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Veröffentliche Beiträge in “Allgemein”

Pestizide

CBG Redaktion

Presse Information vom 5. Juni 2012
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Welt-Umwelttag: Aktion gegen hochgefährliche Pestizide

BASF, Bayer und Syngenta die Rote Karte zeigen!

Anlässlich des heutigen Welt-Umwelttags unterstützt die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) die internationale Kampagne gegen die Vermarktung hochgefährlicher Pestizide. Die CBG ruft zu Unterschriften und Protestaktionen auf.

Allein die drei größten Pestizid-Konzerne BASF, Bayer und Syngenta, die fast die Hälfte des Pestizid-Weltmarkts kontrollieren, vermarkten jeweils mehr als fünfzig hochgefährliche Wirkstoffe, die u.a. Krebs auslösen, Nervenschäden und Unfruchtbarkeit verursachen, das Hormonsystem schädigen oder die Biodiversität gefährden können. Die Kampagne „Pestizid-Konzernen die rote Karte zeigen“ wurde vom Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) initiiert.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Die Anwendung von Pestiziden wie Paraquat, Carbofuran oder Glufosinat führt zu schweren Gesundheits- und Umweltschäden und muss umgehend gestoppt werden. Dabei darf man nicht auf den guten Willen der Anbieter hoffen: zahlreiche Wirkstoffe befinden sich trotz einer Vielzahl von Vergiftungsfällen weiter auf dem Markt.“ Die Weltgesundheitsorganisation WHO schätzt die Zahl der jährlichen Pestizidvergiftungen auf 3 bis 25 Millionen. Rund 99% aller Pestizid-Vergiftungen treten dabei in den Ländern des Südens auf.

Die Firma Bayer CropScience ist mit einem Weltmarktanteil von rund 20 % der zweitgrößte Pestizidhersteller der Welt. Erst im vergangenen Herbst hatte der Konzern angekündigt, die Wirkstoffe der WHO-Gefahrenklasse I bis Ende 2012 vom Markt zu nehmen. Das ursprüngliche Versprechen, den Verkauf bis zum Jahr 2000 zu beenden, war gebrochen worden. „Hätte Bayer die ursprüngliche Ankündigung eingehalten, hätten Tausende von Vergiftungsfällen verhindert werden können!“, so Philipp Mimkes weiter.

Kampagne mit Unterschrift unterstützen: http://action.pan-germany.org/deu/ aktionsmail.html

Hintergrundinformationen:
=> PAN-Studie „Hochgefährliche Pestizide von BASF, Bayer und Syngenta“
=> Kampagne „Bienensterben durch Pestizide“: www.cbgnetwork.org/2556.html
=> BAYER nimmt tödliche Pestizide vom Markt
=> Gefahren von Glufosinat

Repression

CBG Redaktion

angesichts der Einbrüche bei unserem Vorstandsmitglied weisen wir auf weitergehende Repressionsmaßnahmen bei österreichischen Tierschützern hin:

TIERSCHÜTZER. STAATSFEIND

In den Fängen von Polizei und Justiz

Balluch, Martin

Vier Jahre lang ist er von der Polizei observiert worden, seine Telephongespräche wurden abgehört, sein E-Mail-Verkehr überwacht, sein Auto mit einem Peilsender ausgestattet. Dreieinhalb Monate musste er in Untersuchungshaft verbringen. Zwei Jahre lang bespitzelte eine Undercoveragentin der polizeilichen Sonderkommission die Aktionen des „Vereins gegen Tierfabriken“, dem er vorsteht. Angeklagt war er als Chef einer „kriminellen Organisation“ nach § 278a des österreichischen Strafgesetzbuches. Über ein Jahr stand er – mit weiteren zwölf Angeklagten – an insgesamt 100 Prozesstagen vor Gericht, an manchen Tagen von 9 Uhr früh bis 9 Uhr abends.

Der Tierschützer Martin Balluch wurde zum Staatsfeind gemacht. Systematisch hat ihn die Exekutive zu kriminalisieren versucht. Von 2006 an befand sich Balluch im Visier von Polizei und Justiz. Schon die Dauer des Prozesses haben aus dem Gerichtssaal de facto eine Verwahranstalt für die Angeklagten gemacht, die auf die Zerstörung jeden normalen Lebensalltags abzielte.

Nun hat Martin Balluch über die Jahre der Verfolgung ein Buch geschrieben. Er, der sich vor Gericht selbst verteidigte, weiß am besten, mit welchen Methoden die staatlichen Institutionen gegen ihn und seine Mitangeklagten vorgegangen sind. Doch es ist mehr geworden als ein Sachbuch über den längsten Prozess in der Geschichte der Zweiten Republik. Balluch hat seine Erinnerungen in eine literarische Form gepackt und präsentiert die harten Fakten in leicht lesbarer Form.

Seine Erzählung reicht vom Überfall eines Sondereinsatzkommandos, das ihn in Untersuchungshaft brachte, von den exekutiven Beschlüssen zur Eliminierung der Tierschützerszene, den Absurditäten des Strafantrags, den teuren linguistischen Gutachten, der Suspendierung einer Richterin, die einen Strafbescheid aufgehoben hatte, den verdeckten Ermittlungen und der Aufdeckung des Polizeispitzels durch die Verteidigung bis zu nachweislich gefälschten Akten; aber Balluch erzählt auch von viel Solidarität, beschreibt die Atmosphäre im Gerichtssaal und in der Welt draußen, deren Zustimmung und Ablehnung den Angeklagten gegenüber sich je nach medialer Berichterstattung mehrmals drehte und wendete.

„Tierschützer. Staatsfeind“ ist auch ein Buch darüber, wie nahe sich die Gesellschaft demokratiepolitisch am Abgrund befindet, wie wenig Rechtssicherheit dem einzelnen oder einer Gruppe von AktivistInnen gewährt wird, wenn sie mit starken Interessensgruppen – wie beispielsweise der Agrarindustrie, den Großgrundbesitzern oder den Jägervereinigungen – in Konflikt geraten. Es ist persönliches Dokument und gesellschaftliche Analyse zugleich.

Der Autor
Martin Balluch, Jahrgang 1964, studierte Astronomie, Mathematik und Physik in Wien und Heidelberg, wo er 1989 promovierte. 2005 erhielt er mit einer Arbeit über Tierethik einen zweiten Doktortitel in Philosophie an der Universität Wien. Er ist Obmann des „Vereins gegen Tierfabriken“. Im Frühjahr 2010 ist von ihm bei Promedia erschienen: „Widerstand in der Demokratie. Ziviler Ungehorsam und konfrontative Kampagnen”.
ISBN 978-3-85371-331-0, br., 272 Seiten, 15,90 Euro

Repression

CBG Redaktion

Wir suchen Mit-Unterzeichner für die folgende Erklärung (Privatpersonen und Organisationen). Wir erhielten bereits 900 Zuschriften
Bitte email an: CBGnetwork(at)aol.com

Coordination gegen BAYER-Gefahren
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU)
attac Deutschland
Dachverband Kritischer Aktionärinnen und Aktionäre
Multiwatch (Schweiz)
ethecon - Stiftung Ethik & Ökonomie

gemeinsame Erklärung vom 7. Mai 2012

Einbruch-Serie bei Konzernkritiker

Kripo eingeschaltet / Verdacht auf nicht-staatliche Akteure / Aktionen zu BP, TEPCO und BAYER

In den letzten Monaten wurde mind. dreimal in die Büro- und Wohnräume des bekannten Konzernkritikers Axel Köhler-Schnura und seiner Familie in Düsseldorf eingebrochen. Das zwischenzeitlich mehrfache Wechseln der Schlüsselanlage blieb erfolglos. Auch kam es zu Attacken von Hackern auf die EDV-Anlage von Köhler-Schnura.

Bei den Einbrüchen wurden gezielt Daten und Datenträger entwendet, die mit der politischen Arbeit von Köhler-Schnura im Zusammenhang stehen. So etwa das persönliche Notebook, das Handy und die Kamera. Die Kriminalpolizei ist eingeschaltet und ermittelt.

Die Polizei geht von professionellen Einbrechern aus, da trotz Sicherheits-Systemen keine Spuren hinterlassen wurden. Nach Aussage der Kripo erscheint ein Zusammenhang mit der politischen Arbeit von Köhler-Schnura plausibel. Die gewechselten Schließanlagen liegen der Kripo zur kriminaltechnischen Laboruntersuchung vor.

Axel Köhler-Schnura ist seit 1988 mit ökologisch ausgerichteten Firmen selbständig. Er ist ehrenamtliches Gründungsmitglied der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG), des Dachverbands Kritischer Aktionärinnen und Aktionäre, des Bundesverbands Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU), des Pestizid Aktions-Netzwerks sowie der Stiftung ethecon. Zudem hat er sowohl die Ökobank als auch den alternativen Spar- und Rücklagefonds ProSolidar mit auf den Weg gebracht. Er ist Genossenschafter der jungen Welt und der taz. Bei den Europäischen Sozialforen in Florenz und Paris war er im internationalen Steuerungsausschuss für den Bereich Multinationale Konzerne zuständig. Ende April sprach er als kritischer Aktionär auf der BAYER-Hauptversammlung.

Köhler-Schnura wurde für sein Engagement 1998 mit dem Business Crime Control-Preis, im Jahr 2000 mit dem Preis Zivilcourage und 2011 mit dem Henry Mathews-Preis ausgezeichnet.

Im Moment ist Axel Köhler-Schnura in seiner Funktion als Gründungsstifter der Stiftung ethecon dabei, die Übergabe des Internationalen ethecon Black Planet Award an die für die Menschheitskatastrophe in Fukushima Verantwortlichen des TEPCO-Konzerns vorzubereiten. Geplant sind Aktionen mit internationaler Beteiligung in Tokio. Als er im vergangenen Jahr den Internationalen ethecon Black Planet Award 2010 an die Verantwortlichen von BP im Rahmen ebensolcher Aktionen übergeben wollte, sollte dies durch seine polizeiliche Festnahme verhindert werden.

Seine ehrenamtlichen konzern- und gesellschaftskritischen Aktivitäten riefen schon in der Vergangenheit mehrfach den BAYER-Werkschutz und den Verfassungsschutz auf den Plan. Beispielsweise wurde in den 80er Jahren zur gleichen Zeit in die Büros der Anwälte der Coordinationg gegen BAYER-Gefahren sowie in die CBG-Geschäftsstellen in Köln und Solingen gewaltsam eingedrungen und gezielt die Akten zu einer BAYER-kritischen Kampagne entwendet.

Große Konzerne und auch staatliche Stellen verstoßen immer wieder gegen verfassungsmässige Grundprinzipien und beteiligen sich sogar an verdeckten Operationen gegen demokratische Bewegungen. Das belegen z.B. die Untersuchungen des Politikwissenschaftlers Dr. Stephan Blancke (Private Intelligence, VS Verlag, Wiesbaden 2011). In der Schweiz läuft aktuell ein Prozess gegen NESTLÉ wegen Infiltration einer Gruppe von attac. Bekannt ist auch der Fall „Manfred Schlieckenrieder“, der im Auftrag von Shell, BP, vom BND und Verfassungsschutz geheimdienstlich gegen Mitglieder demokratischer Organisationen vorging. Traurige Höhepunkte solchen undemokratischen Vorgehens sind der mysteriöse Autounfall der Atom-Kritikerin Gay Silkwood 1974 sowie der gewaltsame Tod eines Greenpeace-Mitstreiters durch eine Bombe des französischen Geheimdienstes im Jahr 1985.

Wir wenden uns an die Öffentlichkeit, weil es um die ernste Verletzung der Freiheit auf Meinungsäußerung sowie sozialer und politischer Grundrechte geht. Die Attacken auf Axel Köhler-Schnura richten sich auch gegen die Organisationen, in denen er aktiv ist. Mit solchen Aktionen soll Kritik eingeschüchtert und verunmöglicht werden. Im Interesse wirtschaftlicher Macht. Verdeckte Operationen gegen KritikerInnen – egal ob in staatlichem oder privatem Auftrag – stellen eine ernste Gefahr für die Demokratie dar.

