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Beiträge verschlagwortet als “CO-Pipeline”

[Dr Arnold] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Sehr geehrter Herr Dekkers, Herr Wenning, Herr Van Osselaer, Herr Hinderer, Herr Breuer als Verantwortliche für das Kohlenmonoxid-Pipeline-Projekt,

sehr geehrte Damen u Herren Aktionäre,

mein Name ist Gottfried Arnold, ich bin Kinderarzt im Ruhestand und stehe vor Ihnen stellvertretend für über 400 Ärzte, die sich mit ihrer Unterschrift gegen die COPipeline ausgesprochen haben. Ich möchte Ihnen erklären, warum.

Wir alle wissen, daß eine CO-Pipeline in den Städten zwischen Dormagen und Krefeld ein hohes Risiko birgt. Mehr als 110 000 Menschen haben mit ihrer Unterschrift dagegen protestiert. Denn bei einem Leck oder gar Bruch der Leitung entsteht ein Bereich von mehreren hundert bis über viele tausend Quadratmetern mit einer tödlichen CO-Konzentration. So beschreibt es das TÜV-Gutachten. Sie alle wissen ebenso: CO ist extrem giftig, farblos, geruchlos, geschmacklos und kann mit Luft ein hochexplosives Gemisch bilden. Die Trasse verläuft durch Wohngebiete, sogar an Schulen und Kindergärten vorbei, auch durch Gärten entsetzter Bürgerinnen und Bürger. Und das alles im dichtest besiedelten Landkreis Deutschlands.

Dieses Risiko besteht selbst bei sorgfältiger Verlegung und Betrieb der Leitung. Denn 50 % aller Pipeline-Unfälle entstehen durch äußere Einwirkung, wie von Baggern, Bohrmaschinen usw. Und gerade bei diesen Unfällen kommt es zu großen Lecks und dem Bruch der Leitungen.

Erst vor kurzem ist uns allen durch CO-Unfälle in Hamm und Dortmund ins Bewußtsein gerufen worden, wie gefährlich ein nicht wahrnehmbares Gas wie CO ist: neben den ursprünglich CO-Vergifteten wurde eine Vielzahl von Polizisten, Feuerwehrleuten, Rettungsanitätern und Ärzten zu bewußtlosen oder vergifteten Sekundär-Opfern. Neben den Akutfolgen wie zB. Herzinfarkt entstehen durch den CO-bedingten Sauerstoffmangel oft bleibende Hirnschädigungen mit Persönlichkeitsveränderungen, Bewegungsstörungen und Krampfanfällen. Selbst bei optimaler Behandlung halten diese Dauerschäden bei schweren CO-Vergiftungen in 50 % der Fälle ein Leben lang an. Von allen Vergiftungen führt eine CO-Vergiftung am häufigsten zum Tode.

Die konkreten Behandlungsmöglichkeiten für CO-Vergiftete sind aber erschreckend gering: die einzige fachgerechte Behandlung besteht in einer Sauerstoff-Überdruckbeatmung. Dies ist in NRW nur an der Uni-Klinik Düsseldorf im 24-Std-Dienst möglich.

In ganz Deutschland leisten 5 Druckkammern intensivmedizinischen Notdienst. In eine solche Druckkammer passen 2 Betten: also Platz für 10 Patienten, wenn alle Plätze frei wären in Deutschland. Sowohl die Vorsitzende der Rettungsärzte NRW alsauch 1 Ärzte-Sprecher der Gesellschaft für Tauch- u. Überdruckmedizin beklagen seit Jahren einen Mangel an solchen Behandlungseinrichtungen. Auch auf der „Boot“-Messe in Düsseldorf wurde im Jan 2012 daher eine Unterschriften-Aktion gestartet. Diese Mangelversorgung führte in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen, dass selbst die CO-Vergifteten von Hausbränden in der näheren Umgebung wegen kompletter Belegung nicht in Düsseldorf behandelt werden konnten. Einige mussten sterben.

Seit Jahren machen die Feuerwehren vor Ort auf die Problematik eines Einsatzes zur Rettung bei einem großen CO-Unglück aufmerksam. Denn bei einem schwerwiegenden Pipeline-Leck dürfen die Feuerwehren ihr Personal wegen Gefahr für Leib und Leben nicht in eine CO-Wolke unbekannter Größe schicken. Aber selbst wenn eine größere Anzahl von Menschen aus der Gefahrenzone lebend geborgen werden könnte, gibt es für sie keine adäquate Behandlungsmöglichkeit in der Nähe.

Und für den Transport von CO-Vergifteten gilt wie für jeden anderen Sauerstoffmangel, dass jede weitere Transport-Minute die Dauerschäden und Todesfolgen massiv ansteigen läßt.

Wenn es zu einem Rohrbruch kommt, weist das TÜV-Gutachten eine wahrscheinliche Todeszone(AEGL3) von 590 m Länge aus. Im Hildener Zentrum bedeutet das, dass ein Schulzentrum mit zeitweise > 3600 Schülern und Lehrern betroffen wäre und zusätzlich die Risikogruppe der Kranken im Hildener Josefs Krankenhaus.

Dies alles ist uns als Ärzten nur zu bewußt und wir sehen daher die CO-Pipeline als unverantwortliches Hochrisiko-Projekt an.

Sie betonen immer wieder Ihre hohen und übererfüllten Sicherheitsstandards. Die von Ihnen genannte angebliche Störfallwahrscheinlichkeit von 10-6 pro Jahr und Kilometer bedeutet bei einer Betriebszeit von nur 30 Jahren eine Wahrscheinlichkeit von immerhin 1:497 für einen Unfall irgendwo an der Pipeline. Und dabei sind die Gefahren durch ein Erdbeben oder eine explodierende Bombe aus dem 2. Weltkrieg wegen mangelhafter Überprüfung auf Kampfmittelfreiheit noch nicht berücksichtigt .

Denn Tatsache ist, dass Sie am 24.Febr.2010 im Landtag zugeben mußten, trotz Ihrer Sicherheitsbeteuerungen und entgegen dem Planfeststellungsverfahren überhaupt nicht auf Kampfmittel geprüft zu haben! Sie, Herr Hinderer mussten damals öffentlich zugeben, den Landtag und damit die Bevölkerung belogen zu haben.

Dies weckt tiefgehende Zweifel, wie es um den Wahrheitsgehalt bei Informationen zB zu Medikamenten steht, die neu auf den Markt gebracht werden sollen. Und es erzeugt Zweifel am Menschenbild der Firma Bayer, deren Präparate wir zur Heilung und zum Nutzen von Menschen einsetzten. Die Giftgas-Leitung steht für ein anderes Menschenbild: Sie räumen Ihrem Profit einen höheren Stellenwert ein als dem Leben von Menschen!

Zum Schluß: die Begründung für die CO-Pipeline, die Sie 2007 angegeben haben, ist längst entfallen: in Dormagen gibt es inzwischen keinen Überschuss sondern einen Mangel an CO.
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Fragen :
1. Daher meine Frage, Herr Dekkers, warum wollen Sie das Projekt fortführen, das für Bayer einen so starken Vertrauensverlust bedeutet ?
2. Sagen Sie uns heute bitte: wann machen Sie einen zukunftsweisenden Schritt und geben das Pipelineprojekt auf, bevor Sie von den Gerichten dazu gezwungen werden ?

[Redebeiträge] Hauptversammlung 2015

CBG Redaktion

Kritische Redebeiträge in der Hauptversammlung der BAYER AG am 27. Mai 2015:

=> Jan Pehrke (CBG): Steuerflucht bei BAYER

=> Philipp Mimkes (CBG): Vergangenheitsbewältigung und fehlender Einsatz regenerativer Energien bei BAYER

=> Aktionsbericht und Rede von Axel Köhler-Schnura

=> Dr Werner Rügemer: Steuerflucht und intransparente Aktionärs-Struktur

=> Julia Sievers-Langer, Agrar Koordination: Risiken der Herbizide Glyphosat und Glufosinat

=> Christoph Then (testbiotech) + Sibylle Arians: Gentech bei BAYER

=> Felicitas Rohrer + Kathrin Weigele: Embolien durch Antibaby-Pillen

=> Dr. Christopher Faßbender (PETA) zu Tierversuchen

=> Corinna Hölzel (BUND): Pestizide und Bienensterben

=> Lea Horak (Rettet den Regenwald) zu Bienensterben

=> Dieter Donner zum Protest gegen die CO-Pipeline

=> Fabian Keil: Freie Software und Datensicherheit

=> Susanne Schultz (GEN) zu Hormonimplantaten

=> Daniel Bendix: Kontrazeptiva und Bevölkerungspolitik

=> Uta Behrens (Juristinnenbund) zur Gleichstellung von Frauen

=> Karl Murphy: Fehlbildungen durch Primodos

=> Valerie Williams: Fehlbildungen durch Primodos

=> Annette Seehaus-Arnold (Imkerin) zu Pestiziden

=> Christoph Koch (Imker) zu Bienensterben

=> Markus Bärmann (Imker) zu Bienensterben

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[Arnold / CO Pipeline] Hauptversammlung 2016

CBG Redaktion

Dr. Gottfried Arnold (Kinderarzt) zur CO-Pipeline

Sehr geehrter Herr Dekkers,
sehr geehrter Herr Wenning,
sehr geehrter Herr Baumann,
sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

mein Name ist Gottfried Arnold und ich spreche zu Ihnen als Kinderarzt, der seine Dr.-Arbeit über Kohlenmonoxid geschrieben hat.
Gegen die Rechtmäßigkeit der geplanten Kohlenmonoxid-Pipeline von Dormagen nach Krefeld wurde beim OVG MS geklagt. Von Münster wurde die Klage an das Bundesverfassungsgericht weitergeleitet, da das Gesetz als wahrscheinlich verfassungswidrig angesehen wurde. Zuvor hatten sich 460 Ärzte mit ihrer Unterschrift gegen diese Pipeline ausgesprochen. Weniger bekannt, aber noch erheblich gefährlicher ist die hier im Kölner Norden seit 15 Jahren betriebene CO-Pipeline von Dormagen nach Leverkusen, gegen die fast 100 Ärzte mit ihrer Unterschrift protestiert haben.

Wir Ärzte lehnen dieses Projekt ab,

•weil die CO-Pipeline von Dormagen nach Leverkusen -10 km linksrheinisch
durch den Kölner Norden – hochgefährlich für die Menschen in Dormagen,
Köln-Worringen, Rheinkassel, Merkenich und Leverkusen ist,
•weil durch den Bau eines CO-Reformers eine kostengünstigere Möglichkeit
existiert, bei der CO nicht durch Wohngebiete geleitet werden muss,
•weil die Leckerkennung todbringend ungenau ist,
•weil ein Unfall nicht beherrschbar ist und
•daher jede Rettung zu spät kommt.

Aus diesem Grund sollten die Aktionäre das Risiko der Bayer-Haftung für die ausgelagerte BayerMaterialScience, jetzt Covestro, genauer kennenlernen.
Unter Ihrer Verantwortung, Herr Wenning, wurde seit 2001 anstelle von Kohlendioxid das 1000 Mal giftigere Kohlenmonoxid (CO) durchgeleitet und zwar ohne ein toxikologisches Gutachten. Zusammen mit der Bezirksregierung Köln haben Sie die bereits damals uralten und maroden Rohre „umgewidmet“ auf CO und mussten später sogar wegen fehlerhafter Technik den kathodischen Korrosionsschutz unter dem Rhein abstellen. Ohne ein Wimpernzucken muten Sie den Anwohnern teilweise eine Halbierung der Rohrwände durch Rost zu. Eine Kampfmitteluntersuchung gab es nicht, obwohl wiederholt Bomben im Kölner Norden entschärft wurden. Den Mut, die Pipeline als gefährliche Kohlenmonoxidleitung zu kennzeichnen, hatten Sie bisher nicht.

Der aktuelle Neubau des Dükers unter dem Rhein stellt endlich das dortige hohe Gefahrenpotential ab. Er ändert aber nichts an dem hohen Risiko der restlichen CO-Leitung. Bayer hat gegenüber der Bezirksregierung Köln und der Bevölkerung auch dieGefährlichkeit des geruchlosen, unsichtbaren Gases CO massiv heruntergespielt. Insbesondere erwecken Sie den Eindruck, als hätten Sie die Möglichkeit, ein Leck der Leitung festzustellen und zu beheben, bevor Menschen schwer gesundheitlich geschädigt werden oder sogar zu Tode kommen. Dabei hat die Bezirksregierung Köln festgestellt, dass bei einem Leck erst etwa 30 Min. lang Kohlenmonoxid ausströmt, bevor überhaupt ein Alarm in der Bayer-Sicherheitszentrale durch die Messsysteme ausgelöst wird. In dieser Vor-Alarm-Zeit können laut Bezirksregierung bereits 105.000 L CO ausgeströmt sein. Diese Menge könnte bei Tausenden Erwachsenen und Kindern schwere Hirnschäden verursachen oder zum Tod führen. Schließlich reicht die Einatmung einer Menge von 100 mL(etwa 1 Weinglas) aus, um einen Mensch zu töten. Bei aller Hochachtung vor den Feuerwehren mit solch einem Massenanfall von CO-Vergifteten hat bisher keiner auf diesem Globus je zu tun gehabt!

Sie wissen auch Herr Dekkers, dass gerade wegen dieser mangelhaften Leckerkennung die Bezirksregierung Düsseldorf Ihren CO-Pipeline-Plan Dormagen-Krefeld, der jetzt beim Bundesverfassungsgericht liegt, solange zurückgewiesen hat, bis Sie das zusätzliche LeckErkennungsOrtungsSystem (LEOS) eingerichtet haben. Dieses von Ihnen „quasi-kontinuierlich“ genannte CO Mess-System reagiert zwar deutlich empfindlicher auf eine CO-Leckage. Dafür kann dieses System nur 1 – 2 Mal innerhalb von 48 Stunden einen Alarm auslösen.

Warum wurde nicht wenigstens dieses Warn-System gegen schleichenden Kohlenmonoxidverlust bei der Pipeline zwischen Dormagen und Leverkusen eingebaut?

Auch wegen dieser Unsicherheit haben Sie, Herr Dekkers, leider das Risiko der Kölner CO-Pipeline wie in eine Bad Bank in die Firma mit dem bedeutungsvollen Namen CO-vestro(Latein“Euch das CO!“) ausgelagert. Zum Schutz der Anwohner hätten Sie die CO-Pipeline von Dormagen nach Leverkusen ganz stilllegen müssen.

Im Laufe der Zeit haben immer mehr Bürger und aber auch Bayer-Mitarbeiter von dieser Pipeline erfahren und diese merken, dass sie einen Unsicherheitsfaktor für ihren Wohn- und Arbeitsplatz darstellt. Immer mehr Menschen leisten Widerstand gegen dieses gemeingefährliche Projekt, mit dem Sie Ihr Werksgelände in Form eines CO-Speichers über die Werksgrenzen hinweg ausgeweitet haben. Daher mussten Sie sich im Januar dieses Jahres vor dem Verwaltungsgericht Köln rechtfertigen.

Vertreter von CO-vestro nannten vor Gericht eine klitzekleine Wahrscheinlichkeit eines CO-Pipelinebruches. Auf meine schriftliche Anfrage bei Ihrer Tochter COVestro traute sich jedoch niemand weder die Zahl schriftlich zu wiederholen noch eine Berechnung für diese Zahl vorzulegen.

Den Aktionären empfehle ich zu überlegen,
•welche Haftungsprobleme auf Bayer und CO-vestro bei einem COPipeline-Unfall zukommen würden und
•ob bei einem so unverantwortlichen Projekt der Vorstand und Aufsichtsrat entlastet werden kann.

[Reden] Hauptversammlung 2013

CBG Redaktion

Die Redetexte der Kritischen Aktionäre in der BAYER-Hauptversammlung 2013

=> Jan Pehrke: Risiken des Gerinnungshemmers Xarelto

=> Philip Mimkes: Vergangenheitsbewältigung à la Bayer

=> Axel Köhler-Schnura: Rede und Aktionsbericht

=> Dr Angela Spelsberg (Transparency International) zur Kooperation der Uni Köln mit BAYER

=> Katrin Weigele zu gefährlichen Antibabypillen

=> Elizabeth Walton (Frankreich) zu gefährlichen Antibabypillen

=> Antje Kleine-Wiskott: Kohleimporte von BAYER

=> Dirk Zimmermann (Greenpeace): Pestizide töten Bienen!

=> Christoph Koch: Bienenschäden durch Neonicotinoide

=> Markus Bärmann: Bienenschäden durch Neonicotinoide

=> Andreas Bemeleit: HIV- und Hepatitis-Infizierung durch Blutprodukte

=> Valerie Williams: Fehlbildungen durch Duogynon/Primodos

=> Dr Gottfried Arnold: Gefahren der CO-Pipeline

=> Dieter Donner (BUND): Gefahren der CO-Pipeline

=> Risiken der Hormonspirale Mirena

[Dieter Donner] Hauptversammlung 2015

CBG Redaktion

Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
Guten Tag Herr Wenning,
Guten Tag Herr Dekkers, und danke für die Einladung!

Mein Name ist Dieter Donner und ich bin Pressekoordinator der Stopp-Bayer-CO-Pipeline-Initiativen.

Ich stehe heute mit einem Trauerflor vor Ihnen, da einer der Kläger, Heinz-Josef Muhr, der mit früheren Bayer-Vorständen auch zur gemeinsamen Jagd gegangen ist, heute in Monheim beerdigt wird. Aber auch in seinem Sinne und Vermächtnis bin ich heute hier. Was das heißt, dazu komme ich später nochmal.

Die Hauptversammlung soll der Tag der Aktionäre sein und so hat mich wieder eine langjährig treue Aktionärsfamilie gebeten, hier zu Ihnen zu sprechen. Einigen von Ihnen, liebe Aktionärinnen und Aktionäre haben wir schon mit unserem Aktionärsbrief erreichen können. Hier nun kurz die wesentlichen Inhalte.

Der Geschäftsbericht zeigt ein günstiges Bild und das sollte eigentlich Gelegenheit und Freiraum schaffen, mit den Fehlern und Mißlichkeiten der Vergangenheit aufzuräumen. Eines der Mißlichkeiten ist sicher in dem weiteren Scheitern des CO-Pipeline-Projektes zu sehen. Auch in 2014 , im Jahr 8 nach der Planfeststellung ist dieses Projekt kosten- und imagemäßig weiterhin ein Problem nicht nur für BMS sondern für den Bayer-Konzern. Die Probleme begannen bereits im Dezember 2007, als das Oberverwaltungsgericht erhebliche rechtliche Bedenken zu dem Verfahren anmeldete, den Weiterbau auf Bayers eigenes Risiko erlaubte, einen Betrieb der Pipeline aber untersagte.
Folgerichtig wurde im Jahr 2009 der Antrag von Bayer auf möglichst schnelle Inbetriebnahme abgeschmettert. Und das geschah trotz horrender Kosten durch den Einsatz sündhaft teurer Anwaltskanzleien. Und die kostenträchtige juristische Qual setzte sich auch in den Folgejahren fort, ohne dass die Bayer - Führungdie Kraft besaß, dem „Schrecken ohne Ende“ zu begegnen und das Projekt rechtzeitig zu beerdigen.

So kam es im Jahr 2011 zum weiteren Show-Down im Hauptverfahren, in dem das Projekt als rechtswidrig, aber nachzuarbeiten beurteilt wurde. Allerdings wurde mit dem durch das Gericht kassierten Änderungsbescheid zum Geogrid-Abdeck-Gitter die schon fast fertig verlegte Pipeline über mehr als 60 der 67 Kilometer zu dem, was man im Normalfall als „Schwarzbau“ bezeichnen würde!

