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[CO2 Emissionen] STICHWORT BAYER 01/2006

CBG Redaktion

BAYER: weiterhin hohe Treibhausgas-Emissionen

Mogelpackung Klimaschutz

Der BAYER-Konzern untermauert sein vorgebliches Umwelt-Engagement mit seinen Anstrengungen für den Klimaschutz. Das Unternehmen habe „die Emissionen in den vergangenen 15 Jahren weltweit um über 60 Prozent reduziert“ heißt es in den Umweltberichten. Eine genauere Analyse zeigt jedoch, dass die Senkung des CO2-Ausstoßes größtenteils auf den Verkauf einer Unternehmensbeteiligung und den gestiegenen Fremd-Bezug von Energie zurückzuführen ist. Dies schönt die Konzernbilanz, hilft aber dem Klima in keinster Weise. BAYER lenkt davon ab, dass das Unternehmen nach wie vor zu den größten Produzenten von Treibhausgasen in Deutschland gehört und wenig für realen Klimaschutz getan hat.

von Philipp Mimkes und Prof. Jürgen Rochlitz

Seit den 70er Jahren kritisieren UmweltschützerInnen die von dem BAYER-Konzern ausgehenden ökologischen Probleme. Neben den Emissionen in Luft und Wasser, der Abfall-Produktion und dem gewaltigen Verbrauch von Wasser und Energie gefährden langlebige Produkte wie PCB, Pestizide, Weichmacher und Chlororganika die Umwelt.

Um das zwischenzeitlich stark gesunkene Ansehen in der Öffentlichkeit aufzubessern, wurde der Konzern in verschiedenen Bereichen aktiv. So startete BAYER Kooperationen mit „glaubwürdigen Partnern“ wie den Vereinten Nationen, der Weltgesundheitsorganisation, der UN-Umweltbehörde UNEP, Universitäten und medizinischen Einrichtungen. Der Multi wurde Mitglied in „grünen“ Unternehmerverbänden wie dem World Business Council for Sustainable Development, der Business Action for Sustainable Development oder dem Forum Nachhaltige Entwicklung. Spenden von BAYER gehen an WissenschaftlerInnen, karitative Einrichtungen, Selbsthilfegruppen und sogar Umweltverbände. Der Konzern flankiert all diese Aktivitäten mit umfangreicher Öffentlichkeitsarbeit, um besonders solche Bereiche, in denen das Unternehmen in der Kritik steht, positiv zu besetzen.

Die gesamten Ausgaben für solche goodwill-Aktivitäten liegen bei einigen Millionen Euro jährlich und damit im Promillbereich des Konzerngewinns – wobei zu beachten ist, dass BAYER seine Steuerlast in den vergangenen Jahren durch „kreative Buchhaltung“ um Milliardenbeträge gedrückt hat.

Vorreiter beim Klimaschutz?
Nachdem BAYER längere Zeit bei seiner Außendarstellung die Mitwirkung im UN Global Compact in den Vordergrund rückte, wird in den Publikationen des Konzerns seit rund zwei Jahren der „nachhaltige Beitrag zum Klimaschutz“ an erster Stelle genannt. Weder im Geschäftsbericht noch auf der homepage sowie in zahlreichen Pressemitteilungen fehlt der Hinweis auf die „Vorreiterrolle bei der Reduktion der Emissionen, durch die der Konzern sowohl die nationalen als auch die internationalen Zielvorgaben bereits heute übertroffen hat“.

Präzisiert wird dies im Bayer-Nachhaltigkeitsbericht 2004 , wo es heißt: „Konzernweit wurde die direkte Emission klimarelevanter Gase seit 1990 deutlich über 60% reduziert“ – von 15,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent (1992) auf 5,4 Mio Tonnen (2003). Der CO2-Ausstoß sank von 10,1 auf 5,2 Mio Tonnen, darüber hinaus wurde die Emission klimaaktiver Gase (im wesentlichen Lachgas Distickstoffoxid oder N2O) stark reduziert. Damit habe „der Bayer-Konzern das Ziel einer 50-prozentigen Verringerung der direkten Emission von Treibhausgasen von 1990 bis zum Jahre 2010 bereits Ende 2002 übertroffen“. Die Datenerhebung sei zudem „von unabhängigen Gutachtern überprüft und attestiert worden“.

Rechentricks durch Auslagerungen
Bei genauerer Betrachtung der Daten zeigt sich jedoch, dass der Rückgang der Emissionen im wesentlichen auf drei Entwicklungen beruht, von denen nur eine tatsächlich ökologisch relevant ist:

1. Im Jahr 2001 wurde eine 50%-ige Beteiligung an der EC Erdölchemie verkauft. Die Erdölchemie hatte fast ein Viertel der Produktionsmenge des BAYER-Konzerns ausgemacht und war für einen CO2-Ausstoß von 3,1 Mio to pro Jahr verantwortlich. Diese Emissionen wurden also nicht eingespart, sondern nur umgebucht - auf das Konto des neuen Besitzers BP.
2. Der Fremdbezug von Energie ist im Berichtszeitraum stark gestiegen - während BAYER im Jahr 1992 noch 83 Prozent seines Energiebedarfs in Form von Elektrizität und Dampf selbst erzeugte, waren es zehn Jahre später nur noch 58 Prozent. Die restlichen 42 Prozent bezog der Konzern von externen Anbietern, weshalb die bei der Erzeugung anfallenden CO2-Emissionen auch nicht mehr in BAYERs Klimabilanz auftauchen.
3. Noch 1990 emittierte der Konzern jährlich rund 16.000 Tonnen des extrem klimaschädlichen Lachgases. Diese Menge konnte er bis heute um 90% reduzieren.

Nur die von Umweltschützern seit langem geforderte Reduktion des Lachgas-Ausstoßes ist also tatsächlich ökologisch hilfreich. Die Emissionen der Erdölchemie fallen weiterhin an, ebenso die der Energie-Zulieferer. Die von Unternehmens-Sprechern behauptete Verringerung der Emissionen beruht also zum größten Teil auf Umstrukturierungen und veränderter Buchhaltung - was dem Klima zwar nichts nutzt, aber die BAYER-Bilanz besser aussehen lässt.

Kritik auch von Unternehmensberatung
Sogar die – eigentlich konzernfreundlichen – Unternehmensberatungen ARTHUR D. LITTLE und DR. HARDTKE monieren die geschönte Darstellung in ihrer Beurteilung des BAYER-Nachhaltigkeitsberichts: „Zusätzlich zum Energieverbrauch werden auch die CO2-Emissionen berichtet. Allerdings ist diese Information von begrenzter Relevanz, weil Emissionen aus der Produktion extern erzeugter Energie nicht berücksichtigt werden und die berichtete Reduzierung zum Teil aus dem zunehmenden „Out-sourcing“ der eigenen Energieerzeugung resultiert.“

Erst beim näheren Hinsehen erschließt sich also, was BAYER mit dem Ausdruck „direkte Emissionen“ meint. Die für den Klimaschutz einzig relevante Größe – der CO2-Ausstoß in der gesamten Produktionskette – wird nicht angegeben und lässt sich aus den bereitgestellten Daten auch nicht ermitteln. Gegenüber der Presse wird die sprachliche Unterscheidung zwischen „Emissionen“ und „direkten Emissionen“, die den meisten LeserInnen sowieso unklar ist, denn auch häufig fallen gelassen – so spricht Unternehmenssprecher Michael Schade mehrfach von „60% reduzierten Emissionen von Treibhausgasen“ – eine bewusste Irreführung der Öffentlichkeit.

Berechnung tatsächlicher Emissionen
Der absolute Ausstoß von Klimagasen (BAYER-Werke plus Energie-Zulieferer) geht aus dem BAYER Nachhaltigkeitsbericht nicht hervor und lässt sich nur überschlagsmäßig berechnen.

Um die Entwicklung von 1990 bis 2002 näher analysieren zu können, muss zunächst eine vergleichbare Betriebsgröße betrachtet werden, denn der Verkauf des 50%-Anteils an der Erdölchemie hat nichts mit Klimaschutz zu tun. Für die weitere Betrachung lösen wir daher die CO2-Emissionen der Erdölchemie aus dem Zahlenwerk heraus. Nimmt man an, dass der Klima-Ausstoß der Erdölchemie in etwa konstant bei 3,1 Mio Tonnen jährlich blieb, so verringerten sich die CO2-Emissionen des Rest-Konzerns (BAYER minus Erdölchemie) von 1990 bis 2002 von 7,0 auf 5,2 Mio Tonnen.

Für eine ernstzunehmende Darstellung müssen nun noch die Emissionen der Energie-Zulieferer addiert werden. Laut BAYER Nachhaltigkeitsbericht verdoppelte sich der Fremdbezug von Energie von 28 Petajoule 1990 auf 57 Petajoule 2002 (Strom: 25 auf 35 Petajoule, Dampf: 3 auf 22 Petajoule). Dieser Energieverbrauch lässt sich im Prinzip in eine CO2-Bilanz umrechnen, dafür müsste aber der Strommix und der Typ der Lieferkraftwerke (Kohle, Gas, Einsatz von Kraft-Wärme-Kopplung, etc) bekannt sein.

Im Fall relativ klimafreundlicher Erdgaskraftwerke entstehen bei der Herstellung von einem Petajoule elektrischer Energie rund 160.000 Tonnen CO2 . Selbst wenn man den stark gestiegenen Bezug von Dampf vollkommen unberücksichtigt lässt, ergibt sich somit ein Anstieg der CO2-Emissionen der Energie-Zulieferer von 4,0 Mio to (1990) auf 5,6 Mio to (2002). Addiert man diese Zahlen zu den „direkten“ Emissionen, so sieht man, dass der CO2-Ausstoß in der gesamten Zulieferkette des BAYER-Konzerns lediglich von 11,0 Millionen Tonnen (1990) auf 10,8 Millionen Tonnen (2002) fiel.

Diese Rechnung ist wegen der unzureichenden Datenbasis notwendigerweise ungenau. Sollte der von BAYER bezogene Strommix ganz ohne Kohlekraftwerke auskommen (was an den BAYER-Standorten in NRW unwahrscheinlich ist) und stattdessen vermehrt aus Kraft-Wärme-Kopplung stammen, so könnten die Zahlen etwas günstiger liegen. In jedem Fall aber verdeutlicht die Analyse, dass die tatsächliche Klimabilanz von BAYER keineswegs eine Erfolgsgeschichte ist, sondern der CO2-Ausstoß der fortgeführten Betriebsteile auf weiterhin hohem Niveau stagniert und lediglich leicht zurückgegangen ist. Dem Konzern ist vorzuhalten, dass er in seinem immerhin 140-seitigen Nachhaltigkeitsbericht die essentiellen Angaben zu seinen Energie-Zulieferern verschweigt und so eine genaue Berechnung unmöglich macht.

Emissionen bleiben auf höchstem Niveau
Dass es ehrlicher geht, macht ausgerechnet die Konkurrenz aus Ludwigshafen vor. Der größte Chemiekonzern der Welt, die BASF, emittierte 2004 mit 20,7 Mio Tonnen beinahe die doppelte Menge Kohlendioxid. Allerdings hatte es der Chemiegigant nicht nötig, seine Bilanz derart schönzurechnen wie bei BAYER geschehen - die extern bezogene Energie wurde mitberücksichtigt. Im Umweltbericht der BASF heißt es, dass „bei den energiebedingten CO2-Emissionen sowohl die direkten Emissionen der Strom- und Dampferzeugung als auch die indirekten Emissionen durch Import und Export von Strom und Dampf bilanziert werden“.

Es ist instruktiv, die Höhe der Emissionen bei BAYER und BASF mit dem gesamten CO2-Ausstoß in Deutschland zu vergleichen. Dieser beträgt rund 834 Millionen Tonnen jährlich (2004), etwa ein Viertel der europäischen Emissionen. Allein die beiden größten Chemie-Konzerne sind also für knapp 4% der Klimagase in Deutschland verantwortlich, die Chemie bleibt hierzulande nach Strom- und Metallproduktion der Klimaschädiger Nr. 3. Insgesamt kommt die deutsche Industrie auf rund 550 Millionen Tonnen und nimmt in Europa den Spitzenplatz ein. Wirklicher Klimaschutz wäre nur mit einer drastischen Reduktion dieser industriellen Emissionen möglich.

Prima Klima für BAYER
BAYER versteht es trefflich, sich mit der geschönten Klimabilanz in Szene zu setzen. Der Konzern wurde kürzlich in den Climate Leadership Index aufgenommen, den „ersten weltweiten Klimaschutz-Aktienindex“. Auch in den schmucken „Nachhaltigkeits-Fonds“ Sustainability World Index und Dow Jones STOXX Sustainability Index ist der Konzern aufgrund seiner Klimabilanz registriert. Im vergangenen Dezember wurde BAYER im Zuge des Klimagipfels im kanadischen Montreal sogar mit dem „Low Carbon Leaders Award“ ausgezeichnet. Die Presse berichtete ausführlich - stets mit dem Hinweis auf die „um 60 Prozent reduzierten Klima-Emissionen“.

Auch Politik und Behörden übernehmen die Aussagen von BAYER unreflektiert. Die UN-Umweltbehörde UNEP verbreitet die Behauptung der um 60% gesunkenen Treibhausgas-Emissionen ebenso wie die NRW Landesregierung. Den Vogel abgeschossen hat Reinhard Loske, grüner MdB und Mitglied im Umweltausschuss, in einer Rede im Bundestag: „Bevor ich gerade hierher kam, habe ich einen Brief an die Bayer AG geschrieben, der in Montreal ein Preis - der „Low Carbon Leaders Award“ - verliehen wurde. Bayer wurde damit als eines der Unternehmen ausgezeichnet, die sich weltweit am meisten für den Klimaschutz einsetzen. Dazu sage ich nur: Chapeau! Weil mein Wahlkreis in Leverkusen ist, habe ich dem Unternehmen geschrieben; denn ich finde das, was Bayer in diesem Bereich tut, prima.“

Klima-Rollback der Industrie
Welchen Stellenwert die CO2-Minimierung für BAYER tatsächlich besitzt, zeigt ein internes Positionspapier des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) zum Klimaschutz, das der Deutschen Umwelthilfe im vergangenen Dezember zugespielt wurde . Darin fordert der BDI eine Abkehr vom Kyoto-Protokoll und die Streichung verbindlicher CO2-Reduktionsziele nach US-amerikanischem Vorbild. Sogar der Ausbau von Autobahnen und Flughäfen wird vom BDI als Beitrag zum Klimaschutz bezeichnet.
Interessant ist das Strategiepapier, das nicht zur Veröffentlichung gedacht war, vor allem deshalb, weil es rund 80 Kommentare von BDI-Mitgliedern enthält. Während selbst der Stromversorger E.ON und der „Verband der Mineralölwirtschaft“ die Aufgabe des Kyoto-Prozesses als falsch bezeichnen, begrüßen BAYER und BASF die Initiative uneingeschränkt (BAYER: „Wir stimmen mit den wichtigsten Kernaussagen der Entwurfsfassung des BDI-Positionspapiers überein“; BASF: „Wir begrüßen den Entwurf, weil sich die Industrie schon sehr bald Fragen jeder neuen Bundesregierung stellen muss, aber auch die Industrie bei diesem für sie wichtigen Thema auf jede neue Bundesregierung zugehen sollte“). Die Deutsche Umwelthilfe bezeichnet die Initiative der Industrie, von der sich sogar Kanzlerin Merkel explizit distanzierte, denn auch treffend als „Rauchzeichen aus der klimapolitischen Steinzeit“.

Fazit
Die BAYER AG hat einige Anstrengungen zum Klimaschutz unternommen – diese reduzieren sich aber bei genauer Betrachtung größtenteils auf die Verminderung des Lachgas-Ausstoßes. Die von BAYER publizierten Daten zu CO2-Emissionen werden unredlich präsentiert, zentrale Informationen über die Umweltauswirkungen von fremdbezogener Energie werden der Öffentlichkeit vorenthalten. Die Kernaussage eines um „60% reduzierten Ausstoßes von Klimagasen“ ist unhaltbar.
Um das Klimaziel eines bis 2050 um 80% verminderten CO2-Ausstoßes zu erreichen, muss BAYER substanzielle Schritte zur Minimierung des Energieverbrauchs einleiten. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN fordert den Konzern auf, seinen Nachhaltigkeitsbericht zu korrigieren, vollständige Daten vorzulegen und effektive Schritte für eine reale Reduzierung der CO2-Emissionen einzuleiten. Aus den sogenannten Nachhaltigkeits- und Ethik-Fonds sollte BAYER folgerichtig ausgeschlossen werden.

[UNEP] STICHWORT BAYER 04/2005

CBG Redaktion

Offener Brief an UN-Umweltbehörde UNEP:

„Kooperation mit BAYER beenden“

Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) fordert von der UN-Umweltbehörde ein Ende der Kooperation mit dem BAYER-Konzern. BAYER finanziert das Jugendumwelt-Programm der UNEP über einen Zeitraum von drei Jahren. Die CBG weist darauf hin, dass BAYER Dutzende solcher Kooperationen eingegangen ist, ohne dass sich die rücksichtslose Unternehmenspolitik dadurch verändert hätte.

von Philipp Mimkes

Klaus Töpfer, Vorsitzender der UN-Umweltbehörde UNEP, reiste im vergangenen Juni eigens nach Leverkusen, um eine dreijährige Kooperation von BAYER und UNEP zu verkünden. Speziell gefördert werden soll hierdurch das Jugendprogramm des UNITED NATIONS ENVIRONMENTAL PROGRAMME.
In der gemeinsamen Pressekonferenz sprach Töpfer BAYER-Chef Werner Wenning erwartungsgemäß nicht darauf an, warum der Konzern seit jeher eine wirksame Umweltgesetzgebung bekämpft und warum BAYER ohne Bedenken große Mengen hochgefährlicher Produkte herstellt. Die Propaganda-Abteilung des Konzerns nutzte das tete à tete für viele bunte Bilder, die seitdem die BAYER-homepage, die Aktionärsberichte des Konzerns und den BAYER-Geschäftsbericht schmücken.
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) befürchtet, dass die UNEP künftig weniger offen sein wird, die Verantwortung großer Konzerne für Umweltprobleme zu thematisieren. Der Verein schrieb daher einen Offenen Brief an die UNEP, dessen Wortlaut wir im Folgenden dokumentieren:

Sehr geehrte Damen und Herren,
Anlass für unser Schreiben ist das Treffen von „Umweltbotschaftern“ aus aller Welt im indischen Bangalore, das von der UNEP organisiert und vom Unternehmen BAYER gesponsort wird. Zweck des Treffens sind Diskussionen über Umweltfragen sowie über die Umsetzung der „UN Millenium Development Goals“.
Unserer Meinung nach werden diese Ziele durch Ihre Zusammenarbeit mit BAYER torpediert. Das Unternehmen bekämpfte über seine Lobbyisten jegliche Art von Umweltgesetzgebung – sei es das Kyoto-Protokoll zum Klimaschutz, die neuen EU-Gesetze zur Chemikaliensicherheit, das Verbot von FCKW oder geplante Verbote von Pestiziden. Zudem produziert BAYER eine große Zahl hochgefährlicher Produkte wie Insektizide, Weichmacher, Bisphenol A oder Phosgen. In der Vergangenheit war BAYER sogar an der Produktion von PCB, Holzschutzgiften, chemischen Waffen und HIV-kontaminierten Blutprodukten beteiligt.
BAYER ist wie jedes multinationalen Unternehmen vornehmlich an Gewinnen interessiert. Der ehemalige Vorstandsvorsitzende Manfred Schneider drückte es so aus: „Wir sind auf Profit aus. Das ist unser Job“. BAYER hat eine lange Tradition, sein Image mit vorgeblichem Umweltengagement reinzuwaschen. Daher startete der Konzern Kooperationen mit Dutzenden von Umweltgruppen, medizinischen Fachgesellschaften, Selbsthilfegruppen, Umwelt-Magazinen, etc. Hierbei sucht das Unternehmen gezielt Projekte in solchen Bereichen, in denen es in der Kritik steht. Hierdurch soll der Kritik von Umweltgruppen und Medien die Spitze genommen werden. Zudem will BAYER von dem guten Image seiner Partner profitieren.
Für die Umweltbewegung ist es ein Rückschlag, wenn die Vereinten Nationen oder das UN-Umweltprogramm UNEP mit BAYER zusammen arbeiten. Die Firma nutzt diese Kooperationen in der Außendarstellung weidlich - z.B. auf ihrer homepage, dem Geschäftsbericht und zahllosen Werbebroschüren. Für BAYER ist dies eine preiswerte Image-Kampagne, aus der keine realen Veränderungen resultieren.
Die Coordination gegen BAYER-Gefahren dokumentiert seit 25 Jahren Problemfälle, für die der BAYER-Konzern verantwortlich ist. Wir haben hunderte von Fälle gesammelt, in denen die Geschäftspolitik des Unternehmens Menschen oder die Umwelt geschädigt haben. Seit Jahrzehnten machen wir die Erfahrung, dass BAYER die Produktion risikoreicher Produkte nur auf hohen öffentlichen Druck hin einstellt.
Großkonzerne sind verantwortlich für eine große Zahl sozialer und ökologischer Probleme. Unternehmen reduzieren ihre Kosten zu Lasten der Allgemeinheit. Die Industrie drängt auf freiwillige Verhaltenskodizes, um einklagbare ökologische Standards zu verhindern. Daher sind wir der Überzeugung, dass man eine kritische Distanz zu multinationalen Konzernen wahren muss, wenn man ökologische oder soziale Ziele verfolgt. Die Annahme von Geld jedoch führt zu Abhängigkeit. Wir befürchten, dass die UNEP und die „UN Umweltbotschafter“ weniger offen sein werden, die Rolle großer Konzerne zu diskutieren wenn sie Spenden von BAYER erhalten. Wir fordern Sie daher auf, diese Kooperation zu beenden.
In Erwartung Ihrer Antwort, Vorstand der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN

Eine Antwort der UNEP lag auch 6 Wochen nach Versand des Briefs nicht vor. Dafür sorgte die Veröffentlichung des Schreibens für zahlreiche Reaktionen. Aus Ostafrika erreichte uns die Nachricht: „Ich begrüße es sehr, dass Sie diese unheilige Verbindung entblößen. Ich nahm im September an der von der UNEP organisierten Chemikalien-Konferenz SAICM teil. Dem Verband der Pestizid-Hersteller, dem auch BAYER angehört, ist es zu verdanken, dass das Abschlussdokument die Wünsche der Industrie wider spiegelt. Statt verbindlicher Regeln wurden lediglich nicht-einklagbare Empfehlungen verabschiedet.“ Aus den USA schrieb uns ein Aktivist: „Ich unterstütze Ihre Ziele zu einhundert Prozent. Die UNEP ist aus finanziellen Gründen bereit, die Augen vor den Verfehlungen von BAYER zu verschließen.“

[Ticker 04/2005] STICHWORT BAYER 04/2005 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

Streik bei BAYER-Italien
Im November 2005 streikten am italienischen BAYER-Standort Filago mit Unterstützung der großen Gewerkschaften CGIL, CISL und UIL 500 Belegschaftsangehörige, um gegen die Entlassung von neun MitarbeiterInnen zu protestieren. Die Beschäftigten von LANXESS, der Anfang des Jahres vom Leverkusener Multi abgestoßenen Kunststoffsparte, legten aus Verbundenheit mit den vom Rauswurf Bedrohten ebenfalls die Arbeit nieder. Die Betroffenen arbeiteten in der Haushaltsinsektizid-Produktion. Nach dem Verkauf des Insektenmittels AUTAN an JOHNSON & JOHNSON fuhr BAYER die Produktion herunter. Viele Beschäftigte wechselten daraufhin in andere Bereiche, aber den Neun bot der Agroriese keine neuen Arbeitsplätze an. „Einen derartigen Fall hat es hier noch nicht gegeben. Wir müssen in jedem Fall auch für die übrig gebliebenen Angestellten eine würdige Lösung finden“, meint Elisabetta Giglio von der Gewerkschaft CGIL. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat den Streikenden ihre Solidarität bekundet.

Die CBG-Jahrestagung 2005
Am 12. November 2005 fand im Düsseldorfer Umweltzentrum die Jahrestagung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) zum Thema „Konzernmacht und Sozialraub - BAYER & Co. entfesseln den Kapitalismus“ statt. Conrad Schuhler vom Münchner „Institut für sozialökologische Wirtschaftsforschung“ hielt einen Vortrag über den Kapitalismus in Zeiten der Globalisierung, als dessen Hauptmerkmale er die anwachsende Macht der Finanzmärkte, höhere Profite für die Konzerne und eine forcierte Ausbeutung der abhängig Beschäftigten ansah. Otto Meyer, Pfarrer im Unruhestand, dekonstruierte die sieben Mythen des Neoliberalismus von der „Kostenexplosion in den Sozialsystemen“ bis hin zur „Überalterung“. Der CBG-Vorständler Jan Pehrke schließlich befasste sich mit der Geschichte des Sozialen bei BAYER, die Ende des 19. Jahrhunderts als Befriedungsstrategie ihren Anfang nahm. Alle Referenten fassten den gegenwärtigen Neoliberalismus nicht als eine Schicksalsmacht, sondern als ein qua Politik geschaffenes Gesellschaftsmodell auf, das also qua Politik auch wieder rückholbar ist. Deshalb kam es im Anschluss der Referate jeweils zu fruchtbaren Diskussionen über Alternativen zum gegenwärtigen Status quo. So nahmen die TeilnehmerInnen von der Jahrestagung neue Kraft für ihre politische Arbeit in ihren jeweiligen Zusammenhängen mit nach Haus.

3.500 Beschäftigte demonstrierten
BAYER INDUSTRY SERVICES (BIS) plant ein drastisches Einsparprogramm (siehe KAPITAL & ARBEIT). Am 5. November wollte die Geschäftsleitung mit den Betriebsräten im Wirtschaftsausschuss die Einzelheiten besprechen. Darum versammelten sich 3.500 Belegschaftsangehörige aller Standorte der BAYER AG vor den Wiesdorfer Arkaden, um ihren Unmut über das Vorgehen des BIS-Managements zum Ausdruck zu bringen - mit Pfiffen, bösen Kommentaren und Buh-Rufen für den BIS-Vize Heinz Bahnmüller. Eine Protestversammlung dieser Größe hat es beim Leverkusener Chemiemulti lange nicht mehr gegeben.

Proteste gegen Genreis
Mit gentechnisch verändertem Reis wollen BAYER und andere Agromultis groß ins globale Ernährungsgeschäft einsteigen. Vor allem aus den Ländern der „Dritten Welt“ regt sich dagegen Widerstand. GREENPEACE sowie Initiativen aus Indien, Thailand, Indonesien und anderen Staaten nahmen den Welternährungstag am 16. Oktober zum Anlass, ein Verbot von genmanipuliertem Reis zu fordern. Sie wählten dieses Datum mit Bedacht, denn anders als von der UN-Welternährungsorganisation FAO propagiert, stellt der Laborreis in ihren Augen keinen Beitrag zur Lösung des Hungerproblems dar. Deshalb übergaben die Gruppen einem FAO-Vertreter in Bangkok ein Manifest. Darin warnten sie vor den Gesundheitsrisiken der neuen Technologie und kritisierten die aggressive Vermarktungsstrategien von BAYER & Co.. „Reis ist das weltweit wichtigste Grundnahrungsmittel. Wir werden nicht zulassen, dass einige wenige Agromultis die Zukunft dieser Pflanze aufs Spiel setzen“, sagte die südostasiatische GREENPEACE-Aktivistin Varoonvarn Svangsopakul.

Immer mehr Gen-GegnerInnen
Das FORSA-Institut befragte die BundesbürgerInnen nach ihrer Meinung zu Genfood und bescherte BAYER & Co. ein niederschmetterndes Ergebnis: Drei Viertel der Befragten sprach sich gegen gentechnisch produzierte Lebensmittel aus.

Verbände gegen neue Gentechpolitik
Mehrere Initiativen haben Angela Merkel in einem Offenen Brief zu einer Kehrtwende in der Gentechnik-Politik aufgefordert. Sie appellierten an die Bundeskanzlerin, bei der beabsichtigten Novellierung des Gentechnik-Gesetzes nicht die Koexistenz von konventioneller und gentechnik-basierter Landwirtschaft zu verhinden, nicht die Wahlfreiheit der VerbraucherInnen einzuschränken und den Umweltschutz nicht zu vernachlässigen. „Lassen Sie nicht zu, dass über die Revision des Gentechnik-Gesetzes einer schleichenden gentechnischen Verunreinigung konventioneller und biologischer Ernten sowie von Natur und Landschaft Tür und Tor geöffnet wird!“, schließt das Schreiben. Zu den Unterzeichnern zählten unter anderem BIOLAND, GREENPEACE, das GEN-ETHISCHE NETZWERK, die ZUKUNFTSSTIFTUNG LANDWIRTSCHAFT und der BUND FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ (BUND).

JapanerInnen schreiben Landwirtschaftsminister
Ein Großteil der Rapsernte aus Australien geht nach Japan. Das Land akzeptiert jedoch keine Verunreinigungen durch genmanipulierten Raps. Deshalb nahm eine VerbraucherInnen-Organisation die jüngst festgestellte Kontamination von konventionell angebautem Raps durch BAYERs LIBERTY-LINK-Sorte (siehe GENE & KLONE) zum Anlass, den australischen Landwirtschaftsminister Peter McGauran in einem Brief aufzufordern, strengere Maßnahmen zur Verhinderung solcher Auskreuzungen zu ergreifen und die Auflagen für Freisetzungsversuche zu erhöhen.

ÄrztInnen fordern REACH-Nachbesserungen
Die Bundesärztekammer hat das geplante Chemikaliengesetz der EU kritisiert. Nach Meinung der MedizinerInnen-Organisation fällt es weit hinter dem ursprünglichen Entwurf zurück. Sie fordert unter anderem Nachbesserungen wie Risikobewertungen auch für Stoffe unterhalb einer Produktionsmenge von einer Tonne, die Einführung von Langzeittests und Monitoringverfahren. Darüber hinaus tritt die Ärztekammer für eine Hersteller-Haftung im Falle von Gesundheitsschäden durch Chemie-Gifte ein.

CBG stört Greenwashing
Im US-amerikanischen Pittsburgh hat der Leverkusener Multi einen Umweltfilm-Wettbewerb für Schüler gesponsort, um sich einmal mehr öffentlichkeitswirksam von seiner grünen Seite zu zeigen. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat den Veranstaltern Material über die Umweltsünden des Konzerns zur Verfügung gestellt und sie über die Greenwashing-Strategie des Agromultis aufgeklärt. Das blieb nicht ohne Wirkung. Die „Pittburgh Filmmakers“ versprachen, eine weitere Zusammenarbeit mit BAYER zu überdenken. Eine Filmregisseurin verteilte während des Filmwettbewerbs sogar Handzettel mit kritischen Informationen über das Unternehmen.

PAN gegen Lindan
Seit BAYER die US-Firma GUSTAFSON erwarb, befindet sich der unter anderem durch den Holzgifte-Skandal mit seinen unzähligen Opfern berühmt-berüchtige Pestizid-Wirkstoff Lindan wieder im Sortiment des Konzerns. Die zur Familie der chlorierten Kohlenwasserstoffe gehörende Substanz zählt zu den giftigsten Chemikalien der Welt. Nur in den Vereinigten Staaten, Mexiko und Kanada dürfen BAYER und andere Hersteller sie noch vermarkten. Darum hat die US-amerikanische Sektion des PESTIZID-AKTIONS-NETZWERKES (PAN) in diesen Ländern eine Verbotskampagne gestartet (siehe auch Ticker 2/05). Die Initiative hat sich mit einer Petition an die staatliche Umweltbehörde EPA gewandt, RegierungsvertreterInnen aus den USA, Mexiko und Kanada zu einem „Lindan-Essen“ gebeten und ist BAYER mit einer Telefon-Aktion auf den Pelz gerückt. Als Lohn ihrer Arbeit lässt Mexiko die Genehmigung für das Ultragift Ende des Jahres auslaufen. Zudem wollen mehrere US-Bundesstaaten der Pharma-Industrie die weitere Verwendung von Lindan untersagen.

Kein PONCHO statt GAUCHO!
Das BAYER-Pestizid GAUCHO war für ein Bienensterben in großem Ausmaß verantwortlich, was in Frankreich zu einem Anwendungsverbot für bestimmte Kulturen wie Sonnenblumen und Mais führte. Das brachte den Agromulti dazu, mit PONCHO ein Nachfolgeprodukt zu lancieren. Die französische Umweltschutz-Initiative MOUVEMENT POUR LE DROIT ET LE RESPECT DES GÉNÉRATIONS FUTURES (MDRGF) hält es jedoch lediglich für alten Wein in neuen Schläuchen, weil der PONCHO-Inhaltsstoff Clothianidin zur selben Wirkstofffamilie wie GAUCHOs Imidacloprid gehört. Darum hat die MDRGF den französischen Landwirtschaftsminister aufgefordert, PONCHO die Zulassung zu verweigern.

Sechs Jahre Tauccamarca
Am 22. Oktober 1999 starben 24 peruanische Schulkinder aus Tauccamarca an einer Pestizid-Vergiftung. Die Frau eines Lehrers hatte das Gift versehentlich in die Schulmilch gemischt. Bei der Agrochemikalie handelte es sich um das BAYER-Produkt FOLIDOL mit einem Parathion-Wirkstoff. In den ländlichen Regionen Perus mit ihrer hohen AnalphabetInnen-Rate war eine solche Verwechslung vorprogrammiert, weil sich auf der Packung kein deutlicher Hinweis auf die Gefährlichkeit der Agrochemikalie befindet. Darum hat die lateinamerikanische Sektion des PESTIZID-AKTIONS-NETZWERKES (PAN) BAYER auf einem öffentlichen Tribunal, das anlässlich des sechsten Jahrestages des schrecklichen Ereignisses in Tauccamarca stattfand, auch eine Mitschuld am Tod der Kinder gegeben.

Umweltgruppe gegen Glyphosate
Die Behörden der mexikanischen Stadt Guadalajara rücken - einer Empfehlung der Nationalen Wasserkommission folgend - den üppigen Wasserlilien auf dem Chapala-See mit dem Herbizid Glyphosate zu Leibe. Weil der auch in BAYER-Produkten wie GLYPHOS und USTINEX G verwendete Wirkstoff das als Trinkwasserreservoir dienende Gewässer vergiften kann, hat die Initiative COLECTIVO ECOLOGISTA JALISCO (CEJ) im Rahmen einer Aktionswoche gegen die Glyphosate-Ausbringung der Kommune protestiert.

Pestizid-Proteste in Alaska
Der US-Bundesstaat Alaska hob im Jahr 2003 das Verbot, Pestizide per Flugzeug auszubringen, auf. Deshalb beantragte das Unternehmen KLUKWAN bei den Behörden die Genehmigung zum Besprühen einer riesigen Waldfläche mit Agrochemikalien. Zum Einsatz kommen sollten die Wirkstoffe Imazapyr und Glyphosate, das in BAYER-Produkten wie GLYPHOS und USTINEX G enthalten ist. Dagegen erhob sich jedoch Protest von FischerInnen, UmweltaktivistInnen, LokalpolitikerInnen und indigenen Völkern, dem sich die Verantwortlichen schließlich beugten.

Pestizid-Proteste in Costa Rica
Flugzeuge versprühen auf den Bananenplantagen Costa Ricas in rauhen Mengen Pestizide. Da die Felder in unmittelbarer Nähe von Ortschaften liegen, kommt es dort immer wieder zu Vergiftungsfällen. Dabei stellt der unter anderem in BAYERs PRONTO PLUS BRAVO-PACK enthaltene Wirkstoff Chlorthalonil einen der Hauptauslöser von Symptomen wie Hautausschläge, Atembeschwerden und Allergien dar. Deshalb haben Kommunen der Provinz El Limon bei staatlichen Stellen offiziell Protest gegen die Sprüheinsätze eingelegt. Aber die Verantwortlichen haben sich dem Druck der Bananenbarone gebeugt und den Giftspritzern die Lizenz verlängert.

KAPITAL & ARBEIT

Sparprogramm bei BIS
Seit der Umstrukturierung von BAYER zu einer Holding stehen die einzelnen Bereiche in einer geschäftlichen Beziehung zueinander. BAYER INDUSTRIAL SERVICES (BIS) betreibt beispielsweise die Chemie„parks“ inklusive Energieversorgung, Abfallmanagement und Werkschutz und bietet diese Dienstleistungen den anderen Konzern-Gesellschaften an. Diese allerdings üben Kaufzurückhaltung und machen Druck auf die Preise, wobei sich besonders die Chemie-Abspaltung LANXESS, die 40 Prozent der Anteile an der BIS hält, hervortut. In der Folge sanken die Erlöse der Service-Gesellschaft stark. Die BIS legte deshalb schon vor drei Jahren ein 131 Millionen Euro schweres Einsparprogramm auf, in dessen Rahmen sie bis 2006 über ein Sechstel der 7.300 Arbeitsplätze vernichten will. Da die Umsätze aber noch um mehr als die erwarteten 20 Prozent zurückgingen, plant die Gesellschaft jetzt neben weiteren Stellenstreichungen auch Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich. Zudem beabsichtigt sie, die tarifllich vereinbarten Einmalzahlungen einzubehalten sowie Unternehmensteile auszugliedern, um die Beschäftigten nicht länger nach dem Chemie-Tarif bezahlen zu müssen. Auch einen eigenen Betriebsrat ohne Anbindung an den Mutterkonzern strebt das BIS-Management an. Hätte die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) BAYER & Co. in den Tarifverhandlungen nicht so viele Öffnungsklauseln zugestanden, hätte die BIS bei ihren Rationalisierungsmaßnahmen bedeutend mehr Schwierigkeiten zu überwinden.

BAYER verlegt Diabetes-Zentrale
Der Leverkusener Multi schließt seine US-amerikanische Diabetes-Zentrale in Elkhart, was dort 160 Arbeitsplätze kostet, und verlegt sie nach New York. Damit existiert das Hauptwerk in der Stadt nicht mehr, lediglich noch eine Produktionsstätte mit 600 Beschäftigten. Elkhart hatte in den Augen des Konzerns einen gravierenden Standort-Nachteil aufzuweisen: Es gab dort eine Gewerkschaft.

