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Beiträge verschlagwortet als “BAYER HV 2018”

BAYER HV 2018

CBG Redaktion
Redebeiträge in der HV Die BAYER-Hauptversammlung 2018 findet am 25. Mai im World Conference Center Bonn statt. Auch in diesem Jahr organisiert die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) rund um die Hauptversammlung Protestaktionen. Unseren aktuellen Aufruf zum downloaden und verbreiten findet ihr hier: BAYER-HV Aufruf 2018 Anfahrt: World Conference Center Bonn Platz der Vereinten Nationen 2 53113 Bonn Karte: World Conference Center Bonn Parkhaus am WCCB: Weg zum Parhaus Anreise vom HBF Bonn: Bus: Linie 611 (Richtung: Heiderhof Pappelweg) – Ausstieg: Gronau Deutsche Welle, Bonn. Fußweg: Bushaltestelle - WCCB Stadtbahn: Linie 66 (Richtung: Bad Honnef Stadtbahn) – Ausstieg: Bonn Heussallee/Museumsmeile. Fußweg: Haltestelle - WCCB [gallery]

[Seehaus-Arnold] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Annette Seehaus-Arnold (Vizepräsidentin des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes): Bienensterben Sehr geehrter Vorstand, sehr geehrter Aufsichtsrat, sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Annette Seehaus-Arnold. Ich spreche als Aktionärin, Imkerin und Kreisvorsitzende der Imker Rhön-Grabfeld und Vizepräsidentin des Deutschen Berufs und Erwerbsimkerbundes. Sehr geehrter Herr Baumann: Ich habe einige Fragen: 2013 kam es zum Teilverbot einiger bienengefährlicher Neonicotiniode. Können Sie erklären, warum es Ihnen nicht gelungen ist, Studien vorzulegen, mit denen Sie gegenüber der Europäische Zulassungsbehörde EFSA den Nachweis der Sicherheit Ihrer Produkte für Honigbienen, Hummeln und Solitärbienen hätten erbringen können? Nach Angaben der EU-Kommission war man gezwungen, ein vollständiges Verbot der Neonicotinoide im Freiland vorzuschlagen, nachdem selbst die von der Industrie vorgelegten Studien inakzeptable Risiken für die Bienen aufgezeigt hatten. Wie erklären Sie sich, dass es Ihnen nicht gelungen ist, eine Mehrheit der Mitgliedsstaaten von Ihrer Position zu überzeugen? Der Vorschlag der Kommission fand am 27. April diesen Jahres gleich im ersten Anlauf die notwendige Mehrheit. Wie erklären Sie sich, dass Ihre Klage gegen das Teilverbot der Neonicotinoide vor dem Europäischen Gerichtshof so vollständig gescheitert ist, dass im Urteil vom 17. Mai diesen Jahres das Gericht Ihnen sogar die Verfahrenskosten der Kommission und von unseren Imkerverbänden als Streithelfer auferlegt hat? Könnte Ihr Scheitern auf allen Ebenen (Zulassungsbehörde, Kommission, Mitgliedsstaaten und EuGH) vielleicht etwas damit zu tun haben, dass sich der chemische Pflanzenschutz nun endgültig als der falsche Ansatz herausgestellt hat? Die Hauptherausforderung im Pflanzenschutz ist, den Schadorganismus selektiv ohne Beeinträchtigung von Bestäubern, Nützlingen und der Biodiversität im Ökosystem unter die Schadschwelle zu bringen. Auch eine Belastung der Endprodukte durch die angewendeten Mittel soll vermieden werden, um den Verbraucher zu schützen. Chemische Wirkstoffe sind grundsätzlich NICHT sehr gut darin, selektiv zu sein, weil in der Biologie alles mit allem verwandt ist. Im Gegensatz dazu ist Digital-Technik extrem gut darin, die geforderte Selektivität zu leisten. Weil die gestellten Aufgaben besser und mit höherer gesellschaftlicher Akzeptanz erledigt werden, wird der digitale Pflanzenschutz den chemischen Pflanzenschutz weitgehend ersetzen - genauso wie die Nasschemie in der Fotografie inzwischen fast vollständig durch Digitaltechnik ersetzt worden ist. Herr Baumann: Wie ist Bayer auf die bereits laufende Disruption des Pflanzenschutzgeschäftes durch Digitaltechnik vorbereitet? Die Wettbewerbshüter in den USA und in der EU haben ebenfalls erkannt, dass der Digitalen Landwirtschaft die Zukunft gehört und dass hier Wettbewerb besonders wichtig sein wird. Aufgrund der mit dem Kauf von Monsanto verbundenen Auflagen haben Sie ihre Digitalsparte an BASF verkaufen müssen. Als Berufsimker haben wir das Engagement von Bayer im Bereich des digitalen Pflanzenschutzes tatkräftig unterstützt, weil wir darin eine Chance sehen, den Landwirten deutlich bienenfreundlichere Lösungen anzubieten und das unsägliche Volumengeschäft mit Pestiziden überflüssig zu machen. Herr Baumann, teilen Sie unsere Einschätzung der Zukunft des Pflanzenschutzsektors? Wie unterscheiden sich die Lösungen, die Bayer mit dem Kauf von Monsanto erworben hat, von denen, die Sie an BASF verkaufen mussten hinsichtlich der Verringerung der negativen Auswirkungen auf unsere Bienen beim Pflanzenschutz? Herr Baumann, welchen Umsatzrückgang und somit Gewinnrückgang erwarten Sie in den nächsten Jahren bei den Pestiziden durch die wesentlich gezieltere Anwendung durch den digitalen Pflanzenschutzes, die den Wegfall anderer Verfahren ermöglicht? Chemischer Pflanzenschutz gilt als besonders risikobehaftet und ist daher mit langwierigen und teuren Zulassungsverfahren verbunden. Der Einsatz von leichten autonomen Agrarrobotern, wie z. B. von Ecorobotics, hat keine vergleichbaren Zulassungshürden und ist damit zu geringeren Entwicklungskosten wesentlich schneller als Lösung für den Landwirt verfügbar. Herr Baumann, wie schätzen Sie das Risiko ein, dass neu entwickelte chemische Wirkstoffe noch im Regulierungsverfahren feststecken, wenn zahlreiche digitale Alternativen bereits am Markt verfügbar sind? Herr Baumann, wie schätzen Sie das Risiko für Ihre Aktionäre ein, dass mit dem digitalen Pflanzenschutz andere Anbieter, wie z. B. John Deere mit „See and Spray„ oder Bosch mit DeepField Robotics sich ein großes Stück aus dem Kuchen „Pflanzenschutz“ herausschneiden werden, den bisher verschiedene Chemiehersteller unter sich aufgeteilt haben? Für wann erwarten Sie vor diesem Hintergrund eine Rückgang des Produktionsvolumens von Herbiziden, Insektiziden und Fungiziden? Sind Sie darauf vorbereitet? Herr Baumann, als Berufsimker haben wir in Brüssel einen Vorschlag für ein neues Regulierungsverfahren für Pflanzenschutzmittel für die Digitale Landwirtschaft eingebracht. An dem vom Europäischen Berufsimkerverband initiierten Workshop haben Mitarbeiter aller großen Pflanzenschutzmittelhersteller teilgenommen. Ist dem Vorstand diese Initiative bekannt und werden Sie den Ansatz auch nach dem Kauf von Monsanto und dem Verkauf Ihrer Digitalsparte an BASF unterstützen? Haben Sie mit dem Verkauf der Digitalsparte an BASF evtl. ein unkalkulierbar großes Risiko in Kauf genommen? Haben Sie damit evtl. eine zukunftsfähige Sparte an die Konkurrenz verschenkt? Und damit zukünftige Wachstumschancen und selbstverständlich auch die entsprechenden Gewinne zugunsten einer veralteten Technik, und zwar dem chemischen Pflanzenschutz? Die Honigbienen sind nur ein Teil der Insektenwelt. Ihre Bedeutung für unseren Wohlstand wird wohl auch von BAYER nicht in Frage gestellt. Nur als Teil einer bienenfreundlichen Landwirtschaft wird Bayer eine Zukunft haben. Meine Damen und Herren Aktionäre, Sie haben es in der Hand, wie die Entwicklung weitergeht. Oder ist es nicht an der Zeit, die Aktivitäten von Bayer Cropscience in ökologisch sinnvolle, nachhaltige Forschung, besser noch in Landwirtschaft 4.0 zu lenken? Anstatt an fragwürdigen Neonics und neuen Pestiziden festzuhalten? Sind intelligente Lösungen nicht weitaus sinnvoller als chemische Keulen? Wollen Sie, sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat, weiterhin an alten Techniken festhalten und dann den Anschluss verpassen? Können Sie sich auf Dauer das „Bienenkiller-Image“ noch leisten? Können Sie das verantworten? Und, selbst wenn Sie nur an's Geld denken: Wollen Sie so enden, wie die Aktionäre von Kodak? Deshalb an alle Aktionäre: Zeigen Sie Flagge und stimmen Sie gegen eine Entlastung des Vorstandes, wenn er darauf keine befriedigenden Antworten hat. Vielen Dank.

[Karl Bär] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Karl Bär (Umweltinstitut München) Die Gefahren von Sivanto Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, mein Name ist Karl Bär, ich bin Referent für Agrar- und Handelspolitik beim Umweltinstitut München, und ich habe ein paar Fragen zur Geschäftstätigkeit im vergangenen Jahr, insbesondere zur Markteinführung und zu Teilverboten von Insektengiften. Ich beginne mit einer technischen Frage zum Insektizid Flupyradifuron, das Bayer unter dem Markennamen Sivanto vermarktet: Es handelt sich ja um einen systemischen Wirkstoff, der in Insekten den nicotinischen Acetylcholin-Rezeptor blockiert. Damit erfüllt es meines Wissens alle Voraussetzungen, um in die Gruppe der Neonicotinoide eingeordnet zu werden. Warum also wird Flupyradifuron in den Veröffentlichungen von Bayer nicht als Neonicotinoid bezeichnet? Ist das ein reiner Marketingtrick, oder gibt es dafür eine wissenschaftliche Grundlage? Die Frage ist wichtig, weil es in Frankreich ein Gesetz zum Schutz der Artenvielfalt gibt, das Neonicotininode verbietet. Letzten Sommer ist in Frankreich die Markteinführung vom Konkurrenzprodukt Sulfoxaflor gescheitert, weil die Abwägung zum Insektenschutz im Zulassungsverfahren mangelhaft war. Das Verwaltungsgericht, das das festgestellt hat, hat den Wirkstoff als Neonicotinoid bezeichnet. Die Herstellerfirma Dow hatte auf genau denselben Trick gesetzt wie Bayer bei Flupyradiforun und für Sulfoxaflor extra eine neue Wirkstoffklasse erfunden. Die Entscheidung in Frankreich ist konsequent: Wenn wir das Insektensterben aufhalten wollen, dann dürfen solche Produkte nicht auf den Markt. Herr Baumann: Sie können jetzt noch zwanzig Mal sagen, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem großflächigen Versprühen von Insektengiften und dem Insektensterben gibt. Das wird dadurch nicht logischer und auch nicht glaubwürdiger. Meine Frage an den Vorstand ist: Welche Strategie hat Bayer für die Markteinführung von Sivanto, während in Europa die Diskussion um das Insektensterben tobt? Meine dritte Frage bezieht sich auf ein Verwaltungsgerichtsverfahren in Deutschland. Das Umweltinstitut hatte das „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ gefragt, ob ihm Zulassungsanträge für Pestizide mit dem Wirkstoff Flupyradifuron vorliegen. Das Amt hat uns die Auskunft verweigert, und wir haben nach dem Umweltinformationsgesetz auf die Information geklagt. Das BVL hat in dem Verfahren lustlos, aber konsequent eine völlig unhaltbare Rechtsposition verteidigt. Ich habe mich dabei gefragt, und die Frage stelle ich jetzt dem Vorstand: Hat Bayer dem BVL mit einer Klage gedroht, wenn es veröffentlicht, dass Bayer das Produkt Sivanto in Deutschland auf den Markt bringen will? Und wenn ich gerade bei Gerichtsverfahren bin: Letzte Woche hat das Europäische Gericht in Luxemburg einen Fall gegen Bayer entschieden. Die EU-Kommission hat rechtmäßig gehandelt, als sie 2012 Anwendungsbeschränkungen für die Wirkstoffe Imidacloprid und Clothianidin erlassen hat. Die EU darf Bestäuber-Insekten schützen und muss dafür keinen Schadensersatz zahlen. Meine Frage dazu ist: Wieviel Geld hat Bayer für dieses sinnlose Gerichtsverfahren ausgegeben? Und ich frage den Vorstand auch: Hat Bayer wirklich ein Interesse daran, dass die EU-Kommission selbst dann nicht mehr handeln kann, wenn die Wissenschaft ein Pestizid für ökologisch untragbar hält und die große Mehrheit der Bevölkerung ein Verbot will? Es kann doch auch dem Vorstand und den AktionärInnen von Bayer nicht egal sein, wenn die natürlichen Lebensgrundlagen zerstört werden. Ich für meinen Teil mache mir große Sorgen wegen des Artensterbens und der schwindenden Stabilität von Ökosystemen. Es ist notwendig, dass diese Welt sich von diesem Modell verabschiedet. Doch die Geschäftspolitik von Bayer setzt weiter auf das agrarindustrielle Modell mit Gift und Gentechnik. Der Kauf des Agrarkonzerns Monsanto ist dafür ja geradezu ein Symbol. Ich interpretiere dieses Verhalten als eine Wette. Eine Wette darauf, dass die Demokratie nicht stark genug sein wird, Gemeinwohl-Interessen durchzusetzen. Das kann man nur wollen, wenn man darauf setzt, dass die Regierungen die BesitzerInnen von Konzernen wie Bayer vor den Folgen der ökologischen Katastrophe abschirmen werden. Ich würde diese Wette an Ihrer Stelle nicht eingehen. Nicht nur, weil die Wette unmoralisch ist, sondern auch weil ich mir sicher bin, dass Sie sie verlieren würden. Die Demokratie ist stark und lebendig. Sie wird sich weltweit durchsetzen. Und weil eine Firma nicht gut führt, wer einfache Fakten ignoriert, beantrage ich, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten und bitte Sie bei den entsprechenden Tagesordnungspunkten mit NEIN zu stimmen.

