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Veröffentliche Beiträge von “CBG Redaktion”

[HCB] Hexachlorbenzol

CBG Redaktion

Reise um die halbe Erde ist nicht akzeptabel

Interview mit australischer Umweltschützerin. Firma vor Ort hat ein Angebot zur Entsorgung gemacht

Die australische Regierung hat dem Export des HCB-haltigen Abfalls der Firma Orica zugestimmt. WAZ Redakteurin Angelika Wölke sprach mit der australischen Umweltschützerin Dr. Mariann Lloyd-Smith.

Stimmen Sie mit der Einschätzung des australischen Umweltministers Malcolm Turnbull überein, dass der giftige HCB-haltige Abfall der Firma Orica in Down Under nicht entsorgt werden kann?
Lloyd-Smith: Nein. Das NTN (die im Pazifikraum agierende Umweltorganisation National Toxics Network) ist überzeugt, dass Australien den Müll entsorgen kann. Die Firma Dolomatrix hat Orica ein Angebot gemacht. Da die Kapazitäten des Werks momentan nicht ausreichen, hat Dolomatrix eine Erweiterung in Aussicht gestellt, sobald sie den Auftrag erhält. Die Firma ist überzeugt, sie könnte sofort mit der Entsorgung beginnen.

Turbull hat im Zusammenhang mit seiner Export-Genehmigung erklärt: „Die Regierung hält die von Orica getroffenen Verschiffungsmaßnahmen den internationalen Standards entsprechend und angemessen.“ Sehen Sie das auch so?
Lloyd-Smith: Nein.Wir glauben nicht, dass es angemessen oder akzeptabel ist, eine solche Menge an hochgiftigen Abfällen (22 000 Tonnen HCB-Abfälle in 60 000 Fässern) einmal rund um den Globus zu schicken. In der Vergangenheit gab es zahlreiche Schiffsunfälle, die zu immensen Umweltverschmutzungen geführt haben. Eine Verschiffung beinhaltet aber auch einen Lade- und Entladevorgang sowie den Transport über die Straßen in Deutschland. Die Risiken sind einfach zu groß.

taz, 29.5.2007

giftmüll verbieten: jetzt aber wirklich!

Uhlenbergs Torschlusspanik

Endlich macht Eckhard Uhlenberg ernst. Nach einem halben Jahr Spekulationen darüber, ob der Landesumweltminister zuständig ist. Nach 11.000 Unterschriften von BürgerInnen gegen den Giftmüll. Jetzt, wo die Lieferung schon von der australischen Regierung genehmigt worden ist, wird er erstmals aktiv gegen den Transport des hochgiftigen Hexachlorbenzol nach NRW. Gut, dass er reagiert, wenn auch spät.

Dass Giftmüll erst um die halbe Erde geschickt wird, um es in der nordrhein-westfälischen Provinz verbrennen zu lassen, darf nicht einfach durchgewunken werden. Der Transport erzeugt nicht nur unnötig viel klimaschädliches Kohlendioxid, der Müll birgt auch große Gefahren für die Umwelt. Die australische Regierung sollte lieber selbst moderne Verbrennungsanlagen bauen, bevor sie das Gift verschippert.

Die Probleme hat Minister Uhlenberg längst erkannt, aber bisher gezögert. So hat er ein schmutzig-lukratives Geschäft für einige NRW-Unternehmen gedeckt. Dabei haben sowohl die Bundesregierung, als auch die EU-Kommission inzwischen bestätigt, dass Uhlenberg die Giftmüll-Lieferung verbieten darf. Das sollte er jetzt machen. Ein Umweltminister muss vor allem die Belange der Umwelt berücksichtigen. Für die wirtschaftlichen Interessen sind andere zuständig.
Kommentar MORITZ SCHRÖDER

WAZ, 29. Mai 2007

Der Protest formiert sich

Australische Regierung stimmte am Wochenende dem Export von 22 000 Tonnen Hexachlorbenzol-Abfälle zu. Von Angelika Wölke

Herten. Vorläufig kommt der Giftmüll aus Australien nicht. Da NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben hat, in dem geklärt werden soll, ob Deutschland zum Import der 22 000 Tonnen hochgiftiger Hexachlorbenzol-Abfälle (HCB) verpflichtet ist, wird sich die Zu- oder Absage an die Australische Regierung noch ein wenig verzögern. „Ein Zeitpunkt ist schwer zu benennen“, sagt Uhlenbergs Sprecher Markus Fliege. „Aber ich denke, dass ein Ergebnis nicht vor Ende Juni vorliegt.

Am Wochenende hatte die Regierung in Canberra dem Export zugestimmt. Und vor Ort im Vest - 5000 Tonnen sollen bekanntlich im Hertener RZR verbrannt werden - hat sich über Pfingsten bereits der Protest formiert.
In einer Anfrage nach dem Umweltinformationsgesetz hat Claudia Baitinger, Sprecherin des BUND Landesarbeitskreises Abfall NRW, den Regierungspräsidenten (RP) in Münster angeschrieben. Dieser ist zuständig für die Genehmigung des Importes - muss jetzt allerdings, so Fliege, die Ergebnisse des Rechtsgutachtens abwarten.

Unter anderem bezieht sich Baitinger in ihrer Anfrage auf die vier Brände im neuen Gebindeschredder des Müllofens RZR, die bis Ende März gemeldet wurden. “Wie wird sichergestellt, dass bei Bränden die Rauchgase entsprechend den Grenzwerten des Bundesimmissionsschutzgesetzes behandelt werden„, möchte Claudia Baitinger jetzt wissen.

Parallel zum BUND hat die Bürgerinitiative “Pro Herten„ den RP angeschrieben. Bezug nehmend auf das Informationsfreiheitsgesetzes NRW fordert sie Akteneinsicht in die für den HCB-Import erforderlichen Unterlagen. Als Entscheidungshilfe schickt Joachim Jürgens von der Bürgervereinigung Pro-Herten dem RP eine 16-seitige Einschätzung der australischen Umweltorganisation “National Toxics Network" mit, in der widerlegt wird, dass Australien den Giftmüll nicht selbst entsorgen kann.

Viele Behörden sind zuständig
Der Export-Stempel des Umweltministers in Canberra ist der erste Akt, dem weitere folgen müssen, bevor der Giftmüll tatsächlich in Herten ankommt. In Südafrika etwa müssen die Hafenbehörden von Durban einen Schiffs-Zwischenstopp genehmigen. Der Bund ist zuständig für die Anlandung in Brunsbüttel, das Land NRW für den Transport nach und die endgültige Entsorgung in Herten.

Monheim

CBG Redaktion

Neue Rheinische Zeitung, 17.05.2007

Rückfall in den Kalten Krieg

Der BAYER-Konzern will eine Pipeline für hochgiftige Kohlenmonoxid von Dormagen nach Krefeld bauen. Das Vorhaben ist hochgefährlich, überflüssig und zudem klimaschädlich. Trotzdem wurde das Vorhaben im Landtag ohne einen einzigen Redebeitrag durchgewunken. In den betroffenen Gemeinden entlang der Pipeline formiert sich der Widerstand. Die Stadt Monheim sammelt Spenden für eine Klage. Als die Coordination gegen BAYER-Gefahren eine Spende überreichen will, interveniert die Lokalausgabe der Rheinischen Post mit einem antikommunistischen Artikel aus der Giftküche des Kalten Krieges.

Im Rathaus Monheim war ein Pressetermin angesetzt. Bürgermeister Dr. Thomas Dünchheim wollte eine Spende der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) über 1.000 Euro in Empfang nehmen. Den CDU-Bürgermeister und das BAYER-kritische Netzwerk eint der Widerstand gegen eine hochgefährliche Gas-Pipeline, die vom BAYER-Werk in Dormagen zur Krefelder BAYER-Produktion führen soll.
Für Bürgermeister Dünchheim ist die Pipeline nicht nur eine „Todeszone“, sondern er hält sie auch für illegal, weil die dafür stattfindenden Enteignungen keinerlei rechtsfähige Grundlage hätten und nach „Gutsherrenart“ durchgeführt würden. Entsprechend hat der wackere Kommunal-Politiker bereits eigenhändig die Vermessungsstäbe der BAYER-Planer aus städtischem Boden herausgerissen und konfisziert.

Nach Meinung der Coordination ist die Giftröhre des BAYER-Konzerns „hochgefährlich für Zehntausende von AnwohnerInnen, überflüssig, weil das benötigte Gas auch in Krefeld direkt hergestellt werden kann, und zudem klimaschädlich, weil die Pipeline verhindert, dass die Kohlendioxid-Emissionen des Krefelder Werkes erheblich reduzieren werden.“ Und in der Tat, auch eine Studie der Stadt Ratingen kommt zu dem Schluss, dass nach einem Leck „mehr als 100.000 Anwohner (in Ratingen) gefährdet sind“. Tausende davon tödlich. Zudem gibt es bislang keinerlei Konzepte für den Katastrophenschutz im Ernstfall.

Die Pipeline war auf dem kurzen Dienstweg zwischen BAYER und der CDU-Landesregierung im Landtag in Form eines Gesetzes mit 476 Seiten und 246 Nebenbestimmungen - ohne einen einzigen Diskussionsbeitrag - durchgewunken worden. Dass so etwas funktioniert, dafür sorgen U-Boote im Parlament, wie etwa der CDU-Abgeordnete in BAYER-Diensten Karl Kress aus Dormagen. Bei solcher Kumpanei werden die nicht zu verheimlichenden Gefahren verharmlost und alle Haftungsrisiken von Regierung und Konzern abgewälzt. So heißt es im Planfeststellungbeschluss wörtlich: „Betriebsbedingte Risiken können ... unter sehr ungünstigen und sehr unwahrscheinlichen Umständen auftreten. ... Eine absolute Sicherheit ist ... niemals zu erreichen und kann weder durch den zukünftigen Betreiber ... noch behördlicherseits ... erreicht werden.“ Weshalb also folglich auch niemand haftbar gemacht werden kann. Dabei sind Schäden bis hin zum Vollbruch der Giftleitung in einem erdbebengefährdeten Gebiet wie der Rheinschiene überhaupt nicht abwegig; und auch andere Großunfälle wie Explosionen, Flugzeugabstürze etc. sind keinesfalls außerhalb des Vorstellbaren. Von „betriebsbedingten“ Störungen, die am laufenden Meter in den BAYER- und anderen Industrieanlagen eintreten, ganz abgesehen. Das alles aber verschweigt der Gesetzesbeschluss.

Das sollte eigentlich ausreichen, um gemeinsam gegen dieses für die rechtsrheinische Bevölkerung zwischen Leverkusen und Duisburg gefährliche BAYER-Projekt vorzugehen. Wenn da nicht die Deutsche Kommunistische Partei (DKP) und die erzreaktionäre CDU-Postille Rheinische Post (Volksmund „Rheinische Pest“) wäre. Denn unmittelbar am Tag der geplanten Pressekonferenz in Monheim mit dem Bürgermeister und den Vertretern der CBG publizierte die Lokalausgabe der RP in einem Aufmacher, dass das Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren Axel Köhler-Schnura Mitglied der DKP sei und dem Kreisvorstand dieser Partei in Düsseldorf angehöre. Und dann folgte die ganze Litanei von linksextremistischer Gefahr, von Verfassungsfeindlichkeit, vom Unrechtssystem DDR, von den Toten an der Mauer bis hin zu Brandanschlägen auf Landeskriminalämter und Fahrzeuge des Bundesgrenzschutzes. Fehlte nur die Gefahr einer kommunistischen Übernahme von Monheim. Und das ist allemal schlimmer als der Tod durch ein BAYER-Giftgas, immerhin geht der Bürgermeister im Ernstfall von ca. 2.500 Todesopfern in Monheim aus. Auf jeden Fall reichte es aus, um die Pressekonferenz im Rathaus kurzfristig platzen zu lassen: „Der Stadt ist bekannt geworden, das zwischen dem Verein und linksextremen Gruppierungen personelle Beziehungen bestehen. Deshalb ist eine Zusammenarbeit mit dem Verein nicht möglich.“

Nun ist die Tatsache, dass Axel Köhler-Schnura Mitglied der DKP ist und dort auch Funktionen wahrnimmt, nicht neu. Köhler-Schnura gründete zusammen mit anderen die CBG 1978 nach zwei großen Beinahe-Katastrophen im BAYER-Werk Wuppertal. Und seit der Zeit ist auch seine DKP-Mitgliedschaft bekannt. Die CBG selbst schreibt: „Diese unsachlichen Angriffe kennen wir seit 30 Jahren, mit antikommunistischen Angriffen auf die DKP-Mitgliedschaft unseres Gründungs- und Vorstandsmitglieds Axel Köhler-Schnura versucht der BAYER-Konzern immer wieder, von den Problemen für Umwelt und Mensch abzulenken. ... Wir arbeiten bei der Lösung der vielen Probleme mit dem multinationalen BAYER-Konzern in mehr als 60 Ländern mit Menschen aller weltanschaulichen Richtungen, politischen Parteien und Berufsgruppen zusammen, mit Kommunisten ebenso wie mit Konservativen und kirchlichen Gruppen. Einzig mit Faschisten und Nazis kommt entsprechend eines Mitgliederversammlungsbeschlusses eine Zusammenarbeit für uns nicht in Frage.“

Und wenn in Monheim ein Vertreter einer Bürgerinitiative, der zufällig auch Mitglied der DKP ist, nicht ins Rathaus darf, dann bleibt zu fragen, was in Bottrop und anderen bundesdeutschen Städten los ist, wo doch dort - oftmals seit vielen Jahrzehnten und oftmals sehr erfolgreich - Kommunisten mit teilweise beachtlichen Fraktionen im Rathaus sitzen? Selbst im Düsseldorfer Stadtrat und in einigen Düsseldorfer Bezirksvertretungen sitzen Mitglieder der DKP. Angesichts von für die gesamte Menschheit existenziellen Problemen wie Klimakatastrophe und Zusammenbruch der sozialen Systeme ist es doch wohl allerhöchste Zeit sich von antikommunistischen Feind- und Zerrbildern aus den Zeiten des Kalten Krieges zu verabschieden und gemeinsam die Probleme zu bewältigen. Gerade erst ist Heiner Geisler, der sich übrigens als marxistischer Christ bezeichnet bei Attac eingetreten, wohl wissend, dass er dort auch Seite an Seite mit DKP-Mitgliedern gegen die verheerenden Auswirkungen der Globalisierung kämpft.

Der Coordination gegen BAYER-Gefahren geht es um die Sache, um das Wohl von Mensch und Umwelt. Sie hat auch nach abgesagter Pressekonferenz die Spende auf das städtische Spendenkonto überwiesen. Bürgermeister Dünchheim freut sich, den „sie hilft ein rechtsstaatliches Verfahren durchzuführen.“
(Weitere Informationen unter www.CBGnetwork.org/Zur Refinanzierung bzw. Erhöhung der Spende bitte die CBG um Überweisungen auf GLS-Bank 8016 533 000, BLZ 430 609 67
von Chr. LeMaan

[Monheim] Kohlenmonoxid Pipeline

CBG Redaktion

Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.
Presse Info vom 15. Mai 2007

Klagen gegen Kohlenmonoxid-Pipeline:

Coordination gegen BAYER-Gefahren übergibt 1000€-Spende an Stadt Monheim

Vertreter der Coordination gegen BAYER-Gefahren übergeben heute der Stadt Monheim eine Spende von 1000 Euro. Der Verein unterstützt damit den juristischen Widerstand gegen die geplante Kohlenmonoxid-Pipeline zwischen Dormagen und Uerdingen. Die Stadt sammelt Spenden zur Finanzierung privater Klagen und hat zudem beim Verwaltungsgericht Düsseldorf Widerspruch gegen die Baugenehmigung eingereicht.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) kritisiert die drohende Gefährdung der Bevölkerung sowie die mangelhafte Informationspolitik von BAYER. „Wie schon beim Thema Giftmüll-Verbrennung hat es der BAYER-Konzern nicht für nötig befunden, die Bevölkerung über die Risiken einer Kohlenmonoxid-Pipeline zu informieren. Die Explosion der ukrainischen Gas-Pipeline in der vergangenen Woche zeigt, dass die Bedenken der betroffenen Städte vollkommen berechtigt sind. Ein Erdbeben oder ein terroristischer Anschlag könnten zu einer Katastrophe führen“, so Axel Köhler-Schnura vom Vorstand der CBG. Ein Gutachten der Stadt Ratingen kam zu dem Ergebnis, dass im Falle eines Vollbruchs der Leitung mehr als 100.000 Anwohner gefährdet wären. Dennoch startete BAYER in der vergangenen Woche gegen den Widerstand der betroffenen Städte Enteignungsverfahren.