In den Folgejahren 2012 und 2013 stand Bayer immer wieder heftig im Fokus. Zunächst mit den auf über 2000 Seiten eingereichten umfangreichen und dennoch unvollständige Planänderungen. Zu diesenhaben mehr als 24.000 Menschen fundierte Einwände erhoben. Gegenüber den etwa 14.000 Menschen also immerhin 10.000 mehr als BMS weltweit Beschäftigte hat. Zu einer der größten Anhörungen zu einem Industrie-Projekt musste die Bezirksregierung Düsseldorf in die 8.000 Menschen fassende Gruga-Halle einladen!

An drei Tagen intensiver, sachlicher Erörterung in Essen in der Gruga haben viele 150 Aktive vor Ort in umfangreichen, von hoher Sach - und Fachkenntnis geprägten Vorträgen und Präsentationen viele Fehler und weitere Abweichungen vorgeführt und der Bezirksregierung Düsseldorf zur Verfügung gestellt. Die Bayer-Verantwortlichen zogen sich meist auf Nicht-Kenntnis oder die Standard-Floskel von der „Sicheren Pipeline“ zurück.

Und es wurde im Jahr 2014 noch kritischer und schwieriger um dieses ebenso unselige, wie verantwortungslose Projekt:

Schon das Anfang 2014 bekannt gewordene wissenschaftliche Gutachtens im Auftrag der Landesregierung NRW kam für Bayer zu einem niederschmetternde Ergebnis: Es gab und gibt ausgereifte technische Alternativen zur CO-Pipeline und diese Alternativen sind nach Berechnungen der Gutachter sogar wirtschaftlich erheblich ( um 60 %) kostengünstiger. BMS Verantwortliche haben daran, wie nicht anders zu erwarten nur herumgemäkelt.

Das stimmte uns mit den 110 000 Bürgerinnen und Bürger, die sich mit ihrer Unterschrift gegen die Pipeline ausgesprochen haben und auch die Lokalpolitiker der Trassenkommunen mit ihren 1,5 Millionen Einwohnern, noch zuversichtlicher für das Verfahren im August 2014 vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster.

Der Beschluss des Oberverwaltungsgerichts Münster, in dem die Richter schon das Gesetzesverfahren für verfassungswidrig brandmarken, sollte nun wirklich verständige Menschen zum Nachdenken und Einlenken veranlassen. Wenn diese neuerliche Schlappe Ihnen Herr Dekkers und Herr Wenning nicht ausreicht, dann holen Sie sich halt eine weitere „blutige Nase“ beim Bundesverfassungsgericht ab. Damit lassen sie aber auch weitere Gelder der Aktionäre den Bach runter gehen?

Und sollte es zu den Planänderungen doch noch kommen, drohen weitere, kostenspielige Klagen!!

Das sture Festhalten an der Pipeline hat nicht nur dem Image des Bayer-Konzerns - insbesondere der Kunststoffsparte BMS - erheblich geschadet. Es hat auch die Rendite des Unternehmens geschmälert.

Jetzt versuchen Sie Herr Dekkers und Herr Wenning die Fehler mit einer „neuen Strategie“ auszugliedern; sie wollen
„MaterialScience spätestens bis Mitte 2016 als eigenständiges Unternehmen an die Börse zu bringen.“
Wie soll das mit dem „Rucksack“ des CO-Pipeline-Desasters gehen?

Weil es auch in diesem Jahr wenige bis keine transparenten Informationen gibt, sagen wir den Aktionären, was Sie bisher verbraten haben und noch herauszuschmeißen gedenken.

1. Statt der ursprünglich im Antrag genannten 50 Millionen sind
mittlerweile wohl 120 bis 150 Millionen allein als Baukosten ausgegeben. Und das für etwas, was als nicht nutzbarer „Schwarzbau“ im Boden liegt!

2. Die Anwalts-, Gerichts- und Verfahrenskosten dürften eine zweistellige Millionensumme schon gut erreicht haben! Und die Verfahren werden auch nach dem Tod eines der Kläger, Herr Muhr, weitergeführt, auch weil er das über seinen Tod hinaus verfügt hat. Und es laufen und drohen noch weitere zig Klagen!

3. Haben Sie überhaupt eine Vorstellung, was bei Weiterführung der Planänderung für die Neuverlegung über mehr als 60 Kilometer noch an Kosten auf das Unternehmen zukommen würde? Weitere mindestens 50 Millionen dürften nicht zu hoch geschätzt sein!

Erwarten Sie als Aktionäre nun nicht zu viel Information und Transparenz in der Antwort des Vorstands. Gerne kommentiert solch grauselige Zahlen niemand und die Auswirkungen waren und sind in den übrigen Erfolgszahlen ja auch gut zu verstecken.

Machen Sie das den Verantwortlichen mit einem Beifall jetzt und später bei Ihrer Stimmabgabe deutlich, dass Sie keine weitere Geldvernichtung mehr wünschen.
Schicken Sie die CO-Pipeline baldigst in die Wüste!

Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit und ich verabschiede mich gerne von Ihnen wieder mit dem Wunsch auf ein weiter erfolgreiches aber auch umwelt- und menschenfreundliches Unternehmen Bayer!

[HV] CO-Pipeline

CBG Redaktion

Bau-Stopp der Bayer-Pipeline
Keine Risiko-Leitung durch Wohngebiete in NRW

Pressemitteilung vom 27. April 2008

CO-Pipeline-Gegner auf der Bayer-Hauptversammlung - soll der NRW-Landtag Wennings Rechtstreit regeln?

Marlis Elsen, Dieter Donner und Harald Jochums von der Bürgerinitiative „Baustopp der Bayer-Pipeline“ sowie Axel Köhler-Schnura von der CBG stellten dem Vorstand zahlreiche sachlich fundierte Fragen zum Bau der CO-Pipeline.
Werner Wenning blieb uns die Beantwortung der Fragen schuldig, seine Ausfüh-rungen zur Begründung der Notwendigkeit der Pipeline beinhalteten nichts neues. Man kann sie fast wortgetreu den Bayer-Broschüren entnehmen und sie waren nahezu identisch mit den Ausführungen des Projektleiter Werner Breuer auf den früheren Informationsveranstaltungen.
Interessant auch das Demokratieverständnis von Wenning. Axel Köhler-Schnuras Fragen bezogen sich auf die demokratische Legitimation, diese Leitung zu bauen. Bei der Beantwortung kristallisierte sich ein eigentümliches Demokratie- und Rechtsverständnis des Vorstandes heraus. Herr Wenning sieht in der Entschei-dung des Landtages begründet, dass der Bau der Leitung von einer großen demokratischen Mehrheit getragen wird. Ein Jahr Protest, Demonstrationen, Reden und Gegenargumente, Mahnwachen und über 83 000 Unterschriften sieht er nicht als das richtige Mittel einer demokratischen Kultur und wollte dazu auch keinen Kommentar geben. Seiner Meinung nach wird die Frage des Allgemein-wohls der CO- Leitung im Landtag noch einmal behandelt werden und lediglich dessen Votum wird für ihn wegweisend sein. Dass die zwangsweise Inanspruch-nahme von fremdem Eigentum für private Bayer-Zwecke spätestens beim Bundes-verfassungsgericht kassiert zu werden droht und solange der Betrieb der Leitung blockiert wird, scheint ihm gleichgültig zu sein.
Ähnlich realitätsfern ist seine Aussage, dass er angeblich auf eine offene Dialogkultur setzt. Den Beweis dafür ist er bisher schuldig geblieben.
Angebote zum Dialog mit den Bürgerinitiativen waren stets damit verbunden, dass die Presse und Öffentlichkeit ausgeschlossen bleiben sollte.
Zwei interessante Begebenheiten noch:
Zum Ersten war es bemerkenswert, dass während des Redebeitrags von Marlis Elsen im Presseraum bereits nach kurzer Zeit der Strom ausfiel; wobei diese technische Störung in der ansonsten perfekt organisierten Veranstaltung an diesem Tag die einzige war. War dies Absicht oder „gewollter Zufall“? Jeder möge sich selbst dazu seine Gedanken machen.
Zum Zweiten überraschten uns mehrere Kleinaktionäre nach unseren Redebei-trägen mit der Überlassung ihrer Stimmkarten. Das konnte das Stimmenverhältnis nicht wesentlich verändern. Aber es zeigt doch, dass wir mit unseren Argumenten zumindest bei einem Teil der Aktionäre Zustimmung fanden.

Stand der Unterschriften am 25.04.08: 83.500
Dieter Donner (Pressekoordinator der Initiativen Monheim, Hilden, Langenfeld, Erkrath, Ratingen, Solingen, Düsseldorf)
Telefon (02103) 65030 dietersdonner@arcor.de

BAYER-Hauptversammlung am 25. April in Köln:

Einladung zur Protestaktion gegen die CO-Pipeline

Jetzt den neuen Protest-Aufkleber „Stop BAYER-Giftgasleitung!“ bestellen

Das Groß-Feuer im Kölner Norden hat einmal mehr gezeigt, dass Lecks an Rohrleitungen nie ganz ausgeschlossen werden können. Ein hochgiftiges Gas wie Kohlenmonoxid darf daher niemals durch dichtbesiedelte Wohngebiete geleitet werden!

Am 25. April wird der Vorstand der Bayer AG vor rund 7.000 Aktionären und zahlreichen Medienvertretern die Bilanz des vergangenen Geschäftsjahres präsentieren. Kritische Aktionäre haben bereits in den vergangenen Jahren dieses Forum genutzt, um gegen den Bau der CO-Pipeline zu protestieren.

Auch in diesem Jahr werden die Aktionäre vor den Kölner Messehallen mit Flugblättern und Transparenten empfangen. Alle Gegner der Pipeline sind aufgerufen, sich an diesem öffentlichkeitswirksamen Protest zu beteiligen.

Treffpunkt: Freitag, 25. April 2008, ab 9 Uhr
Köln-Deutz, Messehalle 7, Eingang Nord, Deutz-Mülheimer-Straße 111

Ein Gegenantrag von Axel Köhler-Schnura zur Hauptversammlung, in dem der Bau der Pipeline kritisiert wird, wurde auf der homepage von Bayer veröffentlicht: http://www.hv2008.bayer.de/de/Gegenantraege-2008.pdfx (ab Seite drei). Auch in der Hauptversammlung werden Kritiker das Wort ergreifen und einen Baustopp der Pipeline fordern.

Um die Pipeline zu stoppen, muss der Widerstand weiter verstärkt werden. Sie können helfen. Bestellen Sie Aufkleber und Flugblätter und verbreiten Sie diese im Freundes- und Bekanntenkreis.

Aufkleber gibt es einzeln für 1,50 Euro
ab 10 Exemplare 11,00 Euro
ab 50 Exemplare 40,00 Euro
ab 100 Exempalre 60,00 Euro
zzgl. 2,50 Porto/Verpackung
Flugblätter und Unterschriftenlisten gibt es gegen freiwillige Spende.

email an bestellung@j5a.net
Fon 0211 - 26 11 210 / Fax 0211 - 26 11 220

Weitere Informationen zur Kampagne unter http://www.cbgnetwork.de/1968.html

[Dieter Donner] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Dieter Donner, Stopp-Bayer-CO-Pipeline

1. Auch dieses Jahr haben langjährige, treue Bayer-Aktionäre und bürgerliche Unterstützer der „Stopp-Bayer-CO-Pipeline- Initiative“ mir das Vertrauen geschenkt und die Möglichkeit gegeben, hier in ihrem Sinne zu ihren Mitaktionären zu sprechen.
Lassen Sie mich zunächst an Sie Herr Deckers und auch an den Aufsichtsratsvorsitzenden Schneider eine Frage stellen: „Was würden Sie als verantwortliche Führungskraft einem Qualitäts-kontrolleur antworten, der Ihnen auf das Ergebnis seiner Kontrollen sagt, er habe mit dem Anlagenführer zusammen alles richtig gemacht; nur das Ergebnis sei eben nicht so wie vorgegeben. Allerdings erwarte er dennoch, dass dieses Produkt vom Kunden akzeptiert werde, da es ihm gleichwertig erscheine?“
Sagen Sie bitte jetzt nicht, das sei eine Frage, die sich bei Bayer nicht stelle. Denn genau dies haben die Verwaltungsgerichte und neuerdings auch die Bezirksregierung an der von Ihnen zu verantwortenden CO-Pipeline vielfach festgestellt.

2. Das Gas Kohlenmonoxid , das Sie durch diese Pipeline leiten wollen, ist extrem heimtückisch und im Falle einer Leckage in seiner Wirkung durchaus Auswirkungen eines Atomunglücks vergleichbar. Von Ihrem „Projektleiter“ stammt die Bestätigung, dass im Falle einer Havarie noch in etwa 800 Meter Entfernung von der Leitung die Menschen gesundheitlich schwerwiegend und sogar tödlich betroffen werden.
Was besonders erschreckend daran ist: die Menschen werden überhaupt nicht gewarnt, weil dieses Gas nicht wahrnehmbar ist . Es ist farblos, geschmacklos und es gaukelt den betroffenen Menschen sogar vor, ausreichend mit Sauerstoff versorgt zu sein. Letztlich ersticken die Menschen, ohne sich noch wehren oder gerettet werden zu können.
Das ist der CO-Super-Gau; zum einen in der Wirkung auf Bayers Image nicht nur in Bezug auf die CO-Pipeline, im Besonderen aber gegen Gesundheit und Leben der Menschen entlang der Bayer – CO -Röhre.

3. Eine gerade jüngst gefällte Entscheidung des VG Stuttgart zu einem Baustopp einer Ethylen-Pipeline, wie heute in der Bild-Zeitung zu lesen, sollte Ihnen Herr Deckers und den Aktionären zu denken geben. Dort war der Grund für den Baustopp der zu geringe Abstand zur Wohnung der Kläger. Bei der strittigen Distanz geht es um weniger als 350 Meter. Die Richter fanden diese Entfernung als Orientierungswert in einem Forschungsbericht der Bundesanstalt für Materialforschung und - prüfung aus dem Jahr 2009 über „Risiken des Transports flüssiger und gasförmiger Energieträger in Pipelines“.

Da die CO-Pipeline ohne Rücksicht auf diese Gefährdung in unmittelbarer Nähe sogar zu Schulen, Kindergärten und zu Wohnungen, teilweise sogar durch die Gärten, geplant und durchgedrückt wurde, machte sich Bayer schuldig und handelte dazu noch extrem schludrig in der Bauausführung, wie schon dargestellt.

4. Die zuständigen Feuerwehren und Rettungskräfte entlang der Pipeline weisen seit 2007 darauf hin, dass sie Verletzte aus dem CO-vergifteten Gebiet nicht retten können. Bayer vereinbarte mit der vorhergehenden Bezirksregierung in Düsseldorf lediglich einen Gefahrenabwehrplan, der sich einzig auf den Leitungsschaden, nicht aber auf die Rettung von betroffenen Menschen bezieht.

Der Bayer-Konzern hat zur Kenntnis genommen, dass ca. 170 Kinder- und Jugendärzte bzw. Kinder- und Jugendpsychiater auf die Gefahren und die unzureichenden medizinischen Rettungsmöglichkeiten bei einer CO-Vergiftung hinweisen.
Für ganz NRW gibt es ständig nur zwei Betten für die Rettung und medizinische Behandlung von CO-Vergifteten. Somit sind für den schlimmsten anzunehmenden Unfall mit Hunderten von Verletzten nur zwei Behandlungsplätze vorhanden.

5. Leider zieht Bayer aus all diesem Versagen bisher keine geschäftlich und gesellschaftlich verantwortlichen Schlüsse:
Dabei hat sich der ursprüngliche Überschuss von CO in Dormagen, als Grund für den Bau der CO-Pipeline angegeben, mittlerweile in eine Fehlmenge umgekehrt. Für die neue TDI-Anlage in Dormagen muss nun zusätzlich CO erzeugt werden.
Durch den Protest der Bürger schon in 2007 sah Bayer sich veranlasst, damals die CO-Fertigung in Uerdingen zu modernisieren und war dann im Aufschwung des Jahres 2010 in der Lage die Zusatzmengen Polycarbonat an den boomenden Markt zu bringen. Das hat auch die Dividende der Aktionäre verbessert.

6. Im Bayer-Konzern wird mittlerweile über eine anderweitige Nutzung der Pipeline nachgedacht, allerdings traut man sich offensichtlich noch immer nicht, sich von diesem finanziellen und
Image-Risiko Giftgas-Pipeline zu verabschieden.

Seien Sie sicher; in dieser Frage werden Sie so nur Negatives erreichen! Wir werden mit den 110.000 Unterstützern unserer Forderung weiter kämpfen und die neuen Verfahren werden das Risiko für Bayer immer weiter steigen lassen.

Die uns beauftragenden Aktionäre und auch wir von der Stopp-Bayer-CO-Pipeline Initiative haben nichts gegen Bayer, sondern wünschen uns Bayer als gesellschaftlich verantwortungsvoll agierendes erfolgreiches Chemieunternehmen.

Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!

[Gottfried Arnold] Hauptversammlung 2013

CBG Redaktion

Rede von Dr. Gottfried Arnold

Sehr geehrte Damen und Herren des Aufsichtsrates und des Vorstandes,
sehr geehrter Herr Dekkers, sehr geehrter Herr Wenning,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich habe hier 1 Schnapsglas und ein Weinglas mitgebracht als Symbol für die Gefährlichkeit von Kohlenmonoxid. Warum? Ich möchte als Kinderarzt einige Bemerkungen zur Bayer-Pipeline für hochgiftiges Kohlenmonoxid von Dormagen nach Krefeld machen. Wenn ein gesunder Mensch 30 ml, die Menge eines Schnapsglases, an reinem Kohlenmonoxid einatmet, wird er bewusstlos und damit fluchtunfähig; 130 ml töten einen Menschen. Zum Vergleich ein mittlerer Atemzug eines Erwachsenen beträgt 500 ml. Dieses Gift soll hochrein durch diese Leitung gehen: 1 ATEMZUG KANN also TÖTEN!

Danke, Herr Wenning, dass Sie schon früh die Landtagsabgeordneten darauf hingewiesen haben, dass CO giftig ist. Herzlichen Glückwunsch an Sie und an den Bayermitarbeiter Karl Kress, der sich als CDU-Abgeordneter im Landtag mit soviel positiver Energie eingesetzt hat. Dadurch ging das Pipeline-Gesetz OHNE JEDE DISKUSSION und OHNE EINE GEGENSTIMME durch den Landtag von NRW.

Alles wäre ja so schön gewesen, wenn da nicht die wachsamen Bürger und Bürgerinitiativen wären. In nur 6 Wochen haben sich im Jahr 2012 mehr als 24.000 Bürger gegen Ihr Projekt ausgesprochen und zwar mit der gleichen Einstimmigkeit: Landrat und Bürgermeister, die Feuerwehren und die lokalen Politiker – alle leisten anhaltend Widerstand gegen Ihr Pipeline-Projekt. Außerdem haben sich mehr als 450 Ärzte gegen die Kohlenmonoxid-Pipeline ausgesprochen, weil sie das toxikologische Risiko als extrem hoch und die Behandlungsmöglichkeiten als extrem gering einschätzen. Ob das Ihre Aktionäre gut finden, wenn Sie die Multiplikatoren Ihrer Pharma-Produkte in eine zunehmende kritischere Position bringen? In der Pipeline-Region sind Ihre Produkte inzwischen bei vielen Menschen unerwünscht!

Dieses Projekt ist ja auch für Sie nervend, Herr Dekkers, es zieht sich in die Länge mit der vernichtenden Negativ-Reklame. Dann gab es auch noch einen Insider, einen Whistleblower, der Ihre Schandtaten publik gemacht hat. Am 24.2.10 musste Ihr Dr. Hinderer im Landtag in aller Öffentlichkeit zugeben, den Landtag belogen zu haben. Sie haben bewusst die Prüfung auf Kampfmittel im Bereich der Trasse unterlassen. Damit gefährden Sie einerseits die Menschen vom Kampfmittelräumdienst und die Pipeline-Bauarbeiter, andererseits die Bevölkerung an der Pipeline. Besonders die Duisburger Schwerindustrie wurde im 2. Weltkrieg heftig bombardiert. Allein in der Nähe der Duisburger Trasse sind bisher 5 Bomben gefunden worden, zum Teil mit tückischen Säurezündern. Dieses Verhalten steht in krassem Gegensatz zu Ihren Beteuerungen, sie täten alles für die Sicherheit der Bevölkerung.

