. Die hätten die Unglücksstelle am Mittwoch genau unter die Lupe genommen, berichtete Martin Volkmer, Sprecher der Kreispolizei Unna, gegenüber der Redaktion. Nach dem jetzt vorliegenden Bericht kam es bei der Befüllung der Sondermüllverbrennungsanlage mit Aluminiumalkyl wegen eines Technischen Versagens einer Pumpe zu einer Verpuffung. Dadurch wurden Löcher in das Leitungssystem gerissen.
Folge davon war, dass das Aluminiumalkyl, dass in der Verbrennungsanlage entsorgt werden sollte, auf den Boden floss und auch zum Teil in die Kanalisation eindrang. In der Verbindung mit Wasser sei dann zur Explosion gekommen.

Volkmer sprach in diesem Zusammenhang von einem unheimlichen Glück, dass die vier Mitarbeiter von Bayer Schering Pharma, die sich zu diesem Zeitpunkt in der Nähe des Explosionsherds aufgehalten haben, nur einen Schock und nicht wesentlich ernstere Verletzungen erlitten hätten.
170 Feuerwehrleute der Werkfeuerwehr von Bayer Schering Pharma (ehemals Schering) sowie von den Feuerwehren Bergkamen, Lünen, Kamen und vom Kreis Unna waren am Samstag über weit mehr als vier Stunden bei dem Brand auf dem Bayer-Gelände in Bergkamen-Mitte im Einsatz.
Durch den Brand und durch die Explosionen wurden offensichtlich keine Schadstoffe freigesetzt, die gesetzliche Grenzwerte überschritten haben. Diese Versicherung kommt von der Städischen Feuerwehr Lünen, die die notwendige Messtechnik besitzt und die Überprüfung in Bergkamen vorgenommen hat. Heino Baue

[Institute] Störfallgefahren

CBG Redaktion

Presse Information vom 27. August 2009

Coordination gegen BAYER-Gefahren
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)

Jahrestag der Explosion im BAYER-Werk Institute/USA:

BAYER erfüllt Forderungen teilweise / „Jetzt auf Produktion ohne Giftgase umsteigen“

Anlässlich des morgigen Jahrestags der schweren Explosion im BAYER-Werk in Institute (USA) fordern die Coordination gegen BAYER-Gefahren und der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) ein Ende der Lagerung tödlicher Gase wie Phosgen und Methyl Isocyanat (MIC). Durch die Explosion waren zwei Mitarbeiter des Konzerns ums Leben gekommen. Ein Ausschuss im US-Kongress hatte nach einer Untersuchung des Störfalls geurteilt: „Durch die Explosion flog ein mehrere Tonnen wiegender Rückstandsbehälter 15 Meter durch das Werk und zerstörte praktisch alles auf seinem Weg. Hätte dieses Geschoss den MIC-Tank getroffen, hätten die Konsequenzen das Desaster in Bhopal 1984 in den Schatten stellen können.“

Der BAYER-Konzern hatte Forderungen von Umweltverbänden nach einem Abbau der Giftgas-Tanks bislang stets als „unbegründet“ zurückgewiesen. In einer Kehrtwende kündigte das Unternehmen gestern an, die Lagerung von MIC in Institute um 80 % zu reduzieren. Die explodierte Anlage soll nicht wieder aufgebaut werden, die Produktion des in den USA ohnehin verbotenen Pestizids Carbofuran wird eingestellt.

Philipp Mimkes vom Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Wir haben vier Monate vor der Explosion in der BAYER-Hauptversammlung einen Abbau der MIC-Tanks in Institute gefordert. Unsere Warnungen wurden jedoch als „unbegründet“ abqualifiziert. Kritiker vor Ort wollte BAYER sogar „marginalisieren“. Das Eingeständnis des Unternehmens, dass die Sicherheitslage in Institute verbessert werden muss, ist daher ein großer Erfolg für die beteiligten Umweltverbände und eine gute Nachricht für die Anwohner.“ Die CBG macht jedoch darauf aufmerksam, dass Institute auch nach dem geplanten Umbau das einzige Werk in den USA mit großen MIC-Lagertanks bleibt. Außerdem machte die Firma keine Angaben zur weiteren Verwendung des ebenso gefährlichen Giftgases Phosgen. „Wir fordern von BAYER, in der Kunststoff- und Pestizidproduktion neue Verfahren zu entwickeln und künftig auf Giftgase wie MIC und Phosgen ganz zu verzichten“, so Mimkes weiter.

Die Sicherheitslage in Institute steht seit Jahren in der Kritik. Die Fabrik gehörte in den 80er Jahren zu UNION CARBIDE und galt als „Schwester-Werk“ von Bhopal, Schauplatz des schwersten Unfalls der Industrie-Geschichte. In Bhopal waren 1984 nach einem Austritt von MIC mindestens 10.000 Menschen gestorben. Am 28. August 2008 war in der Pestizidproduktion in Institute ein Vorratsbehälter explodiert, über der Anlage stieg ein Dutzende Meter hoher Feuerball auf. Die Erschütterungen waren in einem Umkreis von mehr als 15 Kilometer zu spüren, Augenzeugen sprachen von „Schockwellen wie bei einem Erdbeben“. Tausende Anwohner durften über Stunden ihre Häuser nicht verlassen.

Die US-Arbeitsschutzbehörde OSHA bemängelte nach einer Untersuchung des Störfalls “mangelhafte Sicherheits-Systeme, signifikante Mängel der Notfall-Abläufe und eine fehlerhafte Schulung der Mitarbeiter“. Der Senat in Washington setzte daraufhin einen Untersuchungsausschuss ein, der zu erschreckenden Ergebnissen kam: wegen eines Konstruktionsfehlers waren Sicherheits-Systeme vorsätzlich deaktiviert worden. Dies war der Werksleitung bekannt, die Katastrophe hätte daher „leicht verhindert werden können“. Die Aussage von BAYER, wonach keine gefährlichen Stoffe in die Umgebung gelangten, sei „eindeutig falsch“ - tatsächlich traten rund 10.000 Liter Chemikalien aus. Ein MIC-Tank, der sich nur 20m von dem Explosionsort entfernt befindet, enthielt zum Zeitpunkt des Unglücks sieben Tonnen Giftgas. Es sei nach Aussage des Kongress-Berichts reiner Zufall gewesen, dass der explodierte Rückstandsbehälter nicht in die Richtung des MIC-Tanks flog und diesen zerstörte.