Nach Meinung der CBG ist die Rechtsgrundlage für die Baugenehmigung hinfällig. „Enteignungen lassen sich nur mit einem Nutzen für das Allgemeinwohl rechtfertigen. Die geplante Leitung dient aber ausschließlich Profit-Interessen von BAYER“, so Köhler-Schnura weiter. „Die Gefährdung der Anwohner lässt sich vermeiden, indem BAYER in Uerdingen eine neue Produktionsanlage für Kohlenmonoxid aufbaut. Nebenbei wäre damit dem Klimaschutz gedient“. Die bestehende CO-Produktion in Uerdingen, die im vergangenen Jahr nach einer Explosion wochenlang stillstand, verbrennt große Mengen Koks. Moderne Anlagen hingegen verbrauchen klimaschädliches Kohlendioxid, das im Uerdinger BAYER-Werk in hohen Mengen anfällt.

siehe auch den Artikel Rückfall in den Kalten Krieg

Pipeline

CBG Redaktion

taz NRW vom 10.5.2007

Erkrath schaut in die Röhren

Im Neandertal sollen drei neue Chemie-Pipelines verlegt werden: Sie sollen Erdgas, Propylen und Kohlenmonoxid transportieren. Die Anwohner fürchten einen Unfall. Laut einer Studie wären bei einem Vollbruch 5.000 Menschen gefährdet

Im August 2004 stürzte auf der Autobahn zwischen Köln und Olpe ein Tanklastzug von der Wiehltalbrücke und explodierte. Was würde passieren, so fragen inzwischen viele Erkrather, wenn sich ein ähnlicher Unfall im nächsten Jahr statt auf der A4 auf der A3 im Neandertal ereignen würde? Unten im östlich von Düsseldorf gelegenen Tal verlaufen jetzt schon zwei Rohrleitungen für Gas und Flugbenzin. Das Kerosin wird von der Nordsee zum Frankfurter Flughafen geleitet. Zu den beiden Leitungen sollen in diesem Jahr drei weitere Pipelines hinzukommen, eine für Erdgas, eine für Propylen und eine für Kohlenmonoxid (CO). Besonders letztere, die die Bayer-Werke Uerdingen und Dormagen miteinander verbinden soll, ist bei den Anrainern heftig umstritten.

Im Landkreis Mettmann, durch den die CO-Leitung führen soll, regt sich Widerstand. Norbert Stapper von den Grünen im südlich gelegenen Monheim sagt: „Kohlenmonoxid ist geruchs- und geschmacksneutral, farblos und schon in geringen Konzentrationen tödlich.“ Nicht nur ein Unfall auf der Autobahn könne eine Katastrophe auslösen. Ein Bagger könnte, so der Sprecher des Ortsverbandes, die Röhre, die in 1,40 Meter Tiefe verlegt werden soll, beschädigen. In einer Risikostudie eines Ingenieurbüros, so war bereits in der Rheinischen Post zu lesen, wären bei einem Vollbruch der Leitung 5.309 Gebäude und 29.208 Bewohner in Erkrath gefährdet. Das Gas ist schwerer als Luft, kann sich bei Windstille in Tälern sammeln. Rettungsaktionen gestalten sich äußerst schwierig. Die Feuerwehr müsste nicht nur mit Atemgerät arbeiten. Ein Funke reicht, um ein Gemisch von Luft und Kohlenmonoxid explodieren zu lassen.

„Unsere Feuerwehr ist für solch ein Szenario überhaupt nicht geschult und ausgerüstet“, gibt Stapper zu bedenken. Bayer weigere sich, eine Werksfeuerwehr für die Trasse der Pipeline bereitzustellen. So würden die Kosten für den Katastrophenschutz bei den betroffenen Kommunen entstehen. „Dabei zahlt Bayer durch deren geschickte Abschreibungspolitik in Monheim weniger Steuern als ein Apotheker am Marktplatz“, ärgert sich der Grüne. Auch das Arbeitsplatzargument, vom Chemieriesen ins Feld geführt, will Stapper nicht gelten lassen. Durch die Pipeline könne Bayer sogar eines der beiden CO-Produktionsstätten in Uerdingen oder Dormagen schließen und so Arbeitsplätze streichen. „Wenn beide Werke wie bisher ihr Kohlenmonoxid selbst herstellen, müsste das Gas auch nicht per Straße oder Schiene transportiert werden.“ Bayer beteuert nämlich, dass eine Rohrverbindung viel sicherer sei als ein LKW oder ein Güterzug. Die Grünen in Monheim fragen sich außerdem, ob die rechtsrheinische Trassenführung wirklich besser sei. Sowohl Uerdingen wie Dormagen liegen westlich des Rheines. So muss die CO-Leitung zwei mal den Fluß unterqueren. Statt der etwa 30 Kilometer Luftlinie wird die Pipeline nun etwa doppelt so lang. Ursache der geschlängelten Route sind die ebenfalls geplanten Gas- und Propylenpipelines. Natürlich, das gibt auch Norbert Stoppar zu, sei der Landschaftsverbrauch geringer, wenn man drei Röhren übereinander legt als wenn man drei Schneisen in die Natur walzt.
In Monheim sind nicht nur Bündnis 90/Die Grünen gegen die CO-Pipeline. Der Bürgermeister Thomas Dünchheim und mit ihm die ganze CDU engagieren sich, um das Bayer-Bauvorhaben zu verhindern. Die Stadt habe, so erklärt der Beigeordnete Roland Liebermann, vor drei Wochen Klage gegen den Bau der Rohrleitung eingereicht. „Die Sicherheitsbelange sind nicht ausreichend berücksichtigt worden. Außerdem sehen wir uns in unserer Planungshoheit beeinträchtigt.“ Desweiteren habe man ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben, inwieweit das „Gesetz über die Errichtung und den Betrieb einer Rohrleitungsanlage zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen“ verfassungsgemäß ist. Wenn jenes von der Landesregierung beschlossene Gesetz Schule macht, drohten jeder Kommune die Enteignung ihrer Grundstücke.

Auch in der Kreisverwaltung in Mettmann versucht man, die Röhre, die den gesamten Kreis in Nord-Süd-Richtung passiert, zu verhindern. Nils Hahnheide, Leiter des Rechts- und Ordnungsamtes erklärt, dass man seitens des Kreises zwei private Kläger finanziell unterstützen will. Zunächst werde noch geklärt, inwieweit diese direkten Anwohner ihre Widersprüche fristgemäß eingereicht haben und ob deren Klagen Aussicht auf Erfolg haben. „Wir prüfen auch, ob ein Eilverfahren sinnvoll ist.“ Damit könnten die bereits durchgeführten Bauarbeiten gestoppt werden. Außerdem will der Kreis bei jeder Straßenquerung der Baustelle die dazu benötigten „Gestattungsverträge“ mit dem Bauherrn verweigern. Eine Flut von Enteignungsverfahren stehen den Beteiligten ins Haus.

So weit ist man im äußersten Nordwesten des Kreises bereits. Schließlich soll nach Willen von Bayer bereits in diesem Jahr das Kohlenmonoxid in der Röhre fließen. „Nach Offenlegung des Planfeststellungsbeschlusses hat es einen Antrag auf vorzeitige Besitzeinweisung gegeben. Im Laufe der Woche erwarten wir die Entscheidung des stellvertretenden Regierungspräsidenten“, erklärt der Baudezernent der Stadt Ratingen Ulf-Roman Netzel. Nördlich der Landeshauptstadt wird also schon munter enteignet. Eine besondere Überraschung erlebte der Baudezernent vor kurzem. Der Firma WINGAS erlaubte er mündlich, mit der Verlegung ihres Gasrohres zu beginnen. „Gegen eine Gasleitung habe ich nichts.“ Als er in die Baugrube schaute, entdeckte er aber noch eine zweite Röhre, und zwar für Kohlenmonoxid. „Mit einem Schreiben an WINGAS habe ich angewiesen, weitere Bauarbeiten zu unterlassen.“ WINGAS, eine Tochtergesellschaft von BASF und dem russischen Energiemulti GAZPROM, betreiben mit der Europeen Pipeline Development Company (EPDC) und dem Unternehmen Bayer eine gemeinsame Projektgesellschaft, die die Bauarbeiten der drei Rohrleitungen durchführt. Mit der Verlegung der CO-Leitung wollte man offensichtlich Fakten schaffen.
Aber sind es wirklich noch drei Leitungen, die auf der Trasse verlegt werden? Durch die Presse ging vor einigen Wochen, dass EPDC auf ihre Propylenröhre verzichten will. Das war drei Tage vor Ende der Klagefrist. Bislang, so versichert Ulf-Roman Netzel, sei bei der Bezirksregierung noch kein Schreiben von EPDC eingegangen, das dies offiziell bestätigt. Die Genehmigungsbehörde sollte man, so der städtische Beamte, doch am schnellsten davon unterrichten, wenn man solch ein Projekt nicht weiter verfolgt. Ist das Ende der Propylenpipeline also nur deshalb in Aussicht gestellt worden, um die Gegner der CO-Röhre zu verunsichern? „Ein Schelm, der Böses dabei denkt“, zitiert Ulf-Roman Netzel ein französisches Sprichwort.
von LUTZ DEBUS

Rheinische Post, 10.05.2007

Ratingen: Bayer will enteignen lassen

VON JOACHIM PREUSS
Kohlenmonoxid-Leitung: Bayer beißt bei der Stadt Ratingen auf Granit. Zu starke Sicherheitsbedenken. Nun will der Chemieriese über den Rechtsweg an die Grundstücke, um mit dem Bau beginnen zu können.
Der Chemikonzern Bayer will für den umstrittenen Bau der CO-Pipeline die Stadt Ratingen enteignen lassen. Die Verwaltung verweigere die Baugenehmigung auf städtischen Grundstücken, weil man noch „erhebliche Sicherheitsbedenken“ habe, sagte gestern Baudezernent Dr. Ulf-Roman Netzel. Daher habe Bayer ein so genanntes Verfahren zur vorzeitigen Besitzeinweisung eingeleitet. Es gilt als Vorstufe zur Enteignung. Damit wolle sich Bayer juristisch den Weg zu den Grundstücken bahnen, um dort mit der Verlegung der Leitung beginnen zu können. Mit einer Entscheidung der Bezirksregierung sei für Ende der Woche zu rechnen.
Netzel betonte, dass man unter anderem einen Katastrophenschutzplan vermisse: „Unsere Feuerwehr ist auf Unfälle mit dem hochgiftigen, unsichtbaren und geruchlosen Gas gar nicht vorbereitet.“ Auch die Schieberabstände seien mit zehn Kilometern viel zu lang: „Was passiert bei einem Leck mit dem Gas zwischen den Absperrungen?“
Die Stadt verlange unter anderem, dass umfangreiche Vorkehrungen für den Fall der Fälle, nämliche eine hochgefährliche Leckage, getroffen werden. Das sei unter anderem der Einsatz einer Werksfeuerwehr durch Bayer und zusätzliche Ausrüstung der eigenen Wehr. Wie auch immer: Bevor mit dem Bau begonnen werde, müsse ein schlüssiges Sicherheitskonzept vorliegen. Schließlich sei es durchaus möglich, dass Experten doch noch zu dem Schluss kämen, dass bauliche Veränderungen, also zum Beispiel Verkürzung der Schieberabständen nötig würden. Das müsse vor dem Verlegen der Leitung geklärt werden.
Christian Zöller, Sprecher der Bayer Industry Services GmbH, erklärte gestern auf RP-Anfrage: „Bis März haben Verhandlungen bezüglich einer Bauerlaubnis mit der Stadt Ratingen stattgefunden, die nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnten. Daher wurde ein Verfahren zur vorzeitigen Besitzeinweisung eingeleitet, um die Baumaßnahmen zeitgleich mit den parallel laufenden Arbeiten an der Erdgasleitung unseres Projektpartners Wingas durchführen zu können.“ Der Antrag auf „vorzeitige Besitzeinweisung“ beziehe sich auf alle durch den Pipelinebau betroffenen Grundstücke der Stadt Ratingen. Und: „Bezüglich der Sicherheit liegt ein Entwurf für einen Abwehrplan vor, der zurzeit abgestimmt wird. Erste Gespräche mit den Behörden und Feuerwehren haben bereits stattgefunden.“
Zöller sagte, dass die Zeit langsam knapp werde: Wie berichtet, versucht Bayer seine Leitung parallel zur Verlegung der Wingas-Leitung, die bereits begonnen hat, zu vergraben. Sei diese erst einmal verlegt, müsse man seitlich der bestehenden Trasse ins Gelände oder in den Wald ausweichen. Sollte die Bezirksregierung für Bayer entscheiden, sei das erleichternd. Sonst würde es zeitkritisch.
Brigitta Brakmann, Rechtsamtsleiterin, kündigte an, gegen eine Enteignungsentscheidung der Bezirksregierung auf jeden Fall zu klagen. Selbst im Eilverfahren dauere das mindestens ein halbes Jahr für zwei Instanzen, sagte sie.

[FR] Giftmüll NRW

CBG Redaktion

FR, 3. Mai 2007

Australischer Giftmüll: Streit über Entsorgung in Nordrhein-Westfalen

Düsseldorf - Das politische Tauziehen um die geplante Verbrennung von 11 000 Tonnen australischen Giftmülls in Nordrhein-Westfalen hält an. Landes-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) forderte die australische Regierung auf, eigene Entsorgungsstrukturen aufzubauen. Allerdings könnten die Landesbehörden nicht nach Belieben entscheiden, ob eine Einfuhr-Genehmigung letztlich erteilt oder verweigert werde.

„Wir drücken uns nicht, Verantwortung zu übernehmen, für eine Ablehnung müssten aber rechtssichere Gründe vorliegen“, sagte Uhlenberg. Von der australischen Regierung liege bislang noch kein Nachweis vor, dass der Giftmüll nicht im eigenen Land entsorgt werden könnte.

Grüne und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) forderten Uhlenberg auf, seinen Ermessensspielraum für ein Einfuhrverbot zu nutzen. Der geplante Transport über eine Entfernung von 16 000 Kilometern von Australien bis zu Sondermüllverbrennungsanlagen in Herten, Dormagen und Leverkusen sei eine unzumutbare Gefährdung für Bürger und Umwelt.

Bei dem Giftmüll handelt es sich um Hexachlorbenzol, das nach Angaben des BUND Krebs, Stoffwechselstörungen und Organschäden auslösen kann. Der Müll soll über den Wasserweg transportiert werden. dpa

03.05.2007, NRZ

„Ohrfeigen für die Landesregierung“

UMWELT. In Sachen Giftmüll aus Australien gerät NRW-Umweltminister Eckhard Uhlenberg unter Druck.