Wir verurteilen jedwede verdeckte Operation mit dem Ziel einzuschüchtern, auszuspähen, Falschinformation zu platzieren, legale Arbeit zu behindern oder kostspielige Schäden zu verursachen. Egal ob diese Aktionen von Geheimdiensten oder von Konzernen durchgeführt oder bei Sicherheitsfirmen in Auftrag gegeben werden. Stets stehen sie in krassem Gegensatz zu verbrieften demokratischen Rechten und stellen eine ernste Gefahr für die Demokratie dar. Diese gilt es gegen die zunehmenden Verletzungen von Seiten staatlicher und wirtschaftlicher Macht zu schützen.

Axel Köhler-Schnura bittet um Unterstützung: „Wir sind ratlos. Sicherheitstechnik ist für diese Einbrecher offenbar kein Problem. Zu Rate gezogene Experten meinen, “die Konzerne sind da immer fünf Schritte voraus, die Geheimdienste kennen stets den Stand der neuesten Technik„. Das einzige was in einer solch gespenstischen Situation noch hilft, ist möglichst große Öffentlichkeit. Solche Attacken, bei denen man nicht weiß, aus welcher Richtung sie kommen und was dahinter steckt, müssen in das Licht der Öffentlichkeit gerückt werden. Und natürlich brauchen wir Rückenstärkung durch Solidarisierung, aber vor allem auch durch neue Mitglieder und Spenden.“

[avaaz] Bienensterben

CBG Redaktion

2. Mai 2012

970.000 Personen aus aller Welt haben die jüngste Petition von avaaz unterzeichnet. Alle Infos zur Kampagne

24 Stunden zur Rettung der Bienen

Liebe Freundinnen und Freunde,

Lautlos sterben weltweit Milliarden von Bienen und unsere gesamte Nahrungskette ist in Gefahr. Doch wenn Bayer den Verkauf einer bestimmten Gruppe von Pestiziden stoppt könnten wir die Bienen vor der Ausrottung bewahren.

Vier Länder Europas haben bereits begonnen, diese Gifte zu verbieten, und einige Bienenvölker erholen sich langsam. Doch Bayer, der größte Produzent von Neonicotinoiden, setzt sich stark dafür ein, sie auf dem Markt zu lassen. Nun hat weltweiter Druck von Avaaz und anderen Bayer gezwungen, den Tatsachen ins Auge zu sehen -- und in 24 Stunden stimmen Bayer-Aktionäre über einen Antrag ab, der den giftigen Chemikalien ein Ende setzen könnte. Handeln wir jetzt und bringen wir die Aktionäre dazu, den Bienenmord aufzuhalten.

Der Druck zeigt Wirkung und dies ist die beste Gelegenheit, die Bienen zu retten. Unterzeichnen Sie die dringende Petition und erzählen Sie Freunden und Bekannten davon -- gemeinsam erreichen wir eine halbe Million Unterzeichner. Unsere Petition wird morgen direkt an die Aktionäre in Köln überreicht!

http:www.avaaz.org/de/bayer_save_the_bees/?vl

Bienen machen nicht nur Honig, sie sind entscheidend für das Fortbestehen von Leben auf der Erde und bestäuben 90% der Pflanzen, die wir anbauen -- mit einem geschätzten Wert von 40 Milliarden Dollar, mehr als ein Drittel des Nahrungsangebots in vielen Ländern. Ohne dringendes Handeln zur Rettung der Bienen könnten viele unserer beliebtesten Früchte, Gemüse und Nüsse von den Regalen der Geschäfte verschwinden.

In den vergangenen Jahren sind Bienenvölker weltweit in erschreckendem Ausmaß geschrumpft -- einige Bienenarten sind bereits ausgestorben und in den USA sind einige Arten bei nur noch 4% ihrer vorherigen Anzahl. Wissenschaftler suchen nach Erklärungen. Einige Studien kommen zu dem Schluss, dass eine Kombination verschiedener Faktoren wie Krankheiten, der Verlust des natürlichen Habitats und giftiger Chemikalien für das Bienensterben verantwortlich sind. Doch immer häufiger finden unabhängige Untersuchungen Belege dafür, dass die Hautschuld bei den Neonicotinoid-Pestiziden liegt. Frankreich, Italien, Slowenien und sogar Deutschland, Standort des Hauptproduzenten Bayer, haben eine Art der Bienenkiller verboten, doch Bayer exportiert seine Gifte munter weiter in die ganze Welt.

Die neuen Studien haben das Ausmaß des Problems bestätigt und eine hitzige Debatte ist nun neu entfacht. Wenn wir die Bayer-Aktionäre zum Handeln bringen, könnten wir Bayers Einfluss auf politische Entscheidungsträger und Wissenschaftler ein für allemal ein Ende setzen. Die wahren Experten auf diesem Gebiet -- Imker und Landwirte -- wollen, dass die tödlichen Pestizide verboten werden bis eindeutig festgestellt ist, dass sie unschädlich sind. Unterstützen wir sie jetzt: Unterzeichnen Sie die dringende Petition an die Bayer-Aktionäre jetzt und leiten Sie diese Email weiter.

http:www.avaaz.org/de/bayer_save_the_bees/?vl

Wir können unsere empfindliche Nahrungskette nicht in den Händen von wissenschaftlichen Studien, die von Chemiekonzernen und Behörden, die ihnen verpflichtet sind, lassen. Ein Verbot dieser Pestizide macht die Welt sicherer, sowohl für uns als auch für Tier- und Pflanzenarten, die uns wichtig sind.

[HV Bericht] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

BAYER-HV 2012 im Zeichen der Kritik

Demonstration vor dem Saal / 20 Redebeiträge von Kritischen AktionärInnen / Ein etwas anderes BAYER-Kreuz als Abschiedsgeschenk der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) für Dr. Manfred Schneider (Vorstandsvorsitzender 1992 bis 2002, danach Aufsichtsratsvorsitzender bis 2012)

Am 27. April 2012 hat BAYER dafür Sorge getragen, dass die etwa 3 Tsd. nach Köln anreisenden BAYER-AktionärInnen keinen Kontakt mit den zahlreich vor der Hauptversammlung demonstrierenden KritikerInnen hatten: Der Konzern hat das Areal großräumig mit Sperrgittern umzäunt, die Busse mit den AktionärInnen fuhren durch spezielle Einlässe, die DemonstrantInnen mussten draußen bleiben. Einmal mehr stellte der Konzern sein mangelndes Demokratie-Verständnis unter Beweis, er sperrte Kritik kurzerhand aus.

Das änderte jedoch nichts daran, dass deutlich wurde, dass der Konzern massiv im Kreuzfeuer umfangreicher Kritik steht. Die Presse titelte „BAYER: Zwischen Jubel und Tribunal“.

Bei den Protesten vor dem Saal ging es um tödliche Menschenversuche, Arbeitsplatzvernichtung, gefährliche Medikamente mit tödlichen Risiken, Nanotechnik, verweigerte Entschädigungen für die Opfer von BAYER-Pharmazeutika, die ultragefährliche CO-Pipeline durch
dichtbesiedelte Ballungsgebiete, millionenfache Tierversuche und immer wieder um das weltweite Bienensterben durch BAYER-Gifte, das die Lebensgrundlagen der Menschheit in Gefahr bringt. Zu den Protesten waren auf Einladung der CBG Imker aus Österreich und andere Gäste aus dem In- und Ausland angereist.

Im Saal sprachen 28 RednerInnen, 20 davon waren Kritische AktionärInnen. Und selbst von den VertreterInnen der Aktionärsgemeinschaften kamen hartnäckige Fragen zu den von der CBG und deren Gästen angesprochenen Themen. Die Versammlungsleitung reagierte darauf, indem sie nach dem ersten Frageblock die Redezeit kurzerhand von 10 auf 5 Minuten reduzierte.

Nachdem BAYER-Chef Dekkers zu Beginn der Veranstaltung noch versuchte, Stimmung gegen die CBG und ihre Gegenanträge zu machen, reagierte er schließlich auf die erdrückenden Argumente und Fakten der GegenrednerInnennur noch stereotyp mit ausweichenden und verharmlosenden Stellungnahmen. Insbesondere den Opfern wie etwa den Medikamentengeschädigten gegenüber zeigte sich Dekkers kalt. Zwar betonte er, dass ihm die Schicksale sehr zu Herzen gingen, er leugnete aber nicht nur jede BAYER-Verantwortung für die Todesfälle und die zahllosen lebensbedrohlichen Gesundheitsschäden durch Menschenversuche und BAYER-Medikamente, sondern bezeichnete die BAYER-Produkte weiterhin sogar als „sicher“ und weigerte sich, diese vom Markt zu nehmen.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren vertrat erneut zusammen mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre rund 40 Tsd. Aktien im Börsenwert von etwa 2,2 Mio. Euro. Bei den Abstimmungen stimmten stets sehr viel mehr Aktien mit Nein, als die CBG zur HV mitgebracht hatte. Selbst bei der Dividende waren es weit über 100 Tsd. Aktien. Bei der Entlastung von Aufsichtsrat und Vorstand kamen sogar rd. 1,6 Mio. Stimmen hinzu. Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat stimmten im Fall des ehemaligen BAYER-Chefs Werner Wenning, den der Konzern nun zum Aufsichtsratsvorsitzenden machte, 12,9 und im Fall von Dr. Kleinfeld, dem ehemaligen SIEMENS-Boss, sogar 33,4 Mio. Stimmen mit Nein.
Dabei ist zu beachten, dass BAYER die Enthaltungen komplett unter den Tisch fallen lässt. Sie werden einfach nicht angegeben. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass das durchaus mehrere Prozent sein können.

Damit es keine Missverständnisse gibt: Auf der HV waren ca. 450 Mio. Stimmen vertreten (von insgesamt ca. 833 Mio. Stimmen). Die GroßaktionärInnen, die sogenannten Investoren, haben mit ihren Multimillionen Stimmen stets für satte Mehrheiten von weit über 90 Prozent gesorgt.

Die Hauptversammlung 2012 war eine besondere: Sie verabschiedete den langjährigen Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Manfred Schneider, der von BAYER und den Medien als ökonomischer Superstar gehandelt wird. 38 Jahre im Konzern, prägte er 20 Jahre lang das Unternehmen an der Spitze des Konzerns. Als „ungekrönter König der Deutschland AG“ galt er lange Zeit als „mächtigster Mann Deutschlands“ (manager magazin).

Die CBG würdigte seinen Abgang auf ihre Art: Sie überreichte ihm zum Abschied „ein etwas anderes BAYER-Kreuz“, eines der Kreuze, die sie bei den Protesten in Gedenken an die zahllosen Opfer der BAYER-Produkte und der Arbeitsplatzvernichtung durch das Unternehmen eingesetzt hat. Allerdings war der Redebeitrag von Köhler-Schnura von der BAYER-Regie nahezu auf das Ende der HV gelegt worden, so dass die Medien die alternative Würdigung von Herrn Schneider nicht mehr vor Redaktionsschluss zur Kenntnis nehmen konnten.

[Aktionsbericht] Bayer HV 2012

CBG Redaktion

Aktionsbericht zur Hauptversammlung des BAYER-Konzerns

Freitag, 27. April 2012 - 08.00 Uhr bis ca. 18.00 Uhr

BAYER-HV 2012 im Zeichen der Kritik

Demonstration vor dem Saal / 20 Redebeiträge von Kritischen AktionärInnen / Ein etwas anderes BAYER-Kreuz als Abschiedsgeschenk der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) für Dr. Manfred Schneider (Vorstandsvorsitzender 1992 bis 2002, danach Aufsichtsratsvorsitzender bis 2012)

Am 27. April 2012 hat BAYER dafür Sorge getragen, dass die etwa 3 Tsd. nach Köln anreisenden BAYER-AktionärInnen keinen Kontakt mit den zahlreich vor der Hauptversammlung demonstrierenden KritikerInnen hatten: Der Konzern hat das Areal großräumig mit Sperrgittern umzäunt, die Busse mit den AktionärInnen fuhren durch spezielle Einlässe, die DemonstrantInnen mussten draußen bleiben. Einmal mehr stellte der Konzern sein mangelndes Demokratie-Verständnis unter Beweis, er sperrte Kritik kurzerhand aus.

Das änderte jedoch nichts daran, dass deutlich wurde, dass der Konzern massiv im Kreuzfeuer umfangreicher Kritik steht. Die Presse titelte „BAYER: Zwischen Jubel und Tribunal“.