Besser sieht es mit Ihrem Leckerkennungssystem LEOS auch nicht aus. Ich zeige hier noch mal das Schnapsglas (30ml) für die eingeatmete Kohlenmonoxid-Menge, die bewusstlos und fluchtunfähig macht und das Weinglas (130 ml) als Symbol für Tod. Ihr Leckwarnsystem schlägt günstigstenfalls Alarm, wenn mehr als 100 l CO/Std aus der Leitung verloren gehen. Wenn dieses System aber gerade beim Messen ist, dann können Sie nur ein Leck wahrnehmen, bei dem mehr als 60 m³/Std austreten. Nochmal, dann können 60.000 l Kohlenmonoxid/Std unbemerkt entweichen, wo doch 0.13 l schon töten. Finden Sie das nicht auch kriminell?

Wenn die Leckerkennung so grottenschlecht ist, macht es auch nichts mehr aus, wenn die Leitung und der Leckerkennungsschlauch teilweise in ton- und lehmhaltige Erde gelegt worden sind. Lehm und Ton ? Haben Sie das nicht auch zum Abdichten Ihrer Deponie an der Dhünn benutzt? Richtig, deshalb wird ein Leck vielleicht erst auffallen, wenn das ausgetretene Gas Tausende Opfer gefordert hat.

Folgerichtig hat auch die Bezirksregierung Ihrem AllgemeinenGefahren-AbwehrPlan (AGAP) nach all den Jahren immer noch nicht zugestimmt. Schließlich dürfen die Feuerwehren ihr Personal aus Gründen des Selbstschutzes nicht in die Hölle einer CO-Wolke unbekannter Größe schicken.

Und jetzt zum Schluß kommt der Clou. Der Grund für die CO-Pipeline ist entfallen: Sie wollten für die neue TDI-Anlage in Dormagen den CO-Reformer bauen, den die Bürgerinitiativen Ihnen schon lange empfohlen hatten. Überholt ist zwischenzeitlich auch dieser Plan, da sie jetzt die subventionierten Polycarbonat-Produktion aus CO2 betreiben wollen. Damit brauchen Sie gar kein CO mehr für die Kunststoff-Produktion. Fassen Sie sich ein Herz, Herr Dekkers, und beenden Sie dieses menschenverachtende CO-Pipeline-Projekt, bevor es die Gerichte tun.
Dieses Projekt lassen wir in NRW uns nicht gefallen!
„Zum Wohl“ !

[HV-Reden] Redebeiträge HV 2017

CBG Redaktion

Kritische Redebeiträge in der Hauptversammlung der BAYER AG am 28. April 2017:

=> Markus Arbenz (IFOAM):
MONSANTO-Übernahme und Nachhaltigkeit

=> Gottfried Arnold (Kinderarzt):
Hormon-ähnliche Chemikalien/Kohlenmonoxid-Pipeline

=> Adrian Bepp (Friends of the Earth):
Monsanto

=> Peter Clausing (Pestizid Aktions-Netzwerk):
Monsanto

=> Dieter Donner (Pressekoordinator der Stopp-Bayer-CO-Pipeline-Initiativen):
CO-Pipeline

=> Thomas Gabel (Robin Blood):
HIV durch Blutprodukte

=> Verena Glass (brasilianische Kampagne gegen Agrar-Gifte):
Pestizid-Gefahren

=> Anton Hofreiter (Bündnis 90/Die Grünen):
Monsanto

=> Dr. Beate Kirk (Apothekerin): Mirena

=> Christoph Koch (Deutscher Berufs- und Erwerbsimkerbund):
Bienensterben

=> René Lehnherr (MONSANTO-Tribunal):
Die Folgen des Tribunal-Votums für BAYER

=> Jan Pehrke (CBG):
MONSANTO-Übernahme

=> Christian Russau (Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre):
Doppelte Standards in Brasilien

=> Sarah Schneider (MISEREOR):
Monsanto/Doppelte Pestizid-Standards

=> Annette Seehaus-Arnold (Kreisverband Imker Rhön-Grabfeld):
Bienensterben

=> Michael Slaby (Mellifera):
Monsanto/Bienensterben

=> Susanne Smolka (Pestizid Aktions-Netzwerk):
Pestizide und hormon-ähnliche Substanzen

[Dieter Donner] Hauptversammlung 2013

CBG Redaktion

Verehrte Aktionärinnen und Aktionäre,
Guten Tag Herr Wenning und die weiteren AR-Mitglieder und danke für die Einladung,
Guten Tag auch an Sie Herr Dr. Dekkers und weitere anwesende Vorstände,

Die Hauptversammlung ist der Tag der Berichte und der Rechenschaft gegenüber den Aktionären und deshalb hat auch dieses Jahr wieder eine Bayer langjährig verbundene, treue Aktionärsfamilie mich gebeten, hier zu Ihnen zu sprechen, was ich auch gerne tue.

Dazu muss ich zunächst mein Erstaunen darüber ausdrücken, dass Sie Herr Dekkers und Ihre Vorstandskollegen sich in ihren schriftlichen Berichten zu dem langandauernden Problemfall CO-Pipeline mit Informationen so auffällig zurückhalten. Sie sollten es aber als Ihre Pflicht Ihren Aktionären gegenüber betrachten, über Risiken für deren Kapitalanlage zu informieren, diese offenzulegen
statt zu verstecken; Und auch zu sagen, wo Sie deren Geld weiter verbuddeln wollen.

Bayer oder besser BMS hat doch im Jahr 2012 einen umfangreichen Planänderungsantrag zur CO-Pipeline nachgereicht. Die dort angekündigten „Nacharbeiten“ sollen Bayer weitere Millionen kosten und das dürfte den Aktionären gar nicht schmecken. Im letzten Jahr haben mehr als 24.000 Menschen
- weit mehr Menschen als BayerMaterialScience weltweit überhaupt beschäftigt -Einwendungen dagegen bei der Bezirksregierung Düsseldorf eingereicht. Diese Einwendungen sollen im November diesen Jahres in der GRUGA-Halle diskutiert und verhandelt werden und Bayer wird das ebenso wie die Bearbeitung der Einwände zu bezahlen haben, wie die Bezirksregierung verlauten ließ.
Dazu habe ich in Ihrem Geschäftsbericht nichts entnehmen können, Seltsam!

Ihre im Frühjahr 2007 begonnene Pipeline rottet im rheinischen Boden also seit Jahren vor sich hin und Bayer steht noch in diesem Jahr ein sehr schwieriger Prozeß beim Oberverwaltungsgericht in Münster bevor. Die Richter dort haben bereits im Jahr 2007 mächtige Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Verfahrens geäußert. weit mehr noch, als das Verwaltungsgericht Düsseldorf, das im Mai 2011 das Verfahren früher als geplant beendete und zu dem Urteil „rechtswidrig und nicht vollziehbar“ aber auch „nachbesserbar“ kam und zur Berufung freigab. Seltsam , dass Sie Herr Dr. Dekkers und wohl auch Ihre Kollegen zu diesen „rechtlichen Risiken“ keine Silbe für nötig halten. Machen sie das, weil sie dazu keine unternehmerische Entscheidung treffen wollen oder möchte der neue Aufsichtratsvorsitzende und ehemalige Verantwortliche für das Desaster Herr Wenning das nicht mehr hören ?

Als drittes Problem möchte ich erwähnen, dass gerade in jüngster Zeit die Bomben-Gefahr wieder virulent geworden ist. So wurde in Duisburg nur 80 Meter neben der CO-Pipeline eine weitere Bombe mit dem hochriskanten, weil unberechenbaren Säurezünder ausgemacht. Bei dem Bombenproblem hat Bayer als Auftraggeber zugesehen, wie die Baufirma Wingas massiv gegen Vorschriften verstoßen und sogar Aufsichtbehörde und Landesregierung belogen hat.
So kann niemand mit Gewissheit sagen, was dort und anderswo nahe oder sogar unter der CO-Pipeline noch an Risiken schlummert. Denn die Trasse wurde niemals ordentlich auf Bomben untersucht.

Das ist für Bayer als Pharma und Life-Science-Unternehmen ein böses Glaubwürdigkeitsloch und droht ein Imagedesaster zu werden?

Das Manager Magazin berichtete jüngst über eine Befragung von 30.000 Studenten in Deutschland. Danach haben speziell bei Absolventen der Wirtschaftswissen-schaften Arbeitgeber aus Süddeutschland einen deutlich besseren Ruf als NRW-Unternehmen. Und auch Bayer gehört leider zu den NRW-Konzernen, die bei vielen Studenten eher unbeliebt sind; Bayer liegt danach erst auf dem 48.Rang! Eine ziemliche Bürde, die Sie sich aufgeladen haben, angesichts des immer schärferen zukunftigen Wettbewerbs um „die besten Köpfe“. Da ist wohl noch Einiges aufzuarbeiten und möge Ihnen das gelingen!

Gelingen wird das aber nur, wenn Bayer es schafft, offen und ehrlich zu informieren.
Sie als Aktionäre haben Anspruch auf klare und vollständige Information. Sie sollten den Vorstand aufforden, von „Toten Pferden wie dem CO-Pipeline-Projekt“ möglichst schnell abzusteigen und dies zu beenden, um weitere Risiken und weitere Geldausgaben und größeren Imageschaden zu vermeiden!

Vor dem seit nunmehr sechs Jahren andauernden Bürgerproteste entlang der Pipelinetrasse scheinen die Verantwortlichen sich hierzu in ein Schweigegelübde flüchten zu wollen. Leider machen sie noch nicht das, was Manager eigentlich tun sollen; nämlich Probleme zu bereinigen und sich nicht von Ihnen gefangen halten lassen.

Mehr als 110 000 Bürgerinnen und Bürger haben sich mit ihrer Unterschrift gegen die Pipeline ausgesprochen. In den Trassenkommunen mit ihren 1,5 Millionen Einwohnern hat sich die Lokalpolitik eindeutig gegen dieses Projekt ausgesprochen und Bayer wird sich weiter mit mehr als 40 Klagen herumschlagen müssen.

Machen Sie das den Verantwortlichen mit einem Beifall jetzt und später bei Ihrer Stimmabgabe deutlich: Änderung und Konsequenz ist Fortschritt und Festhalten an Verlorenem bedeutet Stillstand - Also schicken Sie die CO-Pipeline in die Wüste! Ich Danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit und gerne von Ihnen Minheer Dekkers mit:
Tot ziens! und auf ein hoffentlich weiter erfolgreiches Unternehmen Bayer!

[Arnold] Redebeiträge HV 2017

CBG Redaktion

Gottfried Arnold (Kinderarzt) Hormon-ähnliche Chemikalien/Kohlenmonoxid-Pipeline

Sehr geehrter Herr Baumann,
sehr geehrter Herr Wenning,
sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

mein Name ist Gottfried Arnold und ich spreche zu Ihnen als Kinderarzt und möchte den Aktionären meinen medizinischen Blick auf 2 Problembereiche erklären:

1. Bayers und Monsantos Probleme mit Hormonen und hormonaktiven Chemikalien:

Die zunehmende Anwendung von Plastikmaterialien und Unkrautvernichtern in den letzten 20 bis 30 Jahren haben dazu geführt, dass Fremdhormone wie Glyphosat und Bisphenol A in unserem Urin, im Blut, in der Muttermilch und im Nabelschnurblut angekommen sind. Sie haben sich addiert zu unserer „Erblast“ aus den langlebigen Fremdhormonen wie Dioxinen, Polychlorierten Biphenylen (PCBs) und DDT.

Schon im Mutterleib konkurrieren die Bayer-Monsanto-Fremdhormone Glyphosat und Bisphenol A mit ihrer östrogenartigen Wirkung mit den Hormonen, die die normale Organentwicklung des Embryos steuern. Stellen Sie sich einen werdenden Jungen in einem Schwangerschaftsalter von ca 8 Wochen vor: er ist wenige Gramm schwer und ca 3 cm lang. Jetzt schon beginnen seine eigenen winzigen Hoden die Menge von männlichem Geschlechtshormon zu bilden (1) , die nötig ist, um aus der anfänglichen Anlage für beide Geschlechter seine männliche auszubilden.

Bringen die östrogenartig wirkenden Fremdhormone in dieser frühen Phase dieses System aus dem Gleichgewicht, kann es einerseits zu Fehlbildungen der Geschlechtsorgane wie z.B. Hodenhochstand oder Fehlmündung der Harnröhre (2) kommen. Andererseits kann sich statt eines männlichen ein weibliches Gehirn entwickeln mit der Folge der Störung der sexuellen Identität. Bei einem werdenden Mädchen können dieselben östrogenartigen Fremdhormone einen negativen Einfluss auf die Brustkrebsentwicklung (3) im späteren Leben haben. Forschern ist es gelungen, mit ganz geringen Glyphosatmengen in der Größenordnung, wie sie in der Muttermilch vorkommen, das Wachstum von hormonabhängigen Brustkrebszellen (4) zu verstärken.

Insgesamt sind Fremdhormone wesentlich mitverantwortlich für den Anstieg von hormonabhängigen Krebsarten wie Brust-, Prostata-, Eierstock- und Hodenkrebs in den letzten Jahrzehnten.

Auch mit Hormonen selber hat Bayer ein Riesenproblem durch die Übernahme der Fa. Schering. In England wird der Duogynon-Skandal als einer der größten Pharma-Skandale angesehen. In den 1960er und 70er Jahren wurde Frauen ein hormoneller Schwangerschaftstest DUOGYNON angeboten. Ohne jedes Verständnis für die gerade geschilderten Zusammenhänge in der Embryonalentwicklung wurden Frauen in der Frühschwangerschaft Hormone verkauft, nur um festzustellen, ob sie schwanger wären. Ohne vorherige Testung an Tieren wurde eine „Hormonbombe“ eingesetzt, die 3 – 6 Mal soviel Hormon wie die Abtreibungspille oder mehr 30 Mal soviel wie manche Antibabypillen enthielt. Seit ca. 1967 wurden vermehrt Fehlbildungen bei Neugeborenen in Form des sog. „Offenen Rücken“ (5) mit angeborener Querschnittslähmung nach dem Schering-Präparat beobachtet, dann auch stark verkürzte Extremitäten, Lippen-Kiefer-Gaumenspalten (6) , Blasen- und Nierenfehlbildungen wie z.B. eine nach außen gestülpte Harnblase (7).

Jetzt erst entdeckte Schering Fehlbildungen in nachträglich durchgeführten Tierversuchen, 5 Mal häufiger als ohne die Hormongaben. Das wurde geheim gehalten und die Hormone weiter verkauft in England und Deutschland!

An der Fa. Bayer hängt jetzt auch noch die Aufarbeitung dieser unrühmlichen Medizin-Geschichte, um die sich jetzt in England auch ein Parlamentsausschuss kümmert und die 7000 Dokumente aus dem Landesarchiv Berlin auszuwerten begonnen hat.

Dazu meine Fragen:

1. Wann entschuldigen Sie sich bei den Duogynon-Opfern?

2. Wie sieht Ihre Vorstellung von Verantwortung und Gerechtigkeit hier aus?

Damit sind wir am Punkt 2, der Kohlenmonoxid-Pipeline zwischen Dormagen und Leverkusen, die bereits seit 2002 Leib und Leben der Anwohner im Kölner Norden bedroht. Als Sie die andere, nicht betriebene CO-Pipeline nach Krefeld planten und bauten, haben Sie uns als Bürgerinitiative bedeutungsvoll mitgeteilt, sie hätten Erfahrung mit der Durchleitung eines hochgiftigen und nicht wahrnehmbaren Gases, das sonst praktisch nirgendwo transportiert wird, sondern nur dort synthetisiert wird, wo es für die Produktion von Kunststoff auch direkt verbraucht wird.

Wissen die Aktionäre, welches Hochrisiko-Projekt Sie betreiben mit einer Giftgas-Pipeline, die eine so schlechte Leckerkennung hat, dass Hunderte oder Tausende verletzt oder getötet sein könnten, bevor der erste Alarm in der Bayer-Sicherheitszentrale ausgelöst werden kann: nach Aussagen der Kölner Bezirksregierung sind das eventuell über 100 m³, also mehr als 100.000 Liter CO, wobei bereits 100 ml (das entspricht einem Weinglas) einen Erwachsenen töten können.

Meine Fragen zum Schluss:

1. Wollen Sie Ihre Gewinne durch einen Pipeline-Unfall dieser Größenordnung zunichte machen?

2. Wie empfinden Sie das Urteil des Kölner Verwaltungsgerichtes mit dem Hinweis, dass „die Gefährlichkeit einer Kohlenmonoxidvergiftung für den Menschen außer Frage stehe“, aber der klagende Anwohner mehr als 4 km entfernt von der Pipeline wohne und daher für ihn keine Klagemöglichkeit bestehe?

3. Ich bitte Sie, Herrn Baumann und Herrn Wenning, hier und heute öffentlich zu erklären, ob Sie persönlich bei einem CO-Unfall finanziell und moralisch dafür haften wollen?