DÜSSELDORF. Landes-Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) wird zur zentralen Figur im Schacher um australischen Giftmüll-Import nach Nordrhein-Westfalen. Denn die Landesregierung hat es selbst in der Hand, den Transport von 11 000 Tonnen Sondermüll zu untersagen. Das jedenfalls legen Stellungnahmen der Bundesregierung und der EU-Kommission nahe, die gestern von den Landtags-Grünen und dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) NRW vorgelegt wurden. Sie fordern Uhlenberg auf, seinen Ermessensspielraum zu nutzen und den Mülltourismus zu stoppen.
„Der Ball liegt auf dem Elfmeterpunkt“, so Grünen-Fraktionsgeschäftsführer Johannes Remmel, „der Minister muss ihn nur noch verwandeln.“ Bisher habe Uhlenberg stets mit Hinweis auf die Zuständigkeit des Bundes behauptet, ihm
seien die Hände gebunden.
Das Ministerium pochte auch gestern darauf, für eine Ablehnung müssten „rechtssichere Gründe“ vorliegen. Von der australischen Regierung gebe es bisher keinen Nachweis, dass das krebserzeugende Hexachlorbenzol nicht im eigenen Land entsorgt werden kann. 20 000 Bürger haben bisher gegen die Pläne unterschrieben, den Sondermüll über 16 000 Kilometer auf dem Wasserweg bis zu den Verbrennungsanlagen in Herten, Leverkusen und Dormagen zu transportieren.
Nach EU-Auffassung kann die zuständige Behörde am Bestimmungsort Einwände erheben. „Sie entscheidet letztlich, ob sie die Verbringung mit oder ohne Auflagen genehmigt oder die Genehmigung verweigert“, heißt es in einem
Schreiben an den BUND. Gründe für einen Einwand seien beispielsweise neben dem Prinzip, Giftmüll in der Nähe zu entsorgen, die öffentliche Sicherheit oder der Gesundheitsschutz. Auf eine Kleine Anfrage der Bundestags-Grünen widerspricht die Bundesregierung ausdrücklich in vier Punkten der Uhlenberg-Position, das Land habe „keine rechtskräftige Möglichkeit“, Importe zu verhindern. „Das sind Ohrfeigen für die Landesregierung“, sagte Remmel.
Dirk Jansen, Geschäftsführer des BUND, sprach von einem „Müll-Sog“, der durch die Verbrennungsanlagen in NRW ausgelöst werde. „Mit Müll lässt sich immer ein schneller Euro machen“, sagte er. Uhlenberg dürfe nicht zulassen, dass die ohnehin hochbelastete Industrieregion „zum Giftmüll-Dorado für Europa und die ganze Welt verkommt“.
(NRZ) 02.05.2007

[Pestizide] Pestizidvergiftungen

CBG Redaktion

Eine Welt Netz NRW
Presse Info vom 27. April 2007

154 Organisationen fordern von Bayer: Stopp hochgiftiger Pestizide!

Das Eine Welt Netz NRW übergibt anlässlich der heutigen Bayer-Hauptversammlung in Köln einen Offenen Brief an den Vorstand der Bayer AG. Darin wird der Konzern aufgefordert, den Verkauf hochgiftiger Pestizide sofort einzustellen (vollständiger Text und Unterschriftenliste s.u.).

154 Organisationen aus 35 Staaten erinnern den Weltkonzern in dem Offenen Brief an sein Versprechen aus dem Jahr 1995, bis zum Jahr 2000 sämtliche Pestizide vom Markt zu nehmen, die von der Weltgesundheitsorganisation WHO als extrem gefährlich (Gefährdungsklasse 1a) und hochgefährlich (1b) eingestuft werden. Über 2.600 Einzelpersonen haben diese Forderung ebenfalls unterzeichnet.
Bayer vertreibt noch mindestens acht dieser Pestizide, u.a. Thiodicarb (1a) und Methyl Parathion (1b). Viele dieser Wirkstoffe sind in Deutschland nicht mehr zugelassen, werden von Bayer aber in vielen Entwicklungsländern verkauft (www.bayercropscience.com).

Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der Menschen, die jährlich durch Pestizide vergiftet werden, auf bis zu 25 Millionen. (1) 40.000 Menschen werden jedes Jahr unbeabsichtigt durch Pestizide getötet. Die Dunkelziffer liegt noch weit höher.(2)

Die Bayer AG hat in der Sparte Pestizide einen Weltmarktanteil von 20 Prozent. „Durch den fortwährenden Bruch des Versprechens trägt Bayer daher eine Mitverantwortung an der Vergiftung tausender Arbeiter und Arbeiterinnen jährlich“, so Jens Elmer vom Eine Welt Netz NRW.

Die Forderung des vom Eine Welt Netz NRW initiierten Briefes wird unterstützt durch das Pestizid Aktions-Netzwerk Deutschland und die Coordination gegen Bayer-Gefahren. Weitere Unterzeichner sind die Katholische Frauengemeinschaft und die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung im Bistum Münster, der Ärzte-Verband des indischen Bundesstaates Punjab, die polnischen Gewerkschaft Solidarnosc sowie mehrere große indische Gewerkschaften.

Die Pestizide sind nicht nur für die direkten Anwender gefährlich. Zahlreiche Studien beweisen, dass Rückstände der Gifte in Gewürzen, Tee, Obst, Gemüse, Fleisch und Textilien auch Konsumenten belasten.(3)

Offener Brief an die Bayer AG

Den Verkauf hochgiftiger Pestizide sofort stoppen!

Sehr geehrter Herr Wenning,

wir als Unterzeichner dieses Briefes fordern die BAYER AG auf, alle Pestizide, die durch die Weltgesundheitsorganisation WHO als extrem gefährlich 1a) und hoch gefährlich (1b) eingestuft wurden, unverzüglich in allen Staaten der Erde vom Markt zu nehmen.

Obwohl Sie in Ihrem Geschäftsbericht 1995 angekündigt haben, bis zum Jahr 2000 den Verkauf sämtlicher Pestizide der Gefahrenklasse 1a und 1b einzustellen, verkauft die Bayer AG weiter solche Pestizide in Entwicklungsländern.

Zivilgesellschaftliche Akteure haben Sie seit dem Jahr 2000 bereits mehrfach aufgefordert, den Verkauf zu beenden. Ungeachtet dieser Kritik und Ihres Versprechens verkauft die Bayer AG unter anderem noch Pestizide mit den folgenden Wirkstoffen: Ethoprop (1a), Methyl Parathion (1b), Methamidophos (1b), Triazophos (1b) Thiodicarb(1a), Oxydemeton-Methyl (1b), Fenamiphos (1b) und Azinphos-Methyl (1b) (www.bayercropscience.com, 20.März 2007).

Dies steht im klaren Widerspruch zu Ihren Ansprüchen, die Sie selbst im Vorwort Ihres Nachhaltigkeitsberichtes 2005 formulieren: „Deshalb möchten wir technologisch und wirtschaftlich in unserer Branche eine Spitzenposition einnehmen, aber auch beim Umweltschutz und sozialem Engagement Maßstäbe setzen.“

Die Weltgesundheitsorganisation schätzt die Zahl der Menschen, die jährlich durch Pestizide vergiftet werden, auf 3 Millionen1 bis 25 Millionen2.
200.000 Menschen begehen jedes Jahr mit Pestiziden Suizid, weitere 40.000 Menschen werden jedes Jahr unbeabsichtigt durch Pestizide getötet. Die Dunkelziffer liegt noch weit höher.3

Die Bayer AG hat nach eigenen Angaben einen Weltmarktanteil in der Sparte Pestizide von 20 %. Durch die Einstellung des Verkaufs von Wirkstoffen der Gefahrenklasse 1 ließe sich die Zahl der Vergiftungsfälle signifikant verringern.
Die Pestizide sind nicht nur für die direkten Anwender gefährlich. Rückstände der Gifte belasten in Gewürzen, Tee, Obst, Gemüse, Fleisch und Textilien auch Konsumenten.

Wir fordern Sie daher auf:
Halten Sie Ihr Wort: Stoppen Sie den Verkauf hochgiftiger Pestizide!

Eine Initiative des Eine Welt Netz NRW
mit Unterstützung von
Coordination gegen Bayer-Gefahren (CBG)
Pestizid Aktions-Netzwerk Deutschland (PAN Germany)

weitere Unterstützer:

A
A SEED Europe/Netherlands
Abekra (Verband arbeits- und berufsbedingt Erkrankter e.V.)/Germany
ACCORD/India
ActionAid/India
Adivasi Aikya Vedika (Indigenous communities organisation Andhra Pradesh)/India
African Centre for Biosafety/South Africa
African Conservation Foundation/Tanzania
Afrikanischer Verein in Aachen e.V. /Germany
Aktionsgemeinschaft Eine Welt in Beckum/Germany
Aktionsgemeinschaft Minden/Germany
Aktion Selbstbesteuerung e.V. /Germany
ALGA, Rural Women‚s organisation/Kyrgyzstan
Alliance for a Clean Environment inc./Australia
Alliance of Women‘s Organizations/Philippines
Alter Vida/Paraguay
Andhra Pradesh Vyavasaya Vruthidarula Union - APVVU/India
ANTHRA (women veterinary scientists)/India
Appiko Movement/India
Armenian Women for Health and Healthy Environment/Armenia
Arnika Association - Toxics and Waste Programme/Czech Republic
ART at WORK/Germany
Ärztinnen und Ärzte für eine gesunde Umwelt (ISDE) Austria
Asociacion Argentina de Medicos por el Medio Ambiente, Argentina
Associazione Consumatori Utenti (ACU)/Italy
Asia Pacific Forum on Women, Law and Development/Thailand
B
Behinderung und Entwicklungszusammenarbeit e.V./Germany
Berliner entwicklungspolitischer Ratschlag (BER e.V.)/Germany
Bharat Krishak Samaj (Farmers‚ Forum India)/India
Botanischer Verein zu Hamburg e.V./Germany
BUKO Agrar Koordination/Germany
C
Calhoun county resource watch/USA
Centre for Sustainable Agriculture/India
COECOCEIBA-FoE/Costa Rica
Collective for Economic, Social and Environmental Justice/India
Community Environmental Monitoring/India
Convenor Forum For A Sustainable Environment/India
Coordination gegen Bayer-Gefahren/Germany
Corporate Accountability Desk/India
CROPS/India
D
DAKO Deutsch-Afrikanische Kooperation e.V./Germany
Decentralized cotton Yarn Trust/India
Deutsch Chilenischer Freundeskreis/Germany
Diözesanverband der Katholischen Arbeitnehmerbewegung Bistum Münster/Germany
DUGI e.V./Germany
E
Earthcare Books/India
Ecologistas en Acción/Spain
Eco-TIRAS International Environmental Association of River Keepers/Moldova
Edmonds Institute/USA
Eine Welt Forum Aachen e. V./Germany
Eine-Welt-Initiative der Ev. Kirchengemeinde Greven,Bezirk Christus-Kirche/Germany
Eine-Welt-Laden Hückelhoven e.V/Germany
Eine-Welt-Laden TeKaBana/Germany
Eine Welt Netz NRW/Germany
Ekogaia Foundation, Cape Town/South Africa
El grito de la tierra/Argentina
Erklärung von Bern - Berne Declaration/Switzerland
Environment Support Group/India
Evangelische Frauenhilfe in Westfalen e.V./Germany
F
Federação dos Trabalhadores na Agricultura Familiar da Região Sul do Brasil (Fetraf-Sul)/Brazil
FIAN Deutschland/Germany
FIAN Gruppe München/Germany
Forum For A Sustainable Environment/India
Forum for Biotechnology & Food Security/India
G
GENE CAMPAIGN/India
Global March against Child Labour/Germany
Glocal Research/India
Gramya Resource Centre for Women/India
Greenpeace Gruppe Aachen/Germany
Greenpeace India/India
GRÜNE LIGA e.V. - Netzwerk Ökologischer Bewegungen/Germany
H
Hafengruppe Hamburg/Germany
I
Indian Medical Association (IMA) Punjab Chapter/India
Informationszentrum Dritte Welt Dortmund e. V/Germany
International Coalition to Protect the Polish Countryside (ICPPC)/Poland
International Union of Food and Allied Workers/Switzerland
Institute for Zero Waste in Africa/South Africa
Instituto Regional de Estudios en Sustancias Tóxicas (IRET)/Costa Rica
J
Jenaer Internationaler Studierendenkreis (JISK) der Friedrich-Schiller-Universität Jena/Germany
K
Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands, Diözesanverband Münster
Kheti Virasat Mission/India
Kolpingwerk Bezirksverband Wuppertal/Germany
Kolpingwerk DV Münster/Germany
Kooperation Brasilien e.V., Bundesweiter Zusammenschluß der Brasiliensolidaritätsgruppen/Germany
Koordination Suedliches Afrika (KOSA)/Germany
Kórima e.V., Verein zur Unterstützung der indigenen Völker in der Sierra Tarahumara/Germany
L
Light of Africa NRW e.V./Germany
Living Farms/India
La Bottega Solidale/Italy
M
Maharashtra Organic Farmers Association (Aahara)/India
Menopausal help line London/United Kingdom
Mexican Action Network on Free Trade/Mexiko
Milieudefensie (Friends of the Earth Netherlands)/Netherlands
Mythen-Post/Schweiz
N
NATIONAL ALLIANCE OF PEOPLE‘S MOVEMENTS/India
National Association of Professional Environmentalists (NAPE/Uganda
National Toxics Network Inc/Australia
Naturschutzbund (NABU) NRW/Germany
Navya Seema Development Society/India
Naz Foundation/India
Nicaragua-Verein Düsseldorf e.V./Germany
O
Ökumenische Eine-Welt-Gruppe Cronenberg/Germany
OroVerde/Germany
P
Pax Christi - Gruppe Sendenhorst/Germany
PEACE/India
Pesticide Action Network Africa/Senegal
Pesticide Action Network Asia and the Pacific/Malaysia
Pesticide Action Network Europe/Bulgaria
Pesticide Action Network Germany/Germany
Pesticide Action Network in Mexico (RAPAM)/Mexiko
Pesticide Action Network United Kingdom/United Kingdom
Pesticide Action Network Uruguay/Uruguay
Pesticide Eco-Alternatives Center/China
Pesticide Eco-Alternatives Center (PAN China)/China
Pesticide Watch Group of Nepal Forum of Environmental Journalists/Nepal
Politischer Arbeitskreis Schulen e.V./Germany
Preet lari magazine/India
PRO WILDLIFE e.V./Germany
Programa Agroecologia/Paraguay
Pudhu Nilavu Organic Farm, Tamil Nadu Organic Agriculturists’ Movement/India
R
Red de Acción en Plaguicidas y sus Alternativas de América Latina, Cono Sur (RAP-AL Cono Sur)/Columbia
Red de Acción en Plaguicidas y sus Alternativas en México (RAPAM)/Mexiko
Red de Acción en Plaguicidas y sus Alternativas de América Latina (Rap-al)/Uruguay
Red de Accion en Plaguicidas y sus Alternativas para America Latina (RAP-AL)Costa Rica /Costa Rica
Referat Weltkirche im Bischöflichen Generalvikariat Münster/Germany
Rettet den Regenwald/Germany
ROBIN WOOD e.V./Germany
Rural Reconstruction Nepal/Nepal
S
SANSAD/India
Sarvodaya Youth Organisation/India
School of Rural Development Tuljapur (TISS)/India
Societe pour l‚Etude, la Protection et l‘Amenagement de la Nature dans le Sud-Ouest (SEPANSO)/France
Solidarische Welt e.V., Träger des Weltladens Gießen/Germany
Solidaritätsfonds Demokratische Medien in der Welt e.V./Germany
Solidarnosc-Gewerkschaft/Poland
South Durban Community Environmental Alliance (SDCEA)/South Africa
Sunray Harvesters India/India
Suzuzi Amadi/Brazil
Swedish Society for Nature Conservation, SSNC/Sweden
T
Tamil Nadu Organic Agriculturists’ Movement/India
Tamil Nadu Women‚s Collective/India
Thanal/India
U
União de Mulheres de São Paulo/Brazil
United Artists‘ Association (UAA)/India
V
Vamos e.V. Münster/Germany
Verband Entwicklungspolitik Niedersachsen e.V. (VEN)/Germany
Vidarbha Jan Andolan Samiti, organisation against farmers suicide/India
Viva Amazoni Austria/Austria
Vollkornbäckerei Cibaria, Münster/Germany
W
Walter Sisulu Environmental Center/South Africa
WECF - Women in Europe for a Common Future/Germany
Welthaus Bielefeld/Germany
Weltladen Gießen/Germany
Weltladen-Team St. Martinus Kerpen/Germany
Weltladen Unterwegs Mainz/Germany
WWF-India/India
Y
Yakshi/India

_______________
1 Jeyaratnam J. Acute pesticide poisoning: a major global health problem. World Health Statistics Quarterly 43(3), 139-144, 1990.
2 I LO (2000): International Labour Conference, Report VI (1):Safety and health in Agriculture), 88th Session, 30 May-15 June 2000, International Labour Organization, Geneva
3 http://www.greenpeace.de/themen/chemie/pestizide_lebensmittel/

[HV Protest] Protestaktionen Hauptversammlung

CBG Redaktion

Presse Information vom 27. April 2007
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

BAYER-Hauptversammlung: Kritische Aktionäre protestieren gegen Giftmüll-Verbrennung, giftige Pestizide und CO2-Emissionen

Kunstaktion von Klaus Klinger / Übergabe von Offenem Brief

Kritische Aktionäre kündigen Proteste vor und in der heutigen Hauptversammlung der BAYER AG an. Schwerpunkte der Aktionen sind die umstrittene Verbrennung von Giftmüll, der Verkauf hochgiftiger Pestizide, der Neubau eines umweltschädigenden Kohlekraftwerks sowie gentechnische Kontaminationen. Die Aktionäre werden von einem 4 m hohen Gerippe begrüßt, das ein Giftfass transportiert. Der Aktionskünstler Klaus Klinger hat das Werk eigens für die Hauptversammlung angefertigt.

