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Beiträge verschlagwortet als “Bienensterben”

[Jan Pehrke] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Jan Pehrke (CBG) Der MONSANTO-Deal und weitere CBG-Gegenanträge Sehr geehrte Damen und Herren! Mein Name ist Jan Pehrke. Ich bin Journalist und gehöre dem Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN an. BAYER verbarrikadiert sich heute hier in Bonn bereits zum zweiten Mal hinter einem riesigen Zelt, weil der Protest gegen die geplante MONSANTO-Übernahme angeblich ein Sicherheitsrisiko darstellt. Dabei ist es die Übernahme selber, die ein Sicherheitsrisiko darstellt. Gelänge der Coup, käme BAYER bei den Gen-Pflanzen auf einen Marktanteil von rund 90 Prozent. Beim konventionellen Saatgut läge er bei rund 30 Prozent und im Pestizid-Bereich bei über 20 Prozent. Diese dominante Stellung hat massive Konsequenzen: Die LandwirtInnen müssen mit höheren Preisen und weniger Auswahl rechnen und in der Folge auch die VerbraucherInnen. Die Beschäftigten sehen sich von Arbeitsplatz-Vernichtung bedroht. Die Standort-Städte schließlich kostet die Transaktion Einnahmen, denn BAYER kann seine Zukäufe steuermindernd gelten machen. Und natürlich leidet die Umwelt unter der mit dem Deal noch mal fortschreitenden Agro-Industrialisierung. BAYER stellt die Transaktion in der Öffentlichkeit so dar, als ob sie dem Wohle aller diene. Als Nonnen in Nadelstreifen gerieren sich die Manager und bekunden (ich zitiere): „Wir können mit MONSANTO noch besser dazu beitragen, die Ernährung der Weltbevölkerung zu sichern“ Die wahren Gründe hingegen nannte der BAYER-Chef Werner Baumann im kleineren Kreis, bei einer Veranstaltung der Schmalenbach-Gesellschaft. Es war die große Konzentrationswelle im Agrar-Bereich, von der BAYER sich unter Zugzwang gesetzt fühlte und auch fühlen musste. Denn BLACKROCK als größter Besitzer von BAYER-Aktien und andere Finanzmarkt-Akteure machten entsprechend Druck. Ihnen reichten die Renditen im Agro-Bereich nämlich nicht mehr, denn diese hatten unter anderem durch die Krisen in den großen Anbauländern Brasilien und Argentinien etwas gelitten. Als Mittel der Wahl dekretierten sie in der Folge Übernahmen und Fusionen, fallen dabei doch stets milliarden-schwere Synergie-Effekte an. Auf über eine Milliarden Dollar taxiert BAYER sie. Und BLACKROCK & Co. werden auch keine Ruhe geben, wenn die Übernahme zustande kommt, was noch nicht klar ist. Meiner Meinung nach wird dann bald Druck entstehen, sich über kurz oder lang vom Pharma-Geschäft zu trennen, weil die beiden Sparten zu unterschiedlich sind, gerade auch was die Renditen angeht. Darum meine Frage: Kann der BAYER-Konzern hier garantieren, sich in den nächsten 20 Jahren nicht von der Pharma-Sparte zu trennen? Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN hat zum Thema „MONSANTO“ aus den genannten Gründen auch einen Gegenantrag gestellt und fordert darin, Vorstand und Aufsichtsrat wegen ihrer Verantwortung für die Planung der Übernahme nicht zu entlasten. Ein zweiter Gegenantrag der Coordination befasst sich mit den unhaltbaren Zuständen bei den Lieferketten von BAYER. BAYER bezieht Pharma-Stoffe von indischen und chinesischen Firmen, deren Produktionsweise verheerende Folgen für Mensch, Tier und Umwelt hat. Besonders die Antibiotika-haltigen Abwässer stellen eine große Gefahr dar, weil sie die Herausbildung von antibiotika-resistenten Krankheitskeimen fördern. Im vorletzten Geschäftsbericht hat BAYER die Zahl seiner Lieferanten aus China und Indien noch genau aufgeführt. Im neuesten nicht mehr. Deshalb möchte ich fragen: „Wie viele chinesische und indische Lieferanten hat BAYER? „Wie viele von ihnen liefern Arznei-Stoffe und um welche Firmen und Substanzen handelt es sich genau?“ Ein weiterer Gegenantrag der CBG thematisiert die Mängel in BAYERs eigener Pharma-Produktion. Kontrolleure der US- amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hatten im Leverkusener Werk (ich zitiere): „signifikante Verstöße gegen die gute Herstellungspraxis“ ausgemacht. Unter anderem hat BAYER in einer Anlage mehrere verschiedende Medikamente gefertigt, ohne die Maschinen nach den jeweiligen Durchläufen gründlich zu säubern. Auf diese Weise gerieten Rückstände einer Krebs-Arznei in ein Bluthochdruck-Präparat, weshalb ein Rückruf erfolgen musste. Zudem wiesen einzelne Medikamente in der Zusammensetzung starke Schwankungen auf. Die FDA resümierte (ich zitiere): „Ihre Firma hat es nicht geschafft, eine ordentlich arbeitende Qualitätskontrolle-Abteilung aufzubauen“ Deshalb meine Frage: „Warum hat BAYER das nicht geschafft?“ Ein vierter Gegenantrag der Coordination beschäftigt sich damit, dass BAYER ForscherInnen drängte, eine nicht zum Wohlgefallen des Konzerns ausgefallene Studie zum Bienensterben nachträglich zu ändern. Das Unternehmen wollte die WissenschaftlerInnen dazu bewegen, die Studie durch Einbeziehung von so genannten Co-Variablen wie „Wetter-Daten“ oder „Vorerkrankung der Bienen“ zu besseren Resultaten zu verhelfen. AN DIESER STELLE UNTERBRACH DER VERSAMMLUNGSLEITER JAN PEHRKE WEGEN DER ÜBERSCHREITUNG DER REDEZEIT. FOLGENDES KONNTE PEHRKE DESHALB NICHT MEHR VORTRAGEN: Die ForscherInnen lehnten das glücklicherweise ab und wussten gleich, woher der Wind weht (Ich zitiere:) „Hier sind massive wirtschaftliche Interessen im Spiel.“ Massive wirtschaftliche Interessen sind auch der Grund für den Plan, MONSANTO übernehmen zu wollen, für die Vernachlässigung der Sorgfaltspflichten bei der Pharma-Produktion und für die Globalisierung der Lieferketten mit den beschriebenen Risiken und Nebenwirkungen. Wir hätten in Gegenanträgen noch viel mehr Missstände auflisten können, die dem Profit-System geschuldet sind, aber wir haben auch noch einen zu einer anderen Verwendung des Bilanz-Gewinns und einen mit einem alternativen Wahlverschlag für den Aufsichtsrat gestellt und schöpften unser Reservoir damit aus. Meine Vorredner haben jedoch noch andere Missstände aufgezählt, und meine Nachredner werden weitere nennen. Das sollten für Sie als Aktionäre Gründe genug sein, Vorstand und Aufsichtsrat nicht zu entlasten. Bei vorzeitigem Verlassen der HV übertragen Sie bitte Ihre Stimmen den VertreterInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren, die Sie hier vorne im Saal finden. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[Bericht] Pestizide, Umwelt, Menschenleben

CBG Redaktion

Die CBG-Tagung 2020: Ein Bericht

Trotz der Corona-Pandemie hat die Jahrestagung stattgefunden- unter der Einbeziehung aller erdenklichen Sicherheitsmaßnahmen. Wir blicken auf einen erfolgreichen und informativen Tag zurück und danken allen ReferentInnen, ehrenamtlichen HelferInnen, FörderInnen und natürlich unseren BesucherInnen.

Ende Juli 2020 startete die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) ihre „Glyphosat-Stopp jetzt!“-Kampagne. Da lag es nahe, dass die Coordination auch ihre alljährliche Jahrestagung dem Total-Herbizid und den anderen Ackergiften BAYERs widmete. „Pestizide, Umwelt, Menschenleben“ lautete deshalb am 10. Oktober in Düsseldorf das Thema.

Zum Auftakt sprach die Köchin und derzeit als Parteilose für die österreichischen Grünen im EU-Parlament sitzende Sarah Wiener – live per Internet zugeschaltet – ein Grußwort. „Pestizide allgemein haben in unserer Umwelt nichts verloren“, stellte sie gleich zu Beginn klar. Dann berichtete Wiener vom Stand der Dinge bei dem Versuch Österreichs, Glyphosat zu verbieten, und gab Einblick in ihre Parlamentsarbeit. Sie klagte über die Landwirtschaftspolitik, die Millionen an Subventionen in die alten agro-industriellen Strukturen pumpt, sah allerdings auch Hoffnungsschimmer wie die avisierte neue Chemikalien-Politik. Der allerdings droht Ungemach durch das Extrem-Lobbying von BAYER & Co. Umso mehr baute Sarah Wiener deshalb auf Druck von außen: „Ich finde es toll, dass ihr so engagiert seid und uns den Rücken stärkt.“

Ihr folgte der Imker Bernhard Heuvel, der über das von Pestiziden mitverursachte Insektensterben im Allgemeinen und Bienensterben im Besonderen sprach. Dabei legte er den perfiden Wirk-Mechanismus der neueren Insektizide bloß. So bringt etwa BAYERs PREMISE mit dem zu Gruppe der Neonicotinoide zählenden Inhaltsstoff Imidacloprid Termiten nicht etwa via chemischer Keule sofort zur Strecke. Das Mittel setzt vielmehr auf Hilfskräfte. „PREMISE erlaubt es der Natur, zu übernehmen und die Termiten zu zerstören“, hält das Unternehmen fest.

Das Produkt selber führt bei den Tieren „nur“ zu Verhaltensstörungen. Auf einmal pflegen sich die Insekten nicht mehr und unterstützen sich auch nicht mehr gegenseitig, so dass sie für Mikroorganismen wie etwa Boden-Pilze ein leichtes Opfer werden. Praktischer Nebeneffekt: Der Tatbeweis ist nur schwer zu erbringen. Nach der Mittagspause nahm sich Susan Haffmanns vom PESTIZID AKTIONS-NETZWERK (PAN), per Skype aus Hamburg ins Stadtteilzentrum Bilk flimmernd, Deutschlands Exporte von besonders gefährlichen Ackergiften in Länder der sogenannten Dritten Welt vor.

Dabei konzentrierte sie sich aus gegebenem Anlass besonders auf Kreationen des Leverkusener Multis. An Jan Pehrke von der Coordination war es dann, einen allgemeineren Blick auf die Agro-Chemikalien des Konzerns zu werfen. Nach einem Schnelldurchlauf durch die Geschichte der Sparte setzte er die drei Schwerpunkte „Doppelte Standards bei der Pestizid-Vermarktung“, „Bienensterben durch GAUCHO & Co.“ und „Glyphosat“, weil es viele Aktivitäten der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN dazu gab und gibt.

Einzelheiten zur aktuellen „Glyphosat-Stopp jetzt!“-Kampagne lieferte gleich im Anschluss CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann. Er ging dazu noch mal an ihren Ausgangspunkt zurück – BAYERs Versuch, einen juristischen Schlussstrich in Sachen „Glyphosat-Klagen“ zu ziehen – und legte ihre zentralen Forderungen dar. Stelzmann ordnete sie jedoch zugleich in den Gesamtzusammenhang der bisherigen CBG-Kampagnen ein und strich dabei das verbindende Element heraus, als da wäre: ins Herz der Bestie vorzustoßen und am Profit-System anzusetzen.

Mit diesem Beitrag endete dann eine Jahrestagung, die anders verlief als alle bisherigen. Die Corona-Pandemie zwang zu Vorsichtsmaßnahmen wie dem Masken-Tragen und dem Sitzen in weiten Abständen zueinander und sorgte für zwei nur virtuell anwesende RednerInnen. Aber die rund 30 TeilnehmerInnen nahmen all das wacker auf sich, weil es mit der Konzern-Kritik ein übergeordnetes politisches Interesse gab, und bereuten es auch nicht.

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Bienensterben

CBG Redaktion

10. März 2011

UN-Bericht: Pestizide, Parasiten und zerstörte Lebensräume bewirken Bienensterben

Studie im Volltext (engl) http://bit.ly/h7aKik

Zerstörte Lebensräume, Pestizide und Parasiten machen den Bienen weltweit stark zu schaffen. Das geht aus einem Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) hervor, der heute in Genf vorgestellt wurde. Auch der Klimawandel kann dem UNEP zufolge negative Folgen für die Insekten haben – denn dadurch könnte der genau aufeinander abgestimmte Lebensrhythmus von Bestäuber und Pflanze durcheinandergebracht werden.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren weist seit den 90er Jahren darauf hin, dass Pestizide eine große Gefahr für Bienen darstellen. Der von BAYER hergestellte Wirkstoff Imidacloprid wurde in Frankreich schon 1999 verboten; auch das Nachfolgeprodukt Clothianidin erhielt dort wegen Bienengefährlichkeit keine Zulassung. Clothianidin war für das große Bienensterben in Süddeutschland 2008 verantwortlich.

Die BAYER-Pestizide Poncho (Clothianidin) und Gaucho (Imidacloprid) werden in dem Bericht als Gefahr für zahlreiche Tiere bezeichnet. Wörtlich heißt es auf Seite 7: “Systemic insecticides such as those used as seed coatings, which migrate from the roots through the entire plant, all the way to the flowers, can potentially cause toxic chronic exposure to non-target pollinators. Various studies revealed the high toxicity of chemicals such as Imidacloprid, Clothianidin, Thiamethoxam and associated ingredients for animals such as cats, fish, rats, rabbits, birds and earthworms. Laboratory studies have shown that such chemicals can cause losses of sense of direction, impair memory and brain metabolism, and cause mortality.”

Viele Nutzpflanzen, wie Nüsse, Früchte und Getreide sind auf die Bestäubung durch Bienen oder andere Insekten angewiesen. „Tatsache ist, dass von den 100 Nutzpflanzen, die 90 Prozent der Nahrungsmittel weltweit beisteuern, mehr als 70 durch Bienen bestäubt werden“, sagte UNEP-Direktor Achim Steiner heute.

Vor allem Europa und Nordamerika wurden von einem großflächigen Bienensterben heimgesucht. Der Unep-Bericht zeigt nun, dass die Angelegenheit zum globalen Problem wird. Fälle von Bienensterben gibt es nämlich auch in Japan, China und Ägypten. Damit wären mit Asien und Afrika zwei weitere Kontinente betroffen. In Ägypten handelt es sich offenbar noch um isolierte Fälle, die vor allem entlang des Nils beobachtet wurden. In Japan ist dagegen dem Bericht zufolge jede vierte Bienenkolonie von einem Massensterben betroffen. Auch in China seien die Probleme großflächig aufgetreten, berichtet das Uno-Umweltprogramm.

zur BAYER-Hauptversammlung am 29. April in Köln ist eine Kundgebung von Imkern geplant

alle Infos zur Kampagne

[Bienensterben] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Bienensterben nur durch die Varroa?
oder eine gezielte Ablenkung?

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre,

mein Name ist Christoph Koch und ich spreche zu ihnen im Namen des deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes und der EU-weiten Imkervertretung dem EPBA.
Nun stehe ich hier schon das 6te mal vor ihnen, um über eines der traurigsten Kapitel in Sachen Bienenschutz Fragen an den Vorstand zurichten.
Fragen zu den sogenannten Neonics!
Sie finden alle meine Fragen auch im Internet!
Herr Dekkers, BAYER war früher immer stolz die Umsätze der Neonics im Geschäftsbericht separat auszuweisen. Warum machen Sie das nicht mehr?
Wie viel Umsatz haben die Neonics 2013 insgesamt gemacht?
Und wie viel im ersten Quartal 14?
Ich hätte aber auch gerne die Umsatz-Zahlen von Imidacloprid und Clothianidin jeweils separat!

Meine Damen und Herren Aktionäre,

nicht neu ist, dass der Vorstand bisher mit großer Beharrlichkeit erklärt, dass die Neonic-haltigen BAYER Produkte bei sachgerechter Anwendung Bienensicher seien und ganz andere Dinge die wirklichen Ursachen für die großen Bienenprobleme sind.

OK

Seit letzten Dezember ist es jetzt anders, meine Damen und Herren Aktionäre! Denn diese Neonics sind inzwischen für etliche Anwendungen im ganzen EU Raum verboten. Das kommt nicht überraschend, war der Vorstand sich noch letztes Jahr sehr sicher, dass sein Einfluss ein EU Verbot verhindern könne!

Es ist „nur“ für 2 Jahre, werden sie jetzt beruhigen Herr Dekkers und inzwischen haben Sie und SYNGENTA ja auch Klage bei der EU Kommission eingereicht!

Was wollen Sie damit bezwecken? Haben Sie sich schon mal überlegt, ob nicht am Ende der Schuss nicht nach hinten losgehen könnte?
Wenn das Verbot nach 2 Jahren nicht mehr aufgehoben wird?

Spekulieren Sie auf „Gefahr im Verzug-Zulassungen“

Meine Damen und Herren Aktionäre ihr Vorstand spielt hier ganz schön mit dem Feuer!
Greenpeace sorgt für ein Bienen-Killer-Image!
Das EU Verbot ist gekommen und jetzt diese Klage!
Ich kann Ihnen versichern, meine Damen und Herren Aktionäre, das wird ein Nachspiel geben von einer Dimension, wie es der Konzern in Fragen des Bienenschutz noch nicht erlebt hat!

Sie meinen ich übertreibe?

Nein bei Leibe nicht. War es bisher eher eine emotional geprägte Auseinandersetzung, so liegen jetzt eine Vielzahl an Studien vor, welche die Behauptungen von BAYER, dass die Neonics bei sachgerechter Anwendung Bienensicher seien, klar wiederlegen. Ich erspare ihnen hier die Details, das sprengt den Zeitrahmen. Sie finden alles auf der Internet Seite der EFFSA. Also nix geheimes.

Herr Dekkers letztes Jahr fragte ich es schon, und heute interessiert es bestimmt auch einige Aktionäre, warum findet man das DeBiMo dort nicht?

Zumal hierfür in der Vergangenheit nicht unerhebliche BAYER Gelder geflossen sind.
Bitte klären Sie uns mit Ihrer Antwort auf und nenne Sie uns doch bitte die Zahl der Studien, welche bei der EFAS wegen des Neonics-Verbotes vorliegen!
Sind es mehr als 30?

Das Vorsorgeprinzip der EU zum Bienenschutz kann nach unserer Ansicht unter dieser jetzt schon vorhandenen Beweislast nicht mehr in Frage gestellt werden.
Die Imker aus der ganzen Welt werden das Gerichts Verfahren aufmerksam verfolgen!

Und was das z.B. für den US Amerikanischen Markt heißt, meine Damen und Herren Aktionäre, das brauche ich kleiner Imker ihnen hier nicht erklären.

Schadensersatzklagen werden kommen.

Haben sie schon eine gut gefüllte Kriegskasse für den „Fall dass“ Herr Deckers?
Das habe ich übrigens schon letztes Jahr gefragt!
Ohne klare Antwort
Offensichtlich gehen Sie hier auf volles Risiko?

Meine Damen und Herrn Aktionäre ihnen ist schon klar, dass der Vorstand seit 2008 hier Sand in ihre Augen streut und extrem gefährlich mit dem Feuer spielt. Mit dem Bee Care Center sowie alten inzwischen auch unwirksamen BAYER Wirkstoffen in den Varroaziden, sowie billigen Rechentricks und eindeutig falschen Rückschlüssen will man die ahnungslose Welt da draußen täuschen und in die Irre führen!

dazu habe ich Fragen:

Stimmt es, dass es inzwischen Resistenzen auf die Wirkstoffe Coumaphos und
Flumetrin bei der Varroa-Milbe gibt?
Wenn ja, seit wann weiß dies BAYER?
Ich möchte hier bitte genaue Jahreszahlen, getrennt nach den Wirkstoffen und seit wann diese beiden Wirkstoffe eine Zulassung zur Bekämpfung der Varrose in Deutschland haben mit genauen Angaben des Datums!
Gibt es z.Z. noch weitere zugelassene Wirkstoffe aus dem Hause BAYER?
Etwa in anderen Ländern, Herr Dekkers?
BAYER hat einen Wettbewerb ausgeschrieben und sucht nun den Imker mit den Besten Überwinterungsergebnissen.