Vertreter von BAYER hatten zudem in der Anhörung unter Eid zugegeben, dass die Firma Anti-Terrorgesetze dazu missbrauchen wollte, die öffentliche Diskussion über die Sicherheitslage in Institute abzuwürgen: “Wir haben uns hinter Anti-Terrorgesetzgebung versteckt, um Informationen zurückzuhalten“, so Greg Babe, Vorstandsvorsitzender von Bayer USA. Gleichzeitig versuchte der Konzern, Bürgerinitiativen und kritische Journalisten in der Öffentlichkeit zu diskreditieren. Der US-Kongress urteilte: „BAYER beteiligte sich an einer Geheimhaltungskampagne. Die Firma hat den Sicherheitskräften entscheidende Informationen vorenthalten, hat den Ermittlern der Bundesbehörden nur eingeschränkten Zugang zu Informationen gewährt, hat die Arbeit von Medien und Bürgerinitiativen unterminiert und hat die Öffentlichkeit unrichtig und irreführend informiert.“

Axel Köhler-Schnura von der CBG: „Seit der Gründung des Konzerns ist zu beobachten, dass BAYER mit Druck und Drohungen versucht, Information und - noch mehr - Kritik zu unterbinden. Die wirtschaftliche Macht wird rücksichtslos eingesetzt, um die Profite zu schützen. Die Wahrheit und die Interessen von Mensch und Umwelt bleiben dabei auf der Strecke.“

weitere Informationen:
=> der heutige Artikel der New York Times
=> alle Infos zur Kampagne

[NRZ] CO Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

NRZ, 27. August 2009

Stadt will Pipeline trocken legen

Die Juristen des Rathauses haben im Zusammenspiel mit der Bürgerinitiative „COntra-Pipeline” einen Ansatzpunkt gefunden, um gegen die längst ungeliebte CO-Pipeline von Bayer Material Science vorzugehen. Weil nämlich die von der Bezirksregierung Düsseldorf abgesegneten Änderungsanträge des Unternehmens vom März 2009 laut Verwaltungsgericht (VG) Düsseldorf vom Mai 2009 eine Verschlechterung der Sicherheitslage ergeben und städtische Grundstücke betroffen sind, hat sich der Stadt die Möglichkeit eröffnet, Klage gegen die Änderungsbescheide beim VG Düsseldorf einzureichen. Dies ist am 7. August geschehen.
Dass drei Wochen ins Land gezogen sind, ehe Stadtdirektor Peter Greulich und Rechtsdezernent Wolfgang Rabe gestern vor die Presse traten, sei nur Organisationsproblemen geschuldet, keineswegs aber der in drei Tagen anstehenden Kommunalwahl, versicherte Greulich (Grüne) treuherzig. „Wir sind keine Politiker.” Rabe (CDU) nickte.

Dünnere Rohre unter städtischem Grund
Wie auch immer. Der Klage messen beide, und auch BI-Sprecher Erich Hennen, ziemlich gute Chancen bei.
Die Ansatzpunkte: Die Breite der sogenannten Geo-Grid-Matten wurde von ursprünglich 80 auf 60 Zentimeter reduziert. „Sie bieten allenfalls einen gefühlten Schutz”, so Greulich. Viel wichtiger aber: Die Rohrwanddicke wurde an verschiedenen Stellen – unter anderem an 15 Stellen im Stadtgebiet – von 6,3 auf 5,6 Millimeter gemindert. „Je dünner, umso sicherer”, das könne es wohl nicht sein, formulierte Rabe. Dummerweise wurden die Rohre mit der geringeren Wanddicke auch in fünf Kreuzungsbereichen eingebaut, mithin an Stellen, die per se ein erhöhtes Schadensrisiko bergen. Diese Bereiche gehören eben der Stadt. Greulich: „Damit haben wir den ersten Fuß in die Tür bekommen.”
Und dies mit einem Punkt, den die anderen klagenden Kommunen nicht aufbieten können. Positive Folge: Da jeder Kläger sich auf etwas anderes zielt und die Klagen gebündelt werden, ergänzt sich das sehr gut, freuten sich Greulich und Rabe.
Die veränderten Rohrwanddicken seien möglicherweise „nicht einmal böswillig gewählt” worden, stellte Erich Hennen fest. „Es wurde einfach nur schlampig gearbeitet.” Bei permanent zehn Leuten, die laut Hennen von der und für die BI vor Ort aufpassen, musste das auffallen.
Eine Pipeline hätte die Stadt nie verhindern können, erläuterte Wolfgang Rabe. „Damit würden wir jeden Prozess verlieren. Aber hier geht es nicht um die Pipeline” – sondern um die sogenannte Eigentumsbetroffenheit” wegen der städtischen Kreuzungen.
So wird es dabei bleiben. Die Pipeline liegt und ist so gut wie fertig, nur in Betrieb gehen darf sie noch nicht. Das läuft „recht ungünstig für Bayer Material Science”, schätzte Rabe die Lage auch mit Blick auf die Begründung des Düsseldorfer Verwaltungsgerichtsurteils vom Mai ein. „Die Aussichten sind besser denn je”, so der Rechtsdezernent. „Ein Betrieb dürfte auf längere Zeit nicht möglich sein.” Egal, ob die Kläger unterliegen, oder Bayer. Eine Berufung kostet Zeit. Günter Putz

[Pentagon] Rüstungsaufträge

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 24. August 2009
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Pentagon-Connection der Pharmaindustrie:

BAYER zahlt Reisekosten für Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums

Das US-Verteidigungsministerium kauft jährlich für fast sieben Milliarden Dollar Arzneimittel ein. Dies sind rund 2% des amerikanischen Verbrauchs. Das Pentagon zählt auch zu den Großabnehmern von Medikamenten made by BAYER. Der Leverkusener Multi betreibt daher eine intensive Kundenpflege und lädt regelmäßig Beschäftigte der US-Streitkräfte, insbesondere Mitarbeiter von Armee-Krankenhäusern, zu Kongressen und Fortbildungs-Veranstaltungen ein. Die Kosten - allein die Reisen schlagen mit 46.000 Dollar zu Buche - scheinen für BAYER eine lohnende Investition zu sein.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat heute in einem Brief an den Konzern nach den Hintergründen der Zuwendungen gefragt:

· Welche Präparate wurden in den vergangenen zehn Jahren an das US-Verteidigungsministerium geliefert? Wie hoch waren die hiermit verbundenen Umsätze?
· Gehören Neuroleptika wie Atosil, die zur Ruhigstellung von traumatisierten Soldaten eingesetzt werden können, zu den gelieferten Produkten?
· Wurden Insektizide wie Permethrin, DEET oder Chlorpyrifos, die mit dem Golfkriegs-Syndrom in Verbindung gebracht werden, geliefert?
· Gibt es eine Zusammenarbeit mit dem Pentagon im Bereich chemischer Kampfstoffe?
· Wurden in den vergangenen zehn Jahren auch Reisen von Bundeswehr-Angehörigen finanziert?
· In welchem Umfang wurden Präparate an die Bundeswehr geliefert?
Eine Anfrage zu etwaigen Lieferungen an die Bundeswehr ging heute auch an das Verteidigungsministerium.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), die den Konzern seit 30 Jahren überwacht, kritisiert jede Art von Zuwendungen an Armee-Angehörige. Jan Pehrke vom Vorstand der CBG: „Wie im zivilen Bereich auch, handelt es sich bei solchen Geschenken um eine subtile Form des Marketings. Wir erwarten von dem Unternehmen BAYER, das als Erfinder von chemischen Kampfstoffen in einer unseligen Tradition steht, keine Geschäfte mit Armeen zu machen“.

Die US-Organisation Public Integrity, die über sogenannte Right to Know-Gesetze Unterlagen amerikanischer Regierungsstellen auswertet, hat einen Report zu Reisen von Pentagon-Mitarbeitern veröffentlicht. In den vergangenen zehn Jahren wurden 22.000 solcher Reisen von Firmen bezahlt, 40% davon allein von der Pharma-Industrie. Die Aufwendungen von Bayer für ingesamt 36 Einladungen liegen in einer Aufstellung aller Pharmafirmen an 10. Stelle. Auf den ersten Plätzen befinden sich Johnson&Johnson, GlaxoSmithKline und Pfizer. Die Aufwendungen des Pentagon für Medikamente sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen und könnten bis 2015 rund 15 Milliarden Dollar pro Jahr erreichen.

Die Studie von Public Integrity: http://www.publicintegrity.org/investigations/pentagon_travel

25.08.2009 German Foreign Policy

Großkunde Pentagon

WASHINGTON/LEVERKUSEN/MÜNCHEN - Deutsche Konzerne sichern ihre Millionengeschäfte mit dem Pentagon durch Sonderzuwendungen an Beschäftigte der US-Streitkräfte ab. Dies berichten deutsche und US-amerikanische Nicht-Regierungsorganisationen. Demnach bezahlen vor allem Unternehmen der Pharma- und der Medizintechnik-Branche Mitarbeitern von US-Militärkrankenhäusern Reisekosten zu „Kongressen“ und zu „Trainings“, unter ihnen Prothesen-Hersteller, aber auch Bayer und Siemens. Beide Konzerne gehören schon seit Jahren zu den Geschäftspartnern des US-Verteidigungsministeriums. Die Ausgaben des Pentagon für die medizinische Versorgung der US-Soldaten sind mit den Kriegen in Afghanistan und im Irak stark gestiegen, Beobachtern zufolge könnten sich allein die Aufwendungen für Medikamente bis 2015 auf rund 15 Milliarden US-Dollar im Jahr verdoppeln. Zu den Firmen, die ihrer Lobbyarbeit beim US-Militär mit der Finanzierung von Reisekosten Nachdruck verleihen, gehören darüber hinaus Ausstatter wie der Sportartikel-Hersteller Adidas. Ein weiterer Interessent am Kriegsgeschäft, Boehringer Ingelheim, operierte bereits während des Krieges in Vietnam als Helfer des Pentagon und lieferte den Grundstoff für das Herbizid Agent Orange - mit bis heute fatalen Folgen für Hunderttausende Vietnamesen.

Presentation of Product Line
Wie die konzernkritische „Coordination gegen Bayer-Gefahren“ (Düsseldorf/Nordrhein-Westfalen) berichtet, wenden deutsche Unternehmen, darunter der Bayer-Konzern (Leverkusen/Nordrhein-Westfalen), beträchtliche Summen für Reisen von Mitarbeitern des Pentagon und von Angehörigen der US-Streitkräfte auf. Quelle des Berichtes ist ein Report der US-Organisation Public Integrity, die Unterlagen von Regierungsstellen in Washington auswertet. Demnach ließen sich Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums und der US Armed Forces im Zeitraum von 1998 bis 2007 mehr als 22.000 Reisen von Stellen außerhalb der US-amerikanischen Regierung bezahlen - Wert: mindestens 26 Millionen US-Dollar. Fremde Regierungen, darunter die deutsche, stellten für Reisen - gewöhnlich zu Tagungen und zu Konferenzen - 2,6 Millionen US-Dollar bereit. Zu den Finanziers gehörten zudem Thinktanks, etwa die Bertelsmann-Stiftung und die Clausewitz-Gesellschaft, und Einrichtungen aus Wissenschaft und Forschung - Universitäten sowie die Max-Planck-Gesellschaft -, die zu Treffen einluden, aber auch Konzerne. Der Sportartikel-Hersteller Adidas etwa finanzierte mehrere Reisen von Pentagon-Einkäufern, um für seine Waren zu werben („Presentation of Product Line“).(1)