BAYER steht seit Monaten in der Kritik, da in Anlagen des Konzerns entgegen früherer Zusagen Giftmüll aus aller Welt verbrannt wird. Aktuell will BAYER rund 5.000 Tonnen krebserregendes Hexachlorbenzol aus Australien importieren und hiermit drei Millionen Euro erlösen. Gerade angesichts des jüngsten Unfalls auf dem Rhein halten die Kritiker den Transport solch gefährlicher Stoffe für unverantwortlich. „Die Verbrennung von Giftmüll ist mit einem erhöhtem Ausstoß von Schadstoffen verbunden. Giftige Filterkuchen müssen über Generationen hinweg deponiert werden. Immer wieder kommt es zu Unfällen beim Transport von Gefahrstoffen. Es ist nicht hinnehmbar, dass die Bevölkerung diese Risiken tragen muss, damit der BAYER-Konzern seine zu groß dimensionierten Anlagen auslasten kann“, so Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren.
Zweiter Schwerpunkt der Aktionen sind Treibhaus-Emissionen von BAYER. Der Konzern stellt sich zwar als ökologischen Musterknaben dar, verweigert aber die Veröffentlichung einer aussagekräftigen Klimabilanz. BAYER macht keinerlei Angaben zu den CO2-Emissionen seiner Energie-Zulieferer. Die von BAYER behauptete Reduktion des Ausstoßes von Treibhausgasen basiert zum Teil auf der Ausgliederung der Energieversorgung – ein Bilanztrick, der dem Klima nicht hilft. In Krefeld-Uerdingen will BAYER zudem ein Steinkohle-Kraftwerk betreiben, das jährlich für über 4 Millionen Tonnen Kohlendioxid- und 4000 Tonnen Schwefeldioxid-Emissionen sorgen würde. Hierdurch würde eine klimaschädliche Stromproduktion für Jahrzehnte festgeschrieben. Nach Protesten von Umweltschützern sprach sich der Stadtrat von Krefeld gegen das Kraftwerk aus, BAYER hält aber an dem Projekt fest. Zu den Rednern in der Hauptversammlung zählt daher auch Ulrich Grubert, der aus Protest gegen die „CO2-Schleuder“ im Frühjahr in den Hungerstreik getreten war (siehe: www.cbgnetwork.de/1868.html).

Gemeinsam mit dem Eine Welt Netz NRW hat die Coordination gegen BAYER-Gefahren mehr als 2.800 Unterschriften für einen Offenen Brief gesammelt, der in der Versammlung dem BAYER-Vorstand übergeben wird. Hierin fordern die Verbände den Konzern auf, das Versprechen aus dem Jahr 1995 umzusetzen, alle Pestizide der Gefahrenklasse I vom Markt zu nehmen. BAYER hat die Ankündigung bis heute nicht eingehalten. Jahr für Jahr werden in Ländern des Südens Tausende Landarbeiter durch hochtoxische BAYER-Pestizide vergiftet.

Weitere kritische Redebeiträge befassen sich mit der geplanten Zerschlagung der BAYER-Tochter BIS, der Kontamination von Reis durch gentechnisch verändertes Saatgut und den tödlichen Nebenwirkungen des Medikaments Trasylol. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren wird in der Hauptversammlung die Nicht-Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat fordern.

Spektakulärer Kunstaktion
Klaus Klinger, ehemaliger Schüler von Top-Künstler Gerhard Richter, hat ein über vier Meter großes Gerippe gestaltet, das ein Giftfass transportiert. Die Arbeit des weltweit mit seinen großformatigen Arbeiten gegen Ausbeutung und Krieg aktiven Künstlers ist Teil des Protests gegen die geplante Verbrennung von hochgiftigem Hexachlorbenzol aus Australien in Anlagen des BAYER-Konzerns. Die Arbeit wurde eigens für die BAYER-Hauptversammlung geschaffen. Klinger gehört zu den führenden Vertreter von AgitPropArt. Der Künstler stellte viele Werke in Kooperation mit sozialen Bewegungen her, zum Teil unter Schirmherrschaft der UNESCO.

[Kohlekraftwerk] Kohlekraftwerk Uerdingen

CBG Redaktion

Niederrheinischer Umweltschutzverein (NUV), 27.04.07

Aktionärshauptversammlung des BAYER-Konzerns in Köln:

Pressemitteilung zur Kritik an der Planung eines umweltschädigenden Steinkohlekraftwerks im Bayer-Chemiepark Krefeld-Uerdingen

Etwa um das Jahr 2015 herum ist beabsichtigt, im BAYER-Werk Uerdingen zwei relativ kleine Kohlekessel, die jeweils 150 Tonnen Dampf pro Stunde produzieren, stillzulegen, während ein größerer Kohlekessel mit 400 to Dampf pro Stunde und vier gasbefeuerte Kessel weiter betrieben werden können. Durch eine Ausgliederung der Dampfproduktion in ein Kraftwerk der Firma Trianel (auf zu pachtendem BAYER-Gelände im Chemiepark Uerdingen) könnte dann auch der jahreszeitlich schwankende Bedarf an elektrischer Energie, der die Eigenproduktion übersteigt, gedeckt werden. Ein Kraftwerk mit 200 MegaWatt (MW) elektrischer Leistung wäre hierfür ausreichend. Berücksichtigt man noch den Wunsch der Stadtwerke Krefeld nach elektrischer Leistung in der Größenordnung von 100-150 MW, wäre ein umweltfreundliches Gas- und Dampfturbinenkraftwerk mit passender Kraft-Wärme-Kopplung von 350 MW elektrischer Leistung voll ausreichend. Zur Zeit wird in Hamburg-Tiefstack vom Energiekonzern Vattenfall ein GuD-Heizkraftwerk mit gut abgestimmter Kraft-Wärmekopplung gebaut, das einen Gesamtwirkungsgrad von 90 Prozent erreichen soll.

Die Firma Trianel plant hingegen mit massiver Unterstützung von BAYER ein großes, mit Importkohle befeuertes Kraftwerk mit ca. 750 MW elektrischer Leistung. Der elektrische Wirkungsgrad von nur 46% wird durch eine relativ geringe Dampfauskoppelung für den Chemiepark auf einen Gesamtwirkungsgrad von dann ca. 51% nur geringfügig erhöht. Da das Kraftwerk über Flusswasser gekühlt werden soll, wird somit die Hälfte der Energie, die mit hohen Umweltbelastungen aus Südafrika, Australien oder Kolumbien über die Weltmeere transportiert worden ist, dazu verwendet, den Rhein aufzuheizen. Aus Kostengründen verzichtet man auf den Bau eines Kühlturms und beabsichtigt die Kühlwasserentnahme von 25 000 l pro Sekunde aus dem Rhein. Dieses Wasser wird um bis zu 10 Grad erwärmt und gelangt dann wieder zurück in den Rhein.

In dem von BAYER und Trianel geplanten Kohlekraftwerk würden jährlich mindestens 4,4 Millionen Tonnen CO2 produziert! Zum Vergleich: Würden alle Bewohner Australiens ihre Glühlampen durch Energiesparlampen ersetzen, würden jährlich 3 Millionen to CO2 eingespart!

200.000 to verbrannter Steinkohle pro Monat würden neben der gewaltigen Emission an CO2 auch zu einem hohen Ausstoß anderer Schadstoffe führen. Aus dem Schornstein würden bei Normalbetrieb trotz Filteranlagen jährlich über 500 kg Cadmium, 500 kg Thallium, 600 kg Quecksilber, 1000 kg Arsen, 2000 kg Nickel, 6000 kg Blei, 400 to Staub, 4000 to Schwefeloxide und 4000 to Stickoxide entweichen. Hinzu kommen dann noch die verkehrsbedingten Zusatzbelastungen (u.a. Feinstaub durch Lkw) für den Transport der Betriebsstoffe und die Entsorgung der Abfälle. Zudem sollen auf dem Gelände des Chemieparks gelagert werden: 2,5 Millionen l Heizöl, 280 000 to Kohle in einem offenen, mit Abwehungen verbundenen Kohlelager, bis zu 4900 to Gips, bis zu 4800 to Flugasche, bis zu 600 to Kesselasche und bis zu 720 to Kalksteinmehl.

Ablehnung des Stadtrats
Bezüglich der CO2-Freisetzung unterscheiden sich die verschiedenen Brennstoffe erheblich. Im Vergleich zur Steinkohle erzeugt Erdgas etwa die Hälfte des Treibhausgases (56 %). In Zukunft wird Biogas, das ins Erdgasnetz eingespeist werden kann, zunehmend die Abhängigkeit von fossilem Erdgas vermindern, das zur Zeit in Deutschland zu etwa 62% aus Norwegen, Dänemark, den Niederlanden und England importiert wird. Das Ergebnis einer Studie, die u.a. von den Stadtwerken Aachen in Auftrag gegeben wurde, zeigt auf, dass bis zum Jahr 2020 der gesamte Erdgasbedarf Europas durch eigenes Biogas ersetzt werden könnte und dabei 2,7 Millionen neue Arbeitsplätze geschaffen würden.

Die Umweltverbände NABU, BUND, NUV und das Umweltforum Duisburg lehnen das
Steinkohlekraftwerk in Krefeld zusammen mit dem „Werbering Krefeld-Uerdingen“ und der „Ärzteinitiative gegen das Kohlekraftwerk Uerdingen“ entschieden ab. Auch der Krefelder Stadtrat hat am 08. März 2007 dieses Steinkohlekraftwerk abgelehnt und damit ein bundesweit beachtetes Klimaschutzsignal gegen Kohlekraftwerke ausgesendet.

Trotz dieser breiten Ablehnung macht die BAYER-Werksleitung gebetsmühlenartig den Versuch, die Mitarbeiter des Chemieparks und deren Angehörige mit Arbeitsplatzverlustängsten zu verunsichern. Die IG Bergbau, Chemie und Energie (IGBCE) wird dabei instrumentalisiert. Auszubildende, die nur extrem wenig über die Gesamtproblematik informiert waren, wurden während der Arbeitszeit am 29. März 2007 mit Bussen zur Regionalratssitzung nach Düsseldorf gekarrt, um dort Gewerkschaftsfähnchen zu schwenken. Ein Gesprächsangebot der Umweltverbände an die Gewerkschaft wurde bis heute ignoriert. Noch schlimmer: Der Wunsch eines Umweltschützers, an einer Informationsveranstaltung der Gewerkschaft auf dem BAYER-Gelände als Zuhörer teilnehmen zu dürfen wurde explizit abgelehnt!
Eine inzwischen viele Jahre bewährte Diskussionskultur mit Anwohnern und Interessensvertretern wird heftig mit Füßen getreten!

Insgesamt stellt die Planung eines Steinkohlekraftwerks und die Ignoranz gegenüber umweltverträglicheren Alternativen einen Großangriff auf das Klima, Flora, Fauna und Mensch dar. Die Bürger in Krefeld und Umgebung werden sich dies aus Klimaschutzgründen einerseits und wegen der bereits sehr hohen Gesundheitsbelastung der Einwohner andererseits nicht gefallen lassen! BAYER riskiert mit dem Versuch einer hartnäckigen Gangart den Verlust der bislang recht hohen Akzeptanz in der Bevölkerung.

V.i.S.d.P.: Ulrich Grubert, Kreuzbergstr. 81, 47800 Krefeld (Tel.: 02151/594473)

Krefelder Ärzte lehnen Steinkohlekraftwerk in Krefeld-Uerdingen ab

Krefeld liegt am West-Rand des Ruhrgebietes. Durch die hier vorhandenen Industrieanlagen ist die Luftbelastung sehr hoch und gleichzeitig müssen wir Ärzte leider eine deutlich erhöhte Rate an neu auftretenden z. T. bösartigen Erkrankungen der Lunge und des Herz-Kreislauf-Systems feststellen !
In den Messungen des Umweltbundesamtes liegt der Messort Krefeld - Linn im Jahr 2006 an 5. Stelle im gesamten Bundesgebiet bei den Überschreitungen der Höchstgrenze für Feinstaubbelastung von 50µg/m³.
Die Lungenkrebsrate im Ruhrgebiet liegt erheblich über der des Bundesdurch -schnitts. Dabei ist Duisburg besonders stark betroffen.
Es ist gesichert, dass Schwermetalle und Feinstäube Entzündungen in der Lunge und im Gefäßsystem verursachen und kanzerogene Wirkung haben. Pope et. al. in den USA haben statistisch signifikant nachgewiesen, dass eine Erhöhung der Feinstaubkonzentration um nur 10µg pro m³ zu einer Erhöhung der allgemeinen Sterberate von 6 %, zu einer Erhöhung der Sterberate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen von 9 %, sowie zu einer Erhöhung der Sterberate an Lungenkrebs um 14 % !!! nach sich ziehen. Ebenso zeigen Untersuchungen, dass eine erhöhte Allergierate durch Luftverschmutzung ausgelöst wird. In letzterem Zusammenhang haben sich übrigens praktisch alle niedergelassenen Kinderärzte unserer Initiative angeschlossen.
Angesichts dieser Tatsachen müssen wir die Schadstoffkonzentration in der Luft soweit wie irgend möglich verringern, um die Erkrankungs- und Sterberate nicht weiter in die Höhe zu treiben !!!

136 Ärzte in Krefeld haben sich bislang zu einer Initiative zusammengeschlossen, um eine Verschlechterung der Krefelder Luft durch ein Steinkohlekraftwerk dieser Dimension zu verhindern. Wir müssen Alternativen für unsere Energieprobleme vorantreiben.
Falls die Firmen Bayer und Trianel ihr Projekt trotz Ablehnung durch den Stadtrat in Krefeld weiter durchzusetzen suchen, sehen wir uns gezwungen, die umliegende Bevölkerung umfassend über die drohenden Gefahren durch dieses überdimensionierte Steinkohlekraftwerk zu informieren, und werden hoffentlich diese Bedrohung der Gesundheit insbesondere von älteren Menschen, Kindern und Kranken durch die Interessenwahrung der betroffenen anwohnenden Menschen abwenden können.

Das hartnäckige Verfolgen - verständlicher - wirtschaftlicher Interessen auf Kosten der Gesundheit der Bevölkerung schadet dem Ruf der Firma Bayer - die für uns als Ärzteschaft eigentlich auch für Innovation und Forschung im Dienste der Gesundheit steht - in unseren Augen enorm.
Wir sind der Meinung, dass gesundheitliche Belange auch bei den Fragen der Energiegewinnung und Produktion vorrangige Beachtung finden müssen.

v.i.S.d.P.R.: Dr. Bernd Kaufmann, Facharzt für Allgemeinmedizin

[LL Reis] Liberty Link Reis

CBG Redaktion

SAVE OUR SEEDS
COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN

Presse Information vom 26. April 2007

Gentechnik-Reis: „BAYER muss Verantwortung übernehmen“

EU soll keine Import-Zulassung für Liberty Link-Reis erteilen

Die Kampagne Save our Seeds sowie die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordern den BAYER-Konzern anlässlich seiner morgigen Hauptversammlung auf, Verantwortung für gentechnische Produkte des Unternehmens zu übernehmen. Weder in den USA noch in Europa zugelassener herbizidresistenter Reis von BAYER („Liberty Link“) war im vergangenen Jahr in amerikanischen Exporten nachgewiesen worden. Die EU und Japan stoppten daraufhin alle Lieferungen aus den USA. Dem Handel sowie den betroffenen Reisbauern entstanden Schäden in dreistelliger Millionenhöhe. BAYER weigert sich bislang, hierfür die Haftung zu übernehmen.