(1) Www.embryoloy.ch
(2) Fernándeza M et al., Bisphenol A and other phenols in human placenta from children with cryptorchidism
or hypospadias. Reprod Toxicol., 2016, 59:, 89-95. DOI: 10.1016/j.reprotox.2015.11.002
(3) Soto, A et al., Does breast cancer start in the womb? Basic Clin Pharmacol Toxicol. 2008, 102, 125-33.
http:onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/j.1742-7843.2007.00165.x/pdf
(4) Thongprakaisang,S et al., Glyphosate induces human breast cancer cells growth via estrogen receptors. Food Chem Toxicol 2013, 59, 129–136. www.elsevier.com/locate/foodchemtox Doi: 10.1016/j.fct.2013.05.057
(5) Gal I et al., Hormonal Pregnancy Tests and Human Malformations. Nature, 1967, 216, 83
(6) Greenberg G, Inman H W et al., Maternal drug histories and congenital abnormalities.
Br Med J., 1977, 6091, 853–856. https:
www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1631672/
(7) http://www.diss.fu-berlin.de/diss/receive/FUDISS_thesis_000000095015 Odds Ratio für eine Blasenexstrophie nach DUOGYNON ca. 44 d. h. die Chance nach Anwendung des hormonellen Schwangerschaftstests eine „offene Blase“ zu bekommen, ist 44 Mal höher als ohne diese Hormone in der Frühschwangerschaft

[Axel] BAYER Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Meine Damen und Herren, guten Tag,

mein Name ist Axel Köhler-Schnura. Ich bin im Vorstand der Coordination gegen BAYER-Gefahren und Gründungsmitglied des Dachverbandes der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und spreche für mich selbst und weitere 49 AktionärInnen.
Zunächst eine Ergänzung des nicht gerade kurzweiligen Berichts von Herrn Wenning. Herr Wenning hat ein für den Konzern höchst bedeutsames Jubiläum weggelassen, den 30. Geburtstag des internationalen Selbsthilfe-Netzwerkes der Coordination gegen BAYER-Gefahren. Natürlich sind wir mit unseren 30 Jahren gemessen an den 145 Jahren von BAYER nur ein Junior. Aber was für einer! Immerhin hat es der Konzern uns zu verdanken, dass seit 30 Jahren kontinuierlich der Finger in die Profit-Wunde gelegt wird. Und vor allem es ist uns zu verdanken, dass Sie, meine Damen und Herren AktionärInnen, und auch die breite Öffentlichkeit regelmäßig von Verbrechen und Skandalen erfährt, die dieser Konzern im Namen des Profits begeht, die vorher niemals über die Grenzen der Vorstandsbüros hinausgekommen sind. Und das trotz aller Anstrengungen der verschiedenen Vorstandsvorsitzenden, unsere Wahrheiten zu unterbinden und zu unterdrücken.
Und was haben die Herren nicht alles versucht! Verleumdung, Diffamierung, Bespitzelung, Kriminalisierung. Ich errinnere mich da beispielsweise an die BAYER-Initiative „Malocher gegen Schmarotzer“. Ich glaube das war Herrn Strengers Idee, Vorstandsvorsitzender von 1984 bis 1992. Er wollte uns als „Schmarotzer“ diffamieren, hat dafür Dutzende von Werkschützern als „aufrechte Proleten“ verkleidet und diese vor den Toren der Hauptversammlung postiert. Gedacht war, dass Sie, die AktionärInnen, mit diesen „Malochern“ gegen uns Front machen. Doch der Schuss ging nach hinten los. Die BAYER-Regie hat nicht vorhergesehen, dass Sie, meine Damen und Herren AktionärInnen, sich damals - Mitte der 80er Jahre - von dem Begriff „Schmarotzer“ beleidigt fühlten und mit Ihren Regenschirmen und Spazierstöcken empört auf die falschen BAYER-Proleten losgegangen sind.
Nun, was aber machte Herr Strenger? Er setzte noch eins drauf und ließ im darauffolgenden Jahr massenhaft DKP-Fahnen nähen und stellte seine Werkschützer mit diesen Fahnen vor die Hauptversammlung, um damit die Angst vor einer - ich zitiere - „revolutionären Übernahme des Konzerns durch rote Kohorten“ zu schüren. Nun, auch das haben Sie, meine Damen und Herren AktionärInnen, souverän gemeistert und ganz Deutschland hatte herzhaft etwas zu lachen über die BAYER-Werkschutz-Kommunisten.
Doch Spaß beiseite!
Herr Wenning, meine Damen und Herren AktionärInnen,
alles was aus den letzten 30 Jahren gelernt werden kann, ist, dass dieser Konzern mit seiner Profitgier, mit seinen Gefahren für Mensch und Umwelt gemeingefährlich ist und auf den Müllhaufen der Geschichte gehört.
Der Vorstand behauptet, wir Kritischen Aktionäre würden - ich zitiere - „immer wieder das Gleiche“ erzählen. Doch auch das ist nur ein hilfloser Versuch, sich aus der Schusslinie zu stehlen. Es stimmt, wir berichten immer wieder über Gentechnik, Pestizide, Pharmazeutike, Arbeitsplatzvernichtung etc. Aber nicht immer wieder das Gleiche, sondern immer wieder neue und aktuelle Entwicklungen und Vorfälle.
Dabei können wir hier an den Mikrofonen im Rahmen der beschränkten Redezeit gar nicht alles erzählen, was in einem Geschäftsjahr bei BAYER so passiert. Wir können hier stets nur einige Beispiele und Updates bringen.
Zum Beispiel hinsichtlich der inzwischen unübersehbar drohenden Klima-Katastrophe.
Meine Damen und Herren,
wie oft haben wir hier von diesem Mikrofon aus die Verantwortung dieses Konzerns für die Klimaprobleme detailliert dargelegt? Und wie oft wurde vom verantwortlichen Management nichtssagend oder gar verlogen geantwortet? Auch heute wieder ist es irreführend, wenn Herr Wenning auf klimakritische Fragen stereotyp auf die „Best in Class“-Auszeichnung verweist. Wenn BAYER in einer Klasse von verantwortungslosen Ignoranten sitzt, die angsichts der Dramatik der Lage allesamt versagen, ist es leicht „Best of Class“ zu sein. Nur: Das Klima wird dadurch nicht gerettet. Im Gegenteil, BAYER und die gesamte Industrie treiben das Klima immer weiter in die Katastrophe. Wie profitgierig muss man eigentlich sein, meine Damen und Herren, um derart rücksichtslos den gesamten Planeten und die gesamte Menschheit auf’s Spiel zu setzen?
Ein anderer immer wieder wiederholter Vorwurf uns gegenüber ist, unsere Informationen seien alle „haltlos und ohne Substanz“. Wenn dem tatsächlich so wäre, dann frage ich Sie, Herr Wening, weshalb haben Sie heimlich, still und leise im offiziellen Klima-Bericht des Konzerns genau die Falschaussagen ausmerzen haben lassen, die wir Kritiker aufgedeckt haben?
Meine Damen und Herren,
es sind nicht wir, die Unwahrheiten verbreiten. Es ist der Konzern, der verdreht, unterschlägt und wahrheitswidrig berichtet, wo immer es geht. Da können rund um den Erdball ganze Heerscharen ein Lied davon singen.
Dazu vielleicht noch eine topaktuelle Frage an den Vorstand und auch Sie alle hier im Saal:
Angenommen, es gäbe in fünf CDU-regierten Städten, darunter einer Landeshauptstadt, einstimmige Beschlüsse der Stadträte über alle Parteigrenzen hinweg, von CDU bis hin zur Linkspartei, dass ein bestimmtes Vorhaben gestoppt werden soll, sollte dann dieses Projekt zurückgenommen werden oder nicht?
Kämen zu diesen Beschlüssen 80.000 Unterschriften aus der Bevölkerung hinzu, sollte nicht spätestens dann das Projekt gestoppt werden?
Würden über 8 Monate hinweg Woche für Woche in großen und kleinen Aktionen, Demonstrationen, Veranstaltungen und Kundgebungen landauf-landab gegen das Projekt protestiert, müsste dann nicht Schluss sein?
Würde ein Oberverwaltungsgericht den Betrieb des Projektes in mehreren Entscheidungen gerichtlich untersagen, sollte nicht spätestens dann das Vorhaben abgeblasen werden?
Wären in nur 8 Monaten im Internet nicht weniger als 710.000 kritische Meldungen zu diesem Projekt aufrufbar, müsste dann nicht eingelenkt werden?
Würden bei Polizei, Feuerwehr und Ärzteschaft Fachleute mit wirklich eindrucksvollen Argumenten das Risiko des Projektes als nicht mehr handhabbar einstufen, sollte dann nicht Schluss sein?
Würden namhafte Fachgutachten und Verfassungsklagen die Verfassungswidrigkeit des Projektes in Frage stellen, sollte dann nicht das Projekt eingestellt werden?
Würden in öffentlichen Vorführungen die gelobte Sicherheit des Projektes an Original-Werkstücken im Detail widerlegt, müsste nicht dann nicht ein Ende gemacht werden?
Würde der Eintritt einer Großkatastrophe an einem ähnlichen Projekt des gleichen Projektbetreibers die Verlogenheit der Sicherheitsbehauptungen zeigen, wäre dann nicht endgültig das „Aus“ zu verkünden?
Was meinen Sie, meine Damen und Herren?
Nun, BAYER jedenfalls ist folgender Meinung. Ich zitiere aus dem Bericht von Herrn Wenning heute morgen: „Ich will hier noch einmal betonen, das wir von der Notwendigkeit und Sicherheit der CO-Pipeline überzeugt sind.“ – So einfach ist das für den Konzern. Aus! Basta! Der Konzern setzt sich rücksichtslos über die genannten massenhaften Proteste gegen seine CO-Giftgasleitung hinweg. Das BAYER-Management zeigt sich unbeeindruckt von den Beschlüssen der linksrheinischen Städte inklusive der Landeshauptstadt Düsseldorf. Der BAYER-Konzern setzt sich über die Beschlüsse des Oberverwaltungsgerichts in Münster hinweg und ignoriert die Verfassungsklagen. Stattdessen werden die 80.000 Unterschriften, die Demonstrationen und Aktionen zu „Zielobjekten“ des Werkschutzes und der konzerneigenen Gegenpropaganda. BAYER verweigert beharrlich die Zurkenntnisnahme der sach- und fachkundigen Kritik an den Sicherheitsfragen.
Meine Damen und Herren, Sie haben es in den Ausführungen von Herrn Wenning gehört: Statt einzulenken, droht der Konzern. Es müsse gelernt werden, dass solche Proteste „nachteilig für die Wirtschaft“ seien und die Politik gefälligst „Investitionssicherheit“ herzustellen habe.
Bei all dem verschweigt Herr Wenning übrigens, dass es eine von BAYER gebaute Pipeline war, die vor wenigen Wochen in Dormagen in Flammen aufging und den linken Niederrhein und die Millionenstadt Köln in Angst und Schrecken versetzte und für Tausende derzeit noch nicht geklärte mögliche gesundheitliche nachteilige Folgen auslöste.
Langer Rede kurzer Sinn: BAYER baut rücksichtslos eine für Hunderttausende hochgefährliche Pipeline für tödliches CO-Gas. Gegen alle Vernunft und allen Widerstand.
Allerdings, das möchte ich nicht verschweigen, mit Hilfe von auf die eine oder andere Art gewilligten Politikern in der Landesregierung und von Abgeordneten, die - wen wundert es noch - einen BAYER-Angestellten-Vertrag in der Tasche haben.
Und noch etwas sehr Entscheidendes, meine Damen und Herren. Diese Pipeline dereguliert die Sicherheit. Was bisher strengen Auflagen und Sicherheitsvorkehrungen unterlag, was im wohldurchdachten Betriebsgelände von hochspezialisierten und gut geschulten Sicherheitskräften abgewickelt wurde, soll nun in die freie Landschaft verlagert werden. War die Lagerung eines Gefahrstoffes wie CO bisher untersagt, so wird in der Pipeline nun im großen Stil gelagert. Mit dieser Pipeline soll Tür und Tor geöffnet werden für weitere Leitungen mit ebenso gefährlichen Stoffen. Das bisher schon viel zu große Risiko der Chemie-Produktion wird sozusagen flächendeckend.
Allerdings mit einem Unterschied: Die Katastrophenbekämpfung und Regulierung im Schadensfall wird auf die Schultern einer völlig machtlosen kommunalen Feuerwehr und Polizei „ausgelagert“, BAYER stiehlt sich geschickt aus der Verantwortung und den Kosten. Ich frage Sie, meine Herren im Vorstand: Wann kehren Sie auf den Boden der Demokratie zurück und stellen Sie das Projekt der CO-Pipeline ein? Diese Pipeline muss gestoppt werden.
Meine Damen und Herren,
nun zu unseren Anträgen, zunächst zum Gewinnantrag:
Wir beantragen die Kürzung der Dividende auf 0,10 Euro je Aktie. Die frei werdenden Gewinn-Milliarden sollen verwendet werden
- für Erhalt und Schaffung sicherer Arbeitsplätze und für die Zahlung sozial gerechter Löhne;
- für einen Fonds zum angemessenen Ausgleich von Schäden, die infolge der Geschäftstätigkeit an Mensch und Umwelt eingetreten sind;
- für den umfassenden ökologischen und sozialen Umbau des Konzerns ohne doppelte Standards.
- und schließlich für die Zahlung von Wiedergutmachungen für die Verbrechen von BAYER und des von BAYER mitbetriebenen IG FARBEN-Zusammenschlusses an die Opfer bzw. deren Angehörige und Nachkommen.
Es sei wie jedes Jahr angemerkt, daß wir durchaus auch den völligen Verzicht auf jede Dividendenausschüttung im Sinne der erläuterten Sozial-, Menschenrechts- und Ökologie-Leistungen beantragen würden, wäre dies für uns AktionärInnen überhaupt möglich.
Meine Damen und Herren,
wir stellen weiterhin die Anträge, den Vorstand nicht zu entlasten und auch dem Aufsichtsrat die Entlastung zu verweigern. Wir begründen diese Nicht-Entlastungen damit, dass beide Gremien ihrer Verantwortung im dargelegten Sinne in keinster Weise gerecht wurden. In verschiedenen Redebeiträgen wurde dies heute bereits belegt und auch nach mir wird sicher noch das eine oder andere Beispiel folgen.
Meine Damen und Herren Kleinaktionäre und Kleinaktionärinnen,
seit Jahren zeigen Sie sehr zum Ärger der Großaktionäre, Vorstände und Aufsichtsräte, was Sie von Ihnen halten. Bis zu 3 Mio. Aktien, hinter denen bis zu mehreren Tausend AktionärInnen stehen, stimmen regelmäßig mit uns gegen die Anträge des Vorstands. Entsprechend bitte ich Sie auch heute wieder, stimmen Sie mit „NEIN“. Stärken Sie mit ihren Aktien das wichtige Signal für soziale Sicherung, Umweltschutz und Menschenrechte. Stimmen Sie bei allen Tagesordnungspunkten mit NEIN!
Meine Damen und Herren,
es fällt immer wieder auf, dass viele AktionärInnen zwar mit uns gegen die Entlastungen stimmen, dies aber bei dem Gewinnantrag in deutlich geringerem Umfang tun. Ich möchte Sie ausdrücklich ermuntern, auch bei den Gewinnen ein deutliches Signal für die dringend gebotene Umverteilung der Gewinne im Sinne unseres Gegenantrages zu setzen. Natürlich ist uns klar, dass die Großaktionäre und Banken mit ihren Multi-Millionen-Paketen in ihrer Profitgier nicht mit uns stimmen werden; aber Sie, die KleinaktionärInnen sind nur ihrem Gewissen verpflichtet, stimmen Sie mit „Nein“.
Sollten Sie die HV vorzeitig verlassen, aber dennoch mit uns stimmen wollen, so lassen Sie Ihre Aktien nicht von BAYER unten am Ausgang vertreten, sondern von uns. Sie finden uns hier vorne, von Ihnen aus gesehen links.
Vielen Dank.

[Donner] Hauptversammlung 2017

CBG Redaktion

Dieter Donner (Pressekoordinator der Stopp-Bayer-CO-Pipeline-Initiativen)

Guten Tag an Sie, Herr Wenning und Herr Baumann als Vorsitzende von Aufsichtsrat und Vorstand und danke für die Einladung!
Auch Ihnen, liebe Aktionäre wünsche ich einen guten Tag.

Mein Name ist Dieter Donner, und ich habe als Pressekoordinator der Stopp-Bayer-CO-Pipeline-Initiativen und auch als Vorstand der BUND-Regionalgruppe Düsseldorf vielfach mit Bayer und den Töchtern zu tun.

Für den heutigen Tag der Aktionäre hat mich wieder eine langjährig treue Aktionärsfamilie gebeten und beauftragt, hier zu Ihnen neben der CO-Pipeline auch die Merkwürdigkeiten zum Börsengang von Covestro anzusprechen. Leider mussten Sie heute auf unseren Info-Flyer für Aktionäre mit Herz und Verstand wegen der wenig „publikums-freundlichen“ Zugangsituation verzichten.

Seit 2008 darf ich Ihnen hier die Sicht der Anwohner in der nunmehr zehnjährigen Auseinandersetzung um die CO-Pipeline aufzeigen. Dabei haben wir als Bürgerinitiative immer darauf geachtet, sachlich die Unsäglichkeit und Unnötigkeit dieser CO-Pipeline vorzustellen.
Mittlerweile wird die früher immer betonte „Alternativlosigkeit“ dieses Vorhabens auch von den Bayer-Leuten und den beauftragten Anwälten noch nicht einmal mehr halbherzig vertreten.

Dem im letzten Jahr vorgestellten Katastrophen-Musical der Musikschule Monheim könnte schon bald ein Gerichts-Theaterstück folgen. Dann als die Anwälte der Bayer-Tochter Covestro Ende 2016 eine 85-jährige Eigentümerin vor ein NRW-Amtsgericht gezerrt hatten, nur um eine zehn Jahre lang versäumte Grundbucheintragung zu erzwingen, kam in der Begründung eine interessante Interessenlage heraus. Der Auftraggeber wolle damit absichern, durch die Pipeline in Zukunft andere Medien durchleiten zu können! Das hat bestätigt, was wir schon länger aus den Reihen von Bayer/Covestro - Mitarbeitern und auch aus dem Management erfahren haben.

Dass aber sogar ein von den Anwälten verhandelter Kompromiss dann auf Anweisung der Firma vor Gericht abgelehnt werden musste, zeugt von fehlender Souveränität. Dass das dann gefällte Urteil dann noch zweimal umgeschrieben werden musste, machte das Verfahren endgültig zu einer äußerst seltsamen Posse!

Da kann es nicht verwundern, dass immer mehr - ältere und jüngere Menschen entlang der CO-Trasse - ihre Ärzte bitten, die Medikamentation auf Produkte eines anderen Unternehmens als Bayer umzustellen.

Es ist offensichtlich im Unternehmensverbund Bayer immer noch ungeklärt, wie Bayer diesen Mühlstein um den Hals los werden kann?
Seit längerem weiß man, und das zeigt sich auch deutlich an den positiven Zahlen des Kunststoffbereiches im Jahr 2016, dass es bessere Alternativen als den Giftgastransport durch Wohngebiete gibt; auch hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit und um das Gefahrenrisiko niedriger zu halten.

Wenn der Vorstand jetzt sagen möchte: Warum zeigt sich die Stopp-CO-Pipeline-Initiative überhaupt noch auf der Bayer-Aktionärsversammlung, wo Bayer dabei ist, sich der Kunststoffsparte zu entledigen und COvestro an die Börse gebracht hat.

Aber so einfach ist das Problem und sind wir auch nicht abzuschütteln. Die CO-Pipeline ist weiter eng mit dem Namen Bayer verbunden, wie man leicht mit dem Suchbegriff bei Google nachschauen kann. Und COvestro ist keineswegs aus der Bayer-Familie weg, sondern in dem hier vorgestellten Geschäftsbericht für 2016 noch voll integriert.

Der etwas nach einer Sturzgeburt aussehende Börsengang von COvestro kurz vor der Übernahme des Chefpostens durch Herrn Baumann und die danach sehr zügig verkündete Übernahme von Monsanto werfen auch aus Aktionärssicht einige Fragen auf. Bayer zeigt sich bei der Dividende an die Aktionäre zurückhaltend, wenn man diese mit den fast doppelt so hohen Raten z. B. der Rückversicherer vergleicht.

Dagegen hat sich Bayer bei der Ausgabe der ersten ca. 30 Prozent der COvestro-Aktien mit etwa 25 Euro pro Aktie sehr spendabel gegenüber den dort vor allem aktiven Investmentgesellschaften ( wie Blackrock etc. ) gezeigt.
Diese haben einen Milliarden-Reibach innerhalb kurzer Frist mit dem Kurs von nunmehr über 70 Euro gemacht. Interessant zu erfahren, welche Namen von Investmentgesellschaften sich unter diesen Investoren finden, die auch beteiligt sind an dem Monsanto - Übernahmedeal.
Wurden die „stillen Reserven“ der früheren BMS erst „gehoben“, als die Investoren gekauft hatten?
Gibt es dort Verbindungen und war der COvestro-Deal quasi eine Eintrittskarte in die Zusammenarbeit beim Mega-Deal Monsanto?

Der COvestro - Geschäftsbericht zeigte schon im vorigen Jahr eine gute Lage und es ist auch - weiter ohne CO-Pipeline-Betrieb - ein aktuell günstiges Bild zu verzeichnen.
Dazu können wir sogar in Anspruch nehmen, auch einen erheblichen Teil beigetragen zu haben. Denn immerhin haben wir gemeinsam mit den Klägern früher BMS und jetzt COvestro davon abhalten können, zusätzliche Kosten zu den Herstellungskosten des Rohstoffes CO in Form von unnötigen Transportkosten zu produzieren. Das war ja ein für Bayer „überraschendes“ Ergebnis des Gutachtens der Landesregierung aus dem Jahr 2014, worüber ich schon früher berichtet habe.
Das Ergebnis von COvestro hat sich günstig entwickelt mit einem weiter kräftigen Anstieg bei Polycarbonat im EBITDA und der höchsten Rendite. Dies ist den weiter niedrigen Rohstoffpreisen z. B. auch des in Uerdingen eingesetzten Koks zu verdanken. Der kommt bei der dortigen CO-Produktion vor Ort zum Einsatz. Gerade diese vor Ort-Produktion von giftigen Stoffen entspricht dem „ehernen Grundsatz der Chemie“, war auch immer unsere Forderung und stellt sich jetzt auch für Bayer/Covestro als wirtschaftlich äußerst günstig heraus!