In welchen Ländern gibt es diesen BAYER Wettbewerb noch Herr Dekkes?

Für Deutschland wurden andere Preisgelder als für Österreich angesetzt. Warum?

Muss BAYER jetzt so arg sparen?

Sie haben auch einen Frage-Bogen zu PSM und Rapsblüte erarbeitet und ins Netzt gestellt. Herr Dekkers, wer soll diesen Frage-Bogen auswerten? Etwa der ADAC?

Meine Damen und Herren Aktionäre, ihnen ist schon klar wie lächerlich das alles ist?

Was glauben Sie, wie das alles nachwirkt, wenn BAYER die Klage gegen die Kommission verliert?

Meine Damen und Herrn Aktionäre der Vorstand wird ihnen auch jetzt wieder sagen, dass BAYER eine ganze Reihe an Aktionen für das Wohl der Bienen unternimmt, dass dem Konzern der Bienenschutz sehr am Herzen liegt usw.
Wir kennen das nun schon seit 6 Jahren!
Ja und es stimmt auch in der Tat!

Ein Beispiel nur:
Mit einen wunderschön aufwendigen Werbefilm für ihre Varroazide. In diesem Film sollten ganz bestimmte Persönlichkeiten auftreten! z.B. der Präsident des DIB Herr Peter Maske. Stimmt es, dass in diesem Werbefilm auch Reklame gemacht wird für ein Varroabekämpfungsmittel, für dessen Anwendungsart und Wirkstoff in Deutschland z.Z. überhaupt keine Zulassung besteht?

Stimmt es auch, dass aus diesem Grund Peter Maske seinen Auftritt wiederrufen musste? und aus der ersten Version wieder entfernt wurde?
Oder haben Sie da eine andere Version, Herr Dekkers?

Stimmt es, dass Ende März auch Bienenvölker des BEE-CARE-Center durch Clothianidin vergiftet wurden?
Wie geht es den BAYER Bienen heute?
Fallen dort auch täglich 50-100 tote jeden Morgen aus dem Flugloch?
Wie bei all den andern Imkern in Hitdorf und Umgebung?

Meine Damen u. Herrn Aktionäre merken Sie, wie der Vorstand verzweifelt versucht sein Bienen-Killer-Image auf zu polieren und von einem Fettnäpfchen ins nächste tappt?

Wenn BAYER bisher immerzu felsenfest behauptete, dass die großen Bienenproblem vor allem auf Krankheiten aber auch Nahrungsmangel usw. zurück führen und die Neonics damit überhaupt nichts zu tun haben, dann meine Damen und Herrn Aktionäre spielt der Vorstand nicht nur mit den Feuer sondern mit Napallm!

Vielleicht ist das alles auch der Grund gewesen, warum Sandra Petersen so schnell wieder das Weite gesucht hat?
Man sagt ja Frauen etwas mehr Gespür für brenzlige Situationen zu, als Männern.
Ein Bienenvolk besteht Phasenweise nur aus weiblichen Wesen!

Wir Imker sind nach wie vor der Überzeugung, dass es die Neonics sind, die hier einen erheblichen, wenn nicht sogar der Hauptgrund für das große Bienensterben liefern und somit auch der BAYER Konzern eine Mitverantwortung an diesem Desaster hat!
2008 war kein Unfall oder Fehlanwendung wie BAYER immerzu sagt, meine Damen und Herrn Aktionäre 2008 war die Wende!
Die Zahl der Zweifler, wird von Tag zu Tag größer!

Heute wird immer noch MESUROL im Frühjahrs-Pollen der Bienen gefunden, gleichfalls ein Beizmittel von BAYER am Mais!

Herr Dekkers wie erklären Sie sich das?
Auch so ein UNFALL?
Sorry FEHLANWENDUNG!

Die Schlinge wird enger und enger und Sie meine Damen und Herrn Aktionäre werden die Zeche zu zahlen haben. Bedenken sie das!
Ziehen Sie daher die Notbremse und zeigen Sie dem Vorstand die Rote Karte!
Das DeBiMo war reine Geldverschwendung, mit dem einzigen Ziel die Öffentlichkeit zu blenden und wie Sie gesehen haben meine Damen und Herren Aktionäre, ohne jeden Erfolg!

Mit Beizmittel wird Pflanzenschutz im Voraus betrieben, schon beim Bestellen des Saatgutes. Das ist ein prima Geschäftsmodel. Doch wenn das die Bienen killt, dann hat der ganze Spaß ein Ende!
Daher appelliere ich an Sie als Aktionär, nehmen Sie den Bienenschutz ernst und setzen Sie diesen in Ihrer Entscheidung auch um. Bedenken Sie auch, dass diese Neonics inzwischen im Grundwasser zu finden sind und, dass es erste Studien gibt, welche auch Effekte auf den Menschen belegen.
Meine Damen und Herrn ich will sie nicht mehr weiter belästigen. Ich bedanke mich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit und fordere Sie auf den Vorstand nicht zu entlasten, so lange dieser weiterhin an diesen fraglichen Neonics fest hält!

Seien Sie mutig!

Vielen Dank

Christoph Koch
3.Vorsitzender im Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbund
Landesgeschäftsführer für Baden-Württemberg
Karl-Friedrichstraße 15
D 77728 OPPENAU
Tel.: +49 7804 3589
E-Mail: vorstand@berufsimker.de
www.berufsimker.de

[BUND] Hauptversammlung 2015

CBG Redaktion

Mein Name ist Corinna Hölzel, ich bin Campaignerin beim BUND und seit 9 Jahren Hobbyimkerin. Es wird Sie daher nicht verwundern, wenn ich hier zu den bienengefährlichen Neonics spreche und Fragen aufwerfe.

Neonics sind hochwirksame Nervengifte, schwer abbaubar und stehen im Verdacht, Krebs zu erzeugen. Sie werden für Obst und Gemüse und im Rapsanbau eingesetzt, aber auch im Hobbygarten. Diese Insektizide töten nicht nur die Schädling, sondern schädigen auch Bienen, andere nützliche Insekten, sowie Vögel, Wasserorganismen und Säugetiere.

Aufgrund vieler alarmierender Studien zu den negativen Auswirkungen der Neonics hat die EU reagiert und 2013 die Zulassung für 3 Neonics eingeschränkt. 2 dieser 3 Pestizide sind Bayer-Produkte. Ein weiteres Neonic jedoch - Thiacloprid von Bayer - ist weiterhin zugelassen und wird jetzt offenbar verstärkt eingesetzt.

Das führt mich zu meiner 1. Frage:
Wieviel Thiacloprid produziert und verkauft Bayer jährlich in Deutschland und für den Export?

Thiacloprid ist ähnlich besorgniserregend wie die 3 verbotenen Wirkstoffe, denn es gehört zur gleichen Gruppe. Der Bienenforscher Menzel (FU B) hat herausgefunden, dass Bienen nach Aufnahme von Thiacloprid nicht mehr in ihren Stock zurückfanden. Thiacloprid schädigt das Orientierungsvermögen und das Gedächtnis. Viele Studien legen eine Kombinationswirkung von Neonics mit anderen Umweltgiften nahe. Und es gibt Studien, die chronische Effekte nachweisen. Die Liste ist lang.

Dennoch ist Thiacloprid bereits in unserer Umwelt und Nahrung angekommen. Rückstände sind in Gewässern messbar. Ökotest hat letztes Jahr Honig getestet und in allen dt. getesteten Honigen Rückstände von Thiacloprid gefunden.

Das macht mir als Imkerin große Sorge. Wir haben Pfingsten den ersten Honig geschleudert. Er ist sehr schmackhaft, aber der Genuss ist leider getrübt, da die Frage offenbleibt, ob er auch Thiacloprid enthält.

Die Honigbiene ist eins unserer wichtigsten Nutztiere. Sie ist mit ihrer Bestäubungsleistung verantwortlich für 2/3 unserer Nahrung. Gemeinsam mit den Wildbienen ist sie ein Schlüsselstein im Ökosystem.

Bienengefährdende Pestizide haben in unserer Umwelt und im Essen nichts zu suchen. Die Zukunft der Landwirtschaft liegt in naturnahen Methoden wie Mischkulturen, Fruchtfolgen, robusten Sorten und der Schaffung von Lebensraum für Nützlinge.

Daher frage ich Bayer:
Unterstützt Bayer Forschung und Projekte zur naturnahen Schädlingsbekämpfung ohne chemisch-synthetische Pestizide?

Momentan sieht es leider so aus, als ob Bayer ausschließlich mit juristischen Schritten auf die Kritik an den Neoniks reagiert: Als die EU die Zulassung von 3 Wirkstoffen einschränkte, klagte Bayer dagegen. Als der BUND in einer Broschüre die Produkte Lizetan und Calypso als bienengefährlich bezeichnete, klagte Bayer. Das Landesgericht Düsseldorf hat jedoch am 11.3. dem BUND Recht gegeben. Es gibt genügend wissenschaftliche Erkenntnisse über die Gefährlichkeit von Thiacloprid. Der BUND darf weiterhin sagen, dass die Bayer Produkte Lizetan und Calypso bienengefährlich sind. Und das, obwohl Bayer extra ein eigenes Logo „nicht bienengefährlich“ entwickelt hat, das die Verbraucher beruhigen soll.

Ich möchte wissen: Wird Bayer aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse seine Klage gegen das EU Verbot aufheben?
Wie reagiert Bayer auf die vielen wissenschaftlichen Studien, die immer neue Gefährdungen für das Ökosystem durch Neonics aufdecken?

Sehr geehrter Vorstand, sehr geehrte Aktionäre,
Neonics - auch Thiacloprid - haben keine Zukunft. Der BUND fordert den Ausstieg aus diesen Wirkstoffen und das Zurückziehen der Klage gegen die EU.

Ich appelliere an Sie, sich gegen das Bienensterben einzusetzen und keine bienengefährlichen Produkte mehr herzustellen.

Ich als Imkerin hoffe sehr, dass meine Bienen in Zukunft immer zum Stock zurückkehren werden und dass ich sicher sein kann, dass unser Honig nicht belastet ist.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

[Ralf Bertram] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Ralf Bertram (Imkermeister): Die Bienengefährlichkeit des Pestizids BISCAYA Sehr geehrter Vorstand, sehr geehrter Aufsichtsrat, meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre, mein Name ist Ralf Bertram, Imkermeister in bereits sechster Generation. Es ist mein erster Auftritt hier auf der JH. Ich spreche zu ihnen zum einen als Aktionär, aber vor allem als krebskranker Großvater von 4 Enkelkindern und als Imker. Werter Herr Baummann: Zum BISCAYA-Wirkmittel Thiacloprid: Wie kann ich diese Aussage aus dem Datenblatt verstehen: (NB6641) Das Mittel wird bis zu der höchsten durch die Zulassung festgelegten Aufwandmenge oder Anwendungskonzentration, falls eine Aufwandmenge nicht vorgesehen ist, als nicht bienengefährlich eingestuft (B4). (NN410) Das Mittel wird als schädigend für Populationen von Bestäuberinsekten eingestuft. Anwendungen des Mittels in die Blüte sollten vermieden werden oder insbesondere zum Schutz von Wildbienen in den Abendstunden erfolgen. Meine Damen und Herrn Aktionäre, das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit und die Firma Bayer haben diese Information in dem Datenblatt so hinterlegt. Wie sollen ihre Kunden, Hr. Baumann, dieses Datenblatt umsetzen? Sie machen es sich einfach „Kräht der Hahn auf dem Mist, regnet es oder nicht“. Persönlich finde ich es eine Schande, wenn Sie, Hr. Baumann, ein Produkt herstellen und verkaufen, dessen Wirkung schon vorher in Frage gestellt ist. Meine Damen und Herren Aktionäre: Eine Einstufung in die 4 Kategorien bedeutet, nur zur Erinnerung: B 1 Bienengefährlich B 2 Bienengefährlich, ausgenommen bei Anwendung nach dem täglichen Bienenflug      bis 23.00 Uhr B 3 Bienen werden nicht gefährdet B 4 nicht bienengefährlich Wenn ich im Gespräch mit Landwirten bin und frage diese nach ihren Mitteln, die sie einsetzen, heißt es B4. Obwohl die Landwirte eine Fortbildung zum Sachkundenachweis für Pflanzenschutz besucht haben (ist Voraussetzung zum Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln), wissen sie nicht, was sie tun. Eine Landakademie macht Werbung mit: In nur 4 Stunden die Fortbildungspflicht erfüllen. Ich war selbst auf so einer Fortbildung. Es war mehr eine Werbe- und Verkaufsveranstaltung, um nicht zu sagen eine Kaffeefahrt. Selbstverständlich geht es darum, Geld zu verdienen. Das ist ja unser aller Bestreben. Aber doch bitte nicht getarnt als Schulung. Jetzt werden Sie sagen, das ist Sache des Landwirts und der Bauerverbände. Allein bei diesem einen Präparat, BISCAYA brauche ich ja schon fast 4 Stunden, um das viele Kleingedruckte zu lesen. Die Aufklärung durch die Verkaufsfachberater ist leider auch so, dass eine Informationsflut losgetreten wird, die beim Kunden gar nicht ankommt. Nur B4 und „Wo wende ich es an?“ bleiben beim Kunden hängen. Wir sind immer noch bei dem Thema B4. Bienenungefährlich ist bereits in Frage gestellt, und nun wird sogar vermutet, es ist Krebserregend? Warum? Auszug aus dem Datenblatt: Gefahrenhinweise: - Zur Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt die Gebrauchsanleitung    einhalten. - Gesundheitsschädlich bei Verschlucken. - Verursacht Hautreizungen. - Verursacht schwere Augenreizungen. - Kann Schläfrigkeit und Benommenheit verursachen. - Kann vermutlich Krebs erzeugen Herr Baumann, ich komme aus einer ländlichen Gegend und sage offen: Es ist heute gesünder in einer Großstadt zu leben als auf dem Land. Herr Baumann, ich bin hier nur auf ein Präparat, BISCAYA, eingegangen. Es gibt aus ihren Werken viele Präparate zum Pflanzenschutz. Solange sie die Anwender ihrer Präparate mit so einer Informationspolitik so im Dunkeln stehen lassen, kann es nur zu Differenzen zwischen Verbraucher und Landwirt kommen. Stimmt es Herr Baumann, dass viele Präparate nur mit bestimmter Technik ausgebracht werden können? Der Landwirt dann gezwungen ist, in die neue Technik zu investieren? Oder seine Technik umzurüsten, erhebliche Kosten verursacht? Wenn JA: Warum wird dem Landwirt dieses Mittel trotzdem angeboten und schmackhaft gemacht? Klären Sie uns bitte auf! Meine Damen. u Herren Aktionäre, wenn der BAYER AG der Bienenschutz so sehr am Herzen liegt, wie schon wiederholt hier behauptet, warum hat dann die BAYER AG nicht von sich aus hier Aktivitäten entwickelt? Interessant ist auch, dass sich die Imker an den neuen Maschinen der Landwirte beteiligen sollen, damit es zu weniger Bienenverlusten kommt. Schlagwort: Dropleg. Ein Verfahren, dass die Pflanzenschutzpräparate unter die Blätter bringt. So geschehen auf einer Veranstaltung in Leipzig. Nicht nur das die Firma Bayer weiß, wie es anders geht. Aber nein, um Kosten abzuwenden, sucht man jetzt den Schuldigen bei der Imkerschaft. Wie sehen sie die Sache, Herr. Baumann? Und wer bezahlt dafür, dass die Hummeln und Schmetterlinge überleben dürfen? Ist das richtig umgesetzter Bienenschutz? Aktiver Bienenschutz durch Anlegen von Blühstreifen auf der einen Seite und dann aber weiterhin darauf bestehen, dass das Ausbringen von bestäuberinsekten-gefährlichen Präparate in die offene Blüten von Raps und Obst zulässig ist? Wie geht so eine verbogene Bienenschutzstrategie? Verschläft die BAYER AG die Wende hin zu einer anderen Art Schädlingsmanagement? Wann genau steigt BAYER aus? Raus aus der Art Pflanzenschutz, welche nicht nur die Schädlinge als solche bekämpft, sondern die Insekten, nicht nur in der Imkerei, auf dem Gewissen hat? Herr Baumann, ich gehe davon aus, dass wenn Sie eine meiner Fragen nicht beantworten, dass dieses dann als Zustimmung zu interpretieren ist. Die Honigbienen sind nur ein Teil der Insektenwelt. Ihre Bedeutung für unseren Wohlstand wird wohl auch von BAYER nicht in Frage gestellt. Bienenschutz sei wichtig, sagt mir die BAYER AG. Über den Weg, den BAYER dabei geht, sind viele nicht begeistert. Wenn Sie meine Damen und Herrn Aktionäre, unser Anliegen unterstützen wollen und dem Bienenschutz deutlich mehr Ausdruck verleihen möchten, dann haben sie es hier und heute in der Hand. Zeigen Sie die Rote Karte und verweigern Sie diesem Vorstand ihre Entlastung! Vielen Dank für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit!

[Strack] Rede Guido Strack

CBG Redaktion

Köln, 14. Mai 2009
Whistleblowing bei Bayer

Ein Bericht von der Hauptversammlung der Bayer AG
am 12.5.2009 in den Messehallen Düsseldorf

1. Rede des Vorsitzenden des Whistleblower-Netzwerk e.V., Guido Strack

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Guido Strack. Ich bin Vorsitzender des gemeinnützigen Vereins Whistleblower-Netzwerk e.V. aus Köln der sich für Whistleblower, also für Menschen einsetzt, die auf Miss-stände in ihren Unternehmen hinweisen, damit diese frühzeitig abgestellt werden können. Lei-der ernten Whislteblowe heut zu tage statt Lob und Anerkennung in vielen Betrieben immer noch Mobbing und ihnen droht der Jobverlust

Bevor ich dem Vorstand ein paar Fragen zum Thema Whistleblowing stelle, möchte ich mich zunächst mit einigen Fragen an Sie liebe Mit-Aktionärinnen und Mit-Aktionäre wen-den:

Glauben Sie eigentlich, dass sich unsere Firma an Recht und Gesetz hält, überall, in in Deutschland in Europa und in der Welt?

Glauben Sie, dass der Vorstand uns darüber aufklären würde wenn dies – und sei es auch nur irgendwo in einer Ecke des großen Bayer-Imperiums - nicht der Fall wäre?

Glauben Sie dass der Aufsichtsrat dies auch dann feststellen würde, wenn der Vorstand ihm derartige Informationen vorenthalten würde?

Und, glauben Sie, dass uns hier und heute reiner Wein auch dann eingeschenkt wird, wenn die wahrheitsgemäße Beantwortung der Fragen die Herren auf dem Podium erheblich belasten würde – sei es einzelne, sei es mehrere?

Nur zu gerne würde ich alle diese Fragen aus vollem Herzen bejahen und mit der Vorlage von Informationsmaterial aller Art, inklusive schöner Worte in der Corporate Compliance Policy tut der Vorstand einiges dafür insoweit Vertrauen zu schaffen.

Aber was würde wohl geschehen, wenn hier und heute im Backoffice ein Mitarbeiter aufbegehrt und gegenüber seinen Vorgesetzten feststellt, dass eine Antwort auf eine der bereits gestellten Fragen geschönt oder gar bewusst falsch abgegeben werden soll oder wurde. An wen könnte er sich dann wenden? Ließe man es zu, dass er hier ans Rednerpult tritt und uns alle über sei-ne Sicht der Dinge informiert? Ich jeden falls würde mir dies wünschen.

Ich sprach eben von Vertrauen, aber ist dieses Vertrauen wirklich angebracht angesichts der diesbezüglichen Bilanz von Bayer?

Ist nicht vielmehr davon auszugehen, dass sich jener Mitarbeiter im Backoffice wenn er tatsäch-lich den Versuch unternehmen würde um uns als Eigentümer darüber zu informieren was im Unternehmen wirklich passiert sich schon morgen nach einem neuen Job umsehen müsste? Davon, dass diese unausgesprochene Wahrheit allen Mitarbeitern bekannt ist und dass die meisten genau deshalb schweigen.

Bayer hat eine lange unrühmliche Tradition im Hinblick auf Gesetzesverstöße, Missstän-de und die Gefährdung von Kundeninteressen und über einen schlechten Umgang mit Whistleblowern.