Benny Haerlin von Save our Seeds: „BAYER verweigert jegliche Entschädigung, weil die Verunreinigung ein “Act of God„, also höhere Gewalt, sei. Zuständig für außer Kontrolle geratene Gentechnik-Produkte sind deren Hersteller und nicht Gott. Wer eigenes Versagen als “höhere Gewalt„ entschuldigt, dem sollte die Lizenz zur Herstellung derartiger Produkte entzogen werden. Es ist nicht hinnehmbar, dass Verbraucher und Landwirte hierfür die Zeche zahlen.“ Vor wenigen Wochen war bekannt geworden, dass auch die von der BASF hergestellte Reis-Sorte „Clearfield“ mit Liberty Link-Reis verunreinigt ist. Ihre weitere Aussaat wurde daraufhin verboten. „Ein Hintertreppenwitz der Gentechnikgeschichte“, so Haerlin, „BASF wird BAYER wohl kaum den ‚Act of God‘ abkaufen.“

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Seit Jahren warnen wir davor, dass der Anbau von gentechnischem Saatgut unweigerlich zur Kontamination von herkömmlichem Saatgut führt. Der Umfang der Verunreinigung ist bis heute ebenso unklar wie die gesundheitlichen Risiken für die Verbraucherinnen und Verbraucher.“ Die CBG fordert daher die European Food Safety Authority (EFSA) schriftlich auf, keine Import-Genehmigung für Liberty Link-Reis von BAYER zu erteilen. „Eine Zulassung von Gen-Reis in Europa würde es BAYER und anderen Biotech-Unternehmen ermöglichen, den Anbau von genmodifiziertem Reis gerade in Entwicklungsländern voranzutreiben. Dies würde zwangsläufig zu einer genetischen Kontamination bestehender Reiskulturen führen, die Biodiversität beeinträchtigen und somit die Hauptnahrungsquelle von drei Milliarden Menschen gefährden“, so Mimkes weiter. BAYER hat u.a. in den Philippinen eine Zulassung von Liberty Link-Reis beantragt, was vor Ort auf erbitterten Widerstand stößt.

Die Kritiker werden in der morgigen Hauptversammlung die Nicht-Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat fordern, da diese die Verantwortung für den Gentechnik-Reis-Skandal tragen.

Weitere Informationen:
Brief an die europäische Lebensmittelbehörde EFSA
Kampagne gegen GenReis

[B. Höhn] Kampagne Kohlekraftwerk

CBG Redaktion

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 25. April 2007

Moratorium für Kohlekraftwerke

Von Bärbel Höhn

Die morgendliche Zeitungslektüre dürfte den Chefs der vier großen Energieversorger gehörig auf's Gemüt schlagen. Auf keinem der drei Gebiete, denen die Zukunft der Energiepolitik im Zeichen des Klimawandels gehört, spielen Eon, RWE, Vattenfall und ENBW eine große Rolle: Die Erneuerbaren Energien sind fest in der Hand von Mittelständlern. Bei einer Fortschreibung der momentanen Entwicklung und der Instrumente wird Deutschland in 15 Jahren dreißig bis vierzig Prozent des Strombedarfes aus Erneuerbaren wie Wind, Sonne und Biomasse decken können. Gegenwärtig sind es zwölf Prozent. Der zweite Block - die Stromeinsparung - trifft den Absatz der Stromkonzerne noch stärker: Das wirtschaftlich erschließbare Einsparpotential wird auf dreißig bis fünfzig Prozent des gegenwärtigen Strombedarfs geschätzt.

In einer Übergangszeit werden wir auf Erdgas und Kohle noch nicht verzichten können. Als dritter Pfeiler einer wirksamen und ökonomisch ausgewogenen Klimapolitik kommen hier vor allem Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK) ins Spiel, die heute einen Anteil von zwölf Prozent an der deutschen Stromproduktion ausmachen. Sie produzieren Strom und speisen die Prozesswärme zum Heizen in Nah- oder Fernwärmenetze ein. So werden bei einem Erdgas-Blockheizkraftwerk nur 49 Gramm CO2 pro Kilowattstunde freigesetzt; in einem Braunkohle-Kraftwerk sind es rund 1150 Gramm.

Die Geschäftsgrundlage der großen Stromkonzerne erodiert. Nach und nach gehen die Atomreaktoren vom Netz. Ihr zweites Standbein, die großen Kohlekraftwerke, ist aus Gründen des Klimaschutzes mittel- bis langfristig nicht mehr tragfähig. Wie gehen die Stromkonzerne mit diesen Zukunftsaussichten für ihre börsennotierten Unternehmen um? Sie planen und bauen neue Kohlekraftwerke. Insgesamt sind rund 45 Kohlekraftwerke in Deutschland in Bau oder überwiegend in Planung. Davon der Löwenanteil in der Regie der großen Stromkonzerne. Addiert man den CO2 Ausstoß der Kraftwerke und berücksichtigt man eine durchschnittliche Laufzeit von vierzig Jahren - dann gäbe es im Jahr 2050 durch diese Anlagen noch eine CO2-Altlast von 170 Millionen Tonnen jährlich. Damit wären mehr als achtzig Prozent der angestrebten CO2 Emissionen in Deutschland schon vergeben. Haushalte, Verkehr, Industrie und die übrige Stromerzeugung müssten sich dann mit einem jährlichen Ausstoß von rund 30 Millionen Tonnen CO2 begnügen. Das ist illusorisch!

Aber wir arbeiten doch an „sauberen“ Kohlekraftwerken, sagen die Stromkonzerne. Mit der CCS-Technik werde das CO2 abgeschieden und in unterirdischen Speichern gelagert. Doch Leider ist nicht absehbar, ob diese Technik jemals Marktreife erlangen wird. Neben großen ungelösten Forschungsfragen bei der Endlagerung gibt es wirtschaftliche Bedenken. Alfred Tacke, der Chef des fünftgrößten Stromproduzenten STEAG, spricht deswegen auch von einer Alibi-Technik, die sich in keinem denkbaren Modell rechne. Einer der wenigen Rettungsringe für die Stromkonzerne, der ihren jetzigen Fortbestand unter den Bedingungen des Klimaschutzes rechtfertigen könnte, wird bei näherer Betrachtung immer löchriger.

Deswegen brauchen wir umgehend ein Moratorium für den Bau neuer Kohlekraftwerke, bis geklärt ist, ob die CCS-Technik einsatzfähig ist, was voraussichtlich nicht vor 2020 der Fall sein wird. Bis dahin wird man aber einen großen Teil der fossilen Kraftwerkskapazitäten aus Altersgründen ersetzen müssen. Hier bieten sich neben den Erneuerbaren Energien und der Energieeinsparung die oben beschriebenen effizienten Strom-Wärme-Anlagen an.

Heute kontrollieren die großen Konzerne achtzig bis neunzig Prozent der Stromerzeugung. De facto würde das Moratorium ein Auslaufen ihrer Marktmacht bedeuten. - Und das ist auch gut so! Denn ein ambitionierter Klimaschutz ist mit Eon, RWE, Vattenfall und ENBW schwer möglich. Ihre Gewinne machen sie mit dem Ausstoß von übermäßig viel CO2. Eine ihrer letzten Bastionen sind die großen und ineffizienten Kohlekraftwerke, die sie mit Zähnen und Klauen verteidigen.

Je früher ein Zeichen von der Politik kommt, dass die zentrale Kohleverstromung in Großanlagen aus klimapolitischen Gründen überholt ist, desto mehr Zeit haben die Unternehmen sich zu verändern. Ein entsprechendes Bau-Moratorium würde Eon, RWE & Co eine Verschnaufpause von 15 Jahre geben, um ihre Stromproduktion klimafreundlicher zu gestalten. Wenn die CCS-Technik dann einsatzbereit und sicher sein sollte, muss der Markt entscheiden, ob sich solche Kraftwerke rechnen.

Pipeline

CBG Redaktion

April 20, 2007
Nachrichtendienst der Stadt Monheim am Rhein 134

Stadt geht mit Klage gegen Bayer-Pipeline vor

Widersprüche im Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung

Monheim. Mit einer Klage vor dem Verwaltungsgericht Düsseldorf geht die Stadt jetzt gegen die geplante Kohlenmonoxid-Pipeline der Firma Bayer Material Science AG vor. „Eine abermalige sorgfältige Prüfung hat ergeben, dass wir als Stadt doch Rechtsmittel einlegen können“, erläutert Bürgermeister Dr. Thomas Dünchheim. Eine von der Stadt beauftragte Anwaltskanzlei reichte die Klage am Donnerstag, 19. April, ein.

Prozessgegner der Stadt ist die Bezirksregierung Düsseldorf. Gegen deren Planfeststellungsbeschluss zum Bau und Betrieb der Gas-Pipeline von Köln-Worringen nach Krefeld-Uerdingen richtet sich die Klage. Ziel ist es, den Planfeststellungsbeschluss aufzuheben und damit den Bau der Rohrleitung zu verhindern.

Dafür sieht Dünchheim gute Chancen. „Der Planfeststellungsbeschluss steckt voller Widersprüche. So wird angeführt, die Pipeline sei notwendig, um Arbeitsplätze zu sichern. Tatsache ist aber, dass Bayer die Koksvergasung in Uerdingen schließen will, sobald die Pipeline in Betrieb ginge. Bayer behauptet zwar das Gegenteil, die Schließung der Koksvergasung geht aber aus Seite 473 des Planfeststellungsbeschlusses hervor. Die Pipeline würde also nicht Arbeitsplätze sichern, sondern gefährden“, so der Verwaltungschef.

Die Stadt wird das weitere Vorgehen mit dem Baumberger Landwirt Heinz-Josef Muhr abstimmen, der als von Enteignung bedrohter Grundeigentümer ebenfalls gegen die Pipeline klagt. Geprüft wird zudem, ob das vom Landtag beschlossene Gesetz für den Bau der Rohrleitung verfassungsgemäß ist.

04.04.2007, Stadt Monheim

Gas-Pipeline: Mit Spenden Klagen unterstützen

Stadt richtet Konto ein / Bürgerschaftliches Engagement ist gefragt

Zur Unterstützung von Privatklagen gegen die geplante Kohlenmonoxid (CO)-Pipeline der Firma Bayer hat die Stadt ein Konto eingerichtet. Die Initiative dazu ging vom Haupt- und Finanzausschuss aus.

„Die Stadt selbst darf potentielle Kläger nicht unterstützen. Deshalb ist hier das bürgerschaftliche Engagement gefragt“, erläutert Bürgermeister Dr. Thomas Dünchheim. Spenden können unter Angabe des Verwendungszwecks „CO-Pipeline“ und des Kassenzeichens 20.01.010/429188 bei den ortsansässigen Banken auf die städtischen Konten überwiesen oder an der Information des Rathauses (Rathausplatz 2) bar eingezahlt werden. Eine Spendenbescheinigung ist nicht möglich.

Bankverbindungen der Stadt:
• Stadtsparkasse Düsseldorf, Konto-Nr. 87 006 615, Bankleitzahl 300 501 10
• Raiffeisenbank Rhein-Berg eG, Konto-Nr. 3 093 018 Bankleitzahl 370 695 21
• Deutsche Bank Monheim am Rhein, Konto-Nr. 4 131 777, Bankleitzahl 300 700 10
• Dresdner Bank Langenfeld, Konto-Nr. 6 507 050, Bankleitzahl 300 800 00
• Deutsche Postbank Köln, Konto-Nr. 770-504, Bankleitzahl 370 100 50

CO Pipeline

CBG Redaktion

05.April 2007 Rheinische Post

CO-Pipeline: Bürgermeister kontra Bayer

Bei der dritten Pipeline-Veranstaltung binnen zehn Tagen trafen am Dienstagabend erstmals der Bayer-Projektleiter und Monheims Bürgermeister öffentlich aufeinander. Was als breit angelegter Meinungsaustausch geplant war, entwickelte sich zu einem zweieinhalbstündigen Schlagabtausch zweier Kontrahenten, bei dem die weiteren Podiumsteilnehmer - Jens Geyer (SPD), CDU-MdL Hans-Dieter Clauser, Landwirt Heinz-Josef Muhr und Moderator Dr. Helmut Heymann vom veranstaltenden Baumberger Allgemeinen Bürgerverein - überwiegend Statistenrollen übernahmen.
In einem 45-minütigen Vortrag erläuterte Bürgermeister Dr. Thomas Dünchheim den gut 120 Zuhörern seine starken Bedenken zur Kohlenmonoxid-Pipeline. Projektleiter Werner Breuer von Bayer Material Sciences konterte in 40-minütiger Rede. Dünchheim stört besonders, dass die Stadt nach Verabschiedung des Planfeststellungsbeschlusses im Februar 2007 nun keine Möglichkeit mehr hat, rechtlich dagegen vorzugehen: „Das ärgert mich maßlos.“

Horror-Szenario: 29 000 Tote
Schließlich gebe es bei der städtischen Bauleitplanung immer wieder Möglichkeiten, rechtliche Schritte einzusetzen. „In diesem Fall müssen wir das alles schlucken“, so ein sichtlich ,angefressener‚ Bürgermeister, der in seinen Wortbeiträgen häufig auch die polemische Keule herausholte. So bezeichnete er den gutachterlich festgelegten Schadenskorridor mehrfach als „Todesstreifen, aus dem die Feuerwehr nicht rettet, sondern birgt“, und skizzierte ein Maximal-Horror-Szenario von 29 000 Toten im Falle eines Störfalls.
Sein Kontrahent vom Leverkusener Chemieunternehmen versuchte abermals - sein Vortrag glich dem, den er bereits vor zehn Tagen bei einer Veranstaltung der SPD gehalten hatte - die Vorzüge des Werkstoffs CO für Wirtschaft und Gesellschaft hervorzuheben und verwies auf die Sicherheitsstandards, die Bayer beim Bau einhalte. An diesem Punkt hakte der Bürgermeister vehement ein. „Alles, was im Planfeststellungsverfahren nicht ausdrücklich festgelegt ist, muss nicht eingehalten werden, sei es von Bayer oder einem nachfolgendem Betreiber“, so Dünchheim, der davor warnte, dass ein möglicher Nachfolger die Sicherheitsstandards auf ein gefährliches Maß zurückfahren könnte, ohne damit gültiges Recht zu verletzen.
Bayer-Mann Breuer verneinte dieses Szenario in Hinblick auf die Aufsichtspflicht der Bezirksregierung. Die Angst vor unabwägbaren Sicherheitsrisiken bestimmten dennoch die Wortbeiträge der Bürger zur Pipeline. Die abstrakten Risiken wie ein Unfall mit einem Tanklaster oder gar terroristische Anschläge kamen zur Sprache. Ein Anwesender forderte gar den Luftraum über der Gänselieselstadt zu sperren. Seine Frage, warum auch nach dem Scheitern der Propylenleitung weiterhin an der rechtsrheinischen Trasse festgehalten werde, beantwortete ein weiterer Zuhörer gleich selbst: „Bei dem öffentlichen Interesse zum jetzigen Zeitpunkt würden sie eine neue Trassenführung nicht mehr genehmigt bekommen.“
Die Stadt will nach Dünchheims Ausführungen nun drei Strategien fahren, die einen Betrieb der Pipeline noch verhindern sollen. So unterstützt die Stadt den Privatkläger Heinz-Josef Muhr, der durch alle Instanzen gehen will, nach Kräften. Gegen die vorzeitige Besitzeinweisung des Betreibers wird einstweiliger Rechtsschutz beantragt. Weiterhin prüft die Stadt eigene rechtliche Möglichkeiten gegen den Planfeststellungsbeschluss. VON KARSTEN SANDER

07.04.2007, Rheinische Post

Monheim: Spenden kontra Pipeline

Die Konfrontation zwischen der Stadt mit Bürgermeister Thomas Dünchheim (CDU) an der Spitze und dem Bayer-Konzern ist um eine weitere Facette reicher.
Zur Unterstützung von Privatklagen gegen die geplante Kohlenmonoxid (CO)-Pipeline des Konzerns hat die Stadt nun ein Konto eingerichtet. Die Initiative dazu ging vom Hauptausschuss des Stadtrates aus. „Die Stadt selbst darf potentielle Kläger nicht unterstützen. Deshalb ist hier das bürgerschaftliche Engagement gefragt“, sagt Dünchheim.
Spendenwillige Bürger können unter Angabe des Verwendungszwecks „CO-Pipeline“ und des Kassenzeichens „20.01.010/429188“ Geld auf die städtischen Konten überweisen oder an der Information des Rathauses (Rathausplatz 2) bar einzahlen. Eine Spendenbescheinigung ist jedoch nicht möglich.