Bei den Protesten vor dem Saal ging es um tödliche Menschenversuche, Arbeitsplatzvernichtung, gefährliche Medikamente mit tödlichen Risiken, Nanotechnik, verweigerte Entschädigungen für die Opfer von BAYER-Pharmazeutika, die ultragefährliche CO-Pipeline durch dichtbesiedelte Ballungsgebiete, millionenfache Tierversuche und immer wieder um das weltweite Bienensterben durch BAYER-Gifte, das die Lebensgrundlagen der Menschheit in Gefahr bringt. Zu den Protesten waren auf Einladung der CBG Imker aus Österreich und andere Gäste aus dem In- und Ausland angereist.

Im Saal sprachen 28 RednerInnen, 20 davon waren Kritische AktionärInnen. Und selbst von den VertreterInnen der Aktionärsgemeinschaften kamen hartnäckige Fragen zu den von der CBG und deren Gästen angesprochenen Themen. Die Versammlungsleitung reagierte darauf, indem sie nach dem ersten Frageblock die Redezeit kurzerhand von 10 auf 5 Minuten reduzierte.

Nachdem BAYER-Chef Dekkers zu Beginn der Veranstaltung noch versuchte, Stimmung gegen die CBG und ihre Gegenanträge zu machen, reagierte er schließlich auf die erdrückenden Argumente und Fakten der GegenrednerInnennur noch stereotyp mit ausweichenden und verharmlosenden Stellungnahmen. Insbesondere den Opfern wie etwa den Medikamentengeschädigten gegenüber zeigte sich Dekkers kalt. Zwar betonte er, dass ihm die Schicksale sehr zu Herzen gingen, er leugnete aber nicht nur jede BAYER-Verantwortung für die Todesfälle und die zahllosen lebensbedrohlichen Gesundheitsschäden durch Menschenversuche und BAYER-Medikamente, sondern bezeichnete die BAYER-Produkte weiterhin sogar als „sicher“ und weigerte sich, diese vom Markt zu nehmen.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren vertrat erneut zusammen mit dem Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre rund 40 Tsd. Aktien im Börsenwert von etwa 2,2 Mio. Euro. Bei den Abstimmungen stimmten stets sehr viel mehr Aktien mit Nein, als die CBG zur HV mitgebracht hatte. Selbst bei der Dividende waren es weit über 100 Tsd. Aktien. Bei der Entlastung von Aufsichtsrat und Vorstand kamen sogar rd. 1,6 Mio. Stimmen hinzu. Bei den Wahlen zum Aufsichtsrat stimmten im Fall des ehemaligen BAYER-Chefs Werner Wenning, den der Konzern nun zum Aufsichtsratsvorsitzenden machte, 12,9 und im Fall von Dr. Kleinfeld, dem ehemaligen SIEMENS-Boss, sogar 33,4 Mio. Stimmen mit Nein.

Dabei ist zu beachten, dass BAYER die Enthaltungen komplett unter den Tisch fallen lässt. Sie werden einfach nicht angegeben. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass das durchaus mehrere Prozent sein können.

Damit es keine Missverständnisse gibt: Auf der HV waren ca. 450 Mio. Stimmen vertreten (von insgesamt ca. 833 Mio. Stimmen). Die GroßaktionärInnen, die sogenannten Investoren, haben mit ihren Multimillionen Stimmen stets für satte Mehrheiten von weit über 90 Prozent gesorgt.

Die Hauptversammlung 2012 war eine besondere: Sie verabschiedete den langjährigen Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Manfred Schneider, der von BAYER und den Medien als ökonomischer Superstar gehandelt wird. 38 Jahre im Konzern, prägte er 20 Jahre lang das Unternehmen an der Spitze des Konzerns. Als „ungekrönter König der Deutschland AG“ galt er lange Zeit als „mächtigster Manager Deutschlands“ (manager magazin).

Die CBG würdigte seinen Abgang auf ihre Art: Sie überreichte ihm zum Abschied „ein etwas anderes BAYER-Kreuz“, eines der Kreuze, die sie bei den Protesten in Gedenken an die zahllosen Opfer der BAYER-Produkte und der Arbeitsplatzvernichtung durch das Unternehmen eingesetzt hat. Allerdings war der Redebeitrag von Köhler-Schnura von der BAYER-Regie nahezu auf das Ende der HV gelegt worden, so dass die Medien die alternative Würdigung von Herrn Schneider nicht mehr vor Redaktionsschluss zur Kenntnis nehmen konnten.
Weitere Reden, Aktionsfotos und Infos: www.CBGnetwork.org

Yasmin

CBG Redaktion

Der Berliner „Tagesspiegel“ berichtet 2x über die Proteste zur BAYER-Hauptversammlung gegen risikoreiche Antibaby-Pillen von BAYER. alle Infos zur Kampagne

Noch mehr Ärger mit der Pille

Die Aktionäre von Bayer machen sich Sorgen

28. April -- Die Zukunft von Bayer, sie scheint in Berlin zu liegen. In der Hauptstadt sitzt die Pharmatochter des Leverkusener Dax-Unternehmens, und auf ihr ruhen Milliardenhoffnungen. Denn der Umsatz- und Gewinnzuwachs, den der Pharma- und Chemiekonzern für 2013 in Aussicht gestellt hat, soll besonders durch neue Medikamente gelingen. „Dabei ist vor allem die optimale Vermarktung unserer fortgeschrittenen Produktentwicklungen bei Pharma entscheidend“, bekräftigte Konzernchef Marijn Dekkers am Freitag auf der Hauptversammlung in Köln.
Nach mehreren Jahren mit geringem Wachstum in der Pharmasparte sollen vier neue Präparate künftig mehr als fünf Milliarden Euro Umsatz jährlich einbringen. Allein dem Schlaganfallmittel Xarelto, das vor kurzem auf den Markt kam, traut der Konzern Erlöse von mehr als zwei Milliarden Euro pro Jahr zu.
Doch der Erfolg der Pharma-Sparte, die Bayer 2006 durch den Zukauf von Schering massiv stärkte, wird von fast 12 000 Klagen gegen den Konzern in den USA getrübt. Die Betroffenen beklagen Gesundheitsschäden wegen der Antibabypillen der Produktfamilie Yasmin, deren neuartiger Wirkstoff Drospirenon im Verdacht steht, ein höheres Risiko für Thrombosen zu bergen als andere Pillen. Mit 651 Klägerinnen habe sich Bayer auf Vergleiche in Höhe von 107 Millionen Euro geeinigt, sagte Dekkers. Bayer habe nur Vergleichen zugestimmt, bei denen Ansprüche wegen venöser Blutgerinnsel – etwa Lungenembolien – erhoben worden seien. Eine solche Erkrankung werde aber in weniger als der Hälfte der Klagen behauptet. Der Konzern habe „industrieüblichen Versicherungsschutz“, könne aber nicht ausschließen, „dass dieser zur Deckung sämtlicher Kosten nicht ausreichen wird“, sagte Dekkers. Man habe aber „angemessene bilanzielle Rückstellungen" gebildet.
Aktionärsschützer zeigten sich besorgt. „Das ist kein Gerinnsel, das ist ein Risiko“, sagte Hans-Martin Buhlmann von der Vereinigung Institutionelle Privatanleger (VIP) auf der Hauptversammlung mit rund 3000 Aktionären. „Ist das Lipobay 2?“, fragte auch Marc Tüngler von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Den Cholesterinsenker hatte Bayer nach etlichen Todesfällen 2001 vom Markt genommen. „Verlässliche Schätzungen zur weiteren Entwicklung der Klagen bei Yasmin und Yaz sind uns nicht möglich“, antwortete Dekkers. Martin Jensch, Anwalt der deutschen Klägerin Felicitas Rohrer, wies erneut auf Studien hin, die den Pillen mit Drospirenon ein bis zu dreifach erhöhtes Thromboserisiko bescheinigen. Diese Studien seien in den Beipackzetteln der Pillen berücksichtigt, sagte Dekkers.
Die jüngsten Spekulationen um ein Interesse von Bayer an der Tiermedizin- Sparte von Pfizer wollte der Konzernchef nicht bestätigen. „Unser Fokus liegt primär auf internem Wachstum.“ Zukäufe im Gesundheitsbereich seien aber nicht ausgeschlossen.
Die Hauptversammlung war die letzte des Aufsichtsratschefs Manfred Schneider. Der 73-Jährige, der seit 46 Jahren für Bayer arbeitet, verlässt Ende September den Konzern. Ihm soll dann an der Spitze des Aufsichtsrats der ehemalige Bayer-Chef Werner Wenning (65) folgen. Das Kontrollgremium wurde am Freitag für fünf Jahre neu gewählt. Dekkers und das Aufsichtsratsmitglied Paul Achleitner dankten Schneider für seine Verdienste. Der Konzernumbau, an dem der Aufsichtsratschef beteiligt war, sei eine „Herkulesaufgabe“ gewesen, sagte Achleitner, die „höchst erfolgreich bewältigt“ wurde. Die aktuellen Zahlen seien dafür der beste Beweis. Jahel Mielke

Die Risiko-Frage

Bayer drohen wegen der Klagen um die Antibaby-Pille hohe Kosten und Protest auf der Hauptversammlung