Da wiederhole ich doch das früher schon zitierte Sprichwort:
***Manchmal ist das Pferd doch klüger als der Reiter.***

Über Bayer und COvestro hängt als „Makel“ noch immer das Urteil aus dem Jahr 2011, in dem das Projekt als rechtswidrig, noch erheblich nachzuarbeiten beurteilt wurde. Vor allem durch den vom Gericht kassierten Planänderungsbescheid zum Geogrid-Abdeck-Gitter bleibt die fertig verlegte CO-Pipeline über mehr als 60 der 67 Kilometer ein „Schwarzbau“ !
Für diesen Schwarzbau ist für weitere Jahre keine Betriebsgenehmigung zu erwarten und der Rückweisungsbeschluss des BVG an das OVG dürfte das Verfahren eher weiter verzögern, als schneller voranbringen.

Die obersten Richter haben zudem eine Festschreibung gemacht, die Bayer/Covestro mit dieser Pipeline nicht erfüllen will und auch nicht kann. Die Richter gehen von „einer Vielzahl von Firmen aus“, die Kohlenmonoxid aus der Pipeline verarbeiten und sehen nur so das Gemeinwohl als gesichert und Enteignungen sonst als ungerechtfertigt an!

Und jetzt kommen - wie jüngst Umweltminister Remmel auf Grund einer Innenminister-Einschätzung meldet - zu den schon eingebauten Gefahren der Giftgas-Pipeline auch noch Terrorgefahren hinzu. Das hat den Umweltminister veranlasst, der Sicherheit der Menschen den Vorrang zu geben und eine Aufhebung des zugrundeliegenden Rohrleitungsgesetz vorzuschlagen.

Und auch nur so ist aus unserer Sicht das CO-Problem zu lösen: „Zurück zum ehernen Grundsatz der Chemie, Giftstoffe nur innerhalb der Werke erzeugen und dort unmittelbar zu verarbeiten.“
Dann erübrigt es sich, Giftgase in der Nähe von Wohngebieten in mehr oder weniger rostigen Röhren zu lagern und zu transportieren.
Wenn COvestro aber nur das „weiter so“ betreibt, ist man bei gleich zwei Projekten, der Pipeline von Dormagen nach Uerdingen und nach Leverkusen durch den Düker, in der Falle! Das gilt auch für die Currenta-Leitstellen. Denn bei einem Leck in einer Pipeline bleibt eine riesige und tödliche Lücke selbst in „hochgelobten, modernsten“ Lecküberwachungssystemen.

Bei dem Giftgas CO, das schon mit der Menge eines Weinglases -
das sind 100 Milliliter - eingeatmet einen erwachsenen Menschen ohnmächtig und bewegungsunfähig macht und letztlich tötet, sind Transporte unverantwortlich. Dabei auf Warnsysteme zu setzen, die erst bei dem tausendfachen der tödlichen Menge, bei 100 Liter pro Stunde und dann überhaupt erst nach 24 bis 48 Stunden anschlagen, ist menschenverachtend.
Erst ab einer Menge von 60 cbm je Stunde ist eine kürzere Alarmzeit möglich. Das entspricht 60.000 Liter also 6-millionenfach stündlich die tödliche Dosis!

Schon bei einer mittleren Leckage würden COvestro und Bayer für den Tod von hunderten oder tausenden von Anwohnern, Frauen und Kindern, Alten und Jungen verantwortlich gemacht.

Die immer wiederkehrenden Chemieunfälle sollten uns allen zu denken geben! Wie im Sommer 2015 - in Gladbeck, Hamburg und im Chempark Uerdingen - und im biblischen 7-Jahres-Rhythmus nach dem ähnlich schrecklichen Jahr 2008, und nun noch verstärkt durch die zusätzlich erkannte Terrorgefahr.

Wir haben als Initiative mit Ihnen, Herr Baumann, schon den dritten Bayer-Chef vor uns. Zum Abschluss haben wir für Sie, Herr Baumann und vor allem auch für Sie, Herr Wenning, als Chef des Aufsichtsrates dieses Jahr ein besonders kurzes Gedicht von Eugen Roth, das zu der aktuellen Situation, die kluges Handeln und gewissenhafte Aufsicht erfordert, irgendwie passt:

Unter Aufsicht

Ein Mensch, der recht sich überlegt,
Daß Gott ihn anschaut unentwegt,
Fühlt mit der Zeit in Herz und Magen,
ein ausgesprochenes Unbehagen
und bittet schließlich Ihn voll Grauen,
Nur fünf Minuten wegzuschauen.
Er wolle unbewacht, allein
Inzwischen brav und artig sein.
Doch Gott, davon nicht überzeugt,
ihn ewig unbeirrt beäugt.

Aber dazu, Herr Baumann und Herr Wenning, haben und werden andere noch Worte der Mahnung oder anderes finden.
Eins ist aber klar: Dass das CO-Pipeline-Problem immer noch an dem Bayer/COvestro Image haftet!

Ich danke Ihnen für ihre Aufmerksamkeit. Bleiben Sie kritisch bei Ihrer späteren Stimmabgabe, wenn Sie keine weiteren Image- und Geldschäden mehr wünschen. Und wenn Ihnen der Vortrag gefallen hat, dann ist vielleicht auch wieder ein Beifall drin.

[Marlis Elsen] BAYER Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Mein Name ist Marlis Elsen und ich spreche als Gründungsmitglied der Initiative „Baustopp der Bayerpipeline“ für alle diejenigen, die sich gegen die Kohlenmonoxid-Pipeline wehren.

Wir stellen uns nicht gegen den Industriestandort NRW. Jedoch kann das wirtschaftliche Interesse des Bayer-Konzerns nur so lange ausschlaggebend sein, wie das Allgemeinwohl nicht gefährdet und geschädigt wird.

Fast 200000 Kinder, Frauen und Männer leben auf den 200 km2 Fläche, die man als unmittelbare Gefahrenzone der Kohlenmonoxid-Pipeline bezeichnen kann.

Dabei dient die CO-Pipeline alleine der Versorgungssicherheit des Bayer-Konzerns, ohne in Erwägung zu ziehen, dass die Produktion von CO am Ort der Verwendung stattfinden könnte und so die Sicherheitsrisiken alleine auf dem Betriebsgelände verbleiben würden. Bayer zieht es vor, die Gefahrenabwendung in die Verantwortung kommunaler Bereiche zu legen (was diese nachweislich nicht leisten können) und somit selbst keine Verantwortung zu übernehmen.

Dabei wurde schon im Juni 2007 bewiesen, dass das Schutzsystem Lücken hat. Das angeblich hochreißfeste Geogrid, das vor Baggerangriffen schützen soll, ließ sich mit der rostigen Rosenschere schneiden und mit den bloßen Händen zerreißen, da der Kleber in der Feuchtigkeit aufquoll und sich löste. Fortan schrieb man nur noch davon, dass das Geogrid Warnfunktion habe. Durch einen durch Filmaufnahmen dokumentierten Baggerversuch wurde auch die Warnfunktion widerlegt. Der Baggerführer bemerkte das Geogrid nicht.

1. Woher nehmen Sie die Überzeugung, dass die Sicherheitsvorkehrungen die gesetzlichen Vorgaben übertreffen und angemessen für ein derartig tückisches Gas sind?

Die gesamte Pipeline enthält bei dem zulässigen Betriebsdruck von 40 Bar eine Gasmenge von über 100 000 m3 des hochgiftigen und hochexplosiven Gases. Geht man davon aus, dass an einer Schieberstation ein Vollbruch entsteht, so beträgt die austretende Gasmenge etwa 30000 m3.

2. Wie groß wäre das Sperrgebiet, das beim genehmigten Bau eines Gasometers gleichen Fassungsvermögens, menschenleer bleiben müsste?

Bei diesem Projekt steht auf der einen Seite ein reines Profitdenken eines Wirtschaftsunternehmens und auf der anderen Seite ein erheblicher ökonomischer Schaden der betroffenen Bevölkerung. Es kam nicht nur zu Zwangsenteignungen, sondern auch zu einem immensen Wertverlust der einzelnen Immobilien. Grundstücke, auf denen die Leitung verläuft, werden auch nach Jahren noch unverkäuflich sein.

3. Kommt der Konzern für den Wertverlust auf?

Die Begründung des Allgemeinwohls kann nicht aufrecht erhalten werden, wenn der Nutzen alleine auf Seiten der Industrie und die Kosten alleine auf Seiten der „Allgemeinheit“ zu verorten sind.

Käme es zu einem Rohrleitungsschaden mit Austritt des tödlichen Gases, so würden drei Parteien geschädigt werden: Betroffene BürgerInnen, die im extremsten Falle mit ihrem Leben bezahlen müssten, die Politiker, welche die politische Verantwortung für das von ihnen verabschiedete Gesetz übernehmen müssen und die Industrie selbst aufgrund von nicht abzusehenden Haftungsansprüchen.

4. Hat der Konzern Rücklagen dafür gebildet oder eine Versicherung abgeschlossen?

Die wirkliche Verantwortung für den Bau dieser Giftgasleitung liegt einzig und alleine auf der Seite des Bayer-Konzerns.

Niemand kann heute mehr anzweifeln, dass es bei einem Vollbruch zu tausenden Toten kommen kann. Es reicht sicher nicht aus, dass Bayer dann Entschädigungszahlungen leistet und die Rettungseinsätze bezahlen wird.

5. Auf welche Art und Weise wird der Bayer-Konzern die Verantwortung übernehmen, wenn es tatsächlich zu einem Unglück mit vielen Toten kommt?

Wir verwahren uns gegenüber Aussprüchen wie: „Wir nehmen die Sorgen und Nöte der Menschen ernst.“ Aufgrund einer breiten Informationsebene, welche die unterschiedlichen Aspekte beinhaltet, sind die von uns in der Diskussion immer wieder genannten Gefahren rational begründet. Und somit können wir sowohl Risiken bei Leckage oder Totalbruch, fehlende Sicherheitsaspekte (bezüglich Bauausführung und Bauaufsicht), einen nicht möglichen Gefahrenabwehrplan und eine fehlende Risikoanalyse sachlich bewerten.
Es ist ein großer Unterschied, ob diese Leitung durch eine menschenleere Wüste verläuft oder in einem dichtbesiedelten Gebiet.

Schon der gesunde Menschenverstand sagt aus, dass die Leitung für die Anwohner ein hohes Lebensrisiko bedeutet.
6. Warum lässt der Vorstand keine Risikoanalyse durchführen, wenn er den Argumenten des gesunden Menschenverstandes nicht folgen kann?

Schon vor einem Jahr haben wir den Konzern aufgefordert, sich ehrenvoll zurückzuziehen. Dies ist nicht erfolgt. Stattdessen sind durch den Weiterbau in der Landschaft bereits erhebliche, nicht wiedergutzumachende Schäden entstanden. Uns wirft man Vandalismus vor, den wir nicht begangen haben. Aber die Baustellen sehen durch die unfachmännischen Bauarbeiten aus, als haben die Vandalen gehaust.
Die Rohre liegen an vielen Stellen (z.B. in Langenfeld und Erkrath) schon seit vielen Monaten im Wasser, verrotten dort und werden unbrauchbar.

7. Warum lässt man schon monatelang viele Baustellen als Bauruinen liegen?

An einigen Stellen (z.B. in Langenfeld-Richrath) liegt die Leitung bereits unter der Erde.

8. Warum führt man dort die Bauarbeiten nicht zügig zu Ende, sodass die betroffenen Bauern ihre Felder endlich ohne Einschränkung bestellen können?

Beim Baubeginn, der ohne Öffentlichkeitsarbeit und ohne Kennzeichnung der Baustellen erfolgte, lagen dem Konzern noch nicht alle Wegerechte vor. Deswegen musste der Konzern trotz des Enteignungsgesetzes mit Privatklagen rechnen.

9. Warum war der Konzern sich so sicher, vor Gericht nicht zu scheitern?

Zunächst wurde wegen der angeblichen Wichtigkeit der Leitung der sofortige Vollzug angeordnet. Für den zumindest theoretischen Fall des Scheiterns sollte ein Weltkonzern schon zu Beginn einen Plan B haben.

10. Wie sah der Alternativ-Plan aus und wie überbrückt der Konzern die Jahre, bis zur entgültigen gerichtlichen Entscheidung?
11. Wäre es nicht preiswerter und planerisch sicherer gewesen, sofort die Produktionsanlage in Krefeld-Uerdingen zu sanieren oder zu erneuern?

Eine räumliche Zuordnung der in der Gefahrenzone befindlichen Institutionen ergab, dass sich in diesem Bereich zahlreiche Kindergärten, Schulen und Altenheime befinden.

In Hilden liegen bei einem Totalbruch der Leitung an zentraler Stelle neben vielen anderen wichtigen Institutionen
14 Kindergärten, Kindertagesstätten und Horte
1 Kinderheim
5 Grundschulen
6 weiterführende Schulen und
1 berufsbildende Schule.

In Duisburg ist der Schulhof einer Grundschule nur durch die Breite eines Weges von der CO-Pipeline und der Wingas-Leitung entfernt.

12. Werden Sie Herr Wenning den Eltern dieser Kinder und Jugendlichen Ihr Beileid persönlich übermitteln, wenn diese jungen Menschen zu hunderten oder sogar tausenden gleichzeitig durch das Kohlenmonoxid vergiftet werden und ihr Leben verlieren?

Aber auch Feuerwehren, Krankenhäuser und Polizeipräsidien, welche im Bedarfsfalle, wenn auch nur theoretisch, Hilfe leisten könnten und sollten, liegen in der Gefährdungszone.

13. Auf welcher Basis beruht unter diesen Bedingungen der sogenannte „Gefahrenabwehrplan“?

Momentan wird die Installation von Sirenen diskutiert. Nehmen wir an, die Warnung funktioniert.

14. Wie aber werden Sie dafür Sorge tragen, dass die etwa 4000 Schüler eines Hildener Schulzentrums beim Totalbruch innerhalb der kritischen 15 Minuten geordnet und noch lebend aus der Gefahrenzone evakuiert werden. In welchen Druckkammern sollen sie untergebracht werden?

Es ist außerordentlich bedauerlich, dass sich das Krankenhaus, die Feuerwehr und die Polizei ebenfalls in der Gefahrenzone befinden.

Der begründete und notwendige Protest der Bevölkerung wird von den beteiligten Kommunen mitgetragen. Entlang der Trasse stimmten die einzelnen Kommunen einstimmig, d.h. mit jeder im Rat vertretenen Partei, für den Baustopp der CO-Pipeline. Diese Forderung wird mitgetragen von den Trassenbürgermeistern und dem Landrat. Trotz angeblicher Gesprächs- und Kompromissbereitschaft der Bayer-Ag hält der Konzern auch nach dem Beschluss des OVG Münster an seinen Plänen fest. Angeblich hat man sogar Rechtsmittel dagegen eingelegt, obwohl der Beschluss unanfechtbar ist.

Durch eine unselige Verflechtung von Wirtschaft und Landespolitik gibt es auf der Landesebene nur wenige Politiker mit der Zivilcourage, sich nicht der Macht eines Weltkonzerns zu beugen.

Das Leben von nahezu 200000 Menschen wird in Gefahr gebracht, nur um den Gewinn eines Großkonzerns zu maximieren!

Der Vorstand wird heute um die Entlastung bitten.

Warum entlastet der Vorstand nicht

· Die Menschen, die in der Gefahrenzone der Pipeline leben?
· Die Grundstückseigentümer, die möglicherweise noch jahrelang in den gerichtlichen Verfahren ihre Kraft, ihre Zeit und ihr Geld aufbringen müssen?
· Die Politiker, die bedrückt durch die Macht eines Weltkonzerns nicht den Mut besitzen, sich als Volksvertreter auf die Seite der betroffenen Menschen zu stellen?

Kein noch so mächtiger Konzern kann in einem demokratischen Land auf Dauer die eigenen Interessen gegen die mehrheitliche Meinung der Bevölkerung und der Kommunal-Politiker durchsetzen. Auch wenn Herr Wenning die Verlagerung der Produktion ins Ausland angedroht hat, falls die Leitung nicht in Betrieb gehen darf, so ist dies reine Erpressung. Denn auch ohne die Leitung wird die Kunststoffproduktion nicht zum Erliegen kommen und der Gewinn nur unwesentlich geschmälert werden.

15. Warum folgt der Vorstand nicht dem ungeschriebenen Gesetz der chemischen Industrie und produziert das Giftgas an dem Ort, wo es gebraucht wird und zwar unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen?

Ich appelliere an den Vorstand aus Achtung vor den Menschen in diesem Lande, endlich den Baustopp auszusprechen!!!!!!!!!!