Mit Alfredo Pequito tritt hier heute ein solcher Whistleblower auf und berichtet uns allen über einen Teil jener Wirklichkeiten die uns der Vorstand auch diesmal wahrscheinlich wieder ver-schweigen wird. Wirklichkeiten von denen wir nur dank Whistleblowern und auch dank ihrer Unterstützung durch die Coordination gegen Bayer Gefahren überhaupt wissen.

Erinnern möchte ich hier auch an den Bayer Mitarbeiter George Couto. Er deckte auf, dass Bayer die US-Regierung betrog indem der staatlichen Gesundheitsversorgung zustehende Ra-batte nicht gewährt wurden. 2003 musste Bayer schließlich aufgrund eines in den USA und in Deutschland leider nicht bestehenden Whistleblowerschutz-Gesetzes des false claims acts 255,6 Millionen Dollar, die bis dahin höchste je verhängte Strafsumme einem Betrugsverfahren zahlen.

Dabei hätte BAYER damals eigentlich schon gewarnt sein können, denn bereits zwei Jahre zuvor zahlte man 14,1 Millionen Dollar in einem anderen Betrugsfall zu Lasten der US-Gesundheitsvorsorge, der ebenfalls durch einen Whistleblower ans Tageslicht gekommen war.

Ich möchte gerne herausfinden was der Vorstand aus diesen und anderen Fällen gelernt hat und was in unserem Unternehmen heute anders laufen würde, wie heute sichergestellt ist, dass Whistleblower heutzutage frühzeitig auf Missstände, Gefahren und Risiken auch für unsere Ak-tionärsinteressen hinweisen und wie mit diesen Hinweisen umgegangen wird.

Vor diesem Hintergrund habe ich folgende Fragen, sowohl zu einzelnen Fällen, die durch die Medien gegangen sind, als auch genereller Art:

Ist der Whistleblower bekannt der auf die von Bayer zunächst nicht veröffentlichten Daten zur Gefährlichkeit von Trasylol hinwies? Was ist mit ihm geschehen bzw. was würde geschehen wenn sein Name bekannt würde?

Unterhält Bayer noch vertragliche Beziehungen zu Alexander Walker einem Professor in Har-vard der an der Trasylol-Studie beteiligt war oder ist dieser mittlerweile eine „persona non grata“ in unserem Konzern?

Wie ging Bayer mit der ehemaligen Marketing-Expertin Susan Blankett um, die zunächst intern immer wieder erfolglos versuchte auf die Gefahren von LIPOBAY hinzuweisen bis sie schließ-lich einen Prozess gegen unser Unternehmen anstrengte? Wie ist diesbezüglich der aktuelle Sachstand? Welche Maßnahmen wurden ergriffen um zu verhindern, dass derartiges wieder passieren kann?

Der Herr von Greenpeace hat eben über das Image unseres Unternehmens gesprochen. Am 19.4.2009, also vor weniger als einem Monat, fand sich in einem der best besuchtesten deut-schen Politik-Blogs unter der Überschrift „“Bayer Mord wegen des Profits!“ ein Link zum Film „Tödlicher Ausverkauf“ von Egmond R. Koch, in welchem behauptet wurde, dass die US-Tochter Cutter auch dann noch ungereinigte Blutkonserven an Bluter in Asien und in Entwick-lungsländern aus Lagerbeständen abverkaufte als ihr die damit verbundenen Gefahren bereits bekannt waren. Trifft dies zu?
Wieviele Menschen sind hierdurch mit AIDS infiziert worden bzw. zu Tode gekommen? Sind diesbezüglich noch Rechtsstreite anhängig? Um welche Beträge geht es dabei? Was wurde aus dem chinesischen Hongkong Vertriebsmann von Cutter, einem Herrn Raymond Ho der sich als Whistleblower frühzeitig intern über diese Vertriebspraxis beschwerte? Ist er noch bei Cutter bzw. Bayer beschäftigt und wenn nein, warum nicht mehr? Gab es in diesem Fall andere Whistleblower und was geschah mit Ihnen? Was wurde aus Willi Ewald der in anderen Fällen zeitgleich vor der Verwendung des Produkts warnte, den Verkauf an Entwicklungsländer und Asien aber wohl nicht stoppte. John H. Hink ein ehemaliger Cutter-Manager sagt in diesem Film sinngemäß: „Statt die Produkte wegzuschmeißen wurde entschieden diese in anderen Ländern zu verkaufen wodurch Menschen zu Schaden kamen. Ich habe Fehler gemacht und bin froh jetzt darüber reden zu können.“ Wäre Bayer bereit diesen und andere Ex-Manager die Fehler bereuen heute für Compliance Schulungen anzuwerben und einzusetzen um Mitarbeitern dras-tisch und anschaulich zu vermitteln, wie man es nicht und wie man es besser machen sollte?

Wie viel Geld hat Bayer in den letzten 10 Jahren im Rahmen von Fällen die nach US-Bundes oder Staaten false claims acts anhängig gemacht wurden gezahlt? Sei es im Vergleichswege oder nach Verurteilungen und welche weiteren Kosten, z.B. für Rechtsanwälten sind dem Un-ternehmen dadurch insgesamt entstanden?

Können Sie uns bitte nähere Information über den Stand des im Berichtszeitraum, nämlich am 24.4.2008 in Newark New Jersey geöffneten false claims Verfahrens gegen BAYER geben, bei dem ein Whistleblower dem Unternehmen und seinen Töchtern vorwirft über einen Zeitraum von drei Jahren vor der Rücknahme von BAYCOL vom Markt illegale und betrügerische Marke-ting-Praktiken inklusive Schmiergeldzahlungen –Sie erinnern sich ja noch an das was ich eben zum false claims act gesagt habe – angewandt zu haben? Welche Strafzahlung könnten hier auf das Unternehmen schlimmstenfalls zukommen, wenn dieser Klage stattgegeben werden würde? Wie vielen anderen false claims act Verfahren sind derzeit in den USA auf Bundes oder Staatenebene anhängig? Worum geht es dabei jeweils und wie hoch wären in jenen Verfahren die jeweils maximal zu befürchtenden Schadensersatzzahlungen? Dazu muss man wissen, dass Bayer seit zwei Jahren nicht mehr in Amerika gelistet ist, also auch nicht mehr den SEC-Regeln unterliegt und es den 20-F Bericht nicht mehr gibt, in dem solche Informationen früher auch aufgeführt hätten werden müssen. Also haben wir nicht unbedingt ein Mehr an Transpa-renz in den letzten Jahren.

Abschließend noch ein paar generellere Fragen:

Teilen Sie die Einschätzung einer globalen Umfrage von Price Waterhouse aus dem letzten Jahr, der zu Folge Whistleblower-Vorbringen in mehr Fällen für die Feststellung von internen Betrugsfällen verantwortlich war als Audits, Interne Compliance und behördliche Kontrolle zu-sammen?

Gab es in den letzten drei Jahren Kündigungen von Bayer-Mitarbeitern, oder von Mitarbeitern von Tochterunternehmen an denen Bayer mehrheitlich beteiligt ist, wegen des Verrats von Be-triebs- und Geschäftsgeheimnissen oder wegen Loyalitätspflichtverletzungen in denen sich jene Mitarbeiter zuvor oder danach mit Hinweisen auf Missstände oder mit Vorwürfen in Bezug auf Gesetzesverstöße an Behörden oder an die Öffentlichkeit gewandt hatten? Wenn ja wie viele und welche Vorwürfe wurden dem Unternehmen dabei gemacht?

Wie würde ein Bayer-Mitarbeiter behandelt, der sich an die Öffentlichkeit wendet und Beweise vorlegen könnte dass Bayer z.B. für das derzeit an vielen Stellen zu beobachtende Massenbie-nensterben mit-verantwortlich ist?

Im Bayer Compliance Programm heißt es „. Alle Mitarbeiter sind verpflichtet, Verletzungen die-ses Compliance-Programms unverzüglich mitzuteilen.“ Wieviele solche Meldungen gab es 2008? Was waren die Folgen? Ist jemals einem Mitarbeiter die Nichterfüllung der Mitteilungs-pflicht vorgeworfen worden? Ist jemals ein Mitarbeiter hierfür sanktioniert worden? Oder steht dies alles nur auf dem Papier und abgestraft werden diejenigen, die unbequeme Meldungen machen?

Hat Bayer irgendwelche früheren Whistleblower rehabilitiert bzw, ihnen die Wiedereinstellung z.B. als Berater in Compliance-Angelegenheiten angeboten oder wäre der Vorstand hierzu als glaubwürdigen Einstieg in eine Neuorientierung bereit?

Wenn der Vorstand an Veränderungen und Vertrauen schaffender Transparenz hinsichtlich seiner Whistleblower-Politik interessiert ist, warum dann wurde die Umfrage mit welcher Whistleblower-Netzwerk und der Dachverband kritischer Aktionäre sich bereits Ende letzten Jahres an Sie gewandt hatten, bisher von Ihnen, anders als von vielen anderen DAX-Unternehmen, überhaupt nicht beantwortet?

Sind Sie bereit über Verbesserungen Ihrer derzeitigen Whistleblower-Policy nachzudenken und hierzu mit unserem Verein oder mit anderen anerkannten Experten mit dem Ziel einer best-practice zusammen zu arbeiten?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

2. Fragen von Antje Kleine-Wisskot zum Thema Whistleblowing

Unmittelbar im Anschluss, stellte Antje Kleine-Wiskott vom Dachverband kritischer Akti-onärinnen und Aktionäre in ihrer Rede noch folgende Fragen im Zusammenhang mit dem Thema Whistleblowing:

Gibt es in unserem Unternehmen spezielle Regelungen für Whistleblowing bzw. zum Whistleblowerschutz? In wieweit genügt deren Ausgestaltung international anerkannter „Best Practice„ wie sie sich z.B. im Code of practice „Whistlelbowing arrangements“ (PAS 1998:2008) der British Standards Institution widerspiegelt?

Wie ist sichergestellt, dass Hinweisen von Whistleblowern auf Risiken, Missstände und Geset-zesverstöße aller Art in unserem Unternehmen auch dann umfassend und bis zur Abhilfe nach-gegangen wird, wenn es dabei um den Schutz von langfristigen Aktionärsinteressen oder öf-fentlichen Interessen geht und hierbei ein Interessenskonflikt mit den kurzfristigen Interessen der aktuellen Unternehmensleitung besteht?

Erläutern Sie bitte die gegenwärtige Informationspolitik unseres Unternehmens bezüglich tat-sächlich vorkommender Fälle von Whistleblowing.
Wir begreifen Whistleblowing als ein wichtiges Element der Risikovorsorge und Compliance. Ist in unserem Unternehmen die Informationspolitik intern und extern ausreichend, um bei poten-ziellen Whistleblowern und auch bei Aktionären, die diese Anschauung teilen, eine tragfähige Vertrauensbasis herzustellen?

Sie schreiben in Ihrem Geschäftsbericht: „Alle Bayer-Mitarbeiter sind verpflichtet, Verletzungen der Compliance-Policy unverzüglich mitzuteilen. Die Anzeigen können auch anonym erfolgen; dazu sind in allen Ländern spezielle Hotlines eingerichtet, die ganz überwiegend zu von uns beauftragten spezialisierten Rechtsanwaltskanzleien führen.“ Was heißt an dieser Stelle „ganz überwiegend“ ganz genau? Wer sind diese Anwälte? In welcher Beziehung stehen sie ansons-ten zum Unternehmen? Was genau sind ihre Aufgaben? Gehören dazu auch unternehmensbe-ratende Tätigkeiten oder gar Ermittlungen gegen Whistleblower wie sie derzeit über Bahn-Ombudsleute berichtet werden? Könnten Sie sich vor diesem Hintergrund eine Einbeziehung wirklich Unabhängiger vorstellen?

3. Beantwortung der Fragen von Guido Strack durch den Vorstandsvorsitzenden der Bayer AG Werner Wenning:

Unser Bestreben ist es unsere Aktionäre offen und umfassend über alle wesentlichen Entwick-lungen in unserem Haus zu informieren. Nichts anderes gilt für de unternehmensinterne Dis-kussion. Ein offener, ehrlicher und direkter Dialog gehört zu unserer Unternehmenskultur und zu unseren Werten.

Herr Strack, sie haben ferner eine Reihe von hypothetischen Fragen zu unserem Backoffice gestellt. Diese Konstruktionen gehen jedoch an den realen Gegebenheiten vorbei. Sie werden verstehen, dass ich auf hypothetische Fragen auch keine faktischen Antworten geben kann.

Wenn wir uns an den realen Gegebenheiten orientieren, dann lassen sie mich an dieser Stelle unmissverständlich sagen: gesetzmäßiges und verantwortungsbewusstes Handeln ist für jeden Mitarbeiter verbindlich. Verstöße gegen Gesetze werden von uns nicht geduldet. Unser umfas-sendes Compliance-Programm beinhaltet u.a. ein striktes Verbot von Korruption und wettbe-werbswidrigem Verhalten, die Schaffung fairer und respektvoller Arbeitsbedingungen und ein klares Bekenntnis zum Schutz geistigen Eigentums.

Dies ist für uns ein Kernthema. Unseren Mitarbeitern wurde deshalb dieses Programm, fast überall verbunden mit persönlichen Gesprächen, als Broschüre ausgehändigt. Parallel dazu starteten wir eine Kommunikationskampagne, die das Bewusstsein für Compliance weiter schärft. Unter dem Titel Compliance W.I.N.S. werden weltweit u.a. Plakate an den Standorten ausgehängt, Präsentationsmaterial für Teambesprechungen und Mitarbeiterversammlungen bereit gestellt und Artikel in den internen Publikationen veröffentlicht. Informationen zu Compli-ance sind zudem über das Intranet für Mitarbeiter zugänglich, ebenso wie die Kontaktdaten aller Compliance-Officers und die Telefonnummern der lokalen Compliance-Hotlines, die inzwischen in 66 Ländern, in denen Bayer-Gesellschaften ansässig sind, bereitgestellt werden. Um Regel-verstöße aufdecken zu können, unterliegen Bayer Mitarbeiter einer Meldepflicht für mutmaßli-che Compliance-Verstöße. Gemeldete Vorfälle werden untersucht. Bei Bedarf ergreifen wir Maßnahmen. Dies beantwortet auch ihre Frage, Herr Strack, wie Mitarbeiter im Backoffice e-ventuelle Compliance Fälle melden können und wie bei uns mit diesen Hinweisen umgegangen wird.

Sie sprechen auch Compliance Verstöße in den USA und daraus resultierende Strafzahlungen an. Diese Sachverhalte liegen zum Teil weit zurück in der Vergangenheit. Wir haben in den vergangenen Jahren unser Compliance Programm und auch unsere Compliance Organisation erheblich ausgebaut und weiter verschärft. Wir sind deshalb davon überzeugt, dass Compliance bei Bayer heute ein fester Bestandteil unserer Geschäftsprozesse ist.

Herr Strack, sie haben eine im Zusammenhang mit Trayslol beauftragte Studie erwähnt. Deren vorläufige Daten von Bayer erst kurz nach der Sitzung eines Advisory Committees der amerika-nischen FDA im Herbst 2006 eingereicht wurden. Ihre Unterstellung, dass es einen Whistleblo-wer gab, der diese Daten öffentlich machte, ist unzutreffend. Bayer selbst hat die Daten der FDA bekannt gemacht. Sie sprachen außerdem Herrn Professor Alex Walker an. Er hat diese Studie für uns im Jahre 2007 fortgeführt und beendet.

Sie sprachen eine Klage an, die von einer ehemaligen Bayer Mitarbeiterin im vergangenen Jahr in den USA im Zusammenhang mit Baycol gegen Bayer erhoben wurde. Die in dieser Klage erhobenen Vorwürfe waren zum allergrößten Teil bereits Gegenstand der zahlreichen Klagen die zum Marktrückzug von Baycol/Lipobay in den USA erhoben worden sind. Wir weisen diese Vorwürfe entschieden zurück. Bayer hat in den USA bisher alle sechs Prozesse gewonnen. Die von der ehemaligen Bayer Mitarbeiterin eingereichte neue Klage ist nun zuständigkeitshalber an das Bundesgericht in Minnesota verwiesen worden, welches auch in den anderen bundes-gerichtlichen Baycol-Verfahren für die prozessuale Koordinierung zuständig ist.

Herr Strack, sie haben sich ausführlich nach dem Stand von false claims act Verfahren in den USA erkundigt. Derzeit sind uns keine Klagen bekannt, in denen von Behörden Verletzungen des false claims act durch uns behauptet wurden.

Sie haben, Herr Strack, eine Reihe von Fragen zu den HIV verunreinigten Blutprodukten und im Zusammenhang der damit anhängigen Rechtsstreitigkeiten gestellt. Im Zusammenhang mit Bluterpräparaten, die während der 80iger Jahre hergestellt wurden, betont Bayer nochmals, dass alle mit der Herstellung und Vermarktung biologischer Produkte befassten Unternehmen größtes Mitgefühl empfinden wegen der Folgen von HIV und AIDS für die Blutererkrankten. Die Tragik, ist der Umstand dass das Virus gerade durch die Therapien übertragen wurde, die das Leben von Bluterpatienten entscheidend verbessern können. Dies geschah zu einem Zeitpunkt als man nicht wusste und auch nicht wissen konnte, dass das Virus in die Blutprodukte gelangt war. Bayer bestreitet Fehlverhalten bei der Herstellung und Vermarktung dieser Produkte. Grundlage für die Entscheidungen von Cutter Laboratories waren die seinerzeit vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse und der damalige Stand der Technik. Man kann diese Ent-scheidungen nicht mit dem Wissen und den technischen Möglichkeiten beurteilen die es Jahre später verfügbar wurden. Gegen Bayer sind in den USA und in anderen Ländern zahlreiche Klagen anhängig die sich auf Schadensersatz für außerhalb der USA lebende Kläger richten, die durch von Bayer verkaufte Blutplasma-Produkte mit HIV oder Hepatitis-C Virus infiziert wor-den sein sollen. Die Klagen sind der Höhe nach nicht näher beziffert.

Herr Strack, sie fragten, ob wir bereit sind, mit ihrem Verein zusammen zu arbeiten. Ich habe gerade bereits auf unser umfassendes Compliance Programm hingewiesen. Wir haben dies zusammen mit Experten einer spezialisierten externen Kanzlei erarbeitet. Insofern sehen wir keinen weiteren Handlungsbedarf.

Herr Strack, sie fragten nach unserer Einschätzung einer Studie von Price-Waterhouse-Coopers zu Whistleblower-Fällen. Bitte haben sie Verständnis dafür, dass ich Ergebnisse von allgemeinen Erhebungen anderer Unternehmen weder validieren noch kommentieren kann.

Sie haben nach Zahlungen gefragt, die Bayer in den letzten Jahren wegen angeblicher Verlet-zungen des false claims acts in den USA geleistet hat. Wir haben in den letzten Jahren ein Ver-fahren hierzu verglichen ohne eine solche Verletzung einzugestehen. Wir haben in diesem Ver-gleich 97,5 Mio US-$ an die Behörde gezahlt. Die Anwaltskosten liegen im niedrigen einstelli-gen Millionenbereich. Darüber hinaus gibt es keine weiteren Klagen, in denen Behörden Verlet-zungen des false claims acts durch uns behaupten.

Sie fragten nach Kündigungen von Mitarbeitern im Zusammenhang mit der Meldung von Compliance Verstößen. Auch hierzu enthält unser aktuelles Compliance Programm eine klare Aussage: Kein Mitarbeiter darf auf Grund einer gutgläubigen Anzeigeerstattung auf irgendeine Weise benachteiligt werden. Dementsprechend sind uns auch keine derartigen Fälle bekannt.

Herr Strack, sie fragten nach der Anzahl von Anzeigen unter unserem Compliance Programm im Laufe des Jahres 2008. Die genaue Zahl der weltweiten Fälle liegt uns nicht vor. Die Grö-ßenordnung dürfte zwischen 50 und 100 liegen. Ich kann ihnen aber versichern, dass wir sämt-lichen Anzeigen nachgehen. Teilweise erwiesen sich diese Meldungen als nicht zutreffend. Da wo zutreffend hat dies zu arbeitsrechtlichen Schritten bis hin zur Trennung von Mitarbeitern ge-führt. Sie fragten nach der Wiedereinstellung von Whistleblowern bei Bayer. Dies würde vor-aussetzen, dass wir uns von Whistleblowern getrennt hätten. Dies ist aber nicht der Fall. Kein Mitarbeiter wird bei uns auf Grund einer gutgläubigen Anzeige von Compliance Verstößen auf irgendeine Weise benachteiligt und schon gar nicht gekündigt.