[L.-U. Krajewski] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Lars-Ulla Krajewski: Gefahren der Dhünnaue-Öffnung Sehr geehrte (Damen und ? ) Herren von Vorstand und Aufsichtsrat, sehr geehrte Damen und Herren Aktionärinnen und Aktionäre, Mein Name ist Ulla Krajewski, und ich spreche für die Coordination gegen Bayer-Gefahren. Das Thema meiner Rede ist die Dhünnaue. Ich fasse mich sehr kurz, weil ich am Ende 6 Fragen zu stellen habe. Die Dhünnaue ist Europas größte Giftmülldeponie, und sie soll geöffnet werden für den Neubau der erweiterten Leverkusener Autobahnbrücke. In der Dhünnaue lagern fast 1 Mio. t. gefährlicher Rückstände aus der Chemie-Produktion wie z. B. Quecksilber, Arsen, Chrom, Blei sowie Chlor-Verbindungen, die munter mit organischen Verbindungen reagieren, so dass niemand genau weiß, was dort im Boden konkret vor sich geht. Die Deponie wurde nach oben und an den Seiten abgedichtet, dennoch entweichen permanent Gase. Nach unten ist die Deponie offen, so dass ständig verseuchtes Wasser abgepumpt und gereinigt wird, und zwar 750 Kubikmeter stündlich. Für die fraglos notwendige Sanierung der Rheinbrücke und die Lenkung der künftig eher noch zunehmenden Verkehrsströme existieren im. Wesentlichen 2 Konzepte: Einerseits die Kombilösung mit einem langen Tunnel unter dem Rhein incl. Abgasfilterung sowie einer kurzen alten oder neuen Brücke – oder andererseits der Neubau einer breiteren, wohl 10-spurigen Rheinbrücke verbunden mit der Öffnung der Giftmülldeponie. Für die Kombilösung mit langem Tunnel würde sprechen, dass die giftigen Altlasten in Ruhe gelassen würden, dass die AnwohnerInnen vor dem Auto- und LKW-Verkehr geschützt würden, dass die Abgaswerte der EU wieder eingehalten werden könnten sowie dass mehr Verkehrsraum für FußgängerInnen und RadfahrerInnen geschaffen werden könnte. Für den Neubau einer breiten Rheinbrücke ohne langen Tunnel würden die zunächst geringeren Kosten sprechen. Jedoch ist zu erwarten, dass dieser Neubau nicht sehr lange halten wird, weil sich erstens der Baugrund Dhünnaue permanent setzt und die Brückenpfeiler auf keinem wirklich festen Grund stehen würden. Zudem ist dieser Boden chemisch äußerst reaktionsfreudig, was zu Beschädigungen an den Brückenpfeilern selber führen kann. Im Jahr 2013 hat die Bayer-Tochter Currenta einen Brandbrief an den Bundesverkehrsminister, den Landesverkehrsminister sowie Straßen.NRW gesandt, um vor dem Tunnel zu warnen. Man drohte mit einer „negativen Wirkung“ auf den Industriestandort Leverkusen. Angeblich wären Gefahrguttransporte durch den langen Tunnel nicht möglich. Inzwischen liegt hingegen ein von der Stadt Leverkusen beauftragtes Gutachten vor, welches besagt, dass dies unter der Beachtung von Sicherheitsvorkehrungen sehr wohl möglich wäre. Die Reaktion von Currenta bestand lediglich im Beharren auf dem Autobahnneubau. Außerdem wurde bekannt, dass Bayer die Haftung für einen Teil der Giftmülldeponie auf den öffentlichen Bauherren, nämlich Straßen.NRW, übertragen konnte. Eine Klage gegen diesen Haftungsübergang war nicht erfolgreich. Ich beginne mit der: Frage 1: Welche Überlegungen haben den Ausschlag gegeben, dass Sie sich im Jahr 2013 für den Neubau der Rheinbrücke und die Öffnung der Dhünnaue entschieden haben? Waren es tatsächlich Bedenken, ob der Gefahrguttransport auch durch einen Rheintunnel geführt werden kann, oder war es nicht vielmehr die Aussicht, sich von der Haftung für einen Gutteil der Dhünnaue-Deponie elegant zu verabschieden? Frage 2: Nachdem im März 2017 das Argument mit dem angeblich unmöglichen Gefahrguttransport durch den Tunnel hinfällig geworden war, haben Sie da nochmals nachgedacht und alle Argumente für die verschiedenen Lösungen gegeneinander abgewogen? Oder haben Sie der Übertragung der Haftung für Teile der Deponie auf die öffentliche Hand nicht widerstehen können, so dass ein Abrücken von der Antastung der Dhünnaue-Deponie unmöglich erschien? Hier komme ich zur Frage 3: Was passiert mit dem verseuchten Wasser, welches unter dem Teil der Deponie entweicht, für den Sie sich der Haftung entledigt haben? Wird das Wasser weiter gereinigt, wenn ja von wem, und erhalten Sie ggf. Geld dafür? Zusammenhängend damit meine Frage 4: Wieviel verseuchtes Wasser, in qm3 pro Stunde, ist aus Ihrem Haftungsbereich gefallen? In der Leverkusener Bevölkerung besteht nämlich die Befürchtung, dass Sie einen viel größeren Teil der Dhünnaue-Deponie abgegeben haben, als es für die Bauarbeiten angemessen bzw. nachvollziehbar gewesen wäre. Dies alles kann natürlich zu erheblichen Imageschäden führen, wenn es publik wird. Darum komme ich zur nächsten Frage 5: Was gedenken Sie im Falle des Falle zu tun, wenn es zu einer Umweltkatastrophe in Leverkusen und Umgebung kommen sollte, oder gar zum GAU: Sie besitzen ohne Zweifel die größten Kenntnisse über Ihre Hinterlassenschaften und über toxikologische Wirkungen, die sich nach derzeitigem Kenntnisstand entfalten könnten: Wollen Sie so handeln wie in der Vergangenheit, ich nenne einmal 2 Beispiele, vor gut 30 Jahren im indischen Bhopal sowie vor 10 Jahren im US-amerikanischen Institute, wo Sie nach schweren Unfällen händeringend von öffentlichen Behörden um Informationen angefragt wurden, aber keine verwertbaren Informationen herausgerückt haben? In Bhopal nach der größten Chemiekatastrophe der Menschheitsgeschichte wurden Ihre Experten stattdessen lediglich gesichtet, wie sie Opfer zählten und Statistiken anfertigten. Würden sie sich das hier im Rheinland auch erlauben? Oder machen Sie sich über diese Fragen noch keine Gedanken nach dem Motto: „Et hätt noch immer jot jejange?“ ! Ich komme zur letzten Frage Nr. 6: Sind Sie nicht auch selber ein wenig in Sorge über die öffentliche Wahrnehmung der Marke Bayer und die Schäden an Ihrem Image, insbesondere in Ihrem Stammland und in der Umgebung Ihres Stammsitzes? Die Entscheidung, den weltweit unbeliebtesten Chemiekonzern Monsanto zu übernehmen, hat nicht nur UmweltschützerInnen und VerbraucherschützerInnen auf die Barrikaden gebracht, sondern auf der letzten Hauptversammlung zu einhelliger Kritik der Aktionäre geführt. Nach meiner Erinnerung hat nicht ein Redner/eine Rednerin die Fusion begrüßt, sondern alle haben Bedenken oder sogar harsche Kritik geäußert. Diese Sache ist noch lange nicht verdaut, und schon bringen Sie die BürgerInnen mit Ihrem nächsten Projekt in Wallung. Da werden auch schmerzhafte Erinnerungen an die geplante CO-Pipeline von Dormagen nach Krefeld angetriggert, die nicht dadurch verblasst sind, dass Sie diesen Klotz am Bein in Richtung Covestro outgesourct haben. Für die AnwohnerInnen ist es exakt das Gleiche, und zwar für alle Betroffenen quer durch den Industriestandort Rheinland! (Der Engländer würde sagen: „piling the agony“ Aber in dieser Versammlung ist ja leider die englische Sprache verboten. Ich fahre auf deutsch fort und bin auch schon am Ende angekommen:) Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Falls Sie als Aktionäre ebenfalls nicht einverstanden sind mit der Geschäftspolitik und diese Versammlung noch vor der Abstimmung verlassen wollen, lassen Sie Ihr Stimmrecht nicht verfallen, sondern übergeben Sie Ihren Stimmkartenblock an uns kritische Aktionäre, wir befinden uns vorne links. Sie haben das Recht, uns für Sie abstimmen zu lassen. Vielen Dank!

[Dr. Beate Kirk] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Dr. Beate Kirk Duogynon und die Hormonspirale Mirena Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich spreche zum Thema Frauenarzneimittel, und es wundert mich nicht, dass ich vergessen wurde, denn das Thema interessiert bei Bayer wohl nicht so besonders. Aber okay ... ich halte jetzt meine ursprüngliche Rede (Beate Kirk hatte sich frühzeitig in die RednerInnen-Liste eingetragen, wurde aber trotzdem nicht aufgerufen, erst nach ihrer Beschwerde konnte sie ans Mikrofon treten, Anm. CBG) „Paracelsus würde sich vor Lachen krümmen.“ Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Beate Kirk und ich spreche zum Thema Duogynon und zur Hormonspirale Mirena. Sehr geehrter Herr Baumann, Meine Frage an Sie als führenden Repräsentanten Ihres forschenden Arzneimittelunternehmens lautet: Ist das, was Sie persönlich auf die Fragen von Dr. Arnold zum Fall Duogynon von sich gegeben haben, allen Ernstes der teratologische (Teratologie: Erforschung von Missbildungen, Anm. CBG) Wissensstand im Hause Bayer? Ich bin Apothekerin, ich bin Pharmaziehistorikerin, und ich bin erschüttert. Und ich persönlich halte die Aussagen aus dem Hause Bayer für hochgradig unglaubwürdig. Den Fall Duogynon möchte ich nicht erneut schildern. Aufgrund der Redebeiträge, Veröffentlichungen und Rechtsstreitigkeiten früherer Jahre ist er Ihnen unzweifelhaft ein Begriff. Am 13. Februar 2018 wurden die Forschungsergebnisse des Arbeitskreises um den Aberdeener Wissenschafter Dr. Neil Vargesson in „Nature“ veröffentlicht. Vargesson hat mit den Inhaltsstoffen von Duogynon Tabletten Missbildungen an Zebrafischen erzeugen können. Durch diese Tierexperimente wurden die am Menschen gewonnenen Erfahrungen bestätigt. Das ist übrigens eine Art Analogiefall zur Reproduktion der „Contergan“-typischen Missbildungen durch Somers bei Tierexperimenten an Kaninchen. Ihr Haus wurde im Fall „Duogynon und Aberdeener Forschungsergebnisse“ um Stellungnahme gebeten. Die Antwort sinngemäß: Damit sei nichts bewiesen, Tierversuche an Primaten wären erforderlich. Grundsätzlich seien Experimente an geeigneten Versuchstieren nicht auf den Menschen übertragbar. Dieses Statement aus dem Hause Bayer konnte ich zuerst kaum glauben. Gerade im Hause Bayer sollte bekannt sein: „Die Dosis macht das Gift“. Dies sind die Fakten: Aufgrund von Zeitzeugenberichten ist bekannt, dass Duogynon in den 1960er und 1970er Jahren mittels Überdosierung als Abortivum verwendet wurde. Die Einnahme von 4 oder 6 statt der in der Gebrauchsanweisung empfohlenen 2 Tabletten führte zum Abbruch der Schwangerschaft. Wie ist dies möglich bei vollständiger Unschädlichkeit? Paracelsus würde sich vor Lachen krümmen. Als logisches Fazit der Forschungsergebnisse aus Schottland teilten die britische Premierministerin Theresa May und der britische Gesundheitsminister Jeremy Hunt dem britischen Parlament im Februar 2018 mit: Es wird eine Neubewertung geben. In Großbritannien soll jetzt alles auf den Tisch kommen. Und in Deutschland? Wie geht es im „Fall Duogynon“ hierzulande weiter? Das liegt auch bei Ihnen, meine Damen und Herren Aktionäre. Die Fa. Bayer blickt auf eine langjährige Erfahrung in Sachen Auswirkungen von Arzneistoffen auf das ungeborene Kind zurück. In den Roten Listen der Jahrgänge von 1969 bis 1980 wurde das Arzneimittel Cyren mit dem Inhaltsstoff DES in der Produktpalette der Fa. Bayer durchgängig aufgelistet. Zu den Erfahrungen mit DES-haltigen Arzneimitteln sei verwiesen auf den Bericht der Bundesregierung vom 30. Oktober 1990. Im Fall Duogynon bemühen sich seit 2009 Vertreter der „Kindergeneration“, Licht ins Dunkel zu bringen. Aber die Fa. Bayer beharrte bisher auf Verjährung. Sehr geehrte Damen und Herren, Arzneimittel-„Katastrophen“ verjähren grundsätzlich nicht. In Großbritannien wird also jetzt alles nochmal gründlich untersucht. Diese Aufklärungsarbeit muss hier bei uns in Deutschland auch geleistet werden. Mit oder ohne Unterstützung des Bayer-Konzerns. Für Sie als Mitglieder des Vorstandes und als Aktionäre und Aktionärinnen wäre das erstere besser. Stehen Sie endlich zu Ihrer Verantwortung. Gern richte ich Ihnen an dieser Stelle schöne Grüße aus. Die Betroffenen kämpfen weiter und haben den Verein Netzwerk Duogynon gegründet. Es geht weiter. Ein aktueller Arzneimittel aus dem Hause Jenapharm/Bayer macht übrigens anscheinend ähnliche Probleme wie Duogynon: die Hormonspirale Mirena mit dem Inhaltsstoff Levonorgestrel. Sehr geehrter Herr Baumann, in der Info an die Gynäkologen wird dringend empfohlen, beim Eintritt einer Schwangerschaft unter liegender Hormonspirale „die Mirena“ trotz erhöhter Abortgefahr zu entfernen. Als Grund wird die Gefahr der Virilisierung, also Vermännlichung, von weiblichen Föten genannt. Sehr geehrter Herr Baumann, es geht um Mädchen. Sind deren Schicksale Ihnen persönlich eigentlich egal? Schwangerschaften unter Hormonspirale sind keinesfalls selten. In der Presse wurde 2017 über den Fall „Baby Dexter“ berichtet. Einfach mal googeln. Ob Dexter Spätfolgen von 9 Monate Levonorgestrel-Input aus der Hormonspirale im Plazentagewebe der Gebärmutter direkt nebenan haben wird, wird erst sein Leben zeigen. Als Pharmaziehistorikerin und Apothekerin, die sowohl den Fall Contergan als auch den Fall Duogynon kennt, bin ich entsetzt, dass ein börsen-notiertes Unternehmen wie Bayer sich aufs Ignorieren und Aussitzen versteift hat. Ich persönlich finde das skandalös und auf Dauer auch für Bayer suboptimal. Ich plädiere dafür, diesen Vorstand auf keinen Fall zu entlasten. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