23. April 2012 - Zwanzig Minuten lang war Felicitas Rohrer klinisch tot – ihr Herz hatte nach einer Lungenembolie versagt. Viereinhalb Stunden operierten die Ärzte und retteten schließlich das Leben der 25-Jährigen. Rohrer hatte keine bekannten Vorerkrankungen, kein Risiko in der Familie. Warum sie so schwer krank wurde, ist für die junge Frau klar. „Bayer hat mein Leben zerstört“, sagt sie. „Dass ich überlebt habe, ist ein Wunder.“
Von Oktober 2008 bis Juli 2009 nahm die junge Frau die Antibaby-Pille Yasminelle des Leverkusener Chemie- und Pharmakonzerns. Mit der Produktfamilie, zu der das Präparat gehört, macht die Berliner Pharmatochter von Bayer einen Umsatz von mehr als einer Milliarde Euro im Jahr. Zugleich brachten die Mittel dem Konzern in den USA bisher mehr als 11 300 Klagen wegen Gesundheitsschäden ein. Denn wegen des neuartigen Wirkstoffs Drospirenon, der in Yasmin, Yaz und Yasminelle steckt, stehen sie imVerdacht, ein höheres Risiko für Thrombosen zu bergen als andere Antibaby-Pillen. Thrombosen sind Blutgerinnsel, die in den Venen entstehen und zu Schlaganfällen und Embolien führen können. Auf der Hauptversammlung von Bayer am Freitag soll es erneut Protest gegen die Präparate geben.
Felicitas Rohrer bekam Anfang 2009 schlechter Luft, fühlte sich schlapp, hatte Schmerzen im Bein. „Ich dachte, das ist der Stress“, sagt sie. Sechs Monate später brach sie zusammen. Heute, knapp drei Jahre später, kämpft sie noch immer mit den Folgen dieses Tages. Vor dem Zusammenbruch hatte Rohrer ihr Studium zur Tierärztin abgeschlossen, nun kann sie ihren Beruf nicht mehr ausüben. Um ihr Leben zu retten, mussten die Ärzte ihr Brustbein durchtrennen. „Ich darf nichts Schweres mehr heben, kann nicht lange stehen“, sagt Rohrer. Dass sie täglich blutverdünnende Mittel einnehmen muss, ist weit mehr als lästig. „Kinder werde ich, solange ich die Mittel schlucke, nicht bekommen können“, sagt sie.
Im vergangenen Jahr entschied die heute 27-Jährige, Bayer zu verklagen. Sie war die erste, die das hierzulande tat. Denn anders als in den USA sind in Deutschland keine Sammelklagen möglich, das Risiko für die Betroffenen ist viel höher. Schmerzensgeld und Schadenersatz will Rohrer, und mittlerweile ist sie nicht mehr die einzige. Als sie 2011 mit ihrem Fall an die Öffentlichkeit ging, lernte sie drei weitere Betroffene kennen, mit ihnen gründete sie eine Selbsthilfegruppe. Eine der Frauen, Kathrin Weigele, geht nun ebenfalls gerichtlich gegen Bayer vor.
Rohrers Anwalt verweist auf die „schädlichen Wirkungen“ von Yasminelle, „die über ein nach den Erkenntnissen der medizinischen Wissenschaft vertretbares Maß hinausgehen“. Drospirenon, so konstatiert der Anwalt, führe im Vergleich zu Pillen der vorherigen Generation zu einem „bis zu doppelten Thromboserisiko“. Bayer verneint dies. „Alle kombinierten oralen Kontrazeptiva von Bayer, auch die mit Drospirenon, haben ein positives Nutzen-Risiko-Profil, wenn sie gemäß ihrer Indikation eingenommen werden“, teilte eine Bayer-Sprecherin auf Anfrage mit. Es gebe keine einheitliche wissenschaftliche Meinung dazu, ob das Risiko bei Drospirenon-Pillen höher sei als bei anderen. Zu Felicitas Rohrers Fall wollte Bayer sich mit Hinweis auf das laufende Verfahren nicht äußern. „Wir bedauern, was Frau Rohrer widerfahren ist“, sagte die Sprecherin.
In den USA gerät Bayer wegen der Klagen nun zunehmend unter Druck. Die Verfahren sind derzeit offiziell ausgesetzt, die Mediation, die der Richter Ende 2011 angeordnet hatte, läuft aber nur noch bis zum 30. April. Mit 170 Klägern hat Bayer nach eigenen Angaben bereits einen Vergleich in unbekannter Höhe geschlossen – ohne Anerkennung einer Haftung. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete unter Berufung auf Insider jüngst, dass der Konzern sich mit 500 Klägern auf eine Summe von mindestens 110 Millionen Dollar geeinigt habe – pro Fall wären das 220 000 Dollar. „Neben einem Schmerzensgeld steht den Klägern auch ein materieller Schadenersatz zu, wegen Verdienstausfällen, Haushaltsführungsschäden, Fahrt- oder Beerdigungskosten“, sagte Tobias Kiwitt, Rechtsanwalt in der Kanzlei Ciper & Coll.
Bayer bestätigte die Zahlen nicht, einige Analysten reagierten aber alarmiert. Die bisherige Schätzung der Belastung des Konzerns sei zu niedrig, schrieben Experten der Investmentbank JP Morgan. Sie schätzten die Gesamtkosten zur Beilegung aller 11 300 Fälle damit auf über zwei Milliarden Euro. Bayer teilte dazu mit, dass der Konzern „von Fall zu Fall“weiter „die Möglichkeit eines Vergleichs einzelner Rechtsstreitigkeiten in den USA in Betracht ziehen“ werde. Mit zusätzlichen Verfahren sei zu rechnen. Der Konzern sei in „industrieüblichem Umfang gegen Produkthaftungsrisiken versichert“. Abhängig vom weiteren Verlauf der Yasmin- und Yaz-Klagen sei es allerdings möglich, dass der bestehende Versicherungsschutz nicht ausreichen könnte, um sämtliche Verteidigungskosten und etwaige Schadenersatzleistungen vollständig abzudecken, hieß bei Bayer in Berlin.
Die Chancen der Kläger könnten zudem durch die jüngste Verschärfung der Warnhinweise für die drospirenonhaltigen Pillen in den USA gestiegen sein. Vor etwa zwei Wochen passte Bayer den Beipackzettel auf Drängen der US-Gesundheitsbehörde FDA an, nun wird davor gewarnt, dass das Thromboserisiko bei diesen Pillen im Vergleich zu anderen Verhütungsmitteln höher sein könnte. In der EU waren die Warnhinweise für Yaz, Yasminelle und Yasmin, die seit 2001 auf dem Markt sind, schon im vergangenen Jahr verschärft worden.
Wann die Verfahren in den USA wieder aufgenommen werden, ist offen. Auch Felicitas Rohrer wartet auf ihren Prozess. Sie hatte versucht, sich mit Bayer außergerichtlich zu einigen, war damit aber gescheitert. „Ich will Gerechtigkeit“, sagt sie, „und dass Bayer Verantwortung für seine Produkte übernimmt.“ Zwei Mal hat sie bereits auf der Hauptversammlung des Konzerns gesprochen, dieses Mal, am Freitag, wird nur ihr Anwalt auftreten. Rohrer will sich auf ihren Neuanfang konzentrieren, gerade macht sie eine Ausbildung zur Journalistin. „Nochmal auf der Hauptversammlung zu sprechen, dafür fehlt mir gerade die Kraft“, sagt sie. von Jahel Mielke

Pharmapatente

CBG Redaktion

27. April 2012, Ärzte ohne Grenzen

Hauptversammlung der Bayer AG:

Statement von Ärzte ohne Grenzen zu Patentstreit in Indien

Zur Hauptversammlung der Bayer AG in Köln erklärt Philipp Frisch von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen, der auch persönlich bei der Hauptversammlung spricht:

„Geistige Eigentumsrechte, allen voran Patente, sind in vielen Fällen eine große Barriere für den Zugang zu lebensnotwendigen Medikamenten. Vor allem in ärmeren Ländern sind die hohen Preise patentgeschützter Präparate nicht finanzierbar.

Die Zwangslizenz auf das Bayer-Medikament Nexavar™, die im März diesen Jahres von der indischen Patentbehörde für Indien erlassen wurde, ist in diesem Zusammenhang ein wichtiges Signal.

Das Patentamt begründete die Entscheidung damit, dass Bayer es versäumt habe, den Preis für das Medikament auf eine für Patienten bezahlbare Höhe herabzusetzen und es in ausreichender Menge in Indien zur Verfügung zu stellen.

Damit hat die Behörde klar gemacht, dass Patentmonopole kein Freifahrtschein für überteuerte Preise sind. Bayer sollte diese Entscheidung im Sinne der Patienten akzeptieren und keine weiteren rechtlichen Schritte einleiten. Die Gesundheit und das Leben von Patienten in ärmeren Ländern wiegen schwerer als das Gewinninteresse privater Unternehmen.“

Zwangslizenzen sind im internationalen Handelsrecht verankert. Sie ermöglichen Staaten, bestehende Patente teilweise zu umgehen, um die öffentliche Gesundheit zu schützen – etwa wenn durch zu hohe Preise der Zugang von Patienten zu Medikamenten beeinträchtigt wird. Die Hersteller werden im Gegenzug zur Zahlung einer Lizenzgebühr an den Patentinhaber verpflichtet.

[Nanotubes] Bayer Hauptversammlung

CBG Redaktion

Presse Information vom 26. April 2012

Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband NRW
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

BAYER-Hauptversammlung: BUND kritisiert Risiken von Nanotubes

Gefahrenpotential weitgehend unbekannt / Produktion in Leverkusen und Laufenburg geplant / 4000 Aktionäre in morgiger Versammlung erwartet

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Coordination gegen BAYER-Gefahren kritisieren die geplante Genehmigung einer Produktionsanlage für sogenannte Carbon Nanotubes (CNT) in Laufenburg am Hochrhein. Claudia Baitinger vom BUND NRW wird hierzu in der morgigen Hauptversammlung der BAYER AG in den Kölner Messehallen sprechen. Erwartet werden rund 4.000 Aktionärinnen und Aktionäre. Mehrere Umweltverbände und Privatpersonen hatten Einwendungen gegen die Genehmigung der Anlage eingereicht.

„Ein mit Nanotubes vergleichbares Material kommt in der Natur nicht vor. Der derzeitige Wissensstand zum Gefahrenpotential von CNT ist zudem gering - dies ist angesichts einer geplanten Großproduktion nicht zu akzeptieren,“ sagte Claudia Baitinger, Chemieexpertin des BUND. Die derzeit gültigen Umwelt- und Arbeitsschutzgesetze seien geschaffen worden, als Nanoteilchen noch nicht großtechnisch produziert wurden. Die Genehmigungsverfahren für die Anlagen in Leverkusen oder Laufenburg seien daher mit den bestehenden Regelungen nicht beherrschbar.

Die Laufenburger Anlage, die von der Firma H.C. Starck im Auftrag der BAYER MaterialScience AG betrieben wird, hatte im Jahr 2006 eine befristete Genehmigung als Versuchsanlage erhalten. Die Produktion soll nun von 30 auf 75 to/Jahr ausgeweitet werden und eine dauerhafte Genehmigung erhalten. BAYER selbst betreibt in Leverkusen ebenfalls eine Versuchsanlage, die sogar eine maximale Kapazität von 200 Jahrestonnen besitzt. Da diese nicht wie geplant funktioniert, soll nun auf die Anlage in Laufenburg ausgewichen werden.

Die von BAYER MaterialScience produzierten Carbon Nanotubes, winzige Röhrchen aus Kohlenstoff, sollen nach Angaben von BAYER in Lacken, beim Bau von Rotorblättern und in Sportartikeln eingesetzt werden. Tierversuche zeigen, dass bestimmte CNTs die Entstehung von Krebs ähnlich wie Asbestfasern begünstigen können. DNA-Schäden der Aorta sind ebenso möglich wie eine Beeinträchtigung der Lungenfunktion. Nanotubes können vom Körper sowohl über die Atemwege als auch über die Haut oder den Magen-Darm-Trakt aufgenommen werden.

Aus Sicht der Umweltverbände müsse der Betreiber vor einer Genehmigung hinreichend plausibel darlegen, dass von der Anlage keine schädlichen Umwelteinwirkungen ausgehen, welche Emissionen und Immissionen in welcher Höhe zu erwarten sind, welche Wirkungen auf Umwelt und Gesundheit damit verbunden sind, wie hoch die Belastung innerhalb der Anlage ist und welche Mengen dieses speziellen Feinstaubs bei einem Störfall austreten können. Dies habe man in der erforderlichen Transparenz bislang vermisst.

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[Pharmatests] Bayer Hauptversammlung

CBG Redaktion

Presse Information vom 25. April 2012
Coordination gegen BAYER-Gefahren

BAYER: Tödliche Pharma-Studien in Indien

BAYER verlegt immer mehr gefährliche Medikamenten-Versuche in arme Länder. Dort locken ein großes Reservoir an Probanden, niedrige Preise und geringe behördliche Aufsicht. Allein in Indien kam es bei Menschenversuchen von BAYER zu mindestens 138 Todesfällen. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hat einen Gegenantrag zur Hauptversammlung des Konzerns eingereicht und wird am Freitag vor den rund 4.000 Aktionären zum Thema sprechen.

Immer mehr Pharma-Studien werden in Schwellenländer verlagert. Insbesondere Indien ist aufgrund der niedrigen Kosten, der Englischkenntnisse der Bevölkerung, der großen Masse an Probanden und der laxen behördlichen Kontrollen für die Firmen attraktiv.

Derzeit lassen westliche Unternehmen etwa 1.900 Studien mit 150.000 Probanden in Indien durchführen und zahlen hierfür jährlich etwa eine halbe Milliarde Euro. Gleichzeitig nimmt die Zahl der Geschädigten zu: innerhalb von nur vier Jahren starben mehr als 1.700 Proband/innen. Allein bei den vom BAYER-Konzern in Auftrag gegebenen Studien kamen nach Angaben des indischen Gesundheitsministeriums 138 Versuchspersonen ums Leben - allein vier an Nebenwirkungen des Gerinnungshemmers Xarelto. BAYER hat den Hinterbliebenen Entschädigungen von gerade mal 5.250 Dollar gezahlt.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) fordert Aufklärung über alle Zwischenfälle bei Pharmatests von BAYER. Zur Hauptversammlung des Konzerns am Freitag in Köln hat die CBG einen Gegenantrag eingereicht. Jan Pehrke vom Vorstand der CBG: „Pharma-Studien in Ländern des Südens müssen nach denselben Standards durchgeführt werden wie in Europa oder den USA. Geschädigte und Hinterbliebene müssen die gleichen Entschädigungen erhalten – nur dann werden gefährliche Billig-Studien unattraktiv. Der BAYER-Vorstand trägt die Verantwortung für die gefährliche Praktik, risikoreiche Studien in Schwellenländer zu verlagern. Wir werden daher in der Hauptversammlung eine Nicht-Entlastung des Managements fordern“.

Derzeit beauftragt BAYER in Indien Studien mit der Krebs-Arznei Nexavar, dem Augen-Präparat VEGF, dem Thrombose-Präparat Xarelto und dem Diabetikum Glucobay. Kürzlich abgeschlossen wurden Versuche mit dem Potenzmittel Levitra, der Hormon-Spirale Mirena, dem Bluter-Medikament Kogenate und dem Röntgen-Kontrastmittel Gadovist. Die Testpersonen sind überwiegend extrem arm und analphabetisch; in vielen Fällen werden Einverständniserklärungen von Dritten unterzeichnet. Die wenigsten Probanden wissen, auf welche Gefahren sie sich einlassen. Die für die Kontrolle zuständigen Ethik-Kommissionen bestehen häufig nur auf dem Papier.