Herr Strack, sie hatten das Thema Bienensterben und Bayer angesprochen. Herr Strack, selbstverständlich gehen wir Hinweisen die zu einer Verbesserung der Sicherheit unserer Pro-dukte führen können im eigenen Interesse nach. Ich möchte allerdings festhalten: Unsere Pro-dukte sind, bei sachgerechter Anwendung, sicher für den Landwirt, die Umwelt und den Verbraucher. Die Wissenschaftler sind sich einig, dass es eine Vielzahl von Gründen für die in bestimmten Regionen beobachteten Bienenverluste gibt. Dazu zählen u.a. extreme Umweltein-flüsse und Bienenkranheiten wie die Varoa-Milbe. Die Bienengesundheit hat für Bayer hohe Priorität. Daher unterstützt das Unternehmen Wissenschaftler und Behörden bei der Aufklärung.

4. Herr Wenning zu den Fragen von Antje Kleine-Wisskot

Zu den Fragen von Antje Kleine-Wisskot aus dem Bereich Whistleblowing führte Herr Wennig anschließend noch sinngemäß aus:

- dass auch anonyme Meldungen an externe Rechtsanwalts-Kanzleien möglich sind,
- dass keinerlei Benachteiligungen von Whistleblowern stattfinden und
- dass er auch keinen Widerspruch zwischen kurz- und langfristigen Interessen sähe; vielmehr sei eine uneingeschränkte Compliance Politik nötig und werde von Bayer auch angewandt.

5. Zweite Wortmeldung von Guido Strack

In einer zweiten Wortmeldung versuchte Guido Strack später noch Antworten auf die zunächst unbeantworteten Fragen zu bekommen und stellte zugleich auch einige Nach-fragen zu den Äußerungen von Herrn Wennig.

Sehr geehrter Herr Wennig,

leider haben sie nur einen Teil der von mir und Frau Kleine Wisskot aufgeworfenen Fragen zum Thema Whistleblowing beantwortet. Außerdem ergeben sich aus ihren Äußerungen auch Nach-fragen, weshalb ich mich nunmehr zu acht Punkten nochmals äußern möchte:

Vorab möchte ich aber auch feststellen, dass ich die auf dem Papier bestehende Grundaussa-ge ihrer Compliance-Policy „keinerlei Nachteile für Whistleblower“ ausdrücklich begrüße. Mei-nes Erachtens fehlt aber die Transparenz und hierzu haben sie meine spezifischen Fragen auch nicht ausreichend beantwortet. Transparenz wäre aber nötig um Vertrauen aufzubauen und die Kultur des Schweigens zu überwinden.

Erstens: Sie sprachen von externen Anwaltskanzleien. Wir hatten auch nach Namen gefragt. Können sie diese bitte, wenn schon nicht für die gesamte Welt, dann wenigsten für Deutschland benennen? Wenn sie von externen Kanzleien sprechen, kann ich daraus schließen, dass sie grundsätzlich der Meinung sind, dass es einen unabhängigen Ansprechpartner für Whistleblo-wer geben sollte? Zugleich möchte ich dann aber hinterfragen, wie extern und unabhängig die von ihnen konkret eingeschalteten Kanzleien sind. Habe ich sie richtig verstanden, dass die Kanzleien das Unternehmen beim Aufbau des Systems beraten haben und dass sie auch in Bereichen jenseits der Compliance mit diesen Zusammenarbeiten? Teilen sie meine Einschät-zung, dass eine solche Kanzlei dann nicht mehr wirklich unabhängig sein kann? Außerdem hät-te ich gerne nähere Informationen darüber, was die Anwaltskanzleien genau machen? Nehmen sie nur die Anzeigen auf oder sind sie auch in die Aufklärung der Sachverhalte eingebunden? Gibt es Rückmeldungen an die Whistleblower und haben diese Gelegenheit zu Ermittlungs-nachfragen und/oder dazu zu Ermittlungsergebnissen Stellung zu nehmen?
Außerdem interessiert es mich zu erfahren, welche Rechte die Anwaltskanzlei hat. Erschöpfen sich diese in der Einbindung in einen internen Prozess oder haben die Kanzleien, im Sinne von unabhängigen Organen der Rechtspflege, auch die Möglichkeit Behörden einzuschalten wenn sie der Auffassung sind, dass Gesetzesverstöße seitens von Bayer oder von Mitarbeitern vor-liegen?
Teilen sie meine Auffassung, dass mehr Transparenz mehr Vertrauen schaffen kann? Sind sie bereit die nähere Ausgestaltung ihres Umgangs mit Whistleblower-Hinweisen und zur Rolle der Rechtsanwaltskanzleien sowie die mit jenen geschlossenen Verträge – und hier geht es nicht um finanzielle Regelungen – öffentlich zu machen?

Zweitens: Es wurde gefragt, wie die interne und externe Kommunikationspolitik zu konkreten Whistleblower- bzw. Compliance Meldungen aussieht. Hierzu gab es leider keine Antwort. Ich will daher kurz verdeutlichen, was mit jener Frage gemeint war: Die Lufthansa Technik z.B. ver-öffentlicht intern in einem Tracing System, also einer Übersicht anonymisiert sämtliche Whistleblower Meldungen, deren jeweils aktuellen Sach- und Bearbeitungsstand, bis hin zu Untersuchungsergebnissen und follow-up. Damit ist gewährleistet, dass ein transparentes Ver-fahren entsteht und Mitarbeiter begründetes Vertrauen gewinnen und aus Fehlverhalten lernen können. Siemens macht die Zahlen zur Nutzung seiner Whistleblower-Hotlines zumindest in Form von nach Sachgruppen untergliederten statistischen Daten sogar der Öffentlichkeit quar-talsmäßig zugänglich. In beiden Fällen und auch in anderen uns bekannten Unternehmen ist die Nutzung der Hotlines außerdem wesentlich größer als die von ihnen genannten groben Zah-len. Sehen sie hier einen Zusammenhang? Können auch sie bitte die von ihnen genannten Fallzahlen weiter aufschlüsseln? Ging es hierbei um Korruption, andere Gesetzesverstöße oder auch um Fragen unzureichender Risikoabschätzungen hinsichtlich der Gefährlichkeit von Bayer Produkten? Ist der letztere Bereich überhaupt vom Compliance Programm umfasst?

Drittens: Eine andere Frage, zu der sie nicht Stellung genommen haben war jene nach dem Vergleich ihres Compliance Systems mit dem BSI Standard PAS 1998:2008. Dieser Standard enthält am Ende eine Checklist mit konkreten Punkten und ich würde gerne wissen, in wie weit ihr Compliance System jedem dieser Punkte genügt. So wird z.B. neben einem Meldekanal auch eine davon und vom Unternehmen unabhängige Beratungsmöglichkeit gefordert. Gewähr-leisten sie diese? Wichtig für gute Whistleblower-Systeme ist anerkannter Weise auch eine Vorbild Funktion und die transparente Belobigung von Whistleblowern die über eine bloße Nichtdiskriminierung hinaus gehen muss. Was tun sie insoweit? Können sie bitte auch noch etwas dazu sagen, ob die Compliance Hotline auf Mitabeiter begrenzt ist oder ob sie z.B. auch von Vertragspartnern, Lieferanten oder Kunden genutzt werden kann wie sich dies in anderen Unternehmen bewehrt hat?
Viertens: Ich hatte sie gefragt, ob es bisher bei Bayer einen Fall gab, in dem ein Mitarbeiter we-gen der Nichtmeldung von Compliance Informationen, also für Nicht-Whistleblowing sanktioniert wurde, denn dies wäre ja eigentlich eine Folge der von ihnen statuierten Meldepflicht. Hierzu hatte ich keine Antwort erhalten.

Fünftens: Sie haben trotz aller Defizite einen zumindest auf dem Papier bestehenden Compli-ance Standard beschrieben der über jenen des Deutschen Corporate Governance Kodex hi-nausgeht. Daher meine Frage: Werden sie sich dafür einsetzen zumindest jenen Standard auch im Deutschen Corporate Governance Kodex verbindlich festzuschreiben? Wird Bayer die Be-deutung von Whistleblowing auch dadurch anerkennen, dass sich der Konzern für eine gesetz-liche Schutzregelung für Whistleblower einsetzt. Im letzten Sommer ist der Vorschlag für einen neune § 612a BGB ja noch am Widerstand von CDU/CSU und der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände gescheitert. Wird sich Bayer gegen diese Haltung der BdA stel-len?

Sechstens: Eine weitere Nachfrage bezieht sich auf die false claims act Fälle. Hier hatten sie erwähnt, dass Bayer im letzten Jahr eine Zahlung vom 97,5 Mio US-$ geleistet hat. Dabei hatte ich den Eindruck, dass es sich hierbei nicht um den von mir erwähnten Fall aus Newark iZm. Baycol handelte – der jetzt wohl in Minnesota anhängig ist. Daher die Nachfrage: Worum ging es bei der Zahlung von 97,5 Mio US-$? Wieso zahlt Bayer mal eben 100 Millionen, wenn doch wie sie sagen „keine Rechtsverstöße anerkannt“ wurden? Sehen sie in diesem verweigerten Bekenntnis zu eigenen früheren Rechtsverstößen nicht einen Widerspruch zu dem von ihnen mehrmals abgegebenen Bekenntnis zur Rechtstreue? Setzt Rechtstreue und verantwortliches Handeln nicht auch klare Fehlereingeständnisse voraus? Wir alle machen Fehler. Wie kann dies von den Mitarbeitern verlangt werden, wenn die Firma hier nicht mit Vorbildfunktion voran-geht? Außerdem nochmals meine Frage von eben: Wieviel wurde in den letzten 10 Jahren im Rahmen von false claims act Verfahren sei es über Verurteilungen oder Vergleiche inklusive Kosten insgesamt gezahlt? Ich komme hier auf ca. 370 Milllionen US-$, sie sprachen aber nur von 97,5 Mio US-$ plus Anwaltskosten.

Siebtens: Abschließend erlauben sie mir noch eine Anmerkung zur Frage des Dialogs. Sie ha-ben heute mehrfach betont, dass sie diesen für wichtig halten. Zugleich aber mein konkretes Angebot in einem solchen Dialog mit uns, dem Whistleblower-Netzwerk e.V. einzusteigen aber verweigert. Gibt es einen Grund für diese offensichtliche Abweichung von ihrem Grundprinzip und wenn ja , warum haben sie dann nicht wenigstens meine konkrete Frage nach den Grün-den für die Nichtbeantwortung der ihnen bereits im Dezember 2008 zugesandten Umfrage be-antwortet?

Achtens und dies ist eine ganz persönliche Anmerkung zum Schluss: „Claiming science for a better life without caring for risks“ so scheint mir nach allem hier heute gehörten der wahre Leit-spruch von Bayer zu lauten. Bei Produkteinführungen wahren sie bestenfalls noch die nach gesetzlichen Vorgaben nötigen Anforderungen vom Stand der Technik, allerdings stets unter dem Gesichtspunkt der Kostenminimierung. Dann versuchen sie das meiste aus dem Produkt herauszuholen, notfalls auch jenseits der geprüften Bereiche. Wenn dann ein Schaden bei Drit-ten auftritt wird er solange wie möglich geleugnet und entsprechende Medien- und Politikbear-beitung betrieben. Lässt er sich nicht mehr leugnen, leugnet man die eigene Verantwortung und zahlt notfalls, „ohne Anerkennung einer Rechtspflicht“ an diejenigen wenigen Hartnäckigen, die bis hierhin durchgehalten haben. Nachhaltige Unternehmenspolitik sieht für mich anders aus.

6. Replik Wennig

Ganz am Ende der Hauptversammlung erfolgte dann nochmals eine sehr kurze Replik von Herrn Wenning die in etwa wie folgt zusammengefasst werden kann:

Die für Deutschland beauftragte externe Anwaltskanzlei ist die Kanzlei Heuking, Kühn, Lüer und Wojek in Köln.

Compliance steht für Bayer nicht neben dem Geschäft sondern ist voll integriert. Jeder Mitarbei-ter ist zur Compliance verpflichtet und kann sich an Vorgesetzte, spezielle Compliance Beauf-tragte oder eben auch über die Hotline anonym an externe Anwaltskanzleien wenden. Im letzte-ren Fall bekommt er eine Fallnummer über die jederzeit Rückfragen zu Stand und Ergebnissen der Untersuchungen bei den Anwälten möglich sind. Die Untersuchungen werden von der Compliance Abteilung koordiniert und wo nötig unter Einbeziehung anderer Abteilungen (z.B. Rechtsabteilung oder Fachabteilungen) durchgeführt. In Einzelfällen werden auch externe Stel-len und Behörden eingebunden. Die Unabhängigkeit ist demnach in ausreichender Form ge-währleistet.

Sie sprachen von einer Kultur des Schweigens bei Bayer – dies ist falsch, das Gegenteil ist rich-tig.

Unser umfassendes Compliance Programm spricht insgesamt 10 Bereiche an darunter neben Gesetzesverstößen auch Nachhaltigkeit, Umwelt und Gesundheit. Wir haben dieses Programm selbst entwickelt, weiter ausgebaut und genau auf unser Unternehmen zugeschnitten. Daher ist es nachrangig ob es BSI-konform ist. Jedes Unternehmen sollte hier selbst entscheiden, was das Beste ist.

Die erwähnten 97,5, Mio US-$ sind nicht im Zusammenhang mit Baycol, sondern von Bayer Healtcare LLC im Zusammenhang mit einem Streit um die Marketingmethoden bei Diabetes Care in den Jahren 1998 bis 2003 gezahlt worden. Konkret ist es um den Vertrieb von Blutzu-ckermessgeräten. Ohne Anerkennung einer Rechtspflicht ist hierzu im November 2008 ein Ver-gleich mit dem US-Justiztministerium und ein Corporate Integrity Agreement geschlossen wer-den. Weitere Zahlungen in false claims act Sachverhalten gab es in den letzten 10 Jahren nicht.

7. Persönliches Fazit von Guido Strack:

Aufschlussreich und erschöpfend war es schon die Bayer Hauptversammlung 2009 mitzuerle-ben. Aufschlussreich vor allem im Hinblick auf die von Herrn Wenning beim Thema Whistleblo-wing aber auch bei vielen anderen kritischen Fragen an den Tag gelegte professionelle Igno-ranz von Kritik. Mit zur Schau getragener Selbstsicherheit und ohne Anflug von Zweifeln wurden da Bedenken zu vergangenen und aktuellen Bayer-Produkten und -Vorhaben locker vom Tisch gewischt. Und mit gleicher Sicherheit wird auch an dem bedrohlichen Pipeline Projekt festgehal-ten. Wen kümmern da schon die Massenproteste bei der betroffenen Bevölkerung – Bayer je-denfalls nicht.

Eine „Kultur des Schweigens“ herrsche bei Bayer nicht, sagte Vorstandsvorsitzender Wenning. Aber die extrem niedrige Zahl von 50 – 100 Whistleblower-Meldungen weltweit in 2008 beweist etwas anderes.

Eine Fehlerkultur die eigene Fehler einräumt und für diese Verantwortung übernimmt ist nicht erkennbar. Alle Entscheidungen liegen allein in der Hand des Vorstandes, ohne jegliche externe Kontrolle. Praktisch ist es da auch, dass der Aufsichtsrat dem ehemaligen Vorstandsvorsitzen-den untersteht.

Der Schutz von Whistleblowern vor Benachteiligungen wird zwar behauptet. In konkreten Fäl-len, wie etwa dem des Portugiesen Alfrede Pequito, droht man dann aber doch lieber mit allen verfügbaren rechtlichen Keulen und hat diese in der Vergangenheit auch reichlich zum Einsatz gebracht.

Dialogbereitschaft wird zwar formal postuliert, bei konkreten Angeboten aber verneint. Das gilt hinsichtlich der Coordination gegen Bayer Gefahren, die es immer wieder wagt Bayer auf seine wirklichen Probleme hinzuweisen, ebenso wie gegenüber dem Whistleblower-Netzwerk. Da wundert es dann auch kaum noch, dass Internationale best practice Standards zu Whistleblo-wing die selbstherrlichen Herren bei Bayer ebenfalls nicht interessieren.

All dies spricht mehr für ein „Augen zu und durch“ als für ein Interesse daran mittels Förderung von Whistleblowing eigene Probleme und Risken frühzeitig erkennen und bekämpfen zu wollen, mag auf dem Papier der Compliance Policy stehen was will.

Mal abwarten wann Herr Wenning & Co. von den Folgen ihrer eigentlichen Agenda eingeholt werden – es bleibt nur zu hoffen, dass dabei nicht noch wesentlich mehr Menschen zu Bayer-Opfern werden.

[Lea Horak] Hauptversammlung 2015

CBG Redaktion

Lea Horak (Rettet den Regenwald e.V.)

Liebe Aktionäre, lieber Vorstand von Bayer,

ich bin heute hier, um Sie im Namen von Rettet den Regenwald und mehr als 200.000 besorgten Bürgern an Ihre Verantwortung gegenüber den Bienen zu erinnern.

Bienen sind für das Leben auf der Erde unersetzbar.
Weltweit werden zwei Drittel unserer Nahrungsmittelpflanzen von Bienen bestäubt.
Doch immer mehr Bienenvölker und viele weitere bestäubende Insekten sterben.
Alleine in Deutschland sollen im letzten Jahr rund 30 Prozent aller Bienenvölker zugrunde gegangen sein.

Nun mögen Sie sich fragen, was das mit Ihnen zu tun hat...
Es sind ihre Pestizide aus der Stoffgruppe der Neonikotinoide, die – ich zitiere die Europäische Kommission – „etliche Risiken für die Bienen“ bergen..
Aus diesem Grund hat die EU den Einsatz zweier Ihrer bienengefährdenden Pestizide verboten.

Doch Sie, Bayer, stellen ihre Profite über den Schutz der Bienen und gehen gerichtlich gegen das EU-Verbot vor.
Wieso akzeptieren Sie die EU-Entscheidung nicht?
Wieso gefährden Sie wissentlich das Überleben der Honigbienen?

Was sagen Sie zu der wissenschaftlich nachgewiesenen Giftigkeit ihrer Pestizide gegenüber anderen (bestäubenden) Insekten?

Was sagen Sie zur Anreicherung der Gifte im Boden?

Wieso gehen Sie gerichtlich gegen Organisationen vor, die die Giftigkeit Ihrer Pestizide öffentlich bekannt machen?

Sie, Bayer, tragen eine große Verantwortung am Bienensterben.
Wie kann Ihrer Meinung nach die Bestäubung der Nahrungsmittelpflanzen gesichert werden, wenn immer mehr Bienenvölker zugrunde gehen?

Bitte verzichten Sie in unser aller Interesse dauerhaft auf die Herstellung und den Vertrieb Ihrer bienengefährdenden Gifte. Ziehen Sie unverzüglich Ihre Klage gegen die EU zurück und kommen Sie der Forderung der mehr als 200.000 Unterzeichner dieser Petition nach, Ihre Profite nicht über den Schutz der Bienen zu stellen.