Prothesen-Spezialist
Der Schwerpunkt der interessegeleiteten Reisekostenerstattung lag in den Jahren von 1998 bis 2007 jedoch eindeutig in der Pharma- und Medizintechnik-Branche. Wie Public Integrity berichtet, zahlten Unternehmen der Branche rund 8.700 von 22.000 fremdfinanzierten Reisen - Wert: mehr als zehn Millionen US-Dollar.(2) „Eine subtile Form des Marketings“, urteilt die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG) mit Verweis auf rund 46.000 Euro, mit denen allein Bayer von 1998 bis 2007 Reisen von Pentagon-Mitarbeitern finanzierte. Wie die CBG berichtet, sind die Aufwendungen des Pentagon für Medikamente in der jüngsten Zeit erkennbar gestiegen und belaufen sich derzeit auf beinahe sieben Milliarden US-Dollar jährlich - rund zwei Prozent des gesamten US-Verbrauchs. Die Arzneimittelkosten der US-Streitkräfte könnten wegen der fortdauernden Kriege bis 2015 sogar „rund 15 Milliarden Dollar pro Jahr erreichen“, vermutet die CBG.(3) Auf der von Public Integrity veröffentlichten Liste deutscher Pentagon-Finanziers findet sich neben Bayer auch ein deutscher Prothesen-Spezialist.(4)

Giftgas-Tradition
Geschäfte von Bayer mit dem Pentagon haben mittlerweile Tradition. Öffentliche Aufmerksamkeit erregte die Zusammenarbeit zuletzt im Frühjahr 2004; damals machten Berichte über heftige Auseinandersetzungen zwischen Washington und dem deutschen Konzern über das Arzneimittel Lipobay die Runde. Bayer hatte den Cholesterinsenker schon 2001 vom Markt genommen - wegen mutmaßlicher Nebenwirkungen mit in zahlreichen Fällen tödlichem Ausgang. Ein gestoppter Lipobay-Liefervertrag zwischen der Firma und dem Pentagon war noch 2004 Gegenstand eines Streits zwischen den Vertragsparteien. Dabei beschränkt sich die Kooperation nicht auf Arzneien. „Auch das von der US-Armee bis heute verwendete Giftgas VX basiert auf einem Patent des Leverkusener Konzerns“, berichtet die CBG. Eine „unselige Tradition“, urteilt die Organisation, die auf die enge Verwandtschaft von Pestiziden - einer Bayer-Spezialität (5) - mit Chemiewaffen verweist. Wie die CBG in Erinnerung ruft, haben Bayer-Forscher schon lange vor VX bei der Entwicklung chemischer Kampfstoffe „eine bedeutende Rolle gespielt“. „Fritz Haber entwickelte während des Ersten Weltkrieges gemeinsam mit Bayer-Generaldirektor Carl Duisberg das Senfgas und teste dieses erstmals an der Front. 1938 synthetisierte Gerhard Schrader Sarin“, berichtet die CBG dieser Redaktion: „Schrader leitete bis 1964 die Pflanzenschutzabteilung des Konzerns.“(6)

Agent Orange
Zu den von Public Integrity aufgelisteten Pentagon-Lobbyisten gehört mit Boehringer Ingelheim ein weiterer deutscher Konzern, der bereits in der Vergangenheit als Zulieferer für ein Gift der US Armed Forces aufgetreten ist. Boehringer lieferte in den 1960er Jahren 720 Tonnen Trichlorphenolatlauge zur Herstellung des Pflanzengifts „Agent Orange“ an eine Tochterfirma des US-Konzerns Dow Chemical. Agent Orange wurde von den US-Streitkräften damals in großem Stil zur Entlaubung der vietnamesischen Wälder eingesetzt - mit verheerenden Folgen: Das Herbizid ist auch für Menschen giftig. Unter den Folgen des Chemiewaffeneinsatzes leiden bis heute hunderttausende Vietnamesen.(7)

Millionengeschäfte
Unter den deutschen Reisefinanziers findet sich schließlich mit Siemens auch ein Großkonzern, der sich um gute Beziehungen zu Medizintechnik-Spezialisten der US-Militärapparate bemüht - mit einigem Erfolg. So hat Siemens Medical Solutions USA beispielsweise im Februar 2007 einen umfangreichen Auftrag der US-Streitkräfte erhalten - zur Lieferung von Geräten im Wert von 30 Millionen US-Dollar. Im April 2009 folgte ein Auftrag zum Verkauf von Röntgensystemen an US-Heer, Marine, Luftwaffe und Marine-Infanterie, diesmal sogar in Höhe von 267 Millionen US-Dollar.(8) Die Millionengeschäfte von Siemens, Bayer und von anderen deutschen Firmen leben von den Kriegen, die Washington derzeit im Irak und in Afghanistan führt - und von der immer größeren Zahl US-amerikanischer Soldaten, die diesen Kriegen zum Opfer fällt.

(1), (2) Pentagon Travel. How Outside Interests Sponsor Thousands of Military Trips; www.publicintegrity.org
(3) BAYER zahlt Reisekosten für Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums; Pressemitteilung der Coordination gegen BAYER-Gefahren, 24.08.2009
(4) Otto Bock Health Care (Duderstadt/Niedersachsen) lud Public Integrity zufolge den Chief Prosthetist vom Walter Reed Army Medical Center/North Atlantic Regional Medical Command zu einem „Otto Bock Prosthetics Course“.
(5) s. dazu Tödliches Gift und Mit Abstand Marktführer
(6) Jan Pehrke: Chemie-Waffen: tödliche Tradition bei Bayer; SWB 04/2003, www.cbgnetwork.org
(7) s. dazu Mordsgeschäfte
(8) Siemens unit in $267 mln Pentagon contract; Reuters 31.03.2009

Altlasten

CBG Redaktion

Braunschweiger Zeitung, 21. August 2009

Deponie soll langfristig gesichert werden

Vorbereitungen am Sondermülllager in Klein Biewende laufen – Bürgermeister kritisiert Informationspolitik