Marlis Elsen
Schlehenweg 21
40723 Hilden
02103 31683
marlis-elsen@t-online.de

[Harald Jochums] BAYER Hauptversammlung 2008

CBG Redaktion

Jahreshauptversammlung: Bayer AG 25/4/08
Ein Rede von Harald Jochums

Sehr geehrte Damen und Herren,
ich stelle mich kurz vor: Ich heiße und bin Harald Jochums, Architekt für Ökologisches Bauen sowie Anrheiner der Bayer AG Krefeld-Uerdingen, dem heutigen Chempark. Uns trennen nur ca. 2km Luftlinie; wir sind somit ziemlich untrennbar miteinander nachbarschaftlich verbunden.
Zu meinen mehr oder weniger nahen Nachbarn zähle ich weiterhin: Im Osten ein GuD der Stadtwerke, ein Hüttengaskraftwerk von RWE und das dampfende, qualmende Hüttenwerk HKM, alle jeweils direkt auf der anderen Rheinseite. Im Südosten begrüße ich jeden Morgen einen windrichtungsabhängig stinkenden Futtermittelhersteller (ehemals Cerestar), den mit Schwermetallen verseuchten Linner Hafen, den schon erwähnten Chempark, dessen Schornsteine mir als Windfahne dienen und der bisweilen mit Feuer-und Rauchzeichen auf sich aufmerksam macht. Dahinter, nicht weit entfernt am Elfrather See, hat sich die MVA/Kläranlage Krefeld versteckt - mit seinen imposanten Faultürmen malerisch gelegen an einem Naherholungsgebiet mit See. Man kann sich zwar ein romantischeres Nachbarschaftsszenario vorstellen, das eben beschriebene habe ich aber vorgefunden, als ich hierher zog und ich kann mich noch gut erinnern, daß ich damals wußte, was ich tat, habe es somit akzeptiert. -
Nun hat sich die Lage in kurzer Zeit erheblich, ja vielleicht sogar dramatisch verändert. - Nicht nur von den geplanten Bauten und Anlagen her, sondern auch das nachbarschaftliche Verhältnis geht in Richtung kleine Eiszeit. Wurden bis Frühling 2007 meine Briefe beantwortet und Gespräche, wenn auch nur noch telefonisch, geführt, so bedarf es nunmehr doch erheblicher Anstrengungen meinerseits, eine Kommunikation aufzubauen, von gutnachbarschaftlicher Beziehung ganz zu schweigen. Ich habe dann über den Umweg über die Zentrale in Leverkusen versucht, eine Verbindung herzustellen, sie kam jedoch anfangs nur rudimentär zustande. In dieser Woche habe ich aber zu meiner Überraschung einen Leverkusener Mitarbeiter laibhaftig in meiner Behausung zu Gesicht bekommen. Der Werksleiter läßt sich weiterhin von seinem Assistenten, der ihn wie ein Hütehund von der Herde abschirmt, beschützen. -
Ich habe in einem Brief mit insgesamt 4 Fragen (eine davon hatte Leverkusen schon beantwortet) eine gemein erscheinende Frage gestellt: In den Info-Flyern der Bayer AG ist auf der 1. Seite als headline zu lesen: „Ihre Sicherheit, unsere Verantwortung“. Griffig formuliert, aber was steckt dahinter? Und so habe ich angefragt, wie z.B. der Werksleiter im Ernstfall die Verantwortung ganz konkret übernehmen wolle, wenn Menschen >(es muß ja nicht unbedingt ich sein) Ich gehe dieser Frage schon seit den 90er Jahren nach. Damals hatte ich dem damals real amtierenden Bundeskanzler Helmut Kohl brieflich diese Frage gestellt und er ließ mich über seinen getreuen Adlatus Josef Ackermann wissen, daß er nicht wisse, wie Architekten dies tun, weil die Verantwortung überall anders aussähe und immer von neuem übernommen werden müsse. Patentlösungen gäbe es nicht – so Ackermann weiter –, sondern man müsse nach der jeweils richtigen Antwort suchen und das könne er mir nicht abnehmen, was aber umgekehrt auch gelte. - Gerade über den Schluß war ich damals sehr froh, ich hätte nämlich bei den Leuna – Werken eine Antwort schuldig bleiben müssen. Herr Kohl ist dann späterdings meinem Beispiel gefolgt.) <
Also, wie übernimmt man Verantwortung nach einem bösen Störfall? Springt man in den Rhein? Spendet den Hinterbliebenen oder dem SOS-Kinderdorf oder quittiert den Dienst und die Abfindungssumme oder wie sonst? - Vielleicht können Sie, Herr Wenning, uns später dazu etwas sagen. - (Dazu hat er später geschwiegen. Anm. d.Verf.)
Auf jeden Fall kann man aber schon im Vorfeld präventiv die Nachbarn über Verhaltensmaßregeln informieren. Meine letzte Information stammte aus dem Jahre 1992 und so habe ich bei der Pressestelle des Werks Uerdingen angefragt, ob es da etwas Aktuelleres gäbe. Ja, (so die Antwort) >wurde ich von einem freundlichen Mitarbeiter beschieden, und er brächte mir den neuesten Flyer vorbei, was er auch umgehend unter Aufopferung seiner Mittagspause getan hat.>er ist somit zeitlos und kann noch im nächsten Jahrhundert verteilt werden.<< Eine harsche Rüge muß ich allerdings in Richtung Vorstandstisch aussprechen: Laut Störfallverordnung §11 müssen Sie die Personen, die von einem Störfall betroffen werden könnten, in geeigneter Weise und unaufgefordert über die Sicherheitsmaßnahmen und das richtige Verhalten im Falle eines Störfalles informieren. Eine Blitzumfrage bei meinen unmittelbaren Nachbarn ergab übrigens auch ein negatives Ergebnis: Keine unaufgeforderte Infos. Gesamturteil deshalb: Extrem mangelhaft. -
Habe ich bisher nur von dem „Urzustand“ bei meinem Einzug gesprochen, muß ich jetzt auf die immer schneller werdende Entwicklung in unserem Umfeld, die wie ein Zunami über uns gekommen ist, zu sprechen kommen. In prioritätenloser Reihenfolge kann ich folgende Projekte auflisten: Bau einer CO-Pipeline von Dormagen nach Krefeld-Uerdingen über mehr als 60km, Bau eines Kohlekraftwerks auf dem Gelände des „Chemparks“ mit 750MW elektrischer Leistung (netto), Neubau einer Forensischen Klinik, die städtebaulich gesehen, in nicht zu weiter Zukunft das markante, einladende Entree unserer Siedlung bilden wird und dann ist wieder eine schon auf Eis gelegte Erweiterung der MVA um 50% im Gespräch, was angesichts der Müllberge in Neapel nicht verwunderlich ist. Mag auch die Konjunktur in Deutschland schwächeln: Wir haben Wachstumsraten ungeahnten Ausmaßes!
>Bei der schon vor Jahren angedachten Erweiterung der MVA argumentierten die Fachleute anders. Uns wurde vorgerechnet, wieviel CO2 man durch eine Müllverbrennung gegenüber einem fossilen Kraftwerk einsparen könne und wieviele Kilometer ein Müllaster fahren könne, um diese Einsparung wieder wettzumachen. Das Ergebnis hat verblüfft: 10.000km seien es, verkündete man stolz. Also vom hinter dem Ural kann man den Müll herholen und hat nicht mehr CO2 ausgestoßen, als wenn man den Müll nicht verbrennen und dafür ein Kohlekraftwerk anschmeißen müsse. Eine beeindruckende Aussage, die sogar Frau Bärbel Höhn - damals in Landtagsdiensten als Ministerin angestellt – beeindruckt haben soll laut MVA-Leitung. Ich wand - leider etwas zu zaghaft – ein, daß man auch an den zusätzlichen Verkehr denken solle und so, und außerdem sei es doch widersinnig, das gerade Ersparte wieder zum Fenster rauszuschmeißen und außerdem sei die CO2-Einsparung nicht mit den Motiven bei einem normalen Sparvorgang vergleichbar. - Meine Argumente gingen seinerzeit leider in der allgemeinen Aufbruchsstimmung unter. Die dargereichten Brötchen von einem bekannten Krefelder Catering – Service haben allerdings gut geschmeckt, auch weil sie kostenfrei zu haben waren.<
Kommen wir zum geplanten Kohlekraftwerk: Ich hoffe, meine anfängliche Schilderung des Bestands war eindringlich und verstehbar. Au jeden Fall wissen Sie nunmehr mehr als viele Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft, bei denen ich eine erschreckende Unkenntnis der Örtlichkeiten festgestellt habe. Sowohl auf Krefelder als auch auf Duisburger Gebiet; >>auf letzteres schaut der Krefelder als solcher, wenn überhaupt, per se nur naserümpfend und unter Androhung von Gewalt. -<<
Das führte zu dem Entschluß, an diesem Standort auf steinzeitliche Energieumwandlung zurückzugreifen? Nun, da müßten zum Einen im Jahr 2015 zwei von drei vorhandenen Kohlekesseln von Grund auf saniert werden (Darüberhinaus gibt es noch vier Gaskessel). Diese Investition wäre laut Auskunft Bayer insgesamt um 20% teurer, als wenn man die fehlende Energie von dem geplanten Kraftwerk bezöge; bei dieser Zahl sind angeblich alle kostenrelevanten Faktoren über die gesamte Laufzeit des Kraftwerks (40-50 Jahre) berücksichtigt und selbst der Laie kann sich ausrechnen, daß die Bayer AG – und damit die Untertochter Currenta >> (Ja, wo laufen sie denn?)<< - wahrscheinlich an diesen Mehrkosten zu Grunde gehen würde. - Dann stärkt und kräftigt das naturgemäß den insgesamt hotelartig umgebauten Standort Chempark und schafft medaillenverdächtige 160 Arbeitsplätze innerhalb und außerhalb des Kraftwerks; die vorhandenen bleiben bis zu ihrer Abschaffung erhalten. Ein kleiner Wermutstropfen mag sein, daß sich in Krefeld der Ausstoß von CO2 mit dem Kraftwerk verdoppeln würde; das kann man aber gegen die Gewerbesteuer aufrechnen - so man das rechnerisch hinbekommt. Nicht einfach, aber mit der Heisenbergschen Unschärferelation schafft man das schon. –
Am Horizont ist Gott sei dank die SPD Krefeld mit einer Umweltinitiative, die den CO2-Ausstoß in Krefeld um 10% pro Jahrzehnt reduzieren möchte, an die Öffentlichkeit getreten, mit der sie Krefeld zu einer „grünen Stadt“ machen möchte. Einfache Berechnungen in der Grundrechenarten „Multiplikation und Division“ haben leider ergeben, daß durch die Verdopplung des CO2 - Ausstoßes man ca. im Jahr 2060 dort angekommen sein wird, wo man heute ist, also nicht wirklich eine Reduktion. Unsere Kinder bedanken sich schon heute präventiv, >> weil wir zu diesem Zeitpunkt wahrscheinlich schon im Himmel oder der Hölle sein werden. Dort soll es, zuverlässigen Informationen nach, schon zu ersten Versorgungsengpässen gekommen sein wegen der großen Nachfrage auf Erden. <<
Bei dem letzten anzusprechenden Bauvorhaben können wir selbst bei allem Bemühen noch nicht einmal mehr von einem „grünen Krefeld“ träumen, ist das Gas „CO“ doch farb - geruchs - und geschmacklos, für uns Menschen folglich nicht wahrnehmbar; der Begriff „geschmacklos“ für das Vorhaben untertreibt maßlos. - Unser aller Regierungspräsident Jürgen Büssow hat es, glaube ich, auf eine unnachahmliche Art auf den Punkt gebracht. Ich zitiere gemäß Plakaten von Bürgerinitiativen: „Es ist natürlich gefährlich, wenn das Gas (CO, d. Verf.) ausströmt und Sie stehen daneben; dann fallen Sie natürlich um und sind auch tot“. Allen eventuell Betroffenen sei als kleiner Trost gesagt, sie seien natürlich, also ökologisch korrekt umgefallen. Das baut sie dann eventuell wieder auf. - Als ich dieses Zitat zum 1. Mal gelesen habe, habe ich so zu mir gedacht: Tja, das sind so typische Momente im Leben, in denen man sich fragt, ob Weiterleben noch lohnt. -
Ich sage nur noch Folgendes zu der CO-Pipeline: Sie ist unverantwortlich, weil sie viele Menschen potentiell gefährdet und nicht nur die direkten Anwohner müßten ihr Leben lang mit einer latenten, tödlichen Gefahr leben, sollte die Pipeline in Betrieb gehen. Sie zahlen für die Dividenden der Aktienbesitzer, der Anleger, also für uns. Wir tragen die Verantwortung mit und spätestens seit heute kann kein Aktionär mehr sagen, er habe nichts gewußt. -
(ca. an dieser Stelle hat mich der Versammlungsleiter unterbrochen und mich gemahnt, zum Schluß zu kommen und meine Fragen zu stellen. Ich habe daraufhin ein signifikantes Foto von den Baustellen auf das Podium gestellt, leider aber versäumt, den Kameramann zu bitten, das Bild zu zoomen. Es wäre dann ca. 5,- x 3,- m groß geworden. Eigentlich schade. - Der Rest der Rede war improvisiert). -
>>>Ich werde jetzt Ihnen, Herr Wenning, als oberstem Vorstand eine Reihe von Fotos schenken, die besorgte Bürger von den verschiedenen Bauabschnitten gemacht haben. Auf den Fotos sind Anforderungen aus der Baugenehmigung abgedruckt, die der Realität Hohn sprechen. Ich kann Ihnen Allen aus eigener Erfahrung sagen: Solche katastrophalen Baustellen habe ich in meinem nunmehr 35 jährigen Berufsleben noch nicht gesehen und das bei so einem hochgefährlichen Medium.
Und noch eins: Planungen an den Menschen vorbei sind unmenschlich. Das können Sie auch durch vernebelnde Info-Heftchen nicht vertuschen. - Wir sollten dennoch versuchen, miteinander zu reden, auf einer Augenhöhe, mit gegenseitigem Respekt. Zu einem Gespräch bin ich bereit - wenn auch nicht zu jeder Zeit. -<<<

Und nun zu meinen Fragen:
· Was wollen Sie tun, um den vielbeschworenen Dialog der Chemie mit den Menschen wiederaufzunehmen?
· Halten Sie weiter an dem Kohlekraftwerk in der beantragten Form fest? Es liegen Alternativen auf dem Tisch!
· Wollen Sie die CO-Pipeline in Betrieb nehmen, gegen die Sorgen und Ängste der Bürger und in Kenntnis der aufgezeigten, gefährlichen Mängel und der latenten Gefahren?
( Ich habe dann einer Organisationsgehilfin die Baustellenfotos (Aufnahmen: „BI Contra Pipiline“) und zwei Fotos von mir vom Werk Uerdingen, über dem dicke grau-schwarze bis blutrote Wolken dräuten, schenkend überreicht und innerlich viel Vergnügen beim Betrachten derselben gewünscht.)

Passagen, die mit >…< gekennzeichnet = vor der Rede gekürzt
„ „ >>…<< „ = während der Rede weggelassen
„ „ >>>…>>> „ = wg. Zeitüberschreitung „

[Gegenantrag Pipeline] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

Hauptversammlung der BAYER AG am 29. April 2014

Gegenantrag zu TOP 3: Der Aufsichtsrat wird nicht entlastet

BAYER hält an dem Plan fest, giftiges Kohlenmonoxid per Pipeline durch dicht besiedelte Gebiete zu transportieren. Ein gefährlicher Präzedenzfall, denn bislang werden toxische Substanzen nicht über Fernleitungen transportiert. Der Aufsichtsrat unterstützt das umstrittene Projekt und wird daher nicht entlastet.

Der BAYER-Konzern will seine Werke Dormagen und Krefeld mit einer 67 km langen CO-Pipeline verbinden. Das Vorhaben ist ohne Beispiel: Kohlenmonoxid ist ein sehr giftiges Gas. Schon die Aufnahme weniger hundert Milliliter kann zum Tod führen. Das Regierungspräsidium Düsseldorf räumte ein, dass „zu Kohlenmonoxidfernleitungen keine umfänglichen Erfahrungsberichte existieren, da es sie weltweit kaum gibt“.

Pipeline-Experten weisen darauf hin, dass das Risiko eines Gas-Austritts durch technische Maßnahmen zwar verringert, aber nicht eliminiert werden kann. Schäden bis hin zum Vollbruch der Leitung sind durch Erdbeben, Bauarbeiten, Flugzeugabstürze, Bomben aus dem 2. Weltkrieg oder terroristische Anschläge jederzeit möglich. Ein Gutachten des Kreises Mettmann kam zu dem Ergebnis, dass im Fall einer Beschädigung mehr als 140.000 Anwohner akut gefährdet wären.

Polizei, Feuerwehr und medizinische Dienste haben erklärt, dass sie die Sicherheit der Bevölkerung bei einem Unfall nicht gewährleisten können. Sämtliche betroffenen Kommunen lehnen eine Inbetriebnahme daher ab. Mehr als 120.000 Menschen haben Protesterklärungen unterschrieben. Gegen das laufende Planänderungsverfahren richten sich zudem 24.000 Einwendungen.

Die Risiken für die Anwohner und die notwendigen Enteignungen wurden im Planfeststellungsbeschluss mit „Vorteilen für das Allgemeinwohl“ gerechtfertigt. Tatsächlich gibt es diese Vorteile nicht. Die Leitung sollte ursprünglich für eine bessere Auslastung der Anlagen in Dormagen und Krefeld sorgen. Geringere Kosten für ein Unternehmen - die zudem in Frage stehen - begründen jedoch kein Allgemeinwohl. Damit ist die Rechtmäßigkeit der Enteignungen hinfällig. Ähnliche Bedenken äußerte schon im Dezember 2007 das Oberverwaltungsgericht Münster, weswegen die bereits verlegte Pipeline bislang nicht betrieben werden darf.

Der ursprünglich von BAYER behauptete CO-Überschuss in Dormagen existiert nicht mehr. Im Gegenteil: die Errichtung der neuen TDI-Anlage in Dormagen führt dazu, dass dort ein weiterer Steam-reformer zur CO-Herstellung errichtet werden muss. Die neue CO-Produktionsanlage könnte jedoch auch in Krefeld errichtet werden, wodurch auf die Pipeline ganz verzichtet werden könnte. Zu demselben Ergebnis kommt das jüngste Gutachten der Landesregierung: demnach war der Bau der Pipeline keinesfalls notwendig. Nach Aussage der Gutachter gibt es mehrere Möglichkeiten, CO dezentral zu produzieren. Dies sei wirtschaftlich sogar günstiger.

Irreführend ist auch die mehrfach wiederholte Aussage von BAYER, wonach „Pipelines unter Sicherheits- und Umweltaspekten das beste Transportmittel“ darstellen. Hierdurch wird suggeriert, dass durch die Leitung andere Transporte wegfallen, z.B. per Schiff oder Lastwagen. In Wahrheit finden wegen der hohen Sicherheitsanforderungen keine nennenswerten CO-Transporte statt.

Wie gefährlich der Umgang mit Kohlenmonoxid ist, zeigt der Unfall im Brunsbütteler BAYER-Werk am 25. September 2013: nach einer Freisetzung von CO schwebten nach Angaben der Polizei zwei Mitarbeiter in Lebensgefahr. Zu den Ursachen des Unfalls macht BAYER bis heute keine Angaben. Selbst auf gut gesichertem Werksgelände mit gut geschultem Personal ist der Umgang mit CO also hochgefährlich. Umso wichtiger ist es, den Transport durch ungesichertes Gelände zu verhindern.

Besondere Fragen wirft zudem die Pipeline zwischen den Werken Dormagen und Leverkusen auf: im Jahr 2001 hatte BAYER eine in den 60er Jahren gebaute CO2-Leitung für den Transport von Kohlenmonoxid umgewidmet. Ein Genehmigungsverfahren mit Beteiligung der Öffentlichkeit erfolgte nicht. Auswirkungen eines CO-Lecks wurden im Verfahren nicht untersucht. Lediglich ein Gutachter von BAYER widmete sich dem Thema – auf gerade mal 9 Zeilen. Für den Fall einer Beschädigung der Leitung sprach er von einem Gefahrenbereich von 350 Metern beidseits der Trasse. Eine spezifische, auf die örtlichen Begebenheiten angepasste Untersuchung erfolgte nicht.

Unsere jüngste Einsichtnahme in die Genehmigungsunterlagen offenbart zudem schwerwiegende Mängel, unter anderem bei der Unterquerung des Rheins („Düker“). So stellt ein TÜV-Bericht vom Februar 2013 „gravierende externe Materialverluste“ fest, weswegen der Düker „nicht dem Stand der Technik“ entspreche. Die Korrosionsgeschwindigkeit wurde mit bis zu 0,5 mm pro Jahr abgeschätzt. An einigen Stellen sei die Korrosion so weit fortgeschritten, dass nur noch eine „Restlebensdauer von 2 Jahren“ abgeschätzt wird. Die Beteuerungen des Konzerns, wonach die Leitung den höchsten Sicherheitsanforderungen entspricht, sind daher wenig glaubwürdig.

Giftige Gase wie Chlor, CO oder Phosgen müssen – wenn überhaupt - dezentral produziert und in gut gesicherten Werken unmittelbar und ortsnah verarbeitet werden. Ein Transport solcher Gefahrstoffe verbietet sich. Es ist unverantwortlich, die Bevölkerung diesem unnötigen Risiko auszusetzen.

weitere Infos zur Hauptversammlung

[Rost] CO-Pipeline stoppen!