Experten halten die offiziellen Zahlen für viel zu niedrig. Dr. Chandra Gulhati von der Fachzeitschrift Medical Specialties, der die Entwicklung seit Jahren dokumentiert: „Es sind viel mehr, weil die meisten Toten gar nicht gemeldet werden. Die Angehörigen wissen nicht, dass die Verstorbenen Teil einer Studie waren. Es wird nicht ermittelt, es finden keine Obduktionen zur Ermittlung der Todesursache statt“. Jan Pehrke ergänzt: „Selbst wenn die offiziellen Daten unvollständig sind, so widerlegt die Aufstellung der indischen Regierung eindeutig die Aussage des ehemaligen BAYER-Chefs Werner Wenning, wonach es bei klinischen Studien zu keinen schweren Zwischenfällen gekommen sei.“

In einem Schreiben an BAYER-Chef Marijn Dekkers hatte die Coordination gegen BAYER-Gefahren kürzlich um Aufklärung gebeten. Das Unternehmen hatte eine Beantwortung abgelehnt.

Auch in weiteren Ländern mit großen Armutspopulationen wie Kolumbien, Pakistan, Moldawien, den Philippinen und China führt BAYER Menschenversuche durch. Sogar in Deutschland werden Todesfälle bei BAYER-Versuchen gemeldet: nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) starben im Jahr 2010 zwanzig Teilnehmer von Studien des BAYER-Konzerns.

weitere Infos zur BAYER-Hauptversammlung

[30 Jahre] Bayer Hauptversammlung

CBG Redaktion

Presse Info vom 19. April 2012
Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.

BAYER: 30 Jahre Kritische Aktionäre

erste Kritische Aktionärsgruppe in Deutschland / Protestaktion zu BAYER-Hauptversammlung am 27. April / Glückwunsch von Nina Hagen

Seit 30 Jahren protestieren Kritische Aktionäre in den Hauptversammlungen der BAYER AG gegen die Kehrseiten der Geschäftspolitik des Konzerns. 1982 hatten Mitglieder der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) erstmals in der Versammlung das Wort ergriffen. Zum Aktionärstreffen am 27. April in Köln reichte die CBG nun erneut Gegenanträge ein, diese wurden auf der BAYER-website veröffentlicht.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren war die erste Organisation, die Vorstand und Aktionäre eines deutschen Konzerns direkt mit Kritik konfrontierte. Mittlerweile gibt es bei rund 25 Unternehmen Kritische Aktionäre.

Axel Köhler-Schnura, Vorstands- und Gründungsmitglied der CBG: „Als wir vor 30 Jahren das erste Mal in der BAYER-Hauptversammlung auftraten, gerieten die Verantwortlichen geradezu aus dem Häuschen. Nie zuvor war die heilige Profitruhe einer Aktionärsversammlung derart gestört worden. Noch nie hatte jemand gewagt, den „Rat der Götter“ in der Öffentlichkeit derart zu kritisieren. Die mit den Profiten verbundenen Verbrechen kommen seitdem Jahr für Jahr auf die Tagesordnung. Faktenreich, konkret und fundiert.“

Die Rockmusikerin Nina Hagen, Förderin der Coordination, gratuliert zum Jubiläum: „Viele herzliche Glück- und Segenswünsche an alle Freunde und Mitstreiter der Coordination gegen BAYER-Gefahren zum 30-jährigen Hauptversammlungs-Jubiläum! Ich bewundere und unterstütze Euch von ganzem Herzen, frei nach dem Motto: The People United Will Never Be Defeated.“

Schwerpunkte der Protestaktion in diesem Jahr sind tödliche Pharma-Studien in Indien, der Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung, Risiken von Antibabypillen, die geplante CO-Pipeline quer durch NRW, Fehlbildungen durch den hormonalen Schwangerschafts-Test Duogynon und Bienensterben durch BAYER-Pestizide. Zu den Aktionen vor den Kölner Messehallen werden Umweltaktivisten aus dem In- und Ausland erwartet. Rund fünfzehn Kritikerinnen und Kritiker werden in der Versammlung das Wort ergreifen, darunter Vertreter des BUND und von Ärzte ohne Grenzen.

Markus Dufner, Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre: „Keine Nichtregierungsorganisation beschäftigt sich so intensiv mit den Machenschaften eines einzelnen Konzerns wie die Coordination gegen BAYER-Gefahren. Seit drei Jahrzehnten wird die Hauptversammlung für den BAYER-Vorstand dadurch zum Ärgernis. Ich wünsche unserer Mitgliedsorganisation viel Erfolg für die nächsten 30 Jahre!„. Die CBG gehörte vor 25 Jahren zu den Gründern des Dachverbands.

Axel Köhler-Schnura abschließend: „BAYER hat seit unserem ersten Besuch der Hauptversammlung alles versucht, uns loszuwerden: Einschüchterung, abgestellte Mikrofone, Bespitzelung, Diffamierung, Prozesse, Einsatz des Werkschutzes. Ohne Erfolg. Die RednerInnen der Coordination gegen BAYER-Gefahren enthüllen auf den Hauptversammlungen des Konzerns Jahr für Jahr die Kehrseite der Profite: Ausbeutung und Umweltzerstörung, Verbrechen an Mensch und Umwelt. Und benennen die Verantwortlichen im Vorstand.“

Alle Infos zu Kritischen Aktionären bei BAYER

Xarelto

CBG Redaktion

Presse Information vom 17. April 2012
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Xarelto: unklares Risiko-Profil

Todesfälle bei Xarelto-Studien in Indien / Experten warnen vor breitem Einsatz / Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung

Die Bedenken bezüglich der Sicherheit des Gerinnungshemmers Xarelto konnten bislang nicht ausgeräumt werden. Bei Studien mit dem Medikament ist es wiederholt zu Todesfällen gekommen. Xarelto wird zudem mit unlauteren Methoden vermarktet. Zu befürchten ist, dass ein risikoreiches und überteuertes Präparat ohne therapeutischen Zusatznutzen in den Markt gedrückt wird.

Anlässlich der heute von BAYER veröffentlichten Studien-Daten (Xamos-Studie) zum Einsatz von Xarelto bei Hüft- oder Kniegelenksersatzoperationen erklärt die Coordination gegen BAYER-Gefahren:

Berater der amerikanischen Aufsichtsbehörde Food and Drug Administration (FDA) kamen erst kürzlich zu dem Ergebnis, dass Xarelto gegenüber dem seit langem verwendeten Gerinnungshemmer Warfarin (in Deutschland: Marcumar) keinen therapeutischen Zusatznutzen bietet. Schlaganfälle kann Xarelto nicht häufiger verhindern als die etablierten und kostengünstigen Mittel. Zudem liegen bislang keine Langzeit-Studien zu den Nebenwirkungen von Xarelto vor. Nach Meinung der FDA-Experten werfen die von BAYER eingereichten Studien insbesondere Fragen zu Herzinfarkt- und Blutungsrisiken auf.

Nach Aussage der FDA-Experten zeigte die von BAYER eingereichte Studie (Rocket-AF) nur deshalb eine vergleichbare Wirksamkeit von Warfarin und Xarelto, da die mit Warfarin behandelten Patienten nicht optimal eingestellt worden waren. Bei größeren orthopädischen Eingriffen hätten Patienten ein hohes Risiko für Thromboembolien. Zudem verursache Xarelto mehr Blutungen als ältere Präparate.

Auch als allgemeines Therapeutikum gegen Venen-Thrombosen möchte BAYER das Präparat einsetzen. Gegenüber bislang verwendeten Medikamenten konnte jedoch auch für diese Anwendung kein Vorteil gezeigt werden. Die sogenannte Magellan-Studie war laut BAYER lediglich darauf ausgelegt, bei mehr als 3.400 teilnehmenden Patienten nachzuweisen, dass Xarelto der Vergleichsmedikation „nicht unterlegen ist“. Selbst nach Aussage von BAYER wies das Präparat jedoch „kein konsistent positives Nutzen-Risiko-Profil“ auf.

Zudem strebt BAYER eine Zulassung zur Nachbehandlung des akuten Koronar-Syndroms (ACS) an. Das Präparat soll in Kombination mit einer anderen Therapie der nochmaligen Entstehung von Blutgerinnseln in den Herzkranz-Arterien vorbeugen. In den Tests zeigten sich allerdings auch deutlich die Risiken der Arznei: so erlitten Xarelto-Proband/innen häufiger schwere Blutungen als die Test-Personen, welche die bisherige Standard-Medikation erhielten.

Jan Pehrke von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Die zahlreichen Meldungen über Gefäß-Verschlüsse, Blutungen, Herz/Kreislaufstörungen und Leberschäden lassen eine breite Verwendung von Xarelto nicht ratsam erscheinen. Präparate, die gegenüber älteren Mitteln keinen Vorteil bieten, sollten grundsätzlich nicht zugelassen werden.“ Der Verband hat zum Thema einen Gegenantrag zur BAYER-Hauptversammlung am 27. April eingereicht.

Der Zulassungsprozess von Xarelto gestaltete sich wegen der vielen Nebenwirkungen und der ungeklärten Langzeitwirkung von Beginn an schwierig. In Indien waren mindestens vier Proband/innen bei Xarelto-Studien ums Leben gekommen. BAYER hat den Hinterbliebenen jeweils bloß 5.250 Dollar Entschädigung gezahlt. Xarelto wird daher in den USA mit einem Warnhinweis versehen, wonach Patienten das Medikament nicht ohne ärztliche Rücksprache absetzen sollten, da sonst das Risiko von Schlaganfällen steigt.

Deutliche Unterschiede zeigen sich im Preis: die bisherige Standard-Medikation Warfarin kostet in den USA 25 Cent pro Tablette, Xarelto hingegen soll sechs Dollar kosten.

Zu kritisieren ist auch das Marketing für Xarelto. BAYER versendet in großem Umfang unverlangte Muster an Allgemeinärzte – ein klarer Verstoß gegen das deutsche Arzneimittelgesetz. Das Gesetz verlangt, dass Muster nur auf schriftliche Anforderung verschickt werden dürfen. Die Regelung wird von BAYER umgangen, indem dem Muster ein angeblicher Quittungszettel beiliegt, der sich als Musteranforderung entpuppt.

weitere Informationen:
=> Brief von Public Citizen
=> FDA staff fears over bleeding risk of Bayer/J&J’s rivaroxaban

[PETA] Gegenanträge BAYER HV

CBG Redaktion

PETA Deutschland e.V.
Harald Ullmann
Benzstraße 1
70839 Gerlingen

Gegenantrag zur Hauptversammlung am 27. April 2012

Hiermit zeige ich an, dass ich zu dem Punkt 2 der Tagesordnung den Vorschlägen des Vorstands und des Aufsichtsrats widerspreche und die anderen Aktionäre veranlassen werde, für den folgenden Gegenantrag zu stimmen. Um Mitteilung dieses Gegenantrages sowie der Begründung darf ich gemäß §§ 125, 126 AktG bitten.

Gegenantrag zu TOP 2: Der Vorstand wird nicht entlastet

Begründung: Bayer veröffentlicht nicht, welche Maßnahmen konkret getroffen werden, um die Einhaltung der konzerneigenen „Grundsätze zu Tierschutz und Tierversuchen“ sowie der jeweiligen nationalen Tierschutzgesetze in Bayers Tierversuchslaboren sowie in den Auftragslaboren, mit denen Bayer zusammen arbeitet, zu gewährleisten.

In den Grundsätzen steht, dass mit externen Laboren nur dann zusammengearbeitet wird, wenn deren Arbeit mit den genannten Tierschutzgrundsätzen vereinbar ist1. Dies würde anhand spezieller Fragebögen kontrolliert. Bayer veröffentlicht aber weder diese Fragebögen noch konkrete Kriterien, die solche externen Labore erfüllen müssen. Ebensowenig ist zu erfahren, wie oft Auftragslabore kontrolliert werden, und welche Sanktionen von Seiten von Bayer den Laboren drohen, wenn nicht nur Bayers eigene Tierschutz-Grundsätze nicht eingehalten werden, sondern auch massiv gegen geltendes Tierschutzrecht verstoßen wird, wie es im vorvergangenen Jahr beim US-Labor PLRS der Fall war, zu dessen Auftraggebern auch Bayer gehörte. Ehemalige Mitarbeiter dieses Labores sind mittlerweile in den USA wegen des Straftatbestandes der Tierquälerei angeklagt worden2.