[Wiebke Schröder] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Wiebke Schröder (SumOfUs): Bienensterben Sehr geehrter Vorsitzender des Vorstands, Herr Baumann, sehr geehrte Mitglieder der Konzernleitung und des Aufsichtsrates, sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, Mein Name ist Wiebke Schröder, und ich repräsentiere Millionen Mitglieder der internationalen Verbraucherorganisation SumOfUs. SumOfUs ist ein Zusammenschluss von Aktionär/innen, Verbraucher/innen und Arbeitnehmer/innen, die sich gemeinsam für eine gerechtere Welt einsetzen. Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre, ich bin heute hier, um Sie aufzufordern, der Entlastung des Vorstandes nicht zuzustimmen. Denn BAYER produziert weiterhin Neonikotinoide - Pestizide, die für das weltweite Bienensterben mitverantwortlich sind - und erhebliche Risiken für Investorinnen und Investoren bergen. Lange wurden Neonikotinoide als harmlos angepriesen. Heute wissen wir - und auch Sie, Herr Baumann -, dass diese Pestizide Bienen und andere wichtige Bestäuber-Insekten töten. Es beunruhigt mich zutiefst - und es sollte auch Sie beunruhigen. Denn drei Viertel der weltweit gehandelten Nutzpflanzen hängen von der Bestäubung durch Insekten ab. Wir können es uns schlicht nicht leisten, sie weiter sterben zu lassen. Dennoch hält Bayer an der Produktion und dem Einsatz dieser Gifte fest. Es nicht das erste Mal, dass folgenreiche Auswirkungen von Pestiziden erst nach langjähriger Nutzung bekannt wurden. Angesichts des Artensterbens, insbesondere des Insektensterbens, ist der fortgesetzte massive Einsatz von Pestiziden nicht zu verantworten. Ich möchte daher wissen, wie Sie sich, wie sich der Bayer-Konzern eine Zukunft ohne Pestizide vorstellen kann. Noch ist die Produktion von gefährlichen Pestiziden Teil von Bayers Unternehmensstrategie. Bayer setzt damit nicht nur unsere Nahrungsmittelversorgung aufs Spiel; das Unternehmen geht auch finanziell untragbare Risiken ein. Viele Regierungen erkennen Neonikotinoide als Gefahr an und überprüfen oder verbieten ihren Einsatz. Mehr und mehr Unternehmen nehmen die bienengefährdenden Pestizide aus ihrem Sortiment oder verkaufen keine Pflanzen mehr, die mit solchen Neonikotinoiden behandelt wurden. Gerade erst im April dieses Jahres hat die EU ein komplettes Freilandverbot dreier Neonikotinoide beschlossen - zwei davon Bayer-Produkte. Die Zeichen sind nicht zu übersehen: Neonikotinoide sind nicht mehr zu verantworten. Doch bisher weigert Bayer sich, diese Tatsache anzuerkennen. Viel schlimmer: Gegen frühere Maßnahmen zum Schutz der Bienen ging Bayer mit einer berüchtigten Klage gegen die EU-Kommission vor. Das Europäische Gericht hat diese unsägliche Klage gerade erst zurückgewiesen. Ich bin möchte heute von Ihnen wissen: Werden Sie gegen diese Entscheidung des Europäischen Gerichts Berufung einlegen? Und ferner: Planen Sie, gegen das jüngst beschlossene komplette Freilandverbot von zwei Bayer-Pestiziden Klage einzureichen? Der Bayer-Vorstand hat außerdem beschlossen, mit einem Konzern zu fusionieren, der überall in der Welt mit seinen Geschäftspraktiken Negativ-Schlagzeilen macht: Monsanto. Monsanto ist dafür berüchtigt, Kleinbauern zu verklagen und sie in den Ruin zu treiben. Deshalb möchte ich von Ihnen heute wissen: Haben Sie vor, diese Geschäftspraktiken von Monsanto weiterzuführen und noch mehr Kleinbauern und Familien-Unternehmen in den Ruin zu treiben? Wissen Sie, dass 90 % aller befragten Kleinbauern in den USA gegen die Fusion von Bayer und Monsanto sind, weil sie zurecht fürchten, dass die Fusion zu höheren Preisen führen wird? Werden Sie die Ängste der Kleinbauern ernst nehmen? Bayer verspricht, dass dem Konzern Nachhaltigkeit ein Anliegen sei. Auf der Webseite des BAYER-Konzerns heißt es: „Wir sind davon überzeugt, dass wir unternehmerisch auf Dauer nur erfolgreich sein können, wenn wir wirtschaftliches Wachstum mit ökologischer und gesellschaftlicher Verantwortung in Einklang bringen”. Im Namen von Millionen SumOfUs-Mitgliedern auf der ganzen Welt fordere ich sie auf: Übernehmen Sie diese Verantwortung!

[rote Zahlen] Hauptversammlung 2004

CBG Redaktion

27.03.2004, Netzwerk Regenbogen

Gentech-Konzern Bayer in tiefroten Zahlen

Der Chemie- und Agro-Konzern ‚Bayer‘, in Europa der größte
Vertreter der Gentech-Branche, mußte dieser Tage eine
„deprimierende“ Bilanz vorlegen. Der operative Verlust
betrug 2003 rund 1,4 Milliarden Euro. Der Umsatz schrumpfte
um 3,6 Prozent auf 28,6 Milliarden .

Gegenüber den AktionärInnen, die bei Laune gehalten werden wollen,
erklärte Vorstands-Chef Werner Wenning das Leiden des Konzerns mit
„Konjunktureinflüssen“. Selbst der schlimme Euro mußte als Erklärung
herhalten. Und um keine Fragen nach Naturzerstörung(1) und
menschlichem Leid(2) durch ‚Bayer‘-Pestizide aufkommen zu lassen,
vermeldete ‚Bayer‘ eine Dividende von erstaunlichen 50 Cent pro Aktie
(Vorjahr: 90 Cent).

Darüber, daß das Geschäft mit der Gentechnik weltweit stagniert, weil
sich in immer mehr Ländern Widerstand rührt(3), sollten weder
AktionärInnen noch Öffentlichkeit etwas erfahren. Doch da macht die
rührige CBG (Coordination gegen Bayer-Gefahren) einen Strich durch
diese Rechnung. Während im Wirtschaftsteil der großen Zeitungen jeder
Hinweis fehlt, daß ‚Bayer‘ im Gentech-Geschäft mitmischt oder die
blutigen Geschäfte mit Coltan im Kongo(4) verschwiegen werden sollen,
zerrt CBG diese dunkle Seite des Konzerns ans Tageslicht.

So schnell dieser Konzern bei allen schmutzigen Geschäften weltweit
dabei zu sein versucht, so schnell ist er auch in Deutschland mit dem
Abbau von Arbeitsplätzen bei der Hand: 9.300 Mitarbeiter wurden
„feigesetzt“, so daß die Gesamt-Zahl der Beschäftigten Ende 2003 noch
115.400 betrug. Im Jahr 1994 arbeiteten noch 146.700 Menschen für
‚Bayer‘.
Petra Willaredt

Anmerkungen:

1 Siehe auch unseren Artikel
‚Frankreich: Bayer und BASF wegen Bienensterben angeklagt‘ v. 19.02.04
http:netzwerk-regenbogen.de/gaucho040219.html

2 Siehe auch unseren Artikel
‚Bayer vergiftet LandarbeiterInnen in Indien
- Tod durch Pestizide im Baumwollanbau‘ v. 16.03.04
http:
netzwerk-regenbogen.de/bayer040316.html

3 Siehe auch unseren Artikel
‚Wales schützt das britische Gen-Moratorium‘ v. 26.03.04
http:netzwerk-regenbogen.de/genwales040326.html

4 Siehe auch unseren Artikel
‚Was macht den Kongo plötzlich so interessant ?‘ v. 22.06.03
http:
netzwerk-regenbogen.de/kongo030622_2.html

[Koch] Rede Christoph Koch

CBG Redaktion

Bienensterben 2008 ein Zufall oder ein Skandal?

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
sehr geehrte Aktionäre,
meine sehr geehrten Damen und Herrn,

mein Name ist Christoph Koch. Ich bin ein Berufsimker aus Baden Württemberg und spreche zu ihnen im Namen des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbunds.

Vergangenes Frühjahr wurden am Oberrhein und im Raum Passau weit über 12500 Bienenvölker nachweislich durch ein BAYER Pestizid vergiftet. Diese größte je dokumentierte Bienenvergiftung Deutschlands ist zurückzuführen auf den Wirkstoff Clothianidin, der als Beizmittel am Mais erstmals im großen Stil in den genannten Gebieten nahezu flächendeckend gegen den Maiswurzelbohrer eingesetzt wurde. Ich selber gehöre zu den über 700 betroffenen Imkern.

Die Zulassungsbehörden haben daraufhin sehr bald die Zulassung aller insektiziden Beizmittel ausgesetzt .Für die Wirkstoffgruppe der Neonicotinoide, zu denen auch das Clothianidin gehört, ist bis heute zur Behandlung von Mais-Saatgut verboten.
Als einer der betroffenen Berufsimker hier in Deutschland muss ich sie hier heute mit der Frage konfrontieren, wie es möglich sein konnte, dass das legal zugelassene Beizmittel Poncho bzw. Poncho Pro dieses Konzerns allein in der BRD weit über 12000 Bienenvölker nachweislich vergiften konnte und auch in anderen Ländern große Bienenvergiftungen angerichtet hat. So in Italien z.B. sind es bereits über 50000 Bienenvölker gewesen, welche durch Neonicotinoide dieses Konzerns vergiftet wurden. Ganz aktuell sind erneut weit über 9000 Bienenvölker von rund 1000 Österreichischen Imkern vergiftet worden.

Ja wie kann so eine der größten je dokumentierten Bienenvergiftungen möglich sein?

Das Landwirtschaftsministerium Baden Württembergs schreibt in seinem Abschlußbericht als mögliche Ursache eine Verkettung von unglücklichen Umständen und nennt als Hauptursache fehlerhaftes gebeiztes Saatgut, ausgebracht von letztlich völlig ungeeigneten pneumatischen Sämaschinen.

Analysiert man diese Aussage einmal genauer, so muss man sich schon fragen ob der Konzern es sich leisten kann, durch schlampig arbeitende Beizfirmen sein Image versauen zu lassen? Und warum die verantwortlichen Konzernmanager dagegen nicht gerichtlich vorgehen?

Zumindest jetzt nach dem brandaktuellen Fall Österreich wo die dortige Zulassungsbehörde von perfekt gebeizten Saatgutpartien ausgegangen ist und Fehler wie sie in Baden Württemberg passierten ausgeschlossen hat.

Ja warum gehen die Manager jetzt nicht gerichtlich gegen diese Imageschänder vor?

Weil sich dann vielleicht herausstellen könnte, dass es selbst mit vorschriftsmäßig perfekt gebeizten Saatgut zu Bienenvergiftungen kommt?

Ist die Geschichte mit dem schlampig gebeizten Saatgut am Ende nur ein Märchen?

Ein Märchen erfunden von den Managern um die Schuld von sich zu weisen?

Nun, in Italien hatten die Forscher des ICPR schon 2002 herausgefunden dass diese BAYER Produkte, durch den ganz normal entstehenden Staub der entstehen kann, wenn man z.B. mit den Säcken hantiert und beim Einsatz der üblicherweise bei Mais verwendeten pneumatischen Sämaschinen zu großen Bienenvergiftungen führen. In ihrem Schlusspapier warnen diese Forscher aus Udine vor genau diesen Gefahren, welche wir Imker letztes Jahr am Oberrhein und dieses Jahr in Österreich hautnah erleben durften. Bei diesen Tagungen in Italien waren auch deutsche Wissenschaftler dabei und auch der Konzern wusste von diesen Ergebnissen.
Als 2004 die Zulassung für Poncho Pro für die BRD erteilt wurde war kein Wort von diesen Gefahren irgendwo in den Technischen Datenblättern oder sonst in irgendwelchen Auflagen aufgeführt.

Warum hat man diese doch so entscheidende Tatsache möglicher Probleme so rigoros verschwiegen?

Bienen-Experten konfrontiert mit diesen Tatsachen erklärten auf der Tagung des Deutschen Berufs und Erwerbsimkerbundes 2008 in Donaueschingen folgendes: die italienischen Sämaschinen seien vollkommen anders als die der deutschen Bauern.
Wenn man solche Antworten ernst nehmen soll, ist es ungefähr so als würde man sich für die Zukunft Gedanken darüber machen, Hersteller bedingte unterschiedliche Geschwindigkeitsbegrenzungen einzuführen. In der Konsequenz also für eine Fiat dann eine deutlich niedrigere Geschwindigkeitsbegrenzungen, als für Daimler oder Proschemodelle die ja angeblich eine bessere Sichheitsausstattung haben. Als Argument das ABS der Italiener sei nicht das gleiche ist wie das der Daimler und Co!

Ein weiteres Totschlag Argument des Konzernes in dieser Geschichte sind die Bienenkrankheiten: Der Bayer-Mitarbeiter und maßgebliche Betreuer in Sachen Neonicotinoiden und Bienen der Herr Dr. Schmuck wurde am 8.5.2008 in der ersten sog. Experten Runde von mir gefragt was er aus Italien denn alles wisse. Seine Antwort war: ja da war was in 2004 und 2005 aber dies sei bis zum damaligen Zeitpunk nicht abschließend geklärt, ob da nicht Bienenkrankheiten mit verantwortlich seien. Von den damals aktuellen riesigen Vergiftungen in 2008 wusste er angeblich nichts. Dazu muss man wissen, dass in Oberitalien die Maissaat rund 4 Wochen früher stattfindet als bei uns am Oberrhein.

Diese und viele anderen Aussagen und PR Meldungen aus diesem Haus zeigt uns bis heute, dass der Konzern mit aller Gewalt versucht die tatsächlichen Bienen-Probleme dieser Stoffgruppe der Neonicotinoide mit den Bienenkrankheiten zu legitimieren. Man will uns Imkern weiß machen, dass erst kranke Bienen sich an diesen hochgiftigen Neonikotinoieden vergiften können. Gesunde Bienen würden so was leicht abhaben.

Meine Damen und Herrn das ist wie wenn man sagen würde: wir haben nur deshalb ein Schweinegrippe Problem weil alle bisherigen Fälle immer mit Schnupfen in Verbindung gebracht werden konnten und wer gesund ist kann sich an der Schweinegrippe nicht anstecken.

Mit dieser Methodik die Probleme auf Bienenkrankheiten zu focusieren, haben die Strategen in diesem Konzern jetzt aber eine Bauchlandung gemacht und riskierten so letztlich auch die Zulassung.

Warum wird den Imkern die Einsicht in die Zulassungsunterlagen verwehrt?

Warum zahlte der Konzern freiwillig eine Soforthilfe obwohl die Beizfirmen laut Baden Württemberg angeblich schuld waren? Ja und warum bediente man sich sogar der Hilfe der Landsiedelung zur Auszahlung?

Warum wurden die Imker nicht richtig entschädigt?

Warum wurde hier auf eine möglichst schnelle Abwicklung gedrängt und die Geldzusage an eine zeitliche Bedingungen geknüpft?

Wollte man mit dieser Strategie möglichst schnell das Ruhen der Zulassung aufheben?
Nach dem Motto: die Imker wurden entschädigt und die Bienen erholen sich, also sind die Schäden dieses angeblichen Unfalls geregelt und man kann die Zulassungsbeschränkung aufheben um wieder ins Geschäft zu kommen?

Wäre da nicht die Problematik der Vergiftungen durch Gutation gekommen, hätten die Zulassungsbehörden wohl unter dem Druck der Manager die Freigabe erteilt?
Und es wäre dann so gekommen wie jetzt aktuell in Österreich mit wieder zig tausende von vergifteten Bienen?

Ja das wäre wohl gut möglich gewesen!

Diese Neonicotinoide ziehen wie ein Komet einen grausamen Schweif toter Bienen und Blütenbesuchende Insekten hinter sich her. Überall wo diese Stoffe als Beizmittel bisher im Großen Stiehl eingesetzt wurden, gab es in der Folge massenhaft vergiftete tote Bienen.

Die Zusammenhänge sind aufgedeckt und bewiesen. Es ist nahe zu skandalös wie der Konzern damit umgeht. Das Management zieht immer noch nicht die notwendigen Konsequenzen aus der ganzen Affäre und nimmt diese Produkte immer noch nicht vom Markt. Dies müssten sie aber eigentlich nach allem dem was nun Welt-weit passiert ist längst umsetzten, so fordert es jedenfalls unserer Verständnis des Bienenschutzes. Das Ansehen dieses Chemie-Konzerns wird so in unverantwortlicher weise extrem belastet.

Die Verantwortlichen in diesem Konzern aber weisen bis jetzt jegliche derartige Zusammenhänge weit von sich. Dies ist gegenüber der Bedeutung der Bienen und anderen Blütenbesuchenden Insekten im Ökosystem extrem verantwortungslos und man riskiert hier ganz bewusst ein Firmen Image sondergleichen.

Wir fordern daher den sofortigen Verkaufs-Stopp von Imidacloprid und Clothianidin.
Da sich der Vorstand und Aufsichtsrat nicht für einen umfassenden Schutz der Bienen einsetzt, werden wir gegen die Entlastung stimmen.

Christoph Koch
Tel.: +49 7804 3589
E-Mail: vorstand@berufsimker.de

Kommentar zu den Antworten des Vorstandes auf meine Fragen aus der Rede auf der Aktionärsversammlung am 12.5.2009

Wenning betonte nochmals, dass das Bienensterben im Frühjahr 2008 hauptsächlich auf Fehlerhaftes Saatgut zurückzuführen ist und steht so im Einklang mit der Auffassung des Abschlußberichtes vom Landwirtschaftsministerium Baden Württembergs in dem es aber noch viele widersprüchliche Fragen gibt.

Er betonte, dass die Soforthilfe ausdrücklich freiwillig geleistet wurde.

Auf meine Frage warum der Konzern nicht dagegen vorgeht, dass ihm schlampig arbeitende Beizfirmen das Image versauen ist man nicht eingegangen. Es wundert auch nicht, denn bekanntlich sind ja die meisten Saatgutbetriebe in der Hand der Chemieindustrie und diese wird wohl sehr unwahrscheinlich gegen ihre eigenen Leute in irgendeiner Form Gerichtlich vorgehen.

Also kann man daraus schließen, dass der Konzern sehr wohl weiß, warum unsere Bienen vergiftet wurden. Deshalb auch das drängen auf sehr schnelle Auszahlung der Soforthilfe an alle betroffenen Imker, um möglichst schnell das Sperren der Zulassung aufzuheben.

Die extreme Gefährlichkeit der Neonicotinoiede gegenüber Bienen herab zuspielen war ein weiterer Plan des Vorstandes bei der Hauptversammlung. Auf mögliche Probleme mit den Bienenkrankheiten insbesondere auf die Varroa hatte Wenning schon zu einer vorherigen Anfrage verwiesen. Eine nicht ganz neue Methode um von der extremen Giftigkeit abzulenken, neu ist aber die Dreistigkeit der Methode.

Im Frühjahr hatten Bienen bis her noch nie Schwierigkeiten mit Varroa! Bienenvölker welche einen zu hohen Varroa Milbenbefall haben, erleben das kommende Frühjahr nicht! Das ist in Fachkreisen allgemein hin bekannt. Auch die Bienenexperten des BAYER Konzerns haben nie die Varroa im Zusammenhang mit den Vergiftungen im Frühjahr 2008 als ein Problem ausgemacht. Auch nicht in den Bekannten Fällen in Italien nicht.

Hier vermischt Wenning und seine Berater wohl einiges durcheinander bzw. passt die Varroa wohl besser ins allgemeine Bild, denn beim Deutschen Bienen Monitoring das ja von BAYER bisher ganz kräftig mit Geld großzügig unterstützt wurde, hat sich laut der letzten Abschlußberichte die Varroa als das große Problem in der Deutschen Imkerei herauskristallisiert. Nun wird dies vom Management des Konzerns mit allen Mitteln und wo immer es nötig erscheint auch dazu hergenommen und benutzt um jedes selbst verschulden von sich zu weisen.

Hier aber bei der größten je dokumentierten Bienenvergiftung Deutschlands hat Wennings Verweis auf die Varroa ihn wohl eher einen Bärendienst erwiesen.

Wenn Wennings Berater auch nur einen Funken Sachverstand hätten, wüssten sie, dass man im Frühjahr besser die Nosema als Sündenbock ins Feld führen sollte als den allgemein abgedroschenen Sündenbock Varroa.

Imkern aber weiterhin glaubhaft machen zu wollen, dass zitternde und gelähmte Bienen etwas mit Krankheiten zu tun haben, ist schon in sich ein Bärendienst und stellt für den Konzern die reine Blöße sondergleichen dar.

Auf die jüngsten Fälle aus Österreich ist Wenning auch nicht eingegangen. Die Krankheitsmaschinerie läuft dort auch schon auf Hochtouren und gleichzeitig streitet man sich wer die Analysenkosten bezahlt. Komisch ist nur, dass es keinen Disput darüber gibt, wer die Analysekosten hinsichtlich der Krankheitsbilder zahlt. Da hat sich scheinbar schon ein spendabler Geldgeber gefunden, nur nicht für die Rückstände! Eigenartig oder nicht?