[Bernward Geier] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Bernward Geier (Colabora) Die ökologische Alternative „Sikkim“ Ich bin letzte Woche von einer zweiwöchigen Reise aus Sikkim zurückgekommen. Vermutlich haben Sie von Sikkim noch nie gehört. Das sollte sich ändern, denn Sikkim ist ein indischer Bundesstaat, der es nach 12 Jahren gut geplanter Umstellung geschafft hat, dass 100 % der Landwirte biologischen Landbau praktizieren. Auch wenn es ein kleiner indischer Bundesstaat ist, sind das immerhin 65.000 Bauern! Als der indische Ministerpräsident Modi Sikkim zum „100 % Bio“-Bundesstaat erklärte, hat er ein klares Signal geschickt, dass er diese Art von Landwirtschaft zunächst bei allen nördlichen Bundesstaaten in Indien umgesetzt haben möchte. Das Beispiel macht Schule, denn inzwischen schickt sich die gesamte Himalaya-Region von Bhutan bis Nepal an, dem Beispiel Sikkims zu folgen. So hat der Bundesstaat Uttarakhand gerade beschlossen, auch auf 100 % Bio umzustellen. Das sind 1,6 Millionen Bauern und Bäuerinnen! Für die Herkulesaufgabe bekommt die Landesregierung vom indischen Bundesstaat 20 Millionen Euro. An der Stelle noch der Hinweis, dass allein in Indien bereits über 830.000 Biobauern zertifiziert sind. Ich frage den Vorstand, ob Sie diese Entwicklungen überhaupt zur Kenntnis nehmen bzw. wie Sie damit strategisch umgehen? Das Beispiel der Himalaya-Region wirkt weltweit. Ähnliche Bioanbau- Projekte werden für die Anden anvisiert, und auch hier bei uns in den Alpen ist der biologische Landbau ja schon längst aus der Nische. Diese Entwicklungen gehen noch viel radikaler weiter und damit wird es für das BAYER-Geschäftsmodell „Profite mit Agrargiften“ wirklich düster. So hat Sikkim zum 1. April ein Gesetz verabschiedet, dass den Import von konventionellem Gemüse verbietet, weil es in der Regel mit Chemierückständen belastet ist. Das Gesetz wird sofort konsequent umgesetzt. Geschmuggelte konventionelle Gemüseware wird an der Grenze konfisziert, und wenn es doch auf dem Markt auftaucht, werden die Händler bestraft. Das konfiszierte Gemüse wird nicht etwa kompostiert, denn es sind für die Behörden keine Lebensmittel, sondern giftige Pflanzen, weshalb sie durch Vergraben entsorgt werden. Ich frage den Vorstand, ob er mittel- oder zumindest langfristig Strategien hat bzw. gedenkt zu entwickeln, die sich der Tatsache stellen, dass inzwischen die Biobewegung weltweit sich das Ziel gesetzt hat, bis zum Jahr 2050 100 % Biolandbau weltweit erreicht zu haben? Das sind nicht nur Entwicklungen im fernen Indien. Aktuell hat der gerade neu gewählte Präsident der EU-Gruppe von IFOAM – Organics International, der deutsche Bioland-Geschäftsführer Jan Plagge, das Ziel für 25 % Biolandbau in der EU bis 2030 gesetzt. Ich bin überzeugt, dass dieses Ziel nicht eine verrückte Idee ist, sondern erreicht werden kann. Das heißt in Österreich ist das mit einem aktuellen Bioflächenanteil von ca. 24 % bereits heute fast erreicht und auch Estland und Schweden sind schon an der 20-%-Schwelle. Der Blick auf Lichtenstein (37,7 %) und besser noch auf den Schweizer Kanton Graubünden (67,8 %) zeigt, wo die Reise hingeht. Der Widerstand der Bevölkerung gegen Agrarchemie und rückstandsbelastete Lebensmittel wächst rasant. Davon kündet auch das neue Bündnis „Agrargift – Nein danke“. So wie wir Ökologen mit Protesten und parlamentarischer Hilfe der Grünen gegen die Profitinteressen von milliarden-schweren Energiekonzernen den Ausstieg aus der Atomenergie geschafft haben, werden wir es auch schaffen, dass synthetische Pestizide und Mineraldünger keine Zukunft haben. Dies hat in jedem Fall – auch wenn wir das Ziel nicht oder nicht so schnell erreichen sollten – massive Auswirkungen auf das Geschäftsmodell von BAYER. Wie wollen Sie die gigantische Investitionen beim Kauf von Monsanto angesichts dieser Zukunftsperspektiven mit dem Verkauf von Agrargiften und Gentechnik amortisieren? Ich selbst werde nicht traurig sein, wenn das hohe Ziel der Komplettumstellung der Landwirtschaft weltweit erst 2052 oder 2053 erreicht ist, aber diese Entwicklung wird genauso kommen wie die weltweite Umstellung auf erneuerbare Energiequellen. Dies muss auch den Aktionären von BAYER klar werden. Ich fordere Sie auf, dass Sie entsprechend auf die Geschäftsführung des Konzerns einwirken, sich mit den gerade aufgeführten Fakten und Realitäten auseinanderzusetzen und sich entsprechend strategisch aufzustellen. Die knappe Zeit erlaubt nicht, meine Ausführungen mit noch mehr Fakten zu unterlegen. Zur Gefährlichkeit von Pestiziden und Gentechnik und vor allem aber auch zu den Lösungsmodellen wie dem ökologischen Landbau gibt es ein aktuelles Buch mit dem Titel „Die Pestizidlüge“. Ich meine, dies sollte Pflichtlektüre für den Vorstand und Aufsichtsrat sein. Ich werde veranlassen, dass Sie die Bücher zur Lektüre bekommen. Und schauen Sie sich genauer an, was in Sikkim und in der Himalaya-Region passiert. Dort wird bereits heute umgesetzt, was in ein paar Jahrzehnten normal sein wird. Erkennen Sie die Zeichen der Zeit, (re-)agieren Sie Bio-LOGISCH und entwickeln Sie endlich Geschäftsstrategien für eine wirklich nachhaltige und ökologische Landwirtschaft, die – wie es heute so schön heißt – enkeltauglich ist. Ceterum censeo … Ich meine, dass der Vorstand nicht entlastet werden kann, weil er – besonders gravierend mit der größenwahnsinnigen „Harakiri“-Übernahme von Monsato – völlig falsche Strategien verfolgt, die ganz konträr zu den Interessen der Gesellschaft, der Umwelt und auch der BAYER-AktionärInnen sind. Das heißt, ich unterstütze mit meiner Kleinaktionär-Stimme den Antrag der kritischen Aktionäre auf Nicht-Entlastung des Vorsitzenden Herrn Baumanns und des Vorstandes.

[René Lehnherr] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
René Lehnherr (Monsanto Tribunal) Monsanto - Wird Monsantos Name und rechtliche Identität mit der Fusion verschwinden? - Was passiert mit den vielen Gerichtsverfahren, die derzeit gegen Monsanto   laufen? Übernimmt Bayer die straf- und zivilrechtliche Haftung für die   Straftaten von Monsanto? - Wie viel Geld wird Bayer für die mehr als 5.000 Klagen amerikanischer   Landwirte aufbringen, die Klagen gegen Monsanto führen, weil sie wegen   Gebrauch von Roundup an einem Non-Hodgkin-Lymphom leiden? - Alles deutet darauf hin, dass Glyphosat in den nächsten fünf Jahren in Europa   verboten sein wird. Wie bereitet sich Bayer darauf vor, Roundup-Ready-GVO zu   ersetzen, die verschwinden werden? In Nord- und Südamerika gibt es auf   Hunderten von Millionen Hektar Getreide auf der Basis von Roundup. - Vor der Übernahme durch Bayer hat Monsanto dicamba-resistente transgene Samen  eingeführt, da Herbizide auf Glyphosatbasis bei Roundup-Ready-GVO nicht mehr  wirksam waren. Aufgrund seiner extremen Flüchtigkeit hat dieses hochgiftige  Herbizid viele darumliegende Kulturen zerstört, die nicht gegen Dicamba  resistent sind. Derzeit wurden mehr als 2.500 Beschwerden von amerikanischen  Landwirten eingereicht. Wie steht Bayer zu diesen neuen Beschwerden? - Bayer hat 2016 in den USA 2,1 Milliarden für Sammelklagen zahlen müssen.  Stimmt es, gäbe es diese Art von Sammelklagen in Europa, dass Bayer rote  Zahlen schreiben müsste? - In Argentinien sind die Fehlgeburten in den Sojaanbau-Gebieten fast drei Mal  so hoch wie im Rest von Argentinien. Wie kommen Sie und Monsanto dazu, diese  Untersuchungen als unwissenschaftlich zu disqualifizieren? - Glaubt der Bayer-Konzern wirklich, dass er, wenn er Kooperationen mit  nichtstaatlichen Organisationen wie Solidaridad eingeht, an Glaubwürdigkeit  gewinnt?. Solidaridad wird von allen seriösen nichtstaatlichen Organisationen  absolut in Frage gestellt. - Was gedenkt Bayer zu tun, um den Teufelskreis zu durchbrechen, ein toxisches  Herbizid, das aufgrund der Resistenz von Unkräutern unwirksam geworden ist,  durch ein anderes toxisches Herbizid zu ersetzen, das unweigerlich auch  wieder unwirksam wird? Ist es nicht an der Zeit, das Konzept zu wechseln?

[Silvia Bender] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Silvia Bender (BUND) Neonikotinoide, Glyphosat, Monsanto und Gentechnik Es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, sehr geehrte Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats, meine Damen und Herren, Mein Name ist Silvia Bender, und ich spreche für den BUND e. V. Erstens Auf den vergangenen drei Hauptversammlungen von Bayer gab es massive Kritik vom BUND, anderen Umweltverbänden und den Imkerverbänden wegen der Produktion der bienengefährlichen Neonikotinoide und der Klage, die Bayer gegen das Teilverbot von Imidacloprid und Clothianidin gegen die EU-Kommission führt. Der Bayer-Vorstand hat mantraartig wiederholt, dass bei ordnungsgemäßer Anwendung der Neonikotinoide keine Gefahr für Bienen besteht. Am 27. April haben die EU-Mitgliedsstaaten aufgrund einer erneuten wissenschaftlichen Bewertung der Efsa – die die Gefährlichkeit dieser Neonikotinoide für Honig- und Wildbienen festgestellt hat – 3 dieser Wirkstoffe für alle Freilandanwendungen verboten. Welche Konsequenzen zieht Bayer aus der Entscheidung der EU-Mitgliedsstaaten? Wann wird Bayer aus der Produktion der Neonikotinoide aussteigen? Plant Bayer jetzt, Pestizidprodukte, die Clothianidin oder Imidacloprid als Wirkstoff enthalten, durch Thiacloprid zu substituieren? Wie will Bayer in Zukunft sicherstellen, sich Zugang zu den aktuellen wissenschaftlichen Studien und Erkenntnissen zu beschaffen und somit nicht jahrelang an den wissenschaftlichen Fakten vorbei zu argumentieren? Zweitens Bayer übernimmt mit Monsanto eines der meist gehassten Unternehmen der Welt. Selbst in den USA ist Monsanto auf Platz 16 der 20 am übel beleumdetsten Unternehmen. Was wird Bayer tun, damit der schlechte Ruf von Monsanto nicht abfärbt? Den Namen Monsanto verschwinden lassen und alle Produkte unter dem Namen Bayer verkaufen? Oder: Ist eine Imagekampagne geplant? Wenn ja, für welche Länder bzw. Weltregionen und für welchen Betrag? Wie wird die Integration der Monsanto-Mitarbeiter verlaufen? Wie will Bayer seine eigene – als vorbildlich angesehene – Unternehmenskultur auf Monsanto übertragen? Wer im Unternehmen ist dafür zuständig und was wird das kosten? Werden die Mitarbeiter angewiesen, keine Wissenschaftler mehr zu kaufen, die die Unbedenklichkeit eines Stoffes attestieren, wie das bei Glyphosat geschehen ist? Drittens In den USA laufen um die 4.000 Klagen von Menschen, die ihren Krebs auf Glyphosat zurückführen. Hat Bayer die Kosten im Blick, die global entstehen würden, wenn US-amerikanische Gerichte Glyphosat als Ursache für das Non-Hodgkin-Lymphom anerkennen würden? In welcher Höhe hat Bayer Rückstellungen getätigt, für den Fall, dass diese Klagen erfolgreich sind? Viertens In der EU und auch in Deutschland ist Glyphosat angezählt. SPD und Union haben in ihrem Koalitionsvertrag einen Ausstiegsplan aus der Glyphosat-Nutzung angekündigt. Wie hoch sind die 2017 in der EU erzielten Gewinne mit glyphosat-haltigen Produkten? Wie sehen die Prognosen für die Gewinne mit glyphosat-haltigen Produkten für 2018, 2019 und 2020 aus? Wie wird sich Bayer in der Diskussion über den von der Bundesregierung geplanten Ausstieg aus Glyphosat positionieren? Fünftens Bayer setzt sich massiv für die Deregulierung der neuen Gentechniken ein. Diese sollen erstens nicht so heißen und zweitens nicht dem Gentechnikrecht unterliegen. In US-amerikanischen Medien wird berichtet, dass Bayer ein „ambassodor program“ betreibt mit Wissenschaftlern, die die Vorzüge der neuen Gentechniken preisen und für eine Deregulierung eintreten sollen. Wie viele Wissenschaftler sind in dieses Programm eingebunden und welche Kosten entstehen dem Konzern dadurch? Welche Kooperationen ist Bayer in Bezug auf CRISPR/Cas mit welchen Universitäten und Firmen eingegangen? Welche Firmen, die mit Genom-Editing-Verfahren arbeiten, hat Bayer aufgekauft, mit welchen hat Bayer Lizenz-Vereinbarungen getroffen? Wieviel Geld wurde dafür jeweils aufgewendet? Welche Produkte befinden sich in der Bayer- bzw. in der Monsanto-Pipeline? Und wann ist mit ihrer Marktreife zu rechnen?