Bayer hat dennoch seitdem keine strengeren Maßnahmen veröffentlicht, wie sichergestellt werden soll, dass mit solchen Laboren in Zukunft auf keinen Fall mehr zusammengearbeitet wird.

In den „Grundsätzen zu Tierschutz und Tierversuchen“ steht weiterhin, die Haltung der Tiere, die in Versuchen verwendet werden, erfolge „unter fachgemäßen Bedingungen“3, Tierschutzbestimmungen würden „in vielen Fällen übertroffen“4. Bayer veröffentlicht aber nicht, was konkret darunter zu verstehen ist, in wie vielen und welchen Fällen beispielsweise welche Bestimmungen übertroffen werden. Das Umfeld der Tiere werde „nach anerkannten wissenschaftlichen Grundsätzen“5 gestaltet. Welche Grundsätze aber sind das?

Laut der firmeneigenen Grundsätze sollen ein Tierschutzbeauftragter sowie verschiedene regionale Institutionen die Einhaltung der Tierschutz-Richtlinien überwachen6, jedoch veröffentlicht Bayer keinerlei Jahresbericht dieser Institutionen, aus dem klar hervorginge, welche Maßnahmen konkret getroffen wurden, ob Missstände vorgefunden wurden und wie diese behoben wurden.

Bayer hat eine ethische Verpflichtung, zu gewährleisten, dass kein Tier in einem Bayer-Labor oder in einem im Auftrag von Bayer agierenden Labor gequält, vernachlässigt oder misshandelt wird. Bayer hat jedoch keine ausreichenden Schritte unternommen, um dieser Verpflichtung nachzukommen. Der Vorstand trägt die Verantwortung dafür und soll daher nicht entlastet werden. Weitere Informationen finden Sie auf der Website der People for the Ethical Treatment of Animals unter www.peta.de.

1 http:www.tierversuche.bayer.de/de/bayer-grundsaetze.aspx
2 http:
www.peta.org/features/professional-laboratory-and-research-services.aspx
3 http://www.tierversuche.bayer.de/de/bayer-grundsaetze.aspx
4 Ibid.
5 Ibid.
6 Ibid.

Bienensterben

CBG Redaktion

Vrij Nederland, 4. April 2012

Bleker und die Bienen

In der gleichen Woche in der im „Science“ Magazin zwei alarmierende Studien veröffentlicht wurden, in denen das weltweite Bienensterben mit dem Einsatz neonicotinoider Pestizide in Zusammenhang gebracht wird, reichte Henk Bleker (Niederländischer Staatssekretär für Landwirtschaft) dem Niederländischen Parlament einen Bericht zu diesem Thema ein in dem es heißt: „Alles ist in Ordnung – Neonicotinoide können weiter eingesetzt werden wie bisher, ihre Verwendung tötet keine Bienen“.

von Tomas Vanheste, ins Deutsche übersetzt von Dr. Sven Buchholz

Henk Bleker hat es nicht einfach. In der vergangenen Woche, während einer hitzigen parlamentarischen Debatte über die Gründe für das weltweite massenhafte Bienensterben, dachte er, dass er eine endgültige Zusicherung gegeben hatte, dass es keinen Grund zur Beunruhigung gäbe bezüglich der Pestizid Problematik.

Wissenschaftler, Umweltschützer, Politiker und Imker gehen sich gegenseitig an den Hals über die Frage, ob systemische Pestizide, so genannte Neonicotinoide, die Ursache für die Verluste von Bienenvölkern darstellen.

Die Tatsache, dass in Europa und Nordamerika Millionen von Bienenvölkern starben, beunruhigt den niederländischen Landwirtschaftssekretär. Denn ohne Bienen gibt es keine Bestäubung für Karotten, Tomaten und Blumenkohl.
Bleker beauftragte ein Team von Wissenschaftlern, dieses Problem zu untersuchen.
Letzten Mittwoch konnte er das Parlament beruhigen: Seine wissenschaftlichen Berater führten eine Literaturrecherche durch und fanden: „dass es keinen Beweis für eine Verbindung zwischen dem Bienensterben und Neonicotinoiden gäbe.“
Somit gab es keinen Grund, den Einsatz dieser Pestizide zu stoppen.

Bleker war glücklich, die Landwirte waren glücklich, und die Hersteller der Pestizide waren glücklich. Aber die Tinte seines Berichts war kaum getrocknet, als das führende Wissenschaftsmagazin „Science“ zwei neue Studien veröffentlichte, die bestätigen, dass Neonicotinoide in der Tat ernste Schäden bei Bienen hervorrufen.

In der französischen Studie wurden Honigbienen mit Chip-Sendern ausgestattet und anschließend realistischen Feld-Dosen des von der Firma Syngenta entwickelten Pestizids „Cruiser“ (mit dem Wirkstoff Thiametoxam) ausgesetzt. Die Bienen, die das Neurotoxin aufnahmen, hatten größere Schwierigkeiten ihren Stock wieder zu finden und gingen auf dem Weg eher verloren (als die Bienen der unbehandelten Kontrollgruppe).

In der anderen Studie der Stirling University in Schottland wurden Hummeln sehr niedrigen Konzentrationen des Neonicotinoids Imidacloprid der Firma Bayer ausgesetzt. Die exponierten Kolonien erlitten einen 85%igen Rückgang in der Anzahl ihrer produzierten Königinnen. Dieser Verlust neuer Königinnen würde im folgenden Jahr entsprechend zu 85% weniger neuer Hummelkolonien führen.
Kamen die Offenbarungen von „Science“ aus heiterem Himmel, oder hätten Blekers Pestizid-Berater besser informiert sein müssen? Wer sind denn diese Experten, auf die sich der (niederländische) Staat offensichtlich verlässt?

Der erste Autor des Reportes, auf den Bleker seine Mitteilung stützt, war Tjeerd Blacquière von Plant Research International (PRI) in Wageningen. Er war eine gewagte Wahl des Staatssekretärs. Blacquières Glaubwürdigkeit war so gut wie zerstört nach seinem Auftritt in der Fernsehdokumentation „The murder of the honeybee“, ausgestrahlt von Hollands Zembla TV im März 2011. Blacquière, der sich anmaßt der Bienenexperte der Wageningen University zu sein, war gezwungen zuzugeben, dass er nicht einen einzigen durch Experten begutachteten Artikel zum Thema Bienen und Pestizide in irgendeinem wissenschaftlichen Journal veröffentlicht hat.

“Wir machen sehr praktische Forschung.” war seine Erklärung. Er beschreibt PRI als „ein Unternehmen“ mit losen Verbindungen zur Universität, das seine Erträge durch Auftragsforschung generiert.

Das Forschungsbüro Profunde berichtete Zembla, das Blacquières Institut in der Tat viele lukrative Projekte von den Pestizidherstellern Bayer und Syngenta erhalten hat.

Der zweite, von der Regierung konsultierte Experte war Professor Guy Smagghe von der Ghent University, der ebenfalls eine enge Beziehung zu Bayer hat. Sein Wissenschaftsteam in Ghent kooperiert mit dem größten Bayer Forschungscenter in Belgien, das sogar auf demselben Campus angesiedelt ist. Smagghe hat auch zusammen mit einem Wissenschaftler, der direkt bei dem deutschen Chemie-Giganten angestellt ist, einen Artikel veröffentlicht.

„Ich habe nie für Bayer geforscht“, erwidert Blacquière. „Wir haben eine Regierung, die sagt, dass die Universitäten mit der Industrie zusammenarbeiten sollen. Bürger beschweren sich, wenn Wissenschaftler auf Kosten der Steuerzahler ihr Leben lang an einem Thema forschen, die der Gesellschaft keinen Nutzen bringt. Aber sobald wir etwas mit Bayer oder Syngenta zusammen machen, sagen sie: ‚Seht Ihr, sie sind nicht unabhängig!’ “

Bis 2011 publizierte Blacquière nicht eine einzige von Gutachtern beurteilte Studie zu Bienen und Pestiziden. Sein Debüt in der Bienenforschung machte er letzten Februar mit der Veröffentlichung in der Fachzeitschrift ‘Ecotoxicology’. Dieser Artikel war die Basis für den Bericht, den der Staatssekretär an das Parlament sandte. Doch der Artikel wurde nicht in allen Kreisen mit Freuden aufgenommen. Der Toxikologe Henk Tennekes (ehemals Direktor einer großen Schweizer Agentur für die Durchführung von Forschungsprojekten der Industrie, heute unabhängiger Forscher) bezeichnet Blacquières Artikel als „eine Travestie von wissenschaftlicher Integrität“, da er absichtlich entscheidende Literaturquellen ignoriert, in der längst Nebenwirkungen von Neonicotinoiden auf Bienen demonstriert wurden. Tennekes reichte eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen Blacquière ein. Aber der Verwaltungsrat der Wageningen University wies, einer Untersuchung zweier Professoren folgend, letzte Woche Tennekes Beschwerde als haltlos zurück. Sie urteilten, dass die Literatur, die die Autoren laut Tennekes ignoriert haben, entweder „nicht essentiell“ waren oder nicht von Experten begutachtet wurde.

Tennekes zufolge ist dies eine fadenscheinige Begründung. Eine der bewusst ausgelassenen und ignorierten Veröffentlichungen war der Report des Wissenschaftlichen und Technischen Komitees der französischen Regierung aus dem Jahr 2003, der zu einem Verbot von Imidacloprid in Frankreich führte. “Werden Berichte der nationalen Gesundheitsbehörden von Regierungen jemals von Gutachtern überprüft? Sollten wir sie etwa ignorieren, weil sie von nicht von Akademikern gegengelesen werden?” Tennekes versteht auch nicht, weshalb seine eigenen Artikel, die die derzeitige Risikobewertung (von Neonicotinoiden) kritisieren, nicht berücksichtigt wurden. Das Gleiche gilt für die Veröffentlichung des australischen Forschers Francisco Sanchez-Bayo. Tennekes und Sanchez-Bayo kommen beide zu dem Schluss, dass eine längerfristige Aufnahme von Neonicotinoiden für Bienen sehr schädlich sein kann sogar in extrem niedrigen Dosen.

Für diese Neurotoxine gibt es keine wirklich sicheren Dosen, sagt Tennekes. Neonicotinoide haben Felder und Gewässer der Regionen kontaminiert, in den Hollands Blumenzwiebeln aufgezogen werden. Und zwar in Größenordnungen, die die „akzeptablen“ Grenzwerte um das Tausendfache übersteigen. Es geht hier nicht nur um die Vergiftung von Honigbienen sondern um die generelle Existenz von Insekten und anderen Wirbellosen. Diese bilden die Basis der Nahrungspyramide und sind Grundlage für alle insektenfressenden Vögel, Amphibien und Säugetiere, wie Feldlerchen, Frösche, Spitzmäuse und Igel. Sollte diese Basis zusammenbrechen, wäre das eine Umweltkatastrophe ungeahnten Ausmaßes.

Sanchez-Bayo und Tennekes schrieben einen Übersichtsartikel, der ebenfalls in der Bibliographie von Blacquiere nicht genannt wird. Der australischen Toxikologe wies in Blacquieres Report auf einen wissenschaftlichen Fehler auf Schulniveau hin: “Ihr Bericht an die niederländische Regierung stellt fest /behauptet dass Neonicotinoide Antagonisten seien, Substanzen also, die sich selbst an neuronale Rezeptoren binden, diese aber nicht aktivieren. Tatsächlich ist aber hinlänglich bekannt, dass Neonicotinoide Agonisten sind, die im Gehirn der Honigbiene neuronale Rezeptoren aktivieren, und gerade das macht sie so gefährlich“.

Blancquiere verteidigt sich damit, dass dies lediglich ein Schreibfehler gewesen sei.
Trotz der großen Anzahl wissenschaftlicher Fehler und absichtlicher Auslassungen war die Burteilung der Wageninger Universität, dass “nichts falsch” an Blacquieres Bericht sei.

