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Veröffentliche Beiträge in “Presse-Infos”

Jan Pehrke
Chefredakteur SWB
+49 178 3359268
presse@cbgnetwork.org

Pressestimmen: Die Arbeit der Coordination im Spiegel der Medien.

BigBrotherAward

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 25. Oktober 2002

Bayer AG erhält BigBrotherAward 2002

Der BigBrotherAward der Kategorie „Arbeitswelt“ geht an die Bayer AG, Leverkusen, da sie Bewerberinnen und Bewerber, die im Unternehmen eine Ausbildung machen wollen, zu einem Drogentest. Dafür müssen die Betroffenen eine Urin-Probe abgeben. Formal haben sie die Wahl und können den Drogentest auch ablehnen - faktisch kann hier von „freiwilliger Zustimmung“ keine Rede sein. Denn allen ist klar: wer den Drogentest verweigert, hat schlechte Karten bei der Vergabe der Ausbildungsplätze.

Gründe
Die Schweigepflicht der - wohlgemerkt - „Werks- oder Betriebsärzte“ ist zwar offiziell gewährleistet, denn die Details der Test-Ergebnisse dürfen der Firmenleitung nicht mitgeteilt werden. Stattdessen gibt es den Vermerk „Bewerber/in geeignet“ oder „nicht geeignet“. Ein Etikett mit weitreichenden Folgen auf wackeliger Grundlage.

Als Begründung für die Drogentests wird die Arbeits-Sicherheit angeführt - auch wenn es bislang noch keine Studien über die Folgen von illegalem Drogenkonsum am Arbeitsplatz gibt. Nach Angaben der Deutschen Hauptstelle gegen die Suchtgefahren e.V. geht jeder dritte bis vierte Arbeitsunfall auf die legale Droge „Alkohol“ zurück - Alkohol wird aber bei diesen Tests gar nicht geprüft.

Fest steht: Die Urintests dienen der Selektion im Vorfeld. Damit zeugen die Tests von einem grundsätzlichen Mißtrauen einer Unternehmens-
leitung gegenüber den potentiellen Mitarbeitern. Generalverdacht für alle, statt Unschuldsvermutung, wie sie in unserem Rechtsstaat eigentlich üblich ist. Und: Kontrolle statt Beratung.

Urintests sind entwürdigend. In Gegenwart eines möglichen zukünftigen Kollegen eine Pinkelprobe abgeben zu müssen, ist eine Demütigung. Mit einem solchen Drogentest muß man auch sein Privatleben und seine Freizeitgewohnheiten dem Konzern gegenüber offenlegen - und das im immer häufiger schon im Vorfeld, noch bevor man bei einem Unternehmen in Lohn und Brot steht.

So haben Urintests den Nebeneffekt, neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzuschüchtern und ihnen die Macht des Unternehmens zu demonstrieren, indem sie sprichwörtlich am eigenen Leibe erfahren, dass Menschenwürde und Privatsphäre hinter den Fabriktüren nur noch eingeschränkt Gültigkeit haben. Barbara Ehrenreich schreibt in ihrem Buch „Arbeit poor“, für das sie im Selbstversuch Erfahrungen mit Einstellungstests bei us-amerikanischen Billig-Jobs gesammelt hat: „Ich bin mir sicher, dass der eigentliche Sinn dieser Tests darin besteht, nicht etwa dem Arbeitgeber, sondern dem potentiellen Angestellten bestimmte Informationen zu übermitteln. Und die wichtigste Information lautet stets: Du wirst keine Geheimnisse vor uns haben.“

Bei all diesen „Nebenwirkungen“ sind die Urintests zudem fachlich auch noch ausgesprochen unzuverlässig. Die Fehlerquellen sind vielfältig: Genuß von Mohnkuchen z.B. kann tatsächlich zu einem positivem Opiatergebnis führen. Passivraucher oder Müsli-Esser können sich plötzlich und unerwartet mit einem positiven Cannabis-Wert konfrontiert sehen. Grenzwerte, wieviel einer Substanz im Urin gefunden werden darf, sind unklar.

Und die Nachweiszeiten der verschiedenen Substanzen sind äußerst unterschiedlich: Gefährliche Drogen wie Heroin, Kokain, Extasy und Speed sind nur 1 - 4 Tage nachweisbar, während Marihuana, das vergleichsweise harmlos und mittlerweile gesellschaftlich weithin akzeptiert ist, mehrere Wochen lang im Urin zu finden ist. Das bedeutet: Im Urin sind die Stoffe auch dann noch nachweisbar, wenn der Rausch längst verflogen und die betreffende Person voll arbeitsfähig ist.

Die Bayer AG ist hier exemplarisch nominiert - Drogentests werden in den letzten Jahren bei immer mehr Unternehmen in Deutschland zur gängigen Praxis bei der Bewerberauswahl, insbesondere bei der chemischen Industrie, z.B. BASF und Höchst, aber auch bei DaimlerChrysler in Sindelfingen und Untertürkheim, bei der Deutschen Bahn, bei Bosch, Heidelberger Druckmaschinen, den Kieler Stadtwerken oder der Volkswagen AG Wolfsburg. Damit setzen sie unversehens neue Standards, denn es wird suggeriert, dass Unternehmen, die nicht testen, nun die ganzen Drogenkonsumenten als Bewerber bekämen.

In den USA führen inzwischen über 80 % der umsatzstärksten Unternehmen „drogenscreenings“ durch. Entsprechend blüht in den USA der Markt mit Medikamenten zum Ausschwemmen der nachweisbaren Substanzen. Sogar Proben von garantiert drogenfreiem Fremdurin (à 69 Dollar) kann man dort erwerben. So wird der amerikanische Drogentest eher zum Kostenfaktor und Intelligenztest: Wie manage ich es, eine einwandfreie Probe zu bekommen? Die Arbeitsicherheit ist durch diese Tests übrigens nicht nachweisbar verbessert worden. Sie dienen mehr der Gängelung der Arbeitnehmerinnen. Bezeichnenderweise werden Drogenscreenings vor allem bei den unteren Lohnklassen durchgeführt - Ingenieuren, Programmiererinnen und Managern wird diese Prozedur nicht zugemutet.

Ganz nebenbei sind dem Mißbrauch im Unternehmen Tür und Tor geöffnet: Nicht zuletzt kann der für einen Drogentest abgegebene Urin einer Bewerberin auch auf eine etwa bestehende Schwangerschaft geprüft werden. Das ist illegal. Aber wer überprüft, ob das Verbot auch eingehalten wird? Und wer weiß, wie lange das Verbot noch gilt?

Gewerkschaftsvertreter befürchten, dass auch genetische Tests für Bewerber bald hoffähig werden, wenn Urintests stillschweigend akzeptiert werden.

Bayer macht es vor beim Drogenscreening für Auszubildende: Mit Mehrheitsbeschluss des Betriebsrates zur sogenannten Regelabsprache und natürlich völlig freiwillig und mit Zustimmung der Betroffenen ist alles möglich.

Herzlichen Glückwunsch, Bayer AG
Bielefeld, 25. Oktober 2002
für die Jury, Rena Tangens

Die BigBrotherAwards Deutschland wurden ins Leben gerufen, um die öffentliche Diskussion um Privatsphäre und Datenschutz zu fördern - sie sollen missbräuchlichen Gebrauch von Technik und Informationen aufzeigen.

Seit 1998 wird ein solcher „Preis“ in verschiedenen Ländern und seit dem Jahr 2000 auch in Deutschland an Firmen, Organisationen und Personen verliehen, die in besonderer Weise und nachhaltig die Privatsphäre von Menschen beeinträchtigen oder (persönliche) Daten Dritten zugänglich machen.

Weitere Infos: http://www.bigbrotherawards.de/

Coltan

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 24. Oktober 2002

Rohstoff-Importe aus dem kongolesischen Bürgerkriegsgebiet

UNO-Bericht: BAYER-Tochterfirma H.C. STARCK sagt die Unwahrheit

Ein in dieser Woche veröffentlichter Bericht der UNO zu Rohstoff-
exporten aus dem kongolesischen Bürgerkriegsgebiet bezichtigt die Goslarer Firma H.C. STARCK der Lüge. Das zum BAYER-Konzern gehörende Unternehmen behauptete Anfang des Jahres in einer Pressemitteilung, seit Sommer 2001 keine Rohstoffe mehr aus Zentralafrika zu beziehen. Der UNO liegen jedoch Dokumente vor, nach denen H.C. STARCK von der in Bukavu/Kongo ansässigen Firma EAGLE WING weiterhin das Mineral Coltan bezieht und somit die Kriegswirtschaft im Kongo am Leben erhält. Auch die Aussage der Firma, in der Vergangenheit lediglich mit Partnern kooperiert zu haben, die „keine Abgaben an Rebellenorganisationen leisten oder geleistet haben oder in anderer Form mit diesen kooperieren“ wird als unwahr bezeichnet.

Wörtlich heißt es in dem Bericht der UNO: „In a press statement issued on 24 May 2002, H. C. STARCK reiterated that the company had purchased no material originating in Central Africa since August 2001. The Panel possesses documents showing the contrary. In the same press release, H. C. STARCK claimed that its coltan originates from “peasant suppliers„ and not from rebel groups. In fact, no coltan exits from the eastern Democratic Republic of the Congo without benefiting either the rebel group or foreign armies.“ Der Bericht wird am heutigen Donnerstag dem UN Sicherheitsrat vorgelegt.

Nach Angaben der UNO wird der Krieg im Kongo wegen des „Zugangs zu und der Kontrolle von fünf Rohstoffen, darunter Coltan“ geführt.
Die ruandische Armee und die von Ruanda unterstützte Rebellen-
gruppen RCD finanzieren sich weitgehend mit dem Verkauf von Coltan. Die UNO-Experten empfehlen dem Weltsicherheitsrat, „restriktive Maßnahmen“ gegen Firmen zu ergreifen, die an der „Plünderung der Ressourcen“ des Kongos beteiligt seien.

In einem weiteren von der UNO untersuchten Fall bezog die thailändische Niederlassung von STARCK falsch deklariertes Coltan, das ebenfalls aus dem Kongo stammt. Nach Angaben der UNO war STARCK die Herkunft des Materials bekannt. Somit verstoße die Firma gegen die Richtlinien der OECD für multinationale Konzerne.

Die Firma H.C. STARCK ist Weltmarktführer für das in Coltan enthaltene Metall Tantal. Bereits in der Vergangenheit hatte das Unternehmen mehrmals die Unwahrheit gesagt. So äußerten Unternehmenssprecher gegenüber der Presse, erst Mitte 2001 auf die Problematik aufmerksam geworden zu sein. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte aber bereits im Jahr 2000 in einem Brief an das Unternehmen gefordert, wegen der Finanzierung von Kriegsparteien den Import aus dem Kongo einzustellen, hierauf jedoch eine unverbindliche Antwort erhalten.

Eine weitere Spur führt aus dem Kongo nach Kasachstan: Große Teile des in Zentralafrika geschürften Coltans werden an die Atomfabrik Ulba Metallurgical Plant geliefert. H.C. STARCK hat in der Vergangenheit bei der Entsorgung von Giftstoffen eng mit der kasachischen Atomindustrie kooperiert. Ob STARCK auch über den Umweg nach Kasachstan Coltan bezieht, wollte die Firma auf Anfrage nicht beantworten.