[Thomas Cierpka] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Thomas Cierpka (IFOAM) Nachhaltigkeit bei Bayer Sehr geehrter Herr Vorsitzender, 
werte Geschäftsleitung, liebe Mitaktionäre, Mein Name ist Thomas Cierpka. Als stellvertretender Geschäftsführer stehe ich hier für den Verband IFOAM - Organics International und die weltweite Bewegung für den biologischen Landbau. Bayer ging es wirtschaftlich auch im vergangenen Geschäftsjahr wieder sehr gut. Es ist weder übertrieben noch vermessen zu sagen: „Bayer ist reich und Bayer hat Macht!“ Reichtum und Macht verpflichten und geben Verantwortung. Bezugnehmend auf Ihre Dividendenerhöhung und in Anbetracht der enormen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen dieser Welt beantrage ich einen Verzicht auf sämtliche Erhöhungen von Auszahlungen an Aktionäre und Geschäftsleitung. Stattdessen plädiere ich für eine Investition in die Zukunft des Planeten und kommender Generationen: Genauer gesagt in die Ziele, die Sie selbst in Ihrem Nachhaltigkeitsbericht auf Ihrer Internetseite herausarbeiten. Ich plädiere insbesondere für 3 Punkte: 1. Monsanto-Übernahme: Sie planen, das Unternehmen Monsanto zu übernehmen, und haben dazu kürzlich unter Auflagen die Zustimmung der EU-Kommission dazu erhalten. Sie wissen sehr wohl um die Reputation von Monsanto, das nach Nielsen zu den 3 Firmen auf dieser Welt gehört, die den schlechtesten Ruf besitzen. Ein Ruf, der nicht auf einem einzelnen Skandal, sondern auf jahrelanger skrupelloser und einseitig auf Profit orientierter Geschäftstätigkeit beruht und der die Kunden diffamiert und diese erpresserisch vor Gericht zieht. Es gibt unzählige Berichte, Dokumentarfilme, Negativpreise und sogar zivile Tribunale, die über die schreckliche Auswirkungen des Handelns von Monsanto auf Mensch und Umwelt berichten. Die sozialen Medien sind voll von Protesten gegen Monsanto, und jedes Jahr gehen viele besorgte Bürger in vielen Ländern dagegen auf die Straße. Das gibt es sonst bei keinem Unternehmen auf der Welt. Was Monsanto tut, steht im vollständigen Widerspruch zu den Ansprüchen von Bayers Nachhaltigkeitspolitik. Ausgerechnet in diese Firma wollen Sie investieren, Bayer in der Weltöffentlichkeit bloßstellen und damit den eigenen Ruf riskieren? Die Auflagen der EU zwingen BAYER zudem zur Aufgabe traditionell profitabler Geschaftszweige (z. B. im Saatgutbereich) sowie zum Verkauf zukunftsträchtiger Innovationszweige, wie z. B. der digitalisierten Präzisionslandwirtschaft. Es ist eine Illusion zu glauben, Bayer könnte Monsanto reformieren und damit das Problem Monsanto lösen, wenn noch weniger Wettbewerb und eine beinahe monopolistische Struktur besteht. 
Sind Sie auf die Frage Ihrer Familie und Freunde vorbereitet, die von Ihnen wissen wollen, warum Tausende wieder und wieder gegen BAYER auf die Straße gehen? 2. Nachhaltigkeitsstrategie und SDGs: Sie machen auf der Website die Nachhaltigkeit zum Kernelement der Strategie für Ernährungssicherung und Gesundheitsvorsorge. Und Sie bekennen sich zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (UNO), den SDGs (Sustainable Development Goals, Anm. CBG). Gesellschaft und Umwelt sind prominent erwähnt, ebenso die Kernthemen Klimaschutz, Biodiversität, Wasser, Bodenschutz oder Bestäuber wie die Bienen. Ich meine, die Probleme und die Ziele sind richtig erkannt und ich möchte Ihnen dazu gratulieren. Gemeinsam können wir nachhaltig unseren Planeten erhalten! Ich vermisse allerdings eine dazu passende Geschäftspolitik, die eben diese Ziele, anstatt einzig und allein die wirtschaftliche Dimension des eigenen Wirkens in das Zentrum Ihrer Entscheidungen und Aktivitäten stellt. Bayer ist zu groß, zu wichtig und hat zu viele Auswirkungen auf die globale Gesellschaft und Umwelt, um nur an den eigenen wirtschaftlichen Erfolg denken zu können. Die schönen Modelle auf der Website sind gut und brauchen keine Anpassung. Eine Anpassung braucht die Einstellung der Mitarbeiter und die Verinnerlichung des Prinzips der Nachhaltigkeit im täglichen Geschäft. Ein Beispiel dazu: Bayer fördert Pflanzensorten - gentechnisch verändert oder nicht - die die genetische Vielfalt auf den Äckern einschränkt, großflächige Monokulturen fördert und die starken Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und synthetischen Düngern braucht. Ihr Lobbying trägt dazu bei, dass Gesetze erlassen werden, die die Bauern zwingen, Vielfalt aufzugeben, Gewässer zu belasten und Lebensräume zu vernichten. Wie beantworten Sie die Fragen Ihrer Kinder und Enkelkinder in Bezug auf Ihre Verantwortung in diesem Zusammenhang? Wie rechtfertigen Sie die alleinige Fokussierung auf Profit-Interessen im Kontrast zu den Interessen zukünftiger Bauerngenerationen besonders im armen, globalen Süden? Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Biodiversität dramatisch zurückgeht und viele Lebensformen für immer verschwinden. Bayer trägt hier Mitverantwortung. Wie wollen Sie Biodiversität fördern? Die Geschäftspolitik braucht neue Ziele und Strategien. Bienen auf der Website machen diese nicht lebendig. Es braucht eine Geschäftsleitung, die stolz auf mehr Bienen durch aktiven Bienenschutz ist und nicht nur auf ihre wirtschaftlichen Kennzahlen schaut. Die UNO bietet mit den SDGs eine Steilvorlage dazu. 3. Vision ökologische Landwirtschaft: Bayer braucht eine Vision für einen wirklich nachhaltigen Planeten für alle: auch für die Ärmsten auf der Welt. Die Welt produziert genug Lebensmittel für 10 Milliarden Menschen und trotzdem sind 800 Millionen hungrig, weil sie nicht genügend Einkommen haben und insbesondere in der Landwirtschaft von den Produktionsprozessen ausgeschlossen werden. Das ist ein Skandal. 
Wiederum: die Bayer Geschäftspolitik hat da eine Mitverantwortung. Es geht nicht darum, morgen alles mit Bio-Landwirtschaft zu produzieren. Bayer muss aber eine Vision haben, die langfristig neue, ökologische Modelle umfasst. Dazu braucht es politischen Willen und eine clevere Strategie. Ich empfehle, die Akteure der Biolandwirtschaft einzuladen und einen offenen strategischen Dialog zu suchen, anstatt diese mit politischen Mitteln zu bekämpfen und an alten Modellen festzuhalten. Tun sie es der UNO, den Vereinten Nationen, gleich: diese hat, z. B. beim Menschenrecht auf Nahrung oder bei der Welternährungsorganisation FAO, die für Agroökologie plädiert, die Bedeutung der Biolandwirtschaft schon längst erkannt. Langfristig sollte das Bayers Geschäftsmodell werden. Zusammengefasst: Bayer/Monsanto arbeiten Richtung Monopolstellung. 20 Jahre Gentechnologie und Patentierung von wenigen Hochleistungssorten zeigen, dass wenige Arten und Sorten an Hilfsmittel wie Roundup gebunden werden. Biologische Vielfalt verschwindet, das Klima verändert sich und immer noch gehen 800 Millionen hungrig zu Bett. Die UNO ruft zum Paradigmen-Wechsel in der Landwirtschaft auf. Weitermachen wie bisher ist perspektivlos. Bayer ist in der Position, diesen Wechsel einzuleiten. Arbeiten wir gemeinsam für einen lebenswerten Planeten für unsere Kinder statt einseitig an die Maximierung der Dividenden und der Managergehälter zu denken. Ich beantrage, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern.

[Sanjay Kumar] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Sanjay Kumar: Reputations- und andere Risiken Guten Tag, liebe anwesenden Menschen ... dazu zähle ich auch die Menschen im Vorstand von Bayer. Mein Name ist Sanjay Kumar, ich bin ein Medienwissenschaftler – aber ich habe mich auch extra prüfen lassen in Qualitäts-Management in der Biotechnologie sowie in biochemischer und Ökotoxikologie, damit man mir nicht nachsagt, ich sei ein Fachfremder, der irgendwelche Kommentare von sich gibt. Ich arbeite auch auf einem Bauernhof, und gestern habe ich mich ausgiebig mit dem Hacken von Unkraut beschäftigt – den ganzen Tag. Es erfüllt mich, diese Arbeit zu machen, die sehr fruchtbare Ergebnisse erzielt. Ich habe zu der Übernahme von Monsanto ein paar Fragen, die ich gerne an die Menschen vom Vorstand richten würde. Es wurde hier in erster Linie über ein enormes Reputationsrisiko gesprochen. Es stellt sich mir die Frage, ob wir hier überhaupt über die Risiken an sich reden oder ob es nur eine Frage der PR ist. Ich möchte insbesondere darauf hinweisen, dass in den USA in Vermont 2015 mit einer Gesetzesinitiative die Kennzeichnungs-Pflicht für gentechnisch veränderte Produkte gefordert wurde, wogegen Monsanto mit einer Klage versucht hat anzugehen, in der sich auf die Redefreiheit berufen wurde. Die haben für sich den ersten Verfassungszusatz zum Recht auf Redefreiheit eingefordert – also eigentlich ein Menschenrecht für einen Konzern. Sie, die Anwälte von Monsanto, meinten: „Wir wollen nicht gezwungen werden zu reden, obwohl wir nicht reden wollen“. Ich würde Sie gerne fragen: Haben Sie vor, nach einer geplanten Übernahme derartige Praktiken fortzuführen? Desweiteren würde ich gerne über einen offenen Dialog sprechen, eine Informationsfreiheit, die nicht nur alle Shareholder, sondern auch alle Stakeholder in diesem Unterfangen angeht. Nämlich: Was sind das für Risiken, die hier eingegangen werden? In Ihrem Geschäftsbericht sagen Sie: „Wir übernehmen auch für die Wirkstoffe in unseren Produkten Verantwortung. Wir führen die Bewertung von Umweltrisiken oder Maßnahmen zum Risikomanagement auch nach der Markt-Zulassung durch. Wir tragen außerdem auch dazu bei, dass Fragen zu Wirkstoffen in der Umwelt aufgegriffen werden und Bedenken durch fundierte Risikobewertungen und Analysen adressiert werden. Hierzu haben wir einen ausgewogenen Risiko- und Nutzenbewertungsprozess für Wirkstoffe etabliert …“ Zu dem Stichwort „Risiko-Nutzen“ – das haben Sie auch vorhin zu dem Thema Glyphosat eingebracht: Sind Sie eigentlich im Bilde, dass für eine Risikobewertung Nutzen komplett irrelevant ist? Es gibt keinen Nutzen, der ein systemisches Risiko wie die Zerstörung der Biodiversität aufwiegen könnte. Wenn wir hier von Transparenz sprechen: Herr Speich hatte schon gefragt: „Haben Sie überhaupt einen Plan B in der Schublade, was diesen Deal angeht?“ Ich wüsste gerne – unabhängig von Spekulationen und Annahmen über die Risiken – für eine nachvollziehbare und transparente Risikobewertung: Haben Sie einen Plan B für den Erhalt der Biodiversität, oder sollen die Menschen Ihren Annahmen Glauben schenken? Haben Sie vor, eine Verpflichtung für das Vorsorgeprinzip einzugehen, in der Sie alle Rohdaten veröffentlichen und unabhängigen Forschern Zugang zu dem Forschungsmaterial ermöglichen?

[HV-Reden] Redebeiträge HV 2018

CBG Redaktion

Kritische Redebeiträge in der Hauptversammlung der BAYER AG am 25. Mai 2018:

=> Annette Seehaus-Arnold (Vizepräsidentin des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes):
Bienensterben

=> Wiebke Schröder(SumOfUs):
Bienensterben

=> Ralf Bertram (Imkermeister):
Die Bienengefährlichkeit des Pestizids BISCAYA

=> Mute Schimpf (Friends of the Earth Europe):
Digitalisierung der Landwirtschaft

=> Keneth Dietrich:
Bayer aus Leverkusener Perspektive

=> Sanjay Kumar:
Reputations- und andere Risiken

=> Thomas Cierpka (IFOAM):
Nachhaltigkeit bei Bayer

=> Silvia Bender (BUND):
Neonikotinoide, Glyphosat, Monsanto, Gentechnik

=> René Lehnherr:
Monsanto

=> Bernward Geier:
Die ökologische Alternative „Sikkim“

=> Dr. Beate Kirk:
Duogynon und die Hormonspirale Mirena

=> Lars-Ulla Krajewski:
Die Gefahren der Dhünnaue-Öffnung

=> Karl Bär (Umweltinstitut München):
Die Gefahren von Sivanto

=> Christoph Koch (Imker):
10 Jahre dokumentierte Bienenvergiftung durch BAYER-Produkte

=> Dr. Gottfried Arnold (Kinderarzt):
Glyphosat, Duogynon und andere hormonähnliche Substanzen

=> Alan Tygel (Permanente Kampagne gegen Agrargifte und für das Leben):
Bayer in Brasilien

=> Georg Wehr (Gadolinium-Selbsthilfegruppe):
Die Gefahren gadolinium-haltiger Röntgen-Kontrastmittel

=> Tilman Massa (Dachverband):
Die Sustainable Development Goals und BAYER in Lateinamerika

=> Christian Russau (Dachverband):
Pestizide in Brasilien

=> Jan Pehrke (CBG):
Der MONSANTO-Deal und weitere CBG-Gegenänträge

[Keneth Dietrich] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Keneth Dietrich: BAYER aus Leverkusener Perspektive Ich bedanke mich bei der CBG und den kritischen Aktionären für die Möglichkeit, hier zu sprechen. Zuerst zu meiner Person: Ich bin ausgebildeter Chemielaborant, studiere Chemie und Biologie und bin parteiloses Mitglied des Stadtrates der Stadt Leverkusen und gehöre der Ratsgruppe „Die Linke.Lev“ an. Wie man an der Biografie vermuten kann, hat der Bayer-Konzern direkten Einfluss auf viele Bereiche meines Lebens im Privaten wie Professionellen. Heute möchte ich Ihnen eine Einschätzung geben, ob die Bayer AG im letzten Geschäftsjahr ein erfolgreiches Unternehmen war. Ein solches hat meiner Meinung nach gesellschaftliche Verantwortung (Herr Baumann hat es selbst angedeutet). Wirtschaftlich profitabel zu sein, ist nicht das Einzige. Sie bezieht viele Faktoren mit ein, wie z. B. den Umgang mit: - Umwelt - Menschen - Ressourcen - Wissenschaft und Forschung Man wird sie daran messen. Und daran hängt der langfristige Erfolg. Die Menschen sind (nicht perfekt) informiert, aber sie sind interessiert(Hinweis auf die Demonstranten). Das ist auch keine bloße Angst, sie stellen neue Anforderungen an ein modernes und erfolgreiches Unternehmen. Das erleben Sie bei den Themen: - Das berühmt & berüchtigte Marketing, - Missbrauch des Urheber- und Patentrechts, - Dhünnaue: Die Rheinbrücke wird gebaut und den Verkehr entlasten, es fragt    sich, ob nicht auf lange Sicht eine Lösung klüger ist, die die Altlast nicht    berührt (keine eindeutige Antwort), - Gewerbesteuer: „Kleine“ Kommunen kommen auch duch ihre international    ausgerichtete Steuerpolitik in finanzielle Schwierigkeiten. In Leverkusen    macht man sich Sorgen, ob ein noch größerer Konzern die Interessen der Stadt    noch richtig wahrnimmt ( keine eindeutige Antwort),  - PflanzenSCHUTZmittel. Hat bei diesen Themen der Vorstand nachhaltig & erfolgreich gehandelt? Ich wurde gebeten, Sie aufzufordern, gegen Entlastung des Vorstandes zu stimmen! Denken Sie nach, nutzen Sie ihre Stimme, folgen Sie nicht einfach der Stimmung!