Unterschiede bei den Sonderzahlungen
Bei BAYER fächert sich das Entlohnungsgefüge weiter auf. Die bei florierenden Geschäften ausgeschütteten übertariflichen Sonderzahlungen kommen nicht allen MitarbeiterInnen gleichermaßen zugute. Bei BAYER INDUSTRIAL SERVICES (BIS) machen sie lediglich fünf Prozent des Jahresgehalts aus, während die übrigen Gesellschaften des Multis sechs Prozent zahlen. Zudem können BIS-Beschäftigte sich nicht an BAYERs Aktienoptionen-Programm beteiligen.

BAYER ohne Antiinfektiva
Die Pillensparte von BAYER will sich von der Antinfektiva-Forschung trennen und damit weitere Arbeitsplätze im Werk vernichten. Das Unternehmen führt bereits aussichtsreiche Verkaufsgespräche mit HEXAL.

„Innovationsinitiative“ der IG BCE
Für die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) besteht zwischen Kapital und Arbeit kein Gegensatz. Daher kann sie BAYER & Co. die Arbeitsplatzvernichtung nicht anlasten. Statt Kapitalismuskritik zu üben, muss die Gewerkschaft positiv denken und auf den arbeitsplatzspendenden Segen von Innovationen setzen - ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen. Zu diesem Zweck hat die IG BCE bei BAYER das Projekt „Innovationsstandort Leverkusen“ gestartet, nachdem sich viele ihrer Betriebsräte bereits Anfang des Jahres bei der „Initiative pro Industriepolitik“ engagiert hatten. Die Chemie-Gewerkschaft hat auch schon ihre wahren Widersacher ausgemacht. „Die Grünen tun mit ihren ständigen Bedenken alles, um die deutsche Wirtschaft kaputt zu machen“, tönte BAYERs Gesamtbetriebsratschef Erhard Gipperich beispielsweise im Frühjahr.

AnalystInnen fordern weitere Abspaltungen
Nach der Abspaltung ist vor der Abspaltung: Die Trennung vom Chemie-Geschäft sehen viele Finanz-AnalystInnen nur als einen ersten Schritt. Sie fordern BAYER zur Abstoßung weiterer Geschäftsteile auf und haben dabei vor allem den Pharma-Bereich im Auge.

LANXESS gliedert Feinchemie aus
Wie bei der BAYER-Abspaltung AGFA bereits seit Jahren, so setzt sich auch bei der nunmehr selbstständigen Chemiesparte LANXESS der Teilungsprozess munter fort. Anfang November gab das Management Pläne bekannt, das Feinchemie-Geschäft ausgliedern zu wollen. Axel Westerhaus als Chef des künftig unter dem Namen SALTIGO GmbH firmierenden Unternehmens kündigte als erste Amtshandlung ein Programm zur Senkung der Produktionskosten um 25 Prozent an. Es umfasst unter anderem die Vernichtung von 500 Arbeitsplätzen und Betriebsschließungen.

LANXESS verkauft ISL-Chemie
Die unendliche Teilung, Teil 2: Anfang Dezember 2005 verkaufte die BAYER-Abspaltung LANXESS die Kürtener Firma ISL-Chemie, die vorwiegend Farben und Lacke für Kunststoffe herstellte, für 20 Millionen Euro an die BERLAC AG und verringerte so nochmals ihren Personalstamm.

ERSTE & DRITTE WELT

Mercosur gegen Bush
Die USA, China und die EU ringen um ökonomische Einflussspären in Südamerika. Die Europäische Union versucht seit geraumer Zeit, die Mercosur-Länder Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay stärker an sich zu binden und BAYER & Co. so bessere Kapitalverwertungsbedingungen zu schaffen. Diese Politik hat sich als erfolgreich erwiesen. Im November 2005 erlangte Bush für sein Projekt einer gesamtamerikanischen Freihandelszone auf dem Südamerika-Gipfel keine Mehrheit - Widerstand kam vor allem von Seiten der Mercosur-Staaten.

ERSTE & DRITTE WELT

AVALOX in der Tbc-Therapie?
Die Pharmamultis haben die ärmeren Staaten nicht in ihrer Kundendatei. Deshalb müssen öffentliche oder private Institutionen einspringen, um Medikamenten-Entwicklungen für Krankheiten zu fördern, die besonders häufig in Entwicklungsländern auftreten. Eine solche Organisation ist die „Global Alliance for TB-Drug-Development“. Bill Gates, die Rockefeller Foundation, die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA und diverse andere Vereinigungen finanzieren im Rahmen der Alliance die Suche nach neuen Tuberkulose-Behandlungsmethoden. So fließt auch Geld für die Erprobung einer Kombinationstherapie von Tbc-Arzneien mit BAYERs Antibiotikum AVALOX. Das Präparat soll den Heilungsprozess beschleunigen, die Bildung Antibiotika-resistenter Bakterienstämme eindämmen und so die Überlebenchancen der PatientInnen erhöhen. In der Fachwelt ist das BAYER-Mittel allerdings umstritten. Der Arzneimittelverordnungsreport ‚97 zählt Antibiotika mit Wirkstoffen aus der Gruppe der Fluorchinole wie AVALOX aufgrund der vielen Nebenwirkungen zu den „nicht primär empfehlenswerten Substanzen“. Schon bevor erste Ergebnisse der klinischen Tests feststehen, nutzt der Leverkusener Multi die PR um den neuen Tbc-Therapieansatz und verspricht, das Medikament in der so genannten Dritten Welt zu einem erschwinglichen Preis zu vermarkten, falls es sich als wirksam erweisen sollte.

IG FARBEN & HEUTE

Eine Zwangsarbeiterin berichtet
Die von BAYER mitgegründeten IG FARBEN eilte mit ihrem Antisemitismus sogar der NSDAP voraus und behandelte ihre SlavenarbeiterInnen viel schlechter als Unternehmen wie SIEMENS oder die AEG. Inge Deutschkron berichtet darüber in ihrem Buch „Ich trug den gelben Stern“, woraus die vom Bezirksamt Lichtenberg herausgegebene Publikation „Versklavt und fast vergessen“ Auszüge nachgedruckt hat. Über ihre Erfahrungen als zwangsverpflichtete Arbeiterin in der Perlon-Produktion schreibt die Autorin: „Diese Fabrik gehörte zum IG FARBEN-Konzern und war in Berlin bekannt für seine schlechte Behandlung von Juden (...) Man drückte uns den Judenstern in die Hand, der am Arbeitskittel zu befestigen war, mit den Worten: ‘Wehe, wenn ihr den vergesst.‚ Diese Kennzeichnung von Juden wurde amtlich erst Monate später angeordnet. Die IG FARBEN handelten eigenmächtig.“ Inge Deutschkron brachte sich schließlich selbst eine Knieverletzung bei, um ihre Entlassung zu provozieren. Wobei sie paradoxerweise wieder vom Antisemitismus des Unternehmens profitierte: Die IG-eigene Krankenkasse zahlte nämlich nicht gern für Juden mit Gesundheitsproblemen und wollte sie deshalb immer so schnell wie möglich loswerden.

IG-FARBEN-Mahnmal geschändet
Im Herbst 2005 haben Neonazis das Dessauer Zykon-B-Mahnmal geschändet, das erst Anfang des Jahres eingeweiht wurde. Die FORSCHUNGSGRUPPE ZYKLON B hatte sich neun lange Jahre für die Errichtung des „Informations- und Mahnpunkts Zyklon B Dessau“ eingesetzt, der daran erinnern sollte, dass der von BAYER mitgegründete Mörder-Konzern IG FARBEN in der Stadt einst Zyklon B produzierte.

POLITIK & EINFLUSS

Chemie-Arbeitgeber laufen Amok
Der Vorsitzende des „Bundesarbeitgeberverbandes Chemie“ (BAVC), der BASF-Vize Eggert Voscherau, hat in drastischen Worten drastische wirtschaftspolitische Maßnahmen eingefordert. Er trat in der Süddeutschen Zeitung für einen dreijährigen Verzicht auf Gesetze zum Arbeitsrecht und zur Umweltpolitik, für niedrigere Unternehmenssteuern, eine Reduzierung des Urlaubs und eine Streichung von Feiertagen ein. Besonders die Arbeitslosen will Voscherau härter an die Kandare nehmen. „Ich schätze mal, dass etwa ein Drittel der als arbeitslos Gemeldeten gar keine Arbeit sucht“, tönt er und verlangt Sanktionen für Vermittlungsunwillige, die „unter die Grenze dessen gehen, was heute als Existenzminimum gilt“. Bei BAYER & Co. können Joblose aber auf keinen Fall ein Unterkommen finden. „Grundsätzlich werden wir in der Industrie, auch in der Chemieindustrie, weiter Stellen abbauen. Wir steigern unsere Produktivität und stellen mit weniger Leuten mehr her“, bekannte er in dem Interview.

Chemiegesetz abermals abgeschwächt
Das Chemikaliengesetz REACH hat das EU-Parlament in Straßburg passiert - in abermals abgeschwächter Form. Nun müssen nicht mehr 30.000 Stoffe, sondern nur noch rund 5.000 Stoffe genauer auf ihre gesundheitsgefährdende Wirkung hin getestet werden. Für Substanzen bis zu einer Produktionsmenge von zehn Jahrestonnen gibt es einen Freifahrtschein, für solche bis 100 Jahrestonnen fallen die Langzeituntersuchungen weg. Auch müssen nicht mehr die Konzerne die Daten zusammentragen, die EU überantwortete diese Aufgabe ihrer Chemie-Agentur. Ein Sieg für die Chemie-Lobby und eine Niederlage für den VerbraucherInnenschutz. „Die deutschen Politiker stehen lieber BASF oder BAYER stramm zur Seite, allen voran Angela Merkel“, kommentierte die taz.

Umweltmedizin unter Druck
BAYER & Co. haben es geschafft, den Status der Umweltmedizin zu unterminieren. „Umweltmedizin“ gilt berufsständisch nun nicht länger als Zusatzbezeichnung, weshalb es auch keine Qualifizierungsangebote für dieses Fachgebiet mehr gibt.

IG BCE will BAYER & Co. stärken
Die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) betätigt sich einmal mehr als Bauchredner von BAYER & Co.. Sie gab zusammen mit dem Fraunhofer-Institut bei der Hans-Böckler-Stiftung die Untersuchung „Stärkung des Pharmastandortes Deutschland“ in Auftrag, die auch von der Pillen-Industrie hätte finanziert sein können. Als „Stärkungsmittel“ schlägt die Studie unter anderem mehr staatliches Geld für Gentechnik-Forschung, eine Verbesserung des Wissenstransfers von den Universitäten zur Industrie und eine konzertierte Aktion von Politik, Industrie, Wissenschaft, MedizinerInnen und Krankenkassen zur Entwicklung einer „nationalen Pharmastrategie“ vor. Soviel Liebesdienerei verwunderte selbst den Vorsitzenden des von BAYER gegründeten „Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller“, Andreas Barner. „Mit der IG BCE haben wir die einzigartige Situation, dass sich eine Gewerkschaft einsetzt für den Erhalt ihrer Industrie“, lobte er.

Verheugen will BAYER & Co. stärken
Der Brüsseler Lobby-Verband von BAYER & Co., der „European Roundtable of Industrialists“ (ERT) forderte im Februar 2004 in einem Brief an den damaligen Ratsvorsitzenden Bertie Ahern einen EU-Kommissar, „der sich exklusiv um alle Aspekte einer zum Wachstum führenden Industrie-Strategie kümmert“ - und ihnen lästige Umweltbestimmungen wie z. B. das geplante Chemikaliengesetz REACH verträglich gestaltet (SWB 4/04). Günter Verheugen tut als neuer Industrie-Kommissar alles, um der ihm zugedachten Rolle gerecht zu werden. Im Juni 2005 stellte er die Brüsseler Strategie zur Stärkung der pharmazeutischen Industrie vor. Diese sieht vor, die Projekte der Pillen-Produzenten im Rahmen des 7. Forschungsprogramms der Europäischen Union besonders zu fördern. Zudem will die Europäische Union 2,6 Milliarden Euro für neue Biotech-Firmen bereitstellen und BAYER & Co. mehr Freiheit bei der Preisgestaltung ermöglichen, also für noch höhere Pharmaprofite sorgen.

BAYER in DIURON-Kommission
BAYERs Ultragift DIURON steht seit langem in der Kritik (siehe auch PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE). So hat die EU eine Task Force in Sachen „DIURON“ gebildet, dabei allerdings mal wieder den Bock zum Gärtner gemacht. In dem Gremium haben nämlich die beiden Hauptproduzenten BAYER und GRIFFIN VertreterInnen sitzen. So dauerte es dann auch nicht lange, bis die Task Force dem gefährlichen Herbizid eine Unbedenklichkeitsbescheinigung ausstellte.

PROPAGANDA & MEDIEN

LEVITRA-Kampagne verboten
BAYER versucht mit allen Marketingmitteln, den Verkauf des hinter den Umsatzerwartungen zurückbleibenden Potenzmittels LEVITRA anzukurbeln. Eines davon hat sich jetzt als nicht mit dem Verhaltenscodex des australischen Pharmaverbandes vereinbar erwiesen. Der Leverkusener Multi hatte auf seiner Homepage eine „Gesundheitsberatung“ zum Thema „errektile Dysfunktion“ durchgeführt, dabei Daten über Patienten gesammelt und diese an 1.000 MedizinerInnen weiterverwiesen. Die Praxen erhielten dann ein LEVITRA-Informationspaket, das von berufener Ärztehand in die des „Kranken“ wandern sollte. Die Urologen wussten allerdings gar nichts von ihrem Glück und waren über die Vielzahl von LEVITRA verlangenden Patienten „not amused“. Sie beschwerten sich beim australischen Pharmaverband, der BAYER daraufhin zum Stopp der Verkaufsaktion aufforderte. Ähnliches widerfuhr dem Konzern bereits einmal in den USA. In einer TV-Werbung versprach er allzu Wundersames über die Heilwirkung des Mittels und musste den Spot einstampfen.

BAYER unterstützt WM-Kampagne
Bei der Kommerzialisierung des Fußballs hat der Agromulti eine Vorreiterrolle gespielt. Aus seinem Werksclub BAYER Leverkusen machte er die erste GmbH der Bundesliga-Geschichte. Darum ist der Konzern natürlich auch mit von der Partie, wenn es anlässlich der Fußball-WM darum geht, das Sportliche mit dem Geschäftlichen zu verbinden. Das Unternehmen unterstützt die vom „Bundesverband der Industrie“ (BDI) initierte Kampagne „Deutschland - Land der Ideen“, welche die öffentlichkeitswirksame Balltreterei nutzen will, um für den Wirtschaftsstandort Deutschland zu werben, mit ca. einer Million Euro.

Kunstfreund BAYER
Im italienischen Sienna fördert der Leverkusener Multi eine Ausstellung über mittelalterliche Kunst - und seine Beziehungen zum auch als Sponsor mit im Boot sitzenden Bankhaus MONTE DEI PASCHI, das sich finanziell besonders im Bereich „Biotechnik“ engagiert.

BAYER fördert Selbsthilfegruppen
Der Leverkusener Multi unterstützt genau diejenigen medizinischen Fachverbände oder Selbsthilfeorganisationen, von denen er sich eine Werbewirkung für seine Arzneiprodukte zur Behandlung von Krebs, Diabetes, Hämophilie und Herzkrankheiten verspricht. Jüngst erhielten die US-Verbände „National Coalition for Cancer Survivorship“, „Juvenile Diabetes Research Foundation“, „National Hemophilia Foundation“ und „American Heart Association“ Schecks über je 100.000 Dollar. In der Vergangenheit haben die Gruppen sich für diese Zuwendung immer recht schnell dankbar gezeigt.

Urologen zeichnen LEVITRA aus
Die Werbearbeit von BAYERs PharmadrückerInnen für die Potenzpille LEVITRA hat sich ausgezahlt. Bundesdeutsche Urologen wählten das Mittel gegen „erektile Dysfunktion“ zum innovativsten Arzneimittel des Jahres 2005. Die lange Liste der Nebenwirkungen des Präparates, die von Blindheit, Kopfschmerzen und Gesichtsrötungen über Nasenschleimhaut-Entzündungen und Grippe-Symptome bis hin zu Verdauungsbeschwerden reicht, hat das Votum der Mediziner offenbar nicht weiter beeinflusst.

Mehr PR-Bedarf bei LANXESS
Die BAYER-Abspaltung LANXESS gibt in regelmäßigen Abständen Arbeitsplatzvernichtungen bekannt, was viel Öffentlichkeitsarbeit erfordert. Darum hat das Unternehmen seine PR-Abteilung vergrößert und die Leitung BAYERs früherem Krisenkommunikator Thomas Nisters übertragen.

TIERE & VERSUCHE

Tierversuchszahl steigt
Die Zahl der Tierversuche steigt mit kurzen Unterbrechungen seit Jahren kontinuierlich an. Während 1997 „bloß“ 1,49 Millionen Wirbeltiere starben, kamen im Jahr 2004 schon 2,26 Millionen in den Laboren von BAYER und anderen Konzernen um.

DRUGS & PILLS

Arzneiausgaben: plus 19 Prozent
Von Januar bis September 2005 stiegen die Aufwändungen der Krankenkassen für Medikamente um 19,1 Prozent auf 17,4 Milliarden Euro. Die Pillen von BAYER & Co. stellen mit einem Anteil von 17,6 Prozent am Budget den zweitgrößten Ausgabe-Posten dar und lassen die mit der Gesundheits„reform“ in Aussicht gestellten Beitragssenkungen als unrealistisch erscheinen. Die große Koalition plant deshalb, die Pharmariesen in ein Kostendämpfungsprogramm einzubinden und ihnen zwei Milliarden Euro abzutrotzen, wogegen der von BAYER gegründete „Verband der Forschenden Arzneimittelhersteller“ sogleich Protest angemeldet hat.

BAYER vermarktet Alphakit-Tests
In der Risikogesellschaft gibt es keine Gesunden mehr, sondern lediglich noch die Unterscheidung zwischen manifest und potenziell Kranken. Besonders diverse Diagnose-Verfahren, die Anlagen für dieses und jenes aufspüren und eine - natürlich pillenförmige - Prävention angeraten sein lassen, tragen dazu bei. So hat der Leverkusener Multi einen Test auf einen Alpha-Antitrypsin-Mangel im Angebot, an dessen Resultate er selbst nicht so recht glaubt, denn zu wenig Alpha-Antitrypsin ist keinesfalls immer ein schlechtes Omen. „Auch wenn nicht jeder Betroffene ein Alpha-Antitrypsin-bedingtes Lungenemphysem entwickelt, so ist doch eine entsprechende Lebensweise mit Vermeidung inhalativer Schadstoffe hilfreich“, rät Dr. BAYER.

ALEVE mit Warnhinweisen
Schmerzmittel wie BAYERs ALEVE können Herz und Kreislauf schädigen. Nach einer im Herbst 2004 vom US-amerikanischen „National Institute of Aging“ veröffentlichten Studie steigerte BAYERs Schmerzmittel ALEVE mit dem Wirkstoff Naproxen für die ProbandInnen das Risiko, einen Herzinfarkt zu bekommen, um 50 Prozent (SWB 1/05). Das „Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte“ hat jetzt auf Alarmmeldungen dieser Art reagiert. Es verlangte von BAYER & Co., auf den Beipackzetteln vor einem erhöhten Risiko von Herz/Kreislauf-Erkrankungen durch die Einnahme der Schmerzmittel zu warnen.

EU-Zulassungsantrag für NEXAVAR
Der Leverkusener Multi hat für das gemeinsam mit ONYX gentechnisch entwickelte Krebsmedikament NEXAVAR eine Zulassung bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMEA beantragt. BAYER rechnet mit einer ab dem zweiten Halbjahr 2006 geltenden Genehmigung zur Behandlung von Nierenkrebs im fortgeschrittenen Stadium.

BAYER übt SORAFENIB-Vermarktung
BAYER bereitet sich schon auf die Vermarktung des kurz vor der Zulassung stehenden Krebsmittels NEXAVAR vor. Um „Facharzt-Expertise“ aufzubauen, startet die Vertriebsabteilung in den USA einen Testlauf durch die Praxen mit dem Präparat des JOHNSON & JOHNSON-Ablegers ORTHO-MCNEIL.

AVALOX in Japan
Der Leverkusener Multi hat für das Antibiotikum AVALOX in Japan eine Zulassung erhalten. Der Konzern will das Mittel gemeinsam mit dem einheimischen Unternehmen SHIONOGI auf dem weltweit zweitgrößten Pharma-Markt einführen. Der AVALOX-Wirkstoff Moxifloxacin gehört zur Gruppe der Fluorchinole. Die Fachwelt beurteilt diese Stoffklasse kritisch. Für den „Arzneimittelverordnungsreport“ zählen die Fluorchinole nicht zu den primär empfehlenswerten Substanzen. „Aufgrund der unerwünschten Wirkungen“ rät das Fachbuch zu einer „sorgfältigen Indikationsstellung“.

Neue Thrombose-Kooperation
BAYERs geschrumpfte Pharmasparte setzt verstärkt auf Kooperationen. So will der Konzern sein in der dritten und letzten Phase der klinischen Tests befindliches Präparat zur Verhütung von Thrombosen gemeinsam mit JOHNSON & JOHNSON weiterentwickeln und vermarkten. Das US-Unternehmen übernimmt dabei 50 Prozent der Kosten und zahlt BAYER eine Garantiesumme sowie erfolgsabhängige Prämien von insgesamt 290 Millionen Dollar. Die Zulassung des Pharmazeutikums, das angeblich den Gerinnungsfaktor Xa hemmt, ist für den Multi von entscheidender Bedeutung. „Vom Erfolg des Medikaments Xa (...) hängt das Überleben der BAYER-Sparte maßgeblich ab“, kommentiert die Financial Times Deutschland mit Verweis auf die wenigen neuen Blockbuster-Kandidaten aus den Wuppertaler Pharma-Labors.

„Faktor Xa“ auch gegen Schlaganfälle?
Als Mittel zur Verhütung von Thrombosen beginnt für BAYERs Medikament „Faktor Xa“ gerade die dritte und letzte Versuchsreihe. Profit verspricht sich der Konzern aber besonders von seiner Anwendung als Präparat zur Behandlung von Thrombosen und zur Verhütung von Schlaganfällen bei Vorhofflimmern. Für diese Indikationen läufen gerade Tests der Phase 2b. Prophylaktisch rührt der Konzern aber unter dem Motto „Schlaganfall vorbeugen - Lebensqualität erhalten“ schon mal die Werbetrommel. „Hoffnung gibt eine neue Substanz aus der Pharmaforschung von BAYER zur Vorbeugung und Therapie von Thrombosen“, heißt es in der halbseitigen Zeitungsanzeige.

BAYER kauft fremde Medikamente
BAYER hat seine Pharma-Forschung drastisch reduziert und viele Arbeitsplätze in diesem Bereich vernichtet. Dafür will der Leverkusener Multi verstärkt auf die Forschungsleistungen anderer Unternehmen zurückgreifen und Lizenzen für die neuen Arzneien erwerben.

GENE & KLONE

Die BAYER-Kartoffel kommt
BAYER will im Jahr 2007 eine gentechnisch manipulierte Kartoffel mit einem erhöhten Stärkegehalt, die für diverse industrielle Anwendungen bestimmt ist, auf den Markt bringen. Da zahlreiche Branchen wie die Papier-, Textil-, Pharma-, Bau- und Kunststoffindustrie Stärke als Rohstoff benötigen, hofft der Leverkusener Gengigant auf ein gutes Geschäft mit der getuneten Knolle. Die Risiken und Nebenwirkungen interessieren ihn dabei herzlich wenig.

Geheime Gensache
BAYER & Co. brauchen die Öffentlichkeit nicht umfassend über Risiken und Nebenwirkungen ihrer Genpflanzen in Kenntnis zu setzen. Nach Vorschlägen, die ein ExpertInnen-Gremium der EU erarbeitete, können die Konzerne alle Unterlagen, welche die genaue genetische Zusammensetzung des Produkts und andere das Patent berührende Informationen enthalten, unter Verschluss halten. Sie haben auch nicht die Pflicht, Mitteilungen über Risiken und Nebenwirkungen ihrer Produkte zu machen. „Die detaillierte Information, die sich im Falle einer Veröffentlichung negativ auf das Unternehmen auswirken könnte, darf vertraulich bleiben“, heißt es in dem Papier. Nur in Ausnahmefällen wollen die EU-BürokratInnen die Agromultis dazu veranlassen, das Geheimnis um die Toxizitätsdaten der genmanipulierten Pflanzen zu lüften. Den Anlass für die Ausarbeitung der Richtlinien hatte BAYER gegeben. Belgische Behörden verlangten genauere Auskünfte über eine gentechnisch manipulierte Ackerfrucht des Leverkusener Multis, was dieser aber mit Verweis auf das „Betriebsgeheimnis“ verweigerte. Daraufhin wandte sich die belgische Regierung mit der Bitte um Klärung der Veröffentlichungspflichten an Brüssel.

Genspuren im Raps
In Australien hat sich Genraps von BAYER, der gegen das konzern-eigene Herbizid LIBERTY LINK immun ist, in konventionell angebaute Kulturen eingekreuzt. WissenschaftlerInnen maßen eine 0,5-prozentige Verunreinigung. Dem Landwirt Geoffrey Carracher, der seine Ernte nun nicht mehr in Länder mit strengen Anti-Genfood-Richtlinien exportieren kann, entstand ein Schaden von 48.000 Dollar. Aus diesem Grund verlangt er vom Leverkusener Multi eine Entschädigung. „Der BAYER-Konzern muss die Verantwortung übernehmen. Ihm gehört das Patent, und er macht den Profit, deshalb sollte er für das, was Farmern wie mir passierte, haften“, so Carracher. Die australische GREENPEACE-Sektion vermutet Methode hinter den Kontaminationen. „Es mag zynisch klingen, aber es hat den Anschein, als ob hinter den Verunreinigungen eine regelrechte Strategie der Genmultis steht, die Akzeptanz für ihre Produkte erzwingen soll“, sagt der GREENPEACEler John Hepburn. „If you can‘t beat them, join them“ - so lautet das Kalkül von BAYER & Co.. Die Organisation fordert als Konsequenz aus den Vorfällen dagegen strengere Kontrollen und Rückstandsgrenzwerte kaum über „Normalnull“.

EU genehmigt Raps-Import
Innerhalb der europäischen Union ist der Anbau von gentechnisch verändertem Raps nicht erlaubt. Gegen eine Einfuhr der Laborfrüchte hat die EU aber nichts einzuwenden. Sie genehmigte im August 2005 einen entsprechenden Antrag des Agromultis MONSANTO. Da darf sich BAYER auch berechtigte Hoffnungen auf ein „Ja“ aus Brüssel zum Import des Leverkusener Rapsöl-Saatguts machen, das die Kommission in den Mitgliedsländern nicht angepflanzt sehen wollte.

Genmais mit weniger Ertrag
Kanadische WissenschafterInnen haben über einen Zeitraum von drei Jahren hinweg den Ertrag von Bt-Mais, dessen mittels Gentechnik eingebauter Bacillus thuringiensis die Pflanze vor Insektenfraß schützen soll, mit demjenigen konventionell angebauter Sorten verglichen. Der Naturmais schnitt um bis zu 12 Prozent besser ab. Da er zudem billiger ist, empfiehlt sich den ForscherInnen zufolge schon aus rein wirtschaftlichen Gründen der Anbau von traditionellem Mais.

Genmais auf Frankreichs Feldern
Die grüne Gentechnik à la française: Im Nachbarland gibt es zwar Regeln für Freisetzungsversuche, nicht aber für den kommerziellen Anbau. Das hat der Maiserzeuger-Verband AGPM mit freundlicher Unterstützung von BAYER & Co. ausgenutzt. Er schaffte Fakten und sorgte für blühende Genmais-Landschaften von 1.000 Hektar Größe. Die Öffentlichkeit erfuhr von all dem nichts, bis die Zeitung Le Figaro den Skandal aufdeckte. Dann erst rückte das Landwirtschaftsministerium mit dem Geständnis heraus, es habe für Sorten wie BAYERs T25-Mais, die ihre Zulassung vor dem 1999er Moratorium der EU erhalten hatten, grünes Licht gegeben. Ab 2006 wollen die PolitikerInnen de gentechnischen Wildwuchs zumindest durch Regularien begrenzen.

Neuer Gentest
BAYER hat in den USA die Zulassung für einen Hepatitis B-Test erhalten. Dieser will die Krankheit über die Bestimmung von Antigenen, die für die Bildung von Antikörpern verantwortlich sind, diagnostizieren.

BAYER erwägt Saatgut-Zukauf
BAYER CROPSCIENCE erwirtschaftet eine Rendite von fast 25 Prozent und hat daher viel Geld für Akquisitionen. Da für den weltweit zweitgrößten Pestizid-Hersteller Ackergift-Zukäufe aus kartellrechtlichen Gründen nicht in Frage kommen, erwägt die Gesellschaft Einkaufstouren im Saatgut-Bereich.

WASSER, BODEN & LUFT

Täglich 60 kg Phospat im Rhein
Der Leverkusener Chemie„park“ von BAYER leitet seiner Kläranlage täglich 2.000 kg Phosphat zu. Nach den Reinigungs- und Aufbereitungsprozessen bleiben davon noch 60 kg übrig, die in den Rhein gelangen. Da es sich bei Phosphaten um Nährstoffe handelt, sorgen diese in den Gewässern für ein vermehrtes Wachstum von Algen und anderen Wasserpflanzen. Die abgestorbene Flora zersetzen Mikroorganismen weiter. Sie entziehen dem Wasser dabei allerdings viel Sauerstoff, was wiederum zu Fäulnisprozessen führt und die Flüsse zum Himmel stinken lässt.

250.000 Euro für Wasseraufbereitung
BAYER betreibt nur Umweltschutz, wenn es nichts kostet oder andere die finanziellen Lasten tragen. Im September 2005 gelang es dem Multi, aus EU-Töpfen 250.000 Euro für eine neue Technologie zur Klärschlamm-Aufbereitung abzugreifen. Das Verfahren macht aus festen Bestandteilen lösliche und setzt dabei Biogas frei, das als Energiequelle dienen kann. Der nordrhein-westfälische Umweltminister Eckhard Uhlenberg (CDU) gratulierte als erster zum geglückten Subventionscoup.

Chemie in Auto-Innenluft
Die Autoindustrie ist ein Großabnehmer von BAYER-Kunststoffen. Viele dieser Materialien haben es in sich. Sie enthalten nämlich unter anderem gesundheitsgefährdende Weichmacher, Trennmittel, Flammschutzmittel, Versiegelungsaufträge, Stabilisatoren und Lösemittel (siehe auch SWB 4/99). Eine Untersuchung, die der BUND FÜR UMWELT UND NATURSCHUTZ DEUTSCHLAND (BUND) in Auftrag gab, wies bis zu 100 Chemiestoffe in der Innenraumluft von Kraftfahrzeugen nach. „Der Giftcocktail in den Autos ist Besorgnis erregend. Die Konzentration der Chemikalien überschreitet die erlaubten Grenzwerte um ein Vielfaches“, kommentierte die BUND-Chemieexpertin Patricia Cameron das Ergebnis der Studie.

PLASTE & ELASTE

Öl macht Polycarbonat teurer
Die höheren Kosten für den Rohstoff Öl haben BAYER bewogen, die Preise für die Makrolon-Grundsubstanz Polycarbonat um neun Prozent anzuheben. Die CD-Produzenten als größte Makrolon-Nachfrager sind darüber nicht amused, und Unternehmensberater geben ihnen schon den Tipp, nach anderen Herstellungsverfahren Ausschau zu halten.

Diabetes durch Bisphenol
Die in dem BAYER-Kunststoff Makrolon verarbeitete Chemikalie Bisphenol A wirkt hormon-ähnlich, was Stoffwechsel-Prozesse stört und so unter anderem das Krebs-Risiko erhöht. Jetzt haben WissenschaftlerInnen eine weitere Gefahr entdeckt. Nach ihren Untersuchungen kann Bisphenol A die Arbeit der Bauchspeicheldrüse beeinträchtigen und so Diabetes II auslösen. Zu diesem Resultat hätten die ForscherInnen allerdings aufgrund der bisher bekannt gewordenen Bisphenol-Nebenwirkungen auch ohne Tierversuche kommen können.

BAYER hofft auf „Rita“-Aufträge
Mit den aus den Schornsteinen der BAYER-Werke jährlich aufsteigenden 6,1 Millionen Tonnen Kohlendioxid trägt der Konzern maßgeblich zur Klimaerwärmung und damit auch zum vermehrten Auftreten von Wirbelstürmen bei. In den USA hat der Multi die Auswirkungen seines verantwortungslosen Handelns zum ersten Mal am eigenen Leib zu spüren bekommen. Er musste wegen des herannahenden Hurrikans „Rita“ die Produktion des Werkes im texanischen Baytown stoppen. Aber den ersten Schock hatte das Unternehmen bald überwunden. Dann begann wieder das „Business as usual“: Der Agromulti überlegte, wie er von der Katastrophe profitieren könnte. Er witterte für seine Baumaterialien aus Kunststoff ein gutes Geschäft beim Wiederaufbau und brachte sich dafür gleich mit einer Großspende für die „Rita“-Opfer im Wert von vier Millionen Dollar ins Gespräch.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

Pestizid-Vergiftungen in Indien
Die Studien über Pestizidvergiftungen in Indien häufen sich (siehe auch Ticker 3/05). Das „Center for Science and Environment“ (CSE) des Landes wies im Blut von BewohnerInnen der Punjab-Region sechs bis dreizehn Ackergifte nach. Die auch in BAYER-Produkten enthaltenen Wirkstoffe Monocrotrophos und Chlorpyrifos spürten die WissenschaftlerInnen in 75 bzw. 85 Prozent aller Proben auf. Allein die Monocrotrophos-Konzentration überstieg den von der Weltgesundheitsorganisation WHO festgelegten Grenzwert für eine Kurzzeit-Exposition um das 4fache und den für eine Langzeit-Exposition um das 158fache. Das in der Bundesrepublik längst verbotene Monocrotophos lässt der Leverkusener Multi in Fabriken der Region Vapi herstellen, wo es keinerlei Umwelt- und Sicherheitsauflagen gibt und sich entsprechend oft Chemie-Unfälle ereignen (siehe auch SWB 1/04). „Die Studie des CSE zeigt einmal mehr auf das Deutlichste, dass ein sicherer Umgang mit Pestiziden in Entwicklungs- und Schwellenländern nicht möglich ist“, kommentierte das PESTIZID-AKTIONS-NETZWERK (PAN) die Ergebnisse der Untersuchung.

Pestizid-Vergiftungen in den USA
Der US-Bundesstaat Washington hat im Jahr 2004 ein Monitoring-Programm zur Gesundheitskontrolle von LandarbeiterInnen, die mit Pestiziden in Kontakt kommen, gestartet. Bei über 20 Prozent der FarmarbeiterInnen fanden sich hohe Agrochemie-Konzentrationen im Blut. Unter den vier am häufigsten nachgewiesenen Ackergiften befand sich mit GUTHION (Wirkstoff: Azinophos Methyl) auch eines von BAYER.

Giftige Pestizidwolken
Pestizide, welche die LandwirtInnen direkt in die Erde einspritzen, um gegen Insekten, Würmer, Unkraut oder Pilze vorzugehen, gehören zu den gefährlichsten. 90 Prozent dieser Wirkstoffe, wie sie mit Chloropicrin oder Methylisocyanate (MIC) auch BAYER herstellt, sickert nämlich ins Grundwasser oder steigt in die Luft auf und bildet Giftwolken. Eine solche Wolke mit Chloropicrin ist z. B. im Oktober 2003 über den US-amerikanischen Ort Lamont niedergegangen und hat 250 Menschen vergiftet. Sie bildeten unter anderem Symptome wie Kopfschmerzen, Asthma, Brechreiz, Schwindel und Zitteranfälle aus.

Kein Aldicarb für Vogeljäger
In Schottland ist die illegale Praxis der Vergiftung von Raubvögeln mittels Pestizidködern weit verbreitet. Sie hat bereits zu einer Besorgnis erregenden Reduzierung der Bestände geführt. Aus diesem Grund haben die Behörden nun schon den bloßen Besitz des auch von BAYER hergestellten Aldicarbs und anderer Pestizide unter Strafe gestellt, sofern die betreffende Person keinen landwirtschaftlichem Gebrauch nachweisen kann.

Australien erwägt DIURON-Verbot
Das BAYER-Herbizid DIURON zählt zu denjenigen Agrochemikalien, die weltweit die größte Belastung für Flüsse und Küstengewässer darstellen. Nicht nur wegen des Wirkstoffes Diuron selber hat das Produkt es in sich. Beim Herstellungsprozess gelangen zudem Reste der Dioxin-ähnlichen Stoffe Tetrachloroazobenzene (TCAB) und Tetrachloroazoxybenzene (TCAOB) in das Anti-Unkrautmittel. Als Abbauprodukt entsteht zudem das das Muttergift an Gefährlichkeit noch übertreffende 3,4-Dichloroaniline. Aus diesen Gründen erwägt die australische Regierung ein Verbot der BAYER-Substanz.

GAUCHO-Verbot wirkt
Französische ImkerInnen machten das BAYER-Pestizid GAUCHO für ein Bienensterben in großem Ausmaß verantwortlich. Deshalb hat die Regierung vorläufig eine Ausbringung der Agrochemikalie auf Mais- und Sonnenblumenfeldern verboten. Prompt erwachten die Bienenvölker wieder zum Leben. Der ImkerInnenverband konnte sich im Jahr 2005 über stabile Bestände und eine gute Honigernte freuen. Der Leverkusener Multi bestreitet die gefährlichen Nebenwirkungen seines Ackergiftes noch immer, hat es nach dem nun von den BienenzüchterInnen erbrachten indirekten Beweis aber noch schwerer, seine Position überzeugend zu vertreten.

Chlorpyrifos weiter zugelassen
Die USA haben bereits im Jahr 2000 die Anwendung des Pestizidwirkstoffes Chlorpyrifos, enthalten unter anderem in BAYERs RIDDER, stark eingeschränkt. Die EU hat sich davon allerdings nicht beeindrucken lassen - von der Chemielobby jedoch umso mehr - und erteilte dem Ultragift im Juni 2005 die Absolution.