Philipp Mimkes, Sprecher der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „H.C. STARCK trägt Mit-Verantwortung für die grauenhaften Kämpfe, denen bereits Hunderttausende zum Opfer fielen. Wir fordern die Firma auf, den Tantal-Import aus dem Kongo umgehend einzustellen und alle Partner vor Ort offenzulegen.“

Nach Angaben der UNO führt der zwangsweise Einsatz von Landarbei-
tern in der Rohstoffproduktion zu einem Rückgang der Produktion von Nahrungsmitteln im Kongo. Unterernährung sowie die anhaltenden Kämpfe bedingen eine der höchsten Sterblichkeitsraten der Welt - in den letzten fünf Jahren sollen 2-3 Millionen Menschen ums Leben gekommen sein.

Gerne senden wir weitere Informationen zu: den vollständigen UNO- Bericht, einen Hintergrundartikel sowie Presseberichte. Der Bericht ist hier einsehbar.:
http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=5102&Cr=dr&Cr1=congo

[UN Bericht] Kampagne Kongo

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 24. Oktober 2002

Rohstoff-Importe aus dem kongolesischen Bürgerkriegsgebiet

UNO-Bericht: BAYER-Tochterfirma H.C. STARCK sagt die Unwahrheit

Ein in dieser Woche veröffentlichter Bericht der UNO zu Rohstoff-
exporten aus dem kongolesischen Bürgerkriegsgebiet bezichtigt die Goslarer Firma H.C. STARCK der Lüge. Das zum BAYER-Konzern gehörende Unternehmen behauptete Anfang des Jahres in einer Pressemitteilung, seit Sommer 2001 keine Rohstoffe mehr aus Zentralafrika zu beziehen. Der UNO liegen jedoch Dokumente vor, nach denen H.C. STARCK von der in Bukavu/Kongo ansässigen Firma EAGLE WING weiterhin das Mineral Coltan bezieht und somit die Kriegswirtschaft im Kongo am Leben erhält. Auch die Aussage der Firma, in der Vergangenheit lediglich mit Partnern kooperiert zu haben, die „keine Abgaben an Rebellenorganisationen leisten oder geleistet haben oder in anderer Form mit diesen kooperieren“ wird als unwahr bezeichnet.

Wörtlich heißt es in dem Bericht der UNO: „In a press statement issued on 24 May 2002, H. C. STARCK reiterated that the company had purchased no material originating in Central Africa since August 2001. The Panel possesses documents showing the contrary. In the same press release, H. C. STARCK claimed that its coltan originates from “peasant suppliers„ and not from rebel groups. In fact, no coltan exits from the eastern Democratic Republic of the Congo without benefiting either the rebel group or foreign armies.“ Der Bericht wird am heutigen Donnerstag dem UN Sicherheitsrat vorgelegt.

Nach Angaben der UNO wird der Krieg im Kongo wegen des „Zugangs zu und der Kontrolle von fünf Rohstoffen, darunter Coltan“ geführt.
Die ruandische Armee und die von Ruanda unterstützte Rebellen-
gruppen RCD finanzieren sich weitgehend mit dem Verkauf von Coltan. Die UNO-Experten empfehlen dem Weltsicherheitsrat, „restriktive Maßnahmen“ gegen Firmen zu ergreifen, die an der „Plünderung der Ressourcen“ des Kongos beteiligt seien.

In einem weiteren von der UNO untersuchten Fall bezog die thailändische Niederlassung von STARCK falsch deklariertes Coltan, das ebenfalls aus dem Kongo stammt. Nach Angaben der UNO war STARCK die Herkunft des Materials bekannt. Somit verstoße die Firma gegen die Richtlinien der OECD für multinationale Konzerne.

Die Firma H.C. STARCK ist Weltmarktführer für das in Coltan enthaltene Metall Tantal. Bereits in der Vergangenheit hatte das Unternehmen mehrmals die Unwahrheit gesagt. So äußerten Unternehmenssprecher gegenüber der Presse, erst Mitte 2001 auf die Problematik aufmerksam geworden zu sein. Die Coordination gegen BAYER-Gefahren hatte aber bereits im Jahr 2000 in einem Brief an das Unternehmen gefordert, wegen der Finanzierung von Kriegsparteien den Import aus dem Kongo einzustellen, hierauf jedoch eine unverbindliche Antwort erhalten.

Eine weitere Spur führt aus dem Kongo nach Kasachstan: Große Teile des in Zentralafrika geschürften Coltans werden an die Atomfabrik Ulba Metallurgical Plant geliefert. H.C. STARCK hat in der Vergangenheit bei der Entsorgung von Giftstoffen eng mit der kasachischen Atomindustrie kooperiert. Ob STARCK auch über den Umweg nach Kasachstan Coltan bezieht, wollte die Firma auf Anfrage nicht beantworten.

Philipp Mimkes, Sprecher der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „H.C. STARCK trägt Mit-Verantwortung für die grauenhaften Kämpfe, denen bereits Hunderttausende zum Opfer fielen. Wir fordern die Firma auf, den Tantal-Import aus dem Kongo umgehend einzustellen und alle Partner vor Ort offenzulegen.“

Nach Angaben der UNO führt der zwangsweise Einsatz von Landarbei-
tern in der Rohstoffproduktion zu einem Rückgang der Produktion von Nahrungsmitteln im Kongo. Unterernährung sowie die anhaltenden Kämpfe bedingen eine der höchsten Sterblichkeitsraten der Welt - in den letzten fünf Jahren sollen 2-3 Millionen Menschen ums Leben gekommen sein.

Gerne senden wir weitere Informationen zu: den vollständigen UNO- Bericht, einen Hintergrundartikel sowie Presseberichte. Der Bericht ist hier einsehbar: http://www.un.org/apps/news/story.asp?NewsID=5102&Cr=dr&Cr1=congo

Razzia

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 11. Oktober 2002

Lange Betrugsliste bei der Bayer AG

Razzia der EU-Kommission wegen verbotener Preisabsprachen

Nach der Razzia der EU-Wettbewerbsbehörde bei der Leverkusener Bayer AG wegen mutmaßlicher Preisabsprachen weist die Coordination gegen BAYER-Gefahren auf die lange Betrugsliste des Konzerns hin. Philipp Mimkes, Geschäftsführer der CBG: „Die Konzerne müssen viel stärker kontrolliert werden. Aber in der Bundesrepublik geht die Entwicklung in die andere Richtung, wie das Scheitern des Anti-
Korruptionsregisters im Bundesrat gezeigt hat.“ Der Verein weist darauf hin, dass durch den ungezügelten Konzentrationsprozess in den meisten Branchen informelle Absprachen immer einfacher werden.

Die Bayer-Tochter Haarmann & Reimer (H&R) hatte in den 90er Jahren mit fünf Wettbewerbern aus drei Kontinenten ein Kartell für Zitronensäure gebildet. Dabei hatten die Firmen Verkaufsquoten ausgehandelt und die Endpreise exakt festgelegt. Während der Existenzphase des Kartells verkaufte H&R allein in den USA für 400 Mio. Dollar überteuerte Zitronensäure. Gegen H&R wurden Strafen von 100 Mio Dollar verhängt - die bis dahin zweithöchste Kartellstrafe in der US-Geschichte.

Ebenfalls in den USA hatte Bayer über Jahre hinweg bei Lieferungen im Rahmen der staatlichen Gesundheitsprogramme „Medicare“ und „Medicaid“ falsche Preise gemeldet. Dem Staat waren durch die Preismanipulationen jährliche Schäden von rund 1 Milliarde Dollar entstanden. Den US-Behörden fielen geheime Firmen-Dokumente zu, in denen die Manipulationen als bewährte „Marketing-Instrumente“ beschrieben wurden. Bayer zahlte schließlich 14 Millionen Dollar Entschädigung. Bereits in den 80er Jahren beteiligte sich Bayer an einem europaweiten Kartell für den Kunststoff Polyethylen. Auch damals waren Preise und Quoten exakt abgestimmt gewesen.

Anfang des Jahres hatte die amerikanische Fachzeitschrift Multinational Monitor den Bayer Konzern in die Liste der „10 Worst Corporations of 2001“ aufgenommen. Die Aufstellung umfasst Firmen, die „Verbraucher betrügen, die Umwelt verseuchen und Arbeiterrechte mißachten“. Mehrere Skandale führten zu der erstmaligen Nominierung des Konzerns: so verlangte Bayer nach den Milzbrand-Anschlägen in den USA von der amerikanischen Regierung Milliardenbeträge für Antibiotika, obwohl die Herstellungskosten der Medikamente bei wenigen Prozent dieser Summe liegen. Gleichzeitig zahlte das Unternehmen mehrere hundert Millionen Dollar an Konkurrenzfirmen, damit diese keine billigeren Alternativen auf den Markt bringen.
Den Cholesterinsenker Lipobay hatte der Konzern erst auf Druck amerikanischer Behörden vom Markt genommen, obwohl dem Unternehmen die Gefahren jahrelang bekannt gewesen waren - mehr als 100 Patienten bezahlten dies mit ihrem Leben.

Die EU-Kommission hatte gestern bekannt gegeben, dass sie die Konzernzentralen von Bayer, Shell und Exxon durchsucht hatte. Die Unternehmen stehen in Verdacht, illegale Preisabsprachen getätigt zu haben. Bayer soll mit amerikanischen Wettbewerbern ein Kartell für Kautschukchemikalien, die für die Produktion von Autoreifen verwendet werden, gebildet haben. Shell und Exxon sollen sich auf dem Markt für Asphalt-Rohstoffe abgesprochen haben.

Gentechnik-Skandal

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 9. September 2002

BAYER in Gentechnik-Skandal verwickelt

England: illegale Aussaat von Antibiotika-resistentem Raps

Die Firma BAYER CROPSCIENCE, die vor zwei Monaten nach der Übernahme von AVENTIS CROPSCIENCE durch die BAYER AG gegründet wurde, ist in England in einen Gentechnik-Skandal verwickelt. Das Unternehmen räumte in einem Brief an das britische Umwelt-
ministerium ein, seit drei Jahren gentechnisch veränderten Raps, der nicht zugelassene Antibiotika-Resistenzen enthielt, gepflanzt zu haben.

Das im Rahmen eines 4-jährigen Versuchsprogramms verwendete Saatgut ist ursprünglich gegen das von BAYER CROPSCIENCE hergestellte Herbizid „Basta“ resistent. An vierzehn verschiedenen Versuchs-Standorten in ganz England enthielt es jedoch zusätzlich Gene, die die Pflanzen gegen die Antibiotika Neomycin und Kanamycin, die bei der Behandlung von Leberversagen verwendet werden, resistent machen. Die gefundene Genveränderung kann außerdem zu einer Resistenz gegen das Antibiotikum Gentamycin führen, welches gegen schwere Infektionen eingesetzt wird. Wissenschaftler äußerten sich besorgt, dass die Resistenzen auf Bakterien übertragen werden, wodurch die Antibiotika unbrauchbar werden.

