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[Jan Pehrke] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion

Jan Pehrke (CBG) Der MONSANTO-Deal und weitere CBG-Gegenanträge

Sehr geehrte Damen und Herren!

Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist und gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an.

BAYER verbarrikadiert sich heute hier in Bonn bereits zum zweiten Mal hinter einem riesigen Zelt, weil der Protest gegen die geplante MONSANTO-Übernahme angeblich ein Sicherheitsrisiko darstellt. Dabei ist es die Übernahme selber, die ein Sicherheitsrisiko darstellt. Gelänge der Coup, käme BAYER bei den Gen-Pflanzen auf einen Marktanteil von rund 90 Prozent. Beim konventionellen Saatgut läge er bei rund 30 Prozent und im Pestizid-Bereich bei über 20 Prozent. Diese dominante Stellung hat massive Konsequenzen: Die LandwirtInnen müssen mit höheren Preisen und weniger Auswahl rechnen und in der Folge auch die VerbraucherInnen. Die Beschäftigten sehen sich von Arbeitsplatz-Vernichtung bedroht. Die Standort-Städte schließlich kostet die Transaktion Einnahmen, denn BAYER kann seine Zukäufe steuermindernd gelten machen. Und natürlich leidet die Umwelt unter der mit dem Deal noch mal fortschreitenden Agro-Industrialisierung.

BAYER stellt die Transaktion in der Öffentlichkeit so dar, als ob sie dem Wohle aller diene. Als Nonnen in Nadelstreifen gerieren sich die Manager und bekunden (ich zitiere):

„Wir können mit MONSANTO noch besser dazu beitragen, die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern“

Die wahren Gründe hingegen nannte der BAYER-Chef Werner Baumann im kleineren Kreis, bei einer Veranstaltung der Schmalenbach-Gesellschaft. Es war die große Konzentrationswelle im Agrar-Bereich, von der BAYER sich unter Zugzwang gesetzt fühlte und auch fühlen musste. Denn BLACKROCK als größter Besitzer von BAYER-Aktien und andere Finanzmarkt-Akteure machten entsprechend Druck. Ihnen reichten die Renditen im Agro-Bereich nämlich nicht mehr, denn diese hatten unter anderem durch die Krisen in den großen Anbauländern Brasilien und Argentinien etwas gelitten. Als Mittel der Wahl dekretierten sie in der Folge Übernahmen und Fusionen, fallen dabei doch stets milliarden-schwere Synergie-Effekte an. Auf über eine Milliarden Dollar taxiert BAYER sie.

Und BLACKROCK & Co. werden auch keine Ruhe geben, wenn die Übernahme zustande kommt, was noch nicht klar ist. Meiner Meinung nach wird dann bald Druck entstehen, sich über kurz oder lang vom Pharma-Geschäft zu trennen, weil die beiden Sparten zu unterschiedlich sind, gerade auch was die Renditen angeht. Darum meine Frage:

Kann der BAYER-Konzern hier garantieren, sich in den nächsten 20 Jahren nicht von der Pharma-Sparte zu trennen?

Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hat zum Thema „MONSANTO“ aus den genannten Gründen auch einen Gegenantrag gestellt und fordert darin, Vorstand und Aufsichtsrat wegen ihrer Verantwortung für die Planung der Übernahme nicht zu entlasten.

Ein zweiter Gegenantrag der Coordination befasst sich mit den unhaltbaren Zuständen bei den Lieferketten von BAYER. BAYER bezieht Pharma-Stoffe von indischen und chinesischen Firmen, deren Produktionsweise verheerende Folgen für Mensch, Tier und Umwelt hat. Besonders die Antibiotika-haltigen Abwässer stellen eine große Gefahr dar, weil sie die Herausbildung von antibiotika-resistenten Krankheitskeimen fördern. Im vorletzten Geschäftsbericht hat BAYER die Zahl seiner Lieferanten aus China und Indien noch genau aufgeführt. Im neuesten nicht mehr. Deshalb möchte ich fragen:

„Wie viele chinesische und indische Lieferanten hat BAYER?

„Wie viele von ihnen liefern Arznei-Stoffe und um welche Firmen und Substanzen handelt es sich genau?“

Ein weiterer Gegenantrag der CBG thematisiert die Mängel in BAYERs eigener Pharma-Produktion. Kontrolleure der US- amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hatten im Leverkusener Werk (ich zitiere):

„signifikante Verstöße gegen die gute Herstellungspraxis“ ausgemacht.

Unter anderem hat BAYER in einer Anlage mehrere verschiedende Medikamente gefertigt, ohne die Maschinen nach den jeweiligen Durchläufen gründlich zu säubern. Auf diese Weise gerieten Rückstände einer Krebs-Arznei in ein Bluthochdruck-Präparat, weshalb ein Rückruf erfolgen musste. Zudem wiesen einzelne Medikamente in der Zusammensetzung starke Schwankungen auf. Die FDA resümierte (ich zitiere):

„Ihre Firma hat es nicht geschafft, eine ordentlich arbeitende Qualitätskontrolle-Abteilung aufzubauen“

Deshalb meine Frage:

„Warum hat BAYER das nicht geschafft?“

Ein vierter Gegenantrag der Coordination beschäftigt sich damit, dass BAYER ForscherInnen drängte, eine nicht zum Wohlgefallen des Konzerns ausgefallene Studie zum Bienensterben nachträglich zu ändern. Das Unternehmen wollte die WissenschaftlerInnen dazu bewegen, die Studie durch Einbeziehung von so genannten Co-Variablen wie „Wetter-Daten“ oder „Vorerkrankung der Bienen“ zu besseren Resultaten zu verhelfen.

AN DIESER STELLE UNTERBRACH DER VERSAMMLUNGSLEITER JAN PEHRKE WEGEN DER ÜBERSCHREITUNG DER REDEZEIT. FOLGENDES KONNTE PEHRKE DESHALB NICHT MEHR VORTRAGEN:

Die ForscherInnen lehnten das glücklicherweise ab und wussten gleich, woher der Wind weht (Ich zitiere:)

„Hier sind massive wirtschaftliche Interessen im Spiel.“

Massive wirtschaftliche Interessen sind auch der Grund für den Plan, MONSANTO übernehmen zu wollen, für die Vernachlässigung der Sorgfaltspflichten bei der Pharma-Produktion und für die Globalisierung der Lieferketten mit den beschriebenen Risiken und Nebenwirkungen.

Wir hätten in Gegenanträgen noch viel mehr Missstände auflisten können, die dem Profit-System geschuldet sind, aber wir haben auch noch einen zu einer anderen Verwendung des Bilanz-Gewinns und einen mit einem alternativen Wahlverschlag für den Aufsichtsrat gestellt und schöpften unser Reservoir damit aus. Meine Vorredner haben jedoch noch andere Missstände aufgezählt, und meine Nachredner werden weitere nennen.

Das sollten für Sie als Aktionäre Gründe genug sein, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Bei vorzeitigem Verlassen der HV übertragen Sie bitte Ihre Stimmen den VertreterInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren, die Sie hier vorne im Saal finden.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!