CBG Redaktion

Der BAYER-Konzern bestätigte gestern unsere Information, wonach das CO-Rohr unter dem Rhein verrostet ist. Nun soll flugs ein anderes (altes) Rohr verwendet werden weitere Infos

27. März 2014, Rheinische Post

Rost: Bayer wechselt CO-Transport-Rohr unterm Rhein

Leverkusen. Chemparkbetreiber Currenta und Bayer MaterialScience (BMS) hatten für Ende März die Überprüfung des Dükers, des ummantelten Rohrleitungsbündels unter dem Rhein, und der gesamten Versorgungspipeline zwischen Leverkusen und Dormagen angekündigt und sind bei der Untersuchung nun auf Rost gestoßen. Von Ludmilla Hauser
Es „wurde an der Kohlenmonoxid(CO)-Leitung innerhalb der Rheinunterquerung punktuell Korrosion identifiziert“, meldet BMS. „Diese entsteht durch Fehlstellen in der Isolierung, beeinträchtigt den sicheren und rechtmäßigen Betrieb der Leitung aber nicht.“ Flicken lassen sich die Schadstellen unter dem Rhein nicht so einfach. „Das ist einer der Gründe dafür, dass die Rheinunterquerung durch einen neuen Versorgungstunnel ersetzt werden soll“, erinnert BMS an das Projekt, das Chempark-Chef Ernst Grigat und Klaus Jaeger (BMS) im Januar vorstellten.
An Land musste im Kölner Uferbereich ein Zwölf-Meter-Stück der Pipeline ausgewechselt werden.
Bis der neue Düker gebaut ist, dauert es: Die Baugenehmigung soll laut Currenta im Sommer beantragt werden, mit dem Baustart wird vorsichtig für Anfang 2015 gerechnet. Currentas Wunschtermin zur Fertigstellung des neuen, größeren Tunnels (der jetzige ist 85 Zentimeter im Durchmesser, der neue soll 2,60 Meter haben): Ende 2015.
Bis dahin „wird im Bereich des Dükers der CO-Transport durch eine zuletzt für Erdgas genutzte Leitung erfolgen“, sagt BMS. In der nächsten Woche soll die Umleitung des Gases in die neue Röhre erfolgen. Das baugleiche ehemalige Erdgas-Rohr sei im August 2013 untersucht worden. Ein unabhängiger Sachverständiger habe keine Korrosion festgestellt und „damit eine intakte Isolierung“.
Das Thema Düker ist sensibel: Co-Pipeline-Gegner hatten zu Beginn des Jahres Akteneinsicht bei der Bezirksregierung verlangt. BMS versichert, es sei ein sicherer Betrieb auch in der bisherigen CO-Pipeline unter dem Rhein gegeben gewesen, „aus Gründen der äußersten Vorsorge“, werde aber unter dem Fluss die neue Leitung genutzt.

[L.-U. Krajewski] Hauptversammlung 2018

CBG Redaktion
Lars-Ulla Krajewski: Gefahren der Dhünnaue-Öffnung Sehr geehrte (Damen und ? ) Herren von Vorstand und Aufsichtsrat, sehr geehrte Damen und Herren Aktionärinnen und Aktionäre, Mein Name ist Ulla Krajewski, und ich spreche für die Coordination gegen Bayer-Gefahren. Das Thema meiner Rede ist die Dhünnaue. Ich fasse mich sehr kurz, weil ich am Ende 6 Fragen zu stellen habe. Die Dhünnaue ist Europas größte Giftmülldeponie, und sie soll geöffnet werden für den Neubau der erweiterten Leverkusener Autobahnbrücke. In der Dhünnaue lagern fast 1 Mio. t. gefährlicher Rückstände aus der Chemie-Produktion wie z. B. Quecksilber, Arsen, Chrom, Blei sowie Chlor-Verbindungen, die munter mit organischen Verbindungen reagieren, so dass niemand genau weiß, was dort im Boden konkret vor sich geht. Die Deponie wurde nach oben und an den Seiten abgedichtet, dennoch entweichen permanent Gase. Nach unten ist die Deponie offen, so dass ständig verseuchtes Wasser abgepumpt und gereinigt wird, und zwar 750 Kubikmeter stündlich. Für die fraglos notwendige Sanierung der Rheinbrücke und die Lenkung der künftig eher noch zunehmenden Verkehrsströme existieren im. Wesentlichen 2 Konzepte: Einerseits die Kombilösung mit einem langen Tunnel unter dem Rhein incl. Abgasfilterung sowie einer kurzen alten oder neuen Brücke – oder andererseits der Neubau einer breiteren, wohl 10-spurigen Rheinbrücke verbunden mit der Öffnung der Giftmülldeponie. Für die Kombilösung mit langem Tunnel würde sprechen, dass die giftigen Altlasten in Ruhe gelassen würden, dass die AnwohnerInnen vor dem Auto- und LKW-Verkehr geschützt würden, dass die Abgaswerte der EU wieder eingehalten werden könnten sowie dass mehr Verkehrsraum für FußgängerInnen und RadfahrerInnen geschaffen werden könnte. Für den Neubau einer breiten Rheinbrücke ohne langen Tunnel würden die zunächst geringeren Kosten sprechen. Jedoch ist zu erwarten, dass dieser Neubau nicht sehr lange halten wird, weil sich erstens der Baugrund Dhünnaue permanent setzt und die Brückenpfeiler auf keinem wirklich festen Grund stehen würden. Zudem ist dieser Boden chemisch äußerst reaktionsfreudig, was zu Beschädigungen an den Brückenpfeilern selber führen kann. Im Jahr 2013 hat die Bayer-Tochter Currenta einen Brandbrief an den Bundesverkehrsminister, den Landesverkehrsminister sowie Straßen.NRW gesandt, um vor dem Tunnel zu warnen. Man drohte mit einer „negativen Wirkung“ auf den Industriestandort Leverkusen. Angeblich wären Gefahrguttransporte durch den langen Tunnel nicht möglich. Inzwischen liegt hingegen ein von der Stadt Leverkusen beauftragtes Gutachten vor, welches besagt, dass dies unter der Beachtung von Sicherheitsvorkehrungen sehr wohl möglich wäre. Die Reaktion von Currenta bestand lediglich im Beharren auf dem Autobahnneubau. Außerdem wurde bekannt, dass Bayer die Haftung für einen Teil der Giftmülldeponie auf den öffentlichen Bauherren, nämlich Straßen.NRW, übertragen konnte. Eine Klage gegen diesen Haftungsübergang war nicht erfolgreich. Ich beginne mit der: Frage 1: Welche Überlegungen haben den Ausschlag gegeben, dass Sie sich im Jahr 2013 für den Neubau der Rheinbrücke und die Öffnung der Dhünnaue entschieden haben? Waren es tatsächlich Bedenken, ob der Gefahrguttransport auch durch einen Rheintunnel geführt werden kann, oder war es nicht vielmehr die Aussicht, sich von der Haftung für einen Gutteil der Dhünnaue-Deponie elegant zu verabschieden? Frage 2: Nachdem im März 2017 das Argument mit dem angeblich unmöglichen Gefahrguttransport durch den Tunnel hinfällig geworden war, haben Sie da nochmals nachgedacht und alle Argumente für die verschiedenen Lösungen gegeneinander abgewogen? Oder haben Sie der Übertragung der Haftung für Teile der Deponie auf die öffentliche Hand nicht widerstehen können, so dass ein Abrücken von der Antastung der Dhünnaue-Deponie unmöglich erschien? Hier komme ich zur Frage 3: Was passiert mit dem verseuchten Wasser, welches unter dem Teil der Deponie entweicht, für den Sie sich der Haftung entledigt haben? Wird das Wasser weiter gereinigt, wenn ja von wem, und erhalten Sie ggf. Geld dafür? Zusammenhängend damit meine Frage 4: Wieviel verseuchtes Wasser, in qm3 pro Stunde, ist aus Ihrem Haftungsbereich gefallen? In der Leverkusener Bevölkerung besteht nämlich die Befürchtung, dass Sie einen viel größeren Teil der Dhünnaue-Deponie abgegeben haben, als es für die Bauarbeiten angemessen bzw. nachvollziehbar gewesen wäre. Dies alles kann natürlich zu erheblichen Imageschäden führen, wenn es publik wird. Darum komme ich zur nächsten Frage 5: Was gedenken Sie im Falle des Falle zu tun, wenn es zu einer Umweltkatastrophe in Leverkusen und Umgebung kommen sollte, oder gar zum GAU: Sie besitzen ohne Zweifel die größten Kenntnisse über Ihre Hinterlassenschaften und über toxikologische Wirkungen, die sich nach derzeitigem Kenntnisstand entfalten könnten: Wollen Sie so handeln wie in der Vergangenheit, ich nenne einmal 2 Beispiele, vor gut 30 Jahren im indischen Bhopal sowie vor 10 Jahren im US-amerikanischen Institute, wo Sie nach schweren Unfällen händeringend von öffentlichen Behörden um Informationen angefragt wurden, aber keine verwertbaren Informationen herausgerückt haben? In Bhopal nach der größten Chemiekatastrophe der Menschheitsgeschichte wurden Ihre Experten stattdessen lediglich gesichtet, wie sie Opfer zählten und Statistiken anfertigten. Würden sie sich das hier im Rheinland auch erlauben? Oder machen Sie sich über diese Fragen noch keine Gedanken nach dem Motto: „Et hätt noch immer jot jejange?“ ! Ich komme zur letzten Frage Nr. 6: Sind Sie nicht auch selber ein wenig in Sorge über die öffentliche Wahrnehmung der Marke Bayer und die Schäden an Ihrem Image, insbesondere in Ihrem Stammland und in der Umgebung Ihres Stammsitzes? Die Entscheidung, den weltweit unbeliebtesten Chemiekonzern Monsanto zu übernehmen, hat nicht nur UmweltschützerInnen und VerbraucherschützerInnen auf die Barrikaden gebracht, sondern auf der letzten Hauptversammlung zu einhelliger Kritik der Aktionäre geführt. Nach meiner Erinnerung hat nicht ein Redner/eine Rednerin die Fusion begrüßt, sondern alle haben Bedenken oder sogar harsche Kritik geäußert. Diese Sache ist noch lange nicht verdaut, und schon bringen Sie die BürgerInnen mit Ihrem nächsten Projekt in Wallung. Da werden auch schmerzhafte Erinnerungen an die geplante CO-Pipeline von Dormagen nach Krefeld angetriggert, die nicht dadurch verblasst sind, dass Sie diesen Klotz am Bein in Richtung Covestro outgesourct haben. Für die AnwohnerInnen ist es exakt das Gleiche, und zwar für alle Betroffenen quer durch den Industriestandort Rheinland! (Der Engländer würde sagen: „piling the agony“ Aber in dieser Versammlung ist ja leider die englische Sprache verboten. Ich fahre auf deutsch fort und bin auch schon am Ende angekommen:) Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. Falls Sie als Aktionäre ebenfalls nicht einverstanden sind mit der Geschäftspolitik und diese Versammlung noch vor der Abstimmung verlassen wollen, lassen Sie Ihr Stimmrecht nicht verfallen, sondern übergeben Sie Ihren Stimmkartenblock an uns kritische Aktionäre, wir befinden uns vorne links. Sie haben das Recht, uns für Sie abstimmen zu lassen. Vielen Dank!

[HV Bericht] STICHWORT BAYER 02/2008

CBG Redaktion

Hauptversammlung der BAYER-KritikerInnen

Verkehrte Profit-Welt

„Pipeline protest comes home“ hieß es auf der diesjährigen Jahreshauptversammlung von BAYER. Aber nicht nur die GegnerInnen der Kohlenmonoxid-Leitung verdarben der Unternehmensspitze die Freude über „das bisher erfolgreichste Jahr“. Auch die Konzern-KritikerInnen, welche die Gentechnik, die Klimapolitik, die Agrotreibstoffe, die Pharma-GAUs oder die Welternährungskrise auf die Tagesordnung setzten, störten die Jubelfeier über den 4,7-Milliarden-Euro-Gewinn empfindlich.

Die Konzern-KritikerInnen waren als erste da: Schon lange vor Beginn der BAYER-Hauptversammlung hatten sich die Pipeline-GegnerInnen der verschiedenen Bürgerinitiativen, Mitglieder der SOLIDARISCHEN KIRCHE IM RHEINLAND und AktivistInnen der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) vor der Halle 8 der Kölner Messe aufgebaut, um die AktionärInnen in Empfang zu nehmen. Als diese schließlich aus den Bussen strömten, mussten sie sich den Weg zum Eingang zwischen Schildern mit dem einzig wahren BAYER-Motto „Science for a shorter life“, dem auf einem Transparent innig die CO-Pipeline umarmenden Gevatter Tod und Menschen bahnen, denen der Unmut über das Bauvorhaben auf den Leib geschrieben war: „Eure Dividende ist unser Tod - keine CO-Pipeline“ stand auf einem T-Shirt. Und die von zahlreichen flinken Händen verteilten Flugblätter boten noch mehr Lesestoff.

Da war dann in den Heiligen Hallen selber erst einmal Gehirnwäsche angesagt. BAYER empfing die AktionärInnen mit dem aufwändig produzierten Superhelden-Film „BAYER rettet das Weltklima“. In den Hauptrollen: die Jatropha-Pflanze als fossile Brennstoffe ersetzende Sprit-Alternative, die Biotechnologie als Beschützerin der zunehmend den Nebenwirkungen des Klimawandels ausgesetzten Nutzpflanzen und BAYER-Werkstoffe als ressourcen-schonende Wärmedämmer. Bis in die Nebenrollen hinein bot das Werk großes Kino. „Jeder einzelne Mitarbeiter ist eingebunden. So fördern wir den verstärkten Einsatz moderner Kommunikationsmittel, um Dienstreisen zu reduzieren“, hieß es im Kommentar.

„Ich glaube, der Film, den wir soeben gesehen haben und auch die Ausstellung im Foyer führen uns eines eindrucksvoll vor Augen: BAYER leistet wichtige Beiträge zur Reduzierung der C02-Emissionen“, konstatierte BAYER-Chef Werner Wenning zu Beginn seiner Eröffnungsrede, um dann aber gleich zu etwas „completely different“ zu kommen: dem Rekordgewinn von 4,7 Milliarden Euro, der Aktienkurs-Entwicklung und der Dividende. Nur im Mittelteil wurde Wenning noch einmal besinnlich: „Meine Damen und Herren, es besteht allerdings auch kein Zweifel, dass die Reputation und das Vertrauen in das Unternehmensmanagement in letzter Zeit deutlich gelitten haben. Dafür gibt es so manche Gründe, auf die ich hier nicht näher eingehen will“.

Die Pipeline ...
Er wird schon gewusst haben, warum, und sah das Ganze eher von der geschäftlichen Seite. Die gesellschaftliche Akzeptanz eines Unternehmens bezeichnete der Große Vorsitzende als eine wesentliche Grundlage für den Erfolg und kam infolgedessen auch auf das Akzeptanz-Problem zu sprechen, das sich vor der Hauptversammlung Gehör verschafft hatte. „Ich will auch hier noch einmal betonen, dass wir von der Sicherheit und Notwendigkeit der CO-Pipeline überzeugt sind“. Weil der Konzern damit allein auf weiter Flur steht und unlängst nicht einmal das Oberlandesgericht Münster einsehen mochte, inwiefern die Enteignungen entlang des Streckenverlaufes der Allgemeinheit dienlich sein sollten, kündigte BAYER weitere Überzeugungsarbeit an. „Derzeit wird an Aussagen zum Gemeinwohl dieser Pipeline gearbeitet“, teilte Wenning mit. Einstweilen versuchte er jedoch, die starrsinnige Bevölkerung mit Drohungen zu ihrem Pipeline-Glück zu zwingen: „Wir müssen uns fragen, wie wir Arbeitsplätze und Wohlstand schaffen wollen, wenn wir nicht für eine moderne, wettbewerbsfähige Infrastruktur sorgen“.

Die zahlreichen GegnerInnen der Kohlenmonoxid-Leitung ließen sich davon nicht beeindrucken. So fragte sich Marlis Elsen von der Initiative BAUSTOPP DER BAYER-PIPELINE etwas ganz anderes. „Woher nehmen Sie die Überzeugung, dass die Sicherheitsvorkehrungen die gesetzlichen Vorgaben übertreffen und angemessen für ein derartig tückisches Gas sind“, wollte sie vom Vorstandsvorsitzenden wissen und verwies auf den angeblich hochreißfesten Werkstoff Geogrid, der Baggern standhalten sollte, aber im Praxistest nicht einmal einer einfachen Rosenschere trotzen konnte. „Das Leben von nahezu 200.000 Menschen wird in Gefahr gebracht, nur um den Gewinn eines Großkonzerns zu maximieren“, empörte sich Elsen.

Dieter Donner, der Pressekoordinator der Initiative „Bau-Stopp der BAYER-Pipeline“ vermochte in der Rohrleitung ebenfalls nichts dem Allgemeinwohl dienendes erkennen und warnte den Konzern davor, sich das grüne Licht für die Inbetriebnahme einfach auf dem kleinen Dienstweg von der Landespolitik zu holen. „Da die BAYER AG fremdes Eigentum in Anspruch nimmt, um diese Giftgas-Leitung zu bauen und zu betreiben, reicht es nicht, sich mit Landesregierung und Landtag zu einigen. BAYER wird letztlich darauf angewiesen sein, entweder das Gemeinwohl verfassungsrechtlich vor dem Bundesverfassungsgericht wirksam zu begründen oder sich mit den Klägern zu einigen. Beides wird nicht gelingen“, prophezeite Donner.

Der Krefelder Architekt Harald Jochums brauchte noch nicht einmal eigene Argumente gegen die Pipeline vorzubringen. Die Worte ihrer Befürworter sprachen seiner Ansicht nach für sich. „Es ist natürlich gefährlich, wenn das Gas ausströmt und Sie stehen daneben; dann fallen Sie natürlich um und sind auch tot“, zitierte er den Regierungspräsidenten Jürgen Büssow. Dann ließ der Fachmann für ökologisches Bauen einfach Fotos sprechen. Die Aufnahmen von den Verlegungsarbeiten zeigten, wie es konkret mit den Beteuerungen des Konzernes aussieht, alles Menschenmögliche für die Sicherheit des Projektes zu tun: Viele Baustellen sind seit Monaten verwaist, die Rohre modern im Wasser vor sich hin und verrotten. „Solche katastrophalen Baustellen habe ich in meinem nunmehr 35-jährigem Berufsleben noch nicht gesehen - und das bei so einem hochgefährlichen Medium!“, ereiferte sich Jochums.

Axel Köhler-Schnura von der CBG legte der Hauptversammlung dar, gegen welche enormen Widerstände der Konzern das Projekt vorantreibt: partei-übergreifende Ablehnung in fünf Städten, 80.000 Unterschriften, fast wöchentliche Demonstrationen, Kundgebungen, Mahnwachen und andere Veranstaltungen, Sicherheitsbedenken von Polizei und Feuerwehr, kritische Fachgutachten und Urteile des Münsteraner Oberlandesgerichts. „Wann kehren Sie endlich auf den Boden der Demokratie zurück und stellen den Bau ein“, fragte der CBG-Vorständler angesichts dieser beeindruckenden Liste. Zudem machte er mit Blick auf die Geschichte der Coordination, die sich vor 30 Jahren nach einem Störfall in Wuppertal gründete, deutlich, in welcher Kontinuität das Pipeline-Projekt steht: „Alles, was aus den letzten 30 Jahren gelernt werden kann, ist, dass dieser Konzern mit seiner Profitgier, mit seinen Gefahren für Mensch und Umwelt gemeingefährlich ist“.

Aber Werner Wenning focht das alles nicht an. Er nahm für sich und seine Kollegen in Anspruch, aus der Geschichte gelernt zu haben - „Aber Sie haben das offensichtlich nicht gemerkt“ - und stand in Treue fest zur Giftgas-Röhre. Sie sei „das beste Transportmittel“, man habe die Alternativen sorgfältig abgewogen. Die Demonstrationen konnten ihn schon gar nicht davon abbringen: „Ob Demonstrationen das geeignete Mittel zum Dialog sind, muss jeder mit sich selber abmachen“. Und die Warnungen Dieter Donners vor einem Image-Verlust ignorierte der BAYER-Chef schnöde. „Ich weiß nicht, was Sie unter einem Image-Verlust verstehen. Wir wissen, dass wir Arbeitsplätze schaffen“, so Wenning. Der Vorstandsvorsitzende hatte allerdings auch gut reden, wohnen doch weder er noch seine Kollegen in unmittelbarer Nähe der Pipeline, wie der Manager auf eine entsprechende Frage hin zu Protokoll gab.