Da in England zahlreiche Raps-Sorten heimisch sind, können gentechnisch veränderte Pollen zudem umliegende Felder und Wildkräuter kontaminieren. Die britische Regierung sprach von einem „ernsthaften Vergehen“ und verhängte ein vorläufiges Verbot weiterer Gentechnik-Versuche. Nach Angaben des britischen Landwirtschafts-
ministers Elliot Morley erwägt die Regierung zudem rechtliche Schritte gegen das Unternehmen. Britische Umweltverbände kündigten Strafanzeige gegen BAYER an und riefen zu Protesten auf.

Nach Angaben von Gentechnik-Kritikern illustriert der Fall das verantwortungslose Handeln der beteiligten Firmen sowie die mangelnden Kontrollen staatlicher Stellen. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Dem Unternehmen wurde quasi gestattet, sich selbst zu überwachen. So erklärt sich, dass über einen Zeitraum von drei Jahren kontaminiertes Saatgut verwendet werden konnte.“ Mimkes fordert wegen der nicht umkehrbaren Konsequenzen ein Verbot von Freisetzungsversuchen mit gentechnisch veränderten Pflanzen und eine Verlängerung des EU-Moratoriums zur Zulassung gentechnisch veränderter Pflanzensorten. Adrian Bebb von Friends of the Earth: „Dies ist nicht der erste Schnitzer der Gentech-Industrie. Wie können wir Unternehmen, die nicht einmal Versuchsreihen ordnungsgemäß durchführen können, die Verantwortung für unsere Nahrung übertragen?“

AVENTIS/BAYER war bereits im Juni von einem schottischen Labor auf die Verunreinigungen aufmerksam gemacht worden, die Öffentlichkeit wurde jedoch erst zwei Monate später über den Fall unterrichtet. Weitere Freisetzungsversuche mit Gen-Raps wurden in Belgien und Deutschland unternommen - inwiefern dabei auch Antibiotika-Resistenzen verbreitet wurden, ist unklar.

In Kanada reichten zahlreiche Landwirte, deren Felder mit gentechnisch veränderten Rapspollen verunreinigt wurden, eine Sammelklage gegen BAYER CROPSCIENCE ein. Auch in Deutschland gibt es Proteste gegen Freisetzungsversuche: Vor wenigen Wochen beantragte BAYER die Aussaat von Gen-Raps in unmittelbarer Nähe eines Naturschutz-
gebietes in Swisstal bei Bonn. Umweltschützer befürchten einen Präzedenzfall und die Umgehung des europäischen Naturschutzrechts. Greenpeace hatte in einer Untersuchung nachgewiesen, dass in Deutschland verkaufter Honig Verunreinigungen mit Gen-Raps enthält.

Gerne senden wir weitere Informationen zu: den Brief der Firma Aventis an das britische Landwirtschaftsministerium, Artikel aus „Independent“, „Times“ und „Guardian“ sowie Stellungnahmen britischer Umwelt-
verbände und der Umweltbehörde.

Zur Europa-weiten Initiative zum Schutz des Saatguts vor gentechnischen Verunreinigungen: www.saveourseeds.org

[Untersuchung] Kampagne Pestizide Peru

CBG Redaktion

Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN Germany) e.V.
Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) e.V.

Pressemitteilung vom 5. September 2002

Bayer-Pestizid tötet Kinder in Peru

Parlamentarischer Untersuchungsausschuss macht die Bayer AG für 24 tödliche Pestizidvergiftungen verantwortlich. Betroffene Familien fordern Ausschluss des Unternehmens vom UN Global Compact.

Die Bayer AG hat über Jahre hinweg als Hauptimporteur Parathion-ethyl und -methyl, beide extrem gefährliche und hochgiftige Organophosphat- Insektenvernichtungsmittel, nach Peru eingeführt. Das Insektengift mit dem Produktnamen „Folidol“ wurde vor allem in entlegenen Anden-
regionen an Kleinbauern vermarktet.

Im Oktober 1999 starben im Dorf Tauccamarca 24 Kinder, nachdem sie in der Schule verunreinigtes Milchpulver zu trinken bekamen. 18 weitere wurden schwer vergiftet. Der peruanische Kongress berief daraufhin einen Untersuchungsausschuss ein, der jetzt seinen Abschlussbericht vorlegte. Demnach führten ungenügende Sicherheitsmaßnahmen zu den Vergiftungen: Das Bayer-Produkt Folidol ist ein weißes Pulver, das Milchpulver ähnelt. Es enthielt keinen Warn-Geruch und wurde in durchsichtigen Tüten am Straßenrand verkauft. Informationen zur Gefährlichkeit der Produkte fehlten entweder ganz oder waren in Spanisch abgefasst - die Bewohner des Hochlandes sind jedoch überwiegend Analphabeten, die Quetschua sprechen. Statt mit Warn-Piktogrammen waren die Tüten mit Abbildungen von Gemüse bedruckt. Der Ausschuss fordert, dass die Bayer AG und die Regierung die betroffenen Familien entschädigen.

PAN Germany fordert schon seit Jahren, dass insbesondere in Entwicklungsländern unter Armutsbedingungen keine derart giftigen Pestizide vermarktet werden dürfen. „Es ist unakzeptabel, dass es weltweit immer wieder zu teilweise tödlichen Pestizidvergiftungen kommt, obwohl mit dem ökologischen Landbau eine ungefährliche und der sozio-ökonomischen Situation angepasste Alternative zur Verfügung steht“, meint Carina Weber, PAN Germany Geschäftsführerin. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren ergänzt: „Trotz jahrelanger Warnungen hält Bayer an dem Verkauf hochgefährlicher Pestizide fest und trägt damit die Verantwortung für den Tod der Kinder. Das Unternehmen muss endlich seine Ankündigung aus dem Jahr 1995 umsetzen, alle Wirkstoffe der Gefahrenklasse I weltweit vom Markt zu nehmen.“

Die betroffenen Eltern haben sich zudem mit einem Brief an den UN Generalsekretär Kofi Annan gewandt. Darin fordern sie ihn auf, die Bayer AG vom Global Compact auszuschließen. Dabei handelt es sich um eine Partnerschaft der Vereinten Nationen mit Unternehmen, die sich u.a. zum Schutz der Menschenrechte und zu einem umsichtigen Umgang mit der Umwelt verpflichten.

UN

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 31.08.2002

Der Ausverkauf der Vereinten Nationen

Hintergründe zum Umweltgipfel von Johannesburg

„Die Einstellung der Vereinten Nationen gegenüber dem Privatsektor hat sich in den vergangenen Jahren radikal verändert. Kooperation kommt heute vor Konfrontation.“ Mit diesen Worten wirbt Kofi Annan, General-
sekretär der UN, für den „Global Compact“, einem Abkommen zwischen ursprünglich 44 multinationalen Konzernen und den Vereinten Nationen. Aus Deutschland dabei: die Chemie-Konzerne BASF, Aventis und Bayer, die Autobauer BMW und DaimlerChrysler sowie die Deutsche Bank.

In dem vor zwei Jahren unterzeichneten Compact bekennen sich die Unternehmen zu neun Grundsätzen aus den Bereichen Umweltschutz, Arbeitssicherheit und Einhaltung der Menschenrechte. Die Prinzipien basieren auf der Erklärung der Menschenrechte von 1949, dem Weltsozialgipfel von 1995 und dem Umweltgipfel von Rio 1992. Außerdem verpflichten sich die Konzerne, Musterprojekte zu initiieren und somit ihr Engagement zu belegen. Um den Fortschritt im Rahmen der Kooperation zu dokumentieren, will die UN geprüfte Fallbeispiele veröffentlichen, die der Öffentlichkeit zur Begutachtung freistehen.

Zweifelhafte Partnerschaften

Die Bekanntgabe der Vereinbarung, der sich mittlerweile mehrere hundert Firmen angeschlossen haben, erfolgte nach einjährigen Verhandlungen von Kofi Annan mit der International Chamber of Commerce (ICC), der weltweit größten Lobbyorganisation multi-
nationaler Unternehmen. Die ICC vertritt weltweit rund 7000 Firmen, wird jedoch von rund 50 Großkonzernen dominiert. In den Verhandlungen mit der UN setzte der Lobbyverband eine unternehmerfreundliche Formulierung der „Prinzipien“ des Compact sowie - vor allem - deren völlige Unverbindlichkeit durch.

Mit der ICC suchte sich Annan ausgerechnet diejenige Organisation aus, die sich in der Vergangenheit am vehementesten gegen internationale Umwelt-Abkommen gewehrt hat. Sowohl die Formulierung des Kyoto-Protokolls zur Senkung des CO2-Ausstoßes wie auch die Biodiversitäts-Konvention, das Protokoll von Montreal zum Schutz der Ozonschicht und die Basel-Konvention gegen Giftmüllhandel wurden von der ICC als unpraktikabel und wirtschaftsfeindlich gegeißelt und durch anhaltenden Druck auf die Politik abgeschwächt.

Lobbypolitik von Rio ....

Erstmals wurden die Konzerne bei der Vorbereitung des Umweltgipfels von Rio 1992 als gleichberechtigte Partner internationaler Institutionen behandelt. Das 160 Konzerne umfassende World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) war maßgeblich bei der Erstellung der Tagesordnung und des Abschlussdokumentes beteiligt. So setzte sich die neoliberale Sichtweise durch, nach der freie Märkte und Wirtschaftswachstum eine Voraussetzung von Umweltschutz und nachhaltiger Entwicklung sind und nach der die Industrie ein solches Wachstum nur garantieren könne, wenn sie ohne bindende Rahmen-
bedingungen arbeiten kann. Stattdessen werden seit Rio „freiwillige Selbstverpflichtungen“ propagiert, bei deren Nicht-Einhaltung jedoch keine Konsequenzen drohen.

Kein Zufall war es, dass ebenfalls 1992 die UN Kommission zu Transnationalen Konzernen (UNCTC) ersatzlos geschlossen wurde. Die UNCTC war die einzige UN-Organisation, die seit den 70er Jahren die Aktivitäten der Multis überwachte. Der Versuch der UNCTC, weltweit bindende Regeln für Arbeitssicherheit, Einhaltung von Gesetzen und Umweltschutz aufzustellen, war der Industrie ein ständiger Dorn im Auge.

.... bis Johannesburg

1995 bildeten ICC und WBCSD gemeinsam, speziell für die Vorberei-
tung des Gipfels in Johannesburg, einen weiterer Lobbyverband: die Business Action for Sustainable Development (BASD) mit dem blumigen Motto „People, Planet, Prosperity“ (Menschen, Planet, Wohlstand). Geleitet wird die BASD ausgerechnet von Sir Mark Moody Stuart, zuvor Chef des Ölkonzerns Shell, der seit Jahren Ziel zahlreicher Kampagnen von Umweltschützern und Menschenrechtlern ist. Stuart hat als Shell-Boss die Versenkung der Ölplattform Brent Spar sowie das Engagement in Nigeria, das zur tragischen Exekution von Ken Saro-
Wiwa führte, zu verantworten. Die Rolle des BASD in Johannesburg beschreibt Stuart siegessicher: „Wir möchten auf dem Umweltgipfel eine konstruktive Rolle spielen. Die Industrie ist Teil der Lösung bei der Schaffung einer nachhaltigen Entwicklung“.