Das Unternehmen Bayer-Schering-Pharma beginnt voraussichtlich Ende nächster Woche damit, die Sondermüll-Deponie in Klein Biewende langfristig zu sichern. Dies teilte eine Unternehmenssprecherin auf Anfrage mit. Zudem verwies sie auf ein Informationsschreiben, welches das Unternehmen in der vergangenen Woche – gleichzeitig mit dem Beginn der vorbereitenden Bauarbeiten – an die Haushalte der fünf umliegenden Dörfer verteilt habe.
Zu den Vorbereitungen gehört nach Angaben der Unternehmenssprecherin, dass Hochspannungsleitungen umgelegt würden. Auch das kreisrunde Dach der Deponie, in die von 1967 bis 2004 Produktionsabfälle des Werkes Wolfenbüttel eingelagert worden seien, werde im Vorfeld mit mehreren Kränen abgebaut. Das zuständige Gewerbeaufsichtsamt in Braunschweig bestätigt, die Arbeiten genehmigt zu haben.
In dem Informationsschreiben erläutert Bayer-Schering-Pharma den geplanten Ablauf der Langzeitsicherung. Zunächst werde die Deponie mit einer vertikalen Dichtwand gegen Regenwasser umschlossen. Diese Wand reiche rund zehn Meter tief in die Erde, heißt es.
Anschließend werde die Deponie mit mehreren Erdschichten, einer verschweißten Kunststofffolie und einer Drainageschicht abgedeckt. Das entstehende Deponiegas werde abgesaugt und gereinigt, das Grundwasser regelmäßig geprüft, teilte das Unternehmen weiter mit. Voraussichtlich Ende des Jahres seien die Arbeiten abgeschlossen und das Gelände werde wieder bepflanzt, heißt es in dem Schreiben.
Remlingens Bürgermeister Klaus-Günter Warnecke (SPD) kritisierte auf Nachfrage unserer Zeitung die Informationspolitik von Bayer-Schering-Pharma. Die Gemeinde sei nicht über den Beginn der Bauarbeiten unterrichtet worden.
Er selbst habe zufällig gesehen, dass Baumaschinen auf das Gelände gebracht wurden. „Die Politik des Unternehmens ist eine Katastrophe“, so Warnecke. Er hätte sich ein Treffen im Vorfeld gewünscht. Man hätte der Gemeinde einen genauen Zeitplan für alle Arbeiten vorlegen sollen, so der Remlinger Bürgermeister.
Die Firmensprecherin wies diese Kritik zurück. Man befinde sich in der Vorbereitung und informiere alle Behörden und Institutionen rechtzeitig über die Sicherungsarbeiten. Von Torsten Fiebig

zur Info: Kampagne zur Altlast in der Dhünnaue

Generika

CBG Redaktion

Presse Information vom 19. August 2009

Coordination gegen BAYER-Gefahren
BUKO Pharma-Kampagne

Generika: BAYER-Klage gegen indische Regierung abgewiesen

Ohrfeige für Konzern: Gericht verhängt Strafzahlung wegen ungerechtfertigter Rechtsmittel

In einem richtungsweisenden Urteil hat das oberste indische Gericht gestern eine Klage des Pharmaunternehmens BAYER gegen die indische Regierung und den Generika-Produzenten Cipla abgewiesen. Bayer hatte mit der Klage die Zulassung eines generischen Krebsmedikaments verhindern wollen.

Der Vorsitzende Richter, Ravindra Bhat, nennt das Vorgehen von BAYER „schikanös“ und hebt in dem Urteil hervor, dass Generika keine unerwünschten Präparate sind. Die Klage von BAYER sei ein Versuch gewesen, juristische Regeln auszuhebeln. Der Wortlaut des Urteils kommt dabei einer Ohrfeige gleich: „Der Antragsteller verfügt zweifellos über enorme Ressourcen, die ihm solche Vorstöße erlauben. Selbst wenn solche Klagen nicht zum Erfolg führen, haben sie jedoch häufig den kurzfristigen Effekt, dass Konkurrenten durch einstweilige Verfügungen blockiert werden. Dies geschah auch im vorliegenden Fall. Der Antragsteller hat eine unabhängige Bewertung von Ciplas Antrag erfolgreich verzögert.“ Um BAYER von ähnlichen Vorstößen abzuhalten, wurde dem Konzern die Übernahme der juristischen Kosten von Regierung und Cipla auferlegt.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Preiswerte Medikamente aus Indien sind unersetzlich für die Patientenversorgung in aller Welt. Das Urteil des High Court in Neu Delhi ist daher ein großer Erfolg! Die öffentliche Gesundheitsvorsorge muss Vorrang haben gegenüber Patenten und monopolistischen Profiten der Pharmaindustrie. Es bleibt zu hoffen, dass die deutlichen Worte des Gerichts den Konzern von weiteren juristischen Schikanen gegen Generika-Hersteller abhalten.“

Dr. Christiane Fischer von der BUKO Pharma-Kampagne ergänzt: „Dass die Klage von Bayer abgewiesen wurde, ist eine gute Nachricht, denn Indien muss sein Patentrecht nun nicht weiter verschärfen. Für die Armen weltweit wird es so nicht noch schwerer, an günstige Generika zu kommen!“

Dr. Dieter Lehmkuhl vom Vorstand der deutschen Sektion der Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges (IPPNW): „Die EU-Kommission ist nun aufgefordert, in ihren Verhandlungen über bilaterale Handlungsbeziehungen und geistige Eigentumsrechte mit Indien dem Menschenrecht auf Gesundheit Vorrang vor Handels- und Gewinninteressen einzuräumen.“

BAYER hatte die indische Zulassungsstelle für Pharmazeutika Ende letzten Jahres verklagt, da diese dem Unternehmen Cipla eine Zulassung für den patentgeschützten Wirkstoff Sorafenib erteilt hatte. In Indien können Zulassungen für generische Pharmazeutika erteilt werden, auch wenn für die Substanzen noch Patentschutz besteht. Hierdurch soll erreicht werden, dass nach Auslaufen eines Patents preiswerte Nachahmer-Produkte ohne Verzögerung auf den Markt kommen.