MCS durch „Holzschutzmittel“
BAYERs Tochter-Firma DESOWAG hat bis Mitte der 80er Jahre „Holzschutzmittel“ wie XYLADECOR produziert, die Gesundheitsschädigungen bei 200.000 Menschen verursachten. Das führte zum so genannten Holzgifte-Prozess - dem größten Umwelt-Strafverfahren in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Anklageschrift lieferte nun einem Studenten der Universität Bremen das Datenmaterial für eine Magisterarbeit über den Zusammenhang von Holzgiften und der Entstehung der „Multiplen Chemikalien-Unverträglichkeit“ (MCS). Nach seiner Untersuchung bildete sich bei einem Großteil der Personen, die über einen längeren Zeitraum hinweg XYLADECOR oder anderen Mitteln ausgesetzt waren, eine Chemikalien-Unverträglichkeit heraus. Das Ausmaß dieser erhöhten Empfindlichkeit variierte dabei in Abhängigkeit vom Alter und Geschlecht der Geschädigten sowie der Dauer ihrer Gift-Exposition. Psychische Veränderungen stellten sich der Magisterarbeit zufolge erst im Verlauf der Krankheitsgeschichte ein, weshalb sie nicht als Ursache von MCS gelten können.

Müdigkeitssyndrom durch Insektizide
Insektizide können das „Chronische Müdigkeitssyndrom“ (CFS) auslösen. Das hat ein Team um den spanischen Forscher J. Fernandez-Sola herausgefunden. Die WissenschaftlerInnen untersuchten 26 Personen, die auf ihrem Arbeitsplatz nach einer Desinfektionsmaßnahme den Anti-Insektenmitteln von BAYER & Co. ausgesetzt waren. Alle erkrankten an CFS, verbunden mit Schädigungen der oberen Luftwege und von Bindegewebe und Muskeln (Fibromyalgie). Bei drei Personen bildete sich zusätzlich eine „Multiple Chemikalien-Unverträglichkeit“ (MCS) heraus. 15 PatientInnen litten länger als ein Jahr an dem Müdigkeitssyndrom, sechs wurden arbeitsunfähig.

GIFTIG, ÄTZEND & EXPLOSIV

Chemie in Baby-Körpern
Die US-amerikanische Organisation ENVIRONMENTAL WORKING GROUP (EWG) hat das Nabelschnurblut von Neugeborenen untersucht und 287 Chemikalien oder andere giftige Substanzen nachgewiesen. Die WissenschaftlerInnen spürten Flammschutzmittel, Quecksilber, Polychlorierte Biphenyle (PCB), Pestizidwirkstoffe wie Lindan und Endosulfan sowie weitere Stoffe auf, die auch aus dem Hause BAYER stammen.

Chemie in Kleidung
Viele Kleidungsstücke haben es in sich: Sie enthalten Pestizide, Flammschutzmittel, Weichmacher, Weißtöner und andere gesundheitsschädliche Substanzen aus der Produktpalette von BAYER & Co. So litt eine Modegeschäft-Inhaberin lange Zeit an diffusen Krankheitssymptomen, bis ein Umweltmediziner ihr Blut untersuchte und den auch von BAYER hergestellten Pestizidwirkstoff Lindan in einer hohen Konzentration nachwies. Die 42-jährige Frau ist inzwischen Frührentnerin und das erste Kind ihrer ebenfalls in der Textilbranche tätig gewesenen Tochter leidet unter massiven Allergien.

Chemie in Eiern
Eine Initiative zum Verbot der gefährlichsten Pestizide und Industrie-Chemikalien, der so genannten POPs (Persistant Organic Pollutants), hat weltweit Eier von freilaufenden Hühnern untersucht und darin Spuren aller möglichen Substanzen gefunden. Das INTERNATIONAL POPS ELIMINATION NETWORK (IPEN) wies unter anderem Dioxine, Furane, Flammschutzmittel und Pestizide nach. Der auch von BAYER vertriebene Ackergift-Wirkstoff Lindan (siehe AKTION & KRITIK) fehlte in keinem Ei.

Benzol giftiger als erwartet
Nach einer im Wissenschaftsmagazin Science (Bd. 306) veröffentlichten Studie hat die Fachwelt bislang die Giftigkeit von Benzol unterschätzt. Selbst in kleinsten Dosen verursacht der Stoff bereits Schäden an Blut- und Knochenmarkszellen. Der BAYER-Konzern zählt Benzol in seinem „Nachhaltigkeitsbericht 2004“ zu den am häufigsten in der Produktion verwandten Grundchemikalien. Sie kommen unter anderem bei der Herstellung von Kunststoffen und Farben zum Einsatz.

Falsche Grenzwerte für Lösemittel
Die auch von BAYER in der Produktion verwandten Lösemittel Benzol, Phenol, Toluol und Styrol zählen zu den flüchtigen organischen Verbindungen (VOCs). Sie können unter anderem die Hirnkrankheit Enzephalopathie und das „Sick Building Syndrom“ (SBS) auslösen. Nach Ansicht des Umweltmediziners Tino Merz verhindern die bisherigen Belastungsobergrenzen, wie sie die MAK-Werte (Maximale Konzentration am Arbeitsplatz) festlegen, keine Gesundheitsschädigungen. Nach dem neuesten Stand der Forschung müsste das Bundesarbeitsministerium die Grenzwerte um den Faktor 1.000 niedriger ansetzen, schreibt Merz in der Fachzeitschrift umwelt-medizin-gesellschaft.

PRODUKTION & SICHERHEIT

Sicherheitsbestimmungen reichen nicht
Im Wuppertaler BAYER-Werk ereignete sich am 8.6.1999 ein Großunfall. Im Kesselwerk 216 explodierten 600 kg 2-Chlor-5-nitrotoluol, 1.200 kg Dimethylsulfoxid und 500 kg Ätzkali. Die austretenden Chemikalien und der Brandruß verletzten über 100 Menschen. Der ehemalige Chemie-Professor Jürgen Rochlitz, Mitglied der NRW-Störfallkommission und Beirat der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG), kritisierte schon damals die mangelhaften Sicherheitsbestimmungen. In einem Antrag an den „Technischen Ausschuss für Anlagesicherheit“ machte er jetzt konkrete Verbesserungsvorschläge. Er regte an, in der „Technische Regel Anlagensicherheit 410“ detaillierte Vorschriften zur Verhinderung gefährlicher Reaktionen im Zusammenhang mit bestimmten Chlorverbindungen sowie in Verbindung mit dem Freiwerden von Wärme zu machen. Ersteres lehnte die Kommission ab, über das zweite Begehr hat sie noch nicht endgültig entschieden.

STANDORTE & PRODUKTION

Neue Reinigungsanlage für Wasserstoff
Für die Herstellung des ultragiftigen Chlors und anderer Chemikalien benötigt der Agromulti Wasserstoff. Durch ein von AIR LIQUIDE in Nordrhein-Westfalen betriebenes Pipeline-Netz gelangt dieser von einem BAYER-Standort zum nächsten. Der Konzern kann allerdings nur qualitativ hochwertigen Wasserstoff in das Röhrensystem einspeisen. Deshalb hat er in Leverkusen mit dem Bau einer sechs Millionen Euro teuren Reinigungsanlage begonnen.

IMPERIUM & WELTMARKT

Verkauf der Infektiva-Abteilung
Die Pharmasparte von BAYER trennt sich von der Antinfektiva-Forschung und führt bereits Verkaufsgespräche mit HEXAL.

Automatisierung mit SIEMENS
BAYER vermarktet Rationalisierungsverfahren für Anlagen mit Prozesstechnik künftig gemeinsam mit SIEMENS.

BAYER ohne BOOTS
Der Leverkusener Pharmariese gehört zu den größten Herstellern von rezeptfreien Medikamenten und wollte seine Position durch den Erwerb der entsprechenden Sparte von BOOTS noch ausbauen. 2,1 Milliarden Euro bot der Konzern dafür, was Finanzkreise als zu hoch betrachteten. Die BOOTS-ManagerInnen gaben sich mit diesem Betrag allerdings nicht zufrieden, woraufhin BAYER aus dem Bieterkreis ausschied.

Mehr Investitionen in Mexiko
Nach Aussage von BAYER-Chef Werner Wenning spielt Mexiko in Lateinamerika „die Rolle des Wachstumsmotors“. Im ersten Halbjahr 2005 hat der Konzern dort seinen Umsatz um 44 Prozent auf 285 Millionen Euro gesteigert. Die wachsenden Profite bewogen den Agromulti nun, sein wirtschaftliches Engagement in dem Land zu verstärken. Er will dort bis 2008 den Betrag von 100 Millionen Euro investieren.

Mehr Investitionen in Japan
BAYER will in Japan, dem drittgrößten Absatzmarkt des Konzerns, bis zum Jahr 2008 130 Millionen Euro investieren. Besonders viel Profit wirft dort das Pharmageschäft ab. In dem Land lassen sich nämlich teure Marken-Medikamente besonders gut verkaufen, während Nachahmerprodukte kaum Abnehmer finden. Erst allmählich ändert sich diese Tendenz. Aber weder das, noch eine von der Politik verordnete Preissenkung für Medikamente hält den Pharma-Riesen von seinem Nippon-Engagement ab.

UNFÄLLE & KATASTROPHEN

Unfall im Chemiepark
Im Dormagener Chemie„park“ von BAYER hat sich am 14.11.05 ein schwerer Unfall ereignet. Ein 18-jähriger Arbeiter einer Baufirma stürzte von einem Dach und zog sich dabei lebensgefährliche Verletzungen zu.

RECHT & UNBILLIG

Portugal vs. BAYER
Trotz diverser Verfahren ist die kriminelle Energie BAYERs in Sachen „Kartellen“ ungebrochen. In Portugal hatte der Konzern sich mit anderen Unternehmen abgesprochen, den Krankenhausmarkt untereinander aufzuteilen und für ihre Medikamente und Medizinprodukte dieselben Preise zu verlangen. So konnte der Leverkusener Multi mit der Lieferung von Diabetes-Tests hohe Gewinne erzielen. Doch der Schwindel flog auf. Die portugiesische Kartellbehörde verurteilte den Leverkusener Multi wegen Verstoßes gegen gesetzliche Bestimmungen in 26 Fällen zu einer Strafe in Höhe von 5,2 Millionen Euro (siehe SWB 4/05).

Brasilien vs. BAYER
Ein besonders perfides Kartell bildete BAYER gemeinsam mit anderen Pharmamultis in Brasilien. Die Unternehmen kamen überein, den Import preiswerter Nachahmer-Arzneien nach Brasilien durch Druck auf ihre Zulieferer zu behindern. So sabotierten sie eine erschwingliche medizinische Versorgung für die ärmeren Bevölkerungsgruppen. Aber die illegalen Machenschaften kamen ans Tageslicht. Nach einem sechsmonatigen Prozess verurteilte die brasilianische Kartellbehörde BAYER und die anderen beteiligten Firmen zu Strafzahlungen in Höhe von ein bis zwei Prozent ihres Jahresumsatzes (siehe SWB 4/05).

Quijano-Prozess läuft immer noch
Dr. Romy Quijano untersuchte in Kamukhaan auf den Philippinen die Risiken und Nebenwirkungen der auf einer Bananen-Plantage ausgebrachten Pestizide von BAYER und anderen Herstellern. Der Bananenbaron wollte ihn darufhin mundtot machen und hat Quijano im Jahr 2002 bereits zum zweiten Mal verklagt. Dabei schreckte jener nicht einmal davor zurück, DorfbewohnerInnen mit Bestechungsgeldern zu Aussagen gegen Romy Quijano zu veranlassen. Der Prozess läuft immer noch und hat den Wissenschaftler bis jetzt bereits 5.000 Dollar gekostet.

Noch eine „Medicare“-Klage
Der Leverkusener Chemie-Multi hat „Medicaid“ und „Medicare“, die US-amerikanische Gesundheitsprogramme zur Versorgung sozial Schwacher mit Medikamenten, um eine dreistelligen Millionen-Betrag betrogen (SWB 4/02), indem er bei den Abrechnungen zu hohe Arznei-Preise angab. Ein Gericht in Massachusetts verurteilte BAYER deshalb im April 2003 zu einer Strafe von 255,6 Millionen Dollar. Es folgten Klagen von sechs weiteren Bundesstaaten gegen BAYER und ein Dutzend anderer Pharma-Multis. Jetzt hat auch ein texanisches Gericht juristische Schritte in Sachen „Medicare“ eingeleitet.

Rattenmittel vergiften Kinder
Anti-Rattenmittel wie BAYERs RACUMIN mit den Wirkstoffen Cumatetralyl und Cholecalciferol stellen für Minderjährige eine große Gefahr dar. Allein in den USA schätzen die Behörden die Zahl der jährlichen Vergiftungsfälle auf 60.000. Betroffen sind vor allem Kinder aus den ärmeren Bevölkerungsteilen. Weil die US-Umweltbehörde EPA es versäumt hat, die Industrie zur Herstellung von kindersichereren Produkten zu zwingen, haben die beiden Initiativen WEST HARLEM ENVIRONMENTAL ACTION (WEACT) und NATIONAL RESSOURCES DEFENSE COUNCIL (NRDC) die Institution jetzt verklagt.

Das Umweltschadengesetz kommt
Das Bundesumweltamt hat, einer EU-Richtlinie folgend, den Entwurf zum Umweltschadengesetz erarbeitet. Die Regelung orientiert sich am Verursacherprinzip und sieht juristische Konsequenzen für Unternehmen vor, die geschützte Arten, natürliche Lebensräume, Böden oder Gewässer vergiften. Die RichterInnen können das Paragrafenwerk jedoch nur anwenden, wenn die bisherigen Bundesgesetze den zur Verhandlung stehenden Umweltschaden nicht genau erfassen.

Patentklage gegen BAYER
Das US-Unternehmen THIRD WAVE TECHNOLOGIES hat BAYER wegen Patent-Verletzung angeklagt. Die Biotech-Firma wirft dem Leverkusener Multi vor, bei der Entwicklung seiner Hepatitis-C-Tests Eigentumsrechte von THIRD WAVE missachtet zu haben.

FORSCHUNG & LEHRE

Start-Ups starten BAYER up
Mit der „BAYER Start up Initiative“ will der Multi junge innovative Unternehmen an den Konzern binden, um von ihren Forschungsarbeiten zu profitieren. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf Neugründungen aus dem Universitätsbereich. „Es besteht eine natürliche Symbiose zwischen einem universitären Umfeld, welches zum Ausarbeiten von Entwicklungen ideal geeignet ist, und der Industrie“, meint der BAYER-Manager Volker Wege. Bislang ging dem Konzern unter anderem die INFORMIUM AG, die TAURUS GmbH und die BIOGENIUS GmbH ins Netz.

BAYER verleiht Infektologie-Preis
Das Stiften des „Klinische Infektiologie 2005“-Preises erlaubt BAYER, gleich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Zum einen baut der Pharma-Riese seine Beziehungen zur „Deutschen Gesellschaft für Infektiologie“ aus, mit der er die Auszeichnung gemeinsam verleiht, und zum anderen bindet das Unternehmen WissenschaftlerInnen verstärkt an sich. In diesem Jahr prämierte der Multi nicht zufällig eine Arbeit von Dr. Dirk Meyer-Olson. Er erforschte den molekularen Krankheitsverlauf von Hepatitis C, wovon der Global Player als großer Hersteller von Hepatitis-C-Tests profitieren könnte.

[National Geographic] STICHWORT BAYER 03/2005

CBG Redaktion

Kooperation von BAYER und National Geographic

Trinkwasserschutz: Den Bock zum Gärtner gemacht

250.000 Euro zur Erforschung des Trinkwasserschutzes stellen der BAYER-Konzern und National Geographic zu Verfügung. Mit dem Griff in die Portokasse gelingt es dem Unternehmen einmal mehr, sich als „Partner für den Umweltschutz“ zu präsentieren. Risikoreiche BAYER-Produkte werden im Rahmen des Projekts selbstredend nicht untersucht – und National Geographic gibt sich auch auf Nachfrage als willfähriger Konzernbüttel.

von Philipp Mimkes

„Greenwashing“ heißt die Strategie großer Firmen, sich durch Musterprojekte und Spenden in´s rechte Licht zu rücken. Gerade Bereiche, in denen das betreffende Unternehmen in der Kritik steht, sollen hierdurch positiv besetzt werden: McDonald´s fördert Programme gegen Fettleibigkeit von Kindern, Shell baut ein Solarkraftwerk, Chiquita finanziert Projekte zur Artenvielfalt, und BP macht sich - vorgeblich - für den Klimaschutz stark.
Zu den Meistern des Greenwashings gehört der Leverkusener BAYER-Konzern. Bereits in den 70er Jahren lautete das Motto des Unternehmens „Bayer forscht für den Umweltschutz“, das Logo der Firma war ein grünes Blatt. Das funktionierte so lange, bis der Konzern 1983 vor dem Rotterdamer Wassertribunal wegen fortwährender Wasserverschmutzung verurteilt wurde. Die niederländische Regierung drohte, den Slogan „Bayer forscht für den Umweltschutz“ wegen Irreführung zu verbieten, weswegen BAYER das Logo vorsichtshalber ganz ausmusterte.
Auch bei der Schaffung von Musterprojekten ist BAYER führend: So führt der massenhafte Einsatz des Tierantibiotikums BAYTRIL zur Vermehrung resistenter Keime – kein Problem: BAYER zieht zwar nicht das Präparat vom Markt, startet aber das „Aktionsprogramm Libra gegen die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen“ und finanziert jedes Jahr einige Konferenzen zum Thema. BAYER steht in der Kritik, weil der Konzern aus Kostengründen die Tropenforschung einstellt – das Unternehmen spendet Medikamente an die WHO. Altpestizide des Konzerns bedrohen Millionen Menschen in Ländern des Südens – BAYER beteiligt sich öffentlichkeitswirksam an der Sanierung eines (!) Pestizidlagers in Pakistan. BAYER-Präparate infizierten Tausende Bluter mit HIV – der Konzern wird wichtigster Finanzier von Hämophilie-Tagungen. BAYER-Pestizide vergiften Tausende von Landarbeitern – das Unternehmen verkauft zwar weiter hochtoxische Uralt-Gifte, startet aber Schulungsprogramme in ausgewählten brasilianischen Plantagen.
Beinahe täglich präsentiert BAYER weitere solcher sogenannten „best practice“-Projekte. Sie haben gemein, dass sie wenig bis nichts kosten, an den strukturellen Problemen nichts ändern - und laut in die Welt posaunt werden.
Besonders wertvoll sind dabei „glaubhafte Partner“. So kommt es, dass BAYER das Jugendumweltprogramm der UN-Umweltbehörde UNEP fördert, zahlreiche Kooperationen mit Universitäten eingegangen ist, dem Global Compact der Vereinten Nationen beigetreten ist, unlängst den katholischen Weltjugendtag in Köln unterstützte und sogar Umweltverbände fördert. Die Projekte kosten maximal einige zehn- bis hunderttausend Euro, „peanuts“ für einen Konzern mit 30 Milliarden Euro Umsatz. Zumal BAYER seine Steuerlast in den vergangenen Jahren durch „kreative Buchhaltung“ um Milliardenbeträge gedrückt hat - ein Vielfaches aller jemals getätigten Spenden.

„Wasser für die Welt“
Aktuellstes Beispiel der endlosen Liste substanzloser goodwill-Aktionen ist der Global Exploration Fund, mit dem „Arbeiten von international tätigen deutschsprachigen Wissenschaftlern gefördert werden sollen, die sich mit der Erschließung neuer Wasservorkommen, mit der Verteilung von Wasser und dem schonenden Umgang mit diesem Rohstoff beschäftigen.“ Ausgestattet ist der Fonds mit 250.000 Euro, Partner des Konzerns ist die Zeitschrift National Geographic Deutschland (NGD).
NGD stellte den Fonds ausführlich in seiner Juli-Ausgabe vor, hinzu kamen Anzeigen in großen Tageszeitungen und dem SPIEGEL, eine gemeinsame Pressemitteilung sowie die Verbreitung der 24-seitigen Broschüre „Wasser für die Welt“. Vier Seiten der Broschüre sind der Konzernpropagande vorbehalten – eine einseitige Anzeige der BAYER-Pestizidabteilung, ein Interview mit Vorstandsmitglied Udo Oels sowie zwei Seiten mit Berichten über Musterprojekte des Konzerns in aller Welt. Nicht anders sieht es auf der homepage von National Geographic aus: „Gesundheit, Landwirtschaft, Materialforschung – drei Forschungsfelder, in denen sich die Bayer AG als ‚Erfinder-Unternehmen‘ profiliert. Soziales Engagement und Einsatz für die Umwelt inklusive“, heißt es dort ehrerbietig.
Eine vergleichbar wirksame Werbekampagne wäre für den Konzern in jedem Fall wesentlich teurer geworden. National Geographic wurde dabei nicht zufällig als Partner ausgewählt; das Magazin ist ein bevorzugtes Medium für „Umwelt-PR“ und bei der Auswahl seiner Partner nicht wählerisch. Berühmt wurde eine Anzeigenserie von SHELL in National Geographic, in der das Unternehmen mit dem Schutz eines Korallenriffs warb. Während die Kampagne mehrere Millionen kostete, belief sich die jährliche Unterstützung des Projekts auf ganze 5.000$. Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass Multifunktionär Ernst-Ludwig Winnacker Beirat von NGD ist und zugleich im Aufsichtsrat von BAYER sitzt.

Lobeshymnen auf Brunnenvergifter
In keiner der von NGD vorgelegten Publikationen hingegen wird die Rolle des BAYER-Konzerns als Umwelt- und Wasserverschmutzer dargestellt. Dabei gehört die Firma zu den zehn größten Direkteinleitern Deutschlands - das Unternehmen leitete im vergangenen Jahr rund 760 Tonnen Phosphor, 2.800 to Stickstoff, 1,5 Mio to anorganischer Salze, 73 to Chlororganika und 28 to Schwermetalle in Gewässer ein. Auch der enorme Wasserverbrauch des Konzerns - täglich rund 2,1 Millionen Kubikmeter, das Werk Leverkusen allein erzeugt doppelt so viel Abwasser wie die benachbarte Millionenstadt Köln - bleibt unberücksichtigt.
So überrascht dann auch nicht, dass National Geographic keines der zahlreichen wassergefährdenden Produkte des Unternehmens nennt. Dabei ist BAYER der größte Pestizidhersteller der Welt; langlebige Agrogifte sammeln sich in Grund- und Oberflächengewässern und müssen von den Wasserwerken kostspielig herausgefiltert werden. Jahrelang gehörte BAYER zu den größten PCB-Produzenten – noch Jahrzehnte nach ihrem Verbot finden sich die giftigen Chemikalien in Meeresbuchten und Seen. Und hätte NGD ein klein wenig in die Vergangenheit geblickt, so hätte das Magazin über die Proteste gegen die „Dünnsäureverklappung“ berichten können. Die Blockade des Verlade-Terminals in Leverkusen, an der sich vor 25 Jahren die Coordination gegen BAYER-Gefahren und Greenpeace beteiligten, war einer der Startschüsse der deutschen Umweltbewegung.

Umweltverbände protestieren
Auf Initiative der Coordination gegen BAYER-Gefahren wandten sich Ende Juni deutsche Umweltverbände, darunter der BUND, die Aktionskonferenz Nordsee, der BBU, der Verein zum Schutz des Rheins und das Pestizid Aktions-Netzwerk an National Geographic. Wörtlich heißt es in dem Schreiben: „Wir sind der Meinung, dass das sinnvolle Anliegen, Forschung zum Schutz des Trinkwassers zu befördern, durch die Zusammenarbeit mit einem der größten Wasserverschmutzer Deutschlands diskreditiert wird. Fabriken und Produkte des BAYER-Konzerns belasten Grund- und Oberflächenwässer in aller Welt. Sie sollten dem Unternehmen nicht gestatten, dies durch einen Griff in die Portokasse zu kaschieren.“ Die Verbände fordern NGD auf, die Zusammenarbeit mit der Bayer AG einzustellen, da diese Kooperation dem Umwelt- und Trinkwasserschutz schade.
Dem Aufruf schlossen sich auch der Chemiker Prof. Jürgen Rochlitz, Mitglied der deutschen Störfallkommission, und Henry Mathews vom Dachverband Kritischer Aktionärinnen und Aktionäre an. Peter Willers, Sprecher der Aktionskonferenz Nordsee, appelliert an den Bremer Meeresgeologen Professor Gerold Wefer, der im Auftrag von NGD und BAYER die zu fördernden Projekte auswählt, „Forschung nicht mit schmutzigem Geld aus der Portokasse von BAYER zu finanzieren und sich nicht zu nützlichen Idioten der Chemieindustrie machen zu lassen.“

Sprachrohr des Unternehmens
Eine Reihe von Journalisten begann zu recherchieren, auch einige Abonnenten von NGD richteten kritische Fragen an das Magazin. In der August- und September-Ausgabe greift National Geographic die Kritik jedoch mit keiner Zeile auf. Der Brief der Umweltverbände wird nicht einmal erwähnt – allein ein einziger Leserbrief, in dem einige kritische Fragen gestellt werden, wird abgedruckt.
Die Antwort der Redaktion auf den Offenen Brief kam zwar prompt - machte aber alles noch schlimmer: Chefredakteur Klaus Liedtke verbreitet Unternehmenspropaganda, die sich zum Teil wortgleich auf der BAYER-homepage findet. So „bekenne sich BAYER zu Fehlern der Vergangenheit und sei auf gutem Wege, ein ökologisch verantwortungsbewusst handelndes Unternehmen zu werden“. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hingegen hat in ihrer 25-jährigen Geschichte noch kein einziges Eingeständnis eines Fehlverhaltens vernommen.
Auch verbreitet Liedtke die Zahl von „16 Milliarden Euro, die BAYER für den Bau und Betrieb von Umweltschutzanlagen“ ausgegeben habe – nirgendwo schlüsselt das Unternehmen jedoch auf, wie es zu solchen Zahlen kommt und ob darin nicht auch normale Reinigungs- und Wartungsarbeiten erfasst sind.
Ganz abenteuerlich wird es, wenn Liedtke behauptet, „BAYER konnte dank moderner Recycling-Verfahren den Wasserverbrauch sowie den Ausstoß von Abwasser um bis zu 90% verringern“. Selbst die konzerneigenen Veröffentlichungen geben an, dass der Abwasserverbrauch des Konzerns in den vergangenen zehn Jahren konstant zwischen 2,1 und 2,6 Millionen Kubikmeter pro Tag (!) lag (besonders problematisch dabei: ein Drittel des Wassers stammt aus Bohrungen und Quellen, für die Entnahme von sauberem Grundwasser zahlt BAYER wegen „alter Wasserrechte“ meist noch nicht einmal Gebühren). Woher NGD die Verringerung von 90% nimmt, bleibt ein Rätsel. Und gänzlich naiv argumentiert Liedtke, wenn er auf die Partnerschaft von BAYER mit der UN-Umweltbehörde UNEP verweist, die es „wohl kaum gegeben hätte, wenn sich das Unternehmen nicht gewandelt hätte“.
Hier verweist der eine Konzernbüttel auf den anderen. Die Vereinten Nationen legen – leider – bei der Auswahl ihrer Partner keine noch so niedrige Messlatte an und kooperieren mit Atomkraft-Betreibern, Öl-Konzernen und Chemiekonzernen. Ganz so wie National Geographic Deutschland. Es verwundert denn auch nicht, wenn Chefredakteur Liedtke am Ende seines Schreibens zu dem Schluss kommt, dass „mehr für als gegen eine Kooperation mit BAYER spricht“.

Keine Ergebnisse ohne Druck
Kritische Anfragen von Journalisten oder engagierten Privatpersonen kontert BAYER seit einigen Jahren routinemäßig mit Verweisen auf die Kooperation mit den Vereinten Nationen oder anderen „glaubwürdigen“ Partnern. Hieran zeigt sich noch einmal, dass das vorgebliche Umwelt-Engagement nichts weiter ist als ein Bestandteil des Konzern-Marketings und nur dort betrieben wird, wo Kritik begegnet werden muss. Die Öffentlichkeit und insbesondere die Umweltbewegung ist aufgerufen, diese Aktivitäten als Ablenkungsmanöver zu enttarnen und auf wirkungsvollen Umweltschutz zu beharren. Dieser ist aber weder zum Nulltarif noch durch „freiwillige Selbstverpflichtungserklärungen“ zu haben, wie das aktuelle Abrücken der Industrieverbände vom Klimaschutz einmal mehr zeigt.

[Glufosinat] STICHWORT BAYER 01/2005

CBG Redaktion

neue Studienergebnisse aus Japan:

BAYER-Chemikalien gefährden Entwicklung des Gehirns

von Philipp Mimkes

Japanische Wissenschaftler warnen vor chemischen Risiken für den Hormon-Haushalt. Dr. Yoichiro Kuroda vom Tokyo Metropolitan Institute for Neuroscience kommt in der Fachzeitschrift Kagaku zu dem Ergebnis, dass Polychlorierte Biphenyle (PCB) und das Pestizid Glufosinat die Entwicklung des menschlichen Gehirns beeinträchtigen und Verhaltensstörungen hervorrufen können. Beide Stoffe stammen aus dem BAYER-Labor.

„Wem die Gesundheit von Kindern am Herzen liegt, der sollte mit diesen Stoffen sehr vorsichtig sein“, warnt Dr. Yoichiro Kuroda. „Das menschliche Gehirn ist während seiner Entwicklung sehr empfindlich. Die Chemische Industrie hat diese Risiken bislang nicht beachtet“, so Kuroda weiter. Der Wissenschaftler vom Tokyo Metropolitan Institute for Neuroscience leitet die von der japanischen Regierung geförderte Untersuchung Effects of Endocrine Disrupters on the Developing Brain (Auswirkungen hormoneller Störungen auf die Entwicklung des Gehirns).

Polychlorierte Biphenyle sind eine aus rund 200 Einzelkomponenten bestehende Verbindungsklasse organischer Chlorverbindungen. Sie sind extrem langlebig und finden sich nahezu überall in der Natur - in Tiefseesedimenten ebenso wie im arktischen Eis. Laut den japanischen Studien wirken PCB wie „Pseudo-Hormone“ und verursachen dadurch Nervenschäden - dies führt bei Kindern zu niedrigerem IQ und Hyperaktivität. PCB, die in Kondensatoren, Baumaterialien und Farben verwendet wurden, sind seit 20 Jahren verboten. Noch immer finden sich aber große Mengen in öffentlichen Gebäuden und elektrischen Geräten. Die Firma BAYER gehörte jahrelang zu den größten Produzenten - nachdem die US-Konkurrenz die Herstellung eingestellt hatte, hatte das Unternehmen die Produktion sogar noch erhöht.

Glufosinat wird seit den 80er Jahren im Obst-, Wein-, Getreide- und Gemüsebau eingesetzt und gehört in Europa und den USA zu den meistverwendeten Herbiziden. Der Wirkstoff ist in den ebenfalls vom BAYER-Konzern vertriebenen Produkten Liberty und Basta enthalten. Im abgelaufenen Jahr setzte BAYER hiermit knapp 200 Millionen Euro um. Das Unkrautbekämpfungsmittel wird u.a. in Kombination mit gentechnisch verändertem Saatgut angeboten. Die sogenannte Herbizidresistenz hat BAYER in eine Vielzahl von Pflanzen eingebaut, darunter Raps, Mais, Reis, Zuckerrüben, Soja und Kartoffeln.

Umweltschützer fordern die Chemie-Industrie seit langem auf, die toxischen Analysen aller Chemikalien und Pestizide offen zu legen: „Es kann nicht angehen, dass Chemikalien über Jahrzehnte verkauft werden, ohne dass die Öffentlichkeit deren Risiken kennt. Das Beispiel Glufosinat zeigt, dass die Unternehmen notfalls gezwungen werden müssen, alle Substanzen auf Gesundheitsrisiken hin zu untersuchen und die Forschungsergebnisse frei zugänglich zu machen“, so Prof. Jürgen Rochlitz von der Deutschen Störfallkommission.

Erst vor wenigen Monaten hatte BAYER eine juristische Schlappe erlitten, als das Unternehmen den Umweltverband Friends of the Earth daran hindern wollte, Studienergebnisse über Risiken von Glufosinat zu veröffentlichen (SWB 3/2004). Der Konzern ist weltweit der zweitgrößte Pestizid-Herstellern, im Sortiment befinden sich u.a. extrem gefährliche Wirkstoffe wie Parathion, Monocrotophos, Fenamiphos und Aldicarb.

[Ticker 03/2004] STICHWORT BAYER 03/2004 – Ticker

CBG Redaktion

AKTION & KRITIK

Kinderarbeit in Indien
Das Engagement gegen die Kinderarbeit bei den Zulieferern von BAYER und anderen Saatgut-Multis, das die MV FOUNDATION vor Ort und Initiativen wie die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) an den Stammsitzen der Konzerne zeigen, trägt Früchte. Nach einer neuen Untersuchung sank dort, wo die indische Kinderrechtsorganisation MV FOUNDATION aktiv war, der Anteil der in der Saatgut-Produktion beschäftigten Minderjährigen von 90 auf 40 Prozent. Auf den Plantagen der BAYER-Zulieferer arbeiteten im letzten Jahr noch 2.100 Jungen und Mädchen. Bei den Vertragsverhandlungen für die im Juli einsetzende neue Pflanz-Saison drang BAYER darauf, auf die Einstellung von Kindern zu verzichten. Ob das nur eine symbolische Aktion war, oder BAYER bei den Geschäftspartnern auch wirkliche Kontrollen durchführen wird, dürften die nächsten Monate zeigen.

Australien: GENE ETHICS schreibt Regierung
In Australien gibt es massive Proteste gegen Freisetzungsversuche von BAYER. So hat die Initiative GENE ETHICS die australische Regierung in einem Brief aufgefordert, dem Gen-Giganten keine weiteren Genehmigungen für Tests zu erteilen. Da nach Landesgesetz vorbestrafte Personen oder Körperschaften keinen Zugang zu Risiko-Technologien erhalten, müsste einem Konzern, der „in allen Teilen der Welt Gesetze zum Schutz der Bevölkerung gebrochen hat“, die praktische Erprobung der „grünen Gentechnik“ verwehrt bleiben, schreibt GENE ETHICS.

Kein Gen-Raps in Australien
BAYER und MONSANTO beabsichtigten in Australien auf einer Fläche von 5.000 Hektar einen Freisetzungsversuch mit Gen-Raps durchzuführen und die Ernte auch gleich zu verkaufen (Ticker 1/04). Die Behörden erlaubten nach Protesten von LandwirtInnen und anderen Gentechnik-GegnerInnen jedoch nur einen Anbau auf einer 450 Hektar großen Fläche und untersagten eine Vermarktung des Gen-Rapses. Damit wollte der Gen-Gigant sich nicht abfinden und erklärte vorerst seinen Verzicht auf weitere Tests mit genetisch manipuliertem Raps.

Gentechnik-Proteste auf den Philippinen
Das philippinische ANARCHO ACTIVIST MOVEMENT hat in Manila vor der dortigen BAYER-Zentrale gegen die Gentechnik-Aktivitäten des Konzerns protestiert.

Protest gegen Freisetzungsversuch
Am 24 Juli 2004 führten Gentechnik-Gegner vor einem BAYER-Versuchsfeld mit gentechnisch manipulierten Kartoffeln in Berge (Prignitz) eine Demonstration durch. Zu den Protesten aufgerufen hatten das BARNIMER AKTIONSBÜNDNIS GEGEN GENTECHNIK und die BUNDJUGEND BRANDENBURG (siehe auch SWB 3/04).

BUKO kritisiert Bundesregierung
Der von der Welthandelsorganisation WTO geschlossene TRIPS-Vertrag zum Schutz des geistigen Eigentums verhindert die Versorgung der armen Länder mit erschwinglichen Medikamenten, weil der 20 Jahre geltende Patentschutz die Preise hochtreibt und die Produktion von Nachahmer-Produkten unterbindet. Auch der 2003 bei der letzten WTO-Runde in Cancun ausgehandelte Kompromiss, der es den „Entwicklungsländern“ in medizinischen Notfall-Situationen gestattet, per Zwangslizenzen die Versorgung mit den benötigten Arzneien sicherzustellen, hat diese Situation nicht verändert. Bisher ist es nämlich trotz großer Bemühungen noch keinem Land des Südens gelungen, dieses Instrument für sich zu nutzen, da es ihnen nicht gelang, die mit der Ausnahme-Regelung verbundenen bürokratischen Hürden zu überwinden. Trotzdem tritt die Bundesrepublik dafür ein, den in Cancun nur als Übergangslösung angesehenen Notfall-Paragrafen fest im TRIPS-Vertragswerk zu verankern. Dies stieß auf scharfen Widerstand der BUKO-PHARMAKAMPAGNE. Sie fordet, „den TRIPS-Vertrag schnellstens zu ändern - und zwar so, dass gerade die armen Länder von ihren Rechten Gebrauch machen und so das Menschenrecht auf Zugang zu unentbehrlichen Arzneimitteln umsetzen können“.

Kampagne für das Chemie-Gesetz
Das EU-Chemikaliengesetz, nach dem BAYER & Co. Tausende niemals getestete chemische Substanzen erstmals auf ihre gesundheitsschädlichen Wirkungen hin untersuchen müssen, ist noch immer massivem Druck von seiten der Unternehmen ausgesetzt. Nunmehr versuchen sie, bei der länder-spezifischen Umsetzung weitere Aufweichungen durchzusetzen. Deshalb haben europäische Umwelt-Gruppen wie GREENPEACE und FRIENDS OF THE EARTH die online-Kampagne „Chemical Reaction“ gestartet. Vor der Europawahl am 13. Juni forderten sie EU-PolitikerInnen auf, sich zu der neuen Regelung zu bekennen. Auch die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) beteiligte sich an der Aktion. Sie versandte Schreiben an die ParlamentarierInnen und streute den Musterbrief über ihren internationalen Verteiler.

CBG sammelt 12.000 Unterschriften
12.000 Unterschriften gegen gen-manipulierte Lebensmittel hatte die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) bis Ende Juni gesammelt. Am 2. Juli überreichten zwei CBG-Vertreter diese Herta Däubler-Gmelin, der Vorsitzenden des Bundestagsausschusses für Landwirtschaft und Ernährung (siehe auch SWB 3/04).

Pestizid-Moratorium in Frankreich
In Frankreich ist die Ausbringung von BAYERs Saatgut-Behandlungsmittel GAUCHO in Mais-Kulturen wegen seiner Gefährlichkeit für Bienen seit diesem Jahr verboten (Ticker 2/04). Die ImkerInnen erreichten aber noch mehr: Der französische Landwirtschaftsminister Hervé Gaymard erließ ein bis Ende 2005 geltendes Zulassungsmoratorium für neue Ackergifte. Zudem müssen BAYER & Co. künftig in den Genehmigungsverfahren für jedes Pestizid die Bienenverträglichkeit nachweisen.