Bindende Regeln ausgehebelt

Weder WBCSD noch BASD stellen Mindestanforderungen bei der Aufnahme neuer Mitglieder. So finden sich im WBCSD, dem „grünen Gewissen“ der Industrie, Ölfirmen wie BP, StatOil, TotalFinaElf und ChevronTexaco, die Autobauer DaimlerChrysler, Nissan, Ford und General Motors, Chemie-Konzerne wie Dow, DuPont, BASF, ICI und Aventis sowie Gentech-Anbieter wie Monsanto, PowerGen und Bayer. Zu den Unterstützern des BASD gehören neben dem Weltverband der Chemischen Industrie und dem Bund der Deutschen Industrie auch das Europäische Atomforum und die World Nuclear Association.

Hauptaktivität des BASD sind die anekdotenhafte Veröffentlichung von „Musterprojekten“ einzelner Firmen, darunter mehrere Atomenergie-
Projekte sowie ein Gas-Pipeline-Projekt. Schon Anfang 2002 protzte BASD-Chef Stuart, dass der Verband „sehr enge Verbindungen zu den Vereinten Nationen aufgebaut hat, um die Ideen der Wirtschaft für die Struktur des Gipfels einzubringen“. Offenbar mit Erfolg: Hieß es im Januar im Entwurf für das Abschlussdokument noch „ein multinationales Abkommen, das die Verantwortlichkeiten von Unternehmen benennt, soll auf den Weg gebracht werden“, so finden sich im letzten Entwurf vor Beginn des Gipfels wolkige Formulierungen wie „Förderung der Verantwortung der Wirtschaft im Sinne einer Nachhaltigen Entwicklung“. Bindende Regeln bezüglich der Einhaltung von Menschenrechten oder dem Umweltschutz sind in dem Entwurf nicht mehr enthalten.

Kofi Annan: Büttel der Konzerne

Der Global Compact stellt den vorläufigen Höhepunkt der „Kooperation“ von Vereinten Nationen und multinationalen Unternehmen dar. Nach Angaben der UN haben mittlerweile mehrere hundert Konzerne den Vertrag unterschrieben - allerdings werden bislang nur 81 Unternehmen öffentlich genannt, darunter so illustre Namen wie Shell, BP, Novartis, Nokia, Nike, ABB und Deutsche Bank.

Annan wirbt um weitere Mitglieder, indem er sich unumwunden zum Anwalt einer konzerngesteuerten Globalisierung macht: „Sowohl die Vereinten Nationen als auch die Wirtschaft dienen einem höheren Zweck: dem Schutz der Menschheit.„ Das Abkommen werde einen Dialog zwischen der Industrie und „anderen sozialen Gruppen“ ermöglichen, so dass “Unternehmen, die sich zu den Prinzipien des Global Compact bekennen, dem Druck der Zivilgesellschaft viel besser begegnen können.“

Fehlende Kontrolle

Bei der Auswahl der Partner aus der Wirtschaft legen die UN keine noch so tiefe Messlatte an: alle Unternehmen – vom Hersteller von Atomkraft-
werken bis hin zu Ölkonzernen - werden akzeptiert. Informationen unabhängiger Beobachter über das Verhalten der Firmen holen die UN nicht ein. Nach der Unterzeichnung durch das jeweilige Unternehmen erfolgt keinerlei Überprüfung der Einhaltung der Prinzipien oder der „Musterprojekte“ – sämtliche Übereinkünfte sind „non-binding“, also unverbindlich.

Die Firmen nutzen die publicity-trächtige Verbindung mit der wichtigsten internationalen Organisation weidlich: fast alle beteiligten Unternehmen rühmen ihr vorbildliches Engagement im Rahmen des Abkommens auf ihren homepages und in eigens veröffentlichten Broschüren. In den Geschäftsberichten von DaimlerChrysler und Bayer wird sogar eine Rede von Kofi Annan als Grußwort abgedruckt - mit Foto und UN-Logo.

Kritik wird lauter

Seit Anfang des Jahres wird die Kritik am Schmusekurs der UN mit der Wirtschaft lauter. Zahlreiche Gruppen kritisieren, dass profitorientierte Konzerne ihre eigenen Regeln aufstellen, anstatt durch die Legislative zu verbindlichen Standards gezwungen zu werden. Der internationale Umweltverband Friends of the Earth beklagt eine „schleichende Übernahme der Vereinten Nationen durch die Privatwirtschaft“ und befürchtet, dass „auf Freiwilligkeit beruhende Abkommen die Verab-
schiedung bindender Regeln verzögern“ und damit mehr Schaden anrichten als Gutes tun.

In der Allianz für eine wirtschaftsunabhängige UN haben sich zwanzig Umwelt-, Gesundheits- und Entwicklungs-Organisationen aus allen Teilen der Welt zusammen geschlossen. Der Verband kritisiert die Einflussnahme der Konzerne als undemokratisch und befürchtet eine Gefährdung des Ansehens und der Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen - mit weitreichenden Konsequenzen für die zahlreichen Missionen der UN.

In einem gemeinsamen Brief an Kofi Annan fordert die Allianz die UN auf, keine Partnerschaften mit Unternehmen einzugehen. Der Unter-
schied zwischen gemeinnützigen und demokratisch legitimierten Institutionen auf der einen und profitorientierten Konzernen auf der anderen Seite dürfe nicht verwischt werden. Die UN müsse ein Forum einrichten, das Bewertungen der „Musterprojekte“ entgegennimmt, Verstöße gegen die Prinzipien des Compact untersucht und lernunwillige Firmen ausschließt. Die teilnehmenden Unternehmen müssten alle Ziele und Konventionen der UN und ihrer Tochterorganisationen aktiv unterstützen - andernfalls könnten sich Firmen gleichzeitig im Licht der UN sonnen und deren Ziele, z.B. das Kyoto Abkommen gegen die Erderwärmung, hintertreiben.

Erste Widerstände in der UN

Die bisherigen Veröffentlichungen über die Anstrengungen der Unternehmen zeigen, dass es auch innerhalb der UN Bedenken gegen die Zusammenarbeit gibt. Auf einem „Learning Forum“ 15 Monate nach Inkrafttreten des Abkommens äußerten UN-Offizielle, dass „keines der eingebrachten Musterprojekte die Kriterien eines Fallbeispiels im Rahmen des Global Compact erfüllt“. Auch zwei Jahre nach Unter-
zeichnung des Vertrags findet sich auf der website der UN keine anerkannte Fallstudie. Die zahlreichen vorgestellten Projekte werden unverbindlich als „Beispiele des Engagements der Wirtschaft“ geführt.

Kritiker fragen, wie die Öffentlichkeit die Fortschritte des Compact begutachten soll, wenn selbst die angeblichen Musterfirmen zwei Jahre nach Unterzeichnung der Vereinbarung kein einziges Beispiel für nachhaltiges Verhalten anführen können. Sogar die unternehmerfreund-
liche New York Times kritisierte, dass „der Global Compact den größten und reichsten Unternehmen erlaubt, sich in eine blaue UN-Flagge zu hüllen, ohne irgendetwas Neues dafür zu tun“.

Fallbeispiel Bayer AG

Um die fehlende Bereitschaft der Unternehmen aufzuzeigen, wirkliche Schritte in Richtung eines sozial und ökologisch verantwortungsbewuss-
ten Handelns zu gehen, sollen nun exemplarisch die Referenzprojekte der Bayer AG untersucht werden. Der Leverkusener Chemie-, Pharma- und Gentechnik-Riese, der jährlich rund 28 Milliarden Euro umsetzt und dessen Imperium rund 240 Tochterfirmen umfasst, gehört zu den Erstunterzeichnern des Global Compact. Auf seiner homepage befindet sich ein eigener Bereich, der umfangreich über die Kooperation mit der UN informiert. Neben einem leicht verfremdeten Logo der Vereinten Nationen findet sich das Bekenntnis „Die Global Compact Prinzipien decken sich mit den unternehmenspolitischen Prinzipien von Bayer. Unsere technische und wirtschaftliche Kompetenz ist für uns mit der Verantwortung verbunden, zum Wohle des Menschen zu arbeiten und unseren Beitrag für eine dauerhafte und umweltgerechte Entwicklung zu leisten.“

In der Realität hatten in der fast 140jährigen Bayer-Geschichte Profite stets Vorrang gegenüber Umweltschutz und sozialen Werten: Zu Beginn des letzten Jahrhunderts vermarktete der Konzern aggressiv das „Hustenmittel“ Heroin, obwohl die drohenden Heroin-Abhängigkeiten längst bekannt waren. Im ersten Weltkrieg erfand die Firma Chemische Kampstoffe und setzte sich vehement für deren Verwendung ein. Im Rahmen der IG Farben war der Konzern tief in das Dritte Reich verstrickt und war für Menschenversuche, den Tod Tausender Zwangsarbeiter und die Plünderung der eroberten Gebiete verantwortlich. In den 80er Jahren wurden Tausende Bluter durch Bayer-Produkte mit HIV infiziert - der Konzern hatte trotz Kenntnis des Ansteckungsrisikos auf Testverfahren verzichtet und noch Jahre nach Auftreten der ersten Infektionen alte Chargen verkauft. Aktuelle Skandale umfassen die jahrelang bekannten Nebenwirkungen von Lipobay, denen mindestens 100 Patienten zum Opfer fielen, sowie die umstrittenen Versuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen.

Global Compact Projekte von Bayer

Bayer ist Mitglied hunderter einflussreicher Lobbygruppen - neben der oben genannten ICC und dem WBCSD sind die wichtigsten der European Table of Industrialists, der Trans-Atlantic Business Dialogue, die Global Crop Protection Federation und EuropaBio. Um das Engagement im Rahmen des Compact zu belegen, dokumentiert Bayer auf seiner homepage vier Projekte:

1. finanzielle Unterstützung für die brasilianische Abrinq-Stiftung, die gegen Kinderarbeit kämpft;
2. Medikamenten-Spende an die Weltgesundheitsorganisation WHO im Rahmen eines Programms gegen die Schlafkrankheit;
3. Anstrengungen gegen die Ausbreitung von Antibiotika-
Resistenzen;
4. Trainingsprogramme für brasilianische Bauern und Landarbeiter.

Außerdem spendete Bayer Medikamente nach den Erdbeben in Indien und El Salvador und spendete nach dem 11. September eine Million Dollar an amerikanische Hilfsorganisationen.

Die genaue Bewertung der Spenden an die WHO, an die Abrinq-Stiftung sowie nach den genannten Naturkatastrophen fällt schwer, da Bayer die Höhe der Aufwendungen nicht veröffentlicht. Im Geschäftsbericht des Unternehmens wird jedoch keine Spende erwähnt, die höher als 1 Million Euro ist.

Es ist instruktiv, diese Summen mit den von Bayer gezahlten bzw. nicht gezahlten Steuern zu vergleichen: Lagen die weltweiten Unternehmens-
Steuern von Bayer im Jahr 2000 noch bei rund 1,15 Milliarden Euro, so wurden diese im vergangenen Jahr um fast 90% reduziert: gerade noch 150 Millionen Euro überwies der Konzern an Bund und Länder. Allein das Land NRW musste 250 Millionen Euro abschreiben.