[Tilman Massa] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Tilman Massa (Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre)BAYER und die Sustainable Development Goals in Lateinamerika Es gilt das gesprochene Wort. Sehr geehrte Damen und Herren, sehr geehrter Vorstand und Aufsichtsrat, mein Name ist Tilman Massa, ich bin vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „Si es Bayer, es bueno“ („Wenn es von Bayer kommt, ist es gut“), so lautet Ihr historischer Werbespruch in Lateinamerika. Das nicht alles gut ist, was von Bayer kommt, lässt sich auch an Ihrem Bekenntnis zu den 17 UN-Nachhaltigkeitszielen 2030, den Sustainable Development Goals (SDGs), sehen. Aus unserer Sicht tragen Sie nur unzureichend zum Erreichen der Ziele bei – erst recht mit der Übernahme von Monsanto. Sie geben stolz an, vor allem SDG 2, den Hunger zu beenden und nachhaltige Landwirtschaft zu fördern, und SDG 3, ein gesundes Leben für alle zu gewährleisten, als „zentrale Elemente“ Ihres Nachhaltigkeitsprogramms eingeführt zu haben. Dass der Einsatz Ihrer Herbi- und Fungiziden, aber vor allem auch Monsantos Glyphosat für diese Ziele höchst umstritten ist, werden auch Sie zugeben müssen. Bei der Diskussion, ob Glyphosat nun laut der Internationalen Krebsforschungsagentur (IARC) „wahrscheinlich krebserregend“ ist und daher von der EU verboten werden sollte, und den Folgen Ihrer Fusion kommt eines viel zu kurz: Die wirklich leidtragenden Menschen leben im Globalen Süden, und das unabhängig davon, ob Glyphosat nun krebserregend ist oder nicht. Das hat drei Gründe: 1. Menschen im Globalen Süden sind Glyphosat direkt ausgeliefert Erster Grund: In Ländern wie Argentinien und Brasilien wächst ein Großteil des Sojas, mit dem die deutsche Fleischindustrie am Laufen gehalten wird. Zwischen 2008 und 2010 nutzte Deutschland durchschnittlich eine Fläche von 4,4 Millionen Hektar Land in Südamerika für die Produktion von Futtermitteln. Dort sind Menschen auf ganz andere Weise Glyphosat ausgesetzt. Mit Flugzeugen wird das Gift auf den in Monokultur wachsenden Plantagen gesprüht. Wer in einem Dorf wohnt, das an diese Plantagen angrenzt, kommt direkt mit dem Herbizid in Kontakt. Die Folgen sind ein massiver Anstieg an Krebserkrankungen, an Fehlbildungen bei Kindern, an Fehlgeburten. Argentinische ForscherInnen halten den Zusammenhang zwischen dem Agrargift und den Erkrankungen für erwiesen. SDG 3 sieht im Unterpunkt vor, bis 2030 die Zahl der Todesfälle und Erkrankungen aufgrund gefährlicher Chemikalien und der Verschmutzung und Verunreinigung von Luft, Wasser und Boden erheblich zu verringern. Ich frage Sie: Wie wollen Sie in Zukunft diese direkte Gesundheitsgefährdung durch Glyphosat und allen Ihren Herbi- und Fungiziden begegnen, um im Sinne von SDG 3 ein gesundes Leben für alle Menschen zu gewährleisten und ihr Wohlergehen zu fördern? 2. Sie fördern industrialisierte, nicht nachhaltige Landwirtschaft Zweiter Grund: Monsanto und Glyphosat stehen für eine industrialisierte Landwirtschaft, die nicht nachhaltig ist. Sie schadet Insekten, die für ein Fortbestehen allen Lebens unverzichtbar sind. Sie befördert das Artensterben. Die Nitratbelastung im Grundwasser ist zu hoch. In der industrialisierten Fleischwirtschaft werden so viele Antibiotika verfüttert, dass zunehmend resistente Keime entstehen, die hochgefährlich sind. Und schließlich: Der Anteil der Pflanzen, die resistent gegen Glyphosat sind, steigt stetig. Ihre Entscheidung, Monsanto zu übernehmen, ist daher auch eine Entscheidung für diese Form der Landwirtschaft und gegen nachhaltige Entwicklung und Landwirtschaft, auch wenn Sie das Gegenteil behaupten. Ihr Saatgut muss jede Saison neu gekauft, immer neues Land urbar gemacht, immer neuer und immer mehr Dünger aufgebracht werden. Die Anbaupflanzen sind weniger vielfältig, weniger anpassungsfähig. Und wir haben noch nicht angefangen, darüber zu sprechen, was diese Form der Landwirtschaft mit den Menschen macht. So kann nachhaltige Landwirtschaft nicht aussehen, so kann kein Beitrag zum Erreichen der SDGs geleistet werden. SDG 2 sieht im Unterpunkt vor, „die landwirtschaftliche Produktivität und die Einkommen von kleinen Nahrungsmittelproduzenten, insbesondere von Frauen, Angehörigen indigener Völker, landwirtschaftlichen Familienbetrieben zu verdoppeln, unter anderem durch den sicheren und gleichberechtigten Zugang zu Grund und Boden, anderen Produktionsressourcen und Wissen.“ Wie wollen Sie sicherstellen, dass auch Kleinbauern sicheren und gleichberechtigten Zugang zu Ihrem Wissen haben werden? 3. Ihre Übernahme von Monsanto gefährdet Ernährungssouveränität Dritter Grund: Die Übernahme von Monsanto bedroht die Ernährungssouveränität – also die Fähigkeit, die Landwirtschafts- und Ernährungspolitik selbst zu bestimmen. Staaten werden stärker beeinflussbar und schlicht erpressbar, wenn sie marktbeherrschenden Konzernen wie dem Ihren gegenüberstehen. Mit Ihrer Übernahme von Monsanto hat die vorerst letzte Konzentrationswelle ihren Abschluss gefunden: Erst schluckte ChemChina Syngenta, dann schlossen sich DuPont und Dow Chemical zusammen und nun Ihre Übernahme von Monsanto. Ein Triopol beherrscht nun den Markt. Da ändert es auch nichts, dass Sie BASF etwas vom Kuchen abgeben. Bayer katapultiert sich weltweit auf Platz 1 bei Pflanzenschutzmitteln und beim Saatgut, mit jeweils einem Drittel Marktanteil. Zum Vergleich: Mitte der 1990er Jahre hielten die damals zehn größten Unternehmen der Saatgutindustrie noch einen Marktanteil von unter einem Drittel. Bei gentechnisch veränderten Pflanzen hat Bayer-Monsanto mit einem Schlag über 90 Prozent Marktanteil. Bayer-Monsanto wird damit zum zentralen Player bei der Frage nach der Ernährung von sieben Milliarden Menschen. Angesichts einer bis zum Jahr 2050 auf zehn Milliarden Menschen steigenden Weltbevölkerung ist es keine sehr demokratiekompatible Aussicht, wenn nur noch drei Konzerne den Ursprung der Ernährung kontrollieren. Und dass diese zum Wohle der 800 Millionen Hungernden in der Welt fusionieren, kann ebenso bezweifelt werden. Die Baumwoll-Kleinbäuerin in Indien wird es wie der ghanaische Tomaten-Bauer oder die auf den ejidos Mais anbauenden mexikanischen Gemeinschaften spüren, was es bedeutet, wenn Ihre – Bayers – geballte Konzernmacht auf noch mehr Profit aus ist. Oder haben Sie vor, aus Menschlichkeit den Bäuerinnen und Bauern das Saatgut zum Vorzugspreis zur Verfügung stellen? Wenn Staaten nun versuchen sollten, durch regulatorische Bestimmungen den Schutz von Mensch und Umwelt zu garantieren oder bei drohenden Hungerkrisen Patente und Gebühren auf Nachbau infrage zu stellen, dann haben Sie nun noch bessere Karten, um das zu verhindern. SDG 2 sieht weiter vor, „die genetische Vielfalt von Saatgut, Kulturpflanzen sowie Nutz- und Haustieren und ihren wildlebenden Artverwandten zu bewahren, unter anderem durch (…) den Zugang zu den Vorteilen aus der Nutzung der genetischen Ressourcen und des damit verbundenen traditionellen Wissens sowie die ausgewogene und gerechte Aufteilung dieser Vorteile.“ Ich frage Sie: Wie wollen Sie konkret die genetische Vielfalt von Saatgut mit diesen Anforderungen schützen? „Si es Bayer, es bueno“ – der Werbespruch wird mit der Übernahme von Monsanto auch in Zukunft nicht der Wahrheit entsprechen. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

[Mute Schimpf] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Mute Schimpf (Friends of the Earth Europe): Digitalisierung der Landwirtschaft Zu der Übernahme von Monsanto durch Bayer habe ich drei Fragen. Ich arbeite für Friends of the Earth Europe, einem der größten europäischen Umweltverbände mit Mitgliedsorganisationen in 33 Ländern in Europa. Erstens: Im Moment befindet sich der Agrarsektor in einem der größten Umstrukturierungsprozesse seit Jahrzehnten. Damit meine ich nicht die Fusion mit Monsanto, sondern die Digitalisierung der Landwirtschaft. Diese wird sowohl die Unternehmen, aber auch die Forschungslandschaft und vor allen Dingen die Landwirtschaft selbst innerhalb kurzer Zeit in einer Art und Weise verändern, die wir uns heute noch kaum vorstellen können. Bayer sieht hier großes Potenzial und hat dementsprechend investiert. Welche Investitionen hat Bayer hier in den letzten fünf Jahren getätigt? Ein Argument für die Digitalisierung ist das Potenzial, weniger Pflanzenschutzmittel einzusetzen. Hier habe ich eine Frage zu der Logik dahinter: Wenn tatsächlich weniger Pflanzenschutzmittel vertrieben werden, worin besteht das wirtschaftliche Interesse von Bayer, einen der umsatzstärksten Sektoren abzubauen, und woher soll dann der Umsatz kommen? Und worin liegt die Attraktivität für Bayer? Zweitens: Im Kontext der Fusion mit Monsanto habe ich Fragen zu den Auswirkungen auf die Digitalsparte von Bayer. In den USA sind mehr als 93 % der Farmer besorgt über die Fusion mit Monsanto aufgrund ihrer Erfahrungen mit anderen Agrarfusionen, die zu weniger Innovation, steigenden Saatgut- und Pflanzenschutzmittelpreisen führten. Marktanalysen haben mehrfach berichtet, dass die Kombination der jeweiligen Digitalsparten zwischen Bayer und Monsanto eine der wichtigsten Motivationen für die Fusion sei. Mit wem gibt es Kooperationen von Bayer und von Monsanto im Bereich Digitalisierung? Welche Verpflichtungen und Lizenzabkommen gibt es mit den russischen Behörden, um von dort grünes Licht für die Fusion zu bekommen? Wie wird sich die künftige Zusammenarbeit mit BASF gestalten, wenn nach Auflagen der US-Behörden die Bayer Digital-Sparte an BASF veräußert wird? Drittens: Sowohl Bayer als auch Monsanto setzen beide auf Gene-Editing und Märkte mit gentechnisch verändertem Saatgut. In Europe ist ein gentechnisch verändertes Saatgut ein Ladenhüter und wird auf weniger als 1 Prozent der Ackerflächen angebaut. In den kommenden Wochen fällt der Europäische Gerichtshof sein Urteil über Gene-editing. Der Generalanwalt hat bereits gefolgert, dass alle neue Gentechniken als Gentechnik zu definieren sind, das Urteil soll klären, ob alle Gene-Editing Techniken wie Crispr vollständig als Gentechnik reguliert werden und damit der Kennzeichnung- und Zulassungspflicht unterliegen oder nicht. Bayer hat vor allem über diverse Lobby-Vereinigungen kommuniziert, dass diese GVO nicht in den Geltungsbereich des Gentechnikrechts fallen sollen und damit die Transparenz für den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft einschränkt. Wird Bayer in Zukunft die Vorgaben des Gentechnikrechts anerkennen oder weiter versuchen, hier die Wahlfreiheit von Verbrauchern, Landwirten und Züchtern zu untergraben?