Gesundheitsinitiativen aus Indien und Deutschland, darunter Health Action International, das indische Peoples Health Movement, die Coordination gegen BAYER-Gefahren, die BUKO Pharma-Kampagne, der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte und medico international, forderten BAYER im Frühjahr auf, die Klage zurückzuziehen. Die Verbände befürchteten, dass im Fall eines Erfolges von BAYER die Zulassungspraxis von Generika in Indien generell gefährdet würde und dass im Fall einer eingeschränkten Versorgung mit bezahlbaren Medikamenten der Tod Tausender Patienten drohe.

weitere Informationen:
· Der vollständige Text des Urteils (bes. Punkte 53 und 54): http://lobis.nic.in/dhc/SRB/judgement/18-08-2009/SRB18082009MATC78332008.pdf
· Presse Info „Preiswerte Medikamentenversorgung in Gefahr“
· Artikel der Times of India: http://timesofindia.indiatimes.com/news/business/india-business/HC-rejects-Bayers-plea/articleshow/4908492.cms

Doping

CBG Redaktion

Ärzteblatt, 19. August 2009

Jenapharm beteiligt an DDR-Doping

Jena - Der Pharmahersteller Jenapharm war laut einer Studie mitverantwortlich für die Dopingpraktiken im DDR-Sport. Das belegt laut einem MDR-Bericht eine noch unveröffentlichte Untersuchung des Historikers Klaus Latzel, die von der heutigen Bayer-Tochter in Auftrag gegeben und finanziert worden ist. Jenapharm-Geschäftsführer Viktor Geisler räume eine „moralische Mitverantwortung“ ein, sagte ein Unternehmens-Sprecher. Dieser Verantwortung habe sich das Unternehmen durch die Einigung mit DDR-Dopingopfern Ende 2006 gestellt.

Dem Bericht zufolge hatte VEB Jenapharm seit den 1960er-Jahren „unterstützende Mittel“ für den Sport hergestellt. Zum Teil seien die Substanzen ohne klinische Tests und damit auch nach DDR-Recht illegal an Sportler gegeben worden. Der Betrieb habe auch Präparate entwickelt, die die Einnahme von Dopingmitteln verschleierten. Die Leitung des Betriebes sei in den Staatsplan der DDR-Sportführung zur Herstellung und Entwicklung von Dopingmitteln einbezogen gewesen; verantwortliche Mitarbeiter seien mit nennenswerten Prämien belohnt worden.

Jenapharm sei Bestandteil des staatlichen Doping-Systems der DDR gewesen, weil das Unternehmen Arzneimittel hergestellt habe, die für Dopingzwecke eingesetzt wurden, erklärte Geisler. „Allerdings war der VEB Jenapharm, das zeigt die Studie, keine treibende, keine initiierende Kraft innerhalb des Doping-Systems.“

Die Studie stützt sich laut MDR auf Akten der Birthler-Behörde, der DDR-Pharmabetriebe, von Forschungsinstituten sowie anderen wissenschaftlichen Arbeiten. Zudem seien Verantwortliche des VEB Jenapharm befragt worden. Nicht geklärt werden konnte den Angaben zufolge, in welchem Ausmaß Dopingmittel an Kindern und Jugendlichen erprobt wurden, weil etliche Akten der DDR-Pharmabetriebe bis 2002 vernichtet worden seien.

Jenapharm hatte sich Ende 2006 mit Dopingopfern darauf geeinigt, 184 Sportlern freiwillig ein Schmerzensgeld von je 9250 Euro zu zahlen. Zusätzlich zu den rund 1,7 Millionen Euro hatte der frühere Hauptlieferant von Dopingmitteln 170.000 Euro an den Verein Doping-Opfer-Hilfe gespendet, der sich um mehr als 500 geschädigte Sportler kümmert.

weitere Infos: BAYER-Konzern muss alle Dopingopfer entschädigen

[Bombenfunde] CO Pipeline

CBG Redaktion

NRZ, 24. Juli 2009

Neuer Zündstoff im Streit um CO-Pipeline

Kohlenmonoxid (CO) ist leicht entflammbar. Seit Jahren entzündet sich an dieser Eigenschaft des giftigen Gases immer wieder Streit zwischen dem Pharmakonzern Bayer, der eine CO-Pipeline zwischen Uerdingen und Dormagen baut, und den Bürgerinitiativen, die sich gegen eben diese Trasse wehren.
Aktueller Grund für den Disput: Die bauausführende Firma Wingas hat es versäumt, ein vollständiges Gutachten darüber bei der Bezirksregierung einzureichen, dass entlang der Trasse keine Fliegerbomben, Blindgänger oder Munitionsreste im Erdreich liegen.

Grüne sprechen von „Pfusch am Bau”
Das fehlende Abschluss-Gutachten über die im Amtsdeutsch „Kampfmittelfreiheit” genannte Sicherheit der Trasse könnte das Aus für die Inbetriebnahme der Pipeline bedeuten. Denn bevor die CO-Leitung an den Start gehen darf, fordert die Bezirksregierung die Überprüfung einer insgesamt 400 bis 500 Meter langen Teilstrecke: Dort, wo während des Zweiten Weltkrieges die Schützengräben verliefen, muss die Erde also noch mal umgegraben werden.
Bereits seit fünf Jahren dränge die Bezirksregierung darauf, dass die Begutachtung abgeschlossen würde, so Sprecher Bernd Hamacher: Über die erneute Panne „sind wir natürlich überhaupt nicht erfreut”. Die NRW-Grünen bezeichnen die Versäumnisse von Wingas gar als „Pfusch am Bau” und forden als Konsequenz den kompletten Stopp der Pipeline.