23.03.2007 Rheinische Post

Monheim: Streit um Pipeline

Einen Schulterschluss aller Ratsfraktionen wird es beim Thema Kohlenmonoxid-Pipeline des Bayer-Konzerns nicht geben. Das wurde in der Ratssitzung am Mittwochabend deutlich. Mit harschen Worten attackierte Peto-Fraktionschefin Lisa Riedel die Sozialdemokraten, weil die für heute den zuständigen Bayer-Projektleiter nach Monheim zu einem öffentlichen Info-Abend in die OHG-Kulisse (Berliner Ring, 18.30 Uhr) eingeladen hatten. „Sie machen sich damit zu Handlangern profit-orientierter Konzerninteressen“, schleuderte die Nachwuchs-Politikerin den verdutzt drein schauenden Sozialdemokraten entgegen. „Wir wissen wirklich nicht, was die Bayer-Vertreter qualifizieren soll, über die Gefahren ihrer eigenen Pipeline aufzuklären“, präzisierte die Peto-Frontfrau ihre Vorwürfe. Kritik übte auch CDU-Fraktionsboss Dr. Ulrich Müller. Die Zusammenarbeit der Fraktionen beim Pipeline-Thema sei derzeit noch „mangelhaft“.

PETO-Blatt Nr. 37 für den Monat Februar 2007, http://www.peto.de

Propylen ist uns zu gefährlich!

Bayer hat beantragt, zwei Gasleitungen über das Monheimer Stadtgebiet zu verlegen. Durch die eine soll druckverflüssigtes Propylen von Dormagen nach Duisburg-Meiderich und durch die andere Kohlenmonoxid von Köln-Worringen nach Krefeld-Uerdingen gepumpt werden.
Hinweis: die Planungen für die Propylen-Leitung wurde mittlerweile gestoppt; Bayer hält aber am Bau der CO-Pipeline fest

Der Weg der Leitungen
Die Trasse führt vom Werksgelände der „Bayer Industry Services“ in Dormagen bei Stromkilometer 710,7 einmal quer durch den Rhein. Sie durchstößt sowohl den alten Leitdeich im Monheimer Rheinbogen als auch den neuen Deich mit seiner eingebauten Dichtwand und trifft im Bereich Alfred-Nobel-Straße auf die Bleer Straße. Die Leitungen verlaufen dann einige Meter nördlich der Alfred-Nobel-Straße Richtung Osten, passieren die südliche Seite des Monbag-Sees und laufen nördlich am Laacher Hof vorbei, bevor sie die Autobahn 59 unterqueren. Anschließend werden die Rohre auf der Langenfelder Seite parallel zur Autobahn 59 in Richtung Norden geführt. Etwa in Höhe der Autobahnausfahrt Baumberg/Richrath unterquerten die Leitungen ein zweites Mal die Autobahn 59, um dann auf der Baumberger Seite weiter Richtung Norden zu laufen. Am Neuverser Hof vorbei gehen sie dann Richtung Düsseldorf. Dabei umrunden die Leitungen das gesamte Monheimer Stadtgebiet von Blee im Süden bis Baumberg im Norden.

Alle sind gegen das Projekt
Im Rahmen einer so genannten „Beteiligung der Träger öffentlicher Belange“ hat die Monheimer Stadtverwaltung schon mehrmals Stellung zu den Plänen bezogen und wiederholt schwere Bedenken geltend gemacht. Auch andere Städte im Kreis Mettmann sowie der Kreis Mettmann selbst wehren sich gegen das Projekt. Betroffen sind neben Monheim vor allem die Städte Erkrath, Hilden, Langenfeld und Ratingen. In einer Sitzung des Monheimer Stadtrats am 16.11.2006 haben sich alle Fraktionen gegen die Planungen ausgesprochen und die Stadtverwaltung noch einmal ausdrücklich beauftragt, sich den Bedenken des Kreises Mettmann gegenüber der Bezirksregierung Düsseldorf anzuschließen. Wir sind mit den anderen im Stadtrat vertretenen Fraktionen und dem Bürgermeister also einer Meinung: Der Bau der geplanten Leitung muss in dieser Form verhindert werden. Doch trotzdem könnte die zuständige Bezirksregierung eine Verlegung der Rohre genehmigen.

Unsere Postkartenaktion
Auf den Regierungspräsidenten, der die Bezirksregierung leitet, wollen wir zusätzlichen Druck über unsere Postkartenaktion ausüben. In einer Auflage von 5.000 Stück verteilen wir gerade bzw. haben wir schon Protestpostkarten an besonders betroffene Monheimer und Baumberger Haushalte verteilt. Wir hoffen, dass möglichst viele Menschen die vorbereiteten Postkarten an den Regierungspräsidenten abschicken! Dort wird sowohl über die Bau- als auch die Betriebsgenehmigung für beide Leitungen entschieden und dort müssen die Risiken, die die Pipelines bergen, angemessen berücksichtigt werden. Die Postkarten werden im Monheimer Süden, im Musikantenviertel und im Baumberger Österreichviertel verteilt. Natürlich können sich auch alle übrigen Monheimerinnen und Monheimer beteiligen. Zu diesem Zweck liegen zusätzliche Postkarten im PETO-Fraktionsbüro im Rathaus bereit. Die Postkarten zeigen eine Nachtaufnahme des Chemieparks Dormagen mit dem Slogan „Propylen ist uns zu gefährlich!“. Auf der Rückseite lässt sich dann ein kurzer Brief an den Düsseldorfer Regierungspräsidenten Jürgen Büssow unterzeichnen. Darin heißt es unter anderem: „Propylen ist hochexplosiv, Kohlenmonoxid hochgiftig. Dennoch sollen beide Gase demnächst in einer Pipeline durch Monheim geführt werden. (...) Ich fordere Sie (...) auf, als zuständige Behörde dem Bayer-Konzern die nötigen Genehmigungen zu versagen.“ Ganz bewusst haben wir die Maximalforderung nach einem Stopp des Pipelinebaus in die Aktion einbezogen, denn vor allem was die Kohlenmonoxidleitung betrifft, hat Bayer standorttechnische Alternativen, die einen Transport des Gases überflüssig machen würden. Die Karten enthalten neben grundlegenden Informationen zum Pipelineprojekt auch Wissenswertes über die Stoffen Propylen und Kohlenmonoxid. Zusätzliche Postkarten sind im PETO-Fraktionsbüro im Monheimer Rathaus erhältlich. Es befindet sich in Raum 132 eine Etage über dem Bürgerbüro und ist jeweils mittwochs und donnerstags von 12.40 bis 14.40 Uhr geöffnet.

Der offene Brief an die Landtagsabgeordneten
Im Vorfeld der Verteilung unserer Protestpostkarten haben wir uns in einem offenen Brief an die Landtagsabgeordneten für den südlichen Kreis Mettmann gewandt. Das dreiseitige Schreiben ist von den sieben Ratsmitgliedern der PETO-Fraktion im Monheimer Stadtrat unterzeichnet. Wir haben es Ende Januar an Hans-Dieter Clauser (CDU), den einzigen Landtagsabgeordneten, der tatsächlich aus dem südlichen Kreis Mettmann stammt, sowie an Claudia Nell-Paul (SPD), Dr. Robert Orth (FDP) und Monika Düker (Bündnis ‘90/Grüne), die für ihre Fraktionen den Wahlkreis Monheim/Langenfeld betreuen, abgeschickt. In unserem Brief machen wir darauf aufmerksam, dass wir gemeinsam mit den Vertretern aller anderen Monheimer Parteien gegen den Pipeline-Bau sind und im Stadtrat auch schon ein entsprechender Beschluss gefasst worden ist. Im Landtag ist die Situation jedoch eine andere: Alle Landtagsfraktionen haben für das Projekt gestimmt. Aus den Protokollen zum Gesetzgebungsverfahren für das „Gesetz über die Errichtung und den Betrieb einer Rohrleitungsanlage zwischen Dormagen und Krefeld-Uerdingen“ geht beispielsweise hervor, dass keine einzige Fraktion und auch keine Abgeordnete oder ein Abgeordneter Bedenken geäußert hat. Der Minister Herr Prof. Dr. Pinkwart hat es nicht einmal für nötig gehalten, eine Einbringungsrede zum Gesetzentwurf vorzutragen. Weder in der Plenarsitzung noch im Ausschuss für Wirtschaft, Mittelstand und Energie hat es eine einzige Nachfrage oder Wortmeldung zum Thema gegeben. Dabei würden wir uns wünschen, dass die Abgeordneten in Düsseldorf sich genauso engagiert für höhere Sicherheitsstandards einsetzen wie ihre Parteifreunde in Monheim und in anderen betroffenen Städten.

Die Gefahren (Kohlenmonoxid)
Beide Gase, die durch die Leitungen fließen sollen, sind sehr gefährlich und könnten bei einem Unfall in großen Mengen austreten. Je nach Größe der Austrittsstelle wären unterschiedlich viele Menschen betroffen, bei einem Vollbruch bis zu 17.000 Monheimerinnen und Monheimer! In mehreren Gutachten hat der Rheinisch-Westfälische TÜV (RWTÜV) die Gefahrenpotentiale, die von den beiden Leitungen ausgehen, untersucht. In einem Gutachten vom 06.06.2005 unter dem Titel „Auswirkungen von Lecks und einem Vollbruch in der Kohlenmonoxid-Leitung von Köln-Worringen nach Krefeld-Uerdingen“ wird dargestellt, dass Störungen des bestimmungsgemäßen Betriebs mit kleineren Freisetzungen nicht ausgeschlossen werden. Was mögliche Freisetzungsszenarien betrifft, wurde sowohl der Fall eines Vollbruchs als auch der Eintritt eines Lecks von 20 mm Größe untersucht. Bei einem Vollbruch würde sich das Kohlenmonoxid, das mit einem Betriebsdruck von etwa 40 bar in der Leitung vorhanden ist, je nach Ausbreitungsbedingungen (Wind, Wetter, topographische Lage) und je nach Schieberabstand bis zu einem Radius von 1.200 Metern von der Unfallstelle entfernt so konzentriert ausbreiten, dass es tödlich wirkt. Besonders wichtig ist dabei die Lage der so genannten Schieber. Dabei handelt es sich um Absperrstationen, an denen die Leitung geschlossenen werden kann. In einem Störfall würde sich dann nicht die ganze Leitung entleeren, sondern nur der Bereich zwischen zwei geschlossenen Schiebern. Je kleiner der Abstand zwischen diesen Verschlussstellen ist, desto weniger Gas tritt natürlich aus. Leider sind die Abstände der einzelnen Absperrstationen sehr groß. Die Feuerwehren im Kreis Mettmann weisen darauf hin, dass die Rohrleitungen mit zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen ausgerüstet werden müssen, um die Ausbreitungsradien der Gase zu verringern. Für den Fall eines kleinen Lecks von nur 20 mm Durchmesser geht das Gutachten des RWTÜV immer noch von einer tödlich-giftigen Kohlenmonoxid-Atmosphäre in einem Radius von bis zu 230 Metern aus. Da bei einem möglichen Störfall natürlich nicht klar ist, wie viel Kohlenmonoxid sich ausbreitet und in welche Richtung der Wind es weht, hat auch die Feuerwehr ein Problem. Der Eigenschutz der Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen ist mangels entsprechender Ausrüstung schlicht nicht gewährleistet. Die Einsatzkräfte könnten sich der Unfallstelle nicht nähern, ohne sich unkontrolliert in einen tödlich-giftigen Bereich hineinbegeben zu müssen.

Die Gefahren (Propylen)
Die Propylenleitung wurde vom RWTÜV gleich in zwei Gutachten untersucht. Das eine ist vom 14.12.2004 und hat den Titel „Betrachtung der Auswirkungen von Störfällen in der Sektion 4, 5 oder 9 der Propylenpipeline“, das andere heißt „Auswirkungen von Lecks und einem Vollbruch in der Sektion 5 der Propylenpipeline“ und wurde am 18.03.2005 fertig gestellt. Die Freisetzungsszenarien sind hier sehr ähnlich zu den bei der Kohlenmonoxid-Leitung untersuchten. Ein besondere Gefahr ist hier jedoch die hohe Explosivität des Gases. Sollte aus einem kleinen Leck von 20 mm Durchmesser Propylen austreten, könnte eine Zündquelle innerhalb eines Radius von 350 Metern bereits eine Explosion verursachen. Eine solche Zündquelle kann grundsätzlich jedes Kraftfahrzeug darstellen, aber auch eine alte Straßenlaterne oder ein anderes elektrisches Gerät. Die Explosion aufgrund des kleinen Lecks würde die kaputte Propylenleitung dann noch weiter zerstören und könnte ihrerseits einen Vollbruch verursachen, bei dem dann noch mehr Propylen austritt und verbrennt. Für einen Vollbruch der Leitung haben die Ingenieure des RWTÜV Austrittsradien von 1.720 bis 2.500 Metern berechnet. Das druckverflüssigte Propylen wird bei einem Austritt sofort wieder gasförmig. Es breitet sich innerhalb von 45 Sekunden im Gefahrenbereich aus. Das bedeutet auch, dass lediglich 45 Sekunden zur Evakuierung des Gebiets zur Verfügung stünden. Auch hier ergibt sich für die Feuerwehr das Problem des Eigenschutzes bei einem möglichen Einsatz. Er wäre nicht gegeben.

Wir wollen keine unbegründeten Ängste schüren und keine Panik verbreiten,
aber die Gefahren, die von der geplanten Leitung ausgehen, sind ernst und wir finden, dass man dem Bau der Trasse nicht tatenlos zusehen darf. Weder die Monheimer Feuerwehr noch eine andere Feuerwehr im Kreis Mettmann ist für einen Störfall an den Gasleitungen ausgerüstet. Die Evakuierungszeiten, die einzuhalten wären, entbehren jeder Realität. Die Feuerwehren im Kreis Mettmann fordern in einer gemeinsamen Stellungnahme, dass die Sicherheitsmaßnahmen (Schieberabstände, Lecksicherheit) der Rohrleitungen in den bewohnten Bereichen aufgerüstet werden müssen. Außerdem müsste eine speziell ausgerüstete Werkfeuerwehr zur Verfügung stehen, die zur Unterstützung im Gefahrfall herangezogen werden könnte. Natürlich wäre es noch viel besser, wenn die Leitung erst gar nicht gebaut würde.

Fragen und Anregungen
Eure bzw. Ihre Fragen oder Anregungen zum Thema sind uns sehr wichtig. Wir haben deshalb eine spezielle E-Mail-Adresse eingerichtet. Sie lautet:
--> propylen@peto.de

Ärzteinitiative

CBG Redaktion

Ärzte Zeitung, 04. April 2007

Ärzte Initiative gegen Uerdinger Kohlekraftwerk

Allgemeinarzt fürchtet Zunahme von Atemwegs-Erkrankungen und Allergien / Anzeige im Lokalblatt

Auf ungewöhnliche Weise trat eine Ärzte-Initiative gegen den Bau des geplanten Kohlekraftwerkes in Uerdingen an die Öffentlichkeit. „Danke! 135 Krefelder Ärzte danken den Politikern für ihren Mut, gegen das geplante Kohlekraftwerk zu stimmen und für ihr Votum für bessere Luft- und Lebensqualität in Krefeld“, so lautete der Text der Anzeige im Lokalblatt „Extra-Tipp“.

Der Protest der Ärzte hatte Erfolg. Die Mehrheit der Politiker stimmte im Rat der niederrheinischen Stadt gegen den geplanten Bau des Steinkohlekraftwerks im Ortsteil Uerdingen. Ins Leben gerufen hatte die Ärzte-Initiative der Krefelder Allgemeinmediziner Dr. Bernd Kaufmann.
„Wir wollen auf die Gesundheitsrisiken durch Schadstoffbelastung in der Luft aufmerksam machen, die durch ein Kohlekraftwerk entstehen“, sagte der niedergelassene Arzt. Auch Umweltschützer und Bürgerinitiativen hatten sich gegen die Pläne der Trianel-Gruppe, auf dem Bayer-Werksgelände ein Steinkohlekraftwerk zu errichten, engagiert. Viele Krefelder Politiker waren zunächst für den Bau, sie erhofften sich Mehreinnahmen bei der Gewerbesteuer.
Zwar hatten die Verantwortlichen immer wieder betont, es handele sich um ein umweltfreundliches Kohlekraftwerk, doch der Widerstand der Anwohner wuchs. Als vor wenigen Wochen die Vereinten Nationen ihre Klimastudie veröffentlichten, änderten die großen Parteien schließlich ihre Meinung und lehnten die Pläne mit Stimmen von CDU, SPD und Grünen ab.
Kaufmann wurde durch einen Patienten auf die Gefahren aufmerksam. Der Mediziner betreute den Vorsitzenden des Niederrheinischen Umweltschutzvereins Ulrich Grubert, der aus Protest gegen den geplanten Kraftwerksbau in Hungerstreik getreten war.