Gemeinsame GAUCHO-Presseerklärung
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat gemeinsam mit dem NATURSCHUTZBUND (NABU) und dem „Berufsimkerbund“ eine Presseerklärung zum Thema „GAUCHO“ veröffentlicht. Darin forderten die Verbände Verbraucherschutz-Ministerin Renate Künast auf, den Vertrieb des in Frankreich wegen seiner bienenschädigenden Wirkung unlängst verbotenen BAYER-Saatgutbehandlungsmittel auch in der Bundesrepublik zu untersagen.

Einsatz für Naturheilverfahren
Die Gesundheits„reformerInnen“ haben viele Naturheilverfahren aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen gestrichen, damit mehr Geld für die Pillen von BAYER & Co. übrig bleibt. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) hat gegen diesen Schritt mit einer Eingabe an die EU-Kommission protestiert.

Werkserweiterung genehmigt
Nicht nur in Krefeld, sondern auch in Brunsbüttel plant BAYER einen Ausbau der Kunststoff-Produktion, der mit einem erhöhten Verbrauch des Ultra-Giftes Phosgen verbunden ist. Allerdings hatten Initiativen dort Gelegenheit, im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsprüfung Einspruch gegen das Bau-Vorhaben zu erheben, was der BUND FÜR UMWELT- UND NATURSCHUTZ DEUTSCHLAND (BUND) und die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) auch getan haben (Ticker 1/04). Letztendlich genehmigten die zuständigen Stellen die Werkserweiterung aber doch. Immerhin gingen sie in der Begründung ihrer Entscheidung auf 60 Seiten ausführlich auf die Bedenken von BUND und CBG ein.

BAYER raus aus „Global Compact“!
Mit BAYER, DAIMLER/CHRYSLER, SHELL und 47 anderen Global Playern unterzeichnete UN-Generalsekretär Kofi Annan Ende Juli 2000 in New York den „Global Compact“, eine unverbindliche Vereinbarung zur Umsetzung internationaler Menschenrechts-, Sozial- und Umweltstandards (Ticker 4/00). Im Gegenzug berechtigt die Unterschrift BAYER & Co., mit dem UN-Emblem für Konzern-Produkte zu werben. Darüber hinaus sicherte Kofi Annan den Multis Unterstützung bei ihrer Forderung nach einer weiteren Liberalisierung des Welthandels zu. Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) und andere Initiativen haben gegen diese Liason der UNO mit den Multis in der Vergangenheit bereits scharf protestiert. Anlässlich eines Treffens der „Global Compact“-Teilnehmer erneuerte die internationale Sektion des PESTIZID-AKTIONS-NETZWERKES (PAN) diese Kritik. PAN INTERNATIONAL forderte, den Leverkusener Chemie-Konzern wegen seiner unverantwortlichen Vermarktung von Mensch, Tier und Umwelt gefährdenden Pestiziden aus dem „Global Compact“ auszuschließen.

CBG auf „Eliten“-Konferenz
Die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) gehörte zu den Mitveranstaltern der Konferenz „Wie neoliberale Eliten die Demokratie unterhöhlen“. Die von der BEWEGUNGSSTIFTUNG organisierte Veranstaltung fand vom 26. bis 27. Juni in Frankfurt statt. CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes bot dort die beiden Workshops „Umgang der Wirtschaft mit Kritik und Protest“ und „Watchdogs und ihre Rolle“ an, die unter den 130 Konferenz-TeilnehmerInnen regen Zuspruch fanden.

Datenschützer gegen Tests
BAYER führt bei Lehrstellen-AnwärterInnen Drogen-Tests durch. Für diesen Einbruch in die Intimsphäre erhielt der Leverkusener Chemie-Multi im Jahr 2002 den „BigBrotherAward“. Auch bei dem Vorsitzenden der „Deutschen Vereinigung für Datenschutz“, Dr. Thilo Weichert, stößt diese Praxis auf Kritik. In einem Beitrag für die Frankfurter Rundschau schreibt er: „Dass Drogen-Screenings zur Verbesserung der Arbeitssicherheit beitragen, konnte bis heute statistisch nicht nachgewiesen werden. Diese Screenings wirken aber selektiv und diskriminierend. Ihr Effekt liegt in der Disziplinierung besonders der einfachen Mitarbeiter bis hinein in den Bereich ihres Privatlebens“. Die bei BAYER und anderen Chemie-Unternehmen schon üblichen Gentests (Ticker 2/03) zur Aussortierung bestimmter MitarbeiterInnen bezeichnete Weichert als Aufbruch in eine gesundheitsspezifische Klassengesellschaft.

Verbraucherzentralen kritisieren Pillen-Tests
Zwischen 1998 und 2001 hat die US-Gesundheitsbehörde FDA BAYERs LIPOBAY und neun weitere Medikamente wegen gefährlicher Nebenwirkungen vom Markt genommen. Bei den klinischen Erprobungen haben die Konzern-PharmakologInnen diese nicht festgestellt - oder feststellen wollen. Thomas Isenberg vom Bundesverband der Verbraucher-Zentralen kritisierte die Arznei-Tests deshalb. „Die Fall-Zahl ist zu klein, um seltene Nebenwirkungen zu erkennen. Außerdem sind die Probanden tendenziell jünger und weniger krank als die Patienten, die das Mittel dann wirklich nehmen“, so Isenberg. Er forderte entsprechende Veränderungen und sprach sich darüber hinaus dafür aus, neu zugelassene Präparate mit dem Hinweis zu versehen, etwaige unerwünschte Arznei-Effekte umgehend einer/m MedizinerIn mitzuteilen.

Demonstration für mehr Lohn
Im Rahmen der Tarif-Auseinandersetzungen in der Chemie-Industrie (s. u.) haben am 13. Mai 250 Leverkusener BAYER-Beschäftigte vor dem Werk demonstriert. In einer symbolischen Aktion banden sie ihre „letzten Hemden“ aneinander, was einen 500 Meter langen Kordon ergab, um ihrer Forderung nach angemessenen Lohn-Erhöhungen Ausdruck zu verleihen.

AKTION & REAKTION

Brief aus Dänemark
Seit Jahren kritisiert die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) die Unterschiede in Bezug auf Umweltschutz, Arbeitssicherheit und ArbeitnehmerInnen-Rechte, die an den verschiedenen BAYER-Standorten rund um den Globus herrschen. Dazu erreichte sie jetzt ein Brief eines Labor-Inspektors aus Dänemark. „Dank für eure großen Bemühungen, die doppelten Standards der multinationalen Konzerne zum Thema zu machen. Gier ist der Hauptantrieb bei ihren globalen Unternehmungen“, schrieb er.

CBG rettet Leben
Immer wieder informiert die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) die Öffentlichkeit über die Gefahr bestimmter ALKA-SELTZER-Arten und anderer Erkältungsmittel, die wegen des Wirkstoffes Phenylpropanolamin (PPA) das Schlaganfall-Risiko erhöhen. Über den internationalen Verteiler gelangte die Nachricht zu einem indischen Aktivisten. Er verbreitete sie über seine regelmäßige Verbraucherschutz-Kolumne weiter und erhielt folgenden Dankesbrief: „Es dürfte sie interessieren, dass ihr Artikel möglicherweise ein Leben gerettet hat. Eine 80-Jährige, die ihren Artikel über die Pharma-Lobby gelesen hatte, bevor ihr Doktor ihr ein Erkältungsmittel verordnete, realisierte, dass es PPA enthielt (...) Ihr, einer Bluthochdruck-Patientin!(...)“

KAPITAL & ARBEIT

Magere Tarif-Erhöhung
Offiziell haben sich die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) und die Unternehmensverbände auf eine Tarif-Erhöhung von 2,1 Prozent geeinigt. Unter dem Strich kommt jedoch eine weit geringere Steigerung zustande. Die Laufzeit des Vertrages beträgt nämlich 13 Monate und beinhaltet einen vorgeschalteten „Leermonat“. Zusammen mit der vereinbarten Einmalzahlung, die nicht in die Tarifsätze eingeht und somit als Grundlage für aufbauende Berechnungen wegfällt, beträgt das Entgelt-Plus so gerade mal 1,5 Prozent. Darüber hinaus hat die IG BCE einer Aushöhlung der Tarif-Autonomie zugestimmt. Die einzelnen Betriebe können Vereinbarungen des Abschlusses einfach aufheben. Der lautstarken Forderung von BAYER & Co. nach Preisgabe des Tarifrechts wurde damit ein erster Erfolg beschert - ohne jeden Kampf.

Neuer „Beschäftigungspakt“
Der Betriebsrat hat der Trennung vom Chemie-Geschäft nur unter der Bedingung zugestimmt, dass BAYER einen „Beschäftigungspakt“ schließt und weniger Arbeitsplätze abbaut als geplant. Mitte Juli 2004 beendeten Betriebsrat und Geschäftsleitung die Verhandlungen. Nach der neuen, auch für LANXESS geltenden Vereinbarung verzichtet der Konzern bis 2007 auf betriebsbedingte Kündigungen sowie den Abbau von 1.000 Arbeitsplätzen und verpflichtete sich, jährlich 875 Ausbildungsstellen anzubieten. Den Erhalt der Jobs finanziert allerdings die Belegschaft. Sie nimmt eine Reduzierung der leistungs- und erfolgsabhängigen Sonderzahlungen in Höhe von 10 Millionen Euro hin und alimentiert so die Weiterbeschäftigung der 1.000 KollegInnen als SpringerInnen im konzern-internen „Service-Pool“. Der Betriebsratsvorsitzende Erhard Gipperich war mit dem Ergebnis zufrieden. „Wir haben alles erreicht, was wir wollten“, erklärte er.

Schlechte Zeiten für LANXESS
BAYER hat sich von Teilen des Chemie-Geschäfts getrennt und dafür die eigenständige Gesellschaft LANXESS gegründet. Das Unternehmen wird der viertgrößte Chemie-Konzern in der Bundesrepublik. Es beschäftigt 20.000 MitarbeiterInnen und verfügt über 52 Standorte in 21 Ländern. LANXESS bietet hauptsächlich Chemikalien für den Massen-Bedarf an wie z. B. Kunststoffe, Kautschuk, Fasern, Leder-, Textil- und Papier-Chemikalien sowie Materialschutz-Produkte. Eine hohe Gewinn-Spanne versprechen sie nicht, deshalb stehen BAYERs Reste-Rampe harte Zeiten bevor. „30 Prozent der Geschäfte von LANXESS haben keine strategisch haltbare Position, keine Top-Position“, urteilt das Vorstandsmitglied Ulrich Koemm und kündigt Schließungen und Verkäufe an. Viele Beschäftigte dürften also ihren Job verlieren, spätestens wenn der betriebsbedingte Kündigungen ausschließende „Beschäftigungspakt“ im Jahr 2007 ausläuft.

BAYER & Co. für Hartz-Gesetze
Der „Bundesarbeitgeber-Verband Chemie“ (BAVC) hat die Hartz-Gesetze begrüßt und sich gegen die auf vielen Demonstrationen erhobenen Forderungen nach Lockerung der Zumutbarkeitskriterien und Einführung eines Mindestlohnes ausgesprochen. Nur „absolute Minderheiten“ beteiligten sich nach Meinung des BAVC-Geschäftsführers Hans Paul Frey an den Protest-Aktionen. Aber BAYER & Co. geht der Sozialabbau nicht weit genug. Die Sozialhilfe-Sätze sind Frey zufolge „immer noch zu hoch“. Zudem sprach er sich für eine Lockerung des Kündigungsschutzes und eine Einschränkung der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall aus. Nur der Punkt „40-Stunden-Woche“ fehlte in dem Horror-Katalog - da die Chemie-Tarifverträge sowieso Arbeitszeit-Korridore von 35 bis 40 Stunden (und Entgelt-Korridore mit der Möglichkeit von Lohn-Kürzungen bis zu zehn Prozent) vorsehen, sieht Frey hier momentan keinen Handlungsbedarf.

Mitbestimmung gerät unter Druck
Die Mitbestimmung gerät von verschiedenen Seiten unter Druck. Der BDI-Vorsitzende Michael Rugowski bezeichnete sie als „als bürokratisches Monstrum“. Theodor Baums von der „Corporate Governance“-Kommission sieht in ihr einen Grund für die schlechtere Bewertung bundesdeutscher Holdings auf den internationalen Finanzmärkten. Und Roland Wolf von der „Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände“ befürchtet Nachteile für hiesige Unternehmen durch das geplante europa-weite Unternehmensrecht. Dieses schreibt nämlich bi-nationalen Firmen vor, die Mitbestimmungsregelung des Landes zu übernehmen, das den MitarbeiterInnen die meisten Rechte einräumt. „Das macht eine deutsche Beteiligung als größerer Partner eher unwahrscheinlich und deutsche Unternehmen damit strukturell fusionsunfähig“, so Wolf. Das Kapital nutzt also die viel beschworene „Globalisierung“, um die eh schon bescheidenen Mitsprache-Möglichkeiten von Belegschaften als Standort-Nachteil darzustellen.

Weniger Jobs bei BAYER CROPSCIENCE
BAYER CROPSCIENCE will die Nr. 1 der Agro-Branche werden und die Umsatz-Rendite von derzeit 19 Prozent auf 26 Prozent steigern. Dies soll vornehmlich durch Rationalisierungsmaßnahmen geschehen. Jetzt nehme man die Kosten unter die Lupe, wobei auch Standorte und Personalstärken auf den Prüfstand kämen, kündigte CROPSCIENCE-Chef Friedrich Berschauer an.

Nur noch 115.400 BAYER-Beschäftigte
Der Leverkusener Chemie-Multi hat in den letzten Jahren über 20 Prozent der Arbeitsplätze in den Werken vernichtet. Betrug die Anzahl der Beschäftigten 1994 noch 146.700, so sank sie bis Ende 2003 auf 115.400. Mit der beabsichtigten Abspaltung von Teilen des Kunststoff-Geschäfts und der Chemie-Sparte dürfte die Belegschaft bald auf unter 100.000 MitarbeiterInnen sinken.

Noch weniger Jobs in Brunsbüttel
BAYER betreibt am Brunsbütteler Standort eine massive Arbeitsplatzvernichtung. Zusätzlich zu den bis Ende Juli angekündigten Streichungen von 156 Jobs will der Chemie-Multi noch weitere 300 der ursprünglich 950 Stellen abbauen. Damit halbiert sich die Belegschaft binnen eines Jahres annähernd. Als Gründe nannte der BAYER-Vorstand die schlechte Konjunktur in Europa und die harte Konkurrenz aus Asien. Auch die Standort-Politik der Landesregierung, die unter anderem zu hohen Subventionen für die im Bau befindliche Öl-Pipeline zwischen Stade und Brunsbüttel führte, hat diesen Aderlass nicht verhindern können. Dem Brunsbütteler Bürgermeister Wilfried Hansen war diese allerdings noch nicht chemie-freundlich genug. Er machte neben Fehlern der BAYER-ManagerInnen die angeblich durch die Öko-Steuer und Umweltgesetze verursachten schlechten Rahmenbedingungen für den Wegfall der Arbeitsplätze verantwortlich. Der Betriebsratsvorsitzende Hans-Joachim Müller verzichtete gänzlich auf Konzern-Kritik: „Die Kosten sind hoch, also muss Personal gespart werden“.

BAYER macht Hattersheim dicht
Vor der Übernahme durch BAYER unterhielt AVENTIS CROPSCIENCE ein Vertriebsbüro in Hattersheim mit 70 MitarbeiterInnen. Im Zuge der Integration der beiden Agro-Sparten reduzierte der Leverkusener Chemie-Multi jedoch die Zahl der Vertriebsagenturen von vier auf drei. Hattersheim starb einen Tod auf Raten, bis BAYER CROPSCIENCE-Geschäftsführer Martin Gruß das endgültige Aus verkündete: „Wir haben die Nutzung am 1. März aufgegeben“. Der Konzern hielt es nicht einmal für angebracht, die Kommune über ihre Schließungspläne zu informieren, was den Bürgermeister Hans Franssen zu einer harschen Kritik an den Umgangsformen des Pillen-Riesen bewog.

BAYER macht Goch dicht
Der Leverkusener Chemie-Multi schließt das Garn-Veredlungswerk in Goch, nachdem er dort in der Vergangenheit schon massiv Jobs gestrichen hat. 165 Arbeitsplätze vernichtet der Konzern durch diese Maßnahme. Nur ein geringer Teil der Belegschaft kann darauf hoffen, in der Dormagener Faser-Produktion eine neue Beschäftigung zu finden.

Werksschließung in Brasilien
Wie die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) erst jetzt erfuhr, hat BAYER im Jahr 2002 am brasilianischen Standort Camacari die Kunststoff-Werke geschlossen.

Neue Pensionskasse
BAYER gründet für neu eingestellte MitarbeiterInnen eine gesonderte Pensionskasse und lässt die bestehende langsam auslaufen. Die größte bundesdeutsche Betriebsrenten-Kasse hatte in der Vergangenheit durch wenig glückliche Investments und sinkende Aktien-Kurse ein Vermögen im Wert von 296 Millionen Euro vernichtet. Wenn das letzte Mitglied gestorben ist, wickelt das Unternehmen sie ab. Während der Konzern in die alte Betriebrenten-Kasse vier Prozent des Bruttogehaltes der Beschäftigten als Arbeitgeber-Anteil einzahlt, beläuft sich sein Beitrag zur neuen nur noch auf zwei Prozent. Zudem plant der Chemie-Multi, die Pensionskasse auch für Dritte zu öffnen.

Beschäftigte denken, BAYER kassiert
Die Verbesserungsvorschläge von Belegschaftsangehörigen rechneten sich für BAYER weit mehr als für die Kreativen selber. Allein die Umsetzung der Hälfte der 17.000 MitarbeiterInnen-Ideen brachte dem Leverkusener Chemie-Multi im ersten Jahr ihrer Realisierung einen Rationalisierungsgewinn von über 8,8 Millionen Euro ein. Den ErfinderInnen zahlte er für den Zugriff auf ihr geistiges Eigentum aber insgesamt nur 3,7 Millionen Euro an Prämien. Zudem nutzt der Konzern das betriebliche Vorschlagswesen, um eine Hitliste der kreativsten BAYER-Standorte zu erstellen, was die Konkurrenz unter den Belegschaften der verschiedenen Niederlassungen schürt.

BAYER zahlt einen Bonus
Seit geraumer Zeit richten sich die Bonus-Zahlungen bei BAYER nach dem Betriebsergebnis und einer Leistungsbeurteilung durch den jeweiligen Vorgesetzten. Da die Geschäftszahlen nach Meinung des Vorstandes zu schlecht ausfielen, zahlte der Leverkusener Chemie-Multi anno 2003 keine Sonder-Prämien. In diesem Jahr schüttete er für die 34.000 MitarbeiterInnen der AG gerade mal 39 Millionen Euro aus. In der Vergangenheit hatte es wegen ungerechter Bewertungen immer wieder Einsprüche gegeben. Der Betriebsratsvorsitzende Erhard Gipperich und die KOLLEGINNEN UND KOLLEGEN FÜR EINE DURCHSCHAUBARE BETRIEBSRATSARBEIT, eine Gruppe alternativer GewerkschaftlerInnen im Leverkusener BAYER-Werk, kritisierten besonders, dass die unteren Einkommensgruppen durchweg eine schlechtere Benotung erhielten als ihre KollegInnen in den mittleren oder höheren Gruppen.

ERSTE & DRITTE WELT

Imperialistische Tropen-Medizin
Nach allgemeiner Vorstellung befasst sich die Tropen-Medizin mit Krankheiten, die Menschen in den armen südlichen Ländern befällt. Sie verdankt ihre Entstehung aber keinesfalls der reinen Menschenliebe, wie der Pharma-Brief Spezial 2/2004 herausstellt. „Tropenforschung ist ein Mittel der imperialistischen Politik“, zitiert die Publikation die vom britischen Minister J. Chambalain 1898 bei der Eröffnung des Tropen-Institutes gesprochenen Worte. Die Tropen-Medizin war vor allem eine Medizin für Weiße. Sie sollte die Kolonial-Truppen besser vor Krankheiten wie Malaria schützen, die mehr Tote forderte als die Kampfhandlungen. Die Pharma-Forschung von BAYER spielte deshalb eine wichtige Rolle für die deutsche Kolonial-Politik. Noch lange nach dem Scheitern der Suche „nach dem Platz an der Sonne“, widmeten sich WissenschaftlerInnen des Leverkusener Chemie-Multis der Entdeckung von Heilmitteln gegen Tropen-Krankheiten und entwickelten 1934 mit Chloroquin ein Mittel gegen Malaria. Sie begriffen sich als Patrioten, die mit ihrer Arbeit unterstreichen wollten, dass ihr Land den Anspruch auf Kolonien keinesfalls aufgegeben habe. Erst als Deutschland diese Träume endgültig begraben musste, gab der Pharma-Riese auch seine tropenmedizinische Abteilung auf. Inzwischen haben die Malaria-Erreger längst Resistenzen gegen Chloroquin und ähnliche Stoffe entwickelt, aber die eine Million jährlich an Malaria sterbenden Menschen interessierte den Konzern über Jahrzehnte hinweg herzlich wenig, weil die Länder der „Dritten Welt“ keinen lukrativen Absatzmarkt darstellten. Erst in jüngster Zeit nahm er die Forschungen wieder auf und kündigte für 2005 das Malaria-Medikament ARTEMISONE auf Basis der chinesischen Heilpflanze Artemisia annua an. Aber nur großzügige Subventionen von seiten der Weltgesundheitsorganisation WHO und privater Spender wie Bill Gates sowie Aussichten auf einen Image-Gewinn haben BAYER zu diesem Schritt bewegen können.

IG FARBEN & HEUTE

Kein Geld für ZwangsarbeiterInnen
Am 27. Mai hat die Insolvenz-Verwalterin der IG FARBEN einen Zwischenbericht vorgelegt. Angelika Amend zufolge verfügt der 1925 unter anderem von BAYER, BASF und HOECHST gegründete und seit 1945ff in Abwicklung befindliche Mörder-Konzern über liquide Mittel in Höhe von 21.000 Euro; die Schulden belaufen sich auf ein Vielfaches dieser Summe. Die verschiedenen Liquidatoren haben den Konzern also derartig ausgeplündet, dass für die ZwangsarbeiterInnen kein Geld mehr übrig ist. Amend hatte im Verlaufe des Insolvenz-Verfahrens angekündigt, die Ansprüche der ehemaligen Sklaven-ArbeiterInnen wohlwohlend zu prüfen, weshalb einige GläubigerInnen - allerdings erfolglos - ihre Ablösung betrieben.

IG spendete 40 Mio. für Hitler
Die IG FARBEN hat die NSDAP insgesamt mit Spenden in Höhe von 40 Mio. Reichsmark unterstützt. Eine Investition, die sich lohnte: Die IG produzierte 18 kriegswichtige Stoffe für das Regime und lieferte mit Zyklon B das Gift für die Gaskammern. Görings Vierjahresplan bescherte dem Mörder-Konzern Jahr für Jahr hohe Zuwachsraten. Der Großkunde „NS-Staat“ erteilte der IG FARBEN allein zwischen 1936 und 1942 Aufträge im Wert von 4,3 Milliarden Reichsmark.

POLITIK & EINFLUSS

Verheugen für BAYER
Im Zuge der Opposition gegen das EU-Vorhaben, BAYER & Co. erstmals Chemikalien auf ihre gesundheitsschädliche Wirkung hin überprüfen zu lassen, haben die Konzerne so erfolgreich PolitikerInnen für ihre Interessen mobilisieren können, dass die Industrie-Politik der Europäischen Union unter dem neuen Kommissionschef Jose Manuel Durao Barroso ein deutlich stärkeres Gewicht bekommt. Im Jahr 2003 hatte Wolfgang Clements Staatssekretär Georg Wilhelm Adamowitsch geheime Gespräche mit französischen und britischen RegierungsvertreterInnen geführt. Am Ende stand die „Koalition der Industrie-Länder“ - eine Übereinkommen der wirtschaftlich leistungsfähigsten EU-Staaten, die Vorstellungen der Unternehmen künftig noch stärker zu berücksichtigen. Diese den Zielen von Lissabon, wonach die EU bis 2010 zum „wettbewerbfähigsten Wirtschaftsraum der Welt“ werden soll, verpflichtete Dienstleistungspolitik mündete in der Forderung Schröders nach einem Super-Kommissar für die Wirtschaft. Einen Kandidaten für den Posten wusste er auch schon: Günter Verheugen. Der Bundeskanzler hat dieses Programm weitgehend durchgesetzt. In seiner künftigen Rolle als Industrie-Kommissar hat Verheugen die Macht, Gesetzespläne z. B. in den Bereichen „Umwelt“ und „Verbraucherschutz“ hinsichtlich ihrer möglicherweise negativen Folgen für BAYER & Co. zu kontrollieren. Und da die Chemie-Politik Ausgangspunkt zur Schaffung des neuen Postens war, untersteht Verheugen auch die Chemikalien-Agentur, welche die Tests und Registrierung der Chemie-Gifte überwacht. Schröder konnte zufrieden sein. Mit Verheugen sitze der künftig einzige deutsche Vertreter in der EU-Kommission mehreren Kommissaren vor, die alle mit Fragen der Wettbewerbsfähigkeit zu tun hätten. Dies sei eine „ganz herausgehobene Position“, so der Kanzler. Der „Bundesverband der Deutschen Industrie“ (BDI) teilte seine Begeisterung ebenso wie der DGB-Chef Michael Sommer. Nicht nur darum dürften für die Umwelt-, Gesundheits- und Verbraucherschutz-Politik schlechtere Zeiten anbrechen, sondern auch, weil der neue Umwelt-Kommissar Stavros Dimas mit der Umwelt bisher nicht viel am Hut gehabt hat. „Sein wirtschaftsnaher Hintergrund lässt vermuten, dass er auch in der Umweltpolitik zurückhaltender sein wird als Wallström (seine Vorgängerin, Anm. Ticker), schreibt die Faz.

Schröder bei BAYER
Im Oktober 2003 hat der Leverkusener Chemie-Multi seine Berliner Repräsentanz am Pariser Platz in unmittelbarer Nähe zum Regierungsviertel eingeweiht. Die offizielle Eröffnung fand am 11. Mai statt. 350 Bundes- oder Landtagsabgeordnete, Partei-VertreterInnen, BotschaftlerInnen und Wirtschaftsbosse folgten der Einladung des Konzerns. Stargast war Bundeskanzler Schröder. „Wir nehmen das Angebot zu Gesprächen gerne an, um die Erfahrung von BAYER in die politische Diskussion einfließen zu lassen“, sagte er und gab sich kämpferisch: „Wir wollen in der Forschung wieder zur Weltspitze aufschließen bzw. dort verteidigen, wo wir führend sind. Wir in Deutschland haben das Potenzial - und BAYER allemal. Die Strategie des Unternehmens ist Erfolg versprechend und für mich nachvollziehbar“. BAYER-Chef Werner Wenning ließ in seiner Rede keinen Zweifel an Sinn und Zweck des Verbindungsbüros. „Wir bei BAYER verstehen uns als Bestandteil der Gesellschaft und sehen es daher als unsere Pflicht, uns in die gesetzgeberischen Entscheidungsprozesse einzubringen“. Und dieses „Einbringen“ trug auch bei der Veranstaltung Früchte. Schröder versprach Mithilfe bei der weiteren Verwässerung des EU-Chemikaliengesetzes, das tausende niemals geprüfte Substanzen erstmals auf ihre gesundheitsschädliche Wirkung hin untersuchen will. „Die Richtlinie ist nicht in einer Verfassung, die wir unterschreiben könnten. Wir werden auch weiterhin in Brüssel jene Argumente vertreten, die wir für richtig halten“, so der Bundeskanzler.

Vertragsunterzeichnung mit Schröder
Aus Anlass des Staatsbesuches von Chinas Ministerpräsident Wen Jiabao im Mai 2004 fand in Berlin das deutsch-chinesische Hochtechnologie-Dialogforum statt. Dieses nutzte BAYER öffentlichkeitswirksam als Rahmen, um im Beisein von Bundeskanzler Schröder und Wen Jiabao mit der SHANGHAI CHEMICAL INDUSTRY PARK COOPERATION den Vertrag zum Bau einer neuen Lackrohstoff-Anlage zu unterzeichnen (siehe auch STANDORTE & PRODUKTION). Mit Protesten gegen Menschenrechtsverletzungen in China störten politische AktivistInnen die feierliche Prozedur.

BAYER mobilisiert gegen Chemie-Gesetz
Unermüdlich arbeitet BAYER an einer weiteren Aufweichung des Chemikalien-Gesetzes der EU, das die VerbraucherInnen besser vor giftigen Substanzen schützen will. Die Konzern-Abteilung „Governmental & Product Affairs“ (GPA) lud in Straßburg zum „Parlamentarischen Abend“. 20 bundesdeutsche EU-Abgeordnete, darunter der Vize-Präsident des Europäischen Parlaments, Ingo Friedrich, und - wieder einmal - der christdemokratische Umweltpolitiker Karl-Heinz Florenz. Der lieferte seinem Gastgeber dann auch die gewünschten zitierfähigen Aussagen. „Bei der weiteren Diskussion ist es mit einem bloßen Drehen an den Stellschrauben nicht getan - diese Verordnung muss komplett überarbeitet werden“, so Florenz.

Steinbrück fördert Gentechnik
Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Peer Steinbrück steht seinem Vorgänger Wolfgang Clement bei der Förderung der Biotechnologie in nichts nach. Er bezeichnete die Gentechnik als der Mikroelektronik vergleichbare Schlüssel-Technologie und kündigte die Einrichtung von Netzwerken in den Bereichen „Biomaterialien/Medizintechnik“ und „Genomforschung/Gentechnik“ an. Der Stammzellen-Forscher Oliver Brüstle von der BAYER in vielfältiger Weise verbundenen Universität Bonn (siehe SWB 2/02) bedankte sich dann auch artig für die bisherigen Zuwendungen. Darüber hinaus finanzierte das Land die vom 12. bis 15. September in Köln stattfindende ABIC, die weltweit größte Gentechnik-Konferenz, vor der die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) gemeinsam mit anderen Initiativen zahlreiche Gegen-Aktionen durchführen will.

„Konvent für Deutschland“ mit Schneider
Die taz zählt den ehemaligen BAYER-Chef Manfred Schneider zu den einflussreichsten Männern im bundesdeutschen Wirtschaftsleben. Er ist Aufsichtsratsvorsitzender bei BAYER und LINDE und hat einen Sitz in den Kontroll-Gremien von ALLIANZ, DAIMLER CHRYSLER, METRO, RWE und TUI. Zudem gehört Schneider dem „Konvent für Deutschland“ an, wo er sich in der zweifelhaften Gesellschaft von Otto Graf Lambsdorff, Roman Herzog und Klaus von Dohnanyi befindet. Mitte August 2004 kritisierte der Konvent die Arbeit der Bund/Länder-Kommission zur Reform des Föderalismus. Da er in dem Vorhaben eine große Chance zur weiteren institutionellen Verankerung des Neoliberalismus sieht, gehen ihm die bisher geplanten Deregulierungen nicht weit genug. Schneider & Co. fordern unter anderem, den Länderfinanz-Ausgleich zu kippen und die Anzahl der Gesetze, denen der Bundesrat zustimmen muss, drastisch zu senken.

BAYER & Co. gegen Steuer-Pläne
Die Bundesregierung plant Veränderungen im Steuer-Recht. Sie will das Betriebsausgaben-Abzugsverbot erweitern, das Außensteuer-Recht und die Bestimmungen zur Gesellschafter-Fremdfinanzierung verändern sowie eine Mindestbesteuerung einführen. 1,5 Milliarden Mehr-Einnahmen erwarten die ExpertInnen. BAYER & Co. kritisieren das Vorhaben, besonders die Aussicht, mindestens die Hälfte ihres Gewinns versteuern zu müssen, behagt ihnen nicht. „Die Wirtschaft lehnt eine Mindestbesteuerung für die Einkommens- und Körperschaftssteuer entschieden ab“, erklärten die Unternehmensverbände bei einer Anhörung des Finanzausschusses. Deshalb dürfte es wieder einmal „Nachbesserungen“ in ihrem Sinne geben.

Bush trifft BAYER & Co.
DieWahlkampf-Spenden des Leverkusener Chemie-Multis für George W. Bush in Höhe von 120.000 Dollar erwiesen sich als lohnende Investition (siehe auch Ticker 2/03). Nach einer jetzt veröffentlichten Untersuchung des ENVIRONMENTAL HEALTH FUND traf sich Bush gleich nach seinem „Wahlsieg“ mit den Konzernen, um ihre Wunschliste abzuarbeiten. Ganz oben stand das Anliegen, die Chemikalien-Gesetzgebung der EU zu stoppen. Also startete die Bush-Administration eine Kampagne; die Argumentationshilfen übernahm sie der Einfachheit halber 1 zu 1 aus einer Veröffentlichung des US-amerikanischen Chemie-Verbandes „American Chemical Council“. Die US-PolitikerInnen intervenierten bei der EU-Kommission sowie den Regierungen der einzelnen Länder und forderten anndere Staaten auf, es ihnen gleichzutun. Zudem wies Außenminister Colin Powell die US-Botschaften an, gegen das Vorhaben zu protestieren. Es kam auch zu Treffen zwischen VertreterInnen der US-Umweltbehörde EPA, Unternehmen und Ministeriumsangehörigen, auf denen unter anderem die Idee zu dem gemeinsamen Positionspapier von Bundesregierung, „Verband der Chemischen Industrie“ und IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE) entstand (siehe auch Ticker 3/03). Die Amtshilfe aus den USA hat nach Einschätzung des ENVIRONMENTAL HEALTH FUND eine wesentlichen Anteil an den Verschlimmbesserungen des Chemie-Gesetzes gehabt.

BAYER-Gutachter EU-Experte
Die Europäische Kommission hat einen ExpertInnen-Rat berufen, der bestimmen soll, ab welcher Menge Chemie-Gifte dem Organismus schaden. Mit dabei: Der BAYER-Gutachter Helmut Greim. Der Toxikologe stand der BAYER-Tochter DESOWAG im Frankfurter Holzgifte-Prozess treu zur Seite und bescheinigte dem Gericht, der Wirkstoff Pentachlorphenol sei unschädlich. Auch in Genehmigungsverfahren für Müllverbrennungsanlagen vertrat er die Interessen der Industrie und spielte die Dioxin-Gefahr herunter. Das brachte ihm zahlreiche Jobs ein. So sitzt er der MAK-Kommission vor, welche die Höchstgrenzen für Schadstoff-Belastungen am Arbeitsplatz festlegt, und berät das Bundesumweltamt sowie das Bundesumweltministerium. Auch die EU störte sich nicht an seinem schlechten Ruf. „Jeder hat doch einen schwarzen Fleck in der Biographie“, erklärte eine Sprecherin des Verbraucherschutz- und Gesundheitsressorts. Zu allem Überfluss berief die Kommission auch noch Greims SchülerInnen Inge Mangelsdorf vom Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin und den Toxikologen Wolfgang Dekant von der Universität Würzburg in das Gremium.

Frank übernimmt Regionen-Marketing
Der Geschäftsführer der Bitterfelder BAYER-Werke, Georg Frank, übernahm Ende April den Vorsitz des „Regionen-Marketings Mitteldeutschland“.

Gen-Mais: Druck auf Mexiko
Mexiko ist das Ursprungsland von Mais, vor mehreren tausend Jahren kultivierten ihn dort die indigenen Völker. Entsprechend groß war der Schock, als WissenschaftlerInnen in mexikanischem Mais Spuren von gen-manipulierten Sorten entdeckten, die höchstwahrscheinlisch aus den USA stammten. Daraufhin entflammte die Diskussion über das geplante Gesetz für Biosicherheit neu, eine Regelung, die nach Meinung der Initiative ETC „die Verseuchung mit gen-manipulierten Produkten legalisieren, fördern und erhöhen wird“. Aber letztlich dürften sich die PolitikerInnen doch dem Druck von BAYER, DUPONT und anderen Gen-Multis beugen, die über beste Verbindungen zum Agrarministerium und zur Regierungskommission „Cibiogem“ verfügen.

BAYER-Mann VdTÜV-Vorsitzender
BAYER hat künftig bei Gutachten des Technischen Überwachungsdienstes (TÜV) zu Störfällen noch weniger zu befürchten als ohnehin schon. Neuer Vorsitzende des Verbandes der Technischen Überwachungsdienste (VdTÜV) wurde nämlich Hans-Nicolaus Rindfleisch, Chef der Abteilung für technische Überwachung im Leverkusener BAYER-Werk. Als Multifunktionär ist Rindfleisch zusätzlich noch für den „Bund deutscher Arbeitgeber“, den „Bundesverband der deutschen Industrie“, den „Verband der Chemischen Industrie“ sowie den EU-TÜV „European Comittee of User Inspectorates“ tätig.

Böhmer bei BAYER
BAYER hat in Bitterfeld die zweite Bau-Phase der Werkserweiterungen in Bitterfeld abgeschlossen und empfing zu diesem Anlass den sachsen-anhaltinischen Ministerpräsidenten Wolfgang Böhmer. „Heute ist ein guter Tag für BAYER, aber auch ein guter Tag für Bitterfeld“, verkündete der CDU-Politiker. BAYER-Chef Werner Wenning sah sich zum Eigenlob herausgefordert und stellte Bitterfeld als ein Beispiel für die wirtschaftliche und soziale Kompetenz des Konzerns dar, der Anfang der 90er Jahre beschlossen hätte, aus wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Verantwortung zu investieren. In Wirklichkeit haben nicht unternehmerischer Wagemut und Altruismus zu der Entscheidung geführt, sondern die Zusage von Bund und Land, ein Drittel der Bau-Kosten zu tragen.

Britischer Konsul bei BAYER
Der britische Konsul Boyd McCleary unternahm mit 35 Mitgliedern des „British Chamber of Commerce in Germany“ eine Besichtigungstour im Leverkusener Chemie-„Park“. Steve Painter von BAYER/Großbritannien und Jürgen Hinz versuchten den EngländerInnen eine Ansiedlung von Industrie-Unternehmen auf dem Areal schmackhaft zu machen.

SPD-Bundestagsabgeordneter bei BAYER
Seit geraumer Zeit kritisieren BAYER & Co. das „Kraft/Wärme-Koppelungsgesetz“ und das „Erneuerbare-Energien-Gesetz“. Die in den Paragrafen-Werken festgelegte Subvention von umweltverträglicher Strom-Produktion via Windkraft ist ihrer Meinung nach für zu hohe Energie-Preise verantwortlich. Um dieser Position Ausdruck zu verleihen, lud das Krefelder BAYER-Werk zu einer „energie-politischen Diskussion“, an der unter anderem der städtische Bürgermeister und SPD-Bundestagsabgeordnete, Dr. Bernd Scheelen teilnahm.