... und andere Katastrophen
Dabei ließ nicht nur der Blick in die Geschichte, den Axel Köhler-Schnura vornahm, den Umgang des Konzerns mit den Risiken und Nebenwirkungen seiner Geschäftstätigkeit als Wiederholungsfall erscheinen, auch das zur Verhandlung stehende Geschäftsjahr 2007 bot dafür genügend Anschauungsmaterial. So sprach CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes die Unfallserie am US-amerikanischen BAYER-Standort Institute an, wo die 2-4fache Menge der gefürchteten Bhopal-Chemikalie MIC in Tanks lagert. In die Nähe des größten Chemie-GAUs der Menschheitsgeschichte wollte Wenning die Niederlassung jedoch nicht gerückt sehen: „Unsere Produktionsanlage in den USA mit Bhopal zu vergleichen, halten wir für völlig unangemessen“. Auch für die Fertigungsstätte in Baytown legte er seine Hand ins Feuer, obwohl eine neue Studie diese - vor allem wegen der Verbrennung von TDA-Rückständen - als viertgrößten Luftverschmutzer der USA brandmarkte. Sie entspräche dem jüngsten Stand der Technik, versetzte Wenning knapp, wohlweislich verschweigend, dass BAYER hier auf doppelte Standards setzt und die TDA-Produktion im heimischen Dormagen auf einem jüngeren Stand der Technik betreibt. Aber auch was die oft genug nicht eben sicheren Produktionsstätten des Multis verlässt, hat es Mimkes zufolge oft genug in sich. Bisphenol A (BPA) etwa, das in Plastikflaschen und Dosenbeschichtungen enthalten ist, kann den Hormonhaushalt schädigen. Die kanadischen Behörden haben den Stoff deshalb jüngst als „gefährliche Substanz“ eingestuft, woraufhin WAL-MART und andere Ketten die entsprechenden Flaschen mit Babynahrung umgehend aus ihrem Sortiment strichen. „Wann hören Sie endlich damit auf, die Risiken von BPA herunterzuspielen?“, fragte der CBGler den Ober-BAYER. „Im Gegensatz zu diesen Unterstellungen, dass wir die Risiken herunterspielen würden, gehen wir verantwortlich damit um“, erhielt er zur Antwort.

Ulrich Grubert vom NIEDERRHEINISCHEN UMWELTSCHUTZVEREIN führte Mimkes‘ Mängelliste fort. Er widmete sich dem in BAYERs Krefelder Chemiepark geplanten Kohlekraftwerk, das nicht nur jährlich vier Millionen Tonnen Kohlendioxid sowie Feinstaub, Schwefeldioxid und Schwefeloxide ausstößt, sondern auch radioaktive Strahlung absondert. „Es wäre ein Skandal, wenn diese Niedrigstrahlung von Atomkraftwerke käme“, hielt Grubert fest. Bei seiner Frage zum genauen Ausmaß der ganzen Emissionen konnte Wenning dem Physiker nicht weiterhelfen. Da müsse er sich an den Betreiber TRIANEL wenden, beschied ihm der Vorstandsvorsitzende. Er wusste lediglich, dass das „hochmoderne Kraftwerk“ angeblich ein Fünftel weniger Kohlendioxid in die Atmosphäre bläst als ältere Typen und mit einer Rohstoff-Einsparung von 20 Prozent die Bilanz entlastet. Da aber „grüne“ Argumente nicht recht weiterhalfen, griff Werner Wenning wie schon bei der Pipeline-Diskussion wieder zu seinem Totschlag-Argument und drohte im Fall eines Nichtbaus mit Arbeitsplatz-Verlusten.

Der Autor dieses Artikels erweiterte das im Schwarzbuch BAYER besonders umfangreiche Pharma-Kapitel und berichtete von dramatischen Zwischenfällen beim Test des Parkinson-Präparats Spheramine. Depressionen, Lähmungserscheinungen, motorische Störungen, Sprachausfälle, epileptische Anfälle, Hirnblutungen, Asthma und Verwirrtheitszustände beobachteten die MedizinerInnen bei den ProbandInnen, denen sie Zellen zur Dopamin-Produktion ins Gehirn gespritzt hatten. Eine der TeilnehmerInnen an dem Versuch, der nicht den ethischen Standards der bundesdeutschen Aufsichtsbehörden entsprach und deshalb in den USA stattfinden musste, ist sogar für immer an einen Rollstuhl gefesselt und auf fremde Hilfe angewiesen. Da „fühlen wir mit der Patientin und haben bereits eine einvernehmliche Lösung gefunden“, klärte Wenning die Entschädigungsfrage - ohne allerdings die Schuldfrage zu beantworten. „Es ist nicht erwiesen, ob die bei den Patienten beobachteten Symptome in Zusammenhang mit Spheramine stehen“, sagte der BAYER-Chef, während er den Zusammenhang zwischen Spheramine und den angeblich festgestellten „Verbesserungen um 50 Prozent“ bei den Krankheitsverläufen als evident ansah. Zudem wäre man nach den strengsten wissenschaftlichen und ethischen Grundsätzen vorgegangen, tat Wenning kund, diese jedoch „können je nach Land unterschiedlich sein“.

Ein weiteres Sicherheitsrisiko machte CBG-Mitglied Ulla Krajewski in dem BAYER-Genreis aus, der gegen das Herbizid LIBERTY resistent ist. Obwohl noch gar nicht zugelassen, hatte er sich im Jahr 2006 in ganz normalen Supermarkt-Sorten wiedergefunden. Auf „höhere Gewalt“ führte das Unternehmen diese Verunreinigung zurück, was Krajewski nicht ganz mit dem BAYER-Bekenntnis „Wir vertreiben gentechnische Produkte oder Verfahren nur, wenn ihre Sicherheit und Umweltverträglichkeit nach dem Stand des Wissens und der Technik gewährleistet sind“ in Einklang bringen konnte. Werner Wenning brachte das erwartungsgemäß auch nicht zusammen. Eine Verletzung der gesetzlichen Bestimmung im Zusammenhang mit dem Reis läge nicht vor, und im Übrigen handle es sich um „gut erforschte Proteine“, unbedenklich für die menschliche Gesundheit und den Einsatz als Futtermittel, entgegnete er der CBGlerin. Wenning drohte sogar eine EU-weite Ausdehnung der Gefahrenzone an: „Wir sind zuversichtlich, nun auch bald eine Importgenehmigung zu erhalten“. Auf den Philippinen weckte ein solcher Zulassungsantrag die Ängste der Bevölkerung, wie Ulla Krajewski berichtete. Die LandwirtInnen sehen durch die westliche Laborfrucht die Artenvielfalt bedroht, die ihnen die Möglichkeit gibt, besonders widerstandsfähige Reis-Arten zu züchten. Weil das die Nahrungsmittelsicherheit gefährdet, protestierten die FarmerInnen massiv gegen das Vorhaben des Agro-Multis. „Was würden Sie der dortigen Bevölkerung sagen, um ihre Sorgen zu entkräften“, erkundigte sich die CBG-Aktivistin bei dem Konzern-Lenker, „Vermutlich würden Sie versprechen, dass der Anbau von gv-Früchten helfen wird, den weltweiten Hunger zu bekämpfen, aber meine Frage zielt auf konkrete Aussagen: Gibt es schon ein Beispiel, wie eine Genpflanze geholfen hat, den Welthunger zu lindern?“ Dem BAYER-Mann fiel gerade keines ein.

leere Mägen, volle Kassen
Der Welthunger interessiert den Manager nämlich herzlich wenig. Während es in vielen Teilen der Erde zu Aufständen kam, weil die Kosten für Nahrungsmittel ins Unermessliche stiegen, verkündete BAYER die frohe Botschaft: „Wir konnten an der positiven Entwicklung der Welt-Agrarmärkte partizipieren“. „Wie können Sie angesichts der massiven Verteuerung der Grundnahrungsmittel, angesichts des buchstäblichen Verhungerns von Millionen Menschen von einer ‚positiven Entwicklung der Weltagrarmärkte“ sprechen?“, fragte Andrea Will von der DKP den Vorstandsvorsitzenden, um der Hauptversammlung dann am Beispiel Haiti eine kleine Einführung in die Ökonomie des Welthungers zu geben. Das Land besaß Will zufolge noch vor 20 Jahre einen florierenden Reis-Anbau. Dann forderte die Weltbank eine Öffnung der Märkte ein, und die hoch subventionierten Lebensmittel made in USA kamen zu Dumpingpreisen in die Geschäfte. Die Farmer verließen ihre Felder, zogen in die Stadt, und arbeiteten in den Fabriken zu Löhnen, die gerade für die US-amerikanischen Importe reichten. Jedensfalls, solange die Preise für Weizen, Reis & Co. sich an den Warenterminbörsen noch im Rahmen hielten. Als diese aber explodierten, konnten die Menschen sich Brot und Butter nicht mehr leisten. „Und deshalb essen die Menschen in Haiti Lehm, um überhaupt etwas im Magen zu haben“, schloss die Kommunistin ihren Exkurs. Werner Wenning mochte da nicht folgen. Ohne die BAYER-Pestizide, die so „von den positiven Rahmenbedingungen auf den Weltagrarmärkten“ profitierten, wie er in seiner Eingangsrede dargelegt hatte, gäbe es „30 Prozent weniger Erträge“, behauptete der Unternehmensboss.

Susanne Gura vom FORUM UMWELT UND ENTWICKLUNG widerlegte das flugs. „Erst vorige Woche hat der Weltagrar-Rat eine radikale Reform der Landwirtschaft gefordert. Weltweit seien die Böden durch Agrar-Chemikalien geschädigt und daher seit Jahren die Ernten wichtiger Grundnahrungsmittel rückläufig. Die von 400 Wissenschaftlern erarbeiteten Empfehlungen drängen darauf, biologische Methoden anzuwenden“, erläuterte sie. Auch die vom Konzern wegen ihres Klima-Effektes viel gepriesense Biosprit-Pflanze Jatropha war für Gura ein Teil des Hunger-Problems. Die Frucht mit dem exorbitant hohen Öl-Anteil soll in Indien nämlich nicht wie von BAYER angegeben auf Grenzertragsböden wachsen, die sich nicht für die Kultivierung von Nutzpflanzen eignen, sondern auf Gemeinschaftsland, auf dem die Menschen Früchte, Nüsse, Medizinal- und Futterpflanzen sammeln. Jatropha-Plantagen würden den BewohnerInnen diese Möglichkeit der Selbstversorgung nehmen, führte Susanne Gura aus, „Armut und Hunger wären die Folge“. Aber Wenning ließ trotzdem nichts auf das Wolfsmilchgewächs kommen. „Jatropha ist ein vielversprechender Rohstoff“, insistierte er und versicherte, BAYER würde bei seiner Biosprit-Kooperation mit DAIMLER den sozialen Aspekt ebenso beachten wie den ökologischen der Biodiversität.

Wie wenig den Agro-Riesen jedoch alle Aspekte scheren, die nicht in unmittelbarem Zusammenhang mit seiner Geschäftstätigkeit stehen, machte Ulrike Bey von der BURMA-INITIATIVE des Essener Asienhauses deutlich. Der Leverkusener Multi ist nämlich einer der wenigen Weltkonzerne, die wirtschaftliche Beziehungen zur burmesischen Militärdiktatur pflegen. Er unterhält eine Niederlassung in Rangun und plant das Land mit seinem Hybrid-Reis zu beglücken. „Wirtschaftliche Aktivitäten sind in Burma nicht ohne eine Kooperation mit dem Militärregime möglich. Ihm werden durch die Geschäfte Mittel zur Verfügung gestellt, die zum Kauf neuer Waffen und Militärausrüstung verwendet werden, welche auch gegen die eigenen Bevölkerung gerichtet werden“, stellte Bey fest und erbat Auskunft über die Höhe der Umsätze und Steuerzahlungen auf diesem Absatzmarkt. Werner Wenning rückte jedoch nicht mit Zahlen heraus und blieb im Allgemeinen. Der Global Player verfolge die politische Entwicklung in Burma zwar mit Sorge, aber wiederum auch nicht mit so viel, um seine Geschäftstätigkeit in dem Land einzustellen: „Ein Abbruch der wirtschaftlichen Aktivitäten würde nicht das Regime, sondern die Bevölkerung treffen“.

Antje Kleine-Wiskott vom DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRINNEN UND AKTIONÄRE verfolgte hingegen die konzern-internen Entwicklungen beim Klimaschutz mit größter Sorge. „Im November stellten Sie Ihr neues Klima-Programm vor. Doch leider werden in diesem wichtige Problembereiche ausgespart, nämlich in der Hauptsache der Bezug von Energie aus Kohleverstromung, der beim Neubau von Kraftwerken über Jahrzehnte festgeschrieben wird. Wir von den KRITISCHEN AKTIONÄREN fragen uns, was ein solches Programm nutzt, wenn kritische Bereiche nicht mit einbezogen werden?“, monierte Kleine-Wiskott. Wie klimaschädigend diese kritischen Bereiche sind, führte sie dezidiert aus. So produziert allein das in Antwerpen geplante Steinkohlekraftwerk jährlich sechs Millionen Tonnen Kohlendioxid. Und das ist noch nicht alles, denn Dreckschleudern dieser Art sollen auch an den Standorten Krefeld und Brunsbüttel entstehen. Aber solche kleinen „klimatischen Eintrübungen“ zählten für den Manager nicht; er sah den Konzern auf einem guten Weg. „Der Klimaschutz ist eine globale Aufgabe, deren Herausforderungen sich BAYER seit Jahren stellt“, gab er der kritischen Aktionärin zur Antwort.

In Abstimmung mit der Coordination informierten insgesamt 12 Redner und Rednerinnen die anwesende Aktionärsschaft über die Kehrseiten von Gewinn und Profit im abgelaufenen Geschäftsjahr. Besonders erstaunlich, dass auch von den übrigen RednerInnen aus der Aktionärsschaft kaum einer ohne Fragen zu Kohlenmonoxid-Pipeline, BAYER-Lobbyisten und Chemie-Unfällen das Mikrofon verließ. „Verkehrte Welt“ hieß es also bei der diesjährigen Hauptversammlung. Zu dieser gehörte allerdings auch, dass sich ausgerechnet eine Betriebsrätin zur Fürsprecherin BAYERs und zur Hauptkritikerin der KonzernkritikerInnen aufschwang. Aber das blieb eine tragikomische Randnotiz und so konnten die AktivistInnen denn nach getaner Arbeit schließlich zufrieden gegen 19 Uhr den Saal verlassen - natürlich standesgemäß fast als Letzte.
von Jan Pehrke

[Dr. Gottfried Arnold] BAYER HV 2019

CBG Redaktion

Sehr geehrter Herr Baumann,
sehr geehrter Herr Wenning,
sehr geehrte Bayer-Mitarbeiter,
sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre,

vorweg möchte ich feststellen, dass ich mit meiner heutigen Kritik nicht die engagierten Mitarbeiter von Bayer anspreche, die täglich ihre Arbeit für Bayer in Leverkusen verrichten, sondern die Verantwortlichen der Unternehmensführung, denn wieder einmal sind haupsächlich die Mitarbeiter die Leidtragenden der Firmenpolitik.

Mein Name ist Gottfried Arnold und ich überreiche als Kinderarzt dem Vorstand einen Strauß aus 3 bösen Blumen:

1. das kaum mehr beachtete -1980 vermarktete Produkt CYREN A°, ein künstliches weibliches Geschlechtshormon DES, das in den USA wegen Auslösung von Fehlbildungen und Krebs über mehrere Generationen heiß diskutiert wird;

2. das durch die Übernahme von Schering erworbene und noch nicht bezahlte Erbe des Schwangerschaftstests Duogynon, deren Opfer in England und Deutschland auf ihre Anerkennung und Entschädigung warten und

3. die letzte böse Blume, die von Hr Wenning befürwortete Giftgas-Pipeline, die seit 2002 hochgiftiges Kohlenmonoxid (CO) nahe an Wohngebieten vorbei von Dormagen durch den Kölner Norden nach Leverkusen leitet und anzeigt, was Sie unter „Science for a better life“ tatsächlich verstehen; da hilft es auch wenig, dass Sie diesen Schandfleck an Ihre Tochter mit dem bezeichnenden Namen CO-Vestro abgeschoben haben.

1. Bayer war am Gewinnspiel mit den Hormonen schon früh beteiligt mit dem östrogenartig wirkenden DES (DiEthylStilbestrol) unter dem Firmennamen CYREN A°. Als im Jahre 1971 nach etwa 30 Jahren weltweiter Vermarktung festgestellt wurde, dass DES bei jungen Mädchen -zu einem ganz ungewöhnlich frühen Zeitpunkt – Scheidenkrebs auslöst, hat Bayer das künstliche weibliche Geschlechtshormon noch – 1980 unter eingeschränkter Indikation 9 Jahre vermarktet! Weitere Folgen dieser Hormonanwendung in der Frühschwangerschaft sind sehr häufige Fehlbildungen im Genitalbereich bei Frauen und Männern, Brustkrebs, Gebärmutterhals- und Eierstockskrebs bei Frauen über mehrere nachfolgende Generationen. Der Gipfel: diese nachfolgenden Generationen hatten selbst nie Kontakt mit dem Hormon, aber trotzdem die Folgewirkungen! Der Grund ist die Fähigkeit von DES, Gene an- und abzuschalten, sog. epigenetische Veränderungen. Daher wird in den USA heftig über Vorsorgemaßnahmen für die Enkel-Innen-Generation mit ihrem erhöhtem Krebsrisiko nachgedacht: die Internet-Adresse in einem Wort: https://desaction.org
In Frankreich stellte 2006 ein Berufungsgericht fest, dass DES-Hersteller für Erkrankungen wie Scheidenkrebs und Unfruchtbarkeit nach DES verantwortlich gemacht werden können.
Daher meine Frage: Sind für Bayer in den USA oder Frankreich noch Prozesse anhängig von der
Vermarktung von CYREN A°?

2. Sehr ähnlich dem DES ist das Ethinylestradiol (EE) in dem Schering- Schwangerschafttest Duogynon . Auch für EE, das in z.T. in Antibabypillen von heute verwendet wird, gibt es Hinweise darauf, dass DNS-Schäden wie bei DES durch Radikalbildung und Reaktion mit der Erbsubstanz ausgelöst werden können, die dann zu Fehlbildungen und Krebs führen können.
Diese Fakten sind seit ca 50 Jahren bekannt. Die vielen Duogynon-Opfer aus England und Deutschland mit ihren Fehlbildungen an Nieren und Genitalorganen ähnlich wie bei DES, aber auch am Skelett und am Herzen, warten trotz dieser eklatanten Faktenlage immer noch auf Anerkennung und Entschädigung!
Daher meine Frage: War Ihren Chemikern die Ähnlichkeit der Hormone im Schwangerschaftstest EE und DES nicht bekannt? Wurden sie Ihnen nicht mitgeteilt oder haben Sie sie mißachtet?

3. Die letzte Blumen in diesem Strauß, ist die linksrheinische CO-Pipeline zwischen Dormagen und Leverkusen, durch die Ihre Tochter-Fa CO-Vestro in Ihrem Auftrag hochgiftiges, nicht wahrnehmbares Kohlenmonoxid leitet. Es ist Standard in der chemischen Industrie, dass Gifte wie CO nur dort hergestellt werden, wo sie sofort verbraucht werden. Dann ist also überhaupt kein Transport nötig. Sie aber, Herr Baumann und Herr Wenning, haben dort einen CO-Speicher außerhalb Ihres Firmengeländes und nehmen seit 2002 im Falle eines Rohrbruches den Tod und die bleibende Behinderung von Hunderten oder Tausenden Anwohnern in Kauf:
Science for a better life.

Meine Schluss-Frage richtet sich an die Damen und Herren Aktionäre: wollen Sie einenVorstand entlasten, der nicht einmal bereit ist, mit den Duogynon-Opfern zu sprechen ?

Dr. med. Gottfried Arnold