Physiker warnte vor den Belastungen
„Herr Grubert ist Physiker und hat mir deutlich vor Augen geführt, dass auch dieses angeblich umweltfreundliche Kohlekraftwerk erhebliche Belastungen verursacht. Ich musste einfach etwas unternehmen“, sagt er. Gemeinsam mit Kollegen und Freunden schrieb Kaufmann Kollegen in Krefeld und Umgebung an und bat um ihre Unterschrift zur Unterstützung. Zuvor hatte er Studien zum Thema ausgewertet. Er ist sich sicher, dass der Anteil von Schwebstaub in der Luft die Gesundheit der Menschen direkt beeinflusst.
„Unsere Region zählt ohnehin schon zu denen, die stark belastet sind“, sagt Kaufmann. Die Folge seien vermehrt auftretende respiratorische Erkrankungen und Allergien. „Wenn auch noch das Kohlekraftwerk gebaut würde, käme es zu einer erhöhten Morbidität und Mortalität. Das ist sicher“, sagt er. Die Unterschriftensammlung veröffentlichte Kaufmann im Internet unter www.uerdinger-kohlekraftwerk.de. Einen ersten Erfolg kann er bereits verbuchen: Der Rat der Stadt hat sich gegen den Bau des Kohlekraftwerks ausgesprochen und stattdessen ein Gaskraftwerk vorgeschlagen. „Mit einem Gaskraftwerk könnte ich gut leben“, so Kaufmann.
Am Ziel sehen er und seine Mitstreiter sich erst, wenn die Pläne für das Kohlekraftwerk auch von den Tischen der Bezirks- und Landesregierung sind. Für den Bau in Uerdingen muss die Stadt Bebauungspläne ändern. Ein Bau des Steinkohlekraftwerks in Krefeld ist jetzt ausgeschlossen. Noch ist aber nicht entschieden, ob es in einer anderen Stadt der Region gebaut wird. „Bis das geklärt ist, bleibt die Initiative bestehen und kämpft weiter für eine gesunde Umwelt“, sagt Kaufmann.

Danke!

135 Krefelder Ärzte danken den Politikern für den Mut, sich gegen das Uerdinger Kohlekraftwerk zu entscheiden!
Wir freuen uns über ein Votum für gute Luft- und Lebensqualität in Krefeld!
Gesundheit
ist unser höchstes Gut!
Krefelder Ärzteinitiative
(www.uerdinger-kohlekraftwerk.de)

[CO Pipeline] Kohlenmonoxid Pipeline

CBG Redaktion

Presse Information vom 3. April 2007
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Umstrittene Kohlenmonoxid-Pipeline: „Keine Rechtsgrundlage für Enteignungen vorhanden“

mangelnde Informationspolitik der Firma BAYER in der Kritik / Bau modernerer Anlage gefordert

Nach Ansicht der Coordination gegen BAYER-Gefahren existiert kein öffentliches Interesse an dem Bau einer Kohlenmonoxid-Pipeline von Dormagen nach Uerdingen. Hierdurch entfalle die Rechtsgrundlage für das umstrittene Projekt, für das noch keine Betriebsgenehmigung vorliegt. „Spätestens seit dem Aus der geplanten Propylen-Leitung ist die Argumentation des BAYER-Konzerns und der Landesregierung hinfällig. Denn die erhöhte Gefahr für die Anwohner und die notwendigen Enteignungen wurden mit Vorteilen für das Allgemeinwohl gerechtfertigt. Tatsächlich liegen dem Bau der Kohlenmonoxid-Pipeline aber privatwirtschaftliche Interessen zu Grunde“, so Philipp Mimkes, Sprecher der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG).

Die Pipelines für Propylen und Kohlenmonoxid hatten über weite Strecken gemeinsam verlegt werden sollen. Da Propylen größtenteils per Schiff und Bahn transportiert wird, hätte der Bau einer Rohrleitung zu verringerten Emissionen und Transportrisiken geführt. Trotz bestehender Genehmigung verzichtete das Betreiberkonsortium aber kürzlich auf das Projekt. Das hochgiftige Kohlenmonoxid hingegen wird nicht auf Straßen oder Wasserwegen transportiert. Die geplante Pipeline soll lediglich für eine bessere Auslastung der Anlagen in Dormagen und Uerdingen sorgen.

In Uerdingen setzt BAYER für die Kohlenmonoxid-Produktion eine veraltete, energieintensive Technik ein. Im November musste die Anlage nach einem Brand wochenlang stillgelegt werden. „Statt Kohlenmonoxid über große Entfernungen zu leiten sollte BAYER in Uerdingen eine moderne Produktionsanlage bauen. Hierdurch ließe sich zum einen der Ausstoß von Treibhausgasen verringern. Zum anderen könnte die Gefährdung der Anwohner der Pipeline verhindert werden“, so Mimkes weiter.

Monheims Bürgermeister Dr. Thomas Dünchheim wirft dem Unternehmen „Erpressung“ vor. BAYER hatte ihn aufgefordert, binnen acht Tagen eine so genannte Eintragungsbewilligung zu unterzeichnen und andernfalls ein Enteignungsverfahren einzuleiten.

Die öffentlichen Feuerwehren der betroffenen Städte monieren, dass sie für Unfälle mit Kohlenmonoxid in keinster Weise gerüstet sind. Laut einer Studie des Kreises Mettmann könnten durch ein Zwei-Zentimeter-Loch tausende Menschen gefährdet werden. Mehrere Kommunen kündigten finanzielle Hilfen für Bürger an, die gegen die BAYER-Pipeline klagen wollen. Zwar hat der Konzern bereits mit dem Bau der Pipeline begonnen, eine Betriebsgenehmigung steht aber noch aus – unter anderem weil BAYER bis heute keinen Gefahrenabwehrplan für die Feuerwehr vorgelegt hat. Die Anwohner der geplanten Trasse erfuhren erst im vergangenen Jahr von dem Vorhaben - aus der Presse.

weitere Informationen:
Pipeline, Giftmüll, Bürgersorge
Weiterhin harsche Kritik an CO-Pipeline
CO-Pipeline von Bayer: „Das ist Erpressung“

[HV Reden] STICHWORT BAYER 02/2007

CBG Redaktion

KritikerInnen fragen, BAYER antwortet nicht

Die Schadensbilanz 2006

Was im Einzelnen geschah: Die Hauptversammlung in Großaufnahme

Von Jan Pehrke

BAYER-Vorstand Werner Wenning beantwortet die Fragen der Konzern-KritikerInnen nicht persönlich, dafür hat er seine Leute. Hinter der Bühne der Kölner Messehalle verbirgt sich ein 50-köpfiger „Back Office“, der dem Chef die richtigen Repliken einflüstert und ihm die zur Umgehung der Wahrheit nötigen rhetorischen Textbausteine liefert. Da wird aus einem 203 Millionen schwerem Steuergeschenk schon mal gerne ein „normaler betriebswirtschaftlicher Vorgang“ der „steuerlichen Berichtigung“. Vom Gen-GAU mit dem LL601-Reis drang auch nichts auf die Rückseite des „Science for a better life“-Bühnenbildes, obwohl es sinnfällig gewesen wäre. „Die Zusammensetzung des Proteins ist gründlich geprüft“ und „Das Unternehmen hat verantwortlich gehandelt“ gaben die Stimmen aus dem Hintergrund Wenning stattdessen ein.

Und immer wenn es Erklärungsbedarf wegen Ermittlungen gegen BAYER gab, wie im Falle des Nebenwirkungen wie Nierenversagen, Herzinfarkt und Schlaganfall verursachenden Medikamentes TRASYLOL, hieß es verbrämend: „Wir arbeiten eng mit den Arzneimittelbehörden zusammen“. Hubert Ostendorf von der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hatte das Thema auf die Tagesordnung gesetzt. Er informierte die AktionärInnen über eine Untersuchung, nach der das bei Bypass-OPs zur Blutstillung eingesetzte Medikament das Schlaganfallrisiko um 181 Prozent erhöht und die Wahrscheinlichkeit einen Herzinfarkt oder eine Gehirnkrankheit zu bekommen verdoppelt. „Eine ernste Situation“, nannte das der Mediziner Dennis Mangano Ostendorf zufolge. Wenning hingegen vermochte den Ernst der Lage nicht zu erkennen. Als „nicht verlässlich“ apostrophierte die Studie - die PatientInnen waren also offenbar nur auf dem Papier gestorben.
„Wir kooperieren mit den Wettbewerbsbehörden“, das versicherte der Große Vorsitzende auch Ralf-Jochen Ehresmann, der bei den Hauptversammlungen regelmäßig die Kartellverstöße des Multis thematisiert und dieses Mal von Preisabsprachen beim Potenzmittel LEVITRA berichtete. Auch die unlautere Werbung für das Lifestyle-Präparat zwang BAYER nach Angaben Ehresmanns rund um den Globus zu diversen „Kooperationen“. So schritten in Australien, den USA und Brasilien staatliche Stellen gegen die Pillen-Propaganda ein. Im Fall „Brasilien“, wo der Konzern während der Fußball-WM kostenlos LEVITRA verteilt hatte, gab sich Werner Wenning reumütig. Die Aktion wurde gestoppt, weil es sich um eine „nicht abgestimmte Verteilung“ gehandelt habe, gestand er. Auch eine Überarbeitung der homepage des Mittels gegen „erektile Dysfunktion“ räumte der Vorstandsvorsitzende ein. Ansonsten ließ er aber auf die „Seriösität der LEVITRA-Werbung“ nichts kommen, deren Aggressivität der Zielgruppe ja nur die Scheu vor dem Arzt-Besuch nehmen solle. Seinen AktionärInnen gegenüber redete der BAYER-Mann dann später Klartext. „Eine mehr auf den Konsumenten zugeschnittene Ansprache“ hätte die Verkaufszahlen für das Präparat nach oben getrieben.
So deutliche Worte hätte Jens Elmer vom EINE WELT NETZ NRW sich auch zur Kinderarbeit gewünscht. „Seit vier Jahren verstößt BAYER gegen die eigenen Zusagen“, empörte sich Elmer, immer noch arbeiteten Minderjährige 12 Stunden in senkender Hitze und oft noch in Schuldknechtschaft bei den Zulieferern von BAYERs indischer Saatgut-Tochter PROAGRO. „Die jahrelangen Vorwürfe des EINE WELT NETZ NRW zeigen, wie wenig Sie sich vor Ort mit den Aktivitäten von BAYER beschäftigt haben. Sonst wüssten Sie von den Erfolgen“, antwortete das „Back Office“ durch das Medium Wenning und pries wider besseren Wissens wieder einmal das Sanktionssystem des Multis und sein bildungspolitisches Engagement in der Region.
Aber nicht nur in Sachen „Kinderarbeit“ und „genereller Marktrückzug von Ackergiften der Gefahrenklasse I“ musste sich der Konzern von Elmer Wortbrüche vorhalten lassen. Auch die Zusage, den Vertrieb der Pestizid-Wirkstoffe Parathion Methyl (Produktname: FOLIDOL) und Monocrotophos einzustellen, hielt der Agro-Riese nicht ein. „Stoppen Sie endlich den Verkauf hochgefährlicher Pestizide!“, appellierte der Aktivist deshalb an den Vorstand und bekräftigte seine Forderung mit Protest-Unterschriften von 2.600 Einzelpersonen und 154 Organisationen aus 35 Ländern.
CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes übernahm es schließlich, der Hauptversammlung den genauen Wortlaut des von BAYER gegebenen Versprechens über den Stopp von Klasse-I-Agrochemikalien zu präsentieren und Werner Wenning so Lügen zu strafen. Auch sein Gedächtnis zum Pestizid Endosulfan, das der Profit-Profi gar nicht mehr in BAYER-Produktion wähnte, frischte Mimkes wieder auf. Als der CBGler auf die zahlreichen Störfälle von Baytown über Belford Roxo bis Uerdingen und Dormagen zu sprechen kam, schaltete der Vorstandsvorsitzende auf Autopilot. BAYER befände sich mal wieder „in enger Absprache mit den Behörden. Sogar einige neue Sicherheitsparameter gönnte sich das Unternehmen, aber allzu viel Hoffnung machte Wenning Philipp Mimkes nicht. „Leider kann, wie bei vielen Dingen im Leben, ein Restrisiko nie ganz ausgeschlossen werden“. Darum hüllte er sich wohl auch zur von BAYER geplanten, 67 km langen Kohlenmonoxid-Pipeline von Dormagen nach Uerdingen in Schweigen, welche ob ihres Gefahrenpotenzials Monheim und andere neben der Strecke liegende Städte in Aufruhr versetzt, wie Mimkes darlegte. Die 16.000 Kilometer lange, von Australien bis zu BAYERs Rückstandsverbrennungsanlagen in Dormagen und Leverkusen reichende Giftmüll-Pipeline bezeichnete der Konzernchef dagegen als längsten Umweltschutzbeitrag der Welt, da die Öfen des Unternehmens „den modernsten Standards entsprechen“. Die Verbal-Akrobatik von Wennings Hintermännern und -frauen ereichte allerdings im Fall „Fritz ter Meer“ ihren Höhepunkt. Philipp Mimkes hatte in seiner Rede die alljährlichen Kranzniederlegungen auf dem Grab des ehemaligen IG-FARBEN-Vorstandes kritisiert, den die Alliierten nach 1945 wegen der Ausbeutung von SklavenarbeiterInnen und Plünderungen als Kriegsverbrecher zu sieben Jahren Haft verurteilt hatten. Wenning beschied ihm nun, die Ehrung galt gar nicht ihm, sondern seinem Vater Edmund Ter Meer, dem Gründer einer Vorläuferfirma von BAYER. Das kann ja schon mal vorkommen, dass einem auf der letzten Ruhestätte einer großen Familie mal ein Kranz verrutscht und in gefährliche Nähe zur Grabplatte eines NS-Mittäters gerät, meinte der Vorstandschef offensichtlich. Und so wenig wie der Pharma-Riese an diesem Freitag im April willens war, seine Vergangenheit zu bewältigen, so wenig war er auch bereit, sich den sozialen, politischen und ökologischen Folgen seines heutigen Handelns zu stellen.

[Zigaretten] STICHWORT BAYER 02/2007

CBG Redaktion

Chemikalien in Zigaretten

Blauer BAYER-Dunst

„Ist der Ruf erst ruiniert, dann lebt es sich ganz ungeniert“, denken sich die Zigaretten-Hersteller und machen aus den Glimmstengeln wahre Gift-Cocktails. Auch an BAYER-Pestiziden dürfen die RaucherInnen ziehen.