Wundern tut man sich auch was die Risiko Einschätzung der Saattechnik betrifft. Man ist wohl seitens des Konzerns so optimistisch und zuversichtlich, dass alle Landwirte in der EU immer über die aller neuste und modernste Saattechnik verfügen. Mag sein, dass ein Konzern der scheinbar im Geld gerade zu schwimmt, seine Tests mit dem Besten am Markt befindlichen Geräten durchführt. Ein von Preisdiktaten der Lebensmittelkonzerne gebeutelt Landwirt von neben an hat jedoch nicht immer das neuste vom neuesten. Diesem Tatbestand wird hier nirgends auch nur im Ansatz Rechung getragen.

Warum auch? Hauptsache der Rubel rollt, das wurde mir auf der Hauptversammlung mehr als deutlich.

Wir sind wohl noch sehr weit weg von der Endgültigen Verbannung dieser Hochtoxsischen Beizmittel Generation der Neonikotinuiede. Den gemeinen Aktionär freut es aber um so mehr, wenn er auf der alljährlichen Hauptversammlung mit viel Pompös das tolle Geschäftsergebnis feiern kann und sich anschließen auch noch den Bauch (und alle Taschen) voll schlagen kann, auf dass auch ja nichts verkommt.

Hochachtungsvoll

Christoph Koch
Imkermeister
Karl-Friedrichstraße 15
D 77728 OPPENAU
Tel.: +49 7804 3589
E-Mail: vorstand@berufsimker.de
www.berufsimker.de

[Netter] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Sehr geehrter Vorstand, sehr geehrte Aufsichtsräte,
meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre!

Als österreichischer Imker habe ich hier die Aufgabe die Situation bei uns - wo die neo-nikotinoiden Beizmittel zur Anwendung kommen, darzustellen.

Mein Name ist Roland Netter und meine Imkerei ist ca. 30 km östlich von Linz im Donautal – 11 km² Auwald sowie zahlreiche Obstbäume sind vor meinen Bienenständen, ein idealer Bienenstandort, wenn nicht das Gebiet - überwiegend von Maisfeldern umgeben wäre.

In Österreich wurde 2009 das Projekt Melissa gestartet.

Ziel war es: Das Auftreten von Bienenverlusten in Raps-, Mais- und Kürbisanbaugebieten und die Zusammenhänge mit Bienenkrankheiten durch den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln - zu erforschen.

Beim Projekte Melissa wo ich teilnahm - dokumentierte ich die wichtigsten Ereignisse im Umkreis meiner Bienenstände. Übersichts-pläne mit den Maisfeldern, den Feldgrößen, den Anbauzeiten, Fruchtfolgen und Wetterlagen, sowie die Blütensituationen wurden festgehalten. Ab 2010 wurden täglich Fotos von den Flugbrettern mit den toten Bienen - vor, während und nach der Maisanbauzeit gemacht. Die toten Bienen, das Bienenbrot, die Pollen, sowie der Honig wurden zur Untersuchung eingeschickt.

Die Untersuchungsergebnisse:
2009; Das Bienenbrot enthielt 8.200 ng Thiamethoxam und 7.600 ng Clothianidin. In Summe ergibt das 15.800 ng/kg Neonikotinoide.
2010 wurde in meiner Bienensammelprobe 3.200 ng/kg Clothianidin festgestellt.
2011 waren in den Bienen 16.000 ng/kg Clothianidin und zusätzlich waren im Honig noch 9.300 ng/kg Thiacloprid feststellbar.
Das Bienensterben 2008 in Baden-Württemberg wurde von der Fa. Bayer, als Unfall, dargestellt.

Da meine Werte zum Teil über dem Durchschnitt von Baden-Württemberg lagen, hatte ich die letzten 3 Jahre, - dank der Fa. Bayer, - trotz Einführung der hochgelobten Schutzmaßnahmen - ebenso Beizmittelunfälle und Völkerverluste zu verzeichnen. Erwähnenswert ist, dass die Bienen schon bei Werten von 0,1 ng den Geruchssinn und infolge die Orientierung verlieren. Bei meinen Bienen lagen die Werte um das 16-fache höher.

Wie die Wissenschaftler bestätigen, wird das Immunsystem der Bienen schon durch geringste Beizmittelbelastungen, auch unter der Nachweisgrenze, von 200 ng/kg, geschwächt. Wenn das Bienenvolk wegen zu hoher Dosis gleich abstirbt, ist die Ursache leicht erkennbar. Das Problem ist, dass bei geringeren Belastungen die Verluste kaum auffallen, da die Bienen die toten Bienen auf den Flugbrettern sofort wegräumen und die geschädigten den Heimflug gar nicht mehr schaffen. Dies passiert in der Zeit in der die Bienenvermehrung rapid voranschreitet. Negativauswirkungen sind für die Imker erst später erkennbar. Da die Viren, Keime und Sporen, sowie die Varroa als Überträger in den Völkern ständig vorhanden sind, kommt es infolge verstärkt zu viriellen und bakteriellen Erkrankungen. Durch das neonikgeschwächte Immunsystem haben viele Krankheiten die Chance, Bienenvölker zu töten.

Drei Jahre Projekt Melissa und zahlreiche in- und ausländische Studien und Forschungsergebnisse müssten schon lange reichen um ein Verbot dieses Mittels auszusprechen.

Eine Tatsache ist es, dass 2011 in den Anwendungsgebieten 27,5% Bienenschäden durch Pestizide vom Projekt Melissa nachgewiesen wurden.

Die Situation der Imker ist nicht erfreulich, da man sich dabei wie ein nicht erwünschter Anwesender vorkommt und das gute nachbarliche Verhältnis zu den Landwirten, allein durch die Bienenanwesenheit, gefährdet ist.

Auch für den Landwirt ist dieser Zustand problematisch, er muss verunsichert, mit einer mehr oder weniger funktionierenden beizmittelgerechten Sämaschine, mit erhobenem und abgeschlecktem Zeigefinger windmessend, den Mais anbauen. Die Vorgabe von der Windgeschwindigkeit max. 5m/s beim Anbau, funktioniert nicht, es werden sogar verstärkende Verteilungswirkungen bei Trockenheit und Thermik durch den Sämaschinen-Umbau festgestellt. Der Landwirt muss befürchten, dass er beschuldigt wird, für Bienenschäden verantwortlich zu sein.

Die Schädigung der Nichtzielorganismen ist erheblich. Übrigens musste ich eine gravierende Verminderung der Frösche um ca. 90 % bei meinen Teichen feststellen.

Die Schuld am Bienensterben reduziert BAYER in einer Broschüre - auf die Varroa und auf Behandlungsfehler der Imker, sowie auf Unachtsamkeit. - Es wird zwar zugegeben, dass 2008 in Baden-Wüttemberg ein Unfall war - aber betont, - dass man durch die gesetzten Maßnahmen, alles im Griff habe.

Wie die Untersuchungen in Österr., in Italien, in Frankreich, in den USA usw. zeigen, stimmen die Behauptungen der Fa. BAYER - leider nicht.

Es werden immer wieder die wissenschaftlichen Arbeiten in Frage gestellt bzw. nicht zur Kenntnis genommen.

Die Internationalen Forschungsberichte, die eindeutig auf Schäden durch Neonikotinoide - hinweisen, sind erdrückend. Cruiser wurde nicht umsonst aus dem Kürbisanbau in Österreich zurückgezogen. Diese Handlung ist durchaus ein Eingeständnis!

Die sich ankündigenden Schadenersatzforderungen, speziell aus den USA, die auf die Firma Bayer zukommen, werden Auswirkungen auf den Aktienkurs und auch für sie haben - meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre!
Sehr geehrter Vorstand und sehr geehrte Aufsichtsräte - zeigen sie Verantwortung und ergreifen sie - aufgrund der Erkenntnisse aus der Forschung - die Initiative, - ziehen sie sich aus dem Geschäft - mit den Bienen und Umwelt schädigenden Mitteln - der Neonikotinoide zurück - ziehen sie sich zurück - solange es noch Zeit ist.

Wir Imker aus Österreich unterstützen den Gegenantrag der Coordination gegen Bayer- gefahren und ich bitte auch sie - diesen Gegenantrag zu unterstützen – damit wir die Fa. Bayer auf den richtigen Weg bringen und sie - als Aktionäre - keinen Schaden erleiden.

Roland Netter
Hauptstr. 16
4300 St. Valentin
0664/5948522

[Seehaus-Arnold] Hauptversammlung 2015

CBG Redaktion

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrte Aufsichtsrat,
sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Annette Seehaus-Arnold. Ich spreche als Aktionärin, Imkerin und Kreisvorsitzende der Imker Rhön-Grabfeld.

Meine Imkerkollegen mussten in diesem Winter wieder sehr hohe Verluste an Bienenvölkern hinnehmen. Viele haben sogar alle ihrer Völker verloren, obwohl sie die Empfehlungen zur Bekämpfung der Varroa-Milbe genauestens befolgt haben.

Daher die Frage: Was hat Bayer an Innovationen zum Thema Varroazide in der Produkt-Pipeline? Gibt es Forschungen des Konzerns,
Warum macht Bayer hier keine weiteren Forschungen? Schießlich ist das weltweit ein großer Markt. Oder fährt Bayer eine andere Schiene?
Oder wie erklären Sie sich die hohen Verluste an Bienenvölkern?

Neonicotinoide stehen bekanntermaßen im Verdacht Probleme bei Bienenvölkern hervorzurufen.
Durch das Festhalten an den Neonicotioiden hat sich Bayer ein Bienenkillerimage zugezogen. Das öffentliches Image von Bayer ist dadurch angezählt. Wie stehen Sie zukünftig zu den Neonicotinoiden?
Wie wird das Imagethema angegangen?
Es wurden angeblich 4,7 Mio Euro allein im Bee-Care-Center investiert.
Stimmt diese Zahl?
Was wird eigentlich mit diesem Geld gemacht?
Für was wird das Geld ausgegeben? Für Imkergeschenke?
Wie viel wird genau dafür ausgegeben? Wie sieht es aus, wenn ein Imker über seine toten Bienenvölkern mit diesen Give-Aways in der Presse abgebildet wird?
Hier werden Gelder gedankenlos ausgegeben und eine Negativ-Werbung könnte die Folge sein.
Wie steht der Vorstand dazu? Kann das Geld nicht besser in ökologisch sinnvollen und nachhaltigen Forschungen investiert werden?

Die Fa. Bayer hat vor zwei Jahren versprochen, darzulegen, wie die Ameisensäure funktioniert.
War Bayer hier erfolgreich und hat die Wirkungsweise der Ameisensäure entdeckt?
Nein? ... warum immer noch nicht?
Wird hier etwa ein Krisenherd – Varroa-Milbe – künstlich aufrecht zu erhalten, um vom wirklichen Thema den Pestiziden abzulenken?
Warum hat die Fa. Bayer bis heute immer noch kein wirksames und somit lukratives Mittel gegen die Varroa-Milbe? Trotz dieser perfekten Varroa-Mittel, die bereits seit 20 Jahren auf den Markt sind, gibt es heute keine wirksamen Mittel. In Australien sind Varroa-Probleme unbekannt – nach Aussage der Fa. Bayer. Dafür haben australische Imker trotzdem Probleme mit dem Bienensterben; vor allem in Bereichen mit intensiver Landwirtschaft. Der Flügel-Deformations-Virus. Bereits Pasteuer – der Entdecker des Penicilins hat gesagt, „es kommt nicht auf den Erreger an, sondern auf den Boden auf den er fällt“

Frage: Was würde die Firma Bayer machen, wenn alle Imker Aspirin boykottieren würden? Oder noch besser, auch noch ihre Familien und Kunden Aspirin boykottieren? Hat die Fa. Bayer für solche Fälle Vorkehrungen getroffen?

Stimmt es, das beim hessischen Freilandversuch – übrigens unser Nachbarlandkreis - der durch die Fa. Bayer in Auftrag gegeben wurde nur 5% Verluste bei den Imkern zu verzeichnen waren? Aber bei Nachfragen stellte sich heraus, dass es teilweise höheren Verlusten, zum Teil Totalverlusten gab, trotz dieser Bayerprodukte? Wir kommt die Zahl zustande? Wurden hier die höheren Verluste einfach nicht berücksichtigt? - Nach dem Motto – traue keiner Statistik die du nicht selber gefälscht hast? Wie kommen Sie auf diese 5 %?

Vielen Dank.

Bayer HV 2015, Stellungnahme von Herrn Dekkers

Umsatz der Neonicotinoide wird nicht gesondert ausgewiesen

Bayer ist weiterhin davon überzeugt, dass Neonics bienensicher sind

Neues Varroa-Mittel wird zur Zeit entwickelt. Es wird mit einer Zulassung bis Ende des Jahres gerechnet

Forschung zur Wirkungsweise der Ameisensäure läuft weiterhin. Die Ergebnisse wurden mit den Berufsimkern diskutiert.

Ursache des Bienensterbens ist die veränderte Landschaftsstruktur und nicht die Neonics

Krisenherd Varroa: auf die veränderte Landschaft und Landwirtschaft wird verwiesen. Es wird an einer Lösung zur Bekämpfung der Varroa-Milbe gearbeitet

Bee-Care-Center:

Es wurden 2,7 Mrd. US-Dollar in Amerika für ein neues Zentrum ausgegeben. Für die wissenschaftliche Forschung der Bienenarzneimittel 10 Mio. €.

Bienen in Australien: in Australien gibt es die gesündesten Bienen weltweit

Aspirin-Boykott: das Medikament wir von vielen Millionen Menschen genommen und Medikamente werden nur bei Bedarf eingenommen

Hessischer Feldversuch:
Wurde vom Bieneninstitut Oberursel durchgeführt. Ist auch veröffentlicht. Es sind nur einzelne Auswertungen in die Auswertung eingeflossen.

Anmerkungen zur Stellungnahme des Vorstandsvorsitzenden Marijn Dekkers (Bayer AG)

Bayer kann die hohen Verluste nicht erklären. Sie können also auch nicht ausschließen, dass Pestizide die wahren Verursacher sind. Mehrfach wurde von den Firmenvertretern betont: bei richtiger Anwendung und Dosierung sind Neonics „bienensicher“ halten. Das bedeutet, dass sehr wohl bekannt ist, dass es Fehlanwendungen gibt, und nach meiner persönlichen Meinung nicht gerade unerhebliche. Ansonsten würden sie es nicht so betonen.
Eigentlich gibt es schon genügend Varroa-Mittel. Es ist keine Lösung, ein weiteres Mittel auf den Markt zu werfen. Hier wird von der „wahren“ Ursache abgelenkt. Warum sind unsere Bienen nicht mehr so widerstandsfähig? Das ist das Problem. Jeder kennt es von sich selbst: Bin ich gesundheitlich angeschlagen, z.B. durch Stress etc., bin ich anfälliger für einen grippalen Infekt.

Forschung Ameisensäure
Nachdem die Ergebnisse mit den Berufsimkern diskutiert wurden und die Forschung weiter läuft, wissen sie immer noch nicht, wie sie wirkt. Das bedeutet, wir schütten Ameisensäure in unsere Völker und kennen die Wirkungsweise nicht.

Krisenherd Varroa
Hier macht es sich Bayer recht einfach, indem sie die Schuld auf die „veränderte Landschaft“ schiebt. Doch was hat unsere Landschaft verändert?: Die intensive landwirtschaftliche Nutzung ist erst durch den Einsatz von Pestiziden möglich geworden. Als Landwirt würde ich mich dagegen wehren, wenn ich den „schwarzen Peter“ so zugeschoben bekomme.

Bee-Care-Center
Die Zahl ist schon beeindruckend, was da in Amerika investiert wurde. Und 10 Mio. in die wissenschaftliche Forschung. Welche wissenschaftliche Forschung? Werden hier auch Forschungsgelder an die Bieneninstitute gezahlt? Werden dadurch eventuelle industriefreundliche „Empfehlungen“ ausgesprochen, nach dem Motto: „Wessen Brot ich esse, dessen Lied ich singe?“
Meine Frage nach den „Imkergeschenken“ wurde nicht beantwortet. Bedeutet das, dass hier eine enorme Summe für „Schweigegelder“ bezahlt wird, und viele Imker sich „kaufen“ lassen?
Genauso die Frage nach ökologisch sinnvoller und nachhaltiger Forschung – diese wurde gleichfalls ignoriert. Das bedeutet im Klartext: keine Interesse daran.
In Australien gibt es keine Varroa-Milbe, trotzdem den Flügel-Deformations-Virus. In Deutschland heißt es, er wird durch die Varroa-Milbe übertragen. Wie wird er dann in Australien übertragen – so ohne Varroa? Was ist hier die wahre Ursache? In Australien gibt es große Flächen mit intensiver Landwirtschaft und zum Glück auch Gebiete ohne landwirtschaftliche Nutzflächen. Die Australier könne ausweichen – wir nicht. Nach meiner persönlichen Meinung hat der Virus eine andere Ursache, und hier besteht Forschungsbedarf. Die Varroa-Milbe kann nicht alleine daran Schuld sein. Hier gibt es wahrscheinlich eine Wechselwirkung zwischen Pestiziden und Virus.
Aspirin-Boykott: hätte schon seinen Charme. Der Verweis darauf, dass Millionen Menschen Aspirin nehmen ist etwas dünn. Und Vorkehrungen sind bestimmt keine getroffen, werden sie bestimmt jetzt machen.
Feldversuch Hessen: frei nach dem Motto, es werden nur die passenden gezählt. Liest man die Studie genauer durch, stellt man fest: „ Die Völker in der Studie waren trotz erfolgreicher Behandlung im Folgejahr ungleichmäßig mit Milben belastet.“ Hier wird wieder die „Re-Invasion“ aus dem Hut gezogen. Diese These ist bis heute noch nicht wissenschaftlich bewiesen, wie genau bzw. ob es überhaupt eine Re-Invasion gibt.

Das Fazit der Studie
„Imker tragen eine große Verantwortung für die Gesundheit ihrer Honigbienen. Aber sie können die Varroa-Milbe unter Kontrolle bringen mit guter imkerlicher Praxis und einer einheitlichen Bekämpfungsstrategie“. Zur Gesundheit gehört jedoch in erster Linie, eine gesunde Ernährung, und die ist bei der momentanen Landwirtschaft und den Einsatz der Pestizide nur eingeschränkt möglich. Unsere Bienen leiden an Mangelernährung und an der Belastung durch die Pestizide. Der Pharmakologe und Toxikologe Prof. Eichholtz hat bereits 1956 den „Ausdruck „toxische Gesamtsituation“ geprägt: Er schreibt: „Chemische Stoffe, die gleichzeitig im lebendigen Körper vorkommen, können sich gegenseitig in der Wirkung verstärken; eine Steigerung auf das Vielfache ist beschrieben worden. Die Einzelwirkung der vielen chemische Stoffe, die in unsere Lebensmittel hinein fließen, vermehrt um die Drohung, die sich aus der Unzahl der möglichen Kombinationen ergeben, vermehrt um das, was wir an Giften mit der Atemluft und durch die Haut zu uns nehmen, vermehrt um die Strahleneinwirkung führt zu dem, das wir als toxische Gesamtsituation bezeichnen.“ Liegt hier nicht die Hauptursache? Leiden unsere Bienen nicht genau daran?

Mein Eindruck zur Veranstaltung
Es war für mich eine einzigartige Veranstaltung. Ich habe viele nette und gleichgesinnte Menschen kennengelernt. Nächstes Jahr werde ich auf jeden Fall wieder fahren, und wieder eine Anfrage halten.