[Christian Russau] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Christian Russau (Dachverband) Pestizide in Brasilien ES GILT DAS GESPROCHENE WORT. Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Christian Russau, ich bin vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. Gehen wir gleich in medias res! Sehr geehrte Damen und Herren vom Vorstand und Aufsichtsrat: Wir müssen dringend reden! Reden über menschenrechtliche Sorgfaltspflichten, reden über Ihr Geschäftsgebaren, Ihre Produkte, reden über Gesundheit und über saubere Umwelt. Die Agenda der Vereinten Nationen für die Sustainable Development Goals ist die weltweit wichtigste entwicklungspolitische Zielsetzung des nächsten Jahrzehnts. Sie betrifft, im Gegensatz zu ihrem Vorgänger, den Millenniumszielen, auch die Industrienationen und damit in besonderem Maße auch deutsche Unternehmen, somit auch: BAYER. Deutschland hat sich den 17 UN-Zielen für eine nachhaltige Produktions- und Lebensweise verpflichtet, auch die Unternehmen sind dazu angehalten, selbst ihren eigenen Beitrag dazu zu leisten. Doch nach ihren Bekenntnissen zu den Nachhaltigkeitszielen stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Produktionsweise, ihre Produkte nachweisbar nachhaltig zu gestalten. Zu den SDGs zählen unter anderem: Ernährung sichern, Gesundes Leben für alle, Sauberes Wasser, Nachhaltige Städte und Siedlungen, Nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen oder auch Landökosysteme schützen. Das hört sich alles sehr schön an, nur bleibt halt immer die Gretchenfrage: BAYER, wie hältst Du es mit Deiner Praxis? Nun, das sieht nicht nur gar nicht gut aus, das sieht katastrophal aus. Ich habe Sie bereits im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass Sie in Form von Bayer Crop Science Brasilien in Brasilien Pflanzenschutzmittel mit in der EU nicht oder nicht mehr genehmigten Wirkstoffen bewerben und in den Handel bringen. Gleiches gilt für Indien, und für viele weitere Länder, Länder, in denen die Lobbymacht von BAYER offensichtlich noch immer so groß ist, dass Sie dort – jenseits allen ethischen Begriffs – profitable Geschäfte machen mit Zeug, dass Sie hierzulande nur möglichst weit weg von Ihrem eigenen Garten sehen wollen. Was also legal ist, so scheint es, kann auch gemacht werden. Dies räumte Bayer schon Ende der 1980er Jahre ein. 1988 sagte der damalige Vorstandsvorsitzende von Bayer, Hermann J. Strenger: „In der Tat haben wir zum Beispiel in Brasilien nicht Gesetze wie in der Bundesrepublik.“ (1) Dennoch sah er bei seiner Firma keine doppelten Standards walten, denn er ergänzte: „Aber wir stellen bei unseren Investitionen in Brasilien oder Indien, in den USA oder in Japan die gleichen Anforderungen wie hier.“ 30 Jahre später (30 Jahre!), verkauft Bayer in Brasilien noch immer Herbizide, Insektizide und Fungizide mit Wirkstoffen, die in Europa verboten sind. Also doch eine Doppelmoral. Und SIE stehen damit – WIEDER EINMAL – in unsäglicher historischer Kontinuität. Und diese unsägliche Kontinuität setzt sich fort und kulminiert derzeit in der Übernahme von MONSANTO. Bleiben wir beim Beispiel Brasilien, denn es ist lehrreich für das, wofür SIE – BAYER – in Ihrer ganzen wirtschaftlichen Breite und mit Ihrem ignoranten Business stehen. Sie sagten vorhin, Herr Baumann, Bayers Interesse an der Übernahme von Monsanto läge im Saatgutbereich, und dort in dem von ihnen postulierten Wachstum in diesem Sektor. Diese Art von Saatgut, um die es dabei geht, ist meist gentechisch verändertes, und das braucht die Agrargifte. Das haben Sie wohlweislich nicht so gern gleich mit erwähnen wollen. Und gentechnisch verändertes Saatgut, Agrargifte und Wachstum, – setzen Sie die drei Variablen ein, was kommt hinten raus? Brasilien. Das ist die traurige Realität. Denn „Wachstum“ in den Bereichen gentechnisch verändertes Saatgut und Wachstum bei Agrargiften in den USA und Europa: können Sie vergessen! Bernward Geier hat uns vorhin sehr schön die Situation in Indien beschrieben, - also auch dort schwimmen Ihnen, liebe Bayer-Apologeten, die Felle weg! Bleibt also nur Brasilien. Und das hat seinen Grund. Denn derzeit scharren die Soja-Barone Brasiliens mit den Hufen, sehen sich der Erfüllung ihres feuchten Traumes des gnadenlosen Wachstums des Agrobusiness näher: In Brasilien wurde im August 2016 der parlamentarische Putsch gegen die gewählte Präsidentin Dilma Rousseff vollzogen, die Präsidentin abgesetzt und die rechtskonservative, in der Bevölkerung die unpopulärste Regierung seit Jahrzehnten, schleift die letzten sozialen Errungenschaften und Rechte. Derzeit geht es dem Gesetz zum Schutze vor Agrargiften an den Kragen, die Gesundheitsgesetzgebung wird gelockert und aufgeweicht, und die Umweltgesetzgebung soll komplett „flexibilisiert“ werden, sprich: geschleift werden. Da wundert es wenig, dass erstens die brasilianische Kartellbehörde CADE die Übernahme Monsantos durch Bayer so easy durchgewunken hat. Noch weniger wundert einen das, wenn man weiß, dass seit August 2016 (der Vollendung des Parlamentsputsches) 9 x Mitarbeiter von Monsanto, und 6 x Mitarbeiter von Bayer von Vertretern des konservativen Landwirtschaftsministeriums in Brasília empfangen wurden. Ich frage Sie: Was wurde da besprochen? Können Sie politische Vorfeldeinflussnahme bei dem CADE nahestehenden Personen ausschließen? Daran anschließend muss ich folgende Frage stellen: Laut den Statistiken des brasilianischen Transparenzregisters hat weder Bayer noch eine erkennbare Bayer-Tochterfirma Spenden an politische Parteien oder Politiker in Brasilien geleistet. Der korrekten Form halber: Können Sie kategorisch ausschließen, an Parteien oder Politiker weder durch Bayer direkt noch durch eine Tochterfirma Wahlkampf- und/oder Parteispenden getätigt zu haben? Falls Sie das nicht kategorisch auszuschließen vermöchten, na dann bitte mal schnell die Namen der Politik und Parteien, die Sie – sei es Caixa1, Caixa2 oder Caixa3 oderwasauchimmer – bedient haben. (3) Zurück zum feuchten Traum der brasilianischen Sojabarone und was das mit Ihnen, mit Bayer, zu tun hat. Es geht dabei um das Agrarmodell. Das Agrarmodell, das Sie repräsentieren und mit allen Kräften befördern. In Brasilien wird nun die Gesetzgebung in Sachen Umwelt- und Verbraucher- und Gesundheitsschutz geschleift, und die Sojabarone freuen sich darauf, wenn die Agrarfront weiter nach Norden, nach Amazonien verschoben wird, denn das bedeutet Ausweitung ihres Aktionsradius. Es bedeutet aber auch Vertreibung von Kleinbauern, Ausweitung konventioneller und vor allem von riesiger Monokulturlandschaft, Ausweitung von Herbiziden, die die Gesundheit der verbliebenen, verarmten und die an die Ränder der Sojafelder verdrängten Landbevölkerung bedroht und gefährdet und die die Böden und das Grundwasser verseucht, ein Grundwasser im Übrigen, das wegen des hohen Wasserverbrauchs der Monokulturlandschaft sinkt und dessen Nachtrag bei Regen durch kurzwurzelige Monokulturen wie beim Soja um den Faktor vier bis zehn sinkt, da die Bodendurchlässigkeit nicht wie bei den im Cerrado üblichen endemischen Pflanzen gegeben ist. Die Aquiferen (2) schrumpfen, die Erosion nimmt bei Monokulturbepflanzung Erhebungen zufolge um den Faktor zehn bis hundert zu. Da wundert sich wer, wenn dem zentralen Wasserspeicher Brasiliens, dem Cerrado, das Wasser buchstäblich abgedreht wird, dass es dann, wie 2014-2015 geschehen, zur größten Wasserkrise seit 70 Jahren kommt, die 72 Mio Menschen im neuen trockenen Dreieck zwischen Rio, São Paulo und Belo Horizonte betrifft. Es ist Bayer und es ist Monsanto, die als ein maßgebliches Glied dieses Agrarmodells mit schuld daran sind, wenn die mit Monokulturen zugepflasterten Landschaften der Trockensavanne des Cerrado die Grundwasserspeicher des Landes nicht mehr füllen, und Tausende Kilometer entfernt dann krasse Phänomene wie die damit zusammenhängende Wasserkrise von São Paulo entstehen. Schauen wir uns die Pestizidfrage doch einmal genauer an: Wenn wir die insgesamt im Land je Jahr ausgebrachte Menge auf die Bevölkerung herunterrechnen, so kommen wir auf die erschreckende Menge von 7,3 Litern je brasilianischer Bürgerin und Bürger. Schauen wir uns also Gemeinden an wie Lucas do Rio Verde oder Sorriso oder Sapezal oder Campos Novos dos Parecis und andere. Auf diese Region fokussieren auch die Universitätsstudien der Forscher der Bundesuniversität von Mato Grosso und der Stiftung Oswaldo Cruz des Gesundheitsministeriums. Die Studien untersuchen die Auswirkungen dieser Anbaugebiete und des Agrargiftverbrauchs vor Ort. Im Jahr 2012 wurden neun Millionen Liter Agrargifte im Munizip Sapezal zur Anwendung gebracht, sieben Millionen waren es in Campos de Júlio und vier Millionen in Campo Novo do Parecis, dies sind die letzten verfügbaren Daten des staatlichen Instituts für Agrarsicherheit, Instituto de Defesa Agropecuária do Estado de Mato Grosso (Indea). Würde man diese Menge in olympische Schwimmbecken füllen, kämen wir auf acht bis oben mit Agrargiften gefüllte Becken. Meine Kollegin Verena Glass hatte Ihnen diese Zahlen bereits im vergangenen Jahr hier vorgetragen – aber diese Zahlen sind so erschreckend, dass ich mich gezwungen sah, sie heute hier noch einmal vorzutragen. Und, wissen Sie noch die Zahlen, die meine Kollegin hier genannt hatte, um Ihnen die Dramatik der Situation in der genannten Region zu verdeutlichen? Rechnet man die Menge an Agrargift auf ganz Brasilien runter, kommen wir auf die erwähnten 7,3 Liter je Person. In Sapezal aber liegt dieser Wert 52 Mal höher: 393 Liter je Person, wenn wir als Basis die Bevölkerungszahl von 2016 nehmen. Um dieses Panorama zu untersuchen, haben die Universität von Mato Grosso und die staatliche Fiocruz zwischen 2007 und 2014 in Lucas do Rio Verde eine Forschung mit den folgenden Ergebnissen durchgeführt: - in der ländlichen Region fanden die Wissenschaftler in 88 % der Blut- und Urinproben von untersuchten Lehrern auf dem Land Rückstände von Agrargiften, vor allem Glyphosat und Pyrethroide – also synthetische Insektizide; - es wurden mehrere Agrargifte gefunden in 83 % der 12 Trinkwasserbrunnen, in 56 % der Proben des Regenwassers und 25 % der entnommenen Luftproben während der zweijährigen Untersuchung; - in 100 % der Proben der untersuchten Muttermilch von 62 stillenden Müttern wurden Rückstände von Agrargiften wie DDE, Endosulfan, Deltamethrin und DDT gefunden; Parallel dazu stellte die Studie der Bundesuniversität von Mato Grosso 1.442 Fälle von Magenkrebs, Speiseröhren- und Bauchspeicheldrüsenkrebs in 14 Munizipien fest, eben in denen, in denen zwischen 1992 und 2014 Soja, Mais und Baumwolle angebaut wurde. In dem Vergleichsmunizip, wo nichts dergleichen angebaut wurde, lag der Wert der Krebsfälle bei 53. Und was machen diese Agrargifte mit den Kindern? Die Todesrate bei Kindern im Alter zwischen 0 und 19 Jahren hat sich von 2,97 % im Jahr 2000 auf 3,76 % im Jahr 2006 erhöht. Im Jahre 2006 wurde Krebs bei Kindern zur zweithäufigsten Todesursache, 8 % aller Todesfälle bei Kindern waren auf Krebs zurückzuführen. Tendenz weiter steigend. Ich frage Sie, abschließend: Wieviel Krebsmedikamente (Menge und Umsatz) hat Ihr Pillendreher-Konzern 2016 und 2017 in den Bundesstaat Mato Grosso entsandt? Leider endet meine knapp bemessene Redezeit hier und jetzt. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. (1) „Wir können nicht einfach auf Gift verzichten“, Interview mit Bayer-Chef Hermann J. Strenger, in: Der Spiegel 51/1988, unter: www.spiegel.de/spiegel/print/d-13531711.html (2) wassertragende Schichten (3) Caixa 1, 2 und 3 bezeichnet in Brasilien die üblichen Wahlkampfspendenkassen der Politiker, die Kasse 1 wäre die legale und angemeldete und korrekt ausgegebene, die Kasse 2 wäre nicht legal, nicht angemeldet, aber für Partei- und Wahlkampf ausgegeben, Kasse 3 wäre illegal, nicht angemeldet und für die eigene Tasche der Politiker eingesteckt.

[Ralf Bertram] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Ralf Bertram (Imkermeister): Die Bienengefährlichkeit des Pestizids BISCAYA Sehr geehrter Vorstand, sehr geehrter Aufsichtsrat, meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre, mein Name ist Ralf Bertram, Imkermeister in bereits sechster Generation. Es ist mein erster Auftritt hier auf der JH. Ich spreche zu ihnen zum einen als Aktionär, aber vor allem als krebskranker Großvater von 4 Enkelkindern und als Imker. Werter Herr Baummann: Zum BISCAYA-Wirkmittel Thiacloprid: Wie kann ich diese Aussage aus dem Datenblatt verstehen: (NB6641) Das Mittel wird bis zu der höchsten durch die Zulassung festgelegten Aufwandmenge oder Anwendungskonzentration, falls eine Aufwandmenge nicht vorgesehen ist, als nicht bienengefährlich eingestuft (B4). (NN410) Das Mittel wird als schädigend für Populationen von Bestäuberinsekten eingestuft. Anwendungen des Mittels in die Blüte sollten vermieden werden oder insbesondere zum Schutz von Wildbienen in den Abendstunden erfolgen. Meine Damen und Herrn Aktionäre, das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und die Firma Bayer haben diese Information in dem Datenblatt so hinterlegt. Wie sollen ihre Kunden, Hr. Baumann, dieses Datenblatt umsetzen? Sie machen es sich einfach „Kräht der Hahn auf dem Mist, regnet es oder nicht“. Persönlich finde ich es eine Schande, wenn Sie, Hr. Baumann, ein Produkt herstellen und verkaufen, dessen Wirkung schon vorher in Frage gestellt ist. Meine Damen und Herren Aktionäre: Eine Einstufung in die 4 Kategorien bedeutet, nur zur Erinnerung: B 1 Bienengefährlich B 2 Bienengefährlich, ausgenommen bei Anwendung nach dem täglichen Bienenflug      bis 23.00 Uhr B 3 Bienen werden nicht gefährdet B 4 nicht bienengefährlich Wenn ich im Gespräch mit Landwirten bin und frage diese nach ihren Mitteln, die sie einsetzen, heißt es B4. Obwohl die Landwirte eine Fortbildung zum Sachkundenachweis für Pflanzenschutz besucht haben (ist Voraussetzung zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln), wissen sie nicht, was sie tun. Eine Landakademie macht Werbung mit: In nur 4 Stunden die Fortbildungspflicht erfüllen. Ich war selbst auf so einer Fortbildung. Es war mehr eine Werbe- und Verkaufsveranstaltung, um nicht zu sagen eine Kaffeefahrt. Selbstverständlich geht es darum, Geld zu verdienen. Das ist ja unser aller Bestreben. Aber doch bitte nicht getarnt als Schulung. Jetzt werden Sie sagen, das ist Sache des Landwirts und der Bauerverbände. Allein bei diesem einen Präparat, BISCAYA brauche ich ja schon fast 4 Stunden, um das viele Kleingedruckte zu lesen. Die Aufklärung durch die Verkaufsfachberater ist leider auch so, dass eine Informationsflut losgetreten wird, die beim Kunden gar nicht ankommt. Nur B4 und „Wo wende ich es an?“ bleiben beim Kunden hängen. Wir sind immer noch bei dem Thema B4. Bienenungefährlich ist bereits in Frage gestellt, und nun wird sogar vermutet, es ist Krebserregend? Warum? Auszug aus dem Datenblatt: Gefahrenhinweise: - Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung    einhalten. - Gesundheitsschädlich bei Verschlucken. - Verursacht Hautreizungen. - Verursacht schwere Augenreizungen. - Kann Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen. - Kann vermutlich Krebs erzeugen Herr Baumann, ich komme aus einer ländlichen Gegend und sage offen: Es ist heute gesünder in einer Großstadt zu leben als auf dem Land. Herr Baumann, ich bin hier nur auf ein Präparat, BISCAYA, eingegangen. Es gibt aus ihren Werken viele Präparate zum Pflanzenschutz. Solange sie die Anwender ihrer Präparate mit so einer Informationspolitik so im Dunkeln stehen lassen, kann es nur zu Differenzen zwischen Verbraucher und Landwirt kommen. Stimmt es Herr Baumann, dass viele Präparate nur mit bestimmter Technik ausgebracht werden können? Der Landwirt dann gezwungen ist, in die neue Technik zu investieren? Oder seine Technik umzurüsten, erhebliche Kosten verursacht? Wenn JA: Warum wird dem Landwirt dieses Mittel trotzdem angeboten und schmackhaft gemacht? Klären Sie uns bitte auf! Meine Damen. u Herren Aktionäre, wenn der BAYER AG der Bienenschutz so sehr am Herzen liegt, wie schon wiederholt hier behauptet, warum hat dann die BAYER AG nicht von sich aus hier Aktivitäten entwickelt? Interessant ist auch, dass sich die Imker an den neuen Maschinen der Landwirte beteiligen sollen, damit es zu weniger Bienenverlusten kommt. Schlagwort: Dropleg. Ein Verfahren, dass die Pflanzenschutzpräparate unter die Blätter bringt. So geschehen auf einer Veranstaltung in Leipzig. Nicht nur das die Firma Bayer weiß, wie es anders geht. Aber nein, um Kosten abzuwenden, sucht man jetzt den Schuldigen bei der Imkerschaft. Wie sehen sie die Sache, Herr. Baumann? Und wer bezahlt dafür, dass die Hummeln und Schmetterlinge überleben dürfen? Ist das richtig umgesetzter Bienenschutz? Aktiver Bienenschutz durch Anlegen von Blühstreifen auf der einen Seite und dann aber weiterhin darauf bestehen, dass das Ausbringen von bestäuberinsekten-gefährlichen Präparate in die offene Blüten von Raps und Obst zulässig ist? Wie geht so eine verbogene Bienenschutzstrategie? Verschläft die BAYER AG die Wende hin zu einer anderen Art Schädlingsmanagement? Wann genau steigt BAYER aus? Raus aus der Art Pflanzenschutz, welche nicht nur die Schädlinge als solche bekämpft, sondern die Insekten, nicht nur in der Imkerei, auf dem Gewissen hat? Herr Baumann, ich gehe davon aus, dass wenn Sie eine meiner Fragen nicht beantworten, dass dieses dann als Zustimmung zu interpretieren ist. Die Honigbienen sind nur ein Teil der Insektenwelt. Ihre Bedeutung für unseren Wohlstand wird wohl auch von BAYER nicht in Frage gestellt. Bienenschutz sei wichtig, sagt mir die BAYER AG. Über den Weg, den BAYER dabei geht, sind viele nicht begeistert. Wenn Sie meine Damen und Herrn Aktionäre, unser Anliegen unterstützen wollen und dem Bienenschutz deutlich mehr Ausdruck verleihen möchten, dann haben sie es hier und heute in der Hand. Zeigen Sie die Rote Karte und verweigern Sie diesem Vorstand ihre Entlastung! Vielen Dank für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!