BAYER & Co.: MCS keine Krankheit
Die US-amerikanischen MedizinerInnen S. M. Caress und A. C. Steinemann fragten 1.582 Personen danach, ob sie empfindlich auf Chemikalien reagieren. 13 Prozent antworteten mit „Ja“, drei Prozent gaben an, unter der Multiplen Chemikalien-Empfindlichkeit (MCS) zu leiden. Als auslösenden Substanzen nannten die meisten Pestizide und Lösungsmittel. BAYER & Co. tun alles, um diesen Sachverhalt zu leugnen. Auch in dem „Informationskrieg“ des Interessensverbandes von BAYER & Co., dem „American Chemistry Council“ (ACC), gegen ein Chemie-Gesetz dürften Desinformationen zu MCS eine große Rolle spielen. Mit dem „Environmental Sensitivities Research Institute“ (ESRI) finanzieren die Konzerne eine Forschungseinrichtung, die den Krankheitscharakter von MCS schlichtweg bestreitet. Der in Diensten des ESRI stehende Psychotherapeut S. Barrett etwa rät MedizinerInnen: „Versuchen Sie zu erklären, dass Stress häufig Symptome auslöst und überzeugen Sie die Patienten, ‚mental health‘ zu suchen“. ErzieherInnen gibt er den Tip: „Gehen Sie nicht darauf ein, schadstoffarme Räume für Kinder mit MCS zur Verfügung zu stellen, (...) denn das würde falsche Signale an die Kinder über ihren Gesundheitszustand senden“. Die Chemie-Multis versuchen die Krankheit zu psychologisieren und sind deshalb bestrebt, für sie die Bezeichnung „Idiopathic Environmental Intolerances“ (IEI) durchzusetzen. Mit Erfolg: Das Umweltbundesamt hat sie in einem Forschungsbericht schon aufgegriffen. Sie bestreiten sogar den Zusammenhang von „Niedrigstdosen“ und der Entstehung von Krebs oder anderen Krankheiten. Auch bei arbeitsmedizinischen Studien wie der von der „Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin“ zu Krebs-Risiken gelang es ihnen, den Schwerpunkt von den gefährlichen Substanzen hin zu einer Untersuchung der individuellen Veranlagung zu lenken. „Die Chemie stimmt - nur der Mensch nicht“ - so lautet die Devise der Gift-Mischer.

TIERE & ARZNEIEN

ADVANTIX jetzt auch in Europa
BAYER vermarktet die in den USA schon seit 2003 erhältliche Hunde-Arznei ADVANTIX nun auch in Europa. Das verschreibungspflichtige Präparat soll gegen Zecken, Mücken und Flöhe wirken und hat es in sich. Es enthält nämlich die Nervengifte Permethrin und den GAUCHO-Inhaltsstoff Imidacloprid. GAUCHO hat die französische Regierung unlängst verboten, weil zahlreiche ImkerInnen das Mittel für den Tod ihrer Bienen verantwortlich machten.

DRUGS & PILLS

Higgins neuer Pharma-Boss
Der Schotte Arthur Higgins ist neuer Chef von „BAYER HEALTH CARE“. Vorher hatte er bei dem Biotech-Unternehmen ENZON PHARMACEUTICALS die Funktion des Vorstandsvorsitzenden inne. Äußerst nützlich für den Leverkusener Chemie-Multi dürften Higgins‘ Beziehungen sein: Der Pillen-Manager steht dem „Biotech Council of New Jersey“ vor und gehört dem Vorstand des US-amerikanischen „National Pharmaceutical Council“ an.

Erfolge bei EU-Arzneimittelreform
Die EU bereitet eine europa-weite Arzneimittel-Gesetzgebung vor. Im Zuge der Vorbereitungen gelang es der BUKO PHARMAKAMPAGNE und anderen Initiativen, auf einige bedeutende Veränderungen im Sinne des Verbraucherschutzes hinzuwirken. So gilt die Zulassung eines Medikamentes nur noch für einen befristeten Zeitraum; nach fünf Jahren findet eine erneute Überprüfung statt. Die BUKO-Forderung, bloß noch solchen Arzneien eine Genehmigung zu erteilen, die vergleichbaren Pharmazeutika in ihrer Wirkung überlegen sind, lehnten die EU-PolitikerInnen allerdings ab. In der Frage der Sperrfrist für die Entwicklung von Nachahmer-Präparaten ließen sie sich auf einen Kompromiss ein: Ihre Produktion ist künftig nicht erst zehn, sondern schon acht Jahre nach dem Herauskommen des Original-Medikaments möglich. Auch in Fragen der Transparenz konnten die Pharma-KritikerInnen Erfolge erringen. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMEA ist gehalten, ihre Sitzungsprotokolle mitsamt abweichenden Meinungen bei Genehmigungsentscheidungen zu veröffentlichen. Auch der Zugang aller Interessierten zu den Datenbanken mit unerwünschten Nebenwirkungen ist gewährleistet. Zudem müssen alle MitarbeiterInnen, Ausschuss-Mitglieder und Sachverständige ihre Verbindungen zur Pharma-Industrie offen legen. Darüber hinaus haben künftig PatientInnen-VertreterInnen einen Sitz im Verwaltungsrat der Behörde und nehmen an den Zulassungsverfahren teil.

USA: Gesundheitsbehörde verwarnt BAYER
In den Vereinigten Staaten hatte BAYER im Jahr 2003 eine Rückruf-Aktion für Harnanalyse-Geräte mit dem Produkt-Namen CLINITEK 50 gestartet, da sie Produktionsmängel aufwiesen. Im April dieses Jahres bekam der Pharma-Riese deshalb Hausbesuch von MitarbeiterInnen der US-Gesundheitsbehörde FDA. Sie wollten herausfinden, ob sich ein solcher Vorgang wiederholen könne und mussten das nach eine Betriebsprüfung bejahen. „Die Fehler von zwei wie verlautet geschulten Mitarbeitern, das Versagen eines Vorgesetzten, die Schulung des Personals angemessen zu dokumentieren und das Versagen des internen Überwachungsprozesses, diese Schwächen zu identifizieren, legen nahe, dass es Probleme gibt, die ihrer Aufmerksamkeit bedürfen“, schrieb die Behörde an den Leverkusener Chemie-Multi und erteilte ihm eine Verwarnung.

Suramin gegen Leber-Versagen?
Der von BAYER vor 90 Jahren gegen die Schlafkrankheit entwickelte Pharma-Stoff Suramin soll nach ersten Studien des Krebsforschungszentrums Heidelberg gegen Leber-Versagen (Apoptose) wirken. Am homo sapiens haben die ForscherInnen die Substanz allerdings noch nicht erprobt, und Tierversuche stellen nicht nur eine inakzeptable Quälerei dar, ihre Resultate haben sich auch allzu oft schon als auf den Menschen nicht übertragbar erwiesen.

Vielfältige Antibiotika-Risiken
Die regelmäßige Einnahme von CIPROBAY und anderen Antibiotika führt zu Gesundheitsschädigungen. Die Mittel zerstören die Darmflora, die eine wichtige Rolle im Immunsystem des Körpers spielt. Nach einer Studie des „Henry-Ford-Health-Systems“ erhöht sich deshalb für Babys, die in den ersten sechs Monaten ihres Lebens Antibiotika erhielten, das Risiko, an Asthma zu erkranken, um das 2,6-fache. Auch die Gefahr, an allergischen Reaktionen der Atemwegsorgane zu leiden, steigt durch CIPROBAY & Co., wie ForscherInnen der Universität Michigan feststellten. Ihre KollegInnen von der „Washington University“ aus Seattle fanden durch das Studium von 10.000 Krankenakten heraus, dass die Arzneien auch die Entstehung von Brustkrebs befördern, weil die angegriffene Darmflora die gesundheitsförderliche Wirkung bestimmter Nahrungsmittel beeinträchtigt.

ASPIRIN gegen Brustkrebs?
Alle paar Monate wartet BAYER mit einer Meldung über ein angeblich neues Anwendungsgebiet von ASPIRIN auf. Jetzt soll es sich auch zur Behandlung von hormonell bedingtem Brustkrebs eignen. Der Leverkusener Chemie-Multi weist auf eine entsprechende Untersuchung der „American Medical Association“ hin, ohne allerdings darüber zu informieren, ob es sich um eine Auftragsstudie handelt. Zusätzlich skeptisch stimmt der Hinweis der beteiligten MedizinerInnen, aus dem Resultat lasse sich keine Empfehlung über den Einsatz des Tausendsassas zur Brustkrebs-Prävention ableiten.

ASPIRIN gegen Grauen Star?
Nach einer Untersuchung der britischen Universität Reading schützen ASPIRIN und andere Schmerzmittel angeblich vor Grauem Star, weil sie die Bildung von Eiweiß-Klumpen im Auge verhindern, die für die Linsen-Trübung verantwortlich sind. Allerdings handelt es sich nur um „erste Ergebnisse“.

ASPIRIN stört Geschlechtsentwicklung
ASPIRIN und andere Schmerzmittel haben einen negativen Einfluss auf die Geschlechtsentwicklung von Ratten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der MedizinerInnen Stuart Amateau und Margaret McCarthy von der University of Maryland, welche die Fachzeitschrift Nature Neuroscience (Bd. 7) veröffentlichte. Das Enzym Prostaglandin, das der ASPIRIN-Wirkstoff Acetylsalicylsäure hemmt, ist nämlich nicht nur für das Schmerzempfinden verantwortlich, es steuert auch die Ausprägung männlicher Eigenschaften in der Frühentwicklung. Tierversuche hätten die WissenschaftlerInnen allerdings nicht zu unternehmen brauchen. Die Auswertung von Langzeitstudien mit Schwangeren hätte gereicht, um ihre Hypothese zu überprüfen.

Schlechte Noten für ASPIRIN FORTE
Die Zeitschrift Öko-Test untersuchte 19 frei verkäufliche Mittel gegen Regelschmerzen. Nur zwei schnitten gut ab, darunter BAYERs AKTREN. Als besonders bedenklich stuften die TesterInnen aber ASPIRIN FORTE ein, da es zusätzlich zum Wirkstoff noch Koffein enthält. Dieses kann Sucht-Potenzial entfalten und die Patientinnen von dem Medikament abhängig machen, kritisierte die Zeitschrift.

CIPROBAY ohne Patentschutz
Mitte Juni lief in den USA der Patentschutz für BAYERs Antibiotikum CIPROBAY aus, das im Jahr 2003 mit weitem Abstand das ertragreichste Medikament des Pharma-Riesen war. Zugleich kamen Nachahmer-Produkte auf den Markt. Der Leverkusener Chemie-Multi rechnet deshalb damit, dass der Jahres-Umsatz mit der Arznei von 1,4 Milliarden Euro auf unter eine Milliarde Euro sinkt.

Künftig zwei Diagnostika-Sparten
BAYER teilt seine Diagnostika-Abteilung in zwei Bereiche. Die Sektion „Self Testing Systems“ konzentriert sich auf Blutzucker-Geräte und andere konsumentInnen-nahe Produkte; die Sektion „Professionial Testing Systems“ vertreibt Groß-Apparaturen für Krankenhäuser, Labor-Gemeinschaften und ÄrztInnen-Praxen. Grund für die Aufspaltung: Die Geschäftsfelder bieten unterschiedliche Gewinn-Aussichten und erfordern eine den jeweiligen Gegebenheiten angepasste Vermarktungsstrategie. Der Handel mit Apparaturen für den Hausgebrauch ist „margen-trächtiger“ und dürfte deshalb in Zukunft mehr Investitionen an sich binden, vermutet die Börsen-Zeitung.

Begrenzter Zugang zu Arznei-Studien
Nach neuem EU-Recht müssen BAYER & Co. ihre Medikamenten-Studien einer zentralen Datenbank zur Verfügung stellen. Die Öffentlichkeit hat jedoch keine Zugriffsmöglichkeit. „Pleiten, Pech und Pannen“ werden so nicht nur VerbraucherschützerInnen und interessierten Laien weiter verborgen bleiben, auch WissenschaftlerInnen können nicht aus den Fehlern ihrer KollegInnen lernen.

PESTIZIDE & HAUSHALTSGIFTE

GAUCHO fördert Umweltbewusstsein
Durch BAYERs Saatgut-Behandlungsmittel GAUCHO und das zeitweilig ebenfalls zur Produkt-Palette des Konzerns gehörige REGENT kam es in Frankreich bei 182 Menschen zu Vergiftungserscheinungen. Fast hundert Milliarden Bienen sind in dem Land gestorben. Jahrelang haben die ImkerInnen für ein Verbot gekämpft, bis sie endlich Erfolg hatten. Ihr unermüdlicher Einsatz hat in Frankreich für ein neues Umweltbewusstsein gesorgt. Als „Staatsskandal“ bezeichnete der konservative Abgeordnete Philippe de Villiers BAYERs Lizenz zum Töten. Diese verlängerten immer wieder willfährige BeamtInnen aus dem Landwirtschaftsministerium. Im Zuge der Ermittlungen im Fall „GAUCHO“ musste die Hälfte der MinisteriumsmitarbeiterInnen ihren Posten verlassen. Am 7. Mai unterschrieben namhafte Künstler und Wissenschaftler wie Pierre Boulez und Edgar Morin eine Petition gegen die „chemische Umweltverschmutzung“. Die erhöhte Sensiblitität für die von BAYER & Co. ausgehenden Gefahren hat die französische Nationalversammlung schließlich eine „Umweltcharta“ verabschieden lassen. Sie knüpft an die Menschenrechtserklärung an und deklariert ein Recht darauf, in einer intakten Umwelt zu leben. Deshalb hat sie das Vorsorge-Prinzip, wonach der Staat angehalten ist, potenziell gefährliche Stoffe zu verbieten, zu Gesetzesrang erhoben. Ein später, aber umfassender Erfolg für die ImkerInnen, welche die COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) nach Kräften unterstützt hat.

Wirkungslose Anti-Unkrautmittel
Der Dauer-Einsatz von Herbiziden auf den Feldern macht Unkräuter im Laufe der Zeit resistent gegen die Mittel. So kann BAYERs ECONAL mit dem Wirkstoff Chlortoluron kaum noch etwas gegen den Ackerfuchsschwanz ausrichten. Auch halten sich die Gifte oftmals so lange im Boden, dass beim Anbau von neuen Acker-Früchten Schäden entstehen. So hat die Langzeitwirkung des in Getreide-Feldern eingesetzen Konzern-Produkts ATTRIBUT mit dem Sulfonyl-ähnlichen Wirkstoff Propoxycarbazone bei anschließend auf den Arealen angepflanzten Raps- und Zuckerrüben-Kulturen Ernte-Ausfälle verursacht.

DECIS zugelassen
Das „Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit“ hat BAYER die Zulassung für das Insektizid DECIS erteilt. Das Mittel mit dem Wirkstoff Deltamethrin wirkt gegen alles, was auf Getreide-, Raps-, Kartoffel- und Rüben-Felder kreucht und fleucht.

GENE & KLONE

Beschleunigtes Verfahren für Krebsmittel
Der Leverkusener Chemie-Multi kann die dritte und letzten Test-Periode für ein Gentech-Mittel gegen Nieren-Krebs, das er gemeinsam mit ONYX PHARMACEUTICALS entwickelte, schneller als erwartet abschließen. Die US-Gesundheitsbehörde FDA stimmte einem beschleunigten Verfahren zu, da es bis jetzt gegen die Krankheit noch kein Medikament gibt. Nach dem Abschluss-Bericht zur zweiten Erprobungsphase haben angeblich 89 von 106 PatientInnen auf den Wirkstoff BAY 43-9006 angesprochen. Er soll das für das Wachstum der Tumore verantwortliche Enzym Raf-Kinase und das für ihre Nährstoff-Versorgung zuständige Enzym VEGF hemmen. Der Pharma-Riese testet die Substanz in Kombination mit Carboplatin und Paclitaxel ebenfalls als Mittel gegen Haut-Krebs. Bei der Indikation „Bauchspeicheldrüsen-Krebs“ versagte BAY 43-9006 jedoch: Das Unternehmen brach die Studien ab. Das Unternehmen selbst dämpft allzu große Erwartungen. Es spricht zwar von einem „Durchbruch in der Krebs-Therapie“, betont aber gleichzeitig, „dass dieser Durchbruch nicht die Heilung von Krebs bedeutet“.

Gen-Mais schädigt Ratten
Ein von den Behörden bereits zugelassener Gen-Mais von MONSANTO hat sich im Tierversuch als gesundheitsschädigend erwiesen. Französische ForscherInnen verfütterten konventionell angebauten und gentechnisch manipulierten Mais an Ratten und stellten bei den in den „Genuss“ von MONSANTO-Mais gekommenen Tieren eine Vermehrung der weißen und eine Reduzierung der roten Blutkörperchen sowie einen Anstieg von Nieren-Erkrankungen fest. Für diese Erkenntnisse hätten die WissenschaftlerInnen nicht erst Kreaturen quälen müssen; ExpertInnen warnen bereits seit langer Zeit vor den Risiken der Gentechnik.

Verfahren an SYNGENTA verkauft
BAYER hat die Rechte an einem Verfahren, Mais mittels Gentechnik gegen den Pestizid-Wirkstoff Glyphosate immun zu machen, an den Konkurrenten SYNGENTA verkauft.

Genfood im Darm
Der Körper verdaut gentechnisch manipulierte Nahrung nicht rückhaltlos. Ein Forscher-Team aus Newcastle upon Tyne ließ gesunde ProbandInnen sowie an Darm-Erkrankungen Leidende Gen-Soja verzehren. Bei den TeilnehmerInnen mit Verdauungsproblemen fanden sich Gene im Darm-Trakt, bei manchen sogar in der Darmflora. Bislang ging die Wissenschaft immer davon aus, das Genfood werde bereits im Magen und Dünndarm vom Organismus aufgenommen. John Heritage, der vielen britischen Kommissionen für Lebensmittel-Sicherheit angehörte, fürchtet nun, die sich in vielen Gen-Pflanzen befindenden Antibiotikaresistenz-Gene könnten sich ebenfalls im Verdauungsapparat ansiedeln und so Antibiotika-Präparate wirkungslos machen. Deshalb trat er für weitere Forschungen ein.

WASSER, BODEN & LUFT

Todesgefahr durch Feinstäube
800 Tonnen Feinstäube stießen die Werke des BAYER-Konzerns im Jahr 2002 aus. Diese Partikel können erhebliche Gesundheitsstörungen verursachen, allein in der Bundesrepublik sind sie jährlich für über 10.000 Todesfälle verantwortlich. Die Feinstäube lösen z. B. Entzündungen in der Lunge aus, was das Immunsystem aktiviert und das Blut verdickt, so dass das Herzinfarkt-Risiko steigt. Auch indem sie die Bildung von gerinnungsfördernden Blutplättchen aktivieren, schädigen sie den Blut-Kreislauf.

Emissionen fördern Zwillingsgeburten
Mütter, die in der Nähe von Produktionsstätten oder Giftmüll-Verbrennungsanlagen leben, bringen mit größerer Wahrscheinlichkeit Zwillinge zur Welt. Das hat eine Untersuchung Hamburger ForscherInnen ergeben.

CHEMIE & GIFTE

EU-Abgeordnete kontaminiert
Mit einer spektakulären Aktion hat der WORLD WILDLIFE FOUND (WWF) die Notwendigkeit des Chemikalien-Gesetzes der EU unterstrichen, das BAYER & Co. erstmals tausende Substanzen auf ihre gesundheitsschädliche Wirkung hin untersuchen lässt. Die Organisation testete das Blut von 40 EU-ParlamentarierInnen auf Spuren von Chemie-Giften - und wurde fündig. 76 verschiedene Substanzen spürte der WWF auf, darunter polychlorierte Biphenyle (PCB), Weichmacher und Flammschutzmittel. Unter 13 Chemikalien kam kein/e PolitikerIn davon, ein Abgeordneter hatte sogar 54 Stoffe im Blut.

PLASTE & ELASTE

Renditeziel 18 Prozent
BAYER MATERIALSCIENCE-Chef Hagen Noerenberg kündigte an, die Rendite von momentan 15 Prozent bis zum Jahr 2006 auf 18 Prozent steigern zu wollen. Dieses Ziel beabsichtigt Noerenberg durch Preis-Erhöhungen sowie Effizienz-Programme, also Arbeitsplatzvernichtung durch Rationalisierungsmaßnahmen, zu erreichen.

BAYER etwas besorgt über Öl-Preise
Öl ist ein wichtiger Rohstoff für die Kunststoff-Produktion. Darum bezeichnete der Vorsitzende von BAYER MATERIAL SCIENCE, Hagen Noerenberg, die gestiegenen Weltmarkt-Preise für das Schwarze Gold gegenüber der Presse Mitte Juni als „Belastungsfaktor“. Steigen die Kosten um einen Dollar je Barrel, so bedeutet das für den Leverkusener Chemie-Multi Rohstoff-Mehrausgaben in Höhe von 40 Millionen Dollar. Das bis 2006 anvisierte Rendite-Ziel von 18 Prozent beeinträchtige die Entwicklung auf dem Öl-Markt Noerenberg zufolge jedoch nicht. „Mittelfristig wird sich das Preis-Niveau auch bei Rohbenzin wieder normalisieren, sagt er voraus. Der „Verband der Chemischen Industrie“ rechnete Ende Mai mit einem Öl-Preis von 33-36 Dollar pro Barrel (Vorjahr: 29 Dollar) und erwartet trotzdem noch ein Umsatz-Plus für die Chemie-Branche von 1,5 Prozent.

STANDORTE & PRODUKTION

BAYER spielt mit Standorten
Die BAYER INDUSTRY PRODUCTS (BIP) will Köln verlassen. Auf der Suche nach einem neuen Grundstück spielte der Konzern die verschiedenen in Frage kommenden Standorte gegeneinander aus. Der Stadt Leverkusen präsentierte das Unternehmen die fertig ausgearbeiteten Baupläne und ließ ihr nach vorher fehlgeschlagenen Verhandlungen gerade mal drei Tage Zeit, um ein neues Angebot zu unterbreiten. Die Kommune sah sich außer Stande, so schnell zu reagieren. Deshalb gab BAYER Langenfeld den Zuschlag - wie wahrscheinlich ohnehin geplant. In Leverkusen ist derweil eine politische Debatte über den Fall entbrannt, den die PolitikerInnen als ein Symbol für das Versagen der Wirtschaftsförderung Leverkusen (WFL) betrachten. „Was hat die Stadt, hat die WFL bei den Angeboten falsch gemacht, die BIP aufgezeigt wurden?“, fragte Finanzdezernent Rainer Häusler BAYER-Chef Werner Wenning in einem Brief. Als Konsequenz aus der Niederlage im Standort-Wettbewerb soll die Unternehmenspflege jetzt Chef-Sache werden: Die SPD will den Oberbürgermeister auch zum Aufsichtsratsvorsitzenden der WFL küren. Zu allem Überfluss muss sich die BAYER-gebeutelte Stadt vom Werksleiter Heinz Bahnmüller auch noch Ratschläge zur Sanierung der kommunalen Kassen geben lassen, was nicht nur bei dem SPD-Politiker Heinz-Gerd Bast auf einige Empörung stieß.

Sparzwang in Leverkusen
Die ausbleibenden Gewerbesteuern von BAYER zwingen die Stadt Leverkusen zu einem drastischen Sparkurs. Die Kommune diskutierte Ende April über Vorschläge der „Industrie- und Handelskammer“ (IHK), das Rathaus zu verkaufen, die KRAFTVERKEHR WUPPER-SIEG AG und das städtische Parkhaus zu privatisieren und den Rat zu verkleinern. Die Fremdvergabe der Schulgebäude-Reinigung ist schon vollzogen. Aber gewonnen hätte der BAYER-Standort selbst bei Umsetzung des gesamten IHK-Programms wenig. „Das alles reicht nicht aus, um wieder Land zu sehen“, sagt der CDU-Fraktionschef Klaus Huppert. Im Moment stellt das Chemie-Werk eher einen Kostenfaktor dar. Besonders die für den Chemie-Multi und seine MitarbeiterInnen bereitgestellte Infrastruktur kommt Leverkusen teuer zu stehen. „Dieser Block bricht uns jetzt natürlich die Knochen“, so der SPD-Fraktionsvorsitzende Walter Mende.

IG BCE sieht für Leverkusen schwarz
Nach Beobachtungen des Bezirksleiters der IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE (IG BCE), Frank Löllgen, zieht der Standort Leverkusen bei Produktionsentscheidungen immer öfters den Kürzeren. „Wir haben natürlich das Problem, dass wir im Leverkusener Werk die ältesten Anlagen haben“, so der Gewerkschaftler. Angesichts der vielen leer stehenden Gebäude auf dem BAYER-Areal schlug er der Kommune vor, Verhandlungen mit dem Konzern über die Ansiedlung von Fremdfirmen auf dem Werksgelände zu führen. Die Gespräche haben inzwischen auch begonnen. Die Stadt und der Konzern haben unter anderem ein Abbruch-Programm erstellt. Da steht nur zu hoffen, dass der Chemie-Multi sich von der - hauptsächlich durch BAYERs Gewerbesteuer-Nullrunden - finanziell arg gebeutelten Stadt nicht auch noch die Renovierung des Firmen-Areals mitbezahlen lässt.

Mehr HDI aus Leverkusen
BAYER hat Mitte Mai am Leverkusener Standort eine zweite Anlage zur Herstellung von Hexamethylen-Diisocyanat (HDI) in Betrieb genommen. Die riesige Fertigungsstätte für den Lackrohstoff - die Rohrleitungen sind 21 Kilometer lang - bietet aber gerade mal 20 neue Arbeitsplätze.

Mehr HDI aus China
Anfang Mai hat BAYER den Bau einer Anlage zur Produktion des Lackrohstoffes HDI im chinesischen Caojing nahe Shanghai bekannt gegeben (siehe auch POLITIK & EINFLUSS). Sie ist für eine Kapazität von 50.000 Tonnen im Jahr ausgelegt.

IMPERIUM & WELTMARKT

BAYER kauft ROCHE-Sparte
Der Leverkusener Chemie-Multi hat von ROCHE für 2,4 Milliarden Euro die Sparte mit rezeptfreien Medikamenten erworben. Sie umfasst unter anderem Produkte wie die Hautsalbe BEPANTHEN, das Schmerzmittel ALEVE, die Magen-Arznei RENNIE sowie die Vitamin-Präparate REXODON und SUPRADYN. Mit diesem Kauf steigt BAYER zum drittgrößten Anbieter von rezeptfreien Pharmazeutika auf. Durch die Fusion rechnet sich der Pharma-Riese Kosten-Vorteile in Höhe von bis zu 120 Millionen Euro aus. Ob der Konzern diese Synergie-Effekte auch durch Arbeitsplatz-Vernichtung realisieren will, ließ ein Unternehmenssprecher offen. Ein anderer Weg, durch die Übernahme Geld einzusparen, steht allerdings schon fest: BAYER verlegt die „Health Care“-Zentrale aus steuerlichen Gründen von Leverkusen nach Basel.

DYSTAR verkauft
Die Anteilseigner BAYER, BASF und AVENTIS haben den Textilfarbstoff-Hersteller DYSTAR, der einen Weltmarkt-Anteil von 25 Prozent hält, an den Finanzinvestoren PLATINIUM EQUITY verkauft. Nach Schätzungen von ExpertInnen betrug der Preis ca. 560 Millionen Euro. In letzter Zeit fallen Chemie-Unternehmen wie DYNAMIT NOBEL, MG TECHNOLOGIES und CELANESE gleich reihenweise in die Hände solcher privater Beteiligungsgesellschaften. Die Zukunft der 4.000 Beschäftigten, davon 2.000 in der Bundesrepublik, ist ungewiss. Der Betriebsratsvorsitzende Heinz Schaus sah in dem Deal mit PLATINIUM allerdings einen Vorteil gegenüber einem Verkauf an einen Mitkonkurrenten, der vermutlich sogleich arbeitsplatzvernichtende Synergie-Effekte hätte verbuchen wollen.

Ausstieg bei SOLARWOLRD
Im Jahr 2000 hat Leverkusener Chemie-Multi die BAYER SOLAR GmbH an die SOLARWORLD aus Bonn verkauft (siehe TICKER 4/00). Im Rahmen dieses Deals erhielt der Konzern 5,1 Prozent der SOLARWOLRD-Aktien. Diese hat BAYER nun an den SOLARWORLD-Großaktionär Frank H. Asbeck veräußert.

BAYER verkauft KWS-Anteile
Der Leverkusener Chemie-Multi hat seinen 15-Prozent-Anteil an dem Saatgut-Unternehmen KWS SAAT AG an die TESSNER BETEILIGUNGSGESELLSCHAFT sowie an Arend Oetker verkauft. Nach dem Kauf von AVENTIS CROPSCIENCE war die kartellrechtliche Auflage, die Beteiligung aufzugeben, von AVENTIS auf BAYER übergegangen.

Staatliche Konkurrenz in China
BAYER investiert Unsummen in China, da das Land als momentan größter Wachstumsmarkt gilt. Allerdings macht es die Regierung dem Leverkusener Chemie-Multi nicht immer leicht. So hat sie die Fusion zweier einheimischer Kunststoff-Produzenten angeordnet, die nun eine veritable Konkurrenz für den Konzern darstellen. Als Reaktion darauf hat der Vorstandsvorsitzende Werner Wenning angekündigt, eine Allianz mit BASF zu bilden. So wollen die beiden Unternehmen Anlagen gemeinsam nutzen, um ihre Produkte schneller herstellen zu können. „Wir müssen uns daran gewöhnen, solche Kooperationen einzugehen“, so der BAYER-Chef.

BAYER baut Aufbereitungsanlage
Der Leverkusener Chemie-Multi hat für die Fertigungsstätte des taiwanesischen Unternehmens FORMOSA CHEMICAL FIBER COOPERATION im ostchinesischen Ning Po eine Anlage zur Aufbereitung von Fluss-Wasser für die Produktion gebaut.

ÖKONOMIE & PROFIT

LANXESS: kein Börsengang
Im Herbst 2003 beschloss BAYER, sich von seinem Chemie-Geschäft zu trennen, das sich unter dem Namen LANXESS neu formierte. An die Börse bringt der Gen-Gigant das Chemie-Unternehmen allerdings nicht. Er nahm sich die Zerschlagung des HOECHST-Konzerns zum Vorbild und entschied sich für ein „Spin-Off“, eine Abgabe der LANXESS-Aktien an die BAYER-Couponschneider. Zu diesem Zweck beraumte der Pharma-Riese für den November eine außerordentliche Hauptversammlung an (siehe auch KAP

[WECF] Chemikaliensicherheit

CBG Redaktion

Women in Europe for a Common Future, Daniela Rosche

Bayer Jahreshauptversammlung, 28 Mai 2006

Fragen und Ansprache an den Bayer Vorstand

Sehr geehrter Vorstand, liebe Aktionäre,

im Namen von Women in Europe, freue ich mich, erneut das Wort an sie zu richten. Bereits im letzten Jahr hatte ich mich an sie gewandt. Damals mit der Aufforderung, den Vorschlag fuer eine neue europäische Chemikalienverordnung, REACH genannt, zu unterstützen. Als internationales Netzwerk von Frauenorganisationen sind wir sehr besorgt ueber den Anstieg von Atemwegkrankheiten, Allergien, Unfruchtbarkeit und Krebs der mit Umweltverschmutzung und Bloßstellung an gefährliche Chemikalien verbunden ist.

Im letzten Jahr hoffte ich, sie mit meiner Rede überzeugen zu können, daß eine effektive Neuordnung der europäischen Chemikaliengesetzgebung auch zu ihrem Vorteil ist. Denn REACH würde die alltäglichsten Konsumentenprodukte, vom Haarshampoo zum MP3 Spieler, sicherer machen. Sichere Produkte, so unsere Ansicht, würden nicht nur Ihren Umsatz erhöhen, sondern nebenbei auch die Gesundheit von Frauen, Kindern und natuerlich auch die Umwelt schützen.

Inzwischen ist REACH einen Schritt weiter im Gesetzgebungsverfahren. Nach der ersten Lesung des Vorschlages durch das Europaparlament und die EU-Mitgliedstaaten im Rat ist ist eine historische Chance verspielt worden. So wie REACH im Moment steht, kann es den ursprünglichen Zielen, nämlich ein hohes Mass an Schutz von Gesundheit und Umwelt zu gewährleisten, nicht gerecht werden. Ein Grund dafür ist, dass 20.000 REACH-Stoffe nicht ausreichend untersucht werden müssen. Auch ist unklar, was in der Frage der Substitution gefährlicher Stoffe beschlossen wird.

Bisfenol-A ist ein solcher gefährlicher Stoff, und er wird von Bayer produziert, denn er ist ein Grundbaustein von Polycarbonat. Wie eine Vielzahl von verlässlichen wissenschaftlichen Studien zeigt, ist Bisfenol- A eine giftige Chemikalie. Zunächst ist die Chemikalie aufgrund seiner stofflichen Eigenschaften giftig für das Immunsystem, das Nervensystem und die menschliche Fortpflanzung gemäss des europäischen Klassifizierunssystems für Gefahrenstoffe. Konkret gesagt kann Bisfenol-A die Gehirnentwicklung von Ungeborenen und Kindern stören und Fehlgeburten verursachen. Darüber hinaus wirkt Bisfenol-A bereits in sehr niedrigen Dosen, wie durch Tests bewiesen wurden. Die Tatsache, dass dieser gefährliche Stoff in den menschlichen Koerper gelangt, ist durch Urinproben, Blutproben und selbst Nabelschnurproben nachgewiesen worden.

Ein weiterer Gesundheitsaspekt von Bisfenol A, der besonders Frauen betrifft, ist die Eigenschaft von Bisfenol A, Brustkrebs zu verursachen. Dies ist erst im letzten Jahr von Wissenschaftlern bestätigt worden, wie das wissenschaftliche Magazin, Nature, berichtete. Auch der amerikanische Breast Cancer Fund bezieht sich in seinem Jahresbericht 2006 auf diesen Tatbestand.

Im Sinne von intelligentem Design sah REACH vor, derart gefährliche Stoffe durch weniger gefährliche Alternativen zu ersetzen. Dies ist eigentlich kein schwieriges Verfahren und entspricht vielmehr gesundem Menschenverstand. Substitution ist common sense! Sicher sind unschädliche Alternativen nicht im Supermarkt erhältlich. Dazu muss man gezielt forschen, und dies erfordert Investitionen.

Wir erwarten von ihnen, dem Management der Bayer AG, dass Sie Verantwortung für ihre Produkte übernehmen und beginnen, nach unschädlichen Alternativen für Stoffe wie Bisfenol-A und anderen in ihrer Produktpalette zu suchen. Die Polycarbonat Sparte von Bayer ist im letzten Geschaeftsjahr ausserordentlich gut gewachsen. Sie verzeichnet einen Anstieg von 30%. Wir finden, dass Sie einen Teil dieses Gewinnes gezielt in die Forschung nach Alternativstoffen investieren müssen. Dies bedeutet eine Investition in die Zukunft, eine gesunde Zukunft für alle Frauen und die kommenden Generationen ohne mögliche Gesundheitsschäden wie Brustkrebs, Prostatakrebs und vielen anderen.

Wir erwarten von ihnen, liebe Aktionäre, dass auch sie ihrer gesellschaftlichen Pflicht nachkommen und den Vorstand in der Frage der Reinvestion von Gewinnen zur Forschung nach unschädlichen Alternativen von Bisfenol A und anderen in der Bayer Produktpalette zu unterstützen. Wir können uns nicht vorstellen, dass ein Chemie-Skandal um Bayer in ihrem Interesse ist.

Auf politischer Ebene fordern wir Sie auf, Herr Dr. Wenning, daß Sie sich in ihrer Funktion als Vorstandsvorsitzender des VCI für den Ersatz von gefährlichen Chemikalien in REACH stark machen. Für uns ist es einfach inakzeptabel, dass Stoffe die Krebs erregen, das menschliche Erbgut verändern, die Fortpflanzung schädigen, die Funktion des Hormonsystems stören und sich über Generationen im Menschen anreichern auf dem Markt bleiben. Deutlicher formuliert, wir wollen keine schädlichen Chemikalien, wie Bisfenol A in Nuckelflaschen, Lebensmittelverpackungen, Konservendosen, Nagellack, Zahnfüllungen und vielen anderen Konsumgütern. Menschen bevorzugen Produktsicherheit dem Risiko.

Es wird of behauptet wird, dass sich der Markt selbst reguliert und deshalb keine Gesetze braucht. In der Frage der Substitution von gefährlichen Chemikalien, braucht man jedoch zunächst einmal das Wissen um unschädliche Alternativen. Diese zu entdecken erfordert eine systematische Herangehensweise und intensive Forschung. Gesetze wie REACH bieten in dieser Frage ein Sicherheitsrahmen und garantieren eine Harmonisierung in dem jeder am Markt der am Markt beteiligt ist, den gleichen Bedingungen unterworfen ist. Die Unternehmen, die hier gezielt und konsequent agieren, werden mit einem Wettbewerbsvorteil und vorallem mit höheren Gewinnen belohnt.

Wie die Erfahrung mit schädlichen Stoffen, wie Asbest, DDT, PCBs und anderen zeigt, ist es nicht ausreichend auf die Gesetze des Marktes zu vertrauen und zu warten bis sich erst eine Katastrophe einstellt.

Für jede 7. Frau die derzeit an Brustkrebs erkrankt und Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch ist die Katastrophe schon längst eingetreten.

[Los Angeles] Presse-Information CBG vom 08.03.22

CBG Redaktion

Klage wegen Umweltverschmutzung

Los Angeles vs. BAYER

Die Stadt Los Angeles hat gegen den Leverkusener Multi juristische Schritte eingeleitet, da die von dessen Tochter-Gesellschaft MONSANTO stammenden Polychlorierten Biphenyle (PCB) Wasserreinigungskosten in Millionen-Höhe verursachen. Die US-amerikanischen Behörden verboten die auch von BAYER selbst hergestellte Chemikalie zwar schon 1979, der Stoff zählt jedoch zu den schwer abbaubaren Substanzen, weshalb er sich immer noch in der Umwelt anreichert und in die Gewässer einträgt.