„Völlig übliche Vorgehensweise“
Als „völlig übliche Vorgehensweise” beschreibt hingegen Wingas-Sprecher Nicholas Neu die Kampfmittelbeseitigung-Strategie während der Rohrverlegung. Es sei im Vorfeld der Bauarbeiten nicht vollständig abzuklären, wo Blindgänger oder Munition noch im Boden versteckt liegen. „Der Kampfmittelräumdienst hat die Trasse vor Baubeginn grob überprüft, während der Arbeiten sind zwei Brandbomben gefunden und entschärft worden.” Jetzt stünde der letzte Teil des abschließenden Gutachtens an: die Überprüfung der Schützengräben.
Allerdings könnte die Erstellung der Nachtrags-Expertise mühsam und langwierig werden – und vor allem teuer für Bayer: Denn allein mit Metalldetektoren kann die Trasse nun nicht mehr überprüft werden. Die Rohre sind mittlerweile nahezu vollständig verlegt, reagieren ebenso wie Patronen und Geschosse auf die empfindlichen Suchgeräte. „Wir bemühen uns gerade zusammen mit dem Kampfmittelbeseitigungsdienst eine geeigneten Methode zu finden”, erklärt Bayer-Sprecher Christian Zöllner.

Bayer will Pipeline nicht aufgeben
Welches Verfahren angewendet werden kann, ist bisher noch unklar. Die Pipeline aufzugeben, komme für den Pharmakonzern nicht infrage: „Wir brauchen die Pipeline – das ist eine Investition für die Zukunft.”
Bayer und Wingas handelten „unveranwortlich. Das ist ein Skandal”, findet hingegen Erich Hennen, Sprecher von Contra-Pipeline aus Duisburg: Einmal mehr würde deutlich, dass sich Bayer nicht genügend um die Sicherheit der Anwohner bemühe. „Wir sind fest gewillt, erneut eine Strafanzeige zu stellen”, kündigte der Pipeline-Gegner an.

Rheinische Post, 23. Juli 2009

Die Skandal-Röhre

Düsseldorf (ots) - Von Ulli Tückmantel Bis gestern war schwer vorstellbar, dass das dokumentierte Ausmaß der Pannen, Planabweichungen und Peinlichkeiten rund um die heftig umstrittenen CO-Pipeline des Bayer-Konzern qualitativ noch zu überbieten wäre. Nun muss die Bezirksregierung bestätigen, dass nicht nur die Rohrstärken der Pipeline eigenmächtig verringert wurden. Dass kleinere Schutzmatten als verlangt über der Leitung mit dem lebensgefährlichen Kohlenmonoxid verlegt wurden. Dass die gebaute Pipeline von der geplanten Trasse teils um bis zu 80 Meter abweicht. Nein, die von Bayer beauftragte Wingas GmbH hat die CO-Pipeline und eine Erdgas-Hochdruckleitung zu allem Überfluss auch noch über Kilometer durch ein Gelände verlegt, dass sie trotz klarer Auflagen und mehrmaliger Aufforderung zuvor nicht auf Blindgänger und andere Kampfmittel aus dem Zweiten Weltkrieg untersucht hat. Damit geht es in der Diskussion um die Skandal-Röhre nun endgültig nicht mehr darum, ob sie für den Industrie-Standort nötig oder überflüssig ist, ob sie gesetzliche Vorgaben übererfüllt oder für die Anwohner lebensgefährlich ist. Es geht jetzt eigentlich nur noch darum, wann die Umstände ihrer Planung, ihres Baus und der Bauüberwachung Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen werden.

[Endosulfan] Pestizidvergiftungen

CBG Redaktion

Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN)
Presse-Information vom 23. Juli 2009

Aktionen gegen Bayer-Pestizid Endosulfan erfolgreich

Die Firma Bayer will nach lang anhaltendem Druck und einer weltweiten Öffentlichkeitskampagne von Organisationen der Zivilgesellschaft das Insektizid Endosulfan bis Ende 2010 vom Markt nehmen.

Seit Jahren setzt sich PAN für die weltweite Beseitigung des Insektenvernichtungsmittels Endosulfan ein, das unter anderem im Baumwollanbau eingesetzt wird. Durch PAN erstellte Dokumentationen über die Giftigkeit von Endosulfan und über Vergiftungsfälle zum Beispiel im Baumwollanbau des afrikanischen Staates Benin zeigen, dass eine so genannte „sichere Anwendung“ nicht möglich ist. Jetzt hat eine internationale Initiative von Organisationen der Zivilgesellschaft in 16 Ländern, darunter auch PAN, Erfolg gehabt. Angeführt wurde die Initiative gegen Endosulfan durch die Firma Pants to Poverty, die organische und Fairtrade Unterwäsche herstellt. Sie rief Menschen dazu auf, konventionelle, alte und gewaschene Baumwoll-Unterhosen kostenlos gegen biologisch produzierte Unterwäsche einzutauschen, um die alten Unterhosen, die unter Verwendung von Endosulfan hergestellt wurden, an die Firma Bayer zu senden. Bayer ist der letzte Großproduzent von Endosulfan. Die Sendungen wurden mit der Forderung verbunden, die Vermarktung von Endosulfan umgehend einzustellen.

Die Firma Bayer reagierte auf die Aktion unter anderem mit der Aussage: „So planen wir die Vermarktung des Wirkstoffes Endosulfan bis zum Jahresende 2010 sukzessive in den Ländern, in denen er noch registriert ist, zu beenden. Dies schließt auch die Nutzung in Baumwolle ein.“

Carina Weber, Geschäftsführerin von PAN Germany: „Immer wieder haben wir Bayer darauf aufmerksam gemacht, dass Endosulfan viele Schäden und Todesfälle verursacht. Diese Entscheidung, die Vermarktung zu beenden, ist daher überfällig.“ Jetzt will sich PAN dafür einsetzen, dass die Firma ihre Ankündigung auch tatsächlich in die Tat umgesetzt.

Endosulfan wird nicht nur mit akuten Vergiftungen, sondern auch mit Geburtsschäden, Autismus und männlichen Reproduktionsschäden in Verbindung gebracht.

Aktion gegen Endosulfan: Unterhosen für Wenning!