Zu verdanken hatte Bayer dieses Steuer-Geschenk einem alten Bekannten: Heribert Zitzelsberger. Bevor Hans Eichel ihn als Staatssekretär mit der Unternehmenssteuer-„Reform“ betraute, war er Leiter der Steuer-Abteilung bei Bayer. „Keinem der Berliner Großkopfeten hat die deutsche Groß-Industrie so viel Wohltaten zu verdanken wie Heribert Zitzelsberger“, kommentierte die Berliner Zeitung.

Sämtliche wohltätigen Gaben von Bayer machen also maximal einige Prozent der eingesparten Steuern aus. Die Öffentlichkeit wäre mit angemessenen Steuern, über die sie frei verfügen könnte, weit besser bedient als mit einzelnen, willkürlich verteilten Spenden.

Initiative „Agrovida“

Bayer ist weltweit der zweitgrößte Pestizidhersteller. Im Bereich der hochgefährlichen Insektizide, mit denen sich jährlich zehntausende Landarbeiter tödlich vergiften, ist der Leverkusener Konzern die Nummer eins. 1995 versprach das Unternehmen, innerhalb von fünf Jahren alle Pestizide der Gefahrenklasse 1 („extrem gefährlich“) vom Markt zu nehmen. Bis heute wurde dieses Versprechen allerdings nicht umgesetzt.

Um „die Risiken für Mensch und Umwelt zu minimieren“, startete Bayer in Südbrasilien die Initiative „Agrovida“. Im Rahmen des Programms sollen „mehrere tausend Menschen“ in den sicheren Umgang mit Pflanzenschutzmitteln eingeführt werden. Die Firma selbst gibt zu, dass „das Training vielleicht nur ein erster Schritt“ sein könne.

Abgesehen davon, dass nur eine Einführung in den Organischen Landbau eine wirklich nachhaltige Maßnahme gewesen wäre: einige tausend Personen zu schulen, mag sinnvoll sein oder auch nicht, es ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Millionen Landarbeiter in Ländern des Südens hochtoxische Bayer-Produkte verwenden, ohne jemals eine Schulung erhalten zu haben und ohne über angemessene Schutzkleidung zu verfügen.

Nach Angaben der UN treten jährlich mehr als 10 Millionen Pestizid-
Vergiftungen auf. Ein von der UN-Abteilung FAO initiierter Kodex zum Verkauf von Agrogiften wurde von Bayer zwar unterschrieben, wird jedoch von der Firma täglich verletzt: laut Kodex sollen Pestizide der Gefahrenklasse 1 nur an „trainierte und zertifizierte Personen“ verkauft werden, die einen Ganzkörperschutz tragen. Wenn diese Bedingungen nicht erfüllt werden, sollen die Mittel laut Kodex vom Markt genommen werden. Zahlreiche Recherchen von Journalisten und Umweltverbänden belegen jedoch, dass sämtliche Bayer-Produkte an jedermann verkauft werden und von Landarbeitern ohne Kenntnis der Gefahren und ohne Schutz verwendet werden.

Die im Rahmen des Global Compact vorgestellte Initiative muss also als Augenwischerei bezeichnet werden. Ein verantwortungsbewusstes Handeln wäre nur durch eine Einhaltung des FAO-Kodex und einen Verkaufs-Stopp der risikoreichsten Wirkstoffe zu erreichen.

Antibiotika und resistente Bakterien

Nach Angaben der WHO gehören Antibiotikaresistenzen zu den größten medizinischen Problemen des 21. Jahrhunderts. Längst besiegt geglaubte Krankheiten breiten sich wieder aus, da resistente Keime mit herkömmlichen Antibiotika nicht mehr bekämpft werden können. Einer der Hauptgründe für die Ausbreitung von Resistenzen ist der massen-
hafte Einsatz von Antibiotika in der Tierzucht. In der EU landen mehr als die Hälfte aller Antibiotika im Tierstall - es entstehen resistente Bakterienstämme, etwa von Salmonellen, die über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen und unbehandelbare Infektionen auslösen können.

Bayer gehört weltweit zu den größten Herstellern von Antibiotika und ist zudem drittgrößter Hersteller von Veterinärprodukten. Die Substanz-
klasse der Fluoquinolone vermarktet der Konzern sowohl für Menschen („Ciprobay“) als auch für Tiere („Baytril“). In Deutschland ist Baytril seit 1995 zugelassen und wird in großem Umfang zur Behandlung von Schweinen verwendet, als Fütterungsarznei wurde das Präparat nach Protesten wieder vom Markt genommen. In den USA wird das Präparat an Hühner, Truthähne und Rinder verfüttert.

Das Unternehmen hat die Initiative „Libra“ gestartet, in derem Rahmen „Ärzte, Patienten und Entscheidungsträger“ über die Gefahren von Resistenzen informiert werden, um „den unsachgemäßen Einsatz von Antibiotika einzuschränken“. Blumig heißt es auf der Bayer-website: „Libra ist das lateinische Wort für Waage. Sie symbolisiert die Ausgewogenheit der Antibiotika-Therapie.“ Und weiter: „Nur so kann die Wirksamkeit dieser Arzneimittel zum Schutze der Bevölkerung erhalten bleiben. Damit passt das Bayer-Engagement in idealer Weise zum Global Compact und seinen Zielen.“

In der Realität trägt aber gerade der massenhafte Verkauf von Baytril zur Entstehung von Resistenzen bei: Nach Erkenntnis der US-Gesundheits-
behörde Food and Drug Administration (FDA) entstehen allein durch die Verfütterung von Fluoquinolonen an Hühner resistente Keime, mit denen jährlich mehr als 5.000 Amerikaner infiziert werden. Nach Angaben der FDA sind Fluoquinolone eine „wichtige Ursache“ für Infektionen mit Campylobacter Bakterien. Bis zu 80% der verkauften Hühner enthalten zum Teil resistente Campylobacter-Bakterien.

Die Behörde ersuchte daher die beiden Hersteller, Abbott und Bayer, das Präparat vom Markt zu nehmen. Während Abbott direkt reagierte, legte das deutsche Unternehmen Beschwerde ein. In den USA bildete sich daraufhin eine Koalition von Ärzteverbänden und Umweltorgani-
sationen, um ein Einlenken von Bayer zu erreichen. Vertreter der Initiative befürchten, dass im Laufe des mehrjährigen Beschwerde-
verfahren die Zahl der Resistenzen stark ansteigt und Fluoquinolone unbrauchbar geworden sind.

Kritische Anfragen von Journalisten oder engagierten Privatpersonen beantwortet Bayer seit vergangenem Jahr routinemäßig mit einem Verweis auf den Global Compact und den darin enthaltenen Anstrengungen. Es bleibt der Zivilgesellschaft überlassen, diese Aktivitäten als Ablenkungsmanöver zu enttarnen.

Pestizidtests

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 26. August 2002

Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) e.V.
Pestizid Aktions-Netzwerk (PAN) e.V.

Firma BAYER beantragt umstrittene Versuche

Protest gegen Pestizidtests an Menschen

Europäische und amerikanische Umweltverbände protestieren gegen eine mögliche Zulassung von Pestizidtests an Menschen.
Die amerikanische Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA) prüft gegenwärtig einen Antrag der Firma BAYER, solche Tests zur Risikoanalyse von Pestiziden zuzulassen. Entsprechende Unter-
suchungen werden bislang aus ethischen Gründen nicht akzeptiert.
Eine Änderung der amerikanischen Bestimmungen hätte Signalwirkung für die ganze Welt. BAYER hatte bereits 1998 in Schottland Tests durchgeführt, in deren Verlauf acht Personen Organophosphate verabreicht wurden.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Es sind stets materiell benachteiligte Menschen, die ihre Gesundheit bei solchen Tests aufs Spiel setzen. Das Unternehmen BAYER hat wohl verdrängt, dass Menschenversuche seit den grauenvollen Experimenten im Dritten Reich geächtet sind - Auftraggeber war im übrigen schon damals die BAYER-Gruppe innerhalb der IG Farben.“ Mimkes befürchtet durch die Zulassung solcher Untersuchungen höhere Grenzwerte von Pestiziden in der Nahrung und im Wasser.

Bei den Experimenten in Schottland nahmen die Testpersonen Azinphos-Methyl ein, das von der Weltgesundheitsorganisation als „hoch gefährlich“ eingestuft wird. BAYER ist weltweit größter Hersteller des Wirkstoffs. Die Umweltorganisation Friends of the Earth fürchtet in der Zukunft eine hohe Zahl solcher Tests; der Verband fordert, die Gesundheit der bisher an Tests beteiligten Personen lebenslang zu überwachen. Dr. Richard Dixon, Forschungsleiter von Friends of the Earth: „Es ist nicht akzeptabel, dass ein Chemie-Gigant wie BAYER hochgefährliche Pestizide an Menschen ausprobiert. Schlimmer noch aber ist der Versuch des Konzerns, die internationale Ächtung solcher Tests auszuhebeln.“

Auch der Natural Resource Defense Council, einer der größten amerikanischen Umweltverbände, verurteilt das Ansinnen von BAYER als „empörend und unmoralisch“. Ein Sprecher der Organisation erklärte: „Es gibt starke Anhaltspunkte dafür, dass die Testpersonen nicht vollständig über Ziele und Risiken der Versuche informiert waren.“ Der Verband befürchtet, dass langfristig auch genetisch modifizierte Organismen an Menschen getestet werden. BAYER ist seit der Übernahme der AVENTIS CROPSCIENCE größter europäischer Anbieter von genmanipuliertem Saatgut.

Das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany) erinnert an die ohnehin alltägliche Aufnahme von Pestiziden über Lebensmittelrück-
stände. Carina Weber, Geschäftsführerin von PAN Germany: „Lebensmitteluntersuchungen ergaben, dass z.B. in Europa 39 % und in Deutschland 42,2 % der Lebensmittel Pestizid-Rückstände enthalten.
Es ist völlig unakzeptabel, dass womöglich zukünftig regelmäßig Menschen auch noch als Versuchspersonen Pestizide schlucken, zumal mit dem Ökolandbau ein Produktionssystem zur Verfügung steht, in dem chemisch-synthetische Pestizide überhaupt nicht benötigt werden.“

Bislang bezeichnete die EPA entsprechende Tests als „unethisch“ und „unnötig“, jüngste Äußerungen von EPA-Mitarbeitern deuten aber auf eine Lockerung der Ächtung hin. BAYER-Sprecher bestätigten einen diesbezüglichen Antrag.

Weitere Informationen sowie aktuelle Artikel britischer Tageszeitungen (The Independent, Scotland on Sunday) senden wir gerne zu.

Tierversuche

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 1. August 2002

Demonstration gegen Tierversuche bei BAYER

Samstag, 3. August in Wuppertal
11.30 Uhr Auftaktaktion Kerstenplatz (am Rathaus)
12.30 Uhr Demonstration in der Wuppertaler Innenstadt
14.30 Uhr Demonstration vor den Tierversuchslabors des Pharma-
Forschungszentrums der BAYER AG in Wuppertal/Aprather Weg

Tierversuchsgegner aus ganz Deutschland sowie die Coordination gegen BAYER-Gefahren demonstrieren am 3. August 2002 in Wuppertal für eine Beendigung der gegenwärtigen Tierversuchspraxis bei BAYER. Im Rahmen der internationalen Kampagne „Stop Huntington Animal Cruelty“ fordern die Initiativen zudem von der BAYER AG, die Geschäftsbeziehungen zu dem Tierversuchslabor Huntington Life Sciences (HLS) einzustellen.