Annette Seehaus-Arnold

[HV-Reden] Redebeiträge HV 2017

CBG Redaktion

Kritische Redebeiträge in der Hauptversammlung der BAYER AG am 28. April 2017:

=> Markus Arbenz (IFOAM):
MONSANTO-Übernahme und Nachhaltigkeit

=> Gottfried Arnold (Kinderarzt):
Hormon-ähnliche Chemikalien/Kohlenmonoxid-Pipeline

=> Adrian Bepp (Friends of the Earth):
Monsanto

=> Peter Clausing (Pestizid Aktions-Netzwerk):
Monsanto

=> Dieter Donner (Pressekoordinator der Stopp-Bayer-CO-Pipeline-Initiativen):
CO-Pipeline

=> Thomas Gabel (Robin Blood):
HIV durch Blutprodukte

=> Verena Glass (brasilianische Kampagne gegen Agrar-Gifte):
Pestizid-Gefahren

=> Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen):
Monsanto

=> Dr. Beate Kirk (Apothekerin): Mirena

=> Christoph Koch (Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund):
Bienensterben

=> René Lehnherr (MONSANTO-Tribunal):
Die Folgen des Tribunal-Votums für BAYER

=> Jan Pehrke (CBG):
MONSANTO-Übernahme

=> Christian Russau (Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre):
Doppelte Standards in Brasilien

=> Sarah Schneider (MISEREOR):
Monsanto/Doppelte Pestizid-Standards

=> Annette Seehaus-Arnold (Kreisverband Imker Rhön-Grabfeld):
Bienensterben

=> Michael Slaby (Mellifera):
Monsanto/Bienensterben

=> Susanne Smolka (Pestizid Aktions-Netzwerk):
Pestizide und hormon-ähnliche Substanzen

Bienensterben

CBG Redaktion

23. Februar 2001

Bienensterben durch BAYER-Pestizid Gaucho:

Französische Imker besetzen BAYER-Zentrale in Paris

Mitglieder der französischen Bauerngewerkschaft Confédération Paysanne besetzten gestern die Zentrale des Unternehmens Bayer in Paris. Imker brachten Bienenstöcke mit zahlreichen Bienenvölkern in das Gebäude im Stadtteil La Defense, welches daraufhin geräumt wurde.

Die Imker werfen dem Unternehmen vor, mit dem Verkauf des Pestizids Gaucho das größte Bienensterben der letzten Jahrzehnte verursacht zu haben und die französischen Zulassungsstellen systematisch zu belügen. Die Bienenzüchter fordern ein vollständiges Verbot von Gaucho sowie strengere Zulassungskritierien für Pestizide. Nach einem Gespräch mit Bayer-Direktoren zog ein Demonstrationszug vor das Landwirtschafts- ministerium.

Gaucho wird zur Behandlung von Mais- und Getreide-Saatgut eingesetzt. Der Inhaltsstoff des Pestizids dringt in alle Teile der behandelten Pflanze und in die Pollen ein - eine tödliche Gefahr für die Bienen. Da das Mittel bis zu drei Jahren im Boden verbleibt, können auch unbehandelte Pflanzen eine für Bienen tödliche Giftkonzentration enthalten. Der Imker-Verband Union National d´Apiculteurs (UNAF), der 50.000 Imker vertritt, fordert ein vollständiges Verbot von Gaucho.

Das französische Landwirtschaftsministerium hatte kürzlich ein seit 1999 bestehendes Verbot von Gaucho in Sonnenblumenkulturen verlängert, ein weitergehendes Verbot auf Druck der Pestizidhersteller jedoch abgelehnt. Seit der Einführung des Pestizids im Jahr 1994 sind rund 50% aller Bienenvölker abgestorben.

Informationen vor Ort: Jean-Paul Mahé 0033-2-51872125
Gerne senden wir Ihnen weiteres Material zu.

Flugblätter

CBG Redaktion

Flugblätter der Coordination gegen BAYER-Gefahren zum Downloaden

Anklage: Mord! Duogynon Opfer sind nicht vergessen! (2016)

BAYER-MONSANTO Fusion: Fusion stoppen! (2016)

BAYER-MONSANTO Fusion: Hochzeit des Todes stoppen! (2016)

Gefährliche Pestizide: Glyphosat stoppen! (2015)

angezeigter Text

Plastikmüll im Ozean: Mikroplastik verbieten! (2015)

„...legendär“: Die CBG im Spiegel der Medien (2015)

Keine Pestizide und Genfood durch die Hintertür: TTIP stoppen! (2014)

Blutige Kohle (2013)

Import von GenReis verhindern (2013)

Antibiotika in der Massentierhaltung (2012)

Ausbeutung von Bodenschätzen (2012)

Tödliche Pharma-Studien (2012)

Kampagne Bienensterben (update 2012)

Plünderung natürl. Ressourcen

Umweltverseuchung Thailand (2011)

Risiken von Nanotubes (2011)

Gewerkschaften bei BAYER unter Beschuss (2011)

Keine Zulassung für GenFood! (2010)

Risiken von Kontrazeptiva (2010)

Generika retten Menschenleben

Kohlekraftwerke, Müllverbrennung, Giftgasproduktion: aktuellen Probleme zu BAYER

Dormagen: Keine Erweiterung der Phosgen-Produktion!

Brunsbüttel: Umweltrisiko durch neue Anlagen

Bienensterben durch BAYER-Pestizide

Zur UN-Biodiversitätskonferenz

Gefährliches Pharmamarketing

CO-Pipeline stoppen!

Import von australischem Giftmüll stoppen!

Klima-Emissionen von Bayer

Kampagne gegen Kinderarbeit in Indien

Grundwasser Vergiftung in Südafrika

Proteste Menschenversuche mit Pestiziden (2005)

Proteste gegen die Landesgartenschau in Leverkusen (2005)

Aktiv mit Erfolg - Aktionen der Coordination gegen BAYER-Gefahren (2005)

GenReis von Bayer - Gefahr für asiatische Landwirte (2004)

GenFood - Hände weg von unserer Nahrung (2004)

Bayer auf der Liste der „10 worst corporations“ (2004)

Gentech: Geheimkampagne von Metro, Bayer und Monsanto (2003)

Die Uno im Würgegriff der Konzerne

Vogelsterben durch Bayer-Pestizid (2003)

Aktiv gegen KonzernMacht (2002)

keine Steuergeschenke an Großkonzerne (2002)

Bayer am Pranger - der Lipobay-Skandal (2001)

[Artikel] Permanent Peoples´ Tribunal 2011

CBG Redaktion

Greenpeace Magazin, 13. Dezember

Chemieriesen auf der Anklagebank

Die weltweit größten sechs Agrarchemie-Konzerne verletzen Menschenrechte. Das ergab jetzt ein Urteilsspruch des Permanent People’s Tribunal. Auch der Internationale Währungsfond, die Weltbank und die Welthandelsorganisation machten sich durch ihre Politik mitschuldig.

Monsanto, Syngenta, Bayer, Dow Chemical, DuPont und BASF verstoßen schwerwiegend, weitreichend und systematisch gegen Menschenrechte. Die Anklagepunkte betreffen die Verletzung von Gesundheit und Leben der Betroffenen, sowie die Missachtung der Rechte von Frauen, Kindern und indigenen Völkern.

Die 274 Seiten umfassende Anklageschrift wurde im Namen der Opfer aus Afrika, Asien, Europa, Lateinamerika und Nordamerika durch das internationale Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) eingereicht. Es will den Opfern eine Stimme geben, die alleine machtlos gegen die Chemieriesen sind. Das Permanent People’s Tribunal verhandelte darüber an vier Tagen, bevor es seinen Urteilsspruch verkündete. Das internationale und unabhängige Tribunal ist mit 10 Richtern und 50 Experten aus aller Welt besetzt. Die Beschlüsse werden dem Generalsekretär der Vereinten Nationen sowie nationalen und internationalen Institutionen vorgelegt.

Die Heimatländer der verurteilten multinationalen Konzerne sind neben Deutschland die Schweiz und die USA. Sie wurden von der Jury kritisiert, die Menschenrechte nicht zu fördern und zu schützen. Der Internationale Währungsfond und die Weltbank haben der Jury zufolge im Rahmen ihrer Vergabepraxis die Einhaltung der Menschenrechte nicht ausreichend berücksichtigt. Die Welthandelsorganisation wurde schuldig gesprochen, eine unausgewogene Politik zu betreiben, indem sie das Recht auf geistiges Eigentum der Konzerne stärker betone als den Schutz vor Langzeitgefahren, die die Unternehmen selbst verursachen.

Neues Deutschland, 14. Dezember

Giftmischer-Multis vor Gericht

Basso-Tribunal im indischen Bangalore prangert katastrophale Folgen des Pestizid-Einsatzes an

Im indischen Bangalore hat das »Permanente Tribunal der Völker« am 6. Dezember die Multis der Agrochemie verurteilt: Ihre Produktion von Umweltgiften gefährde die Gesundheit, die Biodiversität, das Wasser, die Luft, die Böden. Die Produktion von Pestiziden müsse sofort gestoppt werden.

Es ist eine schockierende Warnung, die der britische Imker Graham White im indischen Bangalore aussprach: Wenn wir es zulassen, dass die Weltmarktführer der Pestizidproduktion, nämlich Monsanto, Dow und DuPont aus den USA, Syngenta aus der Schweiz oder Bayer und BASF aus Deutschland wie bisher ihre Giftbrühe auf den Feldern versprühen, ist das große Bienensterben unvermeidlich.

Die etwa 300 Aktivisten aus dem »Pesticide Action Network International« werden von Whites Warnung nicht gänzlich überrascht gewesen sein. Sie wussten bereits, dass auch nützliche Insekten von den chemischen Keulen der Multis vernichtet werden. Die Blüten von Wildpflanzen, von Apfelbäumen und Tomatenstauden, von Bohnen und Mais werden nicht mehr bestäubt. Die Ernteerträge gehen zurück, die Nahrung wird knapp, die Hungerkrisen nehmen zu.

Der massive Pestizideinsatz reduziert die Biodiversität und verändert die Evolution des Lebens. Dass es nicht zum Besseren gereicht, ist ziemlich sicher. Auch die soziale Vielfalt auf dem Lande leidet. Die in Großplantagen mit viel Maschinerie betriebenen Monokulturen brauchen das in Jahrhunderten erworbene und von Generation zu Generation weitergegebene Wissen der Bauern nicht mehr. Über die Vielfalt der Agrikultur dominiert die Einfalt der Agromonokultur.

Die Folgen des Pestizideinsatzes in der Welt, für den zu 70 Prozent die sechs genannten transnationalen Konzerne verantwortlich sind, waren das Thema auf einem »Meinungstribunal« der Lelio Basso Stiftung aus Rom. Diese ist wegen der jahrzehntelangen Organisation des »Permanenten Tribunals der Völker« vom »Pestizid Action Network International« angerufen worden, weil Appelle an die Konzerne oder Demonstrationen gegen sie und die Einschaltung der Regierungen gegen den ungehemmten Pestizideinsatz auf dem Lande nicht viel gebracht haben.

Vorherrschend ist unter den politisch Verantwortlichen, in der Wissenschaft und in den Medien die Vorstellung, dass mit hohem Pestizid- und massivem Maschineneinsatz zusammen mit hohen Düngerzugaben die Ernteerträge gesteigert werden könnten, zumal wenn das gentechnisch modifizierte Saatgut, über das die Multis das Monopol besitzen, verwendet wird. Da haben es diejenigen schwer, die die Gefahren der industrialisierten Landwirtschaft für die Ernährung, für die Gesundheit der Landbevölkerung und der Konsumenten der Chemieprodukte oder für die Biodiversität schon erfahren haben und der inzwischen Jahrzehnte währenden Propaganda der »Grünen Revolution« auf dem Lande misstrauen.

Der Biologe Tyron Hayes von der Universität Berkeley beschrieb den politischen und sozialen Druck der Pestizidmultis, der auf diejenigen ausgeübt wird, die ihren schnellen Geschäften mit den Agrargiften im Wege stehen. Er schilderte dem Tribunal in Bangalore seine Forschungsergebnisse über die Wirkungen des Pestizids Atrazin von Syngenta. Dieses verhindert die Bildung des männlichen Hormons Testosteron. Männliche Frösche produzieren nur noch wenig Sperma und bilden stattdessen weibliche Geschlechtsmerkmale aus und werden unfruchtbar. Was Fröschen, anderen Amphibien und Vögeln passiert, kann auch Menschen geschehen. Für diese Warnung wurde Tyron Hayes in den USA gemobbt und fast hätte er seine Stellung an der Universität in Berkeley verloren. Sich mit den Multis anzulegen, ist gefährlich.

Es ist sogar lebensgefährlich für die Bauern dort, wo die Pestizide in den großen Monokulturen von Raps und Zuckerrüben, von Zuckerrohr und Palmen, von Mais und vor allem von Soja ausgebracht werden. Das musste Petrona Villasboa aus Paraguay erfahren. Ihr Sohn Silvino wurde, als er mit dem Fahrrad durch eine Soja-Plantage fuhr, mit Glyphosat von Monsanto, einem der giftigsten Pestizide, besprüht. Er starb an dem Gift wie sich vor Gericht herausstellte, obwohl im Krankenhaus Herzversagen als Ursache angegeben wurde. Obwohl die Verantwortlichen verurteilt wurden, haben sie die Strafe niemals antreten müssen. Mit Bitterkeit wurde dies von der Mutter von Silvino in Bangalore vermerkt.

Doch die Straflosigkeit der Verantwortlichen für Umweltverbrechen und Gesundheitsschäden ist ganz normal, wie auch aus Indien berichtet wurde. Das Insektizid Endosulfan, das von Bayer auf den Markt gebracht wird, ist verantwortlich für ein Desaster der öffentlichen Gesundheit, berichtete der für die Betreuung der Endosulfan-Opfer im indischen Bundesstaat Kerala Verantwortliche. Durch das Pestizid werden die Nervenzellen angegriffen, Hirnfunktionen werden lahmgelegt. Es beeinflusst die Fruchtbarkeit und es ist krebserregend. Trotzdem wird es auch in Indien auf dem Lande verwendet.

Aber selbst dort, wo Pestizide wie Endosulfan gar nicht ausgebracht werden können, leiden die Menschen unter den Langlebigen Organischen Schadstoffen (POPs). Einmal in den Naturkreisläufen bleiben die Pestizide darin und sie migrieren - von Meeresströmungen getragen bis in den hohen Norden des Planeten Erde, wo es eine Landwirtschaft gar nicht mehr gibt. Vor dem Tribunal bezeugte Vi Waghiyi, eine Yupik-Eskimo-Frau von der St. Lawrence Insel, in der Beringsee zwischen Alaska und der russischen Tschuktschen-Halbinsel gelegen, wie sehr auch ihre Nahrung, nämlich Fische und Robben bereits vergiftet sind, so dass sie sich nicht mehr auf ihre traditionelle Weise ernähren können und auf Lieferungen aus den USA angewiesen sind. Die sind teuer und passen nicht zu der jahrhundertealten Kultur der Eskimos.

Drei Tage nahmen die Sitzungen des Tribunals mit einer international zusammengesetzten Jury in Anspruch. Die fast 400-seitige Anklageschrift listet weltwirtschaftliche Zusammenhänge und die Folgen der Pestizide weltweit akribisch auf. Die Weltgesundheitsorganisation hat schon 2004 angegeben, dass fast 5 Millionen Menschen an Chemiegiften gestorben sind. Das Urteil der Jury verlangt ein sofortiges Ende der Pestizidproduktion der sechs angeklagten Multis.

Ob das Verbot befolgt wird, ist unsicher. Denn das Tribunal ist »nur« ein Meinungstribunal und kann, wie der Jury-Vorsitzende, der Inder Upendra Baxi hervorhob, nicht für die Vollstreckung eines Urteils garantieren, zumal die Regierungen der Länder mitverantwortlich sind, wo die Multis ihren Sitz haben. Die Regeln der globalen Agrarmärkte müssten geändert werden, damit nicht, so sagt es Vandana Shiva, Indien in Pestiziden ertrinkt. Das ist nicht nur dort so. Denn die Agrochemie-Multis sind nicht wählerisch. Die Regeln des Freihandels ermöglichen es, dass sie ihre tödlichen Cocktails überall dort verkaufen können, wo die notwendige Kaufkraft entsprechende Profite verspricht.

Doch nun können sich soziale Bewegungen, wenn sie ihren Kampf gegen Gentechnik und Pestizide und für Ernährungssouveränität fortsetzen, auf das Urteil und das vom Tribunal gesammelte belastende Material berufen.
Von Elmar Altvater, Bangalore Unser Autor ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft und nahm als Jury-Mitglied am Basso-Tribunal teil

[BAYER HV 2016] Hauptversammlung 2016

CBG Redaktion

14. März 2016

BAYER-Hauptversammlung am 29. April 2016

Gegenantrag: Der Vorstand wird nicht entlastet

Seit langem hat BAYER staatliche Bildungseinrichtungen im Visier. Der Konzern erstellt Unterrichtsmaterialien, schickt rollende Chemie-Labore durchs Land und sponsert Schulen. Die BAYER-Tochter CURRENTA geht nun einen Schritt weiter: an den Werks-Standorten wird ein eigens erstelltes „Wimmelbuch“ an Kindergärten verschenkt. Ein eklatanter Angriff auf die Köpfe der Kleinsten.

Große Firmen nehmen vermehrt Kinder und Jugendliche ins Visier. So betreibt BAYER ein rollendes Chemie-Labor, um bei Jugendlichen „die Attraktivität des Fachgebietes zu erhöhen“. Zudem bietet BAYER kostenlose Lehrerfortbildungen und Un-terrichtsmaterialien an, insbesondere zu umstrittenen Themen wie Bienensterben oder Gentechnik. An die Schulen in der Nähe seiner Werke verteilt der Konzern jährlich etwa eine halbe Million Euro.

Die BAYER-Tochterfirma CURRENTA geht nun einen Schritt weiter und weitet ihr Marketing auf Kleinkinder aus. Die Firma beauftragte hierfür einen Illustrator mit der Erstellung eines „Wimmelbuchs“. Dieses zeigt das „fröhliche Treiben“ in einer Che-mie-Fabrik: Kranfahrer, Taucher, Besucher aus aller Welt, Clowns und bunte Luftbal-lons. CURRENTA verteilt das Wimmelbuch derzeit im Umfeld der Werke Leverkusen, Dormagen und Krefeld-Uerdingen, unter anderem wurde das Buch zu Weihnachten in Kindergärten verschenkt. Schon in den vergangenen Jahren hatte CURRENTA in der Nachbarschaft der BAYER-Fabriken Projekte für Grundschüler durchgeführt.

Die Beispiele zeigen, dass Kinder nirgendwo mehr vor der Einflussnahme von Unter-nehmen sicher sind. Insbesondere Kleinkinder können die Risiken chemischer Anlagen jedoch nicht einordnen und sind gegenüber der Konzern-Propaganda wehrlos.

Zu kritisieren ist neben BAYER auch die Stadt Leverkusen. Eine Vertreterin des Kon-zerns hatte das Wimmelbuch in einer städtischen Kita präsentieren dürfen – assistiert von Marc Adomat, dem Leverkusener Bildungsdezernent. Die Stadt übernimmt über das Kommunale Bildungsbüro sogar den Vertrieb des Buchs.

Norbert Hocke, Vorstandsmitglied der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, kritisiert das Marketing von BAYER: „Das Buch hat in der Kita nichts zu suchen. Es ist dringend geboten, dass wir Regelungen für den Umgang mit Werbung bekommen“. Gerade in Hinblick auf aktuelle Ergebnisse der Hirnforschung sieht er die Propaganda von BAYER kritisch: „Im Alter von null bis sechs Jahren müssen wir besonders aufpassen. Die häufige Wiederholung der Firmenlogos bleibt ein Leben lang in den Köp-fen. Später wundert man sich und jammert, wenn die Kinder so auf Marken fixiert sind“, so Hocke gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Auch der Landschaftsverband Rheinland (LVR), zuständig für die Betriebserlaubnis von Kindertageseinrichtungen, „steht dem Versuch einer direkten oder indirekten Einflussnahme von Unternehmen in Kindertagesstätten kritisch gegenüber“.

Bundesweit ist zu beobachten, dass Bildungseinrichtungen immer mehr für die Mei-nungsmache einzelner Interessengruppen instrumentalisiert werden. Dienstleister wie die Deutsche Schulmarketing Agentur, die nach eigener Aussage „die wirtschaftlichen Interessen werbetreibender Unternehmen mit dem pädagogischen Bildungsauftrag in Einklang bringen“ wollen, propagieren unverblümt die Kommerzialisierung der Lehrin-halte. Werte wie eine eigenständige Meinungsbildung oder Kritikfähigkeit werden da-durch untergraben.

BAYER strebt hierdurch die Beeinflussung möglichst großer Teile der Gesellschaft bei sensiblen Fragen wie dem Einsatz von Pestiziden oder der Gentechnik an. Thimo Schmitt-Lord von der BAYER Science & Education Foundation räumt denn auch offen ein, dass BAYER keine altruistischen Motive umtreiben: „Ich muss gestehen, wir för-dern die Schulen nicht ganz uneigennützig. Wir sehen das als langfristige Investition“.