Allerdings ist es etwas ungeschickt, dass der Wageninger Wissenschafts-Ethik Kanzler sieben Artikel mit einem der Koautoren des fraglichen Berichts veröffentlicht hat. Zudem war er einer der Professoren, die Tennekes Beschwerde begutachteten. Jegliche Kritik an Blacquieres Integrität würde auch ein schlechtes Licht auf die Glaubwürdigkeit jener werfen, die oft mit ihm zusammengearbeitet haben.
Jeroen van der Sluijs, Assistenz Professor für die Erfoschung neuer Risiken an der Utrecht University und Gastprofessor der Universität von Versailles, gab keinen Kommentar zur Integrität von Blacquière und seinen Koautoren. „Ich würde es vorziehen, über den Inhalt der Studie zu sprechen.“ Aber er stimmt Tennekes zu, dass elementare Studien bewusst weggelassen oder nicht vernünftig bewertet wurden. Bereits letzten Herbst hat er dies Bleker kommuniziert und seine Kritik auch dem Parlament mitgeteilt, nachdem er den ersten Entwurf gelesen hatte.
Er schrieb, die Studie weise „eine Anzahl von bewussten Auslassungen“ auf, zudem „erfülle sie nicht die grundlegenden generellen Anforderungen guter wissenschaftlicher Praxis“. Außerdem käme der Report zu „völlig falschen Schlussfolgerungen“ wenn es um die chronische Toxizität und die (daraus resultierenden) Schäden für die Bienengesundheit ginge.

Die endgültige Version des Reports, den der Staatssekretär dem Parlament übergab, änderte van der Sluijs Meinung nicht im Geringsten: „Meine Hauptkritik liegt darin, dass die Autoren das Risiko nur für die akut lethale Toxizität beurteilen.“ Aber jeder stimmt damit überein, dass dies in erster Linie während der Maisaussaat im Frühjahr auftritt. Es werden dabei giftige Stabpartikeln freigesetzt, was im vergangenen Jahr in Slowenien dazu führte, dass hundert Millionen Bienen aufgrund von Vergiftungen durch Neonicotinoide zugrunde gingen. Die hohen Winterverluste von Bienenvölkern sind aber eine andere Geschichte.

Hier sehen wir die Effekte, wenn die Exposition von nicht unmittelbar tödlichen Dosen von Neonicotinoide über einen längeren Zeitraum wirken: es macht die Bienen anfälliger für Parasiten. „Die Autoren benutzen eine völlig veraltete Methodik, um das Risiko zu bewerten“, erklärt der Utrechter Risikoforscher. Die korrekte Methodik ist offensichtlich: man sollte die niedrigste Dosis, die Nebenwirkungen im Labor hervorruft, mit der tatsächlichen Dosis vergleichen, der die Bienen im Feld ausgesetzt sind.

Erweist sich die Felddosis als höher, ist die Substanz nicht sicher!
Dies ist klar ersichtlich aus den Daten, die die Autoren selbst präsentieren, geradezu himmelschreiend offensichtlich. Aber sie fegen die Laborergebnisse mit einem Handstreich hinfort. In Ihrem Artikel erkennen sie zwar wohlwollend an, dass viele Laborstudien schädliche Auswirkungen von Neonicotinoiden auf das Sammelverhalten, die Lernfähigkeit und die Gedächtnisleistung von Honigbienen demonstrieren. Aber anschließend verschleiern sie diese Beurteilung, indem sie behaupten, dass diese Effekte nicht in Feldstudien zu finden seien. Letzteres erheben sie zum Maß der Dinge.

Nach van der Sluijs sind die wenigen von den Autoren zitierten Feldstudien zur Rechfertigung ihrer Position „in ihrem Design völlig unakzeptabel“. Werfen wir einen Blick auf die Feldstudien der kanadischen Forscher Christopher Cutler und Synthia Scott-Dupree aus dem Jahre 2007. In Ihrem Experiment wurden nur acht Bienenstöcke in zwei kleinen Feldern mit blühendem Raps aufgestellt. Ein Feld war mit dem Neonicotinoid Clothianidin behandelt, das andere war unbehandelt. Allerdings lagen beide Felder weniger als 300m voneinander entfernt. Da es für Honigbienen normal ist, in einem Umkreis von bis zu drei Kilometern auf die Suche nach Pollen und Nektar zu gehen, ist es kein Wunder, dass zwischen der Bienensterblichkeit der Testvölker und jener der Kontrollvölker keine großen Unterschiede zu finden waren. Natürlich sammelten die Beinen Nahrung auf behandelten und nicht behandelten Rapspflanzen. Aber Blacquière negiert dies: „Bienen sind nicht dumm, sie würden überhaupt nicht weit fliegen, da sie (sehr) ökonomisch mit ihren Energiereserven umgehen. Wenn sie mitten in einem Rapsfeld sind, bleiben sie dort und fliegen kaum woanders hin.“ Dennoch hat die US-Amerikanische Environmental Protection Agency (EPA) im November 2010 eben diese Studie als ungültig erklärt.

Darüber hinaus kann man der Website der University of Guelph entnehmen, dass die Forscher Cutler und Scott-Dupree von der Firma Bayer über 130.000 US$ für die Durchführung dieser Studie erhalten haben. In ihrem Artikel, der jedem versichert, dass Neonicotinide für Bienen sicher seien, vergaßen sie allerdings, diese große Summe zu erwähnen. Blacquière schweigt in seinem Report über diese finanzielle Firmensponsoring ebenso wie über die vernichtende Bewertung der EPA. „Wir haben uns lediglich begutachtete Artikel angesehen“, erklärt er. „Die Bewertung der EPA ist nur eine Meinung, die liefert keine Daten.“ Meiner Meinung nach verurteilt sich die EPA selbst mit dieser pathetischen Ausrede.“

Nicht weniger als 17mal verweisen Blacquière und seine Koautoren vorbehaltlos auf die ungültige Studie von Cutler und Scott-Dupree. „ Das ist bizarr und unverantwortlich für jeden Wissenschaftler, sich dermaßen auf eine so schwache und kontroverse Studie zu verlassen“, sagt van der Sluijs.

Wäre Staatssekretär Bleker von Blacquière anders beraten worden, hätte letzterer von den beiden neuen „Science“ Studien gewusst? Blacquière sagt, er hätte seinen Bericht nicht anders verfasst: „Es handelt sich hier um einen wichtiger Forschungsbeitrag, da diese Studien die Lücke zwischen Labor und Feld überbrücken. Aber die von manchen Leuten unterstützen Behauptung, es sei unwiderlegbar klar, dass diese Pestizide die Ursache für das Bienensterben sind, ist schwach. In einem schottischen Labor waren Hummeln für zwei Wochen Neonicotinoiden ausgesetzt und konnten nicht an die giftfreien Blüten gelangen, während sie es in der Natur draußen im Feld konnten. Dies ist ganz klar ein „Worst-Case“ Szenario. In einer anderen französischen Studie wurden Bienen mit 10mal höheren Dosen von Neonicotinoiden gefüttert, als was normalerweise in Pollen und Nektar im Feld gemessen wird“.

Henk Bleker dachte, das er mit der Hedwigepolder-Affäre durchkommt, dadurch dass er sich auf zwei Professoren verließ, die jedoch keine Professoren waren. Und als sie von dieser Zeitung dazu gefragt wurden, unterstützten sie Blekers Position nicht. Diesmal glaubt er die Gemüter beruhigen zu können, indem er mit einem Bericht wedelt, der von einem kommerzhörigen Erstautor mit einer bescheidenen Literaturliste zusammengeschustert wurde. Glaubt der Napoleon von Vlagtwedde wirklich einen Triumph feiern zu können, nicht nur über Europa sondern auch über das „Science“ Magazin?

CO Pipeline

CBG Redaktion

15. Februar 2012

310 Ärzte fordern Stopp der CO Pipeline

Mehr als 300 Ärzte aller Fachrichtungen fordern von der NRW Landesregierung ein Ende der CO-Pipeline, die die BAYER-Werke Dormagen und Krefeld verbinden soll. Wir dokumentieren den Offenen Brief, der von dem Kinder- u. Jugendarzt Dr. Gottfried Arnold initiiert wurde. Ausführliche Informationen finden sich auf unserer Kampagnenseite.

An die Ministerpräsidentin von NRW,
an den Umweltminister von NRW,
an den Landtag von NRW,
an die Bezirksregierung Düsseldorf,
an die CO-Pipeline-Betreiber-Firma BAYER

Sehr geehrte Damen und Herren,

wir wenden uns gemeinsam als Ärzte im Bereich der CO-Pipeline der Fa. Bayer an Sie, weil wir die Auffassung vertreten, dass im Falle eines CO-Pipeline-Unfalls viele Tote und Verletzte mit Langzeitschäden zu beklagen sein werden und daher das CO Pipeline-Projekt nicht in Betrieb genommen werden darf.

Zur Verdeutlichung dieser Annahme beschreiben wir einige medizinische Fakten:

1. Wie für Radioaktivität gibt es kein menschliches Sinnesorgan, das CO wahrnehmen und damit eine Schutzreaktion in Gang setzen kann. Daher ist die Diagnose schwierig und es hat schon mancher Helfer beim Versuch, einen Bewusstlosen zu retten, selbst eine CO-Vergiftung erlitten.

2. Die Behandlung einer schweren CO-Vergiftung erfordert eine Sauerstoff-Überdrucktherapie, die in ganz NRW im 24-Std.-Dienst nur an der Uni Düsseldorf für 2 bettlägerige Patienten gleichzeitig möglich ist (1).

3. Bei einem Gesunden können bereits nach 3-minütiger Hypoxie (Sauerstoffmangel) irreversible Gehirnschäden auftreten. Noch empfindlicher reagieren chronisch Herz- u. Lungenkranke, Anämiker, Schwangere und kleine Kinder. Ebenso kann auch ein Herzinfarkt durch eine CO-Vergiftung ausgelöst werden, was dessen Erkennung und Versorgung noch erschwert. Je später die effektive Behandlung beginnt, je länger der Sauerstoffmangel besteht, desto größer sind die Folgeschäden. Diese können auch noch nach mehr als einem Jahr nach erfolgreicher Anfangsbehandlung einer CO-Vergiftung auftreten und sind bei schweren CO-Vergiftungen in mindestens der Hälfte der Fälle irreversibel (2,3). Dazu gehören u.a. Parkinson-Erkrankung, Persönlichkeitsveränderungen, dauerhafte und z.T. progrediente Hirnschäden (3-5).

4. Die Rettungsmöglichkeiten bei einem Massenunfall (7,8) sind völlig unzureichend:
a) die Feuerwehren dürfen ihr Personal mit umluftunabhängigen Atemschutzanzügen nur 10 Minuten in eine CO-Wolke hineinschicken, danach muß der Rückweg angetreten werden;
b) die örtlichen Feuerwehren der Städte z.B. im Kreis Mettmann verfügen etwa über 1 Notarzt- und 2 Krankenwagen, womit also nicht mehr als 3 Patienten mit Sauerstoff versorgt werden können. Längere Wartezeiten bis zum Eintreffen unterstützender Feuerwehren beim Massenanfall von Verletzten gehen mit einer Zunahme von bleibenden Hirnschäden und Todesfällen einher;
c) bei einer Intervall-Behandlung von 2 - 3 Std. mit hyperbarem Sauerstoff (HBO) in der einzigen Sauerstoff-Überdruckkammer in NRW mit 24-Std.- Dienst (s.o.) können also maximal nur 16 - 24 bettlägerige Patienten mit schwerer CO-Vergiftung behandelt werden;
d) in dem im TÜV-Gutachten (6) vorgelegten Scenario eines Massenunfalls bei Rohrbruch wohnen laut Angaben der Stadt Hilden (8) in der AEGL -2- Zone 930 Personen (potentiell CO-Vergiftete), in der AEGL-3-Zone 140 Menschen (potentiell Tote).

Aufgrund dieses menschenverachtenden Gefahrenpotentials appellieren wir nachdrücklich an die Firma Bayer, das CO-Pipeline-Projekt aufzugeben.