Informationen über Endosulfan und Alternativen finden Sie unter folgenden Links:
Problemstoff Endosulfan: http://www.pan-germany.org/download/fs_bw_endosulfan.pdf
For the Inclusion of Endosulfan into the PIC Procedure of the Rotterdam
Convention: http://www.pan-germany.org/download/Endo_0703_PAN-I_PP_PIC_CRC_final2.pdf
Phasing in Alternatives to Endosulfan: http://www.pan-germany.org/download/phasing_in_alternatives_to_endosulfan.pdf
How to Grow Crops without Endosulfan: http://www.pan-germany.org/download/field_guide_without_endosulfan.pdf

Müllkraftwerke

CBG Redaktion

Presse Information vom 13. Juli 2009

Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Dormagen: Kritik an geplantem Müllkraftwerk

hohe Emissionen / Rauchgasreinigung unzureichend / Müll-Importe befürchtet

Umweltverbände kritisieren den geplanten Bau eines Müllkraftwerks im Dormagener Bayer-Werk und fordern einen Stopp des Projekts. Der nordrhein-westfälische Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), die Coordination gegen BAYER-Gefahren, die Dormagener Agenda 21 e.V. sowie die Verbände Das Bessere Müllkonzept Bayern und Das Bessere Müllkonzept NRW befürchten, dass durch den Bau des Kraftwerks die Menge gesundheitsschädlicher Emissionen steigt und der überregionale Mülltourismus zunimmt.

Ab 2013 soll die von der Freiburger Firma GWE geplante Anlage jährlich rund 150.000 Tonnen „Ersatzbrennstoff“ verfeuern und das Bayer-Werk mit Dampf beliefern. Claudia Baitinger, Abfallexpertin des BUND: „Abfall ist keine erneuerbare Energie, die sogenannte „thermische Verwertung“ ist ein Etikettenschwindel. Der massive Zubau an weiteren Verbrennungskapazitäten in NRW wird weiteren Müllimporten Vorschub leisten, denn für 1 t EBS-Brennstoff werden 2 t Müll gebraucht. Alle Anstrengungen einer ortsnahen, bedarfsgerechten und möglichst schadlosen Abfallbeseitigung werden damit ebenso ausgehebelt wie der Vorrang der Abfallvermeidung und der stofflichen Verwertung.“ Baitinger kritisiert zudem die unzureichende Rauchgasreinigung: „Die vorgesehene einstufige Billig–Rauchgasreinigung nach dem SNCR-Verfahren vermag nur so eben die gesetzlichen Grenzwerte einzuhalten. Es kann aber nicht angehen, dass diese ehedem politisch verhandelten Grenzwerte heutzutage noch zu 100% ausgeschöpft werden.“

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: „In der Öffentlichkeit stellt sich der Bayer-Konzern gerne als Musterknabe in Sachen Umweltschutz dar. Tatsächlich setzt das Unternehmen bei seinen Energie-Zulieferern aber auf schmutzige Technologien, wie bei dem geplanten Kohlekraftwerk in Krefeld oder nun den Müllkraftwerken in Brunsbüttel und Dormagen“. Auch in Brunsbüttel soll ein Müllkraftwerk der Firma GWE das dortige BAYER-Werk mit Dampf beliefern. Bürgerinitiativen reichten fast 3.000 Einwendungen gegen das Projekt ein. Mimkes kritisiert, dass GWE und Bayer keine Angaben zu den realen Emissionen machen. „In den bislang veröffentlichten Unterlagen werden als Emissionen lediglich die gesetzlichen Grenzwerte genannt – dass diese eingehalten werden müssen, ist aber eine pure Selbstverständlichkeit. Tatsächlich drohen durch den Ausstoß von großen Mengen chlorierter Kohlenwasserstoffe, Schwefeldioxid, Schwermetallen, Stickoxiden, Kohlendioxid und Feinstaub gesundheitliche und ökologische Schäden“.

Wolfgang Kortlang vom Verband Das Bessere Müllkonzept NRW: „Die geplante hundertprozentige Ausnutzung der Emissionsgrenzwerte zeigt, dass es den beteiligten Firmen nur um den maximalen Profit geht und ihnen die Gesundheit der Anlieger vollkommen egal ist. Mit Projekten wie CO-Pipeline und EBS-Anlagen demonstriert die Firma Bayer, wer im Land das Sagen hat.“

Manfred Puchelt von der Dormagener Agenda 21: „Wenn wir schon nicht verhindern können, dass im Chempark ein neues Müllkraftwerk mit erheblicher zusätzlicher Luftbelastung gebaut wird, dann bestehen wir zumindest darauf, dass der Chempark-Leiter in seiner Eigenschaft als Umweltverantwortlicher die Sicherstellung der jeweils technisch bestmöglichen Rauchgas-Reinigung durchsetzt. Es reicht nicht aus, gesetzliche Minimalstandards zum Zeitpunkt des Betriebsbeginns und ‚rechtzeitig‘ vor der nächsten Verschärfung der Gesetzes einzuhalten, um als Altanlage eingestuft zu werden und dann mit Bestandsschutz langfristig wirtschaftliche Vorteile daraus zu ziehen. Wir fordern insbesondere für die vielen Familien mit Kindern eine Verringerung der Belastung durch eine dynamische Gleitklausel im Vertrag mit GWE. Sie soll garantieren, dass laufend, unaufgefordert und zeitnah von GWE dazu die technisch möglichen Optimierungen eingebaut werden.“

In Nordrhein-Westfalen werden bereits jetzt rund ein Zehntel der im Land vorhandenen Müllverbrennungskapazitäten mit Importmüll beschickt. Selbst vermeintlich harmloser Hausmüll löst sich jedoch in Müllverbrennungsanlagen nicht in Luft auf. Etwa ein Drittel der Eingangsmenge verbleibt als Reststoff, davon entfallen etwa 13% auf Filter- und Kesselstäube. Insbesondere die Filterstäube, sind hoch angereichert mit Schwermetallen, Dioxinen und Furanen und müssen als hochgiftiger Sondermüll beseitigt werden.

Der momentane Bau einer Vielzahl neuer EBS-Anlagen hängt auch mit der für 2013 geplanten Verschärfung des Bundesimmissionsschutz-Gesetzes zusammen. Viele der derzeit geplanten Anlagen werden die Grenzwerte dann nicht mehr einhalten können. Bei rechtzeitiger Genehmigung gelten sie jedoch als Altanlagen, die die neuen Grenzwerte nicht einhalten müssen.

weitere Informationen:
· BUND Stellungnahme
· Die Kampagne der CBG, weitere Hintergründe