Es ist ein Skandal, dass CURRENTA und BAYER den Schutzraum Kindergarten derart verletzen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert ein wirksames Verbot jeglicher Werbung in Bildungseinrichtungen. Dem BAYER-Vorstand, der die Propaganda in Schulen und Kindergärten zu verantworten hat, ist die Entlastung zu verweigern.

[Christoph Koch] Bienensterben 2009 in Österreich – ein Zufall oder ein erneuter Skandal?

CBG Redaktion

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
meine sehr geehrten Damen und Herrn Aktionäre,

mein Name ist Christoph Koch. Ich bin Berufsimker in Baden Württemberg und spreche zu ihnen im Namen des deutschen und europäischen Berufs- und Erwerbsimkerbundes und hatte schon 2009 Gelegenheit hier Fragen zu stellen.

Im Jahr 2008 wurden am Oberrhein und im Raum Passau weit über 12500 Bienenvölker nachweislich durch das BAYER Saatgut Beizmittel Poncho bzw. Poncho Pro vergiftet, was dazu führte, dass der Wirkstoff Clothianidin als Beizmittel am Mais die Zulassung bis heute verloren hat. Eben so in Italien, wo es die gleichen Probleme gab. 2009 gab es nun erneut große Vergiftungen in Österreich und der Schweiz.

Auf der BAYER HP wird zu den Vorfällen am Oberrhein in 2008 heute vorallem schlecht gebeiztes Saatgut als einer der Gründe genannt und an anderen Stellen schon früher oft auch als einer der Gründe die Varroa als Krankheit der Bienen angeführt. So auch auf der letzten Hauptversammlung.

Das zuständige Julius-Kühn-Institut (eine Einrichtung der Bundes Republik) das maßgeblich an der Aufarbeitung beteiligt war, kommt aber zu einem ganz anderen Grund, nämlich eindeutig Vergiftung und schließt Krankheiten der Honigbienen definitiv aus!

Ihre Hauseigenen Experten sprechen zur Frage der Ursachen im Frühjahr 2008 den Imkern gegenüber immer von Nosema-Krankheit als eine der möglichen Ursache für die Schäden an den Bienen, jedoch nie von Varroa. So auch in Italien und ganz Aktuell auch in Österreich. Auch die Bienenwissenschaftler sind sich einig, dass die Varroa für Frühjahrsschäden zum Zeitpunkt der Maisaat nie in Betracht kommen kann, schließen aber Nosema-Krankheiten nicht aus.

Auf der letzten Hauptversammlung 2009 habe ich den Vorstand schon einmal gefragt, welche der beiden Krankheiten es jetzt nun wirklich ist von der BAYER meint die Bienen vor allem im Frühjahr zu schädigen? Die Varroa oder die Nosema? Diese Frage wurde mir 2009 nicht beantwortet und ich stelle sie hiermit erneut und erwarte eine klare Aussage bzw. eine klare Korrektur.

Oder kann es sein, dass man hier wie schon oft versucht die wirklichen Vergiftungsprobleme der Öffentlichkeit gegen über mit dem verweis auf Krankheiten zu legitimieren?

Und weil es zu anderen Problemen in der Imkerei eben gut passt, die Varroa hier auch herhalten muss?

Sollten Sie dies jedoch abstreiten, stelle ich die Frage, warum Sie dann auf der HP dies nicht richtig korrigieren?

Dann hab ich da noch eine weitere Frage zur Toxität dieses Clothianidin. Stimmt es, dass dieser Wirkstoff 7000-mal giftiger für die Bienen ist als das berühmte DDT?

Wenn ja, warum streiten Sie dann das Vergiftungspotential immer noch ab und nennen ihre Saatgutbeizungen Bienenungefährlich ohne jeden Warnhinweis zu den Gefahren im subletalen Bereich? Warum versuchen Sie hier die Bienenkrankheiten bei Vergiftungen immer noch ins Feld zu führen?

Wenn nicht, dann möchte ich gerne wissen um wie viel dieser Wirkstoff Clothianidin den Bienen gegenüber giftiger ist als das bekannte DDT? 1000-mal? 500-mal? Oder gar weniger? Ich bin gespannt auf die Antwort.

Ja meine Damen und Herren Aktionäre,

man sollte eigentlich meinen, dass der Konzern aus dieser Katastrophe von 2008 etwas gelernt hat. Wie ich schon erwähnte fanden bei der Maissaat 2009 gerade in Österreich erneut Bienenvergiftungen nachweislich mit Clothianidin statt. Trotz bester Saatgut-Beizung und Sägeräten mit Abluft in den Boden den sogenannten Deflektoren. Man hat auch 2009 den Imkern gegenüber dort versucht die Probleme zunächst auf die Nosema-Krankheit abzuwälzen. Wohl gemerkt nicht auf die Varroa-Krankheit. Ja man hat die Chemischen Untersuchungen so lange hinaus geschoben und nur nach diesen Krankheiten gesucht bis aus Geldmangel die Untersuchungen eingestellt werden sollten. Der wahre Grund der Verzögerung, war doch nur der, mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Zulassung aufgehoben wird, um erneut ein Jahr weiter den Absatz zu sichern, ja sogar ein Aufheben der Zulassung in Deutschland zu erwirken! Und das nach all dem was 2008 hier geschehen war!
Im Zwischenbericht zum dortigen Monitoringprogramm „Melissa“ wird eindeutig Vergiftung durch Clothianidin als Ursache für die Bienenschäden genannt und keinerlei Zusammenhang mit Krankheiten genannt. Sie schreiben auf der HP, dass bei sachgerechter Anwendung diese Beizmittel Bienensicher sein sollen. Dass es Probleme mit den Sägeräten geben kann ist dem Konzern aber nicht gänzlich neu! Seit 2002 ist dies bekannt, dass mit dieser Beiz- und Säe-Technik Gefahr für die Bienen bestehen kann. Jedoch wurden von Ihnen immer die Bienenkrankheiten als Legitimation ins Feld geführt. Nun Frage ich Sie, wie Sie sich diese Vergiftungen von 2009 in Österreich noch erklären können? und was Sie dieses mal als Ausrede parat haben?
Ja warum haben Sie nicht dafür gesorgt, dass Ihr Beizmittel richtig angewendet wird? Wo liegen da denn nun die Fehlerpotentiale, dass es zu weiteren Vergiftungen der Bienen kommen kann?
Warum wurden diese nicht nach der Katastrophe von 2008 abgestellt?

Ich habe Sie schon 2009 gefragt, warum sich dieser Konzern von den Saatgut Firmen sein Image versauen lässt? und was Sie dagegen tun?

Oder zeigt Ihre Untätigkeit in dieser Richtung, dass es doch keine 100%ige Sichere Saatgutbeizung gibt?
Vor allem wenn es sich außerhalb ihrer Labore abspielt?
Ist man hier überhaupt Praxisgerecht?
Sind ihre Versuche hinsichtlich der Bienensicherheit wirklich Praxistauglich und entsprechen der Realität draußen auf dem Feld?

Oder war man bisher immer der sicheren Meinung den Imker eventuelle Probleme mit Krankheiten zu erklären?

Warum liegen heute 2010 also 2 Jahre nach der Katastrophe am Oberrhein immer noch Mais-Saatkörner auf den Feldern offen herum? Diese Frage ist zwar an die Landwirte zustellen, aber bedenken Sie, währen diese herum liegenden Maissaatkörner mit Clothianidin gebeitzt, dann könnten diese Körner in einer Pfütze die Bienen beim Wasser holen vergiften und töten. Ein einziges mit Poncho gebeiztes Maissaat-Korn aufgelöst in 2,5 L Wasser ist für eine Biene tödlich. Das müsste ihnen eigentlich bekannt und bewusst sein oder nicht?

Mir persönlich jedenfalls zeigen diese Vorgänge ganz eindeutig, dass man den Wirkstoff nicht im Griff hat und die so viel gelobte Sicherheit den Bienen gegenüber, es in der Theorie wohl geben kann, aber in der Praxis gibt es diese nicht. Clothianidin ist in meinen Augen damit nachweislich extrem Bienengefährlich und gehört somit nach heutigem Erkenntnis Stand als gesamte Stoffgruppe schnellstens vom Markt genommen.

Meine Damen und Herrn ich bin sehr gespannt, wie der Clothianidin Großversuch dieses Jahr in Österreich ausgeht. Die Maisaat hat dort gerade begonnen.

Ich bin auch sehr gespannt, was für Antworten der Vorstand mir dieses mal auf meine Fragen geben wird und bedanke mich für Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.

Wennings Antworten

Zunächst gab Wenning an dass es weltweit Bienenprobleme gibt und die Zahl der Bienenvölker stark zurückgegangen ist. Dies ist von allen Forschern mit der Varose als einen von vielen Faktoren und Hauptursache anerkannt. Er führte die großen Winterverluste von 2010 an und gab an keinen Zusammenhang zu Poncho zu sehen. Auch die Imker selber seinen in gewissem Umfang schuld an der Misere.

Warum er ausdrücklich die hohen Winterverluste in Frankreich anführte verstehe ich nicht ganz. Immer hin gibt es dort auch Einsatz von Neonicothinuiden in diversen Kulturen nur sind das zum Teil Produkte des Wettbewerbs.

Wenning erklärte weiter, dass im Abschlußbericht zu den Vorfällen in 2008 vor allem Fehlanwendungen verbunden mit besonderer Witterungssituation der Wirkstoff in die Umwelt ausgetragen wurde und so als Ursache für das Bienensterben verantwortlich war. Vor allem einzelne falsch gebeizte Saatgutpartien und eine Reihen von Verkettungen, sowie nicht richtig ausgerüstete Sähmaschinen löste diese größte je dokumentierte Katastrophe aus. Das BVL hat darauf hin am 15. Mai 2008 die Zulassung aller clothianidinhaltigen Beizmittel ausgesetzt, jedoch bald wieder und rechtzeitig aufgehoben. An Mais jedoch nicht. Wenning sieht nach wie vor die dringende Notwendigkeit den Maiswurzelbohrer mit dieser Beiztechnik zu bekämpfen, ja er haltet das sogar für unverzichtbar und führte die Milliarden Verluste dieses Schädlings weltweit an.

Anmerkung: Laut einem Bericht der Bundesregierung ist die beste und effektivste und nachhaltigste Maiswurzelbohrerbekämpfung die Fruchtfolge.

Laut Wenning wurden eine ganze Reihe an Maßnahmen getroffen um den Austrag in die Umwelt zu minimieren. BAYER hat nach seinen Angaben zahlreiche Unterlagen zur Bienensicherheit dem BVL vorgelegt die alle samt belegen, dass von Poncho keine Gefahr für Bienen aus geht und versteht absolut nicht die Blockadehaltung der Zulassungsbehörde.

Ich verstehe das BVL schon. Vertreter unseres Bundes hatten trotz großer Proteste von BAYER, es würde sich um Betriebsgeheimnisse handeln, Einsicht in die Zulassungsunterlagen bekommen. Was dort für einen Praktiker vorzufinden ist, sträubt einem die Haare zu Berge! Da sind Versuchsaufbauten drin die so nie und nimmer in der Praxis vorkommen, deren Bedeutung aber offensichtlich so enorm für eine positive Bewertung sein sollen. Andere Versuchsaufbauten, welche zu weit kritischeren Aussagen kommen werden nicht so bedeutend gesehen. Von wegen Betriebsgeheimnisse! Von daher verstehe ich die jetzige Haltung des BVL absolut.

Zu den Vergiftungen in Österreich sagte Wenning nichts.

Auch meine Frage zur Toxotät und dem Vergleich zu DDT findet er nicht angemessen und nicht so vergleichbar da es sich hier um 2 total verschiedene Dinge handelt.

Ich meldete mich daher erneut mit Fragen

Sehr geehrter Vorstand,
sehr geehrter Aufsichtsrat,
sehr geehrte Aktionäre,

ich habe eigentlich keine andere Antworten erwartet. Herr Wenning ich habe Sie nicht zu den Winterverlusten 2010 gefragt, sondern konkret zu den Vergiftungen 2009 in Österreich. Zu den Weltweiten Bienenproblemen kann ich ihnen nur entgegnen, dass es durchaus Länder gibt in denen es keine Bienenprobleme gibt, aber überall dort wo jedoch Neonicotinoiede verkauft werden gibt es Probleme mit den Bienen, was ich schon als eigenartig finde. Ich habe zu den Vergiftungen in Österreich keine Antwort bekommen. In dem Monitoring Programm Melissa wird eindeutig Vergiftung als Ursache für die Schäden im Frühjahr 2009 genannt und explizied keine Krankheiten. Ich frage nun erneut, wie es zu diesen Vergiftungen gekommen ist? Erneute Fehlanwendung? Herr Wenning Sie sagten zuvor Bayer verstehe sich als Partner der Saatgutindustrie und ich frage nun wie diese erneuten Vergiftungen dort in Österreich nun zu erklären sind, was ist da wirklich passiert?

Gut der Vergleich zu DDT mag in Ihren Augen Herr Wenning nicht passen daher meine Frage: In wie weit ist Clothianidin Kontaktgiftig und ab welchen Konzentrationen eben nicht mehr? und wie lange ist Clothianidin im Pollen peristent. Denn 2008 haben die Bienen ja giftigen Pollen in die Stöcke eingetragen, der ja mit einer groß angelegten Maßnahme entsorgt wurde. Ab welcher Konzentration ist nun Clothianidin nicht mehr Kontaktgiftig, so dass Bienen ihn sammeln können und in den Stock tragen können. Meine Damen und Herren Aktionäre, ich bin nun sehr gespannt auf die jetzigen Antworten und bedanke mich für ihre geschätzte Aufmerksamkeit.

Da die Redezeit auf ja 10 Minuten beschränkt ist hier ein paar zusätzliche Anmerkung hierzu von meiner Seite:

Seit 1997 wissen Mitarbeiter der BAYER AG um die Probleme der Saatgutbeizung und dem Austrag aus den Pneumatischen Sämaschinen in die Umwelt. Wenning offensichtlich nicht? 2002 wurde diese Problematik ganz offiziell auf der Tagung der ICPBR in Bolonia sogar besprochen, hiervon gibt es Protokolle! Danach gab es auf drängen von BAYER zahlreiche Monitoringprogramme unter der Beteiligung von BAYER in Italien zu dieser Problematik. Alle waren zu der Erkenntnis gekommen, dass es nicht auszuschließen ist, dass die Nosema maßgeblich an den beobachteten Schäden beteiligt ist. Erst nach der Katastrophe von 2008 und nach der Aussetzung der Zulassung an Mais, wurden nun Maßnahmen ergriffen, welche sich dieser Problematik (Abdrift von Beizstaub) annehmen. Vorher hat man erfolgreich diesen Vergiftungsweg abgestritten und Krankheiten als Erklärung für die Schäden vorgebracht. Das hat wohl schon Tradition bei BAYER andern die Schuld in die Schuhe zu schieben, nur dass die Kasse stimmt?

Deshalb auch die seiner Zeit so großzügige und möglichst rasche, betont freiwillige Hilfe von 2,25 Mio. €, verknüpft mit der Bedingung den Schadensersatz an das Land Baden-Württemberg abzutreten und ohne Schuldanerkenntnis. In USA sind jüngste Vorgänge von der General-Staatsanwaltschaft als Sittenwidrig eingestuft worden!

Aus heutiger Sicht, war diese Zahlung sehr wohl ein Schuldanerkenntnis mit dem BAYER sich das Aufheben der Zulassung erkaufen wollte, weil die geschädigten Imker damit schnell ruhig gestellt werden sollten.

Clothianidin ist extrem giftig für Bienen, selbst in kleinsten Dosierungen. Mit der Frage zur Kontaktgiftigkeit zielte ich auf Spätfolgen ab, von denen ich durch einen E-Mail Kontakt zweier Bienenwissenschaftler mitbekommen hab, dass es diese Probleme gibt.

Wennings antworten auf die zweiten Fragen:

Wenning sagte zunächst, in Österreich hätte es ja nur eine geringe Menge von Bienenvölkern getroffen! Bei den Untersuchungen hat man dann „geringe Spuren verschiedener Wirkstoffe nachgewiesen“ und: „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch Maisbeizen“ darunter waren. Das schob Wenning dann aber wieder auf die technischen Probleme mit dem Staub und den Sähmaschninen. Dann sagte er noch, im Nektar hätten sich keine bienenschädlichen Konzentrationen befunden.

Mein Kommentar:

Ok das war klar, dass Wenning versuchen wird die Vergiftungen in Österreich herunter zuspielen, weil ja sonst diese scheinbare Bienensicherheit bei der so genannten Sachgerechten Anwendung eine Phars wären. Die Zahl der betroffenen Bienenvölker ist keines Wegs als gering einzustufen und liegt gut bei einem ¼ dessen was 2008 vom Oberrhein gemeldet wurde. Diese technischen Probleme lassen sich wohl nie ganz vermeiden Herr Wenning! Diese technischen Probleme gibt es schon seit 1997! Und nie wurden sie gelöst! Weil sie nicht lösbar sind!

Trotz noch besserer Beiztechnik und Top Sähmaschinen mit Deflektoren sind nun auch 2010 wieder in Österreich erneute Bienenvergiftungen in Zusammenhang mit der Maissaat gemeldet worden.

„im Nektar nichts gefunden“: klar findet man nichts im Nektar, wenn die vergifteten Bienen nicht heim kommen! Den Nektar müssen die Bienen in ihrem Honigmagen transportieren, also sie müssen ihn fressen und gehen so daran zugrunde, kommen auch sehr selten zurück ans Bienenvolk und können somit dort auch nicht weiter sagen woher der Nektar ist. Das Bienenvolk sammelt also nur dort, wo das Gift nicht abgedriftet ist.
Beim Pollen ist das anders den können Bienen sammeln, wenn die Konzentrationen des Giftes nicht all zu hoch sind, weil die Bienen den Pollen nicht verspeisen beim Sammeln. Den Pollen transportieren die Bienen an ihren Hinterbeinen. Der Imker nennt das Höseln. Und im Pollen der Österreichischen Fälle 2009 wurde Clothianidin gefunden! Deshalb hat Wenning auch zu dem Teil meiner Frage nichts geantwortet und lenkt auf den Nektar ab!

Ungeheuerlich.

Da schon um 16.30 die Redeliste geschlossen wurde, war ich nicht mehr in der Lage erneut nach zufragen. Gerade die ausgebliebenen Antworten zur toxität und Pollen hätte noch sehr interessiert.

Was diese scheinbar geringe Zahl der Vergiftungen in Österreich betrifft noch einen Anmerkung: 2007 als das Bundesland Baden-Württemberg zusammen mit BAYER seine Großversuche zur Maiswurzelbohrer Bekämpfung mit Poncho im Raum Lörrach durchführte, gab es auch nur ein paar vergiftete Bienenvölker. Das JKI konnte damals nichts finden (weil es zu dem Zeitpunkt überhaupt noch nicht in der Lage war). Ein Rosenzuchtbetrieb war im Fokus, aber dort konnten keine hinweise zu möglichen Ursachen der Vergiftungen gefunden werden. Die Maisbeizungen standen absolut außen vor trotz der bekannten Probleme aus Italien von den Jahren zuvor!

Diese Vergiftungen blieben also ungeklärt. Im Laufe der Untersuchungen von 2008 hat man die Fälle von 2007 aus Lörrach nachuntersucht und siehe da, man findet Clothianidin!

Dieser Lörracher Vorfall ist so traurig für alle vergifteten Bienen von 2008, 2009 und nun auch noch 2010. Zeigt aber auch wie brutal BAYER vorgeht. Die jüngsten Vergiftungen in Österreich und der Umgang von BAYER damit sind ein klarer Beleg dafür. Wenn Wenning nun bald geht, möge er doch bitte das Clothianidin zum Wohle aller Bienen und Blütenbesuchenden Insekten gleich mitnehmen. Aber auch um so dem neuen BAYER Chef vor künftigen Konflikten und peinlichen Fragen zu bewahren, aber auch auf das das Image von BAYER nicht mehr weiter mit den vielen toten Bienen belastet wird.

Christoph Koch
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