[Jan Pehrke] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Jan Pehrke (CBG) Der MONSANTO-Deal und weitere CBG-Gegenanträge Sehr geehrte Damen und Herren! Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist und gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an. BAYER verbarrikadiert sich heute hier in Bonn bereits zum zweiten Mal hinter einem riesigen Zelt, weil der Protest gegen die geplante MONSANTO-Übernahme angeblich ein Sicherheitsrisiko darstellt. Dabei ist es die Übernahme selber, die ein Sicherheitsrisiko darstellt. Gelänge der Coup, käme BAYER bei den Gen-Pflanzen auf einen Marktanteil von rund 90 Prozent. Beim konventionellen Saatgut läge er bei rund 30 Prozent und im Pestizid-Bereich bei über 20 Prozent. Diese dominante Stellung hat massive Konsequenzen: Die LandwirtInnen müssen mit höheren Preisen und weniger Auswahl rechnen und in der Folge auch die VerbraucherInnen. Die Beschäftigten sehen sich von Arbeitsplatz-Vernichtung bedroht. Die Standort-Städte schließlich kostet die Transaktion Einnahmen, denn BAYER kann seine Zukäufe steuermindernd gelten machen. Und natürlich leidet die Umwelt unter der mit dem Deal noch mal fortschreitenden Agro-Industrialisierung. BAYER stellt die Transaktion in der Öffentlichkeit so dar, als ob sie dem Wohle aller diene. Als Nonnen in Nadelstreifen gerieren sich die Manager und bekunden (ich zitiere): „Wir können mit MONSANTO noch besser dazu beitragen, die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern“ Die wahren Gründe hingegen nannte der BAYER-Chef Werner Baumann im kleineren Kreis, bei einer Veranstaltung der Schmalenbach-Gesellschaft. Es war die große Konzentrationswelle im Agrar-Bereich, von der BAYER sich unter Zugzwang gesetzt fühlte und auch fühlen musste. Denn BLACKROCK als größter Besitzer von BAYER-Aktien und andere Finanzmarkt-Akteure machten entsprechend Druck. Ihnen reichten die Renditen im Agro-Bereich nämlich nicht mehr, denn diese hatten unter anderem durch die Krisen in den großen Anbauländern Brasilien und Argentinien etwas gelitten. Als Mittel der Wahl dekretierten sie in der Folge Übernahmen und Fusionen, fallen dabei doch stets milliarden-schwere Synergie-Effekte an. Auf über eine Milliarden Dollar taxiert BAYER sie. Und BLACKROCK & Co. werden auch keine Ruhe geben, wenn die Übernahme zustande kommt, was noch nicht klar ist. Meiner Meinung nach wird dann bald Druck entstehen, sich über kurz oder lang vom Pharma-Geschäft zu trennen, weil die beiden Sparten zu unterschiedlich sind, gerade auch was die Renditen angeht. Darum meine Frage: Kann der BAYER-Konzern hier garantieren, sich in den nächsten 20 Jahren nicht von der Pharma-Sparte zu trennen? Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hat zum Thema „MONSANTO“ aus den genannten Gründen auch einen Gegenantrag gestellt und fordert darin, Vorstand und Aufsichtsrat wegen ihrer Verantwortung für die Planung der Übernahme nicht zu entlasten. Ein zweiter Gegenantrag der Coordination befasst sich mit den unhaltbaren Zuständen bei den Lieferketten von BAYER. BAYER bezieht Pharma-Stoffe von indischen und chinesischen Firmen, deren Produktionsweise verheerende Folgen für Mensch, Tier und Umwelt hat. Besonders die Antibiotika-haltigen Abwässer stellen eine große Gefahr dar, weil sie die Herausbildung von antibiotika-resistenten Krankheitskeimen fördern. Im vorletzten Geschäftsbericht hat BAYER die Zahl seiner Lieferanten aus China und Indien noch genau aufgeführt. Im neuesten nicht mehr. Deshalb möchte ich fragen: „Wie viele chinesische und indische Lieferanten hat BAYER? „Wie viele von ihnen liefern Arznei-Stoffe und um welche Firmen und Substanzen handelt es sich genau?“ Ein weiterer Gegenantrag der CBG thematisiert die Mängel in BAYERs eigener Pharma-Produktion. Kontrolleure der US- amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hatten im Leverkusener Werk (ich zitiere): „signifikante Verstöße gegen die gute Herstellungspraxis“ ausgemacht. Unter anderem hat BAYER in einer Anlage mehrere verschiedende Medikamente gefertigt, ohne die Maschinen nach den jeweiligen Durchläufen gründlich zu säubern. Auf diese Weise gerieten Rückstände einer Krebs-Arznei in ein Bluthochdruck-Präparat, weshalb ein Rückruf erfolgen musste. Zudem wiesen einzelne Medikamente in der Zusammensetzung starke Schwankungen auf. Die FDA resümierte (ich zitiere): „Ihre Firma hat es nicht geschafft, eine ordentlich arbeitende Qualitätskontrolle-Abteilung aufzubauen“ Deshalb meine Frage: „Warum hat BAYER das nicht geschafft?“ Ein vierter Gegenantrag der Coordination beschäftigt sich damit, dass BAYER ForscherInnen drängte, eine nicht zum Wohlgefallen des Konzerns ausgefallene Studie zum Bienensterben nachträglich zu ändern. Das Unternehmen wollte die WissenschaftlerInnen dazu bewegen, die Studie durch Einbeziehung von so genannten Co-Variablen wie „Wetter-Daten“ oder „Vorerkrankung der Bienen“ zu besseren Resultaten zu verhelfen. AN DIESER STELLE UNTERBRACH DER VERSAMMLUNGSLEITER JAN PEHRKE WEGEN DER ÜBERSCHREITUNG DER REDEZEIT. FOLGENDES KONNTE PEHRKE DESHALB NICHT MEHR VORTRAGEN: Die ForscherInnen lehnten das glücklicherweise ab und wussten gleich, woher der Wind weht (Ich zitiere:) „Hier sind massive wirtschaftliche Interessen im Spiel.“ Massive wirtschaftliche Interessen sind auch der Grund für den Plan, MONSANTO übernehmen zu wollen, für die Vernachlässigung der Sorgfaltspflichten bei der Pharma-Produktion und für die Globalisierung der Lieferketten mit den beschriebenen Risiken und Nebenwirkungen. Wir hätten in Gegenanträgen noch viel mehr Missstände auflisten können, die dem Profit-System geschuldet sind, aber wir haben auch noch einen zu einer anderen Verwendung des Bilanz-Gewinns und einen mit einem alternativen Wahlverschlag für den Aufsichtsrat gestellt und schöpften unser Reservoir damit aus. Meine Vorredner haben jedoch noch andere Missstände aufgezählt, und meine Nachredner werden weitere nennen. Das sollten für Sie als Aktionäre Gründe genug sein, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Bei vorzeitigem Verlassen der HV übertragen Sie bitte Ihre Stimmen den VertreterInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren, die Sie hier vorne im Saal finden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[Wiebke Schröder] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Wiebke Schröder (SumOfUs): Bienensterben Sehr geehrter Vorsitzender des Vorstands, Herr Baumann, sehr geehrte Mitglieder der Konzernleitung und des Aufsichtsrates, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, Mein Name ist Wiebke Schröder, und ich repräsentiere Millionen Mitglieder der internationalen Verbraucherorganisation SumOfUs. SumOfUs ist ein Zusammenschluss von Aktionär/innen, Verbraucher/innen und Arbeitnehmer/innen, die sich gemeinsam für eine gerechtere Welt einsetzen. Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, ich bin heute hier, um Sie aufzufordern, der Entlastung des Vorstandes nicht zuzustimmen. Denn BAYER produziert weiterhin Neonikotinoide - Pestizide, die für das weltweite Bienensterben mitverantwortlich sind - und erhebliche Risiken für Investorinnen und Investoren bergen. Lange wurden Neonikotinoide als harmlos angepriesen. Heute wissen wir - und auch Sie, Herr Baumann -, dass diese Pestizide Bienen und andere wichtige Bestäuber-Insekten töten. Es beunruhigt mich zutiefst - und es sollte auch Sie beunruhigen. Denn drei Viertel der weltweit gehandelten Nutzpflanzen hängen von der Bestäubung durch Insekten ab. Wir können es uns schlicht nicht leisten, sie weiter sterben zu lassen. Dennoch hält Bayer an der Produktion und dem Einsatz dieser Gifte fest. Es nicht das erste Mal, dass folgenreiche Auswirkungen von Pestiziden erst nach langjähriger Nutzung bekannt wurden. Angesichts des Artensterbens, insbesondere des Insektensterbens, ist der fortgesetzte massive Einsatz von Pestiziden nicht zu verantworten. Ich möchte daher wissen, wie Sie sich, wie sich der Bayer-Konzern eine Zukunft ohne Pestizide vorstellen kann. Noch ist die Produktion von gefährlichen Pestiziden Teil von Bayers Unternehmensstrategie. Bayer setzt damit nicht nur unsere Nahrungsmittelversorgung aufs Spiel; das Unternehmen geht auch finanziell untragbare Risiken ein. Viele Regierungen erkennen Neonikotinoide als Gefahr an und überprüfen oder verbieten ihren Einsatz. Mehr und mehr Unternehmen nehmen die bienengefährdenden Pestizide aus ihrem Sortiment oder verkaufen keine Pflanzen mehr, die mit solchen Neonikotinoiden behandelt wurden. Gerade erst im April dieses Jahres hat die EU ein komplettes Freilandverbot dreier Neonikotinoide beschlossen - zwei davon Bayer-Produkte. Die Zeichen sind nicht zu übersehen: Neonikotinoide sind nicht mehr zu verantworten. Doch bisher weigert Bayer sich, diese Tatsache anzuerkennen. Viel schlimmer: Gegen frühere Maßnahmen zum Schutz der Bienen ging Bayer mit einer berüchtigten Klage gegen die EU-Kommission vor. Das Europäische Gericht hat diese unsägliche Klage gerade erst zurückgewiesen. Ich bin möchte heute von Ihnen wissen: Werden Sie gegen diese Entscheidung des Europäischen Gerichts Berufung einlegen? Und ferner: Planen Sie, gegen das jüngst beschlossene komplette Freilandverbot von zwei Bayer-Pestiziden Klage einzureichen? Der Bayer-Vorstand hat außerdem beschlossen, mit einem Konzern zu fusionieren, der überall in der Welt mit seinen Geschäftspraktiken Negativ-Schlagzeilen macht: Monsanto. Monsanto ist dafür berüchtigt, Kleinbauern zu verklagen und sie in den Ruin zu treiben. Deshalb möchte ich von Ihnen heute wissen: Haben Sie vor, diese Geschäftspraktiken von Monsanto weiterzuführen und noch mehr Kleinbauern und Familien-Unternehmen in den Ruin zu treiben? Wissen Sie, dass 90 % aller befragten Kleinbauern in den USA gegen die Fusion von Bayer und Monsanto sind, weil sie zurecht fürchten, dass die Fusion zu höheren Preisen führen wird? Werden Sie die Ängste der Kleinbauern ernst nehmen? Bayer verspricht, dass dem Konzern Nachhaltigkeit ein Anliegen sei. Auf der Webseite des BAYER-Konzerns heißt es: „Wir sind davon überzeugt, dass wir unternehmerisch auf Dauer nur erfolgreich sein können, wenn wir wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer und gesellschaftlicher Verantwortung in Einklang bringen”. Im Namen von Millionen SumOfUs-Mitgliedern auf der ganzen Welt fordere ich sie auf: Übernehmen Sie diese Verantwortung!