Axel Köhler-Schnura von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „Bei BAYER leiden ca. eine Million Tiere jährlich bis hin zum grausamen Tod. Dies ist als Tierfolter und Tiermord anzusehen und dient weder der Sicherheit der Verbraucher noch den Interessen der Belegschaft. Sogenannte Tierversuche werden einzig zur Abwehr von Schadens-
ersatzforderungen durchgeführt. BAYER muss zu tierversuchsfreien Verfahren übergehen. Bei Erhalt aller Arbeitsplätze.“

Huntingdon Life Sciences (HLS) ist Europas größtes Auftragslabor für Tierversuche und zählt zu den führenden Tierversuchslaboren weltweit. 70.000 Tiere - u. a. Hunde, Katzen, Affen, Vögel, Kaninchen, Fische, Mäuse und sogenannte landwirtschaftliche Nutztiere - werden in den Laboren gehalten und gequält.

BAYER gibt bei HLS seit Jahren Tierversuche in Auftrag. Dies bestätigte BAYERs vormaliger Vorstandschef Dr. Manfred Schneider auf der Hauptversammlung der BAYER AG am 26. April 2002 in Köln: „Wir haben ganz normale Geschäftsbeziehungen zu dem genannten Unternehmen HLS“. BAYER selbst führt jährlich Tausende von Tierversuchen durch, 140.000 Tiere wurden nach Angaben von Schneider allein 2001 von BAYER in Versuchen getötet. Wobei für Kritiker unklar ist, ob sich diese Zahl lediglich auf den Bereich der BAYER AG bezieht und die mehr als 200 Tochterfirmen in aller Welt unberücksichtigt lässt.

Einer der Standardtests bei BAYER wird wie folgt beschrieben: „Durch Injektion eines unverdünnten Insektenbekämpfungsmittels unter die Haut und in den Bauch wird eine deutliche Hautreizung und starke Beeinflussung der Tiere durch Kratzen und Lecken hervorgerufen.
Aus diesem Grund wird das Gift im folgenden mit einem Plastikschlauch oral eingegeben. Zunächst wird eine sehr hohe Dosierung verwandt; eine Stunde treten später deutliche Vergiftungssymptome wie Krämpfe, Zittern und Fallen auf den Rücken auf... Es folgen weitere Versuche, in denen zunächst hohe Dosierungen verwendet werden, bei deren Verabreichung etwa 50 % der Tiere verenden...“ (Institut für Toxikologie des Pharma-Forschungszentrums der BAYER AG in Wuppertal, K. Stephan, Dissertation1996)

Weitere Beschreibungen von Tierversuchen bei BAYER siehe: www.datenbank-tierversuche.de

Treffpunkt: Wuppertal, Kerstenplatz (am Rathaus, Fußgängerzone)
ab 10.00 Uhr Infostand zum Thema Tierversuche/HLS
ab 11.30 Uhr Reden zum Thema Tierversuche/HLS
Dr. Edmund Haferbeck (Coordination gegen BAYER-Gefahren)
Lisa-Marie Schütt (Tierversuchsgegner BRD)
SHAC-Kampagnengruppe Deutschland
ab 12.30 Uhr Protestzug durch die Wuppertaler Innenstadt
ab 14.30 Uhr Demonstration vor dem Pharmaforschungszentrum
von BAYER (Aprather Weg)

Kontakt während der Demonstration: 0171 - 43 17 387 (Dr. Edmund Haferbeck) oder 0160 - 25 76 008

Swisttal

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 29. Juli 2002

Genraps gefährdet Naturschutzgebiet bei Bonn

Umweltverbände fordern Einspruch des Robert Koch Instituts

Anlässlich der drohenden Freisetzung von gentechnisch verändertem Raps in der Gemeinde Swisttal bei Bonn fordern der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) das Robert Koch Institut auf, Einspruch gegen die Genehmigung einzulegen. Das geplante Versuchsfeld gefährdet die in unmittelbarer Nähe liegenden wertvollen Biotope und Naturschutz-
gebiete, darunter auch die als Flora-Fauna-Habitat (FFH) angemeldeten Eichen-Hainbuchenwälder „Waldville“. Wenn das Robert Koch Institut in Berlin nicht heute noch Einspruch erhebt, kann die Firma Bayer CropScience GmbH schon morgen mit der Aussaat von gentechnisch verändertem Genraps beginnen.

Eckehardt Ehrenberg, ehemaliger BUND-Landesvorsitzender:
„Die Risiken von Freilandversuchen mit genmanipulierten Pflanzen sind zur Zeit nicht absehbar. Tests haben zum Beispiel gezeigt, dass sich gentechnisch herbeigeführte Herbizidresistenz auch auf andere Pflanzen übertragen und quasi Superunkräuter entstehen lässt, die selbst mit einer Vielzahl von Pflanzenvernichtungsmitteln nicht mehr bekämpft werden können. Bei Raps kommt hinzu, dass er als heimische Pflanze in Mitteleuropa in zahlreichen Sorten angebaut wird und eine Reihe verwandter Arten hat. Das erhöht die Gefahr, dass sich gentechnische Veränderungen auskreuzen. Es ist unverantwortbar, ein Versuchsfeld für genveränderten, herbizidtoleranten Raps nach einem vereinfachten Verfahren ausgerechnet neben einem FFH-Schutzgebiet zu genehmigen. Die Gentechnikindustrie will hier offensichtlich einen Präzedenzfall für die Umgehung des europäischen Naturschutzrechts schaffen.“

Philipp Mimkes von der CBG: „Gerade vor dem Hintergrund des besonders sensiblen Lebensraumes in der Umgebung dieses Freisetzungsstandortes wäre eine gründliche Untersuchung der Risiken erforderlich gewesen. Stattdessen bedient sich die Firma Bayer einer bloßen Nachmeldung im Rahmen eines “vereinfachten Genehmigungs-
verfahrens„ und scheut jegliche öffentliche Diskussion.“

Der BUND informiert derzeit auf einer bundesweiten Aktionstour über die drohende gentechnische Verunreinigung der gesamten Nahrungs-
kette durch den Einsatz von Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmitteln. Parteien und Politiker werden aufgefordert, sich zu positionieren und strenge Auflagen für die Gentechnikindustrie einzurichten. Die Wahlfreiheit der Verbraucher und die Gentechnik- Freiheit des ökologischen Landbaus dürften nicht aufs Spiel gesetzt werden.

Für Rückfragen:
Claudia Baitinger, Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.,
mobil: 0172 - 2817451 Tel.: 02369 / 24296
Eckehard Ehrenberg, ehemaliger BUND-Landesvorsitzender,
Tel.: 02226 / 5779
Paul Kröfges, Vorsitzender der BUND-Regionalgruppe Köln,
Tel.: 0173 / 2794489

Hintergrundinformation zum Freisetzungsvorhaben in Swisttal-Morenhoven

Die Gemeinde Swisstal wird in den nächsten Tagen um eine zweifelhafte Attraktion reicher sein: Sie wird Freisetzungsstandort für genetisch manipulierten Raps. Damit reiht sie sich in die bislang 18 nordrheinwestfälischen Standorte ein, auf denen seit Jahren vom Erfolg der grünen Gentechnik geträumt wird: Obwohl die meisten Menschen keine Gentec-Nahrung essen wollen, werden allein in NRW mit Hilfe von genmanipulierten Zuckerrüben, Mais, Kartoffeln und Raps in z. Zt. 58 Freisetzungsversuchen der Wille des Verbrauchers missachtet.

Unter den deutschlandweít über 630 Vorhaben allerdings bekommt die Aussaat von Gentec-Raps in Swisstal-Morenhoven eine besondere Qualität: Die Freisetzungsflächen liegen in unmittelbarer Nähe zu wertvollen Naturschutzgebieten von z. T. europäischem Rang. Damit soll offenbar ein Präzedenzfall geschaffen werden für die Umgehung des europäischen Naturschutzrechtes. Der grünen Gentechnik soll das noch grünere „Mäntelchen“ der Umweltverträglichkeit angezogen werden.

Bei genauerem Hinsehen erweist sich der gegen das Totalherbizid Basta / Liberty mit einer Glufosatresistenz ausgestattete Winterraps Brassica napus den Linien MS 8 und RF 3 als äußerst problematisch:

* Er enthält einen ganzen Gencocktail von Bakterien, Pilzen und einer Raps-Verwandten und gefährdet damit bei potentieller Auskreuzung in vielfacher unerforschter Weise andere Organismen.
* Die vorgegebene Pollen-Sterilität des MS 8-Rapses wird durch den beabsichtigten Kreuzungsvorgang aufgehoben, so dass fertile Samen entstehen, die unkontrolliert verbreitet werden bzw. über Jahre im Boden ruhen können.
* Rapspollen können über mehrere Kilometer verteilt werden (Imker!), daraus resultierende Auskreuzungen mit Wildkräutern oder gentechnikfreien Kulturpflanzen (ökologische Landwirtschaft) sind bereits mehrfach beobachtet und beschrieben worden.
* Besonders bedenklich erscheint bei dieser Freisetzung, dass auch die fertilen Hybriden aus den beiden genannten Linien ausgesät werden sollen, so dass die Pollensterilität der Linie MS 8 nur als Alibi für diesen Versuch zu sehen ist.
* Pestizidaustrag (Basta) kann auch benachbarte Flächen treffen mit dem Ergebnis, dass herbizidresistente (ausgekreuzte) Pflanzen ggf. einen Selektionsvorteil haben können, was zu einer Beeinflussung von Ökosystemen führen kann (Naturschutzgebiet!) sowohl über Nahrungsketten als auch über eine Verringerung der Artenvielfalt (Biodiversität)

Umweltgipfel

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 23. Juli 2002

Umweltgipfel in Südafrika:

Kein Ausverkauf an die Multis

Detaillierte Analyse des „UN Global Compact“ unter http:www.corpwatch.org

Die Chemie-Konzerne BAYER und BASF gehören zu den Erstunter-
zeichnern des „UN Global Compact“. Darin verpflichten sich 44 internationale Unternehmen, Umweltschutz, Menschenrechte und eine gerechte Entwicklung zu fördern. Musterprojekte sollen das Engagement belegen. Eine Überprüfung der Projekte findet jedoch nicht statt, unabhängige Beobachter werden nicht angehört.

Das Unternehmen BAYER nutzt die Verbindung mit der UNO weidlich aus: bunte BAYER-Broschüren schmücken sich mit dem Bild von UN-Generalsekretär Kofi Annan; auf der homepage des Unternehmens wurde ein eigener Bereich, der über die Kooperation informiert, eingerichtet; kritische Anfragen werden mit dem vorbildlichen Engagement im Rahmen des „Global Compact“ beantwortet.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.: „Umweltzerstörung, sozialer Kahlschlag, Störfälle und tödliche Pestizide erhalten auf diese Weise ein blaues Deckmäntelchen mit der Aufschrift “UNO„. Die Vereinten Nationen dürfen sich in der gegenwärtigen Globalisierungs-Diskussion nicht vorbehaltlos auf die Seite der rücksichtslosesten Profiteure schlagen!“

Die Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG) hat eine internationale Kampagne initiiert, um den wachsenden Einfluss der Konzerne zu stoppen. Zusammen mit 50 Organisationen aus aller Welt forderte die CBG die UNO auf, sich ohne Rücksicht auf Konzerninteressen für Umweltschutz und eine gerechte Entwicklung einzusetzen
(Wortlaut unter: http:
www.xs4all.nl/ ceo/un/desailetter.html).