„Seit Jahrzehnten wusste MONSANTO, dass seine in den Handel gebrachten PCB-Formulierungen hochgiftig waren und unweigerlich zu genau den Verunreinigungen und Gesundheitsrisiken führen würden, die dann auch aufgetreten sind. Dennoch hat MONSANTO die Öffentlichkeit, die Aufsichtsbehörden und seine eigenen Kunden über diese wichtigen Fakten getäuscht und behauptet, die PCB-Formulierungen seien sicher, nicht umweltgefährdend und erforderten keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen bei der Verwendung oder Entsorgung“, heißt es in der Klage-Schrift. Tatsächlich kannte das Unternehmen die Gefahren genau. Firmeneigene Dokumente sprechen von „systemischen toxischen Effekten“. Ein Produktionsstopp kam für die Firma trotzdem nicht in Frage. Es stand „zu viel MONSANTO-Gewinn“ auf dem Spiel.

In ähnlichen Verfahren zahlte BAYER bereits 275 Millionen Dollar. Dutzende weitere sind anhängig. Zudem verhandelt der Global Player derzeit mit rund 2.500 Städten einen Sammelvergleich. Einen ersten Vorschlag, der unter anderem ein Angebot über 650 Millionen Dollar enthielt, lehnte der zuständige Richter Fernando Olguin im November 2020 ab, weil die Vereinbarung den Pharma-Riesen in seinen Augen übervorteilte.

Überdies sieht sich die Aktien-Gesellschaft in den USA mit Schadensersatz-Ansprüchen von Personen konfrontiert, die ihre Gesundheitsprobleme auf ein PCB-kontaminiertes Schulgebäude zurückführen. In bisher zwei Prozessen erhielten die Geschädigten erstinstanzlich 247 Millionen Dollar zugesprochen. Mit 200 weiteren KlägerInnen allein von dieser Schule rechnet der Agro-Riese, der gegen die Urteile vorgeht. „Die unstreitige Beweislage in diesen Fällen gibt keinen Grund zu der Annahme, dass die Kläger PCB in einem gesundheitsgefährdenden Ausmaß ausgesetzt gewesen sind oder dass ein Kontakt mit PCB überhaupt die behaupteten gesundheitlichen Beeinträchtigungen hätte verursachen können“, erklärt er.

„Ob Glyphosat oder PCB – immer steht der BAYER-Konzern in Treue fest zu seinen Produkten und vermarktet sie aus Profitgründen so lange es eben geht, obwohl deren Schadensbilanz deutlich vor Augen steht“, kritisiert Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren.

Pressekontakt:
Marius Stelzmann 0211/33 39 11

[Dhünnaue] Presse-Information CBG vom 13.05.20

CBG Redaktion

Nach Bau-Skandal um die Leverkusener Rheinbrücke:

Kein Eingriff in die BAYER-Dhünnaue-Giftdeponie! Tunnel statt Brücke!

Die Arbeiten an der Leverkusener Rheinbrücke ruhen. Das Land Nordrhein-Westfalen kündigte Ende April den Vertrag mit dem Bau-Unternehmen Porr, da dieser billig mangelhaft verarbeitete Stahlteile einkaufte statt auf Qualität zu achten.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) tritt dafür ein, die Zeit für eine Überplanung des Projektes und der damit verknüpften Erweiterung der Autobahn A1 zu nutzen. „Jetzt ist die Gelegenheit da, um erneut die Kombilösung in Erwägung zu ziehen. Mit einer Sanierung der alten Brücke bei gleichzeitiger Entlastung durch einen Tunnel könnte der mit vielen Risiken verbundene Eingriff in BAYERs alte Giftmüll-Deponie unterbleiben“, hält CBG-Geschäftsführer Marius Stelzmann fest. Zudem sinke die Feinstaub-Belastung, wenn ein Teil der Verkehrsführung unterirdisch verliefe und es nicht zu einem Ausbau der A1 käme, so Stelzmann.

6,5 Millionen Tonnen Abfälle birgt die Dhünnaue-Altlast. Darunter befinden sich fast eine Million Tonnen gefährliche Rückstände aus der Chemie-Produktion wie Quecksilber, PCB, Chlorbenzole, Arsen, Chrom, Blei und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Als Baugrund eignet sich das denkbar schlecht, denn der organische Anteil des Mülls zersetzt sich. Deshalb nimmt sein Volumen ab, was Bodenabsenkungen nach sich zu ziehen droht. Von möglichen „Setzungsschäden“ bei den avisierten Autobahn-Trassen spricht der Diplom-Ingenieur Helmut Hesse. Harald Friedrich, ehemals Abteilungsleiter im nordrhein-westfälischen Umweltministerium, befürchtet indes einen Austritt giftiger Gase. „Keine Asphalt-Dichtung ist so dicht, dass sie den Kriterien, die ich für eine ordnungsgemäße Sicherung für eine Sondermüll-Deponie haben muss, entsprechen kann“, sagte er im Deutschlandfunk.

Schon früh formulierten BürgerInneninitiativen ähnliche Bedenken. Aber die Politik setzte sich darüber hinweg. Statt Alternativen zur Mega-Stelze zu prüfen, gab sie dem Druck der Industrie nach. Besonders viele Aktivitäten gingen dabei vom BAYER-Konzern aus. Im Juni 2013 schrieb der Chef der CURRENTA – damals noch eine 60-prozentige Tochter-Gesellschaft des Agro-Riesen – in der Sache sogar einen Brand-Brief an den Bundesverkehrsminister, den Landesverkehrsminister und Straßen.NRW. „Eine Tunnel-Lösung im Verlauf der A1, wie sie derzeit in Leverkusen diskutiert wird, würde sich negativ auf unsere Standorte auswirken“, mahnte er darin unverhohlen.

Die damalige rot-grüne Regierungskoalition Nordrhein-Westfalens fügte sich. Damit nicht genug, schuf deren Bau-Minister Michael Groschek (SPD) zudem noch eine „Lex Leverkusen“, um Klage-Möglichkeiten gegen das Vorhaben einzuschränken und so die Umsetzung zu beschleunigen. Aus demselben Grund verzichtete er bei der Auftragserteilung auch auf ein Verhandlungsverfahren. Damit vergaben sich Sozialdemokraten und Grüne die Möglichkeit, dem ausgewählten Unternehmen genauere Bedingungen beispielsweise zu den Qualitätsstandards zu stellen. Stattdessen entschied allein die Wirtschaftlichkeit des Angebots – und das kommt die SteuerzahlerInnen jetzt teuer zu stehen. Nach der Kündigung des Vertrags mit dem Unternehmen Porr und der erforderlichen Neuausschreibung dürften die Kosten erheblich steigen.

Aber auch die CDU/FDP-Nachfolge-Regierung, die den Auftrag an den österreichischen Konzern im Oktober 2017 vergab, muss sich schwerwiegende Versäumnisse vorwerfen lassen. „All das sollte die Politik veranlassen, ihr bisheriges Handeln zu überdenken, ihre Ignoranz gegenüber KritikerInnen aufzugeben und einen Neustart mit der Kombi-Lösung in die Wege zu leiten, statt den alten Wegen nun mit einer neuen Bau-Firma zu folgen, wie es Industrie-Kreise jetzt fordern“, mahnt Stelzmann abschließend.

Pressekontakt
Jan Pehrke 0211/30 58 49

[NUV] Kohlekraftwerk

CBG Redaktion

Harald Jochums, Niederrheinischer Umweltverband NUV

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin und heiße Harald Jochums aus Duisburg-Rheinhausen, bin unter vielem anderen Architekt für Ökologisches Bauen und darüber hinaus noch direkter Anrainer sowohl an den Rhein, als auch an die Bayer-Werke Uerdingen, die sich heuer schon mal ein wenig zurückgezogen haben - und das Ganze nennt sich jetzt als Konglomerat von mehreren Firmen: „Chempark“.

Ich stelle meine kleine Rede unter folgendes Motto: „Wer Wind sät, wird Strom ernten“ aus dem Neuen Testament Hosea 8, Vers 7, in der allerneuesten Neufassung.

Blasphemie? Wohl kaum, geht es doch für uns Menschen seit jeher darum, die Schöpfung zu bewahren oder profan ausgedrückt: unser aller Lebensgrundlagen - und dies immer dringlicher, sind wir doch dabei, diese zu zerstören.

Was können wir Alle tun, um dieser Zerstörung entgegenzuwirken?

In diesem Zusammenhang gleich die Frage1 an Sie Herr Wenning:
„Können Sie sich die Bayer AG als 1. „Grünen“, global aufgestellten Großkonzern vorstellen?“
Anstatt des Adjektivs „Grün“ würde ich lieber „Farbig“ sagen (jedoch nicht im Sinne der IG Farben). Die zusätzlichen Kriterien, die auf so einen Konzern anzuwenden seien, gehen nämlich über die landläufigen, grünen Kriterien wie Energie und Umweltschutz hinaus. Es sind dies:

1. Die Menschen insgesamt (und nicht nur die Gruppe der Aktionäre)
2. Unsere Gesellschaft, Gemeinschaft

Ich möchte die Folgen solchen Umdenkens an Hand zweier Bayer-Projekte erläutern:

1. Co-Pipeline von Dormagen nach Krefeld-Uerdingen
2. Fossiles Kohlekraftwerk im Chempark Krefeld-Uerdingen; Betreiber ist hier
allerdings die Fa. Trianel aus Aachen, einem Zusammenschluß von vielen Stadtwerken.

Beide Projekte sind nämlich undenkbar, wendet man die beiden obengenannten zusätzlichen Kriterien an:

1. Die CO-Pipeline gefährdet potentiell das Leben von vielen Menschen, die von der eigenen Landesregierung und der Bayer AG gezwungen werden, an dieser Pipeline zu leben, darunter insbesondere unsere Kinder, führt die Trasse doch bisweilen direkt an den Gartenzäunen von Kindergärten und Schulen vorbei - nicht nur für mich Ausdruck einer grenzenlosen Mißachtung von Menschenleben. -
Nicht viel besser sieht es bei Privatgrundstücken aus. Dort werden die Menschen ihr Leben lang – und ich wiederhole – ihr Leben lang mit der Angst leben müssen, Opfer eines Störfalls zu werden, wie es so verharmlosend in den zuständigen Verordnungen formuliert ist. – Und allein diese beiden Tatsachen würden das Projekt zu Fall bringen, würde man die Menschen in seine Überlegungen mit einbeziehen. – Darüber hinaus handelt es sich um eine firmeninternes Problem, dessen negativen Aspekte aber der Gemeinschaft aufgebürdet werden.

2. Bei dem Fossilen Kohlekraftwerk sieht es nicht viel anders aus. Zwar geht von diesem keine akute, tödliche Gefahr aus; es wirkt eher längerfristig (deshalb aber nicht minder scherwiegend ist), und es sogar als fataler Global Player, denken wir an die gigantischen Mengen des treibhauswirksamen Gases CO2, die dem heutigen, jährlichen Ausstoß von Krefeld von allen Emittenten mit ca. 4 Mio.t. CO2 entsprechen; und dann werden jede Menge Feinstaub ausgestoßen in einem Gebiet, in dem jetzt schon die Grenzwerte um 100% überschritten werden, zusammen mit anderen gesundheitsgefährdenden Schadstoffen wie Cadmium, Blei, Arsen, etc. Die genaue Aufstellung finden Sie unter www.nuv-online.de
Und dann ist das Fossile Kraftwerk 7,3 fach so groß wie die zwei vorhandenen Kohlekessel, die stillgelegt werden sollen und auch das nur nach zähem Ringen. Auch hier reicht schon allein diese Aufzählung, dieses Projekt nicht weiterzuverfolgen, bzw. die von Umweltschützern genannten Alternativen der Ertüchtigung oder des Neubaus der 2 alten Kohlekessel und äußerstenfalls ein halb so großes Gaskraftwerk zu planen, das viele negativen Aspekte des Fossilen Kohlekraftwerks abmildert oder sogar vermeidet.

Und was sagen die Landesregierung und die Bayer AG dazu?
- Die Haltung der Landesregierung ist kurz abzuhaken: Sie hat die CO-Pipeline erst ermöglicht, indem Sie die rechtliche Grundlage für den Bau geschaffen hat in Form eines Enteignungsgesetzes. Ausgerechnet CDU und FDP, seit der Steinzeit Hort des grundgesetzlich zugesicherten Eigentums, greifen zu der zu Recht verteufelten Maßnahme der Enteignung der Bürger, die sie gewählt haben! Der Zweck heiligt bekanntlich die Mittel; wer aber heiligt den Zweck? -
Darüberhinaus genehmigt der linientreue RP, was das Zeug hält, bzw. die Industrie für richtig hält. Beim Bau ist Wegschauen das oberste Gebot der Stunden. Eigenmächtige Änderungen der Bayer AG und ihrer Töchter sollen im Rahmen einer „Fiktion“ (O-Ton RP im Umweltausschuß) im Nachhinein genehmigt werden. - Hat hier der RP den Slogan der Bayer AG etwa abgeändert in: “Science Fiction for a better Life?“ - Man könnte es vermuten. –

Die Bayer AG setzt hingegen eher auf Bewährtes: Sie schwingt die Keule Arbeitsplätze und droht mit Abzug ihrer Streitkräfte. Die Landesregierung souffliert noch mit dem Hinweis auf den Wirtschaftsstandort NRW. – Das ist insofern unredlich, als Bayer unerwähnt läßt, daß Arbeitsplätze im Chempark Uerdingen wegfallen, wird doch die dortige CO-Produktionsanlage überflüssig, sollte die CO-Pipeline jemals in Betrieb gehen (- wovor uns Gott oder wer auch immer (mit Ausnahme der Landesregierung) bewahre; wie schon ausgeführt, kann diese Landesregierung das auch gar nicht, weil sie es nicht will. Willkommen in Rüttgers Club). Unredlich ist die Keule Arbeitsplatz auch, weil es Alternativen für die CO-Pipeline gibt, die sogar von der Bundesregierung gestützt werden, hat sie doch vor nicht allzu langer Zeit gegenüber der EU erklärt, daß solch potentiell todbringenden Stoffe nur innerhalb der eigenen Firmenzäune verarbeitet werden sollen. Die Alternative lautet: Die Anlage in Uerdingen erweitern und damit Arbeitsplätze schaffen. Das mag auf Dauer etwas teurer sein als die Pipeline, würde aber vielen, vielen Menschen entlang der geplanten Trasse ihre Todesangst nehmen; ein lohnendes Ziel, wie ich meine und angesichts von einem Gewinn vor Steuern von 4Mrd. EURO im Jahr 2007 auch gegenüber uns Aktionären vertretbar. Lieber Herr Wenning, Sie hätten in diesem Fall also nicht mit einer Anklage unsererseits zu rechnen, eher mit einem Verdienstorden wider die tierische Unvernunft.

Zum potentiellen Rückzug der Bayer AG von dem Standort Krefeld-Uerdingen: Der selbsternannte Hotelmanager des Chemparks in Krefeld-Uerdingen hat mal ziemlich beleidigt öffentlich erklärt, wenn er und die Bayer AG nicht erwünscht wären, würden sie gehen. Das Dumme daran ist das Dumme darin: Das hat kein Mensch gefordert und gesagt. Was will der Mann uns denn dann damit sagen? Scheut er die offene Erpressung: „Wenn wir das nicht genehmigt bekommen, gehen wir nach Shanghai!“oder wie oder was?

An dieser Stelle muß ich etwas für Sie einfügen, lieber Herr Wenning: Ich wage eine Voraussage, obwohl für gewöhnlich selber jeglicher Spekulation abhold: Mehr über kurz als über lang werden Sie den Standort Uerdingen schließen mit der folgenden Begründung: Die bösen, bösen Umweltschützer, die ja bekanntlich auch die Finanzkrise in Schuld sind, sind Schuld. – Ich könnte das einfach mal so stehen lassen, frage Sie aber lieber in meiner Frage 2: Haben Sie, bzw. die Bayer AG vor, das Werk Uerdingen in den nächsten 10 Jahren zu schließen?

Zu Ihren möglichen Antworten habe ich noch eine Bitte: Versuchen Sie es bitte mal zur Abwechselung mit unmöglichen (Antworten); die anderen kenne ich nämlich schon. – Sie können auch gerne einen Scherz einflechten, wenn Ihnen danach ist.

Sehr geehrte Damen und Herren Aktionäre, noch stundenlang könnte ich über die genannten Themenkomplexe berichten, z.B. über die von der Chempark-Leitung so viel beschworene „Gute Nachbarschaft“ zu der Nachbarschaft, die jedoch leider nicht existiert, kommt doch die Bayer AG noch nicht einmal der in der Störfallverordnung gesetzlich verankerten Aufforderung nach, die betroffene Anwohnerschaft unaufgefordert über Gefahren zu unterrichten und wie im Ernstfall sich verhalten und so. Dazu habe ich Sie, lieber Herr Wenning, schon das letzte Jahr befragt und keine Antwort erhalten, rechne auch in diesem Jahr nicht damit und verzichte hiermit ausdrücklich eindrücklich darauf. – Doch Halt! Meine 3. Frage lautet nämlich: „Was soll ich tun, wenn die Bayer AG noch nicht einmal gesetzlichen Bestimmungen nachkommt, wie in diesem Fall, lieber Herr Wenning?“ Soll ich die Bayer AG verklagen, also gegen eine Heerschar von Advokaten antreten und gegen die geballte Macht des Kapitals? - Guter Rat ist teuer - ich weiß. Für eine Gute Nachbarschaft sollte Ihnen jedoch nichts zu teuer sein. – Ihre begrünten Hochglanzbroschüren „bayer direkt“ bringen`s auf jeden Fall nicht; habe sie auch anfangs direkt dem Papierrecycling zugeführt, muß aber zugeben, das Heftchen mittlerweile mit vergnügtem Schmunzeln zu lesen, wie z.B. ein global aufgestellter Konzern jedes Gramm eingesparten CO2s bejubelt.
Dann könnte ich Ihre merkwürdige Marketing-Strategie erwähnen, erst potentielle Kunden wie uns mit tödlicher Sicherheit zu verprellen, um dann zu sagen: „Kauf mich doch!“ - oder die wissenschaftlich völlig unhaltbare Mär von der absonderlichen Effizienz des geplanten Fossilen Kohlekraftwerks, die Prof. Hartmut Graßl, immerhin einer der führenden Deutschen Klimaforscher eindrucksvoll beschrieben und widerlegt hat. Da ist ja dann wohl nix mehr mit „science“ und damit auch nicht mit „better Life“, was ich sehr bedauere. -
Noch ein Einschub mit Frage 4: Was versteht die Bayer AG eigentlich unter einem „better Life“ und wozu sonst soll „science“ gut sein? - Zusatzfrage: Muß das aber unbedingt materiell „better“ werden? Täte uns Allen nicht beispielsweise ein bißchen mehr Bescheidenheit gut? –

Genug der Kritik. Hat der Mann denn Vorschläge, wie „better“ machen - oder kann ER nur mosern? –

Ja, hat ER - und stellt sie auch in den Raum und damit zur Diskussion:

Wir müssen umdenken, wegkommen von den einseitigen, hohlen Phrasen von der Allmacht des Geldes. Wie hohl diese sind, zeigt schon der Spruch unserer Amerikanischen Freunde (hüstel, hüstel): „Time is money“. Einfache Konsequenz aus dieser einfachen Gleichung: Kein „Time“, kein „Money“.

Wir müssen wegkommen von dem gedankenlosen Umgang mit Fossilen Rohstoffen. Zum Verbrennen sind diese nämlich viel zu schade – auch weil mit Sonnenenergie aus Jahrmillionen entstanden - und wir schädigen und zerstören damit auch unsere Lebensgrundlagen.

Wir müssen uns darauf besinnen
1. die sogenannten Erneuerbaren Energien massiv auszubauen, die uns jeden Tag frei Haus geliefert werden in Hülle und Fülle, nämlich mehr als 10.000 mal soviel, als wir verbrauchen können, wenn wir sie auch nur zu einem Teil nutzen können.
2. die Fossilen Rohstoffe intelligent einzusetzen, wenn wir sie schon in einer Übergangsphase verbrennen müssen, beispielsweile mit der Technik der Kraft-Wärme-Kopplung.
3. Rohstoffe einzusparen.

Wir müssen wieder dezentrale Strukturen schaffen, die wesentlich effektiver sind, als die unbeholfenen, unbeweglichen Großkonzerne, die auch noch den Nachteil haben, eine ungebührliche Fülle an Macht an sich zu ziehen und damit in der Lage sind, z.B. demokratische Gefüge auszuhebeln.
Wir müssen möglichst allumfassende Kriterien an unsere Produkte legen wie weiter oben schon beschrieben. Dann wären gemeingefährliche Zwischenprodukte wie CO und Phosgen gar nicht denkbar, die nicht gerade dem Wohle der Allgemeinheit dienen, obwohl für die CO-Pipeline genau dieses „Argument“ benützt worden ist. - Oder die Chlorchemie, die in Teilen ihre Berechtigung haben mag, in ihrer großtechnischen Anwendung aber unendlich viele Schäden angerichtet hat, denke ich etwa an PCB oder PCP. Die Kosten für die Schäden wurden und werden auch hier weiter der Allgemeinheit aufgebürdet. - Und zu allen Produkten gab und gibt es Alternativen. Ich bin selber Planer und weiß um die vielen Möglichkeiten, Probleme zu lösen.

Zum hoffentlich guten Schluß: Seien Sie gewiß, lieber Herr Wenning, meine Herren vom Vorstand und Damen und Herren vom Aufsichtsrat: Wir Bürger und Bürgerinnen lassen uns kein „X“ mehr für ein „U“ vormachen lassen, schon gar nicht im XXL-Format. - Wir werden die potentiell tödliche CO-Pipeline und das völlig überdimensionierte, extrem klimaschädliche Fossile Kohlekraftwerk mit allen friedlichen, demokratischen Mitteln zu verhindern suchen und uns dafür einsetzen, die Zukunft zu denken und zu bauen - und nicht die Steinzeit zu restaurieren. -
Ich halte es dennoch oder gerade deshalb für notwendig, daß sich alle Seiten auf einer Augenhöhe zusammensetzen und an dieser verantwortungsvollen Aufgabe mitarbeiten – auch aus Verantwortung für unsere Kinder und Enkel. - Unsere Gesprächsangebote liegen seit geraumer Zeit vor, sind jedoch von Ihnen, lieber Herr Wenning, nicht wahrgenommen worden.

[Agent Orange] Presse-Information CBG vom 02.02.21

CBG Redaktion

BAYER-Tochter MONSANTO wg. Agent Orange vor Gericht

Konzern leugnet Verantwortung für Kriegsverbrechen

Die BAYER-Tochter MONSANTO weigert sich in dem Prozess, den die vietnamesische „Agent Orange“-Geschädigte Tran To Nga vor einem französischen Gericht angestrengt hat, die Verantwortung für den Einsatz des Pestizids im Vietnam-Krieg zu übernehmen. Die Agro-Chemikalie sei „unter der alleinigen Verantwortung der amerikanischen Regierung für rein militärische Zwecke“ hergestellt worden und diese „bestimmte, wann, wo und wie das Mittel vor sechs Jahrzehnten verwendet wurde“, erklärte der Leverkusener Multi laut FAZ.

„Wie auch bei den Schadensersatz-Verfahren um Glyphosat, Dicamba und PCB lässt BAYER nichts unversucht, um einer Strafe zu entgehen. Bei dem Prozess in Sachen ‚Agent Orange‘ ist das besonders skandalös, weil es sich um ein Jahrhundert-Verbrechen handelt und der Konzern seit dem Ersten Weltkrieg weltweit führend für Chemische Kampfstoffe Verantwortung trägt“, so Marius Stelzmann von der Coordination gegen BAYER-Gefahren.

Überdies liegen die Beweise Stelzmann zufolge auf dem Tisch. MONSANTO stand bereits seit 1950 mit dem „Chemical Warfare Service“ des Pentagons in einem regen Austausch über die Verwendung der „Agent Orange“-Chemikalie 2,4,5-T zu militärischen Zwecken. Auch wusste das Unternehmen schon früh um die Gefährlichkeit des im Zuge des Herstellungsprozesses mit Dioxin verunreinigten Stoffes. Aber bei einem Treffen mit weiteren Herstellern der Substanz über mögliche Gesundheitsgefahren übte MONSANTO Druck auf die VertreterInnen anderer Firmen aus, der Regierung der Vereinigten Staaten diese Risiken zu verheimlichen.

Öffentlich stritt die seit 2018 zu BAYER gehörende Gesellschaft das Gefährdungspotenzial stets ab. Aber die US-Gerichte, angerufen von Vietnam-Veteranen, schenkten der Entlastungsstrategie keinen Glauben. So musste der Konzern 1984 gemeinsam mit anderen Agro-Riesen im Rahmen eines Vergleiches 180 Millionen Dollar zahlen und fast die Hälfte der Summe selbst aufbringen, da sein Agent Orange den höchsten Dioxin-Gehalt aufwies.

VietnamesInnen haben dagegen überhaupt noch kein Geld von den Produzenten des Herbizids erhalten, obwohl bis zu vier Millionen Staatsangehörige durch die rund 80 Millionen Liter, die auf ihr Land niedergingen, gesundheitliche Schäden erlitten und die Folgen des „Herbicidal warfare“ bis in die 4. Generation reichen. Eine entsprechende Klage wies der Oberste Gerichtshof der USA im Jahr 2009 ab.

Diese Ansprüche will Tran To Nga mit ihrem Verfahren gegen die BAYER-Tochter und 13 weitere Konzerne wieder geltend machen. „Das Wichtigste ist, dass durch diesen Prozess der juristische Weg für andere Opfer geöffnet wird“, sagt sie. Eine Vergleichslösung hat die Klägerin deshalb schon abgelehnt. „Aber wir wollen mit unserem Kampf in bescheidener Weise auch zu dem Kampf unseren Beitrag leisten, den viele Bürger auf der ganzen Welt heute gegen MONSANTO und die anderen Chemiefirmen führen, denn diese sind auch heute wieder für oft schwere Krankheiten verantwortlich, die auch schon viele Todesopfer gefordert haben, und die ausgelöst werden durch neue Pestizide, von denen Agent Orange ein Vorfahr war“, betont sie.

Tran To Nga kam 1966 zum ersten Mal in Kontakt mit der Chemikalie. „Sie versprühten so viel Agent Orange, dass man am Ende ganz nass war“, erinnert sie sich. Die Folgen spürt die Frau noch heute. Die 78-Jährige leidet unter einer Blutkrankheit, Chlorakne und einer Herzfehlbildung. Ihr erstes Kind starb nach 17 Monaten, sogar ihr Enkelkind ist noch von Agent Orange gezeichnet.

Auch BAYER beteiligte sich am Vietnam-Krieg. Der Konzern bestreitet zwar, das Pentagon direkt mit Agent Orange beliefert zu haben, indirekt fanden seine Erzeugnisse aber doch den Weg in die Tanks der Militär-Flugzeuge. So produzierte der Leverkusener Multi in der fraglichen Zeit jährlich 700 bis 800 Tonnen des „Agent Orange“-Grundstoffes 2,4,5-T und verkaufte einen Teil davon an die französische Firma PROGIL. Diese wiederum verarbeitete es weiter und exportierte es nach Vietnam. Ein Akten-Notiz der ebenfalls mit PROGIL Geschäftsbeziehungen unterhaltenen BOEHRINGER AG belegt dies: „BAYER und PROGIL haben auf dem 2,4,5-D-Sektor seit Jahren (Vietnam) zusammengearbeitet“. Der Global Player bestreitet diese Kooperation nicht, hält allerdings fest: „Über die weitere Verwendung des Wirkstoffes bei der PROGIL liegen keine Erkenntnisse vor.“ In einer früheren Äußerung zu dem Thema räumt er hingegen durchaus die Möglichkeit ein, „dass Tochter-Unternehmen beziehungsweise Drittfirmen 2,4,5-T-haltige Pflanzenbehandlungsmittel auf den amerikanischen Markt brachten“. Damit nicht genug, standen BAYER-Experten der US-Army sogar direkt vor Ort mit Rat und Tat zur Seite. Als medizinische Helfer getarnt, arbeiteten sie dem US-amerikanischen Planungsbüro für B- und C-Waffeneinsätze in Saigon zu.

„Jetzt holt BAYER sowohl die eigene Vergangenheit als auch die MONSANTOs wieder ein. Der Konzern muss sich dem stellen und die Verantwortung dafür übernehmen“, fordert Marius Stelzmann.

Pressekontakt:

Marius Stelzmann 0211/33 39 11

[HV Fragen] Fragen an den BAYER Vorstand

CBG Redaktion

Wie jedes Jahr, reicht die CBG zusammen mit ihren prominenten Unterstützer*innen und Fachleuten kritische Fragen zur Hauptversammlung an BAYER ein, die wir im folgenden dokumentieren.

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  • arnold“>Dr. med. Gottfried Arnold, Kinder- und Jugendarzt i. R.


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  • krajewski“>Ulla Krajewski, Aktionärin


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  • wiggerthale“>Marita Wiggerthale, OXFAM-Referentin für Welternährung und globale Agrar-Fragen


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  • then“>Christoph Then, Geschäftsführer TESTBIOTECH


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  • roy“>Theresa Roy, Biochemikerin, Gen-ethisches Netzwerk e.V.


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  • pehrke“>Jan Pehrke, Journalist, Coordination gegen BAYER-Gefahren


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  • friedrich“>Uwe Friedrich, Stadtplaner, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren


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  • sommer“>Andre Sommer, Netzwerk Duogynon e. V.


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  • ag“>Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V., Aurelia Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Gen-ethisches Netzwerk (GeN).


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  • hincha“>Brigitte Hincha, Erzieherin, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren


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  • stelzmann“>Marius Stelzmann, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren

Dr. med. Gottfried Arnold, Kinder- und Jugendarzt i. R.

1. BAYER ist einer der wesentlichen Hormon-Produzenten in Deutschland. 2006 haben Sie die Fa. SCHERING mit dem Schwerpunkt Hormon-Herstellung übernommen, die zuvor Geld mit hormonellen Schwangerschaftstests in der Frühschwangerschaft verdient hat:

a) War Ihnen bei der Übernahme von SCHERING nicht bekannt, dass Hormongaben in der Frühschwangerschaft, die Organentwicklung und auch die Ausbildung der Geschlechtsorgane empfindlich stören kann?

b) Wussten Sie vor der Übernahme von SCHERING nicht, dass DUOGYNON von der Firma auch dann noch im Markt gehalten wurde, als in London vermehrt Fehlbildungen bei Kindern entdeckt worden waren, deren Mütter diese Hormon-Tests gemacht hatten?


c) War Ihnen nicht bekannt, dass SCHERING London selbst eine deutliche Zunahme von Fehlbildungen bei nachträglich durchgeführten Tierversuchen festgestellt hatte?

d) Warum entzieht sich BAYER der Verantwortung für dieses wissenschaftliche und moralische Fehlverhalten und spricht nicht endlich eine Anerkennung gegenüber den hormongeschädigten Opfern in Deutschland und Großbritannien aus? Wann machen Sie den DUOGYNON-Geschädigten Wiedergutmachungsvorschläge?

2. Wie kann man Hormone produzieren und gleichzeitig versuchen, wesentliche Fakten über Hormone zu unterdrücken? Ihr erbgutverändernder Unkrautvernichter Glyphosat hat eine östrogenartige Wirkung und dadurch besteht die Möglichkeit, die beiden häufigsten Krebsarten Brustkrebs bei Frauen und Prostatakrebs bei Männern zu begünstigen. Ist das Ihre Absicht oder Ihr Geschäftsgeheimnis: erst Krebs fördern und dann nebenwirkungsreiche Medikamente verkaufen?

3. Zum Export hierzulande produzierter, aber EU-weit nicht (mehr) zugelassener Unkrautvernichter möchte ich wissen, ob es noch ökonomisch sinnvoll ist, in einer Zeit nach dem MONSANTO-Tribunal und in der aktuellen Situation, in der Prozesse über den Einsatz von Entlaubungsmitteln im Vietnam-Krieg vor mehr als 40 Jahren geführt werden sowie Prozesse über die Krebsfolgen von hormonaktiven Pestiziden anhängig sind, diese Unkrautvernichter gegen besseres Wissen auszuführen, andere Länder damit zu belasten und das in dem Wissen, dass die Rückstände wieder in die EU und nach Deutschland reimportiert werden?

Ulla Krajewski, Aktionärin

Sehr geehrte Damen und Herren vom Vorstand und Aufsichtsrat,
Folgende Fragen möchte ich Ihnen stellen zur Geschäftstätigkeit 2020:

Thema BAYER Cropscience:

1.) Durch die Übernahme von MONSANTO, insbesondere der Fabrik in Soda Springs, ist der CO2-Ausstoß von BAYER sehr stark gestiegen. Wie viel hat das Werk im Jahr 2020 genau emittiert und welche Maßnahmen haben Sie bei der Fertigung von Glyphosat-Vorprodukten umgesetzt oder wenigstens geplant, um den Energieverbrauch zu senken?

2.) Die Übernahme von MONSANTO war sehr teuer und wird noch viel teurer als angekündigt durch die Schadenersatz-Klagen, vor allem in den USA in Sachen „Glyphosat“. Auf der anderen Seite werden Unternehmensanteile veräußert, um die Verluste auszugleichen. Wie viele Unternehmensanteile haben Sie in 2020 zum Verkauf ausgeschrieben bzw. verkauft? Wie viel Umsatz hatten diese Unternehmensanteile in 2019 gemacht? Wie viele Arbeitsplätze sind betroffen?

3.) Im Dezember weigerte sich das EU-Parlament mit großer Mehrheit, Einfuhrgenehmigungen für vier Genpflanzen, eine Soja- sowie drei Maispflanzen, zu erteilen, weil die Toxizität der eingebauten Bt-Gifte zu hoch war. Das Problem ist, dass die Gifte in der Genpflanze viel toxischer wirken als in ihrer natürlichen Umgebung, nämlich in Bodenbakterien. Forscht BAYER hier zu den Ursachen? Was unternehmen Sie, um die Toxizität von Genpflanzen künftig zu reduzieren?

4.) Seit 18 Jahren verkauft MONSANTO bereits seine Bt-Baumwolle, aber der Nutzen für die Landwirt*innen ist sehr umstritten. Die Wissenschaftlerin Glenn Davis Stone z. B. sprach von ausbleibendem agronomischen Nutzen bei höheren Kosten für die Bauern. Wie haben sich die Verkaufszahlen in den letzten fünf Jahren entwickelt?

Thema Cybersicherheit:

5.) Die zunehmende Digitalisierung auf allen Ebenen erschwert bzw. verunmöglicht nicht nur ehrliche und öffentliche Diskussionen, wie an der letzten virtuellen HV unschwer abgelesen werden konnte, sondern sie lockt auch zahlreiche Cyberkriminelle an. Verbrechen können nämlich so ganz bequem vom heimischen Laptop aus begangen werden. In 2019 bedrohte z. B. die Schadsoftware Winnti BAYER. Was haben Sie seitdem unternommen, um künftig besser gegen Cyberangriffe gewappnet zu sein? Wie viel Geld steckten Sie in den Jahren 2018, 2019 sowie 2020 in die Datensicherheit, und für welche konkreten Maßnahmen?

Für Ihre Antworten vielen Dank im voraus! Sicher wird es Ihnen nicht schwer fallen, die erbetenen Daten zu liefern, zumal Sie ja sehr viel Vorbereitungszeit haben. Die Hauptversammlungen sind gedacht zur Vertrauensbildung bei Ihren Aktionär*nnen, und sie sollten auf der anderen Seite auch genutzt werden, um riskante Pläne von der versammelten Mannschaft Ihrer Anteilseigner*nnen überprüfen zu lassen. Ich glaube, dass der wenig glückliche MONSANTO-Deal auf der HV 2017 nicht durchgegangen wäre bei einer Abstimmung. So wären uns viele Spar- und Kürzungsorgien erspart geblieben.

Mit freundlichen Grüßen

Ulla Krajewski, Köln

Marita Wiggerthale, OXFAM-Referentin für Welternährung und globale Agrar-Fragen

1) Wie viel Prozent seiner Saatgutumsätze macht BAYER jeweils mit dem Verkauf von Maissaatgut, Sojasaatgut, Reissaatgut, Weizensaatgut? Wie viel Prozent entfallen jeweils auf Hybridsaatgut und GVO-Saatgut?

2) Wie viel Prozent der aktiven Pestizidwirkstoffe weltweit sind durch Patente geschützt? Wie hoch ist der Anteil der patentgeschützten aktiven Wirkstoffe bei BAYER?

3) Wie viele Landwirte in der EU, den USA und in Südamerika nutzen Climate FieldView? Wie viele Hektar sind jeweils in den Regionen erfasst?

Christoph Then, Geschäftsführer TESTBIOTECH

• Warum verwendet die Firma BAYER bei den Feldversuchen für die Zulassungsverfahren ihrer herbizidresistenten Gentechnikpflanzen wesentlich weniger Herbizide, als dies in der Praxis zu erwarten ist?

Hintergrund: Die EU-Verordnung 503/2013 sieht vor, dass die Feldversuche die tatsächlichen Anbaubedingungen (im Hinblick auf Anbaupraktiken) repräsentieren müssen. Die Firma verwendet bei Freisetzungen meist weniger als 1 kg Glyphosat und spritzt nur einmal (nach dem Austreiben der Pflanzen). In der Praxis sind es drei bis vier kg und zwei bis drei Spritzungen.

• Warum führt die Firma BAYER die Feldversuche für die Zulassungsverfahren ihrer gentechnisch veränderten Mais und Soja nur in den USA durch, nicht aber in anderen wichtigen Anbauregionen?

Hintergrund: Die EU-Verordnung 503/2013 sieht vor, dass die Feldversuche die tatsächlichen Anbaubedingungen (im Hinblick auf bioklimatische Regionen) repräsentieren müssen. Die Firma führt ihre Versuche meist aber nur in einigen wenigen Regionen in den USA durch.

• Warum stützt die Firma BAYER ihre Toxizitätstests für Bt-Toxine auf isolierte, von Bakterien produzierte Toxine, obwohl zu erwarten ist, dass die in den Pflanzen gebildeten Toxine wesentlich giftiger sind?

Hintergrund: In Nutzpflanzen wie Mais und Soja werden natürlicherweise Proteinase-Inhibitoren gebildet, die die Giftigkeit der Bt-Toxine vervielfachen. Die Human-Toxizität der Bt-Eiweiße wird meist in Fütterungsversuchen mit Mäusen bestimmt, doch die Bt-Toxine werden dafür mit Hilfe von Bakterien produziert.