Dr. med. Gottfried Arnold
Kinderarzt im Ruhestand

(1) Internetauftritt der Überdruckkammer des Universitätsklinikums Düsseldorf.
Verfügbar unter: www.uniklinik-duesseldorf.de->Institute->Hyperbare
Sauerstoff-therapie (HBO).
(2) www.medizin.uni-halle.de/kai/media/ELearning/Kohlenmonoxid.pdf
(3) Gillespie ND et al., Severe parkinsonism secondary to carbon monoxide
poisoning. J R Soc Med 1999; 92(10): 529-530
(4) Gallerani M et al., Parkinsonian syndrome after acute carbon monoxide
poisoning. Am J Emerg Med 2000; 18(7): 833-834
(5) Min SK, A brain syndrome associated with delayed neuropsychiatric sequelae
following acute CO intoxication. Acta Psychiatr Scand 1986; 73(1): 80
(6) TÜV Nord (2005): Betrachtung der Auswirkung von Lecks und einem Vollbruch
in der Kohlenmonoxidleitung von Köln-Worringen nach Krefeld-Uerdingen
der Bayer Industry Services GmbH&Co.OHG, Gutachten, Essen
(7) von Mühlendahl,KE et al., Risikowahrnehmung und -kommunikation bei
Planung und Bau einer CO-Pipeline am Niederrhein. Umweltmed Forsch
Prax 16 (1) 21-27 (2011)
(8) persönliche Mitteilung Stadtverwaltung Hilden am 13.4.2011

[Nexavar] Generika Indien

CBG Redaktion

15. Februar 2012

Patentstreit in Indien

Hintergrundinformationen zum Krebspräparat Nexavar

In Indien klagt der BAYER-Konzern gegen die Erteilung einer Lizenz für das Krebspräparat Nexavar (Wirkstoff: Sorafenib). Der Generika-Hersteller Natco Pharma hatte eine Zulassung beantragt und eine preisgünstige Versorgung mit dem Präparat angekündigt.

Der Preis für eine einmonatige Anwendung von Nexavar übersteigt das Jahreseinkommen der meisten Inder um ein Vielfaches. In Indien können – wie in vielen anderen Ländern – Zwangslizenzen ausgestellt werden, wenn die Kosten eine Behandlung für breite Bevölkerungsteile unmöglich machen. BAYER rechtfertigt den extrem hohen Preis mit den angeblich hohen Entwicklungskosten. Allerdings weigert sich der Konzern, eine detaillierte Aufstellung dieser Kosten vorzulegen.

James Love von der amerikanischen Organisation Knowledge Ecology International hat gegenüber den indischen Behörden nun eine Erklärung an Eides statt (Affidavit) abgegeben. Darin zeigt er, dass die Entwicklung des Präparats gemeinsam von BAYER und der Firma Onyx erfolgte (Punkt 28ff). Gemäß den Unterlagen, die Onyx bei der US-Börsenaufsicht eingereicht hat, lagen die Entwicklungskosten für mehrere Präparate bei maximal 275 Mio Dollar. Dem stehen Verkaufszahlen von 1,2 Milliarden Dollar innerhalb von nur drei Jahren entgegen. James Love arbeitet seit langem als Berater für WHO und WTO zu Pharma-Fragen.

Bei der Entwicklung gab es zudem umfangreiche staatliche Unterstützung: die Zulassung als „Orphan Drug“ (Medikament zu Behandlung seltener Krankheiten) führte zu deutlichen Steuernachlässen. Zudem finanzierte das US National Institute of Health (NIH) zahlreiche Studien zu Nexavar; diese führten auch zu der lukrativen Indikationsausweitung. Das Beharren von BAYER auf den extrem hohen Preisen ist daher nicht zu rechtfertigen.

Der BAYER-Konzern wollte mit mehreren Klagen vor indischen Gerichten die Zulassung von Nexavar verhindern. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren befürchtete einen Präzedenzfall, durch den die Zulassung von Generika generell behindert werden sollte, und startete gemeinsam mit indischen Initiativen eine Öffentlichkeitskampagne. Indien ist in weiten Teilen der Welt wichtigster Lieferant billiger Pharmazeutika.

Nexavar ist wegen seiner geringen Heilwirkung sehr umstritten und erhielt in mehreren Ländern keine Kassenzulassung. Bei Pharma-Tests mit Nexavar in Indien starben zahlreiche Probanden; ungeklärt ist bislang, ob es auch zu Todesfällen durch Nebenwirkungen des Präparats kam.

Weitere Informationen zur Kampagne

IG Farben

CBG Redaktion

27. Januar 2012

BAYER Vorstandsvorsitzender:

10. Todestag von ex-Nazi Kurt Hansen

Gestern jährte sich der 10. Todestag des ehemaligen BAYER-Vorstandsvorsitzenden Kurt Hansen. Als Ehren-Vorsitzender des Aufsichtsrates hatte Hansen noch bis ins hohe Alter (er wurde 91) ein Büro im Leverkusener BAYER-Hochhaus. Hansen repräsentierte in seiner Person den bruchlosen Übergang IG FARBEN => BAYER. Er trat schon frühzeitig, nämlich 1931, in die NSDAP ein und war bei der IG FARBEN für die kriegswichtige Aufgabe der Rohstoff-Beschaffung und Verteilung zuständig. Wegen seiner Verantwortung für Kriegsverbrechen verhafteten und internierten ihn die Alliierten im Jahr 1945. Von alldem war in den Nachrufen natürlich nichts zu lesen.
Selbstverständlich stellte die unrühmliche Vergangenheit Hansens in der Bundesrepublik auch keinen Hinderungsgrund dar, ihn mit Auszeichnungen zu überhäufen. So war er Ehrenbürger der Stadt Leverkusen und erhielt gleich von mehreren Universitäten Ehrendoktor-Würden verliehen.

[Bienensterben] [[4231|Neue Studie zu globalen Bienensterben]]

CBG Redaktion

Eine neue Studie amerikanischer Bienenforschungs-Institute kommt zu dem Ergebnis, dass der Befall mit Milben (den BAYER für die weltweiten Bienensterben mitverantwortlich macht), bei imidacloprid-belasteten Bienen stark zunimmt. Die Erkrankungen sind also eine Folge der Pestizidbelastung.

Die Studie endet mit dem Satz „We believe that subtle interactions between pesticides and pathogens could be a major contributor to increased mortality of honey bee colonies worldwide.“

alle Infos zur Kampagne

Tierantibiotika

CBG Redaktion

Presse Info vom 19. Januar 2012
Coordination gegen BAYER-Gefahren

Baytril: BAYER profitiert von Massentierhaltung

60% aller Antibiotika landen im Tierstall / immer mehr resistente Keime / Demonstration am Samstag in Berlin

Mehr als die Hälfte der weltweiten Antibiotika-Produktion landet im Viehstall. In der Folge entstehen massenhaft resistente Keime, die nach der Schlachtung im Schweine-, Rinder- oder Hähnchenfleisch nachweisbar sind. Eine mitunter tödliche Gefahr.

Zu den großen Profiteuren der Massentierhaltung gehört der Leverkusener BAYER-Konzern. Allein mit dem Tierantibiotikum Baytril machte BAYER im Jahr 2010 einen Umsatz von 166 Mio Euro, elf Prozent mehr als im Vorjahr. BAYER ist weltweit das viertgrößte Unternehmen im Bereich Veterinärmedizin.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Ohne die Produkte von BAYER & Co. wäre die Haltung Tausender Tiere auf engstem Raum gar nicht möglich. BAYER profitiert von den katastrophalen Zuständen in der Massentierhaltung, bei der ständig neue Krankheiten auftreten, und ist daher für die Entstehung antibiotika-resistenter Keime mitverantwortlich.„

In vielen Zuchtbetrieben gehören Baytril-Spritzen zum Alltag. Das Präparat wird seit 1995 in großem Umfang zur Behandlung von Infektionskrankheiten von Hühnern, Kälbern, Rindern, Puten und Schweinen eingesetzt. Der Wirkstoff von Baytril (Enrofloxacin) gehört zu den Fluochinolonen - wie auch die von BAYER vertriebenen Humanantibiotika CIPROBAY (Ciprofloxacin) und AVALOX (Moxifloxacin). Der großflächige Einsatz von Baytril führt dazu, dass gängige Humanantibiotika immer häufiger unwirksam werden.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren fordert:
=> ein Verbot der quälerischen Massentierhaltung, die den exzessiven Einsatz von Bakteriziden erst notwendig macht;
=> eine lückenlose Dokumentation aller Antibiotika-Anwendungen im Tierstall (mit Mengenangaben);
=> ein Verbot der routinemäßigen Beigabe von Antibiotika in Tierfutter und diesbezügliche Kontrollen und Strafen;
=> Verwendung von Antibiotika nur unter strengster Indikation und nur durch Tierärzte/innen; Ziel muss eine antibiotikafreie Tierzucht sein;
=> Verbot der routinemäßigen Behandlung ganzer Tierbestände.
Die Coordination kritisiert zudem die zunehmende Belastung des Grundwassers durch Veterinärprodukte.

Jüngste Studien des BUND belegen, dass Hähnchenfleisch in deutschen Supermärkten größtenteils mit antibiotikaresistenten Keimen belastet ist. Die Verbraucher/innen können im Falle einer späteren Infektion nicht mehr mit gängigen Antibiotika behandelt werden. Im November hatte das Verbraucherministerium NRW eine Studie veröffentlicht, wonach 96 Prozent der Masthähnchen mit Antibiotika behandelt werden.

Auch eine Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) war im Herbst zu dem Ergebnis gekommen, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast die Gefahr erhöht, dass diese bei Menschen nicht mehr wirken. Die Weltgesundheitsorganisation WHO fordert daher seit Jahren ein Verbot des massenhaften Einsatzes von Antibiotika in der Tierzucht. In der EU wurde der präventive Antitbiotika-Einsatz schon vor Jahren verboten, ohne dass die verwendeten Mengen dadurch sanken.

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren ruft zusammen mit 90 weiteren Organisationen zur Teilnahme an einer Demonstration am Samstag in Berlin auf. Die Kundgebung, die um 11.30 Uhr am Berliner Hauptbahnhof beginnt, steht unter dem Motto “Wir haben es satt! Bauernhöfe statt Agrarindustrie".

weitere Infos:
=> die Süddeutsche greift unsere Forderungen auf
=> US-Behörden verbieten Tierantibiotikum von Bayer
=> Gesundheitsrisiko Veterinär-Medizin

Xarelto

CBG Redaktion

blitz-a-t (arznei telegramm), 10. Januar 2012

RIVAROXABAN (XARELTO): NEUARTIGE DRÜCKER-METHODE?

Heute kam der Paketbote und gab an, er müsse den Empfang eines Paketes von mir persönlich abzeichnen lassen. Das Päckchen war in der Farbe der berühmten Schokoladenkuh gehalten und sollte laut Aufschrift Neuigkeiten zu Rivaroxaban (XARELTO) enthalten. Der angebliche Quittungszettel entpuppte sich als Musteranforderung, weshalb ich die Annahme verweigerte. Ist ein solches Vorgehen von Seiten der Firma Bayer rechtens?

Dr. med. F. SCHUMACHER (Facharzt für Allgemeinmedizin)
D-90429 Nürnberg
Interessenkonflikt: keiner

Auch ein weiterer Kollege berichtet uns von dieser Methode. Als Mitglied von MEZIS(1) ärgert ihn besonders, dass er erst im Nachhinein bemerkt hat, dass ihm mit dem Päckchen als „Neuigkeit“ ein XARELTO-Muster untergeschoben worden ist. Pharmahersteller dürfen laut Arzneimittelgesetz Muster nur auf schriftliche Anforderung abgeben. Bei der Bayer-Methode liegt diese bis zum Zeitpunkt der Lieferung nicht vor. Eine Muster-„Anforderung” per Quittungszettel bei Lieferung erachten wir als untergeschobene Anforderung, die nicht vom Arzt initiiert wurde. Nach unserer Einschätzung wird hier versucht, die rechtlichen Vorgaben zu unterlaufen. Wir haben den Vorgang bei der zuständigen Landesbehörde angezeigt. Bayer geht allerdings kein besonderes Risiko ein. Allenfalls droht ein Bußgeld, das Firmen hierzulande üblicherweise aus der Portokasse bezahlen können.

(1) MEZIS = Mein Essen zahl ich selbst (http:www.mezis.de)

Redaktion arznei-telegramm

PS Eine Bewertung von Rivaroxaban (XARELTO) in den neu zugelassenen Indikationen Vorhofflimmern sowie Behandlung und Rezidivprophylaxe tiefer Venenthrombosen folgt in Kürze im arznei-telegramm.

A.T.I. Arzneimittelinformation Berlin GmbH
Bergstr. 38 A, Wasserturm, D-12169 Berlin, Fax: +49 30-79 49 02-20
http:
www.arznei-telegramm.de, E-Mail: redaktion@arznei-telegramm.de
Handelsregister: 10570 Amtsgericht Berlin-Charlottenburg
Geschäftsführer: Wolfgang BECKER-BRÜSER