Kritiker befürchten, dass auch der UN-Umweltgipfel in Johannesburg von Konzerninteressen dominiert wird - mit der Konsequenz, dass unverbindliche Selbstverpflichtungen den Vorrang gegenüber bindenden Umweltzielen erhalten. Mimkes weiter: „Wohin die Dominanz von BAYER & Co. führt, zeigt die Entwicklung seit dem UN-Gipfel 1992 in Rio: der Abstand zwischen Arm und Reich wächst, Finanz-Crashs reißen Entwicklungsländer in katastrophale Krisen, und im Umweltbereich zeigen die wichtigsten Indikatoren - Klima, Abholzung, Artensterben, Verschmutzung der Gewässer - weiter nach unten.“

Unter http://www.corpwatch.org/ veröffentlichte die CBG eine detaillierte Kritik der Projekte, die BAYER beim „Global Compact“ eingereicht hat und die das vorgebliche Umweltbewußtsein den Konzerns belegen sollen.

Uerdingen

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 14. Juni 2002

29./30. Juni: 125 Jahre Werk Uerdingen

KRITISCHE BILANZ DES BAYER-JUBILÄUMS

Am 29. und 30. Juni feiert das BAYER-Werk Uerdingen sein 125jähriges Jubiläum. Lokale Initiativen und die Coordination gegen BAYER- Gefahren e.V. (CBG) legen zu diesem Anlass eine kritische Analyse der Geschäftstätigkeit von BAYER vor: unter www.125jahre.de.vu finden sich Hintergrundinformationen über die Fabrik in Uerdingen, und am Samstag, den 22. Juni, informieren die Vereine in einer Vortragsveranstaltung über die Schattenseiten des Chemiekonzerns.

Philipp Mimkes von der CBG: „Der Name BAYER steht für die Produktion hochgefährlicher Chemikalien und die rücksichtslose Ausbeutung der Umwelt. Noch heute werden in Uerdingen umstrittene Stoffe wie Phosgen, Bisphenol A und Pestizide hergestellt.“ Mimkes erinnert zudem daran, dass BAYER in den 40er Jahren den jüdischen Friedhof von Uerdingen für wenige Tausend Reichsmark „arisierte“ - auf dem Gelände befindet sich heute eine Werkseinfahrt. „BAYER muss eine Gedenktafel anbringen, mit der auf den Friedhof und die Rolle des Konzerns im Dritten Reich hingewiesen wird“, fordert Mimkes.

Rund 6.500 Mitarbeiter stellen im Uerdinger BAYER-Werk Kunststoffe, Pigmente und Pestizide her. Besonders umstritten sind die Müllverbrennungsanlage auf dem Werksgelände, die Herstellung des hormonschädigenden Bisphenol A sowie die Produktion des hochgefährlichen Phosgens - das ehemalige Kampfgas wird als Vorprodukt für Polyurethane verwendet. Die Phosgen-Produktion wird zur Zeit trotz Bedenken von Umweltverbänden erweitert.

Am 8. Februar traten bei einem Störfall im Uerdinger Werk giftige Salzsäure-Dämpfe aus, sechs Mitarbeiter mussten wegen Reizungen der Atemwege ärztlich behandelt werden. Die Feuerwehr zog einen Kordon um das Gelände und war mit 100 Einsatzkräften drei Stunden lang damit beschäftigt, die Dämpfe unter Kontrolle zu bringen. Zum Unfall-Hergang teilte der Konzern lediglich mit, beim Umfüllen einer Chemikalie sei ein Silo geborsten, ob es sich dabei um eine Stoff-Verwechslung oder eine andere Ursache handelte, gab BAYER nicht an.

neue website: www.125jahre.de.vu

[Importstopp] Kampagne Kongo

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 6. Juni 2002

UN BERICHT: KRIMINELLER ROHSTOFF-HANDEL AUS DEM KONGO

BAYER-Tochter H.C. STARCK stoppt Tantal-Importe

Ein in der letzten Woche vorgelegter Bericht der Vereinten Nationen stellt fest, dass internationale kriminelle Banden und kongolesische Rebellengruppen mit Rohstoffen aus dem Kongo handeln. Insbesondere im Osten des Landes werden Teile der Bevölkerung zum Rohstoff-Abbau gezwungen. Nach Angaben der UN wird die kongolesische Herkunft der exportierten Güter im internationalen Rohstoffhandel zunehmend verschwiegen.

Einen der wertvollsten Rohstoffe im Kongo stellt das in der Elektronikindustrie verwendete Tantal dar. Weltmarktführer für das seltene Metall ist die BAYER-Tochter H.C. STARCK aus Goslar. STARCK hatte den Import aus dem Kongo lange abgestritten und erst im vergangenen Oktober direkte Käufe aus Zentralafrika eingeräumt. Laut Recherchen der Washington Post war H.C. STARCK zeitweise größter Abnehmer von kongolesischem Tantal.

Nach Veröffentlichung des UNO-Berichts verlautbarte das Unternehmen: „Seit August 2001 kauft H.C. Starck kein Material aus Zentralafrika mehr.“ Damit kommt STARCK einer Forderung von Friedens- und Umweltgruppen aus aller Welt nach, die einen Importstopp für kongolesisches Tantal verlangen, um die Finanzierung der Bürgerkriegsparteien auszutrocknen. Das Unternehmen behauptet zudem, in der Vergangenheit keine Abgaben an Rebellengruppen geleistet zu haben.

Da die BAYER-Tochter jedoch bis heute ihre kongolesischen Partner nicht offengelegt hat, bleiben Kritiker skeptisch: Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Die widersprüchlichen Angaben von H.C. STARCK geben Anlass zu Mißtrauen: Im Oktober 2001 räumte das Unternehmen ein, Tantal aus Ost-Kongo zu beziehen, nun soll der Kontakt bereits im August 2001 beendet worden sein.“
Auch die Aussage, dass kein Geld an kriegführende Parteien floss, sei nicht nachvollziehbar: „Da die Rebellenorganisation RCD den Osten des Landes beherrscht und dort Steuern und Zölle erhebt, wäre dies nur mit Schmuggel zu erreichen.“

Nach Angaben der UNO führt der zwangsweise Einsatz von Landarbeitern in der Rohstoffproduktion zu einem Rückgang der Produktion von Nahrungsmitteln im Kongo. Unterernährung sowie die anhaltenden Kämpfe bedingen eine der höchsten Sterblichkeitsraten der Welt. Axel Köhler-Schnura von der CBG: „Der Fall zeigt, dass BAYER nicht davor zurückschreckt, Profite mit Zwangsarbeit und Krieg zu machen.“

Coltan

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 6. Juni 2002

UN BERICHT: KRIMINELLER ROHSTOFF-HANDEL AUS DEM KONGO

BAYER-Tochter H.C. STARCK stoppt Tantal-Importe

Ein in der letzten Woche vorgelegter Bericht der Vereinten Nationen stellt fest, dass internationale kriminelle Banden und kongolesische Rebellengruppen mit Rohstoffen aus dem Kongo handeln. Insbesondere im Osten des Landes werden Teile der Bevölkerung zum Rohstoff-
Abbau gezwungen. Nach Angaben der UN wird die kongolesische Herkunft der exportierten Güter im internationalen Rohstoffhandel zunehmend verschwiegen.

Einen der wertvollsten Rohstoffe im Kongo stellt das in der Elektronikindustrie verwendete Tantal dar. Weltmarktführer für das seltene Metall ist die BAYER-Tochter H.C. STARCK aus Goslar. STARCK hatte den Import aus dem Kongo lange abgestritten und erst im vergangenen Oktober direkte Käufe aus Zentralafrika eingeräumt. Laut Recherchen der Washington Post war H.C. STARCK zeitweise größter Abnehmer von kongolesischem Tantal.

Nach Veröffentlichung des UNO-Berichts verlautbarte das Unternehmen: „Seit August 2001 kauft H.C. Starck kein Material aus Zentralafrika mehr.“ Damit kommt STARCK einer Forderung von Friedens- und Umweltgruppen aus aller Welt nach, die einen Importstopp für kongolesisches Tantal verlangen, um die Finanzierung der Bürgerkriegsparteien auszutrocknen. Das Unternehmen behauptet zudem, in der Vergangenheit keine Abgaben an Rebellengruppen geleistet zu haben.

Da die BAYER-Tochter jedoch bis heute ihre kongolesischen Partner nicht offengelegt hat, bleiben Kritiker skeptisch: Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): „Die widersprüchlichen Angaben von H.C. STARCK geben Anlass zu Mißtrauen: Im Oktober 2001 räumte das Unternehmen ein, Tantal aus Ost-Kongo zu beziehen, nun soll der Kontakt bereits im August 2001 beendet worden sein.“
Auch die Aussage, dass kein Geld an kriegführende Parteien floss, sei nicht nachvollziehbar: „Da die Rebellenorganisation RCD den Osten des Landes beherrscht und dort Steuern und Zölle erhebt, wäre dies nur mit Schmuggel zu erreichen.“

Nach Angaben der UNO führt der zwangsweise Einsatz von Landarbeitern in der Rohstoffproduktion zu einem Rückgang der Produktion von Nahrungsmitteln im Kongo. Unterernährung sowie die anhaltenden Kämpfe bedingen eine der höchsten Sterblichkeitsraten der Welt. Axel Köhler-Schnura von der CBG: „Der Fall zeigt, dass BAYER nicht davor zurückschreckt, Profite mit Zwangsarbeit und Krieg zu machen.“

Fußball

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 14. Mai 2002

Zum morgigen Finale der Champions League:

Erfolge im Fußball verdecken Schattenseiten des BAYER-Konzerns

Bayer 04 Leverkusen, bis vor einigen Jahren als Retortenclub verschrien, steht heute für modernen und erfolgreichen Fußball. Nebenbei verbessern die Erfolge in Meisterschaft, Pokal und Champions League das angeschlagene Image des Chemie-Unternehmens: rund eine Milliarde Menschen werden allein das morgige Finale verfolgen. Der Werbewert für den Mutterkonzern liegt nach eigenen Angaben bei 150 Millionen Euro.

Hierdurch rücken die Schattenseiten der BAYER-Geschäftspolitik in den Hintergrund: So ist BAYER weltweit der zweitgrößte Pestizid-Hersteller; nach Aussage der WHO werden jährlich mindestens 2 Millionen Landarbeiter durch Agrochemikalien vergiftet, zehntausende Fälle verlaufen tödlich. BAYER betreibt hochgefährliche Anlagen, in denen hunderttausende Tonnen des früheren Kampfgases Phosgen produziert werden und in denen es regelmäßig zu schweren Unfällen kommt.