• Kann die Firma BAYER ausschließen, dass durch den Verzehr von Produkten ihrer Gentechnik-Pflanzen chronische Entzündungsprozesse hervorgerufen oder verstärkt werden? Auf welche Daten stützt sich die Firma dabei?

Hintergrund: Bt-Toxine stehen im Verdacht, Immunreaktionen auszulösen oder zu verstärken. Es gibt dazu aber kaum empirische Untersuchungen.

• Kann die Firma BAYER ausschließen, dass es durch den Verzehr von Produkten ihrer Gentechnik-Pflanzen zu Verschiebungen in der Zusammensetzung der Darmflora kommen kann, die sich negativ auf die Gesundheit auswirken? Auf welche Daten stützt sich die Firma dabei?

Hintergrund: Die Aufnahme von Glyphosat-Spitzmitteln, deren Rückstände regelmäßig in der Ernte der herbizidresistenten Gentechnik-Pflanzen zu finden sind, verändert u. a. in Fütterungsversuchen mit Ratten die Zusammensetzung von deren Darmflora. Das kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben. Unter anderem ist die Darmflora für das Immunsystem entscheidend.

• Kann die Firma beim Einsatz von Pflanzen, die insektengiftige RNA produzieren, ausschließen, dass diese nach dem Verzehr der Ernteprodukte (direkt im Darmtrakt oder über die Aufnahme aus dem Darmtrakt) auch Auswirkungen auf die Gesundheit haben können? Auf welche Daten stützt sich die Firma dabei?

Hintergrund: Es ist verschiedentlich gezeigt worden, dass doppelsträngige RNA (wie sie auch in dem insektengiftigen Mais MON87411 produziert wird) im Darm oder nach der Aufnahme aus dem Darm Auswirkungen auf die Gesundheit haben können. Da dies von Fall zu Fall unterschiedlich ist, müssen dafür Daten erhoben werden. Die Firma hat aber für die EU-Importzulassung des Mais keine entsprechenden Daten vorgelegt.

Theresa Roy, Biochemikerin, Gen-ethisches Netzwerk e. V.

Zu Beginn des Jahres 2021 wurde bekannt, dass BAYER eine umfassende Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebskooperation mit dem mRNA-Impfstoff-Entwickler CureVac eingegangen ist, um sich an dessen in Entwicklung befindlichem Covid-19-Impfstoff zu beteiligen. Hierzu einige Fragen:

• Ist BAYERs Kooperation mit CureVac zu Entwicklung und Produktion einer mRNA-Vakzine gegen Covid-19 der Auftakt zum Einstieg BAYERs in die Impfstoff-Branche oder handelt es sich um eine einmalige Ausnahme-Aktivität?
• Warum hat BAYER die Kooperation aufgenommen? Versuchte BAYER zuvor, andere Kooperationen im Bereich der Covid-19-Impfstoffe zu schließen?
• Wird BAYER seine geplanten Aktivitäten in der Impfstoff-Branche wieder aufgeben, sollte CureVacs mRNA-Vakzine nicht zugelassen werden bzw. sich nicht gut vermarkten oder plant BAYER bereits weitere Impfstoff-Projekte?
• Warum hat BAYER die Kooperation mit CureVac erst aufgenommen, als die Phase III-Studie zur Entwicklung der Vakzine schon genehmigt, ein wesentlicher Teil der Entwicklungsarbeit also abgeschlossen war? Sieht BAYER hier eine Gelegenheit, die Verluste des letzten Jahres mit geringem Investitionsrisiko im laufenden bzw. kommenden Jahr auszugleichen?
• Der CureVac-Vorstandsvorsitzende Franz-Werner Haas gab im Dezember 2020 bekannt, den US-Markt für Covid-19-Impfstoffe als gesättigt zu betrachten und keine Belieferung in Betracht zu ziehen. Hat sich diese Planung durch die Kooperation mit BAYER geändert oder sieht sich auch BAYER am US-Markt als nicht ausreichend wettbewerbsfähig an?
• Laut Medienberichten erhält BAYER – im Falle einer Zulassung der mRNA-Vakzine – von CureVac die Option auf die Vertriebsrechte außerhalb Europas. Welche Märkte möchte BAYER mit dem Produkt ansteuern?
• Erhofft sich BAYER durch die Beteilung der deutschen Bundesregierung an CureVac größere Chancen auf dem europäischen Covid-19-Impfstoff-Markt? Warum soll BAYER in Europa nicht Inhaber der Zulassung sein?
• Wird BAYER die mRNA-Vakzine, sollte es zur Zulassung kommen, zum Selbstkostenpreis abgeben oder handelt es sich trotz der weltweiten Notlage um ein primär profitorientiertes Geschäft?
• Wird sich der Preis des mRNA-Produktes an der Wirtschaftskraft derer orientieren, die es dringend benötigen oder orientiert sich BAYER an den Preisen seiner direkten Konkurrenten wie Pfizer?
• Wird BAYER sich für eine international gerechte und ausgewogene Verteilung des Produktes einsetzen, z. B. indem ein Großteil der Produktion an die WHO-Initiative Covax gespendet und/oder geliefert wird oder folgt BAYER den Prinzipien der freien Marktwirtschaft und wählt seine Vertragspartner*innen nach ökonomischen Gesichtspunkten und zum eigenen Vorteil aus?
• Wird BAYER sich darum bemühen, das Produkt an möglichst vielen Standorten auf der Welt herstellen zu lassen, auch wenn dies bedeuten würde, das Wissen um die korrekte Herstellung zur Verfügung zu stellen?
• Wird BAYER aktiv die Lieferung des Impfstoffes in strukturschwache Weltregionen unterstützen und einen möglichst einfachen Zugang für alle Nationen sichern?
• Liefert BAYER als internationaler Pharmakonzern in strukturschwache Weltregionen bereits von eigenen Interessen befreite Unterstützung zur Bekämpfung der Pandemie? In welchem finanziellem Umfang?
• Plant BAYER auch in andere für die öffentliche Gesundheit essentielle Geschäfte wie die Antibiotika-Entwicklung einsteigen? Wie löst BAYER hier das Problem der Profit-Generierung?

Jan Pehrke, Journalist, Coordination gegen BAYER-Gefahren

1. Welche Bedeutung hat die internationale Debatte zur Unternehmenssteuerreform für BAYER? Mit welchen Zielen beteiligt sich BAYER am politischen Prozess dazu? Welche Ressourcen investiert BAYER für eigenes Lobbying und für die Arbeit der Verbände im Bereich „Steuern“?

2. Wie beurteilt BAYER die Pläne der US-Regierung zur Einführung eines globalen Steuer-Mindestsatzes für Großunternehmen?

3. Nutzt BAYER die niederländische Patentbox?

4. Wie viele Beschäftigte haben BAYER WORLD INVESTMENT und BAYER CAPITAL COOPERATION in den Niederlanden?

5. An wie vielen BAYER-Gesellschaften hält BAYER WORLD INVESTMENT Beteiligungen?

6. Wie viele Steuern spart der BAYER-Konzern dadurch, dass er die Sparten „Gesundheit“ und „Landwirtschaft“ nach der Auflösung der Holding-Struktur nicht direkt mit der AG verschmolzen hat, sondern Betriebsverpachtungsverträge mit ihnen abgeschlossen hat?

7. Wie hat BAYER auf die Steuersatzsenkung in Leverkusen reagiert? Wie hoch sind die nach Leverkusen verlagerten Gewinne und die Zahl der betroffenen Mitarbeiter durch die Verlagerung? Gab es im Vorfeld der Steuersatzsenkung Gespräche mit dem Stadtkämmerer zu diesem Thema?

8. Durch die Verlagerung seiner Patent-Abteilung nach Monheim im Jahr 2012 hat der BAYER-Konzern die Städte und Gemeinden Nordrhein-Westfalens in einen gnadenlosen Unterbietungswettbewerb bei den Gewerbesteuern getrieben. Über 30 Kommunen haben sich dagegen jedoch zusammengeschlossen und die „Zonser Erklärung“ verabschiedet. „Dass es bald überall in Deutschland zur gängigen Praxis von Großkonzernen werden könnte, durch konzern-interne Verlagerungen steuerlicher Erträge oder die Einrichtung von ‚Briefkasten-Firmen’ Steuern zu sparen, ist besorgniserregend“, heißt es darin etwa. Wie steht BAYER zu dem Vorwurf?

Uwe Friedrich, Stadtplaner, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren

1. Der Einsatz von „Agent Orange“ und anderen Pestiziden als Entlaubungsmittel im Vietnam-Krieg hat unermessliches Leid über das Land gebracht. Die jetzige BAYER-Tochter MONSANTO zählte zu den Hauptlieferanten des Herbizids. In Frankreich hat Tran To Nga MONSANTO nun verklagt. Sie leidet unter der Blutkrankheit Alpha-Thalassämie, unter Chlorakne sowie einer Herzfehlbildung und verlangt dafür Schadensersatz. Die BAYER-Anwält*innen plädierten jedoch auf „nicht schuldig“. Warum taten sie das?

2. Bisher hat noch kein vietnamesischer „Agent Orange“-Geschädigter eine Kompensation für seine Erkrankungen durch „Agent Orange“ bekommen. Findet es BAYER generell gerechtfertigt, ihre Ansprüche zurückzuweisen?

3. Schätzt BAYER den „Herbicidal Warfare“ mit „Agent Orange“ und anderen Pestiziden als Kriegsverbrechen ein?

4. Der CureVac-Chef Franz-Werner Haas hat sich in einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“ für die zeitweise Aussetzung der Patente auf Corona-Impfstoffe ausgesprochen, um die Versorgung auch ärmerer Ländern mit dem Vakzin zu sichern. Der BAYER-Vorstand sprach sich in Vergangenheit jedoch gegen die Aufhebung solcher Schutzrechte aus. Gibt es da inzwischen eine Einigung zwischen BAYER und CureVac?

5. BAYER kam im Geschäftsjahr 2020 auf einen Wasser-Einsatz von 57 Millionen Kubikmetern. Ich hätte gerne gewusst, wie viel die NRW-Standorte Bergkamen, Wuppertal, Dormagen und Leverkusen verbraucht haben.

6. Von den 57 Millionen Kubikmetern Wasser, die BAYER im letzten Jahr verbraucht hat, entfallen drei Millionen auf wasser-arme Gebiete. Um welche Regionen handelt es sich dabei?

7. Die nordrhein-westfälische Landesregierung plant ein neues Landeswassergesetz. War BAYER darüber im Austausch mit den politisch Verantwortlichen?

8. BAYER hat im letzten US-Wahlkampf insgesamt 634.000 Dollar an Politiker*innen gespendet. Was verspricht sich der Konzern davon?

9. Bisher hat BAYER auch Klimawandel-Leugner*innen wie Blaine Luetkemeyer, Kevin McCarthy und Joni Ernst unterstützt. Unlängst änderte der Konzern seine Vergabe-Richtlinien. Nunmehr „spielen zum Beispiel die Haltung zum Klimawandel und der Schutz der Biodiversität eine wichtige Rolle“, bekundet das Unternehmen. Heißt das im Klartext, dass Klimawandel-Leugner*innen kein Geld mehr von BAYER erhalten?

10. Der Bundestag hat ein neues Lieferketten-Gesetz beschlossen. Erwartet BAYER dadurch mehr Schwierigkeiten bei der Beschaffung?

11. Was für Arznei-Stoffe bezieht der Konzern aus Indien und aus China?

12. Auf was für Bereiche haben sich im letzten Jahr BAYERs Lobby-Aktivitäten in Berlin konzentriert?

13. Auf was für Bereiche haben sich im letzten Jahr BAYERs Lobby-Aktivitäten in Brüssel konzentriert?

14. Die Produktion des Glyphosat-Vorproduktes Phosphor am Standort Soda Springs schädigt die Umwelt massiv. 2.670 Tonnen chemischer Abfälle fielen dabei im Jahr 2019 laut der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA ab. Die eigentliche Glyphosat-Produktion in Luling war sogar mit 8.300 Tonnen Kobalt, Kupfer, Nickel, Ammonium und anderen Stoffe dabei. Wie sehen die Zahlen für 2020 aus?

15. Der Tagebau zur Gewinnung von Phosphorit, das der Konzern zur Herstellung des Glyphosat-Vorproduktes Phosphor braucht, setzt giftige Stoffe wie Selen, Arsen, Uran, Radium und Radom frei. Gegen diese gesundheitsgefährdende Umweltverschmutzung klagten Indigene zusammen mit der US-amerikanischen Umweltbehörde. Es kam zu einem Vergleich, und BAYER stimmte einer Entschädigung zu. Wie viel Geld zahlte der Konzern?

Margret-Rose Pyka, 1. Vorsitzende des BdD-Bund der Duogynongeschädigten e. V.

Im Namen der Mitglieder unseres Vereins richte ich folgende Frage an die BAYER AG mit entsprechender Einführung:

Nachdem im Falle von DUOGYNON® – einem millionenfach verkauften Schwangerschaftstest – jahrzehntelang die Pharmakokinetik bewusst unterdrückt wurde, um Regressforderungen zu unterlaufen, obwohl es sich bei den Inhaltsstoffen Ethinylestradiol und Norethistheronacetat um wohldefinierte Substanzen, aber auch teratogene, d. h. fruchtschädigende Sexualhormone handelt, dürften Ihnen die folgenden Berechnungen, die auf Angaben Ihrer BAYER AG basieren, bekannt sein:

Bei Einnahme der von SCHERING vorgeschriebenen zwei Dragees DUOGYNON® befanden sich bereits in 1 ml Blut der Schwangeren:

48,8 Billionen Moleküle des teratogenen Ethinylestradiols sowie 354 Billionen Moleküle des hochtoxischen NET-4ß,5ß-epoxids (Norethisteron), was einem Mordanschlag auf die Schwangere und den Embryo gleichkommt.

Damit geht es nicht mehr um Wahrscheinlichkeiten sondern um Kausalitäten, die naturwissenschaftlich seit Jahrzehnten bewiesen sind.
Um endlich Bewegung in die festgefahrene Sache zu bekommen, werden wir Ihnen bzw. Ihrem Pressesprecher, Herrn Oliver Renner, in den nächsten Tagen per Einschreiben eine ca. 80-seitige Expertise zum Medikament DUOGYNON® zukommen lassen. Herr Renner kann es dann an Ihre Spezialisten, die entsprechenden Chemiker, die bislang nie zu Wort kamen, weiterleiten.
Wir gehen davon aus, dass vier Wochen reichen, um die vier Möglichkeiten, wie die eingesetzten Substanzen die DNA schädigen, nachzuvollziehen. Sollten Sie an den Ausführungen Kritik äußern wollen, so haben Sie die Möglichkeit, es ebenso in chemischer Zeichensprache und auch nur auf diesem Wege zu tun.
Nach Ablauf der Zeit würden wir diese Expertise zusammen mit Ihrer Einschätzung, die der BAYER AG, in Begleitung von Pressevertretern erörtern.
Die schuldlosen Opfer haben es verdient, dass Ihr sinnloses Leiden endlich anerkannt und kompensiert wird, soweit es kompensiert werden kann, denn die in Duogynon® eingesetzten Substanzen besitzen erwiesenermaßen das Potential für kongenitale Schäden.
Bisher weisen Sie jeglichen Zusammenhang zwischen der Einnahme von Duogynon® und der Art der aufgetretenen Schäden zurück. Bedeutet das im Umkehrschluss, dass Sie als führender Chemie- und Pharmaweltkonzern, für DUOGYNON® das Naturgesetz: Elektrophile und Nukleophile reagieren miteinander, aufgehoben haben ?
Nachdem ich weiß, dass Sie die weltbesten Chemiker in Ihrem Haus haben, dürfte Ihnen die Antwort, die nur ja oder nein lauten kann, nicht schwer fallen.

Andre Sommer, Netzwerk Duogynon e. V.

1.) Warum hat BAYER bis heute nie mit den Betroffenen direkt gesprochen. Sogar ein Richter des Landgerichtes Berlin hatte dies 2010 angemahnt!

2.) Warum hat BAYER die Einrede der Verjährung benutzt, um den Prozess im Fall DUOGYNON zu gewinnen?

3.) In England steht BAYER aktuell wegen DUOGYNON vor Gericht. Ist es nicht an der Zeit, mit allen Betroffenen zu sprechen und der sozialen Verantwortung nachzukommen?

4.) Gesundheitsminister Jens Spahn hat ein Forschungsprojekt zu DUOGYNON auf den Weg gebracht. Dabei sollen auch die engen Beziehungen, welche die jetzige BAYER-Tochter SCHERING zum damaligen Bundesgesundheitsamt unterhielt, untersucht werden. Wird BAYER diese Aufklärung mit der Bereitstellung sämtlicher interner Unterlagen unterstützen?

5.) Das von Jens Spahn initiierte Forschungsprojekt wird die Fehler der Behörden und von SCHERING bei „fairer“ Auftragsvergabe eindeutig aufzeigen. Werden Sie dann endlich einem Entschädigungsfonds zustimmen und beitreten?

(6.) Wenn die Aktenlage so klar ist, wie BAYER immer behauptet, warum stellt BAYER dann nicht sämtliche interne Akten zur Verfügung?

7.) DUOGYNON wurde, trotz zahlreicher Warnungen, bewusst am Markt gelassen. Wir besitzen viele Unterlagen aus dem Berliner Landesarchiv, die dies eindeutig beweisen. Nach Contergan hätte ein Medikament, welche im Verdacht, steht Missbildungen auszulösen, sofort vom Markt genommen werden müssen. Wann übernehmen Sie endlich Verantwortung dafür?

8.) Die Betroffenen versterben an Folgeoperationen, und die Elterngeneration verstirbt aufgrund des Alters. SCHERING hat riesige Gewinne mit DUOGYNON und anschließend mit den Antibabypillen gemacht (selbe Inhaltsstoffe). Wie können Sie ruhig schlafen und weiter keine Verantwortung für die Fehler von SCHERING übernehmen? Wie können Sie dabei zusehen, dass die Menschen langsam versterben, weil Sie diese Produkte benutzt haben?

Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) e.V., Aurelia Stiftung, Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), Gen-ethisches Netzwerk (GeN).

Neue Gentechniken:

1) An welchen Pflanzen/Eigenschaften arbeitet BAYER konkret mit den neuen Gentechnik-Verfahren (CRISPR, ODM, TALEN, Zink-Finger), und in welchem Stadium der Entwicklungspipeline sind diese (Forschung, Gewächshaus …).
2) Bei welchen neuen Gentechnik-Pflanzen geht BAYER davon aus, die sie in den nächsten 3-5 Jahren freigesetzt oder kommerziell angebaut wer­den? Welche Eigenschaften haben sie? In welchen Ländern ist eine Freisetzung oder ein Anbau geplant?
3) BAYER arbeitet mit unterschiedlichen Methoden an einer niedrig wachsenden Maissorte. Während eine konventionell gezüchtete Sorte in Mexiko in einem Pilotprojekt eingeführt wurde, versucht der Konzern auch, mit biotechnologischen Methoden eine Kurzstengeligkeit zu erreichen. Warum wird parallel gearbeitet? Wie viel Forschungsinvestitionen wurden in die jeweiligen Züchtungsrichtungen gesteckt? Kommen weitere konventionell gezüchtete Sorten auf den Markt? Wann? Wann wird mit der Kommerzialisierung eines GV-Mais (welches Verfahren) gerechnet?
4) Welche Unternehmen hat BAYER in den letzten 2 Jahren im Bereich Landwirtschaft aufgekauft, an welchen Schwerpunkten arbeiten diese jeweils?
5) Mit welchen Biotechnologieunternehmen/Start-ups/Forscher*innen ist BAYER Kooperationen im Bereich Gentechnik/Genom Editing eingegangen? Welche Schwerpunkte haben die Verträge? Mit welchen Vereinbarungen und wie hoch sind die Lizenzzahlungen?
6) Es heißt, die neuen Gentechnik-Verfahren seien billiger. Welche Kosten muss BAYER für die Zulassung eines „normalen“ gv-traits in den USA zahlen? Und mit welchen Kosten rechnet BAYER –im Vergleich – bei der neuen Gentechnik?
7) BAYER behauptet von sich, es sei ein verantwortungsbewusstes Unternehmen, Transparenz sei ihm wichtig. In welchen Verbänden, Gremien und Initiativen arbeitet BAYER für eine Deregulierung im Bereich Gentechnik bzw. für eine Herausnahme der neuen Gentechnik aus dem geltenden Rechtsrahmen?
8) Wie hat sich BAYER an den Konsultationen der EU-Kommission zur Ausgestaltung der farm2fork-Strategie und der Studie zu „new genomic techniques“ beteiligt? Hat BAYER bei den Konsultationen selbst Eingaben gemacht, bzw. welche Verbände, in denen BAYER Mitglied ist, haben an den Konsultationen teilgenommen?
9) In welchem Umfang (Budget, Zahl der Veranstaltungen bzw. Gespräche) hat BAYER im Zeitraum der genannten Konsultationen Lobbyarbeit in Richtung EU-Kommission gemacht, entweder in eigenem Namen oder durch Teilnahme von BAYER-Mitarbeitern an Terminen von Verbänden, in denen BAYER Mitglied ist? Wie viel wendete BAYER im vergangenen Jahr für die Mitgliedschaft in Verbänden auf?
10) Wie viele BAYER-Mitarbeiter sind als BAYER-Vertreter oder als Vertreter von Verbänden, in denen BAYER Mitglied ist, im Transparenzregister der Europäischen Union registriert und haben damit Zugang zu Mitgliedern der Europa-Parlaments und EU-Kommission?
11) Wie und mit welchem Budget unterstützt BAYER nicht als Verbände organisierte, registrierte Initiativen und Think Tanks wie Re-Imagine Europa, bzw. unter Re-Imagine Europa gegründete Gremien wie die „Taskforce on Sustainable Agriculture & Innovation“ und ist die Unterstützung (personell und finanziell) im vergangenen Jahr angewachsen?
Alte Gentechnik
1) Woran arbeitet BAYER im Hinblick auf die alten Gentechnik-Verfahren und welche Produkte sind in der Zulassung bzw. sollen in den nächsten 5 Jahren auf den Markt kommen? Gerne aufschlüsseln nach Pflanze/Eigenschaft/Einzel-Event oder stacked Event?/Stand der Kommerzialisierung/welche Anbauländer sind geplant?

Mikroben & neue Gentechnik

1) BAYER arbeitet auch biotechnologisch an der Veränderung von Mikroben/mikrobiellen Produkten – woran genau wird gearbeitet (Bereich Landwirtschaft/Ernährung), mit welchen Kooperationspartnern und wie ist der Entwicklungsstand jeweils?
2) Woran arbeitet Joyn Bio genau? Mit welchen Verfahren wurden welche Mikroben und welche Gene verändert? Wie ist der Stand der Forschung – in den einzelnen Produkten? Wann sollen sie kommerzialisiert werden?

RNA-Interferenz

1) Auf der letzten HV bekundete der Konzern, er arbeite auch an „RNA-Interferenz“. An welchen Produkten wird konkret gearbeitet? Um welche Pflanzen mit welchen Eigenschaften handelt es sich? Sind einzelne Produkte schon auf dem Markt erhältlich? Welche mit welchen Eigenschaften? Wo werden sie verwendet und in welchem Umfang? Wo und in welchem Umfang finden Freisetzungsversuche statt? Wann ist mit einer Kommerzialisierung zu rechnen? Wie viele Patente sind dazu angemeldet?
2) Hat BAYER Studien beauftragt, welche die gesundheitliche Unbedenklichkeit für den Menschen von Honig mit RNA-Rückständen belegen? Wenn ja, welche Studien sind das?
3) Bei SmartStax-pro soll die RNA-Interferenz genutzt werden, um die Pflanzen gegen den Maiswurzelbohrer resistent zu machen. Das ging ja auch schon mit der alten Gentechnik. Warum wird RNAi genutzt? Bei Smart Stax wird dsRNA zum Gene Silencing produziert. Der Molekularbiologe Prof. Jack A. Heinemann weist in seiner Studie „Should dsRNA treatments applied in outdoor environments be regulated?“ darauf hin, dass dsRNA das Erbgut verändert. Welche konkreten Vorkehrungen hat BAYER getroffen, um auszuschließen, dass die genannten mutagenen Veränderungen durch RNAi-Sprays ausgelöst werden?
4) Durch RNAi induzierte Veränderungen in Organismen können über viele Generationen hinweg vererbt werden. Wie will BAYER ausschließen, dass ungewollte transgenerationale Effekte durch RNAi-Sprays ausgelöst werden?
5) Was bedeutet „Biodirekt-Technologie“? Wo wird sie angewendet?
6) Plant BAYER seinen dsRNA-Wirkstoff BioDirect™ für Bienen zur Varroa-Bekämpfung in Europa auf dem Markt zu bringen? Und wenn ja, wann? Wie wirksam ist er?
7) Hat BAYER rechtlich geprüft, ob Honig, der von mit BioDirect™ behandelten Bienen stammt, als GVO-Honig gekennzeichnet werden muss?
8) Auf der HV 2020 hat der BAYER-Konzern gesagt, er würde auch Versuche mit der Varoa-Milbe machen. An was genau forscht BAYER und wie weit sind die Produkte in der Kommerzialisierung? Mit welchen Bieneninstituten arbeitet BAYER zusammen; um Sicherheitsbedenken auszuschließen?
9) Arbeitet BAYER an RNAi-Produkten, die durch das Paratransgenese-Verfahren skaliert werden sollen? Wie beispielsweise RNAi-produzierende Bienen-Darmbakterien zur Varoa-Bekämpfung?
10) Arbeitet BAYER an einer Roundup-Formulierung mit dsRNA zur Beseitigung von Resistenzen gegen Glyphosat? Wann ist mit einer solchen Formulierung zu rechnen?

Konventionelles Saatgut

1) Welche Forschungs- und Kommerzialisierungsaktivitäten gibt es bei BAYER mit traditionellen Züchtungsverfahren (Kreuzung/Selektion) – bei welchen Pflanzen, mit welchen Eigenschaf­ten? Wann wird mit welchen neuen Sorten gerechnet? Wie viel Prozent des Forschungs­volumens für Züchtungsaktivitäten geht in den Bereich der konventionellen Züchtung?
2) Wie groß ist Umsatz-Anteil von BAYER im Agrargeschäft? Wieviel Prozent ist davon der Saat­gut-Bereich? Wie viel davon konventionell gezüchtetes? Wie viel neue und alte Gentechnik? Wie viel Prozent macht der Pestizid-Bereich aus? Wie hoch ist dabei der Anteil von Glyphosat und Dicamba?

Aus der letzten HV / Forschungsstand

1) Der BAYER-Konzern hat in der letzten HV angegeben, er hätte 50 Projekte in der Forschung. Bitte nach Branchen aufteilen. Wie viele sind davon Pestizide, Biologica, konventionelles Saatgut, GV-Saatgut? Wie viel Digitalisierung in der Landwirtschaft?

Glyphosat

1) Wie ist der aktuelle Stand der Klagen gegen Glyphosat (wie viele insgesamt, wie viele sind nicht durch den angestrebten Vergleich gedeckt?). Welche Summen haben die Kläger*innen erhalten (Minimum/Maximum)?
2) Wie ist der Stand der Vergleichsverhandlungen? Was macht BAYER wenn auch der dritte Vorschlag abgelehnt wird?
3) BAYER hat sich entschieden im Fall Johnson von einer Berufung abzusehen. Wird BAYER bei den beiden weiteren zwei Prozessen, die in der ersten Instanz verloren gingen, Berufung einlegen? Wie ist der Zeithorizont? Welche Verfahren stehen noch aus, die aufgrund der Vergleichsverhandlungen verschoben worden sind? Wie viele Kanzleien/Klage-Vertreter haben einen Vergleich abgelehnt?
4) Welche Aktivitäten unternimmt BAYER, um die von ihm und von Syngenta angestrebte Neuzulassung von Glyphosat medial/politisch zu forcieren? Wie geht der Konzern mit der klaren Ablehnung der Verbraucher*innen um und wie mit der aus Biodiversitätsverlust-Gründen klaren Tatsache, dass die Zeit der Totalherbizide vorbei ist? Wie ist die ethische Begründung des Konzerns dafür, dass er weiter auf Glyphosat setzt, obwohl zahlreiche Menschen an Krebs durch Glyphosat erkrankt sind?
5) Wie viele Patente hat BAYER noch auf Glyphosat (-Produkte) – und wann endet deren Laufzeit? Wie viele Patente hat BAYER auf Glyphosat-Produkte (oder entsprechendes Saatgut oder andere Anwendungen) angemeldet?
6) Welche Strategie wird BAYER verfolgen, um Glyphosat mehr Akzeptanz zu verschaffen?
7) An welchen Alternativ-Produkten arbeiten sie? Wann rechnen sie mit Marktreife?
8) Wie ist der Stand der Klagen von Investoren gegen BAYER mit dem Vorwurf, dass BAYER die Prozessrisiken im Zusammenhang mit dem Monsanto-Deal verschwiegen und damit kapitalmarktrechtliche Ad-hoc-Pflichten verletzt habe. Im Januar wurden zwei Klagen am Landgericht Köln bekannt (die New Yorker Investmentgesellschaft Kingstown Capital Management fordert knapp 37 Millionen Euro Schadensersatz (Az. 22 O 313/20) – und der britische Investor Worshipful Company Of Carmen Benevolent Trust, der einen Kursdifferenzschaden geltend macht, dessen Höhe in das Ermessen des Gerichtes gestellt wird). Gibt es weitere Klagen? Wann ist mit den Verhandlungen zu rechnen?

Dicamba

1) Auf wie vielen Hektaren werden Dicamba-resistente Soja- und Baumwoll-Pflanzen – und in welchen Ländern angebaut? Wie weit ist die angestrebte Marktzulassung von Dicamba-resistentem Mais?
2) Wie ist der Stand bei der Barder-Farm-Klage? Wird BAYER in Berufung gehen?
3) 2020 gab es 170 Klagen von Farmern in den USA. Wie ist der Stand aktuell – in den USA und anderen Ländern? Welche Nutzpflanzen/Ökosysteme sind auf wie vielen Hektaren betroffen, weil die Ernte/Pflanzen zerstört wurden?
4) Wie ist der Stand der Vergleichsverhandlungen hier? Welche Summen haben die Farmer bekommen (insgesamt)?

Digitalisierung

1) Auf der BAYER-HV von 2020 wurde gesagt, ClimateView arbeitet an THG-Einsparungen. Was genau machen sie? Wie hoch ist das Einsparungspotenzial? Wie wird das berechnet – was sind die Vergleichsparameter?
2) BAYER arbeitet an einem Hybrid-Reis für salzige Böden und Trockenheit. Wie wurde dieser gezüchtet? Wann wird er kommerzialisiert und wo? Dieses Projekt wurde unter dem Punkt „Digitalisierung“ vorgestellt – warum?
3) Auf wie vielen Hektaren wird ClimateView eingesetzt? Wie viele Landwirte nutzen es, jeweils in welchen Ländern? Was kostet die Anwendung? Welche Kooperationsprojekte sind daran beteiligt? Wie stellt BAYER die Datenhoheit der Farmer sicher?
4) Wie steht es mit den anderen Plattform-Produkten von BAYER? Seed Advisor? FieldView? Welche gibt es noch? In welchem Umfang werden sie jeweils angewendet? (auf wie vielen Hektaren/wie viele Landwirte). Was genau bietet der Konzern an?
5) An welchen wird geforscht? Wie hoch sind die Investitionen?
6) Welche Kooperationen ist BAYER mit den Tech-Konzernen Amazon, Google, Facebook etc. zuletzt eingegangen bzw. welche Planungen gibt es?
Anteilseigner
1) Wie hoch ist der Anteil der 10 größten Anteilseigner und um welche handelt es sich?

Brigitte Hincha, Erzieherin, Vorstandsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren

1.) Die Risiken und Nebenwirkungen der BAYER-Produkte beeinflussen nunmehr auch das Konzern-Ergebnis negativ. Nicht nur Glyphosat ist da zu nennen, sondern auch das Pestizid Dicamba, die Industrie-Chemikalie PCB und die Sterilisationssspirale ESSURE. Wegen diverser Schadensersatz-Ansprüche von Geschädigten dieser Erzeugnisse musste der BAYER-Konzern in seine Bilanz „Sonderaufwendungen“ von über 23 Milliarden Euro einstellen. Warum führt das trotzdem nicht dazu, dass er seine Geschäftspolitik radikal ändert und die Sicherheit seiner Schöpfungen sorgfältiger prüft?

2.) BAYER gehörte zu den Mitgründern der IG FARBEN. Dieser Konzern war eng mit dem NS-Staat verwoben. IG-Manager entwickelten für Hitler den Vierjahresplan zur Kriegsvorbereitung; Otto Ambros hatte sogar die Position des Wehrwirtschaftsführers inne. Das Unternehmen lieferte dem „Dritten Reich“ die wichtigsten Kriegsgüter und unterhielt in Auschwitz ein eigenes KZ. Auch die Mordwaffe lieferten die IG FARBEN: Das Zyklon B kam von ihrer Tochter-Gesellschaft DEGESCH. Trotzdem behauptet BAYERs 1988 erschienene Firmen-Chronik „Meilensteine“, die IG-Leitung hätte nicht gewusst, dass das Gift aus dem eigenen Firmen-Geflecht stammte, weil die DEGESCH weitgehend selbstständig operierte und nicht der Kontrolle der IG unterlag. Hält BAYER diese Behauptung auch heute noch aufrecht?

3.) Eine neue Studie hat noch einmal neue Beweise dafür erbracht, dass der BAYER-Konzern in den 1950er und 1960er Jahren Heimkinder als Versuchskaninchen für Medikamenten-Tests missbraucht hat. Ist BAYER jetzt endlich bereit, Verantwortung dafür zu übernehmen und sich zu Entschädigungszahlungen bereitzuerklären?

4.) BAYERs Magenmittel IBEROGAST kann schwerwiegende Leberschäden verursachen. Es kam sogar schon zu Todesfällen. Deshalb nahm die Kölner Staatsanwaltschaft Ermittlungen wg. „fahrlässiger Tötung“ auf. Wie ist hier der aktuelle Stand?

5.) Im Zuge der MONSANTO-Übernahme musste der BAYER-Konzern sich auf Anordnung der EU-Wettbewerbsbehörde von Teilen seines Agrochemie-Geschäfts trennen, da er sonst den Markt noch stärker dominiert hätte. Darum verkaufte der Global Player seine gen-manipulierten Raps-, Soja- und Baumwoll-Pflanzen der „LIBERTY LINK“-Baureihe sowie das auf diese Labor-Kreationen abgestimmte Herbizid Glufosinat, die Gemüsesaatgut-Sparte, Saatgutbehandlungsmittel wie PONCHO und seine Plattform für digitale Landwirtschaft an die BASF. 7,6 Milliarden Euro zahlte diese dafür und übernahm dabei auch einen Großteil der Belegschaft. Die Chemie-Firma fühlt sich bei dem Deal jedoch von BAYER übervorteilt. Besonders bei den Personal-Kosten hat BAYER nach Ansicht der BASF mit falschen Zahlen operiert. Darum strengte die BASF in der Sache ein Schiedsverfahren an. Wie ist hier der aktuelle Stand?

6.) Der BAYER-Konzern vertreibt in den Ländern des globalen Südens viele Pestizide, die hierzulande wegen ihrer Gesundheitsschädlichkeit keine Zulassung (mehr) haben. Nach einer Studie von INKOTA und MISEREOR sind es allein in Brasilien zwölf und in Südafrika sieben. Eines der inkriminierten Pestizide – Carbendazim – will das Unternehmen in Zukunft nicht mehr vermarkten. Plant es weitere Schritte?

7.) Welche von den sieben hierzulande verbotenen, in Südafrika vertriebenen Pestiziden Carbofuran, Oxadiazon, Probineb, Pyrosysulfone, Thiadiazuron, Thiodicarb und Triadimenol produziert BAYER in Deutschland und an welchen Standorten? Und welche von den zusätzlich in Brasilien zum Verkauf stehenden wie Cyclanilid, Ethiprole, Ethoxysulfuron, Fenamidon, Indaziflam, Thiram und Ioxynil?

Marius Stelzmann, Geschäftsführer der Coordination gegen BAYER-Gefahren

1. Zu dem neuesten juristischen Winkelzug, den sich der BAYER-Konzern in Sachen „Glyphosat“ ausgedacht hat, gehört, ein schon gewonnenes Verfahren anfechten zu lassen, um erst vor einer höheren Instanz Recht zu bekommen. Er erhofft sich nämlich ein Grundsatz-Urteil zu seinen Gunsten, das ihm dann künftige Entschädigungsklagen vom Leib halten würde. Den besagten Prozess hatte John Carson im Jahr 2017 angestrengt. Er warf BAYER vor, auf den Glyphosat-Verpackungen nicht vor den Gefahren gewarnt zu haben, die von dem Mittel ausgehen. Damit kam er aber nicht durch. Der Richter verwies darauf, dass die US-amerikanische Umweltbehörde EPA Krebs-Warnhinweise auf Glyphosat-Produkten abgelehnt hatte und gab BAYER Recht. Dies will sich der Konzern nun vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten bestätigen lassen. Dazu muss die juristische Auseinandersetzung aber weiterlaufen. Deshalb verfiel das Unternehmen auf die abstruse Idee, Carson Geld dafür zu zahlen, in Berufung zu gehen. Meine Frage hierzu: Wie hoch war der Betrag?

2. BAYER versucht sich an der Quadratur des Kreises. Der Konzern will Glyphosat aus Profit-Gründen weiter am Markt halten, aber nicht weiter für die gesundheitlichen Folgen einstehen, die das unweigerlich mit sich bringt. Mit allen Mitteln versucht er Klagen von zukünftigen Krebskranken zu verhindern. Wann sieht BAYER endlich ein, dass es nur dann keine Glyphosat-Klagen mehr geben wird, wenn es auch kein Glyphosat mehr geben wird?