[Georg Wehr] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Georg Wehr (Gadolinium-Selbsthilfegruppe) Die Gefahren von Röntgen-Kontrastmitteln "Sehr geehrter Herr Baumann, sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Georg Wehr und ich spreche heute stellvertretend für zahllose Menschen weltweit zu Ihnen. Es geht um ein sehr trauriges und zugleich sehr wichtiges Thema: Gadoliniumhaltige MRT-Kontrastmittel, die auch von Bayer hergestellt und vertrieben werden, sind extrem giftig und haben bereits unzähligen Menschen ihre Gesundheit geraubt und manchen sogar ihr Leben gekostet. Auch wenn man es mir auf den ersten Blick nicht ansehen mag, so stehe ich heute als schwer kranker, junger Mann vor Ihnen. Nachdem ich mich beim Abfangen einer älteren Dame in meinem Beruf als Krankenpfleger im Bereich der Lendenwirbelsäule sowie am Hüftgelenk verletzt habe, hatte ich nach einer misslungenen Hüftoperation mehrere MRT-Untersuchungen mit dem Kontrastmittel Gadovist®, das von Bayer produziert wird. Nach insgesamt vier Injektionen Gadovist® leide ich nun schon seit 1 ½ Jahren unter schweren Vergiftungserscheinungen, die nachweislich durch das MRT-Kontrastmittel entstanden sind. Zu meinen gesundheitlichen Beschwerden zählen u. a. starke Schmerzen am gesamten Körper, Konzentrationsstörungen, Tinnitus, Sehstörungen, Müdigkeit, rasche Erschöpfung, Hautveränderungen, Muskelzuckungen, Störungen des Immunsystems, Störungen des Hormonsystems, Herzrhythmusstörungen, Blutdruckschwankungen, narbenartige Gewebsveränderungen, Leberschäden und gar der Anstieg eines Tumormarkers. Aufgrund meines desolaten Allgemeinzustands und auffälliger Blutwerte vermuteten viele Ärzte zunächst, ich würde unter einer Krebserkrankung leiden, doch der vermeintliche Krebs ließ sich nicht finden. Stattdessen wurde nach einem Jahr einer unzumutbaren Odyssee festgestellt, dass sich hochgiftiges Gadolinium in meinem Körper abgelagert hat, und eine großzügige Biopsie zeigte Fibrosierungen bzw. narbenartige Verwachsungen in meinem Unterhautgewebe, die typischerweise durch Gadolinium verursacht werden. Ich bin leider kein Einzelfall, und es existieren weltweit zahllose Gadoliniumopfer, die alle unter ähnlichen Symptomen leiden und dringend effektive Hilfe benötigen. Nach aktuellen Schätzungen wurden seit 1988 ahnungslosen Patienten weltweit ungefähr 450 Millionen Dosen gadoliniumhaltiger MRT-Kontrastmittel verabreicht. Jährlich kommt es inzwischen zu ca. 40 Millionen Gadolinium-Injektionen weltweit — davon ca. 3 Millionen Mal alleine in Deutschland. Nehmen wir an, dass nur 5 % aller Patienten, die gadoliniumhaltige MRT-Kontrastmittel erhalten, erhebliche Gesundheitsschäden davontragen, dann sprechen wir Stand heute von mindestens 7 Millionen Betroffenen weltweit. Aufgrund des eklatanten Mangels an Information und Unterstützung habe ich eine Selbsthilfe-Gruppe gegründet, die in den nur 5 Monaten ihres Bestehens bereits rund 200 deutschsprachige Betroffene versammelt hat. Außerdem stehe ich in regelmäßigem Austausch mit unzähligen Betroffenen und den Gründern mehrerer Patientenvereinigungen weltweit, die bereits Tausende Mitglieder haben. Noch bis vor wenigen Jahren nahm man an, dass gadoliniumhaltige MRT-Kontrastmittel nur bei Menschen mit einer ausgeprägten Nierenfunktionsstörung zu schweren Gesundheitsschäden wie der sogenannten nephrogenen systemischen Fibrose (NSF) führen können, doch diese Annahme ist ganz klar nicht weiter haltbar. Entgegen der bisherigen Meinung verbleibt nachweislich bei jeder MRT-Kontrastmittel-Gabe – auch bei Nierengesunden - ein Teil des verabreichten Präparats für lange Zeit im Körper der Patienten und richtet dort aufgrund der spezifischen Toxizität der Präparate und der Freisetzung von Gadolinium-Ionen massive Schäden an, welche der renommierte US-Radiologe Dr. Richard Semelka als Gadolinium Deposition Disease (GDD) bezeichnet. Dr. Semelka arbeitet gemeinsam mit mehreren hochkarätigen Ärzten und einer Auswahl Betroffener, der auch ich angehöre, intensiv an der Erforschung der Gadolinium Deposition Disease (GDD) und einer effektiven Kombinationstherapie, die dringend entwickelt werden muss. Auch mit angesehenen Medizinern aus Heidelberg, wie Prof. Schlemmer und Prof. Radbruch, konnte ich inzwischen ausführlich über die Problematik sprechen. Es besteht Einigkeit, dass dringend umfassend auf die Erkenntnis reagiert werden muss, dass alle gadoliniumhaltigen MRT-Kontrastmittel ein individuell unkalkulierbares Gesundheitsrisiko bergen. Die bisherige Reaktion der EMA, einige ältere, linear gebundene Präparate vom Markt zu nehmen, stellt keine Lösung dar, da auch die vermeintlich sichereren, makrozyklischen Gadolinium-Verbindungen in vielen Fällen bereits nach nur einer Injektion anhaltende Vergiftungserscheinungen hervorrufen. Der weitere Einsatz von gadoliniumhaltigen MRT-Kontrastmitteln ist in keinem Fall zwingend erforderlich und absolut verantwortungslos. Wir sehen aktuell nur die Spitze des Eisbergs eines schier unglaublichen Medizinskandals, denn der überwiegenden Mehrheit der Geschädigten ist bisher unbekannt, weshalb sie so schwer krank ist. Entgegen aller Vernunft werden jeden Tag weiterhin Unmengen gadoliniumhaltiger MRT-Kontrastmittel verabreicht und dabei zahllose Menschen geschädigt und Leben zerstört. Das momentan einzig empfehlenswerte Medikament zur Behandlung der Gadolinium-Vergiftung ist der Chelatbildner DTPA, der bereits in den 50er Jahren für den Fall einer nuklearen Katastrophe entwickelt wurde, doch leider nur begrenzt wirksam ist. Der neuartige Chelatbildner 3,4,3-LI(1,2-HOPO) zeigt im Tierversuch im Vergleich zu DTPA deutlich überlegene Eigenschaften, doch eine längst überfällige Testung am Menschen lässt weiterhin auf sich warten. Als Hersteller mehrerer gadoliniumhaltiger MRT-Kontrastmittel wie Gadovist®, Magnevist® und Primovist® trägt das Unternehmen Bayer eine Verantwortung gegenüber seinen Aktionären, Kunden und Patienten, der es nun nachzukommen gilt und ich hoffe sehr, dass wir gemeinsam greifbare Fortschritte erzielen können. Zu meinen Fragen: 1.) Was kann das Unternehmen Bayer tun, um die Erforschung besserer Behandlungsmöglichkeiten voranzutreiben und den Betroffenen schnellstmöglich helfen zu können? 2.) Wie kann das Unternehmen Bayer dazu beitragen, dass es künftig zu keinen weiteren Gadoliniumopfern kommt? 3.) Wie gedenkt das Unternehmen Bayer Betroffene angemessen zu entschädigen und bei ihrer Behandlung und Rehabilitation zu unterstützen? Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[Alan Tygel] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Alan Tygel (Permanente Kampagne gegen Agrargifte und für das Leben) Bayer in Brasilien -ES GILT DAS GESPROCHENE WORT- Sehr geehrte Damen und Herren, mein Name ist Alan Tygel, ich bin von der brasilianischen „Permanenten Kampagne gegen Agrargifte und für das Leben“ (Campanha Permanente Contra os Agrotóxicos e Pela Vida!). Aus der Sicht von BAYER ist Brasilien ein sehr vielversprechendes Land. Brasilien ist das Land, das am meisten Agrargifte verbraucht, und dies weltweit. Und Brasilien ist das Land, das das größte Wachstum beim Verkauf von Agrargiften verspricht. In Brasilien war BAYER im Jahr 2014 die Firma, die am zweitmeisten Agrargifte verkaufte. Nach dem Kauf von MONSANTO wird BAYER auf Platz 1 landen, mit einem Marktanteil von rund 23 Prozent. Und Brasilien hat die weltweit zweitgrößte Anbaufläche von gentechnisch modifiziertem Saatgut. Im Gegensatz zum Land mit dem weltweit größten Flächenanbau gentechnisch veränderter Pflanzen – den USA – hat Brasilien aber noch Platz beim Baumwollanbau. Hinzu kommt, dass die für die Registrierung gentechnisch veränderter Pflanzen zuständige Behörde, die CTNBio, in der Frage „Anbaugenehmigungen für neue transgene Kulturen“ sehr unternehmenfreundlich agiert. So wird es wenig wundern, wenn in Kürze 2 Millionen Hektar Land für den transgenen Reisanbau freigegeben werden. Das ist das Brasilien von BAYER. Das ist das Brasilien von MONSANTO. Es gibt aber auch ein anderes Brasilien. Das Brasilien, wo ich wohne. Das ist das Land der kleinbäuerlichen Landwirtschaft, das Land der Diversität der Nahrungsmittel, das Land des Manioks und des einheimischen Mais’. Es ist dieses Brasilien, wo unsere „Permanente Kampagne gegen Agrargifte und für das Leben“ die Stimmen von Millionen von Menschen zu einer Stimme vereint. Und diese Stimme sagt „Nein!“ zu Agrargiften und zu transgen modifizierten Pflanzen und Saatgut. Und diese Stimme sagt „Ja!“ zum Aufbau einer Bewegung hin zur Agrarökologie. In dem anderen Brasilien sind es jedes Jahr 6.000 Menschen, die wegen Intoxikation durch Agrargifte medizinisch behandelt werden müssen. Aber wir wissen, dass die realen Zahlen mit Sicherheit zehnfach größer sind. Denn die Mehrzahl der Vergifteten lebt auf dem Land, dort, wo es keinen oder kaum Zugang zu medizinischer Versorgung gibt. Landwirte begehen Selbstmord, Kinder werden mit Schäden geboren, Babys weisen Anzeichen von Pubertät auf. Alles nachgewiesenermaßen wegen der Agrargifte. In den Veröffentlichungen zu sozialer und Umweltverantwortung schreibt BAYER, dass Sie empfehlen, die Hinweise der Packungsbeilage, die genaue Eichung der Anwendungsgeräte, die Nutzung vorgeschriebener Schutzkleidung und die Reinhaltung der Gerätschaften zu beachten. Ich frage Sie daher: Meinen Sie, dass BAYER durch solche Hinweise frei sei von Schuld für all die Vergiftungen und all das Leid? Sind also die Opfer selbst schuld? Das in Brasilien registrierte Portfolio an Agrargiften von BAYER umfasst 109 Produkte, die aus 50 verschiedenen Wirkstoffen hergestellt werden. Ihre Verkaufsschlager in Brasilien sind die auf Basis von Carbendazim und Imidacloprid hergestellten Produkte. Beide Wirkstoffe stehen auf der Liste der zehn am meisten genutzten Stoffe. Ist es nun purer Zufall, dass der eine der beiden Stoffe in der EU verboten ist, der andere gerade verboten wird? Daneben verkauft BAYER in Brasilien 8 weitere in Produkten verwendete Wirkstoffe, die in der EU verboten sind: Thidiazuron, Thiodicarb, Ioxynil, Iprodion, Indaziflam, Ethiprole, Ethoxysulfuron und Chlorhydrat Propamocarb. Ich frage Sie: Halten Sie Ihre Politik, in Deutschland längst verbotene Agrargifte in Entwicklungsländer zu schicken, für ethisch vertretbar? Was wird BAYER mit dem Glyphosat von MONSANTO tun, wenn es in der EU in Kürze verboten wird, da es krebserregend sei? Gegenwärtig wird in Brasilien ein enormer Druck ausgeübt, damit das bestehende Gesetz zu Agrargiften gekippt werde. An seiner Stelle schlagen die Kongressabgeordneten der Großfarmerfraktion ein Gesetz zu Pflanzenschutzmitteln vor. Dieses würde die Rolle der Gesundheits- und der Umweltbehörden bei der Registrierung der Agrargifte beschneiden, und es würde die Vorschriften zur Registrierung krebserregender Agrargifte abschaffen. Aktuell haben 250.000 Menschen eine Petition gegen dieses Gesetzesvorhaben unterzeichnet, – aber dieses Gesetz wird offen unterstützt von Sindiveg, dem Branchenunternehmerverband, bei dem MONSANTO und BAYER Mitglieder sind. Im vergangenen Jahr hat MONSANTO an 9 Treffen mit dem brasilianischen Agrarministerium teilgenommen, und BAYER an 6, einige von diesen Treffen waren direkt mit Brasiliens Landwirtschaftsminister Blairo Maggi. Hält BAYER es für gerechtfertigt, zum Zwecke der Schwächung der Gesetzgebung in unterentwickelten Ländern und um in Deutschland bereits verbotene Produkte nach Brasilien liefern zu können, Lobbyarbeit zu machen? In Bezug auf die transgenen Pflanzen gibt es bei BAYER in Brasilien ebenfalls einiges zu kritisieren: Gegenwärtig hat BAYER in Brasilien elf Patente auf transgenes Saatgut. Nach der Übernahme von MONSANTO, das 23 Patente hat, wäre BAYER die Herrin über fast die Hälfte aller 75 in Brasilien gemeldeten transgenen Modifikationen. Heute reden Sie viel darüber, transgene Pflanzen seien nachhaltig und trügen zur Reduzierung der Agrargifte bei. In Wahrheit aber erleben wir eine tragische Umweltverseuchung, den Verlust eines jahrhundertelang bewahrten genetischen Erbes und einen massiven Anstieg beim Verbrauch der Agrargifte. Der Fall des Falters Baumwoll-Kapseleule (Helicoverpa Armigera) zeigt sehr klar das Problem: Im Jahr 2012 explodierte die Population des Falters, da der gentechnisch veränderte Bt-Mais ihm nichts mehr anhaben konnte. In weiten Teilen des brasilianischen Nordosten kam es daraufhin zu einer extremen Notsituation, es kam zu einem volkswirtschaftlichen Schaden in Milliardenhöhe. Als Reaktion darauf importierte Brasilien ein Agrargift, das eigentlich im Land schon längst verboten war, weil es höchst nervenschädigend wirkt: Emamectinbenzoat. Das so transgen-freundlich eingestellte Agrarministerium sah zwar die Schuld bei dem transgenen Mais, aber setzte sich im letzten Jahr dennoch über das Gesetz hinweg – und erteilte dem Emamectinbenzoat in Brasilien die Zulassung. Zwischen 2007, als das erste transgene Produkt aus dem Hause BAYER in Brasilien registriert wurde, und dem Jahr 2014 stieg der Verbrauch von Agrargiften um 52 Prozent an. Jüngsten Studien zufolge geht dieser Anstieg zum großen Teil auf das transgene Soja zurück, ein Bereich, in dem MONSANTO der Verkaufs-Champion ist. Vor diesem ganzen Hintergrund würden wir gerne wissen: Beinhaltet Ihr Verständnis von Nachhaltigkeit diesen hohen hohen Verbrauch an Agrargiften, der durch die Anwendung transgener Pflanzen induziert wird? Beinhaltet Ihr Verständnis von Nachhaltigkeit die Kontamination der Umwelt und ökologisches Ungleichgewicht, das durch eine tiefe Missachtung der Menschenrechte der Kleinbäuerinnen und Kleinbauern hervorgerufen wird? Sehr verehrte Damen und Herren Aktionärinnen und Aktionäre: Wenn Sie meinen, Brasilien sei das Land des Gewinnes egal um welchen Preis und auf wessen Kosten, und wenn Sie meinen, dass Sie in unser Land all Ihren Müll, der hier zu nichts mehr taugt, abladen können, dann seien Sie gewiss, dass wir Widerstand leisten werden. Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.