Immer wieder bringt das Unternehmen wirkungslose und hochgefährliche Medikamente auf den Markt - von Heroin bis Lipobay; auch für die HIV-Infizierung Tausender Bluter waren BAYER-Produkte verantwortlich. Aktuell regt sich Widerstand gegen die Freisetzung gentechnisch veränderter Pflanzen durch eine BAYER-Tochterfirma.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.:
„Dem Unternehmen BAYER gelingt es, mit Werbung und Sponsoring von Umweltschäden und hochgefährlichen Produkten abzulenken.
Der beliebteste Sport der Welt wird degradiert zum bloßen Imagefaktor skrupelloser Konzerne.“

Dabei ist gerade Bayer 04 Leverkusen Motor für die voranschreitende Kommerzialisierung des Fußballs. Die Mannschaft kickt seit der Umwandlung des Vereins in eine GmbH laut Handelsregistereintrag „zum Zweck des Einsatzes als Werbeträger für die Bayer AG“. Für die Verwandlung des Clubs in eine Kapitalgesellschaft mussten 1998 eigens die DFB-Statuten geändert werden.

Gentech

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 26. April 2002

Tumulte auf BAYER-Hauptversammlung:

Gentechnik-Gegner stürmen Podium

Englische Gentechnik-Kritiker stürmten auf der heutigen BAYER-
Hauptversammlung das Podium. Mit Transparenten und Rufen wie „BAYER out of GM crops“ forderten sie den Stopp von Freisetzungs-
versuchen mit gentechnisch veränderten Pflanzen. Der Saalschutz schleifte die Protestierenden unter Anwendung körperlicher Gewalt aus dem Saal, einer Aktivistin wurde der Mund zugepresst.

Elf Kritische Aktionäre wiesen in der Diskussion auf die Kehrseiten der BAYER-Bilanz hin. In der abschließenden Abstimmung verweigerten knapp 10 Prozent der Aktionäre (entsprechend rund 21 Millionen Aktien) dem Vorstand und Aufsichtsrat die Entlastung.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren:
„BAYER wird bei der rücksichtslosen Ausbringung gentechnisch veränderter Pflanzen weiterhin auf großen Widerstand stoßen.“

BAYER steigt durch die Übernahme der AVENTIS CROPSCIENCE AG zum führenden Gentechnik-Unternehmen Europas auf. AVENTIS ist verantwortlich für den Großteil der in ganz Europa umstrittenen Freisetzungsversuche. Die Mehrheit der Verbraucher lehnt gentechnisch veränderte Lebensmittel ab.

Unter www.bayerhazard.com haben englische Gentechnik-Kritiker eine homepage zu BAYER veröffentlicht. Weitere Hintergrund-Informationen finden sich unter www.CBGnetwork.de.

Hauptversammlung

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 25. April 2002

BAYER-Hauptversammlung: Proteste gegen Steuergeschenke für Konzerne

Kritische Aktionäre kündigen an, auf der morgigen Hauptversammlung der BAYER AG gegen die milliardenschweren Steuergeschenke an Großkonzerne zu protestieren. BAYER hatte im letzten Jahr gerade noch 150 Millionen Euro Ertragsteuern gezahlt - trotz eines Gewinns von rund einer Milliarde Euro. Im Jahr zuvor zahlte der Konzern noch 1,15 Milliarden Euro Steuern, ein Rückgang um 87%.

Während die Lohnsteuer in den letzten Jahren beständig stieg, hat sich die Besteuerung großer Konzerne und Banken im letzten Jahr glatt halbiert. Verantwortlich für diese Umverteilung von unten nach oben ist Finanzstaatssekretär Heribert Zitzelsberger, der vor seinem Eintritt in die Politik Leiter der Steuerabteilung der BAYER AG war. Zitzelsberger hat die Senkung der Körperschaftssteuer, die Steuerfreistellung beim Verkauf von Unternehmensbeteiligungen und die teilweise Streichung der Gewerbesteuer durchgesetzt.

So erhielt das Land NRW im vergangenen Jahr keinen einzigen Euro Körperschaftssteuer - allein an den BAYER-Konzern wurden 250 Mio Euro zurücküberweisen. Die Stadt Leverkusen erlitt Einbußen der Gewerbesteuer von rund 45 Mio Euro. Nach Ansicht der Kritiker trägt die Allgemeinheit somit die Kosten des LIPOBAY-Desasters - die Folge sind immer neue Einschnitte in das soziale Netz.

Hubert Ostendorf von der Coordination gegen BAYER-Gefahren: „In der Person von Heribert Zitzelsberger manifestiert sich die unerträgliche Verquickung von Politik und Wirtschaft. Als Vertreter der Wirtschaft sorgt er für die umfangreichsten Steuergeschenke an die Industrie in der Geschichte der Bundesrepublik. Kein Wunder, dass BAYER-Chef Manfred Schneider die Berufung von Zitzelsberger zum Staatssekretär seinerzeit “als unseren Beitrag zur Steuerpolitik„ bezeichnete.“

Mitglieder der Organisation attac beteiligen sich an den morgigen Protesten.

PCB

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 23. April 2002

Auf der BAYER-Hauptversammlung am 26. April:

Norwegische Umweltschützer fordern Entgiftung des Osloer Hafens

Norwegische Umweltschützer haben angekündigt, auf der Haupt-
versammlung der BAYER AG am kommenden Freitag eine Beteiligung des Unternehmens an der Reinigung des Osloer Hafens zu fordern. Weite Teile der norwegischen Küste sind stark mit polychlorierten Biphenylen (PCB) verseucht. Chemische Nachweisverfahren zeigen, dass der größte Teil der gefundenen Gifte aus der Produktion von BAYER stammt.

Tom Erik Okland von Norges Naturvernforbund (Friends of the Earth Norway): „Norges Naturvernforbund und die Stadt Oslo erwägen eine Klage gegen BAYER und andere PCB-Hersteller. Die Entgiftung des Hafens von Oslo wird etwa 26 Millionen Euro kosten. Wir fordern eine Beteiligung des Unternehmens BAYER an diesen Kosten!“

Die in Oslo gefundenen PCB stammen hauptsächlich aus alten Schiffs-
Anstrichen. BAYER hatte die Hersteller von Schiffsfarben bis Ende der 70er Jahre mit PCB beliefert, jedoch keine Informationen über deren Giftigkeit und Persistenz veröffentlicht - obwohl dem Unternehmen die Gefahren für die Umwelt bereits Mitte der sechziger Jahre bekannt waren. Okland weiter: „Wenn BAYER die Risiken von PCB rechtzeitig bekanntgegeben hätte, hätte die Kontaminierung weiter Teile der norwegischen Küste verhindert werden können!“

Axel Köhler-Schnura von der Coordination gegen BAYER-Gefahren e.V.: „Bereits 1983 habe ich von BAYER die Entgiftung aller PCB-Fundorte gefordert. Doch der Konzern hat sich rücksichtslos über seine Verantwortung hinwegsetzt: Die Profite wurden eingestrichen, die Haftung für die Folgen wird nun verweigert.“

Tom Erik Okland wird auf der Hauptversammlung der BAYER AG am 26.4. in den Messehallen Köln-Deutz sprechen.

Ab 9 Uhr steht er vor den Messehallen für Presse-Gespräche zur Verfügung.

Hintergrund-Informationen unter: http://www.naturvern.no/gift/index.en.html

USA

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 3. April 2002

= Klage von 11 ehemaligen Angestellten: ==

US-Gericht verurteilt BAYER-Konzern zu Zahlungen von 3,8 Mio US Dollar ==

Der BAYER-Konzern ist in den USA zur Übernahme von Pensions-
zahlungen an elf arbeitsunfähige Chemiearbeiter verurteilt worden.
Die Betroffenen sind ehemalige Mitarbeiter der Firma SpecialtyChem Products, die BAYER im vergangenen Jahr verkauft hatte, ohne mit den Käufern die Fortzahlungen der Renten zu klären. Die ehemaligen Arbeiter hatten seit dem Besitzerwechsel keine Pensionen mehr erhalten.

BAYER hatte vor dem Verkauf erklärt, alle Verbindlichkeiten der Tochterfirma zu übernehmen, wozu auch Pensionsansprüche gehören. Die Firma Chestnut, Käuferin von SpecialtyChem Products hatte sich daher geweigert, die Renten weiter auszuzahlen. Nach Angaben des Gerichts belaufen sich die Zahlungen auf insgesamt 3,8 Millionen US Dollar.

Lewis Kaplan, Richter am District Court of Southern New York in der Urteilsbegründung: „Man sollte meinen, dass die beteiligten Parteien angesichts der teilweise schweren Erkrankungen der Betroffenen eine vernünftige Übereinkunft getroffen hätten. Leider trügt diese Hoffnung. Die Angestellten wurden von den Firmen regelrecht im Regen stehen gelassen.“ Kaplan kritisiert, dass die Konfliktparteien bis zur juristischen Klärung des Falles keine Übergangslösung schufen, die eine Versorgung der ehemaligen Mitarbeiter sicher stellte.

Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren:
„Wir beobachten seit Jahren eine Verschlechterung der Arbeits-
bedingungen bei BAYER, der Fall SpecialtyChem Products ist nur die Spitze des Eisbergs. Es steht zu befürchten, dass der gegenwärtige Umbau von BAYER zu einer Holding zu noch unsichereren Arbeits-
verhältnissen führt.“

Fenthion

CBG Redaktion

Pressemitteilung vom 6. Februar 2002

Vogelsterben durch Bayer-Pestizid

Amerikanische Vogelschutz-Verbände fordern ein Verbot des Pestizids Fenthion, dessen Anwendung zu dramatischen Vogelsterben im Bundesstaat Florida führt. Mindestens 16 seltene Vogelarten werden durch das von der Firma Bayer hergestellte Pestizid in ihrem Bestand gefährdet. Die American Bird Conservancy (ABC) reichte Klage gegen die Umweltbehörde EPA ein und ruft zu Protesten gegen Bayer auf - hierfür wurde unter www.BanFenthion.org eine neue homepage eingerichtet.

Fenthion wird in Florida zur Bekämpfung von Moskitos sowie in der Fischzucht eingesetzt. Die EPA wird in den nächsten Wochen entscheiden, ob die Zulassung von Fenthion verlängert wird.
Gerald Winegrad (ABC): „Es gibt keinen vernünftigen Grund, die Zulassung zu verlängern. Alle anderen amerikanischen Bundesstaaten verwenden mit Erfolg weniger gefährliche Chemikalien.“

Axel Köhler-Schnura (Coordination gegen BAYER-Gefahren):
„Wir begrüßen die Aktion der ABC und schließen uns der Forderung nach einem Stop der Zulassung an.“

Bayer stellt Fenthion seit über 40 Jahren her. Forscher des Unternehmens hatten die Substanzklasse der Organophosphate in den 30er Jahren bei der Suche nach Chemischen Kampfstoffen entdeckt. Bayer vermarktet die Gifte seitdem als Pestizide - neben Fenthion die von der Weltgesundheitsorganisation als „extrem gefährlich“ klassifizierten Wirkstoffe Azinphos-Methyl, Fenamiphos, Isofenphos und Tribufos.

Organophosphate stören das menschliche Nervensystem und können Schwindel, Sehstörungen und Atemlähmungen auslösen, bei hohen Konzentrationen den Tod. Entsprechend fordert Philipp Mimkes von der CBG: „Weltweit sterben jährlich bis zu 200.000 Menschen an Pestizidvergiftungen. Die Hersteller müssen endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und sämtliche Organophosphate vom Markt nehmen.“