Set the date we‚re counting down to
var countDownDate = new Date(„April 27, 2021 09:00:00“).getTime();

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Get today‘s date and time
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Find the distance between now and the count down date
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Time calculations for days, hours, minutes and seconds
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Display the result in the element with id=„demo“
document.getElementById(„demo“).innerHTML = days + „Tage “ + hours + „Stunden “
+ minutes + „Minuten “ + seconds + „Sekunden “;

// If the count down is finished, write some text
if (distance < 0) {
clearInterval(x);
document.getElementById(„demo“).innerHTML = „EXPIRED“;
}
}, 1000);

[Philipp Mimkes] Hauptversammlung 2011

CBG Redaktion

Rede Philipp Mimkes, Bayer HV 2011 (z.T. Stichpunkte)

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,

mein Name ist Philipp Mimkes, ich bin von Beruf Physiker, und ich spreche zu den Gegenanträgen der Coordination gegen BAYER-Gefahren;

Ich beginne mit einem Thema, das viele von uns bewegt:

Atomkraft
Ich möchte daran erinnern: der BAYER-Konzern war schon in 50er Jahren eine der treibenden Kräften bei der Einführung der Kernenergie in Deutschland.
U.a. war BAYER im Präsidium des Deutschen Atomforums vertreten. Plan des Atomforums: bis zu 500 Reaktoren in Deutschland => dies blieb uns zum Glück erspart

· Dieser Tradition blieb Werner Wenning treu: im August unterzeichnete Wenning den Aufruf an Bundesregierung für längere Laufzeiten.
· Vor allem aufgrund des Drucks der Industrie wurden die Laufzeiten deutscher Kernkraftwerke drastisch verlängert.

Wir alle wissen: Laufzeitverlängerung war Fehler
BAYER trägt hierfür Mitverantwortung => auch deswegen lehnen wir die Entlastung des Vorstands ab

Liebe Aktionäre,
Fukushima zeigt: das Undenkbare ist (leider) möglich
Wir haben es häufig an dieser Stelle betont: auch hierzulande kann es Katastrophen geben: Erdbeben, Flugzeugabstürze oder Anschläge.

ð Daher fordern wir: Bayer muss aus der Phosgen-Chemie aussteigen.
ð Das Risiko, jährlich hunderttausende Tonnen eines Giftgases zu produzieren, ist schlichtweg zu hoch.
ð zur Erinnerung: Phosgen war im 1. Weltkrieg Kampfgas;
ð Insbesondere darf BAYER bei der geplanten Erweiterung der Produktion von MDI und TDI in Dormagen bzw. Brunsbüttel nicht auf Phosgen-Technik setzen

Zu jedem Zeitpunkt der Produktion befinden sich Dutzende Tonnen Phosgen in der Anlage

In der Kunststoff-Produktion bei Bayer gab es mehrfach schwere Explosionen, zuletzt 2x in Baytown/Texas

Der TÜV Rheinland kam in einem worst case Szenario zu dem Ergebnis: Falls derartige Explosion zu Austritt des gesamten Phosgens in einer Anlage führt => das Leben Tausender Anwohner und Mitarbeiter in Gefahr

Herr Dekkers: Sie sind Chemiker. Sie wissen: Kunststoffe lassen sich ohne Phosgen produzieren.

Konkurrent SABIC macht es vor: Polycarbonate werden mit phosgenfreien Verfahren hergestellt.
Das kann und muss Bayer auch hinkriegen!

Fukushima zeigt: wir müssen Risiken minimieren, wo es möglich ist
ð Polycarbonat ó phosgenfreie Herstellung schon jetzt möglich
ð Dies gilt natürlich auch für die Kohlenmonoxid-Pipeline (diese ist überflüssig – Steam Reformer lässt sich auch in Krefeld bauen)
ð Gilt auch für Polyurethan: Umstellung schwieriger, aber im Labormaßstab bereits möglich

Anfang März hat BAYER angekündigt, in Dormagen ein Polyurethan-Forschungslabor zu bauen.

Wir fordern Sie auf, alle Anstrengungen darauf zu konzentrieren, eine phosgenfreie Produktion von Kunststoffen zur Serienreife zu bringen.
Vorher sollten keine neuen Anlagen gebaut werden

Produktion Institute / West Virginia

Institute ist das einzige Werk in USA, in dem neben Phosgen auch große Mengen des Bhopal-Gas MIC gelagert werden
ð worst case Szenario der Behörden: im Falle eines GAUs in einem Umkreis von mehreren Kilometern tödliche Vergiftungen
unsere langjährige Forderung: in Institute auf Phosgen- und MIC-freie Verfahren umstellen.

Herr Dekkers,
Ihr Vorgänger, Herr Wenning, hat mir an dieser Stelle mehrfach entgegnet: die Produktion in Institute ist vollkommen sicher; die Verwendung von MIC und Phosgen problemlos.
Vor zwei Jahren: schwerer Störfall im Werk mit Todesopfern.

US-Aufsichtsbehörde Chemical Safety Board (CSB) hat im Januar den Untersuchungsbericht veröffentlicht:
ð demnach führten gravierende Sicherheitsmängel zu der Explosion.
ð Dr. Moure-Eraso, Vorsitzender der CSB: „Ein Austritt signifikanter Mengen MIC hätte tödliche Folgen haben können. Diese Sorge wurde von den Anwohnern legitimer Weise seit Jahrzehnten geäußert.“ Und weiter: „Der Tod der Arbeiter ist umso tragischer, als er hätte vermieden werden können.“

so falsch kann unsere Forderung also nicht gewesen sein, wenn sich nun auch US Kongress und das Chemical Safety Board unserer Bewertung anschließen.

vor einem Monat hat BAYER eine Kehrtwende bekannt gegeben: die Produktion von MIC und Phosgen in Institute wird beendet.
ð Herr Dekkers: ich beglückwünsche Sie zu dieser richtigen Entscheidung
ð Zugleich fordere ich Sie auf, den rund 200 betroffenen Mitarbeitern Ersatz-Arbeitsplätze anzubieten

Bayer ist hochprofitabel => die Arbeiter dürfen nicht die Fehler des Managements ausbaden!

Werk Krefeld

In Krefeld halten Sie an Ihren Plänen fest, ein gigantisches Kohlekraftwerk zu bauen.

Ethik-Kommission „Sichere Energieversorgung“ hingegen kommt zu dem Ergebnis: Gas ist der einzige fossile Energieträger, der als Übergangstechnologie in das regenerative Zeitalter taugt: Verhältnismäßig geringer CO2-Ausstoß + weniger Schadstoffe als andere fossile Energieträger

Hingegen: das in Krefeld geplante Kohlekraftwerk ist ein wahrer Klimakiller: 4,4 Mio Tonnen CO2-Ausstoß pro Jahr; hohe Emission von Schadstoffen wie Schwefeldioxid, Stickoxiden, Schwermetallen und Feinstaub.

Gaskraftwerk in Krefeld: Umsetzung wäre vergleichsweise schnell möglich,
Umweltverbände und Bürgerinitiativen würden zustimmen, sofern
ð Kraftwärmekopplung und
ð unter der Bedingung, daß alle alten Kohlekessel (z.T. länger als 50 Jahre in Betrieb) abgestellt werden.

Gaskraftwerk deutlich schneller zu bauen und deutlich günstiger.
Herr Dekkers: Unterstützen Sie eine solche umweltfreundlichere Planung?

Krefeld: Müllverbrennung
Schon jetzt: Bayer-Tochter Currenta verbrennt Müll in bestehenden Kohlekesseln
ð billige Müllentsorgung -- Kohlekraftwerke niedrigere Emissions-Standards als MVA
ð nun soll Müll-Anteil verdoppelt werden; bis zu 25% des Brennstoffs Gewerbemüll

Billig-Müllverbrennung führt zu erhöhtem Schadstoffausstoß und ist daher abzulehnen.
Herr Dekkers: wir fordern Sie auf, die Emissionen zu reduzieren und auf weitere Müllverbrennung zu verzichten

Fragen zu Entsorgung von PCB
Skandal um Firma „Envio“ in Dortmund: hunderte Arbeiter mit PCB kontaminiert

ehem. Envio-Mitarbeiter haben uns mitgeteilt: PCB-belastetes Öl wurde bei Bayer verbrannt
Ist dies zutreffend? Welche Mengen?

Wie viele Fremdfirmen haben im vergangenen Jahr welche Mengen Giftmüll an Bayer geliefert?
Welche Mengen Sondermüll wurden bei Bayer insgesamt verbrannt?

Klasse I Pestizide

Herr Dekkers
Ihr VorVorgänger Manfred Schneider, der heute neben Ihnen sitzt, hat 1995 versprochen, die gefährlichsten Pestizide (WHO-Gefahrenklasse I: extrem gefährlich) bis 2000 vom Markt nehmen
Das Versprechen wurde leider gebrochen.

Immerhin hat BAYER Ende 2010 den Verkauf von Endosulfan eingestellt => eine der gefährlichsten Agrochemikalien überhaupt. Besonders in Ländern des Südens beinahe täglich Todesfälle durch Endosulfan

Ebenfalls Ende 2010: BAYER hat Vertrieb der Uralt-Pestizide Nemacur und Mocap eingestellt
Beide: WHO-Gefahrenklasse I; In Deutschland seit langem verboten.

An dieser Stelle möchte ich daran erinnern: Nemacur ist die wahrscheinliche Ursache des sog. „toxischen Öl-Syndroms“ in Spanien, das Anfang 80er Jahre mindestens 300 Menschenleben forderte

Leider: Produktion von Nemacur und Mocap wurde nicht beendet. Die Anlagen wurden an die US-Firma Amvac verkauft.

Einzig verantwortliche Lösung => BAYER hätte die Produktion bedingungslos einstellen müssen, statt diese Ultragifte jetzt noch profitabel zu verkaufen.

Frage: welche Klasse I-Wirkstoffe sind bei Bayer weltweit noch im Sortiment?
Wann wird der Vertrieb endgültig eingestellt (bitte einzeln für jeden Wirkstoff)?

Forderung: Stellen Sie die Produktion aller Klasse I Pestide ein!
Anlagen schließen, nicht verkaufen!

Marketing-Kosten
Der BAYER-Geschäftsbericht ist an manchen Stellen sehr ausführlich, woanders erstaunlich knapp
Bsp. Seite 187, wo wir ganze acht Zeilen für den Posten „Vertriebskosten“ finden.

Immerhin handelt es sich um Kosten in Höhe von fast neun Milliarden Euro!
U.a. 2 Mrd Euro für Werbung und Kundenberatung, 4 Milliarden Euro für Innen- und Außendienst, eine Milliarde für Distribution.

25% Ihrer gesamten Kosten: auf acht Zeilen abgehandelt; nirgendwo im Geschäftsbericht werden diese Summen weiter aufgeschlüsselt!

in solch schwammigen Posten versteckt sich der gesamte Graubereich des Marketings, insb. im Pharmabereich:
· Kosten für Pharmareferenten;
· Anwendungs-Studien (deren Ergebnisse meist in der Schublade verschwinden);
· Zuwendungen an medizinische Fachgesellschaften und Selbsthilfegruppen.
· Medikamentenproben,
· Finanzierung von Ärzte-Kongressen, usw.

Ich möchte Sie daher – wie im Vorjahr - um eine detaillierte Aufstellung des Postens „Vertriebskosten“ bitten.
Alle Einzel-Posten oberhalb von 10 Millionen Euro offen legen; insbesondere
o Kosten von TV-Werbung,
o Werbung in Printmedien,
o Höhe der Spenden an Fachgesellschaften,
o Die eben genannten Posten: Medikamentenproben, Fortbildungen, Anwendungs-Studien, etc.

In diesem Zusammenhang: Nennen Sie uns alle Lobbyorganisationen, in denen Bayer weltweit Mitglied ist

Da es sich um umfangreiche Infos handelt, können diese auch nachgereicht werden

Herr Wenning hat die Angaben zu Marketingkosten im Vorjahr verweigert - wegen angeblicher Geschäftsgeheimnisse!

Herr Dekkers: Appell - Tun Sie es Ihrem Vorgänger nicht nach!
Andernfalls: Beschlüsse der HV anfechten lassen

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre
Wegen der Vielzahl von Missständen (nur einen kleinen Ausschnitt habe ich angesprochen), fordere ich Sie auf, gegen Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat zu stimmen

Falls Sie die HV vorzeitig verlassen:
Sie finden uns vorne links im Saal, wenn Sie Stimmrechte übergeben möchten
Gerne stehen wir für Rückfragen zu Verfügung

Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit

Antworten von Dr. Dekkers

Die wenigsten Fragen wurden beantwortet. Da insbesondere eine detaillierte Aufstellung der Marketing-Kosten verweigert wurde, hat Philipp Mimkes nach der Versammlung Widerspruch zu Protokoll gegeben, um die Beschlüsse der Hauptversammlung ggfs. anfechten zu lassen.

Einige weitere Antworten:

Phosgen sei notwendig für die Produktion von Isocyanaten, die Produktion ist sicher, Phosgen wird vor Ort verbraucht und nicht gelagert.

Zum Kraftwerk: Bayer ist nicht der Betreiber (das stimmt nicht!! Betrieben werden soll das Kraftwerk von der Bayer-Tochter Currenta!). wir sollen uns mit den Fragen an den Investor Trianel wenden.

Dekkers bestätigt, dass Bayer/Currenta Giftmüll von rund 200 Kunden „entsorgt“, im vergangenen Jahr rund 35-40.000 Tonnen Sondermüll. Darunter hätte sich „in geringem Umfang“ Giftmüll von Envio befunden.

Die Frage nach den Lobbygruppen in aller Welt (dies wären wahrscheinlich mehrere Tausend) wird nicht beantwortet. Genannt wird nur eine Handvoll: VCI, BDI, VFA

[Artikel taz] Hauptversammlung 2003

CBG Redaktion

Die echte Gefahr lauert im Schlick

Nach dem Lipobay-Skandal droht der Bayer AG schon der nächste Rechtsstreit: Norwegens Hauptstadt fordert den Chemiekonzern zu Schadenersatz auf. Das Hormongift PCB, das den Hafenschlick schwer verseucht, stamme von Bayer

aus Oslo REINHARD WOLFF

Alte PCB-Sünden könnten demnächst auf die Bayer AG zurückschlagen. Die Stadt Oslo bereitet eine Schadenersatzklage gegen den Leverkusener Chemiekonzern sowie seine belgischen und japanischen Konkurrenten Solutia und Kanegafuchi Chemicals vor. Wie weite Teile des Oslo-Fjords und andere Küstenstriche Norwegens ist das Hafenbecken der norwegischen Hauptstadt stark mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet. PCB kann Krebs erregen, die Immunabwehr herabsetzen, das Nervensystem schädigen und die Fruchtbarkeit stören.

Das PCB im Osloer Hafenbecken ist zum Teil eine Hinterlassenschaft der eigenen Industrie, zum Teil haben Meeresströmungen PCB-haltigen Schlick abgelagert. Mit neuen Analysemethoden ist es aber gelungen, spezifische PCB-Verunreinigungen konkret auf Verursacher - und auf den Hersteller - zurückzuführen. Auf diese Weise konnte nachgewiesen werden, dass erhebliche Teile der PCB-Verseuchung von Schiffsfarben stammen, in denen von Bayer produziertes PCB verwendet worden war.

780.000 Kubikmeter gifthaltiger Schlamm liegen nach einer Schätzung der norwegischen Naturschutzbehörde im Hafengebiet von Oslo. Die meterdicke Giftmixtur enthält neben PCB Quecksilber, Kadmium und Blei. PCB gilt als besonders gefährlich, weil es von Meerestieren aufgenommen wird und über die Nahrungskette wieder im menschlichen Körper landet. In Norwegen gilt PCB als eines der vordringlichsten Umweltprobleme.

Produziert wurde PCB seit den 20er-Jahren, Ende der 60er-Jahre wurden die schädlichen Folgen immer deutlicher. 1972 verbot Schweden als erstes Land Produktion wie Import. Norwegen zog 1980 nach. PCB- haltige Schiffsfarben waren jedoch nicht verboten - zum Teil sind noch jetzt Schiffe mit diesen Anstrichen unterwegs. Deswegen lehnt der japanische Konzern Kanegafuchi Chemicals alle norwegischen Schadenersatzansprüche ab. Bayer hat immerhin eine „Prüfung“ versprochen, Solutia sich bislang nicht geäußert.

In Oslo ist man der Auffassung, dass es nicht auf einen Verstoß gegen geltendes Recht ankommt. Das norwegische Schadenersatzrecht räumt der Produzentenhaftung eine starke Stellung ein. Das will die Stadt Oslo nutzen und fordert, dass die Chemiefirmen nun die Hälfte der Schlick- sanierung übernehmen - die Eigentümer der betreffenden Schiffe dürften kaum nachträglich nachzuweisen, geschweige denn verantwortlich zu machen sein.

Wie viel Geld das tatsächlich bedeutet, ist noch unklar. Eine grund-
legende Sanierung auch nur des Osloer Fjordgebiets könnte mehrere Milliarden Euro kosten. Zurzeit wird in Etappen saniert, und vermutlich wird die Stadt den Rechtsweg anhand einer Forderung für solch eine Teilsanierung - konkret 10 bis 20 Millionen Euro - „testen“. Sollte der Versuch erfolgreich sein, könnte dies allerdings eine Lawine von Folgeprozessen lostreten. Und das vermutlich nicht nur in Norwegen.

taz Nr. 7039 vom 26.4.2003, Seite 9, 101 Zeilen (TAZ-Bericht), REINHARD WOLFF

[Aktionsbericht] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Acht GegenrednerInnen belasten den Vorstand

BAYER nicht aus dem Schneider

Von Udo Hörster

Die BAYER-Hauptversammlung ist nach Ansicht des Konzern-Chefs Manfred Schneider nicht der Ort dafür, die Gründe für den Tod von über 100 LIPOBAY-PatientInnen zu erörtern. Sie ist für ihn aber sehr wohl der geeignete Ort, um die finanziellen Verluste des Pharma-GAUs bis zur letzten Zahl hinterm Komma zu beziffern und das Bilanz-schädigende Risiko von Schadensersatz-Klagen zu erwägen. Aber die acht auf Einladung der COORDINATION GEGEN BAYER-GEFAHREN (CBG) sprechenden GegenrederInnen funktionierten die AktionärInnen-Versammlung kurzerhand zu einem Ort um, an dem über LIPOBAY und die anderen gesundheitlichen, ökologischen, und sozialen “Kollateralschäden” der zügellosen Profit-Jagd gesprochen werden konnte.

“Ich spreche hier im Namen von Tausenden Opfern, die durch LIPOBAY getötet oder gesundheitlich geschädigt worden sind”. So begann der US-amerikanische Rechtsanwalt Daniel Becnel seine Hauptversammlungsrede. Er bot dem Leverkusener Chemie-Multi an, die rechtlichen schwarzen Wolken zu vertreiben, die durch die 720 anhängigen Klagen den Himmel über der Konzern-Zentrale verdunkeln. “Ist BAYER bereit, unverzüglich Verhandlungen aufzunehmen?”, fragte er. Der Pharma-Riese war nicht dazu bereit. Der Vorstandsvorsitzende Schneider antwortete ihm, dass “BAYER sich den Verfahren zur Wehr setzen” wird. Noch immer lehnt es der Konzern ab, die Verantwortung für die über 100 LIPOBAY-Toten zu übernehmen. Für den BAYER-Boss ist “nach wie vor unklar, ob überhaupt ein Zusammenhang besteht” zwischen dem Cholesterin-Senker und den Todesfällen.
Die fatalen Nebenwirkungen eines anderen BAYER-Medikamentes machte Peter Noquet zum Thema. Der Leverkusener Chemie-Multi wollte für sein Antibiotikum CIPROBAY, nach Operatiionen verabreicht, eine Zulassung auch in der oralen Dareichungsform erhalten. Die Tests an 800 Personen fielen allerdings negativ aus. Weil das Mittel nicht wirkte, starben sogar einige ProbandInnen an Infektionen. BAYER verschwieg dies den Behörden. Der an den Voruntersuchungen beteiligte britische Arzt Dr. Steven Karren hat deshalb unmittelbar nach der letzten Hauptversammlung eine Klage gegen BAYER eingereicht. Gegenüber der Kölner Staatsanwaltschaft mauert das Unternehmen allerdings munter weiter. Statt der Behörde Unterlagen über die Todesfälle zukommen zu lassen, stellte es ihr lediglich nichtssagende Dokumente zur Verfügung. Eine “Täuschung” nannte das Peter Noquet. Manfred Schneider stritt den Vorwurf natürlich ab - und schwieg weiter. Mit dem Hinweis auf das “schwebende Verfahren” verweigerte er alle Auskünfte.

Sowohl LIPOBAY als auch CIPROBAY wurden in den BAYER-Labors an Ratten getestet, bevor sie am Menschen ihre gesundheitsschädigende Wirkung entfalteten. Das sagt vieles über die Aussagekraft von Tierversuchen. Wissenschaftlich von zweifelhaftem Nutzen und tier-ethisch verwerflich - das veranlasste Melanie Bujok von SHAC (STOP HUNGINGDON ANIMAL CRUALITY zu bohrenden Fragen an die Adresse des Vorstandes. “Würde BAYER noch Tierversuche durchführen, wenn diese nicht länger gesetzlich vorgeschrieben wären?”, “Entwickelt BAYER Alternativ-Methoden?”, “Setzt BAYER sich für eine Verankerung des Tierschutzes in der Verfassung ein?”, wollte sie von den Konzern-Herren wissen. Schneider bekannte sich unverbindlich zu alternativen Test-Verfahren und wurde dann verbindlich beleidigt. Nicht geneigt, minimale moralische Standards im Umgang mit Lebewesen einzuhalten, wies er Bujoks Kritik als anmaßend zurück. Gegner zu Unrecht diffamieren “und sich selbst, weil man gegen Tierversuche ist, heilig (zu) sprechen”, warf der BAYER-Boss der SHAC-Aktivistin vor.

Wieviel Fische die BAYER-Chemikalie CLOPHEN vergiftet hat, interessierte den Vorstandsvorsitzenden an seinem letzten Arbeitstag in dieser Funktion deshalb auch nicht. Wie Tom Erik Ökland von NATURVERN, der norwegischen Sektion von FRIENDS OF THE EARTH, den AktionärInnen darlegte, haben die in Schiffsanstrichen verwendeten Polychlorierten Biphenyle (PCB) von BAYER das ganze Hafenbecken von Oslo verseucht. Auf 26 Mio. Euro beziffert die staatliche Umweltbehörde die Aufwendungen für die Reinigung. Konsequenterweise forderte Ökland den Konzern in seiner Rede auf, sich an den Kosten zu beteiligen und kündigte im Falle einer Verweigerung eine Klage an. Nach allen Erfahrungen dürfte nur eine entsprechende Verurteilung und die damit verbundene Anerkennung des Verursacher-Prinzips das Unternehmen dazu bringen, sich für die ökologischen Folgen seines Handelns zu interessieren.

Für die ökologischen Risiken der Gentechnik zu haften, braucht der Leverkusener Chemie-Multi vorerst nicht zu fürchten. Henry Mathews vom DACHVERBAND DER KRITISCHEN AKTIONÄRE UND AKTIONÄRINNEN entlarvte in seinen Ausführungen am Redner-Pult das BAYER-Argument, die umstrittene Risiko-Technologie würde das Problem des Welthungers lösen, als reine Propaganda-Lüge. “Der Welthunger ist kein Mengen-Problem, sondern ein Verteilungsproblem!”, betonte er. Für die AktivistInnen, die ihre Besorgnis über die Gefahren der Gentechnik am Morgen auf eine etwas unkonventionelle Weise zum Ausdruck gebracht hatten, zeigte Mathews deshalb vollstes Verständnis. Keines hatte er dagegen für das brutale Vorgehen des Sicherheitsdienstes, die einer Gentechnik-KritikerInnen einfach roh den Mund zuhielten und einen anderen Protestler brutal über den Boden aus dem Saal schleiften. “Das hat mit der von Manfred Schneider bekundeten Respektierung Andersdenkender und der Meinungsfreiheit nichts zu tun”, kritisierte der Geschäftsführer der KRITISCHEN AKTIONÄRE. Aber für die reine Herren-Riege des Vorstands ist Gewalt offenbar ein probates Mittel. Frauen haben in dieser Hack-Ordnung dagegen keine Chance, bei BAYER eine Führungsposition zu erlangen, monierte Henry Mathews. “Schauen Sie nur hinter mich aufs Podium, und Sie wissen, wovon ich rede”, forderte er die AktionärInnen auf. In seiner Antwort auf den Beitrag von Henry Mathews sicherte Dr. Schneider zu, den Fragen-Katolog der KRITISCHEN AKTIONÄRE umgehend zu beantworten - die CBG wird nachhaken! Unbeeindruckt zeigte sich der Profit-Profi dagegen von Mathews’ Gentech-Kritik. Obwohl das Thema “Gentechnik” nach Ansicht Schneiders in der Öffentlichkeit noch zu “erheblicher Diskussion mit spektakulären Maßnahmen” führen wird, kündigte er an, unbeirrt an der Risiko-Technologie festhalten zu wollen.

Geld genug für Investitionen in diesem Bereich hat der Konzern jedenfalls. Er zahlte nämlich für 2001 keinen Pfennig Gewerbesteuer und bekam sogar noch Körperschaftssteuer zurückerstattet. Rainer Kau von der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di wetterte gegen die ganz legalen Steuertricks des Chemie-Multis. Er rechnete vor, dass das Unternehmen gegenüber dem Vorjahr 1 Mrd. Euro an Abgaben einsparte und nur noch auf eine Steuer-Quote von 15 Prozent kommt - “davon kann ein normal Beschäftigter nur träumen”, so Kau. In dramatischen Worten schilderte der Gewerkschaftler und PDS-Politiker der AktionärInnen-Versammlung die Situation am Konzern-Sitz Leverkusen. Die Stadt ist durch die ausbleibende BAYER-Gewerbesteuer zu arm geworden, um noch Zuschüsse vom Land Nordrhein-Westfalen anfordern zu können, weil die Kommune nicht über den dafür benötigten Eigenmittel-Anteil verfügt. “Wie wird das Unternehmen künftig zu den Kommunal-Finanzen beitragen?”, fragte er Dr. Schneider, der die Antwort wieder einmal schuldig blieb. Sein Nachfolger Werner Wenning sagte immerhin soviel, dass die neue Holding-Struktur den Stadtskassen keine noch negativeren Folgen bescheren wird, was schlechthin auch nicht möglich ist, denn weniger als nichts kann man nicht einnehmen. Trotzdem dürfte die Einschätzung von Investment-BankerInnen, die die Bundesrepublik als Paradies für Holdings betrachten, bei der Entscheidung keine geringe Rolle gespielt haben. Für die Belegschaft hat der Konzern-Umbau schon jetzt negative Folgen, wie Wolfgang Teuber von der DKP darstellte. Die Beschäftigten der neu gegründeten Service-Gesellschaften fallen nämlich aus der Betriebsvereinbarung heraus. In diesem Zusammenhang kritisierte Teuber die IG BERGBAU, CHEMIE, ENERGIE scharf, die den betreffenden Beschäftigten versichert hatte, die Betriebsvereinbarung würde für sie weiter gelten, um sich deren Zustimmung zur Umstrukturierung zu sichern.

Es war dann am CBG-Geschäftsführer Philipp Mimkes, den Negativ-Katalog seiner VorrednerInnen zu vervollständigen. Er erinnerte noch einmal an die unrühmliche Rolle, die der Konzern nach dem 11. September gespielt hatte, als er in “Kriegsprofitlertum” (VerbraucherInnen-Anwalt Ralph Nader) 1,80 Dollar für eine Tablette des Antibiotikums CIPROBAY herausschlagen wollte. Zudem forderte Mimkes den Konzern auf, endlich der Aufforderung von US-VerbraucherschützerInnen nachzukommen und den CIPROBAY-Wirkstoff nicht länger unter dem Namen BAYTRIL als Antibiotikum für die Massentierhaltung anzubieten, weil sich immer mehr Resistenzen ausbreiten. Für das Pestizid FENTHION, das TierschützerInnen für ein massenhaftes Vogelsterben verantwortlich machen, verlangte der CBG-Geschäftsführer ebenfalls eine Markt-Rücknahme. Als Versuch, sich solche Kritiken künftig vom Hals zu halten, wertete er das gerichtliche Vorgehen gegen die CBG wegen des Beitreiben einer dem Konzern nicht genehmen Web-Page. In Abwandlung des alten Schneider-Wortes, “Politiker kommen und gehen, BAYER bleibt”, gab Mimkes dem Ex-Verstandsvorsitzenden schließlich ein “BAYER-Chefs kommen und gehen, die COORDINATION bleibt” mit auf den Weg in den unverdienten Ruhestand.

[Pressekonferenz] PK LANUV NRW, CURRENTA, Leverkusen

CBG Redaktion

Fragen, die sich aus der heutigen Pressekonferenz des LANUV NRW, von CURRENTA und von Leverkusen ergeben:

1. Warum wurde das LANUV erst heute morgen, also drei (!) Tage (!!) nach der Explosion der Sondermüll-MVA-Tanks, per E-Mail über den Inhalt der Tanks informiert, wie Hans Gennen für CURRENTA auf der PK mitteilte?

2. Warum wurden diese „Datenblätter“, die die Information über die Sondermüll-Rückstände des Leverkusener Chemparks enthalten, noch nicht veröffentlicht?

3. Handelt es sich um Produktionsrückstände von Bayer?

4. Drängt BAYER auf die Geheimhaltung der Sondermüll-Datenblätter der explodierten CURRENTA-Tanks?

5. Warum hat LANUV NRW nur ein einziges Messfahrzeug zur Rußpartikel-Analyse eingesetzt?

6. Lässt diese punktuelle Analyse den Schluss einer „höchstwahrscheinlichen Entwarnung“ zu PCB und DIOXIN zu, oder werden hier Langzeitrisiken durch Giftstoffe kleingeredet?

7. Hat das Outsourcing der Sicherheitsinfastruktur durch Bayer an CURRENTA die Sicherheitsstandards negativ beeinflusst? Wurde mit dem CURRENTA-Verkaufs 2019 eine Kostensenkung bei BAYER erzielt?

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert von CURRENTA und BAYER:

- Ursache & Giftstoffe offenlegen!
- Bevölkerung schützen!
- Entschädigen & Dekontaminieren!

[Rede Ökland] Hauptversammlung 2002

CBG Redaktion

Rede von Tom Ökland/Friends of the Earth auf der Bayer Hauptversammlung am 26. April

Sehr geehrte Damen und Herren,

mein Name ist Tom Erik Okland. Ich arbeite als Umweltexperte für die Norwegische Gesellschaft für Naturschutz, auch Friends of the Earth Norwegen genannt.

Eine Untersuchung der Stadt Oslo hat gezeigt, dass der Hafen von Oslo stark mit PCB verseucht ist. Mit Hilfe des sogenannten „chemischen Fingerabdrucks“ wurden PCB von insgesamt drei Herstellern nachgewiesen. Der größte Teil der untersuchten Gifte wurde von Bayer hergestellt.

Die in Oslo gefundenen PCB stammen von Schiffs-Anstrichen. Die norwegische Umweltbehörde hat nachgewiesen, dass PCB von Bayer in Schiffslacken verwendet wurden, die in Norwegen verkauft wurden. Etwa die Hälfte der gefundenen PCB gehören zu der Marke „Clophen“, die von Bayer hergestellt wurde.

Friends of the Earth Norwegen und die Stadt Oslo erwägen eine Klage gegen Bayer und andere PCB-Hersteller. Die Entgiftung des Hafens von Oslo wird etwa 26 Millionen Euro kosten. Wir fordern eine Beteiligung von Bayer an diesen Kosten!

Meine erste Frage lautet: ist Bayer bereit, einen Teil der Kosten für die Reinigung zu übernehmen?

In einem möglichen Gerichtsverfahren müsste zunächst geklärt werden, warum Bayer keine Informationen über die Giftigkeit und die Persistenz von PCB veröffentlicht hat. Denn bereits Mitte der sechziger Jahre war die Gefährdung für die Umwelt bekannt. Und die akute Giftigkeit und die Persistenz von PCB wurden noch früher entdeckt.

Trotzdem wurden PCB bis Mitte der siebziger Jahre an Hersteller von Schiffsfarben geliefert. Ohne Informationen über die Gefahren für die Umwelt und für die Gesundheit der Arbeiter!

Vor diesem Hintergrund frage ich:
Warum hat die Bayer AG nicht sofort reagiert, als die Gefahren von PCB entdeckt wurden? Warum wurden PCB nicht direkt aus dem Handel genommen?
Und warum wurden die Käufer von PCB nicht über die Risiken informiert? PCB sind völlig ungeeignet für das Anstreichen von Schiffen.

PCB wurden in Norwegen vor 20 Jahren vom Markt genommen, doch erst in den neunziger Jahren wurden alle Gefahren von PCB bekannt. Daher wird erst jetzt die Reinigung der norwegischen Häfen und Fjorde in Angriff genommen. Wenn die norwegischen Hersteller von Schiffsfarben früher Informationen über die Gefahren von PCB erhalten hätten, hätte die Kontaminierung weiter Teile der norwegischen Küste verhindert werden können!

Zusätzlich wurden durch das Sandstrahlen alter Schiffe zahlreiche Werften und Arbeiter vergiftet. Durch eine rechtzeitige Information der Kunden hätte auch diese Form von Vergiftung verhindert werden können. Dieser Verantwortung ist Bayer als Hersteller nicht gerecht geworden!

Daher frage ich:
Warum hat Bayer nach dem Produktions-Stopp keine Informationen über die Gefahren von PCB veröffentlicht?

Nach Meinung von Friends of the Earth Norwegen ist das Verursacherprinzip der beste Weg, um die Produktion und die Verbreitung von toxischen Substanzen zu stoppen oder zu vermeiden. Wir fordern, dass sich Bayer generell an das Verursacherprinzip hält. Daher muss sich Bayer auch an der Entgiftung des Hafens von Oslo beteiligen!

Meine letzte Frage lautet daher:
Wird die Bayer AG ihre Produktion an dem Verursacherprinzip orientieren? Wie verhindert Bayer künftige Vergiftungen von Mensch und Umwelt?

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Endokrine Disruptoren.

CBG Redaktion

Eine globale Bedrohung

Chemikalien haben viele gesundheitsgefährdende Eigenschaften. Eine der unheimlichsten: Manche Substanzen wirken ähnlich wie bestimmte körpereigene Stoffe und können damit den menschlichen Organismus gehörig durcheinanderwirbeln. So gleichen bestimmte Pestizide, Weichmacher oder andere Produkte wie etwa Bisphenol A in ihrem chemischen Aufbau Hormonen. Krebs, Diabetes, Fettleibigkeit, Unfruchtbarkeit und andere Gesundheitsstörungen beschreiben MedizinerInnen als mögliche Folge. Darum will die EU die VerbraucherInnen besser vor diesen Produkten von BAYER & Co. schützen, aber die Konzerne torpedieren das nach Kräften. Ein Lehrstück in Sachen „Lobby-Arbeit“.

[Vortrag/Diskussion] Wie weiter nach der Explosion?

CBG Redaktion

Vortrag und Diskussion zu Giften, Risiken, Ursachen und Konsequenzen

Mit:

Manfred Santen, GREENPEACE-Gutachter und Schadstoffexperte

Beate Hane-Knoll, Bundestagskandidatin Leverkusen und Köln Mülheim DIE LINKE

Hanno Raussendorf, Umweltpolitischer Sprecher DIE LINKE NRW

Jan Pehrke, Leitender Redakteur STICHWORT BAYER (SWB)

Wann?

21.9.2021
19.00 Uhr

Wo?

Vortragssaal
Forum Leverkusen
Am Büchelter Hof 9, 51373 Leverkusen

Infos

Am 27. Juli ereignete sich im Chem“park“ der CURRENTA (ehemals BAYER Industry Services GmbH & Co. OHG) in Leverkusen eine gewaltige Explosion. Mehrere Tanks mit chemischem Sondermüll gingen in die Luft.

Bei der Explosion wurde eine giftige Gaswolke freigesetzt, die große Mengen von Schadstoffen wie Dioxin-, PCB- und Furanverbindungen in die Umgebung trug. Dioxin gehört zu den giftigsten Stoffen der Welt (siehe Info-Kasten). Die Explosion tötete sieben Beschäftigte, 31 trugen zum Teil schwere Verletzungen davon. Ihnen und ihren Familien gilt unsere Solidarität!

Nach dem Unglück ließ die CURRENTA Behörden und Öffentlichkeit tagelang im Dunkeln über die explodierten Substanzen.

Die Umweltministerin selbst musste bei CURRENTA vorstellig werden, um einzelne Informationen zu bekommen. Auch der Erbauer und bis 2019 Eigentümer der explodierten Anlage, BAYER, hüllt sich in Schweigen. Viele Fragen sind offen.

Die Bezirksregierung Köln kontrollierte die Tanks zuletzt vor über fünf Jahren und brauchte dazu lediglich eine Stunde. Seit zwei Jahren gehören sie einem Finanzinvestor.

Die eigentlich für 2020 vorgesehene Inspektion des gesamten „Entsorgungszentrums“ ließ die Behörde ausfallen und holte sie auch im April 2021 nicht komplett nach.

Messwerte von Dioxin/PCB/Furan von Greenpeace widersprechen den staatlichen Messungen der Rußpartikel im Leverkusener Stadtgebiet.

[Reden] Hauptversammlung 2014

CBG Redaktion

In der Versammlung sprachen insgesamt 26 Kritische Aktionär/innen:

=> Jan Pehrke: "Energiewende à la BAYER

=> Philipp Mimkes (CBG) zu tödlichen Pharma-Produkten

=> Helmut Röscheisen (Deutscher Naturschutzring) zu Vergiftungen durch PCB

=> Dr. Dirk Zimmermann (Greenpeace) zu Bienensterben durch Pestizide

=> Philipp Frisch (Ärzte ohne Grenzen) zu Pharmapatenten

=> Kathrin Weigele und Felicitas Rohrer zu tödlichen Antibabypillen

=> Marion Larat (Frankreich) zu tödlichen Antibabypillen

=> Michelle Garcia (US) zu Risiken des Sterilisations-Präparats ESSURE

=> Roger Dammé (Europäische Imkervereinigung BEE LIFE) zu Pestiziden

=> Christoph Koch (Imkerverband) zu Bienensterben

=> Anne Isakowitsch (Some of Us) zu Bienensterben

=> Olivia Tawiah zu GenPatenten von BAYER

=> Silke Bitz zu Tierversuchen bei BAYER

=> Axel Köhler-Schnura (CBG) zur Rolle von BAYER im 1. Weltkrieg

=> Dieter Donner zu den Risiken der CO-Pipeline

=> Dr Gottfried Arnold zur CO-Pipeline

=> Ruhi Kandhari über Pharmastudien in Indien

=> Andre Sommer über Fehlbildungen durch Duogynon

=> Valerie Williams über Fehlbildungen durch Primodos/Duogynon

=> Katharina M. zur Spirale Mirena

=> Peter Noquet zu Responsible Care