Von John Jonik (USA)

Zigaretten enthalten Dutzende von Zusatzstoffen. So umfasst eine vom deutschen Verbraucherschutzministerium herausgegebene Aufstellung unter anderem Rum, Lakritze, Zucker, Glycerin, Zellulose, Alkohol, Milchsäure, Vanille und getrocknete Früchte. Um besonders Jugendlichen das Rauchen schmackhaft machen, werden Zigaretten mit Kakao, Honig und Aromen versüßt. Zusätze wie Menthol und Ammoniak verstärken die Sucht, indem sie den Hustenreiz lindern und die Nikotinaufnahme erhöhen. In den USA muss eine Zigarette nicht einmal mehr Tabak enthalten – der Geschmack lässt sich mit Zellulose und Aromastoffen vollständig simulieren.
Wenig bekannt ist, dass sich im Zigarettenrauch auch radioaktive Elemente wie Polonium finden. Denn Tabakpflanzen nehmen über Düngemittel radioaktives Blei auf, das zu dem hochgefährlichen Polonium zerfällt. Der Stoff setzt sich im Lungengewebe fest und verstrahlt über Jahre hinweg das umliegende Gewebe – im Tierversuch wurde hierdurch Lungenkrebs ausgelöst. In den Prozessen gegen die amerikanische Tabakindustrie kam heraus, dass den Zigarettenherstellern die Polonium-Kontamination seit langem bekannt ist und sie schon in den 50er Jahren Geheimstudien über die radioaktiven Gefahren von Tabakrauch erstellt hatten.
Weitere hochgefährliche Inhaltsstoffe von Zigaretten sind Pestizide. Tabakpflanzen gehören zu den am stärksten behandelten Kulturen – in den USA gehen rund 15 Prozent aller Agrochemikalien in den Tabakanbau. Die US-amerikanische Behörde „Governmental Accountability Office“ (GAO) legte im Jahr 2003 eine Liste von 37 Pestiziden vor, die im Tabakanbau eingesetzt werden und die sich größtenteils auch in Zigaretten nachweisen lassen. Elf dieser Agrogifte produziert BAYER, darunter berüchtigte Wirkstoffe wie Fenamiphos, Ethoprop, Endosulfan, Aldicarb, Disulfoton und Carbofuran. Nach Aussage des GAO „verursachen viele dieser Pestizide Schäden an Nerven und Atemwegen, die zum Tod führen können. Einige Wirkstoffe können Krebs auslösen und das ungeborene Leben schädigen“.
Fenamiphos, enthalten im BAYER-Produkt NEMACUR, Ethoprop (MOCAP), Disulfoton (DYSISTON), Carbofuran und Aldicarb (TEMIK) ordnet die Weltgesundheitsorganisation WHO allesamt der höchsten Gefahrenklasse („extrem gefährlich“) zu. Weitere Hersteller von Pestiziden im Tabakanbau – wenn auch nicht in dem Ausmaß wie BAYER, dem nach eigenen Angaben größten Hersteller der Welt - sind DOW CHEMICALS, BASF, SYNGENTA und DUPONT.
Nicht nur Pestizide, sondern auch die zur Bleiche von Zigarettenpapier eingesetzten Chemikalien enthalten Chlor. Im Zigarettenrauch findet sich daher auch das krebserregende Ultragift Dioxin, das bei der Verbrennung chlorhaltiger Stoffe entsteht. Nach Studien des Bundesumweltamtes liegt dabei die Dioxin-Belastung von Passiv-RaucherInnen sogar noch höher als die von RaucherInnen.
Ein großer Teil der Gesundheitsrisiken von Zigaretten geht auf die Vielzahl der kaum reglementierten Zusatzstoffe zurück. Reiner Tabak ist weit weniger gefährlich als der Chemikalien-Cocktail, den die Industrie daraus macht! Es ist daher unverständlich, dass in der Debatte um Rauchverbote und bei den Kampagnen gegen Zigaretten-Hersteller von diesen Gefahren und von den Interessen der beteiligten Unternehmen kaum die Rede ist. Zu „Big Tobacco“, den Profiteuren der Zigarettensucht, gehören nämlich nicht nur die großen Tabakfirmen, sondern auch die Hersteller von Düngemitteln, Pestiziden, Bleichstoffen, Zellulose, Aromastoffen und vielem anderen mehr.
Auf Zigarettenpackungen stehen zwar Angaben zum Teer- und Nikotingehalt, Gefahrenhinweise für Dioxin, Pestizide und radioaktive Substanzen fehlen jedoch vollständig. Auch in den Prozessen gegen die US-amerikanische Tabak-Industrie spielten diese Risiken keine größere Rolle. Dabei wäre es für Zigarettenhersteller wie auch für Aufsichtsbehörden schwer zu erklären, warum Dioxin und andere Ultragifte im Zigarettenrauch enthalten sind und nicht verboten werden – aber offenbar hat niemand dieses Verbrechen bislang öffentlich angeprangert.

Die Tabakfirmen haben die in den USA verhängten Strafen zum großen Teil mittels Preiserhöhungen auf die KäuferInnen abgewälzt. Eben diesen wird – von Herstellern wie auch von der Öffentlichkeit - die Schuld für ihre Erkrankungen gegeben, da den RaucherInnen die Gefährlichkeit von Zigaretten bekannt sei. Diese Argumentation ist aber nur zum Teil wahr. Sie lenkt ab von der Verantwortung der Industrie für die Vergiftung von Zigaretten und blendet die politische Einflussnahme aus, mit der die Produzenten verhindern, dass die Zusammensetzung von Zigaretten stärker reglementiert und das Auftreten bestimmter Giftstoffe im Zigarettenrauch verhindert wird.

[Sportförderung] STICHWORT BAYER 02/2007

CBG Redaktion

Nur noch Fussball BAYER-Kerngeschäft

No Sports

Der Leverkusener Multi kündigte an, ab Sommer 2008 seine Sportförderung einzustellen.

Von Manfred Demmer und Peter Kleinert

Auch im Sport wollen nun die Konzern-Bosse der BAYER AG klar machen, wer die Herren im Hause sind.
Wenn das Unternehmen schon die Umstrukturierungsmaßnahmen der letzten Jahre ohne Rücksicht auf andere Interessen denn diejenigen der Profitmaximierung vorantrieb, obwohl eindeutige Bestimmungen der Landesverfassung von NRW das Wohl der Menschen über wirtschaftliche Interessen stellen, was kümmert es da eine jahrzehntelange Sporttradition, die es ja auch nur gab, weil der Pharma-Riese sich davon positive Effekte für sein Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit versprach? Folgerichtig machen BAYER-Chef Wenning und seine übrigen hoch bezahlten Manager jetzt klar, dass der Konzern sich ab Sommer 2008 aus der Imagewerbung durch Sportförderung zurückziehen wird. Treffen soll die Sparmaßnahme vor allem Basketball, Handball, Volleyball und die Leichtathletik mit AthletInnen wie Speerwurf-Europameisterin Steffi Nerius oder Weltklasse-Stabhochspringern Lars Börgeling und Danny Ecker. Nur etwa 25 Millionen für den Profifußball stehen nicht zur Disposition. „Die Ausgabe von Werbegeldern für den Profisport dient dem Ziel, den Bekanntheitsgrad unseres Unternehmens und seiner Produkte zu erhöhen und der größte Imagegewinn wird am besten mit dem Fußball erzielt“, so Pressesprecher Michael Schade zur Begründung.
Derzeit fördert die Bayer AG laut Faz noch 27 Sportvereine um die Werksstandorte Leverkusen, Dormagen, Uerdingen und Wuppertal. In diesen Klubs betreiben etwa 50.000 MitgliederInnen Breiten-, Behinderten-, Nachwuchs- oder Spitzensport in 50 Disziplinen. Knapp 200 hauptamtliche MitarbeiterInnen, davon ein Drittel TrainerInnen, werden beschäftigt. 18 Erstligamannschaften in 16 Sportarten, die unter dem Namen BAYER antreten, hat die Faz gezählt. Den gemeinnützigen Vereinssport ließ man sich danach bisher etwa 14 Millionen Euro im Jahr kosten.
Und wieder einmal kann man an den blamablen Reaktionen der LokalpolitikerInnen feststellen, wie die Stadt Leverkusen am Tropf des Global Players hängt: Der Oberbürgermeister sieht die Entwicklung zwar „mit großer Sorge“, möchte „allerdings zunächst den positiven Aspekt erwähnen“. Gemeint sind Passagen in der BAYER-Erklärung, in denen man von der Förderung des Breiten-, Jugend- und Behindertensports spricht. Die verpflichten zwar zu gar nichts, doch Oberbürgermeister Ernst Küchler findet sie „bemerkenswert“. Und der CDU-Fraktionschef meint, dass ein solcher Einschnitt zwar schmerzhaft sei und dem Image der Stadt schade, doch man müsse die Entscheidung eben hinnehmen. Nun sei verstärktes Engagement von BürgerInnen und Vereinen nötig.
Die KULTURVEREINIGUNG LEVERKUSEN E.V. sah diese Entwicklung schon am 3.Oktober 2004 voraus und forderte die KommunalpoltikerInnen auf, aktiv zu werden, als der Leverkusener Multi bekannt gab, die Kulturförderung in bestimmten Bereichen einzustellen. Zitat: „Durchgängig wurde und wird das Sponsoring des Konzerns für die ‚Kultur’, für die ‚Landesgartenschau’, ja auch für den ‚Sport’ gelobt…Wer die Politik der Konzern-Bosse verfolgt, wer sieht, wie den ArbeiterInnen und AngestelltInnen im Konzern immer mehr ihre erkämpften Rechte geraubt werden, wie Arbeitsplätze vernichtet, wie soziale Leistungen gekürzt werden und ganz verschwinden, wer an die Schließung der Werkskindergärten, der BAYER-Kaufhäuser u. ä. denkt, wer sich an die Schließung des Duisberg-Bades erinnert, wer dies und anderes erkennt, wird in dem jetzigen Beschluss nur einen weiteren Schritt sehen, dem weitere ‚Spar‘maßnahmen folgen werden“. Und eben dies ist jetzt geschehen.

[Editorial] STICHWORT BAYER 02/2007

CBG Redaktion

Liebe Leserinnen und Leser,

Krefeld liegt am West-Rand des Ruhrgebietes. Durch die hier vorhandenen Industrieanlagen ist die Luftbelastung sehr hoch. Nach den Messungen des Umweltbundesamtes befand sich Krefeld-Linn im Jahr 2006 bei den Überschreitungen des Höchstwertes für Feinstaubbelastung, der 50 Nanogramm pro Kubikmeter beträgt, bundesweit an 5. Stelle. Gleichzeitig müssen wir Ärzte leider eine deutlich erhöhte Rate an neu auftretenden, zum Teil bösartigen Erkrankungen des Herz/Kreislauf-Systems und der Atmungsorgane feststellen. So liegt etwa die Lungenkrebsrate im Ruhrgebiet erheblich über der des Bundesdurchschnitts.
Schwermetalle und Feinstäube lösen Entzündungen in der Lunge und im Gefäßsystem aus. US-amerikanische Untersuchungen haben nachgewiesen, dass eine Erhöhung der Feinstaubkonzentration um nur 10 Nanogramm pro Kubikmeter zu einer Erhöhung der Sterberate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 9 Prozent sowie zu einer Erhöhung der Lungenkrebs-Sterberate um 14 Prozent führt. Im Durchschnitt steigt die Zahl der Todesfälle um sechs Prozent an. Ebenso haben Studien auf den Zusammenhang zwischen Luftverschmutzungen und Allergien aufmerksam gemacht. Angesichts dieser Tatsachen müssen wir die Schadstoffkonzentration in der Luft soweit wie irgend möglich verringern, um die Erkrankungs- und Sterberate nicht weiter in die Höhe zu treiben!
Deshalb haben sich bislang 136 MedizinerInnen in Krefeld - darunter praktisch alle KinderärztInnen - zu einer Initiative zusammengeschlossen, um eine Verschlechterung der Krefelder Luft durch das von BAYER und TRIANEL geplante Steinkohlekraftwerk zu verhindern. Wir müssen stattdessen die Suche nach Alternativen für unsere Energieprobleme vorantreiben.
Falls die Firmen ihr Projekt trotz Ablehnung durch den Krefelder Stadtrat weiter vorantreiben, sehen wir uns gezwungen, die umliegende Bevölkerung umfassend über die drohenden Gefahren durch dieses überdimensionierte Steinkohlekraftwerk zu informieren, und werden hoffentlich diese Bedrohung der Gesundheit insbesondere von älteren Menschen, Kindern und Kranken durch die Interessenwahrung der Betroffenen abwenden können.
Das hartnäckige Verfolgen wirtschaftlicher Interessen auf Kosten der Gesundheit der Bevölkerung schadet dem Ruf der Firma BAYER - die für uns als Ärzteschaft eigentlich auch für Innovation und Forschung im Dienste der Gesundheit steht - enorm. Wir sind der Meinung, dass gesundheitliche Belange auch bei den Fragen der Energiegewinnung und -Produktion vorrangige Beachtung finden müssen.

Dr. Bernd Kaufmann ist Facharzt der Allgemeinmedizin und Mitbegründer der KREFELDER ÄRZTE-INITIATIVE

[Echo] STICHWORT BAYER 02/2007

CBG Redaktion

HV-Echo

„Unter starken Sicherheitsvorkehrungen hat pünktlich um zehn Uhr die Bayer-Hauptversammlung in der Kölner Messehalle 9 begonnen. Schon über eine Stunde zuvor hatten sich zwei Dutzend Demonstranten vor dem Haupteingang postiert. Die Demonstranten bauten ein gemaltes Skelett und ein „Giftfass“ auf, um gegen die geplante, aber immer noch nicht genehmigte Verbrennung von australischem Giftmüll zu protestieren. Bayer will - auch in Leverkusen - Material, das mit dem hochgiftigen Hexachlorbenzol belastet ist - in den Sondermüllanlagen vernichten. Die Anlagen sind dafür zugelassen. Angeblich gibt es in Australien keine Möglichkeit, diesen Problemmüll zu entsorgen.“
RP-online

„Offenbar auch mit Blick auf die Bestechungsaffäre bei SIEMENS betonte der Bayer-Chef: ‚Geschäfte, die nur mit unlauteren Methoden gemacht werden können, kommen für uns nicht in Betracht. Denn nur so sind wir in der Lage nachhaltig zu wachsen.‘ Ein paar Meter neben Wennings Redepult saß derweil Dr. Klaus Kleinfeld“
RP-online

„Wenn heute gegen 10 Uhr die Massen in die Kölner Messe pilgern, wird vor dem Eingang Nord ein Ritual gepflegt, das fast genauso zur BAYER-Hauptversammlung gehört wie die Bockwürstchen: Die ‚COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN‘ protestiert gegen die Verfehlungen des Konzerns. Diesmal haben die organisierten Gegner einen Künstler angeheuert, um ihre Kritik augenfällig zu machen: Klaus Klinger, ehemaliger Schüler von Gerhard Richter, habe ‚ein über vier Meter großes Gerippe gestaltet, das ein Giftfass transportiert. Die Arbeit des weltweit mit seinen großformatigen Arbeiten gegen Ausbeutung und Krieg aktiven Künstlers ist Teil des Protests gegen die geplante Verbrennung von hochgiftigem Hexachlorbenzol aus Australien in Anlagen des Bayer-Konzerns‘, informiert die ‚Coordination‘, die sich 1978 gründete.“
Leverkusener Anzeiger

„Außer mit provokativer Kunst wartet auch die Coordination wieder mit diversen Gegenanträgen auf. Neben der geplanten Verbrennung australischen Abfalls prangern die Kritiker alle möglichen Vorfälle an: die Ehrung für den früheren Aufsichtsratsvorsitzenden Fritz ter Meer, dem die Verantwortung für den Bau des IG-Farben-Werks Auschwitz zugeschrieben wird, in dem rund 30 000 Zwangsarbeiter umkamen. Oder die „nicht aussagekräftige Klimabilanz“, diverse Arbeitsunfälle, die Entwicklung von genetisch manipuliertem Reis und nicht zuletzt den Sparkurs bei Bayer Industry Services: Der Konzern sei „hochprofitabel“ (siehe „Frische Zahlen für die Aktionäre“) - „es ist nicht hinzunehmen, dass sich der Konzern derart der Verantwortung für seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entzieht“
Leverkusener Anzeiger

[Auweia] STICHWORT BAYER 02/2007

CBG Redaktion

Au weia, BAYER

Pesticides are coming home
Der Krieg war die Mutter der Pestizide. Chemische Kampfstoffe wie Phosgen und Lost lagen der Entwicklung von Ackergiften zugrunde. Dieser Ursprünge erinnert sich BAYER jetzt zumindest rhetorisch. Seine kanadische Niederlassung will all jenen LandwirtInnen, welche die nächste Sprüh-Saison nicht abwarten können, die Zeit mit dem Computerspiel „War of the Weeds“ (Krieg den Unkräutern) verkürzen. „Alarm! Wilder Hafer und Grüner Fuchsschwanz greifen an. Sie erklären Ihren Ackerfrüchten den Krieg. Spielen sie BAYER CROPSCIENCE‘s „War of the Weeds und Sie können sich den Weg zum Sieg per Mausclick bahnen“, in solch martialischen Worten preist der Agro-Riese das Spiel auf seiner Homepage an.